(m/w). - Bucerius Law School
(m/w). - Bucerius Law School
(m/w). - Bucerius Law School
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Interview: Roman Heflik. Fotos: Odile Hain<br />
re.viSion: Wie gehen Sie mit solchen Niederlagen um?<br />
Stich: Indem ich nächste Woche wieder losgehe und das<br />
nächste Match spiele. Ich kann mich immer wieder herausfordern.<br />
Das herauszufinden ist ja auch das Schwierige<br />
im Leben: Worin bin ich wirklich gut?<br />
Bong: Also hilft dir das Selbstvertrauen und der Glaube<br />
an dich selbst, diese Situation zu meistern?<br />
Stich: Man muss das Selbstbewusstsein haben, eine Herausforderung<br />
einfach anzunehmen und zu sagen: Das<br />
schaffe ich. Sonst sollte man es nicht tun. Und man muss<br />
negative Erlebnisse ins Positive drehen können und sich<br />
sagen: Nächstes Mal mache ich es besser.<br />
Bong: Also kannst du Niederlagen in Motivation umwandeln?<br />
Stich: Ja, wenn man aus Niederlagen nicht lernt, wann dann?<br />
Für mich sind Niederlagen in meiner Karriere viel einfacher<br />
gewesen, auch im realen Leben, weil sie immer beinhalten,<br />
dass ich es beim nächsten Mal besser machen kann. Einen<br />
Erfolg zu verarbeiten ist viel schwerer, weil ich zu glauben beginne,<br />
dass ich nicht mehr an mir arbeiten muss.<br />
re.viSion: Wie ist das bei Ihnen, Herr Bong? Sehen Sie in<br />
Erfolgen auch Risiken?<br />
Bong: Erfolge sind zunächst eine Belohnung, die motiviert.<br />
Sie können allerdings auch dazu verleiten, erstmal<br />
bequem zu werden. Aber im Studium kommt immer irgendeine<br />
Klausur, die einem die Grenzen aufzeigt. Der Stoff<br />
ist außerdem so umfangreich, dass man nie das Gefühl hat,<br />
man könne sicher sein. Ich versuche, auch nach einem Erfolg<br />
mir immer wieder das nächste Ziel zu stecken und mich<br />
zu motivieren, so wie jetzt für das Staats examen.<br />
Stich: Was hast du denn für eine Vision, die dich beim<br />
Examen antreibt? Du könntest ja auch sagen: „Ich will ein<br />
Einser-Examen machen, aber am Ende mache ich dann<br />
eine Arbeit für Ärzte ohne Grenzen.“ Oder ist es das Materielle,<br />
das Einkommen, das dich antreibt?<br />
Bong: Ich denke, Letzteres eher nicht. Ich möchte mir die<br />
Möglichkeit schaffen, nachher das machen zu können,<br />
was mich tagtäglich erfüllt, was mir Spaß macht und wo<br />
ich parallel noch genug Zeit zum Ausgleich habe.<br />
Stich: Also wenn du mich fragen würdest: „War es das<br />
Materielle oder das Tennisspielen?“, würde ich ganz klar<br />
sagen: Das Materielle hat keine Rolle bei meiner Entscheidung<br />
gespielt. Mein Berufswunsch war nie, Tennisprofi<br />
zu werden, ich habe nie als Kind darauf hingearbeitet. Das<br />
hat sich durch Zufall ergeben.<br />
Bong: Mir geht es auch nicht ums Geld. Aber wenn sich<br />
mir später zwei ansonsten gleichwertige Alternativen bieten,<br />
von denen eine einen materiellen Vorteil hat, dann<br />
kann ich nicht ausschließen, dass das ausschlaggebend<br />
wäre. Was war denn der Grund für dich, mit dem Leistungssport<br />
anzufangen?<br />
Stich: Dass ich das perfekte Tennis spielen wollte, aber<br />
ausschließlich für mich. Vom Platz zu gehen und zu sagen:<br />
Das war annähernd dran an dem, was perfekt ist. Dass<br />
man wirtschaftlich gut da steht, dass man Anerkennung<br />
bekommt, das sind Faktoren, die folgen dann eher nach.<br />
Ich wollte in erster Linie das Gefühl haben, dass ich meine<br />
Leistungsgrenze erreicht habe.<br />
Bong: Und das war für dich wichtiger als die Frage, ob du<br />
gewonnen hattest?<br />
Stich: Natürlich wollte ich gerne ein Grand-Slam-Turnier<br />
und den Davis Cup gewinnen. Aber verbunden damit<br />
war, möglichst stolz auf meine eigene Leistung zu sein. Es<br />
gab genügend Matches, die ich gewonnen, aber schlecht<br />
44 45<br />
Menschen - theMen - Leben