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(m/w). - Bucerius Law School

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Text: Silvia Tyburski. Fotos: Odile Hain<br />

Es habe durchaus eine Gegenleistung gegeben: Immerhin<br />

habe die Uni dank der schnellen Fertigstellung den Termin<br />

für die Einweihung halten können. Und zu dieser war immerhin<br />

Königin Elizabeth II. eingeladen.<br />

Am Ende der Verhandlung spielt es keine Rolle, welche<br />

Seite gewinnt. Das Verfahren endet ohne Richterspruch.<br />

Stattdessen überreicht James Faulkner, der vorsitzende<br />

Richter, Huy und Stahl, den Anwälten von Nexus, einen<br />

Pokal für die überzeugendere Argumentation und als Preis<br />

zwei Schecks über 250 Euro. Den Fall Nexus Construction<br />

versus University of the West Midlands gibt es nicht,<br />

und den Pokal für den Gewinner des <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Common <strong>Law</strong> Moot wird Faulkner im nächsten Jahr<br />

nach einem neuen Verfahren an ein anderes Anwaltsteam<br />

überreichen. Die Richter sind Dozenten, die Anwälte<br />

Studenten. James Faulkner, Leiter des Fremdsprachenprogramms<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, und sein Team haben<br />

den Prozess Baufirma contra Universität ausgerichtet,<br />

denn das Simulieren gerichtlicher Plädoyers, meist in englischer<br />

Sprache, ist ein wichtiger Bestandteil des Fremdsprachenprogramms.<br />

Mit solchen Moot Courts, also fiktiven Gerichtsverhandlungen,<br />

üben die angehenden Juristen, später vor Richtern<br />

souverän ihre Plädoyers vorzubringen. „Man lernt vor<br />

allem, sich vor Gericht nicht verunsichern zu lassen und<br />

sein Argument konsequent zu verfolgen“, sagt Faulkner.<br />

Fähigkeiten, die zumindest einige seiner Studenten offenbar<br />

schon gut beherrschen: Beim Vis Moot, der seit 1994<br />

jedes Jahr in Wien stattfindet, erreichte das Team der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> 2012 den fünften Platz – als eine von 282<br />

Mannschaften aus 68 Ländern. Damit wurden die Teilnehmer<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> das beste deutsche Team. Der<br />

Vis Moot, bei dem es um internationales Handelsrecht geht,<br />

gilt neben dem amerikanischen Jessup Moot Court, der<br />

Völkerrecht verhandelt, als einer der zwei renommiertesten<br />

internationalen Wettbewerbe für künftige Juristen.<br />

„Das ist eine hervorragende Leistung – zumal dort auf<br />

Englisch verhandelt wird. Studenten von Universitäten<br />

aus dem angloamerikanischen Sprachraum haben es in<br />

diesem Punkt leichter“, sagt Faulkner. Dass das Team so<br />

gut abgeschnitten habe, liege auch daran, dass an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> großer Wert auf gute Englischkenntnisse<br />

gelegt werde. Auch die Spezialisierung der Hochschule auf<br />

Wirtschaftsthemen und internationale Aspekte des Rechts<br />

hätten zum Erfolg beigetragen, so Faulkner.<br />

Die Fälle sind fiktiv, doch die Verhandlung<br />

verläuft fast wie im richtigen Leben<br />

Vielleicht seien die Teams der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> aber auch besonders<br />

engagiert und von vornherein sehr leistungsbereit,<br />

mutmaßt Faulkner. Denn wer sich dafür entscheidet, an<br />

so einem Wettbewerb teilzunehmen, der weiß, dass viel<br />

Extraarbeit auf ihn zukommt. Und dass er im Unterschied<br />

zu Studenten anderer Universitäten aufgrund des Studienplans<br />

kein Freisemester dafür nehmen kann. Stattdessen<br />

müssen die Teilnehmer in ihrer Freizeit recherchieren,<br />

Schriftsätze erstellen, Plädoyers schreiben und ihre<br />

Vorträge üben – all das neben dem straff durchgeplanten<br />

Studium. Und auch dann, wenn Mitglieder des Teams<br />

gerade im Ausland studieren. Dann wird der Fall eben per<br />

E-Mail oder Skype besprochen. „Die Studenten sind schon<br />

vor ihrer Zeit an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> sehr engagierte,<br />

offene und interessierte Menschen“, sagt der Arbeitsrechtler<br />

Professor Matthias Jacobs. „Bei uns wird das dann noch<br />

verstärkt, durch das fördernde und inspirierende Umfeld<br />

der Schule selbst, aber auch durch die vielen anderen Kommilitonen,<br />

die ähnlich ticken.“ Die Studenten seien sicher<br />

nicht ehrgeiziger als die anderer Universitäten, sagt er.<br />

„Aber vielleicht glauben sie mehr an sich.“<br />

Credit Points gibt es für die Teilnahme an Moot Courts<br />

nicht. Trotzdem profitieren die Teilnehmer davon schon im<br />

Studium. „Die Argumente einer Partei vor einem Tribunal<br />

so knapp, klar strukturiert und überzeugend wie möglich<br />

darzulegen – diese Fähigkeit braucht man später in der<br />

mündlichen Prüfung für das Staatsexamen“, sagt Dr. Stefan<br />

Kröll, Anwalt in Köln und Experte im Bereich Schiedsgerichtsbarkeit.<br />

Kröll, seit vielen Jahren Dozent im <strong>Bucerius</strong>/<br />

WHU Masterprogramm, hat als Assistent am Rechtszentrum<br />

für Europäische und Internationale Zusammenarbeit<br />

in Köln zehn Jahre lang die Teams der Kölner Uni für den<br />

renommierten Willem C. Vis International Commercial<br />

Arbitration Moot Court, kurz Vis Moot, gecoacht. Heute<br />

entscheidet er dort selbst – als einer der Schiedsrichter.<br />

Die Erfahrungen, die angehende Juristen bei den ausgefeilten<br />

Rollenspielen sammeln können, würden jedoch<br />

nicht nur im Studium helfen, sondern vor allem auf das<br />

spätere Arbeitsleben vorbereiten, sagt Kröll. „Die Fälle, die<br />

in Vorlesungen und Seminaren durchgenommen werden,<br />

müssen die Studenten meist aus der Perspektive eines Richters<br />

betrachten und die Argumente beider Seiten abwägen.<br />

Als Anwalt interpretiert man später den Fall aber aus der<br />

Sicht der Partei, die man vertritt“, sagt er. „So eine praxisnahe<br />

und intensiv betreute Ausbildung bekommt man im<br />

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