Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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36 Andreas Möller und Arno Rolf zeigen, daß die Stoff- und Energiebilanz nicht ein Verfahren benennt sondern vielmehr eine Form der Datenpräsentation ist. Die Bilanz ist Resultat eines Modellbildungs- und Datenerhebungsprozesses und der wiederum bezieht sich auf ein mehr oder weniger detailliert modelliertes System. Die Bestandteile des Systems mögen innerhalb eines Betriebes verschiedene Produktionsprozesse sein oder bei einer Betrachtung von Wertschöpfungsketten die verschiedenen Produktionsstufen und die Transporte dazwischen. Die Aufgabe besteht dann darin, für ein solches System die Stoff- und Energieströme zu bestimmen. Liegen sie vor, können sie mit Hilfe der Stoff- und Energiebilanz dargestellt werden. Zur Durchführung von Stoffstromanalysen bieten sich verschiedene Methoden an, und in der Tat besteht der einfachste Fall darin, das betrachtete System als Black Box zu sehen. Die Stoff- und Energieströme werden dann direkt in der Bilanz aufgeführt. Nicht immer aber wird man so einfach modellieren wollen oder können. Flußdiagramme Naheliegend ist der Einsatz von Flußdiagrammen (flow charts). Die Bestandteile des Systems werden mit Hilfe rechteckiger Kästen dargestellt. An diesen finden die Stoff- und Energietransformationen statt, d.h., während der Betrachtungsperiode wird der Input dort in bestimmten Umfang in Output umgewandelt. Die Pfeile zwischen den Rechtecken geben die Pfade der Stoff- und Energieströme an. Um das Flußdiagramm mit Stoffstromdaten zu füllen, kann man, im einfachsten Fall, für jedes Kästchen eine Art Stoff- und Energiebilanz erstellen. Es kommt lediglich hinzu, Quelle bzw. Senke des jeweiligen Stoff- oder Energiestroms mitzuerfassen, sofern nicht die Systemgrenzen betroffen sind. Dieses Vorgehen erfordert einen hohen Aufwand, kann so nicht regelmäßig durchgeführt werden und erlaubt lediglich Ist-Aussagen. In Stoffstromanalysen geht man deshalb gleich einen Schritt weiter: die Bilanzdaten aus einer ersten Erhebung werden zu Koeffizienten des jeweiligen Subsystems uminterpretiert. Sie geben so Aufschluß darüber, wie Input und Output relativ zueinander zusammengesetzt sind. Für Produktionsprozesse nennt die Betriebswirtschaftstheorie diese Zahlen auch Produktionskoeffizienten. Die Wiederverwendung der Daten, nun als Koeffizienten von Funktionen, erweist sich hierbei als geschickt und sehr brauchbar. Sind alle Subsysteme eines untersuchten Gegenstandbereichs mit solchen Koeffizienten versehen, ist es möglich, aus wenigen gegebenen Flußgrößen alle noch fehlenden Daten zu bestimmen. Sind etwa alle Produktionsstufen einer Wertschöpfungskette entsprechend spezifiziert, ist es möglich, bei Kenntnis der Ausbringungsmenge des Endpro-
Methodische Ansätze zur Erstellung von Stoffstromanalysen 37 dukts alle mit der Produktion verbundenen Stoff- und Energieströme zu berechnen. Gütertransport Bahn Strom Steinkohleförderung Inland Steinkohleförderung Ausland Steinkohle Inland Gütertransportdienstleistung Steinkohleaufkommen Steinkohletransport Kalksteinerzeugung Steinkohle Steinkohle Steinkohlekraftwerk Strom Stromtransport Nachfrage Steinkohle Ausland Kalk Abb. 2. Prozeßkette Stromnetz (Quelle: Rausch et al., 1993) Entwickelt man in Periodenrechnungen vernetzte Strukturen mit Hilfe von Flußdiagrammen, taucht ein Problem auf, das im Grunde auch schon bei den Stoff- und Energiebilanzen besteht. Wagner skizziert es für die Betriebsbilanz und zählt alle Fälle problematischer Abgrenzung zwischen dem In- und Output des Betriebes und dem des betrieblichen Umwandlungsprozesses auf: • Betriebsinputs, die zur Erhöhung der Bestände führen, aber nicht in die Umwandlung eingehen …, • Prozeßinputs, die aus Beständen erfolgen, also im Bilanzierungsjahr verbraucht werden, aber nicht als Betriebsinput erscheinen …, • Prozeßoutputs, die zwar aus dem Umwandlungsprozeß als Output ausgehen, aber den Betrieb nicht verlassen, sondern im Betrieb zunächst auf Lager gehen …, • Betriebsoutputs, die nicht aus dem Umwandlungsprozeß in der betrachteten Periode stammen, sondern aus dem Abbau von Beständen … (Wagner, 1992). Kurz: Stoffinput und -output der Produktion ist ein anderer als der des Betriebes. Es kommt zu zeitlichen Verwerfungen, resultierend aus der Lagerung von Stoffen im Eingangs- oder Ausgangslager des Betriebes. Bei den Stoffströmen an den Betriebsgrenzen kann nicht unterschieden werden, ob sie durch Lagerbe-
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Methodische Ansätze zur Erstellung von Stoffstromanalysen 37<br />
dukts alle mit der Produktion verb<strong>und</strong>enen Stoff- <strong>und</strong> Energieströme zu berechnen.<br />
Gütertransport Bahn<br />
Strom<br />
Steinkohleförderung Inland Steinkohleförderung Ausland<br />
Steinkohle Inland<br />
Gütertransportdienstleistung<br />
Steinkohleaufkommen<br />
Steinkohletransport Kalksteinerzeugung<br />
Steinkohle<br />
Steinkohle<br />
Steinkohlekraftwerk<br />
Strom<br />
Stromtransport<br />
Nachfrage<br />
Steinkohle Ausland<br />
Kalk<br />
Abb. 2. Prozeßkette Stromnetz (Quelle: Rausch et al., 1993)<br />
Entwickelt man in Periodenrechnungen vernetzte Strukturen mit Hilfe von<br />
Flußdiagrammen, taucht ein Problem auf, das im Gr<strong>und</strong>e auch schon bei den<br />
Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen besteht. Wagner skizziert es für die Betriebsbilanz <strong>und</strong><br />
zählt alle Fälle problematischer Abgrenzung zwischen dem In- <strong>und</strong> Output des<br />
Betriebes <strong>und</strong> dem des betrieblichen Umwandlungsprozesses auf:<br />
• Betriebsinputs, die zur Erhöhung der Bestände führen, aber nicht in die Umwandlung<br />
eingehen …,<br />
• Prozeßinputs, die aus Beständen erfolgen, also im Bilanzierungsjahr verbraucht<br />
werden, aber nicht als Betriebsinput erscheinen …,<br />
• Prozeßoutputs, die zwar aus dem Umwandlungsprozeß als Output ausgehen,<br />
aber den Betrieb nicht verlassen, sondern im Betrieb zunächst auf Lager gehen<br />
…,<br />
• Betriebsoutputs, die nicht aus dem Umwandlungsprozeß in der betrachteten<br />
Periode stammen, sondern aus dem Abbau von Beständen … (Wagner, 1992).<br />
Kurz: Stoffinput <strong>und</strong> -output der Produktion ist ein anderer als der des Betriebes.<br />
Es kommt zu zeitlichen Verwerfungen, resultierend aus der Lagerung von<br />
Stoffen im Eingangs- oder Ausgangslager des Betriebes. Bei den Stoffströmen an<br />
den Betriebsgrenzen kann nicht unterschieden werden, ob sie durch Lagerbe-