2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
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MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg. Rezensionen<br />
weiter in vier Unterphasen: Die erste Phase von<br />
1992 bis 1996 bezeichnet die Autorin als Krisenund<br />
Transformationsphase, die zweite von 1996<br />
bis 2000 als Bipolarisierungsphase, die dritte<br />
von 2000 bis 2005 als Konsolidierungsphase und<br />
die vierte von 2005 bis 2008 schließlich als<br />
Transitionsphase hin zu einer neuen Stabilität<br />
des italienischen Parteiensystems. Zuvor liegt<br />
nach Kneisler aber auch in dieser Phase noch<br />
einmal ein genereller Wandel des Parteiensystems<br />
vor. Nur in der dritten Phase lässt sich<br />
demnach von einem partiellen Parteiensystemwandel<br />
sprechen.<br />
VI. Neuere Entwicklung seit 2008<br />
Als fünfte Phase, aber systematisch eine Ebene<br />
höher als die vorherigen vier Unterphasen angesiedelt,<br />
schließt sich die Entwicklung ab den<br />
Wahlen 2008 an, mit denen nach 1992 eine<br />
zweite Transformation des italienischen Parteiensystems<br />
vorliegt. Wiederum hat sich der Parteiensystemtyp<br />
gewandelt, dieses Mal von einem<br />
hoch fragmentierten Parteiensystem hin zu einer<br />
Zweiparteiendominanz. Insgesamt sieht die Autorin<br />
aber auch hierdurch noch keine keine Konsolidierung<br />
des Parteiensystems gegeben.<br />
VII. Die Ergebnisse<br />
Damit liegt nach Kneisler seit 1992 fast durchgehend<br />
ein genereller Parteiensystemwandel in Italien<br />
vor. Der Wandel des Parteiensystems von<br />
1992 bis 2008 fand vor allem auf der Angebotsseite<br />
statt, dagegen kaum auf der Nachfrageseite,<br />
da hier viele Elemente der „Ersten Republik“ erhalten<br />
geblieben sind, und nur teilweise bei den<br />
Rahmenbedingungen, insbesondere beim Wahlsystem.<br />
VIII. Der Zusatz<br />
Der zehnseitige, schön gemachte Anhang bietet<br />
sinnvolle Zusatzinformationen in tabellarischer<br />
Überblicksform, so z. B. als nette Dreingabe das<br />
zweiseitige italienisch-deutsche Wörterverzeichnis,<br />
in dem alle wesentlichen Begriffe des politischen<br />
und Parteiensystems Italiens mit einer kurzen<br />
Beschreibung aufgeführt und so auch für die<br />
noch wenig mit dem politischen System Italiens<br />
Bewanderten verstehbar werden. Ein Überblick<br />
über sage und schreibe 39 Parteienkürzel macht<br />
die Parteienvielfalt Italiens deutlich. Es schließen<br />
sich Überblicke über zahlreiche Parteiensystemeigenschaften,<br />
unterteilt in wesentliche Phasen<br />
des Parteiensystemwandels, an, abgerundet<br />
durch einen Überblick über fünfzehn verschiedene<br />
Phasen der Regierungskoalitionen seit 1948.<br />
Das sauber unterteilte Literaturverzeichnis berücksichtigt<br />
auch die italienischsprachige Literatur.<br />
Sicher hätte zusätzlich noch die ein oder andere<br />
Sekundärliteratur berücksichtigt werden<br />
können, aber nicht müssen.<br />
IX. Fazit<br />
Kritisch und positiv zugleich ist bei der Dissertation<br />
von Isabel Kneisler zu sehen, dass sie insgesamt<br />
sehr deskriptiv und zu wenig analytisch ist,<br />
obwohl die dritte Frage nach dem Warum des<br />
Parteiensystemwandels eine Gewichtung mehr in<br />
letztere Richtung hätte erwarten lassen. Allerdings<br />
kann man der Autorin dies auch nicht zum<br />
Vorwurf machen, da es ihr mit der von ihr vorgelegten<br />
Dissertation auf diese Weise gelingt,<br />
die von ihr zu Beginn ausgemachte Forschungslücke<br />
durch einen detaillierten quantitativ-empirischen<br />
Überblick über das italienische Parteiensystem<br />
und dessen Wandel ab 1992 zu schließen.<br />
Die vorliegende Dissertation ist die derzeit umfassendste<br />
und aktuellste Darstellung zum Parteiensystem<br />
in Italien und dessen Wandel, insbesondere<br />
seit 1992. Der Überblick über das Parteiensystem<br />
ist dabei ausgehend von einem theoretischen<br />
Rahmen äußerst systematisch und beleuchtet<br />
alle wichtigen Parteiensystemeigenschaften.<br />
Zudem ist der Detailgrad hoch und<br />
deckt damit insbesondere ab 1992 alle wesentlichen<br />
Entwicklungen des italienischen Parteiensystems<br />
in allen Facetten ab.<br />
Insgesamt lässt sich ein mille grazie an Isabel<br />
Kneisler für diese gelungene Dissertation über<br />
das Parteiensystem Italiens und dessen Wandel<br />
aussprechen. Jeder, der sich eingehender in das<br />
Parteiensystem Italiens ab 1992 einlesen möchte,<br />
sei hierauf verwiesen.<br />
Jan Kette, M. A.<br />
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