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INCS - Vol. X - The International Newsletter of Communist Studies ...

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38 <strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong><br />

Erste Anfänge in Lateinamerika<br />

In Lateinamerika gab es solche Kontakte faktisch überhaupt nicht. Deshalb war der erste<br />

unmittelbare Kontakt der Komintern mit der Arbeiterbewegung des Kontinents recht<br />

abenteuerlich. Der EKKI-Sekretärin Balabanowa gelang es, wie sie später an Lenin schrieb,<br />

Borodin „ungeachtet der Skepsis des Büros der <strong>International</strong>e" nach Mexico zu entsenden.<br />

Borodin, der im Herbst 1919 in Mexico eintraf, 20 erhielt bereits in den USA Informationen<br />

über Personen, mit denen er rechnen konnte. Der Inder Manabendra Nath Roy und der<br />

Amerikaner Charles Philipps, an die Borodin vom Sekretär der Socialist Party <strong>of</strong>America<br />

verwiesen wurde, waren aber durchaus nicht die einflußreichsten Vertreter der<br />

sozialistischen Bewegung in Mexico. Erst der Umgang mit Borodin half ihnen, eine<br />

heraustragende Stellung und Autorität zu erlangen.<br />

Die Zusammensetzung des Provisorischen Komitees des Büros - die Mexikaner Jose Allen,<br />

A. Ruiz und E. Torres, der Peruaner L. Urmachea und der Amerikaner M. Brewster21sollte<br />

den internationalen Charakter und die potentiellen Möglichkeiten eines regionalen<br />

Komintern-Büros demonstrieren, aber in Wirklichkeil demonstrierte sie den zufälligen<br />

Charakter der Kaderauswahl, denn die nichtmexikanischen Mitglieder vertraten keine real<br />

existierenden Organisationen. Das war der eine Grund für die schnell <strong>of</strong>fenbar werdende<br />

Lebensunfähigkeit des Büros. Die Möglichkeiten des Buro Latino-Americano waren a priori<br />

begrenzt. Der „prorussische" Teil der mexikanischen Arbeiterbewegung hatte keine<br />

dauerhaften internationalen Verbindungen. Kontakte mit den USA werden erst mit dem<br />

Eintreffen Borodins Realität und bekamen dauerharten Charakter erst, nachdem Sen<br />

Katayama in Mexico die Amerikanische Agentur organisiert hatte. Tatsächlich hatte das<br />

Burö Latino-Americano Kontakt lediglich zu den „Abweichlern" aus den USA. Als Gegner<br />

des Ersten Weltkrieges waren sie nach Mexico geflohen und hatten in der sozialistischen<br />

Bewegung der USA keinerlei Gewicht. Andererseits gab es die Kontakte der<br />

lateinamerikanischen und spanischen revolutionären Emigration, die in der<br />

kommunistischen Bewegung aufging. Ihre bedeutendsten Vertreter jedoch - S. San-<br />

Vincente, J. Rubio, V. Recoba und andere - waren Anarchisten und mit ihrer Hilfe konnte<br />

man nur Kontakte zu anarchistischen Gleichgesinnten herstellen. Dies ist auch der Grund<br />

für die so große Aufmerksamkeit, die das Buro Latino-Americano Cuba beimaß, denn die<br />

Mehrheit dieser Emigranten in Mexico kam aus Cuba. Als Ergebnis dieser Kontakte wurde<br />

unter Beteiligung Borodins und Philipps' im Dezember 1919 die Kommunistische Sektion<br />

Cubas gegründet, die um Aufnahme in die Komintern bat.<br />

Ungeachtet der von vornherein beschränkten Möglichkeiten deklarierte das Ende<br />

November 1919 geschaffene Buro Latino-Americano den kontinentalen Charakter seiner<br />

Tätigkeit und rief in einem Manifest vom Dezember 1919 die Werktätigen Lateinamerikas<br />

dazu auf, am kommunistischen Kongreß teilzunehmen, um das Proletariat der Region auf<br />

den Prinzipien des Klassenkampfes und der Gründung eines ständigen Exekutivkomitees<br />

des Lateinamerikanischen Büroszu vereinen. 22<br />

Die Idee zur Schaffung eines solchen Büros trug Borodin während eines <strong>of</strong>fiziellen Treffens<br />

auch Präsident Venustiano Carranza vor. Borodin versicherte, daß die sowjetische<br />

Regierung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Kampf der<br />

20<br />

(russ.). Siehe Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv social'no-politiceskoj istorii (im weiteren RGASPI).<br />

Moskau. Fonds 5. Opis 3. Delo 83. Blatt 12.<br />

21<br />

Siehe RGASPI. Fonds 495. Opis 108. Delo l. Blatt 6.-Angaben darüber, daß das Büro von Allen, Carrillo<br />

Puerto, J. I. Medina, Torres und E. Carrasco bereits 1918 gegründet worden sei und daß sie im Sommer<br />

1919 einen Brief an Lenin sandten (siehe R. Salazar/Jose G. Escobedo: Las pugnas de la gleba. Mexico<br />

1953. S. 271. -V. I. Lenin: Biograficeskaja chronika. Bd. 7. S. 324) bestätigen sich in den Dokumenten<br />

nicht. Der Erhalt des Briefes ist falsch datiert: Es muß Sommer 1920 lauten. Dasselbe muß auch zum<br />

Artikel von S. I. Semenov angemerkt werden, der die Gründung des Büros unter dem Einfluß eines<br />

„Amerikanischen Büros für bolschewistische Information" auf den Sommer 1919 datiert (siehe S. I.<br />

Semenov: op. cit. S. 145).<br />

22<br />

Siehe Oposicion.23.-28.8.1979. -RGASPI. Fonds 495. Opis 108. Delo 3. Blatt 1-2.-Mehr über die Mission<br />

Borodins siehe V. L. Kheyfets, L. S. Kheyfets: Michail Borodin v Novom Svete: diplomat ili missioner<br />

Kominterna? In: Americana. Vyp. 2. Materialy mezdunarodnoj naucnoj konferencii „Rossija i strany<br />

Ameriki: opyt istoriceskogo vzaimodejstvija". Wolgograd 1998. S. 118-131.<br />

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