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2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF

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MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg. Daniel Totz – Mitglieder gesucht: Die Reform der SPD-Parteiorganisation Aufsätze<br />

den letzten Jahren deutlich verschlankt. Bereits<br />

im Jahr 2006 zählte die Partei bundesweit nur<br />

noch ca. 9.300 Ortsvereine, obwohl man offiziell<br />

immer noch von ca. 12.000 Ortsvereinen sprach.<br />

Damals hatten mehr als die Hälfte der Ortsvereine<br />

weniger als 50 Mitglieder und nur noch 427<br />

Ortsvereine mehr als 200 Mitglieder. 44 Innerhalb<br />

der letzten 3-4 Jahre hat sich die Situation diesbezüglich<br />

nochmals erheblich verschlechtert.<br />

Ende 2010 hatte die SPD bundesweit noch 8752<br />

Ortsvereine. Hiervon verzeichneten 5287 Ortsvereine<br />

nur max. 49 oder weniger zahlende Mitglieder<br />

(60,4%). Die Anzahl der Ortsvereine mit<br />

über 200 zahlenden Mitgliedern hat sich gegenüber<br />

2006 noch einmal verringert und liegt nun<br />

bei 323 (3,69%). Der Reformbedarf ist also gegeben.<br />

Der Ansatz, inaktive Ortsvereine zu fusionieren,<br />

ist deshalb genau der Richtige. Eine<br />

schrittweise Abkehr vom Ortsverein, wie in früheren<br />

Gesprächsrunden noch diskutiert, ist nun<br />

jedoch vom Tisch.<br />

Weitere Themen, die sich in der Parteireform<br />

widerspiegeln, sind die Wünsche nach verstärkter<br />

Zusammenarbeit mit Vorfeldorganisationen,<br />

sowie der Ausbau der Partizipationsmöglichkeiten<br />

im Internet. Eine Reformierung der Parteigremien<br />

soll ebenfalls zu einer schlankeren<br />

und effektiveren Organisation beitragen. Nicht<br />

zuletzt wurde die Beitragstabelle gesenkt und<br />

vereinfacht, da sich viele potentielle Mitglieder<br />

von den hohen Beiträgen abschrecken ließen. 45<br />

5. Fazit<br />

Mit dem Parteitag im Dezember 2011 hat die<br />

SPD das erste Kapitel der Parteireform nun beendet.<br />

Viele der diskutierten und beschlossenen<br />

Maßnahmen sind sinnvoll, um Parteimitglieder<br />

zu aktivieren und die innerparteiliche Partizipation<br />

zu erhöhen. Ob dies letztlich aber auch gelingt,<br />

wird sich in den nächsten Jahren zeigen.<br />

Die Herangehensweise an die Parteireform, das<br />

Einbeziehen aller Mitglieder in die innerparteili-<br />

44 Dies ist besonders deshalb ein besorgniserregender Zustand,<br />

da die Forschung davon ausgeht, dass nur ca.<br />

10-25% der Parteimitglieder aktiv in der Partei mitarbeiten.<br />

Vgl.: Mielke, Gerd (2009), S. 63f.<br />

45 Vgl.: Niedermayer, Oskar (2009), S. 82-135.<br />

chen Diskussionsprozesse, sind jedoch gute Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Parteireform.<br />

Jetzt gilt es für die Partei am Ball zu bleiben und<br />

die beschlossenen Reformvorhaben energisch<br />

und mit Nachdruck umzusetzen.<br />

Literatur<br />

Alemann, Ulrich von/Klein, Markus (2009):<br />

Deutsche Parteimitgliederstudie 2009. Ergebnisse<br />

für die Mitglieder der SPD. Aus dem Bestand<br />

des Referats Parteiorganisation beim SPD-Parteivorstand.<br />

Zum Design der Studie siehe: www.<br />

phil-fak.uniduesseldorf.de/politikwissenschaft/<br />

personal-lehrstuehle/professur-ii-prof-dr-ulrichvonalemann/forschungsprojekte/pamis2009<br />

(aufgerufen im Oktober 2011).<br />

Biehl, Heiko (2005): Parteimitglieder im Wandel.<br />

Partizipation und Repräsentation. Wiesbaden.<br />

Bukow, Sebastian (2009): Parteiorganisationsreformen<br />

zwischen funktionaler Notwendigkeit<br />

und institutionellen Erwartungen. In: Jun, Uwe/<br />

Niedermayer, Oskar/Wiesendahl, Elmar (Hrsg.):<br />

Die Zukunft der Mitgliederpartei. Opladen,<br />

S. 211-228.<br />

Decker, Frank (2007): Parteiendemokratie im<br />

Wandel. In: Decker, Frank/Neu, Viola (Hrsg.):<br />

Handbuch der deutschen Parteien. Bonn, S. 19-61.<br />

Decker, Frank (2010): Parteien im politischen<br />

System der Bundesrepublik Deutschland. In:<br />

Kost, Andreas/Rellecke, Werner/Weber, Reinhold<br />

(Hrsg.): Parteien in den deutschen Ländern.<br />

Geschichte und Gegenwart. München, S. 71–99.<br />

Detterbeck, Klaus (2009a): Mitglieder in professionalisierten<br />

Parteien: Wofür brauchen Parteien<br />

noch Mitglieder? In: Schalt, Fabian et. al.<br />

(Hrsg.): Neuanfang statt Niedergang. Die Zukunft<br />

der Mitgliederparteien. Berlin, S. 289-303.<br />

Dittberner, Jürgen (2004): »Sind die Parteien<br />

noch zu retten?« Die deutschen Parteien: Entwicklungen,<br />

Defizite und Reformmodelle. Berlin.<br />

Endruweit, Günter (2004): Organisationssoziologie<br />

(2. Auflage). Stuttgart.<br />

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