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10/11 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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17 THEMA: MENSCHENSTERBENH<strong>in</strong>ausgehenim SegenMargrit laschmannEs war am Anfang me<strong>in</strong>es Dienstes.Ich wurde gerufen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Haus, <strong>in</strong> das derTod getreten war. Der Mann, der im Sterbenlag, war e<strong>in</strong> Angesehener im Dorf. Erlebte für se<strong>in</strong>e amilie. Er arbeitete gernund viel. O, ich lernte dieses gute bäuerlicheLeben sehr zu achten, ja zu lieben.Er tat viel für unsere <strong>Kirchen</strong>geme<strong>in</strong>de. Erhatte Humor und feierte gern. Se<strong>in</strong>e Händewaren groß, gezeichnet von Arbeit undzugleich waren sie bescheiden, denn siekannten auch Not.Das Sterben fiel ihm schwer. Aber, es warnicht so sehr der Tod, der ihn bedrückte,sondern da war e<strong>in</strong>e große Angst – e<strong>in</strong>eAngst vor Gottes Gericht und das zu sehen,machte wiederum mich sehr betroffen.Wie sollte ich diese Angst beruhigen?Ich hatte ke<strong>in</strong>e Erfahrungen. Ich hatte ke<strong>in</strong>Ritual. Ich ahnte, wie ihm zumute war,und fühlte mich hilflos. Ich stammelte e<strong>in</strong>paar Worte und betete mit ihm das Vaterunser.Ich weiß nicht mehr, ob ich michgetraut habe, ihn zu segnen.Diese Nacht ist mehr als 20 Jahre her.Noch immer gehe ich mit Herzklopfen <strong>in</strong>Stuben, wo gestorben wird. Ich weiß,auch wenn wir es kaum wagen, es auszusprechen,nicht mal im Angesicht des Todes,wie wenig wir fertig werden mit unseremunfertigen Leben. Ich glaube, esgibt dieses Leiden unter unserer Schuld,die uns vielleicht ganz am Ende vor unserenAugen steht. Ich spüre, wie schweres ist, Worte der Versöhnung zu f<strong>in</strong>den,vieles bleibt unausgesprochen, ungeklärt,zerbrochen über den Tod h<strong>in</strong>aus. Und dasist unser Schmerz am Ende und unsereAngst vor dem, was kommt – beides spiegeltsich <strong>in</strong> unserem Schweigen und <strong>in</strong>unseren Tränen.Was ich damals nicht konnte, versucheich jetzt zu sagen: dass es rieden gibtüber unseren Streit, SEINEN rieden; dasses Gnade gibt, die größer ist als all’ unsereSchuld; dass es Gottes Liebe gibt, dieso unbegreiflich und so wunderbar ist unddie wir so sehr brauchen zum Leben, zumSterben, zum Abschiednehmen.Alles fließt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Zeichen des Kreuzesauf der Stirn dessen, der gestorben ist,und auf se<strong>in</strong>er Brust – wie am Anfang <strong>in</strong>der Taufe, so am Ende unseres irdischenLebens.Die Angehörigen sagen kaum etwas, abersie nehmen es dankbar an, das e<strong>in</strong>er (e<strong>in</strong>e)aus-gesegnet wird – h<strong>in</strong>aus geht aus dieserWelt im Segen, der uns das gibt, waswir nicht schaffen zu tun.DA DER TOD, GENAU ZUNEHMEN, DER WAHREENDZWECK UNSERES LEBENS IST,so habe ich mich seit e<strong>in</strong> paar Jahrenmit diesem wahren, besten reund desMenschen so bekannt gemacht, dassse<strong>in</strong> Bild nicht alle<strong>in</strong>e nichtsSchreckendes mehr für mich hat,sondern recht viel Beruhigendes undTröstendes. Ich danke me<strong>in</strong>em Gott,dass er mir das Glück gegönnt hat, mirdie Gelegenheit zu verschaffen, ihn alsden Schlüssel zu unserer wahrenGlückseligkeit kennen zu lernen.Ich lege mich nie zu Bette, ohne zubedenken, dass ich vielleicht, so jungals ich b<strong>in</strong>, den anderen Tag nicht mehrse<strong>in</strong> werde. Und es wird doch ke<strong>in</strong>Mensch von allen, die mich kennen,sagen können, dass ich im Umgangemürrisch oder traurig wäre. ür dieseGlückseligkeit danke ich alle Tageme<strong>in</strong>em Schöpfer und wünsche sie vonHerzen jedem me<strong>in</strong>er Mitmenschen.Wolfgang Amadeus Mozart

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