Kartierung der Streuobstbestände am Steinenberg - Hochschule ...
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6.6 Die Pflaume / Zwetschge<br />
als „Lehrgarten“ diente. Der Feudaladel, <strong>der</strong> Zwetschgen als geistliche Gastgeschenke<br />
erhielt, befahl darauf hin oftmals seinen Leibeigenen diese anzubauen.<br />
Schließlich entstanden im Mittelalter die ersten Anbaugebiete, die bis in die<br />
Gegenwart erhalten geblieben sind. Alte Anbaugebiete sind Bühl und Thüringen,<br />
welche durch den Anbau <strong>der</strong> Hauszwetschge bekannt geworden ist. Im 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t war <strong>der</strong> Zwetschgenanbau in Deutschland auf dem Höhepunkt. Um<br />
1911 waren in Deutschland 15 Arten und über 2000 Sorten bekannt. Zwetschgen<br />
aus verschiedenen Anbaugebieten k<strong>am</strong>en so in den Export, vor allem nach London<br />
(als Frischware) und in die USA (als Trockenzwetschgen). Mit dem steigenden<br />
Export und dem Beginn des Zwetschgenanbaus in den USA begann <strong>der</strong> Rückgang<br />
des Zwetschgenanbaus in Deutschland. Diese Erscheinung wurde durch Frostwinter,<br />
niedrige Preisniveaus und vor allem durch das Auftreten <strong>der</strong> Scharkakrankheit<br />
beschleunigt. Durch die Züchtung von resistenten Sorten wird gegenwärtig versucht<br />
diesen Rückgang zu stoppen.<br />
Allgemeine Angaben zu den Sorten<br />
Die einzelnen Sorten werden botanisch nicht unterschieden. Alle Sorten reifen ab<br />
Mitte Juli bis Anfang Oktober und sind im Hochsommer bis Frühherbst erntereif. Die<br />
Früchte sind grün, gelb, rot, violett, bunt o<strong>der</strong> braun gefärbt. Die farbigen Sorten sind<br />
heute seltener, da oft blaue Zwetschgen, aufgrund <strong>der</strong> vermuteten aber unbegründeten<br />
besseren Qualität, bevorzugt werden. Dies könnte zum Verlust dieser farbigen<br />
und durchaus wertvollen Sorten führen. Das Vorkommen auf alten Streuobstwiesen,<br />
wie z.B. <strong>am</strong> <strong>Steinenberg</strong>, wird dadurch umso wertvoller. Unterschieden wird weiterhin<br />
in frühreife und spätreife Gruppen. Oft wird die spätreife Gruppe bevorzugt, da sie<br />
sich zusätzlich zum Direktverkauf beson<strong>der</strong>s gut für das Herstellen von Vollkonserven,<br />
Belegfrüchten, Zwetschgenmus, Backzwetschgen und zu Brennzwecken eignet.<br />
Aus wirtschaftlichter Sicht ist heute die Hauszwetschge, aufgrund ihrer vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten, die wichtigste Sorte. Der Anbau dieser Sorte ist stark<br />
rückläufig, da sie beson<strong>der</strong>s anfällig gegenüber <strong>der</strong> Scharkakrankheit ist. Die<br />
Auswirkungen auf den Obstbau sind so stark, dass <strong>der</strong> Anbau nur noch in<br />
scharkafreien Gebieten als sinnvoll erscheint.<br />
Ansprüche an Boden und Klima<br />
Die Zwetschge hat eine große ökologische Amplitude. Optimale Standorte sind vor<br />
allem warme Lagen mit nährstoffreichen und Feuchtigkeit speichernden Böden. Die<br />
Wärme des jeweiligen Standortes wirkt sich entscheidend auf die Geschmacksqualität<br />
aus. Hochwertige Zwetschgen kommen immer von warmen Standorten. Die<br />
Zwetschge hat unter allen Obstarten die höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen an Feuchtigkeit.<br />
Eine optimale Versorgung liegt bei 700 mm Nie<strong>der</strong>schlag / Jahr, wobei 50 Prozent<br />
davon in <strong>der</strong> Vegetationszeit fallen sollten.<br />
Auf trockenen Böden werden die Früchte vorzeitig abgeworfen und erreichen die<br />
gewünschte Geschmacksqualität nicht. Leichte, sandige Böden haben den Nachteil,<br />
dass eine ständige Nährstoff- und Feuchtigkeitszufuhr nötig ist. Ungeeignete<br />
Standorte für die frostempfindliche Zwetschge sind Talsenken und allgemein Kaltluft<br />
stauende Lagen.<br />
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