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de ira Norbert Fries (Berlin) - Linguistik online

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<strong>Norbert</strong> <strong>Fries</strong>: <strong>de</strong> <strong>ira</strong> 107carent, habent autem similes illis quosdam impulsus: alioquin, si amor in illisesset et odium, esset amicitia et simultas, dissensio et concordia; quorum aliquain illis quoque exstant vestigia, ceterum humanorum pectorum propria bonamalaque sunt." 3 Je differenzierter die semiotischen Fähigkeiten eines Lebewesenssind, <strong>de</strong>sto nuancierter sind seine Gefühle.Durch Zeichen codierte Gefühle (im Sinne seelischer Empfindungen) will ichEmotionen nennen. Emotionen in diesem Sinne sind also keine angeborenenVerhaltensmechanismen, son<strong>de</strong>rn arbiträre, semiotische Entitäten. Als solcheinvolvieren sie für semiotische Prozesse charakteristische I<strong>de</strong>ntifikationsprozeduren:Spezifische Emotionen (Angst, Ekel, Wut usw.) beziehen sich somitauf spezifische Aspekte von Gefühlen (im Sinne seelischer Empfindungen).Das heißt, sprachliche Zeichen wie Angst, Ekel, Wut <strong>de</strong>notieren jeweils eineidiosynkratische Mixtur aus <strong>de</strong>n oben genannten Aspekten 1.-3. So <strong>de</strong>notiert das<strong>de</strong>utsche Wort Angst eine sprachspezifische (und sich durchaus von z. B. englischenAusdrücken wie fear, be afraid, be scared unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>) Mischungdreier Aspekte, nämlich(a) einen introspektiv wahrnehmbaren Zustand <strong>de</strong>r Ungewissheit gegenübereiner realen o<strong>de</strong>r eingebil<strong>de</strong>ten Bedrohung, <strong>de</strong>r(b) für an<strong>de</strong>re Lebewesen in bestimmten physischen Reaktionen wahrnehmbarwird, und <strong>de</strong>r(c) für bestimmte Situationen prototypisch ist (eben für angstauslösen<strong>de</strong> Situationen)Für die <strong>Linguistik</strong> relevante generalisierbare Funktionen von Gefühlen bestehendarin,• spezifische Bewertungen, nämlich emotionale, über sprachliche Äußerungenund ihre Komponenten zu liefern• hierdurch wesentlich in Entscheidungsprozesse einzugreifen und• die Planung, die Zielsetzung, <strong>de</strong>n Verlauf und das Ergebnis von Handlungenzu beeinflussen3 "'Zürnen' nennt <strong>de</strong>r Dichter Trieb und Erregung. Doch zürnen können Tiere ebensowenigwie verzeihen. Sprachlose Lebewesen haben keine menschlichen Affekte, haben aberbestimmte diesen ähnliche Instinkte. An<strong>de</strong>rnfalls wären, wenn es bei ihnen Liebe undHass gäbe, auch Freundschaft und Feindseligkeit, Zwist und Eintracht vorhan<strong>de</strong>n. Davonfin<strong>de</strong>n sich auch bei ihnen einige Spuren, im übrigen aber sind es für <strong>de</strong>n Menschen typischegute und schlimme Seelenregungen." (Seneca in De <strong>ira</strong>. Liber 1. Übersetzung vonGerhard Fink 1992:104 f.).

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