2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
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Rezensionen MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg.<br />
in Kapitel 3 in einiger Länge, doch schematisch<br />
und einprägsam, aufgearbeitet.<br />
Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der Inhaltsanalyse<br />
präsentiert. Der Leser bekommt so<br />
einen tiefen Einblick in das Demokratieverständnis<br />
der vier Parteien und dessen Wandel im Lauf<br />
der Jahre. Hier wird die Dichte der Informationen<br />
zu einem umfassenden Bild verbunden, und<br />
der Vorteil der methodischen Arbeitsweise spiegelt<br />
sich in dieser von Daten gesättigten Darstellung.<br />
Die so erarbeiteten Einzelbilder führt Zilla<br />
schließlich in dem folgenden Kapitel 5 zusammen,<br />
wenn die Diskurse der Parteien im Kontext<br />
rekonstruiert und einander gegenübergestellt<br />
werden.<br />
Die Monographie schließt mit einem Epilog in<br />
Kapitel 6, der die methodischen Ansprüche der<br />
Autorin vor dem Hintergrund der abgeschlossenen<br />
Untersuchung reflektiert und evaluiert.<br />
Die Ergebnisse der Studie sind hochinteressant<br />
und besitzen Relevanz auch jenseits der Untersuchung<br />
lateinamerikanischer politischer Systeme.<br />
Zilla kann die Unterschiede in der diskursiven<br />
Behandlung von „Demokratie“ zwischen den<br />
einzelnen Parteien überzeugend und umfassend<br />
aus ihrem Material erarbeiten. Dabei gelingt es<br />
ihr, den einzelnen Parteien jeweils eine ihnen eigene<br />
Auffassung der Demokratie zuzuordnen,<br />
die sich in sehr spezifischen Ausprägungen darstellen<br />
kann und sehr stabil oder aber starken<br />
Veränderungen unterworfen sein kann. Zudem<br />
kann gezeigt werden, dass auch der Stellenwert<br />
der Demokratie im Diskurs von Partei zu Partei<br />
unterschiedlich stark ausgeprägt ist.<br />
Besonders interessant ist dabei, dass der Vergleich<br />
zwischen beiden politischen Systemen<br />
eine Gruppierung zulässt. Die Einbettung in den<br />
jeweiligen Kontext trägt hier zur Interpretation<br />
der Ergebnisse bei und ermöglicht es, diese in<br />
einen breiteren Zusammenhang zu stellen und<br />
dementsprechend zu interpretieren.<br />
Aufgrund der so erarbeiteten Ergebnisse kann<br />
abschließend die These zum Zusammenhang von<br />
Verhaltenswandel und Demokratieverständnis<br />
der Parteien diskutiert werden. So ist zunächst<br />
<strong>18</strong>6<br />
festzuhalten, dass nur die chilenischen Sozialisten<br />
einen wirklichen Wandel in ihrer Demokratieauffassung<br />
erkennen lassen. Allerdings lässt<br />
die Art, wie Demokratie behandelt wird, in einem<br />
größeren Verständnis doch bei allen Parteien<br />
eine deutlich positivere Einstellung bezüglich<br />
der einzelnen Aspekte demokratischer Ordnungen<br />
erkennen. Dieser Wandel ist laut Zillas Ergebnissen<br />
untrennbar mit den autoritären Erfahrungen<br />
verknüpft.<br />
Zilla stellt an ihre Untersuchung den Anspruch,<br />
auch methodisch Innovationen in der empirischen<br />
Parteienforschung anzustoßen. Dies gelingt<br />
ihr aufgrund der großen Sorgfalt und des<br />
Bemühens, den Forschungsprozess und die damit<br />
verbundenen methodischen Entscheidungen<br />
nachvollziehbar zu machen. Die Reflexion über<br />
die eigene Rolle als Forscherin, die eigenen<br />
Grundannahmen und die daraus resultierende<br />
Vorgehensweise wird in einem sinnvollen Umfang<br />
betrieben, zumal wenn man den Bruch mit<br />
dem mainstream nachvollziehbar und sinnvoll<br />
argumentieren will. Ebenso werden die Probleme<br />
der eigenen Vorgehensweise, wie z. B. die<br />
Materialsuche und die daraus resultierende Heterogenität<br />
der bearbeiteten Materialien, offengelegt<br />
und diskutiert. Die Arbeit sticht damit positiv<br />
aus einer Vielzahl politikwissenschaftlicher<br />
Publikationen hervor.<br />
Aus den genannten Gründen ist Zillas Monographie<br />
ein lesenswerter Beitrag für diejenigen Forscher,<br />
die sich mit den politischen Entwicklungen<br />
im Cono Sur und dem damit zusammenhängenden<br />
Denken beschäftigen. Darüber hinaus ist<br />
sie auch für all diejenigen, die sich für neue methodische<br />
Ansätze in der empirischen politikwissenschaftlichen<br />
(Parteien-)Forschung interessieren,<br />
relevant und zu empfehlen.<br />
Dipl.-Kulturwirtin Sophie Haring