2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
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Aufsätze Nikolas R. Dörr – 40 Jahre Front National [...] MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg.<br />
tremen französischen Rechten spinnen, welches<br />
sich positiv auf die Bildung des Front National<br />
auswirken sollte. Die Partei wurde offiziell am<br />
5. Oktober 1972 unter dem Namen Front National<br />
pour l'Unité Française gegründet. Jean-Marie<br />
Le Pen wurde als Kompromisskandidat zum<br />
Vorsitzenden gewählt. 22<br />
Die ersten Wahlen 1973-1979: Stagnation auf<br />
niedrigem Niveau<br />
Die ersten Nationalversammlungswahlen erbrachten<br />
am 4. März 1973 lediglich 0,5 Prozent<br />
der abgegebenen Wählerstimmen für den Front<br />
National. Jean-Marie Le Pen konnte in seinem<br />
Pariser Wahlkreis einen ersten Achtungserfolg<br />
von 5,2 Prozent verbuchen. Die folgenden Jahre<br />
waren von zahlreichen Rückschlägen für die Partei<br />
gekennzeichnet. Ehemalige Mitglieder des<br />
Ordre Nouveau riefen nach dessen erzwungener<br />
Auflösung das Comité Faire Front ins Leben. 23<br />
Aus diesem ging, nach innerparteilichen Streitigkeiten<br />
mit Jean-Marie Le Pen, im November<br />
1974 der rechtsextreme Parti des Forces Nouvelles<br />
(PFN) hervor. Diese Partei um François<br />
Brigneau und Alain Robert, dem ehemaligen<br />
stellvertretenden Parteivorsitzenden bzw. ehemaligen<br />
Generalsekretär des Front National,<br />
verharrte jedoch im Status einer Splitterpartei;<br />
bis Mitte der 1980er Jahre kehrten zahlreiche<br />
Parteimitglieder zum Front National zurück. Die<br />
Parlamentswahlen im März 1978 brachten dem<br />
Front National lediglich 0,3 Prozent der Wählerstimmen.<br />
Die Folge war eine vorsichtige Annäherung<br />
zwischen FN und PFN. Streitigkeiten mit<br />
dem PFN über eine gemeinsame Listenaufstellung<br />
für die ersten Direktwahlen zum Europäischen<br />
Parlament im Juni 1979 führten jedoch<br />
dazu, dass Le Pen kurzfristig die Teilnahme des<br />
Front National an den Wahlen absagte. Die PFN-<br />
Liste Union Française pour l'Eurodroite des<br />
22 Eric Roussel, Le Cas Le Pen. Les nouvelles droites en<br />
France, Paris 1985, S. 36.<br />
23 Nachdem es im Juni 1973 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
zwischen Anhängern des rechtsextremen<br />
Ordre Nouveau sowie Unterstützern der trotzkistischen<br />
Ligue Communiste gekommen war, wurden beide Organisationen<br />
vom französischen Ministerrat Ende Juni<br />
1973 aufgelöst.<br />
40<br />
Patries, angeführt vom ehemaligen Präsidentschaftskandidaten<br />
Tixier-Vignancour, erreichte<br />
lediglich 1,3 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen.<br />
Die ersten elektoralen Erfolge 1983<br />
Noch zu Beginn der 1980er Jahre hatte es nach<br />
einem Schattendasein für den Front National<br />
ausgesehen. Den Tiefpunkt stellte hierbei das<br />
Jahr 1981 dar: Die Präsidentschaftswahlen fanden<br />
ohne Jean-Marie Le Pen statt, da er das vom<br />
französischen Wahlrecht geforderte Quorum von<br />
500 Signaturen nationaler oder lokaler Mandatsträger<br />
nicht erreicht hatte, die FN-Dissidenten<br />
der PFN schürten den Konkurrenzkampf um<br />
Mitglieder sowie rechte Wählerstimmen und die<br />
Parlamentswahlen im Juni 1981 verliefen mit lediglich<br />
0,2 Prozent der Wählerstimmen enttäuschend.<br />
Durch die Wahl von Jean-Pierre Stirbois<br />
zum Generalsekretär im Anschluss an die<br />
Wahlen zur Assemblée Nationale im Juni änderte<br />
sich die Lage jedoch. Im September 1981 fand<br />
die erste Fête des Bleu-Blanc-Rouge statt: ein repräsentatives<br />
Parteifest, welches sich positiv auf<br />
die öffentliche Wahrnehmung des Front National<br />
auswirkte. 24<br />
Bei den nächsten, allerdings weniger wichtigen,<br />
Wahlen – der Wahl der französischen Kantone<br />
1982 – konnte der Front National in mehreren<br />
Kleinstädten überraschende Ergebniszuwächse<br />
erreichen. So unter anderem mit 13,3 Prozent der<br />
Wählerstimmen in Grand-Synthe, einer damals<br />
knapp über 25.000 Einwohner umfassenden<br />
Kleinstadt bei Dunkerque. Allerdings folgte auf<br />
diese ersten Wahlerfolge noch kein großes Medienecho,<br />
da sie einerseits noch sehr vereinzelt<br />
ausfielen und andererseits den Kantonalwahlen<br />
keine große Bedeutung zugemessen wurde. Erste<br />
größere Wahlerfolge stellten sich im Jahre 1983<br />
auf lokaler Ebene ein. Die Kommunalwahlen<br />
dieses Jahres brachten dem Front National erstmals<br />
landesweit beachtete Erfolge und beendeten<br />
die „quasi Nichtpräsenz in der politischen<br />
Arena” 25 seit 1972. Jean-Marie Le Pen erreichte<br />
im März 1983 als Spitzenkandidat im XX. Pari-<br />
24 Thimm, Kommunikation, S. 140-144.<br />
25 Lampe, Aufstieg, S. 27.