10/11 - Evangelische Kirchen in Erfurt

THEMA: MENSCHENSTERBEN 12erläutert der Abteilungsleiter riedhofs- undBestattungswesen des Garten- und riedhofsamtes,Jens Kratzing. Das ist Kultur-, Geschichts-und Gesellschafts-Entwicklung inder Region – von Lebenden gestaltet und verantwortet.riedhofsverwalter sehen sich nicht zuletztauch in der Verantwortung, den Menschenden Umgang mit dem Tod als Teil des Lebenszu erschließen. In Erfurt hat man dazu vieleKompetenzen zusammengeführt, um die Thematikin unterschiedlichen ormen der Öffentlichkeitnahe zu bringen.Der riedhofswegweiser beispielsweise ist einansprechend gestalteter Ratgeber, stellt denErfurter Hauptfriedhof einst und heute in Wortund Bild vor, vermittelt Anschriften und Inserate,zeigt auf, wie viele Einrichtungen, Institutionen,Betriebe in Erfurt sich kompetentmit dem Thema Tod beschäftigen, um Hilfezu leisten in jedem Einzelfall. Der riedhofswegweiserträgt den Untertitel „Diesseits undJenseits“. An einer Neuauflage wird gegenwärtiggearbeitet, die 20.000 Stück der erstenAuflage waren rasch vergriffen.Auch oren und Gespräche zum Thema werdenrege angenommen. In Erfurt sollen siezur Tradition werden und jedes Jahr im Maioder Juni Vertreter der beiden großen Kirchenzusammenführen, um öffentlich über ethischeragen im Zusammenhang mit Tod und Sterbennachzudenken. Die Hospiz-Gruppe Erfurtdes Malteser Hilfsdienst e.V., die Evangelischeund die Katholische Erwachsenenbildung,die Universität und sogar Schülergruppenhaben sich diesbezüglich bereits engagiert.Auf dem Erfurter riedhof ergänzen sich verschiedeneormen der Bestattungskultur undder Landschafts- und Gartengestaltung zumBild eines gepflegten, ansprechenden Parksmit großen Alleen und weiträumigen reiflächen.Die Anlage hat vor 90 Jahren gartenarchitektonischbahnbrechenden Charakter gehabt.Nach einem deutschlandweit für Gartenkünstlerund Architekten ausgeschriebenenIdeenwettbewerb entschied man sich1913 für die Konzeptionen des GartenarchitektenHennings aus Hannover und des ArchitektenProf. Meißner aus Darmstadt. DenAufbau des zukünftigen Erfurter Hauptfriedhofsnahm dann ab 1913 der StadtgartendirektorHermann Braband in Angriff. Die ältestenGrabfelder befinden sich auf der Ostseite,sie unterscheiden sich in ihrer Gestaltungdeutlich von den neuen Grabanlagen.Heute verfügt der riedhof über 53 Grabfelderund Sonderanlagen. Neue Bestattungsartenfinden dieDeutlich ist die wachsende Bedeutung dereuerbestattung, in Erfurt wird sie in 90%der älle gewählt. Die Urnen-Gemeinschaftsanlageoder seit 2004 auch das Urnen-Gemeinschaftsgrabhaben den unguten Nimbusder Anonymität, des Vergessenwerdens verloren.Die Gemeinschaftsanlage trägt zwarkeine Namen, nur eine Jahreszahl, ist aberjederzeit ansprechend gestaltet und gepflegt.Das Gemeinschaftsgrab nimmt zwölf Urnenauf, trägt einen Grabstein mit den zwölf Namenund ist ebenfalls professionell gestaltetund gärtnerisch betreut.Dem Waldcharakter des Erfurter riedhofsentsprechend wird der naturnahen Beisetzungvon Urnen künftig besondere Aufmerksamkeitgewidmet: die Urnenbestattung am Baumist an der Westseite der Anlage vorgesehen.Dann werden Namensplatten auf dem Bodenunter dem jeweiligen Baum auf die Ruhestättenhinweisen.Der riedhofsverwaltung, dem Garten- undriedhofsamt obliegt die Pflege historischerGrabstätten, die zumeist unter Denkmalschutzstehen.Und auch neuere Gräber prominenter Erfurter,die nicht von Angehörigen betreut werdenkönnen, nimmt die riedhofsverwaltungin ihre Obhut. Patenschaften von Erfurter Bürgernsind dabei sehr hilfreich und werdenjederzeit mit Dankbarkeit entgegengenommen.Grabstätten schreiben Erfurter Stadtgeschichte– Historiker erarbeiten gegenwärtig einendetaillierten Katalog der Grabstätten prominenterErfurter, das Stadtarchiv ist ihnen dabeieine ergiebige „undstätte“.