Çevre, Enerji Sektörü, Gıda Sektörü - Business-on.de
Çevre, Enerji Sektörü, Gıda Sektörü - Business-on.de
Çevre, Enerji Sektörü, Gıda Sektörü - Business-on.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 Wirtschaft / Energie<br />
Ek<strong>on</strong>omi / <str<strong>on</strong>g>Enerji</str<strong>on</strong>g> <str<strong>on</strong>g>Sektörü</str<strong>on</strong>g> 15<br />
TD-IHK MAGAZIN | OKTOBER / EKÝM 2007<br />
Vierpunkteplan für <strong>de</strong>n türkischen<br />
Energiemarkt<br />
Zunehmen<strong>de</strong> Industrialisierung und steigen<strong>de</strong>r Lebensstandard<br />
führen zu wachsen<strong>de</strong>m Energiebedarf. Dem drohen<strong>de</strong>n Energiekollaps<br />
will die türkische Regierung entgegen wirken.<br />
Liegt <strong>de</strong>r Energieverbrauch in <strong>de</strong>r Türkei<br />
<strong>de</strong>rzeit bei nur 25 Prozent <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Durchschnittsverbrauches, so wird <strong>de</strong>r<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Industriekapazitäten und ein<br />
mit <strong>de</strong>m zunehmen<strong>de</strong>n Lebensstandard<br />
<strong>de</strong>r Privathaushalte einhergehen<strong>de</strong>r<br />
wachsen<strong>de</strong>r Energiebedarf in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Jahren unweigerlich zu einem<br />
Engpass in <strong>de</strong>r Elektrizitätserzeugung<br />
führen. Um <strong>de</strong>m entgegen zu wirken,<br />
verabschie<strong>de</strong>te die türkische Regierung<br />
2004 einen Strategieplan zur Reform<br />
<strong>de</strong>s Elektrizitätssektors, <strong>de</strong>r im Regierungsprogramm<br />
2007 verifiziert wur<strong>de</strong>.<br />
Hauptschwerpunkte sind die vollständige<br />
Geplante und<br />
existieren<strong>de</strong> Pipelineprojekte<br />
• Transkaspische Gaspipeline<br />
Turkmenistan-Türkei-Europa<br />
• Sü<strong>de</strong>uropäischer Gasring<br />
• Nabucco-Projekt<br />
• Transadriatische Gaspipeline<br />
• Erdölpipeline Baku-Tiflis-Ceyhan<br />
(BTC)<br />
• Gaspipeline Baku-Tiflis-Erzurum (BTE)<br />
• Gaspipeline „Blue Stream“<br />
© E.ON<br />
Privatisierung und Liberalisierung <strong>de</strong>r<br />
Elektrizitätserzeugung und <strong>de</strong>r Elektrizitätsverteilungsnetze<br />
bis 2011. Die<br />
Privatisierungserlöse sollen dann zusätzlich<br />
in staatliche Energieinvestiti<strong>on</strong>en<br />
einfließen. Ziel: ein wettbewerbsfähiger<br />
Elektrizitätsmarkt nach EU-Standard.<br />
Ein zweiter Aspekt <strong>de</strong>r Regierungspläne<br />
ist die Redukti<strong>on</strong> <strong>de</strong>r hohen Importabhängigkeit<br />
bei Erdöl (94 %) und –gas<br />
(98 %). Die Ausschöpfung eigener En-<br />
• Russisch-türkische Gaspipeline<br />
(„Westleitung“)<br />
• Ölpipeline Samsun-Ceyhan<br />
• Iranisch-türkische Gaspipeline<br />
• Irakisch-türkische Erdölpipeline<br />
• Irakisch-türkische Gaspipeline<br />
• „Arab Gas Pipeline“<br />
• Gas- und Ölimporte nach Israel<br />
© E.ON<br />
Alternative Energien<br />
Win<strong>de</strong>nergie<br />
• Potenzial für Energieerzeugung:<br />
120.000 Gigawattstun<strong>de</strong>n jährlich<br />
• Technisches Leistungspotenzial <strong>de</strong>r<br />
Anlagen: 88.000 Megawatt<br />
• Vorgesehene Inbetriebnahme v<strong>on</strong><br />
<strong>de</strong>rzeit geplanten o<strong>de</strong>r im Bau<br />
befindlichen 41 Windkraftanlagen<br />
mit einer Gesamtkapazität v<strong>on</strong> 1.498<br />
Megawatt<br />
Photovoltaik<br />
• S<strong>on</strong>nenenergiepotenzial <strong>de</strong>r Türkei:<br />
2.600 S<strong>on</strong>nenstun<strong>de</strong>n jährlich mit<br />
mehr als 1,2 Milliar<strong>de</strong>n T<strong>on</strong>nen Erdöläquivalent<br />
• Energieerzeugung durch Photovoltaik<br />
2005: 385 T<strong>on</strong>nen Erdöläquivalent<br />
• Staatliche Pilotprojekte: Prüfung <strong>de</strong>s<br />
Einsatzes v<strong>on</strong> Photovoltaik-Anlagen<br />
in öffentlichen Bereichen (Straßenbeleuchtung,<br />
Notrufanlagen, Verkehrsampeln<br />
o<strong>de</strong>r Wachanlagen)<br />
Geothermie<br />
• Weltweit fünftgrößtes Potenzial an<br />
geothermischer Energie: 170 geothermische<br />
Wärmegebieten und rund<br />
1.000 Thermalquellen (Potenzial:<br />
31.500 Megawatt)<br />
• Deckung v<strong>on</strong> 15 Prozent <strong>de</strong>s türkischen<br />
Energiebedarfes möglich<br />
• Derzeit: Beheizung v<strong>on</strong> 60.000 Haushalten,<br />
195 Thermalanlagen und ca.<br />
600 Hektar Treibhausfläche<br />
ergieressourcen soll darüber hinaus die<br />
möglichen Energiequellen weiter diversifizieren.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei <strong>de</strong>r<br />
Bau v<strong>on</strong> mehr als 500 neuen Wasserkraftwerken<br />
sowie die verstärkte Nutzung<br />
eigener Braunkohlevorkommen in neuen,<br />
umweltverträglichen Kraftwerken.<br />
Probebohrungen im<br />
Schwarzen Meer und<br />
in <strong>de</strong>r Ägäis sollen Aufschluss<br />
über Erdöl- und<br />
-gasvorkommen geben.<br />
Bisher noch kaum genutzte<br />
alternative Energiequellen<br />
sollen durch verstärkte<br />
Subventi<strong>on</strong>en weiter ausgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Und auch<br />
die verstärkte Nutzung v<strong>on</strong><br />
Kernkraft ist mit <strong>de</strong>m Bau<br />
v<strong>on</strong> drei Kraftwerken im<br />
Public-Private-Partnership-<br />
Prinzip bis 2012 vorgesehen.<br />
Weiter will die Türkei die effizientere Nutzung<br />
v<strong>on</strong> Energie för<strong>de</strong>rn und die bisher<br />
hohen Energieverluste v<strong>on</strong> mehr als 18<br />
Prozent <strong>de</strong>r erzeugten Elektrizität eindämmen.<br />
Ein Gesetzesentwurf sieht die<br />
finanzielle Subventi<strong>on</strong>ierung v<strong>on</strong> Inves-<br />
Nati<strong>on</strong>ale Energiepolitik und<br />
Deutsch-Türkische Ban<strong>de</strong><br />
Interview mit Matthias Hartung, Vorstandsmitglied RWE Power<br />
Die Türkei nutzt ihre Braunkohlenvorräte<br />
zur Stromerzeugung. Auch Ihr<br />
Unternehmen erzeugt große Teile <strong>de</strong>s<br />
Stromaufkommens mit Braunkohle, <strong>de</strong>m<br />
CO2-stärksten Energieträger. Wie passt<br />
das mit <strong>de</strong>m strengen Klimaschutz in<br />
Europa zusammen?<br />
Hartung: Wir nehmen mit unseren Braunkohlenkraftwerken<br />
am EU-weiten Emissi<strong>on</strong>shan<strong>de</strong>l<br />
teil, <strong>de</strong>r vom Grundsatz her<br />
Investiti<strong>on</strong>en in hochmo<strong>de</strong>rne, effizientere Anlagen und die<br />
Abschaltung älterer Anlagen belohnt. So bauen wir zurzeit für<br />
2,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro ein weiteres Braunkohlenkraftwerk mit<br />
optimierter Anlagentechnik. Bei gleicher Leistung stößt dieses<br />
über 30 Prozent weniger CO2 aus als Altanlagen. Das ist ein<br />
echter Fortschritt für <strong>de</strong>n Klimaschutz. Zusätzlich forschen wir<br />
an weiteren Effizienzsteigerungen auch für an<strong>de</strong>re Energieträger<br />
und planen <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s ersten großtechnischen Kohlekraftwerks<br />
mit CO 2 -Abtrennung und -Speicherung.<br />
titi<strong>on</strong>en für effizienteren Energieeinsatz<br />
in <strong>de</strong>r Industrie sowie die Aufklärung <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung zur effizienten Nutzung v<strong>on</strong><br />
Energie vor.<br />
Vierter Bestandteil <strong>de</strong>r Energiepläne ist<br />
<strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r Türkei als geografisch<br />
begünstigte Drehscheibe<br />
für Energielieferungen. Mit<br />
mehreren bereits gestarteten<br />
Pipelineprojekten zum Transport<br />
v<strong>on</strong> Erdöl und -gas nach<br />
Europa bietet sich die Türkei<br />
als Partner an und versucht<br />
ihre strategische Positi<strong>on</strong><br />
als „Energiebrücke“ zwischen<br />
<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />
Nahen und Mittleren Ostens<br />
und <strong>de</strong>n Abnehmerlän<strong>de</strong>rn<br />
Europas zu festigen. Da die<br />
Lagerkapazitäten für Gas in<br />
<strong>de</strong>r Türkei begrenzt sind, ist<br />
die Nutzbarmachung natürlicher Speicher<br />
wie <strong>de</strong>m Salzsee in Silivri o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausbau<br />
<strong>de</strong>s Mittelmeerhafens Ceyhan als Endpunkt<br />
verschie<strong>de</strong>ner Pipelines zu einem internati<strong>on</strong>alen<br />
Energieterminal geplant.<br />
BFAI, ENERGIEWIRTSCHAFT TÜRKEI 2006/2007, MAI 2007<br />
TD-IHK MAGAZIN | OKTOBER / EKÝM 2007<br />
Neue Gesetze för<strong>de</strong>rn<br />
Energiealternativen<br />
Laut Experten ist die Nutzung alternativer<br />
Ressourcen zur Energiegewinnung<br />
in <strong>de</strong>r Türkei ein wachsen<strong>de</strong>r<br />
Markt. Grundlage hierfür ist das am<br />
10. Mai 2005 verabschie<strong>de</strong>te Gesetz<br />
zur Nutzung erneuerbarer Energien<br />
zur Erzeugung v<strong>on</strong> Elektrizität. Mit<br />
<strong>de</strong>r rechtlichen Neuerung zielt die<br />
Regierung seit<strong>de</strong>m auf die verstärkte<br />
Nutzung v<strong>on</strong> Wasserkraft, geothermischer<br />
Energie, Biogas sowie S<strong>on</strong>nen-<br />
und Win<strong>de</strong>nergie. Private Unternehmen<br />
können mit <strong>de</strong>m Gesetz Lizenzen zur<br />
alternativen Elektrizitätsprodukti<strong>on</strong><br />
erwerben. Darüber hinaus sollen<br />
staatliche För<strong>de</strong>rmaßnahmen wie eine<br />
sechsjährige Preisgarantie Investoren<br />
überzeugen. Stromverteiler müssen<br />
künftig nachweisen, acht Prozent ihres<br />
Absatzes aus alternativen Energiequellen<br />
zu beziehen.<br />
QUELLE: IMAP INSTITUT<br />
Was sollte die Türkei tun, um mit ihrer Braunkohle <strong>de</strong>n<br />
europäischen Standards zu genügen?<br />
Hartung: Nach meinem Eindruck brauchen sich die türkischen<br />
Ingenieure nicht hinter <strong>de</strong>n europäischen Kollegen verstecken,<br />
auch wenn wir als weltgrößter Braunkohlenproduzent natürlich<br />
über bes<strong>on</strong><strong>de</strong>rs viel Know-how in Sachen Tagebau- und<br />
Kraftwerkstechnik verfügen. Dieses Know-how kommt längst<br />
in <strong>de</strong>r Türkei zum Einsatz: Die Berater unserer Tochter RE unterstützen<br />
die einheimischen Fachleute bei <strong>de</strong>r Rehabilitati<strong>on</strong><br />
v<strong>on</strong> Block A <strong>de</strong>s Kraftwerks Elbistan, sind für die Bergbauplanung<br />
<strong>de</strong>s benachbarten Tagebaus tätig und arbeiten an einem<br />
Kraftwerksprojekt in <strong>de</strong>r Nähe v<strong>on</strong> Adana. Das ist Know-how-<br />
Transfer bester Güte und hilft <strong>de</strong>r Türkei, <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n<br />
Energiebedarf in ihrem Land zu <strong>de</strong>cken und damit <strong>de</strong>m wirtschaftlichen<br />
Aufschwung Rechnung zu tragen.<br />
DAS INTERVIEW MIT MATTHIAS HARTUNG, VORSTANDSMITGLIED DES DEUTSCHEN<br />
STROMERZEUGERS RWE POWER FÜHRTE MEHMET KANATLI