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INCS - Vol. X - The International Newsletter of Communist Studies ...

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18 <strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong><br />

„Erbitte die Genehmigung, alle nach der ersten Kategorie abzuurteilen“. Auf den Listen<br />

folgten eine kurze Notiz „Dafür“ und die Unterschriften Stalins und Molotovs. In der Liste<br />

1 sind u.a. Bela Kun, der Konjunkturforscher Kondratjev und Rykovs Frau aufgeführt, in<br />

Liste 3 Jezovs früherer Stellvertreter Sakovskij, in Liste 4 die Frauen von Agranov,<br />

Sakovskij, Marschall Jegorov, Armeekommandeur Dybenko, die verhafteten<br />

Politbüromitglieder Kosior und Cubar und die Politbürokandidaten Postysev und Ejche. In<br />

den Namenslisten findet man auch weitere Familienangehörige von „<strong>Vol</strong>ksfeinden“, unter<br />

ihnen Zinov’evs Sohn, Schwager und Neffen, Kamenevs erste und zweite Frau, Jagodas<br />

Frau, zwei seiner Schwestern und seinen Schwager Leopold Averbach (den früheren<br />

Literaturdiktator), Tomskijs Frau und zwei Söhne, Trockijs Sohn Sergej Sedov, die Frauen<br />

von Antonov-Ovseenko, Rosengolz und Bubnov. Zu den ausländischen Kommunisten in den<br />

Listen gehören die Deutschen Hermann Remmele, Hermann Schubert (unter dem Namen<br />

Max Richter), Hans Kippenberger (unter dem Namen Ernest Wolf), Heinrich Süßkind und<br />

Heinrich Kurella, die Polen Warski, Walecki, Lenski (Lesczynski) und Próchniak (das in der<br />

Liste vom 15. September 1937 vorgeschlagene Todesurteil für Wera Kostrzewa wurde von<br />

Stalin und Molotov in 15 Jahre umgewandelt) und der jugoslawische KP-Generalsekretär<br />

Milan Gorkic.<br />

Nach dem "großen Teror": Die Praxis der Todeslisten wird fortgesetzt<br />

Ab 1939 wurden die Listen auf formellere Weise durch Politbürobeschlüsse bestätigt. Für<br />

die Zeit nach dem Ende der „Jezovscina“ sind in der vorliegenden Publikation Listen vom<br />

16. Januar 1940, 6. September 1940, 29. Januar 1942, 23. März 1950 und 11. April 1950<br />

enthalten. Am 16. Januar 1940 schlug Berija 346 Personen zur Erschießung vor, unter<br />

ihnen Jezov, dessen Ersten Stellvertreter Frinovskij (mit Frau und Sohn), zahlreiche<br />

Tschekisten, die nach Jezovs Ablösung verhaftet worden waren (unter ihnen Stalins<br />

Schwager Stanislaw Redens), den Politbürokandidaten Ejche, sowie Mejerhold, Isaak<br />

Babel' und Michail Kolcov. Der Minister für Staatssicherheit Abakumov übersandte Stalin<br />

am 23. März 1950 eine Liste mit 85 Namen, darunter die Verhafteten aus der „Leningrader<br />

Affäre“ und dem „Jüdischen Antifaschistischen Komitee“ (JAK). Am 11. April 1950 erhielt<br />

Stalin von Abakumov eine korrigierte Liste mit 35 Namen (ohne die Personen, die im<br />

Zusammenhang mit der „Leningrader Affäre“ und dem JAK gruppenweise verurteilt<br />

wurden).<br />

Die Aufdeckung der Todeslisten unter Chruscev<br />

Im Februar 1954 erhielt Chruscev die Listen aus dem Archiv des Innenministeriums. Durch<br />

Chruscevs „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag erfuhr 1956 eine breitere Öffentlichkeit<br />

zum ersten Mal von der Existenz der Listen. Als 1957 auf dem Juni-Plenum des ZK der<br />

KPdSU die Verschwörung der „parteifeindlichen Gruppe“ gegen Chruscev behandelt<br />

wurde, berichtete Zukov Einzelheiten über die Listen (die Informationen hatte er vom KGB<br />

erhalten) und machte daraus eine Waffe gegen Molotov und Kaganovic. Während des XXII.<br />

Parteitages (1961), als öffentlich mit Stalin und der „parteifeindlichen Gruppe“<br />

abgerechnet wurde, verwies KGB-Chef Selepin auf die Listen und die Mittäterschaft<br />

Molotovs und Kaganovics. Der geheime Bericht der „Svernik-Kommission“ von 1963 über<br />

die Moskauer Prozesse und die Massenrepressalien (2003 in dem von der Jakovlev-Stiftung<br />

herausgegebenen Dokumentenband „Reabilitacija – kak eto bylo“, Band 2, veröffentlicht)7<br />

enthielt ebenfalls ein Kapitel über die Listen.<br />

N.B.: In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung stellt Memorial Deutschland im<br />

Jahr 2004 die CD in mehreren deutschen Städten vor. Siehe unter: Meetings und<br />

Veranstaltungen.<br />

Archivbestände der Kommunistischen Partei der USA.<br />

Die Archivbestände der KP USA innerhalb der Komintern-Archive sind zusammen mit einem<br />

temporären Register im Verlag IDC Publishers, Leiden, veröffentlicht worden. Sie wurden<br />

von John Earl Haynes, Library Of Congress, Washington DC zusammengestellt.<br />

7 Artisov, A., Sigacev, Ju., I. Sevcuk, B. Chlopov (eds.): Reabilitacija: Kak eto bylo. Dokumenty<br />

Prezidiuma CK KPSS i drugie Materialy. Mart 1953-Febral 1956, <strong>Vol</strong>. I, Moskau, 2000. 502 p.<br />

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