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(m/w). - Bucerius Law School

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schmidt: Ich bringe ihnen Dinge bei, die ich selbst noch<br />

nicht weiß. So ist die Praxis, und so ist die Lehre. Man gibt<br />

nicht das weiter, was man irgendwann mal aufgenommen<br />

hat, sondern man lernt selbst hinzu. Wichtig ist, dass man<br />

für das Unerwartete gerüstet ist.<br />

ZöLLner: Wie waren Sie beide eigentlich in Ihrer Studentenzeit?<br />

Waren Sie gelassen?<br />

könig: Nicht unbedingt, aber auch nicht karrierefixiert.<br />

Natürlich wollte ich ein gutes Examen machen. Aber<br />

dieses Verkrampfte, das ich hier manchmal erlebe, hatte<br />

ich nicht. Ich war vor allem sehr viel unbedarfter. Ich habe<br />

Jura angefangen, ohne mir große Gedanken darüber zu<br />

machen. Natürlich wusste ich, dass ich mein erstes Examen<br />

machen muss. Über das zweite Examen habe ich mir<br />

überhaupt keine Gedanken gemacht. Als ich das Völkerrecht<br />

für mich entdeckt habe, hat es angefangen, mir rich­<br />

„Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig<br />

klar. Aber auch da wirkt es sich aus, woher man<br />

seine Inspiration nimmt und wo der Lebensgenuss<br />

herkommt.“<br />

tig Spaß zu machen.<br />

ZöLLner: In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie im<br />

zweiten Semester einen Hänger hatten.<br />

könig: Ja, stimmt. Ich war kurz davor, etwas anderes zu<br />

machen: Ich dachte darüber nach, Dolmetscherin zu werden.<br />

Ich habe es mir dann aber noch einmal überlegt.<br />

schmidt: Ich wollte anfangs gar nicht Jurist werden, sondern<br />

das Examen nur bestehen, um hinterher journalistisch tätig<br />

zu sein. Dazu studierte ich zusätzlich Geisteswissenschaften.<br />

Die Juristerei ging aber nachher sehr viel besser, als ich gedacht<br />

hatte, und so bin ich hängen geblieben. Den philologischen<br />

Touch habe ich aber nie ganz abgelegt.<br />

ZöLLner: Wann haben Sie entschieden, kein Journalist zu<br />

werden?<br />

schmidt: Schon vor dem ersten Staatsexamen, weil Jura<br />

doch ganz spannend war. Man muss ja ziemlich viel arbeiten,<br />

daher habe ich keine Praktika mehr gemacht, die<br />

Philosophische Fakultät beiseite gelassen, aber weiter<br />

gelesen, gelesen, gelesen. Ich habe vor allem mit Büchern<br />

studiert.<br />

ZöLLner: Haben Sie sich auch mit anderen Studenten ausgetauscht?<br />

schmidt: Nein, ich habe auf eine Weise studiert, die ich<br />

niemandem empfehlen kann. Ich war immer für mich und<br />

hatte keine Arbeitsgemeinschaft mit Kommilitonen. Die<br />

Scheine habe ich irgendwie gemacht und mich dann zum<br />

Examen gemeldet. Das ging zum Glück wunderbar.<br />

ZöLLner: Herr Schmidt, Sie haben mal gesagt: „Unser Idealstudent<br />

paukt nicht nur, sondern spielt abends noch Streichquartett,<br />

treibt Sport, engagiert sich in einer Partei oder Organisation.“<br />

Würden Sie das heute noch unterschreiben?<br />

schmidt: Ja. Ob das nun unbedingt das Streichquartett<br />

oder die Parteiarbeit ist – das sind Beispiele. Aber ich halte<br />

es für wichtig, dass man auf Vielfalt ausgerichtet ist. So sind<br />

die Juristen, von denen ich mir später im Beruf viel verspreche.<br />

Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig klar.<br />

Aber auch da wirkt es sich aus, woher man seine Inspiration<br />

nimmt und wo der Lebensgenuss herkommt. Es kommt<br />

tig ist auch die Frage, welche Bücher man liest und was für<br />

Theaterstücke man sieht. Das wird früh angelegt. Zu sagen:<br />

„Wenn ich 50 bin, fange ich damit an“, ist illusorisch.<br />

hejma: Frau König, wie viel Zeit darf denn ein <strong>Bucerius</strong>­<br />

<strong>Law</strong>­<strong>School</strong>­Student zu Hause auf der Couch verbringen?<br />

könig: Das überlasse ich gerne den Studenten selbst. Aber<br />

sie sollten ruhig einfach mal die Seele baumeln lassen. Im<br />

Übrigen lege ich mich auch mal auf die Couch, da unterscheide<br />

ich mich wohl von Herrn Schmidt.<br />

schmidt: Es kommt bei der Couch natürlich immer darauf<br />

an, ob man sie als Unterlage zum Fernsehen oder zum<br />

Lesen nimmt.<br />

hejma: Wie sieht für Sie in der Praxis der ideale Jurist aus?<br />

könig: Der ideale Jurist ist für mich jemand, der verantwortungsbewusst<br />

ist und Lösungen anstrebt, die pragmatisch<br />

sind und zu einer Befriedung beitragen. Das ist natürlich<br />

sehr als Richterin gedacht. Aber letztlich muss ich<br />

auch als Anwalt dazu beitragen, dass man zu einer halbwegs<br />

befriedenden Lösung kommt. Man muss auch immer<br />

im Kopf behalten: Was für Konsequenzen hat das für die<br />

Menschen, die hinter den Akten und Fällen stehen?<br />

schmidt: Ich möchte noch den Mut ergänzen. Mut hat<br />

ja mit der Bereitschaft zu tun, Verantwortung zu tragen<br />

und auch mal unkonventionell zu sein. Gerd <strong>Bucerius</strong>, den<br />

ich sehr gut gekannt habe, sagte immer: Der Tatbestand<br />

kommt vor den Entscheidungsgründen. Er war ein Mann,<br />

der immer darüber nachgedacht hat, was als Ergebnis herauskommt,<br />

und der sich nicht immer nur nach Beifall umgesehen<br />

hat. Man muss einerseits ein Gefühl dafür besitzen,<br />

was akzeptiert wird, und andererseits seinen Prinzipien treu<br />

bleiben.<br />

hejma: Frau König, was bedeutet Ihnen der Namensgeber<br />

<strong>Bucerius</strong>?<br />

könig: Ich habe ihn nicht mehr persönlich gekannt, aber<br />

ich habe mich natürlich in Büchern informiert. Gerd <strong>Bucerius</strong><br />

war sicherlich ein streitbarer Mann, ein mutiger Mann,<br />

ein gradliniger Mann, der auch durchaus mal einen flotten<br />

Spruch drauf hatte. Und natürlich muss man ihm im Nachhinein<br />

dankbar sein, dass er die Weitsicht hatte, sein Geld<br />

in dieser Stiftung anzulegen. Sonst gäbe es uns heute nicht.<br />

Ohne ihn glorifizieren zu wollen, denke ich, dass Gerd <strong>Bucerius</strong><br />

ein Vorbild ist.<br />

nicht nur auf den Golfclub und die Weinsorten an. Wich­ Im Gespräch an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

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