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(m/w). - Bucerius Law School

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„Im Studium schließen sich Teamgeist<br />

und Ehrgeiz ja auch nicht aus.“<br />

SeBaStian Bong<br />

Bong: Ich denke schon. Die Arbeitsbelastung ist natürlich<br />

hoch, aber es ist auch nicht nötig, dass man sieben Tage die<br />

Woche und jede freie Stunde des Tages mit dem Studium<br />

verbringt. Es bleibt immer genug Zeit, um auch eigenen<br />

Neigungen und Interessen nachzugehen.<br />

Stich: Ich bin da immer sehr schwarz-weiß: Ich glaube,<br />

jeder hat die Möglichkeit, sich sozial einzubringen. Aber<br />

es muss eine Herzensangelegenheit sein. Die Zeit hat jeder,<br />

beispielsweise ins Altersheim nebenan zu gehen und<br />

alten Menschen vorzulesen oder eine Rechtsberatung zu<br />

geben für Menschen, die sich das nicht leisten können.<br />

Man muss nicht erst 60 werden, um etwas Gutes zu tun.<br />

Ich selbst habe meine Stiftung mit 26 gegründet und war<br />

damals der jüngste Stifter Deutschlands. Es wäre schön,<br />

wenn junge Menschen sagen: Wir haben die finanziellen<br />

Mittel oder das Know-how, wir stellen jetzt mal unsere<br />

Zeit zur Verfügung. Wie alt bist du, Sebastian?<br />

Bong: 23.<br />

Stich: Das sind 20 Jahre zwischen uns. Eure Generation hat<br />

schon wieder ein ganz anderes Verständnis für das, was heute<br />

da draußen passiert. Deswegen wäre es toll, wenn immer wieder<br />

junge Menschen nachkommen, die sich engagieren.<br />

re.viSion: Sie haben anfangs mit Ihrer Stiftung Aufsehen<br />

erregt, indem Sie eine Schock-Werbekampagne gefahren<br />

haben, zum Beispiel ein Kinderwagen in Form eines kleinen<br />

Sarges. Warum diese Schockeffekte?<br />

Stich: Die Kampagne hat sich ja ausschließlich an Menschen<br />

gerichtet, die sich mit dem Thema sonst nie beschäftigt<br />

haben. Heute ist es fast schon gesellschaftskonform zu sagen:<br />

„Durch die Medikamentierung ist HIV ja eigentlich nur eine<br />

chronische Krankheit.“ Aber HIV ist letztlich immer noch<br />

tödlich. Die Kampagne sollte Aufmerksamkeit generieren<br />

und ein Bewusstsein schaffen, und das hat sie geschafft.<br />

re.viSion: Und wozu dient das Drachenbootrennen, das<br />

Ihre Stiftung jährlich ausrichtet?<br />

Stich: Zur Spendenakquise. Wir wollen Spaß und Sport<br />

verbinden mit dem Gedanken: „Man kann was für eine<br />

gute Sache tun.“ Ich habe die Idee zwei, drei Jahre mit<br />

mir herumgetragen, weil ich auf der Alster immer diese<br />

Drachenboote gesehen und gedacht habe: Mensch, damit<br />

kannst du mal irgendwas machen. Und dann brauchte das<br />

UKE Geld für die Immundefektambulanz, die wir schon<br />

seit fast 20 Jahren unterstützen. Da habe ich gesagt: „Jetzt<br />

machen wir ein Event daraus und holen Partner, Firmen<br />

und Freunde mit ins Boot.“<br />

„Man muss nicht erst 60 werden,<br />

um etwas Gutes zu tun.“ Michael Stich<br />

Bong: Ich habe selbst mal auf dem Wannsee und auch auf<br />

der Alster fünf Jahre gerudert, und da merkt man dann im<br />

wahrsten Sinne des Wortes, dass man nur vorankommt,<br />

wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Sitzt du auch<br />

selbst mit im Drachenboot?<br />

Stich: Ja, ich paddle schon mit. Aber wir müssen natürlich<br />

auch wahnsinnig viel organisieren: Wir haben tagsüber an<br />

der Alster etwa 500 Teilnehmer und bei der Abendveranstaltung<br />

so zwischen 1 000 und 1 100 Gäste.<br />

re.viSion: Bei den Rennen wird ja auch ziemlich viel geschrien<br />

und getrommelt. Worum geht es da, um Mannschaftsgeist<br />

oder um Konkurrenz?<br />

Stich: Die Idee dahinter war, dass die Teams, die dabei mitmachen,<br />

ihren Teamgeist fördern können. Das kann eine<br />

Abteilung sein oder eine Firma, die Gäste oder Mitarbeiter<br />

einlädt. In den ersten Jahren ging es vor allem um die Teilnahme<br />

wegen der guten Sache. Inzwischen aber sind viele<br />

Teams schon seit Jahren dabei. Eine Mannschaft ist jetzt<br />

seit vier Jahren ungeschlagen, und der sportliche Ehrgeiz bei<br />

den Teilnehmern wächst, sie endlich zu besiegen.<br />

re.viSion: Was ist aus Ihrer Sicht grundsätzlich wichtiger<br />

für eine erfolgreiche Karriere: der Mannschaftsgedanke<br />

oder der Wille zum Siegen?<br />

Stich: Das hängt ganz davon ab, wo man tätig ist. In<br />

meinem Job als Tennisprofi war Egoismus natürlich wichtig.<br />

Auf dem Platz konnte ich mich nicht darum kümmern,<br />

ob mein Gegner ein netter Kerl ist. Man sollte aber<br />

nicht vergessen, dass man einen Job nie wirklich ganz allein<br />

machen kann. Auch ich brauchte meinen Trainer und<br />

ein funktionierendes Umfeld. Allerdings glaube ich, dass<br />

auch ein Team dann am besten ist, wenn jeder versucht,<br />

sein Bestes mit einzubringen, und an seine Leistungsgrenze<br />

geht und auch eine Erwartungshaltung an seine<br />

Teammitglieder formuliert.<br />

Bong: Im Studium schließen sich Teamgeist und Ehrgeiz<br />

ja auch nicht aus. Gemeinsam kommt man am besten weiter.<br />

Natürlich will hier jeder etwas erreichen. Aber gerade<br />

das trägt dazu bei, dass die Atmosphäre sehr motivierend<br />

ist. Wichtiger ist aber noch, dass man im Gespräch und in<br />

der Zusammenarbeit mit den anderen immer etwas lernt<br />

und den Stoff erst richtig versteht.<br />

Stich: So wie du es beschreibst, sollte es auch sein: voneinander<br />

lernen, miteinander etwas entwickeln und auch<br />

dadurch wieder besser werden, also seinen Horizont erweitern.<br />

Sozusagen als Schule fürs Leben.<br />

46 47<br />

Menschen - theMen - Leben

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