2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg. Rezensionen<br />
essierten Leser aufzeigt, wie es um die Potentiale<br />
und Effekte, aber explizit auch um die Grenzen<br />
und die tatsächliche Relevanz internetbasierter<br />
politischer (Wahlkampf-)Kommunikation im<br />
Kontext der Bundestagswahl 2009 bestellt ist.<br />
Damit liefert der vorliegende Sammelband einen<br />
wichtigen Beitrag zur systematischen und strukturierten<br />
Betrachtung eines Forschungsbereichs,<br />
der eine enorme Fülle an Publikationen unterschiedlichster<br />
Provenienz aufweist. Unter Berücksichtigung<br />
verschiedener Akteursperspektiven<br />
und der „zentralen Format[e] der politischen<br />
Online-Kommunikation“ (S. 13) werden in den<br />
einzelnen Beiträgen „Strategien, Inhalte, Rezeptions-<br />
und Wirkungsweisen des E-Campaigning“<br />
(S. 13) dargestellt.<br />
Besonders positiv hervorzuheben ist der einführende<br />
Beitrag der Herausgeber: untermauert<br />
durch empirische Belege wird zunächst der gesellschaftliche<br />
Stellenwert des Internets als politisches<br />
Kommunikations- und Informationsmedium<br />
herausgearbeitet, immer mit Bezug zu den<br />
daraus resultierenden Implikationen für den<br />
2009er Wahlkampf. Darüber hinaus bieten<br />
Schweitzer/Albrecht dem Leser eine sehr empfehlenswerte<br />
Zusammenfassung der Anfänge und<br />
Entwicklungsstadien von Online-Wahlkämpfen in<br />
den USA und Deutschland. Dabei beschränken<br />
sich die Autoren nicht auf eine rein deskriptive<br />
Darstellung der einzelnen Entwicklungsphasen,<br />
sondern stellen dieser eine nützliche Aufarbeitung<br />
des Forschungsfeldes der Online-Kommunikation<br />
zur Seite. So ergibt sich ein anschauliches<br />
und zugleich wissenschaftlich fundiertes Bild zentraler<br />
Theorien, Instrumente und Methoden politischer<br />
Online-Kommunikationsforschung.<br />
Auf Grundlage dieser Einführung folgen nun<br />
vier Kapitel mit unterschiedlichen thematischen<br />
Schwerpunkten. Das Kapitel „Kontext und Strategien“<br />
wird eröffnet durch einen Beitrag von<br />
Christoph Bieber, der den Leser noch einmal mit<br />
in das Jahr 2009 nimmt, indem er Kontextbedingungen<br />
(„Der Obama-Effekt“, „Das Superwahljahr“,<br />
„zensursula-Kampagne“) und Verlauf des<br />
Internet-Wahlkampfs 2009 skizziert. Außerdem<br />
bietet er eine Übersicht über das Spektrum an<br />
kommunikativen Möglichkeiten, die die Parteien<br />
zur Kampagnengestaltung genutzt haben. Ange-<br />
sprochen werden neben der mittlerweile obligatorischen<br />
Website auch Social Media und Web<br />
2.0 Angebote. Allerdings, so stellt der Autor dar,<br />
ist dieses kommunikative Feuerwerk nach Abschluss<br />
des Wahlkampfs erloschen, die „alte<br />
Medienwelt“ (S. 91) übernimmt wieder das<br />
Kommando. Nachhaltige Einflüsse des Online-<br />
Wahlkampfs auf die politische Kommunikation<br />
der Parteien oder gar den politischen Prozess<br />
sieht Bieber nur am Rande. Dennoch spricht der<br />
Autor vom Online-Wahlkampf 2009 als einer<br />
„Zäsur für das politische Internet“ (S. 93f.), was<br />
er unter anderem an der Erweiterung der Parteienlandschaft<br />
um die Piratenpartei festmacht.<br />
Sinnvoll ergänzt werden diese Betrachtungen<br />
durch eine über den nationalen Kontext hinausgehende<br />
vergleichende Studie von Online-Kampagnen<br />
in Frankreich, Deutschland, Großbritannien<br />
und den USA. Lilleker/Jackson gehen in ihrer<br />
Analyse der Frage nach, ob die Etablierung<br />
des Internets als Kommunikationsmedium und<br />
die Möglichkeiten des Web 2.0 einen neuen interaktiveren<br />
Kampagnentyp zur Folge haben.<br />
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass allein<br />
die Kampagne von Barack Obama 2008 eine<br />
innovative und wegweisende Ausnahme darstellt.<br />
In der Regel nutzen die analysierten politischen<br />
Akteure die partizipatorischen und interaktiven<br />
Potentiale des Internet jedoch nicht, vermutlich,<br />
um die Kontrolle über ihre Kampagne<br />
nicht zu verlieren.<br />
Das sich anschließende Kapitel begibt sich nun<br />
auf die Nutzerebene. Es thematisiert die überaus<br />
relevante Frage nach der Nutzung und der Bedeutung<br />
des Internets als Medium der politischen<br />
Information. Genau dieser beiden Fragen<br />
nimmt sich der Beitrag von Faas/Partheymüller<br />
an. Ausgehend von der Tatsache, dass das Internet<br />
mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten<br />
angekommen ist, gehen die Autoren der zu Recht<br />
kritisch („digital divide“ und „Pullmedium“,<br />
S. 120) aufgeworfenen Frage nach, ob damit<br />
auch eine gestiegene Bedeutung des Internets als<br />
politisches Informationsmedium einhergeht.<br />
Gleichzeitig versuchen die Autoren in Anlehnung<br />
an Erkenntnisse aus der Partizipations- und<br />
Rezeptionsforschung diejenigen Faktoren zu ermitteln,<br />
die eine Hinwendung zu politischen On-<br />
<strong>18</strong>1