12.07.2015 Aufrufe

TimeS. Training in MicroEnterprises South Tyrol. Die ... - AFI-IPL

TimeS. Training in MicroEnterprises South Tyrol. Die ... - AFI-IPL

TimeS. Training in MicroEnterprises South Tyrol. Die ... - AFI-IPL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>TimeS</strong><strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>MicroEnterprises</strong> <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>FORSCHUNGSBERICHTDIE BERUFLICHE WEITERBILDUNG IN SÜD-TIROL. EIN BEITRAG ZUR ENTWICKLUNGDES SYSTEMSSeptember 2008


Impressum 2IMPRESSUMF<strong>in</strong>anzierung: Europäischer Sozialfonds der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen - SüdtirolJahre: 2006/07, Ziel 3, Fasz. Nr. 3/138/2006<strong>Die</strong> Studie ist Eigentum des Europäischen Sozialfonds der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen - Südtirol.Herausgeber: <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stitutNeubruchweg 5/b/7, 39100 Bozen - Tel.: 0471-061950<strong>in</strong>fo@afi-ipl.orgwww.afi-ipl.orgVerantwortlich im S<strong>in</strong>ne des Pressegesetzes: Fabio Degaudenz, Präsident des Institutsausschusses des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong>.Gestaltung: <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong>.Druck: Tezzele Pr<strong>in</strong>t, Leifers.Entnahme von Informationen, Grafiken und Tabellen unter Angabe der Quelle gerne gestattet.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Inhaltsverzeichnis 7Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorische Änderungen“_________________________________________________ 96• Abbildung 25: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Branchen, Alter und Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung„Neues lernen“ _______________________________________________________________________________________ 98• Abbildung 26: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Nettolohn, Bildungsabschluss und Zutreffen derArbeitsbed<strong>in</strong>gung „tech.-org. Neuerungen“__________________________________________________________________ 98• Abbildung 27: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Tätigkeit, Passung Ausbildung – Tätigkeit undGeschlecht___________________________________________________________________________________________ 99• Abbildung 28: Median der Weiterbildungstage nach Zutreffen von Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen ________________________________ 99• Abbildung 29: Weiterbildungstage (Median) nach hierarchischer betrieblicher Position________________________________ 100• Abbildung 30: Empfundene Wichtigkeit von Weiterbildung und Weiterbildungstage (Median) __________________________ 100• Abbildung 31: Datenquelle - Weiterbildungsanbieter <strong>in</strong> Südtirol _________________________________________________ 102• Abbildung 32: Anzahl Weiterbildungsprojekte und Teilnehmer 2006______________________________________________ 103• Abbildung 33: Zusammensetzung der Weiterbildung nach Themenbereichen 2006__________________________________ 104• Abbildung 34: Anteil der Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Sprache_________________________________________________ 105• Abbildung 35: Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Sprache je Anbieter _______________________________________________ 105• Abbildung 36: Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Betriebsgröße ____________________________________________________ 106• Abbildung 37: Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Betriebsgröße je Anbieter ___________________________________________ 106• Abbildung 38: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Geschlecht __________________________________ 107• Abbildung 39: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Geschlecht je Anbieter _________________________ 107• Abbildung 40: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Altersklasse je Anbieter_________________________ 108• Abbildung 41: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Altersklasse__________________________________ 108• Abbildung 42: Zusammensetzung des Kursangebots _________________________________________________________ 108• Abbildung 43: Wie genau werden Kurse beschrieben? ________________________________________________________ 109• Abbildung 44: Welche Methoden zur Evaluierung des Lernerfolgs werden <strong>in</strong> Anspruch genommen? _____________________ 110• Abbildung 45: Wann f<strong>in</strong>den Weiterbildungsveranstaltungen statt? _______________________________________________ 111• Abbildung 46: H<strong>in</strong>dernisse für berufliche Weiterbildung________________________________________________________ 111• Abbildung 47: Unternehmen nach Beschäftigtenzahl und geografischer Lage_______________________________________ 115• Abbildung 48: Lage der Betriebe_________________________________________________________________________ 116• Abbildung 49: Beschäftigte nach Klassen __________________________________________________________________ 116• Abbildung 50: Prozentanteil an Unternehmen, aufgegliedert nach Wirtschaftstätigkeit KODE ATECO 2002_2, die ESF-Mittel <strong>in</strong>Anspruch genommen haben ____________________________________________________________________________ 117• Abbildung 51: Art der Kurse (Inhalte) _____________________________________________________________________ 118• Abbildung 52: Platzierung der Betriebe <strong>in</strong> Bozen und Trient im Rank<strong>in</strong>g der italienischen Prov<strong>in</strong>zen angesichts der wichtigstenBildungs<strong>in</strong>dikatoren___________________________________________________________________________________ 120<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


E<strong>in</strong>führung 81. E<strong>in</strong>führung1.1. ZIELSETZUNGENZielsetzung der Studie „<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>MicroEnterprises</strong> – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>“ ist es, e<strong>in</strong>en Beitrag zur Entwicklung desSystems der beruflichen Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zu leisten. H<strong>in</strong>ter dieser allgeme<strong>in</strong> gehaltenen Formulierungverbirgt sich die Absicht, jene Faktoren herauszuarbeiten, die das Weiterbildungsverhalten der Kle<strong>in</strong>betriebeund der dar<strong>in</strong> Beschäftigten bee<strong>in</strong>flussen. <strong>Die</strong> Relevanz der Kle<strong>in</strong>betriebe für die Südtiroler Wirtschaftsstrukturist unbestritten, wobei den Sektoren Handwerk, Gastgewerbe und Handel e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle zukommt. 1 Ausdiesem Grund konzentriert sich der vorliegende Bericht auf diese drei Sektoren, wenngleich e<strong>in</strong>ige der Ergebnisse(beispielsweise die Darstellung der f<strong>in</strong>anziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen) für sämtliche Betriebe des LandesGültigkeit beanspruchen können. Dargestellt werden die E<strong>in</strong>stellungen und die Zugangshürden zu beruflicherWeiterbildung sowohl für Betriebe wie für ArbeitnehmerInnen; <strong>in</strong> der Folge werden geeignete Maßnahmen vorgeschlagen,die dazu dienen, die erhobenen Barrieren (<strong>in</strong>sbesondere für die Zielgruppe der Kle<strong>in</strong>betriebe) zuverr<strong>in</strong>gern.Erkenntnis leitend für das gesamte Forschungsprojekt, <strong>in</strong>sbesondere aber für die betrieblichen Detailstudien,s<strong>in</strong>d folgende Fragen:1. Welche Faktoren bestimmen das Weiterbildungsverhalten von Kle<strong>in</strong>betrieben und beschäftigtenArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> Südtirol am Beispiel des Handwerks, des Tourismus und des Handels?2. Welche Effekte haben Weiterbildung und Weiterbildungsabst<strong>in</strong>enz?3. Von welchen Faktoren hängt der (wahrgenommene) Bedarf an zusätzlichen Kompetenzen (der Betriebewie der ArbeitnehmerInnen) ab?4. Welche Faktoren s<strong>in</strong>d für die Diskrepanz zwischen wahrgenommenem Weiterbildungsbedarf und tatsächlichemWeiterbildungsverhalten ausschlaggebend? Mit anderen Worten: Welche Barrieren beh<strong>in</strong>derndie Nutzung von formalisierter Weiterbildung?1.2. AUSGANGSÜBERLEGUNGEN<strong>Die</strong> Ausgangsüberlegungen für die vorliegende Studie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Auf denProdukt- wie auf den Arbeitsmärkten lassen sich zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e zunehmende Unsicherheit und Unkalkulierbarkeitsowie zum anderen e<strong>in</strong>e erhöhte Innovationsdynamik und Wissensdynamik der wirtschaftlichen Prozessefeststellen. <strong>Die</strong>se Entwicklungen bedeuten für die Ziel- und Adressatengenauigkeit des Weiterbildungsangebotese<strong>in</strong>e gravierende Herausforderung. 21. <strong>Die</strong> Funktion der beruflichen Weiterbildung wandelt sich: Angesichts der immer kürzer werdenden Halbwertszeitdes Wissens ist Lernen auf Vorrat nicht mehr angemessen. Notwendig wird e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierlicheWeiterbildung im S<strong>in</strong>ne lebenslangen Lernens.2. Zudem werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Die</strong>nstleistungswirtschaft mit reorganisierten Betrieben Kompetenzen immerwichtiger, die auf Problemlösungs- und Selbstorganisationsfähigkeiten, auf Koord<strong>in</strong>ierungs- wie aufKommunikationsfähigkeiten abzielen. <strong>Die</strong> Lern<strong>in</strong>halte von beruflicher Weiterbildung gehen immer stärkerüber re<strong>in</strong> fachbezogene Themen h<strong>in</strong>aus.3. <strong>Die</strong>se Entwicklungen tragen dazu bei, dass sich neue Sets von Vermittlungsformen entwickeln. Lernen vollziehtsich nur mehr zum Teil <strong>in</strong> den dafür vorgesehenen E<strong>in</strong>richtungen, sondern immer stärker <strong>in</strong> <strong>in</strong>formellenLernprozessen, wozu auch und gerade Kooperationen <strong>in</strong> Arbeitsgruppen gehören.Aus den angerissenen Gründen wird <strong>in</strong> Weiterbildungssystemen nicht mehr alle<strong>in</strong> die Angebotsseite, sondernverstärkt die Bedarfsseite untersucht und gestützt.Es ist sowohl auf europäischer, gesamtstaatlicher wie lokaler Ebene empirisch dokumentiert, dass die Beteiligungan formalisierter beruflicher Weiterbildung e<strong>in</strong>e Bruchl<strong>in</strong>ie aufweist: In der Regel beteiligen sich diebereits mit höheren formalen Bildungsabschlüssen ausgestatteten Beschäftigten an Weiterbildung. Deutlich1 Gemäß Arbeitsstättenzählung 2001 beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße <strong>in</strong> der Sachgütererzeugung (Handwerk) 3 Beschäftigte,im Handel 3,4 Beschäftigte und Beherbergung - Gaststätten 2,8 Beschäftigte. Insgesamt s<strong>in</strong>d knapp 40% der abhängigBeschäftigten der Privatwirtschaft <strong>in</strong> diesem Sektor tätig.2 Vgl. hierzu ausführlich Baethge, Mart<strong>in</strong> et. al. 2003<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


E<strong>in</strong>führung 9wird, dass neben länder- und branchenspezifischen Unterschieden auch die Betriebsgröße e<strong>in</strong>e Rolle spielt. 3Folgerichtig geben bei repräsentativen Befragungen Beschäftigte <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmen seltener an, an Weiterbildungsveranstaltungenteilzunehmen. 4Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebe s<strong>in</strong>d deshalb <strong>in</strong> Bezug auf die Weiterbildung e<strong>in</strong> Spezialfall. Studien des BIBB weisenam Beispiel der BRD nach, dass es e<strong>in</strong>e Reihe von möglichen Begründungen für Inaktivität im Bereich derberuflichen Weiterbildung gibt. 5 Je kle<strong>in</strong>er der Betrieb, desto angemessener wird das bestehende Qualifikationsniveauempfunden, zweitwichtigster Grund für die Inaktivität ist die fehlende Zeit.<strong>Die</strong>ser Bericht stellt dar, wie notwendig es ist, den Blick vom bestehenden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Ausmaßformalisierten Weiterbildungsangebot <strong>in</strong> Südtirol durch die E<strong>in</strong>beziehung der betriebsnahen, <strong>in</strong>formellen und„verdeckten“ Formen der Weiterbildung zu ergänzen.1.3. ANGEWANDTE METHODEN<strong>Die</strong> Erhebung des Weiterbildungsverhaltens von abhängig Beschäftigten wie von Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebenmacht den E<strong>in</strong>satz unterschiedlicher Forschungsmethoden und die Entwicklung vielfältiger Erhebungs<strong>in</strong>strumentenotwendig. <strong>Die</strong> Vielzahl von möglichen Methoden ist im Zuge der Vorbereitung der Erhebungsphaseauf ihre Übertragbarkeit auf die Verhältnisse <strong>in</strong> den zu untersuchenden Branchen abgestimmt worden.Folgende Methoden s<strong>in</strong>d verwendet worden:• die Aufarbeitung der bestehenden Literatur,• die Analyse der kollektivvertraglichen Regelungen,• die Analyse der relevanten gesetzlichen Bestimmungen,• die Erhebung der E<strong>in</strong>stellungen und Positionen der handelnden Akteure mittels halb strukturierter Fragebögen,6• die Durchführung von 56 Interviews (und Fokusgruppen) mit Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und Beschäftigtensowie die Analyse der Aussagen,• die Analyse bestehender Südtiroler Daten über das Weiterbildungsverhalten der ArbeitnehmerInnen undder Betriebe,• der Vergleich mit ausgewählten gesamtitalienischen Daten.<strong>Die</strong> verwendeten Methoden werden <strong>in</strong> den jeweiligen Kapiteln dargestellt. <strong>Die</strong> empirischen Teile der Studie(Interviews, Datenerhebungen) s<strong>in</strong>d von März bis Dezember 2007 erarbeitet worden.1.4. PROJEKTTEAM UND DANKFür die wertvollen und zahlreichen wissenschaftlichen H<strong>in</strong>weise s<strong>in</strong>d Projektleitung und AutorInnenfolgenden Personen zu Dank verpflichtet:• Dr. Friederike Behr<strong>in</strong>ger, Leiter<strong>in</strong> des Arbeitsbereichs „Kosten, Nutzen, F<strong>in</strong>anzierung“ des BIBB Bonn• Dr. Bernd Käppl<strong>in</strong>ger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich „Kosten, Nutzen, F<strong>in</strong>anzierung“ desBIBB Bonn• Dott. Roberto Angotti, ISFOL Rom, Arbeitsbereich „Berufliche Weiterbildung“<strong>Die</strong> operative Projektleitung erfolgte durch:• Claudia Masera, externe wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts• Werner Pramstrahler, <strong>in</strong>terner wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts<strong>Die</strong> Durchführung der Betriebs<strong>in</strong>terviews mit den Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und den MitarbeiterInnen war e<strong>in</strong>eTeamaufgabe, an der Claudia Masera, Isabel Teuffenbach, Valent<strong>in</strong>a Turi, Matthias Beggiato, Bernd Karner,Werner Pramstrahler und Klaus Tumler mitgewirkt haben.<strong>Die</strong> Analyse der kollektivvertraglichen Regelungen erfolgte durch Mario V. Giovannacci, jene der fi-3 Vgl. hierzu Neubäumer et.al. 2006 und Käppl<strong>in</strong>ger 2007.4 Ausführlich Frigo, F. / Schirru, Vitalia 2005 sowie Angotti 2009.5 Siehe hierzu Beicht et.al. 2005.6 Alle verwendeten Fragebögen werden auf www.times.bz.it zur Verfügung gestellt.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


E<strong>in</strong>führung 10nanziellen Regelungen durch Francesco Marcaletti.Adm<strong>in</strong>istration und Rechnungslegung:Christ<strong>in</strong>e dell’Antonio und Klaus TumlerProjektsekretariat:Elisa Tranquill<strong>in</strong>i und Valent<strong>in</strong>a TuriFür hilfreiche H<strong>in</strong>weise sei Christian Tec<strong>in</strong>i, Hans J. K<strong>in</strong>ter und Andrea Bullara ausdrücklich gedankt.Wir danken allen InterviewpartnerInnen:• den Verantwortlichen und MitarbeiterInnen der deutschen und lad<strong>in</strong>ischen Berufsbildung, der italienischenBerufsbildung sowie den <strong>in</strong>terviewten Landesräten 7 und Abteilungsdirektoren;• den Unternehmerverbänden für ihre Unterstützung, ohne die das Projekt nie zu Stande gekommen wäre,<strong>in</strong>sbesondere jenen, die uns die Betriebs<strong>in</strong>terviews vermittelt haben, nämlich dem Hoteliers- undGastwirteverband, dem Verband für Kaufleute und <strong>Die</strong>nstleister und dem Landesverband der Handwerker.Für ihre Interviewbereitschaft gebührt der Südtiroler Handwerkervere<strong>in</strong>igung, dem Südtiroler Bauernbund,dem Südtiroler UnternehmerInnenverband und dem Verband der Selbstständigen Südtirol Dank;• den Interviewpartnern aus den Gewerkschaften ASGB, CGIL/AGB, SGBCISL und UIL/SGK,• den VertreterInnen der privaten und öffentlichen Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen, sich die für Interviews zurVerfügung gestellt haben,• ganz besonders den 31 Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und den 24 MitarbeiterInnen der Betriebe, die uns ihre kostbareZeit gewidmet haben.Für die Kapitel zeichnen die jeweiligen AutorInnen verantwortlich. Sie werden bei der Vorstellung der e<strong>in</strong>zelnenKapitel im Lektüreleitfaden namentlich angeführt.1.5. LEKTÜRELEITFADENDer erste Teil des Berichts, nämlich die Kapitel 2, 3 und 4 s<strong>in</strong>d den folgenden zentralen Elementen derGovernance des gesamten Südtiroler Weiterbildungssystems gewidmet:• der Gesamtsicht der Akteure,• den F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten sowie• den kollektivvertraglichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.Claudia Masera stellt <strong>in</strong> ihrem e<strong>in</strong>führenden Beitrag die Position der verschiedenen Akteure dar. BeruflicheWeiterbildung wird von den Akteuren e<strong>in</strong>e Reihe von Funktionen zugeschrieben, die von der Steigerung derWettbewerbsfähigkeit der Betriebe über die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen bish<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>Die</strong>nstleistung für die Betriebe reichen. Kaum verwundernswert ist, dass die e<strong>in</strong>zelnen Akteureunterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der Beitrag arbeitet die Problemsicht der jeweiligen Akteure heraus undkommt zum Schluss, dass die bestehende Vielfalt an Akteuren und Weiterbildungsanbietern durchaus Vorteileaufweist: nämlich e<strong>in</strong>e hohe Spezialisierung der Akteure und die kapillare Präsenz nicht nur der SüdtirolerZentren, sondern auch der Peripherie. Was fehlt, ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierung. <strong>Die</strong> Anbieter s<strong>in</strong>d sich durchausbewusst, dass es immer stärker notwendig wird, sich auf die Kle<strong>in</strong>betriebe e<strong>in</strong>zustellen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch<strong>in</strong> diesem Bereich die Strategien unterschiedlich und die hierfür notwendigen Kompetenzen nicht <strong>in</strong> allen Fällenvorhanden. Zudem ist – bed<strong>in</strong>gt unter anderem durch den F<strong>in</strong>anzierungsmodus - immer noch die Angebotsseitedom<strong>in</strong>ant. Hier ist e<strong>in</strong>e Flexibilisierung notwendig, die stärker als bisher auf die betriebsspezifischen Besonderheitene<strong>in</strong>geht.Francesco Marcaletti beschreibt die vorhandenen F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente und unterbreitet Vorschläge, wiediese <strong>in</strong>sbesondere für Kle<strong>in</strong>betriebe leichter zugänglich gemacht werden können. E<strong>in</strong> besonderer Stellenwertkommt der Evaluation der Effekte von Weiterbildung zu. Wenn F<strong>in</strong>anzierung hier ansetzt und ex post – Projektemitf<strong>in</strong>anziert sowie e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>desterfordernisse (z.B. TeilnehmerInnenanzahl) herabgesetzt werden, s<strong>in</strong>ken dieZugangshürden <strong>in</strong>sbesondere für Kle<strong>in</strong>betriebe.7 Interviewt worden ist die für italienische Berufsbildung zuständige Landesrät<strong>in</strong>.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


E<strong>in</strong>führung 11Der Beitrag von Mario V. Giovannacci stellt die kollektivvertraglichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Südtirol und ausgewähltegute kollektivvertragliche Praktiken aus Italien dar. <strong>Die</strong> gesamtstaatlichen Kollektivverträge messender Bildung das Ziel bei, den Ausbildungsstand der Beschäftigten zu verbessern, das Angebot an beruflicherLeistung den Anforderungen der Unternehmen anzupassen und das betriebliche Wettbewerbsniveau zuoptimieren. Zur Verwirklichung dieser Ziele verweisen die gesamtstaatlichen Kollektivverträge auf die lokalenund betrieblichen Abkommen. <strong>Die</strong> Kollektivvertragsverhandlungen <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf die Grundsätzeauf gesamtstaatlicher Ebene gut herausgearbeitet, weisen jedoch auf dezentraler Ebene e<strong>in</strong>e mangelhafteVerhandlungspraxis auf. Vieles wurde somit bezüglich der Verwendung der angemessenen f<strong>in</strong>anziellen Mittel fürdie Weiterbildung unternommen, aber auf rechtlicher Ebene setzte sich die Kollektivvertragsverhandlung nichtausreichend e<strong>in</strong>, um dafür zu sorgen, e<strong>in</strong> Recht auf Bildung „geltend“ machen zu können. E<strong>in</strong> Manko ist diefehlende kollektivvertraglich festgelegte Verknüpfung zwischen der Teilnahme an Weiterbildung und der <strong>in</strong>nerbetrieblichenKarriereentwicklung. Sowohl Kollektivverträge wie die sektorenspezifische Koord<strong>in</strong>ation durch bilateraleE<strong>in</strong>richtungen können genutzt werden, um arbeits<strong>in</strong>tegrierte Formen des Kompetenzerwerbs stützenund auszubauen.Im zweiten Teil des Berichts, dem Kernstück dieser Publikation, werden das Weiterbildungsverhalten der SüdtirolerBetriebe und der ArbeitnehmerInnen analysiert. <strong>Die</strong>s erfolgt durch die Analyse der Betriebs<strong>in</strong>terviews(Kapitel 5), die Analyse von repräsentativen Umfragedaten über das Weiterbildungsverhalten von abhängig Beschäftigten(Kapitel 6), e<strong>in</strong>e Erhebung und Analyse der Daten der Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen (Kapitel 7) sowiedurch die analytische Darstellung von ESF-Verwaltungsdaten (Kapitel 8). Den zweiten Teil des Berichts schließte<strong>in</strong> Vergleich der Südtiroler mit den italienischen Daten ab (Kapitel 9).Im Kapitel 5 beschreiben Matthias Beggiato und Werner Pramstrahler die Gründe, Barrieren und die Effekte vonWeiterbildung, die <strong>in</strong> den ausgewählten Kle<strong>in</strong>betrieben erhoben wurden. Es zeigt sich e<strong>in</strong> extrem dynamischesBild und der doch hohe Stellenwert, den alle Formen der Weiterbildung bzw. des Kompetenzerwerbs <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betriebenhaben. Deutlich wird, dass diese Unternehmen vor vielfältigen, beileibe nicht nur technologischenHerausforderungen stehen. Kle<strong>in</strong>betriebe s<strong>in</strong>d mit vielgestaltigen Veränderungen des Verhaltens ihrerKundInnen konfrontiert. Zunehmend steht der spezielle KundInnenwunsch und nicht das Angebot des Anbietersim Vordergrund. Darauf reagieren viele der untersuchten Betriebe mit der Bereitstellung von spezifischenProdukten und <strong>Die</strong>nstleistungen, führen technologische und organisatorische Änderungen e<strong>in</strong>, kooperieren mitanderen Betrieben. Auch betriebs<strong>in</strong>tern lassen sich Herausforderungen feststellen: die erhöhte Mobilität der Beschäftigten,die zu e<strong>in</strong>em ständigen Anpassungsbedarf an die betrieblichen Besonderheiten führt, die steigendeAnwesenheit von nicht aus Südtirol stammenden Arbeitskräften <strong>in</strong>sbesondere im Gastgewerbe, nicht zuletzt diegestiegenen Ansprüche der MitarbeiterInnen. <strong>Die</strong> erhobenen Veränderungen werden nicht <strong>in</strong> allen Fällen als Anlässefür Weiterbildung gesehen, müssen aber dennoch gemeistert werden. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> diffuser undnicht immer klar benennbarer Weiterbildungsbedarf, der <strong>in</strong> Zukunft detaillierter erhoben werden und <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlichwie didaktisch maßgeschneiderte Aktionen transformiert werden soll. Um die vielfältigen Barrieren zusenken und die Effekte von Weiterbildung zu erhöhen, sollen zunehmend die nicht-formalisierten und die <strong>in</strong>formellenFormen der Weiterbildung gestützt sowie die Integration von Lernen <strong>in</strong> die Arbeit forciert werden.Weiterbildung zahlt sich dann besonders aus, wenn sie mit e<strong>in</strong>er kohärenten Gütermarktstrategie des Betriebesverknüpft wird: nämlich wenn der Betrieb über den Neuheitsgrad, die Qualität und die Diversifikation sowie übere<strong>in</strong>e hohe KundInnenorientierung mit den MitbewerberInnen konkurriert. 8 Das Kapitel zeigt überdies, dass eszielführend ist, bei der Bedarfserhebung die MitarbeiterInnen direkt e<strong>in</strong>zubeziehen.Das 6. Kapitel, das von Werner Pramstrahler mit methodischer Unterstützung von Matthias Beggiato und IsabelTeuffenbach erstellt wurde, analysiert die aus der repräsentativen ArbeitnehmerInnenbefragung des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stitutsstammenden Daten über die Beteiligung an formalisierter Weiterbildung der SüdtirolerArbeitnehmerInnen. Was sich <strong>in</strong> den Betriebs<strong>in</strong>terviews gezeigt hat, deutet sich auch <strong>in</strong> dieser Analyse an: ObBetriebe und ArbeitnehmerInnen formalisierte Weiterbildung nutzen, hängt sehr wesentlich von der Art derTätigkeit ab. Je komplexer die Tätigkeit, das Produkt bzw. die <strong>Die</strong>nstleistung, desto stärker wird aufformalisierte Weiterbildung gesetzt. E<strong>in</strong> herausforderndes Arbeitsumfeld sche<strong>in</strong>t zu e<strong>in</strong>er Intensivierung vonformalisierten Weiterbildungsaktivitäten zu führen. Es spricht e<strong>in</strong>iges dafür, dass die Notwendigkeit (und damitder Nutzen) von Weiterbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „aktivierenden“ Arbeitsumfeld stärker verspürt wird. E<strong>in</strong> wichtiger Ansatzpunktfür den Ausbau formalisierter Weiterbildung führt demnach über die Stärkung der Südtiroler Kle<strong>in</strong>betriebeund die Modernisierung der Arbeitsorganisation.8 Siehe hierzu Neubäumer et.al. 2006: 447 f.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


E<strong>in</strong>führung 12Isabel Teuffenbach analysiert im anschließenden Beitrag (Kapitel 7) das Weiterbildungsangebot und dessenNutzung aus Sicht lokaler Weiterbildungsanbieter mit e<strong>in</strong>em eigens entworfenen Fragebogen, womit sich - trotzder sehr unterschiedlichen Erfassungsmethoden der e<strong>in</strong>zelnen Anbieter - e<strong>in</strong> aufschlussreiches Gesamtbild überdie berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol ergibt. Zusätzlich fließen Überlegungen von mit e<strong>in</strong>zelnen Weiterbildungsveranstalterngeführten Tiefen<strong>in</strong>terviews <strong>in</strong> die Analyse mit e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Daten geben neben derquantitativen Dimension von Weiterbildung Auskunft über die <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte, das Teilnehmerprofilsowie das Ausmaß an vorhandenen Methoden zur Nutzenevaluierung und Bedarfsorientierung von Weiterbildung.Insgesamt verzeichnet die berufliche Weiterbildung im beobachteten Zeitraum e<strong>in</strong>en Zuwachs. Größtenteilswerden Fachkurse abgehalten, gefolgt von Kursen für Betriebsführung, aber auch Veranstaltungen für das Erlernenvon Fremdsprachen erfahren - vor allem im Tourismusbereich – e<strong>in</strong>e immer größere Nachfrage.E<strong>in</strong> Thema, das zunehmend an Bedeutung zu gew<strong>in</strong>nt, ist das der Bedarfsorientierung von Weiterbildung. Teilnehmerbeklagen oft zu allgeme<strong>in</strong>e Lern<strong>in</strong>halte, die sich kaum <strong>in</strong> der Praxis umsetzen lassen. E<strong>in</strong>ige Anbieterzeigen Bestrebungen, die Weiterbildungsveranstaltungen verstärkt auf den spezifischen Bedarf e<strong>in</strong>zelner Unternehmenzuzuschneiden. Neben e<strong>in</strong>er detaillierten Beschreibung der Kursziele h<strong>in</strong>sichtlich Inhalt und Methodikkann vor allem e<strong>in</strong>e systematische Nutzenevaluierung hilfreich se<strong>in</strong>, um das Weiterbildungsangebot ständig zuverbessern und mehr an den Erfordernissen der Arbeitspraxis auszurichten.Insgesamt besteht Optimierungspotenzial im Bereich der Datenerfassung. Von Seiten der Unternehmen wirddas vorherrschende Weiterbildungsangebot oftmals als unübersichtlich und unüberschaubar empfunden. Überschneidungenvon ähnlichen Kurs<strong>in</strong>halten der e<strong>in</strong>zelnen Weiterbildungsveranstalter machen e<strong>in</strong>e bessere Abstimmungzwischen den Anbietern erforderlich. Hilfreich für die Nutzer kann e<strong>in</strong>e zentrale Anlaufstelle se<strong>in</strong>,welche die verschiedensten Angebote der verstreuten Institutionen bündelt, um e<strong>in</strong>en besseren Überblick zuverschaffen.<strong>Die</strong> größte Hürde, um an Weiterbildung teilzunehmen, stellen nach E<strong>in</strong>schätzung der Weiterbildungsanbieter dieAusfallkosten bzw. Ausfallszeiten der Mitarbeiter dar, gefolgt von mangelndem Interesse an Weiterbildungseitens der Betriebsleitung bzw. deren Mitarbeiter.Elisa Tranquill<strong>in</strong>i untersucht die betriebsbezogenen ESF-Daten des Zeitraumes 2000 – 2006 und zeichnet anhandder verfügbaren Daten e<strong>in</strong> Bild jener Betriebe, die im Erhebungszeitraum die ESF-Mittel genutzt haben.Roberto Angotti schließlich vergleicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag die Südtiroler Situation mit den gesamtstaatlichen Entwicklungenund schöpft aus den ihm zugänglichen umfangreichen Datenquellen. Insgesamt nehmen die Betriebeaus Südtirol (und dem Trent<strong>in</strong>o) <strong>in</strong> Bezug auf die Weiterbildungsaktivität e<strong>in</strong>en Spitzenplatz im gesamtstaatlichenSchnitt e<strong>in</strong>, was allerd<strong>in</strong>gs nicht für die Weiterbildungs<strong>in</strong>tensität zu gelten sche<strong>in</strong>t.Der Projektbericht schließt mit Schlussfolgerungen, Handlungsempfehlungen und weiterführenden ForschungsundBeratungsvorschlägen ab.Der dritte Teil und abschließende Teil war der Entwicklung von Instrumenten (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Fragebögen undLeitfäden) gewidmet. <strong>Die</strong> entwickelten und verwendeten Instrumente werden auf der Projekthomepagewww.times.bz.it zur Verfügung gestellt.In erster L<strong>in</strong>ie sei auf das von Hans J. K<strong>in</strong>ter ausgearbeitete dialogorientierte Modell der Erhebung des betrieblichenBildungsbedarfs verwiesen. Es kann ausgedruckt und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.<strong>Die</strong> verwendeten Fragebögen (Leitfragen für ExpertInnen und Akteure, die Vorlagen für die betrieblichen Interviewssowie der Erhebungsbogen für die Daten der Anbieter) werden ebenso auf der Projekthomepage zur Verfügunggestellt. Damit können sie e<strong>in</strong>e – durchaus Verbesserungen zugängliche - Arbeitsgrundlage für zukünftigeErhebungen bilden.<strong>Die</strong> Studie wurde zur Gänze vom Europäischen Sozialfonds der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen - Südtirol f<strong>in</strong>anziert:ESF-Projekt 2006/07, Ziel 3, Fasz. Nr. 3/138/2006.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 132. <strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politikund MarktAutor<strong>in</strong>: Claudia Masera, Sozialwissenschaftler<strong>in</strong> und Erwachsenenbildner<strong>in</strong>, war zum Zeitpunkt der Abfassungdes Berichtes externe wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts.2.1. EINFÜHRUNG<strong>Die</strong>ses Kapitel und das nachfolgende Kapitel über die F<strong>in</strong>anzierung der beruflichen Weiterbildung haben dasZiel, e<strong>in</strong>erseits die e<strong>in</strong>schlägigen Rahmenvorschriften, die auf gesamtstaatlicher und Landesebene dief<strong>in</strong>anziellen Mittel zur Unterstützung der Weiterbildung regeln, zu untersuchen und andererseits die Wahrnehmungen,die E<strong>in</strong>stellungen und die Erfahrungen der Akteure, die <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>nerhalb desSüdtiroler Weiterbildungssystems tätig s<strong>in</strong>d, herauszuarbeiten. <strong>Die</strong> Vertiefung gliedert sich im Wesentlichen <strong>in</strong>zwei Teile. Der erste Teil der Studie (Kapitel 2) besteht aus e<strong>in</strong>er Vertiefung der Kennzeichen des SüdtirolerWeiterbildungssystems. Im Besonderen wurde untersucht, welche Strategien und Prioritäten auf lokaler Ebeneverfolgt werden und <strong>in</strong> wie weit das aktuelle Weiterbildungsangebot <strong>in</strong> der Lage ist, dem „realen“ Bedarf derUnternehmen zu entsprechen (die <strong>in</strong> Südtirol zum überwiegenden Teil Kle<strong>in</strong>- und häufig Kle<strong>in</strong>stbetriebe s<strong>in</strong>d),und schließlich welche Elemente die reale Inanspruchnahme der zur Verfügung stehenden Weiterbildungsmöglichkeitenbeh<strong>in</strong>dern. <strong>Die</strong>s erfolgte durch qualitative Sozialforschung, nämlich Interviews über e<strong>in</strong>e Reihevon Aspekten mit offenen Antwortmöglichkeiten, die je nach Kenntnisstand und Funktion des/der Befragtenangepasst wurden.Der zweite Abschnitt (Kapitel 3 über die F<strong>in</strong>anzierung der beruflichen Weiterbildung) enthält e<strong>in</strong> Mapp<strong>in</strong>g allerauf gesamtstaatlicher und lokaler Ebene verfügbaren F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>strumente. Wir wollten die Untersuchung nichtnur auf e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Aufzählung der möglichen F<strong>in</strong>anzierungsquellen beschränken; versucht wurde h<strong>in</strong>gegen,diese kritisch zu <strong>in</strong>terpretieren, um e<strong>in</strong>ige Vorschläge für Maßnahmen zur verstärkten Flexibilisierung und somitleichteren Inanspruchnahme seitens der Mikrounternehmen zu unterbreiten. In methodischer H<strong>in</strong>sicht wurdee<strong>in</strong>e On-Desk-Rekonstruktion des auf gesamtstaatlicher und Landesebene bestehenden gesetzgeberischenRahmens vorgenommen, mit der Feststellung der möglichen F<strong>in</strong>anzierungsquellen zur Unterstützung vonWeiterbildungsmaßnahmen. <strong>Die</strong> On-Desk-Studie wurde später durch e<strong>in</strong>e qualitative Vertiefung anhand vonAngaben der Verantwortlichen für die berufliche Weiterbildung sowie Vertretern der bilateralen Körperschaftenund der Arbeitgeberverbände bereichert. Der verfolgte Zweck betrifft die Lieferung e<strong>in</strong>es Beitrags zur verstärktenIntegration und Wirksamkeit der verschiedenen Strategien für Maßnahmen und der unterschiedlichenF<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente.2.2. DIE ERGEBNISSE DER EXPERTINNENBEFRAGUNGAnhand von 18 halb strukturierten Interviews wurde versucht, der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong> „Gesicht“ zuverleihen. <strong>Die</strong> befragten ExpertInnen wurden nach ihrer <strong>in</strong>stitutionellen Position ausgewählt, es handelte sichum die zuständigen LandesrätInnen, 9 die Verantwortlichen für die Weiterbildung der Arbeitgeberverbände, dieVerantwortlichen für die Weiterbildung bei der Landesverwaltung, die VertreterInnen von Gewerkschaftsorganisationensowie die InhaberInnen von privaten Weiterbildungsagenturen.<strong>Die</strong> Wahrnehmungen seitens der Akteure zeigt, dass wir es mit e<strong>in</strong>em von Licht- und Schattenseiten geprägtenSystem zu tun haben, <strong>in</strong> dem das Bildungsangebot zwar auf angemessene f<strong>in</strong>anzielle Mittel und e<strong>in</strong>e ziemlichengmaschige Verteilung im ganzen Land zählen kann, sich jedoch durch e<strong>in</strong>e starke Zerstückelung und e<strong>in</strong>emangelhafte Transparenz auszeichnet. <strong>Die</strong>ses System fordert immer stärker die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er „Regie“, die<strong>in</strong> der Lage ist, die Tätigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Akteure auf dem Gebiet zu koord<strong>in</strong>ieren.2.2.1. Das Weiterbildungssystem <strong>in</strong> Südtirol und die strategische AusrichtungAnlässlich der europäischen Gipfelkonferenz 2000 <strong>in</strong> Lissabon bestätigten die Staats- und Regierungschefs diegrundlegende Rolle der Bildung und Weiterbildung für das Wachstum und die Wirtschaftsentwicklung. Im Zugedieser Gipfelkonferenz wurden geme<strong>in</strong>schaftliche Zielsetzungen festgelegt, die für das Jahr 2010 e<strong>in</strong>e durchschnittlicheBeteiligungsquote an Bildung und lebenslanger Weiterbildung <strong>in</strong> der EU von m<strong>in</strong>destens 15 % der9 Das Interview wurde mit der für die italienische Berufsbildung zuständigen Landesrät<strong>in</strong> geführt.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 14erwachsenen Bevölkerung im erwerbstätigen Alter vorsehen (Altersklasse von 25 bis 64 Jahren); <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>emLand sollte die Beteiligungsquote an Weiterbildung unter 10% liegen. <strong>Die</strong> Weiterbildungssysteme müssendaher unbed<strong>in</strong>gt den Bedürfnissen der Wissensgesellschaft angepasst, das Niveau und die Qualität der Beschäftigungmüssen verbessert werden. Notwendig ist daher das Angebot an Lernmöglichkeiten für verschiedeneZielgruppen während der verschiedenen Phasen des Lebens: für Jugendliche, arbeitslose Erwachseneund erwerbstätige Personen, die Gefahr laufen, dass ihre Kompetenzen durch die raschen Veränderungenüberholt werden. Das Konzept der Bildung erfuhr selbst e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung im Lauf der Zeit.In den 80er Jahren endete die Ausbildung mit dem Oberschulabschluss, <strong>in</strong> den 90er Jahren verlagerte sich derAbschluss auf das Universitätsstudium, heute wird von Weiterbildung gesprochen.„Ab dem neuen Jahrtausend wird für die Bildung e<strong>in</strong> neues Ende gesetzt, das heißt, es muss e<strong>in</strong>System entwickelt werden, dass das lebenslange Lernen unterstützen kann.“ (Verantwortlicher privateWeiterbildungsagentur)<strong>Die</strong>se Erkenntnis, die bei den Verantwortlichen für die Weiterbildung noch nicht verwurzelt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t,muss sich auch <strong>in</strong> Südtirol durchsetzen. Bis heute wurde <strong>in</strong> der Tat der beruflichen Grundausbildung <strong>in</strong> Südtirolstets e<strong>in</strong>e strategische Rolle beigemessen.„Es muss auf die Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen gesetzt werden, die nicht weniger wichtig istals die Grundausbildung. <strong>Die</strong>s sollte auf allen <strong>in</strong>stitutionellen Ebenen verstanden und unterstütztwerden.“ (Landesrät<strong>in</strong> für [italienische] Berufsbildung)<strong>Die</strong> eher ger<strong>in</strong>ge Größe Südtirols erschwert die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es Bildungsangebots, das <strong>in</strong> der Lage ist, allenBedürfnissen gerecht zu werden, die seitens der Wirtschaftswelt laut werden; mehr Koord<strong>in</strong>ation zwischen denlokalen Akteuren würde das ganze System stärken und e<strong>in</strong>ige der heute bestehenden Lücken füllen.„E<strong>in</strong>e wirksame Lösung für Südtirol müsste durch die verstärkte Koord<strong>in</strong>ation des Angebots mittelsder Schaffung e<strong>in</strong>es Netzwerks an Experten für die Weiterbildung erzielt werden. <strong>Die</strong> Arbeit beträfedaher e<strong>in</strong> übergeordnetes Projekt, <strong>in</strong> dessen Rahmen festgelegt wird, welche Weiterbildungsmaßnahmenauf betriebsübergreifender und welche auf betrieblicher Ebene angeboten werden müssen.“(Weiterbildungsexperte des ISFOL).Der erste Schritt <strong>in</strong> diese Richtung steht mit der Notwendigkeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, die Weiterbildung sicht- undvergleichbar zu machen und diese Zerstückelung des Angebots zu überw<strong>in</strong>den.„<strong>Die</strong> Schaffung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Angebotskatalogs, der alle derzeit auf Landesebene verteilten Mikrokatalogezusammenfasst, könnte <strong>in</strong> großem Maße dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen und würdedie Überlappungen des Bildungsangebots vermeiden helfen.“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)E<strong>in</strong>e weitere Hürde für die Entwicklung e<strong>in</strong>er systematischen Strategie hängt damit zusammen, dass es ke<strong>in</strong>enOrt der Begegnung gibt, an dem sich die öffentliche Verwaltung, die e<strong>in</strong>erseits F<strong>in</strong>anzierungen auszahlt,andererseits aber auch als direkter Bildungsträger tätig ist, im offenen und konstruktiven Dialog mit den Sozialpartnernh<strong>in</strong>sichtlich der Planung der strategischen Zielsetzungen konfrontieren könnte, um die jeweiligenMaßnahmenbereiche zu vere<strong>in</strong>baren.„<strong>Die</strong> rechtlichen Instrumente h<strong>in</strong>sichtlich der Bildung und ihrer Anwendung müssten das Ergebnis e<strong>in</strong>erbesseren Konzertation zwischen den öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen und den Sozialpartnern se<strong>in</strong>.“(Gewerkschaftsvertreter)Es wäre wichtig, dass die Koord<strong>in</strong>ation auch <strong>in</strong> Bezug auf die Inhalte erfolgen würde und dass die Beteiligunge<strong>in</strong>es objektiven Akteurs nicht nur die Qualität des Bildungsangebots garantieren könnte, sondern auch, dassdie vorgeschlagenen Themen die laufenden Veränderungsprozesse berücksichtigen und somit das Unternehmenauf der Änderung begleiten können.„Unsere E<strong>in</strong>richtung ist auch im Bereich Information und Sensibilisierung h<strong>in</strong>sichtlich bestimmterThemen tätig, die vielleicht noch nicht als wichtig e<strong>in</strong>gestuft werden, sich aber <strong>in</strong> der Zukunft für dieUnternehmen als solche herausstellen könnten uns somit zukunftsträchtige Maßnahmen <strong>in</strong> Bezug aufden Bedarf darstellen.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Sowohl seitens der privaten Bildungsträger als auch seitens der Verbände werden präzise Angaben geäußert,dass das lokale System der Anreize nicht so strukturiert ist, dass besonderer Wert auf die Interessen derkle<strong>in</strong>eren Betriebe gelegt wird.„Man kann sagen, dass die öffentliche Hand <strong>in</strong> Wirklichkeit die echten Bildungsbedürfnisse der kle<strong>in</strong>enUnternehmen nicht berücksichtigt.“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 15„Für uns wäre es wichtig, e<strong>in</strong> auf das Mikrounternehmen ausgerichtetes Weiterbildungssystem anzubieten,was bis heute nicht erfolgte." (Verantwortlicher, Arbeitgeberverband)„Unser Weiterbildungsangebot betrifft tendenziell vor allem mittelgroße Unternehmen.“ (Verantwortlicherprivate Weiterbildungsagentur)Das Südtiroler Weiterbildungssystem sche<strong>in</strong>t also im H<strong>in</strong>blick auf das Bildungsangebot sehr aktiv zu se<strong>in</strong>. DenArbeitgeberverbänden gel<strong>in</strong>gt es, zu gewährleisten, dass das Weiterbildungsangebot, wenn es ausdrücklich vonihren Mitgliedsbetrieben angefordert wird, auch <strong>in</strong> Randgebieten zur Verfügung steht. <strong>Die</strong> vom EuropäischenSozialfonds zur Verfügung gestellten Ressourcen werden dagegen von den mittelgroßen Unternehmen verwendet,die <strong>in</strong> der Nähe der Landeshauptstadt ansässig s<strong>in</strong>d (siehe hierzu Kapitel 8). <strong>Die</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen,die das Weiterbildungsangebot, das sich an E<strong>in</strong>zelpersonen (Erwerbstätige oder Arbeitslose) richtet,gewährleistet, konzentrieren die Durchführung der verschiedenen Initiativen tendenziell auf die Landeshauptstadtund weist noch e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten auf, die Aktivitäten auch auf die Randbezirke auszudehnen, auchwenn sie bereits mit Berufsschulen vertreten ist.2.2.2. <strong>Die</strong> Prioritäten bei der Weiterbildung für Unternehmen und ArbeitnehmerInnen<strong>Die</strong> Weiterbildung ist wichtig, vor allem da die Investition <strong>in</strong> das Humankapital deutliche Wettbewerbsvorteilefür das Unternehmen be<strong>in</strong>halten kann. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong>e ziemlich weit verbreitete Überzeugung bei den Verantwortlichenfür Weiterbildung der Arbeitgeberverbände und äußert sich <strong>in</strong> den <strong>in</strong> den verschiedenen Angeboten enthaltenenWeiterbildungs<strong>in</strong>halten, die darauf setzen, die Managementkompetenzen weiterzuentwickeln.„Unser Verband legt besonderen Wert auf die Entwicklung der Lern<strong>in</strong>halte im Zusammenhang mitdem Management des Unternehmens: Unterstützung des E<strong>in</strong>kommens, F<strong>in</strong>anzierungsquellen undVerbesserung der Produktionsleitung.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)In vielen Fällen wird die Weiterbildung jedoch noch nicht pro-aktiv aufgefasst, sondern eher passiv, vor allem,wenn sie sich auf die Erfüllung e<strong>in</strong>er gesetzlichen Vorschrift beschränkt.„<strong>Die</strong> Prioritäten ergeben sich aus der Notwendigkeit der Anpassung an die gesetzlichen Bestimmungen.“(Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)„Für uns ist es wichtig, die Themen zu vertiefen, die für die Unternehmen aktuell s<strong>in</strong>d. Es handeltsich dabei um die >heißen< Themen steuerlichen und rechtlichen Inhalts auf gesamtstaatlicher Ebene.“(Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Dass die vom Verband se<strong>in</strong>en Mitgliedern garantierten Bildungsleistungen ke<strong>in</strong>en Passivposten <strong>in</strong> der Bilanz desLeistungsträgers darstellen und dass besonderer Wert auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Bildungsmaßnahmengelegt wird, erklärt, warum das Bildungsangebot sehr auf die gesetzlich verb<strong>in</strong>dlichen Inhalte setzt,anhand derer e<strong>in</strong>es der größten organisatorischen H<strong>in</strong>dernisse, das heißt das h<strong>in</strong>sichtlich des Mangels e<strong>in</strong>er angemessenenTeilnehmerzahl, überwunden werden kann.<strong>Die</strong> Tatsache, dass die Weiterbildung e<strong>in</strong> strategisches Mittel zur Unterstützung der Innovation und der nachhaltigenEntwicklung darstellen kann, wurde von den Befragten nicht direkt erwähnt. Bei e<strong>in</strong>er Untersuchungdes Bildungsangebots e<strong>in</strong>iger Vere<strong>in</strong>igungen ergibt sich jedenfalls das Interesse, das Angebot auf Themen mithohem Innovationsgehalt auszurichten.„In der unmittelbaren Zukunft wird es Kurse über die erneuerbaren Energiequellen geben, die vor allemMonteure von Solaranlagen und von Anlagen, welche die W<strong>in</strong>denergie nutzen, betreffen." (Verantwortlicherfür Weiterbildung, Arbeitgeberverband)„Das zweite Thema, dem besonderes Interesse gilt, betrifft die Kompetenzen im Zusammenhang mitdem Klimahaus (Bau und Installationen).“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Wenn nun untersucht wird, wie die Weiterbildung von den Arbeitnehmervertretungen aufgefasst wird, ergibtsich, dass die Überzeugung verbreitet ist, die Bildung sei ausschlaggebend für die Erhöhung der Qualifikationder ArbeitnehmerInnen und stelle somit e<strong>in</strong>en strategischen Faktor zur Unterstützung der Beschäftigungsfähigkeitdar.„Unsere Priorität ist sicherlich die Beschäftigungsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen. Früher f<strong>in</strong>g manan zu arbeiten und hatte 30 Jahre lang die gleichen Aufgaben, heute ist das nicht mehr möglich.“(Gewerkschaftsvertreter)<strong>Die</strong> Bildung als Garant für die Beschäftigungsfähigkeit ist jedoch e<strong>in</strong> Konzept, das für den Arbeitnehmer/dieArbeitnehmer<strong>in</strong> oft nur abstrakt ist. Es ist e<strong>in</strong>facher, ArbeitnehmerInnen zur Weiterbildung zu motivieren, wenndie Teilnahme mit e<strong>in</strong>er Perspektive für e<strong>in</strong>e bessere berufliche E<strong>in</strong>stufung und somit für e<strong>in</strong>e höhere Entlohnungzusammenhängt. <strong>Die</strong>se Aussage wird besonders bedeutend, wenn man die Tatsache berücksichtigt,<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 16dass das territoriale Umfeld durch kle<strong>in</strong>e, ja Kle<strong>in</strong>stunternehmen geprägt ist, <strong>in</strong> denen die Mobilität der Arbeitnehmernicht so hoch ist und man tendenziell betriebs<strong>in</strong>terne Karrieremöglichkeiten bevorzugt.„Insbesondere bei den kle<strong>in</strong>en Unternehmen besteht e<strong>in</strong>e sehr hohe Stabilität der Beschäftigung undsomit e<strong>in</strong>e starke Treueb<strong>in</strong>dung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Zudem ist es für Arbeitnehmervertretungennicht leicht, <strong>in</strong> die Kle<strong>in</strong>stbetriebe zu kommen.“ (Gewerkschaftsvertreter)„<strong>Die</strong> Weiterbildung am Arbeitsplatz ist das e<strong>in</strong>zig mögliche Instrument, um Arbeitnehmern und Arbeitnehmer<strong>in</strong>nene<strong>in</strong> höheres E<strong>in</strong>kommen zu garantieren.“ (Gewerkschaftsvertreter)Schließlich wird – etwas resigniert - festgestellt, wie die Bildung betrieben werden muss, damit sie sowohl diegesetzlichen Verpflichtungen erfüllt als auch e<strong>in</strong>en Anreiz für die ArbeitnehmerInnen bildet.„<strong>Die</strong> Leute nehmen sie <strong>in</strong> Kauf, weil sie müssen.“ (Gewerkschaftsvertreter)Aus den Betrachtungen der Befragten sche<strong>in</strong>t deutlich hervorzugehen, dass diejenigen, welche die Unternehmer<strong>in</strong>teressenvertreten, der Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d, das Unternehmen müsse <strong>in</strong> die Bildung <strong>in</strong>vestieren, vor allem,um se<strong>in</strong>e Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt zu verbessern und das E<strong>in</strong>kommen des Unternehmens zu erhöhen.<strong>Die</strong> Arbeitnehmervertreter sehen dagegen die Bildung als Instrument zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeitder abhängig Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt (Beschäftigungsfähigkeit) sowie als Mittel,die E<strong>in</strong>kommen zu steigern. <strong>Die</strong>s führt zur Erwägung, dass die beiden Welten <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht so weit ause<strong>in</strong>anderliegen und dass man daher fast von zusammenlaufenden Interessen sprechen kann. Für e<strong>in</strong>e Vertiefungh<strong>in</strong>sichtlich der Motivationen, die die Südtiroler Unternehmer und ArbeitnehmerInnen direkt dazu veranlassen,Weiterbildung anzubieten bzw. <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, wird auf die Vertiefung anhand der Betriebsfallstudienim Kapitel 5 verwiesen.2.2.3. <strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente<strong>Die</strong> Hauptf<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>strumente, die von den verantwortlichen Befragten der verschiedenen Arbeitgeberverbändeals F<strong>in</strong>anzierungsquellen zur Unterstützung des Angebots an Bildungsmaßnahmen angegeben wurden, beziehensich auf die Landesgesetze 29/77, 41/83 und 4/97, weitere Zuschussleistungen über bei den verschiedenenAbteilungen der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung stehenden Fonds und Kof<strong>in</strong>anzierungen desEuropäischen Sozialfonds. <strong>Die</strong> Eigenschaften der wichtigsten F<strong>in</strong>anzierungsquellen werden im Kapitel 3 beschrieben;daher beschränken wir uns an dieser Stelle ausschließlich auf deren Auflistung. <strong>Die</strong> öffentlichenF<strong>in</strong>anzierungen decken jedoch nur e<strong>in</strong>en Teil der Bildungskosten und daher nehmen fast alle Arbeitgeberverbändeauch die Mitgliedsbeiträge <strong>in</strong> Anspruch.E<strong>in</strong>e besondere Stellung nehmen die Bildungse<strong>in</strong>richtungen des Unternehmerverbandes (ZTM) und derHandelskammer (WIFI) e<strong>in</strong>. Beide unterscheiden sich von den anderen Anbietern sowohl h<strong>in</strong>sichtlich der Auswahlder Methoden zur F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung als auch bezüglich der Merkmale ihres Angebots. <strong>Die</strong>sesThema wird im nächsten Abschnitt ausführlicher behandelt.Das ZTM hat beschlossen, die Mitgliedsbeiträge nicht <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, sondern – soweit möglich – dieMöglichkeiten der öffentlichen F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildungsmaßnahmen <strong>in</strong> vollem Umfang zu nutzen unddie fehlenden Kosten mit direkt von den betroffenen Unternehmen zur Verfügung gestellten Mitteln zu decken.Was das WIFI angeht, wird dagegen der Großteil der Kosten durch die von den Teilnehmern gezahlten Gebührenfür die Kurse gedeckt (40%); weitere 30% werden durch Landeszuschüsse und weitere 30 % durch<strong>in</strong>terne Mittel des WIFI gedeckt.<strong>Die</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mittel laut Gesetz 236/93 werden direkt von den beiden Abteilungen für Berufsbildung verwaltetund direkt an die Unternehmen oder die privaten Bildungsanstalten für Weiterbildung ausgezahlt. Über diesesrechtliche Instrument wurden anfänglich sowohl Unternehmensprojekte als auch betriebsübergreifendeInitiativen f<strong>in</strong>anziert. Später änderte sich dies angesichts der neuen Angaben seitens des M<strong>in</strong>isteriums undf<strong>in</strong>anziert wurden Betriebs-, Branchen- und territoriale Pläne. <strong>Die</strong> Befragten s<strong>in</strong>d der Auffassung, das Gesetz236 hätte sich als e<strong>in</strong>es der wirksamsten F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente erwiesen:„Dem Gesetz 236 ist vielleicht etwas gelungen, was dem Sozialfonds nicht gelang, nämlich kle<strong>in</strong>eund kle<strong>in</strong>ste Unternehmen anzusprechen. Es hat sich als gutes Instrument erwiesen, das leichter <strong>in</strong>Anspruch zu nehmen und flexibler ist und unmittelbare Lösungen für den Bildungsbedarf bietet.“(Verantwortlicher Landesabteilung für Weiterbildung)<strong>Die</strong> meisten derzeit verfügbaren F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d jedoch im Allgeme<strong>in</strong>en besser seitens der mittelgroßenUnternehmen nutzbar. <strong>Die</strong> doch nicht unbeträchtliche Bürokratisierung der Verwaltungsverfahren sowie verwaltungstechnischeE<strong>in</strong>schränkungen zum Beispiel <strong>in</strong> Bezug auf die Teilnehmeranzahl h<strong>in</strong>dern die reale Inanspruchnahmeder F<strong>in</strong>anzierungen seitens der weniger großen Unternehmen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 17„<strong>Die</strong> durch das Gesetz 29/77 ausgezahlten F<strong>in</strong>anzierungen s<strong>in</strong>d sicherlich verwaltungstechnisch wenigerkompliziert als der Europäische Sozialfonds. Sie schreiben jedoch E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> Bezugauf die M<strong>in</strong>destteilnehmerzahl im Schulungsraum (m<strong>in</strong>destens 8 Teilnehmer) vor, auf Grund derersie für die kle<strong>in</strong>en Unternehmen wenig nutzbar s<strong>in</strong>d." (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)In vielen Fällen hängt der Bildungsbedarf seitens der Unternehmen auch mit dem Bedürfnis zusammen, e<strong>in</strong>eorganisatorische Beratung zu bekommen. <strong>Die</strong>sbezüglich wird die Tatsache hervorgehoben, dass <strong>in</strong> SüdtirolTestprojekte zur Integration verschiedener Instrumente durchgeführt wurden, deren Koord<strong>in</strong>ation es ermöglichte,gleichzeitig Lösungen sowohl für den Bildungsbedarf als auch für den Bedarf an Beratung zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong>Erprobung wurde seitens der Bildungsanstalt ZTM des UnternehmerInnenverbandes <strong>in</strong> Zusammenarbeit mite<strong>in</strong>er privaten Körperschaft durchgeführt.„Wir haben auch e<strong>in</strong>ige Formen der Integration zwischen F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>strumenten wie dem ESF und demGesetz 236 oder zwischen dem ESF und dem Gesetz 4/97 erprobt, das auch die F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>erBeratungsleistung ermöglichte. Der allgeme<strong>in</strong>e Bildungsteil wurde vom ESF f<strong>in</strong>anziert, der betriebsspezifischeTeil durch das Gesetz 236 und die Beratung durch das Gesetz 4.“ (Verantwortlicherprivate Weiterbildungsagentur)Das, was bis jetzt herausgearbeitet wurde, bestätigt, dass Südtirol über zahlreiche und angemessene f<strong>in</strong>anzielleMittel verfügt, um die Weiterbildung weiterzuentwickeln, aber auch, dass der Mangel an e<strong>in</strong>er echten Koord<strong>in</strong>ationdieser Instrumente e<strong>in</strong>erseits und an Klarheit andererseits <strong>in</strong> Bezug auf die Aufteilung der verschiedenenMaßnahmenbereiche e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis <strong>in</strong> puncto Wirksamkeit und Markttransparenz darstellt.„<strong>Die</strong> erste Botschaft sollte e<strong>in</strong>e verstärkte Koord<strong>in</strong>ation zwischen den verschiedenen <strong>in</strong> der Regionbestehenden Maßnahmen betreffen. Ich weiß genau, was ich mache und was me<strong>in</strong>e KollegInnen <strong>in</strong>der [sprachlich] anderen Abteilung machen. Dann gibt es den Teil des Europäischen Sozialfonds,dann den der berufsübergreifenden Fonds. Wir haben versucht, e<strong>in</strong>e Gesprächsrunde e<strong>in</strong>zurichten,um uns auszutauschen und uns kennen zu lernen, aber vielleicht war das zu früh. Ich würde jedochsagen, dass es vor dem Start irgendwelcher Maßnahmen zur Förderung der Weiterbildung e<strong>in</strong>e Klarstellunggeben müsste, bei der man die e<strong>in</strong>zelnen Stücke zusammenfügt und ordnet, um den Unternehmene<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Angebot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er betriebsgerechten Form zu präsentieren." (VerantwortlicherLandesabteilung für Weiterbildung)„Momentan sehe ich <strong>in</strong> Bezug auf das aktuelle Bildungsangebot ke<strong>in</strong>e erheblichen Vorteile, denn dasAngebot ist e<strong>in</strong>fach zu groß. Es wird schwierig, das richtige Bildungsangebot auszuwählen. Das ganzeSystem ist e<strong>in</strong> Dschungel und oft gel<strong>in</strong>gt es selbst den Unternehmen nicht, zu verstehen, zu begreifen,zu sehen ….“ (Gewerkschaftsvertreter)E<strong>in</strong>ige Befragte haben jedenfalls darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Entscheidung, Bildungsmaßnahmen zu ergreifenoder nicht, nicht unauflöslich mit der Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Form der F<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, zusammenhängt.<strong>Die</strong> H<strong>in</strong>dernisse <strong>in</strong> Bezug auf die Bildung – wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen der nachfolgenden Kapitel dargelegtwird – hängen ke<strong>in</strong>eswegs ausschließlich von der Kostenvariablen ab. Der öffentliche Zuschuss ist sicherlich e<strong>in</strong>bedeutender Anreiz für die Unternehmen, Bildungsmaßnahmen umzusetzen, aber e<strong>in</strong>e erfolgreiche Strategie,die sich die Erhöhung der Weiterbildung <strong>in</strong> den Unternehmen zum Ziel setzt, muss auch andere Faktoren bee<strong>in</strong>flussen.2.2.4. <strong>Die</strong> Besonderheiten des BildungsangebotsIn Bezug auf die Besonderheiten des Bildungsangebots ist zu bemerken, dass die Bildungse<strong>in</strong>richtungen derArbeitgeberverbände tendenziell die Organisation von betriebsübergreifenden Bildungsmaßnahmen bevorzugen.In e<strong>in</strong>igen Fällen, die jedoch nicht besonders weit verbreitet s<strong>in</strong>d, wird auch die Möglichkeit für e<strong>in</strong>e Beratungsleistungzur Organisation betrieblicher Bildungsmaßnahmen angeboten. <strong>Die</strong>se Leistung steht jedoch nurauf ausdrückliche Anfrage des Unternehmens zur Verfügung, e<strong>in</strong>e spezielle Werbung dafür wird nicht betrieben.H<strong>in</strong>sichtlich der Umsetzungsmethoden geht hervor, dass <strong>in</strong> letzter Zeit tendenziell bevorzugt Sem<strong>in</strong>areorganisiert werden und dass auf die hoch spezialisierte Bildung <strong>in</strong> Lehrgängen gesetzt wird.Im Bewusstse<strong>in</strong> der Tatsache, dass der/die Unternehmer/<strong>in</strong> oft die Erlernung „durch Gleichgestellte“ oderandere persönliche Kontakte 10 bevorzugt, orientieren sich die Bildungse<strong>in</strong>richtungen der Arbeitgeberverbändesehr auf die Schaffung von Gelegenheiten für den kognitiven Austausch zwischen den Unternehmen, die Beteiligungan Messen und die Organisation von Studienbesuchen.Erwähnenswert ist im Bereich Fremdenverkehr, dass die Erfahrungen für den persönlichen fachspezifischen10 Ausführlich hierzu Pulci 2001.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 18Austausch zwischen den verschiedenen Gastbetrieben im Land und <strong>in</strong> anderen Ländern der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaftbesonders unterstützt werden.H<strong>in</strong>sichtlich der Sprache, <strong>in</strong> der die Leistungen erbracht werden, überwiegt das Angebot <strong>in</strong> deutscher Sprache.Mit Bezug auf die Bildungse<strong>in</strong>richtung des Unternehmerverbandes ZTM ist die Feststellung <strong>in</strong>teressant, dass dieMethode zur Umsetzung von <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Katalog enthaltenen Standardweiterbildungsmaßnahmen <strong>in</strong> Wirklichkeitnicht mehr durchgeführt wird, während man beschloss, auf die Verwirklichung von betriebsspezifischen und betriebsübergreifendenMaßnahmen zu setzen, die das Ergebnis e<strong>in</strong>er Erhebung des konkreten Weiterbildungsbedarfsdarstellen.„Der Katalog ist e<strong>in</strong> Zauberwort, das bis vor 10 Jahren funktionierte. Heute haben wir nicht e<strong>in</strong>malmehr e<strong>in</strong>en Katalog, sondern e<strong>in</strong> Netzwerk von Personen, die <strong>in</strong> den Unternehmen arbeiten und alsunsere Referenten tätig s<strong>in</strong>d. Wir präsentieren uns als e<strong>in</strong>e Art Partner, der e<strong>in</strong> Fortsatz der Betriebsabteilungse<strong>in</strong> soll, praktisch e<strong>in</strong> bevorzugter Partner." (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Besonders <strong>in</strong>novativ ist zudem die neue Orientierung der Bildungse<strong>in</strong>richtung der Handelskammer, bei derneben dem im Katalog enthaltenen Standardbildungsangebot für die betriebsübergreifenden Maßnahmen seite<strong>in</strong>igen Jahren auch e<strong>in</strong> maßgeschneidertes Angebot für den e<strong>in</strong>zelnen Betrieb, aber auch für den e<strong>in</strong>zelnenUnternehmer und/oder Arbeitnehmer erprobt wird.„Das WIFI ist <strong>in</strong> der Lage, betriebsspezifische, betriebsübergreifende und <strong>in</strong>dividuelle Weiterbildungzu bieten. Für die Möglichkeit zur maßgeschneiderten Weiterbildung wurde zwar noch ke<strong>in</strong>e massiveWerbung betrieben, sie erreichte jedoch bereits e<strong>in</strong>en Anteil von 25–30 % der Tätigkeiten.“ (Verantwortlichefür Weiterbildung, WIFI)<strong>Die</strong> privaten Körperschaften, die <strong>in</strong> Südtirol als Betriebsberater für die Weiterbildung arbeiten, verfügen <strong>in</strong> denwenigsten Fällen über e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Katalog enthaltenes Standardangebot und bevorzugen h<strong>in</strong>gegen die<strong>in</strong>dividuell auf die spezifischen Kundenbedürfnisse zugeschnittene Leistung.Das direkt von den Abteilungen für Berufsbildung verwaltete Weiterbildungsangebot ist darauf ausgerichtet, <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie den Weiterbildungsbedarf des e<strong>in</strong>zelnen Arbeitnehmers zu befriedigen. In E<strong>in</strong>zelfällen kam es auchzu Erfahrungen im Bereich der vere<strong>in</strong>barten Planung mit e<strong>in</strong>igen Unternehmen, die dann <strong>in</strong> auf betriebsübergreifenderBasis strukturierte Weiterbildungsmaßnahmen umgesetzt wurden.„<strong>Die</strong> gesamte Planung des im Katalog enthaltenen Standardangebots erfolgt hauptsächlich unter Inanspruchnahmeder Schulen als Fühlern, um Lösungen für den tatsächlichen Bedarf zu f<strong>in</strong>den. Wirhaben somit e<strong>in</strong> im Katalog enthaltenes Standardangebot, das für alle offen ist. Im Rahmen diesesAngebots bieten wir gezieltere Maßnahmen nach Vere<strong>in</strong>barung mit den Unternehmen: Das s<strong>in</strong>d unserebetriebsübergreifenden Kurse. Ich würde sagen, dass e<strong>in</strong>ige Teile der Weiterbildung auch alsTeile der betriebsübergreifenden oder branchenspezifischen Bildung für Mikrounternehmen gesehenwerden können, da sie angesichts der Erhebung e<strong>in</strong>es bestimmten Bedarfs entstanden.“ (Landesabteilungfür Weiterbildung)<strong>Die</strong> Akteure, die jedoch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Maßnahmen zur Unterstützung der Flexibilität und Innovation desBildungsangebots ergreifen und potenziell <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, die wirkungsvollsten Lösungen für den Bildungsbedarfdes Mikrounternehmens anzubieten, sche<strong>in</strong>en die Beratungsgesellschaften zu se<strong>in</strong>.„Um aktive Maßnahmen zu Gunsten von Mikrounternehmen zu ergreifen und diesen Chancen zu bieten,werden Rahmenprojekte präsentiert, <strong>in</strong>nerhalb derer gemischte betriebsspezifische und betriebsübergreifendeMaßnahmen mit e<strong>in</strong>em Panel von 20 Unternehmen geboten werden, und zwardurch e<strong>in</strong> Projekt für e<strong>in</strong>e Bildungsmaßnahme/Initiative auf der Grundlage der Feststellung e<strong>in</strong>es bestimmtenProblems, für das e<strong>in</strong>e methodische Unterstützung geliefert wird: Ich bilde dich fürMethode aus, mit der du de<strong>in</strong> Problem lösen kannst. Es handelt sich um erfolgreiche Erfahrungen,denn dank ihrer konnte das Unternehmen e<strong>in</strong>e kurzfristige Lösung f<strong>in</strong>den und die langen PlanungsundWartezeiten für die Genehmigung im Zusammenhang mit dem ESF-Verfahren umgehen. <strong>Die</strong>seWeiterbildung wird durch die <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds f<strong>in</strong>anziert, die mehr Flexibilität ermöglichenund dem Unternehmen e<strong>in</strong>e kurzfristige Lösung bieten.“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)Das Instrument, das sowohl von den Bildungse<strong>in</strong>richtungen der Arbeitgeberorganisationen als auch von denAbteilungen für Berufsbildung zur Förderung des Bildungsangebots am meisten verwendet wird, ist nach wievor der Katalog. <strong>Die</strong> Werbung für die Bildungsmaßnahmen wird auch durch Anzeigen <strong>in</strong> Zeitschriften garantiert,die über Bildungs<strong>in</strong>itiativen <strong>in</strong>formieren.Obwohl es sich beim Hoteliers- und Gastwirteverband um e<strong>in</strong>e Arbeitgeberorganisation handelt, versucht<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 19dieser, auch die Beteiligung der Arbeitnehmer an den Weiterbildungskursen zu fördern und sendet dem Betriebs<strong>in</strong>habermehrere Kopien des Katalogs, sodass diese auch an das Personal verteilt werden können. Es solldarauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Sensibilität auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass es <strong>in</strong> diesemBereich bereits seit Längerem e<strong>in</strong>e aktive bilaterale Körperschaft gibt. Um die Sichtbarkeit des Weiterbildungsangebotszu vergrößern, werden seit e<strong>in</strong>igen Jahren die von den neuen Informations- und Kommunikationstechnologienzur Verfügung gestellten Potenziale genutzt. In diesen Fällen ist das gesamte Weiterbildungsangebotauf der Website der Körperschaft verfügbar, und es besteht die Möglichkeit, sich onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zuschreiben.<strong>Die</strong> potenziellen Nutzer werden über den Start der Weiterbildungskurse per SMS <strong>in</strong>formiert.„Internet ist zu e<strong>in</strong>em bedeutenden Instrument geworden, da sich die Leute auch onl<strong>in</strong>e anmeldenkönnen. Wenn der Nutzer e<strong>in</strong> Log<strong>in</strong>-Passwort hat, kann er den Bereich MY WIFI aufrufen und sichonl<strong>in</strong>e anmelden.“ (Verantwortliche öffentliche Weiterbildungse<strong>in</strong>richtung, WIFI)Bei der Förderung des Weiterbildungsangebots wäre es jedoch nötig, sich besser darüber im Klaren zu werden,dass das Mikrounternehmen unterschiedliche Kommunikationsstrategien erfordert. Das Universum der kle<strong>in</strong>enUnternehmen ist zahlenmäßig ziemlich bedeutend und wichtig <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht, und doch wird es vomWeiterbildungsangebot, das auf andere Bedürfnisse ausgerichtet ist, vernachlässigt. Mit diesem Angebotwerden noch ke<strong>in</strong>e Programme ausgearbeitet, die den Bedürfnissen der kle<strong>in</strong>en Unternehmen entsprechen. E<strong>in</strong>Großteil der Probleme h<strong>in</strong>sichtlich der Beziehung zwischen Unternehmen und Weiterbildung kann dem Angebot,den an die Unternehmer gerichteten Vorschlägen für Weiterbildungsmaßnahmen, der diesen anhaftendenPhilosophie sowie den Methoden für deren Verbreitung und Kommunikation zugeschriebenwerden. 112.2.5. <strong>Die</strong> Struktur der BegünstigtenAus den Betrachtungen der Befragten geht deutlich hervor, dass das Unternehmen, das normalerweise eherauf Weiterbildung ausgerichtet ist, mittelgroß ist, sich tendenziell <strong>in</strong> der Nähe großer Stadtzentren bef<strong>in</strong>det und<strong>in</strong> der Lage ist, die Weiterbildungsmaßnahmen ziemlich systematisch zu handhaben.Bei den ArbeitnehmerInnen s<strong>in</strong>d eher die Personen mit mittleren bis hohen Qualifikationen, die Mitarbeiter vonUnternehmen <strong>in</strong> den Städten, die unter 45 Jahren und männlichen Geschlechts an der Weiterbildung<strong>in</strong>teressiert.„<strong>Die</strong> meisten Möglichkeiten haben die, die <strong>in</strong> den Stadtzentren arbeiten, <strong>in</strong> der Stadt und nicht <strong>in</strong>den Randbezirken der kle<strong>in</strong>en Ortschaften <strong>in</strong> den Tälern.“ (Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen)„Wir haben festgestellt, dass die Unternehmen als begünstigte Personen mit mittleren bis hohenQualifikationen bevorzugen, das heißt auf die Weiterbildung der Personen mit mittleren bis hohenQualifikationen, der Führungskräfte, der leitenden Angestellten und Fachkräfte wird größerer Wertgelegt.“ (Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen)„Am wenigsten werden die Weiterbildungsmöglichkeiten von denen <strong>in</strong> Anspruch genommen, die <strong>in</strong>E<strong>in</strong>richtungen mit ger<strong>in</strong>gem technologischem Innovationsgehalt oder <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Betrieben oder <strong>in</strong>Betrieben arbeiten, <strong>in</strong> denen der Arbeitgeber nicht besonders von den Vorteilen der Weiterbildungüberzeugt ist.“ (Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen)„Es bestehen gewisse Schwierigkeiten, ArbeitnehmerInnen über 50 an den Bildungsmaßnahmen zubeteiligen, vor allem, wenn sie ke<strong>in</strong>e Managerpositionen bekleiden. In diesem Fall ist es e<strong>in</strong>facher,sie <strong>in</strong> Bezug auf Inhalte, die gesetzlich vorgeschrieben s<strong>in</strong>d, zu beteiligen.“ (Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen)„Bei der Personengruppe, welche die Weiterbildung am meisten <strong>in</strong> Anspruch nimmt, spielt weder dieZugehörigkeitsbranche noch die Größe des Unternehmens die ausschlaggebende Rolle, sondern dasAlter, die Bereitschaft zur Weiterbildung. <strong>Die</strong>se Personen s<strong>in</strong>d ziemlich jung (jünger als 45), s<strong>in</strong>dHandwerksmeister mit e<strong>in</strong>em Betrieb von 5 bis 10 Mitarbeitern und arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em technischenBereich.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Interessant ist, dass die Beteiligungsquote der Frauen an der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol im Bereich Landwirtschaftnunmehr die der Männer übertroffen hat und dass diejenigen, die an den Weiterbildungskursen teilnehmen,<strong>in</strong> der Altersklasse s<strong>in</strong>d, die die Erhaltung der Kompetenzen erfordert.11 Hierzu ausführlicher Formaper 2001.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 20„In Bezug auf die Begünstigten kann ausgesagt werden, dass e<strong>in</strong> gewisses Gleichgewicht zwischenden männlichen und den weiblichen Teilnehmern herrscht, wobei der Anteil der begünstigten Frauenleicht überwiegt. Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Altersklassen besteht e<strong>in</strong>e gute Verteilung, auch wenn dieAltersklasse, auf die sich der größte Bedarf konzentriert, zwischen 30 und 50 Jahren liegt. <strong>Die</strong>s istsicherlich positiv, da die Personen dieser Altersklasse Entscheidungen treffen und an ihre Weiterbildungdenken müssen.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)2.2.6. Weiterbildung: vom Bedarf zur Entwicklung von Kenntnissen zur Unterstützung von VeränderungenDamit es gel<strong>in</strong>gt, Weiterbildungsmaßnahmen durchzuführen, die effektiv auf den realen Bedarf ausgerichtets<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e wirksame Analyse des Weiterbildungsbedarfs erforderlich. <strong>Die</strong>ser Phase des Prozesses wird leiderhäufig nicht immer der gebührende Wert beigemessen und fast nie werden die ArbeitnehmerInnen direkt beteiligt.Bei der Untersuchung der zeitlichen Perspektive, die für die Erhebung des Weiterbildungsbedarfs notwendig istbis zur entsprechenden Planung des Weiterbildungsangebots, so zeigt sich, dass diese im Durchschnitt e<strong>in</strong> Jahrbeträgt. <strong>Die</strong>s gilt sowohl für die privaten Körperschaften als auch für die Verbände.Fast alle Arbeitgeberverbände beteiligen an der Erhebung auch die Bezirksniederlassungen mittels ihrerFunktionäre und verfügen somit über Informationen aus dem gesamten Landesgebiet.Insbesondere <strong>in</strong> Bezug auf den Bauernbund ist e<strong>in</strong> starkes <strong>in</strong>tegriertes System zwischen Forschung undBildung festzustellen, <strong>in</strong> dem das Bildungsangebot das Ergebnis zwischen e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit und derspäteren Verteilung der Themenbereiche für die Maßnahmen zwischen Berufsbildung und Bauernbund ist.„<strong>Die</strong> Erhebung des Bedarfs erfolgt jährlich normalerweise mit den Verantwortlichen des Weiterbildungsangebotsder Berufsfachschulen für Land- und Hauswirtschaft der verschiedenen Bezirke zusammenmit den verschiedenen delegierten Funktionären des Bauernbunds, der Bauernjugend undder Bäuer<strong>in</strong>nen anhand von Vertiefungsgesprächen.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Fast nie erfolgt die Erhebung des Bedarfs strukturiert, oft s<strong>in</strong>d die Begegnungen mit den Unternehmen <strong>in</strong>formell.Nur <strong>in</strong> seltenen Fällen nimmt derjenige, der die Erhebung durchführt, e<strong>in</strong>e regelrechte Anhörung durch,um zu versuchen, über den auf emotionaler Ebene wahrgenommenen Bedarf h<strong>in</strong>auszugehen und den realenBedarf festzustellen. Nicht immer gel<strong>in</strong>gt es dem Unternehmer, se<strong>in</strong>en Bedarf auf unmittelbare Weise zumAusdruck zu br<strong>in</strong>gen.„Das Unternehmen bef<strong>in</strong>det sich oft <strong>in</strong> Schwierigkeiten, wenn es zu se<strong>in</strong>er Nachfrage und se<strong>in</strong>emBildungsbedarf artikulieren muss. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong> Entwicklungsweg, der e<strong>in</strong>e starke Unterstützung erfordert.<strong>Die</strong>jenigen, die Bildung anbieten, haben die Aufgabe, über den wahrgenommenen Bedarf h<strong>in</strong>auszugehenund zu überprüfen, ob h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Thema nicht etwa noch e<strong>in</strong> anderes steckt.“ (Verantwortlicheöffentliche Weiterbildungse<strong>in</strong>richtung)Nachdem der Bereich der Initiative festgestellt wurde, darf nicht mehr nur allgeme<strong>in</strong> gedacht werden,sondern es s<strong>in</strong>d Gespräche zur Vertiefung durchzuführen.„Das Unternehmen hat immer mehr das Bedürfnis, <strong>in</strong> Bezug auf den Bildungsbedarf tiefer zu gehenund nicht auf e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Ebene zu bleiben. E<strong>in</strong>e qualifizierende und spezifische Weiterbildungwird benötigt.“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)Bei der Abfassung der Bildungsprojekte müssen Inhalte ausgearbeitet werden, die dem Unternehmen dabeihelfen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln und die sich nicht darauf beschränken, die aktuelle Tätigkeit zuunterstützen.„Im Unternehmen wird nicht nur E<strong>in</strong>kommen erzeugt, es ist auch e<strong>in</strong> Ort, an dem Ideen entstehen.<strong>Die</strong> Förderung der Weiterbildung könnte daher e<strong>in</strong>e eigene Orig<strong>in</strong>alität aufweisen. Der Unternehmermüsste aber auf sich selbst setzen.“ (Landesabteilung für Weiterbildung)„Wenn wir die Rolle der Weiterbildung <strong>in</strong> Bezug auf die Unterstützung der Innovation untersuchenwollen, ist zu berücksichtigen, dass die Innovation <strong>in</strong> Südtirol <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie eher als e<strong>in</strong>e Prozessundnicht als Produkt<strong>in</strong>novation aufgefasst werden sollte. Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten, um dieAnpassung der eigenen Produktionsprozesse zu f<strong>in</strong>anzieren. E<strong>in</strong>ige Wirtschaftssektoren, wie zumBeispiel der Handel, bekommen überhaupt ke<strong>in</strong>e Zuschüsse auf Landesebene.“ (Verantwortlicherprivate Weiterbildungsagentur)Weit verbreitet bei den privaten Bildungsanstalten die Me<strong>in</strong>ung, die Erhebung des Bedarfs solle immer wenigervon externen Beratern geleitet werden und es müsse e<strong>in</strong>e Kultur der Erhebung des Weiterbildungsbedarfs im<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 21Betrieb selbst gefördert werden.„Für die wirksame Erhebung des Bedarfs hat es sich unsere Agentur zum Ziel gesetzt, die Unternehmungsleitungauszubilden, um die Fähigkeit der Selbste<strong>in</strong>schätzung des eigenen Bildungs- undBerufsbedarfs (des Betriebs) zu verbessern. Das bedeutet, dass dieser Prozess immer weniger dieBeteiligung e<strong>in</strong>es Externen be<strong>in</strong>halten sollte. <strong>Die</strong> Instrumente für die Selbstdiagnose sollten ause<strong>in</strong>er Checkliste und/oder qualitativen Fragebogen bestehen. Ziel ist es im Wesentlichen, >e<strong>in</strong>eKultur der Bedarfserforschung< bei der Unternehmensleitung und dem <strong>in</strong>nerbetrieblichen Personalzu verbreiten.“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)Auch die ExpertInnen, die sich <strong>in</strong>nerhalb der öffentlichen Verwaltung mit dem Management des Bildungsangebotsbeschäftigen durchlaufen e<strong>in</strong>en Prozess der Bewusstse<strong>in</strong>sänderung h<strong>in</strong>sichtlich der zentralen Rolle derBedarfsanalyse und der Notwendigkeit, Gelegenheiten für den Dialog mit den Unternehmen zu schaffen.„Vor drei Jahren haben wir mit e<strong>in</strong>er begrenzten Auswahl von Betrieben begonnen, e<strong>in</strong>e Bedarfsanalysedurchzuführen. Auf diese Weise wurde e<strong>in</strong> Lernprozess geschaffen, der uns darüber aufklärte,dass sich h<strong>in</strong>ter dem Bedarf e<strong>in</strong>e ganze Welt verbirgt. Leider konnte diese Maßnahme au Grund desMangels an verfügbarem Personal nicht systematisch durchgeführt werden.“ (Landesabteilung fürWeiterbildung)<strong>Die</strong> Akteure im Bereich Weiterbildung s<strong>in</strong>d zwar offenbar der Me<strong>in</strong>ung, die öffentlichen politischen Maßnahmenfür die Wissensgesellschaft seien von strategischer Bedeutung, um zwei grundlegende Prioritäten für die Entwicklungder Unternehmen, nämlich die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovation, zu fördern, die Bildungs<strong>in</strong>haltesche<strong>in</strong>en aber nicht darauf ausgerichtet zu se<strong>in</strong>, die erforderlichen Kompetenzen zu fördern, um dieseÄnderung zu unterstützen.Um sich auf e<strong>in</strong>e ungewisse und kaum absehbare Zukunft vorzubereiten, müssen die UnternehmenKompetenzen entwickeln, die ihnen ermöglichen, über strategische Optionen zu verfügen, um die Entwicklungder Nachfrage <strong>in</strong> Angriff zu nehmen. <strong>Die</strong> Manager, die e<strong>in</strong> Innovationspotenzial für ihr Unternehmen schaffenmöchten, müssen e<strong>in</strong>en ständigen Prozess der Entwicklung und Kapitalisierung der Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art„Engelskreis“ 12 umsetzen.<strong>Die</strong> unterscheidenden Organisationsfähigkeiten bilden stets die Grundlage für die Implementierung technologischerInnovationen, die wirksam s<strong>in</strong>d, weil sie <strong>in</strong>dividuell zugeschnitten, e<strong>in</strong>gebunden und von eben diesendist<strong>in</strong>ctive capabilities vorangetrieben werden, welche die Fähigkeit der Organisation darstellen, die für dieInnovation erforderlichen Veränderungen zu verstehen, zu implementieren und zu unterstützen.Solche Innovationsfähigkeiten müssen <strong>in</strong> der Motivation, den Kompetenzen und der Bereitschaft zum ständigenLernen liegen, also Fähigkeiten, die <strong>in</strong> den Menschen verwurzelt s<strong>in</strong>d. 13Der Weg der Innovation durch e<strong>in</strong>en Prozess ermöglicht die bessere und konstante Kontrolle der Kosten sowiee<strong>in</strong>e Verbesserung der Qualität, liefert aber auch e<strong>in</strong>en dauerhaften Vorteil, denn es kann den Konkurrentenkaum gel<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong> Geheimnis zu imitieren, das im Prozess <strong>in</strong>tegriert ist. 14Angesichts dieser Ausführungen müsste man sich auch <strong>in</strong> Südtirol darauf richten, Maßnahmen zur Förderungvon Prozess<strong>in</strong>novationen und nicht Produkt<strong>in</strong>novationen zu unterstützen. <strong>Die</strong> Erfahrungen zeigen jedoch, dassauf lokaler Ebene der Trend bestehen bleibt, Produkt<strong>in</strong>novationen zu f<strong>in</strong>anzieren:„<strong>Die</strong> Partnerschaft zwischen IVECO und Fiat zur Entwicklung e<strong>in</strong>es Wasserstofffahrzeugs mit e<strong>in</strong>erF<strong>in</strong>anzierung von 600.000,00 € betrifft nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der Südtiroler Unternehmerwelt. Zuvermeiden s<strong>in</strong>d die unbegrenzten Zuschüsse und die F<strong>in</strong>anzierungen, die ausschließlich mit demKauf von Masch<strong>in</strong>en und/oder dem Bau von Werkshallen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen. Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>eMöglichkeiten, um die Anpassung der eigenen Produktionsprozesse zu f<strong>in</strong>anzieren.“ (Verantwortlicherprivate Weiterbildungsagentur)2.2.7. <strong>Die</strong> Bewertung der Wirksamkeit der WeiterbildungAlle befragten Akteure im Bereich Weiterbildung bestätigen die Bedeutung der Bewertung der Weiterbildung,aber nur <strong>in</strong> seltenen Fällen werden Evaluationsmaßnahem durchgeführt, die über die Bewertung der Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativeh<strong>in</strong>ausgehen. Vorherrschend s<strong>in</strong>d pragmatische Erhebungen h<strong>in</strong>sichtlich der Me<strong>in</strong>ung der Teilnehmerüber die erworbenen Kenntnisse und deren potenzielle Anwendung bei der Arbeit. In seltenen Fällen12 Erlicher/P<strong>in</strong>i 2006.13 Erlicher/P<strong>in</strong>i 2006.14 Erlicher/P<strong>in</strong>i 2006.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 22wird e<strong>in</strong>e Bewertung der erworbenen Kenntnisse durchgeführt. <strong>Die</strong>s erfolgt nur dann, wenn e<strong>in</strong>e Besche<strong>in</strong>igungausgestellt wird. Der Gegenstand der Bewertung beschränkt sich tendenziell auf die Lern<strong>in</strong>halte des Kurses undbetrifft nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen auch die Untersuchung der Anwendung der erworbenen Kenntnisse im Unternehmen.Dabei sche<strong>in</strong>en die Motivationen, welche die Unternehmens<strong>in</strong>haber dazu veranlassen, Weiterbildungsmaßnahmenumzusetzen, nicht gebührend berücksichtigt zu werden. <strong>Die</strong> Entscheidung, an e<strong>in</strong>erWeiterbildungs<strong>in</strong>itiative teilzunehmen, trifft der Unternehmer tendenziell auf „pragmatische“ Art und Weise. <strong>Die</strong>kognitiven und re<strong>in</strong> rationalen Elemente sowie die gedanklichen Prozesse, auf denen zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmenberuhen, werden oft vom Unternehmer nicht verwendet und/oder nicht bevorzugt. <strong>Die</strong>serPragmatismus führt ihn dazu, Investitionen den Vorrang zu geben, die sche<strong>in</strong>bar im H<strong>in</strong>blick auf Produktionsleistungoder Verbesserung des Unternehmens zu e<strong>in</strong>em sofortigen Resultat führen. 15„Was die betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen anbelangt, muss betont werden, dass das Unternehmenvor allem daran <strong>in</strong>teressiert ist, dass die erworbenen Kenntnisse unmittelbar bei der Arbeitumgesetzt werden können. Aus diesem Grund ist bei den Weiterbildungsprojekten oft e<strong>in</strong>e Followup-Phasee<strong>in</strong>geplant, bei der der Anteil der praktischen Umsetzung der erworbenen Kenntnisse erfasstwird.“ (Verantwortliche öffentliche Weiterbildungsagentur)Interessant ist die auf lokaler Ebene gesammelte Erfahrung, die Weiterbildung vertraglich mit e<strong>in</strong>em Ergebniszu verknüpfen.„<strong>Die</strong> Weiterbildungsmaßnahme muss dem Unternehmen als e<strong>in</strong>e Initiative vorgeschlagen werden,die es dem Unternehmen ermöglicht, e<strong>in</strong> bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Wir schließen e<strong>in</strong>enVertrag mit dem Unternehmen, <strong>in</strong> dem wir sagen, dass diese Weiterbildung nicht nur den Zweckhat, die Kompetenzen der Personen zu steigern, sondern dazu beiträgt, dass diese Personen bestimmteMethoden e<strong>in</strong>setzen können, um e<strong>in</strong> bestimmtes Ziel zu erreichen. Es wird e<strong>in</strong> Vertrag geschlossen,der Folgendes besagt: Das Ziel dieser Weiterbildung ist das Erreichen e<strong>in</strong>es festgesetztenErgebnisses.“ (Verantwortliche öffentliche Weiterbildungsagentur).2.2.8. Analyse von guten PraktikenBei der Analyse e<strong>in</strong>iger besonders bedeutender Weiterbildungsprojekte, die uns von unseren Gesprächspartnernangegeben wurden, wird die erste Erfahrung bei der Umsetzung von durch die berufsübergreifendenFonds f<strong>in</strong>anzierten Bildungsmaßnahmen herausgestellt:„Im E<strong>in</strong>verständnis und durch Abkommen mit dem Unternehmerverband wurde 2005 <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong>Kurs für Instandhaltungstechniker durchgeführt, an dem Arbeiter aus 22 Industrieunternehmen,darunter IVECO und Leitner, beteiligt waren. Es handelte sich um e<strong>in</strong>e ausgezeichnete Erfahrung <strong>in</strong>puncto Weiterbildung. Ausgangspunkt war <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> echter Bedarf der Unternehmen.Situationen, bei denen wir <strong>in</strong> den Unternehmen Arbeitnehmer feststellten, die mit dieser Berufsbildungverwendet werden konnte, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Aufbau der im Unternehmen abgehaltenen Kurse,daher zweckgerichtet mit e<strong>in</strong>er Struktur e<strong>in</strong>es externen Tutors ... Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach war das sehrpositiv.“ (Gewerkschaftsvertreter)Das betreffende Projekt fand nicht nur den Zuspruch der Gewerkschaftsvertretungen, sondern wurde auch vonden Vertretern der Arbeitgeberverbände positiv bewertet.Im Bereich <strong>in</strong>terregionaler Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte machte das WIFI auf e<strong>in</strong> Weiterbildungsprojekt aufmerksam,welches sich durch das Ziel, nicht nur das Unternehmen, sondern auch den e<strong>in</strong>zelnen Unternehmer auf demWeg der Veränderung zu begleiten, auszeichnete.„Durch e<strong>in</strong> Interreg-Projekt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Tirol wurde versucht, e<strong>in</strong> Weiterbildungsprogrammfür kle<strong>in</strong>e und mittelgroße Betriebe, welche die realen lokalen Verhältnisserepräsentieren, auszuarbeiten, um sowohl zu e<strong>in</strong>er Standarddef<strong>in</strong>ition des Unternehmens als auchzu e<strong>in</strong>er Standarddef<strong>in</strong>ition des Unternehmers zu gelangen. Aus e<strong>in</strong>er Studie g<strong>in</strong>g nämlich hervor,dass das Unternehmen zwar wachsen muss, der Unternehmer jedoch auf dieses Wachstum vorbereitetse<strong>in</strong> muss. Nicht immer entwickeln sich die D<strong>in</strong>ge parallel.“ (Verantwortliche öffentlicheWeiterbildungsagentur).Interessant ist bei dieser Erfahrung zudem, dass die Teilnehmer aufgefordert wurden, kritisch über die erworbenenKompetenzen nachzudenken und zu überprüfen, was ihnen effektiv vermittelt wurde und was <strong>in</strong>nerhalbdes eigenen Unternehmens umgesetzt werden konnte.15 Formaper 2001<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 23Das Bewusstse<strong>in</strong>, dass nicht alle Themen im Rahmen der beruflichen Weiterbildungsmaßnahme <strong>in</strong> Angriff genommenwerden können und vor allem, dass nicht alle Themen e<strong>in</strong>en Lerngegenstand <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Gruppebilden können, ist vor allem bei den Verantwortlichen von privaten Weiterbildungsanstalten und bei e<strong>in</strong>igenVertretern von Bildungse<strong>in</strong>richtungen der Arbeitgeberverbände verbreitet.Wenn die Weiterbildung zweckdienlich für die Unterstützung des E<strong>in</strong>kommens des Unternehmens ist, stellt siee<strong>in</strong>en Erfolgsfaktor für den Unternehmer dar.„Als Erfolgsmethode für Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen kann ich die Kurse für die Spezialisierung im Urlaubauf dem Bauernhof nennen, die seit ungefähr 7 Jahren durchgeführt werden. <strong>Die</strong> Kurse habene<strong>in</strong>e Teilnehmerzahl von ca. 60 Personen pro Jahr, s<strong>in</strong>d gut auf das Land verteilt (Bozen, Meran undBruneck), nehmen abwechselnd lokale und externe Dozenten <strong>in</strong> Anspruch und sehen auch e<strong>in</strong>enSprachkurs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule <strong>in</strong> Irland vor. Auch die Weiterbildungsmaßnahme für die unternehmerischeEntwicklung war erfolgreich; durchgeführt wurde sie zusammen mit e<strong>in</strong>er Akademie <strong>in</strong>Bonn. Anfänglich gab es e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten, Teilnehmer zu f<strong>in</strong>den, und daher wurden zuerste<strong>in</strong>ige Funktionäre beteiligt, denen es dann durch den Vervielfältigungseffekt gelang, weiterePersonen zu gew<strong>in</strong>nen.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Auch wenn sich die Weiterbildung durch Flexibilität und vor allem durch die weite Verbreitung <strong>in</strong> der Regionauszeichnet, wird sie leicht als positive Erfahrung e<strong>in</strong>gestuft.„E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Projekt betraf den mobilen EDV-Raum.“ (Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)Abgesehen von der Analyse der e<strong>in</strong>zelnen Projekterfahrungen wird auch e<strong>in</strong>e positive Erfahrung auf derEbene des Systemmanagements herausgestellt.„In der Landwirtschaft ist deutlich festgelegt, wer welche Leistungen erbr<strong>in</strong>gen muss. Der AbteilungBerufsbildung ist verantwortlich für die eher beruflich qualifizierenden, fachlichen Inhalte, währendunser Verband verantwortlich ist für das Bildungsangebot übergreifender und Managementkompetenzen.“(Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)2.2.9. <strong>Die</strong> Erwartungen an die Studie „<strong>TimeS</strong>“<strong>Die</strong> meisten befragten Stakeholder äußerten e<strong>in</strong> Interesse daran, mehr Kenntnisse über die Merkmale derWeiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zu erhalten und daran, dass die erworbene Grundlage dazu dienen könnte, H<strong>in</strong>dernissewie mangelhafte Transparenz des Angebots oder fehlende geme<strong>in</strong>same Ansichten seitens der Bildungsträgerzu überw<strong>in</strong>den.Verbreitet ist die Me<strong>in</strong>ung, die Weiterbildung stelle noch ke<strong>in</strong>e strategische Priorität dar und die aktuelleStruktur des Bildungsangebots sei nicht <strong>in</strong> der Lage, angemessen den Bedürfnissen der lokalen Mikrounternehmenzu entsprechen.E<strong>in</strong> weiterer Beitrag, den die Studie liefern kann und der von vielen Akteuren als besonders bedeutend e<strong>in</strong>gestuftwird, betrifft die Möglichkeit, Informationen h<strong>in</strong>sichtlich der Eigenschaften der Nachfrage nach Bildung,die dann <strong>in</strong> der Phase der Bedarfserhebung unterstützt werden können, <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.„Über Indikatoren, Maßstäbe verfügen, denn effektiv fehlt uns die Zeit, <strong>in</strong>s Unternehmen zu gehen.“(Verantwortlicher Landesabteilung für Weiterbildung).Es besteht zudem die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um die noch bestehende Lücke zwischenBildungsnachfrage und -angebot zu schließen.„<strong>Die</strong> verschiedenen Wahrnehmungen sowohl <strong>in</strong> Bezug auf das öffentliche als auch das private Angebotzu kennen und zu verstehen, was diejenigen davon halten, die e<strong>in</strong>e Nachfrage haben (Betriebeund ArbeitnehmerInnen).“ (Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)Zu den weiteren angesprochenen Elementen gehört auch die Notwendigkeit, e<strong>in</strong>en Bezugsrahmen für dieStruktur des Bildungsangebots zu liefern, mit dem Ziel, zu verdeutlichen, wer sowohl bei den Unternehmen alsauch bei den ArbeitnehmerInnen aus der f<strong>in</strong>anzierten Weiterbildung ausgeschlossen ist.„Unbed<strong>in</strong>gt herausgestellt werden muss, dass die Mikrounternehmen und vor allem die E<strong>in</strong>zelunternehmenfast immer aus den großen F<strong>in</strong>anzierungen für die Weiterbildung ausgeschlossen s<strong>in</strong>d.“(Verantwortlicher für Weiterbildung, Arbeitgeberverband)„Interessant ist es, das Thema der Weiterbildung im Mikrounternehmen <strong>in</strong> Angriff zu nehmen. <strong>Die</strong>Verwaltung, die e<strong>in</strong> wenig transparentes Weiterbildungsangebot hat, bei dem das Mikrounternehmennicht berücksichtigt wird. <strong>Die</strong> größeren Unternehmen bräuchten <strong>in</strong> Wirklichkeit ke<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungen,<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol zwischen Politik und Markt 24während es den kle<strong>in</strong>en Betrieben nicht gel<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en für sie zu komplexen Mechanismus e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen.“(Verantwortlicher private Weiterbildungsagentur)<strong>Die</strong> Studie soll also im Wesentlichen e<strong>in</strong>e nützliche Wissensgrundlage liefern, anhand derer sich die verschiedenenAkteure auf lokaler Ebene im Bereich Weiterbildung konfrontieren müssten. Innerhalb e<strong>in</strong>es deutlichenstrategischen Rahmens handeln zu können, <strong>in</strong> dem jeder se<strong>in</strong>e Selbstständigkeit zum Ausdruck br<strong>in</strong>genkann, wobei jedoch gleichzeitig die Schaffung verstärkter lokaler Synergien unterstützt wird, stellt e<strong>in</strong>en ausdrücklichenWunsch der Akteure im Bereich Weiterbildung dar. <strong>Die</strong> bisher umrissenen Versuche <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichterwiesen sich nicht als besonders wirksam und de facto bef<strong>in</strong>den wir uns noch auf dem Niveau der Absichtserklärung.E<strong>in</strong> erster Schritt <strong>in</strong> Richtung Transparenz des Marktes könnte mit der Schaffung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Datenbank zusammenhängen,<strong>in</strong> der alle Daten für die erbrachten Leistungen <strong>in</strong> puncto Weiterbildung zusammengefassts<strong>in</strong>d, sodass die verfügbaren Daten mite<strong>in</strong>ander verglichen werden können und vor allem messbar s<strong>in</strong>d.„Es müsste jedoch e<strong>in</strong> Verzeichnis geben, e<strong>in</strong>e Datenbank, <strong>in</strong> der man wirklich beweist, wie viel Weiterbildungam Arbeitsplatz durchgeführt wird, aber nicht nur, um zu beweisen, wie gut wir s<strong>in</strong>d undwie viele Stunden an Weiterbildung durchgeführt werden. Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, dass auch die Unternehmen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Datenbank e<strong>in</strong>tragen müssten, wie viele Stunden an Weiterbildung siedurchführen und wie diese f<strong>in</strong>anziert wurden oder wie viel sie gekostet haben.“ (Landesrät<strong>in</strong> für [italienische]Bildung).Der nächste Schritt, h<strong>in</strong>sichtlich dessen jedoch noch Widerstände und H<strong>in</strong>dernisse bestehen, die derzeit nur mitbesonderem E<strong>in</strong>satz und Willen zu überw<strong>in</strong>den wären, betrifft die Erstellung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Katalogs für dasWeiterbildungsangebot.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 253. <strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> SüdtirolAutor: Francesco Marcaletti, Vertragsdozent für Industrielle Beziehungen an der „Università Cattolica del SacroCuore“. Stand der Beschreibung der Regelungen: Dezember 2007.3.1. EINFÜHRUNG<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol wird durch verschiedene gesetzliche Bestimmungen geregelt, diesich im Wesentlichen auf die vier Bereiche beziehen, <strong>in</strong> denen die Planung der Bildung normalerweise erfolgt:<strong>in</strong>dividuelle Weiterbildung, betriebs-, branchen- und gebietsbezogene Planung.Jedes der von den verschiedenen <strong>in</strong>stitutionellen mit Weiterbildung befassten E<strong>in</strong>richtungen zur Verfügung gestelltenInstrumente ist darauf abgestimmt, spezifischen Zielsetzungen gerecht zu werden und sieht unterschiedlicheModalitäten zur Inanspruchnahme seitens der KMU vor, wobei im Wesentlichen e<strong>in</strong> strukturierterRahmen mit Möglichkeiten zur F<strong>in</strong>anzierung und für <strong>in</strong>direkte Vorteile festgelegt wird, die die Unternehmen fürdie Bildung ihrer Mitarbeiter nutzen können.Tabelle 1: Zusammenfassende Übersicht der Quellen für die F<strong>in</strong>anzierung der WeiterbildungIn dem <strong>in</strong> Tabelle 1 angeführten Schema s<strong>in</strong>d die Kennzeichen der F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente kurz zusammengefasst.F<strong>in</strong>anzierungsquelleESFGesetz236/93Gesetz236/93Gesetz 53/00Gesetz 40/92Art der f<strong>in</strong>anziertenWeiterbildungRolle der Vertragsverhandlungenzwischenden SozialpartnernBei der ProjektgenehmigungdurchBildungsprojekteBetriebs-,branchenundgebietsbezogeneBildungspläneIndividuelleWeiterbildungZuständige Stelle(Verwaltungsbehörde)ESF-<strong>Die</strong>nststelleAbteilungen für italienischeBerufsbildungund Abteilungfürdeutsche BerufsbildungAbteilungen für italienischeBerufsbildungund Abteilungfürdeutsche BerufsbildungZielgruppe Zugang Zugangsformenseitens der KMUUnternehmen(e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossen)BildungsagenturenUnternehmen(e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossen)BildungsagenturenE<strong>in</strong>zelne ArbeitnehmerInnenAusschreibungBetriebsprojekte;Teilnahme der e<strong>in</strong>zelnenUnternehmendie ESF-Kommisbezogenenan systemsionals beratendesMaßnahmenGremiumAusschreibungBetriebsprojekte; Vorrang haben vonTeilnahme der e<strong>in</strong>-den Gewerk-zelnen Unternahmenschaftsvertretungean system-genehmigte ProjekschaftsvertretungebezogenenMaßnahmenteAnlaufstelle Nicht vorgesehen, Vorrang haben vomauf der da es sich um e<strong>in</strong>e Arbeitgeber genehmigteGrundlage <strong>in</strong>dividuelle WeiterbildungProjektee<strong>in</strong>er entsprechendenhandelt; dieArbeitnehmerInnenAusschreibungnehmen diese direktund die Unter-mit monatlichernehmen <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong>FristAnspruch.bis zur Erschöpfungder f<strong>in</strong>anziellenMittel<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 26F<strong>in</strong>anzierungsquelleLandesgesetz29/77Landesgesetz4/97Landesgesetz41/83Teilnahme der Unternehmenan BildungsplänenInterprofessionelleFondsArt der f<strong>in</strong>anziertenWeiterbildungZuständige Stelle(Verwaltungsbehörde)WeiterbildungskurslienischeAbteilungen für ita-Berufs-von kurzer bildung und AbteilungDauerfürDeutsche undlad<strong>in</strong>ische BerufsbildungWeiterbildungsmaßnahmenAbteilungen fürIndustrie, Handwerk,Handel undTourismusBildungsmaßnahmenlienischeAbteilungen für ita-KulturBeiträge für und für deutscheWeiterbildungsorgturund lad<strong>in</strong>ische Kul-nisationenIndividuelle,betriebs-,branchenundgebietsbezogeneBildungspläneBildungsprojekteFondimpresaFor.TeBildungskontoZielgruppe Zugang Zugangsformenseitens der KMUBildungsagenturenUnternehmen(e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossen)BildungsagenturenQuelle: Eigene Zusammenstellung, Stand zum 31. Dezember 2007.Anlaufstelleauf derGrundlagee<strong>in</strong>er entsprechendenAusschreibungmit monatlicherFristbis zur Erschöpfungder f<strong>in</strong>anziellenMittelTeilnahme an vonden Akteuren imBereich Weiterbildungund von denbilateralen KörperschaftengeplantenInitiativenRolle der Vertragsverhandlungenzwischenden SozialpartnernDas E<strong>in</strong>verständniszwischen den Sozialpartnernist nichtobligatorisch, stelltjedoch e<strong>in</strong> Bewertungskriteriumdar.Anlaufstelle IndividuellNicht vorgesehenauch fürmehrereProjekte imLauf desJahresJährliche Nicht vorgesehen, Nicht vorgesehenAusschreibungUnternehmen(e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossen)BildungsagenturenAusschreibungUnternehmen(e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossen)Anlaufstellemit Verwendungdereigenenf<strong>in</strong>anziellenMittel für denBeitrag von0,30%da es sich um Beiträgefür die Bildungsagenturenhandelt; die Unternehmenund die ArbeitnehmerInnenprofitieren <strong>in</strong>direkt.Individuelle Initiativeseitens der e<strong>in</strong>zelnenUnternehmen(auch <strong>in</strong> zusammengeschlossener Form)<strong>Die</strong> Projekte müssengeme<strong>in</strong>samausgearbeitet werden.Ausgehend von der Darstellung der Eigenschaften der verfügbaren f<strong>in</strong>anziellen Mittel setzt sich dieser Beitrag<strong>in</strong>sbesondere das Ziel, die Elemente zu verdeutlichen, die deren Inanspruchnahme seitens der Unternehmen,<strong>in</strong>sbesondere kle<strong>in</strong>erer Betriebe, erschweren.Aus diesen Gründen wird sowohl <strong>in</strong> kritischer H<strong>in</strong>sicht als auch <strong>in</strong> Bezug auf Vorschläge für Korrektur- und Verbesserungsmaßnahmenbesonderer Wert auf jene Vergünstigungs<strong>in</strong>strumente gelegt, deren direkte Zielgruppedie Unternehmen s<strong>in</strong>d. Erst an zweiter Stelle kommen dann die Initiativen, mit denen die <strong>in</strong>dividuelle Bildungf<strong>in</strong>anziert wird, <strong>in</strong>sbesondere im Bereich des lebenslangen Lernens, das im Übrigen <strong>in</strong> Südtirol sehr weit entwickeltist.Auf der Grundlage der angestellten kritischen Ausführung ist dann der letzte Teil des Beitrags der Abfassunge<strong>in</strong>iger Vorschläge zur Stärkung der aktuell verfügbaren Bestimmungen für die Inanspruchnahme derF<strong>in</strong>anzierungsquellen seitens der Unternehmen bestimmt. Im Rahmen dieser Vorschläge wird auch e<strong>in</strong>e Hypothesefür die Durchführung <strong>in</strong>novativer Initiativen formuliert.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 273.2. BESCHREIBENDE ÜBERSICHT DER FINANZIERUNGSINSTRUMENTE3.2.1. Der europäische SozialfondsDer Europäische Sozialfonds stellt zum<strong>in</strong>dest im H<strong>in</strong>blick auf die verfügbaren Ressourcen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es derwichtigsten Instrumente für die F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> den Unternehmen dar. <strong>Die</strong> Planung 2000–2006 be<strong>in</strong>haltete für das Land Südtirol e<strong>in</strong>e Bereitstellung <strong>in</strong> Höhe von über 195 Millionen Euro. Innerhalb desoperationellen Programms bezogen sich die eher unmittelbar zur F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung bestimmtenSegmente auf zwei der wichtigsten Maßnahmen: die Achse C (Berufsausbildung, höhere Ausbildung undWeiterbildung) und die Achse D (Weiterbildung <strong>in</strong> betrieblicher Sicht).Innerhalb dieser Achsen wurden die spezifischen Prioritäten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den auf lokaler Ebene festgestelltenZielsetzungen festgelegt. Insbesondere wurden mit der Maßnahme C4 – Berufliche Weiterbildung –folgende Zielsetzungen bestimmt:- Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit erwachsener ArbeitnehmerInnen durch Erhöhung desKompetenz- und Bildungsniveaus,- Weiterentwicklung und Stärkung der Fortbildung für alle ArbeitnehmerInnen im Laufe ihres Berufslebensdurch Förderung der Zusammenarbeit zwischen schulischen E<strong>in</strong>richtungen, Berufsausbildungse<strong>in</strong>richtungenund Berufswelt,- Stärkung der Anpassungsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen an technologische und wirtschaftlicheÄnderungen mit besonderem Schwerpunkt auch auf den Zugang zur und die Integration <strong>in</strong> dieInformationsgesellschaft sowie- Förderung e<strong>in</strong>es Bildungsangebots zur lebenslangen Aktualisierung der Kompetenzen der Bürger(Lifelong Learn<strong>in</strong>g).Mit der Maßnahme wurden <strong>in</strong>sbesondere folgende Bereiche unterstützt:- Unterstützungen für Personen, darunter:• Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen,• Ausarbeitung von Projekten zur Erlernung von Sprachen und Computerkenntnissen fürdie Bevölkerung im berufstätigen Alter, mit besonderem H<strong>in</strong>blick auf Erwachsene undFrauen,• Maßnahmen für Beratung und Neuorientierung, Bildung, Erwerb beruflicher undschulischer Kompetenzen sowie <strong>in</strong>sbesondere für Erwachsene bestimmte Umschulungen,- Unterstützung von E<strong>in</strong>richtungen und Systemen, darunter:• Ausbildung von Ausbildern und Fachkräften für die Weiterentwicklung und dasManagement e<strong>in</strong>es den Bedürfnissen der lokalen Geme<strong>in</strong>schaften angemessenenWeiterbildungsangebots,• Ausarbeitung von Lehrmethoden für die Erwachsenenbildung,- und schließlich begleitende Maßnahmen, vorwiegend bezogen auf Maßnahmen <strong>in</strong> den BereichenInformation, Werbung und Beratung sowie auf Analysen und Machbarkeitsstudien.<strong>Die</strong> Maßnahme D1 – Entwicklung der Weiterbildung, Steigerung der Arbeitsmarktflexibilität und der Wettbewerbsfähigkeitder Unternehmen mit Vorrangigkeit für die KMU – stellte sich dagegen strukturierte Zielsetzungen:- Verbreitung von neuen Arbeitszeiten und Formen der Arbeitsorganisation <strong>in</strong> Körperschaften und Unternehmen,vor allem <strong>in</strong> den Wirtschaftssektoren, <strong>in</strong> denen diese nur ger<strong>in</strong>gfügig e<strong>in</strong>gesetzt werden,- verstärkte Implementierung neuer Formen zur Flexibilisierung der Arbeit (Teilzeit, Job-Shar<strong>in</strong>g, Telearbeit)sowohl <strong>in</strong> der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen <strong>Die</strong>nst,- Erprobung neuer Formen zur Organisation der Arbeitszeiten und der Öffnungszeiten der öffentlichen<strong>Die</strong>nste, um diese den Bedürfnissen der Bürger anzupassen,- Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von SaisonarbeiterInnen,- Förderung der Verwendung der verfügbaren Vertragsformen zur Durchführung <strong>in</strong>dividueller Bildungsmaßnahmen,- Erprobung von Initiativen <strong>in</strong> den Bereichen Arbeitsplatzrotation und Job-Shar<strong>in</strong>g,- Förderung der Fortbildung der <strong>in</strong> den KMU und im erweiterten öffentlichen <strong>Die</strong>nst beschäftigtenArbeitnehmerInnen,- Unterstützung der Fortbildung und Umschulung selbstständig Beschäftigter,Auch <strong>in</strong> diesem Fall wurden bei der Maßnahme folgende Unterscheidungen getroffen:<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 28- Unterstützungen für die Personen, darunter:• Bildungsmaßnahmen zur Aktualisierung der Kompetenzen der ArbeitnehmerInnen, mitflexiblen Vertragsformen mit besonderem H<strong>in</strong>blick auf SaisonarbeiterInnen,• Bildungsmaßnahmen zur Unterstützung der E<strong>in</strong>führung neuer Organisationsmodelle,• Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Unternehmen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> handwerklichenBetrieben und KMU, <strong>in</strong> Bezug auf übergreifende oder allgeme<strong>in</strong>e Themen(Schlüsselqualifikationen – Key Skills).- Unterstützung von E<strong>in</strong>richtungen und Systemen, darunter:• Ausarbeitung neuer Bildungswege und Formen des Tutor<strong>in</strong>g,• Ausbildung des für die Governance des Systems und der Sozialpartner zuständigenPersonals,- und schließlich begleitende Maßnahmen:• begleitende Maßnahmen und Maßnahmen zur Untersuchung des Bildungsbedarfs zurUnterstützung der betrieblichen Organisationen und der Umsetzung von Bildungsprogrammen,• Unterstützung bei der Durchführung von Bildungsurlaub.Für den Planungszeitraum 2000–2006 wurden für die Maßnahme C4 <strong>in</strong>sgesamt über 5 Millionen Euro bereitgestellt.E<strong>in</strong> weitaus höherer Anteil wurde dagegen <strong>in</strong>sgesamt der Maßnahme D1 zugewiesen, deren Mittel sichüber 42 Millionen Euro, entsprechend über e<strong>in</strong>em Fünftel des Gesamtbudgets des ESF für den Zeitraum, beliefen.16<strong>Die</strong> Projekte mussten direkt von Unternehmen sowie öffentlichen und privaten im Bereich Weiterbildung tätigenE<strong>in</strong>richtungen vorgelegt werden. In der Regel wurden jährlich drei Ausschreibungen für Bildungsprojekte derAchse D1 zusammen mit e<strong>in</strong>er jährlichen Ausschreibung für die Achse C4 durchgeführt. <strong>Die</strong> vorgelegtenProjekte mussten die von der Ausschreibung vorgeschriebenen Zulassungsanforderungen erfüllen und wurdenauf der Grundlage von vorgegebenen, vom ESF-Begleitausschuss abgefassten Kriterien bewertet. <strong>Die</strong>Evaluierungsgruppe des ESF legte Ranglisten der zulässigen Projekte fest, die der ESF-Kommission, das heißtder E<strong>in</strong>richtung, bei der die Sozialpartner, das Arbeitsamt sowie die Abteilungen für italienische und deutscheBerufsbildung vertreten s<strong>in</strong>d, vorgelegt wurden. Auf der Grundlage der verfügbaren f<strong>in</strong>anziellen Mittel und anhandihrer Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Zielsetzungen wurden die Projekte zur F<strong>in</strong>anzierung zugelassen und mite<strong>in</strong>em Beschluss der Landesregierung genehmigt.<strong>Die</strong> Planung 2007–2013 des ESF <strong>in</strong> Südtirol sieht <strong>in</strong>sbesondere für den ersten Zweijahreszeitraum 2007–2008<strong>in</strong>nerhalb des operationellen Programms „Ziel: Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ vor, dassdie Segmente, die ausschließlich <strong>in</strong> den Bereich der Weiterbildung fallen, <strong>in</strong>sbesondere die Themen der Anpassungsfähigkeit(Achse 1), der Beschäftigungsfähigkeit, der Zugänglichkeit und des aktiven Alterns (Achse 2),der sozialen E<strong>in</strong>gliederung (Achse 3) und des Humankapitals (Achse 4) betreffen. Für diese ersten beiden Jahrewurden mit Bezug auf die vier Achsen <strong>in</strong>sgesamt 21,1 Millionen Euro bereitgestellt und wie folgt aufgeteilt:Achse 1: 8,5 Millionen; Achse 2: 4,6 Millionen; Achse 3: 1,8 Millionen; Achse 4: 6,2 MillionenInsbesondere ist im Rahmen der Achse 1 mit dem spezifischen Ziel a) „Weiterbildungssysteme entwickeln unddie Anpassungsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen unterstützen“ vorgesehen, <strong>in</strong> operationeller H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> dreiRichtungen vorzugehen:- die Entwicklung e<strong>in</strong>es Weiterbildungssystems unterstützen und dafür <strong>Die</strong>nstleistungen und Mittel für dieWeiterentwicklung der ArbeitnehmerInnen liefern und deren Kompetenzen und Bildungsstand erhöhen,vorrangig im H<strong>in</strong>blick auf Frauen und weniger qualifizierte sowie ältere Arbeitnehmer,- die Weiterbildungsmaßnahmen der selbstständigen ArbeitnehmerInnen und der Unternehmer stärkenund diversifizieren, vorrangig für die KMU <strong>in</strong> allen Wirtschaftssektoren, e<strong>in</strong>schließlich der Sozialunternehmen,- Bildungsstrategien für weniger qualifizierte sowie ältere ArbeitnehmerInnen weiterentwickeln undstärken und die berufliche Stabilität durch Integration und Zusammenarbeit der verschiedenen im Gebiettätigen Akteure fördern.Im Rahmen derselben Achse be<strong>in</strong>haltet das spezifische Ziel c) „Maßnahmen und <strong>Die</strong>nstleistungen zur Vorwegnahmeund zur Handhabung von Änderungen entwickeln sowie die Wettbewerbsfähigkeit und den Unter-16 Zur Nutzung dieser Mittel siehe Kapitel 8.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 29nehmergeist fördern“ <strong>in</strong> operationeller H<strong>in</strong>sicht auch folgendes Ziel:- Bildungs<strong>in</strong>itiativen <strong>in</strong> den Bereichen mit höherem Innovationsgehalt zur Unterstützung der technologischenund organisatorischen Innovationen entwickeln.Im H<strong>in</strong>blick auf die Achse 2 mit Bezug auf das spezifische Ziel f) „den Zugang der Frauen zur Beschäftigungverbessern und die Geschlechterunterschiede reduzieren“ s<strong>in</strong>d operationelle Initiativen mit folgendem Ziel vorgesehen:- die Zugänglichkeit zum Arbeitsmarkt und zur Bildung für Frauen stärken und Maßnahmen zur Vere<strong>in</strong>barkeitvon Familien- und Berufsleben fördern.Mit Bezug auf die Achse 4 werden schließlich mit dem spezifischen Ziel h) „Ausarbeitung und E<strong>in</strong>führung vonReformen der Systeme für Bildung, Ausbildung und Arbeit zur Verbesserung der Integration und Entwicklungder Beschäftigungsfähigkeit mit besonderem H<strong>in</strong>blick auf die Beratung“ e<strong>in</strong>ige operationelle Maßnahmen e<strong>in</strong>geführt,die <strong>in</strong> folgenden Bereichen umgesetzt werden können:- e<strong>in</strong> qualitativ hochwertiges Bildungsangebot konsolidieren, das sich nach dem territorialen Bedarfrichtet,- territoriale Netzwerke zur Integration der Systeme <strong>in</strong> puncto Bildung, Ausbildung, Arbeit und Beratungfördern,- die Entwicklung e<strong>in</strong>es Systems zur Anerkennung und Bestätigung der <strong>in</strong> den verschiedenen formellenund <strong>in</strong>formellen Bereichen erworbenen Fähigkeiten unterstützen.Ebenso sieht das spezifische Ziel i) „die Beteiligung an lebenslangen Bildungs<strong>in</strong>itiativen steigern und den LernundWissensstand erhöhen" Maßnahmen mit folgenden Zielen vor:- den Anteil der Beteiligung an Bildung und Ausbildung konsolidieren,- die Bildungssysteme stärken, um die Qualifikation des Humankapitals zu erhöhen.<strong>Die</strong> Projekte, die seitens der öffentlichen und privaten Stellen, der bilateralen Körperschaften, der Unternehmen(auch <strong>in</strong> zusammengeschlossener Form oder als Konsortien) sowie der Vere<strong>in</strong>igungen mit Bildungszweckenvorgelegt werden können, dürfen ausschließlich Bildungsmaßnahmen betreffen. Voraussetzung für ihre Zulässigkeitist die E<strong>in</strong>haltung der europäischen und gesamtstaatlichen sowie landesspezifischen gesetzlichen Bestimmungensowie die Vollständigkeit der Unterlagen und die Übere<strong>in</strong>stimmung der Zielsetzungen und Inhaltemit denen laut Achse, spezifischen Zielsetzungen und operationellen Programmen der Ausschreibung.<strong>Die</strong> vorschriftsmäßig mit entsprechenden Formularen e<strong>in</strong>gereichten Projekte müssen die <strong>in</strong> der Ausschreibungaufgelisteten Anforderungen erfüllen und werden auf der Grundlage der Dimensionen und der vom EFS-Begleitausschuss festgelegten Kriterien bewertet.3.2.2. Das Gesetz 236/93<strong>Die</strong> Zahlung von Zuschüssen für betriebs-, branchen- und gebietsbezogene Bildungspläne laut Gesetz Nr.236/93 (Art. 9) und Delegierungsdekret 511/V/2001 des M<strong>in</strong>isteriums für Arbeit und Sozialpolitik be<strong>in</strong>haltet <strong>in</strong>sbesonderedie Konsolidierung der Innovation und der Weiterentwicklung der Weiterbildung im Landesgebiet. Zudiesem Zweck wurde die Initiative mit Beschluss der Landesregierung Nr. 1747 vom 29. Mai 2007 darauf gerichtet,den Prozess zur Festlegung von Leitl<strong>in</strong>ien zum Aufbau e<strong>in</strong>es Landessystems zur Weiterbildung mit derkonkreten Unterstützung der Verbreitung neuer Planungs- und Bewertungsmethoden zu fördern, um e<strong>in</strong>System guter Praktiken zu implementieren, die vom Bildungssystem <strong>in</strong>sgesamt umgesetzt werden können. Indieser H<strong>in</strong>sicht wird mit dem Gesetz 236 beabsichtigt, Maßnahmen <strong>in</strong> die Wege zu leiten, an denen die Sozialpartneranhand von Bildungsplänen direkt beteiligt s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong>ses Bedürfnis wurde <strong>in</strong>folge der stets veränderbarenHerausforderungen, die sich im sozialwirtschaftlichen Kontext nach und nach <strong>in</strong>sbesondere im Zusammenhangmit der Notwendigkeit, den ArbeitnehmerInnen weiterh<strong>in</strong> Möglichkeiten für das konstante berufliche Wachstumzu bieten, abzeichnen, deutlich.Dank des zwischen den Sozialpartnern durch die Abfassung entsprechender E<strong>in</strong>vernehmensprotokolle vere<strong>in</strong>bartenInstruments der Bildungspläne als organischen Programmen für Bildungsmaßnahmen <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmungmit betriebs-, branchen- oder gebietsbezogenen Bedürfnissen s<strong>in</strong>d die spezifischen Maßnahmensowie die übergreifenden für die Bildungstätigkeit notwendigen Maßnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen technischenPlanungsdokument mit der Bezeichnung „Bildungsprojekt“ enthalten. Betriebs-, branchen- oder gebietsbezogeneBildungsprojekte können sowohl von Unternehmen oder Bildungse<strong>in</strong>richtungen (<strong>in</strong> Bezug auf die betriebsbezogenenPläne) als auch von zeitlich begrenzten Unternehmenszusammenschlüssen, Konsortien undBildungse<strong>in</strong>richtungen (h<strong>in</strong>sichtlich der branchen- oder gebietsbezogenen Pläne) vorgelegt und durchgeführt<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 30werden. <strong>Die</strong> bilateralen Körperschaften können Projekte für den letztgenannten Bereich vorlegen.<strong>Die</strong> Zielgruppen dieser Maßnahmen s<strong>in</strong>d auf jeden Fall die Beschäftigten bei Unternehmen mit Geschäftssitzoder Produktionsniederlassungen im Landesgebiet, die Beschäftigten bei Arbeitgebern <strong>in</strong> der Privatwirtschaft,unabhängig von der Art des Arbeitsvertrags, sowie die Mitglieder von Genossenschaften. Ausgeschlossen s<strong>in</strong>dInhaber und Teilhaber von Unternehmen, selbstständige ArbeitnehmerInnen sowie Freiberufler.Zur Förderung der angegebenen Maßnahmen wurden für das Jahr 2007 Mittel <strong>in</strong> Höhe von 900.000 Eurobereitgestellt. Der öffentliche Zuschuss für jeden e<strong>in</strong>zelnen Bildungsplan darf den Höchstbetrag von 100.000Euro auf ke<strong>in</strong>en Fall überschreiten. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrags waren die bereitgestelltenMittel bereits alle erschöpft.E<strong>in</strong>er der <strong>in</strong>teressantesten Aspekte dieser F<strong>in</strong>anzierungsform besteht dar<strong>in</strong>, dass auch die Lohnkosten der Beschäftigten,begrenzt auf die Stunden, während derer die ArbeitnehmerInnen tatsächlich an der Weiterbildungteilgenommen haben, unter die f<strong>in</strong>anzierungsfähigen Kosten fallen, wobei lediglich die festen mit dem Arbeitsvertragfestgesetzten Punkte e<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d, und zwar <strong>in</strong> Höhe von maximal 50% der Gesamtkosten desProjekts. <strong>Die</strong> Unternehmen, bei denen die von den Maßnahmen als Zielgruppe betroffenen ArbeitnehmerInnene<strong>in</strong>gestellt s<strong>in</strong>d, verpflichten sich, die Kof<strong>in</strong>anzierung von m<strong>in</strong>destens 20% der Kosten der Initiative, auch <strong>in</strong>Form von Lohnkosten der Beschäftigten, zu garantieren, aber nur, wenn sich die Bildungsmaßnahme <strong>in</strong>nerhalbder Arbeitszeit abwickelt.<strong>Die</strong> Bildungsprojekte müssen bei den Landesabteilungen für Berufsbildung bis zum 20. jedes Monats e<strong>in</strong>gehen,um genehmigt und f<strong>in</strong>anziert zu werden, bis die zur Verfügung stehenden Gelder erschöpft s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> alsf<strong>in</strong>anzierungsfähig e<strong>in</strong>gestuften Projekte werden von e<strong>in</strong>em entsprechenden bei den Abteilungen e<strong>in</strong>gerichtetenAusschuss bewertet. <strong>Die</strong> Bewertung erfolgt auf der Grundlage von vorgegebenen Kriterien und Punktezahlen.3.2.3. Auszahlung von Zuschüssen für die <strong>in</strong>dividuelle Weiterbildung gemäß dem Gesetz 236/93,dem Gesetz 53/00, dem Landesgesetz 40/93 und dem Mehrjahresplan für die Berufsbildung(Beschluss der Landesregierung Nr. 4143 vom 11. November 2002)<strong>Die</strong> Auszahlung bzw. Ausgabe von Zuschüssen oder Bildungsgutsche<strong>in</strong>en (Voucher) für die Inanspruchnahmedes Systems für <strong>in</strong>dividuelle Bildung setzt sich die Unterstützung und Förderung der Berufsbildung sowie dieWeiterbildung von e<strong>in</strong>zelnen erwerbstätigen oder erwerbslosen Personen zum Ziel, um <strong>in</strong>dividuelle Talentedurch die Durchführung maßgeschneiderter Bildungswege allgeme<strong>in</strong>er aufzuwerten. 17Mit diesen Zuschüssen wird außerdem beabsichtigt, das Recht aller ArbeitnehmerInnen auf lebenslange Weiterentwicklungund Aktualisierung der beruflichen Kompetenzen und Fähigkeiten zu garantieren und <strong>in</strong> die Tatumzusetzen, um Risiken im Zusammenhang mit nicht mehr zeitgemäßem Ausbildungsniveau und Ausschlussaus der Produktionswelt zu vermeiden sowie die Entwicklung e<strong>in</strong>er eigenen beruflichen Laufbahn zu sichern.Mit anderen Worten haben die hier erläuterten Vorschläge das Ziel, e<strong>in</strong>zelnen Antragstellern die Möglichkeit zuliefern, e<strong>in</strong>e öffentliche F<strong>in</strong>anzierung zu nutzen, um den eigenen beruflichen Bedürfnissen und Perspektiven entsprechendeBildungsmaßnahmen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<strong>Die</strong> Zielgruppen der <strong>in</strong>dividuellen Weiterbildung s<strong>in</strong>d Beschäftigte <strong>in</strong> allen Unternehmen der Privatwirtschaft mitkonstantem Arbeitsverhältnis, unabhängig von der Art des Beschäftigungsverhältnisses oder der Qualifikation,sowie Personen <strong>in</strong> der Lohnausgleichskasse, <strong>in</strong> die Mobilitätslisten e<strong>in</strong>getragene Personen oder Erwerbslose.Zulässig s<strong>in</strong>d Bildungsmaßnahmen zur Perfektionierung der Fähigkeiten von ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den BereichenTechnologie, Wissenschaft, Sozialwesen, Organisation/Management, Recht/Wirtschaft und Sprachen.Genauer gesagt betreffen die Maßnahmen Ausbildung, Fort-/Weiterbildung und Umschulung. F<strong>in</strong>anzierungsfähigs<strong>in</strong>d Bildungsmaßnahmen im Zusammenhang mit auf Landesebene anerkannten beruflichen Tätigkeiten,für welche ke<strong>in</strong>e öffentlichen F<strong>in</strong>anzierungen oder Kof<strong>in</strong>anzierungen vorgesehen s<strong>in</strong>d und die sich bei derEvaluierung als mit dem persönlichen Bildungsprojekt übere<strong>in</strong>stimmend erweisen.<strong>Die</strong> Bildungs<strong>in</strong>itiative muss <strong>in</strong>nerhalb von 12 Monaten nach Mitteilung der genehmigten F<strong>in</strong>anzierung abgeschlossenwerden und darf höchstens 45 Tage nach der Mitteilung aufgenommen werden.Für die Teilnahme an Kursen muss sich der <strong>in</strong>dividuelle Beitrag auf m<strong>in</strong>destens 400 Euro und maximal 1500Euro belaufen und darf 80% der direkten, vom Begünstigten aufgewandten Kosten nicht überschreiten.<strong>Die</strong> Anträge auf F<strong>in</strong>anzierung müssen unter Verwendung e<strong>in</strong>es direkt von den Landesabteilungen für Berufsbildungausgegebenen Vordrucks abgefasst werden.<strong>Die</strong> Projekte müssen bis zum 20. jedes Monats e<strong>in</strong>gesandt werden. Nach der Bewertung der F<strong>in</strong>anzierungs-17 Siehe hierzu die von e<strong>in</strong>er Projektpartnerschaft 2008 im Auftrag der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen – Südtirol erarbeiteten Analyse überdie Nutzung der Bildungsgutsche<strong>in</strong>e für die Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 31fähigkeit (unter Berücksichtigung der Qualität und der Kohärenz des Bildungsprojekts, der Angemessenheit derKosten und der Qualifikation der Bildungse<strong>in</strong>richtung) weisen die Landesabteilungen den Begünstigten der genehmigtenProjekte den f<strong>in</strong>anziellen Beitrag oder den Bildungsgutsche<strong>in</strong> zu, und zwar <strong>in</strong> Form von:- „f<strong>in</strong>anziellen Zuschüssen“, die nach Vorlage geeigneter Spesenbelege für die aufgewandten Kostenausgezahlt werden- „Bildungsgutsche<strong>in</strong>en” mit Auszahlung durch das Land nach Abschluss der Initiative, Vorlage derRechnung seitens der Bildungse<strong>in</strong>richtung und angemessener Feststellung der ordnungsgemäßen Abwicklungdes Kurses sowie des effektiven Besuchs seitens der ArbeitnehmerInnenBei den Bildungse<strong>in</strong>richtungen kann es sich um öffentliche oder private Gesellschaften handeln, deren Gesellschaftszwecklaut Satzung die Berufsbildung und die Fortbildung betrifft und die <strong>in</strong> der Regel für die Weiterbildungakkreditiert, d. h. nach ISO, EFQM oder nach e<strong>in</strong>em anderen anerkannten Zertifizierungssystem zertifizierts<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtung verpflichtet sich, ihre Kurse an bestimmten Daten anzubieten und ihr Angebotunabhängig von der Kof<strong>in</strong>anzierung, welche die Kursteilnehmer erhalten können, zu garantieren.Für alle hier beschriebenen Maßnahmen im Rahmen der <strong>in</strong>dividuellen Bildung stellte die Autonome Prov<strong>in</strong>zBozen – Südtirol mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Ausschreibung laut Beschluss Nr. 2670 vom 13. August 2007f<strong>in</strong>anzielle Mittel <strong>in</strong> Höhe e<strong>in</strong>es Betrags von über 844.000 Euro zur Verfügung. <strong>Die</strong> Ausschreibung gilt, bis dieverfügbaren Mittel erschöpft s<strong>in</strong>d.3.2.4. Landesgesetz 29/77Das Landesgesetz 29/77 „Berufsbildungskurse von kurzer Dauer“ regelt die Durchführung seitens der AutonomenProv<strong>in</strong>z Bozen von Berufsbildungskursen kurzer Dauer <strong>in</strong> allen Wirtschaftssektoren.<strong>Die</strong> Landesabteilungen für Berufsbildung fördern auf diese Art und Weise berufliche Weiterbildungsmaßnahmenzugunsten von beschäftigten ArbeitnehmerInnen, die <strong>in</strong>sbesondere folgende Ziele haben:- Anpassung der Kenntnisse und Fähigkeiten an die geforderten beruflichen Leistungen (beruflicheWeiterbildung),- Entwicklung der beruflichen Laufbahn,- Erlangen e<strong>in</strong>es Abschlusses für die berufliche Qualifikation (zum Beispiel Gesellenprüfung)- Wiedere<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> das Berufsleben von arbeitssuchenden Männern und Frauen (z. B. Erwerbslosen,Langzeitarbeitslosen, ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Mobilitätsliste, von Arbeitslosigkeit gefährdetenArbeitnehmerInnen, E<strong>in</strong>wanderern),- Umschulung,- Fortbildung im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dengeltenden gesetzlichen Bestimmungen,- Fortbildungen <strong>in</strong> Bezug auf von Landesgesetzen oder gesamtstaatlichen Gesetzen geregelte beruflicheSpezialisierungen (zum Beispiel Kurse zur Vorbereitung auf Befähigungsprüfungen zur Ausübung bestimmterTätigkeiten).<strong>Die</strong> Antragsteller müssen die Maßnahmen für die berufliche Weiterbildung mit den Sozialpartnern abstimmen(Fachverbände, Gewerkschaften, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaften usw.). In diesem Fall muss die entsprechendeStellungnahme dem Antrag beigelegt werden. Nicht gefördert werden Weiterbildungsmaßnahmen, die nichtvorwiegend auf die Vermittlung beruflicher Kenntnisse und den Erwerb der entsprechenden Fähigkeiten ausgerichtets<strong>in</strong>d.Als Bildungsmaßnahmen f<strong>in</strong>anzierungsfähig s<strong>in</strong>d sowohl Sem<strong>in</strong>are als auch theoretisch-praktische Kurse.Der <strong>in</strong>teressante Aspekt des Gesetzes 29/77 besteht dar<strong>in</strong>, dass auf der Grundlage von zuvor mit den Landesabteilungenfür Berufsbildung getroffenen Abkommen die Kof<strong>in</strong>anzierung experimenteller Bildungsmaßnahmenfür den Erwerb und die Anerkennung von Wissen und <strong>in</strong>novativen Kompetenzen, die von denArbeitnehmerInnen durch e<strong>in</strong>zelne oder spezifische berufliche Erfahrungen erworben wurden, möglich ist.Bei den Bildungs<strong>in</strong>itiativen, deren F<strong>in</strong>anzierung von den Veranstaltern beantragt wird, muss es sich um Maßnahmenmit e<strong>in</strong>er realen Bedeutung für das öffentliche Interesse handeln, bei denen die Eigenschaften des Gebietsberücksichtigt werden, die an dessen Bedarf bemessen s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>nerhalb von 12 Monaten nach der Genehmigungzur Aufnahme der Tätigkeiten abgeschlossen werden. In dieser H<strong>in</strong>sicht müssen beim ProjektBildung sowie berufliches und persönliches Wachstum der ArbeitnehmerInnen anhand entsprechender und geeigneterLehrmethoden im Vordergrund stehen.<strong>Die</strong> Anträge auf Zuschüsse können gestellt werden von:- öffentlichen und privaten E<strong>in</strong>richtungen sowie Berufsbildungsorganisationen,- bilateralen, von den Sozialpartnern gebildeten Körperschaften,<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 32- Unternehmen für Maßnahmen im Bereich <strong>in</strong>terne berufliche Aus- und Weiterbildung für die Beschäftigtender eigenen lokalen Niederlassungen,- Kammern und Berufsfachverbänden, deren Satzung die berufliche Aus- und Weiterbildung be<strong>in</strong>haltet.Voraussetzung für die Zuweisung von Zuschüssen zur Durchführung von Initiativen im Rahmen der beruflichenWeiterbildung ist die E<strong>in</strong>reichung e<strong>in</strong>es Antrags nach dem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden Formular aufgeführtenSchema. Der Antrag ist m<strong>in</strong>destens 20 Tage vor Beg<strong>in</strong>n der Bildungs<strong>in</strong>itiative an die Koord<strong>in</strong>ationsstellen fürberufliche Weiterbildung bei den Landesabteilungen für Berufsbildung zu senden.<strong>Die</strong> Antragsteller müssen beim E<strong>in</strong>reichen des Antrags auf Zuschuss außerdem die Bed<strong>in</strong>gungen und dieModalitäten für die private Kof<strong>in</strong>anzierung der Bildungsmaßnahme sowie die eventuelle Teilnahmegebührseitens der Kursteilnehmer angeben. Der vom Land geleistete Zuschuss wird nach Abschluss der Bildungstätigkeitennach Überprüfung der Rechnungs- und Verwaltungsunterlagen ausgezahlt.<strong>Die</strong> Bewertung der F<strong>in</strong>anzierungsfähigkeit der vorgeschlagenen Initiativen erfolgt seitens der Koord<strong>in</strong>ationsstellefür berufliche Weiterbildung der jeweiligen Abteilungen anhand e<strong>in</strong>er Reihe von Parametern:- Zuverlässigkeit des Antragstellers <strong>in</strong> puncto organisatorische Fähigkeiten und Erfahrungen im BereichBerufsbildung (Zertifizierungen nach ISO, EFQM usw.),- Vorschlag von Bildungsmaßnahmen für von Landesgesetzen und gesamtstaatlichen Gesetzen vorgeseheneBerufsbilder und Spezialisierungen,- Vorschlag für von den Sozialpartnern vere<strong>in</strong>barte und angestrebte Bildungs<strong>in</strong>itiativen,- Vorschlag für Bildungsmaßnahmen durch die Inanspruchnahme von bezahltem Urlaub laut Kollektivverträgen,- Angemessenheit der Kosten gemäß den Zielsetzungen der Bildungsmaßnahme, den Inhalten, denMethoden und den Innovationselementen im Rahmen des Landessystems für Weiterbildung,- Erzielen e<strong>in</strong>er beruflichen Zertifizierung nach Abschluss der Aus-/Weiter-/Fortbildung,- Innovationsgehalt des Projekts mit H<strong>in</strong>blick auf Inhalte und vorgeschlagene Methoden,- Anteil an privater Kof<strong>in</strong>anzierung zu Lasten der Antragsteller.3.2.5. Das Landesgesetz 4/97Innerhalb des neuen Systems zur Förderung der Südtiroler Wirtschaft stützen sich die Schlüsselpunkte der Investitionen<strong>in</strong> Know-how und Initiativen nicht materieller Natur weiterh<strong>in</strong> auf das Instrument vergünstigter Beiträgefür immaterielle Investitionen, begründet durch das Landesgesetz 4/97 mit der Bezeichnung „Maßnahmendes Landes Südtirol zur Förderung der gewerblichen Wirtschaft“. In diesem Rahmen wurden Forschung, Entwicklungund Innovation, Beratung und Bildung, die Gründung neuer Unternehmen und die Betriebsnachfolgesowie Export und Internationalisierung als zu fördernde Schlüsselfaktoren für den Erfolg bestimmt.Insbesondere <strong>in</strong> Bezug auf die Bildungsmaßnahmen gewährleistet Abschnitt V des Landesgesetzes 4/97 imHandelsregister der Handelskammer e<strong>in</strong>getragenen Handwerks-, Industrie-, Handels- und <strong>Die</strong>nstleistungsbetriebensowie Konsortien, Genossenschaften und zeitlich begrenzten Unternehmerzusammenschlüssen dieF<strong>in</strong>anzierung allgeme<strong>in</strong>er Bildungs<strong>in</strong>itiativen für betriebliche Tätigkeiten oder Sprachkenntnisse, aber auch diespezifische Aus-/Weiterbildung von Mitarbeitern, Eigentümern oder Gesellschaftern, die regelmäßige Tätigkeitenim Betrieb leisten.Zugelassen für die Vergünstigung s<strong>in</strong>d auch freiberuflich Tätige, für deren Tätigkeit die E<strong>in</strong>tragung <strong>in</strong> KammernVoraussetzung ist, sowie selbstständige ArbeitnehmerInnen, deren Tätigkeiten nicht <strong>in</strong> Kammern aufgenommenwerden können. <strong>Die</strong> vorgesehenen Vergünstigungen beziehen sich auf:- die Honorare für Referenten, Berater und Experten, Universitäten und Fach<strong>in</strong>stitute,- Lehrmaterial, Anmietung von Räumen, Übersetzungen,- Kosten für Kurse und Sem<strong>in</strong>are,- Lohnkosten des Personals des Unternehmens für Referententätigkeit,- Kosten im Rahmen des Tutor<strong>in</strong>g für neu gegründete oder von e<strong>in</strong>er Betriebsnachfolge betroffene KMU.<strong>Die</strong> förderungsfähigen Kosten belaufen sich m<strong>in</strong>destens auf 2.000 Euro und höchstens auf 250.000 Euro. <strong>Die</strong>Vergünstigungen werden <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Zuschusses bewilligt, dessen Höhe aus e<strong>in</strong>er entsprechenden Tabelleersichtlich wird, <strong>in</strong> der zwischen von KMU organisierten Initiativen, von Großunternehmen organisiertenInitiativen sowie zwischen spezifischen und allgeme<strong>in</strong>en Bildungs<strong>in</strong>itiativen sowohl als freigestellte Förderungenals auch als De-M<strong>in</strong>imis-Beihilfen unterschieden wird.<strong>Die</strong> Anträge auf Förderung s<strong>in</strong>d vor Tätigen der Investition auf entsprechenden Vordrucken abzufassen undbeim zuständigen Abteilungsbüro (Handwerk, Handel, Gewerbe) e<strong>in</strong>zureichen. Im Lauf e<strong>in</strong>es Kalenderjahrskönnen mehrere Anträge gestellt werden, wobei die Initiativen ausschließlich Unternehmen mit Sitz <strong>in</strong> Südtirol<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 33betreffen dürfen.<strong>Die</strong> Förderungen werden von der Landesregierung genehmigt; die Auszahlung der F<strong>in</strong>anzierung erfolgt durchdas zuständige Büro auf der Grundlage des Belegs der aufgewandten Spesen.3.2.6. Landesgesetz 41/83Gemäß dem Landesgesetz 41/83 zur „Regelung der Weiterbildung und des öffentlichen Bibliothekswesens“ hatjeder Bürger e<strong>in</strong> Recht auf Weiterbildung, durch die er Kenntnisse und Fähigkeiten se<strong>in</strong>er persönlichen, staatsbürgerlichen,beruflichen und gesellschaftlichen Aufgaben erwerben und verbessern kann. Das Gesetz regeltden Aufbau, die Organisation, die Förderung und die F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol sowohl <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>erals auch <strong>in</strong> beruflicher H<strong>in</strong>sicht. Dadurch schließt es sowohl die F<strong>in</strong>anzierung von öffentlicher Schulbildungals auch die der Berufsausbildung aus. Es handelt sich somit e<strong>in</strong> Gesetz, dass die Bildung anhand derUnterstützung der Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen fördert.<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung spezifischer Projekte ist vorgesehen, jedoch marg<strong>in</strong>al im Vergleich zum allgeme<strong>in</strong>en Beitragfür die Tätigkeit der Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen. Offensichtlich ist jedoch, dass die öffentliche F<strong>in</strong>anzierungdann <strong>in</strong>direkt den Nutzern der Kurse zugute kommt, und zwar durch ger<strong>in</strong>gere Gebühren, unabhängig davon,ob die Personen privat oder als Beschäftigte e<strong>in</strong>es Unternehmens teilnehmen.Das Gesetz legt die Voraussetzungen fest, welche die E<strong>in</strong>richtungen erfüllen müssen, um die Zuschüsse <strong>in</strong> Anspruchnehmen zu können und f<strong>in</strong>anziert ihre Tätigkeiten auf unterschiedliche Art und Weise:- F<strong>in</strong>anzierung der ordentlichen Tätigkeit auf der Grundlage von Jahresprogrammen,- F<strong>in</strong>anzierung der Personalkosten,- F<strong>in</strong>anzierung der Investitionen für Erwerb, Bau, Erweiterung und Instandhaltung von Gebäuden sowiefür zur Ausübung der Tätigkeit nützlichen E<strong>in</strong>richtungen und Ausrüstungen,- F<strong>in</strong>anzierungen von Projekten und Sonderzuschüssen.<strong>Die</strong> Anträge auf F<strong>in</strong>anzierung s<strong>in</strong>d bis Ende Januar jedes Jahres bei der Landesabteilung für italienische Kulturoder bei der Landesabteilung für deutsche und lad<strong>in</strong>ische Kultur e<strong>in</strong>zureichen.3.2.7. <strong>Die</strong> paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Bildungsfonds<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>richtung der paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds für die Weiterbildung, die mit dem Abkommenzwischen Regierung und Sozialpartnern 1993 vere<strong>in</strong>bart wurde, startete im Jahr 2004 mit der Festlegung vonRahmenvorschriften, die im Laufe der darauffolgenden Jahre vervollständigt wurden, sowie der Verfügbarkeitder ersten f<strong>in</strong>anziellen Mittel.Anfang 2007 wurden zwölf vom M<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialpolitik genehmigte paritätische berufsübergreifendeBildungsfonds verzeichnet. In Südtirol gibt es <strong>in</strong>sbesondere den Fondimpresa für Industrie- und<strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen, dem es im Dreijahreszeitraum 2005–2007 gelang, drei Bildungspläne umzusetzen,sowie den For.te, e<strong>in</strong>en paritätischen berufsübergreifenden Fonds für die Weiterbildung im Tertiärsektor.<strong>Die</strong> durch die Inanspruchnahme der paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds geförderten Initiativen gesellensich zum Bildungsangebot der im Gebiet tätigen bilateralen Körperschaften, das sie an Mitglieder richtet, die ihreBeitragszahlungen ordnungsgemäß leisten. 18Fondimpresa wurde 2002 vom Unternehmerverband Conf<strong>in</strong>dustria sowie den drei konföderierten Gewerkschaftendurch e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung gegründet, <strong>in</strong> der die allgeme<strong>in</strong>en Zielsetzungen, der Aufbau und die Modalitätenfür die Inanspruchnahme der Mittel seitens der Unternehmen verankert s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> ergänzenden Beitragsleistungenlaut Art. 25 des Gesetzes 845/78 (so genannter 0,30%-Beitrag) werden durch das „Weiterbildungskonto“<strong>in</strong> Höhe von 70% der Beiträge zur Verfügung gestellt und s<strong>in</strong>d Initiativen der jeweiligen Unternehmenvorbehalten. Möglich ist auch die Inanspruchnahme durch das „Systemkonto“ <strong>in</strong> zusammengeschlossener Form<strong>in</strong> Höhe von 26% aller vom NISF/INPS weitergeleiteten Vor- und Fürsorgebeiträge, welche die Unternehmendurch die Teilnahme an zwischen den Parteien vere<strong>in</strong>barten Maßnahmen zur Verfolgung der betriebs-,branchen- oder gebietsbezogenen Zielsetzungen des Systems nutzen können. Insbesondere im H<strong>in</strong>blick auf das„Weiterbildungskonto“ können die am Fondimpresa beteiligten Unternehmen den territorialen Niederlassungenvon Fondimpresa (dem so genannten regionalen bilateralen Organismus) e<strong>in</strong>zeln oder zusammengeschlossenBildungspläne präsentieren, mit dem Ziel, die Kompetenzen der eigenen ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den wichtigstenTätigkeitsbereichen des Unternehmens durch Nutzung des jeweiligen Weiterbildungskontos (<strong>in</strong> Höhe von 70%der e<strong>in</strong>gezahlten und vom NISF/INPS <strong>in</strong> den Fonds weitergeleiteten 0,30%) zu verbessern. Bestimmt s<strong>in</strong>d diePläne für Angestellte, ArbeiterInnen und Führungskräfte, für welche die ergänzenden Beitragsleistungen ab-18 <strong>Die</strong> lokalen Aktivitäten der bilateralen Körperschaften werden im Kapitel 4 beschrieben.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 34geführt werden müssen. <strong>Die</strong>sen gleichgestellt s<strong>in</strong>d SaisonarbeiterInnen, die regelmäßig mit befristetem Arbeitsvertrage<strong>in</strong>gestellt werden, um wiederholten Steigerungen der Produktionsnachfrage gerecht zu werden, sowieArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Lohnausgleichskasse. <strong>Die</strong> für die ArbeitnehmerInnen bestimmte Bildungstätigkeit istzulässig, vorausgesetzt, das Unternehmen kof<strong>in</strong>anziert sie <strong>in</strong> Höhe von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Drittel der Gesamtkostendes Plans. Der Bildungsplan kann jederzeit im Lauf des Jahrs vorgelegt werden. <strong>Die</strong> Bildungsaktivitätenmüssen gemäß den im Plan angegebenen Fristen aufgenommen und b<strong>in</strong>nen 12 Monaten nach E<strong>in</strong>reichung desPlans abgeschlossen werden. In Südtirol wurde durch den Fondimpresa <strong>in</strong> den letzten drei Jahren jeweils e<strong>in</strong>Systembildungsplan pro Jahr durch Beteiligung an den entsprechenden gesamtstaatlichen Ausschreibungenverwirklicht. 2005 (Startup-Phase 1) wurde das Projekt „Weiterbildung für Fach- und Arbeitskräfte <strong>in</strong> Fertigungund Instandhaltung" umgesetzt. Beteiligt waren 20 Unternehmen mit 368 ArbeitnehmerInnen, durchgeführtwurden <strong>in</strong>sgesamt 2192 Bildungsstunden. 2006 (Startup-Phase 2) wurde das Projekt „Manufactur<strong>in</strong>gExcellence“ umgesetzt. Beteiligt waren 28 Unternehmen mit 359 ArbeitnehmerInnen, durchgeführt wurden <strong>in</strong>sgesamt3845 Bildungsstunden. 2007–2008 (Umsetzungsphase 1) startete dagegen das Projekt „Entwicklungder Kompetenzen <strong>in</strong> den Südtiroler Unternehmen“. Beteiligt waren 30 Unternehmen mit zirka 320ArbeitnehmerInnen. Geplant s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 3200 Bildungsstunden.Ebenso wie Fondimpresa f<strong>in</strong>anziert der Fonds For.te. betriebs-, gebiets- und branchenbezogene sowie <strong>in</strong>dividuelleBildungspläne, die <strong>in</strong> diesem Fall den Zweck haben, die Kompetenzen der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> denBereichen Handel, Tourismus, <strong>Die</strong>nstleistungen, Kredit-, F<strong>in</strong>anz-, Versicherungswesen, Logistik, Versand undTransport zu festigen und weiterzuentwickeln. <strong>Die</strong> Beteiligung am Fonds ist gebührenfrei und be<strong>in</strong>haltet Kostenweder für das Unternehmen noch für die ArbeitnehmerInnen. Möglich ist sie jederzeit durch die ordnungsgemäßemonatliche Aufstellung der Beitragszahlungen mit dem Vordruck NISF/INPS DM 10/2. Mit der Beteiligungist das NISF/INPS verpflichtet, <strong>in</strong> den Fonds For.te. e<strong>in</strong>en Teil der e<strong>in</strong>kassierten Beiträge (<strong>in</strong> Höhe von0,30%) e<strong>in</strong>zuzahlen. Sollte ke<strong>in</strong>e Anmeldung erfolgen, wird dieser Beitrag weiterh<strong>in</strong> vom NISF/INPS e<strong>in</strong>behaltenund kommt den Unternehmen nicht zugute. Mit der Beteiligung am For.te. und der Vorlage e<strong>in</strong>esBildungsplans können die Unternehmen Zuschüsse für die Umschulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter <strong>in</strong>Anspruch nehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. <strong>Die</strong> bilaterale Körperschaft EbK bietet den UnternehmenUnterstützung bei der Vorlage der Bildungspläne, betreut die verschiedenen Aspekte der Planungsphaseund fasst die erforderlichen Unterlagen ab. <strong>Die</strong> bilaterale Körperschaft EbK ist zudem beim For.te. alsoperative E<strong>in</strong>richtung akkreditiert und kann somit Bildungspläne als Träger auch für am For.te. beteiligte Unternehmene<strong>in</strong>reichen. Auf dieser Tätigkeitsebene des Fonds fördert die bilaterale Körperschaft des TertiärsektorsEbK Bildungsprojekte, die den beteiligten Unternehmen zu extrem günstigen Preisen angeboten werden.Insbesondere wurden mit den vom Fonds zur Verfügung gestellten F<strong>in</strong>anzierungen zwei Bildungsprojekte verwirklicht.Das erste richtet sich an ArbeitnehmerInnen der Nahrungsmittelbranche und umfasst sechs Module.Das zweite Projekt ist ArbeitnehmerInnen im Nichtlebensmittelbereich vorbehalten und besteht aus fünfModulen. Zur Organisation der Kurse holte EbK Vore<strong>in</strong>schreibungen der <strong>in</strong>teressierten Unternehmen e<strong>in</strong>.3.2.8. <strong>Die</strong> wichtigsten kritischen Faktoren bei der Inanspruchnahme der F<strong>in</strong>anzierungsfondsseitens der UnternehmenTrotz der vielfältigen zur Verfügung stehenden Mittel ist die Inanspruchnahme der F<strong>in</strong>anzierungsquellen und allgeme<strong>in</strong>erder Weiterbildung seitens der KMU weiterh<strong>in</strong> schwierig, wie an anderen Stellen dieses Berichts ausführlichdargestellt ist.<strong>Die</strong>s bedeutet nicht, dass die KMU ke<strong>in</strong>e Bildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter fördern und verwirklichen,sondern dass sie Schwierigkeiten damit haben, jene Instrumente <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, die zur Unterstützungihrer Anstrengungen, auch und vor allem <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller H<strong>in</strong>sicht, entwickelt wurden.<strong>Die</strong> H<strong>in</strong>derungsgründe für die Inanspruchnahme der F<strong>in</strong>anzierungsquellen und somit für die Nutzung wirtschaftlicherVorteile können nach Makroklassen zusammengefasst werden. <strong>Die</strong>se beziehen sich auf strukturiertejeweils allgeme<strong>in</strong>ere bzw. spezifischere Problemgruppen, die auf jeden Fall darauf h<strong>in</strong>weisen, dass dieProblematik im H<strong>in</strong>blick auf die Nutzung der F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten für die Weiterbildung neben zahlreichenanderen, anderswo beschriebenen Faktoren strategischer, kultureller und <strong>in</strong>formativer Art für die Unternehmenund <strong>in</strong>sbesondere für die KMU unmittelbar praktischer Art ist.Der Zugang zu den F<strong>in</strong>anzierungsquellenIn erster L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d die H<strong>in</strong>derungsgründe <strong>in</strong> Bezug auf den eigentlichen Zugang zu den Quellen zu nennen. Dererste betrifft sicherlich die Schwierigkeiten seitens der KMU, sich zurechtzuf<strong>in</strong>den und die bestmöglichen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 35Lösungen für ihre Bedürfnisse aus dem umfangreichen zur Verfügung stehenden Angebot zu wählen. Mitanderen Worten: <strong>Die</strong> KMU müssen angesichts der Breite des Bildungsangebots die Schwierigkeiten im H<strong>in</strong>blickauf die Auswahl der am besten für ihre Bedürfnisse geeigneten Möglichkeiten alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Angriff nehmen. VomStandpunkt der KMU handelt es sich daher im Wesentlichen um e<strong>in</strong> richtiggehendes Problem <strong>in</strong> puncto Transparenzdes Weiterbildungsangebots: Trotz der im Allgeme<strong>in</strong>en guten Informationslage im Gebiet, die auchseitens der Landesverwaltung über die offiziellen Webseiten sowie anhand gezielter Veröffentlichungskampagnengefördert wird, ist der Markt des Weiterbildungsangebots für viele Kle<strong>in</strong>unternehmen weiterh<strong>in</strong>schwer verständlich.<strong>Die</strong> zahlreichen auf e<strong>in</strong>ander folgenden Angebote der Bildungse<strong>in</strong>richtungen zur Förderung dieser oder jenerInitiative oder dieses oder jenes Bildungsangebots trägt andererseits nicht dazu bei, die verfügbaren Möglichkeitenbesser <strong>in</strong>terpretieren zu können. E<strong>in</strong>ige Bildungse<strong>in</strong>richtungen wurden sich der Schwierigkeiten derUnternehmen, ihre Nachfrage nach Weiterbildung mit den jeweiligen Angeboten abzustimmen, bewusst,stellten aus diesen Gründen die kont<strong>in</strong>uierliche Verbreitung von Informationen nach dem Gießkannenpr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>und setzten auf gezielte Information, zum Beispiel durch eigens abgefasste Mail<strong>in</strong>glisten unter Berücksichtigungder eventuellen Zielgruppen der jeweiligen Initiativen.Der VerfahrensaufwandE<strong>in</strong>e zweite Gruppe an H<strong>in</strong>derungsfaktoren, die die Inanspruchnahme von F<strong>in</strong>anzierungsquellen erschweren,betrifft spezifischere Dimensionen <strong>in</strong> Bezug auf die Abwicklungen, Verfahren, Systeme zur Evaluierung,Kontrolle und Abrechnung der durchgeführten Initiativen, die alle hier präsentierten Instrumente zur Förderungder Weiterbildung mehr oder weniger voraussetzen. In dieser H<strong>in</strong>sicht haben alle KMU tendenziell Schwierigkeiten,den bürokratischen Mehraufwand für die E<strong>in</strong>reichung e<strong>in</strong>es Antrags auf F<strong>in</strong>anzierung der Bildungsmaßnahmenfür Mitarbeiter durch öffentliche Mittel bzw. die Beteiligung an beispielsweise vom ESF oder vonparitätischen berufsübergreifenden Fonds f<strong>in</strong>anzierten Projekten zu bewältigen.<strong>Die</strong> Anerkennung der KostenIn dieser Richtung bezieht sich e<strong>in</strong>e dritte Makroklasse an Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Inanspruchnahmevon F<strong>in</strong>anzierungsquellen direkt auf die Art der anerkannten, vom Unternehmen bei der Durchführungvon Bildungs<strong>in</strong>itiativen für die Mitarbeiter zu tragenden Kosten. Insbesondere besteht die Hauptbelastungfür die KMU bei der Verwirklichung von Bildungs<strong>in</strong>itiativen bekanntermaßen im Produktionsausfall desoder der Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit an den Bildungsaktivitäten teilnehmen. <strong>Die</strong> Anerkennungsolcher Ausgabenposten (die entsprechenden Lohnkosten <strong>in</strong> Stunden pro Mitarbeiter) beispielsweise laut Gesetz236/93 wäre sicherlich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Anreiz für alle kle<strong>in</strong>en Betriebe, die somit zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Teil der aufgewandtenKosten ausgleichen können, wenn sie ke<strong>in</strong>en Ersatz für den Produktionsausfall seitens der abgestelltenMitarbeiter bekommen können. Unter diese Gruppe an Schwierigkeiten fallen also allgeme<strong>in</strong>er all jeneauf die „realen“ Ausgabenposten (abgefasst nach den betrieblichen Rechnungslegungsgrundsätzen) bezogenenElemente, welche die Unternehmen aufwenden, wenn sie sich für die Durchführung von Bildungs<strong>in</strong>itiativen fürdie Mitarbeiter entscheiden, die sich <strong>in</strong> vielen Fällen nur schwer mit den Abrechnungsgrundsätzen derf<strong>in</strong>anzierten Projekte vere<strong>in</strong>baren lassen. Im Rahmen der betrieblichen Bildungspläne wirkt sich dieses Problemauch auf die Koord<strong>in</strong>ation und Leitung der durchgeführten Initiativen aus, und zwar <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blickauf die Methoden zur Anerkennung und somit zur F<strong>in</strong>anzierung (auf der Grundlage e<strong>in</strong>er analytischen Abrechnungund nicht pauschal) solcher Funktionen.Hohe M<strong>in</strong>destanforderungen für Kle<strong>in</strong>betriebeE<strong>in</strong>e vierte Gruppe an Schwierigkeiten <strong>in</strong> Bezug auf die Inanspruchnahme der Quellen für die F<strong>in</strong>anzierung derWeiterbildung betrifft die zw<strong>in</strong>genden M<strong>in</strong>destanforderungen, welche die durchgeführten Initiativen erfüllenmüssen. Emblematisch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht ist die M<strong>in</strong>destteilnehmeranzahl der Initiativen (zum Beispiel 12 fürdas Gesetz 29/77). E<strong>in</strong> Mikrounternehmen ist def<strong>in</strong>itionsgemäß von dieser F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit ausgeschlossen,da es alle<strong>in</strong> nicht auf die „kritische Masse“ zählen kann, die zur Anerkennung der für die Mitarbeiternotwendigen Weiterbildung erforderlich ist. Anderenfalls könnte das betreffende Unternehmen auf zeitlich befristeteZusammenschlüsse mit anderen Unternehmen, welche den gleichen Bedarf haben, zurückgreifen. <strong>Die</strong>seMöglichkeit ist jedoch problematisch, da auch diese Formen des Zusammenschlusses geme<strong>in</strong>samer Interessenohne Unterstützung (beispielsweise durch Fachverbände) nicht e<strong>in</strong>fach durchführbar s<strong>in</strong>d und auf jeden Falle<strong>in</strong>ige kritische Aspekte aufweisen: Nicht alle Unternehmer s<strong>in</strong>d bereit, ihre Mitarbeiter zusammen mit den Mitarbeiternanderer Unternehmen an e<strong>in</strong>er Bildungs<strong>in</strong>itiative teilnehmen zu lassen. <strong>Die</strong> Gründe dafür s<strong>in</strong>d offen-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 36sichtlich und werden ausführlicher <strong>in</strong> anderen Abschnitten dieses Dokuments erläutert. 19E<strong>in</strong>e letzte Gruppe kritischer Faktoren betrifft die öffentlichen für die F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung zur Verfügunggestellten Mittel. Zwar konzentrieren sich die meisten Mittel auf den ESF, s<strong>in</strong>d aber für Mikrounternehmennahezu vollständig unzugänglich auf Grund von E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den Voraussetzungenfür die Inanspruchnahme und von H<strong>in</strong>derungsgründen durch den starken verwaltungstechnischen/bürokratischenAufwand, den die F<strong>in</strong>anzierung von Bildungs<strong>in</strong>itiativen durch den ESF be<strong>in</strong>haltet.E<strong>in</strong>e Belastung, die – wie gesagt – von den KMU (und nicht nur von diesen) auch <strong>in</strong> unmittelbar praktischerH<strong>in</strong>sicht kaum zu bewältigen ist.<strong>Die</strong> relative E<strong>in</strong>schränkung anderer F<strong>in</strong>anzierungsquellen betrifft die Erschöpfung der verfügbaren Mittel, vorallem was die Rechtsordnung der Landesgesetze – wie zuvor beschrieben – anbelangt. Es handelt sich um Bestimmungen,mit denen die Inanspruchnahme der Gelder auf der Grundlage spezifischer Ausschreibungen zumeistnach „Anlauf“, das heißt, mit monatlichen (oder längeren) Fristen, geregelt ist, <strong>in</strong>nerhalb derer die Anträgeauf F<strong>in</strong>anzierung zu stellen s<strong>in</strong>d. In dieser H<strong>in</strong>sicht ist die Schwierigkeit der Inanspruchnahme der Gelder,die bei Eröffnung der Ausschreibung mit der ersten Frist rasch erschöpft s<strong>in</strong>d, offensichtlich, da das E<strong>in</strong>reichungsdatumder Anträge für die erfolgreiche Abwicklung des Prozesses ausschlaggebend ist. Jenseits somitaller Möglichkeiten zur Programmierung der Bildungsmaßnahmen seitens der Unternehmen, denen es oft nichtmöglich ist, diese im Lauf des Jahres so zu planen, dass sie mit der Eröffnung der Ausschreibungen zusammenfallen,zeichnen sich auch <strong>in</strong> diesem Fall praktische Schwierigkeiten im H<strong>in</strong>blick auf die Inanspruchnahme undNutzung der F<strong>in</strong>anzierungen ab, die unter mehreren Umständen nicht verfügbar s<strong>in</strong>d, da sie genau dann bereitserschöpft s<strong>in</strong>d, wenn e<strong>in</strong>ige der Unternehmen sie am meisten benötigen würden.Das Tim<strong>in</strong>g zwischen Bildungsbedarf und Projekte<strong>in</strong>reichungIn Verb<strong>in</strong>dung mit der Verfügbarkeit an Mitteln (bzw. ihrer frühzeitigen Erschöpfung) steht somit dieProblematik <strong>in</strong> Bezug auf das Tim<strong>in</strong>g bei der Vorlage von Anträgen/Projekten mit der Abfassung von Ranglistenauf der Grundlage ihres zeitlichen E<strong>in</strong>gangs. <strong>Die</strong>s ist vor allem für kle<strong>in</strong>ere Unternehmen problematisch, dieweniger darauf e<strong>in</strong>gerichtet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e langfristige, vollständige Programmierung der Bildungsmaßnahmen fürihre Mitarbeiter zu erstellen.Allgeme<strong>in</strong> gesehen stellt das Thema der Verfügbarkeit von Mitteln zur F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung e<strong>in</strong>Problem auch <strong>in</strong> absoluter H<strong>in</strong>sicht dar. <strong>Die</strong>s gilt beispielsweise im Rahmen der paritätischen berufsübergreifendenFonds für das so genannte „Weiterbildungskonto“ <strong>in</strong> Höhe von 70% der 0,30%, die von den Unternehmenfür die eigenen Mitarbeiter e<strong>in</strong>gezahlt und vom NISF/INPS anerkannt werden. Obwohl diesesInstrument <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht als positiv e<strong>in</strong>zustufen ist, auch wenn es bei den Unternehmen selbst relativ unbekanntist, haben die KMU nur Zugang zu extrem begrenzten Mitteln, da die Summe der abgeführten Beiträgeaufgrund der relativ ger<strong>in</strong>gen Mitarbeiterzahl nicht besonders hoch ist, wodurch <strong>in</strong> den meisten Fällen nurBeträge zur Verfügung stehen, die nicht ausreichen, um die Kosten für die Durchführung gezielter, auf deneigenen Bedarf zugeschnittener Bildungsmaßnahmen zu decken.3.3. VORSCHLÄGE FÜR DIE VERSTÄRKTE NUTZBARKEIT DER INSTRUMENTEAngesichts der ausgeführten Betrachtungen s<strong>in</strong>d die H<strong>in</strong>derungsfaktoren im H<strong>in</strong>blick auf die Inanspruchnahmeder Instrumente zur Förderung der Weiterbildung seitens der KMU somit auf mehrere Ursachen zurückzuführen,die deutlich folgende Schwierigkeiten betreffen:- Orientierung,- verwaltungstechnischer/bürokratischer Aufwand,- Anerkennung der getätigten Aufwendungen,- M<strong>in</strong>destanforderungen.Zu diesen Gruppen kommen Problematiken im H<strong>in</strong>blick auf die re<strong>in</strong> wirtschaftlichen Dimensionen der Vergünstigungs<strong>in</strong>itiativen,die <strong>in</strong> folgenden Punkten zusammengefasst werden können:- Betrag der verfügbaren Mittel,- zeitliche Befristung der Verfügbarkeit der Mittel.Infolge des E<strong>in</strong>flusses all dieser Faktoren auf die erfolgreiche Inanspruchnahme der F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumentefür die Weiterbildung seitens der KMU können somit Vorschläge für die höhere und bessere Nutzbarkeit <strong>in</strong> dendrei nachfolgenden Richtungen abgefasst werden.19 Siehe Kapitel 5.9 und Kapitel 7.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 373.3.1. Stärkung der „Rahmenaktionen“In erster L<strong>in</strong>ie sollten die Modalitäten zur Unterstützung bei der Erstellung von betriebsübergreifenden,branchenübergreifenden und gebietsspezifischen Plänen gestärkt werden. Es handelt sich dabei um „Makroaktionen“,<strong>in</strong>nerhalb derer kle<strong>in</strong>ere Unternehmen Lösungen für ihren Bedarf f<strong>in</strong>den können. In dieser H<strong>in</strong>sichtmüsste die Entwicklung e<strong>in</strong>er „offenen Struktur“ begünstigt werden, um die Inanspruchnahme des Systems zurFörderung der Weiterbildung seitens der KMU zu ermöglichen, und zwar anhand von nach Makroe<strong>in</strong>satzbereichen<strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem allgeme<strong>in</strong>en erfassten, übergreifenden Bedarf gegliederten Rahmenprojekten,welche die Grundlage für die Fokussierung des spezifischen Bildungsbedarfs jedes e<strong>in</strong>zelnen Unternehmensund somit für die Mikroplanung von <strong>in</strong>dividuell auf jedes KMU zugeschnittenen Initiativen liefern.Der e<strong>in</strong>er solchen „offenen Struktur“ der Weiterbildung zu Grunde liegende Prozess könnte zum<strong>in</strong>dest konzeptmäßigaus folgenden Phasen bestehen:a) übergreifende Analysen (bezogen auf mehrere Unternehmen, auf e<strong>in</strong>en Tätigkeitssektor, auf e<strong>in</strong> Gebiet)des Bildungsbedarfs,b) Planung der Initiative auf Makroebene (Rahmenprojekt),c) Evaluierung und F<strong>in</strong>anzierung des Projekts,d) nach Genehmigung des Projekts auf die spezifischen Bedürfnisse jedes an der Initiative beteiligtenUnternehmens <strong>in</strong>dividuell zugeschnittene Mikroplanung,e) Erbr<strong>in</strong>gung der Bildungsaktivität,f) Abrechnung der Initiative.<strong>Die</strong> mit dem Gesetz 236/93 und vor allem mit den paritätischen berufsübergreifenden Fonds f<strong>in</strong>anzierten Maßnahmengehen <strong>in</strong> diese Richtung. Auch der ESF könnte sich zunehmend <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne orientieren. <strong>Die</strong>Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e solche Stärkung der vere<strong>in</strong>barten Bildungspläne s<strong>in</strong>d im Rahmen der ergriffenenMaßnahmen auf folgende Notwendigkeiten zurückzuführen:- e<strong>in</strong>e starke Beteiligung der Sozialpartner, um zu garantieren, dass die e<strong>in</strong>geleiteten Initiativen e<strong>in</strong>enmöglichst umfassenden Zuspruch f<strong>in</strong>den, aber auch unterstützt werden; grundlegend ist zudem dieRolle der Sozialpartner bei der Förderung der übergreifenden Analysen des Bildungsbedarfs;- die Ermittlung zweckmäßiger Vere<strong>in</strong>fachungen auf verwaltungstechnischer Ebene und im H<strong>in</strong>blick aufdie Abrechnung der Tätigkeiten sowie der aufgewandten Kosten, um den bürokratischen Aufwand zuLasten der Unternehmen, vor allem der Mikrobetriebe, zu reduzieren und somit e<strong>in</strong>en der Hauptfaktorenzu erleichtern, der davon abhält, die Möglichkeit der Nutzung von öffentlichen Zuschüssen fürdie Weiterbildung <strong>in</strong> Betracht zu ziehen.Mit der Unterstützung der größten Agenturen und Bildungse<strong>in</strong>richtungen, d.h. solcher, die <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d,organisatorischen und adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht zu bewältigen, können <strong>in</strong> diesem Bereichebenso Modalitäten zur Nutzung der verschiedenen f<strong>in</strong>anziellen Bestimmungen <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Form durchgeführtwerden, <strong>in</strong>sbesondere durch die Komb<strong>in</strong>ation von betrieblichen und <strong>in</strong>dividuellen Bildungsplänen, wobeidie letztgenannten im Bereich der KMU e<strong>in</strong>en besonders hohen strategischen Wert haben.3.3.2. Flexibilisierung der F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumenteE<strong>in</strong> zweiter Bereich, auf den Wert zu legen ist, betrifft die zukünftige Flexibilisierung der F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente,sowohl im H<strong>in</strong>blick auf die zeitlichen Fristen (Tim<strong>in</strong>g), als auch die Auszahlung von Zuschüssennach dem Abrechnungspr<strong>in</strong>zip auf der Grundlage messbarer Ergebnisse der durchgeführten Bildungs<strong>in</strong>itiative.Darunter fällt zum Beispiel das Konzept zur Unterstützung leistungsorientierter F<strong>in</strong>anzierungen. Zwar wurden <strong>in</strong>diesem Bereich <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht gegensätzliche Erfahrungen gemacht, die jedoch den unzweifelhaften Vorteilhatten, den Schwerpunkt <strong>in</strong> puncto Ansatz auf direkte f<strong>in</strong>anzielle Förderungen zur Unterstützung derBildungsnachfrage zu verlagern. In dieser H<strong>in</strong>sicht dient die Festlegung von Indikatoren zur Messung der Auswirkungder Bildungsmaßnahmen auf die Mitarbeiter und das Organisationssystem der Anerkennung der vonden Unternehmen aufgewandten Kosten, um spezifischen Entwicklungszielen gerecht zu werden, die auf Basisdes aktuellen Bedarfs bestimmt wurden, wobei das System der Anzeigen/Ausschreibungen <strong>in</strong> der Regel daraufausgerichtet ist, das Bildungsangebot zu strukturieren, das mit Anzeigen/Ausschreibungen se<strong>in</strong>erseits die Nachfrageorganisiert und gliedert und <strong>in</strong> gewisser Weise den eigenen Zielsetzungen anpasst. <strong>Die</strong>s setzt e<strong>in</strong> Systemvoraus, das <strong>in</strong> der Lage ist, den Bildungsbedarf der Unternehmen rechtzeitig zu erfassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erProgrammierung des Angebots umzusetzen, an dem sich die Unternehmen beteiligen können. <strong>Die</strong> Probleme <strong>in</strong>Bezug auf die korrekte Feststellung des Bedarfs s<strong>in</strong>d bekannt. <strong>Die</strong>ser ist <strong>in</strong> vielen Fällen wenig glaubhaft und<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol 38zum Zeitpunkt der Planung der Bildungsmaßnahmen nicht mehr aktuell, da er nur ungenau erfasst wurde oderda der Prozess zur Feststellung des Bedarfs für die Planung der Bildungsmaßnahmen zeitliche Lücken be<strong>in</strong>haltet,auf Grund derer die Bildungs<strong>in</strong>itiativen nicht mehr zeitgemäß s<strong>in</strong>d.Anhand der leistungsorientierten F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente wird dagegen der gesamte Prozess auf den Zeitpunktnach dem Abschluss der Bildungsmaßnahme verlagert. Resultat s<strong>in</strong>d demzufolge Initiativen:- zur direkten Unterstützung der bereits im Unternehmen auf den aktuellen Bedarf abgestimmten unddurchgeführten Bildungsmaßnahmen, unabhängig davon, ob diese für viele oder nur wenigeArbeitnehmerInnen oder gar e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Person bestimmt waren, wie es <strong>in</strong> Wirklichkeit <strong>in</strong> den KMUhäufig vorkommt;- die nachträglich abgerechnet und bewertet werden, und zwar nicht im H<strong>in</strong>blick auf das organisatorischeManagement (Stundenanzahl, Teilnehmerzahl usw.) oder die rechnerischen/adm<strong>in</strong>istrativen Aspekte(aufgewandte Kosten, Korrektheit der zulässigen Kostenpunkte usw.), sondern <strong>in</strong> Bezug auf die erzieltenResultate im H<strong>in</strong>blick auf die Auswirkungen auf die Entwicklungsprozesse im Unternehmen;- für welche die Abfassung e<strong>in</strong>er Reihe qualitativer und quantitativer Indikatoren Voraussetzung ist, diee<strong>in</strong>gesetzt werden können, um die dank der Bildungs<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>getretenenVerbesserungen zu „messen“. <strong>Die</strong>se Verbesserungen können sich zum Beispiel auf die Organisation desPersonals, die Organisation des Fertigungszyklus sowie die Implementierung der Produkt- und Marktstrategienusw. beziehen.Angesichts des zuvor beschriebenen Rahmens an Maßnahmen zur F<strong>in</strong>anzierung der Weiterbildung würde derE<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es solchen Instrumentariums seitens des Lands Südtirol natürlich Ad-hoc-Bestimmungen voraussetzen,die zusammen mit dem Budget der zu verteilenden Mittel auch die notwendigen Bevollmächtigungender zuständigen Abteilungen für berufliche Weiterbildung be<strong>in</strong>halten, um die Durchführung des Evaluierungsprozessesim Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu ermöglichen.3.3.3. Aufwertung der <strong>in</strong> nicht-formellen und <strong>in</strong>formellen Bereichen erzielten LernfortschritteWie <strong>in</strong> den Kapiteln über das Weiterbildungsverhalten der Betriebe und der Arbeitnehmer ausgeführt wird, betriffte<strong>in</strong> guter Teil der <strong>in</strong> den KMU durchgeführten Bildungsmaßnahmen das „<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong>-on-the-Job“, und diesnicht nur für die erforderliche Ausbildung von neu e<strong>in</strong>gestellten MitarbeiterInnen. Insbesondere <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erenOrganisationen kann es vorkommen, dass nur e<strong>in</strong> Mitarbeiter an formellen Bildungs<strong>in</strong>itiativen teilnimmt und dieneuen erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten dann se<strong>in</strong>erseits an se<strong>in</strong>e KollegInnen weitergibt. Das gilt auch,wenn Innovationen im Unternehmen, beispielsweise <strong>in</strong> Bezug auf den Fertigungsprozess (Masch<strong>in</strong>en, Ausrüstungen)oder dessen Überwachung (Hardware- und Softwaresysteme), e<strong>in</strong>geführt werden: Der Verantwortlichefür die E<strong>in</strong>führung solcher Prozesse wird beim E<strong>in</strong>satz neuer Systeme von den jeweiligen Lieferanten geschultund übernimmt dann se<strong>in</strong>erseits die E<strong>in</strong>weisung se<strong>in</strong>er MitarbeiterInnen und KollegInnen.<strong>Die</strong> Initiativen zur Flexibilisierung der Instrumente zur Förderung der Weiterbildung müssen sich <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichtmit denen zur Unterstützung der nicht-formellen Lernbereiche verknüpfen. <strong>Die</strong>s gilt auch h<strong>in</strong>sichtlich derDimensionen, durch welche sich die Letztgenannten mit formellen Lern<strong>in</strong>itiativen oder mit <strong>in</strong>formellen Lerngelegenheiten<strong>in</strong>tegrieren. Es handelt sich also um e<strong>in</strong>en dritten Schwerpunkt für die Entwicklung vonInstrumenten zur Unterstützung der Weiterbildung, der <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en der Schlüsselbereiche für denErfolg der Mikrounternehmen betrifft.<strong>Die</strong> Zielsetzung <strong>in</strong> dieser Richtung könnte Folgendes betreffen:- Feststellung zweckmäßiger Erprobungsformen durch „Systemaktionen“ und mit der Unterstützung desESF zur Anerkennung der nicht-formellen Lernmethoden <strong>in</strong> den Unternehmen, mit dem Grundziel,diese Erprobungen dann lokal auf normativer Ebene mit e<strong>in</strong>er Infrastruktur zu versehen und den Wegfür die vollständige Anerkennung dieser Lernbereiche im Weiterbildungssystem zu bereiten.- Potenzierung der durch das Gesetz 29/77 kof<strong>in</strong>anzierten Initiativen, die bereits <strong>in</strong> Abstimmung mit denzuständigen Abteilungen die Möglichkeit enthalten, Maßnahmen <strong>in</strong> dieser Richtung zu ergreifen.- Festlegung neuer Instrumente, um die Ankerkennung, Evaluierung und Validierung der anhand nichtformellerBildungstätigkeiten am Arbeitsplatz zu unterstützen (aber auch – wie bereits gesagt – um Erfahrungenzu berücksichtigen, die an der Grenze zu formeller und zu <strong>in</strong>formeller Bildung liegen); auch<strong>in</strong> diesem Fall würde es sich um Instrumente handeln, die der nachträglichen Evaluierung und denResultaten der Bildungs<strong>in</strong>itiativen den notwendigen Wert zuweisen und somit im Konzept der leistungsorientiertenF<strong>in</strong>anzierungen e<strong>in</strong>en wichtigen Bezugspunkt f<strong>in</strong>den könnten.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 394. Kollektivvertragsverhandlungen und WeiterbildungAutor: Mario V. Giovannacci, für Forschung zuständiger sowie stellvertretender Direktor des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts.4.1. EINFÜHRUNGSeit jeher liegt die Bildung im geme<strong>in</strong>samen Interesse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern: E<strong>in</strong>erseits forderndie Unternehmen zunehmende berufliche Qualifikationen und Fähigkeiten von ihren Mitarbeitern, um ihre Wettbewerbsfähigkeitzu steigern, andererseits sehen die ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Bildung e<strong>in</strong>e Möglichkeit fürmehr Selbstständigkeit und Zufriedenheit und schlussendlich e<strong>in</strong>e Form zeitlich aufgeschobener Entlohnung, dasie sich von der Bildung f<strong>in</strong>anzielle Vorteile erwarten, auch wenn diese nur <strong>in</strong> mittel- bzw. langfristiger H<strong>in</strong>sichtkonkret werden.Zwischen dem Ende der 80er und dem Beg<strong>in</strong>n der 90er Jahre wurde die Bildung auf Grund mehrerer gleichzeitigauftretender Faktoren, darunter der Krise des Fordismus sowie Änderungen <strong>in</strong> der Fertigung und derOrganisation durch die E<strong>in</strong>führung neuer Produktionstechnologien, zu e<strong>in</strong>em bedeutenden Mittel, um e<strong>in</strong>emnicht mehr zeitgemäßen Ausbildungsniveau der ArbeitnehmerInnen vorzubeugen und Mobilitätsprozesse <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em komplexeren und turbulenten Arbeitsmarkt begleitend zu unterstützen.In diesem Rahmen haben die Interessenvertretungen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeber die geme<strong>in</strong>sameVerantwortung, den Bedarf an Fähigkeiten und Wissen im Namen und auf Rechnung ihrer Mitglieder, aber auchim Namen des wirtschaftlichen und sozialen Allgeme<strong>in</strong>wohls festzustellen. Im Rahmen des sozialen Dialogeswird den Sozialpartnern e<strong>in</strong>e zunehmend bedeutendere Rolle zugewiesen. Insbesondere haben sie die Aufgabe,die den von ihnen selbst auf der Grundlage <strong>in</strong>terkonföderaler Abkommen e<strong>in</strong>gerichteten <strong>in</strong>terprofessionellenparitätischen Weiterbildungsfonds anvertrauten f<strong>in</strong>anziellen Mittel zu verwalten.Ziele der StudieAusgehend von diesen Betrachtungen ist es das Ziel dieser Studie, zu überprüfen, ob und <strong>in</strong> welchem Maße dieBildung der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den wichtigsten gesamtstaatlichen Kollektivverträgen Raum f<strong>in</strong>det und obdiese gesamtstaatlichen Bestimmungen auf dezentraler Ebene (Betrieb und Gebiet) konkret durchgeführtwerden. In dieser H<strong>in</strong>sicht hat die Studie folgende Zielsetzungen:• die Regelung des <strong>in</strong>dividuellen Rechts auf Bildung überprüfen (Recht auf Unterricht, Bildungsurlaub),• den Zentralisierungs- und/oder Dezentralisierungsstand der Kollektivverträge <strong>in</strong> puncto Bildung überprüfen,• die <strong>in</strong> den Kollektivverträgen enthaltenen Absichtserklärungen bzw. jene programmatischen Erklärungen,welche die Kollektivvertragsparteien de facto bei den Verhandlungen zur Bildung auf dezentralerEbene leiten, überprüfen,• die F<strong>in</strong>anzierungssysteme der Weiterbildungstätigkeiten analysieren,• die Modalitäten und die ausgewählten Fristen für die Durchführung der Bildungsmaßnahmen untersuchen(Arbeitszeit, Kriterien zur Auswahl der ArbeitnehmerInnen usw.).Untersuchte SektorenInsbesondere wurden die gesamtstaatlichen und territorialen Kollektivverträge folgender Sektoren untersucht:Gastgewerbe, Handel (Verteilung und <strong>Die</strong>nstleistungen), Bauwesen und e<strong>in</strong>zelne Sparten des Handwerksbereichs(Holz und Metallverarbeitung).<strong>Die</strong> Ergebnisse der Studie betreffen somit die Untersuchung der Bestimmungen der gesamtstaatlichenKollektivverträge <strong>in</strong> Bezug auf die Bildung der ArbeitnehmerInnen und die Art und Weise, wie diese auf betrieblicherund/oder territorialer Ebene gefördert und umgesetzt werden.4.2. NORMATIVER UND INSTITUTIONELLER RAHMEN<strong>Die</strong> Entscheidungen h<strong>in</strong>sichtlich der Inhalte und der Methoden zur Abwicklung der Bildungsmaßnahmen s<strong>in</strong>dtraditionell den Unternehmen vorbehalten, auch wenn sich auf Grund verschiedener gesetzgeberischer Maßnahmenzum<strong>in</strong>dest auf dem Papier e<strong>in</strong>e zunehmend aktivere Rolle der Gewerkschaftsorganisationen abzeichnet.In analytischer H<strong>in</strong>sicht können diese gesetzgeberischen Maßnahmen <strong>in</strong> zwei große Kategorien unterteiltwerden: In der ersten s<strong>in</strong>d all jene Gesetze zusammengefasst, die auf irgende<strong>in</strong>e Weise e<strong>in</strong> Recht auf Bildung<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 40verankern, die zweite be<strong>in</strong>haltet alle Gesetze, die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung für die Bildung vorschreiben.4.2.1. Das Recht auf BildungZu den Gesetzen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Recht auf Bildung verankert ist, gehört <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Arbeitnehmerstatutaus dem Jahr 1970 (Statuto dei Lavoratori) als Ergebnis der Gewerkschaftsbewegungen der sechziger Jahre,das das Recht auf Unterricht zu Gunsten der Arbeitnehmer vorschreibt.<strong>Die</strong> 150 Stunden des ArbeitnehmerstatusEs handelt sich dabei jedoch nicht um e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Recht auf Bildung, das somit auch die Weiterbildung umfasst.<strong>Die</strong> 150 vom Statut (Gesetz Nr. 300/1970) und von den späteren gesamtstaatlichen Kollektivverträgenvorgesehenen Urlaubsstunden richten sich vorwiegend auf den Erwerb von Pflichtschulabschlüssen. Bezugwurde vor allem auf die arbeitenden Schüler genommen, deren Zahl damals <strong>in</strong> den großen Unternehmen desverarbeitenden Gewerbes <strong>in</strong> Norditalien sehr hoch war. Nach Abschluss dieser Epoche, <strong>in</strong> der Tausende vonjungen ArbeitnehmerInnen die 150 Stunden bezahlten Urlaubs <strong>in</strong> Anspruch nahmen, wurde dieses Instrumentimmer weniger von den Arbeitern <strong>in</strong> der Industrie und zunehmend von den schwächeren Gruppen desArbeitsmarkts, jungen Drop-Outs und e<strong>in</strong>gewanderter ArbeitnehmerInnen genutzt.Das Gesetz Nr. 53/2000Erst 30 Jahre später wurde dank des Gesetzes Nr. 53/2000 über den Elternurlaub das Recht der ArbeitnehmerInnennicht nur auf Urlaub zum Zweck des Abschlusses der Pflichtschule, der Matura und e<strong>in</strong>es Universitätsstudiums,sondern auch für den Besuch e<strong>in</strong>es Weiterbildungskurses, der nicht vom Arbeitgeber angebotenbzw. f<strong>in</strong>anziert wird, anerkannt. <strong>Die</strong>ses Gesetz bezieht sich auf Freistellungen für Bildung, die nicht nurdem beruflichen Bedarf des Unternehmens <strong>in</strong> puncto Verbesserung des e<strong>in</strong>gesetzten Humankapitals, sondernauch und vor allem beruflichen und/oder kulturellen Interessen der ArbeitnehmerInnen, unabhängig von ihremaktuellen Arbeitsverhältnis, entsprechen. Im Art. 6 desselben Gesetzes ist zudem vorgeschrieben, dass diegenauen Bestimmungen und Modalitäten zur effektiven Inanspruchnahme Rechts von den Kollektivverträgendurch die Vorgabe der Stundenzahl, der Kriterien für die Auswahl der ArbeitnehmerInnen, der Zeiten und derdamit zusammenhängenden Entlohnungen festgelegt werden müssen.4.2.2. Unterstützung der Bildung1970 bis 2000 wurden verschiedene weitere gesetzgeberische Maßnahmen verabschiedet, die zwar ke<strong>in</strong> Rechtauf Bildung verankern, sich jedoch die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung der Weiterbildung im Unternehmen zum Zielsetzen.Zwischen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wird die Bildung <strong>in</strong>folge der Entlassung umfangreicherArbeitnehmergruppen 20 aus den großen Fabriken und ihres Ersatzes durch junge ArbeitnehmerInnen mitdurchschnittlich höherer Bildung zu e<strong>in</strong>em wichtigen Instrument zur Unterstützung der Mobilitätsprozesse <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em zunehmend komplexeren Arbeitsmarkt.Gesetz Nr. 236/1993Das Gesetz 236/1993 wurde erlassen, um die Beschäftigung zu unterstützen und be<strong>in</strong>haltet auch e<strong>in</strong>eF<strong>in</strong>anzierung für Bildungsaktivitäten für <strong>in</strong> den Mobilitätslisten e<strong>in</strong>getragenen ArbeitnehmerInnen.Ab diesem Zeitpunkt wird den Sozialpartnern e<strong>in</strong>e zunehmend bedeutendere Rolle bei der Verwaltung der fürdie Bildung bestimmten f<strong>in</strong>anziellen Mittel zugewiesen. In kurzer Zeit erfolgte anhand der Erfahrungen mit derUmsetzung dieses Gesetzes über die Weiterbildung der Übergang von e<strong>in</strong>er „positiven Stellungnahme“ derParteien zur Festlegung von Prioritäten bei der F<strong>in</strong>anzierung der betriebsbezogenen Projekte zu e<strong>in</strong>em „verb<strong>in</strong>dlichen“Abkommen zwischen den Parteien (siehe Art. 17 des Gesetzes 196/97). Bei den vom EuropäischenSozialfonds (ESF) f<strong>in</strong>anzierten Bildungsmaßnahmen s<strong>in</strong>d beide Sozialpartner an den Planungskreisen beteiligt.Gesetz Nr. 338/2000<strong>Die</strong> Sozialpartner, welche Vertragsverhandlungen über Bildung durchführen, werden heute mit der neuenHerausforderung im H<strong>in</strong>blick auf die Verwaltung der <strong>in</strong>terprofessionellen paritätischen Fonds konfrontiert, die<strong>in</strong>folge des Gesetzes Nr. 338/2000 e<strong>in</strong>gerichtet wurden. Bei diesen Fonds für die Weiterbildung handelt es sichum von Vertretungsorganisationen durch das <strong>in</strong>terkonföderale Abkommen vom 25.07.2001 geförderte Vere<strong>in</strong>igungen,die von den größten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden auf gesamtstaatlicher Ebene e<strong>in</strong>gerichtetwurden.Kurz gesagt, be<strong>in</strong>haltete die Entstehung der <strong>in</strong>terprofessionellen paritätischen Fonds die endgültige Ver-20 Vor allem der älteren und <strong>in</strong> kultureller sowie beruflicher H<strong>in</strong>sicht schwächeren Personen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 41pflichtung des Systems, sich Gedanken über die Rolle der Sozialpartner im H<strong>in</strong>blick auf die Bildung derArbeitnehmerInnen zu machen, wobei jedoch gesagt werden muss, dass alle oben erwähnten gesetzlichen Bestimmungene<strong>in</strong>e zunehmend aktivere Beteiligung der Akteure des sozialen Dialoges vorschreiben, und zwarsowohl bei der Bestimmung der Bildungsstrategien für die ArbeitnehmerInnen als auch bei deren konkreterUmsetzung.Box: Paritätische <strong>in</strong>terprofessionelle BildungsfondsBei den gesamtstaatlichen paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds für die Weiterbildung handelt es sich um von Vertretungsorganisationender Sozialpartner geförderte Vere<strong>in</strong>sorganismen.Paritätische berufsübergreifende Fonds können für jeden Wirtschaftssektor der Industrie, der Landwirtschaft, des <strong>Die</strong>nstleistungsbereichsund des Handwerks e<strong>in</strong>gerichtet werden. <strong>Die</strong> <strong>in</strong>terkonföderalen Abkommen können die E<strong>in</strong>richtung von Fonds auch für andereBranchen sowie <strong>in</strong> deren Rahmen die Begründung e<strong>in</strong>er eigenen Sektion für die Bildung von Führungskräften bestimmen.Mit der E<strong>in</strong>richtung der ersten zehn paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds wurden die Vorgaben des Gesetzes 388/2000 verwirklicht.<strong>Die</strong>ses ermöglicht den Unternehmen, e<strong>in</strong>en Anteil von 0,30% der an das NISF/INPS gezahlten Beiträge (die so genannten „Pflichtbeiträgegegen unfreiwillige Arbeitslosigkeit“) der Bildung der Mitarbeiter zukommen zu lassen. <strong>Die</strong> Arbeitgeber können vom NISF/INPSverlangen, den Beitrag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en der paritätischen berufsübergreifenden Fonds abzuführen, mit denen die Bildungsaktivitäten für dieArbeitnehmerInnen der beteiligten Unternehmen f<strong>in</strong>anziert werden.<strong>Die</strong> Beteiligung am Fonds ist somit gebührenfrei und be<strong>in</strong>haltet Kosten weder für die Unternehmen noch für die ArbeitnehmerInnen,sondern lediglich die Pflicht für das NISF/INPS, e<strong>in</strong>en Teil der e<strong>in</strong>kassierten Beiträge <strong>in</strong> berufsübergreifende Fonds e<strong>in</strong>fließen zu lassen.Bisher wurden folgende für e<strong>in</strong>en Großteil der Unternehmer- und Arbeitnehmerwelt repräsentative Fonds e<strong>in</strong>gerichtet und genehmigt:- Fondo Artigianato Formazione – Fonds für die Weiterbildung <strong>in</strong> Handwerksbetrieben- Fon.Coop – Fonds für die Weiterbildung <strong>in</strong> genossenschaftlichen Unternehmen- Fondimpresa – Fonds für die Weiterbildung der Industriebetriebe (Conf<strong>in</strong>dustria/UnternehmerInnenverband)- Fondo Dirigenti PMI – Fonds für die berufliche Weiterbildung von Führungskräften <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen- Fondo Formazione PMI – Fonds für die Weiterbildung für kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen- FONDIR. – Fonds für die Weiterbildung von Führungskräften im Tertiärsektor- FOR.TE. – Fonds für die Weiterbildung im Tertiärsektor- Fondirigenti – Fondirigenti Giuseppe Taliercio (Stiftung für die Weiterbildung von Managern <strong>in</strong> Industrieunternehmen)- FON.TER. – Fonds für die Weiterbildung von ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> Unternehmen des Tertiärsektors: Tourismus, Verteilung und<strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe- Fondoprofessioni – Fonds für die Weiterbildung freiberuflich Tätiger/Selbstständiger- Fond.E.R. - Fonds für die Weiterbildung <strong>in</strong> religiösen Körperschaften- Fon.Ar.Com. - Fonds für die Weiterbildung <strong>in</strong> Sparten des Tertiärsektors, des Handwerks und der kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen- For.Agri. - branchenbezogener Fonds für die berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> der Landwirtschaft- Fondazienda – Fonds für die Weiterbildung von leitenden Angestellten und Führungskräften <strong>in</strong> den Bereichen Handel-Tourismus-<strong>Die</strong>nstleistungen, Handwerk sowie kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen.<strong>Die</strong> paritätischen <strong>in</strong>terprofessionellen Fonds f<strong>in</strong>anzieren betriebs-, branchen- und gebietsbezogene Bildungspläne, welche e<strong>in</strong>zelne oderzusammengeschlossene Unternehmen für ihre Mitarbeiter verwirklichen wollen. Zusätzlich zur teilweisen oder vollständigenF<strong>in</strong>anzierung von betriebs-, branchen- und gebietsbezogenen Bildungsplänen können aufgrund der durch den Art. 48 des Gesetzes289/02 e<strong>in</strong>geführten Änderungen mit den berufsübergreifenden Fonds auch <strong>in</strong>dividuelle Bildungspläne sowie weitere Vorbereitungsaktivitätenoder im Zusammenhang mit Bildungs<strong>in</strong>itiativen stehende Tätigkeiten f<strong>in</strong>anziert werden.Das M<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialpolitik hat neben der Überprüfung und Kontrolle auch die strategische Aufgabe, die f<strong>in</strong>anziertenMaßnahmen zu überwachen.4.3. KOLLEKTIVVERTRAGSVERHANDLUNGEN UND WEITERBILDUNGAn diesem Punkt stellt sich die Frage, ob und wie die Kollektivverträge den Dialog zwischen den Sozialpartnernzum Thema Bildung ermöglichen. Dank des konzertativen, durch die im vorhergehenden Kapitel erwähntengesetzlichen Maßnahmen geförderten Ansatzes konnten die Anlässe für bilaterale und trilaterale Vergleiche zurAnalyse des Berufsbedarfs, zur Feststellung der Bildungsbereiche und zur Festlegung von Kriterien zur Verteilungder öffentlichen, gesamtstaatlichen und europäischen Gelder vervielfacht werden. Pr<strong>in</strong>zipiell bee<strong>in</strong>trächtigtendiese Gesetze die Rolle der Kollektivverträge nicht, sondern sorgten sogar dafür, dass die Kollektivverträgee<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung für die Zuweisung der Mittel zur Verwirklichung von Weiterbildungsmaßnahmendarstellen.Mit anderen Worten strebten die Gewerkschaftsorganisationen seit jeher Gesetzesnovellen an, obwohl es ihnennicht immer gelang, die jeweiligen Möglichkeiten vollkommen auszuschöpfen und effektiv an den Arbeitsplätzen<strong>in</strong> die Tat umzusetzen. Seit vielen Jahren ist <strong>in</strong> den gesamtstaatlichen Kollektivverträgen (GKV) das Recht aufWeiterbildung verankert, obwohl für die operativen Entscheidungen h<strong>in</strong>sichtlich der durchzuführendenBildungsmaßnahmen auf betriebliche und/oder territoriale Ebene verwiesen wird. Den Vertragsverhandlungen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 42der zweiten Ebene fiele es nämlich zu, die Kriterien zur Bestimmung der Zielpersonen, der Fristen und der<strong>in</strong>dividuellen Kosten der Bildung sowie der Auswirkungen <strong>in</strong> puncto Änderung der Berufsbilder, der E<strong>in</strong>stufungund der Karriere festzulegen.Das italienische KollektivvertragssystemDas Vertragssystem laut Def<strong>in</strong>ition im <strong>in</strong>terkonföderalen Abkommen aus dem Jahr 1993 (Protokoll Juli '93) gliedert sich auf zweiEbenen: den gesamtstaatlichen Branchenkollektivvertrag und den dezentralen Vertrag. <strong>Die</strong> dezentralen Kollektivvertragsverhandlungenkönnen sich, je nach den bereits <strong>in</strong> den verschiedenen Branchen herrschenden Praktiken, gemäß dem Abkommen ausdem Jahr 1993 auf betrieblicher oder territorialer Ebene entfalten.<strong>Die</strong>ses Abkommen betont außerdem das Pr<strong>in</strong>zip der Spezialisierung der Ebenen: E<strong>in</strong> auf gesamtstaatlicher Ebene verhandeltes Themakann nicht erneut auf dezentraler Ebene verhandelt werden, außer die gesamtstaatliche Vorschrift verweist hierfür ausdrücklich auf diedezentrale Vertragsverhandlung. Mit anderen Worten überlässt das <strong>in</strong>terkonföderale Abkommen den gesamtstaatlichen Kollektivverträgendie Festlegung der so genannten Verweisungsbestimmungen bzw. der Inhalte, die Verhandlungsgegenstand auf dezentralerEbene se<strong>in</strong> können.Nach dieser kurzen Übersicht über das italienische Verhandlungssystem kommt spontan die Frage auf, wie viele ArbeitnehmerInnenvon e<strong>in</strong>er zweiten Vertragsebene abgedeckt s<strong>in</strong>d, unabhängig davon, ob es sich dabei um territoriale oder betriebliche Verträgehandelt. <strong>Die</strong>sbezüglich ist das Konzept des kollektivvertraglichen Deckungsgrades e<strong>in</strong>zuführen, das heißt der Anzahl derArbeitnehmerInnen, die durch die Ergänzungsverhandlung (betrieblich und/oder territorial) abgedeckt s<strong>in</strong>d. Es handelt sich somit ume<strong>in</strong>en Indikator, der für die Vertretungsorganisationen von großem Interesse ist, da er den Anteil der ArbeitnehmerInnen bestimmt, fürdie zu den Bestimmungen der gesamtstaatlichen Lohnverhandlung auch die betrieblichen und/oder territorialen Verträge h<strong>in</strong>zukommen.<strong>Die</strong> große E<strong>in</strong>schränkung des Abkommens vom Juli 1993 besteht dar<strong>in</strong>, dass die betriebliche Vertragsverhandlung nicht verpflichtende<strong>in</strong>geführt wurde, aber für die diese Untersuchung betreffenden Sektoren ist von den jeweiligen branchenspezifischengesamtstaatlichen Kollektivverträgen auch e<strong>in</strong> territorialer Ergänzungsvertrag vorgesehen. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d alle studiengegenständlichenArbeitnehmerInnen von e<strong>in</strong>em territorialen Ergänzungsvertrag betroffen, und zwar im H<strong>in</strong>blick auf all jene Themen, die <strong>in</strong>den gesamtstaatlichen Kollektivverträgen festgelegt s<strong>in</strong>d, und darunter fällt möglicherweise auch die Bildung.4.3.1. Weiterbildung <strong>in</strong> den Kollektivverträgen auf gesamtstaatlicher Ebene<strong>Die</strong> Untersuchung der von den Parteien <strong>in</strong> den GKV abgegebenen Absichtserklärungen, die dazu dienen, dieParteien bei den detaillierten Verhandlungen zum Thema Bildung auf dezentraler Ebene zu leiten, ermöglichtdas bessere Verständnis der strategischen Rolle, welche die Parteien der Weiterbildung <strong>in</strong> jedem Sektor beimessen.Interessant ist somit auch zu begreifen, ob und wie die GKV die Gesetze über das Recht auf Bildungumgesetzt haben (Gesetz Nr. 300/1970 und Gesetz Nr. 53/2000), auch wenn es im Endeffekt – wie bereitszuvor gesagt – der betrieblichen und/oder territorialen Ergänzungsverhandlung zukommt, dafür zu sorgen,dass dieses Recht am Arbeitsplatz geltend gemacht werden kann.GKV TertiärsektorIm GKV für den Tertiärsektor, für die Verteilung und das <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe wird die Weiterbildung alswichtiges Instrument gesehen, um zur kulturellen und beruflichen Verbesserung der Arbeitnehmer 21 beizutragenund dementsprechend auch als geeignetes Mittel, um die Qualität der den Kunden gebotenen <strong>Die</strong>nstleistungenzu erhöhen. Mit diesem Vertrag wird der Bildung außerdem auch das Ziel zugewiesen, die Wiedere<strong>in</strong>gliederungvon Arbeitnehmern, die auf Grund ihres Alters Integrationsschwierigkeiten haben, sowie vonberufstätigen Müttern nach dem Mutterschaftsurlaub 22 zu fördern.In Ermangelung von betrieblichen und/oder territorialen Vere<strong>in</strong>barungen zur Inanspruchnahme von Bildungsurlaub(gemäß Gesetz 53/2000) setzt der gesamtstaatliche Vertrag folgende Regelung fest: DenArbeitnehmerInnen, die seit m<strong>in</strong>destens fünf Jahren im selben Betrieb beschäftigt s<strong>in</strong>d, steht e<strong>in</strong> Bildungsurlaubvon maximal 11 Monaten zu. <strong>Die</strong>ser kann auch aufgeteilt genutzt werden und bezieht sich auf dengesamten Zeitraum der Erwerbstätigkeit. <strong>Die</strong>se Freistellung kann für den Abschluss der Pflichtschule, derMatura und/oder e<strong>in</strong>es Universitätsstudiums genutzt werden. Weiters kann der Bildungsurlaub auch für denBesuch e<strong>in</strong>es Weiterbildungskurses beantragt werden, der nicht vom Arbeitgeber angeboten bzw. f<strong>in</strong>anziertwird. <strong>Die</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>/der Arbeitnehmer hat während des Bildungsurlaub das Recht auf Arbeitsplatzerhaltung,jedoch wird dieser Zeitraum nicht entlohnt. <strong>Die</strong> ArbeitnehmerInnen, die den Bildungsurlaub gleichzeitig<strong>in</strong> Anspruch nehmen können, dürfen 1% der gesamten Belegschaft nicht überschreiten. In Betrieben mit50 bis 99 Mitarbeitern darf nur e<strong>in</strong>/e e<strong>in</strong>zige/r Arbeitnehmer/<strong>in</strong> den Bildungsurlaub <strong>in</strong> Anspruch nehmen 23 .Der gesamtstaatliche Kollektivvertrag enthält zudem spezifische Bestimmungen zu Gunsten der leitenden An-21 Art. 153 – Bildungsförderung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Unternehmen des Tertiärsektors, der Verteilungund des <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbes (E<strong>in</strong>heitstext vom 01.07.2004).22 Art. 6 – Themen der territorialen Ebene – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Unternehmen des Tertiärsektors,der Verteilung und des <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbes (E<strong>in</strong>heitstext vom 01.07.2004)23 Art. 154 GKV Tertiärsektor, Verteilung und <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe vom 02.07.2004 (E<strong>in</strong>heitstext)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 43gestellten. Insbesondere wird festgelegt, dass die vom Unternehmen gewählten Tage für die Bildung zu dessenLasten gehen und als Arbeitstage zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d, woh<strong>in</strong>gegen die vom leitenden Angestellten gewähltenTage zu dessen Lasten gehen 24 .GKV TourismusIm Vorwort zum GKV Tourismus vom 22.01.1999 verpflichten sich die Parteien geme<strong>in</strong>schaftlich, von den zuständigenöffentlichen E<strong>in</strong>richtungen verstärkte Aufmerksamkeit gegenüber den Bildungs<strong>in</strong>strumenten für denSektor zu verlangen, um die zentrale Rolle der Arbeit bei der Verwirklichung und Erbr<strong>in</strong>gung des Tourismusdiensteszu betonen 25 . Der GKV im Bereich Tourismus legt außerdem e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen der Laufbahnentwicklungund der Beteiligung der ArbeitnehmerInnen an Bildungs<strong>in</strong>itiativen fest. Es handelt sich jedenfallsum e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Recht, das ausdrücklich nicht allen ArbeitnehmerInnen, sondern lediglich der Kategorie derleitenden Angestellten 26 vorbehalten ist. <strong>Die</strong> wichtigen Ziele, welche die Sozialpartner der Weiterbildung beimessen,werden auch anhand der Untersuchung der Aufgaben deutlich, die der GKV der territorialen bilateralenKörperschaft zuweist. Darunter sticht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Ziel hervor, die besten Maßnahmen auf lokaler Ebenezu fördern und zu verwalten, damit von den zuständigen Stellen Studienkurse e<strong>in</strong>gerichtet werden, welche dieZielsetzung e<strong>in</strong>es Beitrags zur kulturellen und beruflichen Verbesserung der ArbeitnehmerInnen gewährleistenund den Erwerb höherer beruflicher Werte begünstigen 27 .H<strong>in</strong>sichtlich der Bildungsförderung wird im Art. 116 des GKV Tourismus (22.01.1999) festgelegt, dass „dieArbeitnehmerInnen bezahlte Freistellungen für maximal 150 Stunden pro Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von dreiJahren und begrenzt auf e<strong>in</strong>e Gesamtstundenanzahl für alle Beschäftigten der Produktionsniederlassung beantragenkönnen, wobei diese Gesamtstundenanzahl zu Beg<strong>in</strong>n jedes Dreijahreszeitraums durch die Multiplikationder 150 Stunden mit e<strong>in</strong>em Faktor entsprechend e<strong>in</strong>em Zehntel der Gesamtzahl der <strong>in</strong> derProduktionsniederlassung zu diesem Zeitpunkt beschäftigten ArbeitnehmerInnen zu ermitteln ist. Maximal 2%der Belegschaft können sich gleichzeitig von der Produktionsniederlassung entfernen, um Bildungskurse zu besuchen.In jeder Produktionsniederlassung und <strong>in</strong> deren Rahmen <strong>in</strong> jeder Abteilung muss jedenfalls die Abwicklungder normalen Tätigkeit garantiert se<strong>in</strong>. Wenn die Zahl der Antragsteller den jährlichen Durchschnittder Gesamtstundenanzahl pro Dreijahreszeitraum überschreitet, reduziert die Geschäftsleitung im E<strong>in</strong>verständnismit der gegebenenfalls bestehenden Gewerkschaftsvertretung proportional die <strong>in</strong>dividuellen Rechte amGesamtstundenkonto auf der Grundlage von objektiven Kriterien (Alter, Betriebszugehörigkeit, Eigenschaftender Bildungskurse), um die Mitarbeiter zu ermitteln, welche die Freistellungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen dürfen,sowie die entsprechende Anzahl an Stunden, die jedem zugewiesen werden kann. Genauso wie im Tertiärsektorgelten die Vorschriften dieses Artikels nicht für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern.GKV BauhandwerkMit dem GKV Bauhandwerk bestätigen die vertragsschließenden Organisationen die Notwendigkeit, die beruflicheAusbildung als wesentliches Mittel für die Heranbildung von Fachkräften im Bauhandwerk zu fördern, umderen fachliche Fähigkeiten auszubauen oder zu perfektionieren und um ihre Leistung <strong>in</strong> der Produktion zu erhöhen.<strong>Die</strong> Weiterbildungsaktivitäten laut Art. 40 GKV richten sich nicht ausschließlich an Arbeitslose,ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Mobilitätslisten oder junge Lehrl<strong>in</strong>ge (externe Bildung), sondern auch an bereits beiUnternehmen beschäftigten Mitarbeiter (Weiterbildung). <strong>Die</strong> Teilnehmer, welche die Berufsbildungskurseerfolgreich absolviert haben, bekommen e<strong>in</strong>en entsprechenden Nachweis mit der Angabe des besuchtenKurses und des erfolgreichen Bestehens der Abschlussprüfungen sowie e<strong>in</strong> persönliches Besche<strong>in</strong>igungsbuchüber die Bildungsguthaben 28 .Im H<strong>in</strong>blick auf die Bildungsförderung und um zur kulturellen und beruflichen Verbesserung der ArbeitnehmerInnenim Bauwesen beizutragen, können die Unternehmen den ArbeitnehmerInnen, die nicht von e<strong>in</strong>erProbezeit betroffen s<strong>in</strong>d und die Studienkurse im Rahmen der Schulordnung bei öffentlichen oder staatlich anerkanntenE<strong>in</strong>richtungen besuchen wollen, bezahlten Urlaub bewilligen. <strong>Die</strong>se Kurse müssen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>eDauer von 300 effektiven Lehrstunden aufweisen. Der/die Arbeitnehmer/<strong>in</strong> kann entlohnten Urlaub für24 Art. 105 GKV Tertiärsektor, Verteilung und <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe vom 02.07.2004 (E<strong>in</strong>heitstext)25 Vorwort zum gesamtstaatlichen Kollektivvertrag für Beschäftigte bei Unternehmen im Tourismus vom 22. Jänner 1999 – Protokollüber die Berufsbildung und <strong>in</strong>stitutionelle Beziehungen26 “Zur Aufwertung des professionellen Beitrags der leitenden E<strong>in</strong>gestellten, um deren Beteiligung an Geschäftsführungsprozessen imLauf der Zeit beizubehalten und weiterzuentwickeln, werden Bildungs- und Fortbildungsprogramme vere<strong>in</strong>bart“, Art. 128 – BIL-DUNG UND WEITERBILDUNG – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Unternehmen im Tourismus vom 22. Jänner199927 Art. 18 – territoriale bilaterale Körperschaften – GKV Tourismus vom 22.01.1999)28 Art. 40 – Berufsbildung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben und kle<strong>in</strong>en bis mittleren Unternehmenim Baugewerbe und verwandten Gewerbebereichen vom 01.10.2004<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 44maximal 150 Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreijahreszeitraum beantragen, die auch <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>em Jahr <strong>in</strong> Anspruch genommenwerden können 29 .<strong>Die</strong>ser GKV schreibt zudem vor, dass dem/der Arbeiter/<strong>in</strong>, der/die nicht von e<strong>in</strong>er Probezeit betroffen ist unde<strong>in</strong>en entsprechenden Antrag stellt, <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem technisch-organisatorischen Bedürfnissendes Unternehmens und nur e<strong>in</strong>mal pro Jahr e<strong>in</strong>e nicht entlohnte Wartezeit <strong>in</strong> Höhe von maximal 4 Wochenh<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander aus Studiengründen, familiären oder persönlichen Gründen bewilligt werden kann, wobei das<strong>Die</strong>nstalter <strong>in</strong> diesem Zeitraum <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht erhöht wird 30 .GKV Metall verarbeitendes HandwerkMit dem GKV für ArbeitnehmerInnen von Handwerksbetrieben im Metall verarbeitenden Gewerbe legen dieParteien als geme<strong>in</strong>same Zielsetzung die Überprüfung der konkreten Möglichkeiten zur Erweiterung der Beschäftigungsgrundlageund der Möglichkeit fest, eventuelle Initiativen für die E<strong>in</strong>stellung und Umschulung vonArbeitnehmerInnen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er neuen Zusammensetzung des Arbeitsmarkts umzusetzen 31 .Im selben GKV wird festgelegt, dass ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung zusätzlich zur Bezahlung der Entlohnungan Fehltagen auf Grund von Prüfungen auch bezahlter Urlaub <strong>in</strong> Höhe von 20 Stunden pro Jahr bewilligtwerden kann 32 .Was die Bildungsförderung anbelangt, legt der GKV für das Metall verarbeitende Handwerk fest, dass denArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> Handwerksbetrieben mit m<strong>in</strong>destens 5 Mitarbeitern e<strong>in</strong>e Anzahl an entlohnten Stundenzur Verfügung gestellt werden muss, die auf betrieblicher Ebene im Dreijahreszeitraum zu zählen s<strong>in</strong>d und 10Stunden pro Jahr für jeden anspruchsberechtigten Arbeitnehmer entspricht. <strong>Die</strong>se Stundenbank wird e<strong>in</strong>gerichtet,um jedem Arbeitnehmer zu ermöglichen, Studienkurse <strong>in</strong> öffentlichen oder staatlich anerkannten E<strong>in</strong>richtungenzu besuchen. Zu diesem Zweck kann jede/r Arbeitnehmer/<strong>in</strong> maximal 150 entlohnte Stunden alle 3Jahre, auch <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>em Jahr, <strong>in</strong> Anspruch nehmen, bis die Stundenbank des Unternehmens erschöpft ist,vorausgesetzt, der Kurs, an dem der/die Arbeitnehmer/<strong>in</strong> teilnehmen will, weist m<strong>in</strong>destens doppelt so vieleStunden wie die als entlohnter Urlaub beantragten Stunden auf. Den entlohnten Urlaub kann <strong>in</strong> Betrieben mit 5bis 9 Mitarbeitern nur e<strong>in</strong>/e Arbeitnehmer/<strong>in</strong> pro Dreijahreszeitraum <strong>in</strong> Anspruch nehmen. In Betrieben mit 10bis 14 Mitarbeitern s<strong>in</strong>d es zwei ArbeitnehmerInnen, <strong>in</strong> Betrieben mit 15 bis 19 Mitarbeitern drei und so weiter,jeweils e<strong>in</strong> Mitarbeiter mehr pro fünf Mitarbeiter 33 .GKV Holz und E<strong>in</strong>richtungDer GKV für die Mitarbeiter von Unternehmen im Holz- und E<strong>in</strong>richtungshandwerk sieht die E<strong>in</strong>richtunggesamtstaatlicher und territorialer branchenspezifischer Beobachtungsstellen vor, deren Aufgaben ausdrücklichauch die Evaluierung und Ausarbeitung von Projekten zur Verbesserung der Qualifikation und Berufsbildung derArbeitnehmerInnen des Sektors be<strong>in</strong>halten 34 .In diesem Vertrag ist auch festgelegt, dass die ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung, die bei ordentlichenStudienkursen an staatlichen, gleichgestellten oder staatlich anerkannten und jedenfalls zur Erteilung staatlichanerkannter Studientitel ermächtigten Grundschulen, Oberschulen, Berufsbildungsschulen e<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>dund dort ordnungsgemäße Studienkurse besuchen, das Recht auf Arbeitszeiten haben, die ihnen den Besuchder Kurse und die Vorbereitung auf die Prüfungen erleichtern und nicht verpflichtet s<strong>in</strong>d, Überstunden zu leistenoder während der wöchentlichen Ruhetage zu arbeiten. <strong>Die</strong> ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung, e<strong>in</strong>schließlichder StudentInnen, die Prüfungen absolvieren müssen, haben das Recht auf die Inanspruchnahmevon bezahlten freien Tagen 35 .Im H<strong>in</strong>blick auf die Bildungsförderung und um zur kulturellen und beruflichen Verbesserung der ArbeitnehmerInnenbeizutragen, können die Unternehmen den ArbeitnehmerInnen, die nicht von e<strong>in</strong>er Probezeit betroffens<strong>in</strong>d und die Studienkurse im Rahmen der Schulordnung bei öffentlichen oder staatlich anerkannten E<strong>in</strong>-29 Art. 86 – Bildungsförderung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben und kle<strong>in</strong>en bis mittlerenUnternehmen im Baugewerbe und verwandten Gewerbebereichen vom 01.10.200430 Art. 30 - Wartestand – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben und kle<strong>in</strong>en bis mittleren Unternehmenim Baugewerbe und verwandten Gewerbebereichen vom 01.10.200431 Art. 1 – Teil 1 – Regelung des Arbeitsmarkts – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben im BereichMetallverarbeitung und Anlagenbau vom 27.11.199732 Art. 10 – ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben imBereich Metallverarbeitung und Anlagenbau vom 27.11.199733 Art. 11 – Bildungsförderung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben im Bereich Metallverarbeitungund Anlagenbau vom 27.11.199734 Art. 2 – Systeme der Gewerkschaftsbeziehungen – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben <strong>in</strong>den Bereichen Holz, E<strong>in</strong>richtung und Forstarbeit vom 15.12.199735 Art. 10 – ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben <strong>in</strong>den Bereichen Holz, E<strong>in</strong>richtung und Forstarbeit vom 15.12.1997<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 45richtungen besuchen wollen, bezahlten Urlaub bewilligen. <strong>Die</strong>se Vorschriften gelten für Unternehmen mit mehrals 5 Mitarbeitern und zu diesem Zweck wird e<strong>in</strong>e Anzahl an entlohnten Stunden zur Verfügung gestellt, die aufbetrieblicher Ebene im Dreijahreszeitraum gezählt werden und 10 Stunden pro Jahr pro Mitarbeiter entspricht.Der/die Arbeitnehmer/<strong>in</strong> kann maximal 150 entlohnte Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreijahreszeitraum, auch <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>emJahr, <strong>in</strong> Anspruch nehmen, vorausgesetzt, der Kurs, an dem der/die Arbeitnehmer/<strong>in</strong> teilnehmen will, weistm<strong>in</strong>destens doppelt so viele Stunden wie die als entlohnter Urlaub beantragten Stunden auf. Den entlohntenUrlaub kann <strong>in</strong> Betrieben bis zu 10 Mitarbeitern nicht von mehreren ArbeitnehmerInnen gleichzeitig <strong>in</strong> Anspruchgenommen werden. In Betrieben mit 11 bis 25 Mitarbeitern s<strong>in</strong>d es zwei ArbeitnehmerInnen, <strong>in</strong> Betrieben mitüber 25 Mitarbeitern drei. Für die ArbeitnehmerInnen, die Kurse zur Absolvierung der Pflichtschule besuchen,s<strong>in</strong>d 200 Stunden pro Kopf vorgesehen 36 .Tabelle 2: Bildungsregelungen gesamtstaatlicher KollektivverträgeSektor/Vertrag Absichtserklärung Recht auf BildungBildung als Instrument, um:GKV Tertiärsektor:E<strong>in</strong>heitstextvom02.07.2004GKV Tourismus:Protokollüber die Berufsbildungund <strong>in</strong>stitutionelleBeziehungenvom22.01.1999GKV Bauhandwerk:GKV vom01.10.2004• zur kulturellen und beruflichen Verbesserung derArbeitnehmerInnen beizutragen (Art. 153)• die Qualität der <strong>Die</strong>nstleistungen zu erhöhen• die Wiedere<strong>in</strong>gliederung von ArbeitnehmerInnenmit Integrationsschwierigkeiten zu fördern (Alteroder Mutterschaftsurlaub) – (Art. 6)Schwerpunkt auf Bildungs<strong>in</strong>strumenten, um die zentraleRolle der Arbeit bei der Erbr<strong>in</strong>gung der <strong>Die</strong>nstleistungenim Tourismus zu betonen (Vorwort zumGKV).Bildung zur kulturellen und beruflichen Verbesserungder ArbeitnehmerInnen (Art. 18).Berufsbildung als Mittel für:• die Heranbildung von Fachkräften und fachlichenFähigkeiten (Art. 40)• die Erhöhung der Leistung <strong>in</strong> der Produktion(Art. 40)• die kulturelle und berufliche Verbesserung(Art. 86).Ziel der Bildung:GKV Metallverarbeitendes• Erweiterung der Beschäftigungsgrundlage (Art. 1)Handwerk: GKVvom 27.11.1997• Durchführen von Initiativen zur E<strong>in</strong>stellung undUmschulung von ArbeitnehmerInnen zur Neuzusammensetzungdes Arbeitsmarkts (Art. 1)Bildungsurlaub für ArbeitnehmerInnen, die seit m<strong>in</strong>destens 5Jahren im selben Betrieb arbeiten, für höchstens 11 Monate,nache<strong>in</strong>ander oder aufgeteilt, bezogen auf den gesamten Zeitraumder Erwerbstätigkeit. Der Arbeitsplatz wird erhalten, dochbesteht ke<strong>in</strong> Anrecht auf Entlohnung. Vorschrift nur für Unternehmenmit mehr als 50 Mitarbeitern gültig (Art. 154) .Besondere Bestimmungen zu Gunsten der leitenden Angestellten:Vom Unternehmen ausgewählte Bildungsmaßnahmenwerden auch von diesem f<strong>in</strong>anziert und der leitendeAngestellte wird entlohnt. <strong>Die</strong>s gilt nicht, wenn die Entscheidungenvom Angestellten getroffen werden (Art. 105).In Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern bezahlte Freistellungenfür maximal 150 Stunden pro Person <strong>in</strong> 3 Jahren(Art. 116).Für leitende Angestellte Verknüpfung zwischen Laufbahnentwicklungund Bildungsbeteiligung (Art. 128).Bezahlte Freistellungen für maximal 150 Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emDreijahreszeitraum für ArbeitnehmerInnen, die nicht von e<strong>in</strong>erProbezeit betroffen s<strong>in</strong>d, für Studienkurse mit e<strong>in</strong>er Dauer vonüber 300 Stunden im Rahmen der schulischen Ordnung und anöffentlichen Instituten (Art. 86).Arbeiter, die nicht von e<strong>in</strong>er Probezeit betroffen s<strong>in</strong>d, könnene<strong>in</strong>mal pro Jahr e<strong>in</strong>en Antrag auf nicht entlohnte Wartezeit fürm<strong>in</strong>destens 4 Wochen h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander stellen (Art. 30).Bildung für Arbeitslose, ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Mobilitätslisten,Lehrl<strong>in</strong>ge und bereits bei Unternehmen beschäftigtemPersonal. Vorgesehen ist die Ausstellung e<strong>in</strong>es Nachweises unddes persönlichen Besche<strong>in</strong>igungsbuchs der Bildungsguthaben(Art. 40).ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung werden für die Fehltageauf Grund von Prüfungen entlohnt und können bezahltenUrlaub von 20 Stunden pro Jahr <strong>in</strong> Anspruch nehmen (Art. 10).150 Stunden <strong>in</strong> 3 Jahren entlohnter Urlaub, wenn der Weiterbildungskursm<strong>in</strong>destens 300 Stunden dauert (Art. 11).36 Art. 11 - Bildungsförderung – Gesamtstaatlicher Kollektivvertrag für Beschäftigte von Handwerksbetrieben <strong>in</strong> den Bereichen Holz,E<strong>in</strong>richtung und Forstarbeit vom 15.12.1997<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 46Sektor/Vertrag Absichtserklärung Recht auf BildungGKV Holz- undE<strong>in</strong>richtungshandwerk:GKVvom 15.12.1997E<strong>in</strong>richtung gesamtstaatlicher und territorialer branchenspezifischerBeobachtungsstellen, um Projekte zurVerbesserung der beruflichen Qualifikation und Berufsbildungzu evaluieren und auszuarbeiten (Art. 2).Kulturelle und berufliche Verbesserung der ArbeitnehmerInnen(Art. 11).Quelle: ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong>, Stand Jänner 08.Für ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> der Weiterbildung:• Recht auf Arbeitszeiten, welche den Besuch von Kursenund die Vorbereitung auf Prüfungen erleichtern (Art. 10)• Überstunden oder Arbeit während der wöchentlichenRuhetage s<strong>in</strong>d nicht obligatorisch (Art. 10)• Recht auf entlohnte freie Tage, um Prüfungen zu absolvieren(Art. 10)In Unternehmen mit mehr als 5 Mitarbeitern können den ArbeitnehmerInnen,die nicht von e<strong>in</strong>er Probezeit betroffen s<strong>in</strong>d,maximal 150 Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreijahreszeitraum zum Besuchvon Studienkursen <strong>in</strong>nerhalb der schulischen Ordnung anöffentlichen Instituten bewilligt werden (Art. 11).ZusammenfassungZusammenfassend kann ausgesagt werden, dass die Voraussetzungen für Verhandlungen zur Entwicklunge<strong>in</strong>er Unternehmens- und Gewerkschaftskultur zum Thema Bildung <strong>in</strong> allen untersuchten Sektoren bestehen.Grundsätzlich s<strong>in</strong>d sich die Sozialpartner praktisch <strong>in</strong> allen untersuchten gesamtstaatlichen Kollektivverträgendah<strong>in</strong> gehend e<strong>in</strong>ig, dass der Bildung e<strong>in</strong>e strategische Bedeutung zukommt.<strong>Die</strong> gesamtstaatliche Kollektivvertragsverhandlung misst der Bildung das Ziel bei, den Ausbildungsstand derBeschäftigten zu verbessern, das Angebot an beruflicher Leistung den Anforderungen der Unternehmen anzupassenund das betriebliche Wettbewerbsniveau zu optimieren. Zur Verwirklichung dieser Ziele verweisen diegesamtstaatlichen Kollektivverträge auf den regionalen und betrieblichen Vergleich.4.3.2. Vertragsverhandlungen zur Bildung <strong>in</strong> den Südtiroler UnternehmenDas vorherrschende Profil der Ausbildungstätigkeit im Unternehmen ist bekanntermaßen noch häufig <strong>in</strong> Formvon Tutor<strong>in</strong>g und der Praxis „Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“ verankert, wenn auch die betrieblichen Ausbildungs<strong>in</strong>itiativene<strong>in</strong>e gewisse Rolle spielen.Im Rahmen der Abkommen zwischen den Sozialpartnern, welche die Bildungspläne im Unternehmen begleiten,kann unterschieden werden zwischen: Betriebsabkommen, d. h. von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Arbeitnehmervertreterund se<strong>in</strong>er Gegenseite abgefasste und unterzeichnete Dokumente; positive Stellungnahmen seitens der Arbeitnehmervertreterauf Antrag des Unternehmens über die Zweckmäßigkeit der durchzuführenden Bildungsmaßnahmen;E<strong>in</strong>willigungen, die zwar die gleichen Eigenschaften aufweisen wie die Stellungnahmen, jedoch auf dieE<strong>in</strong>willigung zur Durchführung der Maßnahmen ohne diesbezügliche Betrachtungen beschränkt s<strong>in</strong>d.VertragssystemeDas mit dem Abkommen von 1993 festgelegten gesamtstaatlichen Vertragssystem legt fest, dass lediglich <strong>in</strong>Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern (30 MitarbeiterInnen im Handel) Betriebsabkommen abgeschlossenwerden können. Für die anderen Unternehmen wird auf die territoriale Kollektivverhandlung verwiesen. Obwohles <strong>in</strong> Südtirol nur wenige Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern gibt, geht aus den Daten über die betrieblichenVertragsverhandlungen hervor, dass das Thema Bildung <strong>in</strong> den Kreis der strategischen Angelegenheitenaufgenommen wurde. Immer mehr Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern schlossen <strong>in</strong> den letzten 10Jahren m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en betrieblichen Vertrag über die Weiterbildung ab (Aspiag, Acciaierie Valbruna, Metro,Mila, Leitner, Vog usw.).Betriebliche Vertragsverhandlung und WeiterbildungIm H<strong>in</strong>blick auf die formalisierte Verhandlung zum Thema ist zu sagen, dass es sich <strong>in</strong> vielen Fällen im Wesentlichennur um allgeme<strong>in</strong>e Verpflichtungen handelt, welche die Unternehmen bezüglich der Ausbildung desPersonals übernehmen. Verweise auf Fristen, beteiligte Personen und Bildungs<strong>in</strong>halte s<strong>in</strong>d nicht enthalten(Speedl<strong>in</strong>e 26.07.2000; Leitner 07.02.2000). In anderen Fällen dagegen erfolgt vor der Bildungs<strong>in</strong>itiative e<strong>in</strong>eAussprache zwischen Unternehmen und EGV/RSU, um den Bildungsbedarf und die betroffenen Berufsfigurenzu ermitteln (Acciaierie Valbruna 16.03.2001). Mit dem Vertrag der Co<strong>in</strong>-Gruppe vom 22.02.1999formalisierten die Parteien drei Wochen Tutor<strong>in</strong>g bei Vertriebstätigkeiten (oder bei Tätigkeiten zur Ausstattungder Verkaufsstelle), die zu weiteren zwei Wochen theoretischer Ausbildung h<strong>in</strong>zukommen.Der Vertrag Metro vom 22.01.1999 bezieht sich im Wesentlichen auf e<strong>in</strong>e Fach- und Managerausbildung, umjedem Verantwortlichen die zur optimalen Ausübung se<strong>in</strong>er Rolle erforderlichen operativen Instrumente zuliefern. Mit derselben Vere<strong>in</strong>barung wurden zudem e<strong>in</strong>e Bildungs<strong>in</strong>itiative zu den neuen technologischenInstrumenten sowie die Förderung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Weiterbildung von Führungskräften im Lager und Mitgliedernder EGV/RSU mit dem Ziel, e<strong>in</strong>e beiden Parteien geme<strong>in</strong>same Sprache zu prägen, beschlossen. Der<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 47Vertrag der R<strong>in</strong>ascente-Gruppe vom 10.04.1996 (auch für den Geschäftsbereich Upim gültig) legt e<strong>in</strong><strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Bildungsprogramm fest, um die ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> die Lage zu versetzen, Veränderungsprozessegewappnet <strong>in</strong> Angriff zu nehmen. <strong>Die</strong> Inhalte s<strong>in</strong>d je nach Position differenziert abgestuft und betreffen:Techniken <strong>in</strong> puncto Beziehungsmanagement und Verhältnis zu den Kunden, fachliche Grundbegriffefür Verkauf und Service, Merchandis<strong>in</strong>g, Anweisungen für die Materialbeschaffung, Anwendung und E<strong>in</strong>satz vonEDV-Instrumenten, technologische Innovation und deren Auswirkungen auf die operativen Verfahren, WarenundProduktkunde, Grundbegriffe zur sozialen Gesetzgebung, vertragliche Rechte und Pflichten, Buchhaltungund Verwaltung.Zusammenfassender KommentarAbgesehen von e<strong>in</strong>igen oben genannten besten Praktiken geht aus der Untersuchung der abgeschlossenenVerträge hervor, dass die Unterzeichnung e<strong>in</strong>es Abkommens von der Gewerkschaft manchmal lediglich als Gewährfür die Forderungen des Unternehmens gesehen wird. <strong>Die</strong> Sozialpartner sche<strong>in</strong>en sich darüber e<strong>in</strong>ig zuse<strong>in</strong>, dass die Bildung notwendig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sowie die Beschäftigungsfähigkeitder ArbeitnehmerInnen zu garantieren, wobei das Abkommen h<strong>in</strong>sichtlich der Grundsätzejedoch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verhandlung zu den operativen Aspekten umgesetzt wird. <strong>Die</strong> Untersuchung zeigt, dass dieVertragsverhandlung <strong>in</strong> Bezug auf andere Aspekte, d.h. solche, die spezifisch die Nachfrage nach Bildungseitens der ArbeitnehmerInnen betreffen, weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt schwache Rolle spielt. In den meisten Fällenhat das Unternehmen nämlich weiterh<strong>in</strong> die ausschließliche Kontrolle der Bildungstätigkeiten, ohne Zugeständnisse<strong>in</strong> puncto Beschäftigungsfähigkeit und Laufbahnentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen ArbeitnehmerInnen zumachen. <strong>Die</strong> Gewerkschaften werden oft über die geplanten Bildungstätigkeiten unterrichtet, aber vor allemdas Unternehmen entscheidet, wer, wie und wann weitergebildet wird.4.3.3. Territoriale Kollektivvertragsverhandlungen über die Bildung und Rolle der bilateralenKörperschaftenWie zuvor erwähnt, messen die gesamtstaatlichen Kollektivverträge der Weiterbildung das Ziel bei, den Ausbildungsstandder Beschäftigten zu verbessern, das Angebot an beruflicher Leistung den Anforderungen derUnternehmen anzupassen und das betriebliche Wettbewerbsniveau zu optimieren. Zur Verwirklichung dieserZiele verweisen die gesamtstaatlichen Kollektivverträge auf den regionalen und/oder betrieblichen Vergleich.Auf Grund der ger<strong>in</strong>gen Größenstruktur der Südtiroler Unternehmen gibt es nur wenige Betriebe, <strong>in</strong> denen Betriebsabkommenabgeschlossen werden können. Es käme somit der territorialen Kollektivvertragsverhandlungzu, die Regeln und Modalitäten für die Inanspruchnahme des Rechts auf Weiterbildung festzulegen.Im Bauhandwerk, das durch viele kle<strong>in</strong>e Betriebe gekennzeichnet ist, erfolgt die dezentrale Vertragsverhandlungauf Landesebene. In Südtirol trägt der Landesergänzungsvertrag für das Bauhandwerk vom16.12.2002 wirkungsvoll dazu bei, die Rechte laut Gesetzgebung (Gesetz Nr. 53/2000) zur Weiterbildung amArbeitsplatz geltend machen zu können.Recht auf Bildung im Landesabkommen für das BauhandwerkMit diesem Abkommen wird nämlich Folgendes festgelegt: Jeder ordnungsgemäß bei der Bauarbeiterkassee<strong>in</strong>getragene Arbeitnehmer hat Anrecht auf Ausbildungsstunden, <strong>in</strong> Abhängigkeit von den bei e<strong>in</strong> und demselbenArbeitgeber – auch mit Unterbrechungen – gearbeiteten Stunden. Der Arbeiter erwirbt je 60 tatsächlichgearbeitete Stunden (...) Anspruch auf e<strong>in</strong>e Ausbildungsstunde. (...) In jedem Fall können die Ausbildungsstundennicht mehr als 20 Stunden pro Kalenderjahr betragen. <strong>Die</strong> Ausbildungsstunden gehen zu 50%(maximal 10 Stunden) zu Lasten des Arbeitgebers und zu 50% (max. 10 Stunden) zu Lasten des Arbeitnehmers,der zu diesem Zweck auf se<strong>in</strong>en Urlaub, auf abgeschaffte Feiertage, auf Ausgleichsstunden und/oderauf bezahlte Freistellungen zurückgreifen muss (Art. 7 des Landesabkommens für das Bauhandwerk vom16.12.2002).AbsichtserklärungenIn Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Vorschriften der jeweiligen gesamtstaatlichen Kollektivverträge heben die <strong>in</strong> Südtirolim Tertiärsektor (24.06.2003) 37 , im Tourismus (19.07.2003) 38 und im Bauhandwerk (16.12.2002) ab-37 Mit dem Südtiroler Landesvertrag für die Beschäftigten im Tertiärsektor, <strong>in</strong> der Verteilung und im <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe(24.06.2003) vere<strong>in</strong>baren die Parteien die verstärkte Förderung beruflicher <strong>Die</strong>nstleistungen im Tertiärsektor sowie Investitionen <strong>in</strong>die Weiterbildung der Arbeitskräfte.38 Mit dem Vertrag im Tourismus (19.07.2003) vere<strong>in</strong>baren die Parteien, dass sich die Unternehmen zur Durchführung von Weiterbildungsprogrammenauf den berufsübergreifenden Fonds für die Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Bereichen Handel,Tourismus und <strong>Die</strong>nstleistungen (For.Te) beziehen müssen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 48geschlossenen Ergänzungsabkommen die Bedeutung hervor, welche die Parteien der Weiterbildung beimessen.Es handelt sich jedoch um „Absichtserklärungen“, die <strong>in</strong> den soeben genannten Sektoren (Handel, Tourismusund Bauwesen) Durchführung <strong>in</strong> den unterschiedlichen Bildungstätigkeiten der bilateralen Körperschaftenf<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong>se s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>igungen ohne Gew<strong>in</strong>nabsichten von Unternehmerorganisationen und Arbeitnehmergewerkschaften.Ihre Tätigkeit ist <strong>in</strong> den gesamtstaatlichen Kollektivverträgen geregelt, und <strong>in</strong> den Verträgenwird vorgeschrieben, dass e<strong>in</strong> Teil der Entlohnungen den jeweiligen bilateralen Körperschaften (<strong>in</strong> der Regionoder im Land) zukommt.Territoriale bilaterale Körperschaften<strong>Die</strong> Aufgaben der bilateralen Körperschaften s<strong>in</strong>d vertragsabhängig unterschiedlich und stets mit den spezifischenBedürfnissen des jeweiligen Sektors verbunden. In den Bereichen, <strong>in</strong> denen die bilateralen Körperschaftendas Management der Bildung übernehmen, werden geme<strong>in</strong>same Bildungs<strong>in</strong>itiativen für Manager,leitende Angestellten 39 und ArbeitnehmerInnen organisiert. Insbesondere s<strong>in</strong>d diese Initiativen im Bauwesen,im Tourismus und im Handel zu verzeichnen.In den gesamtstaatlichen Kollektivverträgen s<strong>in</strong>d zudem regionale Gliederungen der gesamtstaatlichen bilateralenKörperschaft vorgesehen. <strong>Die</strong> territorialen bilateralen Körperschaften haben folgende Aufgaben undZielsetzungen:• bildungspolitische Maßnahmen für den jeweiligen Produktionsbereich ausarbeiten;• Bildungs<strong>in</strong>itiativen fördern und verwalten sowie Initiativen zur beruflichen Umschulung, auch <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit den Regionen und den anderen zuständigen Körperschaften;• Berufs- und/oder Bildungsbedarf erheben;• mit dem Bildungssystem kooperieren, um das Bildungsangebot zu verbessern;• Beziehungen zu den zentralen und lokalen E<strong>in</strong>richtungen unterhalten, um bestimmte bildungspolitischeMaßnahmen durchzuführen.Abbildung 1: Rechtliches und <strong>in</strong>stitutionelles System der WeiterbildungQuelle: ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong>, Stand Jänner 2008.39 Zu den paritätischen Körperschaften gehört Quadrifor, 1996 gegründet, um die Weiterbildung von Führungskräften <strong>in</strong> diesem Sektorzu fördern. <strong>Die</strong> von Quadrifor ausgeführten Tätigkeiten <strong>in</strong> puncto Information, Durchführung und Überwachung <strong>in</strong> Bezug auf dieWeiterbildung werden mit e<strong>in</strong>em Fonds f<strong>in</strong>anziert, der den Beitrag der Unternehmen und der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> Anspruchnimmt (Art. 113 GKV Tertiärsektor, Verteilung und <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe vom (02.07.2004 – E<strong>in</strong>heitstext)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 49<strong>Die</strong> EbK <strong>in</strong> Südtirol<strong>Die</strong> bilaterale Körperschaft für den Tertiärsektor, die Verteilung und das <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe <strong>in</strong> Südtirol(EbK – Ente bilaterale Körperschaft) wurde im Jänner 2000 gemäß den Vorschriften durch den GKV und aufInitiative vom Verband für Kaufleute und <strong>Die</strong>nstleister, Filcams-CGIL/AGB, Fisacat-SGB/CISL, Uiltucs-UIL/SGKund ASGB Handel gegründet. Den Vorsitz der Körperschaft übernehmen wechselweise jeweils für zwei Jahredie vom Verband für Kaufleute und den Arbeitnehmergewerkschaftsorganisationen bezeichneten Mitglieder. <strong>Die</strong><strong>Die</strong>nstleistungen der Körperschaft können alle Unternehmen und ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> Anspruch nehmen,welche den GKV für den Tertiärsektor anwenden und welche seit m<strong>in</strong>destens 6 Monaten ordnungsgemäßsowohl die Beiträge zugunsten der Körperschaft (0,2% auf Grundgehalt und Teuerungszulage) als auch die fürAscom (0,40% der Bruttoentlohnung) abführen. <strong>Die</strong> bilaterale Körperschaft bietet den Beschäftigten im Tertiärsektore<strong>in</strong>e Reihe von Leistungen 40 , darunter auch F<strong>in</strong>anzierungen für Bildungspläne. In f<strong>in</strong>anzieller H<strong>in</strong>sichtstellt das Bildungsangebot nämlich e<strong>in</strong>e der aufwendigsten Leistungen der EbK dar. <strong>Die</strong> Körperschaft unterstütztihre Mitglieder im Rahmen der beruflichen Weiterbildung durch e<strong>in</strong> umfangreiches Angebot an Kursen,das von den klassischen Pflichtkursen über die Sicherheit bis h<strong>in</strong> zu Kursen über Verkaufstechniken, Personalentwicklung,Datenverarbeitung und Erlernung von Fremdsprachen reicht. Halbjährlich erarbeitet die bilateraleKörperschaft <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit dem Verband e<strong>in</strong> entsprechendes Programm für die beruflicheWeiterbildung 41 . <strong>Die</strong> bilaterale Körperschaft unterstützt zudem ihre Mitglieder mit Beratung, Assistenz, Vermittlungund Planung von <strong>in</strong>dividuellen und/oder betriebsübergreifenden durch den Fonds FOR.TE 42 f<strong>in</strong>anzierbarenKursen. <strong>Die</strong>ser Fonds f<strong>in</strong>anziert betriebs-, gebiets- und branchenbezogene oder <strong>in</strong>dividuelle Bildungspläne,die den Zweck haben, die Kompetenzen der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Bereichen Handel, Tourismus,<strong>Die</strong>nstleistungen, Kredit-, F<strong>in</strong>anz-, Versicherungswesen, Logistik, Versand und Transport zu festigen undweiterzuentwickeln.Südtiroler TourismuskasseBei der regionalen bilateralen Körperschaft im Tourismussektor (<strong>in</strong> Südtirol unter dem Namen Tourismuskasse43 bekannt) handelt es sich um e<strong>in</strong>e paritätische Organisation, bestehend aus Mitgliedern der Arbeitnehmer-und Arbeitgebergewerkschaftsorganisationen. <strong>Die</strong> Tourismuskasse wird mit den Beiträgen sowohl zuLasten der ArbeitnehmerInnen als auch der Arbeitgeber f<strong>in</strong>anziert, deren Höhe vom GKV vom 30. Mai 1991festgelegt ist. Der vertragliche Serviceanteil für die jeweilige F<strong>in</strong>anzierung beläuft sich <strong>in</strong>sgesamt auf 0,4%Grundlohn und Teuerungszulage, aufgeteilt zwischen ArbeitnehmerIn und ArbeitgeberIn.In Südtirol wurde diese Körperschaft 1993 <strong>in</strong>s Leben gerufen. Satzungsgemäß hat sie wichtige Aufgaben,darunter E<strong>in</strong>kommensbeihilfen für von Umstrukturierungen und Neuorganisationen betroffene ArbeitnehmerInnen44 , soziale Maßnahmen zu Gunsten der ArbeitnehmerInnen sowie weitere spezifische Funktionenim Bereich Berufsbildung. Im Art. 79 des GKV Tourismus (22.01.1999) wird der bilateralen Körperschaft dieMöglichkeit zugebilligt, gezielte Initiativen zur Befriedigung des Bildungsbedarfs von ZeitarbeiterInnen zuplanen und die entsprechenden F<strong>in</strong>anzierungen zu beantragen, laut Gesetz Nr. 196/97. Im H<strong>in</strong>blick auf dieWeiterbildung vere<strong>in</strong>barten die Parteien mit dem GKV vom 19.07.2003, dass sich die Unternehmen zur Verwirklichungvon Weiterbildungsprogrammen auf den berufsübergreifenden Fonds For.Te. beziehen müssen, derdas Netzwerk der bilateralen Körperschaften im Tourismussektor als Instrument für fachliche Unterstützung,Bildung und Analyse des Bildungsbedarfs nutzen kann.Das von der Südtiroler Tourismuskasse angebotene Programm an Weiterbildungskursen eignet sich vor allemfür kle<strong>in</strong>e Betriebe (Pensionen, Frühstückspensionen usw.). Mit diesem Bildungsangebot soll allen Betrieben die4041424344Leistungen der EBK: Prämie für Teilzeitarbeit nach dem Mutterschaftsurlaub, Beihilfen für nichtselbstständige ArbeitnehmerInnennach dem 180. Krankheitstag, kostenlose K<strong>in</strong>derbetreuung, f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von Unternehmen für den Blockunterricht derAuszubildenden usw.Den Mitgliedern der Körperschaft wird e<strong>in</strong>e Ermäßigung von 70% auf alle Kurse des Verbands mit e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destteilnahmegebührvon 52,00 Euro gewährt.Es ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass auf der Grundlage kürzlich erlassener gesetzlicher Verfügungen (Art. 118 des Gesetzes Nr. 388vom 23. Dezember 2000 und Art. 48 des Gesetzes Nr. 382/2002) e<strong>in</strong> spezifischer Fonds für den Tertiärsektor e<strong>in</strong>gerichtet wurde(FOR.TE – paritätischer und berufsübergreifender Fonds für die Weiterbildung im Tertiärsektor), und zwar <strong>in</strong>folge des <strong>in</strong>terkonföderalenAbkommens vom 25. Juli 2001 zwischen Confcommercio, ABI, Ania, Confetra sowie CGIL, CISL und UIL, für die Verwaltungvon gezielten Maßnahmen im H<strong>in</strong>blick auf den Bildungsbedarf der <strong>in</strong> den vertretenen Sektoren beschäftigten ArbeitnehmerInnen.Auf diese Weise setzten die Parteien die Angaben der Europäischen Union um, gemäß denen zu den vorrangigen Maßnahmen derBeschäftigungspolitik e<strong>in</strong>e höhere kulturelle und berufliche Bildung der Jugendlichen, Frauen und Erwachsenen gehört, um e<strong>in</strong>erseitsden E<strong>in</strong>tritt und andererseits das Fortbestehen <strong>in</strong> der Berufswelt zu fördern. Mit anderen Worten handelt es sich bei FOR.TEum den Fonds, auf den sich die Unternehmen für die vergünstigte Inanspruchnahme der vom Gesetzgeber für die F<strong>in</strong>anzierungvon Weiterbildungsprogrammen bestimmten Mittel beziehen.In Südtirol weist diese Körperschaft e<strong>in</strong>e landesbezogene Dimension auf.<strong>Die</strong>sbezüglich ist zu sagen, dass es auch Ergänzungen für Krankheits- und Unfallzulagen gibt.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 50dauerhafte berufliche Fortbildung ermöglicht werden, um die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der SüdtirolerGaststätten und Hotels zu gewährleisten. <strong>Die</strong> Inhalte der Kurse betreffen die europäischen Vorschriften überHygiene sowie Schulungen für Rezeption, Önologie, Market<strong>in</strong>g, Internet, Wellness, Gastronomie usw.Südtiroler BauarbeiterkasseBei der Bauarbeiterkasse handelt es sich um e<strong>in</strong>e vertragliche paritätische 45 Körperschaft, die somit auf derGrundlage der gesamtstaatlichen und territorialen Kollektivvertragsverhandlung im Bauwesen entstanden ist.In Südtirol wurde die Bauarbeiterkasse offiziell am 24. Juni 1966 mit ausdrücklicher Verweisung auf die imgesamtstaatlichen Kollektivvertrag vom 6. Dezember 1963 enthaltenen Vorschriften gegründet.<strong>Die</strong> Kasse hat die Aufgabe, den ArbeitnehmerInnen von Handwerks- und Industriebetrieben im Bauwesen e<strong>in</strong>eReihe von Leistungen zu bieten, die dem Bauarbeiter e<strong>in</strong>e Entlohnung gewährleisten, die mit der der Beschäftigten<strong>in</strong> anderen Wirtschaftssparten gleichgestellt werden kann. <strong>Die</strong> Kasse wird mit Beiträgen von Unternehmernund ArbeitnehmerInnen auf der Grundlage e<strong>in</strong>es vertraglich festgelegten Prozentanteils der Gesamtentlohnungenf<strong>in</strong>anziert. <strong>Die</strong> Rückstellung ist gesetzlich verb<strong>in</strong>dlich. <strong>Die</strong>s ist die typische Form, mit der Bauarbeiterndie Bezahlung des Urlaubs, des Weihnachtsgelds und des BBA (Zulage mit der Bezeichnung Bauberufsalter,konzeptionell den <strong>Die</strong>nstalterzulagen für Angestellte gleichgestellt) gewährleistet wird. In e<strong>in</strong>emstark durch die Mobilität der Arbeitsstätten, die saisonabhängige Produktionsarbeit sowie die markante Mobilitätder Arbeitskräfte geprägten Sektor musste das Recht der Arbeiter auf die genannten Formen der verzögertenLohnzahlung garantiert werden, die häufig auf Grund struktureller Eigenschaften der Branche <strong>in</strong> Frage gestelltwird. Durch die Bauarbeiterkasse wurde das weitere Ziel erreicht, dem Bauarbeiter bei Unfall und Krankheit100% der Lohnzahlung zu gewährleisten.In der unten aufgeführten Tabelle s<strong>in</strong>d die Beitragsanteile angegeben, die Unternehmen und Arbeitnehmer andie Bauarbeiterkasse abzuführen haben. <strong>Die</strong> Anteile s<strong>in</strong>d an der vom Arbeitnehmer bezogene Entlohnung zuberechnen (Grundlohn, Teuerungszulage, Gebietszulage, territoriales Lohnelement).Tabelle 3: Anteile (%) der an die Südtiroler Bauarbeiterkasse abgeführten Beiträge (ab dem01.10.2005)% Anteil des Unternehmens Anteil des ArbeitersBauarbeiterkasse 2,40 2,00 0,40Berufsbildungsfonds 0,20 0,20 -Fonds für Ausbildung und Sicherheit 0,10 0,10 -Fonds für Schuhe und Arbeitskleidung 0,70 0,70 -Bauberufsalter 4,50 4,50 -Anteil für die Anhaftung an den Landesvertrag 0,80 0,40 0,40Anteil für die Anhaftung an den gesamtstaatlichen Vertrag 0,44 0,22 0,22Gesamt 9,14 8,12 1,02Quelle: Bauarbeiterkasse (www.cassaedile.bz.it)Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass jeder an die Kasse gezahlte Beitrag e<strong>in</strong>e spezifische Verwendung hat: Mitden vom paritätischen Komitee im Bauwesen für Bildung und Sicherheit verwalteten Fonds „Berufsbildung“sowie „Ausbildung und Sicherheit“ werden die Anschaffung von Sicherheitsausrüstungen sowie Initiativen zurBerufsbildung 46 , zur Sicherheit am Arbeitsplatz, zur Unfallverhütung und zur Verbesserung der UmgebungsundHygienebed<strong>in</strong>gungen am Arbeitsplatz f<strong>in</strong>anziert. <strong>Die</strong> Bildungstätigkeit <strong>in</strong> Anwendung des Gesetzes 626/94gilt als nützliches Instrument, um neu e<strong>in</strong>gestellte ArbeitnehmerInnen über Gefährdungen, Sicherheitsvorschriftenund Maßnahmen zur Unfallverhütung am Arbeitsplatz 47 zu unterrichten.Paritätisches Komitee für Ausbildung und SicherheitDas paritätische Komitee im Bauwesen ist die e<strong>in</strong>zige Stelle, die vertraglich zur Organisation der von den ver-45 <strong>Die</strong> Verwaltung der Kasse ist paritätisch: <strong>Die</strong> Gewerkschaftsorganisationen der Unternehmer und der ArbeitnehmerInnen stellen jeweils50% der Geschäftsführer.46 Art. 43 des GKV im Bauhandwerk – Bauarbeiterkasse: Den regionalen oder territorialen Organisationen kommt zudem die Aufgabezu, für die Durchführung der Regelung der Berufsausbildung laut Art. 40 zu sorgen.47 Art. 7 des Landesergänzungsvertrags vom 16.12.2002 – Ausbildung bei Erste<strong>in</strong>tritt: Der Arbeitgeber teilt dem Paritätischen Komiteeim Bauwesen bei der Anstellung die Daten aller Beschäftigten schriftlich mit, die zum ersten Mal im Bausektor tätig s<strong>in</strong>d. So kannnämlich der Ausbildungspflicht <strong>in</strong> puncto Sicherheit durch die Teilnahme an e<strong>in</strong>em während der Arbeitszeit vom Paritätischen Komiteeorganisierten und als solchem entlohnten achtstündigen Kurs nachgekommen werden. Im selben Artikel wird zudem bestätigt,dass mit den Betriebs- oder zwischenbetrieblichen Kursen über Erziehung zur Arbeitssicherheit, die das Paritätische Komitee organisiert,die Pflichten gemäß Buchstabe a) Art. 22 des Gesetzesdekrets 626/94 zu Lasten des Arbeitgebers erfüllt s<strong>in</strong>d. Das Komiteewird dem Arbeitgeber e<strong>in</strong>e entsprechende Besche<strong>in</strong>igung ausstellen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 51schiedenen gesetzlichen Bestimmungen zur Sicherheit vorgesehenen Bildungs<strong>in</strong>itiativen befugt ist.Insbesondere veranstaltet sie Weiterbildungskurse für ArbeitnehmerInnenvertreter für Sicherheit 48 . DasBildungszentrum des paritätischen Komitees wird durch e<strong>in</strong>en Anteil von 0,2% der Lohnmasse, berechnet aufLandesebene gemäß den Vorschriften des gesamtstaatlichen Kollektivvertrags, f<strong>in</strong>anziert 49 . Zu sagen ist jedenfalls,dass viele der Bildungstätigkeiten des Zentrums auch mit den beträchtlichen f<strong>in</strong>anziellen Mitteln dergesamtstaatlichen Anstalt zur Versicherung gegen Arbeitsunfälle INAIL (Kurse für die Sicherheit), der Abteilungenfür italienische und deutsche Berufsbildung 50 sowie des Europäischen Sozialfonds f<strong>in</strong>anziert werden.Neben den Kursen für die Sicherheit organisiert das Bildungszentrum des paritätischen Komitees auchBildungstätigkeiten für Masch<strong>in</strong>enbediener (Kran, Erdbewegungsmasch<strong>in</strong>en, Stapler usw.), Gerüstbauer (Bau,Verwendung und Abbau von Gerüsten) und Arbeitnehmer, die <strong>in</strong> natürlichen (Felsen und Hänge) sowie künstlichen(Fassaden und Dächer) Umgebungen an Seilen gesichert arbeiten.Laut gesamtstaatlichem Kollektivvertrag wird den ArbeitnehmerInnen, die Bildungskurse 51 erfolgreich absolvierthaben, e<strong>in</strong>e entsprechende Besche<strong>in</strong>igung ausgestellt.4.4. FAZITAbschließend ist zu sagen, dass sowohl die gesamtstaatlichen als auch die territorialen Verträge die Bedeutungder Weiterbildung hervorheben. In allen gesamtstaatlichen Kollektivverträgen ist der Weiterbildung derArbeitnehmerInnen e<strong>in</strong> spezifischer Teil gewidmet. <strong>Die</strong>ser werden Wert und strategische Bedeutung sowohl imH<strong>in</strong>blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens als auch zur Stärkung der Beschäftigungsfähigkeitder ArbeitnehmerInnen beigemessen. Auf territorialer Ebene werden diese „Absichtserklärungen“ <strong>in</strong> den unterschiedlichenvon den territorialen bilateralen Körperschaften im Bereich Handel (EbK), Tourismus (Tourismuskasse)und Bauhandwerk (Bauarbeiterkasse) garantierten Bildungstätigkeiten umgesetzt.Im H<strong>in</strong>blick auf die territoriale Kollektivvertragsverhandlung zum Recht auf Bildung kann ausgesagt werden,dass <strong>in</strong> Südtirol lediglich der Landesergänzungsvertrag im Bauwesen wirksam dazu beiträgt, am Arbeitsplatzdie Ansprüche geltend zu machen, welche <strong>in</strong> der Gesetzgebung zum Thema Weiterbildung verankert s<strong>in</strong>d(Gesetz Nr. 53/2000). Mit diesem Abkommen wird nämlich festgelegt, dass jeder Arbeitnehmer Anrecht aufbezahlte Ausbildungsstunden hat, <strong>in</strong> Abhängigkeit von den bei e<strong>in</strong> und demselben Arbeitgeber gearbeitetenStunden. In den im Rahmen dieser Studie untersuchten Branchen weisen die territorialen Kollektivverhandlungenzum Recht auf Bildung somit folgende Eigenschaften auf: <strong>Die</strong> Grundsätze werden gut herausgearbeitet,aber auf lokaler Ebene ist e<strong>in</strong>e mangelhafte Verhandlungspraxis zu verzeichnen.Box: BESTE PRAKTIKEN BEI VERTRAGSVERHANDLUNGEN IN ITALIENNachfolgend werden e<strong>in</strong>ige territoriale Ergänzungsverträge vorgestellt, die <strong>in</strong> anderen italienischen Prov<strong>in</strong>zen abgeschlossen wurdenund <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht gute Beispiele darstellen, wie die Weiterbildung am Arbeitsplatz vertraglich gefördert werden kann.Dem Vertrag im Tertiärsektor der Prov<strong>in</strong>z Parma (17.09.2001) gebührt der Verdienst, e<strong>in</strong>e direkte Verknüpfungzwischen Bildung und beruflichem Wachstum der ArbeitnehmerInnen bzw. zwischen Weiterbildung und E<strong>in</strong>stufung desArbeitnehmers im Unternehmen zu schaffen.Dem Vertrag im Tourismussektor der Prov<strong>in</strong>z Rom (31. Juli 2000) gebührt dagegen der Verdienst, Regeln für e<strong>in</strong>e gerechteAufteilung der „<strong>in</strong>direkten Kosten“ für die Bildung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer festzulegen. Dankder berufsübergreifenden Fonds kann heute ausgesagt werden, dass e<strong>in</strong> Großteil der „direkten Kosten“ der Bildungdurch die von den verschiedenen zuvor genannten Gesetzen zur Beihilfe gedeckt werden kann. Jedoch fehlt es an48 Mit dem Art. 7 des Landesergänzungsvertrags vom 16.12.2002 legten die Parteien fest, dass die Pflichtausbildung der Arbeiter <strong>in</strong> Sicherheitsfragenzum Thema Sicherheit durch Kurse zu <strong>in</strong>sgesamt 24 Stunden, die auf drei Arbeitstage verteilt s<strong>in</strong>d und als solcheentlohnt werden, erfolgt. <strong>Die</strong> Organisation und die Führung der Kurse wird gemäß Landesabkommen vom 11.09.1996 dem ParitätischenKomitee im Bauwesen der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen anvertraut.49 Art. 40 GKV Bauhandwerk – Berufsbildung: <strong>Die</strong> entsprechende F<strong>in</strong>anzierung erfolgt durch den Beitrag zu Lasten der Unternehmen,der auf lokaler Ebene auf e<strong>in</strong>e Höhe zwischen 0,20% und 1% der Lohnelemente festzulegen ist.50 Der Koord<strong>in</strong>ationsstelle für berufliche Weiterbildung der entsprechenden Abteilung der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen wurde die Aufgabezugewiesen, das Weiterbildungsangebot sowohl für e<strong>in</strong>zelne ArbeitnehmerInnen, die <strong>in</strong>dividuell Weiterbildungen, Umschulungensowie berufliche Fortbildungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen wollen, als auch für die Unternehmen des Landesgebiets, welche Bildungslösungensuchen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt anzupassen oder zu erhalten, zu fördern. <strong>Die</strong> Koord<strong>in</strong>ationsstellehat zudem die Aufgabe, die Qualität des durch öffentliche Mittel f<strong>in</strong>anzierten Bildungsangebots zu überwachen und die Qualität derberuflichen von den ArbeitnehmerInnen, für welche die Bildungsmaßnahmen gestartet wurden, erzielten Ergebnisse festzustellen,zu garantieren und zu besche<strong>in</strong>igen.51 Art. 40 des GKV für das Bauhandwerk – Berufsbildung: <strong>Die</strong> Teilnehmer, welche die Berufsbildungskurse laut diesem Artikel erfolgreichabsolviert haben, bekommen e<strong>in</strong>en entsprechenden Nachweis mit der Angabe des besuchten Kurses und des erfolgreichenBestehens der Abschlussprüfungen sowie e<strong>in</strong> persönliches Besche<strong>in</strong>igungsbuch über die Bildungsguthaben.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 52Regeln <strong>in</strong> Bezug auf die Aufteilung der <strong>in</strong>direkten Kosten für die Bildung, das heißt jener Kosten, die durch denArbeitsausfall des an den Bildungsmaßnahmen beteiligten Personals anfallen.Vertrag im Bereich Tertiärsektor, Verteilung und <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Parma(17.09.2001)Probeweise f<strong>in</strong>anziert die EBT (bilaterale Körperschaft im Tertiärsektor) im Jahr 2001 e<strong>in</strong> Bildungsmodul im Zusammenhangmit den durch die neuen Technologien e<strong>in</strong>geführten Veränderungen (Grundbegriffe im Bereich E-Commerce usw.) für ArbeitnehmerInnen der Branche.Der Besuch von m<strong>in</strong>destens 70% der Bildungsstunden des Kurses und das erfolgreiche Bestehen der Abschlussprüfungbe<strong>in</strong>halten die automatische Aufstufung des betreffenden Arbeitnehmers <strong>in</strong> die nächsthöhere Gehaltsstufe im selbenBetrieb.<strong>Die</strong> Anmeldung zum Kurs, der damit auf die Entwicklung e<strong>in</strong>er betriebs<strong>in</strong>ternen Laufbahn abzielt, wird vom Arbeitgebernach Anhörung der Bedürfnisse des Arbeitnehmers bestimmt. Der Kurs wird außerhalb der Arbeitszeit veranstaltet.Vertrag im Bereich Tourismus der Prov<strong>in</strong>z Rom (31. Juli 2000)Vorausgeschickt, dass es im geme<strong>in</strong>samen Interesse der Parteien sowie der Unternehmen und ArbeitnehmerInnenliegt, deren Professionalität abzusichern und zu schützen, wird vere<strong>in</strong>bart, e<strong>in</strong> Stundenpaket von m<strong>in</strong>destens 40Stunden pro Jahr <strong>in</strong> die von der EBT verwaltete Bildung zu <strong>in</strong>vestieren.<strong>Die</strong>se Stunden werden von den Unternehmen als „bezahlter Bildungsurlaub“ <strong>in</strong> Höhe von 32 Stunden bewilligt. <strong>Die</strong>restlichen 8 Stunden werden den ArbeitnehmerInnen durch die Inanspruchnahme der entlohnten Freistellungen lautArt. 70 des GKV zur Verfügung gestellt. <strong>Die</strong> Anmeldung der ArbeitnehmerInnen zum Kurs erfolgt auf den Formularender EBT und ist sowohl vom Unternehmen als auch vom Arbeitnehmer zu unterzeichnen. Der Kursbesuch und die entsprechendenBesche<strong>in</strong>igungen werden nur dann anerkannt, wenn der/die Arbeitnehmer/<strong>in</strong> an m<strong>in</strong>destens 85% dervom Bildungsprojekt vorgesehenen Gesamtstunden teilnimmt.Voraussetzungen für Verhandlungen zur Entwicklung e<strong>in</strong>er Unternehmens- und Gewerkschaftskultur zumThema Bildung bestehen <strong>in</strong> allen im Rahmen dieser Studie untersuchten Sektoren.Grundsätzlich s<strong>in</strong>d sich die Sozialpartner praktisch <strong>in</strong> allen untersuchten gesamtstaatlichen Kollektivverträgendah<strong>in</strong> gehend e<strong>in</strong>ig, dass die Bildung e<strong>in</strong>e strategische Bedeutung hat. <strong>Die</strong> Sozialpartner sche<strong>in</strong>en übere<strong>in</strong>zustimmen,dass die Bildung notwendig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sowie die Beschäftigungsfähigkeitder ArbeitnehmerInnen zu garantieren, wobei das Abkommen h<strong>in</strong>sichtlich der Grundsätzejedoch nicht immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verhandlung zu den operativen Aspekten umgesetzt wird.<strong>Die</strong> gesamtstaatlichen Kollektivverträge messen der Bildung das Ziel bei, den Ausbildungsstand der Beschäftigtenzu verbessern, das Angebot an beruflicher Leistung den Anforderungen der Unternehmen anzupassenund das betriebliche Wettbewerbsniveau zu optimieren. Zur Verwirklichung dieser Ziele verweisen diegesamtstaatlichen Kollektivverträge auf den regionalen und betrieblichen Abkommen. <strong>Die</strong> Kollektivvertragsverhandlungen<strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf die Grundsätze auf gesamtstaatlicher Ebene gut herausgearbeitet,weist jedoch auf dezentraler Ebene e<strong>in</strong>e mangelhafte Verhandlungspraxis auf.Vieles wurde somit bezüglich der Verwendung der angemessenen f<strong>in</strong>anziellen Mittel für die Weiterbildungunternommen, aber auf rechtlicher Ebene setzte sich die Kollektivvertragsverhandlung nicht ausreichend e<strong>in</strong>,um dafür zu sorgen, das Recht auf Bildung „geltend machen“ zu können.Abgesehen von e<strong>in</strong>igen <strong>in</strong> diesem Bericht genannten besten Praktiken geht aus der Untersuchung der abgeschlossenenbetrieblichen Verträge hervor, dass die Unterzeichnung e<strong>in</strong>es Abkommens von der Gewerkschaftmanchmal lediglich als Gewähr für die Forderungen des Unternehmens gesehen wird. <strong>Die</strong> Studie zeigt,dass die Vertragsverhandlung <strong>in</strong> Bezug auf die Aspekte, welche spezifisch die Nachfrage nach Bildung seitensder ArbeitnehmerInnen betreffen, weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt schwache Rolle e<strong>in</strong>nimmt. In den meisten Fällenhat das Unternehmen nämlich weiterh<strong>in</strong> die ausschließliche Kontrolle der Bildungstätigkeiten, ohne Zugeständnisse<strong>in</strong> puncto Beschäftigungsfähigkeit und Laufbahnentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen ArbeitnehmerInnen zumachen.Auf Grund der ger<strong>in</strong>gen Größenstruktur der Südtiroler Unternehmen gibt es nur wenige Betriebe, <strong>in</strong> denen Betriebsabkommenabgeschlossen werden können. Es käme somit der territorialen Kollektivvertragsverhandlungzu, die Regeln und Modalitäten für die Inanspruchnahme des Rechts auf Weiterbildung festzulegen.In Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Vorschriften der jeweiligen gesamtstaatlichen Kollektivverträge heben die <strong>in</strong> Südtirolim Tertiärsektor (24.06.2003) 52 , im Tourismus (19.07.2003) 53 und im Bauhandwerk (16.12.2002) ab-52 Mit dem Südtiroler Landesvertrag für die Beschäftigten im Tertiärsektor, <strong>in</strong> der Verteilung und im <strong>Die</strong>nstleistungsgewerbe(24.06.2003) vere<strong>in</strong>baren die Parteien die verstärkte Förderung beruflicher <strong>Die</strong>nstleistungen im Tertiärsektor sowie Investitionen <strong>in</strong><strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Kollektivvertragsverhandlungen und Weiterbildung 53geschlossenen Ergänzungsabkommen die Bedeutung hervor, welche die Parteien der Weiterbildung beimessen.Es handelt sich auch <strong>in</strong> diesem Fall um „Absichtserklärungen“, die <strong>in</strong> den soeben genannten Sektoren (Handel,Tourismus und Bauwesen) mit den unterschiedlichen Bildungstätigkeiten der bilateralen Körperschaften umgesetztwerden. Was die mangelhafte Beteiligung an den Kursen anbelangt, muss größerer Druck auf dieUnternehmen und die ArbeitnehmerInnen ausgeübt werden, um die Zahl der Beschäftigten, die Bildungsmaßnahmen<strong>in</strong> Anspruch nehmen, zu steigern, und zwar auch durch die Neuorganisation des Verhältnisseszwischen der der beruflichen Tätigkeit gewidmeten Zeit und der der Weiterbildung vorbehaltenen Zeit sowiee<strong>in</strong>e unterschiedliche Aufteilung der Kosten für die Weiterbildung zwischen Unternehmen und ArbeitnehmerInnen.Was die territorialen Kollektivvertragsverhandlungen angeht, enthält <strong>in</strong> Südtirol lediglich der Ergänzungsvertragim Bauwesen Modalitäten zur teilweisen Umsetzung des im Gesetz Nr. 53/2000 verankerten Rechts aufBildung. In diesem Abkommen wird nämlich festgelegt, dass jeder Arbeitnehmer Anrecht auf Ausbildungsstundenhat, <strong>in</strong> Abhängigkeit von den bei e<strong>in</strong> und demselben Arbeitgeber gearbeiteten Stunden und <strong>in</strong>sbesonderedass der Arbeiter je 60 tatsächlich gearbeitete Stunden Anspruch auf e<strong>in</strong>e Ausbildungsstunde erwirbt.In den Prämissen der anderen Südtiroler Landesergänzungsverträge s<strong>in</strong>d sich beide Parteien vollständigüber die Bedeutung der Weiterbildung e<strong>in</strong>ig, aber dies äußert sich nicht <strong>in</strong> Vorschriften zur Inanspruchnahmedes <strong>in</strong>dividuellen und/oder geme<strong>in</strong>schaftlichen Rechts auf Weiterbildung.In dieser Lage ist e<strong>in</strong> branchenübergreifender Landesergänzungsvertrag anzustreben, der für alle SüdtirolerArbeitnehmerInnen gilt und mit dem zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destanzahl an entlohnten Freistellungen für Bildungstätigkeitenfestgesetzt wird. E<strong>in</strong> weiteres Ziel, das gleichzeitig verfolgt werden muss, aber aus offensichtlichenGründen kurzfristig problematischer zu erreichen ist, betrifft die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnernüber e<strong>in</strong>e Verknüpfung zwischen beruflicher E<strong>in</strong>stufung und Teilnahme an Weiterbildungskursen nach demVorbild des <strong>in</strong> diesem Bericht erwähnten Ergänzungsvertrags im Tertiärsektor der Prov<strong>in</strong>z Parma.Das Ziel der lebenslangen Weiterbildung ist nicht alle<strong>in</strong> mit den Mitteln der ArbeitnehmerInnen und der Unternehmenzu verwirklichen, muss jedoch auch von den lokalen öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen mit der Durchführungvon Maßnahmen erheblichen Allgeme<strong>in</strong><strong>in</strong>teresses angestrebt werden. <strong>Die</strong>ses Ziel ist lediglich durch dieIntegration öffentlicher und privater Mittel zu erreichen, sodass alle ArbeitnehmerInnen die Weiterbildung <strong>in</strong>Anspruch nehmen können. <strong>Die</strong> Weiterbildungsprogramme sollten sich zudem verstärkt auf technologisch<strong>in</strong>novativeInhalte konzentrieren und regelmäßig von den zuständigen Ressorts sowie den bilateralen Körperschaften<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samem E<strong>in</strong>verständnis mit den Sozialpartnern aktualisiert werden. Bei der Neugestaltungder Bildungssysteme werden die Kollektivvertragsverhandlung und die dementsprechende Bilateralität mit derBeteiligung der lokalen öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> trilateraler H<strong>in</strong>sicht aufgewertet.Mit anderen Worten sollte e<strong>in</strong> solches Modell e<strong>in</strong>e öffentliche Politik be<strong>in</strong>halten, die darauf abzielt, die Personenund nicht die Arbeitsplätze zu schützen und somit nicht <strong>in</strong> die Unternehmen zu <strong>in</strong>vestieren, die Gefahr laufen,ihre Marktposition zu verlieren, sondern <strong>in</strong> die Ausbildung der ArbeitnehmerInnen, um deren Fähigkeiten zu erhöhen,sie umzuschulen und sie im Bedarfsfall auch auf neue Sektoren zu orientieren.die Weiterbildung der Arbeitskräfte.53 Mit dem Vertrag im Tourismus (19.07.2003) vere<strong>in</strong>baren die Parteien, dass sich die Unternehmen zur Durchführung von Weiterbildungsprogrammenauf den berufsübergreifenden Fonds für die Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Bereichen Handel,Tourismus und <strong>Die</strong>nstleistungen (For.Te) beziehen müssen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 545. Gründe, Barrieren und Effekte von Weiterbildung <strong>in</strong> SüdtirolerKle<strong>in</strong>betriebenAutoren:• Matthias Beggiato, freiberuflicher Mitarbeiter bei verschiedenen Berufsforschungsprojekten• Werner Pramstrahler, <strong>in</strong>terner wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts5.1. ZIELSETZUNGENQuantitative Studien über das Weiterbildungsverhalten untersuchen nur selten Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten.54 Bekanntlich bilden gerade Kle<strong>in</strong>stbetriebe den überwiegenden Teil der Südtiroler Unternehmenund beschäftigen ca. 40% aller Erwerbstätigen. <strong>Die</strong> Auswahl der Sektoren Handwerk, Tourismus und Handelfolgt ebenso der Logik der Relevanz für Südtirol: es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der die beschäftigungsrelevantesten Branchen desPrivatsektors.<strong>Die</strong> Beschränkung auf die Kle<strong>in</strong>stbetriebe (4 – 9 Beschäftigte) hat zudem e<strong>in</strong>en methodischen Grund: <strong>Die</strong> Betriebsgrößeist e<strong>in</strong>e der entscheidendsten Variablen, die auf das Weiterbildungsverhalten E<strong>in</strong>fluss nimmt: Jegrößer der Betrieb, desto eher wird (formalisierte) Weiterbildung <strong>in</strong> Anspruch genommen. Um den Effekt Betriebsgrößeso weit als möglich auszuschließen, wurden Betriebe e<strong>in</strong>er nach Möglichkeit homogenen Größenklasse<strong>in</strong>terviewt. <strong>Die</strong>s hat sich im Zuge der Interviews als nicht durchsetzbar erwiesen, auch weil e<strong>in</strong>ige der BetriebeSaisonbetriebe mit e<strong>in</strong>er schwankenden Anzahl von Beschäftigten gewesen s<strong>in</strong>d (Abbildung 4). E<strong>in</strong> „Ausreißerbetrieb“mit 23 Beschäftigten war e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante „Kontrastfolie“ zu den vorherrschenden Kle<strong>in</strong>stbetrieben.<strong>Die</strong>ser Teil des Berichts will auf folgende Fragen e<strong>in</strong>e Antwort geben:• Welche Faktoren bestimmen das Weiterbildungsverhalten <strong>in</strong> den Südtiroler Kle<strong>in</strong>betrieben der SektorenHandwerk, Handel und Gastgewerbe?• Welche Effekte haben Weiterbildung und Weiterbildungsabst<strong>in</strong>enz?• Von welchen Faktoren hängt der Bedarf an zusätzlichen Kompetenzen der Betriebe und der ArbeitnehmerInnenab?• Welche Faktoren s<strong>in</strong>d für die Diskrepanz zwischen wahrgenommenem Weiterbildungsbedarf und tatsächlichemWeiterbildungsverhalten ausschlaggebend?Das Konzept, das den leitfadengestützten Interviews und der Interpretation der erhobenen Aussagen zu Grundliegt, stellt den Versuch dar, auf e<strong>in</strong>e eklektizistische Weise die klassischen Annahmen der Humankapitaltheoriemit handlungstheoretischen Annahmen mit verknüpfen, wobei letztere habitualisierten Entscheidungen undFrames e<strong>in</strong>e Rolle bei der Entscheidung über die Nutzung von Weiterbildung zuschreibt. 555.2. DIE METHODEZur Erhebung des Weiterbildungsverhaltens <strong>in</strong> Südtiroler Kle<strong>in</strong>betrieben der Branchen Handwerk, Handel undGastgewerbe wurde die qualitative Methode persönlicher, leitfadengestützter Interviews gewählt. <strong>Die</strong>ses Vorgehenerlaubt e<strong>in</strong>e offene und direkte E<strong>in</strong>holung von Informationen bei gleichzeitiger hypothesengeleiteter Vorstrukturierungder relevanten Inhalte durch den Leitfaden. <strong>Die</strong> Planung, Durchführung und Auswertung dieserInterviews fand <strong>in</strong> mehreren Schritten statt, welche folgend <strong>in</strong> chronologischer Reihenfolge dargestellt werden.5.2.1. Entwicklung der Untersuchungs<strong>in</strong>strumente<strong>Die</strong> Themenbereiche des Leitfadens für die Durchführung der Interviews <strong>in</strong> den Betrieben entstanden sowohlaus theoretischen Vorüberlegungen als auch den Inhalten der vorab geführten Experten<strong>in</strong>terviews. Daraus ergabensich die für die Beantwortung der Forschungsfragen relevanten Themenblöcke der Gründe, Effekte undBarrieren im Bezug auf Weiterbildung. <strong>Die</strong>se Hauptthemen wurden <strong>in</strong> Folge weiter ausdifferenziert und konkreteFragen entwickelt, welche letztendlich den Leitfaden für die Gespräche mit Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und54 Exemplarisch hierzu die CVTS, die Betriebe ab 10 Beschäftigten berücksichtigt.55 Ausführlich, Erkenntnis leitend und der Komplexität des Themas angemessen Behr<strong>in</strong>ger 1999.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 55MitarbeiterInnen bildeten (siehe www.times.bz.it). <strong>Die</strong> Leitfäden unterscheiden sich für die beiden Personengruppennur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Detailfragen, sodass e<strong>in</strong>e vergleichende Analyse der Aussagen möglich ist. Geplant warzusätzlich auch e<strong>in</strong>e zeitliche Dimensionierung der Hauptthemen <strong>in</strong> Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. ImLaufe der Interviews zeigte sich allerd<strong>in</strong>gs, dass diese Differenzierung von den Befragten großteils nicht durchhaltbarwar, weshalb auf e<strong>in</strong>e durchgehende Analyse anhand dieser Kategorien verzichtet wurde. Im Mai 2007fand e<strong>in</strong> Treffen aller InterviewerInnen <strong>in</strong> Bozen zur Diskussion der entwickelten Leitfäden statt. Nach e<strong>in</strong>igenAbänderungen führte jedes InterviewerInnenteam e<strong>in</strong> Pretest-Interview mit den bestehenden Instrumentendurch. <strong>Die</strong> Erfahrungen aus diesem Vorversuch flossen schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Treffen Anfang Juni 2007 <strong>in</strong>die endgültige Version der Leitfäden e<strong>in</strong>.5.2.2. Auswahl und Kontaktierung der Betriebe<strong>Die</strong> Auswahl der Betriebe erfolgte nach mehreren Kriterien: Zum e<strong>in</strong>en wurde die Stichprobe auf je 10 Betriebeder Branchen Handwerk, Handel und Gastgewerbe festgelegt, da diese Gewerbezweige die relevantesten für dieSüdtiroler Wirtschaft darstellen. Zudem zielt die Studie explizit auf Kle<strong>in</strong>unternehmen: diese bilden e<strong>in</strong>erseitsdas Gerüst der Südtiroler Wirtschaft und weisen - im Unterschied zu größeren Betrieben - spezielle Bed<strong>in</strong>gungenfür die Inanspruchnahme von Weiterbildung auf. Durch die gestreute geografische Verteilung derBefragungsstandorte konnten schließlich auch regionale Spezifika mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<strong>Die</strong> Kontaktierung der Betriebe erfolgte großteils <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den lokalen WirtschaftsverbändenLVH, HGV und dem Verband der Kaufleute und <strong>Die</strong>nstleister, welche Adressen von Mitgliedsbetrieben zur Verfügungstellten und die Unternehmen zum Teil auch vor<strong>in</strong>formierten.5.2.3. Durchführung und Dokumentation der InterviewsInsgesamt sechs InterviewerInnen <strong>in</strong> drei verschiedenen Zweier-Teams führten die Befragungen <strong>in</strong> den Betriebenim Zeitraum von Mai bis November 2007 durch. Jeweils e<strong>in</strong>/e InterviewerIn übernahm die Gesprächsführungund die zweite Person die Protokollierung des Gesprächs. Pro Betrieb wurden jeweils der/die InhaberInund e<strong>in</strong>/e<strong>in</strong>e bzw. mehrere MitarbeiterInnen persönlich befragt, um e<strong>in</strong> möglichst umfassendes Bild aus diesenbeiden Perspektiven zu erhalten. <strong>Die</strong> Dokumentation erfolgte vorwiegend durch handschriftliches Mitschreibender zentralen Aussagen und Themen – e<strong>in</strong>zelne Interviews wurden auch aufgezeichnet und nachher s<strong>in</strong>ngemäßtranskribiert. Auf e<strong>in</strong>e vollständige und wortwörtliche Transkription aller Gespräche wurde verzichtet, da für dieBeantwortung der Forschungsfragen <strong>in</strong>sbesondere subjektive Sichtweisen und <strong>in</strong>haltliche Aspekte <strong>in</strong>teressiertenund ke<strong>in</strong>e Analyse sprachlicher Phänomene <strong>in</strong>tendiert war. Zur Qualitätssicherung diskutierte und ergänztejedes Interviewerteam nach Abschluss der Gespräche die handschriftlichen Notizen. Nach Übertragung derNotizen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Textverarbeitungssoftware erfolgte e<strong>in</strong> weiteres Gegenlesen und Ergänzen <strong>in</strong>nerhalb der Zweier-Teams.5.2.4. Auswertung der InterviewsFür die Auswertung der Gesprächsprotokolle wurde die sozialwissenschaftliche Textanalysesoftware „MAXqda“verwendet (QDA = Qualitative Data Analysis). <strong>Die</strong>se stellt e<strong>in</strong>e Reihe an Werkzeugen für die systematische undmethodisch kontrollierte Analyse von Texten zur Verfügung, ohne e<strong>in</strong>e bestimmte Methode der Analyse vorzugeben.MAXqda ersetzt zwar nicht die <strong>in</strong>tellektuelle Auswertungsarbeit, jedoch wird die Flexibilität, Transparenzund Effizienz der qualitativen Auswertung um e<strong>in</strong> Vielfaches gesteigert – vergleichbar mit dem handschriftlichenErstellen von Texten im Gegensatz zur Arbeit mit Textverarbeitungssoftware. <strong>Die</strong> Vorteile e<strong>in</strong>er computergestütztenAnalyse qualitativer Daten mittels QDA-Software fasst Kuckartz (2007, S. 20f) zusammen:„QDA-Software steigert die Effizienz der Analyse <strong>in</strong> beträchtlichem Maße: Kategoriensysteme lassensich schnell und e<strong>in</strong>fach handhaben, codierte Textstellen suchen, das Textmanagement wird vere<strong>in</strong>fachtund Übersichten lassen sich <strong>in</strong> Sekundenschnelle erstellen. Doch ist es nicht nur die Effizienzsteigerungvorhandener hermeneutischer Auswertungstechniken als vielmehr die Eröffnung von neuenAnalysemöglichkeiten, die durch QDA-Programme bewirkt wird. Neben diesem neuen Analysestilversprechen die QDA-Programme e<strong>in</strong>en erheblichen Zugew<strong>in</strong>n an Reliabilität und Validität: Kategoriensysteme,Memos und codierte Textsegmente s<strong>in</strong>d leicht zugänglich und machen es möglich,die Resultate qualitativer Forschung nachzuprüfen. Gerade diese mangelnde Nachprüfbarkeit der Ergebnissebei traditionellen Vorgehensweisen ist <strong>in</strong> der Vergangenheit der qualitativen Forschungimmer wieder zum Vorwurf gemacht worden und hat nicht unerheblich zum e<strong>in</strong>seitigen Reputationsgew<strong>in</strong>nquantitativer Verfahren beigetragen.“<strong>Die</strong> konkrete Auswertearbeit an den Interviews mittels der Software erfolgte <strong>in</strong> mehreren Schritten:<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 56• Beg<strong>in</strong>nend mit dem Importieren der Interviewtranskripte <strong>in</strong> das Programm wurden diese den zwei Textgruppender InhaberInnen- und MitarbeiterInnen<strong>in</strong>terviews zugeordnet, um später schnellen Zugriff auf diebeiden Textgruppen zu erhalten.• E<strong>in</strong> erstes Lesen und Explorieren aller Transkripte erlaubte e<strong>in</strong>e Prüfung auf Vollständigkeit der Abschriftenund brachte auch erste Ideen zur Kodierung von Textpassagen. <strong>Die</strong>se Ideen wurden <strong>in</strong> der QDA-Softwaresofort <strong>in</strong> „Memos“ notiert, welche <strong>in</strong> etwa die Funktion von digitalen „Post-it“-Zetteln haben und auch gleichflexibel verwendet werden können.• Für alle Interviews wurden so genannte „Fallvariablen“ def<strong>in</strong>iert wie z.B. Branche, Ort, Anzahl der MitarbeiterInnen,Alter und Geschlecht der Interviewten. <strong>Die</strong>se liefern e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e kompakte Übersicht derDaten und ermöglichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em späteren Schritt gezielte Analysen nach bestimmten Variablenwerten wiez. B. den e<strong>in</strong>zelnen Branchen. Nach Vorliegen aller Transkripte wurden im Team Interview für Interviewmittels argumentativer E<strong>in</strong>igung globale Rat<strong>in</strong>gs als zusätzliche Fallvariablen gebildet. <strong>Die</strong>se kategorialenE<strong>in</strong>schätzungen (z. B. Offenheit für Weiterbildung von wenig – viel) erlauben e<strong>in</strong>e Grobklassifizierung dere<strong>in</strong>zelnen Interviews und ermöglichen die Überprüfung von Hypothesen.• Der nächste, zentrale Schritt bestand im Erstellen des so genannten „Kategoriensystems“. Damit ist e<strong>in</strong>eStruktur von aussagekräftigen thematischen Überbegriffen geme<strong>in</strong>t (z. B. Barrieren für Weiterbildung),welchen dann konkrete Aussagen der Befragten zugeordnet werden können. <strong>Die</strong> Erstellung dieses Kategoriensystemsbegann deduktiv mit den Themenbereichen der Interviewleitfäden (Gründe, Effekte,Barrieren) und wurde sukzessive <strong>in</strong>duktiv erweitert und ausdifferenziert über die Aussagen der Befragten.Dadurch ist sowohl der Konnex zu den Forschungsfragen gewährleistet als auch der E<strong>in</strong>bezug der gesamtenBandbreite an Inhalten aus den Gesprächen.• Das thematische Kodieren aller Transkripte als zeitaufwändigster Schritt me<strong>in</strong>t das systematische Zuordnenvon Textsegmenten zu den entsprechenden Codes des Kategoriensystems, wobei die entsprechenden Textteilesowohl aus e<strong>in</strong>em Wort, mehreren Sätzen oder auch längeren Textpassagen bestehen können. Sowohldas Kategoriensystem als auch die entsprechende Zuordnung von Textpassagen wurden im Zuge derQualitätssicherung laufend im Auswerteteam diskutiert und überprüft, um e<strong>in</strong>e konstant hohe Intercoder-Reliabilität zu sichern. <strong>Die</strong> vollständig kodierten Transkripte bildeten schließlich die Ausgangsbasis für dieZusammenstellung und Interpretation der Ergebnisse entlang der Forschungsfragen.5.2.5. Interpretation der Ergebnisse und Erstellung des Berichts<strong>Die</strong> <strong>in</strong> MAXqda erstellten Kategorien mit den entsprechenden Zuordnungen von Textstellen können im Zuge derAuswertung jederzeit selektiv abgerufen und visualisiert werden. <strong>Die</strong>ses „Text-Retrieval“ kann beliebig sowohlfür e<strong>in</strong>zelne oder mehrere Kategorien, Texte, Variablen oder auch logische Verknüpfungen von Variablenwertenerfolgen, was e<strong>in</strong> mächtiges und äußerst hilfreiches Werkzeug für die Interpretation der Ergebnisse darstellt.Über diesen Weg wurden alle Aussagen zu e<strong>in</strong>er Kategorie und den jeweiligen Subkategorien (z. B. strukturelle,<strong>in</strong>dividuelle, organisatorische, <strong>in</strong>haltliche Barrieren) nach Branchen und Textgruppen geordnet zusammengestellt,<strong>in</strong>terpretiert und mit entsprechenden Zitaten <strong>in</strong> den Abschlussbericht aufgenommen. <strong>Die</strong> Darstellungsformder Zitate gibt <strong>in</strong> anonymer Form den Interviewpartner 56 , die Passage und den Sektor an.Zudem enthält die Software auch leistungsfähige Funktionen zur Quantifizierung bestimmter Aspekte: Aufgrundder relativ hohen Anzahl von be<strong>in</strong>ahe 60 Interviews, die dazu noch zum überwiegenden Teil gleich verteilt aufgeografische Regionen und die drei Branchen geführt wurden, lassen sich über die qualitative Auswertung derTranskripte h<strong>in</strong>aus durchaus auch quantitative Tendenzen beschreiben. Daher werden die von den Befragtengenannten Aspekte <strong>in</strong> der folgenden Detailauswertung der Interviews nicht nur <strong>in</strong>haltlich beschrieben, sondernihre Relevanz auch <strong>in</strong> grafisch-quantitativer Form als so genannte „Punktdiagramme“ abgebildet. <strong>Die</strong> Größe derPunkte <strong>in</strong> diesen Diagrammen gibt Auskunft über die Anzahl der Nennungen und bietet somit e<strong>in</strong>en schnellenÜberblick über die relative Bedeutung e<strong>in</strong>zelner Kategorien.<strong>Die</strong>se Querschnittsauswertung über die 60 Interviews liefert wichtige und wertvolle Informationen überThemen, Schwerpunkte und die Wichtigkeit verschiedener Aspekte betreffend Weiterbildung <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betriebenSüdtirols. Allerd<strong>in</strong>gs gehen <strong>in</strong> dieser <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Auswertungsform (= Auswertung über verschiedenePersonen/Betriebe) notwendigerweise <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuelle Zusammenhänge (= Auswertung <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>er Person/Betrieb) verloren. Intra<strong>in</strong>dividuelle Auswertungen liefern im Gegensatz zur <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Querschnittsbetrachtungzwar ke<strong>in</strong>e repräsentativen und vergleichbaren Informationen zu e<strong>in</strong>zelnen Punkten, erlaubendafür aber die Beschreibung von Zusammenhängen, Prozessen und Ambivalenzen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>esInterviews.56 BI steht für Betriebs<strong>in</strong>terview, EI für MitarbeiterInnen<strong>in</strong>terview.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 575.3. BESCHREIBUNG DER STICHPROBE5.3.1. Branchen, Sprache und Position im BetriebIm Zuge der qualitativen Analyse des Weiterbildungsverhaltens <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betrieben wurden <strong>in</strong>sgesamt 56persönliche Interviews <strong>in</strong> 30 verschiedenen Betrieben geführt. Da es nicht <strong>in</strong> allen Betrieben möglich war,sowohl InhaberInnen als auch MitarbeiterInnen zu befragen, besteht die Datenbasis für die Auswertung aus 32transkribierten Gesprächen mit BetriebsInhaberInnen und 24 MitarbeiterInnen<strong>in</strong>terviews. In 2 Fällen fand dasGespräch mit mehreren MitarbeiterInnen gleichzeitig <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Fokusgruppe statt. <strong>Die</strong> Aufteilung der Gesprächeauf die Befragtengruppen <strong>in</strong> den drei Zielbranchen Handwerk, Handel und Gastgewerbe ist <strong>in</strong> Abbildung2 dargestellt – im Handel wurden etwas weniger Interviews geführt als <strong>in</strong> den beiden anderen Branchen.Abbildung 2: Anzahl der Interviews nach Branche und BefragtengruppeHandwerk Gastgewerbe Handel SummeInterviews BetriebsInhaberInnen 12 11 9 32Interviews MitarbeiterInnen 8 9 7 24Summe 20 20 16 56In rund 6 von 10 befragten Betrieben wird praktisch ausschließlich deutsch gesprochen, bei e<strong>in</strong>em weiterenguten Viertel ist Deutsch die dom<strong>in</strong>ante Sprache. 9% der Interviews wurden <strong>in</strong> italienischsprachigen Betriebengeführt und 4% im lad<strong>in</strong>ischen Raum.5.3.2. Alter und Geschlecht der InterviewpartnerInnenMit 26 männlichen (81%) von <strong>in</strong>sgesamt 32 Betriebs<strong>in</strong>haberInnen besteht die Stichprobe aus deutlich mehrmännlichen Führungskräften, während sich bei den befragten MitarbeiterInnen mit 13 von 24 weiblichenGesprächspartnerInnen (54%) die Aufteilung nach Geschlecht <strong>in</strong> etwa die Waage hält. Das Durchschnittsalterder befragten MitarbeiterInnen liegt bei 32 Jahren, jenes der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen deutlich höher bei 41 Jahren– die Aufteilung der Altersklassen ist <strong>in</strong> Abbildung 3 dargestellt.Abbildung 3: Alter der befragten MitarbeiterInnen und InhaberInnen1 61 51 41 21 21 1H ä u f ig k e it1 0869In h a b e r In n e nM ita r b e ite r In n e n42313201 8 - 3 0 3 1 - 4 0 4 1 - 5 0 5 1 +A lt e r s k la s s e5.3.3. Geografische Verteilung<strong>Die</strong> geografische Verteilung der befragten Betriebe nach Bezirksgeme<strong>in</strong>schaften zeigt, dass die meisten Interviewsim Eisacktal (13) stattgefunden haben, gefolgt vom V<strong>in</strong>schgau (12) und Pustertal (10). Sechs Gesprächewurden im Burggrafenamt geführt, fünf <strong>in</strong> Bozen und jeweils 4 <strong>in</strong> den Bezirksgeme<strong>in</strong>schaften Salten-Schlernund Überetsch-Unterland. Im Wipptal wurden die wenigsten Interviews (2) durchgeführt.5.3.4. BetriebsgrößeIm Schnitt arbeiten 9 MitarbeiterInnen <strong>in</strong> den befragten Betrieben, die Verteilung der Betriebsgrößen ist <strong>in</strong>untenstehender Abbildung 4 dargestellt. Der Anteil von nicht aus Südtirol stammenden MitarbeiterInnen <strong>in</strong> den<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 58Betrieben stellt sich folgendermaßen dar: Jeweils 43% der Betriebe haben ke<strong>in</strong>e bzw. e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteilnicht-südtiroler MitarbeiterInnen beschäftigt und 14% weisen e<strong>in</strong>en mittleren Anteil an MitarbeiterInnen auf, dienicht aus Südtirol stammen.Abbildung 4: Anzahl der MitarbeiterInnen <strong>in</strong> den befragten Betrieben2 5 %2 0 %2 0 %2 1 %P r o z e n t1 5 %1 0 %1 1 %1 6 %1 4 %7 %1 1 %5 %0 %b i s 4 5 - 6 7 - 8 9 - 1 0 1 1 - 1 2 1 3 - 1 4 1 5 +A n z a h l d e r M i t a r b e i t e r I n n e n5.4. DIE GRÜNDE FÜR WEITERBILDUNG<strong>Die</strong> Frage nach den Ursachen für die betrieblichen Veränderungen (und damit e<strong>in</strong>en entstehenden möglichenWeiterbildungsbedarf) bildet den Ausgangspunkt für das Kapitel über das erhobene Weiterbildungsverhalten derBetriebe. Welche Entwicklungen führen Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und MitarbeiterInnen an, wenn sie nach den Veränderungen<strong>in</strong> ihren Betrieben und ihrer Tätigkeit befragt werden an? In welcher Form s<strong>in</strong>d diese VeränderungenAnlässe für Weiterbildung?<strong>Die</strong> Aussagen der Interviews wurden <strong>in</strong> folgende Kategorien 57 e<strong>in</strong>geordnet (siehe Abbildung 5):Abbildung 5: Kategorienschema Gründe für WeiterbildungNicht bee<strong>in</strong>flussbare externeFaktorenAnpassung an sich änderndeäußere Rahmenbed<strong>in</strong>gungenBetriebs<strong>in</strong>terne Gründe / <strong>in</strong>dividuelleEntscheidungEmpfundener thematischerBedarfGesetzliche VorgabenVeränderungen des KundInnenverhaltensVermittlung betriebsspezifischerArbeitsweisenErhöhung der Ansprüche der KundInnenBetriebliches PersonalmanagementGew<strong>in</strong>nung neuer KundInnenschichtenBereitstellung spezifischer Produkte/ <strong>Die</strong>nstleistungenErhöhung der BeschäftigungsfähigkeitStändiger VerbesserungsbedarfKommunikationSpezielle fachliche ThemenMarket<strong>in</strong>gInformations- und KommunikationstechnologienTechnologische ÄnderungenOrganisatorische ÄnderungenSprachenMitarbeiterInnenmotivationZertifizierungen und überbetrieblicheKooperationen57 <strong>Die</strong> Autoren s<strong>in</strong>d sich bewusst, dass dieses und alle folgenden Kategorienschemata nicht die e<strong>in</strong>zig möglichen s<strong>in</strong>d. Andere Kategorisierungenkönnen – je nach Erkenntnis<strong>in</strong>teresse – zu anderen Ergebnissen führen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 591. Veränderungen im KundInnenbereich: Hierzu gehören die Erhöhung der KundInnenansprüche, die Veränderungenim KundInnenverhalten (z.B. erhöhte Mobilität, abnehmende KundInnentreue) sowie diegesamte Bandbreite jene Veränderungen, die sich dem Wandel der KundInnenstruktur ergeben (z.B. Internationalisierungder KundInnen).2. <strong>Die</strong> Bereitstellung neuer bzw. spezifischer Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen bildet e<strong>in</strong>e eigene Kategorie.3. Organisatorische und technische Veränderungen bilden ebenso e<strong>in</strong>e eigene Kategorie.4. Das E<strong>in</strong>gehen von Kooperationen mit anderen Betrieben bzw. Lieferantenbeziehungen s<strong>in</strong>d zudem e<strong>in</strong> „externer“Anlass für Weiterbildung; dazu wurden auch Zertifizierungen gezählt, weil sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen FällenVoraussetzung für die Aufrechterhaltung der LieferantInnenbeziehung waren.5. Zu den e<strong>in</strong>deutig externen, vom Betrieb und Arbeitnehmenden nicht bee<strong>in</strong>flussbaren Gründen gehören diegesetzlichen Vorgaben, so die zahlreichen Pflichtkurse im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzessowie <strong>in</strong> Bezug auf hygienische Vorgaben.<strong>Die</strong> genannten Faktoren wirken <strong>in</strong> der Regel „von außen“ auf den Betrieb e<strong>in</strong> bzw. hängen mit Faktoren zusammen,die der Betrieb nur schwer bee<strong>in</strong>flussen kann. In Abgrenzung davon haben sich e<strong>in</strong>ige Begründungsmusterergeben, die stärker betriebs<strong>in</strong>terner und <strong>in</strong>dividueller Natur s<strong>in</strong>d.• <strong>Die</strong> Vermittlung der betrieblichen Arbeitsweise an neue ArbeitnehmerInnen ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den befragten Betriebenprom<strong>in</strong>ent vertretener Grund für Weiterbildung.• Dazu gehört auch die dezidiert als Grund für entstehenden Bildungsbedarf angegebene Neupositionierungdes Betriebes.• <strong>Die</strong> verspürte Notwendigkeit, ständig Verbesserungen im Betrieb e<strong>in</strong>zuführen;• der Kategorie „betriebliches Personalmanagement“ s<strong>in</strong>d jene Aussagen zugeordnet worden, bei denen gezieltFormen von Personalmanagement (z. B. Rekrutierung) als Bildungsgründe genannt worden s<strong>in</strong>d.• <strong>Die</strong> Kategorie Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit enthält entsprechende Aussagen vonBetriebs<strong>in</strong>haberInnen und abhängig Beschäftigten.• Der empfundene thematische Bedarf wird gewissermaßen als Bereich, <strong>in</strong> dem sämtliche Entwicklungen sichzu Entscheidungen verdichten, beschrieben.5.4.1. <strong>Die</strong> Veränderungen im KundInnenbereichE<strong>in</strong> prom<strong>in</strong>enter Grund für Weiterbildung s<strong>in</strong>d die Veränderungen im Bereich des KundInnenverhaltens der befragtenBetriebe. Drei Entwicklungen lassen sich feststellen:a) die Erhöhung der Ansprüche der KundInnen,b) die Notwendigkeit, neue KundInnen zu gew<strong>in</strong>nen,c) andere Veränderungen im KundInnenverhalten.Abbildung 6: Veränderungen im KundInnenbereichVeränderungen KundInnenbereich Handwerk Gastgewerbe HandelErhöhung der KundInnenansprüche Gew<strong>in</strong>nung von neuen KundInnen Andere Veränderungen im KundInnenverhalten Steigende AnsprücheVor allem im Gastgewerbe und im Handel lässt sich e<strong>in</strong>e Erhöhung der KundInnenansprüche verzeichnen, dieGrund für Weiterbildung ist. Im Gastgewerbe hängt die Entwicklung zum e<strong>in</strong>en mit dem steigenden WellnessundGesundheitsbewusstse<strong>in</strong> der Gäste zusammen, was <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> gehobenen Häusern zu verzeichnenist, aber auch <strong>in</strong> Häusern niedrigerer Kategorien zu e<strong>in</strong>er teilweisen Umorientierung geführt hat. <strong>Die</strong>ser Bereichbetrifft <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Küche, aber auch den Service. Für spezielle KundInnengruppen werden besondereMenüzusammenstellungen (biologisch, vegetarisch, für Allergiker) entworfen, mit regionaler Küche wird dieAuthentizität des Hauses (und der jeweiligen) Region unterstrichen. Das Ansteigen der KundInnenansprüche<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 60betrifft nicht nur die Speisenzubereitung, sondern den Service: <strong>Die</strong> befragten Betriebe erkennen, dass deretwas pauschalierend so genannte „gepflegte Umgang mit dem Gast“ zu e<strong>in</strong>em wesentlichen Aspekt der betrieblichenPositionierung geworden ist.„Es wächst die Nachfrage an Natur- bzw. Bio- Produkten. Das >Kalorienbewusstse<strong>in</strong>< ist stärker präsent.Immer mehr Vegetarier fallen auf. Zentral ist hier die Sprachkompetenz und der gepflegte Umgangmit dem Gast. Auch die Art der Kleidung spielt e<strong>in</strong>e große Rolle.“ (BI12, 37, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> Persönlichkeit und der Umgang der Mitarbeiter mit den Kunden ist wichtiger, als die <strong>Die</strong>nste, dieangeboten werden – z. B. ist wichtiger, dass e<strong>in</strong>e Kellner<strong>in</strong> freundlich ist und lächelt als dass sie vieleTeller tragen kann und hoch ausgebildet ist.“ (BI23, 49, Gastgewerbe)<strong>Die</strong>se Entwicklung ist durchaus nicht nur den Betriebs<strong>in</strong>habern bewusst, sondern auch den MitarbeiterInnen.„Beim Service besteht e<strong>in</strong> großer Unterschied dar<strong>in</strong> ob man sich e<strong>in</strong>fach als Tellerträger versteht,oder ob man als Person <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rolle auch darüber h<strong>in</strong>aus etwas darstellt und vermittelt. Das hängtvom eigenen Selbstbewusstse<strong>in</strong> ab. <strong>Die</strong>sbezüglich hat sich bei mir viel verändert. Ich habe da ausder Praxis gelernt und gehe e<strong>in</strong>fach anders auf die Menschen zu. Ich b<strong>in</strong> aufmerksam gegenüber derKörpersprache des Gastes. Ich kann schon ab dem zweiten Gang erkennen, ob von mir Zurückhaltungoder e<strong>in</strong>e Form der auflockernden Animation gewünscht wird. Wenn ich diesbezüglich e<strong>in</strong>en<strong>in</strong>haltlichen Ausbildungswunsch äußern darf, so beträfe er sicherlich diesen subtilen Umgang mit denGästen im Service.“ (EI8, 28, Gastgewerbe)E<strong>in</strong> weiterer Aspekt im Tourismus ist der Umgang mit dem Gast an der Rezeption:„Im Büro braucht es neue Fähigkeiten <strong>in</strong> der Beantwortung der Anfragen und <strong>in</strong> der Gästebetreuung,so etwa bei der Erstellung und Vermittlung des Tagesprogrammes für die Gäste.“ (BI2, 18, Gastgewerbe)Dass diese gehobenen Ansprüche der KundInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Betrieben Grundlage für bewusste strategischenEntscheidung <strong>in</strong> der Personalpolitik s<strong>in</strong>d, zeigt das Beispiel e<strong>in</strong>es weiterbildungsaktiven Beherbergungsbetriebes:„Unsere auserwählte Klientel stellt hohe Qualitätsanspruche. <strong>Die</strong> Qualifikationsanforderungen an dasPersonal s<strong>in</strong>d außergewöhnlich hoch und lassen sich mit denen der Normalbetriebe nicht vergleichen.Von 5 Beschäftigten bleibt uns daher nur e<strong>in</strong>er.“ (BI14, 39, Gastgewerbe)<strong>Die</strong> Begründung, steigende Ansprüche von KundInnen seien zu verzeichnen, s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Handelsbetrieben erhobenworden. <strong>Die</strong>s betrifft zum e<strong>in</strong>en den Endkunden, aber auch KundInnen, die Produkte (etwa Lebensmittel)weiterverarbeiten. Vor allem Südtiroler Restaurationsbetriebe geben die hohen Ansprüche ihrer KundInnenziemlich direkt an die LieferantInnen weiter, die darauf reagieren müssen.„<strong>Die</strong> Südtiroler Köche haben sich <strong>in</strong> den letzten Jahren auch zu Fischspezialisten entwickelt. Heutewird immer mehr nach vorbearbeiteter Ware verlangt (z.B. bereits Filets ohne Kopf und Schwanz),deshalb haben wir der Bereich der Fischbearbeitung aufgebaut. Allerd<strong>in</strong>gs verlangen wir jetzt zunehmendvon unseren Lieferanten, dass sie uns die Ware fertig bzw. halbfertig liefern.“ (EI19, 40,Handel)Gew<strong>in</strong>nung neuer KundInnenDass der Umgang mit dem KundInnen ke<strong>in</strong> Aspekt ist, der nur die <strong>Die</strong>nstleistungsbranchen betrifft, sondernauch den Handwerksbereich, ist verschiedentlich andiskutiert worden.„Unsere Maßtischlerei hat sich auf den Bereich der Auskleidung von Räumen spezialisiert. <strong>Die</strong> Kundengehören e<strong>in</strong>er gehobenen Schicht an, weit über Südtirol h<strong>in</strong>aus. Das Verhalten unserer Monteure, dieja permanent Kundenkontakt haben, ist uns aus diesem Grund sehr wichtig.“ (BI18, 22, Handwerk.)Im Handel und Gastgewerbe ist es vor allem die Rekrutierung von neuen KundInnen, die als Änderungempfunden wird. Vor allem Sprachen (und Kenntnis der Mentalitäten der Gäste und Kunden) wird als wichtigerAspekt empfunden, der auch für formalisierte Weiterbildungsangebote genutzt werden. Sowohl (die Zweitsprache)Italienisch wie auch Englisch werden von Betriebs<strong>in</strong>habern wie MitarbeiterInnen als wichtiger Weiterbildungsbedarfgenannt, der auch zu konkreten Aktionen geführt hat. 58 <strong>Die</strong> entsprechende schulische Ausbildungist <strong>in</strong> mehreren Diskussionen als unzureichend empfunden worden, ganz besonders <strong>in</strong> speziellen Bereichen.In dieser E<strong>in</strong>schätzung s<strong>in</strong>d sich sowohl Betriebs<strong>in</strong>haberInnen wie MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>ig.„Interessant und wichtig wären für mich unter anderem Italienischkenntnisse. Aber bei den normalenKursen lernt man eben nicht das, was wir hier brauchen. Gut wäre e<strong>in</strong> Kurs, wo genau diese Sachen,58 Aufgrund der – bedauerlicherweise – ger<strong>in</strong>gen Anzahl „italienischer“ Betriebe fehlen verallgeme<strong>in</strong>erbare Ergebnisse aus diesem Bereich,die die Deutschkenntnisse betreffen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 61Begriffe aus der Apotheke vorkommen, die wir hier brauchen – und den gibt es nicht.“ (EI20, 23,Handel)Es ist auch der sprachliche Aspekt, der bei den Unternehmen zu formalisierter betrieblicher Weiterbildung führt.<strong>Die</strong>s gilt für alle drei der untersuchten Branchen.„Es kommen immer mehr Gäste, mit denen Englisch gesprochen werden muss. Von der Chef<strong>in</strong> wurdeim letzten Jahr e<strong>in</strong> Englischkurs im Haus organisiert, an dem wir MitarbeiterInnen teilgenommen haben,allerd<strong>in</strong>gs haben auch andere TeilnehmerInnen mitgemacht.“ (EI1, 40, Gastgewerbe)Entgegen der Erwartung der Interviewerteams betrifft der Weiterbildungsbedarf <strong>in</strong> Bezug auf die italienischeSprache auch MitarbeiterInnen, die bereits die Schulpflicht <strong>in</strong> Südtirol absolviert haben.„Bei den bereits ausgebildeten Mitarbeitern s<strong>in</strong>d mangelhafte Italienischkenntnisse festzustellen.“(BI2, 36, Gastgewerbe)Dass die Südtiroler Handwerksbetriebe ihren Aktionsradius ausweiten und dies zu e<strong>in</strong>em erhöhten Weiterbildungsbedarf<strong>in</strong> sprachlicher H<strong>in</strong>sicht führt, ist anhand mehrerer Beispiele nachvollziehbar. Dazu gehört <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie der oberitalienische Raum, der die Betriebe aus der Südtiroler Peripherie vor neue Herausforderungenstellt.„Unser neuer Markt hat sich <strong>in</strong>s Trent<strong>in</strong>o und bis <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>z Sondrio verschoben. <strong>Die</strong> wünschensich immer mehr Tiroler Stuben.“ (BI3, 40, Handwerk)„<strong>Die</strong> Kundschaft hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren sehr verändert. Wir haben immer mehr italienischeKunden. Da bräuchte ich bessere Italienischkenntnisse und mehr Verständnis und Wissen um dieverschiedene Mentalität“. (EI 2, 34, Handwerk)„Wir arbeiten mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Planungsbüro zusammen. Deshalb ist für mich das Erlernenvon Sprachen Englisch und Italienisch sehr nützlich, vor allem <strong>in</strong> den notwendigen Gesprächen mitden Architekten. (EI 15, 9, Handwerk)Es s<strong>in</strong>d die neuen <strong>in</strong>ternationalen Lieferanten- und Kooperationsbeziehungen sowohl im Handwerk wie imHandel (die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall bis zu notwendigen Kenntnissen des Französischen und des Spanischen reichen), diezu e<strong>in</strong>em Weiterbildungsbedarf <strong>in</strong> sprachlicher H<strong>in</strong>sicht führen. <strong>Die</strong>se Entwicklung ist umso bemerkenswerter,als es sich bei den untersuchten Betrieben durchaus um verwurzelte Kle<strong>in</strong>stbetriebe handelt.Wie ausdifferenziert das Bild ist, zeigt sich an den Details, die h<strong>in</strong>ter dem Oberbegriff Sprachenerwerb stecken.Zum e<strong>in</strong>en wird e<strong>in</strong>e akzeptabel gesprochene Sprache vor allem für die italienischen Gästen <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong>gefordert;zum anderen s<strong>in</strong>d es aber Fe<strong>in</strong>heiten der gehobenen Schriftsprache und die Korrektheit der geschriebenenKorrespondenzsprache (Italienisch, Englisch).<strong>Die</strong> Verbesserung der Sprachkompetenzen ist <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong> wesentlicher Beitrag zur Aufwertung der Beschäftigungsfähigkeitvon MitarbeiterInnen.Allgeme<strong>in</strong>e Veränderungen im KundInnenverhaltenDass sich das Verhalten der KundInnen <strong>in</strong>sgesamt ändert, ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Erfahrung <strong>in</strong> den untersuchtenKle<strong>in</strong>betrieben. <strong>Die</strong>s gilt <strong>in</strong> unterschiedlicher Ausprägung für alle drei Branchen. Ist es im Tourismus vor allemdas geänderte Buchungsverhalten mit der Notwendigkeit rascher und professionell gestalteter Antworten, sogibt es im Handwerk vielfältige Marktänderungen.„Neu und <strong>in</strong>tensiv s<strong>in</strong>d vor allem das Buchungsverhalten und die Reaktionszeiten auf Anfragen.“(BI2, 38, Gastgewerbe).„Der Markt ist enger geworden und wird immer enger werden. <strong>Die</strong> Konkurrenz ist größer und dasVerhalten der Kunden dem Markt gegenüber ist anders. Der Kunde fühlt sich nicht mehr gebunden.Früher hatte bei uns im Ort e<strong>in</strong> Kunde e<strong>in</strong>en Tischler se<strong>in</strong> Leben lang. Jetzt muss auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesessenerBetrieb wie der unsere auf Market<strong>in</strong>g setzen.“ (BI3, 12, Handwerk)„Früher gab es viel mehr Aufträge durch die öffentliche Hand (70%), jetzt s<strong>in</strong>d es nur mehr 30% und70% von Privaten.“ (BI13, 46, Handwerk)Als gravierende Veränderung wird zudem die rasche Reaktion auf Marktänderungen empfunden:„<strong>Die</strong> Wünsche der Kunden ändern sich praktisch täglich, daher muss man als Händler auch sehrrasch und flexibel darauf e<strong>in</strong>gehen. Beispielsweise haben <strong>in</strong> den letzten Jahren Bestellungen per E-Mail oder Handy zugenommen. Ich liefere dann die Ware selbst direkt zu den Kunden im Geme<strong>in</strong>degebiet.“(BI21, 39, Handel)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 62„<strong>Die</strong> Struktur der Klienten hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren kaum geändert, aber die Wünsche der Kundenverändern sich laufend: <strong>Die</strong> Kunden kommen mit den neuen Katalogen/Zeitschriften und sagendann >So möchte ich das haben!< und wir müssen dann e<strong>in</strong>e Lösung f<strong>in</strong>den, das so nach Kundenwunschzu produzieren.“ (EI14, 35, Handwerk)5.4.2. Spezialisierung und neue ProdukteMit rund 40 Zuordnungen ist der Bereich der Spezialisierung und die Entwicklung neuer Produkte e<strong>in</strong>eThematik, die <strong>in</strong> den Interviews prom<strong>in</strong>ent vertreten ist. Auf Grund der Veränderungen im KundInnenverhaltenversuchen die Betriebe, Trends zu entdecken, neue Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen zu entwickeln undspezialisieren sich <strong>in</strong> manchen Fällen.„Wichtig für die Zukunft wäre schon auch das F<strong>in</strong>den von Nischen, von neuen Bereichen, da die klassischenTischlerbereiche schon von zu vielen abgedeckt werden. Ich denke auch viel und oft darübernach, aber solche Ideen und Innovationen kommen nicht so leicht. Wenn es darüber Kurse gäbe, alsoüber das F<strong>in</strong>den von neuen Ideen (nicht nur zur Umsetzung), da wäre ich schon sehr <strong>in</strong>teressiert.Wichtig ist eben die Idee zu haben und das sehe ich im Betrieb als me<strong>in</strong>e Aufgabe, die zukünftig sicherwichtig wird“ (BI 15, 54, Handwerk)Abbildung 7: Spezialisierungen und neue Produkte nach SektorSpezialisierungen / neue Produkte Handwerk Gastgewerbe Handel In den Handwerksbetrieben gibt es e<strong>in</strong>e vielfältige Palette von Spezialisierungen, die je nach Branche unterschiedlichs<strong>in</strong>d (z. B. <strong>in</strong>novative Verb<strong>in</strong>dung von Materialien, neue Produkte, aber auch Innovation im Bereichbestehender Produkte). <strong>Die</strong>se Spezialisierungen führen <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>em erhöhten Weiterbildungsbedarf,der <strong>in</strong> manchen Fällen sehr speziell ist und <strong>in</strong> Südtirol nach Ansicht der Interviewpartner nicht <strong>in</strong> allen Fällen zudecken ist.„Unsere Kunden haben besondere Designwünsche. Unsere Stärke liegt <strong>in</strong> der Beherrschung im Umgangmit Materialien.“ (BI18, 78, Handwerk)„<strong>Die</strong> Stärke unseres Betriebes ist die Maßarbeit bei der Verkleidung von Wänden und Decken.“ (BI18, 22, Handwerk)„Veränderungen passieren und passierten ständig bei den Materialien, den Stoffen: <strong>Die</strong>se verändernsich mit der Mode, haben andere Eigenschaften, s<strong>in</strong>d anders – oft schwerer - zu bearbeiten (so synthetischeStoffe). (BI16, 36, Handwerk)„Me<strong>in</strong> Wunsch wäre, dass [die Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen] verstärkt auf unsere Betriebe zugehenwürden. Es gibt für unseren Spezialbetrieb kaum Weiterbildung, etwa wenn es um die Verb<strong>in</strong>dungvon Glas und Metall geht. (BI7, 69, Handwerk)Das Erfordernis nach „Abgrenzung“ zu den Mitkonkurrenten zeigt sich auch <strong>in</strong> den anderen beiden Branchen.Im Handel geht es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um e<strong>in</strong> den Betrieb angesichts der Mitbewerber kennzeichnendes Sortiment.„Was kann ich tun, um mich von anderen abzugrenzen? Ich habe ke<strong>in</strong>e Angst vor den Discountern,sondern eher von Ketten wie M-Preis, die auch nach Südtirol kommen. <strong>Die</strong> haben nämlich die gleichePhilosophie wie ich: Regionale Produkte, auch sanftes Bio.“ (BI17, 533, Handel)„In unserem Bezirk und auch darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d praktisch die E<strong>in</strong>zigen, die Frischfisch liefernkönnen. Der Frischfisch benötigt e<strong>in</strong>e besondere Logistik und besondere Kenntnisse des Produktes,auf die wir spezialisiert s<strong>in</strong>d.“ (BI24, 22, Handel; Ergänzung von EI19, 44, Handel)„Der Betrieb setzt auf die präpathologische Ausrichtung. Das ist mit me<strong>in</strong>er Berufsethik und den neuestenEntwicklungen im Gesundheitsbereich gut vere<strong>in</strong>bar.“ (BI28, 68, Handel)Auch die befragten Betriebs<strong>in</strong>haberInnen im Tourismus führen Spezialisierungen e<strong>in</strong>, die bereits angedeutetwurden: Wellness, regionale Produkte, Wanderer, aber auch Sem<strong>in</strong>arhotels. E<strong>in</strong> besonders aussagekräftiger Fallim Bereich der Hotellerie ist e<strong>in</strong> zertifiziertes Biohotel.„Unser Betrieb verfolgt durchgängig die Strategie, e<strong>in</strong> zertifizierter Biobetrieb zu se<strong>in</strong>. Unsere Zielgruppeist deshalb nicht breit gestreut, sondern wir konzentrieren uns auf e<strong>in</strong> spezielles und anspruchsvollesKlientel ernährungs- und umweltbewusster Gäste. Market<strong>in</strong>g betreiben wir über<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 63Partner <strong>in</strong> unterschiedlichen Branchen, wo wir sicher se<strong>in</strong> können, dass dadurch unsere Klientel angesprochenwird: In diesem Netzwerk ist nicht nur Bioland oder der Biokistenverleih, sondern Ärzte,die mit Naturprodukten arbeiten und heilen, Bio-Textilhersteller die unser Hotel dann auch <strong>in</strong> ihrenKatalogen führen. [..] Deshalb werden bei uns alle MitarbeiterInnen sehr gründlich <strong>in</strong> die Philosophiedes Hauses e<strong>in</strong>geführt.“ (BI4, 12, Gastgewerbe)Auf Seiten der Betriebs<strong>in</strong>haber gehen diese Spezialisierungen mit Weiterbildungen e<strong>in</strong>her bzw. werden durchbesuchte Weiterbildungveranstaltungen ausgelöst. Wir plädieren dafür, diese Spezialisierungsstrategien als „Ansatzpunkt“für betriebliche Weiterbildung der MitarbeiterInnen zu nutzen.Dass der Zusammenhang zwischen der Spezialisierung und Weiterbildung <strong>in</strong> beiden Richtungen zu verzeichnenist, ist e<strong>in</strong>e Entwicklung, die erhoben werden konnte. <strong>Die</strong> Abkehr von beratungsaufwändigen Produkt führt zuger<strong>in</strong>ger werdenden „Komplexität“ und damit letztlich auch zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Weiterbildungsbedarf.„Im Betrieb lerne ich wenig Neues, wenn es jedoch 4-Sterne-Betrieb wäre, dann würde es sichermehr Bildung brauchen.“ (EI1, 52, Gastgewerbe)„>Hohe Küche< ist <strong>in</strong> diesem Betrieb nicht gefragt, deshalb gibt’s hier nichts dazuzulernen und ichhabe hier auch noch nichts Neues gelernt. Ist eher so, dass [<strong>in</strong> diesem Haus] nur ca. 20% me<strong>in</strong>erFähigkeiten zum E<strong>in</strong>satz kommen können, mehr ist nicht verlangt und wird auch nicht bezahlt undgewünscht von den Gästen. In anderen Betrieben (W<strong>in</strong>tersaison <strong>in</strong> 4-Sterne-Hotel) ist mehr möglich,man kann kreativer se<strong>in</strong>, mehr ausprobieren und das br<strong>in</strong>gt auch mehr Erfüllung – allerd<strong>in</strong>gs ist esdafür auch sehr viel stressiger und das hält man nicht e<strong>in</strong> ganzes Jahr durch.“ (EI 18, 24, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> Veränderungen [<strong>in</strong> unserer Branche] s<strong>in</strong>d nicht sehr komplex. Das Kund<strong>in</strong>nenverhalten hat sichnicht besonders verändert, mit Ausnahme der Zunahme von MigrantInnen und des Wegfalls deskomplexen Produktes Handtaschen.“ (Aussage BI29, 43, Handel; Formulierung vom Autor)<strong>Die</strong> letzte Aussage ist umso bemerkenswerter, als diese Aussage von e<strong>in</strong>em Betriebs<strong>in</strong>haber getroffen wurde,der als sehr offen für Fragen der Weiterbildung e<strong>in</strong>geschätzt worden kann und <strong>in</strong> anderem Zusammenhang alsInitiator von Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen bereits aktiv gewesen ist. <strong>Die</strong> Notwendigkeit, sich zu spezialisieren, wirdauch von Betriebsführungen erkannt, die diese Strategie nicht beschreiten (können).„Natürlich weiß ich, dass wir uns aus betriebswirtschaftlicher Sicht spezialisieren müssten. Wir habene<strong>in</strong> viel zu großes Lager. Aber wir haben als Genossenschaft auch e<strong>in</strong>en sozialen Auftrag.“ (BI19, 49,Handel)Dass auch prima vista „e<strong>in</strong>fachen“ Produkten e<strong>in</strong>e Komplexität <strong>in</strong>newohnt, zeigt sich beim Verkauf von Güterndes täglichen Gebrauchs wie etwa Zeitungen. In diesem Bereich f<strong>in</strong>den beispielsweise Lieferantenschulungenstatt, die vor allem der Präsentation der Waren dienen.„Der [neue] Zeitungsvertriebspartner organisierte bereits zwei Mal <strong>in</strong>nerhalb von 2 Jahren e<strong>in</strong>enHalbtag Weiterbildung [..], sogar mit anschließendem geme<strong>in</strong>samen Abendessen. Es waren 10 – 12TeilnehmerInnen aus mehreren Betrieben anwesend, wir auch mit Mitarbeiter<strong>in</strong>nen. Nach anfänglichemBeschwerdebasket referierte e<strong>in</strong> Fachreferent [...] über den Verkauf von Zusatzprodukten(wie Zeitungen). Ebenso im Bereich Obst. Erst kürzlich schickte uns e<strong>in</strong> Grossist e<strong>in</strong>en Berater, deruns lehrte, wie man Obst besser präsentiert. Das wirkt!“ (BI19, 49, Handel)5.4.3. Organisatorische und technische InnovationZwar wurde bei den Interviews der Bereich Innovation nicht explizit angesprochen, die Thematik kam im Zugeder Diskussionen verschiedentlich zur Sprache.Abbildung 8: Innovationsart nach SektorGenannte Innovation nach Branche Handwerk Gastgewerbe HandelTechnische InnovationOrganisatorische Innovation <strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 64Technologische Innovationen führen <strong>in</strong> der Regel auch zu organisatorischen Innovationen, weswegen beideFormen zusammen dargestellt werden.An erster Stelle steht natürlich die E<strong>in</strong>führung von neuen Produktionsmasch<strong>in</strong>en bzw. Informations- undKommunikationstechnologien.Im Handwerk erzeugt die Nutzung von rechnergestützter Konstruktion (CAD) offenbar e<strong>in</strong>en Weiterbildungsbedarf.„In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserem Betrieb viele neue Masch<strong>in</strong>en angeschafft worden, alle computergesteuert.Soweit fällig, wurden die Masch<strong>in</strong>en mit neuen Programmen versehen. Für mich alsBetriebs<strong>in</strong>haber ist es sehr wichtig, zu <strong>in</strong>vestieren und mit den Entwicklungen Schritt zu halten. DerUmgang ist für die Jüngeren ke<strong>in</strong> Problem, ich muss mich manchmal schon sehr bemühen, mit diesenEntwicklungen Schritt halten zu können.“ (BI13, 49, Handwerk)„Neben laufend neuen Stoffen mit spezifischen Eigenschaften gab und gibt es <strong>in</strong> unserem Betriebauch technische Neuerungen, wie z. B: ferngesteuerte motorisierte Vorhangsysteme und neue, computergestützteMasch<strong>in</strong>en zur Stoffbearbeitung.“ (BI16, 40, Handwerk)E<strong>in</strong>e überschaubare Anzahl von Kle<strong>in</strong>stbetriebe s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht nur Nutzer fremder Technologien, sondernentwickeln selbst neue Produkte.„<strong>Die</strong> wesentlichste Veränderung der letzten drei Jahre betraf die Reduktion der Gew<strong>in</strong>ne wegen dergestiegenen Konkurrenz. Um diesem Problem entgegenzutreten, habe ich beschlossen, <strong>in</strong> Forschungzu <strong>in</strong>vestieren und an spezialisierten Messen <strong>in</strong> ganz Europa teilzunehmen. Das Know-how wird vonexternen Firmen geholt [...] und nicht durch Weiterbildung. Unser Betrieb hat neue technische Elementeauf europäischer Ebene importiert, die aber sofort kopiert wurden. [...] Weiterbildung hat ausme<strong>in</strong>er Sicht die Aufgabe, betriebliche Innovationsprozesse zu unterstützen.“ (BI30, 40, Handwerk)Nicht immer decken sich die Erwartung der InterviewerInnen mit den erhobenen Aussagen <strong>in</strong> den Interviews.In e<strong>in</strong>em anerkannt <strong>in</strong>novativen Betrieb im Bereich der erneuerbaren Energien wurden kaum formalisierteWeiterbildung der MitarbeiterInnen erhoben. Zwei Gründe wurden genannt: die bereits hohe Ausgangskompetenzder MitarbeiterInnen und die Tatsache, dass die Arbeit so vielfältige Tätigkeiten umfasst, dass eskaum derartig übergreifende Kurse gibt. (Zusammenfassung der Aussagen <strong>in</strong> BI 5, 35 und EI23, FG, Handwerk).Im Handel gibt es e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von technischer und organisatorischer Innovation.„Vor e<strong>in</strong>em Jahr wurde e<strong>in</strong> neues Warenwirtschaftssystem e<strong>in</strong>geführt, d. h. alle Waren s<strong>in</strong>d zentralgespeichert, alle Kassen s<strong>in</strong>d daran angeschlossen, die gesamte Preisauszeichnung erfolgt mit diesemSystem, Waren s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Strichcode versehen, an der Kasse gibt es nur mehr e<strong>in</strong>en Scanner.Somit habe ich e<strong>in</strong>en detaillierten Überblick was <strong>in</strong> welcher Menge viel bei welchen Mitarbeiterngekauft wurde.“ (BI11, 40, Handel)„Wir betreuen unsere lokalen wie touristischen Kunden sehr gut und möchten <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> speziellenBereichen auch e<strong>in</strong>en E-Commerce aufbauen.“ (BI28, 70, Handel)<strong>Die</strong> technologischen Entwicklungen im Bereich der IuK s<strong>in</strong>d auch im Tourismus prom<strong>in</strong>ent vertreten. Dazuzählen die Veränderungen im Bürobereich und die neuen Buchungsformen über Internet.„Im Büro hat sich <strong>in</strong> den letzten drei bis vier Jahren am meisten verändert, <strong>in</strong> der Informatik stiegder Stand von 0 auf 100. Da haben die Mitarbeiter aber schon von ihrer Grundausbildung her (LE-WIT, Hotelfachschule, Handelsoberschule) e<strong>in</strong> viel höheres Niveau.“ (BI2, 38, Gastgewerbe)„Seit ca. 3 Jahren steigen die Internet-Buchungen immer mehr an, deshalb s<strong>in</strong>d Computerkenntnissewichtig.“ (BI22, 31, Gastgewerbe)In e<strong>in</strong>igen Betrieben ist dieser Aspekt erweitert worden und betrifft den gesamten Bereich des <strong>in</strong>ternetgestütztenMarket<strong>in</strong>g.„Im Internetmarket<strong>in</strong>g braucht es Fortbildung. Da schwatzen e<strong>in</strong>em die verschiedenen Vertreter vielauf. Da habe ich von der Schule her viel selber mitverfolgt. Unsere Homepage und die Webseite habeich selbst gemacht. Durch Suchmasch<strong>in</strong>en sucht sich der Gast heute se<strong>in</strong>e Angebote selber.“ (BI2,42, Gastgewerbe)Wie <strong>in</strong> den folgenden Kapiteln detaillierter ausgeführt wird, ist der Bereich der Neuanschaffung von Masch<strong>in</strong>enund Produktionsmitteln wie neue Werkstoffe sowie IuK-Technologien e<strong>in</strong>e Domäne sowohl von Lieferanten undals auch der <strong>in</strong>ternen Wissensweitergabe.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 655.4.4. Überbetriebliche Kooperationen und ZertifizierungenE<strong>in</strong>e Entwicklung, die zu betrieblichen Veränderungen und e<strong>in</strong>em Weiterbildungsbedarf führt, s<strong>in</strong>d überbetrieblicheKooperationen und Zertifizierungen.Zertifizierungen haben die Funktion, e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>geführte Standards, ob <strong>in</strong> der Weiterbildung oder im <strong>in</strong>nerbetrieblichenKommunikationsfluss, festzulegen und verb<strong>in</strong>dlich zu machen. Wo etwa regelmäßig Gesprächsrundengenutzt, s<strong>in</strong>d Elemente betrieblicher Personalpolitik erkennbar – e<strong>in</strong>e Gelegenheit, auch Fragen desWissenserwerbs und der Wissensweitergabe zu diskutieren.„Im Rahmen des TÜV [= Zertifizierung] wurde e<strong>in</strong>e Tabelle erstellt, welche MitarbeiterInnen an Kursenteilnehmen.“ (BI17, 27, Handwerk)Zudem kann die Zertifizierung Gelegenheit se<strong>in</strong>, die MitarbeiterInnen zu beteiligen und über die aktuellsten betrieblichenEntwicklungen zu <strong>in</strong>formieren.„<strong>Die</strong> ISO-Zertifizierung hat die Betriebsabläufe durchleuchtet und die Mitarbeiter <strong>in</strong> ihrer Autonomiegestärkt, weil sie <strong>in</strong> die Formulierung der Qualitätspolitik e<strong>in</strong>gebaut wurden. <strong>Die</strong> erreichte Autonomiegeht bis h<strong>in</strong>unter zum Lehrbuben.“ (BI18, 53, Handwerk)<strong>Die</strong> aus der Mitgliedschaft <strong>in</strong> Betriebsverbünden resultierenden Kontakte s<strong>in</strong>d für Betriebs<strong>in</strong>haberInnen immerwieder e<strong>in</strong>e Gelegenheit, neueste Entwicklungen <strong>in</strong> der jeweiligen Branche zu diskutieren und erfüllen somit diewichtige Funktion des <strong>in</strong>formellen Wissenserwerbs.5.4.5. Betriebliche Neupositionierung und -erweiterungenZu den erhobenen Veränderungen zählen betriebliche Neupositionierungen. <strong>Die</strong>se resultieren <strong>in</strong> der Regel ausBetriebsübernahmen durch die jüngere Generation oder anderen Veränderungen <strong>in</strong> der Führung des Unternehmens.<strong>Die</strong> Fälle von Betriebserweiterungen s<strong>in</strong>d ebenfalls dieser Kategorie zugeordnet worden.<strong>Die</strong>se Veränderungen führen zu Weiterbildung und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>igen Fällen von Weiterbildung des Betriebs<strong>in</strong>habersverknüpft.„Schon 1985 traf ich die Entscheidung, dass der Bustourismus me<strong>in</strong>e Sache nicht ist. Ich setzte aufdie Qualität unserer e<strong>in</strong>heimischen landwirtschaftlichen Produkte. 1992 besuchte ich e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>arüber sanften Tourismus und wollte anfangs den ganzen Tourismusvere<strong>in</strong> von diesen Ideen anstecken.Umgesetzt habe ich das Konzept dann <strong>in</strong> unserem Haus.“ (BI4, 36, Gastgewerbe)„Der hohe Konkurrenzdruck im V<strong>in</strong>schgau mit se<strong>in</strong>er hohen Dichte an Holz verarbeitenden Betrieben,die zunächst durch das >Tremonti-Gesetz< ausgelastet waren, durch die grenzüberschreitende Leistungsschauam Reschen und durch die Weiterbildungsaktivitäten des Projektes Leader wurden dieBetriebe der Nachbarregionen Schweiz und Österreich angeregt, hierzulande Fuß zu fassen, was diesenauch gelang. Als Folge hat unsere Firma e<strong>in</strong>en hohen Konkurrenzdruck erfahren, der sehr krasswurde, weil sich dadurch auch die Auftragslage im näheren Umfeld drastisch verm<strong>in</strong>derte. Deshalbhaben wir uns um neue Märkte bemüht und somit die Expansion der Firma <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe europäischerLänder begonnen.“ ( BI18, 50, Handwerk)„In den letzten Jahren haben wir unseren Betrieb auf Wellness ausgerichtet: Dazu habe ich Kursebesucht, die von Herstellern dieser Produkte angeboten wurden: 2-5 Tage lang, Thema waren dieProduktvorstellung, der E<strong>in</strong>satz, der Verkauf, das Market<strong>in</strong>g, Platzierung der Produkte“ (BI23, 29,Gastgewerbe)Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>eswegs sämtliche Betriebsneupositionierungen und –erweiterungen mit Weiterbildung verknüpft.„Kürzlich wurde e<strong>in</strong>e neue Halle dazugekauft, das heißt,. der Betrieb vergrößert sich. Es werden sicherlichneue Mitarbeiter e<strong>in</strong>gestellt – mit entsprechenden Fachkenntnissen.“ (BI26, 42, Handwerk)„Zur Zeit bauen wir neben dem bisherigen Laden e<strong>in</strong> neues Geschäft auf, das mehr als doppelt sogroß se<strong>in</strong> wird. [...] Kenntnisse für diesen Neubau musste ich eigentlich nicht erwerben, da derHauptlieferant […] diese Bauwerke komplett plant und errichtet. Ich muss nur sagen, was ich anWaren dr<strong>in</strong> haben möchte und wie groß das E<strong>in</strong>zugsgebiet ist und [die Kette] plant dementsprechend.Sie liefern alle notwendigen Kenntnisse und das Know-how mit und s<strong>in</strong>d auch nachheransprechbar, wenn etwas gebraucht wird.“ (BI21, 43, Handel)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 66„Der Betrieb wird größer, es wird mehr produziert werden, die Betriebsführung wird komplexer: <strong>Die</strong>Sekretär<strong>in</strong> muss über die neuen Verhältnisse und Aufgaben <strong>in</strong>formiert werden (von uns Inhabern).“(BI16, 47, Handwerk)<strong>Die</strong>se Veränderungen führen zu e<strong>in</strong>em Bedarf an neuen Kenntnissen, der – wie die Beispiele zeigen – nur zumTeil über Weiterbildung gedeckt wird.Geplante Veränderungen und Erweiterungen können <strong>in</strong> den Augen der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen e<strong>in</strong>en Weiterbildungsbedarferzeugen.„Eventuell erfolgt <strong>in</strong> den nächsten Jahren e<strong>in</strong> upgrade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e höhere Klasse (von e<strong>in</strong>em 3-Sterne zu4-Sterne-Hotel). <strong>Die</strong> Kenntnisse dafür erwerbe ich mir durch Gespräche mit anderen Unternehmen.<strong>Die</strong>s hätte <strong>in</strong> weiterer Folge auch dementsprechende Schulungen für die MitarbeiterInnen zur Folge(z.B. im Service, We<strong>in</strong>sem<strong>in</strong>are... etc.).“ (BI 51, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> Erweiterung auf e<strong>in</strong> Ganz-Jahres-Hotel bräuchte sowohl <strong>in</strong> der Küche, an der Rezeption wie imService selbstständige MitarbeiterInnen, damit die Kont<strong>in</strong>uität gesichert wird und ich mich me<strong>in</strong>enAufgaben widmen kann.“ (BI14, 57, Gastgewerbe)5.4.6. PflichtkurseEs liegt auf Hand, dass die Tatsache, dass gewisse Kurse verpflichtend absolviert werden müssen, e<strong>in</strong>e Gelegenheitfür Weiterbildung s<strong>in</strong>d.Wie im Kapitel 5.5.2 detaillierter aufgezeigt wird, stellen gerade die Pflichtkurse Weiterbildungserfahrungen dar,die auch prägend se<strong>in</strong> können.„Negativbeispiel Sicherheitskurs. Den sitzen wir Wirte e<strong>in</strong>fach nur ab. Da kann man auch 10 Stundenam Tag machen.“ (BI2, 57, Gastgewerbe)„Der gesetzlich vorgesehene Staplerkurs war teilweise s<strong>in</strong>nvoll, aber Staplerfahren konnten wir bereits– sprich, man kann aus jedem Kurs irgendwie profitieren, aber wir machen kaum berufsspezifischenKurse.“ (EI23, 51, Handwerk)5.4.7. Erhöhung der <strong>in</strong>dividuellen Beschäftigungsfähigkeit<strong>Die</strong> Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter hat sich nicht als den Interviewten besonderswichtiges Thema herausgestellt. <strong>Die</strong>s gilt sowohl für die Betriebs<strong>in</strong>haberInnen wie für die MitarbeiterInnen. E<strong>in</strong>erder Gründe sche<strong>in</strong>t die so empfundene „Weiterbildungsfalle“ zu se<strong>in</strong>: Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Betriebe ankompetenten MitarbeiterInnen <strong>in</strong>teressiert, befürchten allerd<strong>in</strong>gs, dass sie als ArbeitgeberInnen für die direktenund <strong>in</strong>direkten Kosten aufkommen müssen, aber nicht immer die Nutznießer der Effekte s<strong>in</strong>d.„Schickt man die Mitarbeiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kurs, so wechseln sie eher. Ich habe e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enKurs des [Arbeitgeberverbandes] e<strong>in</strong>geschrieben. Er fand <strong>in</strong> der Arbeitszeit statt und ich habe ichauch bezahlt. Der Kurs hat auch etwas gebracht. <strong>Die</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong> ist dann aber, wohl auf Grund dergeregelteren Arbeitszeiten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Büro übergewechselt. Es war – für mich - e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong>sLeere. Das war mir e<strong>in</strong>e Lehre. Ich habe ich es mir zur Regel gemacht, dass wir als Betrieb nur mehrdie Hälfte der Kurskosten übernehmen. Der Nutzen liegt nämlich beim Arbeitnehmer.“ (BI2, 15 – 18,Gastgewerbe)Dennoch s<strong>in</strong>d Beispiele erhoben worden, <strong>in</strong> denen MitarbeiterInnen sich entsprechend äußern.„Weiterbildung ist für mich wichtig, um am Laufenden zu bleiben, um neue Möglichkeiten zu entdecken,um schneller, effizienter zu arbeiten – denn Zeit ist Geld. Ich will mit den VeränderungenSchritt halten, denn es gibt immer wieder neue Materialien, neue Techniken etc.“ (EI4, 22, Handwerk)„Für mich ist Weiterbildung vor allem persönliche Bildung. Ich habe e<strong>in</strong> Jahr lang e<strong>in</strong>en Lehrgang absolviert,immer Freitag und Samstag, da habe ich 1,000 Euro aus eigener Kasse bezahlt. Es war e<strong>in</strong>EU-f<strong>in</strong>anzierter Kurs zu 1000 Stunden für Möbelrestaurierung. Mir geht es nicht darum, 50 Euromehr zu verdienen, sondern mir geht es e<strong>in</strong>fach darum, dieses Handwerk zu erlernen. Es war [...]e<strong>in</strong>e super Gelegenheit für Weiterbildung. Der Betrieb unterstützt den Kurs organisatorisch: Ich habeunter der Woche mehr gearbeitet, um an Werktagen den Kurs besuchen zu können.“ (EI2, 13,Handwerk)„Vom Sohn des Hauses habe ich Grundkenntnisse <strong>in</strong> Auto-CAD erhalten. Aus Eigen<strong>in</strong>teresse habe ichim letzten W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en Kurs besucht. Auf eigene Kosten. Zwar muss ich im Betrieb nicht selberzeichnen, aber der Kurs hilft mir, die Arbeitsprozesse besser zu verstehen.“ (EI11, 39, Handwerk)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 67„Lernen und Weiterbildung s<strong>in</strong>d immer s<strong>in</strong>nvoll. Ich habe auch die Berufsschule gut abgeschlossenund bilde jetzt im Betrieb die Lehrl<strong>in</strong>ge mit aus.“ (EI3 ,63, Handel)<strong>Die</strong>se Aussagen stützen die Vermutung, dass Weiterbildung <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben auch von „nicht – utilitaristischenMotiven“ abhängt. Ob dies mit e<strong>in</strong>er hohen subjektiven Bedeutung des Berufs bei den Befragten zusammenhängt,ist nicht erhoben worden und stellt – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Südtirol – noch e<strong>in</strong>e zu schließende Forschungslückedar.Angestrebte berufliche Veränderungen s<strong>in</strong>d zudem e<strong>in</strong> Grund, über Weiterbildung nachzudenken.„Für mich persönlich wäre ideal, wenn es e<strong>in</strong>en Kurs/Abendschule für Kosmetik gäbe, wo ich nebendiesem Job auch noch ihren eigentlichen Traumberuf lernen könnte. Ganz nur mehr Schule gehenmöchte ich nicht, da fehlt mir dann das Geld durch die Arbeit.“ (EI16, 56, Handel)5.4.8. Anpassung an die betriebliche ArbeitsweiseStärker vorgebrachte Begründungen für betriebliche Weiterbildung und Wissensvermittlung ist von den Befragtendie Anpassung an die betriebliche Arbeitsweise und die Notwendigkeit, ständige Verbesserungen anzustreben,<strong>in</strong>s Treffen geführt worden.„Gute Gäste zu bekommen ist leichter als gute MitarbeiterInnen.“<strong>Die</strong> Anpassung an die betriebliche Arbeitsweise hat meist zwei Begründungen: neben der E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> denBetrieb noch den Ausgleich von empfundenen Defiziten.„Es kommt mir nicht darauf an, was die Mitarbeiter bildungsmäßig vorweisen können, sondern lediglich,ob sie die erforderlichen Fähigkeiten aufweisen, die Mitarbeiter kommen oft aus ganz unterschiedlichenBereichen, die teilweise mit Gastronomie nichts zu tun haben.“ (BI1, 25, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> Mitarbeiter lernen alle notwendigen Kenntnisse im Betrieb durch learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g, im Wesentlichenvor mir, und eventuell beim Besuch von Messen.“ (BI24, 24, Handel)„<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>arbeitung von neuen MitarbeiterInnen, auch wenn sie von anderen Betrieben kommen bzw.bereits länger <strong>in</strong> der Branche tätig s<strong>in</strong>d, ist immer notwendig, vor allem im Service, da <strong>in</strong> anderenHotels nach anderen Standards gearbeitet wird.“ (BI14, 51, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> Schulen <strong>in</strong>klusive Berufsschulen sollten viel mehr diese Basisfertigkeiten [Rechnen, Schreiben,Italienisch, Höflichkeit] aufbauen und weniger spezifische Fächer wie Warenkunde machen, da diesim Handel auch im Betrieb gelernt werden kann – die anderen grundlegenden Fähigkeiten aber nichtmehr so leicht.“ (BI25, 39, Handel)<strong>Die</strong>ser Anpassungsbedarf an die betriebliche Arbeitsweise und der Ausgleich von empfundenen Defiziten gilt <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em mobilen Arbeitsmarkt selbstverständlich auch für die MitarbeiterInnen.„Von den Kenntnissen aus der Schulausbildung [Matura] konnte ich hier nicht sehr viel verwenden,das ist ganz etwas anderes, das lernt man nicht <strong>in</strong> der Schule. Aber das ist ja bei vielen Berufen so,dass es <strong>in</strong> der Arbeit dann ganz etwas anderes braucht. Für mich war eigentlich alles oder das Meisteneu hier und deshalb musste ich eigentlich alles erst lernen, was ich hier brauche. Das habe ich alleshier <strong>in</strong>tern im Betrieb erworben: Ich habe viel von me<strong>in</strong>er Vorgänger<strong>in</strong> gelernt, die hat mich <strong>in</strong> dieArbeit e<strong>in</strong>geschult, dort konnte ich zuschauen und sie hat mir erklärt und irgendwann kann man esdann auch selber. Wenn Zeit war, hat mir auch der Chef Sachen erklärt. Es gibt schon noch immersehr viele Sachen, die ich nicht weiß [...], aber dazu müsste man <strong>in</strong> unserer Branche [Apotheke]studieren.“ (EI20, 36, Handel)5.4.9. <strong>Die</strong> ThemenstellungenIn den untersuchten Kle<strong>in</strong>betrieben gibt es vor allem e<strong>in</strong> Thema: die Notwendigkeit ständiger Verbesserungen.Neben den tief greifenden Veränderungen stellen diese kle<strong>in</strong>eren Verbesserungen gewissermaßen e<strong>in</strong> Hauptbeschäftigungsfeldfür alle Beteiligten dar.„Hauptsächlich ständige Verbesserungen, vor allem im Bereich der Infrastruktur, wie Sauna undSchwimmbad (Hardware), waren die Haupttätigkeit <strong>in</strong> den letzten Jahren. Verbesserungen <strong>in</strong> die>Software< s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>betrieb auf Grund der schwierigen Koord<strong>in</strong>ation der Abdeckung (z. B.freie Tage) und auch aufgrund der Mitarbeiterfluktuation schwierig.“ (BI14, 42, Gastgewerbe)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 68„Im Betrieb ist auch e<strong>in</strong>mal im Jahr e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geladen. [...]. Sie wohnt dann im Hotel, beobachtetdie Abläufe und analysiert die Schwachstellen im Service, im Management, <strong>in</strong> der Büro- E<strong>in</strong>teilungund im Ablagesystem.“ (BI10, 38, Gastgewerbe)Weiterbildung und Wissensvermittlung haben somit <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Problemlösungsfunktion. <strong>Die</strong> „problemerzeugende“Rolle von Weiterbildung wird nur selten gesehen. E<strong>in</strong> Beispiel soll aber nicht unerwähnt bleiben:„Weiterbildung ist häufig erst e<strong>in</strong> Anstoß, um Probleme überhaupt sichtbar zu machen, aufzuzeigenund nicht unbed<strong>in</strong>gt schon zu lösen. Dadurch wird e<strong>in</strong> Anstoß für Veränderungen gegeben.“ (BI20,44, Gastgewerbe).<strong>Die</strong> problemlösende Funktion von Weiterbildung sowie die erhobene Orientierung an betrieblich angepasstenGrundfähigkeiten zeigt sich auch im empfundenen thematischen Weiterbildungsbedarf.Spezielle fachliche Themen<strong>Die</strong> speziellen fachlichen Themen ändern sich von Branche zu Branche und z.T. auch von Betrieb zu Betrieb. <strong>Die</strong>Abbildung 9 liefert e<strong>in</strong>en Überblick über die Themenstellungen. H<strong>in</strong>weise zur Relevanz bei der Erhebung gibt dieNennung der Häufigkeit, wenngleich die Studie ke<strong>in</strong>eswegs den Anspruch erheben kann, repräsentativ zu se<strong>in</strong>.Abbildung 9: Fachthemen nach BrancheHandwerk Gastgewerbe HandelCAD (3) Dekoration (5) Spezielle Waren (3)Spezielle Verarbeitungstechniken (6) Organisatorische Grundfertigkeiten (5) Frischhaltung (1)We<strong>in</strong>e / Getränke (3) Buchhaltung (1)Kennenlernen der lokalen Umgebung (2)Gesetzliche Regelungen (1)Bereits diese Themenstellungen zeigen die enge Verbundenheit des empfundenen Weiterbildungsbedarfs mitder betrieblichen Praxis auf. Bemerkenswert, dass auch im Bereich jener Tätigkeiten, die nicht immer als sehrkomplex angesehen werden, durchaus e<strong>in</strong> Weiterbildungsbedarf empfunden wird. Zwei Beispiele aus demGastgewerbe:„Gerade bei Zimmermädchen braucht es Ausbildung, sie s<strong>in</strong>d es nämlich nicht. Im Gegensatz zur Küchearbeiten sie alle<strong>in</strong>e und können so nicht von e<strong>in</strong>ander lernen. In der Küche wird das Personalständig kontrolliert und verbessert. Ich habe e<strong>in</strong>e solche Weiterbildung für Zimmermädchen im Dorfangeregt, habe aber ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierten Hotels gefunden. Für die Zimmermädchen haben wir e<strong>in</strong>e 4Seiten lange Checkliste erstellt, wo nur steht, was alles zu re<strong>in</strong>igen ist. Wie kann man den Ablauf sogestalten, dass e<strong>in</strong> Zimmer nicht <strong>in</strong> 15 bis 20 M<strong>in</strong>uten, sondern <strong>in</strong> 12 M<strong>in</strong>uten bei Nichtabreise gemachtist? Dazu braucht es <strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong>.” (BI2, 55, Gastgewerbe)„Wichtig wäre, dass es e<strong>in</strong> Weiterbildungsangebot für die Grundlagen gibt: so für die Stubenmädchen,die grundlegenden D<strong>in</strong>ge über Re<strong>in</strong>igung, Putzmittel, Vorgehen, Zimmergestaltung, Dekorationerfahren sollen. [...]. Das braucht ke<strong>in</strong> hoch ausgebildeter Referent zu se<strong>in</strong>, es geht wirklich um diee<strong>in</strong>fachen D<strong>in</strong>ge, die aber oft fehlen und große Schwierigkeiten machen (z. B. beschädigte Möbel undTeppiche wegen der falschen Putzmittel). <strong>Die</strong>se Weiterbildung muss aber auch leistbar se<strong>in</strong> – Kle<strong>in</strong>betriebkönnen nicht so viel dafür zahlen und können Mitarbeiter<strong>in</strong>nen dafür nicht tageweise freistellen!“(BI23, 41, Gastgewerbe)Kommunikation mit den KundInnen (und LieferantInnen)Der Bereich der Kommunikation mit den KundInnen ist <strong>in</strong>tensiv vorgebracht worden. Zum e<strong>in</strong>en fallen diesprachlichen Kompetenzen der MitarbeiterInnen <strong>in</strong> diesen Bereich, zum anderen auch der „gepflegte Umgang“mit KundInnen und Gästen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 69Abbildung 10: Kundenkommunikation nach BrancheKommunikation mit Kunden nach Branche Handwerk Gastgewerbe Handel Zusammenfassung andere ThemenInformations- und Kommunikationstechnologien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> „Dauerbrenner“ <strong>in</strong> allen Branchen und <strong>in</strong> jedem Falle<strong>in</strong> Bereich, <strong>in</strong> dem Weiterbildung allgeme<strong>in</strong> anerkannt wird.Dazu kommen weitere Themen, die zwar thematisch e<strong>in</strong>deutig zugeordnet werden können, deren Kontextallerd<strong>in</strong>gs nicht erhoben wurde: Market<strong>in</strong>g sowie die Kenntnis über gesetzliche Regelungen.Dass Weiterbildung e<strong>in</strong>en Beitrag zur Ideengenerierung für die Betriebs<strong>in</strong>haber selbst leisten kann, wurde vonvier Betriebs<strong>in</strong>haberInnen genannt.Motivation und FührungBetriebs<strong>in</strong>haberInnen orten bei sich selbst den Bedarf, sich im Bereich Führung und MitarbeiterInnenmotivationund –b<strong>in</strong>dung weiterzubilden.„Ich habe [...] vor e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>en Kurs für Teamführung besucht, der sehr wohl E<strong>in</strong>iges gebrachthat. Ich habe diesen Kurs besucht, um zu sehen, ob dieses Thema für mich <strong>in</strong>teressant ist.“(BI26, 51, Handwerk).<strong>Die</strong> Erwartungen an solche Kurse s<strong>in</strong>d vielfältig: sie sollen sowohl zur MitarbeiterInnnenzufriedenheit wie zurMitarbeiterInnenb<strong>in</strong>dung beitragen. Das Thema „Steigerung der Selbstständigkeit“ der MitarbeiterInnen ist auchgenannt worden.Deutlich wird, dass es <strong>in</strong> Betrieben mit e<strong>in</strong>er größeren MitarbeiterInnenanzahl das Thema „Führung undFührungsverhalten“ 59 deutlicher verspürt und systematisch betrieben wird.In wenigen Fällen wird die Steigerung der MitarbeiterInnenzufriedenheit und die B<strong>in</strong>dung der MitarbeiterInnenan den Betrieb als Begründung für Weiterbildung genannt.Abbildung 11: Teambildung und <strong>in</strong>terne Kommunikation nach BrancheTeambildung und <strong>in</strong>terne KommunikationTeambildung und <strong>in</strong>terne Kommunikation nach Branche Handwerk Gastgewerbe Handel Eng <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem obigen Thema steht das der Teambildung und der <strong>in</strong>ternen Kommunikation.Dass diese beiden Themenstellungen von Relevanz s<strong>in</strong>d, zieht sich durchgängig durch be<strong>in</strong>ahe alle Interviews.„Wenn e<strong>in</strong> Team gut e<strong>in</strong>gespielt ist, dann läuft alles wie am Schnürchen. Teambildung sollte vor allemaußer Haus durchgeführt werden. Wir haben e<strong>in</strong>en solchen Kurs zwar selbst noch nicht organisiert,aber ich habe es durch die Veranstaltungen, die andere Firmen <strong>in</strong> unserem Haus durchführen,gesehen, wie s<strong>in</strong>nvoll das se<strong>in</strong> kann. Da lerne ich, weil ich mit den Veranstalter, den Referenten undden TeilnehmerInnen über die S<strong>in</strong>nhaftigkeit der Veranstaltung spreche.“ (BI14, 52, Gastgewerbe).„Kommunikation im Betrieb, damit alle über die Gegebenheiten <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d. Denn der Informationsflussläuft nicht immer optimal. Man sagt es drei Personen und me<strong>in</strong>t, man hätte es allen gesagt.“(BI19, 48, Handel).<strong>Die</strong>ses Empf<strong>in</strong>den wird auch von MitarbeiterInnen geäußert.„Interessant wäre vielleicht auch e<strong>in</strong> Kurs, wo es um Teamarbeit geht, da das öfter nicht so gutklappt, beispielsweise dass jeder e<strong>in</strong>fach geht, wenn se<strong>in</strong> Bereich der Arbeit getan ist ohne zu schauen,ob es sonst noch etwas Wichtiges zu tun wäre oder jemand Hilfe bräuchte.“ (EI10, 57, Gastgewerbe)59 Zwei Betriebe wiesen e<strong>in</strong>e MitarbeiterInnenanzahl von deutlich über 9 Beschäftigten aus. <strong>Die</strong> Interviews wurden dennoch geführt,auch weil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall zwar die Zweigstelle der primäre Gegenstand der Erörterung war.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 70„Wenn es untere<strong>in</strong>ander nicht passt, dann passt es dem Kunden gegenüber auch nicht.“ (EI21, 45,Handel)„Wo könnte man das lernen, besser mit Stress umzugehen? In der Schule hat man das schon sotheoretisch gelernt, aber wie könnte man dies praktisch auch üben?“ (EI22, 15, Gastgewerbe)5.4.10.Zusammenfassung<strong>Die</strong> skizzierten Veränderungen unterstreichen, dass die Südtiroler Kle<strong>in</strong>betriebe im Wandel von anbieter- zurnachfrageorientierten Betrieben stecken. Der Wunsch der KundInnen und nicht das Angebot des Anbieters stehtim Vordergrund. <strong>Die</strong> Veränderungen führen ke<strong>in</strong>eswegs <strong>in</strong> allen Fällen zu Weiterbildung, sei es formalisierter,nicht formalisierter oder <strong>in</strong>formeller Natur. Davon ausgenommen ist der Bereich der sprachlichen Kompetenz, <strong>in</strong>dem es e<strong>in</strong> deutlich manifestes Interesse an (vorwiegend formalisierter) Weiterbildung gibt. Dennoch gibt ese<strong>in</strong>e Wechselwirkung mit Weiterbildung: Es s<strong>in</strong>d durchaus Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen und eigene Erfahrungen,durch die Betriebs<strong>in</strong>haber auf die genannten Aspekte der Veränderungen im KundInnenverhalten aufmerksamgemacht werden.Der doch diffuse und nicht klar benennbare Weiterbildungsbedarf, der sich durch die Marktänderungen ergibt,muss detaillierter erhoben werden und <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich wie didaktisch maßgeschneiderte Aktionen transformiertwerden.Wenngleich diese qualitative Untersuchung ke<strong>in</strong>e Repräsentativität angestrebt hat, so lassen sich doch e<strong>in</strong>igeMuster nachzeichnen:• <strong>Die</strong> Offenheit für Weiterbildung hängt eng mit der Komplexität der Produkte und der <strong>Die</strong>nstleistungen zusammen.Betriebe, die sich auf (neue) Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen spezialisieren, schaffen offenbar e<strong>in</strong>Umfeld, <strong>in</strong> dem Weiterbildung eher als betriebliche Strategie <strong>in</strong> Betracht gezogen wird als <strong>in</strong> jenen Betrieben,die nicht auf neue Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen setzen.• E<strong>in</strong>e prägende Rolle für die Sicht von Weiterbildung und Wissenserwerb sche<strong>in</strong>t die Betriebskultur zuspielen, zwischen Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und ArbeitnehmerInnen lassen sich wenige <strong>in</strong>haltliche Differenzenfeststellen.5.5. FORMEN DER WEITERBILDUNGWelche Formen der Weiterbildung bzw. des Lernens setzen Kle<strong>in</strong>betriebe e<strong>in</strong>, um Wissen und benötigte Kenntnisse<strong>in</strong> den Betrieb zu br<strong>in</strong>gen? Im Rahmen dieser Studie werden def<strong>in</strong>itorisch verschiedene Formen vonWeiterbildung unterschieden, die durch spezielle Merkmale gekennzeichnet s<strong>in</strong>d (siehe Abbildung 12).Abbildung 12: Formen von Weiterbildung mit kennzeichnenden MerkmalenFormale WeiterbildungNicht-formalisierteWeiterbildungAlle drei Formen s<strong>in</strong>d vorausgeplant, organisiert undwerden betrieblich unterstützt.Informales LernenWB im engeren S<strong>in</strong>n WB im weiteren S<strong>in</strong>n, aber <strong>in</strong>stitutionalisiert Intentional, aber nicht <strong>in</strong>stitutionalisiertKlare Trennung Arbeit – Lehr/LerntätigkeitStark strukturiert, meist gruppenorientiertBetriebs<strong>in</strong>tern wie –externLieferantInnen, VertreterInnen, Beratung,KollegInnen, Vorgesetzte„Jemand lehrt“, meist <strong>in</strong>ternLern- und Qualitätszirkel, E<strong>in</strong>arbeitung,selbst-gesteuertes LernenTeamgespräche, BesprechungenAußerbetrieblich, durch Messebesuche undBetriebswechselAutodidaktisches Lernen außerhalb des BetriebesIn den Interviews wurde offen danach gefragt, wie benötigte Kenntnisse <strong>in</strong> den Betrieb kommen, um Informationenüber alle genutzten Formen von Weiterbildung/Lernen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben zu erhalten. Alle Aussagender Befragten dazu wurden <strong>in</strong> der Analyse der Interviews diesen drei Weiterbildungsformen mit folgendenUnterkategorien zugeordnet:<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 71Formale Weiterbildung:• „Klassische“ Weiterbildungskurse, hauptsächlich außerhalb des BetriebsNicht-formalisierte Weiterbildung:• Weiterbildung durch LieferantInnen, VertreterInnen, BeraterInnen im BetriebInformales Lernen:• Innerbetriebliches <strong>in</strong>formales Lernen (Teamgespräche, Besprechungen… etc.)• Außerbetriebliches <strong>in</strong>formales Lernen (Messen, Veranstaltungen, etc.)• Autodidaktisches Lernen (Bücher, Internet)Abbildung 13 bietet e<strong>in</strong>e grafische Übersicht der relativen Nennungshäufigkeiten zu den drei Weiterbildungskategorien<strong>in</strong> den Branchen und erlaubt damit auch e<strong>in</strong>e Abschätzung der Relevanz. Aus der Abbildung wird dieDom<strong>in</strong>anz <strong>in</strong>formaler Lernformen <strong>in</strong> allen drei Branchen deutlich ersichtlich: <strong>in</strong>nerbetriebliches, außerbetrieblichesund autodidaktisches Lernen stellt <strong>in</strong> den befragten Kle<strong>in</strong>betrieben die meistgenutzte Form der WissensundKenntnisaneignung dar. An zweiter Stelle stehen formale Weiterbildungskurse, während nicht-formalisierteWeiterbildung durch LieferantInnen, VertreterInnen und BeraterInnen vor allem <strong>in</strong> Handwerk und Handel noche<strong>in</strong>e Rolle spielt. MitarbeiterInnen nennen im Vergleich zu Betriebs<strong>in</strong>haberInnen häufiger <strong>in</strong>formales Lernen undseltener formale Weiterbildung als Arten des Wissens- und Kenntniserwerbs.Abbildung 13: Genutzte Formen der WeiterbildungFormen Weiterbildung Handwerk Gastgewerbe HandelInformales Lernen Formale Weiterbildung Nicht-formalisierte Weiterbildung Folgend werden alle Weiterbildungsformen mit den jeweiligen Unterkategorien im Detail beschrieben und anhandexemplarischer Aussagen der Befragten konkretisiert.5.5.1. Informales LernenUnter <strong>in</strong>formalem Lernen s<strong>in</strong>d Formen der Kenntnisaneignung gefasst, die ohne klar strukturierte Zeiten,Räume und Inhalte stattf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong>stitutionalisiert s<strong>in</strong>d und sich stark am Lerngehalt der täglichenArbeit orientieren. Unterschieden werden dabei <strong>in</strong>formales Lernen <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des Betriebssowie autodidaktisches Lernen. <strong>Die</strong> praktische Relevanz dieser <strong>in</strong>formalen Lernformen wird aus der <strong>in</strong> Abbildung14 dargestellten relativen Häufigkeiten der Nennungen sichtbar. Danach spielt <strong>in</strong>nerbetriebliche <strong>in</strong>formaleKenntnisaneignung <strong>in</strong> den Branchen Handel und vor allem im Handwerk die größte Rolle, wobeiMitarbeiterInnen diese Form des Wissenserwerbs fast doppelt so häufig anführen als Betriebs<strong>in</strong>haberInnen. ImGastgewerbe kommt außerbetrieblichen <strong>in</strong>formalen Lernformen etwas mehr Bedeutung zu als <strong>in</strong>nerbetrieblichen,autodidaktische Methoden werden grundsätzlich seltener und vor allem von MitarbeiterInnen derBranchen Gastgewerbe und Handel genannt.Abbildung 14: Informale LernformenInformale Lernformen Handwerk Gastgewerbe HandelInnerbetrieblich <strong>in</strong>formal Außerbetrieblich <strong>in</strong>formal Autodidaktisch<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 72Folgend werden die drei Arten des <strong>in</strong>formalen Lernens im Detail beschrieben und anhand von Zitaten aus denInterviews veranschaulicht.Innerbetriebliches <strong>in</strong>formales Lernen<strong>Die</strong> vor allem bei MitarbeiterInnen <strong>in</strong> Handwerk und Handel deutlich dom<strong>in</strong>ierende Form <strong>in</strong>nerbetrieblichen<strong>in</strong>formalen Lernens präsentiert sich wiederum <strong>in</strong> mehreren Variationen. E<strong>in</strong>e wichtige Art des Erwerbs und derGenerierung neuer Kenntnisse und Fähigkeiten stellen meist anlassbezogene Gespräche, Diskussionen und „Beratungen“im Team dar, wo jedes Teammitglied gleichberechtigt Ideen und Vorschläge e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann und beiBedarf auch der/die Betriebs<strong>in</strong>haberIn h<strong>in</strong>zugezogen wird.„Grundsätzlich werden Ideen für Lösungen meist unter den Mitarbeitern auf Montage oder im Betriebdiskutiert und die beste Möglichkeit ausgewählt. Da f<strong>in</strong>det sich meistens die beste Lösung, durch dasReden darüber. Wenn von den Mitarbeitern ke<strong>in</strong>e Lösung gefunden wird oder etwas viel mehr Aufwandbräuchte, wird der Chef kontaktiert und es mit ihm auch besprochen.“ (EI13, 33, Handwerk)„Im Geschäft wird sehr viel über Neuerungen mit dem Chef oder auch unter den Mitarbeitern gesprochen,z. B. wenn Waren anders platziert werden sollen oder bestimmte Abläufe anders gestaltetwerden sollen, damit es besser läuft. Da gibt es viel Austausch und das wird dann auch umgesetzt –da braucht es eigentlich niemanden von außen.“ (EI16, 66, Handel)„Ich lerne viel im Austausch mit den Kollegen <strong>in</strong> der Werkstatt. So auch vom relativ neuen Mitarbeiteraus Schwer<strong>in</strong>, der viel herumgekommen ist. Er sagt mir klar, was er an me<strong>in</strong>er Arbeit gutf<strong>in</strong>det und was nicht. Auch die Lehrbuben haben oft, wenn sie sich Gedanken machen, sehr guteIdeen!“ (EI2, 17, Handwerk)E<strong>in</strong>e weitere wichtige Art <strong>in</strong>nerbetrieblicher <strong>in</strong>formaler Weiterbildung stellt der unidirektionale Wissenstransfer <strong>in</strong>Form von Gesprächen und konkreten Anleitungen von Vorgesetzten/Betriebs<strong>in</strong>haberInnen zu denMitarbeiterInnen dar.„Lernen erfolgt vor allem durch H<strong>in</strong>weise des Chefs: Der Chef br<strong>in</strong>gt Artikel vorbei, Informationenüber die Produkte, Infos aus dem Internet, und gibt sie weiter.“ (EI3, 46, Handel)„Der Inhaber br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Neues <strong>in</strong> den Betrieb und gibt diese Neuerungen an die Mitarbeiterweiter.“ (EI14, 43, Handwerk)„Im Betrieb gibt es auch andere Formen der Weiterbildung, z. B. werden neue Mitarbeiter <strong>in</strong>tern <strong>in</strong>die Abläufe, die Warenkunde usw. e<strong>in</strong>geführt und lernen auch sonst viel von uns.“ (BI25, 50, Handel)„<strong>Die</strong> Chef<strong>in</strong> erklärt mir die We<strong>in</strong>e. Trotz dem diesbezüglichen Weiterbildungsangebot habe ich fürKurse ke<strong>in</strong>e Zeit. Ich rede <strong>in</strong> der Arbeitszeit auch viel mit dem Chef über We<strong>in</strong>e und kann so sehr vielvon ihnen lernen.“ (EI8, 23, Gastgewerbe)<strong>Die</strong> Lernwirksamkeit der Tätigkeit selbst, „Learn<strong>in</strong>g by Do<strong>in</strong>g“ wird schließlich <strong>in</strong>sbesondere im Handwerkhervorgehoben.„Dazulernen f<strong>in</strong>det bei dieser Arbeit eigentlich ständig statt: Jeder Auftrag hat neue Facetten, esmuss immer e<strong>in</strong>e neue und <strong>in</strong>dividuelle Lösung gefunden werden, es werden ke<strong>in</strong>e Serienproduktehergestellt. Vor allem auf Montage draußen gibt es viel Abwechslung durch Arbeiten im Innen- undAußenbereich, die immer flexible Lösungen erfordern. Und man lernt dazu, z. B. dass man bestimmteLeime auf bestimmten Materialien nicht verwenden kann oder dass sie außen nicht so guthalten.“ (EI13, 42, Handwerk)„<strong>Die</strong> Kenntnisse, um diese Veränderungen meistern zu können, werden grundsätzlich <strong>in</strong>nerhalb desBetriebs erworben: <strong>Die</strong> älteste Schneider<strong>in</strong> ist sehr erfahren und sie probieren dann geme<strong>in</strong>sam neueTechniken aus, nehmen Proben des Materials und <strong>in</strong>formieren sich auch <strong>in</strong> Zeitschriften.“ (EI14, 20,Handwerk)„Am meisten lerne ich <strong>in</strong> der Tätigkeit selber, durch den Kontakt mit den Kunden. Z. B. merke ich,dass ich nach der Sommersaison deutlich besser Italienisch spreche als vorher, e<strong>in</strong>fach weil ich esmehr mit italienischen Kunden zu tun habe.“ (EI16, 37, Handel)Außerbetriebliches <strong>in</strong>formales LernenInformales Lernen außerhalb des Betriebs f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>erseits durch Gespräche mit KollegInnen der selben, aberauch anderer Branchen statt. <strong>Die</strong>ser Austausch <strong>in</strong> Netzwerkform entsteht häufig durch Kooperationen oder als„Nebeneffekt“ von Versammlungen und Treffen, die an sich eigentlich ke<strong>in</strong>en Lern- bzw. Weiterbildungsbezughaben. Es kl<strong>in</strong>gen allerd<strong>in</strong>gs auch Vorbehalte e<strong>in</strong>er zu weiten Öffnung an, <strong>in</strong>sbesondere gegenüber<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 73BerufskollegInnen als potentiellen KonkurrentInnen.„Der Austausch mit Berufskollegen br<strong>in</strong>gt viel Neues here<strong>in</strong> z. B. auf den Verbandsversammlungenwird meist nach der Veranstaltung noch mit Kollegen gesprochen, wo man oft sehr viel erfährt. Manmuss aber auch schauen, mit wem man über was spricht, die Konkurrenz schläft ja schließlich nicht.Aber das ist e<strong>in</strong> wichtiger Nebeneffekt der Versammlungen und br<strong>in</strong>gt oft neue Ideen.“ (BI15, 46,Handwerk)„Da sich e<strong>in</strong>e tolle Gruppe gebildet hat, ich fahre auch h<strong>in</strong>, wenn es Themen wie das österreichischeSteuerwesen gibt. Es gibt e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en Austausch.“ (BI17, 48, Handel)„Zurzeit arbeitet me<strong>in</strong> Sohn auch an e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heimischen Lebensmittelschiene. Hier wird das gegenseitigeLernen und der Austausch zwischen Gastwirten und Bauern groß geschrieben.“ (BI10, 44,Gastgewerbe)E<strong>in</strong>e zweite Form außerbetrieblichen <strong>in</strong>formalen Lernens stellen Messebesuche dar: <strong>Die</strong>se spielen vor allem <strong>in</strong>Handwerk und zum Teil auch im Handel als Quelle neuen Wissens e<strong>in</strong>e Rolle und werden hauptsächlich vonBetriebs<strong>in</strong>haberInnen genannt.„Immer wieder besuchen wir Messen, da holen wir uns dann auch Ideen für neue Produkte.“ (BI6,34, Handwerk)„Neue Kenntnisse kommen hauptsächlich durch den Besuch von spezialisierten Messen <strong>in</strong> ganz Europa:Dort trifft man 80% aller Lieferanten und Leute, die <strong>in</strong> diesem Bereich arbeiten – der ist nicht sogroß – knüpft Kontakte, sieht neue Produkte und tauscht Informationen aus.“ (BI24, 41, Handel)„Häufig werden Messebesuche gemacht, um neue Ideen zu sammeln, die dann <strong>in</strong> Produktionsbesprechungenmit den jeweiligen Mitarbeitern besprochen werden.“ (BI5, 42, Handwerk)Speziell im Gastgewerbe und zum Teil auch im Handwerk f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e weitere Form außerbetrieblichen<strong>in</strong>formalen Lernens: Durch den (gezielten) Besuch anderer Betriebe bzw. das (saisonale) Arbeiten <strong>in</strong> unterschiedlichenBetrieben werden neue Ideen, Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten erworben.„<strong>Die</strong> eigene Weiterbildung erfolgt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch gezielten Urlaubsaufenthalt <strong>in</strong> ausländischenWellness-Hotels. Dort beobachte ich aufmerksam alle organisatorischen Abläufe und schreibe sorgfältigauf was mir gefällt und auch das war mir als Gast missfällt. In der Rolle des Gastes fallen mirD<strong>in</strong>ge auf, die mir <strong>in</strong> der Rolle als Gastgeber<strong>in</strong> unbedeutend erschienen. Da ich selbst am meisten <strong>in</strong>und durch den Aufenthalt <strong>in</strong> Hotels gelernt habe, dürfen die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen gelegentlichauch e<strong>in</strong> Wochenende <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gastbetrieb verbr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong>s als Geschenk der Betriebsleitungmit <strong>in</strong>direkter Weiterbildungs<strong>in</strong>tention.“ (BI10, 14, Gastgewerbe)„Lernen als Koch passiert vor allem durch das Wechseln der Betriebe. Ich habe viele Erfahrungen <strong>in</strong>Deutschland, der Schweiz und Österreich gesammelt und alle 2 bis 3 Jahre Betrieb gewechselt, umNeues zu lernen.“ (EI18, 25, Gastgewerbe)„Ich b<strong>in</strong> selbst bei verschiedenen Betrieben gewesen und habe dort gearbeitet, das hat mir sehr vielgebracht.“ (BI6, 39, Handwerk)Autodidaktisches LernenAutodidaktisches Lernen me<strong>in</strong>t <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>dividuelle Weiterbildungsaktivitäten von MitarbeiterInnen ausHandel und Gastgewerbe durch gezieltes Lernen aus Büchern zur Bewältigung aktuell anstehender Herausforderungen.„Und die Stammgäste werden immer älter, da muss man auch etwas tun: E<strong>in</strong>erseits muss die Kücheangepasst werden und da helfe ich mir selbst mit Kochbüchern.“ (BI22, 35, Gastgewerbe)„Das im Betrieb benutze Hotelreservierungssystem habe ich durch die Betriebs<strong>in</strong>haber und im Eigenstudiumgelernt. Entsprechende Kurse wurden <strong>in</strong> der Umgebung nicht angeboten, sondern nur <strong>in</strong> Meran,was mir zu weit weg war.“ (EI7, 38, Gastgewerbe)„Spezielles Wissen eigne ich mir selbst an, <strong>in</strong>dem ich <strong>in</strong> Warenkundebüchern nachlese.“ (EI3, 47,Handel)„Ich kaufe mir auch selbst Bücher z.B. zum Thema Tischdekoration und eigne mir das Wissen selbstan.“ (EI17, 50, Gastgewerbe)5.5.2. Formale Weiterbildung<strong>Die</strong> besuchten formalen Weiterbildungskurse f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Regel außerhalb des Betriebs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gruppensett<strong>in</strong>gstatt, mit klar strukturierten Inhalten sowie def<strong>in</strong>iertem Anfang und Ende. Grundsätzlich besuchen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 74Betriebs<strong>in</strong>haberInnen deutlich mehr formale Kurse als MitarbeiterInnen und auch die Bandbreite an genanntenThemen ist bei ersterer Gruppe größer. <strong>Die</strong> meisten Nennungen beider Befragtengruppen zu bisher absolviertenKursen betreffen Pflichtkurse, vor allem im Handwerk:„In den letzten Jahren wurden nur jene Kurse besucht, die vom Gesetz vorgesehen s<strong>in</strong>d, wie Arbeitssicherheit,Staplerkurs, Erste Hilfe. Nur für ganz neue Mitarbeiter gibt es von Zeit zu Zeit e<strong>in</strong>enSchweißerkurs, wenn das von den Vorarbeitern für notwendig empfunden wird.“ (BI5, 38, Handwerk)„Ich habe bislang bis auf die Pflichtkurse wie HACCP ke<strong>in</strong>e formale Weiterbildung besucht und eigentlichauch nie daran gedacht - die Messen reichen aus.“ (BI24, 56, Handel)Neben den Pflichtkursen werden zum Teil auch Schulungen im Rahmen von Zertifizierungen oder speziellen Kooperationenerwähnt.„Durch die >Europa Wanderhotels


Gründe, Barrieren, Effekte 75des Betriebs mit klar strukturierten Inhalten und Zeiten statt. <strong>Die</strong> meisten diesbezüglichen Nennungen beziehensich auf Pflichtkurse. Nicht-formalisiertes Lernen durch LieferantInnen, VertreterInnen und BeraterInnen spieltschließlich <strong>in</strong> Handel und Handwerk noch e<strong>in</strong>e Rolle, wobei hierzu meist anlassbezogene Schulungen im Zugeder E<strong>in</strong>führung neuer Produkte, Geräte oder Techniken genannt werden.5.6. WEITERBILDUNGSERFAHRUNGEN UND -NUTZENNach den bisherigen persönlichen Erfahrungen mit Weiterbildung befragt, berichtet die überwiegende Mehrheitder Interviewten von grundsätzlich positiven Erlebnissen, wobei sich die Nennungen praktisch ausschließlich aufbesuchte formale Weiterbildungskurse beziehen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gebliebenen positiven Erfahrungen beziehensich auf mehrere Aspekte: Am häufigsten bleibt der direkte Umsetzungsnutzen als positives Element im Gedächtnis.„<strong>Die</strong> Erfahrungen mit der E<strong>in</strong>führung des neuen Warenwirtschaftssystems und mit der Schaufenstergestaltungwar sehr gut. Vor allem die praktische Anwendung war sehr gut, alle Mitarbeiter könnendas jetzt, z. B. Schaufensterpuppen anziehen, Waren präsentieren, Umgang mit dem Computer.“(EI9, 47, Handel)„Man konnte das Gelernte gut im Arbeitsalltag umsetzen.“ (EI4, 48, Handwerk)„<strong>Die</strong> Computerkurse waren sehr <strong>in</strong>teressant und hilfreich, ich habe dort auch nette und <strong>in</strong>teressanteLeute kennen gelernt und das Gelernte war vor allem auch gleich anwendbar.“ (BI22, 41, Gastgewerbe)„Grundsätzlich waren die Erfahrungen <strong>in</strong> den Kurse positiv, man hat viel gelernt, weil es auch sehrpraktisch angelegt war. Daher waren die vermittelten Kenntnisse auch sofort <strong>in</strong> der Praxis anwendbar.“(EI18, 35, Gastgewerbe)Neben dem Umsetzungsnutzen wird auch e<strong>in</strong>e eher allgeme<strong>in</strong>e „Öffnung für Neues“, e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Dazulernenund Auffrischen von Wissen als positive Erfahrung bisher besuchter Kurse angeführt.„Am Beg<strong>in</strong>n waren alle sehr wissensdurstig und die Weiterbildung hat auch wirklich e<strong>in</strong>en Nutzen gebracht,vor allem e<strong>in</strong>e mentale Öffnung und e<strong>in</strong>e erhöhte Lernbereitschaft.“ (BI18, 66, Handwerk)„Weiterbildungskurse br<strong>in</strong>gen neue Ideen und Impulse <strong>in</strong> den Betrieb bzw. Fähigkeiten, die nicht <strong>in</strong>der Tätigkeit gelernt werden.“ (EI13, 20, Handwerk)„Grundsätzlich habe ich bei me<strong>in</strong>en besuchten Weiterbildungs-Veranstaltungen positive Erfahrungengemacht, man lernt immer dazu und frischt Wissen auf, es br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Professionalisierung.“ (BI25,46, Handel)Betont wird allerd<strong>in</strong>gs auch der eigene Beitrag zum Erfolg e<strong>in</strong>er Weiterbildungsmaßnahme: PersönlichesInteresse, der Wille und die Bereitschaft sich auf Neues e<strong>in</strong>zulassen und die Möglichkeiten sowie der Wille zurpraktischen Umsetzung machen e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil „guter“ Weiterbildung aus.„Wenn ich den Willen habe, dann br<strong>in</strong>gt der Kurs wirklich etwas.“ (BI18, 27, Handwerk)„<strong>Die</strong> Umsetzbarkeit ist e<strong>in</strong> sehr wichtiger Punkt, wobei das dann auch immer von der eigenen Motivation,den Absichten und Möglichkeiten abhängt.“ (BI25, 46, Handel)„Am wichtigsten für den Erfolg, den Nutzen e<strong>in</strong>er Weiterbildung ist das persönliche Interesse amThema, dann kann man immer mehr aus Kursen herausholen.“ (EI13, 52, Handwerk)<strong>Die</strong> eher wenigen direkt genannten negativen Erfahrungen betreffen vor allem die mangelnde Umsetzbarkeitder Inhalte und den Überhang an Theorie <strong>in</strong> besuchten Kursen.„<strong>Die</strong> bisherigen Weiterbildungserfahrungen waren für mich mäßig, da alle Kurse zu viel Theorie undzu wenig Praxis be<strong>in</strong>haltet haben. Das wichtige dieser Kurse hätte ich auch auf 10 M<strong>in</strong>uten zusammenfassenkönnen und da zahlt es sich nicht aus, e<strong>in</strong>en ganzen Tag lang e<strong>in</strong>en Kurs zu besuchen– vor allem weil gerade Zeit bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>em Laden immer fehlt.“ (BI21, 24, Handel)„Letztendlich ist nichts Brauchbares dabei herausgekommen, nichts was man im Betrieb hätte nutzenkönnen. Es hat sich im Anschluss an den Kurs alles wieder verwässert.“ (BI13, 61, Handwerk)5.7. INFORMATIONSEINHOLUNG ÜBER WEITERBILDUNGE<strong>in</strong>e notwendige Vorbed<strong>in</strong>gung für die Inanspruchnahme von Weiterbildung stellt die Verfügbarkeit bzw. Beschaffungvon Informationen über Angebote dar. Alle Befragten gaben e<strong>in</strong>erseits Auskunft darüber, über welche<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 76Kanäle, <strong>in</strong> welcher Art und Weise sie Informationen über Weiterbildung e<strong>in</strong>holen und andererseits auch vonwem, aus welcher Quelle diese Angebote hauptsächlich stammen. <strong>Die</strong> Darstellung der Befragungsergebnisseerfolgt <strong>in</strong> diesen zwei Kategorien des „Wie“ und des „Wo“ der Informationse<strong>in</strong>holung. Alle Aussagengruppenwerden pro Kapitel wiederum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grafischen Übersicht nach Branchen dargestellt, um e<strong>in</strong>e grobequantitative Abschätzung der Relevanz e<strong>in</strong>zelner Aspekte zu ermöglichen. <strong>Die</strong> Größe der Punkte entspricht derrelativen Häufigkeit der Nennungen. Im Anschluss daran werden die Kategorien <strong>in</strong> Textform beschrieben unddurch exemplarische Aussagen der Interviewten konkretisiert.5.7.1. Arten der Informationse<strong>in</strong>holung<strong>Die</strong> verschiedenen Wege der Beschaffung von Informationen über Weiterbildungsangebote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 15aufgelistet, gereiht nach der <strong>in</strong>sgesamten Anzahl der Nennungen und differenziert nach den drei Branchen.Grundsätzlich unterscheiden sich die Arten der Informationse<strong>in</strong>holung kaum zwischen den Branchen – e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong>formelleGespräche spielen im Gastgewerbe e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Rolle als im Handwerk und speziell im Handel. Bisauf die ausschließlich von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen genannten Kooperationen und Zertifizierungen zeigen sich zudemauch ke<strong>in</strong>e relevanten <strong>in</strong>haltlichen Differenzen zwischen MitarbeiterInnen und InhaberInnen betreffend diegenutzten Informationskanäle über Weiterbildung. Allerd<strong>in</strong>gs liegen von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen deutlich mehrNennungen vor als von den befragten MitarbeiterInnen, was auf e<strong>in</strong> größeres Spektrum genutzter Möglichkeitender Informationsbeschaffung bei den InhaberInnen h<strong>in</strong>weist.In erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>formieren sich sowohl MitarbeiterInnen als auch Betriebs<strong>in</strong>haberInnen aller Branchen mittelsBroschüren über Weiterbildungsangebote, die von verschiedenen Anbietern meist auf dem Postweg zugeschicktwerden.„Der Katalog mit den Weiterbildungsmaßnahmen des HGV ist die wichtigste und beste Informationsquellezu Kursen: Den schaue ich mir immer mit me<strong>in</strong>er Frau durch, ob etwas Interessantes dabeiist. Gut ist, dass dort die Kurse auch <strong>in</strong>haltlich beschrieben s<strong>in</strong>d und dass dabeisteht, ob die fürKle<strong>in</strong>betriebe oder Großbetriebe gedacht s<strong>in</strong>d.“ (BI22, 56, Gastgewerbe)Knapp an zweiter Stelle stehen <strong>in</strong>formelle Gespräche als Mittel der Information über Weiterbildung. <strong>Die</strong> Gesprächef<strong>in</strong>den sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch außerhalb des Betriebs statt, mit ArbeitskollegInnen, LieferantInnen/VertreterInnen,Bekannten und – bei MitarbeiterInnen – mit Vorgesetzten. <strong>Die</strong>se „Mundpropaganda“stellt <strong>in</strong>sbesondere für MitarbeiterInnen und speziell im Handel e<strong>in</strong>e sehr wichtige Quelle der Informationse<strong>in</strong>holungdar.„Neuerungen kommen hauptsächlich durch Messebesuche und Lieferanten. <strong>Die</strong>se liefern dann auchdie Informationen über Veranstaltungen.“ (EI19, 23, Handel)„Angebote erfahre ich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aus der Weiterbildungs-Broschüre der Berufsschulen, auch überdie LVH-Versammlungen und durch Gespräche mit Kollegen.“ (BI15, 27, Handwerk)„Ich <strong>in</strong>formiere mich nicht selbst, sondern erwarte mir H<strong>in</strong>weise vom Chef. <strong>Die</strong>s gilt auch für die Anbieterund den Kursort, wobei ich da auch sehr mobil se<strong>in</strong> kann.“ (EI3, 54, Handel)Abbildung 15: Arten der Informationse<strong>in</strong>holung über WeiterbildungArt der Informationse<strong>in</strong>holung Handwerk Gastgewerbe HandelBroschüren Informelle Gespräche Zeitungen, Werbung, Plakate Internet Aktive AnfragenKooperationen, Zertifizierung Annoncen <strong>in</strong> Zeitungen, Plakate und andere Formen der Werbung werden der Häufigkeit nach an dritter Stelleder Informationsquellen genannt.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 77„Informationen zu Veranstaltungen erhält man <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch die Plakate und Aushänge derVeranstalter, die zum Teil auch im Geschäft aufgehängt werden.“ (EI16, 22, Handel)Das Internet sche<strong>in</strong>t als Informationsmedium für Weiterbildung bei den befragten Kle<strong>in</strong>betrieben im Vergleichzu Pr<strong>in</strong>tmedien und <strong>in</strong>formellen Gesprächen e<strong>in</strong>e (noch) nicht so große Rolle zu spielen. Bei den InternetnutzerInnenspielen neben der aktiven Suche nach Angeboten auch Email und Newsletter als Formen derKommunikation e<strong>in</strong>e Rolle.„Informationen über Weiterbildung hole ich aus dem Internet und die sollen auch verstärkt übers Internetangeboten werden, z. B. Newsletter.“ (BI1, 72, Gastgewerbe)Aktive Anfragen zu Weiterbildung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es offenen Kontaktierens und Nachfragens bei Anbietern werdenrelativ selten genannt – es dom<strong>in</strong>ieren stärker vorweg genannte Formen der Auswahl aus dem bestehendenAngebot.E<strong>in</strong>e spezielle Art der Informationse<strong>in</strong>holung über relevante Weiterbildungsangebote stellen schließlich Kooperationenund Zertifizierungen dar, wo betriebs- bzw. branchenspezifisch zugeschnittene Angebote direktüber diese Netzwerke <strong>in</strong> das Unternehmen kommen.„Der Betrieb verfügt über e<strong>in</strong> Umweltsiegel, das zu speziellen Weiterbildungs-Formen führt. Der Verbanderstellt Vortragsreihen zum Thema, vor allem im Gesundheits- und Ernährungsbereich, organisiertdurch die Verbraucherzentrale, z. B. Zusatzstoffe <strong>in</strong> Getränken.“ (BI19, 41, Handel)5.7.2. Orte der Informationse<strong>in</strong>holung und AnbieterNeben den Arten der Informationsbeschaffung ist auch relevant, wo bzw. von wem Kle<strong>in</strong>betriebe Informationenüber Weiterbildungsangebote bekommen. Abbildung 16 zeigt die verschiedenen Gruppen an Anbietern, vondenen Informationen e<strong>in</strong>geholt werden – gereiht wiederum nach der Anzahl der Nennungen <strong>in</strong>sgesamt.Grundsätzlich liegen auch hier von den Betriebs<strong>in</strong>haberInnen rund 1/3 mehr Angaben vor wie von den befragtenMitarbeiterInnen – neben dem Methoden der Informationsbeschaffung sche<strong>in</strong>t auch das Spektrum angenutzten Orten/Anbietern bei den InhaberInnen breiter zu se<strong>in</strong>.Abbildung 16: Orte der Informationse<strong>in</strong>holung über Weiterbildung, AnbieterOrte der Informationse<strong>in</strong>holung Handwerk Gastgewerbe HandelBerufsverbände KollegInnen, Bekannte, Vorgesetzte Partner, LieferantInnen, Messen Berufsschulen Private Leader WIFI Andere Deutlich an erster Stelle betreffend Informationen über Weiterbildung stehen die Berufsverbände (Landesverbandder Handwerker LVH, Hoteliers- und Gastwirteverband HGV, Verband für Kaufleute und <strong>Die</strong>nstleister).Insbesondere im Gastgewerbe stellt der HGV sowohl bei Betriebs<strong>in</strong>haberInnen als auch bei MitarbeiterInnen dieprimäre Informationsquelle dar.„Pr<strong>in</strong>zipieller Ansprechpartner für Kurse ist der HGV.“ (BI12, 60, Gastgewerbe)„Es gibt sehr viele Angebote des HGV, die man zugeschickt bekommt und durchsieht.“ (EI6, 60,Gastgewerbe)Interessant ist, dass <strong>in</strong> Handwerk und Handel ke<strong>in</strong>e/r (!) der befragten MitarbeiterInnen den jeweiligen Berufs-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 78verband als Ort der Informationse<strong>in</strong>holung für Weiterbildung angibt. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Abbildung 16 dargestelltenNennungen stammen ausschließlich von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen dieser beiden Branchen.MitarbeiterInnen machen sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch <strong>in</strong>formelle Gespräche mit KollegInnen, Bekannten und Vorgesetztenüber Weiterbildungsangebote kundig. Insbesondere im Handel s<strong>in</strong>d dies die dom<strong>in</strong>ierendenInformationsquellen.„Wenn von den Betriebs<strong>in</strong>habern etwas angeboten wird, dann nehmen es die Mitarbeiter <strong>in</strong> Anspruch.“(EI9, 24, Handel)„Bei Weiterbildungs-Empfehlungen vertraue ich vor allem den Chefitäten und dem Köcheverband.“(EI22, 25, Gastgewerbe)„Informationen hole ich mir <strong>in</strong> den Lokalzeitungen, den Geme<strong>in</strong>deblättern, von Freund<strong>in</strong>nen und überBroschüren, die mir zugeschickt werden.“ (EI10, 22, Gastgewerbe)Kooperationspartner, LieferantInnen und Messen stellen <strong>in</strong> Handwerk und Handel e<strong>in</strong>e relevante Informationsquellefür Weiterbildung dar, während dies im Gastgewerbe praktisch ke<strong>in</strong>e Rolle spielt.„Zudem br<strong>in</strong>gen Lieferanten und Vertreter neue Informationen über spezielle Weiterbildungsangebote,z.B. über die spezielle Behandlung von Sofastoffen und auf Messen erfährt man Neues.“(BI16, 28, Handwerk)„Neuerungen kommen hauptsächlich durch Messebesuche und Lieferanten - diese liefern dann auchdie Informationen über Veranstaltungen.“ (EI19, 23, Handel)Das Angebot der Berufsschulen wird speziell im Handwerk als wichtig ausgezeichnet, während verschiedene(kle<strong>in</strong>ere) private Anbieter <strong>in</strong> allen Branchen etwa gleich häufig als Informationsquellen für Weiterbildung genanntwerden. Über Leader-Angebote kommen Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige Betriebe aus Handel und Handwerk, dasWIFI wird ausschließlich von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen genannt. Unter der letzten Kategorie „Andere“ s<strong>in</strong>d nichtdiesen Kategorien zuordenbare Nennungen zusammengefasst: dis s<strong>in</strong>d vor allem ausländischeOrganisationen/Kooperationsnetzwerke, die im Handel als Informationslieferanten e<strong>in</strong>e gewisse Rolle spielen.5.7.3. ZusammenfassungInformationen über Weiterbildungsangebote werden <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betrieben aller Branchen hauptsächlich übergedruckte und zugeschickte Broschüren der Anbieter und <strong>in</strong>formelle Gespräche mit KollegInnen, Bekannten,LieferantInnen und – auf MitarbeiterInnenseite – von Vorgesetzten e<strong>in</strong>geholt. Als Anbieter bzw. Vermittler vonInformationen zu Weiterbildung stehen die jeweiligen Berufsverbände deutlich an erster Stelle, wobei sichallerd<strong>in</strong>gs nur im Gastgewerbe sowohl InhaberInnen als auch MitarbeiterInnen dort kundig machen.MitarbeiterInnen aus Handel und Handwerk beziehen ihren Angaben nach ke<strong>in</strong>e weiterbildungsbezogenenInformationen von den jeweiligen Verbänden - für sie stellen KollegInnen, Bekannte und Vorgesetzte dieprimäre Quelle dar. In Handel und Handwerk spielen zudem auch Messen und LieferantInnen <strong>in</strong> der Beschaffungvon Informationen über Weiterbildung e<strong>in</strong>e Rolle.5.8. DIE „IDEALE WEITERBILDUNG“ AUS SICHT DER BEFRAGTENE<strong>in</strong> wichtiger Punkt im Leitfaden<strong>in</strong>terview bezog sich auf die Wünsche und Vorstellungen der Befragten betreffenddie „ideale Weiterbildung“ aus ihrer persönlichen Sicht. Sowohl Betriebs<strong>in</strong>haberInnen als auchMitarbeiterInnen konnten offen alle diesbezüglichen Anregungen und Ideen nennen - alles was erforderlichwäre, damit sie Weiterbildung (eher) <strong>in</strong> Anspruch nähmen. Folgend werden wiederum alle Nennungen der Befragtenanhand erklärender Zitate <strong>in</strong> drei Kategorien dargestellt: <strong>Die</strong> erste Dimension der „Formen“ thematisiertIdeen und Vorschläge zu grundsätzlichen, als ideal erachteten Modellen der Weiterbildung, die als Erweiterungenbzw. Alternativen zu bestehenden Formen genannt werden. Unter dem Punkt „Organisation“ s<strong>in</strong>dRahmenbed<strong>in</strong>gungen bestmöglicher Weiterbildung zusammengefasst, während die letzte Kategorie <strong>in</strong>haltlicheAspekte <strong>in</strong>s Feld führt, welche aus Sicht der Befragten für e<strong>in</strong>e optimale Weiterbildung relevant s<strong>in</strong>d.Bezüglich Unterschiede zwischen den Befragtengruppen bzw. den Branchen fällt auf, dass Betriebs<strong>in</strong>haberInnenrund doppelt so viele Nennungen zu ihren Vorstellungen idealer Weiterbildung aufweisen wie MitarbeiterInnen -was als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e grundsätzlich <strong>in</strong>tensivere Beschäftigung mit dem Thema <strong>in</strong>terpretiert werden kann.Inhaltlich zeigen sich jedoch relativ wenig Unterschiede, sowohl zwischen den Befragtengruppen als auchzwischen den Branchen Handel, Handwerk und Gastgewerbe. Bestehende Abweichungen werden folgendwiederum im Detail ausgewiesen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 795.8.1. Formen idealer WeiterbildungDirekt im Betrieb, Beratung<strong>Die</strong> meisten Nennungen zur Form idealer Weiterbildung sowohl von InhaberInnen als auch MitarbeiterInnenaller Branchen betreffen Angebote, die direkt im Betrieb stattf<strong>in</strong>den. Externe ReferentInnen sollen die Weiterbildungsveranstaltungunmittelbar im Unternehmen abhalten. Damit sei e<strong>in</strong>erseits der direkte Bezug zurkonkreten Arbeitstätigkeit, den vorhandenen Materialien und Bed<strong>in</strong>gungen gewährleistet und andererseits auchder organisatorische Aufwand ger<strong>in</strong>ger.„<strong>Die</strong> Kurse sollten vor Ort direkt im Betrieb abgehalten werden. Der Vorteil ist die bessere Zeite<strong>in</strong>teilungz.B. der Schweißlehrer kommt <strong>in</strong> den Betrieb, praktisches Üben und dann nach zwei Wochene<strong>in</strong>e externe Prüfung.“ (BI7, 70, Handwerk)„Grundsätzlich merkt man sich die Sachen schon leichter, wenn sie e<strong>in</strong>em jemand erklärt und mannicht selbst danach suchen muss. Deshalb ist es eigentlich am besten, wenn jemand direkt <strong>in</strong> denLaden kommt und dort die Sachen erklärt.“ (EI16, 57, Handel)„Interessant für mich wäre z.B. Weiterbildung zum Thema Tischdekoration oder auch Sprachen, <strong>in</strong>sbesondereEnglisch, da doch e<strong>in</strong>ige Gäste Englisch sprechen und die Kommunikation dann schwer ist.Ideal wäre es beispielsweise bei der Tischgestaltung, wenn jemand <strong>in</strong> den Betrieb kommen und dashier konkret zeigen würde – angepasst an den Betrieb und die Gäste hier und me<strong>in</strong>e bisherigenKenntnisse und Erfahrungen.“ (EI10, 55, Gastgewerbe)Allerd<strong>in</strong>gs müssten dabei auch gewisse Rahmenbed<strong>in</strong>gungen erfüllt se<strong>in</strong>: Insbesondere für die Betriebs<strong>in</strong>haberInnenspielen die direkten Kosten und der Ausfall an Arbeitszeit als <strong>in</strong>direkte Kosten e<strong>in</strong>e wichtige Rolle:„Günstig wäre auch, wenn Anbieter oder Berater direkt <strong>in</strong> den Betrieb kommen würden. Da ist dannwichtig, dass man sie nach Bedarf anfordern kann, also ke<strong>in</strong>e Kontrollbesuche, dass es dann nichtewig lange dauert und nicht Unsummen kostet.“ (BI15, 66, Handwerk)„Wichtig wäre auch, dass es e<strong>in</strong> Weiterbildungs-Angebot für die Grundlagen gibt, z.B. den Stubenmädchendie grundlegenden D<strong>in</strong>ge über Re<strong>in</strong>igung, Putzmittel, Vorgehen, Zimmergestaltung, Dekorationzeigen. Da sollte idealerweise jemand <strong>in</strong> den Betrieb herkommen und ihnen diese Grundlagenpraktisch zeigen. [...] <strong>Die</strong>se Weiterbildung muss aber auch leistbar se<strong>in</strong> – Kle<strong>in</strong>betriebe können nichtso viel dafür zahlen und können Mitarbeiter dafür nicht tageweise freistellen.“ (BI23, 41, Gastgewerbe)Andererseits sche<strong>in</strong>t jedoch durchaus e<strong>in</strong>e gewisse Bereitschaft vorhanden zu se<strong>in</strong>, für <strong>in</strong>dividuelle Kursangeboteauch mehr zu zahlen:„Am besten wäre es, wenn e<strong>in</strong> oder mehrere kompetente Personen e<strong>in</strong>en oder 2-3 Abende me<strong>in</strong>eMitarbeiter <strong>in</strong> alle wichtigen Aspekte betreffend das Produkt e<strong>in</strong>schulen. Das wäre ideal, effizient undgenau an die Bedürfnisse angepasst und da würden die Kosten auch ke<strong>in</strong> Problem se<strong>in</strong>, solange sienicht komplett aus dem Rahmen fallen.“ (BI24, 77, Handel)„Grundsätzlich ist Vor-Ort-Beratung am besten und am effektivsten und das würde ich mir auchdurchaus etwas kosten lassen.“ (BI21, 63, Handel)Vere<strong>in</strong>zelt und eher von MitarbeiterInnen wird auch die Form re<strong>in</strong> betriebs<strong>in</strong>terner Wissensproduktion angesprochen,wo ke<strong>in</strong> Anbieter/Berater von außen als notwendig erachtet wird.„Man muss immer am Trend der Mode bleiben, Neues produzieren, auf die Wünsche der Kunden e<strong>in</strong>gehenund dazu muss man neue Techniken probieren, mit neuen Materialien umgehen und ständigneue Lösungen f<strong>in</strong>den. Dazu s<strong>in</strong>d ständig neue Kenntnisse notwendig, die aber am besten und effizientestenim Betrieb selbst entstehen.“ (EI14, 55, Handwerk)„Außerdem empf<strong>in</strong>de ich, dass die Chefs e<strong>in</strong> gutes Gespür für Entwicklungen haben und ich möchteeigentlich am liebsten weiterh<strong>in</strong> direkt von ihnen lernen, dass sie mir das Neue im Betrieb vermitteln.“(EI8, 30, Gastgewerbe)Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d durchaus nicht alle Befragten der Me<strong>in</strong>ung, dass Weiterbildung im Betrieb die ideale Form darstelle.<strong>Die</strong> Gegenargumente führen <strong>in</strong>sbesondere den Lerneffekt durch das „H<strong>in</strong>auskommens“ aus dem Arbeitsfeldund die ungestörtere Umgebung an.„<strong>Die</strong> Weiterbildung sollte eher außerhalb des Betriebs stattf<strong>in</strong>den, weil hier dauernd offen ist undimmer Kunden da s<strong>in</strong>d und man immer gestört wird. Man hat zu wenig Ruhe, kann nicht mitschreiben.“(EI20, 78, Handel)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 80„Ideal wäre es, wenn e<strong>in</strong> Kurs außerhalb der Arbeitszeit angeboten wird und er sollte außerhalb desBetriebes stattf<strong>in</strong>den, da ich dort e<strong>in</strong>fach mehr mitbekomme.“ (EI6, 63, Gastgewerbe)ErfahrungsaustauschAls weitere Formen idealer Weiterbildung kommen eher vere<strong>in</strong>zelt noch Modelle des Erfahrungsaustauschs zurSprache, sowohl bezogen auf MitarbeiterInnen als auch InhaberInnen.„S<strong>in</strong>nvoll wäre es auch, wenn man sich mit anderen Händlern ab und zu absprechen würde, was siefür Produkte bezahlen bzw. was sie verlangen - so e<strong>in</strong> Warenkorbvergleich. Damit könnte man besseranbieten und auch mit den Lieferanten besser verhandeln.“ (BI21, 61, Handel)„Ich kenne das Weiterbildungsangebot nicht sehr gut und b<strong>in</strong> auch nicht gerne bereit, Mitarbeiter anangebotener Weiterbildung teilnehmen zu lassen, da ich nicht von der Effizienz überzeugt b<strong>in</strong>. Vielmehrsollten Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, <strong>in</strong> Deutschland oder Österreich über längere Zeit <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Betrieb mitzuarbeiten um so neue Kenntnisse und Masch<strong>in</strong>en kennen zu lernen.“ (BI6, 16,Handwerk)„Ehemalige Studienkollegen haben <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Erfahrungs-Gruppe, e<strong>in</strong>e ERFA-Gruppe: ähnlicheGeschäfte, ähnliches Warenangebot, regional getrennt. <strong>Die</strong>se Gruppe trifft sich zwei Mal im Jahrund da werden dann Erfahrungen ausgetauscht; z. B. habe ich den Unternehmensberater bzw. denMerchandis<strong>in</strong>gexperten durch diese Gruppe <strong>in</strong> Erfahrung gebracht. Ich b<strong>in</strong> selbst jedoch nicht Mitglied.E<strong>in</strong>e solche ERFA-Gruppe wäre auch für Südtirol e<strong>in</strong>e tolle Sache, nur ist eben Südtirol zu kle<strong>in</strong>dafür.“ (BI11, 71, Handel)5.8.2. Inhaltliche Aspekte idealer WeiterbildungPraktische UmsetzbarkeitDen wichtigsten Aspekt idealer Weiterbildung, der vorwiegend (aber nicht ausschließlich) an den Inhalt der Veranstaltunggekoppelt ist, bildet die praktische Umsetzbarkeit der Inhalte im Betrieb. Betont wird dieser Punktunisono von MitarbeiterInnen und InhaberInnen <strong>in</strong> allen Branchen, etwas stärker <strong>in</strong> Gastgewerbe und Handelals im Handwerk.„Grundsätzlich müssen solche Veranstaltungen eher kurz se<strong>in</strong>, praktisch angelegt und vor allem direktumsetzbar - sonst br<strong>in</strong>gt das nichts.“ (BI24, 77, Handel)„<strong>Die</strong> Weiterbildung muss umsetzbar se<strong>in</strong> – es soll wenig Theorie und dafür viel Praxis geben, wo manauch selbst aktiv ist.“ (EI17, 58, Gastgewerbe)Als sichtbarer Indikator dieser Umsetzbarkeit wird <strong>in</strong> der Regel das konkrete Handeln unmittelbar nach Inanspruchnahmevon Weiterbildung herangezogen, wobei auch der <strong>in</strong>dividuelle Beitrag zur Umsetzbarkeit nichtaußer Acht gelassen wird:„<strong>Die</strong> Umsetzbarkeit ist e<strong>in</strong> sehr wichtiger Punkt, wobei das dann auch immer von der eigenen Motivation,den Absichten und Möglichkeiten abhängt. Pr<strong>in</strong>zipiell hat etwas, das nicht <strong>in</strong>nerhalb 72 Stundenumsetzbar ist bzw. umgesetzt ist, eigentlich nichts Konkretes gebracht. Das kann am Kurs und dessenInhalten liegen, aber eben auch an der Umsetzung durch e<strong>in</strong>en selber.“ (BI25, 65, Handel)„Gut ist e<strong>in</strong>e Weiterbildung dann, wenn man selbst auch Veränderungen an sich sieht, wenn man etwasnachher besser kann, wenn es praktisch anwendbar ist.“ (EI16, 53, Handel)Individuelles E<strong>in</strong>gehen auf TeilnehmerInnenAls Voraussetzungen für diese Umsetzbarkeit spielen nach Ansicht der Befragten vor allem praktische Übungen<strong>in</strong> der Veranstaltung e<strong>in</strong>e Rolle und zudem das „Abholen“ der TeilnehmerInnen durch Erfragen der vorhandenenKenntnisse und Erwartungen. Letzteres erfordert e<strong>in</strong> möglichst <strong>in</strong>dividuelles E<strong>in</strong>gehen auf die Vorkenntnisse und<strong>in</strong>haltlichen Wünsche der TeilnehmerInnen.„<strong>Die</strong> Weiterbildung sollte viel mehr Bezug zur Praxis haben, man sollte sich da Zeit nehmen mit dene<strong>in</strong>zelnen Teilnehmern zu reden. Es geht e<strong>in</strong>fach nicht, dass alles an e<strong>in</strong>em Block, 10 Stunden amTag durchgezogen wird. Natürlich, wenn ich e<strong>in</strong>en Brandschutzkurs mache, dann s<strong>in</strong>d 10 Stundenoptimal, aber wenn ich den Teilnehmenden etwas mitgeben will, wie pfiffige E-Mails schreiben zukönnen, dann muss ich das anders organisieren.“ (BI2, 44, Gastgewerbe)„<strong>Die</strong> ideale Weiterbildung soll vor allem zuerst die Erwartungen der Teilnehmer abfragen - nicht jederist am gleichen Stand bzw. will das Gleiche hören, es sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe stattf<strong>in</strong>den, der Referentsoll gut se<strong>in</strong> und sich <strong>in</strong> diesem Gebiet v.a. auch praktisch auskennen und es soll überhaupt vorwiegendpraktisch angelegt se<strong>in</strong> - ohne Theorie.“ (BI16, 58, Handwerk)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 81„E<strong>in</strong> idealer Kurs sollte nicht zu kompliziert se<strong>in</strong>, also auf unser Wissen abgestimmt.“ (EI20, 62, Handel)BedarfsorientierungIn engem Zusammenhang mit der Umsetzbarkeit steht der Wunsch nach Ausrichtung des idealen Weiterbildungsangebotsam konkreten Bedarf des Betriebs bzw. der Person.„Zudem müsste so e<strong>in</strong>e Veranstaltung genau auf diese Branche abgestimmt se<strong>in</strong>, da das Produkt e<strong>in</strong>Spezielles ist mit ganz bestimmten Eigenschaften und deshalb nicht gleich zu verkaufen wie andereWaren.“ (EI19, 71, Handel)„Wichtig ist, dass Weiterbildung nicht zu allgeme<strong>in</strong> gehalten ist und den Kern der Sache trifft, alsoauf die Bedürfnisse des Betriebes ausgerichtet ist.“ (BI13, 70, Handwerk)„Man braucht mehr spezielle Kurse auf den Arbeitsalltag bezogen z.B. Glas und Holz. Es sollte Bedarfserhebung<strong>in</strong> den Betrieben stattf<strong>in</strong>den und die Kurse sollten auf den Arbeitsalltag spezialisiertse<strong>in</strong>.“ (BI17, 57, Handwerk)Gute ReferentInnenAls quasi „Selbstverständlichkeit“ für die ideale Weiterbildung wird die Qualität der ReferentInnen angeführt,welche/r die Inhalte kompetent, kompakt und verständlich transportieren soll.„Grundsätzlich soll e<strong>in</strong>e Weiterbildungs-Veranstaltung auch möglichst kurz und gebündelt se<strong>in</strong> unddass der Referent gut se<strong>in</strong> soll, versteht sich von selbst.“ (BI25, 66, Handel)5.8.3. Organisatorische Aspekte idealer Weiterbildung<strong>Die</strong> meisten Nennungen zu organisatorischen Bed<strong>in</strong>gungen idealer Weiterbildung beziehen sich auf den Faktor„Zeit“, <strong>in</strong> verschiedenen Kontexten: Zum e<strong>in</strong>en wird der Zeitpunkt des Stattf<strong>in</strong>dens von Weiterbildungthematisiert – dieser sollte auf jeden Fall außerhalb von stressigen (Saison)Zeiten liegen und es sollten mehrereTerm<strong>in</strong>e zur Verfügung stehen.„Weiterbildung sollte zu mehreren Term<strong>in</strong>en angeboten werden: In Stoßzeiten wie z. B. Weihnachtenund wenn dr<strong>in</strong>gend Aufträge zu machen s<strong>in</strong>d, kann ich niemanden entbehren.“ (BI15, 69, Handwerk)„Kurse sollen <strong>in</strong> der Nähe stattf<strong>in</strong>den und es ist auch die Zeit wichtig im Gastgewerbe: Nicht <strong>in</strong> derSaison, da hat niemand Zeit - ideal ist November und nach Ostern und zwar wäre der Nachmittagvon 14-17Uhr die günstigste Zeit dafür. Am Abend ist es schwierig, weil man da für die Gäste da se<strong>in</strong>muss.“ (BI22, 68, Gastgewerbe)Der zweite Bereich von Aussagen zum Faktor Zeit bezieht sich auf den Punkt, ob die optimale Weiterbildung<strong>in</strong>nerhalb der Arbeitszeit oder außerhalb dieser stattf<strong>in</strong>den soll. Hier gehen die Me<strong>in</strong>ungen vonBetriebs<strong>in</strong>haberInnen und <strong>in</strong>teressanterweise auch vieler MitarbeiterInnen eher <strong>in</strong> Richtung außerhalb derArbeitszeiten. Begründet wird dies von beiden Gruppen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit der eigenen Nichtabkömmlichkeit imBetrieb während der Arbeitszeiten.„<strong>Die</strong> ideale Weiterbildung sollte e<strong>in</strong> bis zweimal die Woche am Abend stattf<strong>in</strong>den - während der Arbeitszeitkomme ich hier nicht weg, da geht das nicht.“ (EI10, 67, Gastgewerbe)„Besser wäre es auch außerhalb der Arbeitszeit, da ich hier nicht bzw. nur kurz von der Arbeit weggehenkann.“ (EI19, 71, Handel)„Weiterbildung müsste außerhalb der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>den, da ich alle<strong>in</strong> drei Menschen brauche, umdas Geschäft offen zu halten.“ (BI19, 78, Handel)Es s<strong>in</strong>d tendenziell eher die Betriebs<strong>in</strong>haberInnen, die sich für Weiterbildung <strong>in</strong>nerhalb der Arbeitszeiten aussprechen,weil dadurch die Motivation zur Teilnahme höher sei:„Für die MitarbeiterInnen wären 1 bis 2 Stunden <strong>in</strong> der Arbeitszeit optimal, da sie so auch leichter zumotivieren wären, dort h<strong>in</strong>zugehen.“ (BI16, 58, Handwerk)„Weiterbildung sollte <strong>in</strong> der Nähe angeboten werden, mit gewissen E<strong>in</strong>schränkungen außerhalb derArbeitszeit, aber ansonsten sollte Weiterbildung schon während der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>den.“ (BI27,67, Handwerk)Der dritte Kontext von Zeit im Bezug auf die ideale Weiterbildung me<strong>in</strong>t die Dauer der Kurse: Hier gehen dieNennungen aller Befragten <strong>in</strong> allen Branchen <strong>in</strong> Richtung möglichst kurzer und gebündelter Veranstaltungen.Zeitbudget<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 82„<strong>Die</strong> ideale Weiterbildung sollte so kurz und gerafft wie möglich se<strong>in</strong> und am Abend stattf<strong>in</strong>den.“(BI21, 62, Handel)„Als Kle<strong>in</strong>betrieb kann ich die Mitarbeiter nicht freistellen, die braucht es alle im Betrieb: Daher sollteidealerweise e<strong>in</strong> Referent <strong>in</strong> den Betrieb kommen, soll kurz, so e<strong>in</strong> bis drei Stunden am NachmittagInformationen vermitteln und vor allem Praktisches zeigen.“ (BI23, 67, Gastgewerbe)Ort, räumliche Nähe<strong>Die</strong> optimale Weiterbildungsveranstaltung sollte zwar grundsätzlich so nahe wie möglich stattf<strong>in</strong>den, wobeiallerd<strong>in</strong>gs bei wichtigen und <strong>in</strong>teressanten Themen durchaus größere Entfernungen <strong>in</strong> Kauf genommen würden.Als „Schmerzgrenze“ für Abendkurse wird <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong>e halbe Stunde Wegzeit genannt. Betont wird dieserAspekt der Distanz <strong>in</strong>sbesondere von Betrieben <strong>in</strong> der Peripherie.„<strong>Die</strong> ideale Weiterbildung sollte am Abend se<strong>in</strong> und nicht zu lange dauern und auch nicht so weit wegse<strong>in</strong>, dass man zu lange fährt. 15km nach […] wäre schon ok, 45km nach […] wäre schon eher zuweit.“ (EI16, 57, Handel)„Wenn der Kurs <strong>in</strong> nächster Nähe stattf<strong>in</strong>det b<strong>in</strong> ich gerne bereit h<strong>in</strong>zufahren, ansonsten wäre e<strong>in</strong>eSchulung im eigenen Betrieb wünschenswert.“ (BI13, 82, Handwerk)Ansprechpartner, direkter KontaktWichtig für die ideale Weiterbildung ist auch das Vorhandense<strong>in</strong> von (lokalen) Ansprechpartnern, die bei Bedarfauch persönlich kontaktiert werden können. Gewünscht wird zudem auch e<strong>in</strong> aktiveres und vor allem gezielteresVorgehen der Anbieter <strong>in</strong> der Kontaktaufnahme und Bereitstellung von Informationen.„Mir ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, das soll nicht nur über Telefon, E-mail gehen. Ichmöchte die Leute auch vorher selber sehen, die dann e<strong>in</strong>en Kurs anbieten.“ (BI22, 54, Gastgewerbe)„Es braucht e<strong>in</strong>e Ansprechperson, der man die Bedürfnisse mitteilen kann und wo dann auch etwasgemacht werden kann.“ (BI23, 69, Gastgewerbe)„Informationen zu so e<strong>in</strong>er Veranstaltung sollten am besten als Brief oder Mail an mich bzw. den Betriebkommen und nicht als dicke Broschüre, da es sonst untergeht.“ (BI24, 78, Handel)<strong>Die</strong> Kostenfrage im Bezug auf e<strong>in</strong>e ideale Weiterbildungsveranstaltung wird generell nicht für sich alle<strong>in</strong> diskutiert,sondern <strong>in</strong> direkten Bezug zum Nutzen der Maßnahme gestellt. Als wichtig wird allerd<strong>in</strong>gs die Transparenzder Kosten angeführt.„<strong>Die</strong> Kosten s<strong>in</strong>d immer <strong>in</strong> Relation zum Referenten zu sehen: So war der Market<strong>in</strong>glehrgang schonsehr teuer, aber es war e<strong>in</strong> super Referent aus dem Ausland da und das hat auch etwas gebracht.E<strong>in</strong>ige Kurse z. B. Schaufensterkurse für die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d aber schon relativ teuer.“ (BI25, 66,Handel)„Wichtig: Das Weiterbildungsangebot sollte mit Preisangaben versehen se<strong>in</strong>, damit man gleich ausschließenkann, was zu teuer ist.“ (BI8, 75, Handwerk)5.8.4. ZusammenfassungGrundsätzlich zeigt die Heterogenität und teilweise Ambivalenz der Nennungen, dass es „die e<strong>in</strong>e“ idealeWeiterbildung für Kle<strong>in</strong>betriebe wohl nicht gibt. Trotzdem lassen sich e<strong>in</strong>ige Grundtendenzen festhalten: E<strong>in</strong>edeutliche Präferenz ist für <strong>in</strong>dividuellere und flexiblere Formen der Weiterbildung auszumachen, die kurz undgebündelt benötigte Kenntnisse <strong>in</strong> den Betrieb br<strong>in</strong>gen, ohne den Arbeitsablauf durch zu lange Ausfallszeitender MitarbeiterInnen zu unterbrechen. Angesetzt werden soll dabei am bereits vorhandenen Wissen und denkonkreten Bed<strong>in</strong>gungen im Betrieb unter Berücksichtigung der spezifischen Wünsche und Erwartungen. Kernkriteriumjeglicher (idealer) Weiterbildungsmaßnahme stellt dabei die direkte Umsetzbarkeit <strong>in</strong> der täglichenArbeit dar, wobei sich durchaus e<strong>in</strong>e grundsätzliche Bereitschaft erkennen lässt, für effiziente und <strong>in</strong>dividuell angepassteWeiterbildung auch mehr zu zahlen.5.9. BARRIEREN FÜR WEITERBILDUNG<strong>Die</strong> <strong>in</strong> den Interviews erhobenen Hürden im Bezug auf die Inanspruchnahme von beruflicher Weiterbildungwerden folgend <strong>in</strong> zwei großen Gruppen dargestellt: <strong>Die</strong> erste Gruppe fokussiert Barrieren, die sich hauptsächlichauf die eigene Weiterbildung beziehen, während die zweite Kategorie Hürden für die Weiterbildung derMitarbeiterInnen aus Sicht der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen thematisiert. <strong>Die</strong> genannten H<strong>in</strong>dernisse beziehen sichKosten<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 83nahezu ausschließlich auf den Besuch von „klassischen“ formalen Weiterbildungskursen, da unter „Weiterbildung“vom Großteil der Befragten diese Form verstanden wird. Alle kategorisierten Aussagen werden proKapitel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grafischen Übersicht nach Branchen dargestellt, wobei die Größe der Punkte die relative Häufigkeitder Nennungen repräsentiert. Dadurch wird e<strong>in</strong>e grobe quantitative Abschätzung der Wichtigkeit e<strong>in</strong>zelnerAspekte möglich. Im Anschluss daran werden alle Kategorien anhand ausgewählter Zitate der Befragten veranschaulichtund relevante Unterschiede zwischen Betriebs<strong>in</strong>haberInnen und MitarbeiterInnen bzw. denBranchen Handwerk, Handel und Gastgewerbe im Detail ausgewiesen.5.9.1. Barrieren für die eigene WeiterbildungBarrieren im Bezug auf die eigene Weiterbildung werden folgend unter den vier Grobkategorien <strong>in</strong>dividueller,struktureller, <strong>in</strong>haltlicher und organisatorischer Schwierigkeiten mit jeweiligen Unterkategorien thematisiert.E<strong>in</strong>e Analyse der Interviews nach relativer Häufigkeit der Nennungen <strong>in</strong> den Grobkategorien (siehe Abbildung17) weist strukturelle Barrieren als die <strong>in</strong>sgesamt am öftesten genannten aus; sowohl bei InhaberInnen alsauch MitarbeiterInnen als auch <strong>in</strong> allen drei Branchen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Handwerk und Handel. An zweiter unddritter Stelle stehen nach Häufigkeit der Nennungen <strong>in</strong>haltliche und organisatorische Hürden:Betriebs<strong>in</strong>haberInnen stellen diese beiden Barrieren stärker <strong>in</strong> den Vordergrund als dies die <strong>in</strong>terviewtenMitarbeiterInnen tun. Zwischen den Branchen zeigen sich diesbezüglich jedoch ke<strong>in</strong>e größeren Unterschiede,tendenziell werden im Gastgewerbe organisatorische und <strong>in</strong>dividuelle Schwierigkeiten etwas häufiger angeführt.<strong>Die</strong> <strong>in</strong>sgesamt am seltensten genannte Kategorie der <strong>in</strong>dividuellen Hürden wird deutlich häufiger von denMitarbeiterInnen aller drei Branchen genannt.Abbildung 17: Übersicht Grobkategorien der Barrieren für die eigene WeiterbildungGrobkategorien Handwerk Gastgewerbe HandelStrukturelle Barrieren Inhaltliche Barrieren Organisatorische Barrieren Individuelle Barrieren 5.9.2. Strukturelle BarrierenUnter strukturellen Barrieren werden Bed<strong>in</strong>gungen des näheren und weiteren Umfelds des Betriebs verstanden,welche die Inanspruchnahme oder eben Nicht-Inanspruchnahme von Weiterbildung bee<strong>in</strong>flussen. Abbildung 18zeigt e<strong>in</strong>e Übersicht der darunter gefassten Kategorien mit jeweiliger grafischer Darstellung der relativenNennungshäufigkeit.Abbildung 18: Strukturelle Barrieren für die eigene WeiterbildungStrukturelle Barrieren Handwerk Gastgewerbe HandelAlternative Wissensquellen reichen Bestehendes Wissen reicht Andere Probleme wichtiger Fehlendes Interesse anderer Fehlende KooperationAlternative Wissensquellen reichenDas am häufigsten genannte strukturelle H<strong>in</strong>dernis für den Besuch formaler Weiterbildungskurse stellt die als<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 84ausreichend wahrgenommene Verfügbarkeit von alternativen Quellen zur Abdeckung benötigter Kenntnisse undFertigkeiten dar. Besonders betont wird dieser Aspekt von MitarbeiterInnen im Handwerk und auch im Handel,Betriebs<strong>in</strong>haber nennen diese Barriere für den Besuch von Kursen deutlich seltener. E<strong>in</strong>e detaillierte Darstellungaller dieser nichtformalen Arten des Erwerbs neuer Kenntnisse f<strong>in</strong>det sich im Berichtskapitel „Formen derWeiterbildung“ - die wichtigsten alternativen Wissensquellen fasst der Inhaber e<strong>in</strong>es Tischlereibetriebs zusammen:„Neues Wissen kommt allerd<strong>in</strong>gs auch durch andere Quellen <strong>in</strong> den Betrieb wie Gespräche unter undmit den Mitarbeitern, Informationen von Lieferanten und Berufskollegen und vor allem das Lernenaus begangenen Fehlern.“ (BI15, 24, Handwerk)Im Gastgewerbe wird von den MitarbeiterInnen zusätzlich noch das Lernen durch die Arbeit <strong>in</strong> anderen Betriebenals Form der Weiterbildung genannt.„Lernen als Koch passiert vor allem durch das Wechseln der Betriebe. Ich habe viele Erfahrungen <strong>in</strong>Deutschland, der Schweiz und Österreich gesammelt und alle 2 bis 3 Jahre Betrieb gewechselt, umNeues zu lernen.“ (EI18, 25, Gastgewerbe)Im Bezug auf Zugangshürden zu formalen Kursen sei hier noch bemerkt, dass offensichtlich diese Formen des<strong>in</strong>formellen und flexiblen Wissenserwerbs bei Kle<strong>in</strong>betrieben die wahrgenommene Notwendigkeitsystematischer, formaler Schulungen zurückdrängen. Insbesondere für MitarbeiterInnen <strong>in</strong> Handwerk und auchim Handel decken diese <strong>in</strong>formalen Weiterbildungsmodelle e<strong>in</strong>en großen Teil der für die Arbeit als notwendig erachtetenneuen Kenntnisse ab.Bestehendes Wissen reichtVorwiegend von MitarbeiterInnen - <strong>in</strong>sbesondere im Gastgewerbe und Handel - wird der Umstand betont, dassdas <strong>in</strong> der Grundausbildung erworbene Wissen für die Bewältigung der Arbeitstätigkeiten ausreiche und somitke<strong>in</strong> unmittelbarer Bedarf an Weiterbildung gesehen wird.„Ich habe bislang noch ke<strong>in</strong>erlei Weiterbildung besucht und das ist für mich auch ke<strong>in</strong> so großesThema, da ich bisher alle Arbeiten mit dem Wissen aus der Berufsschule durchführen konnte.“ (EI10,20, Gastgewerbe)„Hier im Laden ist eigentlich alles im Großen und Ganzen gleich geblieben, da braucht es ke<strong>in</strong>en großenneuen Fähigkeiten. Es werden schon immer wieder Artikel umgestellt oder es kommen neue Sachen,aber da braucht es ke<strong>in</strong>e Schulungen.“ (EI16, 33, Handel)„Hohe Küche ist <strong>in</strong> diesem Betrieb nicht gefragt, deshalb gibt’s hier nichts dazuzulernen und ich habehier auch noch nichts neues gelernt. Ist eher so, dass hier ca. 20% me<strong>in</strong>er Fähigkeiten hier zum E<strong>in</strong>satzkommen können, mehr ist nicht verlangt und wird auch nicht bezahlt und gewünscht von denGästen.[,´...].“ (EI18, 24-25, Gastgewerbe)Andere Probleme wichtigerBetriebs<strong>in</strong>haber sprechen diese Nicht-Notwendigkeit neuen Wissens für sich selbst nicht so direkt und offen wieMitarbeiterInnen an. Thematisiert wird dieser Punkt allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>direkt auch von ihnen, <strong>in</strong>dem andere Problemeals wichtiger und drängender gesehen werden, die über Weiterbildung nicht bee<strong>in</strong>flussbar wären.„Zukünftige Herausforderungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits das Bestehen gegen jetzt billige Sommerdest<strong>in</strong>ationenwie Mauritius, Seychellen… usw. Flüge s<strong>in</strong>d billiger als Autofahren und Südtirol ist e<strong>in</strong> Autoland. Zudemwird der Gastgewerbe systematisch benachteiligt und abgebaut durch Politik, Geme<strong>in</strong>de undRegelungen, z. B. durch die scharfen Alkoholkontrollen. Kle<strong>in</strong>betriebe haben auch wenig Market<strong>in</strong>gmöglichkeitenund -ressourcen und die SMG zielt auf e<strong>in</strong>e andere Zielgruppe, bedient große Gastgewerbebetriebez. B. mit Busreisen. Für kle<strong>in</strong>e Betriebe nutzt das nichts. Das hat aber alles wenigermit Weiterbildung zu tun, sondern mit politischen und strukturellen Entscheidungen.“ (BI23, 38,Gastgewerbe)„Als Inhaber stehe ich immer vor 3 Problemen: 1. die bestehenden Arbeiten zeitgerecht ausführen zukönnen, 2. neue Aufträge danach zu organisieren, 3. genug Geld für den Betrieb zu haben. Hier istUnterstützung durch Weiterbildung schwierig, der Wettbewerb ist hart und der Preisdruck enorm undbei vielen Aufträgen schaut nicht mehr viel heraus. Und es ist viel zu organisieren. Was die Arbeitteilweise erschwert s<strong>in</strong>d unklare Gesetze wie z.B. das neue Raumordnungsgesetz: Es wurden mirschon Bauten e<strong>in</strong>gestellt, weil die Vorschriften zu unklar waren.“ (BI15, 42, Handwerk)Fehlendes Interesse anderer, mangelnde KooperationE<strong>in</strong>zelne befragte MitarbeiterInnen bemängeln, dass sie Kurse zwar besuchen möchten, diese dann aber wegen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 85von zu ger<strong>in</strong>ger Teilnehmerzahlen wieder abgesagt würden.„Italienischkorrespondenz wurde zwar angeboten, wegen zu ger<strong>in</strong>ger Teilnehmerzahl aber wiederabgesagt.“ (EI22, 14, Gastgewerbe)Betriebs<strong>in</strong>haber nennen diesbezüglich eher mangelnde Kooperation und Interesse von Betrieben der gleichenBranche als Barriere für das Zustandekommen von an sich benötigten Weiterbildungskursen.„Ich habe e<strong>in</strong>e solche Weiterbildung für Zimmermädchen im Dorf angeregt, habe aber ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressiertenHotels gefunden.“ (BI2, 55, Gastgewerbe)„Wenn man selbst Weiterbildung organisiert ist das Problem, dass man dann jeden e<strong>in</strong>zelnen bettelnmuss, damit er auch kommt.“ (BI21, 70, Handel)5.9.3. Inhaltliche BarrierenUnter <strong>in</strong>haltlichen H<strong>in</strong>derungsgründen für die Inanspruchnahme von Weiterbildung werden Nennungen zusammengefasst,die hauptsächlich mit den Themen und der Verwertbarkeit der Kurs<strong>in</strong>halte zu tun haben.Abbildung 19 zeigt wiederum e<strong>in</strong>e Zusammenschau der darunter gefassten Kategorien mit jeweiliger grafischerDarstellung der relativen Nennungshäufigkeit.Abbildung 19: Inhaltliche Barrieren für die eigene WeiterbildungInhaltliche Barrieren Handwerk Gastgewerbe HandelMangelndes spezifisches Angebot Zu ger<strong>in</strong>ger Umsetzungsnutzen Kurse zu allgeme<strong>in</strong> Mangelndes spezifisches Angebot<strong>Die</strong> wichtigste, sowohl von MitarbeiterInnen als auch InhaberInnen etwa gleich häufig genannte Barriere beziehtsich auf e<strong>in</strong>en Mangel an spezifischen Weiterbildungsangeboten bzw. -<strong>in</strong>halten. Darunter fallen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>iebranchenspezifische Fach<strong>in</strong>halte - e<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung des Bedarfs f<strong>in</strong>det sich im Kapitel 5.4.9 diesesBerichts.„Ich bekomme zwar den Weiterbildungskatalog des Verbands und der Berufsschulen, aber dort ist fürmich nichts Relevantes dr<strong>in</strong> - nicht mal Metzgerweiterbildungen. Am ehesten noch Verkäuferschulungen,die müssten aber sehr auf den Betrieb abgestimmt se<strong>in</strong>.“ (BI24, 58, Handel)„Alles, was mit Auto zu tun hat - außer der Motor - <strong>in</strong>teressiert uns, neue Techniken wie z. B. dasKleben von Scheiben. Hier gibt es wieder neue Masch<strong>in</strong>en. Oder durch die Umweltauflagen bed<strong>in</strong>gteneue Lackierungen auf Wasserbasis. In diesem Bereich wird noch nicht genügend angeboten. (BI26,59, Handwerk)„E<strong>in</strong> Getränkekurs würde mich auch <strong>in</strong>teressieren, z. B. über Whiskey. Es ist wichtig, die richtigenBegriffe und Ausdrücke zu beherrschen und auch zu wissen, was sie genau bedeuten. Da gibt esme<strong>in</strong>es Wissens ke<strong>in</strong> Angebot.“ (EI1, 56, Gastgewerbe)Als e<strong>in</strong>en weiteren Aspekt neben dem <strong>in</strong>haltlichen Mangel führen hauptsächlich Befragte aus dem Gastgewerbedie Überbelegung <strong>in</strong>teressanter Kurse als quantitativen Angebotsmangel an.„Viele Kurse s<strong>in</strong>d sehr schnell ausgebucht, weil das Interesse <strong>in</strong> manchen Bereichen sehr groß ist.“(BI9, 64, Gastgewerbe)Von e<strong>in</strong>em italienischen Betriebs<strong>in</strong>haber wird auch auf den Mangel an Weiterbildungsveranstaltungen <strong>in</strong>italienischer Sprache h<strong>in</strong>gewiesen – viele <strong>in</strong>teressante Kurse fänden nur <strong>in</strong> deutscher Sprache statt und könntendaher von ihm nicht besucht werden.Zu ger<strong>in</strong>ger UmsetzungsnutzenAls weitere wichtige Barriere für den Besuch von Weiterbildungskursen nennen vor allem Betriebs<strong>in</strong>haberInnen(tendenziell stärker im Gastgewerbe) den teilweise relativ ger<strong>in</strong>gen Umsetzungsnutzen der Veranstaltungen.<strong>Die</strong>s betrifft vor allem e<strong>in</strong>en empfundenen Überhang an Theorie <strong>in</strong> den Kursen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 86„<strong>Die</strong> bisherige Weiterbildungserfahrung war „mäßig“, da alle Kurse zu viel Theorie und zu wenig Praxisbe<strong>in</strong>haltet haben. Das wichtige dieser Kurse hätte ich auch auf 10 M<strong>in</strong>uten zusammenfassen könnenund da zahlt es sich nicht aus, e<strong>in</strong>en ganzen Tag lang e<strong>in</strong>en Weiterbildungskurs zu besuchen –vor allem weil gerade Zeit bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>em Laden immer fehlt.“ (BI21, 24, Handel)„Da braucht es aber nicht große Studien mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Wir habenorganisatorische Probleme! Bei den Weiterbildungen werden immer allgeme<strong>in</strong>e Szenarien dargestellt,um die Zeit zu füllen.“ (BI2, 53, Gastgewerbe)Vere<strong>in</strong>zelt werden auch die Lernform des Kurses und Defizite der ReferentInnen als Ursachen für den ger<strong>in</strong>genTransferwert <strong>in</strong> die betriebliche Praxis gesehen.„Nicht die Berufsschule sollte Weiterbildung für unseren Bereich anbieten, diese geht nicht tiefgenug. Es wäre ideal, wenn ich Mitarbeiter für längere Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Betrieb schicken könnte wo diesedann mit verschiedenen Masch<strong>in</strong>en Erfahrungen sammeln können. In der Berufsschule ist meist nure<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e für bestimmte Tätigkeiten vorhanden. (BI6, 45, Handwerk)„Ich habe auch e<strong>in</strong>en Italienischkurs gemacht, der aber nicht so gut war, weil eh meistens die Lehrermehr reden und ich im Geschäft mehr gelernt habe.“ (EI16, 47, Handel)Kurse zu allgeme<strong>in</strong>Damit <strong>in</strong> engem Zusammenhang steht der wiederum von MitarbeiterInnen als auch InhaberInnen angeführteAspekt, dass die angebotenen Kurse zu allgeme<strong>in</strong> gehalten s<strong>in</strong>d und nicht auf die spezifischen praktischen Bedürfnisseund Bed<strong>in</strong>gungen des Betriebs e<strong>in</strong>gehen. Im Gastgewerbe wird dieses Problem dagegen als wenigerdr<strong>in</strong>gend geschildert.„Außerhalb des Betriebs wissen sie nicht, wie hier gearbeitet wird, welche Masch<strong>in</strong>en da s<strong>in</strong>d, welchesUmfeld hier ist und deshalb ist es effizienter, wenn hier im Betrieb direkt am Arbeitsplatz gelerntwird anstelle von Kursen außerhalb.“ (EI14, 20, Handwerk)„WIFI und LVH bieten eher allgeme<strong>in</strong>e Kurse an, die passen für alle Branchen. Man braucht mehrspezielle Kurse auf den Arbeitsalltag bezogen, z. B. Glas, Holz. Es sollten Bedarfserhebungen <strong>in</strong> denBetrieben stattf<strong>in</strong>den und die Kurse sollten auf den Arbeitsalltag spezialisiert se<strong>in</strong>.“ (BI7, 57, Handwerk)„Interessant und wichtig wären für mich z. B. auch Italienischkenntnisse. Aber bei den normalen Kursenlernt man eben nicht das, was wir hier brauchen. Gut wäre e<strong>in</strong> Kurs, wo genau diese Sachen,Begriffe aus dem Geschäft vorkommen, die wir hier brauchen – und den gibt es nicht.“ (EI20, 44,Handel)5.9.4. Organisatorische BarrierenUnter den organisatorischen Barrieren werden Aussagen gefasst, die sich auf die Form und Abwicklung vonWeiterbildungsveranstaltungen beziehen und die Teilnahme erschweren. Abbildung 20 zeigt die darunter gefasstenKategorien mit grafischer Darstellung der relativen Nennungshäufigkeit <strong>in</strong> den Branchen.Abbildung 20: Organisatorische Barrieren für die eigene WeiterbildungOrganisatorische Barrieren Handwerk Gastgewerbe HandelUnübersichtlichkeit Angebot Distanz Kursort Ungünstige Zeiten Kurskosten Niveau zu heterogen Ausländische ReferentenUnübersichtlichkeit des AngebotsAm <strong>in</strong>sgesamt häufigsten genannt wird die Unübersichtlichkeit des bestehenden Angebots, wobei dies <strong>in</strong>sbesondereim Handwerk e<strong>in</strong>e große Hürde darzustellen sche<strong>in</strong>t. Bemängelt werden dabei e<strong>in</strong>erseits die Quantitätan verschiedenen Anbietern als auch die Schwierigkeit, aus der Fülle an Information Relevantes herauszuholen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 87„Es gibt e<strong>in</strong> Überangebot, das kaum mehr durchsichtig ist. Mir flattern täglich Angebote <strong>in</strong>s Haus; ichweiß gar nicht, was sich h<strong>in</strong>ter manchen Begriffen verbirgt.“ (BI3, 54, Handwerk)„Gegenwärtig empf<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>e Übersättigung und fehlende relevante Themenstellungen im Ausbildungsmarkt.Das Kursangebot ist zu groß und nicht immer praktisch. Ich bekomme pro Tag 10 bis15 Kurse<strong>in</strong>ladungen und habe den Überblick <strong>in</strong> diesem wilden Durche<strong>in</strong>ander verloren.“ (BI18, 89,Handwerk)Distanz zum KursortSpeziell für Befragte aus der Peripherie des Landes stellt die Entfernung zum Ort der Veranstaltung e<strong>in</strong>e starkeBarriere dar.„<strong>Die</strong> Distanz zu den Kursorten ist hier das größte Problem: Wenn der Kurs <strong>in</strong> Meran oder Bozen ist,ist die Fahrt schon zu weit und zu aufwendig.“ (BI22, 64, Gastgewerbe)Ungünstige ZeitenDer Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen <strong>in</strong> stressigen (Saison)Zeiten ist besonders bei Kle<strong>in</strong>betriebennicht möglich. Daher wird betont, dass Kurse <strong>in</strong> weniger arbeits<strong>in</strong>tensive Zeiträume verlegt und zwecksPlanungssicherheit auch früh genug angekündigt werden sollen – speziell im Handel und Gastgewerbe.„Selbst wenn das Interesse da wäre Kurse zu besuchen, wäre momentan ke<strong>in</strong>e Zeit dafür. VonHerbst bis Jänner ist es nicht denkbar, die optimale Zeit wäre von Jänner bis Ostern.“ (EI11, 66,Handwerk)„Der Brief mit den Angeboten ist zu spät gekommen, da hatte ich me<strong>in</strong>en Urlaub schon geplant.Wenn ich es früher weiß, kann ich me<strong>in</strong>en Urlaub eventuell verschieben.“ (EI22, 23, Gastgewerbe)<strong>Die</strong> Kosten der Kurse selbst werden im Allgeme<strong>in</strong>en zwar weniger häufig als erwartet als H<strong>in</strong>derungsgrund fürdie Teilnahme an Weiterbildung angegeben, wobei allerd<strong>in</strong>gs stärker die <strong>in</strong>direkten Kosten durch dieAusfallszeiten der MitarbeiterInnen zum Tragen kommen (siehe Kapitel „Barrieren für die Weiterbildung vonMitarbeiterInnen aus Sicht der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen“). <strong>Die</strong> direkten Kurskosten werden <strong>in</strong>sbesondere vonMitarbeiterInnen als H<strong>in</strong>derungsgrund genannt.„Zudem müsste e<strong>in</strong> Kurs auch leistbar se<strong>in</strong> – die wirklich guten Köche verlangen oft sehr viel.“ (EI18,60, Gastgewerbe)KurskostenHeterogenes Niveau, ReferentInnen aus dem AuslandVere<strong>in</strong>zelte Nennungen beziehen sich auf das unterschiedliche Niveau der KursteilnehmerInnen und denmangelnden lokalen Bezug von ReferentInnen aus dem Ausland„Wichtig s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>heimische Referenten, da auswärtige oft zu abgehoben s<strong>in</strong>d. Mit ihnen habe ichnicht die beste Erfahrung gemacht.“ (BI19, 73, Handel)„Das Problem war: Es waren 2 unterschiedliche Niveaus – es sollte eigentlich e<strong>in</strong> Anfängerkurs se<strong>in</strong>,viele waren aber schon weiter.“ (BI1, 60, Gastgewerbe)5.9.5. Individuelle BarrierenAls <strong>in</strong>dividuelle Barrieren der Inanspruchnahme von Weiterbildung werden Faktoren verstanden, die hauptsächlich<strong>in</strong> der Person selbst verortet s<strong>in</strong>d. Abbildung 18 zeigt e<strong>in</strong>e Übersicht der darunter gefassten Kategorien mitjeweiliger grafischer Darstellung der relativen Nennungshäufigkeit.Abbildung 21: Individuelle Barrieren für die eigene WeiterbildungIndividuelle Barrieren Handwerk Gastgewerbe HandelUnabkömmlichkeit, Zeitmangel Motivation Kurse zu aufwändig Baldige Pensionierung<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 88Unabkömmlichkeit, ZeitmangelAls e<strong>in</strong>deutig größte <strong>in</strong>dividuelle Schwierigkeit nennen sowohl Betriebs<strong>in</strong>haberInnen als auch MitarbeiterInnengleichermaßen den Mangel an Zeit für den Besuch von formalen Weiterbildungsveranstaltungen. Betont wirddabei die nicht vorhandene Abkömmlichkeit im Kle<strong>in</strong>betrieb (vor allem Betriebs<strong>in</strong>haberInnen), wodurch die Teilnahme<strong>in</strong>sbesondere an länger dauernden Veranstaltungen während der Arbeitszeit nicht möglich, und außerhalbder Arbeitszeit sehr aufwendig sei.„Das größte Problem für die eigene Weiterbildung ist e<strong>in</strong>fach die Zeit: Ich b<strong>in</strong> im Betrieb nicht abkömmlich,der läuft eben nicht von alle<strong>in</strong>e und da kann man nicht dauernd auf Weiterbildung se<strong>in</strong>.Als me<strong>in</strong> Vater noch aktiv war, g<strong>in</strong>g das leichter, da dieser <strong>in</strong>zwischen im Betrieb war - so konnte ichz.B. die Meisterausbildung machen. Jetzt habe ich aber auch Familie und daher nicht mehr so vielZeit und Lust, zwei Mal am Abend noch zu e<strong>in</strong>em Kurs zu fahren. Und untertags ist e<strong>in</strong>fach die Zeitnicht mehr da.“ (BI15, 81, Handwerk)„Ich würde gerne mehr Weiterbildung machen. Das ist aber aus zeitlichen Gründen nicht möglich.Wenn der Betrieb geöffnet ist, kann ich nicht den ganzen Tag weg bleiben. Viele Kurse werden abernur ganztägig abgehalten. (BI1, 65, Gastgewerbe)„Vom jetzigen Betrieb komme ich nicht weg, um Weiterbildung zu besuchen. Hier b<strong>in</strong> ich alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> derKüche, ich kann nicht e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> der Saison mal e<strong>in</strong> paar Tage auf Kurs gehen.“ (EI18, 41, Gastgewerbe)Verknüpft ist dieser Mangel an Zeit bzw. als zu hoch empfundene Aufwand nach der Arbeitszeit zum Teil auchmit motivationalen Barrieren. Genannt werden diesbezüglich von zwei MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>erseits der fehlende„letzte Schubs“ zum Anmelden als auch die Schwierigkeit, alle<strong>in</strong>e zu e<strong>in</strong>er Veranstaltung zu gehen:„Das größte Problem beim Besuch von Weiterbildung ist die eigene Faulheit, die Motivation. Das Interessewäre schon da, aber dieser letzte Schritt zum Anmelden ist zu hoch. Ich müsste das sofort machen,wenn mir z. B. jemand von e<strong>in</strong>er Weiterbildung erzählt, später kann ich mich zum Anmeldendann nicht mehr aufraffen. Dann gehe ich lieber nach der Arbeit nach Hause und mache es mir dortgemütlich als zu e<strong>in</strong>em Kurs zu gehen. Und es ist schon auch stressig, neben der Arbeit noch Kursezu machen.“ (EI33, 60, Gastgewerbe)„Außerdem gehe ich nicht gern alle<strong>in</strong>e zu solchen Veranstaltungen - wenn jemand mitg<strong>in</strong>ge, wäre esleichter.“ (EI40, 25, Gastgewerbe)MotivationKurse zu aufwendigMitarbeiterInnen denken bei Barrieren <strong>in</strong> Bezug auf Weiterbildung <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an Veranstaltungen außerhalbder Arbeitszeit und heben diesbezüglich den Mangel an Zeit und den entstehenden Aufwand neben der Arbeitbesonders hervor. <strong>Die</strong> Möglichkeit der Teilnahme an Veranstaltungen während der Arbeitszeit wird hierbei kaum<strong>in</strong> Betracht gezogen.„Weiterbildung ist schon wichtig, aber ich habe dafür e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong>e Zeit.“ (EI29, Gastgewerbe, 22)„Außerdem habe ich zwei Söhne und deshalb auch ke<strong>in</strong>e Zeit nach der Arbeit für Kurse. Am bestenlerne ich <strong>in</strong> der Arbeit - nach Arbeitsschluss schalte ich ab und möchte nichts mehr mit Arbeit zu tunhaben“ (EI37, 62, Handwerk)Vor allem ältere MitarbeiterInnen nennen als stärkste <strong>in</strong>dividuelle Barriere für den Besuch von beruflicherWeiterbildung ihre bevorstehende Pensionierung.„Weiterbildung ist schon wichtig für die Lehrl<strong>in</strong>ge, für mich ist Weiterbildung für den Betrieb jedochnicht mehr so wichtig, da ich bald <strong>in</strong> Pension gehe.“ (EI32, 22, Handel)5.9.6. Barrieren für die Weiterbildung der MitarbeiterInnen aus Sicht der Betriebs<strong>in</strong>haberInnenPensionierung<strong>Die</strong> von den Betriebs<strong>in</strong>haberInnen genannten (bzw. teilweise vermuteten) Barrieren für die Weiterbildung derMitarbeiterInnen werden im Bericht getrennt behandelt, da sie sich nicht auf die eigene Person beziehen.Abbildung 22 zeigt e<strong>in</strong>e grafische Übersicht der gebildeten Kategorien mit entsprechender relativer Häufigkeitder Nennungen <strong>in</strong> den drei Branchen.Abbildung 22: Barrieren für die Weiterbildung der MitarbeiterInnen aus Sicht derBetriebs<strong>in</strong>haberInnen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 89Handwerk Gastgewerbe HandelDes<strong>in</strong>teresse, wenig Motivation Fluktuation, wenig Betriebsb<strong>in</strong>dung Ausfallszeiten der MitarbeiterInnenFehlende Umsetzungsmöglichkeiten Des<strong>in</strong>teresse, wenig MotivationDer Mangel an Interesse und Motivation stelle nach den Angaben der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen die größte Hürde fürdie Inanspruchnahme von Weiterbildung seitens der MitarbeiterInnen dar. Nennungen <strong>in</strong> dieser Kategoriewerden vor allem von InhaberInnen aus Handel und Handwerk angeführt, weniger im Gastgewerbe. Allerd<strong>in</strong>gsmüssen diese Aussagen noch etwas differenzierter betrachtet werden: <strong>Die</strong> meisten Aussagen beziehen sich aufWeiterbildung außerhalb der Arbeitszeiten – dort sei die Motivation aufgrund des zusätzlichen Aufwands kaumvorhanden, während <strong>in</strong>nerhalb der Arbeitszeit die Bereitschaft durchaus höher e<strong>in</strong>geschätzt wird.„Bei den Mitarbeitern ist e<strong>in</strong>fach das Interesse, die Motivation die größte Hürde für den Besuch vonWeiterbildung. Am ehesten s<strong>in</strong>d sie noch dazu bereit, wenn es <strong>in</strong> der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>det, aberauch dann nicht immer. E<strong>in</strong>ige besuchen allerd<strong>in</strong>gs schon auch auf eigene Kosten Kurse, aber mehrprivat und nicht für den Beruf und das ist schon eher die Ausnahme. Grundsätzlich kann bei ihnenjede Mitarbeiter<strong>in</strong> Kurse besuchen, wenn das Interesse da ist und es für das Geschäft bzw. den Berufs<strong>in</strong>nvoll ist.“ (BI25, 58, Handel)„Grundsätzlich spielt die Motivation der Mitarbeiter für Weiterbildung die wichtigste Rolle: Wenn jemandz. B. auch noch e<strong>in</strong>en Hof oder e<strong>in</strong>e Pension hat, dann wird die Tischlerei als Nebenarbeit betrieben,da will niemand Karriere machen, die s<strong>in</strong>d glücklich so und daher auch nicht zu Weiterbildungzu bewegen.“ (BI15, 84, Handwerk)„<strong>Die</strong> Mitarbeiter arbeiten sehr viel und die Arbeit ist anstrengend, dann haben sie nach 8 bis 9 Arbeitsstundenke<strong>in</strong>e Lust mehr, Weiterbildung zu machen. <strong>Die</strong> Bereitschaft an Weiterbildung von Seitender Mitarbeiter wäre schon vorhanden, wenn diese <strong>in</strong> der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>den würde.“ (BI6,13, Handwerk)Begründet wird dieses fehlende Interesse meist damit, dass ke<strong>in</strong>e Aufstiegsmotivation vorhanden sei bzw. vonden MitarbeiterInnen ke<strong>in</strong> direkter Nutzen gesehen werde. Als spezielle Gruppen, bei denen diese Motivation fürWeiterbildung am wenigsten vorhanden sei, werden ältere MitarbeiterInnen und saisonal Beschäftigte ausgewiesen.„Weiterbildungsbereitschaft ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Betrieb und im Gastgewerbe überhaupt nur bei den fixenLeuten gegeben - wenn überhaupt. Saisonarbeiter haben ke<strong>in</strong>e Motivation zu Weiterbildung. Arbeitist für sie e<strong>in</strong>e Notwendigkeit um Geld zu verdienen, und sie <strong>in</strong>vestieren da nicht mehr als unbed<strong>in</strong>gtnötig. Sie würden nur mitmachen, wenn es während der Arbeitszeit ist, und das kann sich e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betriebnicht leisten.“ (BI23, 61, Gastgewerbe)„Das Schwierigste ist, die Mitarbeiter zu überzeugen, dort h<strong>in</strong>zugehen. Zum Beispiel soll bzw. mussder 60-jährige Tapezierer e<strong>in</strong>en Kurs <strong>in</strong> Bassano zur Bearbeitung von Couchstoffen besuchen und erwill da eigentlich nicht h<strong>in</strong>gehen. Das ist aber Pflicht, um diese Stoffe dann verkaufen zu dürfen. Bisherhaben aber die MitarbeiterInnen eigentlich noch nie aktiv nach e<strong>in</strong>er Weiterbildung gefragt.“(BI16, 63, Handwerk)Teilweise wird dieses Des<strong>in</strong>teresse auch auf e<strong>in</strong> Imageproblem des gesamten Berufszweigs zurückgeführt,welches weniger motivierte MitarbeiterInnen „anziehe“:„Zudem hat der Beruf der Verkäufer<strong>in</strong> e<strong>in</strong> schlechtes Image durch die ger<strong>in</strong>ge Bezahlung und esmuss am Samstag gearbeitet werden, was viele abschreckt. Und die meisten haben ke<strong>in</strong>erlei Aufstiegsmotivation,sie wollen ihr fixes Gehalt am Lohnzettel und s<strong>in</strong>d z.B. auch nicht durch Provisionenzu motivieren. <strong>Die</strong> Aufstiegsmöglichkeiten wären bei ihnen schon da, wenn jemand Interesse zeigt.“(BI25, 40, Handel)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 90„Das schlechte Image der gastgewerblichen Berufe bee<strong>in</strong>trächtigt die Bewerbungen von motiviertenMenschen.“ (BI12, 74, Gastgewerbe)Fluktuation, wenig Betriebsb<strong>in</strong>dungAls zweithäufigste Barriere für die Weiterbildung der MitarbeiterInnen wird die zunehmende Fluktuation betont,<strong>in</strong>sbesondere im Gastgewerbe. Durch diese nicht mehr so stark vorhandene Betriebsb<strong>in</strong>dung g<strong>in</strong>gen Investitionen<strong>in</strong> die Mitarbeiter-Weiterbildung <strong>in</strong>s Leere, der Nutzen für den Betrieb sei nicht gegeben. Zum Teilexplizit angesprochen wird allerd<strong>in</strong>gs auch der Vorteil, dadurch besser ausgebildete MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>stellenzu können.„Im Gastgewerbe handelt es sich nicht mehr um Lebensberufe, sondern um Lebensabschnittsberufe.Weiterbildung wirkt langfristig- wenn sie also wirkt ist der Mitarbeiter durch den häufigen Arbeitswechselauch schon wieder weg. Deshalb nehme ich lieber gut ausgebildete Mitarbeiter.“ (BI2, 72,15, Gastgewerbe)„E<strong>in</strong> Problem ist die Fluktuation und das Halten guter Mitarbeiter. Allerd<strong>in</strong>gs profitiert der Betrieb jaauch davon, wenn gut ausgebildete und flexible Mitarbeiter kommen.“ (BI3, 51, Handwerk)„<strong>Die</strong> Mitarbeiter suchen meist ihren Vorteil und gehen dorth<strong>in</strong>, wo es besser für sie ist ohne B<strong>in</strong>dungan Betrieb. Z. B. habe ich e<strong>in</strong>e Hotelsekretär<strong>in</strong> neu e<strong>in</strong>gestellt und sie ist nach 3 Monaten weggegangen,weil sie sich gleichzeitig auch anderswo beworben hat und diese Stelle dann bekommenhat.“ (BI23, 33, Gastgewerbe)E<strong>in</strong>ige Betriebe haben für dieses Problem eigene Lösungen entwickelt. So werden beispielsweise nur die Hälfteder Weiterbildungskosten vom Betrieb übernommen bzw. nur die Hälfte der Zeit als Arbeitszeit angerechnetoder als Form e<strong>in</strong>er „Belohnung von Betriebstreue“ die spätere Übernahme der Kosten angeboten.„Wenn e<strong>in</strong> Mitarbeiter, der e<strong>in</strong>e Ausbildung besucht hat, nach e<strong>in</strong>em Jahr noch im Betrieb ist übernehmenwir die gesamten Kosten der Ausbildung. Wenn den Betrieb verlässt, dann übernehmen wirnur die Hälfte der Kosten.“ (BI4, 40, Gastgewerbe)Insbesondere größere Betriebe wägen bei der Frage nach Weiterbildung auch den Aspekt ab, ob sich als Alternativedie E<strong>in</strong>stellung neuer MitarbeiterInnen mit den entsprechenden Kompetenzen rechnet:„Durch die ständigen Änderungen wird auch neues Know-how notwendig. <strong>Die</strong>ses Wissen wird zumeistvon außen geholt, <strong>in</strong>dem neue Mitarbeiter e<strong>in</strong>gestellt werden. Man kann e<strong>in</strong>fach nicht alles <strong>in</strong>ternoder mit Weiterbildung bewältigen. So haben wir beispielsweise e<strong>in</strong>en Ingenieur e<strong>in</strong>gestellt undzur Zeit suchen wir nach e<strong>in</strong>em Verantwortlichen für den Bereich Market<strong>in</strong>g/Verkauf.“ (BI8, 47,Handwerk)Ausfallszeiten der MitarbeiterInnen<strong>Die</strong> Ausfallszeiten der MitarbeiterInnen bei Kursen während der Arbeitszeit stellen für Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong>sbesondereim Handel und Handwerk e<strong>in</strong>e starke Barriere dar – vor allem wenn Kurse mehrere Tage dauernoder mehrere Mitarbeiter daran teilnehmen sollten.„Der Arbeitsausfall der Mitarbeiter: Für e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>betrieb ist e<strong>in</strong> Kurs schwierig zu planen, da dieAbkömmlichkeit mehrerer Mitarbeiter e<strong>in</strong> großes Problem darstellt.“ (BI7, 60, Handwerk)„Bei den Mitarbeiter-Schulungen ist der zeitliche Aspekt sehr wichtig: Es geht nicht, dass mehrereMitarbeiter tageweise weg s<strong>in</strong>d, weil dann der Betrieb nicht laufen kann.“ (BI 25, 57, Handel)Fehlende UmsetzungsmöglichkeitenFehlende Umsetzungsmöglichkeiten von Weiterbildung für MitarbeiterInnen werden nahezu ausschließlich imGastgewerbe angeführt. Dem liegt teilweise die Auffassung zu Grunde, dass für bestimmte Tätigkeiten ke<strong>in</strong>eweitere Qualifikation notwendig sei bzw. e<strong>in</strong>e nicht s<strong>in</strong>nvolle Überqualifikation darstelle.„<strong>Die</strong> Mitarbeiter im Servicebereich s<strong>in</strong>d teils überqualifiziert. Deren Karrierechancen s<strong>in</strong>d jedoch oftnicht gut. Und die Wirtschaft zieht oft billigere saisonale Arbeitskräfte vor.“ (BI9, 38, Gastgewerbe)„Auf Grund der e<strong>in</strong>fachen Tätigkeiten der Angestellten sehe ich für diese ke<strong>in</strong>en notwendigen Weiterbildungsbedarf.“(BI12, 54, Gastgewerbe)„Es ist aus Zeitmangel oft schwierig, die neu erworbenen Kenntnisse im Betrieb umzusetzen. Beispiel:E<strong>in</strong> Mitarbeiter im Servicebereich besuchte e<strong>in</strong>en Cocktail-Kurs. Der Kurs war sehr gut, nurhatten wir bislang noch nicht die Zeit, die neuen Ideen <strong>in</strong> die Praxis umzusetzen, z. B. neue Cocktail-Karte zu schreiben.“ (BI1, 62, Gastgewerbe)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 915.9.7. ZusammenfassungE<strong>in</strong>e Gesamtbetrachtung der genannten Barrieren für Weiterbildung <strong>in</strong> Südtiroler Kle<strong>in</strong>betrieben aus Handwerk,Handel und Gastgewerbe bietet folgendes Bild: <strong>Die</strong> wichtigsten H<strong>in</strong>derungsgründe für die Inanspruchnahme vonformaler Weiterbildung stellen das ausreichende Vorhandense<strong>in</strong> alternativer Wissensquellen, die Unabkömmlichkeitim Betrieb sowie mangelnde (branchen)spezifische Angebote dar. Benötigte neue Kenntnisse werden<strong>in</strong>sbesondere im Handwerk durch <strong>in</strong>formelle Lernformen <strong>in</strong> den Betrieb gebracht, wobei hier der <strong>in</strong>nerbetrieblicheAustausch und LieferantInnen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen. <strong>Die</strong>se <strong>in</strong>formellen, im Betrieb und <strong>in</strong> der Arbeitszeitstattf<strong>in</strong>denden Formen des Lernens ermöglichen sowohl MitarbeiterInnen als auch InhaberInnen e<strong>in</strong>enflexiblen und <strong>in</strong>dividuell an die betrieblichen Erfordernisse angepassten Wissenserwerb, der – wenn überhaupt -nur kurze Abwesenheiten bzw. Unterbrechungen des Arbeitsflusses erforderlich macht. Durch dieses bedarfsgerechteund „punktgenaue“ Angebot werden auch die nächstgenannten Barrieren der relativ ger<strong>in</strong>gen Umsetzbarkeitim Betrieb, „Theorielastigkeit“ und Allgeme<strong>in</strong>heit formaler Kurse verständlich. InsbesondereMitarbeiterInnen <strong>in</strong> Handel und Gastgewerbe sehen zudem ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit von zusätzlichem Wissenserwerbfür die Ausführung ihrer Tätigkeit – die bestehenden Kenntnisse und Fertigkeiten reichen aus. <strong>Die</strong>s decktsich bereichsweise auch mit der Wahrnehmung der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen, welche mangelnde Motivation aufgrundnicht wahrgenommener Notwendigkeit und fehlenden direkten Nutzenserwartungen als größte Barrierefür die Weiterbildung der MitarbeiterInnen sehen.5.10. DIE EFFEKTE VON WEITERBILDUNGÜber die Effekte von Weiterbildung ist <strong>in</strong> den Interviews gesprochen worden. E<strong>in</strong>ige der Ergebnisse s<strong>in</strong>d bereits<strong>in</strong> den Kapiteln über die „ideale Weiterbildung“ und den „Nutzen von Weiterbildung“ dargestellt worden. Bei denmeisten Aussagen handelt es sich um E<strong>in</strong>zelaussagen und Passagen, die anlässlich anderer Themenstellungengetätigt worden s<strong>in</strong>d. Deshalb wird <strong>in</strong> den meisten Fällen die direkte Aussage nicht ausführlich zitiert.Aussagen über die Effekte von fehlender Weiterbildung konnten nur vere<strong>in</strong>zelt erhoben werden; die Vermutungist zulässig, dass diese Themenstellung für die meisten Interviewten „zu abstrakt“ war.5.10.1.<strong>Die</strong> UmsetzbarkeitE<strong>in</strong>e grundlegende Rolle für die Beurteilung der Effekte spielt die Umsetzbarkeit der Weiterbildung. <strong>Die</strong>s giltsowohl für die Erweiterung der Fachkompetenzen wie für erwartete Verhaltensänderungen der MitarbeiterInnen.H<strong>in</strong>sichtlich der Fachkompetenzen gibt es e<strong>in</strong>en breiten Konsens der Befragten, dass diese durch alle Formender Weiterbildung gestärkt werden. Auf Sprachen, technische und organisatorische Neuerungen bezogeneWeiterbildung werden <strong>in</strong> der Regel positive Effekte zuerkannt – es s<strong>in</strong>d auch jene Bereiche, <strong>in</strong> denen häufig e<strong>in</strong>Weiterbildungsbedarf geortet wird. Selbiges gilt mit der Anpassung an die betriebliche Arbeitsweise. Neben sehrkonkreten Beurteilungen der Effekte s<strong>in</strong>d auch diffuse Effektzuschreibungen („Br<strong>in</strong>gen immer etwas.“ bzw.„Alles wird besser.“) erhoben worden. Da e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil der Weiterbildung durch LieferantInnen erfolgt,wird der Effekt hoch e<strong>in</strong>geschätzt, da diese Unterweisungen <strong>in</strong> der Regel dazu dienen, die entsprechendenGeräte zu bedienen bzw. die gelieferten Produkte e<strong>in</strong>setzen zu können.In e<strong>in</strong>igen wenigen Betrieben s<strong>in</strong>d Effekte auf die soziale Kompetenzen geäußert worden: Kommunikation undTeamwork für die gesamte Firma, Coach<strong>in</strong>g für die Führungskräfte (BI8, 54-62, Handwerk), <strong>in</strong> den meistenFällen wird diese Thematik als Notwendigkeit, die Teambildung bzw. die Kommunikation zu verbessern, angesprochen,wenngleich es sich hier häufig um erwartete Effekte handelt.<strong>Die</strong> fehlende Umsetzbarkeit gilt unisono bei Betriebs<strong>in</strong>haberInnen wie bei ArbeitnehmerInnen als Defizit derWeiterbildung.5.10.2.<strong>Die</strong> „Erweiterung des Horizonts“Neben den festgestellten Effekten der Erweiterung der Fachkompetenzen – und der unmittelbaren Umsetzbarkeit– fehlen auch nicht allgeme<strong>in</strong>e Aussagen über strategische und personalpolitische Effekte. Strategisch erwartensich vor allem Betriebs<strong>in</strong>haberInnen von Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen „neue <strong>in</strong>novative Ansätze zurHorizonterweiterung“ (BI1, 52, Gastgewerbe).„Herr Interviewer, warum, warum! Ich brauche Leute mit open m<strong>in</strong>d, darum!“ Betriebs<strong>in</strong>haber<strong>in</strong> zum Interviewer,der sich immer wieder nach den Gründen und Effekten der Weiterbildung erkundigt.(BI4, 46, Gastgewerbe).<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Gründe, Barrieren, Effekte 92Auch <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben beabsichtigt Weiterbildung „personalpolitische“ Effekte: etwa die Steigerung derMitarbeiterInnenzufriedenheit und die Hebung des Images des Berufes. Als tatsächlich erreichte Effekte werdene<strong>in</strong>e erhöhte Kommunikationsbereitschaft und verbesserte Gesprächskultur im Betrieb erkannt.5.10.3.Der Blickw<strong>in</strong>kel der MitarbeiterInnenErwarten sich MitarbeiterInnen direkte Gratifikationen (Karriere, höhere Entlohnung) als Effekt von Weiterbildung?Geäußert wurden solche möglichen Effekte von Weiterbildung nur vere<strong>in</strong>zelt, vor allem im Vergleich zuden Haupteffekten Umsetzung und Anpassung an die betriebliche Realität.„Es ist nicht die Weiterbildung, die [für e<strong>in</strong>e Lohnerhöhung] ausschlaggebend ist, sondern die Arbeit.Wenn der Chef zufrieden ist, bezieht er sich nicht auf die Weiterbildung, sondern auf die Verbesserungenbei der Arbeit.“ (EI3, 56, Handel)„Wenn ich Weiterbildung mache, dann auch wegen e<strong>in</strong>er Lohnerhöhung im H<strong>in</strong>terkopf. Aber <strong>in</strong> ersterL<strong>in</strong>ie mache ich Weiterbildung, damit ich mir im Leben leichter tue.“ (EI15, 39, Handwerk)Der Zusammenhang zwischen Weiterbildung und e<strong>in</strong>er betriebs<strong>in</strong>terner Karriere wurde nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall geäußert.5.10.4.ZusammenfassungAls wichtig empfundene Effekte von Weiterbildung s<strong>in</strong>d die Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen <strong>in</strong>den Kle<strong>in</strong>betrieben zu nennen. <strong>Die</strong>s betrifft sowohl die Anpassung und Ausweitung der fachlichen Kompetenzen,aber auch – weniger strukturiert geäußert – die Erhöhung der sozialen Kompetenzen.Als zentrale Voraussetzung für positive Effekte werden – sowohl von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen als auch von denArbeitnehmerInnen - die Umsetzbarkeit und die „Tätigkeitsnähe“ gesehen. In be<strong>in</strong>ahe allen Fällen wird dies als„Br<strong>in</strong>gschuld“ des Weiterbildungsanbieters empfunden. <strong>Die</strong> Möglichkeit, dass die Umsetzung des erworbenenWissens auch auf e<strong>in</strong>er speziellen Betriebskultur (Handlungsspielräume, Fehlertoleranz, Begleitung) beruht,wurde nur selten erhoben. Hier besteht im Bereich der Südtiroler Kle<strong>in</strong>betriebe noch e<strong>in</strong> Forschungs-, allerd<strong>in</strong>gs<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Beratungsbedarf.Dass Weiterbildung <strong>in</strong>nerhalb des Betriebes nur selten mit Lohnerhöhungen und Karrieremöglichkeiten verknüpftwird, ist angesichts der kle<strong>in</strong>strukturierten Betriebe, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> starkes <strong>in</strong>formelles soziales Netzwerkmit e<strong>in</strong>em grundsätzlichen Gleichklang an Interessen besteht, nicht verwunderlich. <strong>Die</strong> ständige Verbesserungder betrieblichen Lage – wovon ja der eigene Arbeitsplatz abhängt – sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> dieser Betriebsgrößenklasse e<strong>in</strong>stärker vertretener Grund für den Verbleib zu se<strong>in</strong> als etwa Karriere- oder Entlohnungswünsche.Nur sehr vere<strong>in</strong>zelt konnte über die Konsequenzen von fehlender Weiterbildung diskutiert werden. Schon dieDiskussion über die empfundenen Effekte musste <strong>in</strong> der Regel stark „gefördert“ werden, bei den Konsequenzenfehlender Weiterbildung war dies noch aufwendiger und gelang nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen.Insgesamt muss die Herausarbeitung der Effekte (und der Konsequenzen der Nicht<strong>in</strong>anspruchnahme vonWeiterbildung) bei der Beratung und <strong>in</strong>nerhalb der Weiterbildungsforschung e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert e<strong>in</strong>nehmen,soll das Weiterbildungsverhalten <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben bedarfsgerecht erhöht werden.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 936. Das Weiterbildungsverhalten der SüdtirolerArbeitnehmerInnenAutor: Werner Pramstrahler, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts. Berechnungen undmethodische H<strong>in</strong>weise: Matthias Beggiato und Isabel Teuffenbach.6.1. ZIELSETZUNGENIn diesem Kapitel wird der Versuch unternommen, e<strong>in</strong>ige Aspekte des Weiterbildungsverhaltens der SüdtirolerArbeitnehmerInnen mit den Daten des ArbeitnehmerInnensurvey des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 60 zu beschreiben. Damit sollendie aus den Fallstudien qualitativ gewonnenen Erkenntnisse mit quantitativen Daten ergänzt werden. Im Mittelpunktder folgenden Analyse stehen folgende Aspekte:a) Welche Gruppen von ArbeitnehmerInnen geben an, dass sie sich an – formalisierter – Weiterbildung beteiligen?b) Welche Faktoren lassen sich erkennen, die für die Beteiligung an formalisierter Weiterbildung ausschlaggebends<strong>in</strong>d?c) Aus welchen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen resultiert die empfundene Wichtigkeit von Weiterbildung? Mit anderenWorten: Welche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen fördern Weiterbildung?d) Gibt es zwischen der von den ArbeitnehmerInnen empfundenen Wichtigkeit von Weiterbildung und der tatsächlichenWeiterbildungsbeteiligung e<strong>in</strong>en Zusammenhang?6.2. METHODE<strong>Die</strong> Berechnung erfolgte mittels e<strong>in</strong>er b<strong>in</strong>ären Logit-Analyse. <strong>Die</strong>se Form der Analyse eignet sich <strong>in</strong>sbesonderebei praktischen Problemstellungen, bei denen im Vordergrund steht, mit welcher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit bestimmteEreignisse e<strong>in</strong>treten und welche E<strong>in</strong>flussgrößen diese Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit bestimmen. 61 <strong>Die</strong>ses Verfahren kannüberall dort Anwendung f<strong>in</strong>den, wo es b<strong>in</strong>äre Ereignisse gibt, die entweder e<strong>in</strong>treten (Beteiligung an Weiterbildung)oder nicht e<strong>in</strong>treten (Nicht-Beteiligung an Weiterbildung). Dabei gilt die b<strong>in</strong>äre Logitanalyse als„robuster“ im Vergleich zu anderen Verfahren und ist weniger streng an Datenvoraussetzungen (etwa im Vergleichzur Diskrim<strong>in</strong>anzanalyse) gebunden. Der Vorteil der Methode liegt dar<strong>in</strong>, dass die b<strong>in</strong>äre Regressionanders als die klassische Regressionsanalyse sowohl kategorial als auch metrisch skalierte Variablen e<strong>in</strong>beziehenkann. Kategoriale Variablen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>äre Variante zerlegt (Dummy-Variable), für jede dieserVariablen wird e<strong>in</strong> eigenständiger Koeffizient angegeben, der die Stärke des E<strong>in</strong>flusses auf die zu erklärende abhängigeVariable angibt. Mittels Regression bestimmt die durchgeführte Logit-Analyse, von welchen Faktorendie Teilnahme an formalisierter Weiterbildung von ArbeitnehmerInnen abhängt.In die Logit-Analyse der Daten aus dem Jahr 2005 wurden folgende unabhängige Variablen als Vorhersagevariablene<strong>in</strong>bezogen:• Geschlecht,• Alter,• Sektor und Branche,• Sprache,• Entlohnungshöhe,• erhobene Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen,• Berufswechsel,• Selbste<strong>in</strong>schätzung der eigenen Beschäftigungsfähigkeit,• Schulabschluss,• Art des Arbeitsvertrages und• Tätigkeit bzw. Position im Betrieb.60 Der ArbeitnehmerInnensurvey ist e<strong>in</strong>e repräsentative Befragung der Südtiroler ArbeitnehmerInnen, die vom <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> <strong>in</strong> periodischenAbständen (2003, 2004, 2005, 2008) durchgeführt worden ist. <strong>Die</strong> für die vorliegende Analyse verwendeten Daten beziehen sichauf das Jahr 2005.61 Ausführlich hierzu Backhaus et.al.: 418 ff.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 946.3. DAS WEITERBILDUNGSVERHALTEN DER ARBEITNEHMERINNEN6.3.1. Wer beteiligt sich an formalisierter Weiterbildung?Der folgende Abschnitt stellt die Variablen dar, mit denen die Beteiligung aller ArbeitnehmerInnen an Weiterbildungerklärt werden kann.Das Gesamtmodell 2005, bestehend aus allen angegebenen Variablen, wurde auf die Modellgüte überprüft: Wiegut können die die unabhängigen Variablen <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit das E<strong>in</strong>treten der abhängigen Variable erklären?Der entsprechende Wert für das zugrunde gelegte Gesamtmodell weist für 2005 e<strong>in</strong>e erklärte Varianzvon 0,451 (Pseudo-R-Quadrat, Nagelkerke), was für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt gute Modellpassung spricht. 62 Insgesamtbeträgt die Klassifikationsgüte 80%, d. h., mit diesem Modell können über 80% der Fälle richtig zugeordnetwerden. Variablen, die <strong>in</strong> Tabelle 4: e<strong>in</strong>en Signifikanzwert (p) ger<strong>in</strong>ger als 0,05 aufweisen, haben e<strong>in</strong>enrelevanten Erklärungswert zur Vorhersage der Teilnahme an formalisierter Weiterbildung. Demnach lassen derSektor, die Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Neues Lernen“, der monatliche Nettolohn, Schulabschluss, das Alter, die Entsprechungvon Ausbildung und Tätigkeit sowie die Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorischeNeuerungen“ e<strong>in</strong>e Prognose der Weiterbildungsteilnahme zu und werden daher <strong>in</strong> den folgenden Ausführungendetaillierter dargestellt.Tabelle 4: Erklärungswert und Signifikanz der berücksichtigten Variablen (alle Sektoren)Erklärende VariableErklärungswert(Wald-Statistik)Signifikanz(p)Signifikant (p < 0,05)Sektor (öffentlich oder privat) 42,433 0,000Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Neues lernen“ 24,918 0,000Monatlicher Nettolohn 21,789 0,001Schulabschluss 20,79 0,001Altersklasse 13,502 0,004Entsprechung Ausbildung - Tätigkeit 9,96 0,007Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorischeNeuerungen“ 7,311 0,007Nicht signifikant (p > 0,05)Art des Beschäftigungsverhältnisses 6,293 0,279Tätigkeit bzw. Position im Betrieb 5,839 0,441Arbeitsbed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>tönige Tätigkeit 2,483 0,115Arbeitsbed<strong>in</strong>gung selbstständige Tätigkeit2,24 0,134Geschlecht 1,831 0,176Berufswechsel 0,809 0,667Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Zeitdruck und –vorgaben“ 0,632 0,427E<strong>in</strong>schätzung der Gefährdung des eigenenArbeitsplatzes 0,485 0,486Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „körperlich anstrengendeTätigkeit“ 0,321 0,571Sprachgruppe 0,013 0,910Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005, bearbeitet für <strong>TimeS</strong>.N=1000Wie aus Abbildung 23 hervorgeht, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, an e<strong>in</strong>er Weiterbildung teilzunehmen, sehr starkvom Sektor abhängig. Im öffentlichen <strong>Die</strong>nst beschäftigte ArbeitnehmerInnen nehmen zu 83% an –formalisierter - Weiterbildung teil, ArbeitnehmerInnen aus der Privatwirtschaft h<strong>in</strong>gegen „nur“ zu 60%. E<strong>in</strong>eherausragende Erklärungsvariable für die Beteiligung an Weiterbildung ist das Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung„Neues lernen“. Je stärker ArbeitnehmerInnen angeben, dass diese Arbeitsbed<strong>in</strong>gung vorhanden ist, destogrößer ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass die Beschäftigten an (formalisierten) Weiterbildungskursen teilnehmen. 6362 Backhaus et.al. (448) geben folgende Werte für die Beurteilung der Güte des Gesamtmodells an: Werte ab 0,2 s<strong>in</strong>d akzeptabel,Werte ab 0,4 s<strong>in</strong>d gut, Werte ab 0,5 sehr gut. Theoretisch kann der Maximalwert von 1 erreicht werden.63 Siehe hierzu auch: <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 2005, Newsletter 3, S. 7.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 95<strong>Die</strong> Komplexität und die Art der Tätigkeit sche<strong>in</strong>en somit e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die Teilnahme an Weiterbildungauszuüben. Dass die Entlohnungshöhe mit dem Weiterbildungsbesuch zusammenhängt, lässt auf e<strong>in</strong>eBeziehung schließen, aber nicht auf e<strong>in</strong>en erklärenden Zusammenhang. Deutlich wird allerd<strong>in</strong>gs, dass es e<strong>in</strong>eParallelität zwischen der Häufigkeit von Weiterbildung und der Entlohnungshöhe gibt.Abbildung 23: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr nach Sektor, Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung„Neues lernen“ und monatlichem NettolohnÖffentlicher Sektor83%Angaben <strong>in</strong> %Zutreffen derArbeitsbed<strong>in</strong>gung"Neues lernen" SektorPrivatsektorsehrziemlichkaum39%60%67%83%ueberhaupt nicht20%über 3000€83%2000€ bis 3000€92%Monatlicher Nettolohn1500€ bis 2000€1200€ bis 1500€1000€ bis 1200€60%74%84%800€ bis 1000€48%unter 800€38%0% 20% 40% 60% 80% 100%Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> n=1000Aus Abbildung 23 werden weitere Details der signifikanten Vorhersagefaktoren für Weiterbildungsbeteiligungdeutlich. Das sog. „Mätthaus-Pr<strong>in</strong>zip“, nach dem es bereits gut Ausgebildete s<strong>in</strong>d, die sich weiterbilden, istdeutlich ausgeprägt. Ähnlich verhält es sich mit dem Alter: So beteiligen sich ältere ArbeitnehmerInnen deutlichweniger an Weiterbildung. Interessant ist, dass die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für jene ArbeitnehmerInnen, die angeben,für ihre Tätigkeit sei eigentlich e<strong>in</strong>e höhere Ausbildung erforderlich (es s<strong>in</strong>d 9,6% derArbeitnehmerInnen), sich <strong>in</strong> Bezug auf die Teilnahme an Weiterbildungskursen nur unwesentlich von jenenArbeitnehmerInnen unterscheidet, die angeben, ihre Tätigkeit sei ausbildungsadäquat.Entgegen den Ausgangshypothesen sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>ige Variablen e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Erklärungswert für die Beteiligungan Weiterbildung aufzuweisen: Ob jemand Teilzeit- oder Vollzeit beschäftigt, befristet oder unbefristet angestelltist, hat e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, an formalisierter Weiterbildung teilzunehmen. <strong>Die</strong>Tätigkeit bzw. Position im Betrieb hat <strong>in</strong>sgesamt gesehen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss, wird aber – wie weiter unten ausgeführt– sehr wohl im Privatsektor relevant. <strong>Die</strong>s kann wohl auf die „ausgleichende Funktion“ des öffentlichen<strong>Die</strong>nstes zurückgeführt werden, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> sehr großer Teil der Beschäftigten relativ unabhängig von derjeweiligen betrieblich-hierarchischen Stellung an Weiterbildungsaktivitäten teilnehmt. Weder das Geschlechtnoch die Sprachgruppe resultieren als diskrim<strong>in</strong>ierendes Merkmal.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 96Abbildung 24: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr nach Bildungsabschluss, Altersklasse,Passung und Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorische Änderungen“Universität83%Angaben <strong>in</strong> %Tätigkeit entsprichtAusbildung Alter BildungsabschlussMaturaBerufschuleMittelschuleGrundschuleüber 5040-4930-3920-29Ne<strong>in</strong>, ger<strong>in</strong>gere Ausbildung reichtNe<strong>in</strong>, höhere Ausbildung w äre erforderlichja18%34%42,2%54%66%64%67%70%67,7%69,3%80%Zutreffen derArbeitsbed<strong>in</strong>gung"tech-org.Neuerungen"sehrziemlichkaumüberhaupt nicht36,8%56,8%71,1%81,5%0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0%Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> n=1000Zwischen der empfundenen Wichtigkeit von Weiterbildung 64 und dem tatsächlichen Besuch von Weiterbildunggibt es e<strong>in</strong>e signifikante positive Korrelation (r=0,394), ebenso mit der Anzahl der Anzahl der Tage (r=0,350).<strong>Die</strong>s bedeutet, dass von ArbeitnehmerInnen, die ke<strong>in</strong>e oder weniger Weiterbildung besuchen, Weiterbildungauch als weniger wichtig empfunden wird. <strong>Die</strong> Frage, welche Variable die abhängige und welche die unabhängigeist, kann mit den vorhandenen Daten nicht abschließend beurteilt werden. Was hier allerd<strong>in</strong>gs ersichtlichwird, ist die Wichtigkeit der Arbeitsgestaltung: Tätigkeiten, die nicht besonders viel – formalisierte ! –Weiterbildung erfordern, führen auch zu dieser ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>schätzung der Wichtigkeit von Weiterbildung. Wenndie öffentlich vehement ständig postulierte Notwendigkeit von Weiterbildung e<strong>in</strong>er der bisherigen Ausgangspunkte<strong>in</strong> der Weiterbildungspolitik war, so wird hier deutlich, dass die Art der Tätigkeit e<strong>in</strong> weiterer Ansatzpunktfür die Förderung von Weiterbildung ist.6.3.2. <strong>Die</strong> Weiterbildungsbeteiligung <strong>in</strong> der PrivatwirtschaftDa das Gesamtprojekt <strong>TimeS</strong> den Hauptfokus auf die drei Branchen der Privatwirtschaft Handwerk, Tourismusund Handel richtet, werden die Daten des ArbeitnehmerInnensurvey für die Privatwirtschaft gesondert untersuchtund dargestellt. Bekanntlich ist der Sektor jener Faktor, der mit über die Weiterbildungsbeteiligung entscheidet;die Beteiligung an Weiterbildung ist <strong>in</strong>sbesondere im öffentlichen <strong>Die</strong>nst hoch. Auch das Gesamtmodellfür die Privatwirtschaft wurde mittels b<strong>in</strong>ärer Logitanalyse auf die Modellgüte überprüft. Der entsprechendeWert für das zugrunde gelegte Gesamtmodell weist e<strong>in</strong>e erklärte Varianz von 0,499 (Pseudo-R-Quadrat, Nagelkerke) auf, was auf e<strong>in</strong>e sehr gute Modellpassung schließen lässt. <strong>Die</strong> Klassifikationsgüte liegt bei79,4%: Das bedeutet, dass die angeführten Variablen mit e<strong>in</strong>er Trefferrate von 79,4% erklären, ob e<strong>in</strong>/eArbeitnehmerIn aus der Privatwirtschaft an formalisierter Weiterbildung teilnimmt.64 Frageformulierung: „Wie wichtig ist es an Ihrem derzeitigen Arbeitsplatz, sich ständig weiterzubilden?“<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 97Tabelle 5: Erklärungswert und Signifikanz der berücksichtigten Variablen (nur Privatwirtschaft)Erklärende VariableErklärungswert(Wald-Statistik)Signifikanz(p)Signifikant (p < 0,05)Wirtschaftsbranche 24,75 0,00Alter 22,50 0,00Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Neues lernen“ 18,18 0,00Nettolohn pro Monat 17,99 0,01Bildungsabschluss 12,04 0,03Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorischeÄnderungen“ 8,63 0,00Tätigkeit / Position im Betrieb 7,27 0,03Tätigkeit entspricht Ausbildung 7,06 0,03Geschlecht 5,88 0,02Nicht signifikant (p > 0,05)Art des Beschäftigungsverhältnisses 9,05 0,11Berufs- bzw. Tätigkeitswechsel 0,66 0,72Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes 6,23 0,10Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „e<strong>in</strong>tönige Tätigkeit“ 1,92 0,17Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Selbstständige Problemlösung“ 2,38 0,12Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Zeitdruck und –vorgaben“ 0,41 0,52Arbeitsbed<strong>in</strong>gung körperlich anstrengende Tätigkeit0,15 0,70Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005, bearbeitet für <strong>TimeS</strong>. N=663Innerhalb des privaten Sektors ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Wirtschaftsbranche die Variable mit dem höchstenErklärungswert, wenn es darum geht, die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit anzugeben, ob e<strong>in</strong>/e ArbeitnehmerIn <strong>in</strong> derPrivatwirtschaft an Weiterbildung teilnimmt. Des weiteren kommt den Variablen Alter und die Arbeitsbed<strong>in</strong>gung„Neues lernen“ e<strong>in</strong>e hohe Erklärungskraft zu. <strong>Die</strong> Abbildung 25 stellt die jeweiligen Zusammenhänge <strong>in</strong> Formvon Häufigkeiten bei der Weiterbildungsbeteiligung dar. Erwartungsgemäß s<strong>in</strong>d es vor allem Branchen mitdurchgehend komplexen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, <strong>in</strong> denen sich viele ArbeitnehmerInnen an Weiterbildungbeteiligen: das Kreditwesen, das Ausbildungssystem und das Gesundheitswesen. Branchen wie etwadie Landwirtschaft oder der Tourismus verfügen über wenig formalisierte Weiterbildung für ArbeitnehmerInnen.Auch wenn nicht erhoben, so sche<strong>in</strong>t es doch e<strong>in</strong>ige Zusammenhänge mit der Betriebsgröße zu geben: In denweiterbildungs<strong>in</strong>tensiveren Branchen dürften die Betriebe auch größer se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> den Branchen, <strong>in</strong> denenWeiterbildungskurse durchgeführt werden. Deutlich wird dies, wenn die Nennungen aus der Industrie und demHandwerk verglichen werden. Wie bei der Gesamtheit der ArbeitnehmerInnen bleibt der Zusammenhangzwischen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Neues lernen“ und dem Besuch von Weiterbildungskursen aufrecht.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 98Abbildung 25: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Branchen, Alterund Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „Neues lernen“Z u tr e ffe n d e rA r b e its b e d <strong>in</strong> g u n g"N e u e s le r n e n " A lte r B r a n c h eA n g a b e n <strong>in</strong> %B a n ke n u n d V e r s ic h e r u n g e n9 2 %S a n itä t ( p r iv a t)7 6 %S c h u le ( p r iv a t)7 0 %a n d e r e <strong>Die</strong> n s tle is tu n g e n6 8 %Ha n d e l6 3 %In d u s tr ie6 1 %Ha n d w e r k5 4 %Tr a n s p o r tw e s e n5 0 %L a n d w ir ts c h a f t4 3 %To u r is m u s3 8 %ü b e r 5 04 6 %4 0 - 4 95 4 %3 0 - 3 96 2 %2 0 - 2 96 7 %s e h r7 9 %z ie m lic h6 3 %ka u m3 5 %ü b e r h a u p t n ic h t1 4 %0 % 2 0 % 4 0 % 6 0 % 8 0 % 1 0 0 %Q u e lle : A r b e itn e h m e r In n e n s u r v e y 2 0 0 5 d e s A FI- <strong>IPL</strong> n = 6 6 3Abbildung 26 macht ersichtlich, dass es auch bei alle<strong>in</strong>iger Betrachtung der ArbeitnehmerInnen aus der Privatwirtschafte<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen Höhe der monatlichen Nettoentlohnung und dem Besuch vonberufsrelevanten Weiterbildungskursen gibt. Hier wie dort ist dieser nicht erklärend. Dass vor allemArbeitnehmerInnen mit hohem beruflichen Abschluss an Weiterbildung teilnehmen, zeigt sich auch <strong>in</strong> der Privatwirtschaftsehr deutlich. Deutlich wird zudem, dass sich <strong>in</strong> der Gruppe jener ArbeitnehmerInnen, die <strong>in</strong> Betriebenmit technisch-organisatorischen Änderungen beschäftigt s<strong>in</strong>d, die Weiterbildungsquote signifikant beträchtlichhöher liegt.Abbildung 26: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Nettolohn,Bildungsabschluss und Zutreffen der Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „tech.-org. Neuerungen“Zutreffen derArbeitsbed<strong>in</strong>gung:"techn.- org.Neuerungen" Bildungsabschluss Nettolohnüber 3000€2000€ bis 3000€1500€ bis 2000€1200€ bis 1500€1000€ bis 1200€800€ bis 1000€unter 800€UniversitätMaturaBerufschuleMittelschuleGrundschulesehrziemlichkaumüeberhaupt nicht17%29%29%33%0% 20% 40% 60% 80% 100%Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> n=66336%49%53%61%65%67%75%81%80%85%Angaben <strong>in</strong> %88%96%<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 99Anders als bei der Grundgesamtheit der ArbeitnehmerInnen ist die Weiterbildungsbeteiligung <strong>in</strong> der Privatwirtschaftdoch geschlechtsspezifisch unterschiedlich (siehe Abbildung 27). Mit den Befunden der Weiterbildungsforschungdeckt sich zudem die Beteiligung nach hierarchischer Position im Betrieb.Abbildung 27: Weiterbildungsteilnahme im Bezugsjahr (Privatwirtschaft) nach Tätigkeit, PassungAusbildung – Tätigkeit und GeschlechtA n g a b e n <strong>in</strong> %le ite n d e r A n g e s te llte r8 9 %M a n a g e m e n t8 4 %P a s s u n g A u s b ild u n g -T ä tig k e it T ä tig k e itA n g e s te llte rA n d e r e sA r b e ite rL e h r l<strong>in</strong> gN e <strong>in</strong> : A u s b ild u n g z u h o c hN e <strong>in</strong> : H ö h e r e A u s b ild u n g n o tw e n d igJ a4 2 %4 2 %4 9 %6 7 %6 4 %6 8 %6 9 %G e s c h le c h tM ä n n e rF r a u e n4 8 %6 7 %0 % 2 0 % 4 0 % 6 0 % 8 0 % 1 0 0 %Q u e lle : A r b e itn e h m e r In n e n s u r v e y 2 0 0 5 d e s A F I- <strong>IPL</strong> n = 6 6 36.3.3. <strong>Die</strong> Anzahl der Weiterbildungstage<strong>Die</strong> bisherigen Ausführungen haben sich alle<strong>in</strong> auf die Variable „Teilnahme an Weiterbildung“ bezogen. <strong>Die</strong> Analyse,welche Gruppen von ArbeitnehmerInnen an Weiterbildung teilnehmen und welche davon ausgeschlossenwerden, lassen bereits für sich genommen Aussagen über die Faktoren der Weiterbildungsbeteiligung zu. Nochdeutlicher wird das Bild, wenn die Anzahl der Weiterbildungstage als abhängige Variable betrachtet wird. E<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>fluss auf die Anzahl der Weiterbildungstage üben die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen aus. Je stärker die Befragten angeben,dass bestimmte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen zutreffen, desto höher ist die Anzahl der Weiterbildungstage. Dazuzählen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie „Neues lernen“ und das „selbstständige Lösen von Problemen“. Interessant ist, dass –anders als vermutet - die Intensität der empfundenen Arbeitsbed<strong>in</strong>gung „technische und organisatorischeNeuerungen“ nicht mit der Anzahl der Weiterbildungstage e<strong>in</strong>hergeht (siehe Abbildung 28).Abbildung 28: Median der Weiterbildungstage nach Zutreffen von Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen109Überhaupt nicht Kaum Ziemlich Sehr8767,00 7,006,477,007,006,00Weiterbildungstage545,005,00 5,00 5,005,004,00 4,00 4,003212,281,560N=1000Neues Lernen Probleme lösen Zeitdruck Techn-org. NeuerungenQuelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> Fonte: Indag<strong>in</strong>e sui lavoratori e lavoratrici dipendenti, <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 2005<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 100<strong>Die</strong> Höhe der Weiterbildungstage variiert je nach (hierarchischer) Position im Betrieb. Je „niedriger“ diesePosition, desto ger<strong>in</strong>ger die Anzahl der Weiterbildungstage.Abbildung 29: Weiterbildungstage (Median) nach hierarchischer betrieblicher Position109ArbeiterInnen Angestellte Leitende Angestellte Managem ent877,00 7,00Weiterbildungstage6544,005,003210Quelle: ArbeitnehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> Fonte: Indag<strong>in</strong>e sui lavoratori e lavoratrici dipendenti, <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 20051N=1000Zwischen der empfundenen Wichtigkeit von Weiterbildung und der tatsächlichen Weiterbildungsbeteiligungsche<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>en Zusammenhang zu geben. ArbeitnehmerInnen, die angeben, <strong>in</strong> ihrem Beruf sei Weiterbildungwichtig, weisen mehr Weiterbildungstage auf (Abbildung 30).Abbildung 30: Empfundene Wichtigkeit von Weiterbildung und Weiterbildungstage (Median)10988,0076543,864,00322,0010N=1000 Überhaupt nicht Kaum Ziemlich SehrQuelle: Arbeit nehmerInnensurvey 2005 des <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> Font e: Indag<strong>in</strong>e sui lavorat ori e lavorat rici dipendent i, <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 20056.3.4. Schlussfolgerungen<strong>Die</strong> Analyse der Daten bestätigt die gesamteuropäischen Entwicklungen: Ob Betriebe (und ArbeitnehmerInnen)Weiterbildung nutzen, hängt sehr wesentlich von der Art der Tätigkeit ab. Je komplexer die Tätigkeit, dasProdukt bzw. die <strong>Die</strong>nstleistung, desto stärker wird auf Weiterbildung gesetzt. Aus diesem Grund ist dieStärkung der Betriebe (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Verbesserung ihrer Wettbewerbssituation, die Verbesserung der<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Das Weiterbildungsverhalten der Südtiroler ArbeitnehmerInnen 101Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen) e<strong>in</strong> sehr wichtiger Ansatzpunkt für die Verbesserung der Weiterbildungssituation.E<strong>in</strong> herausforderndes Arbeitsumfeld - hier operationalisiert mit den Variablen „Neues lernen“, „selbstständigesProblemlösen“ und „Zeitdruck“ - kennzeichnet die Nutzung von mehr Weiterbildung. Im Rahmen dieses Beitrageskönnen nicht die Ursache-Wirkung-Faktoren thematisert werden, es spricht aber e<strong>in</strong>iges dafür, dass e<strong>in</strong>„aktivierendes“ Arbeitsumfeld e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor für die Teilnahme an formalisierter Weiterbildung ist. E<strong>in</strong>Teil der betrieblichen und der persönlichen Weiterbildungsabst<strong>in</strong>enz – die nicht gesondert erhoben wurde – lässtsich darauf zurückführen, dass die Notwendigkeit von formalisierter Weiterbildung nicht verspürt wird. Wie auchder qualitativen Teil der Studie aufzeigt, ist e<strong>in</strong>e verstärkte Integration von Arbeit und (formalisiertem) Lernendurchaus notwendig.Vor allem <strong>in</strong> der Privatwirtschaft ist (formalisierte) Weiterbildung e<strong>in</strong> selektives Gut. <strong>Die</strong> Weiterbildungsbeteiligunghängt zum e<strong>in</strong>en vom Sektor, aber auch von der (hierarchischen) Position im Betrieb ab. Deröffentliche <strong>Die</strong>nst hat durch se<strong>in</strong>en „egalitären“ Zugang zu Weiterbildung für die Beschäftigten e<strong>in</strong>e ausgleichendeFunktion.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 1027. Das Weiterbildungsangebot und die Nutzung <strong>in</strong> Südtirolaus Sicht der AnbieterAutor<strong>in</strong>: Isabel Teuffenbach, externe wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts.7.1. ZIELSETZUNGZiel dieses Kapitels ist es, e<strong>in</strong>en Überblick über das öffentliche Angebot an beruflicher Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirolzu geben. Nachfolgend werden die von den öffentlichen Bildungse<strong>in</strong>richtungen abgehaltenen Weiterbildungsveranstaltungender letzten Jahre aufgezeigt, die mittels e<strong>in</strong>es dafür entwickelten Fragebogens erhobenwurden. Neben den quantitativen Resultaten bezüglich der abgehaltenen Kurse geben die erhobenen Datenauch Auskunft über die Veränderung der <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte, die Qualität der Kursbeschreibungen, dasAusmaß an Bedarfsorientierung, die Teilnehmerstruktur (nach Betriebsgröße, Altersgruppen und Geschlecht)sowie das Vorhandense<strong>in</strong> von Systemen zur Nutzenevaluierung der Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen.7.2. DATENUMFANGIm Rahmen dieser Studie wurden die realisierten Weiterbildungsmaßnahmen der Unternehmerverbände sowieöffentlichen E<strong>in</strong>richtungen Südtirols der Jahre 2000 bis 2006 erhoben. Insgesamt wurden dabei die Datenfolgender Weiterbildungsanbieter erfasst:Abbildung 31: Datenquelle - Weiterbildungsanbieter <strong>in</strong> SüdtirolUnternehmerverbändeZTM – Zentrum für Technologie und ManagementVKD - Verband für Kaufleute und <strong>Die</strong>nstleisterSBB - Südtiroler BauernbundHGV - Hoteliers- und GastwirteverbandLVH - Landesverband für HandwerkerSHV - Vere<strong>in</strong>igung der Handwerker und Kle<strong>in</strong>unternehmenÖffentliche E<strong>in</strong>richtungenBB I - Abteilung Italienische BerufsbildungBB DL - Abteilung Deutsche und lad<strong>in</strong>ische BerufsbildungWIFI - Wirtschaftsförderungs<strong>in</strong>stitut der HandelskammerBozen7.3. DURCHFÜHRUNG<strong>Die</strong> Durchführung der Datenerhebung erfolgte mittels Fragebogen, der per E-mail an die oben genanntenWeiterbildungse<strong>in</strong>richtungen gesendet wurde. <strong>Die</strong>ser untergliedert sich <strong>in</strong> folgende 3 Bereiche:• Weiterbildungskurse (Anzahl, Sprache, Themenschwerpunkte)• Teilnehmerstruktur (Anzahl, Geschlecht, Alter, Betriebsgröße)• Nutzenevaluierung (Methoden zur Überprüfung des Lernerfolges)7.4. PROBLEME BEI DER DATENERHEBUNGE<strong>in</strong> weiteres Ziel dieser quantitativen Erhebung war es herauszuf<strong>in</strong>den, ob und <strong>in</strong> welcher Art und Weise seitensder Verbände und öffentlichen Körperschaften, Daten <strong>in</strong> Bezug auf die durchgeführten Weiterbildungsmaßnahmenerfasst und statistisch ausgewertet werden.Es stellte sich heraus, dass viele der abgefragten Daten bei den Weiterbildungsanbietern entweder gar nichtoder nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr unstrukturierter Form vorliegen. Auch wenn für e<strong>in</strong>zelne abgehaltene Kurse oft sehrdetaillierte Informationen verfügbar s<strong>in</strong>d (z. B. bezüglich Teilnehmerstruktur, Stundenanzahl, Geschlecht oderBetriebsgröße), so fehlt meist e<strong>in</strong>e umfassende, klar strukturierte Statistik über die Gesamtheit der durchgeführtenWeiterbildungsmaßnahmen, was die Datenerhebung erheblich erschwerte. Der ausgearbeiteteFragebogen konnte <strong>in</strong> manchen Fällen nur unvollständig beantwortet werden, wodurch die vorliegenden Aus-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 103wertungen nicht ausschließlich auf Fakten beruhen, sondern auch Schätzungen be<strong>in</strong>halten können. Da es fürVertreter des ESF nicht möglich war, den Fragebogen zu beantworten, fließen diese Daten nicht <strong>in</strong> die vorliegendenBetrachtungen mit e<strong>in</strong>. Aus e<strong>in</strong>er Fülle von bereitgestellten Daten war es jedoch möglich, die seitensdes ESF geförderten Weiterbildungsveranstaltungen nach Themen, Sektoren, Betriebssitz sowie Betriebsgrößeder Jahre 2000 bis 2006 zu erarbeiten, welche im nächsten Kapitel im Überblick dargestellt s<strong>in</strong>d.In Zukunft sche<strong>in</strong>t es wichtig zu se<strong>in</strong>, die unterschiedlichen Datenquellen über die Weiterbildungstätigkeiten zustandardisieren, damit Vergleiche und Analysen von Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen verbessert werden können. E<strong>in</strong>ekont<strong>in</strong>uierliche, strukturierte Sammlung von umfassenden Daten bezüglich umgesetzter Weiterbildungsmaßnahmenund e<strong>in</strong>e gezielte Nutzenevaluierung derselben könnten außerdem dazu beitragen, das Weiterbildungsangebotkünftig besser nach dem tatsächlichen Bedarf der Betriebe auszurichten.7.5. BERUFLICHE WEITERBILDUNG IN SÜDTIROL 20067.5.1. Übersicht über Weiterbildungsprojekte und TeilnehmerInsgesamt verzeichnet die berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> den erhobenen Jahren e<strong>in</strong>en Zulauf. Im Jahr 2006wurden von den 9 erhobenen Weiterbildungsorganisationen <strong>in</strong> Summe etwa 2.187 Weiterbildungskurse durchgeführtan denen <strong>in</strong> etwa 29.547 Personen teilgenommen haben. <strong>Die</strong> Teilnehmeranzahl je Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativebeläuft sich somit durchschnittlich auf etwa 14 Personen. <strong>Die</strong>ser Durchschnittswert variiert zwischene<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destwert von 7 und e<strong>in</strong>em Höchstwert von 19 Teilnehmern je Veranstalter. Während die Anzahl derabgehaltenen Weiterbildungsveranstaltungen und Teilnehmer <strong>in</strong> den letzten beiden Jahren etwas zugenommenhat, geht die durchschnittliche Anzahl an Teilnehmern pro Kurs leicht zurück.Abbildung 32: Anzahl Weiterbildungsprojekte und Teilnehmer 2006Anzahl der Projekte 2006Anzahl der Teilnehmer2006Durchschnittliche Teilnehmeranzahlpro KursVKD* 74 700 9LVH 194 2.557 13ZTM 118 797 7HGV 182 2.438 13BB DL 600 7.250 12BB I* 514 8.431 16SBB 149 2.787 19SHV* 30 300 10WIFI 326 4287 13Gesamt 2.187 29.547 14Quelle: Eigene Erhebung*<strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt.7.5.2. Inhaltliche Schwerpunkte des WeiterbildungsangebotsInhaltlich setzt sich die berufliche Weiterbildung größtenteils aus Fachkursen (51%) zusammen, es folgen Kursefür Betriebsführung mit 11%. Unter die sonstige Weiterbildung (30%) fallen vor allem Informatikkurse, aberauch Veranstaltungen im Bereich Tourismus, Pflichtsem<strong>in</strong>are und Sprachkurse sowie e<strong>in</strong>zelne Weiterbildungsveranstaltungenim Bereich Landwirtschaft.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 104Abbildung 33: Zusammensetzung der Weiterbildung nach Themenbereichen 2006Angaben <strong>in</strong> %Sonstiges30%InformatikTourismusPflichtsem<strong>in</strong>areSprachkurseFachbezogene Kurse51%Personalführung3%Quelle: Eigene Erhebung.Sozialkompetenzen5%Betriebsführung11%n=9Sowohl im Bereich der fachbezogenen Kurse als auch <strong>in</strong> jenem der Betriebsführung ist <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>Anstieg von Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen zu erkennen. Gestiegen ist <strong>in</strong> den letzten Jahren auch die Bedeutung derPflichtsem<strong>in</strong>are und vor allem auch jene der Sprachkurse. <strong>Die</strong>s geht konform mit den Ergebnissen der Fallstudien,wo vor allem <strong>in</strong> Betrieben des Tourismussektors - bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e Zunahme von Gästen aus Osteuropa- e<strong>in</strong> erhöhter Bedarf an Fremdsprachenkenntnissen (vor allem Englisch) beobachtet werden konnte.<strong>Die</strong> Anzahl an Weiterbildungsveranstaltungen <strong>in</strong> den Bereichen Personalführung und Sozialkompetenzen fälltvergleichsweise ger<strong>in</strong>ger aus (3% bzw. 5%) und bleibt <strong>in</strong> den letzten Jahren nahezu unverändert.Wie aus Tabelle 6 hervorgeht, machen die fachbezogenen Kurse <strong>in</strong> 6 der 9 Organisationen jeweils mehr als dieHälfte des Kursangebots aus. Ansonsten setzten sich die Themenschwerpunkte von Anbieter zu Anbieter jedochsehr unterschiedlich zusammen.Tabelle 6: Zusammensetzung der Weiterbildung nach Themenbereichen 2006 je AnbieterVKD* LVH* ZTM* HGV BB DL BB I SBB SHV WIFIFachbezogene Kurse 35% 81% 60% 50% 80% 0% 40% 50% 60%Sozialkompetenzen 0% 3% 10% 10% 5% 0% 10% 0% 12%Betriebsführung 10% 9% 15% 30% 2% 9% 40% 20% 5%Personalführung 5% 1% 15% 10% 3% 0% 0% 0% 5%Sonstiges 50% 6% 0% 0% 10% 91% 10% 30% 18%Gesamt 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100%• <strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt.• Quelle: Erhebung <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong>.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 1057.5.3. Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach SpracheAbbildung 34: Anteil der Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach SpracheItalienisch36%Quelle: Erhebung <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 2007Deutsch64%Angaben <strong>in</strong> %n=9Insgesamt überwiegt bei den erhobenenWeiterbildungs<strong>in</strong>itiativen die deutsche Sprache.Im Jahr 2006 wurden <strong>in</strong>sgesamt 64% allerWeiterbildungskurse <strong>in</strong> Deutsch abgehalten.Demgegenüber steht e<strong>in</strong> Anteil von Kursen <strong>in</strong>italienischer Sprache von 36% (siehe Abbildung34). Der Bauernbund und die Deutsche undlad<strong>in</strong>ische Berufsbildung bieten dabeiausschließlich Kurse <strong>in</strong> deutscher Sprache an.Italienische Weiterbildungsveranstaltungenüberwiegen beim SHV-Handwerkervere<strong>in</strong>igungsowie erwartungsgemäß bei der italienischenBerufsbildung, die ausschließlich Kurse <strong>in</strong>Italienisch anbietet.Abbildung 35: Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Sprache je AnbieterA n g a b e n <strong>in</strong> %1 0 0 %5 % 7 %8 0 %2 0 %3 0 %4 0 %6 0 %4 0 %10 0 % 10 0 %9 5 % 9 3 %8 0 %7 0 %6 0 %6 7 %10 0 %It a lie n is c hD e u t s c h2 0 %3 3 %0 %B B L D S B B H G V * L V H V K D W IF I* Z T M * S H V * B B IQ u e lle : E r h e b u n g A F I- IP L 2 0 0 7n = 9* <strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt7.5.4. Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Betriebsgröße<strong>Die</strong> Aufteilung der Weiterbildungsmaßnahmen je nach Betriebsgröße konnte von den befragten Organisationennur geschätzt werden. Es liegen hierfür die Daten von nur 5 der 9 Weiterbildungsanbieter vor. <strong>Die</strong> geschätzteprozentuelle Zusammensetzung je nach Betriebsgröße der fünf Organisationen geht aus Abbildung 36 hervor.Überraschenderweise machen dabei die Betriebe unter 10 Mitarbeitern mit 54% den größten Anteil aus. Esfolgen die Betriebe mit 10 bis 50 Mitarbeitern mit 23 % der Nennungen. 10 % fallen auf Betriebe zwischen 50und 100 Mitarbeitern und Betriebe über 100 Mitarbeiter nehmen demnach mit rund 13 % der Nennungen amwenigsten an beruflicher Weiterbildung teil. Es sei jedoch darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass hierfür lediglich die Datenvon 5 Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Auswertung berücksichtigt werden konnten.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 106Abbildung 36: Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach Betriebsgröße 6550 bis 100 MA10%>100 MA13%10 bis 50 MA23%Quelle: Erhebung <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 2007 1 0 0 M A5 0 b is 1 0 0 M A1 0 b is 5 0 M A< 1 0 M A0 %10 %V K D* HG V * B B DL * S B B S HV *Q u e lle : Erhebung A FI-<strong>IPL</strong> 2 0 0 7n =5<strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt.Es ist jedoch anzunehmen, dass <strong>in</strong>sgesamt die Kle<strong>in</strong>betriebe nicht zur Hauptzielgruppe von Weiterbildung gehören.Wenn man die Me<strong>in</strong>ungen der anderen Weiterbildungsanbieter mit e<strong>in</strong> bezieht, so wurde auf die Frage,wer für Weiterbildung besonders schwierig zugänglich sei, <strong>in</strong>sgesamt öfters die Kle<strong>in</strong>betriebe als schwer zu erreichendeZielgruppe genannt. Es folgen bestimmte Berufsgruppen (wie z.B. Servicefachkräfte) und spezielleSektoren sowie vom Kursort sehr weit entfernte Betriebe, die als schwer erreichbare Gruppe angegeben wurden.65 <strong>Die</strong> Daten umfassen folgende Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen: VKD, HGV, Deutsche und lad<strong>in</strong>ische Berufsbildung, Bauernbund, CNA-SHV<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 1077.5.5. <strong>Die</strong> Teilnehmerstruktur nach GeschlechtAbbildung 38: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach GeschlechtQuelle: Erhebung A FI-<strong>IPL</strong> 2007M änne r58%Fraue n42%A ngaben <strong>in</strong> %An den Veranstaltungen der beruflichenWeiterbildung nehmen <strong>in</strong>sgesamt mehrMänner als Frauen teil: Im Jahre 2006 beträgtder Frauenanteil <strong>in</strong>sgesamt 42% gegenübere<strong>in</strong>em Männeranteil von 58% (Abbildung 38).Zugenommen hat der Frauenanteil beim ZTM.Bei der Deutschen und lad<strong>in</strong>ischen Berufsbildungist dieser etwas zurückgegangen. <strong>Die</strong>sist darauf zurückzuführen, dass die Anzahl anmännlichen Teilnehmern <strong>in</strong> den letzen Jahrenstark gestiegen ist. <strong>Die</strong> übrigen Weiterbildungsanbietergeben an, dass sich derFrauenanteil an beruflicher Weiterbildung <strong>in</strong>den letzen Jahren kaum verändert hat. Abbildung 39 zeigt die Aufteilung der Kurse der e<strong>in</strong>zelnen Weiterbildungsanbieterje nach Geschlecht der Teilnehmer. Demnach s<strong>in</strong>d es 3 Organisationen, deren Frauenanteiletwas höher ausfällt (über 45%). Beim HGV s<strong>in</strong>d es sogar mehr Frauen als Männer, die an beruflicher Weiterbildungteilnehmen und bei der Deutschen und lad<strong>in</strong>ischen Berufsbildung halten sich die beiden Geschlechterdie Waage. H<strong>in</strong>gegen wird beim LVH sowie beim SHV die angebotene Weiterbildung großteils von Männern besucht.Abbildung 39: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Geschlecht je Anbietern=8An g a b e n <strong>in</strong> %1 0 0 %8 0 %6 0 %4 0 %4 0 %5 1 %5 5 % 5 8 %6 5 % 6 5 %8 5 %9 0 %M ä n n e rF ra u e n2 0 %6 0 %4 9 %4 5 % 4 2 %3 5 % 3 5 %0 %HG V * B B D L W IF I* B B I Z T M * S B B S HV * L V H*1 5 %1 0 %Q u e lle : E rh e b u n g AF I-IP L 2 0 0 7n =8* <strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt7.5.6. <strong>Die</strong> Teilnehmerstruktur nach AltersklasseBezüglich der Verteilung der Altersstruktur liegen die Daten von 4 Weiterbildungsanbietern vor. <strong>Die</strong>se bestätigenden allgeme<strong>in</strong>en Trend. Das größte Interesse an beruflicher Weiterbildung zeigen demnach mit 31% die 30- bis40-Jährigen. H<strong>in</strong>gegen weist die Altersklasse unter 18 bzw. über 60 Jahren die ger<strong>in</strong>gste Beteiligung auf. <strong>Die</strong>gesamte Altersverteilung der TeilnehmerInnen an beruflicher Weiterbildung geht aus Abbildung 41 hervor.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 108Abbildung 40: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Altersklasse je AnbieterA n g a b e n <strong>in</strong> %10 0 %8 0 %6 0 %4 0 %2 0 %0 %1 5 % 1 2 % 1 4 %2 9 %1 5 %2 9 %3 7 %4 0 %3 1 %3 0 %3 5 %2 6 %3 0 % 2 9 %1 4 % 1 4 %H G V * B B D L * B B I S B B *ü b e r 4 53 5 - 4 52 5 - 3 5u n te r 2 5Q u e lle : E r h e b u n g A F I- IP L 2 0 0 7* <strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt.Abbildung 41: Anteil der Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung nach Altersklasse4 0 %A n g a b e n <strong>in</strong> %3 0 %2 1 %3 1 %2 4 %2 0 %1 2 %1 0 %5 %6 %0 %u n t e r 1 8 1 9 b is 2 9 3 0 b is 3 9 4 0 b is 4 9 5 0 b is 5 9 ü b e r 6 0Q u e lle : E r h e b u n g A F I- IP L 2 0 0 77.5.7. Maßgeschneidertes Angebot oder Kurse nach Katalog?Abbildung 42: Zusammensetzung des KursangebotsE<strong>in</strong> weiteres Ziel der Befragung war es herauszuf<strong>in</strong>den,An g a b e n <strong>in</strong> %<strong>in</strong> welchem Ausmaß bei der Planung desF ü r e <strong>in</strong> z e ln e nBe trie bm a ß g e sch n e id ert18%Weiterbildungsangebots die „tatsächlichen“ Bedürfnisseder Betriebe berücksichtigt werden. <strong>Die</strong>Weiterbildungsanbieter wurden gefragt, <strong>in</strong>wieweitdie angebotenen Kurse aufgrund e<strong>in</strong>er vorangegangenenBedarfserhebung zustandeKu rsa n g e b o tn a ch Ka ta lo g49%Na chkommen. Demnach entspricht die Hälfte (49 %)Be d a rfse rm ittlun g <strong>in</strong> Be trie b e nder Weiterbildungsveranstaltungen e<strong>in</strong>em33%standardisierten, nach Katalog zusammengesetztenAngebot. Immerh<strong>in</strong> 33 % des Weiterbildungsangebotsergeben sich laut Aussagen dern =9Q u e lle : E rh e b u n g <strong>AFI</strong>-IP L 2 0 0 7Anbieter aufgrund e<strong>in</strong>es tatsächlich <strong>in</strong> den Betriebenermittelten Bedarfs. Auffällig ist auch der relativ hohe Anteil (18%) jener Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen, die<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 109speziell für e<strong>in</strong>zelne Betriebe maßgeschneidert werden.7.5.8. Lassen Kursbeschreibungen auf deren Inhalt schließen?<strong>Die</strong> Ergebnisse der Fallstudien zeigen, dass manche Kurse den Vorstellungen der Teilnehmer nicht gerechtwerden. Als e<strong>in</strong> Grund dafür wurde das oft sehr unterschiedliche Ausgangsniveau der Kursteilnehmern genannt.Andere Kurse wiederum wurden als zu allgeme<strong>in</strong> empfunden, wodurch die Lern<strong>in</strong>halte manchmal an derArbeitsrealität vorbeig<strong>in</strong>gen. Beide Problemfelder könnten unter anderem auch auf die oft zu allgeme<strong>in</strong>formulierten und ungenauen Kursbeschreibungen und deren Zielsetzung zurückzuführen se<strong>in</strong>. Im H<strong>in</strong>blickdarauf wurde bei der Erhebung auch auf die Qualität der Kursbeschreibungen e<strong>in</strong>gegangen. Ziel war es,herauszuf<strong>in</strong>den, wie detailliert Weiterbildungsmaßnahmen beschrieben werden und <strong>in</strong>wiefern sich daraus dertatsächliche Lern<strong>in</strong>halt und Nutzen für die e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer ableiten lässt.Abbildung 43: Wie genau werden Kurse beschrieben?5 . G e n a u e B e s c h r e ib u n gv o n Z ie lg r u p p e n u n dM e t h o d ik1A n g a b e n <strong>in</strong> A n z a h l d e rW e ite r b ild u n g s a n b ie te r4 . B e s c h r e ib u n g d e rp r a k t is c h e n U m s e t z b a r k e it13 . D e f <strong>in</strong> it io nh a n d lu n g s o r ie n t ie r t e rK u r s z ie le52 . D e t a illie r t eB e s c h r e ib u n g11. Ü b e r b lic k s m ä ß ig eB e s c h r e ib u n g10 1 2 3 4 5 6Q u e lle : Er h e b u n g A F I- <strong>IPL</strong> 2 0 0 7n = 9Zwei der neun Organisationen gaben an, sich auf e<strong>in</strong>e überblicksartige Beschreibung der Kurs<strong>in</strong>halte zu beschränken.Immerh<strong>in</strong> fünf der neun befragten Organisationen gaben an, die handlungsorientierten Kurszieleund deren Nutzen ausführlich zu beschreiben. Laut e<strong>in</strong>em Anbieter werden auch die <strong>in</strong> die Praxis übertragbarenTätigkeiten ausgeführt. Und das WIFI gibt neben den Angaben über die Zielgruppen und deren Voraussetzungenauch genaue Auskunft über die Methodik der e<strong>in</strong>zelnen Lehrveranstaltungen.7.5.9. Nutzenevaluierung der WeiterbildungsmaßnahmenAuch wenn das durch Weiterbildung Erlernte auf den ersten Blick nicht immer unmittelbar im Berufsalltag umsetzbarist, so kann es dennoch e<strong>in</strong>en erheblichen Nutzen für den e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer darstellen, was sichletztendlich meist auch <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form positiv auf das Unternehmern auswirkt. Insofern sche<strong>in</strong>t es nichte<strong>in</strong>fach, den tatsächlichen Nutzten von Weiterbildung zu quantifizieren. Dennoch gibt es Methoden, um dieQualität durchgeführter Weiterbildungsmaßnahmen und die Zufriedenheit der Teilnehmer zu erfassen. <strong>Die</strong>Evaluierung des Nutzens von Weiterbildungsprojekten bietet die Möglichkeit, bestehende Schwachstellen auszumerzenund die Qualität der angebotenen Weiterbildung kont<strong>in</strong>uierlich zu verbessern.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 110Abbildung 44: Welche Methoden zur Evaluierung des Lernerfolgs werden <strong>in</strong> Anspruch genommen?B e u r t e ilu n g d e r L e r n <strong>in</strong> h a lt e z ue <strong>in</strong> e m s p ä t e r e n Z e it p u n k t1A n z a h l d e rW e i t e r b i l d u n g s a n b i e t e rB e w e r t u n g d e r p r a k t is c h e nH a n d lu n g s k o m p e t e n z e n2A b s c h lu s s t e s t a m E n d e d e rV e r a n s t a lt u g n5In t e r n e B e u r t e ilu n g d u r c hV e r a n s t a lt e r7B e u r t e ilu n g d e r K u r s <strong>in</strong> h a lt eu n d R e f e r e n t e n d u r c h d ieT e iln e h m e r90 3 6 9In allen neun der befragten Weiterbildungsanbieter wird e<strong>in</strong>e Beurteilung seitens der Kursteilnehmer bezüglichder Inhalte sowie der Referenten vorgenommen. Sieben Anbieter nehmen auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Beurteilung vor. Infünf Organisationen wird im Anschluss an e<strong>in</strong>ige Lehrgänge e<strong>in</strong> Abschlusstest durchgeführt. Was die Überprüfungder praktischen Handlungskompetenzen betrifft, so wird diese nur von zwei Organisationen durchgeführt.Laut WIFI werden die Lern<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> der Regel zudem zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt (z. B. nach e<strong>in</strong>em½ Jahr) auf deren tatsächliche Umsetzung <strong>in</strong> die Praxis überprüft.7.5.10. Wozu bzw. für wen ist Weiterbildung am nützlichsten?Von Interesse war auch die E<strong>in</strong>schätzung, welche die Weiterbildungsanbieter h<strong>in</strong>sichtlich der Frage haben, wozubzw. für wen e<strong>in</strong>e Weiterbildungsmaßnahme <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von Bedeutung ist. Durch die Reihung der Befragtenvon den unten angegebenen 3 Möglichkeiten ergaben sich zusammengefasst folgende Prioritäten (von 1=amwichtigsten bis 3=weniger wichtig).1. Priorität: Weiterbildung versetzt den Teilnehmer <strong>in</strong> die Lage, den Anforderungen des Arbeitsalltags bessergerecht zu werden.2. Priorität: Weiterbildung fördert die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Betriebes.3. Priorität: Weiterbildung verbessert die Chancen des Kursteilnehmers am Arbeitsmarkt (Gehaltserhöhung,Beförderung...).Auffällig dabei ist, das die Verbesserung der Chancen der Kursteilnehmer ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal als wichtigsteFunktion von Weiterbildung genannt wurden. <strong>Die</strong> Meisterung der Anforderungen des Arbeitsalltags wurdensieben Mal und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs zwei mal an erster Stelle gereiht.Demnach dient die Weiterbildung nach Vorstellung der Weiterbildungsanbieter vor allem dazu, die Anforderungendes Arbeitsalltags besser zu meistern.7.5.11. F<strong>in</strong>det Weiterbildung während oder außerhalb der Arbeitszeiten statt?Aus der Erhebung geht hervor, dass Weiterbildung größtenteils während der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>det. Bei 6Weiterbildungsanbietern werden mehr als 80 % der Kurse während der Arbeitszeit abgehalten. Beim CTS hältsich das Verhältnis die Waage, während CNA-SHV und die Deutsche und lad<strong>in</strong>ische Berufsbildung angeben, vorallem Kurse außerhalb der Arbeitszeit zu veranstalten. Wie aus den Ergebnissen der Fallstudien hervorgeht,kann die durch Weiterbildung bed<strong>in</strong>gte Ausfallszeit und die Abkömmlichkeit der Mitarbeiter vor allem <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betriebene<strong>in</strong> Problem darstellen. Meist wird <strong>in</strong> diesen Fällen e<strong>in</strong>e Kompromisslösung zwischen Mitarbeitern undBetriebs<strong>in</strong>habern <strong>in</strong>sofern angestrebt, dass die Hälfte der Weiterbildung während und die andere Hälfte außerhalbder Arbeitszeit abgehalten wird.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 111Abbildung 45: Wann f<strong>in</strong>den Weiterbildungsveranstaltungen statt?A ngaben <strong>in</strong> %100%5%10% 13% 15% 20%80%60%40%20%0%50%75%80%100% 95%90% 87% 85%80%50%25%20%SBB ZTM* WIFI* LV H V KD* HGV * BB I* SHV * BB DLA ußerhalb derA rbeits z eitWährend derA rbeits z eitQuelle: Erhebung A FI-<strong>IPL</strong> 2007n=9* <strong>Die</strong> Daten wurden zum Teil geschätzt.7.5.12. Welche Faktoren stellen die größten H<strong>in</strong>dernisse für die Teilnahme an beruflicher Weiterbildungdar?Abschließend wurden die Weiterbildungsanbieter gebeten, neun vorgegebene Variablen danach zu beurteilen,<strong>in</strong>wiefern diese ihrer E<strong>in</strong>schätzung nach e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis für berufliche Weiterbildung darstellen. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnenFaktoren konnten dabei von 0 (stellt ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis dar) bis 4 (stellt e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis dar) bewertet werden.<strong>Die</strong> <strong>in</strong> Abbildung 46 angeführten Variablen wurden der Wichtigkeit nach gereiht. Jene Variablen mit höhererAusprägung wurden somit als e<strong>in</strong> größeres H<strong>in</strong>dernis für Weiterbildung empfunden. Je kle<strong>in</strong>er die Zahl umsoweniger wurde diese Variable als Hürde für Weiterbildung e<strong>in</strong>gestuft.Abbildung 46: H<strong>in</strong>dernisse für berufliche Weiterbildung4Benotung von:0=ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis bis4=e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis32,2211,91,71,41,2 1,2 1,21,00,60Ausfallskosten/ZeitMangelndesInteresseBetriebsleiterQuelle: Erhebung <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> 2007MangelndesInteresseMitarbeiterInformationsmangelUnübersichtlichesAngebotEntfernung vomKursortKurskostenFehlendesbedarfsgerechtesAngebotQualität derReferentenn=9Nach E<strong>in</strong>schätzung der Weiterbildungsanbieter stellt der Faktor Ausfallskosten/Zeit die größte Hürde für dieTeilnahme an beruflicher Weiterbildung dar. Auch mangelndes Interesse seitens der Betriebsleitung sowie derMitarbeiter können nach Me<strong>in</strong>ung der befragten Organisationen H<strong>in</strong>dernisse für Weiterbildung se<strong>in</strong>. Als nächsteVariable <strong>in</strong> der Reihung geht e<strong>in</strong> Informationsmangel als mögliches H<strong>in</strong>dernis hervor. Es folgen e<strong>in</strong> unübersicht-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 112liches Angebot und die weite Entfernung vom Kursort als mögliche Hemmfaktoren. <strong>Die</strong> Kurskosten sche<strong>in</strong>en fürdie Teilnahme an Weiterbildung schon weniger Relevanz zu besitzen. Ebenso sche<strong>in</strong>t es nicht an e<strong>in</strong>em bedarfsgerechtenAngebot zu fehlen. Als ger<strong>in</strong>gste Hürde, um an Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen, wirdvon den befragten Weiterbildungsanbietern schließlich die Qualität der Referenten angegeben.<strong>Die</strong> Ausgangshypothese, dass die direkten Kosten nicht die primäre Hürde für Weiterbildung darstellen, wurdedurch die Ergebnisse der Betriebs<strong>in</strong>terviews bestätigt. Vielmehr geht aus den Daten hervor, dass es <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>enBetrieben eher die Abkömmlichkeit der Mitarbeiter bzw. die damit verbundenen Ausfallkosten s<strong>in</strong>d, die als e<strong>in</strong>Hemmnis für Weiterbildung empfunden werden.7.6. RESÜMEE<strong>Die</strong> gesammelten Daten zeigen als e<strong>in</strong>en Verbesserungsbereich allen voran e<strong>in</strong>e Optimierung der Datenerfassungseitens der Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen. Es sche<strong>in</strong>t sehr wichtig zu se<strong>in</strong>, die Datenquellen über sämtlicheWeiterbildungstätigkeiten, die derzeit zersplittert und nach unterschiedlichen Kriterien ausgerichtet s<strong>in</strong>d,künftig auszubauen und zu standardisieren. Damit könnten Vergleiche und Analysen von Weiterbildungsprojektenerleichtert werden. Der im Rahmen der Studie entwickelte Fragebogen 66 stellt zugleich e<strong>in</strong>en möglichenEntwurf für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne, systematische Datenerfassung dar. E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Datenauswertung würdezudem als e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe für die e<strong>in</strong>zelnen Organisationen dienen, um deren Bildungsangebot an dietatsächliche Bildungsnachfrage der Betriebe anzunähern.Insofern bestünde auch Verbesserungspotenzial <strong>in</strong> der Zusammenarbeit zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Anbietern, umderen Weiterbildungsaktivitäten künftig bestmöglich aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen und zugleich e<strong>in</strong>e bessere Übersichtüber das gesamte Weiterbildungsangebot <strong>in</strong> Südtirol zu gewährleisten. <strong>Die</strong>s könnte beispielsweise durchdie Übernahme der Verantwortung durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Institution, was die Koord<strong>in</strong>ierung der Instrumente, dieInformationssammlung und Formulierung von Orientierungsvorschlägen angeht, geschehen. Nebenbei könntediese auch als zentrale Anlaufstelle für Betriebe dienen. So geht auch aus den Ergebnissen der durchgeführtenFallstudien e<strong>in</strong> oft sehr unübersichtliches Weiterbildungsangebot als Kritikpunkt hervor. Vor allem <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben,deren Strukturen ke<strong>in</strong>e eigene Stelle für Personalentwicklung erlauben, fehlt es oft an der notwendigenZeit, um umfangreiche Recherchen über Weiterbildungsangebote durchzuführen. Zu viele und verstreuteInstitutionen bieten oft ähnliche thematische Kurs<strong>in</strong>halte an und was vielen fehlt ist e<strong>in</strong>e zentrale Ansprechperson,an die spezifische Anliegen herangetragen werden können.E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Punkt, sche<strong>in</strong>t auch e<strong>in</strong>e genauere Beschreibung der Kurs<strong>in</strong>halte seitens der Weiterbildungsveranstalterzu se<strong>in</strong>. Detaillierte Angaben zu Inhalt, Methodik und den Voraussetzungen der Teilnehmerkönnen wesentlich zum Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Weiterbildungsveranstaltung beitragen, da auf diese Weise nur die wirklichrelevante Zielgruppe angesprochen wird. Schwachstellen wie beispielsweise e<strong>in</strong> oft unterschiedliches Teilnehmerniveau<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Veranstaltung oder als zu allgeme<strong>in</strong> empfundene Lehr<strong>in</strong>halte könnten damit von Anfangan vermieden werden. Am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Lehrveranstaltung sollte den Teilnehmern außerdem die Möglichkeitgegeben werden, deren Erwartungen an den Kurs kundzutun, um den <strong>in</strong>dividuellen Nutzen für jeden e<strong>in</strong>zelnenzu steigern. In diesem Zusammenhang sei vor allem auch auf die Wichtigkeit e<strong>in</strong>er guten Ausbildung dere<strong>in</strong>zelnen Referenten h<strong>in</strong>gewiesen.E<strong>in</strong> Potenzial sche<strong>in</strong>t es auch h<strong>in</strong>sichtlich der Nutzenevaluierung von Weiterbildung zu geben. <strong>Die</strong> Schwachstellesche<strong>in</strong>t hierbei systemimmanent zu se<strong>in</strong>. Da die Förderungen nach re<strong>in</strong> quantitativen Kriterien vergeben werden(also je mehr Kurse und Teilnehmer abgehalten werden, umso mehr Fördergelder werden gewährt), kommte<strong>in</strong>e Überprüfung des qualitativen Aspekts der Weiterbildung sehr oft zu kurz. Da es sich hier um mitöffentlichen Mitteln mitf<strong>in</strong>anzierte Projekte handelt, sche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e standardisierte Form der Ergebnisevaluierung(z. B. h<strong>in</strong>sichtlich praktischer Anwendbarkeit des Gelernten, Beschäftigungsfähigkeit etc.) zu entwickeln.E<strong>in</strong>e Nutzenevaluierung stellt außerdem e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung dar, um die Qualität der Projektekont<strong>in</strong>uierlich verbessern zu können.Immer bedeutender <strong>in</strong> diesem Zusammenhang sche<strong>in</strong>en auch umfangreiche Bedarfsprüfungen zu werden.66 Der Fragebogen zum Weiterbildungsangebot wird auf der Projekthomepage www.times.bz.it zur Verfügung gestellt.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Weiterbildungsangebot und Nutzung aus Sicht der Akteure 113Denn das Ziel von beruflicher Weiterbildung sollte ja schließlich se<strong>in</strong>, den tatsächlichen Erfordernissen derArbeitspraxis bestmöglich Rechnung zu tragen. Auch wenn es hier und da noch ausreichend Verbesserungspotenzialgibt, so wurde das System der Bedarfserhebung <strong>in</strong> den letzten Jahren auch fortlaufend professioneller.Immerh<strong>in</strong> gibt es schon viele Bestrebungen dah<strong>in</strong> gehend, dass der spezifische Bedarf der Betriebe zusehendsberücksichtigt wird. Und <strong>in</strong> dieser Richtung sollen sich die Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Zukunft weiterentwickeln.Wünschenswert wäre e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative berufliche Weiterbildung die ihr re<strong>in</strong> „schulisches Dase<strong>in</strong>“ aufgibt und Veranstalter,die sich als <strong>Die</strong>nstleister und ihre Teilnehmer als Kunden verstehen, auf dessen Bedürfnisse sie bestmögliche<strong>in</strong>gehen sollen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006 1148. Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006Autor<strong>in</strong>: Elisa Tranquill<strong>in</strong>i, Sozialwissenschaftler<strong>in</strong>, zum Zeitpunkt der Abfassung des Beitrages externe Mitarbeiter<strong>in</strong>des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts.Für diesen Teil der Studie wurde e<strong>in</strong>e Datenbank erstellt, die als Basis<strong>in</strong>strument zur Untersuchung der Datendes Südtiroler ESF-<strong>Die</strong>nstes im Planungszeitraum 2000–2006 und e<strong>in</strong> erster Versuch zur Rationalisierung derbereits vorhandenen Daten fungiert. Ziel ist es, das Angebot der zur Verfügung stehenden Mittel ausgehend vonder Nachfrage anhand e<strong>in</strong>er homogenen und methodischen Datensammlung zu <strong>in</strong>terpretieren.<strong>Die</strong> verwendeten und nachfolgend präsentierten Daten wurden von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> erhoben und verarbeitet sowie vonder Südtiroler ESF-<strong>Die</strong>nststelle und von der Handelskammer Bozen (Quelle Handelsregister, Stand zum31.03.2007) zur Verfügung gestellt.<strong>Die</strong> Datenbank ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Zusammenfassung dieser Daten, enthält aber nur die <strong>in</strong> Südtirol angesiedeltenPrivatgesellschaften. Alle öffentlichen oder gemischten (privat und öffentlich) Gesellschaften, die im Planungszeitraum2000–2006 von den ESF-Fonds profitiert haben, s<strong>in</strong>d somit ausgeschlossen. Insgesamt wurden 119Unternehmen berücksichtigt.Folgende Felder s<strong>in</strong>d enthalten:- Bezeichnung des Unternehmens, das im Planungszeitraum 2000–2006 ESF-Mittel <strong>in</strong> Anspruch genommenhat; nur e<strong>in</strong>mal aufgeführt, auch wenn es möglicherweise dank des ESF mehrere Weiterbildungskurseveranstaltete.- Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der das Unternehmen se<strong>in</strong>en Geschäftssitz hat- geografische Lage:- Zentrum oder Peripherie, wobei unter „Zentrum“ die Geme<strong>in</strong>den Bozen, Brixen, Meran undBruneck zu verstehen s<strong>in</strong>d und unter „Peripherie“ die verbleibenden Südtiroler Geme<strong>in</strong>den- Bezirksgeme<strong>in</strong>schaften, wie folgt aufgegliedert: Bezirksgeme<strong>in</strong>schaft Pustertal, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaftEisacktal, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaft V<strong>in</strong>schgau, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaft Burggrafenamt, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaftWipptal, Bezirksgeme<strong>in</strong>schaft Salten-Schlern und Bezirksgeme<strong>in</strong>schaft Überetsch-Südtiroler Unterland- Wirtschaftstätigkeit (mit zweistelligem Kode nach Ateco 2002_2)- Anzahl der Beschäftigten der Unternehmen, wenn verfügbar aus NISF-INPS-Archiven, gestaffelt(z.B. von 0 bis 4, von 5 bis 9 usw.)- Das Thema der eigentlichen Bildungswege wurde genauer vertieft. <strong>Die</strong> „Bezeichnungen“ der verschiedenenKurse wurden daher <strong>in</strong> fünf folgende Klassen unterteilt:- 1 - Entwicklung übergreifender Kompetenzen (neue Technologien, Sprachen, Sicherheit)- 2 - Entwicklung organisatorischer Kompetenzen (Bsp.: Qualität)- 3 - Entwicklung von Managementkompetenzen- 4 - Entwicklung sozialer Kompetenzen- 5 - Entwicklung fachlicher Kompetenzen- „Sonstiges“- „N.V. – Nicht verfügbar“Nicht alle Daten s<strong>in</strong>d verfügbar, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Feldern ist daher der Vermerk „N.V.“ (nicht verfügbar) angegeben.E<strong>in</strong>zig für zwei Unternehmen konnte der jeweilige Abschnitt nicht vollständig ausgefüllt werden.Bei der Untersuchung der von uns erstellten Datenbank ergeben sich e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante Betrachtungen zumanalysierten Thema.In erster L<strong>in</strong>ie untersuchen wir die territoriale Verteilung der Unternehmen, die den ESF-Beitrag <strong>in</strong> Anspruch genommenhaben. Von <strong>in</strong>sgesamt 119 Unternehmen haben 38 ihren Geschäftssitz <strong>in</strong> der „Peripherie“ und 76 im„Zentrum“. Bei e<strong>in</strong>er Unterscheidung der begünstigten Unternehmen nach Beschäftigtenzahl g<strong>in</strong>g folgende Verteilungder Beiträge hervor: 35 Mikrounternehmen (1 bis 15 Beschäftigte), 32 kle<strong>in</strong>e Unternehmen (16 bis 49Beschäftigte), 38 mittlere Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte) und 13 Großunternehmen (ab 250 Beschäftigte).<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006 115Wieder zur geografischen Lage der Unternehmen zurück, ist zudem festzustellen, dass eher die „kle<strong>in</strong>en“Unternehmen (15 bis 29 Beschäftigte) mit Geschäftssitz <strong>in</strong> zentraler Position (17 Unternehmen) die Mittel <strong>in</strong> Anspruchnehmen, gefolgt von den „mittleren“ Unternehmen (100 bis 249 Beschäftigte) mit 18 Betrieben, vondenen sich jeweils 10 <strong>in</strong> der Peripherie und 8 im Zentrum bef<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> zur Zusammenfassung der Daten angewandtenKlassen folgen der Begriffsbestimmung der Europäischen Kommission mit der Empfehlung96/280/EG vom 3. April 1996, veröffentlicht im ABl.EG L 107 vom 30.04.1996 und gültig seit dem 1. Jänner2005 mit der Empfehlung vom 6. Mai 2003, wobei jedoch Umsatz und Bilanzsumme nicht berücksichtigtwurden.Angeführt wird die Referenztabelle 67 .Tabelle 7: Unternehmenskategorien gemäß europäischer Def<strong>in</strong>itionenKategorie des UnternehmensAnzahl der BeschäftigtenUmsatzBilanzsummeMittleres Unternehmen 50 bis 249 50 Millionen € 43 Millionen €Kle<strong>in</strong>es Unternehmen 10 bis 49 10 Millionen € 10 Millionen €Mikrounternehmen weniger als 10 2 Millionen € 2 Millionen €Abbildung 47: Unternehmen nach Beschäftigtenzahl und geografischer Lage25Anz ahl der U nternehm en20151056128176118104Z entrumPeripherie0530 bis 4 5 bis 9 10 bis151315 bis296 530 bis4950 bis99100 bis2494250 bis5005 5über500N.V .Staf f elung der Mitarbeiterz ahlQuelle: Ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> nach Daten der Industrie-, Handels-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer und der ESF-<strong>Die</strong>nststelle der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen<strong>Die</strong> meisten Unternehmen konzentrieren sich auf die beiden größten Südtiroler Zentren: Bozen und Meran.49% bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Bozen und 9% <strong>in</strong> Meran. Das bedeutet, dass dort mehr als die Hälfte aller Unternehmenansässig s<strong>in</strong>d, die ESF-Mittel <strong>in</strong> Anspruch genommen haben. <strong>Die</strong> restlichen Unternehmen s<strong>in</strong>d mehr oderm<strong>in</strong>der gleichmäßig mit jeweils 1 bis 5 Betrieben auf die anderen Geme<strong>in</strong>den verteilt und bilden <strong>in</strong>sgesamt 42%der Begünstigten.In grafischer H<strong>in</strong>sicht ist die Situation der lokalen territorialen Verteilung deutlich:67 EC, The new SME def<strong>in</strong>ition. User guide and model declaration, 2005.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006 116Abbildung 48: Lage der Betriebe2%34%ZentrumPeripherieN.V.64%Quelle: Ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> nach Daten der Industrie-, Handels-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer und der ESF-<strong>Die</strong>nststelle der Autonomen Prov<strong>in</strong>z BozenBei Berücksichtigung der Beschäftigtenzahl ergibt sich, dass die kle<strong>in</strong>en, mittleren Unternehmen sowie dieMikrounternehmen die Mittel stärker <strong>in</strong> Anspruch genommen haben. Insbesondere geht hervor, dass ammeisten die Unternehmen mit 15 bis 29 Mitarbeitern (17%) begünstigt waren. Als aktiv erwiesen sich auch dieMikrounternehmen mit 5 bis 9 Mitarbeitern (13%).Abbildung 49: Beschäftigte nach Klassen20Angaben <strong>in</strong> %.1816171514131312108981086434200 - 4 5 - 9 10 - 15 15 - 29 30 - 49 50 - 99 100 - 249 250 - 500 über 500 n.v.BetriebsgrößeQuelle: ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> nach Daten der Industrie-, Handels-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer und der ESF-<strong>Die</strong>nststelle der Autonomen Prov<strong>in</strong>z BozenIn puncto Wirtschaftstätigkeiten wurden die Unternehmen nach den „Abschnitten“ der Klassifikation „Ateco2002_2“ zusammengefasst, um e<strong>in</strong>en besseren Überblick über die von den Begünstigten ausgeführten Tätigkeitenzu erhalten.<strong>Die</strong> berücksichtigten Abschnitte leiten sich aus den für jedes e<strong>in</strong>zelne Unternehmen festgelegten und <strong>in</strong> der Abbildung52 dargestellten Unterabschnitten ab.<strong>Die</strong> Klassifikation enthält folgende Abschnitte:- A: Jagd, Land- und Forstwirtschaft- D: verarbeitendes Gewerbe- F: Baugewerbe<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006 117- G: Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel; Reparatur von Kraftwagen und Motorrädern sowie von Gütern für denpersönlichen und häuslichen Gebrauch- H: Beherbergungsbetriebe und Gaststätten- I: Verkehr, Lagerung und Nachrichtenübermittlung- J: Kredit- und Versicherungswesen- K: Immobiliengeschäfte, Vermietung, Informatik, Forschung und unternehmensbezogene <strong>Die</strong>nstleistungen- M: Bildung- O: Sonstige öffentliche, soziale und persönliche <strong>Die</strong>nsteAbbildung 50: Prozentanteil an Unternehmen, aufgegliedert nach Wirtschaftstätigkeit KODEATECO 2002_2, die ESF-Mittel <strong>in</strong> Anspruch genommen haben3530292524Angaben <strong>in</strong> %201518105075 512531,68A: Land- undForstwirtschaftD:VerarbeitendesGewerbeF: BaugewerbeG: Groß- undE<strong>in</strong>zelhandel; ReparaturH:Beherbergungsbetriebeund GaststättenI Verkehr, Lagerung undNachrichtenübermittlungJ: Kredit- undVersicherungswesenK: Immobiliengeschäfte,Vermietung, InformatikM: BildungO: Sonstige öffentliche,soziale und persönliche<strong>Die</strong>nsten.v.Quelle: Ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> nach Daten der Industrie-, Handels-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer und der ESF-<strong>Die</strong>nststelle der Autonomen Prov<strong>in</strong>z BozenAus den grafischen Darstellungen ergeben sich <strong>in</strong>teressante Aspekte. In erster L<strong>in</strong>ie ist zu unterstreichen, dassvor allem das verarbeitende Gewerbe mit 29% an den Angeboten des EFS beteiligt ist. Dabei handelt es sich<strong>in</strong>sbesondere um die folgenden Unterabschnitte: 28 „Herstellung und Bearbeitung von Metallerzeugnissen(ausgenommen Masch<strong>in</strong>en und Anlagen)“, 29 „Masch<strong>in</strong>enbau“, 15 „Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken“sowie 20 „Herstellung von Holz sowie Holz-, Kork- und Flechtwaren (ausgenommen Möbel)“. Darauffolgt mit 24% der Abschnitt G „Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel; Reparatur von Kraftwagen und Motorrädern sowie vonGütern für den persönlichen und häuslichen Gebrauch“, zu dem der Unterabschnitt 51 „Großhandel undHandelsvermittlung (ausgenommen Handel mit Kraftwagen und Motorrädern“) gehört, der nach Unternehmensanzahl(21) am meisten „vertreten“ ist. Völlig entgegengesetzt zeigt sich dagegen die Situation derAbschnitte O, J und H, jeweils „Sonstige öffentliche, soziale und persönliche <strong>Die</strong>nste“ bzw. „Kredit- und Versicherungswesen“und „Beherbergungsbetriebe und Gaststätten“. Ganz besonders unerwartet ist das Ergebnisbezüglich des Abschnitts H, denn es herrscht die Auffassung, das Land sei <strong>in</strong> diesem Bereich fortschrittlich.Überraschend ist daher, dass diese Betriebe die potenziell zur Verfügung stehenden Mittel nicht <strong>in</strong> Anspruchnehmen, um ihrem Unternehmen e<strong>in</strong>en Mehrwert zu gewähren.Schließlich e<strong>in</strong>e kurze Überlegung zur Art der dank der ESF-Beiträge veranstalteten Kurse. <strong>Die</strong> unten angegebeneGrafik zeigt, dass die Unternehmen diese Mittel verwendet haben, um zumeist auf die Entwicklungorganisatorischer Kompetenzen gerichtete Bildungsmaßnahmen zu veranstalten, <strong>in</strong>sbesondere Kurse über<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Der ESF im Planungszeitraum 2000 - 2006 118Qualität.Abbildung 51: Art der Kurse (Inhalte)Angaben <strong>in</strong> %2%Entw icklung übergreifenderKompetenzen (neue Technologien,Sprachen, Sicherheit)Entw icklung organisatorischerKompetenzen (Bsp. Qualität)37%18%7%21%Entw icklung vonManagerkompetenzenEntw icklung sozialerKompetenzenEntw icklung fachlicherKompetenzenSonstiges10%5%N.V.Quelle: ausgearbeitet von <strong>AFI</strong>-<strong>IPL</strong> nach Daten der Industrie-, Handels-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer und der ESF-<strong>Die</strong>nststelle der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 1199. Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die DatenlageAutor: Roberto Angotti, ISFOL Roma, Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Vocational <strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> Area.Der Beitrag wurde zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt verfasst, an dem die CVTS3-Ergebnisse noch nicht verfügbarwaren. Das verspätete Ersche<strong>in</strong>en dieses Beitrages liegt nicht im Verantwortungsbereich des Autors.E<strong>in</strong> Beitrag, der sich auf die aktuellen CVTS3-Daten bezieht, ist im Ersche<strong>in</strong>en. 689.1. DIE SITUATION AUF GESAMTSTAATLICHER EBENEFür die italienischen Unternehmen spielt die Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen ke<strong>in</strong>e besondersgroße Rolle. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> den vergangenen zehn Jahren angestellten statistischen Untersuchungen zeigtenstets, dass die Unternehmen ungenügenden Wert auf die Wachstumsbedürfnisse ihres Personals unddie auf dem Faktor des <strong>in</strong>dividuellen Werts basierende Steigerung der Wettbewerbsfähigkeitenlegen 69 .1999 zählte Italien <strong>in</strong> puncto von Unternehmen angebotener Weiterbildung europaweit zu denSchlusslichtern (Eurostat, 2002). In den darauffolgenden Jahren änderte sich nicht viel im Verhaltender italienischen Betriebe: Nur knapp e<strong>in</strong> Fünftel (19,8%) aller italienischen Unternehmen bietetse<strong>in</strong>en Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten (Tabelle 8).H<strong>in</strong>zu kommt der beträchtliche Unterschied zwischen großen und kle<strong>in</strong>en Unternehmen im H<strong>in</strong>blickauf die Fähigkeit, Weiterbildung anzubieten. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Länderng<strong>in</strong>gen diese Zahlen <strong>in</strong> Italien nicht zurück, sondern blieben <strong>in</strong> diesen Jahren relevant, wodurch esheute mehr denn je problematisch ist, diese Lücke zu füllen. Insbesondere ist auf gesamtstaatlicherEbene e<strong>in</strong> negativer Trend zu verzeichnen, der vor allem auf die schwache Produktionsleistung derkle<strong>in</strong>en und mittleren Betriebe <strong>in</strong> den traditionellen und von ger<strong>in</strong>ger Dynamik geprägten Branchen,vorwiegend im verarbeitenden Gewerbe, zurückzuführen ist.<strong>Die</strong> Unternehmen, die der Bildung tendenziell e<strong>in</strong>e höhere Bedeutung zuweisen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den <strong>Die</strong>nstleistungssektorentätig und <strong>in</strong> den Regionen des Nordostens (23,6% im Jahr 2006), gefolgt vondenen im Nordwesten, ansässig. <strong>Die</strong> wenigsten Bildungsmaßnahmen weisen das verarbeitendeGewerbe und im Allgeme<strong>in</strong>en der Süden auf.Tabelle 8: Unternehmen, die im Jahr 2004 betriebs<strong>in</strong>tern oder extern organisierte Weiterbildungskursefür das Personal veranstaltet haben, nach Größenklassen, Tätigkeitssektor undgeografischer Lage (Anteil <strong>in</strong> % an den Gesamtzahlen – Italien)Größenklasse (Beschäftigtenzahl)1-9 10-49 50-249 250-499 über 500 GesamtItalien 16,6 27,5 42,6 66,3 79,2 19,8Nordwesten 16,9 28,2 45,0 69,2 80,5 20,6Nordosten 20,1 30,8 44,7 69,1 80,1 23,6Zentrum 15,7 25,0 40,1 66,4 79,3 18,5Süden und Inseln 14,2 24,8 37,3 58,0 76,4 16,6Quelle: Unioncamere – M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 20079.2. DIE WICHTIGSTEN INDIKATOREN FÜR DIE WEITERBILDUNG IN DEN SÜDTIROLER UNTERNEHMENDer Nordosten zeichnet sich also im Vergleich zu den anderen Zonen durch e<strong>in</strong>e positive Entwicklung aus. <strong>Die</strong>Unternehmen im Trent<strong>in</strong>o und <strong>in</strong> Südtirol stellten im Jahr 2006 unter Beweis, dass sie mit 24,2% noch größerenWert auf die Weiterbildung legen: Im Allgeme<strong>in</strong>en bietet somit e<strong>in</strong> Viertel der Unternehmen <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-SüdtirolWeiterbildungsmöglichkeiten (Tabelle 8).68 Angotti 2009.69 ISFOL-M<strong>in</strong>istero del Lavoro 2007.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 120Interessant ist, dass der Anteil der „weiterbildungsaktiven Unternehmen“ bei den kle<strong>in</strong>en Betrieben <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt liegt und <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Bozen <strong>in</strong> den Gewerbebranchendoppelt so hoch ist (31,4% <strong>in</strong> Bozen gegenüber 16,6% im gesamtstaatlichen Durchschnitt, Tabelle 9).Tabelle 9: Unternehmen der Prov<strong>in</strong>zen, die im Jahr 2006 betriebs<strong>in</strong>tern oder extern organisierteWeiterbildungskurse veranstaltet haben, nach Größenklasse, Sektor, Region und Prov<strong>in</strong>z% der Gesamtanzahl aller Unternehmen des Lands/der Prov<strong>in</strong>z zum 31.12.2006GrößenklasseSektoren1-49 über 50 Industrie <strong>Die</strong>nstleistungen GesamtSüdtirol 22,6 69,5 31,4 21,0 24,2Trent<strong>in</strong>o 22,6 60,5 22,5 25,1 24,3Trent<strong>in</strong>o Südtirol 22,6 64,6 26,9 23,0 24,2Italien 18,1 54,4 16,6 21,8 19,8Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007<strong>Die</strong> Untersuchung im H<strong>in</strong>blick auf die Platzierung der „weiterbildungsaktiven Unternehmen“ im Rank<strong>in</strong>g deritalienischen Prov<strong>in</strong>zen angesichts der wichtigsten Indikatoren für die Weiterbildung bestätigt, dass die Betriebe<strong>in</strong> beiden Prov<strong>in</strong>zen großen Wert auf Investitionen <strong>in</strong> die Weiterbildung legen: Sowohl im H<strong>in</strong>blick auf den Anteilan bildenden Unternehmen an der Gesamtanzahl der Betriebe als auch <strong>in</strong> Bezug auf den Anteil anMitarbeiterInnen, denen Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden, stehen die beiden Prov<strong>in</strong>zen ganz obenan der Spitze. Ger<strong>in</strong>ger ist dagegen die durchschnittliche Teilnehmerzahl der Kurse, die ebenso wie die Kostenfür die Weiterbildung leicht unter dem gesamtstaatlichen Mittelwert liegt.Abbildung 52: Platzierung der Betriebe <strong>in</strong> Bozen und Trient im Rank<strong>in</strong>g der italienischen Prov<strong>in</strong>zenangesichts der wichtigsten Bildungs<strong>in</strong>dikatorenSüdtirolAnteil0,90Trent<strong>in</strong>oAnteil0,900,800,800,700,600,500,400,300,700,600,500,400,300,20Kosten0,200,100,00KostenInanspruchnahme0,100,00InanspruchnahmeIntensitätIntensität<strong>Die</strong> am meisten von den Südtiroler Unternehmen für die Weiterbildung e<strong>in</strong>gesetzten Methoden sche<strong>in</strong>en sichnicht erheblich von denen auf regionaler oder gesamtstaatlicher Ebene zu unterscheiden, e<strong>in</strong>zig dar<strong>in</strong>, dassmehr extern organisierte Kurse und weniger Schulungen am Arbeitsplatz <strong>in</strong> Anspruch genommen werden(Tabelle 10).Tabelle 10: Prozentuelle Verteilung der Unternehmen, die im Jahr 2006 Bildungsmaßnahmenveranstaltet haben, nach Art der Tätigkeit, Region und Prov<strong>in</strong>zVerteilung <strong>in</strong> % an allen Betrieben der Prov<strong>in</strong>z mit Weiterbildungsangeboten*<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 121<strong>in</strong>terne Kurseexterne Kurseausschließlich mitTutor<strong>in</strong>gSem<strong>in</strong>are, SelbstlernenSüdtirol 37,5 63,0 26,3 10,8Trent<strong>in</strong>o 34,4 58,7 35,0 9,7Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 35,9 60,8 30,6 10,3Italien 38,3 56,1 30,3 11,8Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007* Der Gesamtwert liegt über 100, denn es waren mehrere Antworten möglich.Im Vergleich zum gesamtstaatlichen Produktionsgefüge messen die Unternehmen <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol derWeiterbildung und dem Lernen e<strong>in</strong>en höheren Wert bei. <strong>Die</strong>s ist im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Zeichen für „gesunde“ unddynamische Betriebe und äußerte sich im Erhebungsjahr durch e<strong>in</strong>e über dem gesamtstaatlichen Durchschnittliegende Wachstumsrate des Prozentanteils an „weiterbildungsaktiven Unternehmen“ und weitergebildetenArbeitnehmerInnen (Tabelle 11).Tabelle 11: Prozentanteil der Betriebe der Prov<strong>in</strong>zen und der entsprechenden MitarbeiterInnen,die 2005 und 2006 Weiterbildungsmaßnahmen veranstaltet/<strong>in</strong> Anspruch genommen haben,nach Region und Prov<strong>in</strong>z% Unternehmen der Prov<strong>in</strong>zen % MitarbeiterInnen2005 2006 2005 2006Südtirol 21,6 24,2 22,0 25,4Trent<strong>in</strong>o 22,0 24,3 20,2 26,0Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 21,8 24,2 21,1 25,7Italien 18,8 19,8 18,5 21,2Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007* Betriebs<strong>in</strong>terne und externe Kurse, Tutor<strong>in</strong>g, sonstige WeiterbildungsmethodenInteressant war <strong>in</strong> Bezug auf den Anteil an weitergebildeten ArbeitnehmerInnen die umfassende Beteilung derMitarbeiter von Industriebetrieben im Jahr 2006. Mit 11.200 weitergebildeten Personen, entsprechend 25,1%der Gesamtzahlen, erreichen diese den relativen Wert der Unternehmen im <strong>Die</strong>nstleistungssektor. Insgesamtwurden im Jahr 2006 <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 56.000 ArbeitnehmerInnen weitergebildet, davon fast 27.000 <strong>in</strong> Südtirol(Tabelle 12).Tabelle 12: ArbeitnehmerInnen, die 2006 an von ihrem Betrieb organisierten Weiterbildungskursenteilgenommen haben, nach Größenklassen, Sektor, Region und Prov<strong>in</strong>zGrößenklasseSektoren1-49 über 50 Industrie <strong>Die</strong>nstleistungen GesamtProzentanteil aller ArbeitnehmerInnenSüdtirol 17,7 37,5 25,1 25,6 25,4Trent<strong>in</strong>o 17,2 38,0 17,4 32,0 26,0Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 17,4 37,8 21,2 28,9 25,7Italien 12,2 31,4 16,1 25,6 21,2absolute WerteSüdtirol 11.500 15.500 11.200 15.700 26.900Trent<strong>in</strong>o 11.100 17.900 8.100 20.900 28.900Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 22.500 33.400 19.300 36.600 55.900Italien 699.300 1.592.100 810.800 1.480.600 2.291.400Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007Nicht besonders rosig für die Südtiroler Unternehmen ist die Lage jedoch, wenn man den Geschlechterunterschiedbei der Beteiligung an der Weiterbildung betrachtet: Der durchschnittliche Wert <strong>in</strong> Südtirol (34,1%) undder gesamtstaatliche Durchschnitt (38,3%) liegen vier Prozentpunkte ause<strong>in</strong>ander; dies überrascht vor allemangesichts des Werts <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Trient, der sich eher europäischem Standard nähert (42,3%). <strong>Die</strong>ser Unter-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 122schied ist sowohl bei den kle<strong>in</strong>en als auch den großen Unternehmen, bei den Industrieunternehmen, aber vorallem im <strong>Die</strong>nstleistungssektor zu beobachten (Tabelle 13).Tabelle 13: ArbeitnehmerInnen, die 2006 an von ihrem Betrieb organisierten Weiterbildungskursenteilgenommen haben, nach Größenklassen, Sektor, Region und Prov<strong>in</strong>z (Prozentanteilaller weitergebildeten ArbeitnehmerInnen)Prozentanteil aller 2006 weitergebildeten ArbeitnehmerInnenGrößenklasseSektoren1-49 über 50 Industrie <strong>Die</strong>nstleistungen GesamtSüdtirol 36,0 32,6 16,5 46,6 34,1Trent<strong>in</strong>o 48,2 38,7 16,4 52,3 42,3Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 42,0 35,9 16,5 49,9 38,4Italien 42,2 36,6 20,2 48,2 38,3Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Intensität der erbrachten Bildung, gemessen an der Anzahl der Weiterbildungstage,zeichnen sich die Südtiroler Unternehmen nicht gerade durch e<strong>in</strong>e herausragende Performance aus, wobeijedoch der Unterschied zum gesamtstaatlichen Durchschnitt nicht sehr groß ist (Tabelle 14).Tabelle 14: Durchschnittliche Dauer der Weiterbildung 2006 (8-Stunden-Arbeitstage) nachGrößenklassen, Sektor, Region und Prov<strong>in</strong>zDurchschnittliche Weiterbildungstage pro ArbeitnehmerInGrößenklasseSektoren1-49 über 50 Industrie <strong>Die</strong>nstleistungen GesamtSüdtirol 5,9 4,0 4,3 5,1 4,8Trent<strong>in</strong>o 6,2 3,5 4,0 4,7 4,5Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 6,0 3,7 4,2 4,9 4,7Italien 6,7 4,4 4,9 5,2 5,1Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007Abschließend sche<strong>in</strong>en die durchschnittlichen Kosten pro weitergebildetem Arbeitnehmer 2006 nicht sehr vomgesamtstaatlichen Durchschnitt abzuweichen (Tabelle 15). <strong>Die</strong>s gilt ebenso für den abnehmenden Trend derAusgaben im Dreijahreszeitraum: von 840,00 auf 710,00 Euro pro weitergebildeter Person (Tabelle 16).2006 gaben die Südtiroler Unternehmen für die Weiterbildung <strong>in</strong>sgesamt 19.115.000 Euro aus (Tabelle 15).<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 123Tabelle 15: Durchschnittliche Kosten pro ArbeitnehmerIn und aufgewandte Gesamtkostenseitens der Unternehmen, die 2006 betriebs<strong>in</strong>tern oder extern Weiterbildungskurse fürPersonal organisiert haben, nach Größenklassen, Region und Prov<strong>in</strong>zDurchschnittliche Kosten pro weitergebildetem Arbeitnehmer (Euro)GrößenklasseSektoren1-49 über 50 Industrie <strong>Die</strong>nstleistungen GesamtAufgewandteGesamtkosten(Tausend Euro)Südtirol 720 700 680 730 710 19.115Trent<strong>in</strong>o 700 620 590 670 650 18.843Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 710 660 640 700 680 37.958Italien 750 660 750 650 690 1.575.835Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 2007Tabelle 16: Durchschnittliche Kosten pro ArbeitnehmerIn <strong>in</strong> der Weiterbildung, aufgewandtvon den Unternehmen im Dreijahreszeitraum 2004–2006, nach Region und Prov<strong>in</strong>zfür die Weiterbildung aufgewandte KostenKosten pro weitergebildeter Person (Euro)2004 2005 2006Südtirol 840,0 810,0 710,0Trent<strong>in</strong>o 660,0 630,0 650,0Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 760,0 720,0 680,0Italien 810,0 760,0 690,0Quelle: Unioncamere - M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Informationssystem Excelsior, 20079.3. FOKUS AUF DIE KLEINEN UND MITTLEREN BETRIEBE („ISFOL-STUDIE“)Im Jahr 2004 führte das Isfol e<strong>in</strong>e Stichprobenerhebung bei Unternehmen <strong>in</strong> den Prov<strong>in</strong>zen Bozen und Trientmit 10 bis 249 Mitarbeitern durch 70 . <strong>Die</strong> Untersuchung erfolgte mit der CATI-Technik (Computer AssistedTelephonic Interview) im Rahmen der Isfol-Studie „La Formazione Cont<strong>in</strong>ua nelle PMI. Comportamenti,atteggiamenti, ruolo nel territorio“. 71 In diesem Abschnitt führen wir e<strong>in</strong>ige nützliche Informationen auf, die dasoben beschriebene Bild auch <strong>in</strong> qualitativer H<strong>in</strong>sicht vervollständigen.9.4. INTENSITÄT UND INHALTE DER BILDUNG IN DEN EXTERN ORGANISIERTEN WEITERBILDUNGSKURSEN27,5% der extern organisierten Weiterbildungskurse konzentrieren sich auf das Thema Fertigung, gefolgt vonKursen über die Sicherheit (23,2%) sowie Kursen <strong>in</strong> den Bereichen Verwaltung (20,0%), Vertrieb, E<strong>in</strong>kauf,Market<strong>in</strong>g und Kommunikation (12,1%). Wenn die durchschnittlichen Stunden pro Unternehmen berücksichtigtwerden, ergibt sich, dass die Unternehmen <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, die e<strong>in</strong>en oder mehr MitarbeiterInnen an externorganisierten Weiterbildungskursen beteiligten, mehr Stunden <strong>in</strong> Kurse zur Fertigung (63,4 Stunden durchschnittlichpro Unternehmen) und Informatik für die Planung und Fertigung (48,7 Stunden im Durchschnitt proUnternehmen) <strong>in</strong>vestierten (Tabelle 17).70 <strong>Die</strong> Studie wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Stiftung CUOA und den GFK-Marktforschungsgesellschaften durchgeführt. <strong>Die</strong> Studiebetraf e<strong>in</strong>e Stichprobe von 273 kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen, repräsentativ für Betriebe mit e<strong>in</strong>em Personalbestand von 10bis 249 Mitarbeitern im Jahr 2002 <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, Auszug der Referenzbevölkerung (ASIA-Archiv ISTAT) mit stratifizierter, zufälligerStichprobe.71 ISFOL 2005. <strong>Die</strong> Studie fällt unter das Nationale Statistikprogramm SISTAN (ISF-00022).<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 124Tabelle 17: Inhalte und Intensität der extern organisierten Weiterbildungskurse (multiplechoice) [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 2003]% der Gesamtveranststunden% der Gesamtkurs-Durchschn. Veranst.Verwaltung 20,0 3,9 10,8Sicherheit 23,2 2,0 17,7Fertigung 27,5 2,7 41,4Organisation 4,5 2,8 5,3Grundbegriffe der Informatik 5,1 2,8 3,9Informatik für Planung und Fertigung 3,6 2,4 4,8Vertrieb, E<strong>in</strong>kauf, Market<strong>in</strong>g und Kommunikation 12,1 3,2 9,0Fremdsprachen 0,9 1,6 1,5Qualität 2,7 1,9 5,4Sonstiges 0,5 1,0 0,2Gesamt 100,0 2,6 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK)9.5. WARUM ENTSCHEIDEN SICH UNTERNEHMEN FÜR DIE WEITERBILDUNG?Der Hauptgrund, der Unternehmen dazu veranlasste, ihre MitarbeiterInnen an Weiter-, Fortbildungs- oderSchulungsmaßnahmen teilnehmen zu lassen, betrifft die Bereicherung des Kompetenzportfolios (46,4%), gefolgtvon der Notwendigkeit, die geltenden gesetzlichen Bestimmungen e<strong>in</strong>zuhalten (21,7%) und vom Ziel, dieProduktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu fördern (18,1%).In diesem Rahmen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Unterschiede je nach Art der Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmenzu bemerken, an denen die Unternehmen ihre MitarbeiterInnen beteiligt haben. <strong>Die</strong>s gilt <strong>in</strong>sbesondere fürUnternehmen, <strong>in</strong> denen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Mitarbeiter an <strong>in</strong>formellen Bildungstätigkeiten teilgenommen hat. Indieser H<strong>in</strong>sicht ist die Bereicherung des Know-hows und der Kompetenzen der ArbeitnehmerInnen von großerBedeutung (62,8% gegenüber 46,4% bei der Belegschaft von Unternehmen, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Mitarbeiteran Weiter- sowie Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen beteiligt haben), während die anderen Gründe alsweniger bedeutend e<strong>in</strong>gestuft oder sogar gar nicht berücksichtigt wurden.Was die Segmentierung nach Personalbestand angeht, ist zu bemerken, dass e<strong>in</strong> Großteil der mittleren (20–49Beschäftigte) und großen Betriebe (50–249 Beschäftigte) als Hauptgrund für die Beteiligung ihrerArbeitnehmerInnen an Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen die Bereicherung des Kompetenzportfoliosangab (jeweils 59,1% und 55,5% gegenüber 37,4% der Betriebe mit 10–19 Mitarbeitern). In denkle<strong>in</strong>eren Betrieben (10–19 Mitarbeiter) wird dagegen mehr Wert auf die E<strong>in</strong>haltung der geltenden gesetzlichenBestimmungen gelegt (28,5% gegenüber 11,8% der Betriebe mit 20–49 Beschäftigten und 16,1% der Betriebemit über 50 Beschäftigten).Tabelle 18: Verteilung der Unternehmen nach Teilnahmehauptgrund [KMU, Trent<strong>in</strong>o-Südtirol,2003]HauptgrundNur strukturierteWeiterbildung% der GesamtzahlenNur <strong>in</strong>formelleWeiterbildung% derGesamtzahlenSowohl strukturierteals auch<strong>in</strong>formelleWeiterbildung% der GesamtzahlenGesamt% derGesamtzahlenBereicherung der Kenntnisse und Fähigkeiten derArbeitnehmerInnen44,8 62,8 45,9 46,4E<strong>in</strong>haltung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen 32,0 0,0 16,5 21,7Förderung von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit desUnternehmens8,6 13,1 25,7 18,1Der Strategie des Unternehmens entsprechend 3,4 13,7 6,4 5,6Von Abmachungen oder Kollektivverträgen vorgeschrieben 5,1 10,4 0,3 2,8Um den Anforderungen der Mitarbeiter gerecht zu werden 2,4 0,0 0,0 0,9<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 125HauptgrundNur strukturierteWeiterbildung% der GesamtzahlenNur <strong>in</strong>formelleWeiterbildung% derGesamtzahlenSowohl strukturierteals auch<strong>in</strong>formelleWeiterbildung% der GesamtzahlenGesamt% derGesamtzahlenZum Erzielen/Beibehalten der Zertifizierung des Qualitätssystems0,0 0,0 3,1 1,7Da auf territorialer Ebene vorgesehen (Beteiligung an Abmachungenoder territorialen Vere<strong>in</strong>barungen zwischen Unternehmen0,9 0,0 1,0 0,9und anderen E<strong>in</strong>richtungen)Sonstiges 1,4 0,0 0,0 0,6Da dieser Faktor e<strong>in</strong>e wichtige Rolle beim Verhältnis zwischenArbeitgeber und Arbeitnehmer spielt1,4 0,0 1,0 1,1Da öffentliche F<strong>in</strong>anzierungen zur Verfügung standen oder dadie Kurse kostenlos waren0,0 0,0 0,0 0,0Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)9.6. INNOVATION ALS ANTRIEBSMOTOR FÜR DIE WEITERBILDUNGDas Verhältnis zwischen Innovation und Bildung ist zweideutig: Es ist nicht klar, ob die Innovation der Antriebsmotorfür die Bildung ist oder ob die Bildung dafür sorgt, dass Innovationsprozesse e<strong>in</strong>geleitet werden. Beiden Unternehmen <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol h<strong>in</strong>gen 60,7% der im Zweijahreszeitraum organisierten Weiter-,Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen mit den e<strong>in</strong>geführten Innovationen zusammen. <strong>Die</strong>se Verb<strong>in</strong>dungsche<strong>in</strong>t mit dem Umfang der Bildungs<strong>in</strong>strumente verknüpft zu se<strong>in</strong>: 68,7% der Unternehmen, die sowohlstrukturierte als auch <strong>in</strong>formelle Bildungsmaßnahmen durchgeführt haben, gaben an, e<strong>in</strong>e solche Verknüpfungwürde bestehen. Bei den Unternehmen, die lediglich <strong>in</strong>formelle Maßnahmen realisierten, waren es nur 36,7%.Ausgeprägter ist der Zusammenhang bei Unternehmen mit mehr MitarbeiterInnen (74,1% <strong>in</strong> den Betrieben mit50–249 Beschäftigten) und bei denen im Handel (67,7%).Tabelle 19: Verteilung der Unternehmen nach Zusammenhang zwischen Weiter-, Fortbildungs-oder Schulungsmaßnahmen und e<strong>in</strong>geführten Innovationen [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol,2002-2003]Nur strukturierteWeiterbildung2003Nur <strong>in</strong>formelleWeiterbildung2003Sowohl strukturierteals auch<strong>in</strong>formelleWeiterbildung2003% der GesamtzahlenNur Weiterbildungskurse2002GesamtBesteht e<strong>in</strong> Zusammenhang?% der Gesamtzahlen% der Gesamtzahlen% derGesamtzahlenJa 52,3 36,7 68,7 26,2 60,7Ne<strong>in</strong> 47,7 63,3 31,3 73,8 39,3Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)% der Gesamtzahlen<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 126Tabelle 20: Verteilung der Unternehmen nach Zusammenhang zwischen Weiter-, Fortbildungs-oder Schulungsmaßnahmen und e<strong>in</strong>geführten Innovationen nach vorherrschendemTätigkeitssektor [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2002-2003]Besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang?VerarbeitendesGewerbe% der GesamtzahlenTätigkeitssektorBauwesen Handel <strong>Die</strong>nstleistungen% der Gesamtzahlen% der Gesamtzahlen% der GesamtzahlenGesamt% derGesamtzahlenJa 62,0 61,5 67,7 54,5 60,7Ne<strong>in</strong> 38,0 38,5 32,3 45,5 39,3Gesamt 100,0 100,0 100, 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)53,2% der Maßnahmen für Weiterbildung, Fortbildung oder Schulung im Zweijahreszeitraum 2002–2003wurden begleitend mit der E<strong>in</strong>führung von Innovationen organisiert, 36,4% folgten auf die E<strong>in</strong>führung vonInnovationen und die restlichen 10,4% wurden vor der E<strong>in</strong>führung von Innovationen veranstaltet.In Bezug auf die Größenklasse der ArbeitnehmerInnen hatten die Maßnahmen für Weiterbildung, Fortbildungoder Schulung e<strong>in</strong>e begleitende Rolle bei der E<strong>in</strong>führung von Innovationen <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>eren Unternehmen.In Betrieben mit über 50 Mitarbeitern ist dagegen der Anteil an Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen nach der E<strong>in</strong>führungvon Innovationen überdurchschnittlich hoch.Auch <strong>in</strong> der Staffelung nach Sektoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressante Trends <strong>in</strong> Bezug auf den Durchschnitt des Personalbestandsder Unternehmen <strong>in</strong> Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, die im Zweijahreszeitraum Maßnahmen für Weiterbildung,Fortbildung oder Schulung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den e<strong>in</strong>geführten Innovationen organisierten, zu verzeichnen.Insbesondere bei den Unternehmen im Bauwesen wurden die Maßnahmen für Weiterbildung, Fortbildung oderSchulung im Zweijahreszeitraum 2002–2003 häufig begleitend zur E<strong>in</strong>führung von Innovationen veranstaltet.Tabelle 21: Verteilung der Unternehmen nach dem Verhältnis zwischen e<strong>in</strong>geführten Informationenund durchgeführten Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen [KMU –Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2003]<strong>Die</strong> Maßnahmen für Weiterbildung,Fortbildung oderSchulungNur strukturierteWeiterbildung2003% der GesamtzahlenNur <strong>in</strong>formelleWeiterbildung2003% derGesamtzahlenSowohl strukturiertealsauch <strong>in</strong>formelleWeiterbildung2003% derGesamtzahlenNur Weiterbildungskurse2002% der GesamtzahlenGesamt% derGesamtzahlenBegleitend zur E<strong>in</strong>führung vonInnovationen organisiert48,5 29,5 55,9 100,0 53,2Folgten auf die E<strong>in</strong>führung vonInnovationen36,1 70,5 35,6 0,0 36,4Wurden vor der E<strong>in</strong>führung vonInnovationen veranstaltet15,4 0,0 8,5 0,0 10,4Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 127Tabelle 22: Verteilung der Unternehmen nach Verhältnis zwischen e<strong>in</strong>geführten Innovationenund durchgeführten Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen nach vorherrschendemTätigkeitssektor [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2003]<strong>Die</strong> Maßnahmen für Weiterbildung,Fortbildung oder SchulungVerarbeitendesGewerbe% der GesamtzahlenBauwesen Handel <strong>Die</strong>nstleistungen Gesamt% derGesamtzahlen% derGesamtzahlen% der Gesamtzahlen% derGesamtzahlenBegleitend zur E<strong>in</strong>führung vonInnovationen organisiert49,2 66,9 46,1 54,4 53,2Folgten auf die E<strong>in</strong>führung vonInnovationen41,0 19,3 42,5 37,6 36,4Vor der E<strong>in</strong>führung von Innovationen veranstaltet9,8 13,9 11,4 8,1 10,4Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)9.7. VORTEILE DER WEITERBILDUNGWas die Vorteile durch die Beteiligung der ArbeitnehmerInnen der Unternehmen an den Maßnahmen fürWeiterbildung, Fortbildung oder Schulung anbelangt, steht im Allgeme<strong>in</strong>en die Erweiterung des Kompetenzportfoliosund der Fähigkeiten der Mitarbeiter an erster Stelle (48,0%). Wenn die Werte nach Art der Weiter-,Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahme untersucht werden, ist festzustellen, dass:• alle Unternehmen, unabhängig von der Art der durchgeführten Bildungsmaßnahme die Erweiterung desKompetenzportfolios der Mitarbeiter als Hauptvorteil angeben;• die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nur an <strong>in</strong>formellen Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmenteilnehmen ließen, ke<strong>in</strong>e Verbesserung im H<strong>in</strong>blick auf die Sicherheit am Arbeitsplatz angeben, sondern alsVorteil der Weiterbildung im Vergleich zur Mehrheit die Verbesserung der Servicequalität angeben (26,2%gegenüber 16,9% allgeme<strong>in</strong>);• die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter an sowohl strukturierten als auch <strong>in</strong>formellen Maßnahmen fürWeiterbildung, Fortbildung oder Schulung teilnehmen ließen, vermehrt die Verbesserung der Produktivitäte<strong>in</strong>er Abteilung oder des gesamten Unternehmens dank e<strong>in</strong>er Bildungsmaßnahme angeben (10,7% gegenüber6,4%).Tabelle 23: Verteilung der Unternehmen nach durch die Beteiligung der Mitarbeiter an Weiter-,Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen erzieltem Hauptvorteil [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2003]HauptvorteilNur strukturierteWeiterbildungNur <strong>in</strong>formelleWeiterbildungSowohl strukturierteals auch <strong>in</strong>formelleWeiterbildungGesamt<strong>Die</strong> ArbeitnehmerInnen haben Kompetenzen/Fähigkeiten, diesie zuvor nicht hatten51,9 43,2 45,7 48,0<strong>Die</strong> Qualität von Produkt/Serviceleistung hat sich verbessert 15,1 26,2 17,2 16,9<strong>Die</strong> Sicherheit am Arbeitsplatz wurde verbessert 21,8 0,0 13,2 15,9<strong>Die</strong> Produktivität e<strong>in</strong>er Abteilung/e<strong>in</strong>es Sektors oder desganzen Unternehmens hat sich verbessert0,5 7,7 10,7 6,4Das Arbeitsklima hat sich verbessert, die ArbeitnehmerInnens<strong>in</strong>d motivierter8,3 9,8 11,5 10,1Das Unternehmen kann <strong>in</strong> neuen Märkten arbeiten 1,4 13,1 1,8 2,3ke<strong>in</strong> Vorteil 0,9 0,0 0,0 0,4Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)<strong>Die</strong> Untersuchung nach Mitarbeitergrößenklasse zeigt, dass <strong>in</strong> Bezug auf die Grundgesamtheit Folgendes gilt:• Für die größeren Unternehmen (50–249 Mitarbeiter) s<strong>in</strong>d die Verbesserung der Qualität von Produkt/Serviceleistungund die Motivation der Mitarbeiter besonders wichtig, weniger von Bedeutung ist h<strong>in</strong>gegendie Erweiterung des Kompetenzportfolios.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 128• <strong>Die</strong> Unternehmen mit 20–49 Mitarbeitern legen besonders großen Wert auf die Erweiterung desKompetenzportfolios.• Für die kle<strong>in</strong>eren Unternehmen (10–19) Mitarbeiter hat die Sicherheit am Arbeitsplatz e<strong>in</strong>en besondershohen Stellenwert.Bei der Untersuchung nach Sparte dagegen ergibt sich e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle des Themas Sicherheit im Bauwesen,der Erweiterung des Kompetenzportfolios der ArbeitnehmerInnen im Handel und der Verbesserung der Qualitätvon Produkt/Serviceleistung im <strong>Die</strong>nstleistungssektor.Tabelle 24: Verteilung der Unternehmen nach Hauptvorteil durch die Beteiligung der Mitarbeiteran Weiter-, Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen nach Personalbestand [KMU –Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2003]HauptvorteilPersonalbestand10-19 20-49 50-249 Gesamt<strong>Die</strong> ArbeitnehmerInnen haben Kompetenzen/Fähigkeiten, die sie42,5zuvor nicht hatten61,6 37,5 48,0<strong>Die</strong> Qualität von Produkt/Serviceleistung hat sich verbessert 18,2 12,2 23,1 16,9<strong>Die</strong> Sicherheit am Arbeitsplatz wurde verbessert 20,6 9,4 10,7 15,9<strong>Die</strong> Produktivität e<strong>in</strong>er Abteilung/e<strong>in</strong>es Sektors oder des ganzen6,2Unternehmens hat sich verbessert6,6 7,2 6,4Das Arbeitsklima hat sich verbessert, die ArbeitnehmerInnen s<strong>in</strong>dmotivierter10,1 6,1 21,4 10,1Das Unternehmen kann <strong>in</strong> neuen Märkten arbeiten 1,7 4,1 0,0 2,3ke<strong>in</strong> Vorteil 0,7 0,0 0,0 0,4Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 18,22004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)Tabelle 25: Verteilung der Unternehmen nach durch die Beteiligung der Mitarbeiter an Weiter-,Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen erzieltem Hauptvorteil nach vorherrschendemTätigkeitssektor [KMU – Trent<strong>in</strong>o-Südtirol, 2003]TätigkeitssektorHauptvorteilVerarbeitendesGewerbeBauwesen Handel <strong>Die</strong>nstleistungen Gesamt<strong>Die</strong> ArbeitnehmerInnen habenKompetenzen/Fähigkeiten, die sie 41,2 47,1 56,3 49,6 48,0zuvor nicht hatten<strong>Die</strong> Qualität von Produkt/Serviceleistunghat sich verbessert16,3 12,2 9,3 25,9 16,9<strong>Die</strong> Sicherheit am Arbeitsplatz wurdeverbessert20,5 27,4 5,5 11,6 15,9<strong>Die</strong> Produktivität e<strong>in</strong>er Abteilung/e<strong>in</strong>esSektors oder des ganzen Unternehmens6,4 2,1 11,0 5,8 6,4hat sich verbessertDas Arbeitsklima hat sich verbessert,die ArbeitnehmerInnen s<strong>in</strong>d motivierter12,0 7,2 14,1 7,2 10,1Das Unternehmen kann <strong>in</strong> neuenMärkten arbeiten3,6 1,9 3,8 0,0 2,3ke<strong>in</strong> Vorteil 0,0 2,1 0,0 0,0 0,4Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)9.8. WARUM WIRD NICHT AN WEITERBILDUNGSKURSEN TEILGENOMMEN?Der Hauptgrund für diese Entscheidung besteht dar<strong>in</strong>, dass die vom Bildungssystem vermittelten Kompetenzenausreichend s<strong>in</strong>d (62,6%). 59,1% dieser Unternehmen geben an, <strong>in</strong> den nächsten Jahren ke<strong>in</strong>en Weiterbildungsbedarffür die MitarbeiterInnen zu haben, um Kompetenzen und Produktivität zu verbessern. E<strong>in</strong>weiterer H<strong>in</strong>derungsfaktor für die Teilnahme der ArbeitnehmerInnen an Maßnahmen für Weiterbildung, Fortbildungoder Schulung betrifft die Tatsache, dass die Personen nicht von ihrer Arbeit abgestellt werden können(17,6%). Auf der anderen Seite sagen jedoch 82,8% der Unternehmen, die diese Erklärung abgegeben haben,aus, sie hätten ihre Mitarbeiter noch nie an Weiterbildungskursen außerhalb der Arbeitszeit beteiligt. <strong>Die</strong>anderen Begründungen s<strong>in</strong>d ziemlich marg<strong>in</strong>al: Unternehmen zu kle<strong>in</strong> (7,5%), Kosten zu hoch (3,6%),<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Südtirol im italienischen Kontext: Der Blick auf die Daten 129Schwierigkeiten bei der Analyse des Bildungsbedarfs (1,5%), Unternehmenskrise (1,3%).Tabelle 26: <strong>Die</strong> wichtigsten Gründe dafür, warum die Unternehmen ihre MitarbeiterInnen wederan betriebs<strong>in</strong>ternen noch an extern organisierten Weiterbildungskursen beteiligt haben [KMU– Trent<strong>in</strong>o-Südtirol 2003]Grund<strong>Die</strong> vom Bildungssystem vermitteltenKompetenzen s<strong>in</strong>d angemessen/ausreichend% derGesamtzahlen62,6 Der Betrieb ist zu kle<strong>in</strong> 7,5 <strong>Die</strong> Kosten für die Weiterbildungsmaßnahmens<strong>in</strong>d zuhochEs war nicht möglich, diePersonen von ihrer Arbeit abzustellenDer Bildungsbedarf des Unternehmensist schwer zu beurteilenDas Unternehmen befand sich <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Krise und die Weiterbildunggehörte nicht zu den PrioritätenEs ist schwer, an F<strong>in</strong>anzierungenzu kommen3,6 17,6 1,5 1,30,0 VertiefungSonstiges 15,4Quelle: Studie zur Weiterbildung <strong>in</strong> den KMU 2004 (Isfol, CUOA-Stiftung, GfK CBI)Wird das Unternehmen <strong>in</strong> der Zukunft das Bedürfnishaben, se<strong>in</strong>e MitarbeiterInnen weiterbilden zu lassen, umderen Kompetenzen oder Produktivität zu erhöhen oderum eventuelle Änderungen e<strong>in</strong>zuführen?Wird das Unternehmen <strong>in</strong> der Zukunft das Bedürfnishaben, se<strong>in</strong>e MitarbeiterInnen weiterbilden zu lassen,wenn der Personalbestand erhöht wird?Hat das Unternehmen jemals öffentliche F<strong>in</strong>anzierungenoder Beihilfen beantragt?% derGesamtzahlenJa 40,9Ne<strong>in</strong> 59,1Ja 0,0Ne<strong>in</strong> 100,0Ja 0,0Ne<strong>in</strong> 100,0Hat das Unternehmen jemals die Mitarbeiter an Weiterbildungskursenaußerhalb der Arbeitszeit teilnehmenJa 17,2lassen? Ne<strong>in</strong> 82,8Hat sich das Unternehmen an externe Berater für dieAnalyse des Bildungsbedarfs gewandt?Ja 100,0Ne<strong>in</strong> 0,0Was ist der Hauptgrund dafür? 0,0- ungenügende Information über die F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten0,0- aufwändige, langwierige und viel zu bürokratischeProzeduren0,0- begrenzte öffentliche F<strong>in</strong>anzierungen 0,0<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven13010. Zusammenfassung und SchlussfolgerungenAutor: Werner Pramstrahler, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsförderungs<strong>in</strong>stituts.<strong>Die</strong>ses abschließende Kapitel fasst die Ergebnisse der e<strong>in</strong>zelnen Studienkapitel zusammen, präsentiert diezentralen Schlussfolgerungen und ergänzt diese. Im Mittelpunkt steht die Situation <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>stbetrieben deruntersuchten Sektoren Handwerk, Gastgewerbe und Handel.10.1. DIE GRÜNDE FÜR BETRIEBLICHEN AUSBILDUNGSBEDARF IN DEN SÜDTIROLER KLEINBETRIEBEN<strong>Die</strong> qualitativen Interviews <strong>in</strong> den Südtiroler Kle<strong>in</strong>stbetriebe haben aufgezeigt, dass diese Unternehmen vor vielfältigen,beileibe nicht nur technologischen Herausforderungen stehen. Kle<strong>in</strong>betriebe s<strong>in</strong>d mit vielgestaltigenVeränderungen des KundInnenverhaltens konfrontiert, der Erhöhung der KundInnenansprüche und der Notwendigkeit,neue KundInnenschichten zu akquirieren. Zunehmend steht der KundInnenwunsch und nicht dasAngebot des Betriebes im Vordergrund. Darauf reagieren viele der untersuchten Betriebe mit der Bereitstellungvon spezifischen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, führen technologische und organisatorische Änderungen e<strong>in</strong>,kooperieren mit anderen Betrieben. Auch <strong>in</strong>tern lassen sich Herausforderungen feststellen: die erhöhte Mobilitätder Beschäftigten, die zu e<strong>in</strong>em ständigen Anpassungsbedarf an die betrieblichen Besonderheiten führt, diesteigende Anwesenheit von Nicht-Südtiroler Arbeitskräften <strong>in</strong>sbesondere im Tourismus, nicht zuletzt die gestiegenenAnsprüche der MitarbeiterInnen. <strong>Die</strong> erhobenen Veränderungen werden nicht <strong>in</strong> allen Fällen als Anlässefür Weiterbildung gesehen, müssen aber dennoch gemeistert werden. Der doch diffuse und nicht immerklar benennbare Weiterbildungsbedarf, der sich durch diese Veränderungen ergibt, muss <strong>in</strong> Zukunft detailliertererhoben werden und <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich wie didaktisch maßgeschneiderte Aktionen transformiert werden.Ob Betriebs<strong>in</strong>haberInnen (und ArbeitnehmerInnen) Weiterbildung nutzen, hängt sehr wesentlich von der Artder Tätigkeit ab. Je komplexer die Tätigkeit, das Produkt bzw. die <strong>Die</strong>nstleistung, desto stärker wird auf Weiterbildunggesetzt. Aus diesem Grund ist die Stärkung der Betriebe (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Verbesserung ihrer Wettbewerbssituation,die Verbesserung der Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen) e<strong>in</strong> sehr wichtiger Ansatzpunkt für dieVerbesserung der Weiterbildungssituation. Etwas po<strong>in</strong>tiert formuliert: Weiterbildung muss notwendig se<strong>in</strong>. Indiese Richtung deutet auch die Analyse der repräsentativen Daten über das Weiterbildungsverhalten derArbeitnehmerInnen (ArbeitnehmerInnensurvey 2005): E<strong>in</strong> herausforderndes Arbeitsumfeld sche<strong>in</strong>t die Nutzungvon formalisierter Weiterbildung zu bestärken. Es spricht e<strong>in</strong>iges dafür, dass e<strong>in</strong> „aktivierendes“ Arbeitsumfelde<strong>in</strong> wesentlicher Faktor für die Teilnahme an formalisierter Weiterbildung ist.10.2. DIE WEITERBILDUNGSFORMEN IN DEN UNTERSUCHTEN KLEINBETRIEBENWeiterbildung, verstanden als Erwerb benötigter Kenntnisse, f<strong>in</strong>det nicht ausschließlich im „klassischen“ Modellformaler Kurse statt. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben der Branchen Handel, Handwerk und Gastgewerbe meistgenutzteForm des Erwerbs von Kenntnissen und Fähigkeiten stellt <strong>in</strong>formales Lernen dar, <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>nerhalb des Betriebs.Insbesondere MitarbeiterInnen verschaffen sich benötigtes Wissen durch diese meist anlassbezogenenLernformen ohne vorab klar strukturierte Zeiten, Räume und Inhalte. Im Gastgewerbe spielt <strong>in</strong>nerbetrieblichesLernen im Gegensatz zu Handel und Handwerk nicht die größte Rolle <strong>in</strong>nerhalb der <strong>in</strong>formalen Lernformen:Außerbetrieblicher Wissenserwerb durch Kooperationen und den Besuch bzw. das Arbeiten <strong>in</strong> anderen Betriebenwird <strong>in</strong> dieser Branche gezielt als Form der Kenntniserweiterung e<strong>in</strong>gesetzt. Formale Weiterbildungskursewerden deutlich häufiger von BetriebsInhaberInnen besucht und f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Regel außerhalb des Betriebsmit klar strukturierten Inhalten und Zeiten statt. Nicht-formalisiertes Lernen durch LieferantInnen,VertreterInnen und BeraterInnen spielt schließlich <strong>in</strong> Handel und Handwerk noch e<strong>in</strong>e Rolle, wobei hierzu meistanlassbezogene Schulungen im Zuge der E<strong>in</strong>führung neuer Produkte, Geräte oder Techniken e<strong>in</strong>e wichtige Rollespielen.10.3. DIE INFORMATIONSQUELLEN DER KLEINBETRIEBEInformationen über Weiterbildungsangebote werden <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betrieben aller Branchen hauptsächlich übergedruckte und zugeschickte Broschüren der Anbieter und <strong>in</strong>formelle Gespräche mit KollegInnen, Bekannten,<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven131LieferantInnen und – auf MitarbeiterInnenseite – von Vorgesetzten e<strong>in</strong>geholt. Als Anbieter bzw. Vermittler vonInformationen zu Weiterbildung stehen die jeweiligen Berufsverbände deutlich an erster Stelle, wobei sichallerd<strong>in</strong>gs nur im Gastgewerbe sowohl InhaberInnen als auch MitarbeiterInnen dort kundig machen.MitarbeiterInnen aus Handel und Handwerk beziehen kaum weiterbildungsbezogene Informationen von denjeweiligen Verbänden - für sie stellen KollegInnen, Bekannte und Vorgesetzte die primäre Quelle dar. In Handelund Handwerk spielen zudem auch Messen und LieferantInnen <strong>in</strong> der Beschaffung von Informationen überWeiterbildung e<strong>in</strong>e Rolle.10.4. DIE „IDEALE WEITERBILDUNG“ AUS SICHT DER BETRIEBSLEITERINNEN UIND DER BESCHÄFTIGTENTrotz der Vielfalt der Situationen, der Heterogenität der Me<strong>in</strong>ungen und der feststellbaren Ambivalenzen lassensich e<strong>in</strong>ige Grundtendenzen festhalten: <strong>Die</strong> untersuchten Kle<strong>in</strong>betriebe weisen e<strong>in</strong>e deutliche Präferenz für<strong>in</strong>dividuellere und flexiblere Formen der Weiterbildung auf, die kurz und gebündelt benötigte Kenntnisse <strong>in</strong> denBetrieb br<strong>in</strong>gen, ohne den Arbeitsablauf durch zu lange Ausfallszeiten der MitarbeiterInnen zu unterbrechen.Angesetzt werden soll dabei am bereits vorhandenen Wissen und den konkreten Bed<strong>in</strong>gungen im Betrieb unterBerücksichtigung der spezifischen Wünsche und Erwartungen. Kernkriterium jeglicher (idealer) Weiterbildungsmaßnahmestellt dabei die direkte Umsetzbarkeit <strong>in</strong> der täglichen Arbeit dar, wobei sich durchaus e<strong>in</strong>e grundsätzlicheBereitschaft erkennen lässt, für effiziente und <strong>in</strong>dividuell angepasste Weiterbildung auch mehr zuzahlen.10.5. DIE BARRIEREN FÜR WEITERBILDUNG<strong>Die</strong> wichtigsten H<strong>in</strong>derungsgründe für die Inanspruchnahme von formaler Weiterbildung stellen <strong>in</strong> den untersuchtenSektoren das ausreichende Vorhandense<strong>in</strong> alternativer Wissensquellen, die Unabkömmlichkeit im Betriebsowie mangelnde (branchen)spezifische Angebote dar. Benötigte neue Kenntnisse werden <strong>in</strong>sbesondereim Handwerk durch <strong>in</strong>formelle Lernformen <strong>in</strong> den Betrieb gebracht, wobei hier der <strong>in</strong>nerbetriebliche Austauschund LieferantInnen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen. <strong>Die</strong>se <strong>in</strong>formellen, im Betrieb und <strong>in</strong> der Arbeitszeit stattf<strong>in</strong>dendenFormen des Lernens ermöglichen sowohl MitarbeiterInnen als auch InhaberInnen e<strong>in</strong>en flexiblen und<strong>in</strong>dividuell an die betrieblichen Erfordernisse angepassten Wissenserwerb, der – wenn überhaupt - nur kurzeAbwesenheiten bzw. Unterbrechungen des Arbeitsflusses erforderlich macht. Durch dieses bedarfsgerechte und„punktgenaue“ Angebot werden auch die nächstgenannten Barrieren der relativ ger<strong>in</strong>gen Umsetzbarkeit im Betrieb,„Theorielastigkeit“ und Allgeme<strong>in</strong>heit formaler Kurse verständlich. Insbesondere MitarbeiterInnen <strong>in</strong>Handel und Gastgewerbe sehen zudem ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit von zusätzlichem Wissenserwerb für die Ausführungihrer Tätigkeit – die bestehenden Kenntnisse und Fertigkeiten reichen aus. <strong>Die</strong>s deckt sich bereichsweiseauch mit der Wahrnehmung der Betriebs<strong>in</strong>haberInnen, welche mangelnde Motivation aufgrund nichtwahrgenommener Notwendigkeit und fehlenden direkten Nutzenserwartungen als größte Barriere für dieWeiterbildung der MitarbeiterInnen sehen. 7210.6. DIE EFFEKTE VON WEITERBILDUNGIn den untersuchten Kle<strong>in</strong>betrieben ist die Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen e<strong>in</strong>er der maßgeblichenerwarteten Effekte. <strong>Die</strong>s betrifft sowohl die Anpassung und Ausweitung der fachlichen Kompetenzen, aberauch – weniger strukturiert geäußert – die Erhöhung der sozialen Kompetenzen.Als zentrale Voraussetzung für positive Effekte werden – sowohl von Betriebs<strong>in</strong>haberInnen als auch von denArbeitnehmerInnen - die Umsetzbarkeit und die „Arbeitsplatznähe“ gesehen. <strong>Die</strong>s wird <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe allen Fällenals „Br<strong>in</strong>gschuld“ des Weiterbildungsanbieters empfunden. <strong>Die</strong> Möglichkeit, dass die Umsetzung (bzw. die Nicht-Umsetzung) des erworbenen Wissens auch auf e<strong>in</strong>er speziellen Betriebskultur (Handlungsspielräume, Fehlertoleranz,etc.) beruhen kann, wurde nur selten erhoben. Offenbar wird die eigene Verantwortung für den Erfolgdes Transfers nicht ausreichend verspürt. Hier besteht im Bereich der Südtiroler Kle<strong>in</strong>betriebe noch Forschungs-, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Beratungsbedarf. 7372 <strong>Die</strong>ser Aspekt sollte <strong>in</strong> Nachfolgeprojekten genauer untersucht werden, um zu erheben, ob es sich um e<strong>in</strong>e nachträgliche Begründungfür die Weiterbildungsabst<strong>in</strong>enz handelt.73 Moderne betriebliche Weiterbildungskonzepte gehen davon aus, dass der Weiterbildungskultur e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens ebenso ent-<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven132Insgesamt muss die Herausarbeitung der Effekte (und der Konsequenzen der Nicht<strong>in</strong>anspruchnahme vonWeiterbildung) e<strong>in</strong>en prom<strong>in</strong>enteren Stellenwert e<strong>in</strong>nehmen, soll das Weiterbildungsverhalten <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betriebenbedarfsgerecht erhöht werden.<strong>Die</strong> Erhebungsmethode hat gezeigt, dass es notwendig und aufschlussreich ist, sowohl ArbeitgeberInnen wieArbeitnehmerInnen <strong>in</strong> den Betrieben zu <strong>in</strong>terviewen, um e<strong>in</strong> genaues Bild über den betrieblichen Weiterbildungsbedarfzu erhalten.10.7. LERNEN IN ARBEIT INTEGRIERENLernen im Prozess der Arbeit ist mittlerweile – nachdem es lange Zeit e<strong>in</strong>e vorwiegend gewerkschaftlicheForderung war – e<strong>in</strong>e „kaum mehr bezweifelte Notwendigkeit für die ökonomische Entwicklung von Unternehmenund die <strong>in</strong>dividuelle berufliche Entwicklung der Beschäftigten“. 74 Mit e<strong>in</strong>er verstärkten Integrationkönnen „Arbeitsplatznähe“ und „Umsetzbarkeit“ des Lernens gesteigert werden, was sowohlArbeitnehmerInnen wie ArbeitgeberInnen zugute kommt.Da dieser Bereich nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war, soll an dieser Stelle kurz auf die Anforderungene<strong>in</strong>er solchen Integration e<strong>in</strong>gegangen werden. <strong>Die</strong>se stellt sich auf zwei Ebenen:E<strong>in</strong> Großteil der <strong>in</strong>formellen Weiterbildungsformen kann, sofern bestimmte Voraussetzungen gegeben s<strong>in</strong>d, alsIntegration von Arbeit und Lernen gesehen werden: Wissensaneignung <strong>in</strong> Arbeitsgruppen, durch KollegInnenund Vorgesetzte, durch Betriebswechsel, der Besuch von Fachveranstaltungen, auf Eigen<strong>in</strong>itiative etwa durchBeobachten und Ausprobieren. Didaktisch stellen diese Formen des Lernens e<strong>in</strong>e beträchtliche Herausforderungdar, da sie die Möglichkeit bieten müssen, über eigenes Handeln zu reflektieren und es zu verändern. <strong>Die</strong>s bedarfe<strong>in</strong>er kooperativen Betriebskultur. 75<strong>Die</strong> arbeits<strong>in</strong>tegrierten Lernformen knüpfen somit sowohl an der betrieblichen Realität als auch an den Erfahrungender TeilnehmerInnen an; sie s<strong>in</strong>d anders kaum denkbar. Zudem bieten sie die Gewähr, dass <strong>in</strong>formellerworbene Kompetenzen anerkannt werden.E<strong>in</strong>e zweite, zunehmend verfolgte Strategie ist es, die Lernförderlichkeit der Arbeit zu erhöhen. Arbeit gilt dannals lernförderlich, wenn: 76• die Aufgabe „vollständig“ gestaltet ist, also planende, organisatorische, durchführende und kontrollierendeElemente enthält,• es e<strong>in</strong>en Handlungsspielraum für die Lernenden gibt,• die Tätigkeit problemlösend und angemessen komplex ist,• es soziale Unterstützung (durch KollegInnen und Vorgesetzte gibt),• Fehler toleriert werden und die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Arbeit thematisiert und verändert werden können.<strong>Die</strong> verstärkte Integration von Lernen <strong>in</strong> die Arbeit sowie die Lernförderlichkeit der Arbeit und deren konkreteUmsetzbarkeit s<strong>in</strong>d für Südtirol Forschungsdesiderata, wobei die Ergebnisse solcher Studien die Grundlage fürBeratungen darstellen können.10.8. VIELFALT JA, ABER KOORDINIERT<strong>Die</strong> Studie hat unterstrichen, dass Weiterbildung und Wissensvermittlung betriebs<strong>in</strong>tern sehr vielfältig erfolgen:durch formalisierte Weiterbildung, durch nicht-formalisierte Weiterbildung und durch <strong>in</strong>formales Lernen. Nur denBlick auf die formale Weiterbildung zu richten, würde der Situation <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>stbetrieben nicht gerecht. E<strong>in</strong>scheidende Rolle bei der „Erzeugung“ e<strong>in</strong>es Bildungsbedarfes zukommt wie externen betrieblichen Faktoren. Siehe hierzuMarkowitsch (2007).74 Proß 2007: 7, siehe auch das Nordtiroler Projekt „Unternehmen Lernen“.75 Ausführlich hierzu Proß 2007: 26 ff.76 Vgl. ausführlich Proß 2007: 15 ff, siehe zudem Dehnbostel/Elsholz (2007), die geradezu e<strong>in</strong>e Renaissance des Lernens <strong>in</strong> der Arbeitkonstatieren.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven133großer Teil der Weiterbildung <strong>in</strong>nerhalb des Betriebes erfolgt durch Vorgesetzte, KollegInnen, Lieferanten undandere Kooperationspartner.Wie die Kapitel über die Positionen der Akteure, die F<strong>in</strong>anzierung und der Vergleich mit Gesamtitalien bestätigten,werden <strong>in</strong> Südtirol bedeutende Ressourcen <strong>in</strong> die Weiterbildung <strong>in</strong>vestiert: direkt sowohl von Seitender öffentlichen Hand wie von den Seiten der Betriebe, <strong>in</strong>direkt von Seiten der Betriebe, die Ausfallkosten zutragen haben. Nach wie vor konzentrieren sich die F<strong>in</strong>anzierungsmethoden auf die Strukturierung des Angebotes,was sich auch dar<strong>in</strong> zeigt, dass es noch e<strong>in</strong>e starke Stellung der „Kurse nach Katalog“ und <strong>in</strong>ger<strong>in</strong>gerem Ausmaß der betriebsspezifischen Angebote gibt.Das Südtiroler Weiterbildungssystem kennzeichnet <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Vielzahl der Akteure. Sowohl zentraleöffentliche Akteure (wie die Abteilungen für Weiterbildung, der ESF und auch das WIFI sowie deren dezentralenStrukturen), die zentral und dezentral strukturierten Arbeitgeberverbände (bei denen auch die<strong>in</strong>terprofessionellen Bildungsfonds angesiedelt s<strong>in</strong>d) wie auch durch Regionalprojekte (beispielsweise Leader)sowie private Firmen bieten berufliche Weiterbildung an bzw. stellen F<strong>in</strong>anzmittel zur Verfügung. <strong>Die</strong>s ist zume<strong>in</strong>en Garant für e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot und e<strong>in</strong>e Präsenz von E<strong>in</strong>richtungen auch <strong>in</strong> der „Peripherie“, zumanderen aber auch Ursache für die feststellbare Fragmentierung und nicht ausreichende Transparenz.<strong>Die</strong> Akteure arbeiten <strong>in</strong> den meisten Fällen nach eigenen Regeln und Methoden, die sämtliche Bereiche von derErhebung des Bildungsbedarfs bis h<strong>in</strong> zur Evaluation der Weiterbildungsergebnisse und deren Erfassung betreffen.<strong>Die</strong> Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>, die Vielfalt und die spezifischen Kenntnisse, die jeder der Akteure <strong>in</strong>se<strong>in</strong>em Bereich hat, mit der Notwendigkeit e<strong>in</strong>er verstärkten Koord<strong>in</strong>ation zu verb<strong>in</strong>den.E<strong>in</strong> erster Schritt <strong>in</strong> diese Richtung kann e<strong>in</strong> alle Akteure umfassendes Monitor<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, das zentrale Indikatorenwie die Beteiligung an Weiterbildung nach Betriebsgröße, die besuchten Themenstellung, die berufliche Qualifikation,Selbstständigkeit oder Nicht-Selbstständigkeit der TeilnehmerInnen sowie die relevanten soziodemografischenKennzeichen <strong>in</strong> periodischen Abständen erhebt. Im Kapitel über das Weiterbildungsangebot ist e<strong>in</strong>entsprechendes Instrument <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Fragebogens an die Weiterbildungsanbieter erprobt worden.Weitergehende Schritte wären die Erstellung übergreifender Analysen, etwa bezogen auf mehrere Unternehmen,auf e<strong>in</strong>e Wirtschaftsbranche, auf bestimmte Regionen. Sowohl das Kapitel über die F<strong>in</strong>anzierung wiedie qualitativen Interviews <strong>in</strong> den Betrieben zeigen allerd<strong>in</strong>gs, dass sich Betriebs<strong>in</strong>haber wie MitarbeiterInnenvor allen D<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte und umsetzungsorientierte Bedarfserhebung wünschen. Im Rahmen dernotwendigen koord<strong>in</strong>ierenden Makroplanung kann e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell zugeschnittene Mikroplanung für die e<strong>in</strong>zelnenBetriebe erfolgen.E<strong>in</strong>e Herausforderung, auf die sich sämtliche Akteure im Bereich der betriebsspezifischen Weiterbildung e<strong>in</strong>richtenmüssen, ist die Existenz zwei- bzw. mehrsprachiger Betriebe <strong>in</strong> Südtirol.10.9. NUTZUNG DER FINANZIERUNGSFORMEN ERLEICHTERN<strong>Die</strong> hohen f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen haben <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zu e<strong>in</strong>er Stärkung des Angebotes geführt. <strong>Die</strong> Bildungsplanungkann angesichts der gegenwärtigen Strukturierung der F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente <strong>in</strong> den meisten Fällenden vermuteten Bildungsbedarf ex ante erfassen. <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>führung der F<strong>in</strong>anzierung, die erst nach dem Abschlussder Bildungs<strong>in</strong>itiative ansetzt, kann – sofern richtige Instrumente und Indikatoren e<strong>in</strong>gesetzt werden - die Nachfragestärken. E<strong>in</strong>e solche F<strong>in</strong>anzierungsform berücksichtigt stärker die Effekte von Weiterbildung und fördertdas Weiterbildungsangebot derart, dass die Erzielung von Effekten gestärkt wird.Nach wie vor s<strong>in</strong>d es vor allem mittlere und größere Betriebe, die Zugang zu den F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumentender Weiterbildung haben. Besonders deutlich zeigt sich dies anhand der Analyse der betriebsbezogenen Datendes Europäischen Sozialfonds der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen - Südtirol. Vor allem bei Kle<strong>in</strong>betrieben wirkt sichdie Intransparenz des Angebotes negativ aus. Sie s<strong>in</strong>d es auch, die Schwierigkeiten bei der Abwicklung aufwändigerVerfahren haben, wenngleich diese <strong>in</strong> manchen Fällen vom Weiterbildungsanbieter abgenommenwerden.E<strong>in</strong>es der Grundprobleme, nämlich die <strong>in</strong>direkten Kosten durch den Produktionsausfall, könnte mit der Anerkennunge<strong>in</strong>es dieser Ausgabenposten und der Überprüfung der tatsächlichen Effekte zum<strong>in</strong>dest ansatzweise<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven134behoben werden. Dazu zählt auch die Bestimmungen über die Erfüllung der M<strong>in</strong>destanforderungen, etwa <strong>in</strong>Bezug auf die TeilnehmerInnenanzahl.10.10. DIE STÜTZUNG DER WEITERBILDUNG DURCH KOLLEKTIVVERTRÄGE UND BILATERALE KÖRPER-SCHAFTEN<strong>Die</strong> Kollektivvertragsparteien haben sich <strong>in</strong> Südtirol wie <strong>in</strong> Italien erst relativ spät dem Thema Weiterbildunggewidmet, wenngleich <strong>in</strong> allen drei untersuchten Sektoren die Voraussetzungen für e<strong>in</strong> verstärktes Engagementbestünden. <strong>Die</strong> gesamtstaatlichen Kollektivverträge messen der Bildung das Ziel bei, den Ausbildungsstand derBeschäftigten zu verbessern, das Angebot an beruflicher Leistung den Anforderungen der Unternehmen anzupassenund das betriebliche Wettbewerbsniveau zu optimieren. Zur Verwirklichung dieser Ziele verweisen diegesamtstaatlichen Kollektivverträge auf die regionalen und betrieblichen Abkommen. <strong>Die</strong> Kollektivvertragsverhandlungen<strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf die Grundsätze auf gesamtstaatlicher Ebene gut herausgearbeitet,weisen jedoch auf dezentraler Ebene e<strong>in</strong>e mangelhafte Verhandlungspraxis auf. Vieles wurde <strong>in</strong> Bezug auf dieVerwendung angemessener f<strong>in</strong>anziellen Mittel für die Weiterbildung unternommen, aber auf rechtlicher Ebenesetzten sich die Kollektivvertragsverhandlungen nicht ausreichend e<strong>in</strong>, um dafür zu sorgen, das Recht aufBildung „geltend machen“ zu können.E<strong>in</strong> Manko ist die fehlende kollektivvertraglich festgelegte Verknüpfung zwischen der Teilnahme an Weiterbildungund der <strong>in</strong>nerbetrieblichen Karriereentwicklung. Sowohl kollektivvertragliche Regelungen als auch e<strong>in</strong>esektorenspezifische Koord<strong>in</strong>ation durch bilaterale E<strong>in</strong>richtungen können genutzt werden, um arbeits<strong>in</strong>tegrierteFormen des Kompetenzerwerbs stützen und auszubauen. Geradezu e<strong>in</strong> Recht auf Bildung legt <strong>in</strong> SüdtirolsPrivatwirtschaft allerd<strong>in</strong>gs nur das Landesabkommen im Bauwesen fest. Hier besteht aus gewerkschaftlicherPerspektive e<strong>in</strong> Nachholbedarf.<strong>Die</strong> Kollektivverträge haben <strong>in</strong> Bezug auf die Nachfrage nach Bildung seitens der ArbeitnehmerInnen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamtschwache Rolle. In den meisten Fällen hat das Unternehmen nämlich weiterh<strong>in</strong> die ausschließlicheKontrolle der Bildungstätigkeiten, ohne Zugeständnisse <strong>in</strong> puncto Beschäftigungsfähigkeit und Laufbahnentwicklungder e<strong>in</strong>zelnen ArbeitnehmerInnen zu machen.Derzeit gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Absichtserklärungen, die Rolle und die Funktion der Weiterbildung zu stärken;das Thema wird zunehmend zum Gegenstand von Kollektivverträgen auf den verschiedenen Regelungsebenen.77 Über die funktionierenden bilateralen Körperschaften verfügen die Kollektivvertragsparteien überInstrumente, die sie zur Ausarbeitung von Fach- und Gebietsplänen und zur Erprobung moderner Formen derbetrieblichen Weiterbildung (Anerkennung <strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen, Integration von Lernprozessen<strong>in</strong> die Arbeit, Steigerung der Lernförderlichkeit der Arbeit, besondere Förderung von Betrieben, die viel Weiterbildungbetreiben) nutzen können.E<strong>in</strong> branchenübergreifender Landesergänzungsvertrag, der für alle Südtiroler ArbeitnehmerInnen gilt und mitdem zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destanzahl an entlohnten Freistellungen für Bildungstätigkeiten festgesetzt wird, wäreaus gewerkschaftlicher Sicht anzustreben. E<strong>in</strong> weiteres Ziel, das gleichzeitig verfolgt werden muss, aber ausoffensichtlichen Gründen kurzfristig problematischer zu erreichen ist, betrifft die Verhandlungen zwischen denKollektivvertragsparteien über e<strong>in</strong>e Verknüpfung zwischen beruflicher E<strong>in</strong>stufung und Teilnahme an Weiterbildungskursen.10.11. METHODISCHE SCHLUSSFOLGERUNGEN<strong>Die</strong> methodischen Schlussfolgerungen gliedern sich <strong>in</strong> zwei Bereiche: Zum e<strong>in</strong>en beziehen sie sich auf die Interviews<strong>in</strong> den Betrieben, zum anderen auf den Forschungsprozess.Betriebliche Interviews<strong>Die</strong> Interviews <strong>in</strong> den Betrieben haben gezeigt, dass es zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnenkaum Diskrepanzen gibt. <strong>Die</strong>s darf allerd<strong>in</strong>gs nicht zum Schluss führen, e<strong>in</strong>e Erhebung des möglichen Bildungsbedarfskönne ausschließlich mit dem Arbeitgeber/der ArbeitgeberIn stattf<strong>in</strong>den. Es kommt gerade <strong>in</strong> den77 E<strong>in</strong>e aktuelle Übersicht über die kollektivvertraglichen Regelungen <strong>in</strong> den gesamtstaatlichen Kollektivverträgen f<strong>in</strong>det sich im Berufsbildungsberichtan das italienische Parlament vom März 2008.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Schlussfolgerungen und Perspektiven135Kle<strong>in</strong>betrieben auf die Nuancen an, soll e<strong>in</strong>e Weiterbildung als nützlich empfunden werden. Aus diesem Grundist das vorgeschlagene Instrumentarium, nämlich der Leitfaden zum dialogorientierten Interview, von besondererBedeutung. <strong>Die</strong> Interviewerteams haben des öfteren die Erfahrung gemacht, dass sie durch ihreFragen dem/der InterviewpartnerIn e<strong>in</strong>en latenten Weiterbildungsbedarf <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> gerufen haben. Beiallem Aufwand halten wir e<strong>in</strong>e betriebliche Bedarfserhebung ohne direkte E<strong>in</strong>beziehung der ArbeitnehmerInnenfür nicht zielführend. Gerade die Weiterbildung <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>stbetrieben beruht auf e<strong>in</strong>em Vertrauensverhältnis.Zu den qualitativen Forschungsmethoden<strong>Die</strong> Komb<strong>in</strong>ation beider Forschungsmethoden – nämlich die Führung von Interviews wie die Analyse vorhandenerDaten – hat sich letztlich als zielführend erwiesen.Vor allem die Nutzung e<strong>in</strong>er sozialwissenschaftlichen Textanalysesoftware bei der Dokumentation und Auswertungvon betrieblichen Bedarfsgesprächen erhöht die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Interpretationdurch die jeweiligen ErheberInnen. Wenn diese und vergleichbare Methode der Interviewführung <strong>in</strong>Zukunft auch für die konkrete Bedarfserhebung genutzt werden sollten, kann e<strong>in</strong> Daten- und Methodenpoolentstehen, der es ermöglicht, die Bedarfsgespräche zunehmend zu verfe<strong>in</strong>ern und die Erkenntnisse allenAkteuren zur Verfügung zu stellen.Was sich <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betrieben allerd<strong>in</strong>gs kaum durchsetzen hat lassen, waren betriebliche Fokusgruppen. Eswar nur <strong>in</strong> ganz wenigen Fällen möglich, zeitgleich mit mehreren ArbeitnehmerInnen zu sprechen. 78Mittelfristiges Ziel: Berufs- und Weiterbildungsbericht Südtirol<strong>Die</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren verfügbaren Publikationen und Informationen über das Weiterbildungsverhalten derSüdtirolerInnen weisen e<strong>in</strong>e bedauerliche Lücke auf: Es fehlt e<strong>in</strong> periodischer übergreifender BerufsbildungsundWeiterbildungsbericht. <strong>Die</strong> vorliegende Studie nimmt für sich <strong>in</strong> Anspruch, mit qualitativen undquantitativen Methoden und aus vielerlei Datenquellen zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e Diskussionsgrundlage für e<strong>in</strong>en derartigenBericht geliefert zu haben.Aus den <strong>in</strong>tensiven Erfahrungen mit dem Weiterbildungsverhalten <strong>in</strong> den Südtiroler Kle<strong>in</strong>betrieben ergeben sichaus unserer Sicht folgende Aufgaben:• Projekte, die neue Lernkulturen <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>betrieben fördern, s<strong>in</strong>d prioritär. Hier sei auf das NordtirolerProjekt „Equal - Advocate“ verwiesen, das Ergebnis e<strong>in</strong>er Kooperation von Forschungs- und Beratungse<strong>in</strong>richtungenist. 79 Neue betriebliche Lernkulturen und die Komb<strong>in</strong>ation von Arbeit und Lernen s<strong>in</strong>d engstensmite<strong>in</strong>ander verknüpft.• <strong>Die</strong> Kompetenzen e<strong>in</strong>heimischer Weiterbildungsanbieter und –referentInnen müssen <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er „erwachsenenbildnerischenBetriebspädagogik“ gestärkt werden.• Südtirol tut gut daran, weiterh<strong>in</strong> die bestehende Angebots- mit der entstehenden Nachfrageorientierung <strong>in</strong>der Weiterbildung zu verknüpfen. Gerade <strong>in</strong> Branchen mit diskont<strong>in</strong>uierlichen Erwerbsbiografien (Gastgewerbe,z.T. auch Handel), entspräche e<strong>in</strong>e ausschließliche Orientierung an der Nachfrage der Betriebewie der Beschäftigten nicht der Intention dieser Studie. Expertise, relative Autonomie von denAuftraggeberInnen und Wertbezogenheit s<strong>in</strong>d nach wie vor die Kennzeichen e<strong>in</strong>er professionellen Weiterbildungsagentur.80 Didaktisch beschreibt der Begriff der TeilnehmerInnenorientierung am besten die Werthaltung,der sich die AutorInnen der Studie verpflichtet fühlen.Aussichten78 Mögliche Strategien wären etwa überbetriebliche Fokusgruppen (nach der Arbeitszeit) oder e<strong>in</strong>e chronologische Abfolge von Interviewsmit mehreren ArbeitnehmerInnen.79 http://content.tibs.at/advocate/80 Hierzu die ausgewogenen Beiträge von Bastian 2004 und Epp<strong>in</strong>g 2004.<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Liste der verwendeten Literatur 13611. Liste der verwendeten LiteraturANGOTTI, R. (Hrsg.) (2007): Investimenti <strong>in</strong> formazione e performance aziendali nelle strategie delle grandi imprese<strong>in</strong> Italia. Temi & Strumenti, Studi e ricerche n. 46, Isfol, Roma.ANGOTTI, ROBERTO 2009: Kostenstrukturen der betrieblichen Weiterbildung <strong>in</strong> Italien. IN: BEHRINGER, F. /KÄPPLINGER, B. / PÄTZOLD, G. (HRSG.): Betriebliche Weiterbildung <strong>in</strong> Europa. Beiheft der Zeitschrift für Berufs- undWirtschaftspädagogik, Band 22. Stuttgart 2009 (im Ersche<strong>in</strong>en).ARBEITSFÖRDERUNGSINSTITUT – ISTITUTO PROMOZIONE LAVORATORI 2002: <strong>Die</strong> berufliche Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol. Ziele,Instrumente und Ressourcen, Studie erstellt von HELL, H., MARCONE, M. UND ZEPPA, A., Dokumentation 19, Jg7/2002. Eigenverlag: Bozen. (www.afi-ipl.org/download/135dextXv69Qh.pdf, Zugriff am 08.09.2008).AUTONOME PROVINZ BOZEN – SÜDTIROL 2008 (HRSG): Bildungsgutsche<strong>in</strong>e für die Weiterbildung <strong>in</strong> Südtirol. InnovativeElemente des Systems und e<strong>in</strong>ige Daten zu den durchgeführten Tätigkeiten, Studie im Auftrag desESF, Eigenverlag: Bozen.BACKHAUS K., ERICHSON B., PLINKE, W. & WEIBER, R. (2006): Multivariate Analysemethoden: e<strong>in</strong>e anwendungsorientierteE<strong>in</strong>führung, (11. überbearbeitete Auflage), Spr<strong>in</strong>ger Verlag: Berl<strong>in</strong>.BAETHGE, M. / BAETHGE-KINSKY, V. / HOLM, R. / TULLIUS, K. 2003: Anforderungen und Probleme beruflicher und betrieblicherWeiterbildung. Expertise im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Reihe: Arbeitspapier, Nr. 76. Düsseldorf:2003, 66 Seiten (http://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_076.pdf, letzter Zugriff am 08.09.2008).BASTIAN, H. (2004): Von der Angebots- zur Nachfrageorientierung – Überlegungen aus der Praxisperspektive, <strong>in</strong>:BEHRINGER, F. / BOLDER, A. / KLEIN, R. / REUTTER, G. / SEIVERTH, A. (Hrsg): Diskont<strong>in</strong>uierliche Erwerbsbiografien. Zurgesellschaftlichen Konstruktion und Bearbeitung e<strong>in</strong>es normalen Phänomens, Schneider: Baltmannsweiler.BEHRINGER, F. 1999: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung. Humankapitaltheoretische und handlungstheoretischeErklärungen und empirische Evidenz, Leske + Budrich: Opladen.BEICHT, U. / KREKEL, E. M. / WALDEN, G. 2006: Berufliche Weiterbildung – Welche Kosten und welchen Nutzenhaben die Teilnehmenden?, BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (HRSG.), Berichte zur beruflichen Bildung, Heft274, Bonn.CORTELLAZZI, S. 2007 (HRSG.): La formazione cont<strong>in</strong>ua. Cultura, norme, organizzazione, Reihe “Politiche del lavoro”von Franco Angeli, Franco Angeli: Milano.DEHNBOSTEL, P. / ELSHOLZ, U. (2007): Lern- und kompetenzförderliche Arbeitsgestaltung. Chancen für die betrieblicheWeiterbildung?, <strong>in</strong>: DEHNBOSTEL, P. / ELSHOLZ, U. / GILLEN, J. (2007): Kompetenzenerwerb <strong>in</strong> der Arbeit.Perspektiven arbeitnehmerInnenorientierter Weiterbildung, Sigma: Berl<strong>in</strong>.EPPING, R. 2004: Von der Angebots- zur Nachfrageorientierung <strong>in</strong> der Weiterbildung – e<strong>in</strong>e aussichtsreiche Entwicklungzur Bewältigung von Diskont<strong>in</strong>uität?, <strong>in</strong>: <strong>in</strong>: BEHRINGER, F. / BOLDER, A. / KLEIN, R. / REUTTER, G. / SEIVERTH,A. (HRSG): Diskont<strong>in</strong>uierliche Erwerbsbiografien. Zur gesellschaftlichen Konstruktion und Bearbeitung e<strong>in</strong>esnormalen Phänomens, Schneider: Baltmannsweiler.EQUAL ADVOCATE 2007: Unternehmen Lernen. Neue Lernkulturen fördern, Kompetenzen nützen, am Arbeitsplatzlernen. Erfahrungen und Reflexionen im Rahmen des Equal-Projektes Advocate aus der Beratung, o.V.: Innsbruck.ERLICHER, L. / PINI, F.M. 2006: L´<strong>in</strong>novazione fattibile. Storie e metodi per crescere e competere, Guer<strong>in</strong>i & Associati:Milano.EUROPEAN COMMISSION (2002): Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> enterprises <strong>in</strong> Europe – Results of the second EuropeanCont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Vocational <strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> Survey <strong>in</strong> enterprises, Luxembourg.FRIGO, F. / SCHIRRU, V. 2005: Le <strong>in</strong>dag<strong>in</strong>i sui lavoratori e le imprese; <strong>in</strong>: ISFOL 2005 (HRSG.): Apprendimento di<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>


Liste der verwendeten Literatur 137competenze strategiche. L'<strong>in</strong>novazione dei processi formativi nella società della conoscenza, Franco Angeli: Milano.ISFOL- MINISTERO DEL LAVORO (2008): Rapporto 2007 sulla formazione cont<strong>in</strong>ua. Rapporto al Parlamento sullaFormazione Cont<strong>in</strong>ua <strong>in</strong> Italia. Anno 2007, FOP, Nr. 5-6 2007, Roma.ISFOL, INDACO 2006 - PMI (2006): Indag<strong>in</strong>e sulla Conoscenza nelle Imprese - La formazione cont<strong>in</strong>ua nellePMI. Comportamenti, atteggiamenti, ruolo del territorio.ISTAT (2008): La formazione del personale nelle imprese italiane. Jahr 2005, SiB: Roma.KÄPPLINGER B. 2007: Welche Betriebe <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d weiterbildungsaktiv? Nutzung des CVTS-Datensatzeszur Analyse der betrieblichen Weiterbildung, <strong>in</strong>: ZEITSCHRIFT FÜR BERUFS- UND WIRTSCHAFTSPÄDAGOGIK 103/2007, S.382-396.KUCKARTZ, U. 2007: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die computergestützte Analyse qualitativer Daten. 2., aktualisierte und erweiterteAuflage. VS: Verlag: Wiesbaden.MARKOWITSCH, JOERG 2007: Betriebliche Weiterbildung und Kompetenzentwicklung im europäischen Vergleich, <strong>in</strong>:Dokumentation zum Tiroler Weiterbildungskongress 2007, o.V.: Innsbruck.NEUBÄUMER, R. / KOHAUT, S. / SEIDENSPINNER, M. 2006: Determ<strong>in</strong>anten betrieblicher Weiterbildung – e<strong>in</strong> ganzheitlicherAnsatz zur Erklärung des betrieblichen Weiterbildungsverhaltens und e<strong>in</strong>e empirische Analyse für Westdeutschland,<strong>in</strong>: SCHMOLLERS JAHRBUCH 126 (2006), S. 437 – 471, Duncker & Humblot: Berl<strong>in</strong>.PROß, G. 2007: Arbeits<strong>in</strong>tegrierte Lernformen. B<strong>in</strong>deglied zwischen Lernen durch Arbeitshandeln und Lernen im(kompetenzorientierten) Sem<strong>in</strong>ar. Ergebnisse aus dem Projekt „Kompetenzentwicklung <strong>in</strong> vernetzten Lernstrukturen“,Universität der Bundeswehr, Hamburg. (http://www.komnetzglossar.de/fileadm<strong>in</strong>/Dokumente/Diskussionspapiere/Analysepapier_3.pdf, letzter Aufruf am 09.09.2008).PULCI, PAOLO 2001: L’analisi di esigenze formative nelle piccole imprese, <strong>in</strong>: FORMAPER 2001 (HRSG): Fare formazionecon le piccole imprese, Franco Angeli: Milano.WISSENSCHAFTLICHER BERATERKREIS DER GEWERKSCHAFTEN IG METALL UND VER.DI (2007): Bildung ist ke<strong>in</strong>e Ware. Wiewir morgen arbeiten, lernen und leben wollen. E<strong>in</strong>e Streitschrift zur beruflichen Bildung, o.O.(http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/Faulstich/Bildung_ist_ke<strong>in</strong>e_Ware_Langfassung.pdf, letzter Zugriff am09.09.2008, Langfassung).<strong>Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Micro-Enterprises – <strong>South</strong> <strong>Tyrol</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!