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INCS - Vol. X - The International Newsletter of Communist Studies ...

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30 <strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong><br />

sozialistischen Ministers Emile Vandervelde (1866-1938) freigelassen und aus Belgien<br />

ausgewiesen.<br />

Zu dieser Zeit unterhielt er einen Briefwechsel u.a. mit dem Verantwortlichen der<br />

"Jeunesse anarchiste communiste" und Kriegsdienstverweigerer Pierre Odéon (1903-1978)<br />

in Frankreich, der 1921 Verantwortlicher der "Libertären Jugend" war. Mitte 1921 ging er<br />

nach Berlin, nachdem er sich <strong>of</strong>fenbar entschlossen hatte, in die Sowjetunion<br />

auszuwandern. Mit einem Empfehlungsschreiben des französischen Sozialisten,<br />

pädagogischem Reformer und Pr<strong>of</strong>essor am Collège de France, Paul Desjardins für Clara<br />

Zetkin ausgestattet, gab ihm diese wiederum eine Empfehlung für den Bevollmächtigten<br />

der russischen Vertretung in Berlin, der sich bereit erklärte, ihn im Rahmen der<br />

Rücktransporte des Kriegsgefangenenkontingents in die Sowjetunion zu schicken. Albert<br />

saß deswegen kurzzeitig pro forma in einem Kriegsgefangenenlager bei Stettin ein. Sein<br />

Paß wurde in der Vertretung einbehalten.<br />

Zusammen mit einem gewissen Kaminskij (Jacques Kaminskij, dem späteren Leiter der<br />

kommunistischen polnischen Emigration in Frankeich?) gelangte er nach Rußland, wo er<br />

zunächst (für ca. 3 Monate) arbeitslos blieb. Vom Juli/August 1921 bis Juni 1922 arbeite er<br />

als Schleifer in der AMO-Fabrik in Moskau. 1922 erhielt er die Staatsangehörigkeit der<br />

UdSSR. Er reiste in den Norden des Landes, um Land und Leute kennenzulernen, unter<br />

anderem hielt er sich bei Waldarbeitern in der Nähe von Novgorod auf.15<br />

Ein Leben in der Komintern<br />

Auf Empfehlung eines Serra, angeblich Vertreter der KP Spaniens beim EKKI (S. war in der<br />

AMO-Fabrik Schleifer und soll dann in den Parteivorstand berufen worden sein) wurde der<br />

22jährige Albert als Mitarbeiter in den Apparat des Exekutivkomitees der Komintern<br />

aufgenommen. Vom November 1922 bis Februar 1937 arbeitete er als Übersetzer im<br />

Presse- bzw. Übersetzungsbüro des EKKI. Nach eigener Aussage setzte er sich 1923<br />

vermutlich im innerparteilichen Machtkampf in der RKP(b) für Trockij ein, gegen Stalin.<br />

1927 folgte die Geburt seines Sohnes Feliks, der diesen Namen in Gedenken an Dzerzinskij<br />

erhielt.<br />

1928 wurde er als Parteimitglied der VKP(b) kooptiert (Parteibuch Nr. 257696).<br />

Empfehlungen gaben Michail Kreps (1937 verhaftet), der Leiter der Editions- bzw.<br />

Publikationsabteilung des EKKI, der Lette Lev Idelson (geb. 1895), Sekretär der Parteizelle<br />

des VKP im Apparat des EKKI, der ca. 1934 als „aktiver Bucharinist“ verhaftet wurde).<br />

Empfohlen wurde er außerdem von Boris Souvarine (1895-1984), dem Parteiführer und<br />

Vertreter der KPF beim EKKI, einem gewissen Vaks (vermutlich Lev Grigor Vaks, dem<br />

technischen Sekretär des Mestkom des EKKI) und einem gewissen Matlin (d.i. vermutlich<br />

Boris Matlin, der u.a. in Lateinamerika als Instrukteur der Kommunistischen<br />

Jugendinternationale arbeitete). Bei seinem Statuswechsel zum <strong>Vol</strong>lmitglied wurde er von<br />

Georgij Moiseevic Geris (1895-1937), dem langjährigen Leiter des Büros des Sekretariats<br />

des EKKI, unterstützt.<br />

Im Oktober 1937 wurde Albert unter dem Vorwurf, Mitglied einer "rechtstrotzkistischen<br />

Organisation im System des EKKI" zu sein, verhaftet. Am 20.6.1938 wurde er nach § 58/1a,<br />

58/8 und 58/11 zum Tod durch Erschießen verurteilt und vermutlich kurze Zeit später<br />

erschossen. 1956 wurde er rehabilitiert.<br />

Was die Verhörprotokolle <strong>of</strong>fenbaren...<br />

Insgesamt liegen zwei Verhörprotokolle vor: Das erste Protokoll stammt vom 5.2.1938.<br />

Leiter der Verhöre war der Abteilungsleiter der 3. Abteilung der Hauptverwaltung für<br />

Staatssicherheit der UdSSR, Aleksandr Ivanovic Lanfang (1907-1990), der u.a. hohe<br />

Kominternfunktionäre zu Tode gefoltert haben soll und zentrale Figur zur Vorbereitung<br />

eines 4. Schauprozesses gegen die Komintern war. Im Gegensatz zum zweiten Protokoll<br />

15 Im Sommer 1922 wurde er unter Spionageverdacht verhaftet, eigentlich ging es jedoch um eine kleine<br />

Affäre um einen psyschisch kranken Mitbewohner im Wohnheim, (Bérault). Ein weiterer Bewohner des<br />

Wohnheims, Joseph François, wurde ebenfalls verhaftet. Beide kamen nach wenigen Tagen wieder auf<br />

freien Fuß.<br />

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