2012, Heft 18, S. 5-15 - PRuF
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MIP <strong>2012</strong> <strong>18</strong>. Jhrg. Sebastian Roßner – Von Töchtern und Enkelinnen Aufsätze<br />
einer Spende nicht aus. In der Tat ist § 25 II<br />
Nr. 5 PartG so unglücklich formuliert, daß der<br />
Wortlaut diese Lesart hergibt. Auch die bisher<br />
erschienenen Kommentare schweigen entweder<br />
zu dem Problem weitgehend3 oder lassen sich<br />
– teils zähneknirschend4 – auf das am Wortlaut<br />
haftende Verständnis ein5 .<br />
Allerdings weisen Argumente verschiedener<br />
Herkunft in eine andere Richtung. Denn sowohl<br />
eine Einbeziehung des verfassungsrechtlichen<br />
Rahmens (II.) wie auch eine genaue Betrachtung<br />
des inneren Gefüges und der Genese der Norm<br />
(III.) kommen – bezogen auf den Düsseldorfer<br />
Fall – jeweils zu dem Ergebnis, Spenden von Unternehmen<br />
anzunehmen, die, wenn auch nur mittelbar,<br />
vollständig im Eigentum der öffentlichen<br />
Hand stehen, sei den Parteien verboten. Vor allem<br />
läßt sich bei näherer Betrachtung die Reichweite<br />
des Spendenannahmeverbotes nach § 25 II Nr. 5<br />
PartG genauer bestimmen, was über den auf die<br />
kommunale Ebene begrenzten Einzelfall hinaus<br />
von Interesse ist. Gleichwohl bleibt rechtspolitischer<br />
Verbesserungsbedarf (IV.) im Regelungsbereich<br />
von § 25 II Nr. 5 PartG.<br />
II. Verfassungsrechtlicher Rahmen<br />
1. Das Recht der Parteienfinanzierung ist in all<br />
seinen Verästelungen und Querbezügen komplex,<br />
da es sowohl die private wie die staatliche<br />
Finanzierung der Parteien, ihre Rechnungslegung<br />
und ein spezialisiertes System von Sanktionen<br />
für Verfehlungen umfaßt.<br />
Zurückführen läßt es sich jedoch auf lediglich<br />
drei verfassungsrechtliche Prinzipien, die das<br />
Parteienfinanzierungsrecht regieren:<br />
3 Morlok, Martin: Kommentar zum Gesetz über die politischen<br />
Parteien. Das deutsche Bundesrecht. Systematische<br />
Sammlung der Gesetze und Verordnungen mit Erläuterungen<br />
(2007) § 25 Rn. 6.<br />
4 So deutlich bei Kersten, Jens, in: Kersten, Jens / Rixen,<br />
Stephan (Hg.), Parteiengesetz (PartG) und europäisches<br />
Parteienrecht. Kommentar, (2009) § 25<br />
Rn. 88 ff.<br />
5 Jochum, Heike, in: Ipsen, Jörn (Hg.), Kommentar zum<br />
Gesetz über die politischen Parteien, (2008) § 25<br />
Rn. 32; Lenski, Sophie-Charlotte, (2011) Parteiengesetz<br />
und Recht der Kandidatenaufstellung § 25 Rn. 58.<br />
a) Zunächst auf die Gleichheit der Parteien, deren<br />
sedes materiae zwar nach wie vor ungeklärt<br />
6 , aber in praktischer Hinsicht wohl vor<br />
allem von prozessualem Interesse ist 7 , da<br />
über die Existenz des parteienrechtlichen<br />
Gleichheitssatzes vollständige 8 und über seinen<br />
Inhalt jedenfalls weitgehende Einigkeit<br />
herrscht. Die Gleichheit der politischen Parteien<br />
gebietet danach eine strenge und formale<br />
Gleichbehandlung der Parteien, die<br />
aber im Falle der Gewährung staatlicher<br />
Leistungen an die Parteien zu einer sogenannten<br />
abgestuften Chancengleichheit modifiziert<br />
wird 9 .<br />
b) Weiterhin fußt das Recht der Parteienfinanzierung<br />
auf der Freiheit der Parteien, und<br />
zwar in verschiedener Hinsicht: Das generelle<br />
Recht sich aus privaten Quellen zu finanzieren<br />
ist ein Ausdruck der allgemeinen Freiheit<br />
der Parteien 10 ; die Beschränkung staatlicher<br />
Finanzierung auf ein gewisses, vom<br />
BVerfG durch eine relative und eine absolute<br />
Obergrenze konkretisiertes Maß 11 , wiederum<br />
6 Als Angebote kursieren: Art. 21 GG allein, so etwa<br />
Grimm, Dieter: § 14 Politische Parteien, in: Benda,<br />
Ernst / Maihofer, Werner / Vogel, Hans-Jochen (Hg.):<br />
Handbuch des Verfassungsrechts, 2. Aufl.1994 (599-<br />
656) Rn. 42 und Ipsen, Jörn, in: Sachs, Michael (Hg.),<br />
GG, 6. Aufl. (2011) Art. 21 Rn. 33; Art. 21 I 1 f. GG<br />
i.V.m. dem Demokratieprinzip nach Artt. 20 I und 28 I 2<br />
GG, so Tsatsos, Dimitris / Morlok, Martin: Parteienrecht<br />
(1982) S. 88 f.; Art. 21 I GG i.V.m. Art. 3 I GG<br />
und dem Demokratieprinzip aus Artt. 20 I und 28 I 2<br />
GG, so etwa Morlok, Martin, in: Dreier, Horst (Hg.),<br />
Grundgesetzkommentar, Bd. 2, 2. Aufl. (2006) Art. 21<br />
Rn. 76.<br />
7 Art. 3 I GG für die Begründung der Gleichheit der politischen<br />
Parteien heranzuziehen, eröffnet nicht zuletzt<br />
den Weg zur Verfassungsbeschwerde. Dies leistet zwar<br />
auch Art. 38 I GG, allerdings ist dessen Anwendungsbereich<br />
zu eng, um alle relevanten Fallkonstellationen<br />
zu erfassen.<br />
8 So etwa BVerfGE 120, 82 (104): „Das Recht auf<br />
Chancengleichheit der Parteien versteht sich […] als<br />
Bestandteil der demokratischen Grundordnung von<br />
selbst.“<br />
9 Siehe ausführlich bei Streinz, Rudolf, in: Starck, Christian<br />
(Hg.), v. Mangoldt / Klein / Starck GG, Bd. 2, 6.<br />
Aufl. (2010) Art. 21 Abs. 1 Rn. 123 ff.<br />
10 Vgl. Morlok, M.: in: Dreier GG, Art. 21 (2006) Rn. 66.<br />
11 BVerfGE 85, 264 (289 und 290 f.)<br />
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