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(m/w). - Bucerius Law School

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D a s J a h r e s M a g a z i n<br />

Weitergeben | Doris König wird neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Lernen | Wie Moot Courts auf das Berufsleben vorbereiten<br />

Vorausdenken | Neues IP-Center zum geistigen Eigentum im 21. Jahrhundert<br />

Bu c er iu s La w s c h o o L Ma g a z in e 2009 101


Perspektive.<br />

Planen Sie ruhig<br />

Ihre nächsten Züge.<br />

Rechtsanwälte, Referendare,<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter (m/w)<br />

Die Strategie für Ihre Karriere haben Sie im Kopf? Wir helfen<br />

Ihnen dabei, sie umzusetzen. Als eine der weltweit führenden<br />

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Foto: Odile Hain. Titelfoto: Achim Liebsch<br />

Liebe Alumni, liebe Studierende,<br />

liebe Freunde der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>,<br />

aus vielen Rückmeldungen wissen wir, dass die<br />

re.vision – unser Jahresbericht – nicht nur Leser, sondern<br />

auch schon Sammler hat. Kein Wunder, denn<br />

neben dem (dank der ZEIT-Stiftung sowie zahlreicher<br />

Förderer zum Glück immer positiven) nüchternen<br />

Zahlenwerk bildet er mit Geschichten und Fotos<br />

ab, was innerhalb des vergangenen akademischen<br />

Jahres wichtig war. Dieses Jahr kommt ein besonderer<br />

Blick zurück und zugleich nach vorn dazu: die Staffelübergabe<br />

im Präsidentenamt, von Karsten Schmidt<br />

zu Doris König. Wir nutzen diesen prominenten<br />

Platz im Editorial, um uns vor unserem bisherigen<br />

Präsidenten, dem großen Wissenschaftler, engagierten<br />

Lehrer und vielleicht letzten Universalgelehrten<br />

Karsten Schmidt, zu verneigen und ihm zu danken<br />

für die wunderbare Zusammenarbeit während seiner<br />

beiden Amtszeiten. Wir sehen zugleich dem künftigen<br />

Zusammenspiel mit Doris König freudig entgegen<br />

und ermuntern – ganz in ihrem Sinne – Sie alle,<br />

an der Weiterentwicklung unserer Hochschule auch<br />

künftig teilzuhaben: als Alumni, Freunde, Förderer,<br />

Eltern, Studenten und Wegbegleiter. Dass es sich<br />

lohnt, an einem so inspirierenden und immer wieder<br />

nach Exzellenz strebenden Wunderwerk wie einer<br />

privaten, forschungsorientierten Stiftungshochschule<br />

mitzuwirken, veranschaulicht nicht zuletzt dieses<br />

Magazin. Viel Freude beim Lesen,<br />

Ihre<br />

Dr. Hariolf Wenzler<br />

Geschäftsführer<br />

Benedikt Landgrebe<br />

Stellvertretender Geschäftsführer<br />

… ein<br />

Blick<br />

zurück<br />

und<br />

nach<br />

vorn


Querdenker gesucht<br />

Referendare m/w<br />

Bereichern Sie uns<br />

mit Ihrer Persönlichkeit!<br />

Wir freuen uns auf Sie.<br />

Wir sind eine der zwanzig größten, auf Wirtschaftsberatung<br />

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Steuerberater und Notare vertreten die Interessen<br />

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Inhalt|12<br />

06<br />

10<br />

15<br />

16<br />

20<br />

22<br />

27<br />

28<br />

30<br />

33<br />

34<br />

36<br />

39<br />

44<br />

48<br />

49<br />

50<br />

Tagesschau<br />

Der Gerd <strong>Bucerius</strong> Tag<br />

Die Krönung<br />

Präsidentenwechsel an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

<strong>Bucerius</strong> clips # 01<br />

Kurz vermeldet<br />

TäuschenD echT<br />

Moot Courts<br />

unTer Verschluss<br />

Studenten öffnen ihre Fächer<br />

neues rechT für neue räume<br />

Das IP-Center<br />

<strong>Bucerius</strong> clips # 02<br />

Kurz vermeldet<br />

ansichTssache<br />

Die Hochschule auf dem Prüfstand<br />

persönlichKeiTen gesuchT<br />

Studium generale und Studium personale<br />

anKl age unD VerTeiDigung<br />

Hochschulen und private Förderer<br />

richTig VerzeT TelT<br />

Outlaw: Hans Siem Schweiger<br />

masTers of The uniVerse<br />

Grüße aus Istanbul und London<br />

facTs & figures<br />

Der Jahresabschluss<br />

in Der coffee lounge<br />

... mit Michael Stich und Sebastian Bong<br />

compliance checK<br />

Im Test: das Facility Management<br />

gäsTeBuch<br />

Appelle ans Auditorium<br />

… unD, wie war ich?<br />

Felix Wendenburg über seine Premiere als Mediator<br />

22<br />

44<br />

10<br />

NAVIGATION:<br />

50<br />

weLt<br />

Leben<br />

themen<br />

campus<br />

menschen<br />

30<br />

16<br />

4 5


Menschen - caMpus - Leben<br />

Text: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain<br />

Tagesschau<br />

Der GerD <strong>Bucerius</strong> TaG<br />

um 14:00 uhr starteten die<br />

aktionen. Vom campus aus<br />

machten sich die Gruppen<br />

gemeinsam auf den Weg.<br />

Die hauptperson:<br />

Gerd bucerius als Vorbild<br />

und stifter. Im andenken an<br />

ihn wollten die studenten<br />

gemeinsam in und für<br />

hamburg aktiv werden.<br />

Äpfel, bananen – was fehlt noch?<br />

Wissenschaftliche hilfskraft paul<br />

Rühmann besorgte die Verpflegung für das<br />

Fußballturnier auf der Moorweide.<br />

Ein Tag, zEhn ProjEkTE und übEr 100 TEilnEhmEr:<br />

bEim ErsTEn gErd bucErius Tag sETzTEn sich am<br />

13. juni 2012 diE sTudEnTEn für diE gEsEllschafT<br />

Ein – von akTionEn in EinEm sEniorEnhEim und<br />

im WilhElmsburgEr haus dEr jugEnd bis hin zu<br />

EinsäTzEn bEi dEr sTifTung miTTagskindEr. das ziEl:<br />

EinE iniTialzündung für mEhr gEsEllschafTlichEs<br />

EngagEmEnT zu liEfErn.<br />

Ihren einsatz haben die studenten selbst<br />

organisiert. Dazu zählte die auswahl<br />

der verschiedenen projekte und die<br />

Koordination der einzelnen Gruppen.<br />

unterstützung bekamen sie vom Zsp,<br />

dem Zentrum für studium generale und<br />

persönlichkeitsentwicklung.


Doch was bringt ein solcher sozialtag<br />

eigentlich für die betroffenen? und<br />

warum lohnt sich der einsatz für die<br />

studenten?<br />

eine erfahrung, die sich vielen<br />

Teilnehmern einprägte: wie viel<br />

Zuneigung und aufmerksamkeit<br />

speziell die Kinder brauchen und<br />

wie viel sie davon gleichzeitig<br />

zurückgeben.<br />

barrieren lassen sich oft spielend abbauen:<br />

so versucht das projekt „sport und spaß mit<br />

Kindern“ in Wilhelmsburg, interkulturellen<br />

Dialog und wechselseitiges Kennenlernen zu<br />

fördern.<br />

perspektivwechsel vor Ort: Ziel der<br />

gemeinsamen aktionen war es unter<br />

anderem, die Lebenswirklichkeiten<br />

verschiedener Gesellschaftsgruppen<br />

kennenzulernen.<br />

6 7<br />

Menschen - caMpus - Leben


Menschen - caMpus - Leben<br />

und auch mit Fachwissen kann man helfen:<br />

anastasia shelestova, Franziska Maktée,<br />

anna Lena Garde und benjamin Fischer<br />

beschäftigten sich mit der Frage, wie man<br />

das Fundraising im Verein „privet – hilfe für<br />

Tschernobyl Kinder“ verbessern kann.<br />

„hände hoch für Waffenkontrolle –<br />

Jede Minute stirbt ein Mensch durch<br />

Waffengewalt“: unter diesem Motto<br />

wollte die amnesty-Internationalhochschulgruppe<br />

mit einem Flashmob<br />

auf dem Jungfernstieg den beschluss<br />

eines unO-Vertrags zur Kontrolle des<br />

Waffenhandels unterstützen.<br />

Der Verein will 15 Kindern aus dem<br />

verstrahlten Tschernobyl-Gebiet<br />

erholungsurlaub in der nähe von<br />

hamburg finanzieren.<br />

Dazu verteilten die studierenden<br />

als handgranaten verpackte Äpfel<br />

an passanten.


schuss, Tor und<br />

eine siegerurkunde<br />

von Tina Klapproth,<br />

hamburger<br />

Geschäftsführerin<br />

des Mentoren -<br />

projekts „big<br />

brothers, big<br />

sisters“. Das Ziel<br />

des Turniers: ein<br />

auftakt für mehr<br />

engagement. Mehr<br />

als 100 Jungen und<br />

Mädchen suchen<br />

noch Mentoren.<br />

Jeder kann durch persönlichen einsatz<br />

einen unterschied machen: beim<br />

sektempfang ließ Karsten schmidt<br />

noch einmal seine erinnerungen an<br />

Gerd bucerius wach werden.<br />

am ende waren sich alle einig: an<br />

einem Tag kann man schon viel<br />

erreichen, und davon profitieren alle<br />

beteiligten. Doch die studentischen<br />

Organisatoren Jonas Versen und<br />

Jasper castell betonten auch: es reicht<br />

nicht, sich für einen Tag einzusetzen.<br />

Wichtig ist stetes und langfristiges<br />

engagement.<br />

umsorgt werden, aber auch<br />

selbst anpacken: bei der stiftung<br />

Mittagskinder kochten die<br />

studenten mit Kindern aus sozial<br />

benachteiligten Familien.<br />

8 9<br />

Menschen - caMpus - Leben


Menschen - caMpus - theMen<br />

Die Krönung<br />

Pr äsidentenwechsel an<br />

der <strong>Bucerius</strong> l aw school<br />

Doris König, die neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> und Inhaberin des neu eingerichteten Claussen-<br />

Simon-Stiftungslehrstuhls für Internationales Recht,<br />

und ihr Vorgänger Karsten Schmidt sprechen mit einem<br />

Studierenden und einem Alumnus über Frauen quoten,<br />

die Entwicklung der juristischen Ausbildung und die<br />

künftige Rolle der Alumni.<br />

Lukas ZöLLner, Generalsekretär der Studierendenschaft<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>: Herr Schmidt, es ist bekannt,<br />

dass Sie gerne Geige spielen. Haben Sie durch das Musizieren<br />

etwas gelernt, das Sie hier für Ihre Tätigkeit als Präsident<br />

und Professor gebrauchen können?<br />

karsten schmidt: Das müsste der Umgang mit Lampenfieber<br />

sein, aber das habe ich in Vorlesungen nicht.<br />

Eigentlich stört mich die Musik bei meinen Vorlesungen<br />

eher, da ich immer etwas Symphonisches oder ein Streichquartett<br />

im Kopf habe. Ich denke dennoch, dass die Befassung<br />

mit Kunst für Jura eine ganz große Rolle spielt.<br />

Jura ist Kunst. Man kann es auch als Handwerk betreiben.<br />

Aber irgendwo sollte es einen künstlerischen Anspruch<br />

haben.<br />

ZöLLner: Frau König, von Ihnen wissen wir, dass Sie vor<br />

einiger Zeit den Kilimandscharo bestiegen haben. Inwiefern<br />

hat Sie diese Erfahrung geprägt hinsichtlich Ihrer<br />

Tätigkeit als Professorin und zukünftige Präsidentin der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>?<br />

doris könig: Die Eigenschaften, die man benötigt,<br />

um Professorin zu werden, braucht man auch am Kilimandscharo:<br />

Man benötigt Ausdauer, muss auch mal<br />

einen Hänger überwinden und das Ziel vor Augen haben.<br />

Das war ein einmaliges Erlebnis und sicherlich eine Erfahrung,<br />

die man hier im Alltag ab und zu einbringen kann.<br />

Obwohl ich nicht hoffe, dass ich mich hier ständig in<br />

Grenzsituationen befinden werde.<br />

schmidt: Das ist unwahrscheinlich.<br />

ZöLLner: Was sagen Ihre Freizeitaktivitäten über Ihre<br />

Führungsstile aus?


Aufgezeichnet von: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain<br />

schmidt: Meinen Sie Tennis? Nun, die Präsidentschaft<br />

ist ein ernstes Geschäft, das man auch spielerisch<br />

betreiben kann. Die Führung einer Hochschule ist<br />

Teamwork. Ich bin entschieden gegen autokratische<br />

Methoden.<br />

ZöLLner: Wie ist Ihr Führungsstil, Frau König?<br />

könig: Ich würde ihn als kommunikativ beschreiben. Ich<br />

arbeite gern mit Kollegen zusammen. Doch wenn es im<br />

Team nicht klappt, werde ich auch ein ernstes Wort sprechen.<br />

Ich hoffe aber, dass ich hier im Zusammenspiel mit<br />

den Kollegen so führen kann, wie es bei Herrn Kötz und<br />

Herrn Schmidt üblich war.<br />

martin hejma, Alumnivertreter der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>:<br />

Herr Schmidt, ein Rückblick auf Ihre Präsidentschaft:<br />

Welche Erwartungen hatten Sie, als Sie vor acht Jahren<br />

Präsident wurden?<br />

schmidt: Ich bin nicht mit einem festen Plan hergekommen,<br />

sondern ein bisschen hineingeschlittert. Eigentlich<br />

wollte ich damals vermeiden, Präsident der Hochschule zu<br />

werden, weil ich im Vorstand der ZEIT­Stiftung sitze und<br />

als Mitgründer ein Problem darin sah, auf der Geber­ und<br />

Nehmerseite zu stehen.<br />

Ein Ort, der beide Präsidenten<br />

verbindet: Karsten Schmidt,<br />

Experte für Handelsrecht, und<br />

Doris König, Expertin für Seerecht,<br />

am Hamburger Hafen<br />

hejma: Welche Aufgaben haben Ihnen als Präsident am<br />

meisten Spaß gemacht?<br />

schmidt: Die großen Ereignisse: die Eröffnung des akademischen<br />

Jahres, die Orchesterveranstaltungen, alles, was<br />

mit Kunst zu tun hat. Aber auch das Tagesgeschäft ist hier<br />

weniger Arbeit als ein riesiges Vergnügen. Der „Spirit“ ist<br />

hier so besonders.<br />

hejma: Was waren die wichtigsten Beiträge Ihrer Präsidentschaft?<br />

schmidt: Ich hoffe, dass ich die Internationalisierung<br />

vorangebracht habe. Doch der wichtigste Beitrag war eigentlich<br />

vor meiner Amtszeit: das Wagnis, die <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> zu gründen, das wir in der ZEIT­Stiftung eingegangen<br />

sind. Was ich während meiner Präsidentschaft<br />

getan habe, halte ich nicht für bedeutend. Ich denke mir<br />

nicht allein etwas aus, und dann muss es getan werden.<br />

Das kommt aus der Fakultät, aus der Studierendenschaft<br />

und aus der Hochschulleitung. Wir sammeln im Team<br />

ständig Ideen für die Zukunft.<br />

hejma: Und was erwarten Sie von Frau Königs Präsidentschaft?<br />

schmidt: Für mich ist dies ein großes Versprechen und<br />

eine glückliche Wahl, dass Frau König meine Nachfolgerin<br />

wird. Ich freue mich auch deswegen darauf, weil ich<br />

weiterhin an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> tätig sein werde.<br />

Ich will nicht sagen als ihr Untertan – aber eine Königin<br />

braucht Menschen, die ihr zuarbeiten. Ich werde im Team<br />

bleiben.<br />

ZöLLner: Frau König, an welche Erfolge von Herrn<br />

Schmidt möchten Sie anknüpfen?<br />

könig: Die Internationalisierung wird ein wichtiges<br />

Thema bleiben, das wir ausbauen sollten – zum Beispiel,<br />

indem wir noch engere Beziehungen zu Partneruniversitäten<br />

knüpfen. Im Bereich Doktoranden­ und Postgraduierten­Studium<br />

können wir Kooperationen erweitern.<br />

Ich halte es für wichtig, interkulturelle Kompetenzen zu<br />

fördern. Wir könnten weitere Zusatzveranstaltungen anbieten<br />

– auch für die Alumni.<br />

ZöLLner: Frau König, vor Kurzem haben Sie in einem Interview<br />

geäußert: „Die Gleichstellung ist für mich noch<br />

lange nicht abgehakt.“ Nun aber sind Sie eine von gerade<br />

mal drei Professorinnen an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Was<br />

muss an unserer Hochschule in diesem Bereich geschehen?<br />

könig: Da gibt es tatsächlich deutlichen Optimierungsbedarf.<br />

Allerdings geht es bei Berufungen natürlich um glei­<br />

10 11<br />

Menschen - caMpus - theMen


Menschen - caMpus - theMen<br />

che Qualifikationen. Aktuell haben wir ein Berufungsverfahren<br />

für eine Junior­Professur. Unter den Bewerbern<br />

gibt es auch Frauen. Doch erst mal kommt es auf die Leistung<br />

an. Es ist nicht meine Art zu sagen: Es wird auf jeden<br />

Fall die Frau genommen – das wäre übrigens auch rechtswidrig.<br />

Weiter nachdenken müssen wir aber auch über<br />

unseren Anteil von Studentinnen. Der liegt bei nur knapp<br />

35 Prozent. An staatlichen Universitäten sind es ungefähr<br />

50 Prozent. Noch ist nicht ganz klar, woran das im Einzelnen<br />

liegt: Ist das nur eine Frage der Ermutigung und<br />

Werbung? Oder hat es mit unserem schriftlichen Test zu<br />

tun? Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Frauen diese Art<br />

Tests nicht so gut bestehen wie Männer. Dem müssen wir<br />

nachgehen.<br />

hejma: Was halten Sie von einer festen Frauenquote?<br />

könig: Ich weiß, dass die sehr umstritten ist. Zunächst<br />

müssen wir daher überlegen, ob es auch andere Möglichkeiten<br />

gibt – etwa eine Veränderung des Tests. Eine harte<br />

Frauenquote ist immer das allerletzte Mittel – aber ganz<br />

ehrlich: Wenn es nicht anders gehen sollte, wäre ich nicht<br />

völlig dagegen.<br />

schmidt: Ich aber! Wegen der Quote, nicht wegen der<br />

Frauen.<br />

hejma: Wir haben im Alumni­Verein schon 800 Mitglieder<br />

und eine Organisationsquote von über 80 Prozent.<br />

In den nächsten Jahren werden wir immer mehr.<br />

Welche Mitwirkung erhoffen Sie sich von den Ehemaligen?<br />

könig: Ich wünsche mir, dass sie weiterhin mitgestalten,<br />

Ideen beitragen und Diskussionsbereitschaft zeigen.<br />

Wünschenswert ist natürlich auch, dass die Organisationsquote<br />

so hoch bleibt, denn das ist für die Hochschule<br />

„Eine harte Frauenquote ist immer das allerletzte<br />

Mittel – aber ganz ehrlich: Wenn es nicht anders<br />

gehen sollte, wäre ich nicht völlig dagegen.“<br />

sehr wichtig. Und wenn Sie alle in gut bezahlten Positionen<br />

sind, freue ich mich, wenn Sie auch finanziell an ihre<br />

alte Hochschule denken. Amerikanische Universitäten<br />

beispielsweise leben von den Spenden ihrer Alumni. Aber<br />

es geht auch um Input und Mentoring: Es wäre schön,<br />

wenn wir in die bestehenden Mentorenprogramme auch<br />

unsere eigenen Alumni einbinden könnten. Wichtig ist<br />

mir zudem die Bereitschaft vonseiten der Absolventen,<br />

mit Rat und Tat den Studenten zur Seite zu stehen – vielleicht<br />

auch die Bereitschaft, das kategorische Nein zur<br />

Frauenquote noch einmal zu überdenken und ein wenig<br />

offener in diese Diskussion zu gehen.<br />

hejma: Wie schaffen wir es weiterhin, besondere Studenten<br />

an die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> zu holen? Hilft der<br />

Auswahltest dabei oder ist dieses Außergewöhnliche etwas,<br />

das erst durch die Gemeinschaft hier an der Hochschule<br />

entsteht?<br />

schmidt: Beides. Jedenfalls hoffe ich, dass der Auswahltest<br />

ganz erheblich dazu beiträgt. Es geht nicht darum,<br />

die besten Musterschüler herzuholen. Zwar muss man<br />

Menschen finden, die in der Lage sind, solch ein Studium<br />

durchzuhalten. Aber gleichzeitig ist es das Ziel dieses<br />

Auswahltests, Offenheit und Entfaltungsmöglichkeiten<br />

zwischen den Studierenden zu gewährleisten.<br />

könig: Ich denke, die Studierenden suchen sich hier<br />

Gleichgesinnte und spornen sich gegenseitig an. Ein tolles<br />

Beispiel ist die <strong>Law</strong> Clinic, die von der Studierendenschaft<br />

initiiert worden ist. Unter den Tisch kehren möchte ich<br />

aber nicht, dass ich ein bisschen Sorge habe, dass dieser<br />

Wettbewerb nicht nur positiv ist. Manchmal scheint es,<br />

dass sich einige Studenten verrückt machen, indem sie immer<br />

wieder schauen, wer wie viele Punkte hat. Dem müssen<br />

wir mit Gesprächen entgegenwirken.<br />

hejma: Es fällt während des Studiums schon sehr früh der<br />

Begriff der „Neun­Punkte­Grenze“. Sollte nicht verhindert<br />

werden, bereits im ersten Jahr das Studium damit zu belasten?<br />

könig: Das ist keine Grenze, die wir setzen. Entweder man<br />

besteht eine Klausur oder nicht. Der Druck, neun Punkte<br />

oder mehr zu erreichen, entsteht unter den Studenten. Einige<br />

erreichen neun Punkte oder mehr – prima. Andere<br />

brauchen eben ein bisschen länger, um das juristische Denken<br />

und das Klausurenschreiben zu lernen. Es gibt genügend<br />

Beispiele von Studenten, die im ersten Jahr schwächer<br />

waren und im zweiten und dritten Jahr zulegten. Am Ende<br />

machten sie dann gute Examina.<br />

hejma: Wenn Sie die Entwicklung der Jura­Ausbildung<br />

an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> betrachten, was hat sich in den<br />

vergangenen zwölf Jahren verändert?<br />

schmidt: Im Detail gibt es viele Veränderungen, im Konzept<br />

nur wenige. Das hängt damit zusammen, dass sich<br />

im Großen und Ganzen das vom ehemaligen Präsidenten<br />

Professor Kötz gesponnene Netzwerk mit den ausländischen<br />

Universitäten und das Studienprogramm sehr<br />

bewährt haben. Wichtig war aber auch, dass alle an einem<br />

Strang gezogen haben.<br />

hejma: In welchen Bereichen könnte man wieder einen<br />

Schritt nach vorn machen?<br />

schmidt: In der Entwicklung der juristischen Ausbildung.<br />

Es geht um Fragen wie: Was wird aus dem Referendariat?<br />

Was wird aus der Fortbildung und der Beteiligung von<br />

Anwälten als Executive Education? Im Promotionswesen<br />

muss man überlegen, wie Promotionen in Zukunft aussehen<br />

werden. Eine Möglichkeit wäre, näher an den J.D.<br />

heranzurücken. Es schreiben dann diejenigen eine Promotion,<br />

die wirklich Wissenschaft machen wollen. Und all<br />

jene, die in die Praxis wollen, brauchen den Doktor vielleicht<br />

nicht mehr so dringend.<br />

hejma: In der Forschung sind die staatlichen Universitäten<br />

im Vorteil und weisen ein größeres Renommee vor. Wie ist<br />

die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> als relativ junge Universität aufgestellt?<br />

könig: Die Forschung hat bei uns einen hohen Stellenwert.<br />

Aber wir müssen darüber nachdenken, ob wir Forschungsschwerpunkte<br />

bilden wollen. Wir sind eine kleine Fakultät.<br />

Die Frage, die wir diskutieren müssen, lautet also: Ist<br />

es sinnvoll, viele dazu zu bringen, in einem Bereich zu forschen,<br />

obwohl sie vielleicht ganz andere Interessen haben<br />

und in anderen Strukturen zusammenarbeiten wollen?<br />

Gleichzeitig denken wir darüber nach, ein Graduiertenprogramm<br />

aufzustellen. Das wäre in gewisser Weise ein<br />

gemeinsames Forschungsprojekt. Mindestens vier bis sechs<br />

Kollegen müssten ganz eng zusammenarbeiten.<br />

ZöLLner: Herr Schmidt, Sie behalten Ihren Lehrstuhl und<br />

werden weiterhin an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Dozent und<br />

Forscher sein. Was wollen Sie den Studenten in Zukunft<br />

mit auf den Weg geben?


schmidt: Ich bringe ihnen Dinge bei, die ich selbst noch<br />

nicht weiß. So ist die Praxis, und so ist die Lehre. Man gibt<br />

nicht das weiter, was man irgendwann mal aufgenommen<br />

hat, sondern man lernt selbst hinzu. Wichtig ist, dass man<br />

für das Unerwartete gerüstet ist.<br />

ZöLLner: Wie waren Sie beide eigentlich in Ihrer Studentenzeit?<br />

Waren Sie gelassen?<br />

könig: Nicht unbedingt, aber auch nicht karrierefixiert.<br />

Natürlich wollte ich ein gutes Examen machen. Aber<br />

dieses Verkrampfte, das ich hier manchmal erlebe, hatte<br />

ich nicht. Ich war vor allem sehr viel unbedarfter. Ich habe<br />

Jura angefangen, ohne mir große Gedanken darüber zu<br />

machen. Natürlich wusste ich, dass ich mein erstes Examen<br />

machen muss. Über das zweite Examen habe ich mir<br />

überhaupt keine Gedanken gemacht. Als ich das Völkerrecht<br />

für mich entdeckt habe, hat es angefangen, mir rich­<br />

„Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig<br />

klar. Aber auch da wirkt es sich aus, woher man<br />

seine Inspiration nimmt und wo der Lebensgenuss<br />

herkommt.“<br />

tig Spaß zu machen.<br />

ZöLLner: In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie im<br />

zweiten Semester einen Hänger hatten.<br />

könig: Ja, stimmt. Ich war kurz davor, etwas anderes zu<br />

machen: Ich dachte darüber nach, Dolmetscherin zu werden.<br />

Ich habe es mir dann aber noch einmal überlegt.<br />

schmidt: Ich wollte anfangs gar nicht Jurist werden, sondern<br />

das Examen nur bestehen, um hinterher journalistisch tätig<br />

zu sein. Dazu studierte ich zusätzlich Geisteswissenschaften.<br />

Die Juristerei ging aber nachher sehr viel besser, als ich gedacht<br />

hatte, und so bin ich hängen geblieben. Den philologischen<br />

Touch habe ich aber nie ganz abgelegt.<br />

ZöLLner: Wann haben Sie entschieden, kein Journalist zu<br />

werden?<br />

schmidt: Schon vor dem ersten Staatsexamen, weil Jura<br />

doch ganz spannend war. Man muss ja ziemlich viel arbeiten,<br />

daher habe ich keine Praktika mehr gemacht, die<br />

Philosophische Fakultät beiseite gelassen, aber weiter<br />

gelesen, gelesen, gelesen. Ich habe vor allem mit Büchern<br />

studiert.<br />

ZöLLner: Haben Sie sich auch mit anderen Studenten ausgetauscht?<br />

schmidt: Nein, ich habe auf eine Weise studiert, die ich<br />

niemandem empfehlen kann. Ich war immer für mich und<br />

hatte keine Arbeitsgemeinschaft mit Kommilitonen. Die<br />

Scheine habe ich irgendwie gemacht und mich dann zum<br />

Examen gemeldet. Das ging zum Glück wunderbar.<br />

ZöLLner: Herr Schmidt, Sie haben mal gesagt: „Unser Idealstudent<br />

paukt nicht nur, sondern spielt abends noch Streichquartett,<br />

treibt Sport, engagiert sich in einer Partei oder Organisation.“<br />

Würden Sie das heute noch unterschreiben?<br />

schmidt: Ja. Ob das nun unbedingt das Streichquartett<br />

oder die Parteiarbeit ist – das sind Beispiele. Aber ich halte<br />

es für wichtig, dass man auf Vielfalt ausgerichtet ist. So sind<br />

die Juristen, von denen ich mir später im Beruf viel verspreche.<br />

Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig klar.<br />

Aber auch da wirkt es sich aus, woher man seine Inspiration<br />

nimmt und wo der Lebensgenuss herkommt. Es kommt<br />

tig ist auch die Frage, welche Bücher man liest und was für<br />

Theaterstücke man sieht. Das wird früh angelegt. Zu sagen:<br />

„Wenn ich 50 bin, fange ich damit an“, ist illusorisch.<br />

hejma: Frau König, wie viel Zeit darf denn ein <strong>Bucerius</strong>­<br />

<strong>Law</strong>­<strong>School</strong>­Student zu Hause auf der Couch verbringen?<br />

könig: Das überlasse ich gerne den Studenten selbst. Aber<br />

sie sollten ruhig einfach mal die Seele baumeln lassen. Im<br />

Übrigen lege ich mich auch mal auf die Couch, da unterscheide<br />

ich mich wohl von Herrn Schmidt.<br />

schmidt: Es kommt bei der Couch natürlich immer darauf<br />

an, ob man sie als Unterlage zum Fernsehen oder zum<br />

Lesen nimmt.<br />

hejma: Wie sieht für Sie in der Praxis der ideale Jurist aus?<br />

könig: Der ideale Jurist ist für mich jemand, der verantwortungsbewusst<br />

ist und Lösungen anstrebt, die pragmatisch<br />

sind und zu einer Befriedung beitragen. Das ist natürlich<br />

sehr als Richterin gedacht. Aber letztlich muss ich<br />

auch als Anwalt dazu beitragen, dass man zu einer halbwegs<br />

befriedenden Lösung kommt. Man muss auch immer<br />

im Kopf behalten: Was für Konsequenzen hat das für die<br />

Menschen, die hinter den Akten und Fällen stehen?<br />

schmidt: Ich möchte noch den Mut ergänzen. Mut hat<br />

ja mit der Bereitschaft zu tun, Verantwortung zu tragen<br />

und auch mal unkonventionell zu sein. Gerd <strong>Bucerius</strong>, den<br />

ich sehr gut gekannt habe, sagte immer: Der Tatbestand<br />

kommt vor den Entscheidungsgründen. Er war ein Mann,<br />

der immer darüber nachgedacht hat, was als Ergebnis herauskommt,<br />

und der sich nicht immer nur nach Beifall umgesehen<br />

hat. Man muss einerseits ein Gefühl dafür besitzen,<br />

was akzeptiert wird, und andererseits seinen Prinzipien treu<br />

bleiben.<br />

hejma: Frau König, was bedeutet Ihnen der Namensgeber<br />

<strong>Bucerius</strong>?<br />

könig: Ich habe ihn nicht mehr persönlich gekannt, aber<br />

ich habe mich natürlich in Büchern informiert. Gerd <strong>Bucerius</strong><br />

war sicherlich ein streitbarer Mann, ein mutiger Mann,<br />

ein gradliniger Mann, der auch durchaus mal einen flotten<br />

Spruch drauf hatte. Und natürlich muss man ihm im Nachhinein<br />

dankbar sein, dass er die Weitsicht hatte, sein Geld<br />

in dieser Stiftung anzulegen. Sonst gäbe es uns heute nicht.<br />

Ohne ihn glorifizieren zu wollen, denke ich, dass Gerd <strong>Bucerius</strong><br />

ein Vorbild ist.<br />

nicht nur auf den Golfclub und die Weinsorten an. Wich­ Im Gespräch an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

12 13<br />

Menschen - caMpus - theMen


Raum für kluge Köpfe, Platz für unvergessliche Feste<br />

Sie planen eine Veranstaltung – <strong>Bucerius</strong> Event bietet Ihnen die passende Kulisse. Im Herzen Hamburgs oder im großzügigen Goßlers<br />

Park in Blankenese konferieren und feiern Sie in schönstem Ambiente!<br />

Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>:<br />

Lassen Sie sich von Kontrasten zwischen modernem Design, historischer Bauweise und der Campus-Atmosphäre inspirieren! In<br />

unmittelbarer Nähe zum Hamburger Stadtzentrum finden Sie im gläsernen Auditorium, in Seminarräumen und dem neuen Bibliotheksund<br />

Hörsaalgebäude den idealen Rahmen für Veranstaltungen mit wissenschaftlichem Flair.<br />

Das Goßlerhaus:<br />

Stilvolle Räume vereinen Tradition und Moderne in wundervoller Umgebung. Die klassizistische Villa in Elbnähe bildet eine exklusive<br />

hanseatische Kulisse für Vorstandssitzungen, Seminare, Empfänge, festliche Dinner, Konzerte sowie für Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen,<br />

Jubiläumsfeierlichkeiten ...<br />

Das <strong>Bucerius</strong> Event-Team freut sich über Ihre Anfrage.<br />

Kontakt: www.bucerius-event.de, bucerius-event@law-school.de, (040) 3 07 06-217<br />

<strong>Bucerius</strong> Education GmbH, <strong>Bucerius</strong> Conference & Event Management, Jungiusstraße 6, 20355 Hamburg<br />

Die <strong>Bucerius</strong> Education GmbH ist eine 100% ige Tochter der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule für Rechtswissenschaft – gGmbH


Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Kai Kullen (r.u.)<br />

<strong>Bucerius</strong> Clips # 01<br />

FriedriCh der grosse<br />

Vor 300 Jahren wurde Friedrich der Große geboren<br />

– doch was für ein Mensch war der Preußenkönig<br />

eigentlich? Antworten bot eine vierteilige<br />

Vortragsreihe, die das Studium generale und<br />

die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong> zwischen<br />

Januar und Juni 2012 an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> organisiert hatten.<br />

Fussball Für den guTen ZweCk<br />

Die Gewinner dieses Spiels standen schon vor<br />

dem Anstoß fest: die mittellosen Kinder, für die<br />

beim <strong>Bucerius</strong> Benefiz Cup am 9. Juni 2012 acht<br />

Teams aus Hamburger Anwälten und Richtern<br />

kickten. Für den Missionseinsatz sammelten die<br />

Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Startgelder<br />

in Höhe von über 4 600 Euro ein.<br />

neues FakulTäTsmiTglied<br />

Prominenter Zuwachs: Der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />

Wolfgang Hoffmann-Riem ist<br />

seit Juni neues Fakultätsmitglied der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Der frühere Justizsenator<br />

der Stadt Hamburg<br />

und emeritierte Professor<br />

der Universität Hamburg<br />

wird an der Hochschule<br />

seine Forschungen über das<br />

Verhältnis von Recht und Innovation<br />

fortsetzen.<br />

kleine pause<br />

Lust auf ein kleines Nickerchen? Im ausge bauten<br />

Dachgeschoss der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gibt es<br />

seit März 2012 den „Napping Room“. Um ihre<br />

Konzentrationsfähigkeit zu steigern, können<br />

Studenten dort hinter Vorhängen kurze Pausen<br />

einlegen. Übernachtungen sind allerdings nicht<br />

gestattet.<br />

Champions Trophy 2012<br />

„3 Days, 9 Sports, 2 Parties“ – unter diesem<br />

Motto haben Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> vom 4. bis 6. Mai die Champions Trophy<br />

2012 veranstaltet. Über 450 Studenten von<br />

13 europäischen Hochschulen nahmen an dem<br />

Sportfest teil. Besonderer Höhepunkt: ein überraschender<br />

Besuch von Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel, die zufällig in der Nähe des Ziels vom<br />

Alsterlauf gelandet war.<br />

ZukünFTige kooperaTion<br />

Mit einer Debatte zum Thema „Trends in der Zusammenarbeit<br />

von Unternehmen und Kanzleien“<br />

startete am 18. November 2011 die erste Tagung<br />

des <strong>Bucerius</strong> Center on the Legal Profession.<br />

100 Teilnehmer tauschten sich über Innovationen<br />

in der Rechtsdienstleistung und Kriterien bei<br />

der Auswahl von Kanzleien aus.<br />

law CliniC<br />

In Kooperation mit dem Diakonischen Werk<br />

Hamburg gründet die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ein<br />

Zentrum für Rechtsberatung. Ab Herbst 2012<br />

unterstützen in der <strong>Law</strong> Clinic engagierte Studenten<br />

sowie erfahrene Anwälte ehrenamtlich<br />

Ratsuchende in Rechtsangelegenheiten.<br />

Schwerpunkte sind Sozial-, Asyl- und Ausländerrecht.<br />

>>> Rückblick 2011/2012<br />

28. Oktober 2011<br />

Erster Elterntag an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

2. Dezember 2011<br />

Affiliate Professor Reinhard<br />

Zimmermann wird neuer Präsident<br />

der Studienstiftung<br />

24. Februar 2012<br />

Startschuss für das <strong>Bucerius</strong><br />

Mentoring-Programm<br />

13. – 16. März 2012<br />

52. Assistententagung Öffentliches<br />

Recht in Hamburg<br />

13. Mai 2012<br />

Bundesfachschaftentagung an der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

14. Mai 2012<br />

Erste LL.M.-Messe an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

21. – 25. Mai 2012<br />

Fünftes <strong>Bucerius</strong> Leadership Program<br />

5. Juni 2012<br />

Zehn Jahre Jusos an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

7. Juni 2012<br />

Erste Christian-Wilde-<br />

Gedächtnisvorlesung<br />

8. Juni 2012<br />

Absolventenehrung<br />

15. Juni 2012<br />

Stiftertag im <strong>Bucerius</strong> Kunst Forum<br />

22. Juli 2012<br />

Beginn des <strong>Bucerius</strong> Summer Programs<br />

27. Juli 2012<br />

Beginn des Discovery Summer<br />

Camp an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

14 15<br />

Menschen - caMpus - theMen - Leben - weLt


campus - themen - welt<br />

Täuschend echt<br />

Moot Courts<br />

Bei nationalen und internationalen Moot<br />

Courts haben Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> im vergangenen Jahr ihr Talent als<br />

Anwälte bewiesen. Warum waren sie so<br />

erfolgreich? Eine Spurensuche.<br />

Für die Parteien geht es um viel Geld: Das Unternehmen<br />

Nexus Construction hat für die University of the West<br />

Midlands ein Institut für Weltraumforschung gebaut.<br />

Während der Bauphase verhandelte Nexus drei Millionen<br />

Pfund nach – andernfalls könne das Institut nicht fristge-<br />

recht fertiggestellt werden. Doch der Beklagte, die Universität,<br />

will nur den ursprünglich vereinbarten Preis zahlen<br />

und hält dagegen: Nexus hätte sie erpresst, das Gebäude<br />

ohne die Extrazahlungen nicht rechtzeitig fertig zu bauen.<br />

Und später habe die Firma auch noch durch einen Baufehler<br />

Schaden an einem Teleskop verursacht.<br />

Jetzt sitzen je zwei Anwälte beider Parteien in ihren<br />

schwarzen Anzügen vor drei Richtern. Abwechselnd bringen<br />

sie ihre Argumente vor. „Die schlechte Kostenkalkulation<br />

des Beschwerdeführers hat das Problem überhaupt<br />

erst verursacht“, sagt Georg Lorenz, 23, der zusammen<br />

mit Kornelius Lotha, 23, die Universität vertritt. „Nexus<br />

Construction hat für die zusätzlichen drei Millionen<br />

Pfund keine Gegenleistung erbracht.“ Die Nexus-Anwälte<br />

Caroline Huy, 28, und Johannes Stahl, 21, halten dagegen:


Text: Silvia Tyburski. Fotos: Odile Hain<br />

Es habe durchaus eine Gegenleistung gegeben: Immerhin<br />

habe die Uni dank der schnellen Fertigstellung den Termin<br />

für die Einweihung halten können. Und zu dieser war immerhin<br />

Königin Elizabeth II. eingeladen.<br />

Am Ende der Verhandlung spielt es keine Rolle, welche<br />

Seite gewinnt. Das Verfahren endet ohne Richterspruch.<br />

Stattdessen überreicht James Faulkner, der vorsitzende<br />

Richter, Huy und Stahl, den Anwälten von Nexus, einen<br />

Pokal für die überzeugendere Argumentation und als Preis<br />

zwei Schecks über 250 Euro. Den Fall Nexus Construction<br />

versus University of the West Midlands gibt es nicht,<br />

und den Pokal für den Gewinner des <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Common <strong>Law</strong> Moot wird Faulkner im nächsten Jahr<br />

nach einem neuen Verfahren an ein anderes Anwaltsteam<br />

überreichen. Die Richter sind Dozenten, die Anwälte<br />

Studenten. James Faulkner, Leiter des Fremdsprachenprogramms<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, und sein Team haben<br />

den Prozess Baufirma contra Universität ausgerichtet,<br />

denn das Simulieren gerichtlicher Plädoyers, meist in englischer<br />

Sprache, ist ein wichtiger Bestandteil des Fremdsprachenprogramms.<br />

Mit solchen Moot Courts, also fiktiven Gerichtsverhandlungen,<br />

üben die angehenden Juristen, später vor Richtern<br />

souverän ihre Plädoyers vorzubringen. „Man lernt vor<br />

allem, sich vor Gericht nicht verunsichern zu lassen und<br />

sein Argument konsequent zu verfolgen“, sagt Faulkner.<br />

Fähigkeiten, die zumindest einige seiner Studenten offenbar<br />

schon gut beherrschen: Beim Vis Moot, der seit 1994<br />

jedes Jahr in Wien stattfindet, erreichte das Team der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> 2012 den fünften Platz – als eine von 282<br />

Mannschaften aus 68 Ländern. Damit wurden die Teilnehmer<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> das beste deutsche Team. Der<br />

Vis Moot, bei dem es um internationales Handelsrecht geht,<br />

gilt neben dem amerikanischen Jessup Moot Court, der<br />

Völkerrecht verhandelt, als einer der zwei renommiertesten<br />

internationalen Wettbewerbe für künftige Juristen.<br />

„Das ist eine hervorragende Leistung – zumal dort auf<br />

Englisch verhandelt wird. Studenten von Universitäten<br />

aus dem angloamerikanischen Sprachraum haben es in<br />

diesem Punkt leichter“, sagt Faulkner. Dass das Team so<br />

gut abgeschnitten habe, liege auch daran, dass an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> großer Wert auf gute Englischkenntnisse<br />

gelegt werde. Auch die Spezialisierung der Hochschule auf<br />

Wirtschaftsthemen und internationale Aspekte des Rechts<br />

hätten zum Erfolg beigetragen, so Faulkner.<br />

Die Fälle sind fiktiv, doch die Verhandlung<br />

verläuft fast wie im richtigen Leben<br />

Vielleicht seien die Teams der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> aber auch besonders<br />

engagiert und von vornherein sehr leistungsbereit,<br />

mutmaßt Faulkner. Denn wer sich dafür entscheidet, an<br />

so einem Wettbewerb teilzunehmen, der weiß, dass viel<br />

Extraarbeit auf ihn zukommt. Und dass er im Unterschied<br />

zu Studenten anderer Universitäten aufgrund des Studienplans<br />

kein Freisemester dafür nehmen kann. Stattdessen<br />

müssen die Teilnehmer in ihrer Freizeit recherchieren,<br />

Schriftsätze erstellen, Plädoyers schreiben und ihre<br />

Vorträge üben – all das neben dem straff durchgeplanten<br />

Studium. Und auch dann, wenn Mitglieder des Teams<br />

gerade im Ausland studieren. Dann wird der Fall eben per<br />

E-Mail oder Skype besprochen. „Die Studenten sind schon<br />

vor ihrer Zeit an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> sehr engagierte,<br />

offene und interessierte Menschen“, sagt der Arbeitsrechtler<br />

Professor Matthias Jacobs. „Bei uns wird das dann noch<br />

verstärkt, durch das fördernde und inspirierende Umfeld<br />

der Schule selbst, aber auch durch die vielen anderen Kommilitonen,<br />

die ähnlich ticken.“ Die Studenten seien sicher<br />

nicht ehrgeiziger als die anderer Universitäten, sagt er.<br />

„Aber vielleicht glauben sie mehr an sich.“<br />

Credit Points gibt es für die Teilnahme an Moot Courts<br />

nicht. Trotzdem profitieren die Teilnehmer davon schon im<br />

Studium. „Die Argumente einer Partei vor einem Tribunal<br />

so knapp, klar strukturiert und überzeugend wie möglich<br />

darzulegen – diese Fähigkeit braucht man später in der<br />

mündlichen Prüfung für das Staatsexamen“, sagt Dr. Stefan<br />

Kröll, Anwalt in Köln und Experte im Bereich Schiedsgerichtsbarkeit.<br />

Kröll, seit vielen Jahren Dozent im <strong>Bucerius</strong>/<br />

WHU Masterprogramm, hat als Assistent am Rechtszentrum<br />

für Europäische und Internationale Zusammenarbeit<br />

in Köln zehn Jahre lang die Teams der Kölner Uni für den<br />

renommierten Willem C. Vis International Commercial<br />

Arbitration Moot Court, kurz Vis Moot, gecoacht. Heute<br />

entscheidet er dort selbst – als einer der Schiedsrichter.<br />

Die Erfahrungen, die angehende Juristen bei den ausgefeilten<br />

Rollenspielen sammeln können, würden jedoch<br />

nicht nur im Studium helfen, sondern vor allem auf das<br />

spätere Arbeitsleben vorbereiten, sagt Kröll. „Die Fälle, die<br />

in Vorlesungen und Seminaren durchgenommen werden,<br />

müssen die Studenten meist aus der Perspektive eines Richters<br />

betrachten und die Argumente beider Seiten abwägen.<br />

Als Anwalt interpretiert man später den Fall aber aus der<br />

Sicht der Partei, die man vertritt“, sagt er. „So eine praxisnahe<br />

und intensiv betreute Ausbildung bekommt man im<br />

16 17<br />

campus - themen - welt


campus - themen - welt<br />

Caroline Huy: „Die Uni konnte<br />

dank Nexus’ Einsatz immerhin den<br />

Einweihungs termin einhalten“<br />

Studium nie wieder.“ Weil die Teilnehmer in den fiktiven<br />

Verfahren – anders als in der Wirklichkeit – Schriftsätze<br />

sowohl für den Kläger als auch für den Beklagten erstellen<br />

müssen und so aus dem Blickwinkel beider Parteien argumentieren,<br />

lernen sie auch, wie man durch das Auslegen der<br />

Argumente einen einzelnen Sachverhalt zweimal komplett<br />

unterschiedlich interpretieren kann.<br />

Ein weiteres Plus: Die Studenten trainieren ihre Rhetorik.<br />

Diese Fähigkeit, die im angloamerikanischen Raum traditionell<br />

eine entscheidende Rolle spielt, gewinne auch im deutschen<br />

Rechtssystem an Bedeutung, sagt Kröll. „Deshalb gibt<br />

es inzwischen auch Moot Courts zu nationalem Recht.“<br />

Auch beim Wettbewerb des Bundesarbeitsgerichts in<br />

Erfurt bewiesen die Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

schon sehr erfolgreich ihr Können: Von den bislang vier<br />

Prozess-Simulationen belegten Studenten von Professor<br />

Matthias Jacobs und seinen Mitarbeitern zweimal den<br />

ersten Platz. Beim steuerrechtlichen Moot Court des Bundesfinanzhofs<br />

in München erreichte die Mannschaft der<br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> in diesem Jahr die Endrunde und gehörte mit<br />

dem dritten Platz zu den besten Teams. Und bei anderen<br />

internationalen Veranstaltungen wie dem Mediationswettbewerb<br />

der internationalen Handelskammer in Paris<br />

(ICC International Commercial Mediation Competition)<br />

lagen die Vertreter der Hamburger Hochschule<br />

ebenfalls weit vorn: 2011 kamen sie ins Viertelfinale, als<br />

eine von 66 Universitäten. Das hatte bislang noch kein anderes<br />

deutsches Team geschafft.<br />

„Es nehmen immer mehr Fachbereiche der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> an den verschiedenen Moot Courts teil“, sagt Johanna<br />

Büstgens, die mehrmals beim Vis Moot dabei war,<br />

erst als Studentin, später als Coach. In den Fachbereichen<br />

des Privatrechts seien es bereits ein Drittel. Es setze sich bei<br />

Professoren wie bei den Studenten zunehmend die Erkenntnis<br />

durch, wie sehr die angehenden Juristen von den<br />

praxisorientierten Wettbewerben profitieren. So entsandte<br />

der Fachbereich Arbeitsrecht 2006 drei Teams und stockte<br />

dann auf vier auf. Und 2013 werden erstmals Kandidaten<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> sowohl beim Vis Moot in Wien als<br />

auch in Hongkong starten. Bislang waren sie pro Jahr nur bei<br />

jeweils einem der beiden Vis Moots. Der Grund: „Mit den<br />

Erfolgen der vergangenen Jahre ist auch die Bereitschaft der<br />

Studenten gewachsen, sich dort zu engagieren“, sagt Martin<br />

Kilgus, der mit Büstgens die Teams der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

auf die renommierte Veranstaltung in Wien vorbereitete.<br />

Begehrter Preis: Johannes Stahl und Caroline<br />

Huy mit dem Common <strong>Law</strong> Moot Pokal<br />

James Faulkner und seine Kollegen<br />

Lezel Crook (links) und James<br />

Caldwell (rechts) als Richter<br />

Gerade die prestigeträchtigen internationalen Wettbewerbe<br />

können für die angehenden Juristen ein Karrieresprungbrett<br />

sein. „Bei diesen Veranstaltungen trifft sich<br />

alles, was in der Branche Rang und Namen hat – besonders<br />

beim Vis Moot“, sagt Martin Kilgus. „Die großen Kanzleien<br />

nutzen diese Treffen auch, um Nachwuchs zu rekrutieren.“<br />

Bei einem solchen Prozess-Wettkampf mitzumachen<br />

sei für spätere Bewerbungen in jedem Rechtsbereich<br />

ein Pluspunkt, meint auch Stefan Kröll. „Wenn das im<br />

Lebenslauf steht, wird man im Vorstellungsgespräch fast<br />

immer darauf angesprochen.“ James Faulkner ist zudem<br />

überzeugt: „Wer an so einem Wettbewerb teilgenommen<br />

hat, zeigt, dass er sich über einen längeren Zeitraum intensiv<br />

mit einem Thema befasst hat. Dieses Engagement wissen<br />

die Kanzleien zu schätzen.“<br />

Auch auf die Teamarbeit, die die Studenten dabei üben, legen<br />

viele spätere Arbeitgeber Wert. Dieser Gemeinschaftsgeist<br />

ist laut Matthias Jacobs bei den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten<br />

besonders ausgeprägt und sei ein weiterer Grund<br />

dafür, dass sie beispielsweise beim Moot Court des Bundesarbeitsgerichts<br />

so gut abgeschnitten hätten: „Der Spirit ist<br />

besser als bei vielen Teams von anderen Unis“, berichtet er.<br />

„Wir fahren hin, um gemeinsam zu gewinnen. Und wenn<br />

wir nicht gewinnen, waren wir jedenfalls zusammen da<br />

und haben das Beste gegeben.“<br />

Neben diesen wichtigen „Soft Skills“ trainieren die Studenten<br />

noch viele andere Fähigkeiten, die man später als<br />

Anwalt braucht, sagt Martin Kilgus, „zum Beispiel souverän<br />

aufzutreten“. Ein typischer Anfängerfehler sei es beispielsweise,<br />

sich von kritischen Nachfragen verunsichern<br />

zu lassen. „Das ist wirklich eine der größten Herausforderungen“,<br />

sagt Caroline Huy. „Man weiß ja vorher nie, was<br />

die Richter fragen werden. Wir haben jedes einzelne Argument<br />

wieder auseinandergenommen. Das hat richtig Spaß<br />

gemacht.“ Auch Georg Lorenz und Kornelius Lotha haben<br />

während der Vorbereitung mit verteilten Rollen versucht,<br />

sich auf kritisches Nachhaken des Gerichts einzustellen.<br />

„Das war das Tolle an der Teamarbeit“, sagt Kornelius Lotha.<br />

„Man erkennt schon vor der Verhandlung die eigenen<br />

Schwächen und findet die tieferen Argumente.“<br />

Er und sein Verhandlungspartner Georg Lorenz werden<br />

das, was sie bei James Faulkner gelernt haben, bald in die<br />

Praxis umsetzen können: Die beiden stecken schon mitten<br />

im Staatsexamen. Und für Caroline Huy und Johannes<br />

Stahl ist klar: Das war nicht ihr letzter Wettkampf.


Q = Quality = Latham & Watkins. Die modernen Managementstrukturen<br />

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Menschen - caMpus - Leben<br />

Unter Verschluss<br />

Studenten öffnen ihre fächer<br />

722 persönliche Schließfächer gibt<br />

es an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, und<br />

in jedem einzelnen Spind steckt eine<br />

andere Geschichte. Vier Studenten<br />

haben ihr eckiges Geheimnis gelüftet.<br />

Jonas HJorTskov,<br />

12. TrimesTer:<br />

Der Schrank ist für mich ein rein<br />

funktionales Examensvorbereitungs-Fach.<br />

Mir ist es wichtig,<br />

dass es übersichtlich ist. Deshalb<br />

liegen darin nur die Gesetzestexte,<br />

die Skripte und ein paar<br />

Blatt Papier. Mehr brauche ich<br />

zum Lernen nicht.<br />

001.<br />

004.<br />

Jan mysegaDes, 12. TrimesTer:<br />

In meinem Schließfach habe ich nur das Nötigste:<br />

den Schönfelder, den Sartorius und<br />

die Landesrecht-Hamburg-Sammlung. Die<br />

Bücher brauche ich eigentlich jeden Tag für<br />

meine Examensvorbereitung. Wichtig sind<br />

außerdem das Kissen, das in der Schlafsack-<br />

Verpackung steckt, und die Schlafmaske<br />

mit dem Spruch „Ich sorge für ausgeschlafene Juristen“.<br />

Die hat mir meine Freundin geschenkt. In den Vorlesungspausen<br />

gehe ich damit gelegentlich in den Napping<br />

Room und erhole mich für 10 bis 20 Minuten.<br />

Daniela Dressler, 10. TrimesTer:<br />

Für mich müssten die Schränke deutlich<br />

größer sein. Mein erstes Schließfach ist<br />

inzwischen so voll, dass ich zusätzlich ein<br />

zweites habe. Es gehört meinem Freund,<br />

der bereits Examen gemacht hat und es<br />

nicht mehr braucht. Aufgeräumt habe ich<br />

die Fächer bisher höchstens rudimentär.<br />

Darin liegen eigentlich alle Unterlagen seit Beginn meines Studiums<br />

sowie Marker, Karteikarten, für die Pausen Kaffeepads<br />

und von einer Freundin eine Postkarte – „Die geilsten Schnallen<br />

vom<br />

002.<br />

Kiez“.<br />

003.<br />

leonarD HoefT,<br />

12. TrimesTer:<br />

Mein Spind führt ein<br />

dem juristischen Alltag<br />

entrücktes Eigenleben.<br />

Er ist Zwischenlager<br />

für ausgeliehene<br />

Bücher, Lebensmittel<br />

und Medikamente sowie für diverse verschollen<br />

geglaubte Gegenstände. Im Alltag<br />

vermeide ich deswegen das ihm innewohnende<br />

Chaos und verlasse mich auf Tasche<br />

und Bibliothek.<br />

Text: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain, fotolia.com (r.u.)


001.<br />

004.<br />

002.<br />

003.<br />

20 21<br />

Menschen - caMpus - Leben


campus - themen - welt<br />

Text: Andin Tegen. Illustrationen: Beck, schneeschnee.de<br />

Neues Recht<br />

für neue<br />

Das neue iP-center<br />

Räume<br />

an Der <strong>Bucerius</strong> L aW schooL<br />

In einer globalisierten Welt wird der<br />

Kampf um geistiges Eigentum härter.<br />

Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> verstärkt<br />

nun die Forschung in diesem<br />

Rechtsgebiet.<br />

Ein wolkenverhangener Tag im Februar dieses Jahres: Ein<br />

Pulk von über 4 000 Demonstranten zieht vom Gänsemarkt<br />

zum Hauptbahnhof, auf Bannern und Plakaten<br />

stehen Worte ihrer Wut: „Stoppt Acta“ lautet eine Forderung,<br />

dazu umarmt ein Krake den Erdball. „Download<br />

this“ steht auf einem anderen Schild, darunter ist ein Pfeil<br />

aufgemalt, der auf den Plakatträger zeigt. Die Teilnehmer<br />

des Protestzuges fürchten den Verlust ihrer Freiheit. Doch<br />

nicht nur in Hamburg, in fast jedem Land der Welt ist die<br />

Diskussion um das umstrittene Urheberrechtsabkommen<br />

bereits so hoch gekocht, dass Tausende auf die Straßen<br />

gezogen sind.<br />

Nur wenige Wochen zuvor: Kim Schmitz sitzt mit einer<br />

abgesägten Schrotflinte im Schutzraum seiner Villa und<br />

wartet. Der Erfinder der Internet-Portale Megaporn,<br />

Megalife und Megaupload ist aufgeflogen, nun kreisen Polizeihubschrauber<br />

über seinem Anwesen in Neuseeland.<br />

Seit vielen Jahren betreibt der 38-Jährige Portale im Internet,<br />

von denen man unter anderem Filme herunterladen<br />

kann. Die Gebühren dafür kommen nicht der Unterhaltungsindustrie<br />

zugute, sondern fließen in seine eigene Tasche.<br />

Kim Dotcom, wie er sich nennt, ist zum Multimillionär<br />

geworden – jetzt soll er verhaftet werden.<br />

Dies sind zwei Beispiele für ein Thema, das zurzeit die Meinungen<br />

auf dem ganzen Erdball spaltet. Zum einen geht<br />

es um die Sorge um die Freiheit im Internet. Zum anderen<br />

geht es um einen kalkulierten Rechtsbruch – geradewegs<br />

durch diese Freiheit erzeugt. Beide Ereignisse haben nun<br />

ein Rechtsgebiet in den Mittelpunkt gerückt, das bis vor<br />

einigen Jahren ein Nischendasein in der Welt der Juristen<br />

geführt hat: das Urheberrecht. Nun mobilisiert das Thema<br />

neben den Medien, der Politik und Justiz auch die Massen.<br />

Wie schüt z t man geistiges eigentum?<br />

„Im Grunde geht es um die Frage, ob und wie im Zeitalter<br />

der Globalisierung geistiges Eigentum noch geschützt werden<br />

kann“, fasst Professor Dr. Dana Beldiman das weltweite<br />

Aufbegehren zusammen. Beldiman ist seit vergangenem<br />

Oktober Honorarprofessorin an der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> und hat<br />

der Hochschule bei einem spannenden Projekt rund um<br />

Streitfragen zum geistigen Eigentum geholfen – der Errichtung<br />

eines IP-Centers an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, wobei<br />

das Kürzel „IP“ für „Intellectual Property“, also geistiges<br />

Eigentum, steht. Damit öffnet sich die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

für ein Rechtsgebiet im Inneren der Globalisierung.


Um der wachsenden Relevanz des Themas gerecht zu<br />

werden, startete die Hochschule vor drei Jahren mit einer<br />

internationalen Lecture Series zu aktuellen IP-Themen.<br />

Die Veranstaltungen mit nationalen und internationalen<br />

Wissenschaftlern stießen auf reges Interesse bei Studenten<br />

und der IP-Szene in Hamburg. Der Erfolg der Vorlesungsreihe<br />

ermutigte die Hochschulleitung, die Aktivitäten<br />

und Angebote im IP-<strong>Law</strong> weiter auszubauen. Dazu wurde<br />

ein Academic Advisory Council mit international renommierten<br />

deutschen und ausländischen Wissenschaftlern<br />

ins Leben gerufen und der Aufbau eines Centers für Intellectual<br />

Property <strong>Law</strong> unter der Ägide von Dana Beldiman<br />

anvisiert. Die US-Anwältin und Expertin für geistiges<br />

Eigentumsrecht verkörpert die internationale Ausrichtung<br />

des Centers. Seit 2004 lehrt sie jedes Herbsttrimester<br />

Comparative Intellectual Property bei <strong>Bucerius</strong> und<br />

ist seit letztem Jahr als Honorarprofessorin Mitglied der<br />

Fakultät. Im Frühlingssemester unterrichtet sie an der<br />

UC Hastings in San Francisco. Sie ist in der internationalen<br />

IP-Szene gut vernetzt und nutzt diese Kontakte für die<br />

Aktivitäten des Centers. Mithilfe dieses Netzwerks, eines<br />

überzeugenden Konzepts und des guten internationalen<br />

Rufs der Hochschule gelang es ihr, exzellente Wissenschaftler<br />

für eine große Auftaktkonferenz zu gewinnen.<br />

So konnte das Center for Transnational IP, Media and<br />

Technology <strong>Law</strong> and Policy im Mai dieses Jahres mit einer<br />

wissenschaftlichen Konferenz unter dem Titel „The<br />

Access Challenge in the 21st Century: Emerging Issues in<br />

Intellectual Property <strong>Law</strong>s and Knowledge Governance“<br />

eröffnet werden. Über 100 Gäste aus der ganzen Welt kamen<br />

und diskutierten zwei Tage lang unter anderem über<br />

Lizenzierungsfragen im Patentrecht, den freien Zugang<br />

zu Forschungsergebnissen, das Spannungsverhältnis von<br />

Markenschutz und Marktzugang sowie die Schwierigkeiten<br />

des ACTA-Abkommens.<br />

„Mit der Konferenz hat die Hochschule in der IP-Szene<br />

einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nun gilt es, auf<br />

diesen Erfolg aufzubauen“, betont <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Präsident<br />

Karsten Schmidt. Dazu werden jetzt auch die Angebote<br />

für die IP-interessierten Studenten ausgeweitet.<br />

„Die Studenten sollen Kurse am IP-Center belegen und<br />

erhalten die Möglichkeit, ein IP-Zertifikat zu erwerben“,<br />

erläutert Beldiman. Die angehenden Juristen gewinnen<br />

dabei unter anderem Einblicke in den gewerblichen<br />

Rechtsschutz, ins Urheberrecht sowie ins internationale<br />

IP- und Online-Medien-Recht. „Schätzungsweise 70 Prozent<br />

eines heutigen Unternehmens besteht aus immateriellen<br />

Werten: patentgeschützte Erfindungen, urheberrechtlich<br />

geschützte Inhalte, firmeninternes Know-how<br />

– alles, was durch menschliche Intelligenz erschaffen und<br />

wirtschaftlich verwertbar ist“, sagt die Professorin. „Ein<br />

Anwalt, der Mandanten vertritt, sollte zumindest grob<br />

mit dem Recht immaterieller Werte vertraut sein: Wie<br />

sichert man Schutzrechte in Deutschland und international,<br />

wie werden Rechte an Dritte lizenziert, wie bringt<br />

man Verletzungsklagen vor Gericht?“<br />

Jenseits kL assischer rechtsgeBiete<br />

Auch Professor Karsten Thorn, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Internationales Privatrecht an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> und Mitinitiator des IP-Centers, sieht die Einführung<br />

des Zertifikats sehr positiv: „Das Interesse der Studenten<br />

an diesen Themen war immer da. Aber durch das<br />

Center und die Einführung des IP-Zertifikats können wir<br />

ihnen nun ein erweitertes Angebot machen, das schon auf<br />

große Resonanz gestoßen ist. Nach anfänglichen Bedenken,<br />

unser schon umfangreiches Kursangebot noch weiter<br />

auszubauen, stehen auch die anderen Professoren hinter<br />

dieser Entwicklung. Die Themen sind zu wichtig, als dass<br />

wir sie auf Dauer nur am Rande behandeln können.“<br />

Schon 2009, als die ersten Veranstaltungen der IP Lecture<br />

Series begannen, war das Ziel, Fragen des geistigen Eigentums<br />

gezielt rechtsgebietsübergreifend und international<br />

zu behandeln. Die Trennung zwischen privatem Medienrecht<br />

auf der einen Seite und öffentlichem Medienrecht<br />

auf der anderen Seite war nicht mehr zeitgemäß. Auch<br />

eine rein nationale Betrachtungsweise führt in den meisten<br />

Fällen nicht mehr weiter.<br />

„Man merkte, was für einen Bedarf es am Austausch<br />

zwischen Experten aus verschiedenen Ländern gibt“, sagt<br />

Kristoff Ritlewski. Der Rechtsanwalt kümmert sich am<br />

IP-Center um die Veranstaltungskonzeption und die Einladung<br />

von Dozenten für die Lecture Series in Hamburg.<br />

Der heute 34-jährige Ritlewski gehörte 2000 zum ersten<br />

Studentenjahrgang; seine Dissertation schrieb er über die<br />

Rundfunk-Regulierung. Als 2009 ein wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter für die Organisation der geplanten Lecture<br />

Series im IP-<strong>Law</strong> gebraucht wurde, fragte Professor<br />

Karsten Thorn bei ihm an. Auch als Ritlewski 2010 seine<br />

22 23<br />

campus - themen - welt


campus - themen - welt<br />

kurz: acta<br />

Das Anti-Counterfeiting Trade Agreement – kurz: ACTA – ist ein<br />

Abkommen, das Produktpiraterie und Urheberrechtsverstöße<br />

strafrechtlich verfolgen sollte. Gegenstand des Abkommens<br />

sind unerlaubte Kopien von Musik, Filmen und Software sowie<br />

Imitate von Markenkleidung und gefälschte Medikamente. Es<br />

geht also nicht nur um geistiges Eigentum im digitalen Umfeld<br />

– die Spannbreite reicht vielmehr von Musikern, deren Songs<br />

im Internet illegal heruntergeladen werden, bis hin zu großen<br />

Markenherstellern, deren Produkte etwa in Asien kostengünstig<br />

nachgeahmt und in Europa verkauft werden. Deshalb hatten<br />

sich viele Betroffene zuletzt stark gemacht für die Einführung<br />

dieses länderübergreifenden Abkommens. Bereits im Februar<br />

sprach sich Professor Axel Metzger vom Institut für Rechtsinformatik<br />

der Universität Hannover im Rahmen einer IP Lunchtime<br />

Lecture der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gegen ACTA aus. Axel Metzger<br />

ist Mitglied des Academic Advisory Boards und Gastprofessor<br />

an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Gefährlich fand er unter anderem<br />

die Politisierung des Urheberrechts. „Für die Rechteinhaber<br />

wäre der Gewinn durch ACTA begrenzt“, erklärte er, „aber teuer<br />

erkauft, da die Akzeptanz des sogenannten geistigen Eigentums<br />

noch weiter sinken würde.“<br />

Karriere als Rechtsanwalt für gewerblichen Rechtsschutz<br />

und Urheberrecht begann, hielt er der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> die Treue – und blieb als Counsel im IP-Center<br />

weiterhin für die Lecture Series verantwortlich.<br />

Der Rechtsanwalt sucht immer nach Themen, die Gegenstand<br />

einer deutschen und internationalen Vorlesung,<br />

einer Diskussion oder zukünftig auch von Seminaren sein<br />

können – zum Beispiel die sozialen Netzwerke im Internet.<br />

„Wenn ich auf Facebook eigene Fotos von Dritten<br />

verbreite, greift das Persönlichkeitsrecht. Wenn ich selbst<br />

Fotos von Dritten unrechtmäßig verbreite, greift das Urheberrecht“,<br />

erklärt er. Diese Rechtsformen könnten nun<br />

nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. „Wir<br />

brauchen als Juristen immer mehr technischen Sachverstand.<br />

Gerade für IT-Themen.“ Nicht nur im Internet,<br />

auch in Medien wie dem Fernsehen muss um die Definition<br />

geistigen Eigentums immer wieder neu gerungen<br />

werden. Aus diesem Grund lud Ritlewski im Januar 2011<br />

einen externen Fachmann in die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ein,<br />

einen Einkäufer für TV-Formate, jemanden, der TV-Sendungen<br />

in aller Welt auf weitere Nutzungsmöglichkeiten<br />

prüft und analysiert, ob sich Showkonzepte für eine Übertragung<br />

auf das eigene Land lohnen. Juristisch ging es dabei<br />

um die Frage, ob man Formate wie „Wer wird Millionär?“<br />

überhaupt urheberrechtlich schützen kann.<br />

starthiLfe k am aus Den usa<br />

Auch nichtjuristische Experten will das Center regelmäßig<br />

in die Veranstaltungen einbinden. „Wenn man eine<br />

Marke in leicht abgewandelter Form für sein eigenes Produkt<br />

benutzt, wird die Gefahr von Verwechslungen vom<br />

Richter normativ bestimmt“, sagt Ritlewski, „aber in der<br />

Wahrnehmungspsychologie gelten zum Teil völlig andere<br />

Grundsätze. Es ist eigentlich klar, dass diese Erkenntnisse<br />

in der Rechtswissenschaft Berücksichtigung finden<br />

müssten, das ist jedoch kaum der Fall.“ Das IP-Center will<br />

genau diese Schnittstelle von fachlichem Sachverstand<br />

und der juristischen Herangehensweise stärker in den<br />

Mittelpunkt rücken. Weit verbreitet ist es in Deutschland<br />

noch nicht, einen Dialog zwischen den IP-Juristen und anderen<br />

Disziplinen zu organisieren.<br />

Unbestritten ist in Deutschland der steigende Bedarf<br />

an Expertise in diesem Bereich. Doch die entscheidende<br />

Starthilfe zur Gründung des IP-Centers kam aus den<br />

USA: Dana Beldiman, die privat wie beruflich zwischen<br />

zwei Kontinenten hin und her pendelt, konnte das Thema<br />

bei den American Friends of <strong>Bucerius</strong> platzieren. In den<br />

USA ist IP-<strong>Law</strong> eines der zentralen wirtschaftsrechtlichen<br />

Themen und wird an den dortigen <strong>Law</strong> <strong>School</strong>s großgeschrieben.<br />

Die weltweit größte angloamerikanische<br />

Anwaltskanzlei DLA Piper begeisterte sich für die Idee<br />

gemeinsamer IP-Veranstaltungen in den USA – und leistet<br />

seit letztem Jahr nun auch finanzielle Unterstützung<br />

für die Aktivitäten in Hamburg. Ohne dieses Engagement<br />

wäre die Gründung des neuen Centers nicht möglich gewesen.<br />

Nicht nur die Einbindung der American Friends of <strong>Bucerius</strong><br />

beim Aufbau des Centers ist ein Novum. Auch die<br />

Internationalität und der Netzwerkcharakter des Centers<br />

stehen für einen besonderen Ansatz beim Aufbau eines<br />

neuen Forschungsbereichs an der Hochschule. „Ohne


eigenen Lehrstuhl und daher mit überschaubarem finanziellen<br />

Aufwand, aber viel Engagement aller Beteiligten ist<br />

es gelungen, das Thema auf hohem Niveau an der Hochschule<br />

zu etablieren“, sagt auch der Geschäftsführer der<br />

Hochschule, Hariolf Wenzler.<br />

So wurde bei der Eröffnungskonferenz deutlich, wie<br />

sehr das IP-Center bereits in der Wissenschaftsgemeinde<br />

als eine Art Thinktank angenommen wird: Zur<br />

Pre miere kamen Vertreter renommierter Universitäten<br />

aus Amsterdam, Oxford, Turin, Brüssel oder Amerika<br />

nach Hamburg. Professor Jerome Reichman von der<br />

Duke University in North Carolina, einer der weltweit<br />

führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet des geistigen<br />

Eigentums, betonte, dass das Center eine ausgezeichnete<br />

Idee sei, in die er hohe Erwartungen lege. Gerne werde<br />

er sich für die Einrichtung engagieren. Ähnlich äußerte<br />

sich Roger Kampf von der World Trade Organization. Er<br />

hob zudem hervor, wie bedeutend Fragen um das geistige<br />

Eigen tumsrecht für die Weltwirtschaft noch werden.<br />

Auch der Präsident der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Professor<br />

Dr. Karsten Schmidt, lobte das Center dafür, dass es durch<br />

seine Internationalität und Praxisrelevanz dem Profil der<br />

Hochschule besonders entspreche.<br />

e xPerten für iP-L aW sinD gefragt<br />

Die zunehmende Bedeutung dieses Rechtsgebiets macht<br />

sich auch an anderer Stelle bemerkbar: „In der maßgeblichen<br />

Berufsvereinigung GRUR – der Deutschen Vereinigung<br />

für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht<br />

– sind zwar rund 5 000 Kollegen organisiert, aber es besteht<br />

erheblicher Nachwuchsbedarf“, berichtet Ritlewski.<br />

Der DLA-Piper-Anwalt Dr. Jan Geert Meents, Managing<br />

Partner für Deutschland und Leiter der Practice Group<br />

Intellectual Property and Technology, unterstreicht dies:<br />

„Die Nachfrage nach hoch qualifizierten und international<br />

orientierten Juristen mit IP-Kenntnis ist enorm.<br />

Da besteht in Deutschland noch einiger Nachholbedarf.<br />

Daher unterstützen wir auch mit großer Begeisterung den<br />

Aufbau des IP-Centers an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.“ Viele<br />

<strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Absolventen haben die Chancen in diesem<br />

Rechtsgebiet auch erkannt und arbeiten bereits im Referendariat<br />

in diesem Themenbereich.<br />

Auch aus diesem Grund soll das Center for Transnational<br />

IP, Media and Technology <strong>Law</strong> and Policy mit dem Ziel<br />

eines eigenen Stiftungslehrstuhls weiter ausgebaut werden.<br />

Im nächsten Schritt sollen deutsche und ausländische<br />

Doktoranden ermutigt werden, ihre Forschungsvorhaben<br />

am IP-Center weiterzuverfolgen.<br />

Die rechtsübergreifende und hochpolitische Natur dieses<br />

Themas beweisen ACTA und der Fall Kim Dotcom auf<br />

ganz unterschiedliche Art: So haben die Anwälte von<br />

Kim Schmitz’ Megaupload jüngst beantragt, das Strafverfahren<br />

gegen das Unternehmen ganz einzustellen. Es<br />

geht dabei um einen Formfehler: Die für einen korrekten<br />

Prozess notwendige Strafanzeige wurde ihren Angaben<br />

zufolge Megaupload nie zugestellt. Möglicherweise, weil<br />

das Unternehmen seinen Firmensitz in Hongkong hat<br />

und keine Niederlassung in den USA betreibt. „Gerade<br />

dieser Fall zeigt deutlich, wie man heute als Urheber- und<br />

Medienrechtler den Bogen zu anderen Rechtsgebieten<br />

und Rechtskreisen schlagen muss“, sagt Kristoff Ritlewski.<br />

Das ACTA-Abkommen ist nicht zuletzt durch die internationalen<br />

Proteste vom Europaparlament gestoppt<br />

worden. 478 Parlamentarier stimmten mit Nein, nur<br />

39 mit Ja. 165 Abgeordnete enthielten sich ihrer Stimme.<br />

In der EU gehört das Abkommen damit der Vergangenheit<br />

an – denn ohne Zustimmung des Europaparlaments<br />

kann es in der EU nicht in Kraft treten. Doch die Frage,<br />

ob und wie das Urheberrecht in Zukunft international<br />

noch wirkungsvoll geschützt werden kann, ist damit noch<br />

lange nicht beantwortet. Es bleibt also viel zu tun. Das<br />

IP-Center der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> will seinen Beitrag<br />

dazu leisten.<br />

Mehr Informationen zum IP-Center unter<br />

ipcenter.law-school.de<br />

24 25<br />

campus - themen - welt


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Copyright © 2012 DLA Piper. All rights reserved.


Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Kai Kullen (r.u.)<br />

<strong>Bucerius</strong> Clips # 02<br />

president’s table 2012<br />

Wie lassen sich Studieninhalte reformieren,<br />

ohne das Staatsexamen abzuschaffen? Über<br />

diese Frage haben im März Partner und Donatoren<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> beim alljährlichen<br />

President’s Table debattiert. Das Ergebnis der<br />

von zwei Alumni initiierten Debatte: Die Hochschule<br />

sollte den Pflichtstoff entschlacken und<br />

noch stärker auf Kenntnis und Kreativität ihrer<br />

Studenten setzen.<br />

neuer stiFtungslehrstuhl<br />

Neuer Lehrstuhl für die neue Präsidentin: Ab<br />

Oktober 2012 richtet die Hochschule – gefördert<br />

durch die Claussen-Simon-Stiftung– einen Stiftungslehrstuhl<br />

für Internationales Recht ein.<br />

Doris König wird als neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> die Leitung übernehmen. Damit<br />

soll die Forschung über Internationales Recht<br />

weit über die Grenzen der Hochschule und Hamburgs<br />

hinaus sichtbar gemacht werden.<br />

begegnungen im recht<br />

Mit Dankesworten von Christian Bumke und<br />

mit der Überreichung des Buchs „Begegnungen<br />

im Recht“ an Karsten Schmidt – so ging am<br />

11. Januar 2012 die gleichnamige Ringvorlesung<br />

zu Ende. Durch die Veröffentlichung ihrer Vorträge<br />

ehrten die Professorinnen und Professoren<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Karsten Schmidt zu<br />

seinem 70. Geburtstag.<br />

Fotowettbewerb<br />

Eine verrostete Wassertonne steht neben einem<br />

alten Holzzaun auf einer Wiese. In der Ferne<br />

scheint der Horizont zu glühen. Mit diesem<br />

Landschaftsmotiv aus Queensland, Australien,<br />

gewann Reto Gericke im März 2012 den Wettbewerb<br />

des International Office um die besten<br />

Fotos aus dem Auslandstrimester. Den zweiten<br />

und dritten Platz belegten Lydia Rautenberg und<br />

Kilian Wegner.<br />

Forschungspartner<br />

Die Gebr. Heinemann SE sind seit dem 1. April<br />

neuer Partner der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Das<br />

Familienunternehmen ermöglicht der Hochschule<br />

die Einrichtung der „Heinemann Forschungsstelle<br />

Familie und Unternehmen“. Ein<br />

Jahr lang sollen dort die Besonderheiten erforscht<br />

werden, die unternehmerisches Vermögen<br />

für eine Familie mit sich bringt.<br />

erFolgreicher auFtakt<br />

Die Posaunen und Gitarren waren zwar gerade<br />

im Auslandstrimester, trotzdem sorgte die <strong>Bucerius</strong><br />

Big Band mit ihrem ersten Auftritt beim<br />

Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ im November<br />

2011 für Begeisterung. 20 Minuten lang boten<br />

die Musiker einen Mix aus Swing, Latin, Funk<br />

und Rock. Am Ende erhielten sie von der Jury<br />

den 1. Preis für „hervorragende Leistungen“.<br />

Ausblick 2013 >>><br />

16. März<br />

Bachelor-Verleihung (LL.B.)<br />

31. März<br />

Bewerbungsschluss <strong>Bucerius</strong>/<br />

WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />

Joachim Herz Program<br />

15. April<br />

Bewerbungsschluss für das<br />

International Exchange Program<br />

30. April<br />

Bewerbungsschluss für die <strong>Bucerius</strong><br />

Summer Programs<br />

15. Mai<br />

Bewerbungsschluss für das Jura-<br />

Studium (LL.B./Staatsprüfung)<br />

31. Mai – 1. Juni<br />

International Alumni Reunion in Paris<br />

21. Juli – 16. August<br />

<strong>Bucerius</strong> Summer Programs<br />

26. August<br />

Beginn <strong>Bucerius</strong>/WHU Master of<br />

<strong>Law</strong> and Business – Joachim Herz<br />

Program (Jg. 2013)<br />

Anfang September<br />

Beginn Jura-Studium<br />

(LL.B./Staatsprüfung)<br />

3. September<br />

Graduation Ceremony <strong>Bucerius</strong>/<br />

WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />

Joachim Herz Program (Jg. 2012)<br />

4. September – 20. Dezember<br />

International Exchange Program<br />

27. September<br />

Akademische Feier<br />

Erscheinungstermin re.vision 2013<br />

26 27<br />

Menschen - caMpus - theMen - Leben - weLt


campus - themen<br />

Text: Marisa Strobel. Illustrationen: Xenia Fink<br />

Ansichtssache<br />

Die HocHscHule auf Dem PrüfstanD<br />

Beim CHE-Hochschulranking bekommt die<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Bestnoten. Zu Recht?<br />

Wir haben uns umgehört.<br />

Einen Titel zu verteidigen ist nicht leicht. Vor allem<br />

dann nicht, wenn man sich gegen ein erstklassiges Umfeld<br />

behaupten muss. Der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ist dieser<br />

Coup gelungen. Beim CHE-Hochschulranking 2011<br />

hat sie zum zweiten Mal die Spitzenposition eingenommen.<br />

Der Campus wird als hervorragender Platz für<br />

Forschung und Lehre empfohlen.<br />

Das CHE-Ranking ist die derzeit umfassendste und<br />

detaillierteste Bewertung deutscher Universitäten und<br />

Fachhochschulen. 32 Fächer untersuchen die Experten.<br />

Neben persönlichen Einschätzungen von über 200 000<br />

Studenten und 15 000 Professoren fließen auch Zahlen<br />

und Fakten ein – darunter die Höhe der Forschungsgelder<br />

pro Wissenschaftler, die Zahl der Hauptfachstudenten<br />

sowie die Habilitationen pro Jahr.<br />

Erstellt wird die Liste durch das gemeinnützige Centrum<br />

für Hochschulentwicklung (CHE). Seine Träger<br />

sind die Hochschulrektorenkonferenz sowie die Bertelsmann<br />

Stiftung. Jährlich aktualisiert erscheint das<br />

unabhängige und international anerkannte Ranking<br />

im ZEIT-Studienführer. Dafür werden die verschiedenen<br />

Fächergruppen alle drei Jahre neu bewertet, Jura<br />

zuletzt 2011.<br />

Als vorbildlich gilt der Hochschulvergleich unter anderem<br />

aufgrund des Verzichts auf eine Gesamtnote. Stattdessen<br />

teilen die Prüfer die verschiedenen Kategorien<br />

in Leistungsgruppen – Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe<br />

– ein. Dabei wurde bei der letzten Bewertung<br />

der Jura-Fakultäten erneut deutlich: Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> ist auf ihrem Gebiet eindeutig führend. Bestnoten<br />

gab es in 13 von 15 Kategorien – darunter die<br />

Bereiche Betreuung, Bibliotheksausstattung, Forschungsgelder<br />

und Studiensituation. Nur in den Feldern<br />

Forschungsreputation und Promotionen pro Professor<br />

kann sie noch aufholen.<br />

Klingt gut! Doch was steckt tatsächlich hinter den<br />

Bewertungen? re.vision hat Studenten und Jura-Professoren<br />

in und außerhalb der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gefragt,<br />

was sie von den Leistungen der Hochschule in fünf ausgewählten<br />

Kategorien halten.<br />

Prof. Dr. Henning Radtke,<br />

Universität Hannover, zu<br />

Forschungsgeldern:<br />

Wie viele Forschungsgelder einem<br />

Wissenschaftler zur Verfügung stehen,<br />

sagt natürlich nicht unmittelbar<br />

etwas über die Qualität der Lehre aus.<br />

Allerdings fließen im Idealfall bei Professoren,<br />

die auf hohem Niveau forschen, die Ergebnisse<br />

auch in die Lehre ein – vorausgesetzt der Professor<br />

ist kein völliger Versager im Hörsaal. Es<br />

ist eben faszinierender, von einem Wissenschaftler<br />

wie Frank Saliger eine Vorlesung zu<br />

seinem Spezialgebiet Umweltstrafrecht zu<br />

hören, als wenn ein Dozent fremde Forschungsergebnisse<br />

reproduziert.<br />

Prof. Dr. Anne Röthel,<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, zu Forschungsgeldern:<br />

Das Einwerben von Forschungsgeldern ist für<br />

mich ein Ansporn, aber kein Muss, denn an der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> kümmert sich eine eigene<br />

Abteilung um Drittmittel. So hat mir die Hochschule<br />

mein aktuelles Projekt „Familiale Verträge“<br />

ganz kurzfristig und unkompliziert finanziert. Normalerweise<br />

habe ich aber auch jährlich ein Thema, für das<br />

ich Zuschüsse von Institutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

erhalte. Mir ist wichtig zu zeigen,<br />

dass unsere wissenschaftliche Arbeit so interessant ist,<br />

dass sie auch von dritten Stellen gefördert wird.<br />

Prof. Dr. Wendy Perdue,<br />

University of Richmond, zur<br />

Forschungsreputation:<br />

Im Ausland ist die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> bekannt für ihre gute Forschung<br />

und Lehre. Auf internationalen<br />

Konferenzen ist sie stets vertreten.<br />

Die Publikationen und Vorträge ihrer<br />

Professoren sind immer von hoher Qualität.<br />

Deshalb habe ich die Universität auch für<br />

das Center for Transnational Legal Studies<br />

vorgeschlagen, ein internationales Konsortium,<br />

das 2008 in London gegründet wurde.<br />

In diesem gehört die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

als Affiliate-Partner zu einem kleinen Kreis<br />

weltweit hoch anerkannter Jura-Schulen.


Arne Bartelsen,<br />

7. Trimester, zur Betreuung:<br />

Ein tolles Indiz für die gute Betreuung bei uns ist, dass<br />

die Professoren so leicht erreichbar sind. Wenn ich bei<br />

einer dringenden Frage nicht weiterkomme, brauche<br />

ich nur über den Flur zu gehen. Im ersten Studienjahr haben<br />

einmal ein paar Kommilitonen und ich abends spontan<br />

bei einem Prof angeklopft und ihn um Hilfe gebeten. Obwohl<br />

es spät war, hat er sich mit uns in die Coffee Lounge gesetzt<br />

und uns eine halbe Stunde lang ein Problem zum Vertragsrecht<br />

erläutert. Ich hatte das Gefühl, dass er es sogar richtig gern<br />

gemacht hat.<br />

Tim Maciejewski,<br />

10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung:<br />

Eine gut ausgestattete Bibliothek ist gerade bei Seminararbeiten elementar.<br />

Wer seine Bücher in diversen Bibliotheken zusammensuchen muss, verliert<br />

viel Zeit. Deshalb ist es eine große Entlastung, dass die wesentlichen Kommentare<br />

bei uns vor Ort sind und wir Bücher auch digitalisiert zur Verfügung<br />

haben. Allerdings gibt es aufgrund der Größe nicht so viel Spezialliteratur. Ein<br />

weiteres Plus ist für mich, dass man sich hier nie Sorgen machen muss, keinen freien<br />

Schreibtisch mehr zu finden. Das habe ich schon anders erlebt.<br />

Prof. Dr. Dres. h.c. Theodor Baums,<br />

Goethe-Universität, Frankfurt am Main,<br />

zur Forschungsreputation:<br />

Im Wirtschaftsrecht hat die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

einen exzellenten Ruf – ganz besonders auf dem Gebiet<br />

des Aktien- und Kapitalmarktrechts. Wären einzelne<br />

Fachrichtungen bewertet worden, hätte sie hierin<br />

sicherlich eine sehr gute Note bekommen. Ein Grund, weshalb<br />

sie in der Kategorie Forschungsreputation insgesamt noch<br />

keine Spitzenposition erlangt hat, ist mit Sicherheit, dass die<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> erst seit zwölf Jahren existiert. Alte,<br />

renommierte Jura-Fakultäten wie Heidelberg oder Münster<br />

lassen sich eben schwer überholen.<br />

Jakob Haas,<br />

10. Trimester, zur Studiensituation:<br />

Man wird hier wirklich gut umsorgt: Anders als an<br />

staatlichen Universitäten nimmt die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> den Studenten viel organisatorische Arbeit ab,<br />

sodass sie sich stärker aufs Akademische konzentrieren<br />

können. Allerdings vermisse ich manchmal die Flexibilität<br />

im Studium. Wir haben Kernfächer, die man zu einem<br />

festgelegten Zeitpunkt belegen muss. Das kann zum Problem<br />

werden, wenn einer mal nicht so mitkommt. Zeit, ein Fach nach<br />

Belieben zu vertiefen, bleibt bei uns nicht.<br />

Oxana Grushetska,<br />

10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung:<br />

Unsere Bibliothek ist nicht unbedingt<br />

besser ausgestattet als andere, aber wir<br />

müssen die Bücher mit deutlich weniger<br />

Leuten teilen. Ist trotzdem mal ein Buch<br />

vergriffen, schreibt man einfach eine Rundmail<br />

und holt es sich dann beim Kommilitonen ab.<br />

Auch dass die Bibliothek rund um die Uhr geöffnet<br />

hat, finde ich komfortabel. Für mich ist es wie ein<br />

Ritterschlag, wenn zum ersten Mal morgens der<br />

Staubsauger der Reinigungskräfte den Tag einläutet.<br />

In dem Moment weiß man: Jetzt habe ich die<br />

Nacht durchgemacht. Andererseits könnten feste<br />

Schließzeiten auch mehr Schlaf bedeuten.<br />

Gesche Heidorn,<br />

7. Trimester, zur Studiensituation:<br />

Zur <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> wollte ich vor allem wegen<br />

der internationalen Ausrichtung, denn ich würde<br />

später gern für die UNO oder eine NGO arbeiten. Die<br />

Seminare über andere Rechtssysteme und die Sprachkurse<br />

sind dafür eine super Basis. Den Einstieg ins Studium<br />

haben mir die Kleingruppen erleichtert. Niemand wird<br />

allein gelassen. Aber man muss sich schon bewusst für die <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> entscheiden. Durch das strikte Curriculum mit Auslandstrimester,<br />

obligatorischen Praktika und Examensvorbereitung<br />

hat man weniger Freiheiten als an staatlichen Unis.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Richard Buxbaum,<br />

University of California, Berkeley <strong>Law</strong>,<br />

zur Betreuung:<br />

Generell lässt sich sagen, dass an kleinen Fakultäten<br />

– egal ob staatlich oder privat – die Betreuungssituation<br />

meist persönlicher und individueller<br />

ist als an großen. Das Verhältnis von einem Professor<br />

auf 25 Studenten ist an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> wirklich<br />

wunderbar und für Deutschland nahezu einzigartig. Bei solchen<br />

Bedingungen hat man mehr Zeit für seine Studenten<br />

und kann sie stärker fördern. Das schlägt sich auch in den<br />

Examensnoten nieder.<br />

28 29<br />

campus - themen


Menschen - caMpus - theMen<br />

Text: Judith-Maria Gillies. Illustrationen: Sabrina Müller-Wüsthoff<br />

Persönlichkeiten gesucht<br />

Studium generale und Studium perSonale<br />

Persönlichkeitsentwicklung war an der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> schon immer ein<br />

wichtiges Ausbildungsziel. Neben dem<br />

etablierten Studium generale bietet das<br />

neue Studium personale den Studenten<br />

nun vielfältige Möglichkeiten, ihre<br />

individuellen Potenziale zu entdecken.<br />

Ein amüsiertes Raunen geht durch den Raum. Rund<br />

30 Studenten verfolgen gebannt, wie Kindergartenkinder<br />

sich bemühen, der Versuchung eines einzelnen Marshmallows<br />

zu widerstehen. Weiß, dick und duftend liegt er vor<br />

ihnen auf einem Teller. Doch die Kids reißen sich zusammen,<br />

schließlich wurde ihnen ein weiterer Mäusespeck<br />

versprochen, wenn sie mit dem ersten warten können. Was<br />

folgt, ist rührend und lustig zugleich: sehnsüchtige Kinderaugen,<br />

schnüffelnde Kindernasen, tastende Kinderfinger.<br />

Als sich ein kleines Mädchen den Schaumzuckerklops<br />

herzhaft in den Mund stopft, geht ein Lachen durch die<br />

Reihen.<br />

Trotz der heiteren Stimmung: Die Anwesenden sind nicht<br />

etwa zum Vergnügen hier. Per Kurzfilm verfolgen sie gerade<br />

einen wissenschaftlichen Versuch: das Marshmallow-Experiment.<br />

Langzeitstudien, so erklärt der Dozent, hätten ergeben,<br />

dass die selbstdisziplinierten Kinder im Leben mehr<br />

erreicht haben als ihre ungeduldigeren Kameraden.<br />

Der Film ist Teil des Workshops „Führungsherausforderungen<br />

im 21. Jahrhundert“, der zum neuen Mentoring-<br />

Programm der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gehört. Studenten des Jahrgangs<br />

2009 haben hier die Chance, zusammen mit einem<br />

Mentor aus dem Berufsleben ihre Fragen zum Thema Studiengestaltung<br />

und Karriereplanung zu diskutieren oder<br />

Anregungen zur persönlichen Lebensplanung zu sammeln.<br />

„Die Studenten starten immer jünger ins Studium<br />

und brauchen mehr Anleitung als frühere Jahrgänge“,<br />

erklärt Dr. Ulrike Pluschke, Direktorin des Zentrums<br />

für Studium generale und Persönlichkeitsentwicklung<br />

(ZSP). „Von 17-jährigen Abiturienten können wir nicht<br />

erwarten, dass sie als ausgereifte Persönlichkeiten an die<br />

Hochschule kommen. Fachkenntnisse und Soft Skills<br />

sind längst nicht alles, um die Anforderungen der heutigen<br />

Berufswelt meistern zu können“, erklärt Pluschke.<br />

Wichtig für den beruflichen Erfolg sei immer auch die<br />

Persönlichkeit. Um deren Entwicklung künftig noch intensiver<br />

zu fördern, hat die <strong>Law</strong> <strong>School</strong> das etablierte Studium<br />

generale um ein Studium personale ergänzt, die nun<br />

beide unter dem Dach des ZSP zusammengefasst sind. Zu<br />

den bewährten Angeboten wie dem Coaching und den<br />

Workshops zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen wird<br />

nun ein knapp einjähriges Mentoring-Programm angeboten,<br />

zudem erhalten Interessierte die Gelegenheit, sich<br />

sozial zu engagieren. Startschuss dazu war der erste Gerd<br />

<strong>Bucerius</strong> Tag am 13. Juni: Rund 100 Teilnehmer unter-


stützten tatkräftig zehn gemeinnützige Projekte, die von<br />

den Studenten in Kooperation mit sozialen Einrichtungen<br />

organisiert wurden.<br />

Hochkarätige Unterstützung kommt aus der Wirtschaft.<br />

Die Siemens AG fördert das ZSP finanziell mit einer Fördersumme<br />

im sechsstelligen Bereich sowie ideell mit Input<br />

aus der Unternehmenswelt.<br />

Der Vortrag mit dem Marshmallow-Experiment ist dafür<br />

ein Beispiel, denn bei dem Dozenten handelte es sich um<br />

Dr. Nicolas von Rosty-Forgách, Leiter der Hauptabteilung<br />

Corporate Development Executives bei Siemens in München.<br />

Sein Anspruch an die kommende Führungsgeneration:<br />

„Neben exzellenten Fachkenntnissen sollten Juristen<br />

einen gesunden Menschenverstand, ein starkes Rückgrat<br />

sowie die Fähigkeit, Nein sagen zu können, mitbringen.“<br />

Ein Anspruch, der für Versuchungen aller Art gilt – von<br />

Marshmallows bis zum Management: „Juristen müssen<br />

mehr und mehr auch Manager mit starker Führungspersönlichkeit<br />

sein“, ist von Rosty-Forgách überzeugt. Dafür<br />

will sein Arbeitgeber beim potenziellen Nachwuchs schon<br />

heute die Weichen stellen.<br />

Alice Möller gehört zu diesem Nachwuchs. Frisch zurückgekehrt<br />

vom Auslandsaufenthalt in Berkeley, meldete<br />

sie sich sogleich für das neue Mentoring-Programm an.<br />

Eine wichtige Erkenntnis, die sie aus dem Leadership-<br />

Workshop des Programms mitgenommen hat: „dass Führung<br />

nicht angeboren ist, sondern dass man lernen kann,<br />

Menschen zu führen“. Möllers Mentor ist ein Rechtsanwalt,<br />

den sie beim Auftaktdinner des Mentoring-Programms<br />

im Februar kennengelernt hat. Seitdem tauschen<br />

sich die beiden etwa alle zwei Wochen per Mail aus. Und<br />

dreimal haben sie sich bereits persönlich getroffen. An<br />

das erste Mal erinnert sich die Studentin noch lebhaft. Ihr<br />

Mentor lud sie zum Mittagessen in die schicke Hamburger<br />

Brasserie „Die Bank“ ein. Man verstand sich auf Anhieb,<br />

und so konnte Möller viele ihrer Fragen gleich in offener<br />

Atmosphäre stellen. Ob man sich mit dem ersten Job<br />

schon festlegt (nein, alles findet sich). Oder wann man im<br />

Job eine Zeit lang ins Ausland gehen kann (Chancen nutzen,<br />

wenn sie kommen).<br />

Was Möller besonders beeindruckte: wie entspannt ihr<br />

Mentor war. „Bei der Arbeit in der Kanzlei erscheinen die<br />

Anwälte immer viel gestresster“, sagt die Studentin. „Mein<br />

Mentor hat mir gezeigt, dass hinter jedem Anwalt auch<br />

ein Mensch steckt, der sich mit ganz ähnlichen Fragen beschäftigt<br />

wie ich selbst.“<br />

Auch andere Branchen gewähren den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Mentees<br />

Einblicke in ihre Arbeits- und Denkwelt. Dr. Hedda<br />

von Schaumann-Werder, Alumna der <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, arbeitet<br />

heute als Beraterin bei McKinsey & Company in Hamburg<br />

und engagiert sich inzwischen auch als Mentorin.<br />

Sie erinnert sich noch gut, wie sie sich an einem Samstagnachmittag<br />

im März mit ihrer Mentee zum ersten Mal<br />

auf einen Kaffee traf. In diesen zweieinhalb Stunden hatte<br />

30 31<br />

Menschen - caMpus - theMen


Menschen - caMpus - theMen<br />

die 32-Jährige genug Zeit festzustellen, wie „wahnsinnig<br />

umtriebig“ die <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten heute seien. „Die<br />

Studenten glauben, wenn sie nicht fünf Fremdsprachen<br />

und zehn Praktika einbauen, haben sie keine Chance im<br />

Job.“ Und lachend fügt sie hinzu: „Denen muss man eher<br />

erklären, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, auch mal<br />

drei Wochen Urlaub zu machen.“ Doch „ihre“ Studentin<br />

hatte noch viel mehr Fragen – zu Praktika, Hausarbeiten<br />

und Zeitmanagement, Examensvorbereitung, Nebenjobs<br />

und Zeit für Hobbys.<br />

Von Schaumann-Werder konnte nicht nur mit Rat zur<br />

Seite stehen, sondern auch mit Tat. So vermittelte sie ihrer<br />

Mentee eine chinesische Kollegin, mit der die angehende<br />

Juristin ihre Sprachkenntnisse vervollständigen kann.<br />

Auch nach dem offiziellen Abschluss des Programms im<br />

Januar 2013 will von Schaumann-Werder gern weiter mit<br />

ihrem Schützling in Kontakt bleiben – so wie viele andere<br />

Mentoring-Tandems auch.<br />

Der Erfolg des Programms bahnte sich bereits vor dessen<br />

offiziellem Start an. Statt der angepeilten 30 Tandems<br />

fanden sich 43 Mentoring-Partner. Und das, obwohl das<br />

Mentoring als freiwilliges Angebot zusätzlichen Einsatz<br />

bedeutet. Persönlichkeitsentwicklung lässt sich nicht anordnen.<br />

„Aber wir können Rahmenbedingungen gestalten,<br />

die die Studenten zur Selbstreflexion anregen“, sagt<br />

Pluschke. „Wir suchen uns vielseitig begabte und interessierte<br />

Studenten aus und wollen sie dann an der Hochschule<br />

nicht einfach auf Jura reduzieren.“<br />

Auch im Studium generale bot das abgelaufene Studienjahr<br />

viele Höhepunkte, in denen genau dies gelungen ist.<br />

So startete im April eine Vorlesung zum 300. Geburtstag<br />

Friedrichs des Großen, bei der die Studenten in einem<br />

kurzweiligen Mix aus historischer Wissenschaftsbetrachtung<br />

und schauspielerischer Lesung Widersprüche<br />

und Missverständnisse über den Preußenkönig kennenlernten.<br />

Mitte Juni brachen 17 Studenten nach Kassel zur<br />

aktuellen Documenta 13 auf, um dort einen Einblick in<br />

die zeitgenössische Kunstszene zu erhalten. Ein weiteres<br />

Highlight folgte Ende Juni, als die ersten 14 Studenten als<br />

Anerkennung für ihre vertiefte Auseinandersetzung mit<br />

der Philosophie das Zertifikat „Philosophicum“ verliehen<br />

bekamen.<br />

Derzeit wird der weitere Ausbau des Studium personale<br />

vorbereitet. Bereits im nächsten Studienjahr können Interessierte<br />

einen wissenschaftlichen Persönlichkeitstest<br />

mit individueller Beratung durchlaufen. Zudem wird das<br />

Workshop-Angebot im Bereich Schlüsselkompetenzen<br />

fortentwickelt. Das soziale Engagement der Studenten soll<br />

im Bereich „Service Learning“ weiter gefördert werden.<br />

Auch das Mentoring-Programm soll wachsen – im 2010er<br />

Jahrgang auf voraussichtlich 50 Tandems.<br />

Dr. Antonia Küper freut das. Die Managerin bei der<br />

Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Hamburg<br />

war gleich begeistert, als ihr eine Mentorenschaft<br />

angeboten wurde. „So ein Programm hätte ich mir zu<br />

Studienzeiten auch gewünscht“, sagt die Rechtsanwältin<br />

und Steuerberaterin. „Bei abnehmender Halbwertzeit von<br />

Fachwissen gewinnen Persönlichkeit, Methodenkompetenz<br />

und Erfahrungsschatz mehr und mehr an Bedeutung<br />

im Job.“ Ein Stück ihrer Erfahrung versucht sie daher<br />

auch, ihrer Mentee weiterzugeben. Als Sparringspartner<br />

– „und nicht als altkluge Ratgeberin, die alles besser weiß,<br />

nur weil sie ein paar Jahre älter ist“, wie Küper klarstellt.<br />

Ihre wichtigste Botschaft an die <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten:<br />

„Auch mal entspannt bleiben!“<br />

Wie wichtig diese Aufforderung ist, weiß Bruno Gebhardi.<br />

„An der Uni wird uns dauernd der ideale Karriereweg<br />

geschildert“, erzählt der 23-jährige Student. „Da kann<br />

man schon mal Panik bekommen, was wohl passiert, wenn<br />

man nicht den perfekten Lebenslauf abliefert.“<br />

Sein Aha-Erlebnis im Mentoring: „als mein Gegenüber<br />

mir klarmachte, dass es im wahren Leben nicht immer die<br />

geraden Linien sind, die zum Ziel führen.“<br />

Das Mentoring sieht er wie das Studium generale als wichtige<br />

Ergänzung zu den Fachvorlesungen, „um zu unserem<br />

juristischen Selbst eine gesunde Distanz zu bekommen“,<br />

wie er sagt. Ob Orchester, politische Vorträge oder das<br />

Rhetorikseminar: „Ich habe neben Jura viele andere<br />

Dinge kennengelernt, die die Welt bunt machen“, sagt<br />

Gebhardi. „Also definitiv ein Gewinn – fürs Studium und<br />

fürs Leben.“


ankl age<br />

„da hilf t nur einS: Vertreibt die<br />

unternehmen auS den uniS!“<br />

Herzlich willkommen, wo wollen Sie Platz nehmen? Vielleicht<br />

im easyCredit-Hörsaal an der Universität Nürnberg<br />

oder im Hörsaal Aldi-Süd der Fachhochschule Würzburg?<br />

Reicht es bei Ihnen für einen Platz in der Hengeler<br />

Mueller-Bibliothek an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>? Gleich<br />

wo – wer an deutschen Hochschulen studiert, kommt um<br />

die Belästigung durch Unternehmen nicht herum.<br />

Im irren Willen, das angelsächsische Hochschulsystem<br />

zu importieren, hat auch in Deutschland die Krankheit<br />

um sich gegriffen, die Qualität einer Hochschule daran<br />

zu messen, wie gut sie sich verkaufen lässt. Welche Forschungsfrage<br />

erzielt das größte Income? Was sind die Absolventen<br />

auf den Märkten wert? Und wie viele Taler gibt<br />

es für die Namensrechte der Academia? So lautet diese<br />

Plage. Dagegen hilft nur eins: Vertreibt die Unternehmen<br />

aus den Unis!<br />

Bei der Hochschulbildung sollte es nicht nur um Profite<br />

und Karrieren gehen, sondern, um mit Humboldt<br />

zu sprechen, um eine ganzheitliche Ausbildung, frei von<br />

fremden Zwängen und Interessen. Und wissenschaftliche<br />

Forschung darf nicht dem Patentmarkt gelten, sondern<br />

schlicht dem Allgemeinwohl. Ein verlässlicher innerer<br />

Kompass – den benötigen Studierende ebenso wie ihre<br />

Professoren – entsteht nur durch größtmögliche Unabhängigkeit.<br />

Hört sich altmodisch an, stimmt aber trotzdem.<br />

Doch immer dreister halten die Universitäten ihre Taschen<br />

auf. An zwei Berliner Universitäten erhielt die<br />

Deutsche Bank etwa Einfluss auf die Lehre, in Köln hält<br />

die Universität aus Rücksicht auf die Bayer AG Wissen vor<br />

der Öffentlichkeit zurück. Und auf dem Markt der Gefälligkeitsgutachten<br />

ist zu haben, was bezahlt wird. Längst<br />

bedienen sich Unternehmen an deutschen Hochschulen<br />

frei nach Laune – die Unis machen willfährig mit.<br />

Dabei hat niemand etwas dagegen, dass Unternehmer sich<br />

engagiert in die Hochschulfinanzierung einbringen. Das<br />

beste Mittel dazu heißt: ordentliche Spitzensteuersätze,<br />

weniger Steuerschlupflöcher und mehr Geld für Bildung.<br />

Das ist nicht nur gut für den Hochschulstandort – sondern<br />

auch sozial gerecht.<br />

Martin Kaul, „taz – die tageszeitung“<br />

Verteidigung<br />

„Wo Werden denn abSolVenten<br />

Verk auf t?“<br />

Ob nun im lächerlichen „easyCredit“-Hörsaal oder wie<br />

gehabt in irgendeinem namenlosen: In der Wissenschaft<br />

zählen Tatsachen. Wie groß also ist der Anteil privater<br />

Drittmittel an den universitären Haushalten? Ein Fünftel<br />

des akademischen Budgets kommt aus Drittmitteln,<br />

20 Prozent davon steuert die Wirtschaft bei. Ein Fünftel<br />

eines Fünftels – das soll jetzt die Ökonomisierung der<br />

Universitäten sein?<br />

Wo werden denn Absolventen verkauft? In welchen Fächern<br />

wird nach dem Geldeinkommen der Forscher und<br />

nicht nach ihrer Reputation gefragt? Und den Fetisch des<br />

Drittmittelumfangs als Ausweis guter Forschung – hat<br />

ihn sich denn die Wirtschaft ausgedacht oder nicht vielmehr<br />

die Politik und die Wissenschaftsfunktionäre?<br />

Die Entgegensetzung von Privatinteresse und Gemeinwohl<br />

bringt also nicht viel. Im Namen von beidem wird<br />

Gutes und Unfug finanziert. So wenig eine staatlich finanzierte<br />

Universität deswegen „politisiert“ wäre, ist eine<br />

privatwirtschaftlich unterstützte damit schon „kommerzialisiert“.<br />

Die entscheidende Frage ist vielmehr, ob Universitäten<br />

ihre Autonomie gegenüber Finanzgebern bewahren können.<br />

Sie tun es nicht, wenn sie mit Firmen kooperieren,<br />

die verlangen, Forschungsergebnisse geheim zu halten.<br />

Auch Interventionen in die Lehre sollten zurückgewiesen<br />

werden. Kann man Unternehmen nicht klarmachen,<br />

dass sie am meisten von Universitäten haben, die das tun,<br />

was sie am besten können? Forschen Wissenschaftler hingegen,<br />

privat gefördert, an Technologien, um sich deren<br />

Erträge dann mit Firmen zu teilen, ist nicht zu sehen, was<br />

daran falsch sein sollte. Dasselbe gilt für das Interesse, das<br />

Studenten wie Firmen an der Berufsfähigkeit von Absolventen<br />

haben. Bildung meint ja nicht: Unbrauchbarwerden<br />

für praktische Zusammenhänge.<br />

Problematisch ist also nur eine dumm wirtschaftsgläubige<br />

Universität. Unproblematisch hingegen ist eine, die das<br />

Geld nimmt, das sie bekommen kann, und im Austausch<br />

dafür verspricht, wozu sie in der Lage ist: junge Leute intelligenter<br />

zu machen.<br />

Jürgen Kaube, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“<br />

32 33<br />

theMen


Menschen - caMpus - Leben<br />

Wie kann man das Wissen vernünftig<br />

sortieren? Hans Siem Schweiger,<br />

COO bei Citavi, im Kunstantiquariat Lührs<br />

Richtig verzettelt<br />

Outl aw: Hans siem scHweiger


Text: Christine Knust, Xenia von Polier. Foto: Odile Hain<br />

Ein riesiger Stapel Bücher und Fotokopien liegt auf dem<br />

Schreibtisch, darin Hunderte markierte Absätze, und zur<br />

Orientierung kleben an unterschiedlichsten Stellen bunte<br />

Post-its – nur die entscheidende Passage, die gerade in der<br />

Seminararbeit zitiert werden soll, ist nirgends auffindbar.<br />

Jeder Student kennt dieses Problem. Hans Siem Schwei-<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I II IIIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />

I I I I I<br />

„Auch wenn ich nur selten Bücher<br />

lese, ich liebe es einfach, Wissen zu<br />

organisieren.“<br />

ger hat die Lösung zu seinem Beruf gemacht – mehr aus<br />

Zufall, wie er sagt. Vermutlich lag es aber auch an seinem<br />

ungewöhnlichen Engagement.<br />

Der schlanke, dunkelhaarige Mann sitzt in seinem kleinen<br />

Hamburger Büro, das unter dem Dach seines Hauses<br />

im Stadtteil Alt-Osdorf liegt. Auf dem Schreibtisch stehen<br />

zwischen einem Haufen Skizzenblätter zwei große Monitore.<br />

Direkt dahinter hat der 33-Jährige eine Rudermaschine<br />

aufgebaut. Daneben steht ein kleiner Kinderschreibtisch, an<br />

dem seine zwei Söhne und seine Tochter gelegentlich malen.<br />

Für einen Juristen ist dies wohl eher ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz.<br />

Doch mit Jura hat der ehemalige <strong>Bucerius</strong>-<strong>Law</strong>-<br />

<strong>School</strong>-Student auch nur noch in Ausnahmefällen zu tun.<br />

Eine Seminararbeit, die Schweiger in seinem dritten Studienjahr<br />

schreiben musste, brachte ihn auf andere Wege.<br />

Den Anstoß gab sein Sinn für Systematik: „Wie kann man<br />

das Wissen vernünftig sortieren? Und auf welche Weise lassen<br />

sich Zusammenhänge so darstellen, dass man sie schnell<br />

versteht und leicht darauf zurückgreifen kann?“, fragte sich<br />

Schweiger damals, als er versuchte, das Gelesene zu ordnen.<br />

Im Internet stieß er auf eine Antwort: das Literaturverwaltungsprogramm<br />

LiteRat. „Das Programm war allerdings<br />

von 1995 und damals schon veraltet“, erzählt Schweiger.<br />

Doch eine neue Version wurde bereits angekündigt: Citavi.<br />

Eine Software, die Anwendern hilft, Ordnung in wissenschaftliche<br />

Arbeiten zu bringen – durch die Organisation<br />

von Fußnoten, Verweisen, Kategorien und Schlagwörtern.<br />

Inzwischen ist sie unter Studenten und Wissenschaftlern<br />

weit verbreitet und an über 200 Universitäten und Hochschulen<br />

im Einsatz. Längst gibt es Citavi auch auf Englisch<br />

und Polnisch. Über Händler wird die Software mittlerweile<br />

weltweit angeboten.<br />

Schweiger war schon vor der Einführung von der Idee<br />

begeistert – nicht, weil er Bücher liebt. Und auch Programmieren<br />

hat er nie gelernt. Es war vor allem die systematische<br />

Herangehensweise, die ihm gefiel. Im November<br />

2005 – über ein Jahr vor der Erstveröffentlichung<br />

– schrieb er den Entwicklern eine Mail: „Sehr geehrtes<br />

Citavi-Team, ich warte schon seit Mai auf Ihr Programm<br />

und bin so großer Erwartung, dass Weihnachten im Vergleich<br />

so einschläfernd ist wie Schafe zählen. (...) Wird<br />

das Programm auch die Möglichkeit bieten, Urteile in die<br />

Datenbank aufzunehmen? Sollte das noch nicht der Fall<br />

sein, so wünsche ich es mir hiermit und mache gleich ein<br />

paar Vorschläge für die nötigen Felder: Gericht, Urteil/<br />

Beschluss, Aktenzeichen (...).“<br />

Das ungewöhnliche Engagement machte die Citavi-Gründer<br />

neugierig. Sie boten dem Jura-Studenten an, Beta-Tester<br />

zu werden – es war der Beginn einer Zusammenarbeit, aus<br />

der im Januar 2011 eine Festanstellung wurde. Seitdem ist<br />

Schweiger Chief Operating Officer bei Swiss Academic<br />

Software, den Entwicklern des Programms.<br />

Als „Mädchen für alles“, wie er sich selbst bezeichnet, kümmert<br />

sich Schweiger um die gesamte Koordination und verantwortet<br />

das Marketing sowie die Budgetplanung und die<br />

Preisfindung für Einzel- und Campuslizenzen weltweit. Er<br />

reist zu internationalen Bibliotheksmessen und einmal pro<br />

Monat zu seinen neun Kollegen, die 900 Kilometer entfernt<br />

in Wädenswil bei Zürich arbeiten. Dort hat das Unternehmen<br />

seinen Sitz. Ein Umzug in die Schweiz wäre Schweiger<br />

allerdings schwergefallen. „Meine Familie ist in Hamburg<br />

verwurzelt“, sagt er. „Ein Ortswechsel hätte für uns alle<br />

viele Veränderungen bedeutet.“ Und dennoch: Neben der<br />

Begeisterung für Citavi machen für Schweiger vor allem das<br />

herzliche und vertrauensvolle Miteinander mit den Kollegen<br />

sowie das gemeinsame Streben nach der besten Lösung<br />

den Job so reizvoll. „Die Chemie muss stimmen“, sagt<br />

Schweiger. „Das tut sie bei uns.“<br />

Das Jura-Studium hätte Schweiger für seine aktuelle Stelle<br />

vermutlich nicht gebraucht – doch er ist überzeugt, dass<br />

er ohne das Studium wohl nicht auf Citavi gestoßen wäre.<br />

Und obwohl er kein leidenschaftlicher Jurist geworden ist,<br />

bringt er gelegentlich gern seine Rechtskenntnisse zum<br />

Einsatz: „Dank meiner juristischen Ausbildung kümmere<br />

ich mich um rechtliche Aspekte in der Firma, checke AGBs<br />

oder bin in markenrechtlichen Fragen der Ansprechpartner“,<br />

erzählt er. Für die Stelle qualifiziert hätten ihn aber<br />

auch seine kaufmännischen Kenntnisse: „Vor dem Besuch<br />

der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> habe ich ein duales BWL-Studium absolviert<br />

und im Anschluss an das Jura-Studium kurze Zeit<br />

als Berater bei Boston Consulting gearbeitet.“ Doch viel<br />

wichtiger ist für Schweiger, dass er zum Beruf gemacht hat,<br />

wofür er sich begeistern kann: „Auch wenn ich nur selten<br />

Bücher lese, ich liebe es einfach, Wissen zu organisieren.“<br />

34 35<br />

Menschen - caMpus - Leben


Menschen - Leben - weLt<br />

*<br />

Vergleichswerte Deutschland:<br />

EinwohnEr 81 472 000<br />

BiP Pro KoPf 2011 31 500 €<br />

intErnEtnutzEr 65 125 000<br />

AnwAltshonorAr<br />

200 bis 500 € (Billable Hour in<br />

Großkanzleien)<br />

strAfmAss für morD<br />

lebenslänglicher Freiheitsentzug<br />

trunKEnhEit Am stEuEr<br />

> 0,5 Promille: 1 Monat<br />

Fahrverbot, Bußgeld von 250 €<br />

coffEE to go 3,80 €<br />

(bei Starbucks in Hamburg)<br />

hEmDrEinigung 1,30 €<br />

PorschE 55 978 € (Boxster S)<br />

Türkei<br />

EinwohnEr<br />

74 724 000<br />

währung<br />

1 Türkische Lira<br />

(TRY) = 0,45 €<br />

BiP Pro KoPf<br />

8 365 €<br />

intErnEt-<br />

nutzEr<br />

33 178 000<br />

AnwAlts-<br />

honorAr<br />

140 bis 600 €<br />

(Billable Hour<br />

je nach Größe der<br />

Kanzlei) bzw. ab<br />

4 000 € pro Monat in<br />

großen Kanzleien<br />

strAfmAss<br />

für morD<br />

mindestens 5 Jahre<br />

trunKEnhEit<br />

Am stEuEr<br />

> 0,5 Promille:<br />

Geldstrafe 120 €,<br />

6 Monate<br />

Führerscheinentzug<br />

coffEE to go<br />

3,25 €<br />

(bei Starbucks)<br />

hEmD-<br />

rEinigung<br />

1,50 €<br />

PorschE<br />

125 000 € (Boxster S)<br />

Duygu AcAr, 31,<br />

arbeitet für Caga, Istanbuls älteste Anwaltskanzlei.<br />

Während des MLB-Programms rief<br />

ihr Chef sie an und sagte: „Wenn Sie mit dem<br />

Master zurückkommen, werden Sie innerhalb<br />

von anderthalb Jahren zur Partnerin<br />

befördert.“<br />

Das Vogue –<br />

Duygus Lieblings restaurant in Istanbul<br />

Hier entlang! Der Weg zur Arbeit<br />

Lieblingsplatz: Blick auf die<br />

erste Bosporus-Brücke<br />

Masters of the …<br />

Duygu Acar, Sie sprechen fließend deutsch. Haben Sie vor<br />

dem MLB-Programm schon in Deutschland gelebt?<br />

Ja, vor sieben Jahren war ich neun Monate lang in München.<br />

Meine Kanzlei hatte dort ein Projekt mit Rechtsanwälten<br />

von Beiten Burkhardt. Deutsch habe ich aber<br />

schon vorher gelernt: Mit zwölf Jahren bin ich in Istanbul<br />

auf eine deutsche Schule gekommen und habe dort auch<br />

das Abitur gemacht. Die deutschen Schulen haben in der<br />

Türkei den besten Ruf. 90 Prozent meiner Anwaltskollegen<br />

waren auf einer.<br />

Gilt das nur für die Schulen oder auch für die<br />

Universitäten?<br />

Auch mit einem deutschen Hochschulexamen verbessert<br />

man seine Chancen. Deshalb wollte ich, nachdem ich<br />

meinen Bachelor of <strong>Law</strong> in Istanbul gemacht hatte, den<br />

Master in Deutschland absolvieren. Allerdings war es mir<br />

wichtig, auf Englisch zu studieren, denn unsere Kanzlei<br />

ist sehr international ausgerichtet. Dafür kamen nur zwei<br />

Hochschulen infrage. Ein Partner von Beiten Burkhardt<br />

empfahl mir das MLB-Programm der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong>.<br />

Sie haben vor Beginn des Masterstudiums schon gearbeitet.<br />

Wie fand Ihr Chef Ihren Plan, für ein Jahr im Ausland zu<br />

studieren?<br />

Er hat das stark unterstützt. Die Kanzlei übernahm die<br />

gesamten Studiengebühren und hat mir auch mein Gehalt<br />

fortgezahlt. Einzige Voraussetzung war, dass ich nach<br />

dem Abschluss wieder auf meine alte Stelle zurückkehre.<br />

Als ich bereits in Hamburg war, rief mich mein Chef extra<br />

noch mal an und sagte: „Wenn Sie mit dem Master<br />

zurückkommen, werden Sie innerhalb von anderthalb<br />

Jahren zur Partnerin befördert.“ Im Januar hat er sein Versprechen<br />

eingelöst.<br />

Was haben Sie im Studium für Ihren Berufsalltag gelernt?<br />

Viel. Ich berate internationale Unternehmen, darunter<br />

verschiedene Banken und Airlines, im Bereich Mergers<br />

and Acquisition. Dreimal pro Woche habe ich Meetings<br />

mit den Mandanten. Mit meinen Wirtschaftskenntnissen<br />

verstehe ich inzwischen ihre Belange deutlich besser. Aber<br />

auch auf juristischer Ebene kann ich vieles von dem, was<br />

ich gelernt habe, anwenden. Das türkische Rechtssystem<br />

ist dem deutschen sehr ähnlich.


Text: Xenia von Polier. Fotos: privat<br />

Universe<br />

Nachgefragt bei absolveNteN des Mlb-PrograMMs<br />

VereinigTes<br />

königreich<br />

EinwohnEr<br />

61 792 000<br />

währung<br />

1 Pfund Sterling<br />

(GBP) = 1,27 €<br />

BiP Pro KoPf<br />

30 681 €<br />

intErnEt-<br />

nutzEr<br />

51 444 000<br />

AnwAlts-<br />

honorAr<br />

10 000 bis 14 000 €<br />

im Monat (als junger<br />

Anwalt in einer großen<br />

Kanzlei)<br />

strAfmAss<br />

für morD<br />

lebenslänglich,<br />

mindestens 12 Jahre<br />

trunKEnhEit<br />

Am stEuEr<br />

> 0,8 Promille<br />

oder ab 4 Alkoholeinheiten<br />

(vier kleine<br />

Gläser Wein oder zwei<br />

Pints Bier zu je 0,57 Liter),<br />

Strafe: bis 7 350 €<br />

und Führerscheinentzug<br />

coffEE to go<br />

2,80 € (bei<br />

Starbucks)<br />

hEmD-<br />

rEinigung<br />

1,70 €<br />

PorschE<br />

57 550 € (Boxster S)<br />

mArK Ashurst, 42,<br />

ist Journalist und Geschäftsführer des von<br />

ihm gegründeten Medienunternehmens<br />

Black Cat Media in London. Aktuell bei ihm<br />

im Angebot: Publikationen, politische Analysen,<br />

Beratung und demnächst eine App<br />

zu Biografien berühmter Persönlichkeiten.<br />

Marks Lieblingsplatz:<br />

der Trafalgar Square<br />

Freizeit: Shopping mit dem<br />

Nachwuchs<br />

Schöner Heimweg:<br />

entlang des Beddington Park<br />

Mark, für das MLB-Programm haben Sie sich mit einem<br />

Abschluss in Englischer Literatur beworben. Das ist eher ein<br />

ungewöhnlicher Hintergrund, oder?<br />

Das stimmt. Aber ich habe vorher als Journalist einige Jahre<br />

lang für den „Economist“ und die „Financial Times“ geschrieben.<br />

Und auch bei meiner Arbeit für das Africa Research<br />

Institute, einen Thinktank, den ich 2007 gründete, habe ich<br />

mich bereits viel mit politischen und wirtschaftlichen Themen<br />

beschäftigt. Insofern hatte ich zumindest Praxiswissen.<br />

Wie sind Sie auf das MLB-Programm an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> aufmerksam geworden?<br />

Eine Anwältin aus Simbabwe hatte mir davon erzählt. Ihre<br />

Empfehlung machte mich neugierig, denn ich habe ungefähr<br />

15 Jahre lang darüber nachgedacht, einen MBA oder<br />

LL.M. zu machen. Patentrecht und geistiges Eigentum waren<br />

wichtige Themen für meine Arbeit, doch ich hatte keine<br />

Lust, ein ganzes Jura-Studium zu absolvieren. An eine Business-<strong>School</strong><br />

in den USA wollte ich aber auch nicht gehen, als<br />

ich kurz nach Ausbruch der Finanzmarktkrise konkret über<br />

ein weiteres Studium nachdachte. Als alternatives Modell<br />

zum angloamerikanischen Kapitalismus fand ich das deutsche<br />

System interessant.<br />

Und wie beurteilen Sie das MLB-Programm rückblickend?<br />

Das Studium hat eine ganze Bandbreite an Themen abgedeckt.<br />

Vor allem aber haben mich die Kurse zu Verhandlungstechniken<br />

beeindruckt. Von den Analysemethoden<br />

hatte ich zuvor noch nie gehört. Wenn Parlamente und<br />

Zivilgesellschaft Wege fänden, solche Modelle anzuwenden,<br />

könnte ihnen das sehr nützen.<br />

Sie arbeiten in London als Journalist. Was für einen Artikel<br />

würden Sie über Ihre Zeit in Deutschland schreiben?<br />

Ich würde ein Stadtporträt über Hamburg schreiben. Mich<br />

hat überrascht, wie international die Hamburger ausgerichtet<br />

sind. Vielen ist es wichtig, kosmopolitisch zu sein. Man<br />

trifft Menschen unterschiedlichster Nationalitäten. Durch<br />

den Hafen hat die Stadt natürlich enge Verbindungen zum<br />

Welthandel. Und die meisten Hamburger sind sehr fleißig<br />

und erfolgreich. Zweiter zu sein bedeutet hier, der erste<br />

Verlierer zu sein. Andererseits ist es aber auch eine sehr entspannte<br />

Stadt, und sie ist viel kleiner, als man erwartet. Ich<br />

mag diese Mischung.<br />

36 37<br />

Menschen - Leben - weLt


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meinen, dass es etwas Besonderes ist, bei Hengeler Mueller<br />

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Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Organisation<br />

Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule für Rechtswissenschaft<br />

wird getragen von der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

gemeinnützige GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die<br />

ZEIT­Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong> ist. Die <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> gGmbH hat im Jahr 2005 die <strong>Bucerius</strong><br />

Education GmbH gegründet, die Executive Education<br />

und Conference & Event Management anbietet. Trägerin<br />

des Masterprogramms ist die <strong>Bucerius</strong> Master of <strong>Law</strong> and<br />

Business gemeinnützige GmbH.<br />

Hochschulleitung<br />

Präsident/in (akademische Leitung)<br />

— Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karsten Schmidt<br />

(bis 30. September 2012)<br />

— Prof. Dr. Doris König, M.C.L.<br />

(ab 1. Oktober 2012)<br />

VizePräsident<br />

— Prof. Dr. Hermann Pünder, LL.M.<br />

(akademisches Jahr 2011/12)<br />

— Prof. Dr. Rüdiger Veil (akademisches Jahr 2012/13)<br />

geschäftsführung<br />

— Dr. Hariolf Wenzler<br />

— Benedikt Landgrebe (Stv.)<br />

aufsichtsrat<br />

Der Aufsichtsrat bestellt und berät die Geschäftsführung<br />

und überwacht die finanzielle Entwicklung der Gesellschaft<br />

und der Hochschule.<br />

— Prof. Dr. Michael Göring, Vorsitzender<br />

— Dr. Henneke Lütgerath<br />

— Dr. Henning Voscherau<br />

kuratOrium<br />

— Dr. Henning Voscherau, Vorsitzender<br />

— Dr. Christoph von Bülow<br />

— Prof. Dr. Michael Göring<br />

— Dr. Tessen von Heydebreck<br />

— Prof. Dr. Michael Hoffmann­Becking<br />

— Rolf Hunck<br />

— Dr. Klaus Landry<br />

— Prof. Dr. Katharina Pistor<br />

— Dr. h.c. Volker Röhricht<br />

— Nicolai von Ruckteschell<br />

— Roman Strecker, LL.B.<br />

— Wolfgang Sturm<br />

— Dr. Jan Christoph Witte<br />

Studiengänge / Programme<br />

— Jura mit den Abschlüssen Bachelor of <strong>Law</strong>s (LL.B.)<br />

und Erste Prüfung<br />

— <strong>Bucerius</strong>/WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />

Joachim Herz Program<br />

— International Exchange Program<br />

(für Studenten der 95 Partnerhochschulen weltweit)<br />

— <strong>Bucerius</strong> Summer Program in International Business <strong>Law</strong><br />

— <strong>Bucerius</strong> Summer Program in Mediation<br />

— Executive­Education­Programme<br />

Studenten / Absolventen<br />

— 546 Jura­Studenten<br />

— 48 Masterstudenten aus 35 Ländern<br />

— 286 Promotionsstudenten<br />

— 110 Teilnehmer von 53 Partnerhochschulen aus 24 Ländern<br />

am International Exchange Program 2011<br />

— 37 Teilnehmer aus 17 Ländern am <strong>Bucerius</strong> Summer Program<br />

in International Business <strong>Law</strong> 2012<br />

— 20 Teilnehmer aus 13 Ländern am <strong>Bucerius</strong> Summer Program<br />

in Mediation 2012<br />

— 99 LL.B.­Absolventen 2012<br />

— 81 Absolventen der Ersten Prüfung (September 2011 –<br />

August 2012)<br />

Forschung & Lehre<br />

— 15 Lehrstühle<br />

— 1 Juniorprofessor<br />

— 5 Affiliate Professors<br />

— 2 Honorarprofessoren<br />

— 2 Emeriti<br />

— 64 Wissenschaftliche Mitarbeiter und Assistenten<br />

— 54 Mitarbeiter im Hochschulmanagement,<br />

inkl. Hengeler Mueller­Bibliothek<br />

— 46 abgeschlossene Promotionen (Sept. 2011 – August 2012)<br />

— Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non­Profit­<br />

Organisationen<br />

— Institut für Unternehmens­ und Kapitalmarktrecht<br />

— Center for Transnational IP, Media and Technology <strong>Law</strong> and<br />

Policy<br />

— Zentrum für Studium generale und<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

— Zentrum für Juristisches Lernen<br />

— Fremdsprachenprogramm<br />

— Programm Wirtschaftswissenschaften<br />

38 39<br />

Menschen - caMpus - theMen - welt


caMpus - theMen<br />

Dem vollständigen Jahresabschluss und dem Lagebericht hat die BDO Deutsche Warentreuhand AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am 9. März 2012 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.<br />

Facts & Figures<br />

geSchäf TSBerichT der BuceriuS l Aw <strong>School</strong><br />

gemeinnüT zige gmBh für 2011<br />

Bil Anz<br />

AK TiVA stand 31.12.2011 euR Vorjahr euR<br />

A. ANLAGEVERMÖGEN<br />

I. Immaterielle Vermögensgegenstände 274.050,00 298.489,00<br />

II. Sachanlagen<br />

Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 1.307.805,00 1.458.725,99<br />

III. Finanzanlagen 6.288.930,47 7.870.785,47 5.701.560,00<br />

B. UMLAUFVERMÖGEN<br />

I. Waren (Merchandising) 37.579,35 41.473,16<br />

II. Forderungen und sonst. Vermögensgegenstände<br />

1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 386.221,76<br />

2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen 198.187,99<br />

3. Sonstige Vermögensgegenstände 372.727,25 957.137,00 556.372,86<br />

III. Kassenbestand und Guthaben<br />

bei Kreditinstituten 760.810,09 760.810,09 1.106.069,99<br />

c. REcHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 83.427,60 85.961,92<br />

D. AKTIVER UNTERScHIEDSBETRAG AUS<br />

VERMÖGENSVERREcHNUNG 0,00 45.998,00<br />

9.709.739,51 9.294.650,92<br />

PASSiVA stand 31.12.2011 euR Vorjahr euR<br />

A. EIGENKAPITAL<br />

I. Stammkapital 1.500.000,00 1.500.000,00<br />

II. Andere Gewinnrücklagen 155.608,00 155.608,00<br />

III. Gewinnvortrag 6.111.732,46 5.480.667,01<br />

IV. Jahresüberschuss 424.402,73 8.191.743,19 631.065,45<br />

B. RÜcKSTELLUNGEN<br />

1. Rückstellungen für Pensionen 595,00<br />

2. Steuerrückstellungen 6.766,42<br />

3. Sonstige Rückstellungen 262.586,09 269.947,51 311.584,44<br />

c. VERBINDLIcHKEITEN<br />

1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 312.450,55<br />

2. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen<br />

Unternehmen 760.864,00<br />

3. Sonstige Verbindlichkeiten 171.797,81 1.245.112,36 1.212.379,42<br />

D. REcHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 2.936,45 3.346,60<br />

9.709.739,51 9.294.650,92


JAhreSABSchluSS für dAS geSchäf TSJAhr<br />

Vom 1. JAnuAr BiS zum 31. dezemBer 2011<br />

ge winn- und VerluSTrechnung<br />

2011 euR Vorjahr euR<br />

1. Rohergebnis 15.803.716,35 15.374.735,95<br />

davon Zuwendungen ZEIT-Stiftung 8.397.634,00<br />

davon Studiengebühren 3.596.846,50<br />

davon Spenden /Sponsoring 1.967.613,80<br />

davon sonstige Einnahmen 1.482.514,88<br />

2. Personalaufwand<br />

a) Löhne und Gehälter 7.098.509,40 6.781.608,76<br />

b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für<br />

Altersversorgung<br />

– davon für Altersversorgung: EUR 520.662,83<br />

(Vorjahr: TEUR 452)<br />

1.662.922,08 8.761.431,48 1.565.976,53<br />

3. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände<br />

des Anlagevermögens und Sachanlagen 481.945,63 480.456,46<br />

4. Sonstige betriebliche Aufwendungen 6.199.093,92 5.976.973,76<br />

5. Erträge aus Beteiligungen 0,00 0,00<br />

6. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 237.565,71 222.491,77<br />

7. Abschreibungen auf Finanzanlagen 122.115,00 71.555,00<br />

8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 6.307,00 319,00<br />

9. ERGEBNIS DER GEWÖHNLIcHEN GEScHäFTSTäTIGKEIT 470.389,03 720.338,21<br />

10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 49.787,00 68.391,93<br />

11. Sonstige Steuern -3.800,70 20.880,83<br />

12. JAHRESÜBERScHUSS 424.402,73 631.065,45<br />

54 %<br />

Personalaufwand<br />

4 %<br />

Abschreibungen<br />

Der Jahresüberschuss ist ein buchhalterischer Wert. Er entsteht durch als Erträge gebuchte Forderungen aus dem Umgekehrten<br />

Generationenvertrag (UGV), nicht verbrauchten Mitteln bzw. Minderaufwendungen bei Personal- und Sachkosten<br />

sowie durch Mehreinnahmen von Spenden; abzüglich der Abschreibungen auf Sachanlagen und Investitionen.<br />

Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gemeinnützige GmbH führt keine Gewinne ab. Nicht verbrauchte Mittel werden auf folgende<br />

Haushaltsjahre vorgetragen. Die Zuwendungen der ZEIT-Stiftung werden auf Grundlage der durch den Aufsichtsrat<br />

genehmigten Haushaltspläne für jeweils ein Geschäftsjahr festgesetzt. Die hohe Bilanzsumme der GmbH spiegelt fast<br />

ausschließlich die als Finanzanlagen ausgewiesenen Forderungen aus dem Umgekehrten Generationenvertrag wider.<br />

AuSgABen einnAhmen<br />

42 %<br />

Sachaufwand<br />

54 %<br />

ZEIT-Stiftung<br />

10 %<br />

Sonstige Einnahmen<br />

13 %<br />

Spenden/Sponsoring<br />

23 %<br />

Studiengebühren<br />

40 41<br />

caMpus - theMen


caMpus - welt<br />

Unsere größten<br />

Unterstützer<br />

Gründerin und einzige Gesellschafterin<br />

— ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong><br />

Partner<br />

— Deutsche Bank AG<br />

— Commerzbank-Stiftung<br />

— Claussen-Simon-Stiftung<br />

— Clifford Chance<br />

— DLA Piper<br />

— Freshfields Bruckhaus Deringer LLP<br />

— Gebr. Heinemann SE & Co. KG<br />

— Heinz Nixdorf Stiftung<br />

— Hengeler Mueller<br />

— Joachim Herz Stiftung<br />

— Linklaters LLP<br />

— Siemens AG<br />

— The Boston Consulting Group GmbH<br />

— UBS Deutschland AG<br />

Donatoren<br />

— Allen & Overy LLP<br />

— Audi AG<br />

— Baker & McKenzie<br />

— CMS Hasche Sigle<br />

— Ernst & Young GmbH<br />

— Gleiss Lutz<br />

— Hogan Lovells International LLP<br />

— Shearman & Sterling LLP<br />

— Taylor Wessing<br />

— Notar Dr. Michael Ehlke (†)<br />

2011/2012<br />

Förderer<br />

— Alfried Krupp von Bohlen und Halbach­Stiftung<br />

— Beiten Burkhardt<br />

— Berenberg Bank<br />

— British American Tobacco Germany<br />

— Cleary Gottlieb Steen & Hamilton LLP<br />

— Deloitte & Touche GmbH<br />

— Deutsche Lufthansa AG<br />

— ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG<br />

— Friedrich Stiftung<br />

— Funk Gruppe GmbH<br />

— Generali Versicherung AG<br />

— Graf von Westphalen<br />

— Gustav und Catharina Schürfeld­Stiftung<br />

— Hamburger Sparkasse AG<br />

— Hamburgische Notarkammer<br />

— Harmsen Utescher<br />

— Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

— Huth Dietrich Hahn<br />

— Johanna und Fritz Buch Gedächtnisstiftung<br />

— Latham & Watkins LLP<br />

— Max Kade Foundation<br />

— Noerr LLP<br />

— Norton Rose LLP<br />

— Renzenbrink Raschke von Knobelsdorff Heiser<br />

— Rolf und Sigrid Hunck<br />

— Ruge Krömer Rechtsanwälte<br />

— Schomerus & Partner<br />

— Thomas J. C. und Angelika Matzen Stiftung<br />

— White & Case LLP<br />

PriVate hOchschuLen sind ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft des deutschen Bildungswesens. Die<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> befindet sich in einer glücklichen Ausnahmesituation wie nur wenige andere private Hochschulen<br />

in Deutschland: Als forschungsorientierte Stiftungsgründung steht sie auf einem soliden wirtschaftlichen<br />

Fundament. Alleinige Gesellschafterin ist die ZEIT­Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong>, die die Hochschule im Jahr<br />

2000 gegründet hat. Sie finanziert bis heute den überwiegenden Anteil des jährlichen Budgets der Hochschule.<br />

Die ZEIT­Stiftung hat zudem eine Garantie gegenüber dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg abgegeben,<br />

die die Finanzierung der Hochschule auf Dauer zusichert.


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Dr. Alexander Schwarz, Partner


Menschen - theMen - Leben<br />

„Druck ist<br />

In der Coffee lounge mIt mIChael StICh<br />

etwas<br />

und SebaStIan<br />

Gutes“<br />

bong<br />

Ein Studium an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ähnelt<br />

gelegentlich einer Karriere im Spitzensport.<br />

re.vision sprach mit Tennislegende Michael<br />

Stich und mit dem besten Bachelor-Absolventen<br />

des Jahrgangs 2008, Sebastian Bong, über<br />

das Streben nach Höchstleistung und warum<br />

Niederlagen nützlicher sein können als Erfolge.<br />

re.viSion: Herr Stich, welchen Moment auf dem Tennis-<br />

Court werden Sie nie vergessen?<br />

Michael Stich: Ach, da gibt es so drei, vier wahrscheinlich.<br />

Natürlich einmal Wimbledon, das Finale 1991. Oder<br />

diese neun vergebenen Matchbälle im Davis Cup 1995<br />

gegen Russland.<br />

re.viSion: In Spielen wie diesen standen Sie ja unter einem<br />

enormen Leistungsdruck. Wie schafft man es, sich trotzdem<br />

noch auf den Sieg zu fokussieren, obwohl gerade alles<br />

schiefläuft?<br />

Stich: Also in dem Moment denkt man sich: Na ja, du<br />

hast einen vergeben, du hast zwei vergeben, na ja, komm,<br />

du kriegst einen dritten. Aber Leistungsdruck ist auch<br />

etwas Gutes, etwas Spannendes, was uns zu höheren<br />

Leistungen antreibt, und natürlich gehört auch Verlieren<br />

dazu. In dem Moment zu scheitern und das Match zu verlieren<br />

war zwar frustrierend. Aber als viel schlimmer habe<br />

ich es damals empfunden, dass ich es nicht geschafft habe,<br />

für die Mannschaft dieses Jahrhundert-Davis-Cup-Finale<br />

gegen Sampras und Agassi in Deutschland zu erreichen.<br />

re.viSion: Herr Bong, was waren während Ihrer Zeit an der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> bislang die schwierigsten Situationen?<br />

SeBaStian Bong: Sehr anstrengend war die Schwerpunktklausur<br />

letzten Winter, außerdem die Examensseminararbeit,<br />

die wir in vier Wochen im Sommer schreiben<br />

mussten. Aber selbst da war natürlich der Druck nicht<br />

vergleichbar mit so einem Moment auf dem Tennisplatz.<br />

Insofern denke ich, dass ich vergleichbare Niederlagen<br />

noch nicht erlebt habe. Ich musste ja auch noch nichts Vergleichbares<br />

leisten.<br />

Stich: Das würde mich jetzt interessieren, weil ... Ich sage<br />

einfach mal du, wenn das o.k. ist?<br />

Bong: Ja, klar.<br />

Stich: Ich finde das spannend: Warum glaubst du, dass du<br />

weniger Druck hast?<br />

Bong: Ich denke, dass die Situation bei sportlichen Ereignissen<br />

viel einmaliger ist. Selbst beim Staatsexamen<br />

hat man ja immer noch zwei Versuche. Aber ein Finale in<br />

der Heimat gegen eine bekannte andere Mannschaft, das<br />

kommt nur einmal.<br />

re.viSion: Herr Stich, hatten Sie denn damals Angst in<br />

der Schule?<br />

Stich: Die Schule war in Ordnung, aber heute ist die Vorstellung,<br />

ich müsste noch mal mein Abitur machen, wirklich<br />

eine Horrorvorstellung.<br />

Bong: Wieso fällt es dir leichter, mit sportlichen Stresssituationen<br />

umzugehen?<br />

Stich: Wenn ich auf dem Platz stehe, kann ich mich selbst<br />

und meine Leistungsfähigkeit sehr gut einschätzen. Aber<br />

wenn ich in einer Klausur einen Blackout habe, dann ist<br />

das unwiderruflich der Moment, wo es nicht funktioniert.<br />

Das Maß der Enttäuschung ist dann für jemanden wie dich,<br />

Sebastian, wahrscheinlich gleichzusetzen mit meiner Niederlage<br />

im Finale der French Open 1996. An dem Tag habe<br />

ich nicht meine beste Leistung abgerufen, ich habe wirklich<br />

versagt. Ich bin einfach ins Match reingegangen, ohne an<br />

mich zu glauben. Dementsprechend habe ich auch verloren.


Interview: Roman Heflik. Fotos: Odile Hain<br />

re.viSion: Wie gehen Sie mit solchen Niederlagen um?<br />

Stich: Indem ich nächste Woche wieder losgehe und das<br />

nächste Match spiele. Ich kann mich immer wieder herausfordern.<br />

Das herauszufinden ist ja auch das Schwierige<br />

im Leben: Worin bin ich wirklich gut?<br />

Bong: Also hilft dir das Selbstvertrauen und der Glaube<br />

an dich selbst, diese Situation zu meistern?<br />

Stich: Man muss das Selbstbewusstsein haben, eine Herausforderung<br />

einfach anzunehmen und zu sagen: Das<br />

schaffe ich. Sonst sollte man es nicht tun. Und man muss<br />

negative Erlebnisse ins Positive drehen können und sich<br />

sagen: Nächstes Mal mache ich es besser.<br />

Bong: Also kannst du Niederlagen in Motivation umwandeln?<br />

Stich: Ja, wenn man aus Niederlagen nicht lernt, wann dann?<br />

Für mich sind Niederlagen in meiner Karriere viel einfacher<br />

gewesen, auch im realen Leben, weil sie immer beinhalten,<br />

dass ich es beim nächsten Mal besser machen kann. Einen<br />

Erfolg zu verarbeiten ist viel schwerer, weil ich zu glauben beginne,<br />

dass ich nicht mehr an mir arbeiten muss.<br />

re.viSion: Wie ist das bei Ihnen, Herr Bong? Sehen Sie in<br />

Erfolgen auch Risiken?<br />

Bong: Erfolge sind zunächst eine Belohnung, die motiviert.<br />

Sie können allerdings auch dazu verleiten, erstmal<br />

bequem zu werden. Aber im Studium kommt immer irgendeine<br />

Klausur, die einem die Grenzen aufzeigt. Der Stoff<br />

ist außerdem so umfangreich, dass man nie das Gefühl hat,<br />

man könne sicher sein. Ich versuche, auch nach einem Erfolg<br />

mir immer wieder das nächste Ziel zu stecken und mich<br />

zu motivieren, so wie jetzt für das Staats examen.<br />

Stich: Was hast du denn für eine Vision, die dich beim<br />

Examen antreibt? Du könntest ja auch sagen: „Ich will ein<br />

Einser-Examen machen, aber am Ende mache ich dann<br />

eine Arbeit für Ärzte ohne Grenzen.“ Oder ist es das Materielle,<br />

das Einkommen, das dich antreibt?<br />

Bong: Ich denke, Letzteres eher nicht. Ich möchte mir die<br />

Möglichkeit schaffen, nachher das machen zu können,<br />

was mich tagtäglich erfüllt, was mir Spaß macht und wo<br />

ich parallel noch genug Zeit zum Ausgleich habe.<br />

Stich: Also wenn du mich fragen würdest: „War es das<br />

Materielle oder das Tennisspielen?“, würde ich ganz klar<br />

sagen: Das Materielle hat keine Rolle bei meiner Entscheidung<br />

gespielt. Mein Berufswunsch war nie, Tennisprofi<br />

zu werden, ich habe nie als Kind darauf hingearbeitet. Das<br />

hat sich durch Zufall ergeben.<br />

Bong: Mir geht es auch nicht ums Geld. Aber wenn sich<br />

mir später zwei ansonsten gleichwertige Alternativen bieten,<br />

von denen eine einen materiellen Vorteil hat, dann<br />

kann ich nicht ausschließen, dass das ausschlaggebend<br />

wäre. Was war denn der Grund für dich, mit dem Leistungssport<br />

anzufangen?<br />

Stich: Dass ich das perfekte Tennis spielen wollte, aber<br />

ausschließlich für mich. Vom Platz zu gehen und zu sagen:<br />

Das war annähernd dran an dem, was perfekt ist. Dass<br />

man wirtschaftlich gut da steht, dass man Anerkennung<br />

bekommt, das sind Faktoren, die folgen dann eher nach.<br />

Ich wollte in erster Linie das Gefühl haben, dass ich meine<br />

Leistungsgrenze erreicht habe.<br />

Bong: Und das war für dich wichtiger als die Frage, ob du<br />

gewonnen hattest?<br />

Stich: Natürlich wollte ich gerne ein Grand-Slam-Turnier<br />

und den Davis Cup gewinnen. Aber verbunden damit<br />

war, möglichst stolz auf meine eigene Leistung zu sein. Es<br />

gab genügend Matches, die ich gewonnen, aber schlecht<br />

44 45<br />

Menschen - theMen - Leben


Menschen - theMen - Leben<br />

Lasso tat vendit praesenim do delEm dolent<br />

ute mincidunt praesed do eriure min utem<br />

velis nullutp atisim nulla commy nostrud<br />

magnibh euipsum quipit, sent laorper alit<br />

auguer adignia mconulp utatie feugueril dio<br />

odo odionsectem<br />

gespielt habe. Andererseits habe ich aber auch bei der<br />

ATP-Weltmeisterschaft das Finale gegen Pete Sampras gewonnen,<br />

da hätte ich nichts mehr besser machen können.<br />

Und selbst wenn ich in fünf Sätzen verloren hätte, hätte<br />

ich gesagt: Besser geht es nicht, perfekt.<br />

re.viSion: Dieses Streben nach Perfektion behindert und<br />

stresst Sie also nicht, sondern motiviert Sie?<br />

Stich: Absolut. Ich habe in meiner Karriere zwei oder drei<br />

gefühlt perfekte Tennismatches gespielt – und ich habe als<br />

Profi vielleicht 600 Matches gespielt. Der Prozentsatz der<br />

Perfektion ist also nicht so hoch (lacht). Ich finde, Druck<br />

im Sinne von Stress macht sich jeder immer erst mal selber,<br />

weil er sich entweder einer Situation aussetzt, der er nicht<br />

gewachsen ist, oder weil er sich selbst falsch eingeschätzt<br />

hat. Das Reden vom „Druck“ wird aus meiner Sicht oft als<br />

Ausrede verwendet, auch im Sport.<br />

Bong: Ich versuche, diesen Leistungsdruck beim Studium<br />

so zu kanalisieren, dass ich meine eigenen Ziele setze und<br />

dann auf diese Ziele und auf die Zwischenschritte hinarbeite.<br />

Wenn der Druck zu viel wird, überlege ich mir: O.k.,<br />

was ist jetzt schiefgelaufen und was kann ich an meinem<br />

Alltag ändern, um zufrieden zu bleiben?<br />

Stich: Ist „Druck“ als Wort etwas Negatives für dich?<br />

Bong: Es hängt davon ab, wie man selbst damit umgeht.<br />

Die gute Seite ist, dass es einen zur Leistung anspornt,<br />

aber wenn dann die eigene Motivation umschwingt und<br />

man vom Druck und nicht mehr von dem, was man selbst<br />

erreichen will, bestimmt wird, dann ist der Druck was<br />

Negatives.<br />

re.viSion: Herr Stich, Sie haben sich auch nach Ihrer<br />

Sportlerkarriere nicht ins Private zurückgezogen, sondern<br />

leiten weiter Ihre Stich-Stiftung gegen HIV, die Sie bereits<br />

während Ihrer aktiven Tenniskarriere gegründet haben.<br />

Warum wollten Sie sich um HIV-Infizierte kümmern?<br />

Stich: Ich wollte eine Stiftung gründen, um in einem Bereich<br />

zu helfen, der mich interessiert. Und es sollte etwas<br />

mit Kindern sein. Dabei war eines der Themen, die in diesem<br />

Zusammenhang auftauchten, HIV. Bevor ich mich<br />

mit dem Thema näher beschäftigt habe, hatte ich genau<br />

die gleichen Berührungsängste wie die meisten Menschen.<br />

Das hat mich wiederum herausgefordert. Ich habe mir<br />

gesagt: Da kannst du was lernen und vielleicht durch den<br />

Quereinstieg auch einen Unterschied machen, weil du<br />

Dinge anders angehst.<br />

re.viSion: Würden Sie dieses soziale Engagement auch<br />

jüngeren Menschen empfehlen, die keine Aussichten auf<br />

hohe Preisgelder haben?<br />

Stich: Absolut. Aber nicht wegen einer Pflicht zum sozialen<br />

Engagement, sondern weil das eine unglaublich gute<br />

Schule fürs Leben ist. So wie ich immer jungen Menschen<br />

sagen würde: Geht für ein Jahr irgendwo ins Ausland, da<br />

ist eine Welt, die ist so spannend und so groß und die hat<br />

so viel zu bieten.<br />

re.viSion: Herr Bong, kann man als Student von Michael<br />

Stich etwas lernen?<br />

Bong: Mit Sicherheit. Einerseits von ihm als Leistungssportler<br />

die Disziplin, sich auf ein Ziel zu fokussieren, und<br />

den Glauben an sich selbst in jeder Situation. Außerdem<br />

habe ich das Gefühl, dass er eigentlich alles, was er macht<br />

– ob Tennis oder soziales Engagement –, aus einer eigenen<br />

Schaffenskraft heraus macht und nicht, weil er sich irgendwie<br />

von außen dazu verpflichtet fühlt.<br />

re.viSion: Bleibt an der BLS genug Freiraum, um sich<br />

selbst noch zu engagieren?


„Im Studium schließen sich Teamgeist<br />

und Ehrgeiz ja auch nicht aus.“<br />

SeBaStian Bong<br />

Bong: Ich denke schon. Die Arbeitsbelastung ist natürlich<br />

hoch, aber es ist auch nicht nötig, dass man sieben Tage die<br />

Woche und jede freie Stunde des Tages mit dem Studium<br />

verbringt. Es bleibt immer genug Zeit, um auch eigenen<br />

Neigungen und Interessen nachzugehen.<br />

Stich: Ich bin da immer sehr schwarz-weiß: Ich glaube,<br />

jeder hat die Möglichkeit, sich sozial einzubringen. Aber<br />

es muss eine Herzensangelegenheit sein. Die Zeit hat jeder,<br />

beispielsweise ins Altersheim nebenan zu gehen und<br />

alten Menschen vorzulesen oder eine Rechtsberatung zu<br />

geben für Menschen, die sich das nicht leisten können.<br />

Man muss nicht erst 60 werden, um etwas Gutes zu tun.<br />

Ich selbst habe meine Stiftung mit 26 gegründet und war<br />

damals der jüngste Stifter Deutschlands. Es wäre schön,<br />

wenn junge Menschen sagen: Wir haben die finanziellen<br />

Mittel oder das Know-how, wir stellen jetzt mal unsere<br />

Zeit zur Verfügung. Wie alt bist du, Sebastian?<br />

Bong: 23.<br />

Stich: Das sind 20 Jahre zwischen uns. Eure Generation hat<br />

schon wieder ein ganz anderes Verständnis für das, was heute<br />

da draußen passiert. Deswegen wäre es toll, wenn immer wieder<br />

junge Menschen nachkommen, die sich engagieren.<br />

re.viSion: Sie haben anfangs mit Ihrer Stiftung Aufsehen<br />

erregt, indem Sie eine Schock-Werbekampagne gefahren<br />

haben, zum Beispiel ein Kinderwagen in Form eines kleinen<br />

Sarges. Warum diese Schockeffekte?<br />

Stich: Die Kampagne hat sich ja ausschließlich an Menschen<br />

gerichtet, die sich mit dem Thema sonst nie beschäftigt<br />

haben. Heute ist es fast schon gesellschaftskonform zu sagen:<br />

„Durch die Medikamentierung ist HIV ja eigentlich nur eine<br />

chronische Krankheit.“ Aber HIV ist letztlich immer noch<br />

tödlich. Die Kampagne sollte Aufmerksamkeit generieren<br />

und ein Bewusstsein schaffen, und das hat sie geschafft.<br />

re.viSion: Und wozu dient das Drachenbootrennen, das<br />

Ihre Stiftung jährlich ausrichtet?<br />

Stich: Zur Spendenakquise. Wir wollen Spaß und Sport<br />

verbinden mit dem Gedanken: „Man kann was für eine<br />

gute Sache tun.“ Ich habe die Idee zwei, drei Jahre mit<br />

mir herumgetragen, weil ich auf der Alster immer diese<br />

Drachenboote gesehen und gedacht habe: Mensch, damit<br />

kannst du mal irgendwas machen. Und dann brauchte das<br />

UKE Geld für die Immundefektambulanz, die wir schon<br />

seit fast 20 Jahren unterstützen. Da habe ich gesagt: „Jetzt<br />

machen wir ein Event daraus und holen Partner, Firmen<br />

und Freunde mit ins Boot.“<br />

„Man muss nicht erst 60 werden,<br />

um etwas Gutes zu tun.“ Michael Stich<br />

Bong: Ich habe selbst mal auf dem Wannsee und auch auf<br />

der Alster fünf Jahre gerudert, und da merkt man dann im<br />

wahrsten Sinne des Wortes, dass man nur vorankommt,<br />

wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Sitzt du auch<br />

selbst mit im Drachenboot?<br />

Stich: Ja, ich paddle schon mit. Aber wir müssen natürlich<br />

auch wahnsinnig viel organisieren: Wir haben tagsüber an<br />

der Alster etwa 500 Teilnehmer und bei der Abendveranstaltung<br />

so zwischen 1 000 und 1 100 Gäste.<br />

re.viSion: Bei den Rennen wird ja auch ziemlich viel geschrien<br />

und getrommelt. Worum geht es da, um Mannschaftsgeist<br />

oder um Konkurrenz?<br />

Stich: Die Idee dahinter war, dass die Teams, die dabei mitmachen,<br />

ihren Teamgeist fördern können. Das kann eine<br />

Abteilung sein oder eine Firma, die Gäste oder Mitarbeiter<br />

einlädt. In den ersten Jahren ging es vor allem um die Teilnahme<br />

wegen der guten Sache. Inzwischen aber sind viele<br />

Teams schon seit Jahren dabei. Eine Mannschaft ist jetzt<br />

seit vier Jahren ungeschlagen, und der sportliche Ehrgeiz bei<br />

den Teilnehmern wächst, sie endlich zu besiegen.<br />

re.viSion: Was ist aus Ihrer Sicht grundsätzlich wichtiger<br />

für eine erfolgreiche Karriere: der Mannschaftsgedanke<br />

oder der Wille zum Siegen?<br />

Stich: Das hängt ganz davon ab, wo man tätig ist. In<br />

meinem Job als Tennisprofi war Egoismus natürlich wichtig.<br />

Auf dem Platz konnte ich mich nicht darum kümmern,<br />

ob mein Gegner ein netter Kerl ist. Man sollte aber<br />

nicht vergessen, dass man einen Job nie wirklich ganz allein<br />

machen kann. Auch ich brauchte meinen Trainer und<br />

ein funktionierendes Umfeld. Allerdings glaube ich, dass<br />

auch ein Team dann am besten ist, wenn jeder versucht,<br />

sein Bestes mit einzubringen, und an seine Leistungsgrenze<br />

geht und auch eine Erwartungshaltung an seine<br />

Teammitglieder formuliert.<br />

Bong: Im Studium schließen sich Teamgeist und Ehrgeiz<br />

ja auch nicht aus. Gemeinsam kommt man am besten weiter.<br />

Natürlich will hier jeder etwas erreichen. Aber gerade<br />

das trägt dazu bei, dass die Atmosphäre sehr motivierend<br />

ist. Wichtiger ist aber noch, dass man im Gespräch und in<br />

der Zusammenarbeit mit den anderen immer etwas lernt<br />

und den Stoff erst richtig versteht.<br />

Stich: So wie du es beschreibst, sollte es auch sein: voneinander<br />

lernen, miteinander etwas entwickeln und auch<br />

dadurch wieder besser werden, also seinen Horizont erweitern.<br />

Sozusagen als Schule fürs Leben.<br />

46 47<br />

Menschen - theMen - Leben


Menschen - caMpus - theMen<br />

Compliance Check<br />

im test: Das Facilit y management<br />

Versprechen kann man viel – wir messen<br />

Einrichtungen und Unternehmen der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> an ihren eigenen<br />

Ansprüchen.<br />

Organisationsform:<br />

Teil des Hochschulmanagements der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Tätigkeitsgebiet:<br />

Campus-Pflege, Technik, Umbau<br />

Team:<br />

Rudi Wende, Torben Behnke, Waldemar Bünger<br />

Motto:<br />

„Wir halten geräuscharm und unsichtbar eine kleine Stadt<br />

in Betrieb“<br />

Hardware:<br />

Diverse Werkzeuge: darunter 21 Zangen, 3 Bohrmaschinen,<br />

14 Kabeltrommeln, 30 neue Klobrillen pro Jahr<br />

Eigener Anspruch: „An 365 Tagen im Jahr sorgen wir dafür,<br />

dass die Infrastruktur der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> elegant<br />

und ohne große Störungen läuft. Wenn es Probleme mit der<br />

Heizung, dem Wasser, der Elektrotechnik oder der Lüftung<br />

gibt, sind wir sofort zur Stelle. Bei Umbaumaßnahmen sollen<br />

die Studenten möglichst nicht durch Lärmgeräusche belästigt<br />

werden. Wohlbefinden und Hilfsbereitschaft sind für uns keine<br />

Fremdworte.“<br />

Testfrage 1 (Probleme mit der Lüftung): Ihr Anspruch ist,<br />

stets für das richtige Raumklima zu sorgen. Nun sitzt Maria<br />

Müller in dünner Bluse und kurzem Röckchen in der Bibliothek<br />

und friert. Zwei Tische weiter bringt die Examensvorbereitung<br />

Fritz Fricke mächtig ins Schwitzen. Sie fragt: „Können wir die<br />

Heizung höherstellen?“ Er möchte, dass die Temperatur gesenkt<br />

wird. Was tun Sie?<br />

Bünger: Ich erkläre beiden Studenten, dass wir gemäß § 3<br />

Abs. 1 der Arbeitsstättenverordnung immer eine Temperatur<br />

von 21,7 Grad fahren. Mein Tipp für Maria Müller: Bring dir mal<br />

eine dicke Decke oder einen Poncho mit. Fritz Fricke beruhige<br />

ich: Das Examen haben schon einige vor dir bestanden. Und<br />

wenn du im Sommer statt eines dicken Rollkragenpullis ein<br />

T-Shirt anziehst, ist dir vielleicht nicht ganz so heiß.<br />

Testfrage 2 (Lärmgeräusche): Ein Student schreibt Ihnen<br />

eine Mail: „Lieber Herr Bünger, die Bauarbeiten im Dachgeschoss<br />

sind viel zu laut. Mittels Handy-App konnte ich feststellen,<br />

dass die Bohrungen eine Lärmbelastung von über<br />

92 Dezibel erreichen. So können wir hier im Kleingruppenraum<br />

unmöglich arbeiten.“ Was antworten Sie ihm?<br />

Bünger: Für mich sind bohrende Geräusche ja Musik in den Ohren,<br />

aber ich kann verstehen, dass der Lärm für andere anstrengend<br />

ist. Wir versuchen natürlich, die Reparaturen schnellstmöglich<br />

zu beenden.<br />

Testfrage 3 (Hilfsbereitschaft): Ein Student kommt zu Ihnen<br />

in die Werkstatt und sagt: „Ich habe mein Fahrrad am Dammtorbahnhof<br />

angeschlossen und den Schlüssel verloren. Leider<br />

ist das Schloss so sicher, dass man es nicht mit einer Zange zerbrechen<br />

kann.“ Können Sie ihm helfen?<br />

Bünger: Ich sage immer: Wir fliegen bis zum Mond, also muss<br />

auch das möglich sein. Aber zunächst frage ich natürlich noch<br />

mal nach: Ist das wirklich dein Rad? Wenn der Student das<br />

glaubhaft bestätigt, gebe ich ihm eine Kabeltrommel und eine<br />

Flex in die Hand. Das dürfte das Problem beheben.<br />

Waldemar Bünger, Leiter Facility Management<br />

Text: Xenia von Polier. Foto: Odile Hain


Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

Gästebuch<br />

15. Mai 2012: Bundesverteidigungsminister<br />

Dr. Thomas de Maizière hält an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> einen Vortrag zu seinem Konzept moderner<br />

Sicherheitspolitik.<br />

„Sicherheit umfasst nicht nur<br />

die Verteidigung der eigenen<br />

Landesgrenzen, sondern<br />

auch die Wahrung legitimer<br />

staatlicher Interessen weltweit.“<br />

1. März 2012: Martin<br />

Hoffmann, Intendant der<br />

Berliner Philharmoniker,<br />

zu Gast an der <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />

„Aus Erfahrung und<br />

Qualität wächst dem Orchester ein<br />

großes Selbstbewusstsein.“<br />

24. Februar 2012: José Manuel<br />

Barroso spricht zu den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-<br />

Studenten.<br />

„Es ist illusorisch gewesen zu denken,<br />

eine gemeinsame Währung<br />

könne funktionieren,<br />

wenn man die Wirtschaftspolitik<br />

auf nationaler<br />

Ebene belässt.“<br />

14. Mai 2012: Gregor Gysi wirbt in einem<br />

Impulsvortrag an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />

für den europäischen Gedanken.<br />

„Der europäische Wirtschaftsraum muss<br />

um eine soziale Komponente erweitert<br />

werden.“<br />

10. Mai 2012: Martin Schulz, Präsident des<br />

Europäischen Parlaments, ist zu Gast an<br />

der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />

„Europa hat zwei Gründe, sich zusammenzuschließen:<br />

die Vergangenheit und<br />

die Zukunft.“<br />

IMPrEssuM<br />

HERAUSGEBER <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule<br />

für Rechtswissenschaft VERANTWORTLICH FÜR<br />

DEN INHALT Benedikt Landgrebe, stellvertretender<br />

Geschäftsführer (V.i.S.d.P.) KOORDINATION Klaus Weber,<br />

Anouk Lunkenheimer, Hochschulkommunikation <strong>Bucerius</strong><br />

<strong>Law</strong> <strong>School</strong> ANZEIGEN Ingrid Herzig<br />

23. Februar 2012: Bundeswirtschaftsminister<br />

Philipp Rösler referiert zur Euro-Krise.<br />

„Sollten die Pläne von Bundesregierung und<br />

EU-Kommission, einen griechischen Bankrott<br />

abzuwenden, letztendlich nicht aufgehen, gilt<br />

es genug Zeit zu gewinnen, damit sich andere<br />

gefährdete Staaten wie Italien, Spanien oder<br />

Portugal gegen eine Ausweitung der Krise absichern können.“<br />

15. Februar 2012: Hamburgs Erster Bürgermeister<br />

Olaf Scholz zu Gast an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />

„Angesichts der grassierenden Wohnraumknappheit<br />

und eines Bevölkerungszuwachses<br />

von mindestens 5 000 Menschen<br />

pro Jahr muss die Erweiterung des<br />

Wohnraums im Mittelpunkt stehen.“<br />

5. Dezember 2011: Chris Steinegger, State Senator in<br />

Kansas, spricht im Rahmen der Lunchtime Lectures über<br />

die Präsidentschaftswahlen 2012 in den USA.<br />

„Wie seinerzeit Carter hat heute Obama trotz<br />

aller Sympathien mit einer Wirtschaftskrise zu<br />

kämpfen. Verglichen mit dem Beginn seiner Amtszeit<br />

geht es den Bürgern finanziell schlechter, was<br />

einen Stimmenverlust zur Folge haben könnte.“<br />

2. November 2011: Besuch des ehemaligen<br />

Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust an der<br />

<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />

„Wenn Sie glauben, Sie säßen zu Recht auf<br />

Ihrem Stuhl, dann sitzen Sie da nicht lange.“<br />

1. November 2011: Holger Jung, Agentur Jung von Matt, berichtet über<br />

aktuelle Herausforderungen der Werbebranche.<br />

„Es geht darum, dem Konsumenten einen Handel anzubieten: eine<br />

spannende Geschichte im Tausch gegen ein wenig Aufmerksamkeit.“<br />

24. August 2012: Valéry Giscard d’Estaing, französischer<br />

Staatspräsident a .D., und Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler<br />

a. D., debattieren über Europas Rolle in der Welt.<br />

Helmut Schmidt: „Die öffentliche Meinung in<br />

den meisten europäischen Staaten wird immer<br />

nationalistischer. Der Nationalismus ist vielerorts die Antwort auf das<br />

fehlende Verständnis der Krise.“<br />

Valéry Giscard d’Estaing: „Das ist kein Nationalismus. Es<br />

ist Egoismus. Das Problem ist, dass Europa keine solidarische<br />

Struktur hat. Wir brauchen eine Kultur der Solidarität.“<br />

VERLAG TEMPUS CORPORATE GmbH – Ein Unternehmen<br />

des ZEIT Verlags, <strong>Bucerius</strong>straße/Eingang Speersort 1,<br />

20095 Hamburg GESCHÄFTSFÜHRUNG Ulrike Teschke,<br />

Manuel J. Hartung PROJEKTLEITUNG Andrea Rützel<br />

REDAKTIONSLEITUNG Roman Heflik, Xenia von Polier<br />

GESTALTUNG Kai Kullen FOTOGRAFIE Odile Hain<br />

KORREKTORAT Volker Hummel<br />

48 49<br />

HERSTELLUNG Thorsten Bastian (verantw.), Dirk Schmoll<br />

DRUCK MEDIA DRUCKWERK Gruppe GmbH, Rondenbarg 6,<br />

22525 Hamburg AUSGABE Nr. 4, Oktober 2012<br />

AUFLAGE 5 000 ERSCHEINUNGSWEISE Jährlich<br />

KONTAKT <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, re.vision – <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />

<strong>School</strong> Magazin, Jungiusstraße 6, 20355 Hamburg<br />

re.vision@law-school.de, Tel. 040 – 30706-0<br />

Menschen - caMpus - Leben - weLt


Menschen - caMpus - Leben<br />

… und,<br />

Felix WenDenburg<br />

über seine Premiere als meDiator<br />

wie war<br />

ich?<br />

Die Aufregung überfiel mich ganz plötzlich, als die Tür<br />

zum Kunden – einer Anwaltskanzlei – aufging. Zuvor war<br />

ich eigentlich ganz entspannt gewesen. Ich hatte vormittags<br />

in der Uni an meiner Doktorarbeit geschrieben, bin dann<br />

zum Umziehen kurz heim und habe mich anschließend in<br />

den Zug gesetzt. Der Kollege, mit dem ich die Mediation<br />

leiten sollte, holte mich eine Stunde später am Bahnhof ab.<br />

Er ist Psychologe und sehr erfahren in der Vermittlung zwischen<br />

Konfliktparteien. Ich freute mich über sein Angebot,<br />

ihn bei der Mediation zu begleiten. So würde ich endlich<br />

ausprobieren können, worüber ich in der Uni schon so viel<br />

gelesen und gehört hatte. Über den Fall wusste ich nur so<br />

viel: Die Partner der Kanzlei konnten sich nicht über eine<br />

neue Vergütungsregelung einigen, manche überlegten deswegen<br />

sogar auszuscheiden. Es hatte Tränen gegeben und<br />

Türenschlagen.<br />

Bis ich die Methode der Mediation entdeckte, war mir das<br />

Studium immer etwas einseitig vorgekommen. „Wer will<br />

was von wem woraus?“ – das kennt jeder Jurist im Schlaf.<br />

Aber wer fragt nach den Hintergründen? In der Mediation<br />

sind die Antworten auf das „Warum?“ unser Motor, und<br />

das Ziel ist nicht, dass einer der Beteiligten gewinnt, sondern<br />

dass die Lösung allen Interessen gerecht wird.<br />

Die Räume der Kanzlei waren nobel und sehr repräsentativ:<br />

Am Empfang standen drei Damen, die uns begrüßten und<br />

die Mäntel abnahmen. Sie führten uns in einen Konferenzsaal<br />

mit einem ovalen Tisch für mindestens 20 Personen,<br />

von der Fensterfront aus<br />

konnte man über die<br />

ganze Stadt schauen.<br />

Als ich da so stand<br />

und über die Dächer blickte, fragte ich mich plötzlich, ob ich<br />

das überhaupt kann.<br />

Bisher wusste ich ja alles nur aus Büchern: Man muss darauf<br />

achten, wie die Stimmung zwischen allen Anwesenden ist,<br />

welche Interessen man heraushört und ob es kognitive Verzerrungen<br />

gibt.<br />

Das ist super, um Aufsätze darüber zu schreiben, aber in<br />

echt? Wie sollte ich diesen Anwälten mit so viel Berufserfahrung<br />

helfen können? Würden sie mich, der so viel jünger<br />

war, überhaupt ernst nehmen?<br />

Dann kamen sie: elf Herren zwischen 40 und 65. Ich war<br />

froh, dass mein Kollege den Small Talk übernahm. Man<br />

muss dabei gut aufpassen, nicht mit einer Partei mehr zu<br />

reden als mit der anderen – nur weiß man zu diesem Zeitpunkt<br />

ja noch nicht, wer zu wem gehört und welches Gesprächsthema<br />

den Konflikt betreffen könnte. Dann stellte<br />

mein Kollege uns vor und eröffnete die Sitzung: „Mit welchen<br />

Gedanken sitzen Sie heute hier?“ Es war faszinierend,<br />

in dieser harten und analytischen Wirtschaftswelt Menschen<br />

zu beobachten, die so deutlich emotional angespannt<br />

sind. Und wie sie, die sonst so rational und strukturiert sind,<br />

im Konflikt plötzlich alles durcheinanderbringen: Interessen,<br />

Vorwürfe, Positionen, Emotionen.<br />

Ich stand hinter meinem Kollegen am Flipchart. Ich glaube,<br />

nach einiger Zeit hatten alle vergessen, dass ich überhaupt<br />

da war. In einer Gesprächspause war dann mein erster Auftritt.<br />

Weil Streitende oft ihre eigene Position in langen Monologen<br />

vortragen, aber gleichzeitig gar nicht richtig zuhören,<br />

wenn der „Gegner“ spricht, ist es eine wichtige Aufgabe<br />

der Mediatoren, ab und an das Gesagte zusammenzufassen.<br />

„Sie meinen also ...“<br />

Als meine Stimme plötzlich unerwartet laut durch den<br />

Raum drang, erschraken alle. Ich auch. Als wäre ich aus<br />

dem Nichts aufgetaucht und erst jetzt wirklich anwesend.<br />

Meine erste Zusammenfassung war nicht brillant, eher<br />

tastend und zögerlich, aber okay. Mein Kollege zwinkerte<br />

mir aufmunternd zu, und im Laufe der Sitzung wurde ich<br />

immer sicherer.<br />

Es kam bald heraus, dass die Kanzlei überraschend schnell<br />

gewachsen war, ohne Struktur oder Konzept. Die Partner<br />

mussten sich grundlegende Gedanken machen, welches<br />

Selbstbild sie hatten und nach außen tragen wollten. Wir<br />

vereinbarten einen Strategie-Workshop in einem Tagungshotel<br />

– das Vergütungsmodell, das zum Ausbruch des Streits<br />

geführt hatte, war danach nur noch eine Formsache.<br />

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es bei dem<br />

Termin um grundlegende Konzeptfragen<br />

gehen würde, aber mittlerweile habe ich in diesem<br />

Punkt Demut gelernt: Man weiß vorher<br />

nie, worum es in den Konflikten wirklich geht.<br />

Als wir später wieder auf der Straße vor der<br />

Kanzlei standen, schwirrten 1 000 Fragen durch<br />

meinen Kopf: Hatte ich zu viel gesagt? Oder<br />

eventuell Mist erzählt? Mich in der falschen<br />

Situation eingemischt? Mein Kollege machte genau<br />

das, was ich in dem Moment brauchte: Statt<br />

alles auseinanderzunehmen, hob er die Hand,<br />

rief „High Five!“ und klatschte mich begeistert ab.<br />

Protokoll: Katrin Zeug. Foto: Odile Hain


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