(m/w). - Bucerius Law School
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D a s J a h r e s M a g a z i n<br />
Weitergeben | Doris König wird neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
Lernen | Wie Moot Courts auf das Berufsleben vorbereiten<br />
Vorausdenken | Neues IP-Center zum geistigen Eigentum im 21. Jahrhundert<br />
Bu c er iu s La w s c h o o L Ma g a z in e 2009 101
Perspektive.<br />
Planen Sie ruhig<br />
Ihre nächsten Züge.<br />
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Wissenschaftliche Mitarbeiter (m/w)<br />
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Foto: Odile Hain. Titelfoto: Achim Liebsch<br />
Liebe Alumni, liebe Studierende,<br />
liebe Freunde der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>,<br />
aus vielen Rückmeldungen wissen wir, dass die<br />
re.vision – unser Jahresbericht – nicht nur Leser, sondern<br />
auch schon Sammler hat. Kein Wunder, denn<br />
neben dem (dank der ZEIT-Stiftung sowie zahlreicher<br />
Förderer zum Glück immer positiven) nüchternen<br />
Zahlenwerk bildet er mit Geschichten und Fotos<br />
ab, was innerhalb des vergangenen akademischen<br />
Jahres wichtig war. Dieses Jahr kommt ein besonderer<br />
Blick zurück und zugleich nach vorn dazu: die Staffelübergabe<br />
im Präsidentenamt, von Karsten Schmidt<br />
zu Doris König. Wir nutzen diesen prominenten<br />
Platz im Editorial, um uns vor unserem bisherigen<br />
Präsidenten, dem großen Wissenschaftler, engagierten<br />
Lehrer und vielleicht letzten Universalgelehrten<br />
Karsten Schmidt, zu verneigen und ihm zu danken<br />
für die wunderbare Zusammenarbeit während seiner<br />
beiden Amtszeiten. Wir sehen zugleich dem künftigen<br />
Zusammenspiel mit Doris König freudig entgegen<br />
und ermuntern – ganz in ihrem Sinne – Sie alle,<br />
an der Weiterentwicklung unserer Hochschule auch<br />
künftig teilzuhaben: als Alumni, Freunde, Förderer,<br />
Eltern, Studenten und Wegbegleiter. Dass es sich<br />
lohnt, an einem so inspirierenden und immer wieder<br />
nach Exzellenz strebenden Wunderwerk wie einer<br />
privaten, forschungsorientierten Stiftungshochschule<br />
mitzuwirken, veranschaulicht nicht zuletzt dieses<br />
Magazin. Viel Freude beim Lesen,<br />
Ihre<br />
Dr. Hariolf Wenzler<br />
Geschäftsführer<br />
Benedikt Landgrebe<br />
Stellvertretender Geschäftsführer<br />
… ein<br />
Blick<br />
zurück<br />
und<br />
nach<br />
vorn
Querdenker gesucht<br />
Referendare m/w<br />
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mit Ihrer Persönlichkeit!<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
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Inhalt|12<br />
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Tagesschau<br />
Der Gerd <strong>Bucerius</strong> Tag<br />
Die Krönung<br />
Präsidentenwechsel an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
<strong>Bucerius</strong> clips # 01<br />
Kurz vermeldet<br />
TäuschenD echT<br />
Moot Courts<br />
unTer Verschluss<br />
Studenten öffnen ihre Fächer<br />
neues rechT für neue räume<br />
Das IP-Center<br />
<strong>Bucerius</strong> clips # 02<br />
Kurz vermeldet<br />
ansichTssache<br />
Die Hochschule auf dem Prüfstand<br />
persönlichKeiTen gesuchT<br />
Studium generale und Studium personale<br />
anKl age unD VerTeiDigung<br />
Hochschulen und private Förderer<br />
richTig VerzeT TelT<br />
Outlaw: Hans Siem Schweiger<br />
masTers of The uniVerse<br />
Grüße aus Istanbul und London<br />
facTs & figures<br />
Der Jahresabschluss<br />
in Der coffee lounge<br />
... mit Michael Stich und Sebastian Bong<br />
compliance checK<br />
Im Test: das Facility Management<br />
gäsTeBuch<br />
Appelle ans Auditorium<br />
… unD, wie war ich?<br />
Felix Wendenburg über seine Premiere als Mediator<br />
22<br />
44<br />
10<br />
NAVIGATION:<br />
50<br />
weLt<br />
Leben<br />
themen<br />
campus<br />
menschen<br />
30<br />
16<br />
4 5
Menschen - caMpus - Leben<br />
Text: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain<br />
Tagesschau<br />
Der GerD <strong>Bucerius</strong> TaG<br />
um 14:00 uhr starteten die<br />
aktionen. Vom campus aus<br />
machten sich die Gruppen<br />
gemeinsam auf den Weg.<br />
Die hauptperson:<br />
Gerd bucerius als Vorbild<br />
und stifter. Im andenken an<br />
ihn wollten die studenten<br />
gemeinsam in und für<br />
hamburg aktiv werden.<br />
Äpfel, bananen – was fehlt noch?<br />
Wissenschaftliche hilfskraft paul<br />
Rühmann besorgte die Verpflegung für das<br />
Fußballturnier auf der Moorweide.<br />
Ein Tag, zEhn ProjEkTE und übEr 100 TEilnEhmEr:<br />
bEim ErsTEn gErd bucErius Tag sETzTEn sich am<br />
13. juni 2012 diE sTudEnTEn für diE gEsEllschafT<br />
Ein – von akTionEn in EinEm sEniorEnhEim und<br />
im WilhElmsburgEr haus dEr jugEnd bis hin zu<br />
EinsäTzEn bEi dEr sTifTung miTTagskindEr. das ziEl:<br />
EinE iniTialzündung für mEhr gEsEllschafTlichEs<br />
EngagEmEnT zu liEfErn.<br />
Ihren einsatz haben die studenten selbst<br />
organisiert. Dazu zählte die auswahl<br />
der verschiedenen projekte und die<br />
Koordination der einzelnen Gruppen.<br />
unterstützung bekamen sie vom Zsp,<br />
dem Zentrum für studium generale und<br />
persönlichkeitsentwicklung.
Doch was bringt ein solcher sozialtag<br />
eigentlich für die betroffenen? und<br />
warum lohnt sich der einsatz für die<br />
studenten?<br />
eine erfahrung, die sich vielen<br />
Teilnehmern einprägte: wie viel<br />
Zuneigung und aufmerksamkeit<br />
speziell die Kinder brauchen und<br />
wie viel sie davon gleichzeitig<br />
zurückgeben.<br />
barrieren lassen sich oft spielend abbauen:<br />
so versucht das projekt „sport und spaß mit<br />
Kindern“ in Wilhelmsburg, interkulturellen<br />
Dialog und wechselseitiges Kennenlernen zu<br />
fördern.<br />
perspektivwechsel vor Ort: Ziel der<br />
gemeinsamen aktionen war es unter<br />
anderem, die Lebenswirklichkeiten<br />
verschiedener Gesellschaftsgruppen<br />
kennenzulernen.<br />
6 7<br />
Menschen - caMpus - Leben
Menschen - caMpus - Leben<br />
und auch mit Fachwissen kann man helfen:<br />
anastasia shelestova, Franziska Maktée,<br />
anna Lena Garde und benjamin Fischer<br />
beschäftigten sich mit der Frage, wie man<br />
das Fundraising im Verein „privet – hilfe für<br />
Tschernobyl Kinder“ verbessern kann.<br />
„hände hoch für Waffenkontrolle –<br />
Jede Minute stirbt ein Mensch durch<br />
Waffengewalt“: unter diesem Motto<br />
wollte die amnesty-Internationalhochschulgruppe<br />
mit einem Flashmob<br />
auf dem Jungfernstieg den beschluss<br />
eines unO-Vertrags zur Kontrolle des<br />
Waffenhandels unterstützen.<br />
Der Verein will 15 Kindern aus dem<br />
verstrahlten Tschernobyl-Gebiet<br />
erholungsurlaub in der nähe von<br />
hamburg finanzieren.<br />
Dazu verteilten die studierenden<br />
als handgranaten verpackte Äpfel<br />
an passanten.
schuss, Tor und<br />
eine siegerurkunde<br />
von Tina Klapproth,<br />
hamburger<br />
Geschäftsführerin<br />
des Mentoren -<br />
projekts „big<br />
brothers, big<br />
sisters“. Das Ziel<br />
des Turniers: ein<br />
auftakt für mehr<br />
engagement. Mehr<br />
als 100 Jungen und<br />
Mädchen suchen<br />
noch Mentoren.<br />
Jeder kann durch persönlichen einsatz<br />
einen unterschied machen: beim<br />
sektempfang ließ Karsten schmidt<br />
noch einmal seine erinnerungen an<br />
Gerd bucerius wach werden.<br />
am ende waren sich alle einig: an<br />
einem Tag kann man schon viel<br />
erreichen, und davon profitieren alle<br />
beteiligten. Doch die studentischen<br />
Organisatoren Jonas Versen und<br />
Jasper castell betonten auch: es reicht<br />
nicht, sich für einen Tag einzusetzen.<br />
Wichtig ist stetes und langfristiges<br />
engagement.<br />
umsorgt werden, aber auch<br />
selbst anpacken: bei der stiftung<br />
Mittagskinder kochten die<br />
studenten mit Kindern aus sozial<br />
benachteiligten Familien.<br />
8 9<br />
Menschen - caMpus - Leben
Menschen - caMpus - theMen<br />
Die Krönung<br />
Pr äsidentenwechsel an<br />
der <strong>Bucerius</strong> l aw school<br />
Doris König, die neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> und Inhaberin des neu eingerichteten Claussen-<br />
Simon-Stiftungslehrstuhls für Internationales Recht,<br />
und ihr Vorgänger Karsten Schmidt sprechen mit einem<br />
Studierenden und einem Alumnus über Frauen quoten,<br />
die Entwicklung der juristischen Ausbildung und die<br />
künftige Rolle der Alumni.<br />
Lukas ZöLLner, Generalsekretär der Studierendenschaft<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>: Herr Schmidt, es ist bekannt,<br />
dass Sie gerne Geige spielen. Haben Sie durch das Musizieren<br />
etwas gelernt, das Sie hier für Ihre Tätigkeit als Präsident<br />
und Professor gebrauchen können?<br />
karsten schmidt: Das müsste der Umgang mit Lampenfieber<br />
sein, aber das habe ich in Vorlesungen nicht.<br />
Eigentlich stört mich die Musik bei meinen Vorlesungen<br />
eher, da ich immer etwas Symphonisches oder ein Streichquartett<br />
im Kopf habe. Ich denke dennoch, dass die Befassung<br />
mit Kunst für Jura eine ganz große Rolle spielt.<br />
Jura ist Kunst. Man kann es auch als Handwerk betreiben.<br />
Aber irgendwo sollte es einen künstlerischen Anspruch<br />
haben.<br />
ZöLLner: Frau König, von Ihnen wissen wir, dass Sie vor<br />
einiger Zeit den Kilimandscharo bestiegen haben. Inwiefern<br />
hat Sie diese Erfahrung geprägt hinsichtlich Ihrer<br />
Tätigkeit als Professorin und zukünftige Präsidentin der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>?<br />
doris könig: Die Eigenschaften, die man benötigt,<br />
um Professorin zu werden, braucht man auch am Kilimandscharo:<br />
Man benötigt Ausdauer, muss auch mal<br />
einen Hänger überwinden und das Ziel vor Augen haben.<br />
Das war ein einmaliges Erlebnis und sicherlich eine Erfahrung,<br />
die man hier im Alltag ab und zu einbringen kann.<br />
Obwohl ich nicht hoffe, dass ich mich hier ständig in<br />
Grenzsituationen befinden werde.<br />
schmidt: Das ist unwahrscheinlich.<br />
ZöLLner: Was sagen Ihre Freizeitaktivitäten über Ihre<br />
Führungsstile aus?
Aufgezeichnet von: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain<br />
schmidt: Meinen Sie Tennis? Nun, die Präsidentschaft<br />
ist ein ernstes Geschäft, das man auch spielerisch<br />
betreiben kann. Die Führung einer Hochschule ist<br />
Teamwork. Ich bin entschieden gegen autokratische<br />
Methoden.<br />
ZöLLner: Wie ist Ihr Führungsstil, Frau König?<br />
könig: Ich würde ihn als kommunikativ beschreiben. Ich<br />
arbeite gern mit Kollegen zusammen. Doch wenn es im<br />
Team nicht klappt, werde ich auch ein ernstes Wort sprechen.<br />
Ich hoffe aber, dass ich hier im Zusammenspiel mit<br />
den Kollegen so führen kann, wie es bei Herrn Kötz und<br />
Herrn Schmidt üblich war.<br />
martin hejma, Alumnivertreter der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>:<br />
Herr Schmidt, ein Rückblick auf Ihre Präsidentschaft:<br />
Welche Erwartungen hatten Sie, als Sie vor acht Jahren<br />
Präsident wurden?<br />
schmidt: Ich bin nicht mit einem festen Plan hergekommen,<br />
sondern ein bisschen hineingeschlittert. Eigentlich<br />
wollte ich damals vermeiden, Präsident der Hochschule zu<br />
werden, weil ich im Vorstand der ZEITStiftung sitze und<br />
als Mitgründer ein Problem darin sah, auf der Geber und<br />
Nehmerseite zu stehen.<br />
Ein Ort, der beide Präsidenten<br />
verbindet: Karsten Schmidt,<br />
Experte für Handelsrecht, und<br />
Doris König, Expertin für Seerecht,<br />
am Hamburger Hafen<br />
hejma: Welche Aufgaben haben Ihnen als Präsident am<br />
meisten Spaß gemacht?<br />
schmidt: Die großen Ereignisse: die Eröffnung des akademischen<br />
Jahres, die Orchesterveranstaltungen, alles, was<br />
mit Kunst zu tun hat. Aber auch das Tagesgeschäft ist hier<br />
weniger Arbeit als ein riesiges Vergnügen. Der „Spirit“ ist<br />
hier so besonders.<br />
hejma: Was waren die wichtigsten Beiträge Ihrer Präsidentschaft?<br />
schmidt: Ich hoffe, dass ich die Internationalisierung<br />
vorangebracht habe. Doch der wichtigste Beitrag war eigentlich<br />
vor meiner Amtszeit: das Wagnis, die <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> zu gründen, das wir in der ZEITStiftung eingegangen<br />
sind. Was ich während meiner Präsidentschaft<br />
getan habe, halte ich nicht für bedeutend. Ich denke mir<br />
nicht allein etwas aus, und dann muss es getan werden.<br />
Das kommt aus der Fakultät, aus der Studierendenschaft<br />
und aus der Hochschulleitung. Wir sammeln im Team<br />
ständig Ideen für die Zukunft.<br />
hejma: Und was erwarten Sie von Frau Königs Präsidentschaft?<br />
schmidt: Für mich ist dies ein großes Versprechen und<br />
eine glückliche Wahl, dass Frau König meine Nachfolgerin<br />
wird. Ich freue mich auch deswegen darauf, weil ich<br />
weiterhin an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> tätig sein werde.<br />
Ich will nicht sagen als ihr Untertan – aber eine Königin<br />
braucht Menschen, die ihr zuarbeiten. Ich werde im Team<br />
bleiben.<br />
ZöLLner: Frau König, an welche Erfolge von Herrn<br />
Schmidt möchten Sie anknüpfen?<br />
könig: Die Internationalisierung wird ein wichtiges<br />
Thema bleiben, das wir ausbauen sollten – zum Beispiel,<br />
indem wir noch engere Beziehungen zu Partneruniversitäten<br />
knüpfen. Im Bereich Doktoranden und PostgraduiertenStudium<br />
können wir Kooperationen erweitern.<br />
Ich halte es für wichtig, interkulturelle Kompetenzen zu<br />
fördern. Wir könnten weitere Zusatzveranstaltungen anbieten<br />
– auch für die Alumni.<br />
ZöLLner: Frau König, vor Kurzem haben Sie in einem Interview<br />
geäußert: „Die Gleichstellung ist für mich noch<br />
lange nicht abgehakt.“ Nun aber sind Sie eine von gerade<br />
mal drei Professorinnen an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Was<br />
muss an unserer Hochschule in diesem Bereich geschehen?<br />
könig: Da gibt es tatsächlich deutlichen Optimierungsbedarf.<br />
Allerdings geht es bei Berufungen natürlich um glei<br />
10 11<br />
Menschen - caMpus - theMen
Menschen - caMpus - theMen<br />
che Qualifikationen. Aktuell haben wir ein Berufungsverfahren<br />
für eine JuniorProfessur. Unter den Bewerbern<br />
gibt es auch Frauen. Doch erst mal kommt es auf die Leistung<br />
an. Es ist nicht meine Art zu sagen: Es wird auf jeden<br />
Fall die Frau genommen – das wäre übrigens auch rechtswidrig.<br />
Weiter nachdenken müssen wir aber auch über<br />
unseren Anteil von Studentinnen. Der liegt bei nur knapp<br />
35 Prozent. An staatlichen Universitäten sind es ungefähr<br />
50 Prozent. Noch ist nicht ganz klar, woran das im Einzelnen<br />
liegt: Ist das nur eine Frage der Ermutigung und<br />
Werbung? Oder hat es mit unserem schriftlichen Test zu<br />
tun? Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Frauen diese Art<br />
Tests nicht so gut bestehen wie Männer. Dem müssen wir<br />
nachgehen.<br />
hejma: Was halten Sie von einer festen Frauenquote?<br />
könig: Ich weiß, dass die sehr umstritten ist. Zunächst<br />
müssen wir daher überlegen, ob es auch andere Möglichkeiten<br />
gibt – etwa eine Veränderung des Tests. Eine harte<br />
Frauenquote ist immer das allerletzte Mittel – aber ganz<br />
ehrlich: Wenn es nicht anders gehen sollte, wäre ich nicht<br />
völlig dagegen.<br />
schmidt: Ich aber! Wegen der Quote, nicht wegen der<br />
Frauen.<br />
hejma: Wir haben im AlumniVerein schon 800 Mitglieder<br />
und eine Organisationsquote von über 80 Prozent.<br />
In den nächsten Jahren werden wir immer mehr.<br />
Welche Mitwirkung erhoffen Sie sich von den Ehemaligen?<br />
könig: Ich wünsche mir, dass sie weiterhin mitgestalten,<br />
Ideen beitragen und Diskussionsbereitschaft zeigen.<br />
Wünschenswert ist natürlich auch, dass die Organisationsquote<br />
so hoch bleibt, denn das ist für die Hochschule<br />
„Eine harte Frauenquote ist immer das allerletzte<br />
Mittel – aber ganz ehrlich: Wenn es nicht anders<br />
gehen sollte, wäre ich nicht völlig dagegen.“<br />
sehr wichtig. Und wenn Sie alle in gut bezahlten Positionen<br />
sind, freue ich mich, wenn Sie auch finanziell an ihre<br />
alte Hochschule denken. Amerikanische Universitäten<br />
beispielsweise leben von den Spenden ihrer Alumni. Aber<br />
es geht auch um Input und Mentoring: Es wäre schön,<br />
wenn wir in die bestehenden Mentorenprogramme auch<br />
unsere eigenen Alumni einbinden könnten. Wichtig ist<br />
mir zudem die Bereitschaft vonseiten der Absolventen,<br />
mit Rat und Tat den Studenten zur Seite zu stehen – vielleicht<br />
auch die Bereitschaft, das kategorische Nein zur<br />
Frauenquote noch einmal zu überdenken und ein wenig<br />
offener in diese Diskussion zu gehen.<br />
hejma: Wie schaffen wir es weiterhin, besondere Studenten<br />
an die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> zu holen? Hilft der<br />
Auswahltest dabei oder ist dieses Außergewöhnliche etwas,<br />
das erst durch die Gemeinschaft hier an der Hochschule<br />
entsteht?<br />
schmidt: Beides. Jedenfalls hoffe ich, dass der Auswahltest<br />
ganz erheblich dazu beiträgt. Es geht nicht darum,<br />
die besten Musterschüler herzuholen. Zwar muss man<br />
Menschen finden, die in der Lage sind, solch ein Studium<br />
durchzuhalten. Aber gleichzeitig ist es das Ziel dieses<br />
Auswahltests, Offenheit und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
zwischen den Studierenden zu gewährleisten.<br />
könig: Ich denke, die Studierenden suchen sich hier<br />
Gleichgesinnte und spornen sich gegenseitig an. Ein tolles<br />
Beispiel ist die <strong>Law</strong> Clinic, die von der Studierendenschaft<br />
initiiert worden ist. Unter den Tisch kehren möchte ich<br />
aber nicht, dass ich ein bisschen Sorge habe, dass dieser<br />
Wettbewerb nicht nur positiv ist. Manchmal scheint es,<br />
dass sich einige Studenten verrückt machen, indem sie immer<br />
wieder schauen, wer wie viele Punkte hat. Dem müssen<br />
wir mit Gesprächen entgegenwirken.<br />
hejma: Es fällt während des Studiums schon sehr früh der<br />
Begriff der „NeunPunkteGrenze“. Sollte nicht verhindert<br />
werden, bereits im ersten Jahr das Studium damit zu belasten?<br />
könig: Das ist keine Grenze, die wir setzen. Entweder man<br />
besteht eine Klausur oder nicht. Der Druck, neun Punkte<br />
oder mehr zu erreichen, entsteht unter den Studenten. Einige<br />
erreichen neun Punkte oder mehr – prima. Andere<br />
brauchen eben ein bisschen länger, um das juristische Denken<br />
und das Klausurenschreiben zu lernen. Es gibt genügend<br />
Beispiele von Studenten, die im ersten Jahr schwächer<br />
waren und im zweiten und dritten Jahr zulegten. Am Ende<br />
machten sie dann gute Examina.<br />
hejma: Wenn Sie die Entwicklung der JuraAusbildung<br />
an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> betrachten, was hat sich in den<br />
vergangenen zwölf Jahren verändert?<br />
schmidt: Im Detail gibt es viele Veränderungen, im Konzept<br />
nur wenige. Das hängt damit zusammen, dass sich<br />
im Großen und Ganzen das vom ehemaligen Präsidenten<br />
Professor Kötz gesponnene Netzwerk mit den ausländischen<br />
Universitäten und das Studienprogramm sehr<br />
bewährt haben. Wichtig war aber auch, dass alle an einem<br />
Strang gezogen haben.<br />
hejma: In welchen Bereichen könnte man wieder einen<br />
Schritt nach vorn machen?<br />
schmidt: In der Entwicklung der juristischen Ausbildung.<br />
Es geht um Fragen wie: Was wird aus dem Referendariat?<br />
Was wird aus der Fortbildung und der Beteiligung von<br />
Anwälten als Executive Education? Im Promotionswesen<br />
muss man überlegen, wie Promotionen in Zukunft aussehen<br />
werden. Eine Möglichkeit wäre, näher an den J.D.<br />
heranzurücken. Es schreiben dann diejenigen eine Promotion,<br />
die wirklich Wissenschaft machen wollen. Und all<br />
jene, die in die Praxis wollen, brauchen den Doktor vielleicht<br />
nicht mehr so dringend.<br />
hejma: In der Forschung sind die staatlichen Universitäten<br />
im Vorteil und weisen ein größeres Renommee vor. Wie ist<br />
die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> als relativ junge Universität aufgestellt?<br />
könig: Die Forschung hat bei uns einen hohen Stellenwert.<br />
Aber wir müssen darüber nachdenken, ob wir Forschungsschwerpunkte<br />
bilden wollen. Wir sind eine kleine Fakultät.<br />
Die Frage, die wir diskutieren müssen, lautet also: Ist<br />
es sinnvoll, viele dazu zu bringen, in einem Bereich zu forschen,<br />
obwohl sie vielleicht ganz andere Interessen haben<br />
und in anderen Strukturen zusammenarbeiten wollen?<br />
Gleichzeitig denken wir darüber nach, ein Graduiertenprogramm<br />
aufzustellen. Das wäre in gewisser Weise ein<br />
gemeinsames Forschungsprojekt. Mindestens vier bis sechs<br />
Kollegen müssten ganz eng zusammenarbeiten.<br />
ZöLLner: Herr Schmidt, Sie behalten Ihren Lehrstuhl und<br />
werden weiterhin an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Dozent und<br />
Forscher sein. Was wollen Sie den Studenten in Zukunft<br />
mit auf den Weg geben?
schmidt: Ich bringe ihnen Dinge bei, die ich selbst noch<br />
nicht weiß. So ist die Praxis, und so ist die Lehre. Man gibt<br />
nicht das weiter, was man irgendwann mal aufgenommen<br />
hat, sondern man lernt selbst hinzu. Wichtig ist, dass man<br />
für das Unerwartete gerüstet ist.<br />
ZöLLner: Wie waren Sie beide eigentlich in Ihrer Studentenzeit?<br />
Waren Sie gelassen?<br />
könig: Nicht unbedingt, aber auch nicht karrierefixiert.<br />
Natürlich wollte ich ein gutes Examen machen. Aber<br />
dieses Verkrampfte, das ich hier manchmal erlebe, hatte<br />
ich nicht. Ich war vor allem sehr viel unbedarfter. Ich habe<br />
Jura angefangen, ohne mir große Gedanken darüber zu<br />
machen. Natürlich wusste ich, dass ich mein erstes Examen<br />
machen muss. Über das zweite Examen habe ich mir<br />
überhaupt keine Gedanken gemacht. Als ich das Völkerrecht<br />
für mich entdeckt habe, hat es angefangen, mir rich<br />
„Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig<br />
klar. Aber auch da wirkt es sich aus, woher man<br />
seine Inspiration nimmt und wo der Lebensgenuss<br />
herkommt.“<br />
tig Spaß zu machen.<br />
ZöLLner: In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie im<br />
zweiten Semester einen Hänger hatten.<br />
könig: Ja, stimmt. Ich war kurz davor, etwas anderes zu<br />
machen: Ich dachte darüber nach, Dolmetscherin zu werden.<br />
Ich habe es mir dann aber noch einmal überlegt.<br />
schmidt: Ich wollte anfangs gar nicht Jurist werden, sondern<br />
das Examen nur bestehen, um hinterher journalistisch tätig<br />
zu sein. Dazu studierte ich zusätzlich Geisteswissenschaften.<br />
Die Juristerei ging aber nachher sehr viel besser, als ich gedacht<br />
hatte, und so bin ich hängen geblieben. Den philologischen<br />
Touch habe ich aber nie ganz abgelegt.<br />
ZöLLner: Wann haben Sie entschieden, kein Journalist zu<br />
werden?<br />
schmidt: Schon vor dem ersten Staatsexamen, weil Jura<br />
doch ganz spannend war. Man muss ja ziemlich viel arbeiten,<br />
daher habe ich keine Praktika mehr gemacht, die<br />
Philosophische Fakultät beiseite gelassen, aber weiter<br />
gelesen, gelesen, gelesen. Ich habe vor allem mit Büchern<br />
studiert.<br />
ZöLLner: Haben Sie sich auch mit anderen Studenten ausgetauscht?<br />
schmidt: Nein, ich habe auf eine Weise studiert, die ich<br />
niemandem empfehlen kann. Ich war immer für mich und<br />
hatte keine Arbeitsgemeinschaft mit Kommilitonen. Die<br />
Scheine habe ich irgendwie gemacht und mich dann zum<br />
Examen gemeldet. Das ging zum Glück wunderbar.<br />
ZöLLner: Herr Schmidt, Sie haben mal gesagt: „Unser Idealstudent<br />
paukt nicht nur, sondern spielt abends noch Streichquartett,<br />
treibt Sport, engagiert sich in einer Partei oder Organisation.“<br />
Würden Sie das heute noch unterschreiben?<br />
schmidt: Ja. Ob das nun unbedingt das Streichquartett<br />
oder die Parteiarbeit ist – das sind Beispiele. Aber ich halte<br />
es für wichtig, dass man auf Vielfalt ausgerichtet ist. So sind<br />
die Juristen, von denen ich mir später im Beruf viel verspreche.<br />
Dass man später sehr viel arbeiten muss, ist völlig klar.<br />
Aber auch da wirkt es sich aus, woher man seine Inspiration<br />
nimmt und wo der Lebensgenuss herkommt. Es kommt<br />
tig ist auch die Frage, welche Bücher man liest und was für<br />
Theaterstücke man sieht. Das wird früh angelegt. Zu sagen:<br />
„Wenn ich 50 bin, fange ich damit an“, ist illusorisch.<br />
hejma: Frau König, wie viel Zeit darf denn ein <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong><strong>School</strong>Student zu Hause auf der Couch verbringen?<br />
könig: Das überlasse ich gerne den Studenten selbst. Aber<br />
sie sollten ruhig einfach mal die Seele baumeln lassen. Im<br />
Übrigen lege ich mich auch mal auf die Couch, da unterscheide<br />
ich mich wohl von Herrn Schmidt.<br />
schmidt: Es kommt bei der Couch natürlich immer darauf<br />
an, ob man sie als Unterlage zum Fernsehen oder zum<br />
Lesen nimmt.<br />
hejma: Wie sieht für Sie in der Praxis der ideale Jurist aus?<br />
könig: Der ideale Jurist ist für mich jemand, der verantwortungsbewusst<br />
ist und Lösungen anstrebt, die pragmatisch<br />
sind und zu einer Befriedung beitragen. Das ist natürlich<br />
sehr als Richterin gedacht. Aber letztlich muss ich<br />
auch als Anwalt dazu beitragen, dass man zu einer halbwegs<br />
befriedenden Lösung kommt. Man muss auch immer<br />
im Kopf behalten: Was für Konsequenzen hat das für die<br />
Menschen, die hinter den Akten und Fällen stehen?<br />
schmidt: Ich möchte noch den Mut ergänzen. Mut hat<br />
ja mit der Bereitschaft zu tun, Verantwortung zu tragen<br />
und auch mal unkonventionell zu sein. Gerd <strong>Bucerius</strong>, den<br />
ich sehr gut gekannt habe, sagte immer: Der Tatbestand<br />
kommt vor den Entscheidungsgründen. Er war ein Mann,<br />
der immer darüber nachgedacht hat, was als Ergebnis herauskommt,<br />
und der sich nicht immer nur nach Beifall umgesehen<br />
hat. Man muss einerseits ein Gefühl dafür besitzen,<br />
was akzeptiert wird, und andererseits seinen Prinzipien treu<br />
bleiben.<br />
hejma: Frau König, was bedeutet Ihnen der Namensgeber<br />
<strong>Bucerius</strong>?<br />
könig: Ich habe ihn nicht mehr persönlich gekannt, aber<br />
ich habe mich natürlich in Büchern informiert. Gerd <strong>Bucerius</strong><br />
war sicherlich ein streitbarer Mann, ein mutiger Mann,<br />
ein gradliniger Mann, der auch durchaus mal einen flotten<br />
Spruch drauf hatte. Und natürlich muss man ihm im Nachhinein<br />
dankbar sein, dass er die Weitsicht hatte, sein Geld<br />
in dieser Stiftung anzulegen. Sonst gäbe es uns heute nicht.<br />
Ohne ihn glorifizieren zu wollen, denke ich, dass Gerd <strong>Bucerius</strong><br />
ein Vorbild ist.<br />
nicht nur auf den Golfclub und die Weinsorten an. Wich Im Gespräch an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
12 13<br />
Menschen - caMpus - theMen
Raum für kluge Köpfe, Platz für unvergessliche Feste<br />
Sie planen eine Veranstaltung – <strong>Bucerius</strong> Event bietet Ihnen die passende Kulisse. Im Herzen Hamburgs oder im großzügigen Goßlers<br />
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Kontakt: www.bucerius-event.de, bucerius-event@law-school.de, (040) 3 07 06-217<br />
<strong>Bucerius</strong> Education GmbH, <strong>Bucerius</strong> Conference & Event Management, Jungiusstraße 6, 20355 Hamburg<br />
Die <strong>Bucerius</strong> Education GmbH ist eine 100% ige Tochter der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule für Rechtswissenschaft – gGmbH
Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Kai Kullen (r.u.)<br />
<strong>Bucerius</strong> Clips # 01<br />
FriedriCh der grosse<br />
Vor 300 Jahren wurde Friedrich der Große geboren<br />
– doch was für ein Mensch war der Preußenkönig<br />
eigentlich? Antworten bot eine vierteilige<br />
Vortragsreihe, die das Studium generale und<br />
die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong> zwischen<br />
Januar und Juni 2012 an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> organisiert hatten.<br />
Fussball Für den guTen ZweCk<br />
Die Gewinner dieses Spiels standen schon vor<br />
dem Anstoß fest: die mittellosen Kinder, für die<br />
beim <strong>Bucerius</strong> Benefiz Cup am 9. Juni 2012 acht<br />
Teams aus Hamburger Anwälten und Richtern<br />
kickten. Für den Missionseinsatz sammelten die<br />
Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Startgelder<br />
in Höhe von über 4 600 Euro ein.<br />
neues FakulTäTsmiTglied<br />
Prominenter Zuwachs: Der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />
Wolfgang Hoffmann-Riem ist<br />
seit Juni neues Fakultätsmitglied der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Der frühere Justizsenator<br />
der Stadt Hamburg<br />
und emeritierte Professor<br />
der Universität Hamburg<br />
wird an der Hochschule<br />
seine Forschungen über das<br />
Verhältnis von Recht und Innovation<br />
fortsetzen.<br />
kleine pause<br />
Lust auf ein kleines Nickerchen? Im ausge bauten<br />
Dachgeschoss der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gibt es<br />
seit März 2012 den „Napping Room“. Um ihre<br />
Konzentrationsfähigkeit zu steigern, können<br />
Studenten dort hinter Vorhängen kurze Pausen<br />
einlegen. Übernachtungen sind allerdings nicht<br />
gestattet.<br />
Champions Trophy 2012<br />
„3 Days, 9 Sports, 2 Parties“ – unter diesem<br />
Motto haben Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> vom 4. bis 6. Mai die Champions Trophy<br />
2012 veranstaltet. Über 450 Studenten von<br />
13 europäischen Hochschulen nahmen an dem<br />
Sportfest teil. Besonderer Höhepunkt: ein überraschender<br />
Besuch von Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel, die zufällig in der Nähe des Ziels vom<br />
Alsterlauf gelandet war.<br />
ZukünFTige kooperaTion<br />
Mit einer Debatte zum Thema „Trends in der Zusammenarbeit<br />
von Unternehmen und Kanzleien“<br />
startete am 18. November 2011 die erste Tagung<br />
des <strong>Bucerius</strong> Center on the Legal Profession.<br />
100 Teilnehmer tauschten sich über Innovationen<br />
in der Rechtsdienstleistung und Kriterien bei<br />
der Auswahl von Kanzleien aus.<br />
law CliniC<br />
In Kooperation mit dem Diakonischen Werk<br />
Hamburg gründet die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ein<br />
Zentrum für Rechtsberatung. Ab Herbst 2012<br />
unterstützen in der <strong>Law</strong> Clinic engagierte Studenten<br />
sowie erfahrene Anwälte ehrenamtlich<br />
Ratsuchende in Rechtsangelegenheiten.<br />
Schwerpunkte sind Sozial-, Asyl- und Ausländerrecht.<br />
>>> Rückblick 2011/2012<br />
28. Oktober 2011<br />
Erster Elterntag an der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
2. Dezember 2011<br />
Affiliate Professor Reinhard<br />
Zimmermann wird neuer Präsident<br />
der Studienstiftung<br />
24. Februar 2012<br />
Startschuss für das <strong>Bucerius</strong><br />
Mentoring-Programm<br />
13. – 16. März 2012<br />
52. Assistententagung Öffentliches<br />
Recht in Hamburg<br />
13. Mai 2012<br />
Bundesfachschaftentagung an der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
14. Mai 2012<br />
Erste LL.M.-Messe an der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
21. – 25. Mai 2012<br />
Fünftes <strong>Bucerius</strong> Leadership Program<br />
5. Juni 2012<br />
Zehn Jahre Jusos an der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
7. Juni 2012<br />
Erste Christian-Wilde-<br />
Gedächtnisvorlesung<br />
8. Juni 2012<br />
Absolventenehrung<br />
15. Juni 2012<br />
Stiftertag im <strong>Bucerius</strong> Kunst Forum<br />
22. Juli 2012<br />
Beginn des <strong>Bucerius</strong> Summer Programs<br />
27. Juli 2012<br />
Beginn des Discovery Summer<br />
Camp an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
14 15<br />
Menschen - caMpus - theMen - Leben - weLt
campus - themen - welt<br />
Täuschend echt<br />
Moot Courts<br />
Bei nationalen und internationalen Moot<br />
Courts haben Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> im vergangenen Jahr ihr Talent als<br />
Anwälte bewiesen. Warum waren sie so<br />
erfolgreich? Eine Spurensuche.<br />
Für die Parteien geht es um viel Geld: Das Unternehmen<br />
Nexus Construction hat für die University of the West<br />
Midlands ein Institut für Weltraumforschung gebaut.<br />
Während der Bauphase verhandelte Nexus drei Millionen<br />
Pfund nach – andernfalls könne das Institut nicht fristge-<br />
recht fertiggestellt werden. Doch der Beklagte, die Universität,<br />
will nur den ursprünglich vereinbarten Preis zahlen<br />
und hält dagegen: Nexus hätte sie erpresst, das Gebäude<br />
ohne die Extrazahlungen nicht rechtzeitig fertig zu bauen.<br />
Und später habe die Firma auch noch durch einen Baufehler<br />
Schaden an einem Teleskop verursacht.<br />
Jetzt sitzen je zwei Anwälte beider Parteien in ihren<br />
schwarzen Anzügen vor drei Richtern. Abwechselnd bringen<br />
sie ihre Argumente vor. „Die schlechte Kostenkalkulation<br />
des Beschwerdeführers hat das Problem überhaupt<br />
erst verursacht“, sagt Georg Lorenz, 23, der zusammen<br />
mit Kornelius Lotha, 23, die Universität vertritt. „Nexus<br />
Construction hat für die zusätzlichen drei Millionen<br />
Pfund keine Gegenleistung erbracht.“ Die Nexus-Anwälte<br />
Caroline Huy, 28, und Johannes Stahl, 21, halten dagegen:
Text: Silvia Tyburski. Fotos: Odile Hain<br />
Es habe durchaus eine Gegenleistung gegeben: Immerhin<br />
habe die Uni dank der schnellen Fertigstellung den Termin<br />
für die Einweihung halten können. Und zu dieser war immerhin<br />
Königin Elizabeth II. eingeladen.<br />
Am Ende der Verhandlung spielt es keine Rolle, welche<br />
Seite gewinnt. Das Verfahren endet ohne Richterspruch.<br />
Stattdessen überreicht James Faulkner, der vorsitzende<br />
Richter, Huy und Stahl, den Anwälten von Nexus, einen<br />
Pokal für die überzeugendere Argumentation und als Preis<br />
zwei Schecks über 250 Euro. Den Fall Nexus Construction<br />
versus University of the West Midlands gibt es nicht,<br />
und den Pokal für den Gewinner des <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
Common <strong>Law</strong> Moot wird Faulkner im nächsten Jahr<br />
nach einem neuen Verfahren an ein anderes Anwaltsteam<br />
überreichen. Die Richter sind Dozenten, die Anwälte<br />
Studenten. James Faulkner, Leiter des Fremdsprachenprogramms<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, und sein Team haben<br />
den Prozess Baufirma contra Universität ausgerichtet,<br />
denn das Simulieren gerichtlicher Plädoyers, meist in englischer<br />
Sprache, ist ein wichtiger Bestandteil des Fremdsprachenprogramms.<br />
Mit solchen Moot Courts, also fiktiven Gerichtsverhandlungen,<br />
üben die angehenden Juristen, später vor Richtern<br />
souverän ihre Plädoyers vorzubringen. „Man lernt vor<br />
allem, sich vor Gericht nicht verunsichern zu lassen und<br />
sein Argument konsequent zu verfolgen“, sagt Faulkner.<br />
Fähigkeiten, die zumindest einige seiner Studenten offenbar<br />
schon gut beherrschen: Beim Vis Moot, der seit 1994<br />
jedes Jahr in Wien stattfindet, erreichte das Team der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> 2012 den fünften Platz – als eine von 282<br />
Mannschaften aus 68 Ländern. Damit wurden die Teilnehmer<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> das beste deutsche Team. Der<br />
Vis Moot, bei dem es um internationales Handelsrecht geht,<br />
gilt neben dem amerikanischen Jessup Moot Court, der<br />
Völkerrecht verhandelt, als einer der zwei renommiertesten<br />
internationalen Wettbewerbe für künftige Juristen.<br />
„Das ist eine hervorragende Leistung – zumal dort auf<br />
Englisch verhandelt wird. Studenten von Universitäten<br />
aus dem angloamerikanischen Sprachraum haben es in<br />
diesem Punkt leichter“, sagt Faulkner. Dass das Team so<br />
gut abgeschnitten habe, liege auch daran, dass an der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> großer Wert auf gute Englischkenntnisse<br />
gelegt werde. Auch die Spezialisierung der Hochschule auf<br />
Wirtschaftsthemen und internationale Aspekte des Rechts<br />
hätten zum Erfolg beigetragen, so Faulkner.<br />
Die Fälle sind fiktiv, doch die Verhandlung<br />
verläuft fast wie im richtigen Leben<br />
Vielleicht seien die Teams der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> aber auch besonders<br />
engagiert und von vornherein sehr leistungsbereit,<br />
mutmaßt Faulkner. Denn wer sich dafür entscheidet, an<br />
so einem Wettbewerb teilzunehmen, der weiß, dass viel<br />
Extraarbeit auf ihn zukommt. Und dass er im Unterschied<br />
zu Studenten anderer Universitäten aufgrund des Studienplans<br />
kein Freisemester dafür nehmen kann. Stattdessen<br />
müssen die Teilnehmer in ihrer Freizeit recherchieren,<br />
Schriftsätze erstellen, Plädoyers schreiben und ihre<br />
Vorträge üben – all das neben dem straff durchgeplanten<br />
Studium. Und auch dann, wenn Mitglieder des Teams<br />
gerade im Ausland studieren. Dann wird der Fall eben per<br />
E-Mail oder Skype besprochen. „Die Studenten sind schon<br />
vor ihrer Zeit an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> sehr engagierte,<br />
offene und interessierte Menschen“, sagt der Arbeitsrechtler<br />
Professor Matthias Jacobs. „Bei uns wird das dann noch<br />
verstärkt, durch das fördernde und inspirierende Umfeld<br />
der Schule selbst, aber auch durch die vielen anderen Kommilitonen,<br />
die ähnlich ticken.“ Die Studenten seien sicher<br />
nicht ehrgeiziger als die anderer Universitäten, sagt er.<br />
„Aber vielleicht glauben sie mehr an sich.“<br />
Credit Points gibt es für die Teilnahme an Moot Courts<br />
nicht. Trotzdem profitieren die Teilnehmer davon schon im<br />
Studium. „Die Argumente einer Partei vor einem Tribunal<br />
so knapp, klar strukturiert und überzeugend wie möglich<br />
darzulegen – diese Fähigkeit braucht man später in der<br />
mündlichen Prüfung für das Staatsexamen“, sagt Dr. Stefan<br />
Kröll, Anwalt in Köln und Experte im Bereich Schiedsgerichtsbarkeit.<br />
Kröll, seit vielen Jahren Dozent im <strong>Bucerius</strong>/<br />
WHU Masterprogramm, hat als Assistent am Rechtszentrum<br />
für Europäische und Internationale Zusammenarbeit<br />
in Köln zehn Jahre lang die Teams der Kölner Uni für den<br />
renommierten Willem C. Vis International Commercial<br />
Arbitration Moot Court, kurz Vis Moot, gecoacht. Heute<br />
entscheidet er dort selbst – als einer der Schiedsrichter.<br />
Die Erfahrungen, die angehende Juristen bei den ausgefeilten<br />
Rollenspielen sammeln können, würden jedoch<br />
nicht nur im Studium helfen, sondern vor allem auf das<br />
spätere Arbeitsleben vorbereiten, sagt Kröll. „Die Fälle, die<br />
in Vorlesungen und Seminaren durchgenommen werden,<br />
müssen die Studenten meist aus der Perspektive eines Richters<br />
betrachten und die Argumente beider Seiten abwägen.<br />
Als Anwalt interpretiert man später den Fall aber aus der<br />
Sicht der Partei, die man vertritt“, sagt er. „So eine praxisnahe<br />
und intensiv betreute Ausbildung bekommt man im<br />
16 17<br />
campus - themen - welt
campus - themen - welt<br />
Caroline Huy: „Die Uni konnte<br />
dank Nexus’ Einsatz immerhin den<br />
Einweihungs termin einhalten“<br />
Studium nie wieder.“ Weil die Teilnehmer in den fiktiven<br />
Verfahren – anders als in der Wirklichkeit – Schriftsätze<br />
sowohl für den Kläger als auch für den Beklagten erstellen<br />
müssen und so aus dem Blickwinkel beider Parteien argumentieren,<br />
lernen sie auch, wie man durch das Auslegen der<br />
Argumente einen einzelnen Sachverhalt zweimal komplett<br />
unterschiedlich interpretieren kann.<br />
Ein weiteres Plus: Die Studenten trainieren ihre Rhetorik.<br />
Diese Fähigkeit, die im angloamerikanischen Raum traditionell<br />
eine entscheidende Rolle spielt, gewinne auch im deutschen<br />
Rechtssystem an Bedeutung, sagt Kröll. „Deshalb gibt<br />
es inzwischen auch Moot Courts zu nationalem Recht.“<br />
Auch beim Wettbewerb des Bundesarbeitsgerichts in<br />
Erfurt bewiesen die Studenten der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
schon sehr erfolgreich ihr Können: Von den bislang vier<br />
Prozess-Simulationen belegten Studenten von Professor<br />
Matthias Jacobs und seinen Mitarbeitern zweimal den<br />
ersten Platz. Beim steuerrechtlichen Moot Court des Bundesfinanzhofs<br />
in München erreichte die Mannschaft der<br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> in diesem Jahr die Endrunde und gehörte mit<br />
dem dritten Platz zu den besten Teams. Und bei anderen<br />
internationalen Veranstaltungen wie dem Mediationswettbewerb<br />
der internationalen Handelskammer in Paris<br />
(ICC International Commercial Mediation Competition)<br />
lagen die Vertreter der Hamburger Hochschule<br />
ebenfalls weit vorn: 2011 kamen sie ins Viertelfinale, als<br />
eine von 66 Universitäten. Das hatte bislang noch kein anderes<br />
deutsches Team geschafft.<br />
„Es nehmen immer mehr Fachbereiche der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> an den verschiedenen Moot Courts teil“, sagt Johanna<br />
Büstgens, die mehrmals beim Vis Moot dabei war,<br />
erst als Studentin, später als Coach. In den Fachbereichen<br />
des Privatrechts seien es bereits ein Drittel. Es setze sich bei<br />
Professoren wie bei den Studenten zunehmend die Erkenntnis<br />
durch, wie sehr die angehenden Juristen von den<br />
praxisorientierten Wettbewerben profitieren. So entsandte<br />
der Fachbereich Arbeitsrecht 2006 drei Teams und stockte<br />
dann auf vier auf. Und 2013 werden erstmals Kandidaten<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> sowohl beim Vis Moot in Wien als<br />
auch in Hongkong starten. Bislang waren sie pro Jahr nur bei<br />
jeweils einem der beiden Vis Moots. Der Grund: „Mit den<br />
Erfolgen der vergangenen Jahre ist auch die Bereitschaft der<br />
Studenten gewachsen, sich dort zu engagieren“, sagt Martin<br />
Kilgus, der mit Büstgens die Teams der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
auf die renommierte Veranstaltung in Wien vorbereitete.<br />
Begehrter Preis: Johannes Stahl und Caroline<br />
Huy mit dem Common <strong>Law</strong> Moot Pokal<br />
James Faulkner und seine Kollegen<br />
Lezel Crook (links) und James<br />
Caldwell (rechts) als Richter<br />
Gerade die prestigeträchtigen internationalen Wettbewerbe<br />
können für die angehenden Juristen ein Karrieresprungbrett<br />
sein. „Bei diesen Veranstaltungen trifft sich<br />
alles, was in der Branche Rang und Namen hat – besonders<br />
beim Vis Moot“, sagt Martin Kilgus. „Die großen Kanzleien<br />
nutzen diese Treffen auch, um Nachwuchs zu rekrutieren.“<br />
Bei einem solchen Prozess-Wettkampf mitzumachen<br />
sei für spätere Bewerbungen in jedem Rechtsbereich<br />
ein Pluspunkt, meint auch Stefan Kröll. „Wenn das im<br />
Lebenslauf steht, wird man im Vorstellungsgespräch fast<br />
immer darauf angesprochen.“ James Faulkner ist zudem<br />
überzeugt: „Wer an so einem Wettbewerb teilgenommen<br />
hat, zeigt, dass er sich über einen längeren Zeitraum intensiv<br />
mit einem Thema befasst hat. Dieses Engagement wissen<br />
die Kanzleien zu schätzen.“<br />
Auch auf die Teamarbeit, die die Studenten dabei üben, legen<br />
viele spätere Arbeitgeber Wert. Dieser Gemeinschaftsgeist<br />
ist laut Matthias Jacobs bei den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten<br />
besonders ausgeprägt und sei ein weiterer Grund<br />
dafür, dass sie beispielsweise beim Moot Court des Bundesarbeitsgerichts<br />
so gut abgeschnitten hätten: „Der Spirit ist<br />
besser als bei vielen Teams von anderen Unis“, berichtet er.<br />
„Wir fahren hin, um gemeinsam zu gewinnen. Und wenn<br />
wir nicht gewinnen, waren wir jedenfalls zusammen da<br />
und haben das Beste gegeben.“<br />
Neben diesen wichtigen „Soft Skills“ trainieren die Studenten<br />
noch viele andere Fähigkeiten, die man später als<br />
Anwalt braucht, sagt Martin Kilgus, „zum Beispiel souverän<br />
aufzutreten“. Ein typischer Anfängerfehler sei es beispielsweise,<br />
sich von kritischen Nachfragen verunsichern<br />
zu lassen. „Das ist wirklich eine der größten Herausforderungen“,<br />
sagt Caroline Huy. „Man weiß ja vorher nie, was<br />
die Richter fragen werden. Wir haben jedes einzelne Argument<br />
wieder auseinandergenommen. Das hat richtig Spaß<br />
gemacht.“ Auch Georg Lorenz und Kornelius Lotha haben<br />
während der Vorbereitung mit verteilten Rollen versucht,<br />
sich auf kritisches Nachhaken des Gerichts einzustellen.<br />
„Das war das Tolle an der Teamarbeit“, sagt Kornelius Lotha.<br />
„Man erkennt schon vor der Verhandlung die eigenen<br />
Schwächen und findet die tieferen Argumente.“<br />
Er und sein Verhandlungspartner Georg Lorenz werden<br />
das, was sie bei James Faulkner gelernt haben, bald in die<br />
Praxis umsetzen können: Die beiden stecken schon mitten<br />
im Staatsexamen. Und für Caroline Huy und Johannes<br />
Stahl ist klar: Das war nicht ihr letzter Wettkampf.
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unserer Kanzlei bieten den Rahmen, das Beste für unsere Mandanten<br />
zu leisten. Die außergewöhnlichen Qualifikationen und das tägliche<br />
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Menschen - caMpus - Leben<br />
Unter Verschluss<br />
Studenten öffnen ihre fächer<br />
722 persönliche Schließfächer gibt<br />
es an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, und<br />
in jedem einzelnen Spind steckt eine<br />
andere Geschichte. Vier Studenten<br />
haben ihr eckiges Geheimnis gelüftet.<br />
Jonas HJorTskov,<br />
12. TrimesTer:<br />
Der Schrank ist für mich ein rein<br />
funktionales Examensvorbereitungs-Fach.<br />
Mir ist es wichtig,<br />
dass es übersichtlich ist. Deshalb<br />
liegen darin nur die Gesetzestexte,<br />
die Skripte und ein paar<br />
Blatt Papier. Mehr brauche ich<br />
zum Lernen nicht.<br />
001.<br />
004.<br />
Jan mysegaDes, 12. TrimesTer:<br />
In meinem Schließfach habe ich nur das Nötigste:<br />
den Schönfelder, den Sartorius und<br />
die Landesrecht-Hamburg-Sammlung. Die<br />
Bücher brauche ich eigentlich jeden Tag für<br />
meine Examensvorbereitung. Wichtig sind<br />
außerdem das Kissen, das in der Schlafsack-<br />
Verpackung steckt, und die Schlafmaske<br />
mit dem Spruch „Ich sorge für ausgeschlafene Juristen“.<br />
Die hat mir meine Freundin geschenkt. In den Vorlesungspausen<br />
gehe ich damit gelegentlich in den Napping<br />
Room und erhole mich für 10 bis 20 Minuten.<br />
Daniela Dressler, 10. TrimesTer:<br />
Für mich müssten die Schränke deutlich<br />
größer sein. Mein erstes Schließfach ist<br />
inzwischen so voll, dass ich zusätzlich ein<br />
zweites habe. Es gehört meinem Freund,<br />
der bereits Examen gemacht hat und es<br />
nicht mehr braucht. Aufgeräumt habe ich<br />
die Fächer bisher höchstens rudimentär.<br />
Darin liegen eigentlich alle Unterlagen seit Beginn meines Studiums<br />
sowie Marker, Karteikarten, für die Pausen Kaffeepads<br />
und von einer Freundin eine Postkarte – „Die geilsten Schnallen<br />
vom<br />
002.<br />
Kiez“.<br />
003.<br />
leonarD HoefT,<br />
12. TrimesTer:<br />
Mein Spind führt ein<br />
dem juristischen Alltag<br />
entrücktes Eigenleben.<br />
Er ist Zwischenlager<br />
für ausgeliehene<br />
Bücher, Lebensmittel<br />
und Medikamente sowie für diverse verschollen<br />
geglaubte Gegenstände. Im Alltag<br />
vermeide ich deswegen das ihm innewohnende<br />
Chaos und verlasse mich auf Tasche<br />
und Bibliothek.<br />
Text: Xenia von Polier. Fotos: Odile Hain, fotolia.com (r.u.)
001.<br />
004.<br />
002.<br />
003.<br />
20 21<br />
Menschen - caMpus - Leben
campus - themen - welt<br />
Text: Andin Tegen. Illustrationen: Beck, schneeschnee.de<br />
Neues Recht<br />
für neue<br />
Das neue iP-center<br />
Räume<br />
an Der <strong>Bucerius</strong> L aW schooL<br />
In einer globalisierten Welt wird der<br />
Kampf um geistiges Eigentum härter.<br />
Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> verstärkt<br />
nun die Forschung in diesem<br />
Rechtsgebiet.<br />
Ein wolkenverhangener Tag im Februar dieses Jahres: Ein<br />
Pulk von über 4 000 Demonstranten zieht vom Gänsemarkt<br />
zum Hauptbahnhof, auf Bannern und Plakaten<br />
stehen Worte ihrer Wut: „Stoppt Acta“ lautet eine Forderung,<br />
dazu umarmt ein Krake den Erdball. „Download<br />
this“ steht auf einem anderen Schild, darunter ist ein Pfeil<br />
aufgemalt, der auf den Plakatträger zeigt. Die Teilnehmer<br />
des Protestzuges fürchten den Verlust ihrer Freiheit. Doch<br />
nicht nur in Hamburg, in fast jedem Land der Welt ist die<br />
Diskussion um das umstrittene Urheberrechtsabkommen<br />
bereits so hoch gekocht, dass Tausende auf die Straßen<br />
gezogen sind.<br />
Nur wenige Wochen zuvor: Kim Schmitz sitzt mit einer<br />
abgesägten Schrotflinte im Schutzraum seiner Villa und<br />
wartet. Der Erfinder der Internet-Portale Megaporn,<br />
Megalife und Megaupload ist aufgeflogen, nun kreisen Polizeihubschrauber<br />
über seinem Anwesen in Neuseeland.<br />
Seit vielen Jahren betreibt der 38-Jährige Portale im Internet,<br />
von denen man unter anderem Filme herunterladen<br />
kann. Die Gebühren dafür kommen nicht der Unterhaltungsindustrie<br />
zugute, sondern fließen in seine eigene Tasche.<br />
Kim Dotcom, wie er sich nennt, ist zum Multimillionär<br />
geworden – jetzt soll er verhaftet werden.<br />
Dies sind zwei Beispiele für ein Thema, das zurzeit die Meinungen<br />
auf dem ganzen Erdball spaltet. Zum einen geht<br />
es um die Sorge um die Freiheit im Internet. Zum anderen<br />
geht es um einen kalkulierten Rechtsbruch – geradewegs<br />
durch diese Freiheit erzeugt. Beide Ereignisse haben nun<br />
ein Rechtsgebiet in den Mittelpunkt gerückt, das bis vor<br />
einigen Jahren ein Nischendasein in der Welt der Juristen<br />
geführt hat: das Urheberrecht. Nun mobilisiert das Thema<br />
neben den Medien, der Politik und Justiz auch die Massen.<br />
Wie schüt z t man geistiges eigentum?<br />
„Im Grunde geht es um die Frage, ob und wie im Zeitalter<br />
der Globalisierung geistiges Eigentum noch geschützt werden<br />
kann“, fasst Professor Dr. Dana Beldiman das weltweite<br />
Aufbegehren zusammen. Beldiman ist seit vergangenem<br />
Oktober Honorarprofessorin an der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> und hat<br />
der Hochschule bei einem spannenden Projekt rund um<br />
Streitfragen zum geistigen Eigentum geholfen – der Errichtung<br />
eines IP-Centers an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, wobei<br />
das Kürzel „IP“ für „Intellectual Property“, also geistiges<br />
Eigentum, steht. Damit öffnet sich die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
für ein Rechtsgebiet im Inneren der Globalisierung.
Um der wachsenden Relevanz des Themas gerecht zu<br />
werden, startete die Hochschule vor drei Jahren mit einer<br />
internationalen Lecture Series zu aktuellen IP-Themen.<br />
Die Veranstaltungen mit nationalen und internationalen<br />
Wissenschaftlern stießen auf reges Interesse bei Studenten<br />
und der IP-Szene in Hamburg. Der Erfolg der Vorlesungsreihe<br />
ermutigte die Hochschulleitung, die Aktivitäten<br />
und Angebote im IP-<strong>Law</strong> weiter auszubauen. Dazu wurde<br />
ein Academic Advisory Council mit international renommierten<br />
deutschen und ausländischen Wissenschaftlern<br />
ins Leben gerufen und der Aufbau eines Centers für Intellectual<br />
Property <strong>Law</strong> unter der Ägide von Dana Beldiman<br />
anvisiert. Die US-Anwältin und Expertin für geistiges<br />
Eigentumsrecht verkörpert die internationale Ausrichtung<br />
des Centers. Seit 2004 lehrt sie jedes Herbsttrimester<br />
Comparative Intellectual Property bei <strong>Bucerius</strong> und<br />
ist seit letztem Jahr als Honorarprofessorin Mitglied der<br />
Fakultät. Im Frühlingssemester unterrichtet sie an der<br />
UC Hastings in San Francisco. Sie ist in der internationalen<br />
IP-Szene gut vernetzt und nutzt diese Kontakte für die<br />
Aktivitäten des Centers. Mithilfe dieses Netzwerks, eines<br />
überzeugenden Konzepts und des guten internationalen<br />
Rufs der Hochschule gelang es ihr, exzellente Wissenschaftler<br />
für eine große Auftaktkonferenz zu gewinnen.<br />
So konnte das Center for Transnational IP, Media and<br />
Technology <strong>Law</strong> and Policy im Mai dieses Jahres mit einer<br />
wissenschaftlichen Konferenz unter dem Titel „The<br />
Access Challenge in the 21st Century: Emerging Issues in<br />
Intellectual Property <strong>Law</strong>s and Knowledge Governance“<br />
eröffnet werden. Über 100 Gäste aus der ganzen Welt kamen<br />
und diskutierten zwei Tage lang unter anderem über<br />
Lizenzierungsfragen im Patentrecht, den freien Zugang<br />
zu Forschungsergebnissen, das Spannungsverhältnis von<br />
Markenschutz und Marktzugang sowie die Schwierigkeiten<br />
des ACTA-Abkommens.<br />
„Mit der Konferenz hat die Hochschule in der IP-Szene<br />
einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nun gilt es, auf<br />
diesen Erfolg aufzubauen“, betont <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Präsident<br />
Karsten Schmidt. Dazu werden jetzt auch die Angebote<br />
für die IP-interessierten Studenten ausgeweitet.<br />
„Die Studenten sollen Kurse am IP-Center belegen und<br />
erhalten die Möglichkeit, ein IP-Zertifikat zu erwerben“,<br />
erläutert Beldiman. Die angehenden Juristen gewinnen<br />
dabei unter anderem Einblicke in den gewerblichen<br />
Rechtsschutz, ins Urheberrecht sowie ins internationale<br />
IP- und Online-Medien-Recht. „Schätzungsweise 70 Prozent<br />
eines heutigen Unternehmens besteht aus immateriellen<br />
Werten: patentgeschützte Erfindungen, urheberrechtlich<br />
geschützte Inhalte, firmeninternes Know-how<br />
– alles, was durch menschliche Intelligenz erschaffen und<br />
wirtschaftlich verwertbar ist“, sagt die Professorin. „Ein<br />
Anwalt, der Mandanten vertritt, sollte zumindest grob<br />
mit dem Recht immaterieller Werte vertraut sein: Wie<br />
sichert man Schutzrechte in Deutschland und international,<br />
wie werden Rechte an Dritte lizenziert, wie bringt<br />
man Verletzungsklagen vor Gericht?“<br />
Jenseits kL assischer rechtsgeBiete<br />
Auch Professor Karsten Thorn, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Internationales Privatrecht an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> und Mitinitiator des IP-Centers, sieht die Einführung<br />
des Zertifikats sehr positiv: „Das Interesse der Studenten<br />
an diesen Themen war immer da. Aber durch das<br />
Center und die Einführung des IP-Zertifikats können wir<br />
ihnen nun ein erweitertes Angebot machen, das schon auf<br />
große Resonanz gestoßen ist. Nach anfänglichen Bedenken,<br />
unser schon umfangreiches Kursangebot noch weiter<br />
auszubauen, stehen auch die anderen Professoren hinter<br />
dieser Entwicklung. Die Themen sind zu wichtig, als dass<br />
wir sie auf Dauer nur am Rande behandeln können.“<br />
Schon 2009, als die ersten Veranstaltungen der IP Lecture<br />
Series begannen, war das Ziel, Fragen des geistigen Eigentums<br />
gezielt rechtsgebietsübergreifend und international<br />
zu behandeln. Die Trennung zwischen privatem Medienrecht<br />
auf der einen Seite und öffentlichem Medienrecht<br />
auf der anderen Seite war nicht mehr zeitgemäß. Auch<br />
eine rein nationale Betrachtungsweise führt in den meisten<br />
Fällen nicht mehr weiter.<br />
„Man merkte, was für einen Bedarf es am Austausch<br />
zwischen Experten aus verschiedenen Ländern gibt“, sagt<br />
Kristoff Ritlewski. Der Rechtsanwalt kümmert sich am<br />
IP-Center um die Veranstaltungskonzeption und die Einladung<br />
von Dozenten für die Lecture Series in Hamburg.<br />
Der heute 34-jährige Ritlewski gehörte 2000 zum ersten<br />
Studentenjahrgang; seine Dissertation schrieb er über die<br />
Rundfunk-Regulierung. Als 2009 ein wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter für die Organisation der geplanten Lecture<br />
Series im IP-<strong>Law</strong> gebraucht wurde, fragte Professor<br />
Karsten Thorn bei ihm an. Auch als Ritlewski 2010 seine<br />
22 23<br />
campus - themen - welt
campus - themen - welt<br />
kurz: acta<br />
Das Anti-Counterfeiting Trade Agreement – kurz: ACTA – ist ein<br />
Abkommen, das Produktpiraterie und Urheberrechtsverstöße<br />
strafrechtlich verfolgen sollte. Gegenstand des Abkommens<br />
sind unerlaubte Kopien von Musik, Filmen und Software sowie<br />
Imitate von Markenkleidung und gefälschte Medikamente. Es<br />
geht also nicht nur um geistiges Eigentum im digitalen Umfeld<br />
– die Spannbreite reicht vielmehr von Musikern, deren Songs<br />
im Internet illegal heruntergeladen werden, bis hin zu großen<br />
Markenherstellern, deren Produkte etwa in Asien kostengünstig<br />
nachgeahmt und in Europa verkauft werden. Deshalb hatten<br />
sich viele Betroffene zuletzt stark gemacht für die Einführung<br />
dieses länderübergreifenden Abkommens. Bereits im Februar<br />
sprach sich Professor Axel Metzger vom Institut für Rechtsinformatik<br />
der Universität Hannover im Rahmen einer IP Lunchtime<br />
Lecture der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gegen ACTA aus. Axel Metzger<br />
ist Mitglied des Academic Advisory Boards und Gastprofessor<br />
an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Gefährlich fand er unter anderem<br />
die Politisierung des Urheberrechts. „Für die Rechteinhaber<br />
wäre der Gewinn durch ACTA begrenzt“, erklärte er, „aber teuer<br />
erkauft, da die Akzeptanz des sogenannten geistigen Eigentums<br />
noch weiter sinken würde.“<br />
Karriere als Rechtsanwalt für gewerblichen Rechtsschutz<br />
und Urheberrecht begann, hielt er der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> die Treue – und blieb als Counsel im IP-Center<br />
weiterhin für die Lecture Series verantwortlich.<br />
Der Rechtsanwalt sucht immer nach Themen, die Gegenstand<br />
einer deutschen und internationalen Vorlesung,<br />
einer Diskussion oder zukünftig auch von Seminaren sein<br />
können – zum Beispiel die sozialen Netzwerke im Internet.<br />
„Wenn ich auf Facebook eigene Fotos von Dritten<br />
verbreite, greift das Persönlichkeitsrecht. Wenn ich selbst<br />
Fotos von Dritten unrechtmäßig verbreite, greift das Urheberrecht“,<br />
erklärt er. Diese Rechtsformen könnten nun<br />
nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. „Wir<br />
brauchen als Juristen immer mehr technischen Sachverstand.<br />
Gerade für IT-Themen.“ Nicht nur im Internet,<br />
auch in Medien wie dem Fernsehen muss um die Definition<br />
geistigen Eigentums immer wieder neu gerungen<br />
werden. Aus diesem Grund lud Ritlewski im Januar 2011<br />
einen externen Fachmann in die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ein,<br />
einen Einkäufer für TV-Formate, jemanden, der TV-Sendungen<br />
in aller Welt auf weitere Nutzungsmöglichkeiten<br />
prüft und analysiert, ob sich Showkonzepte für eine Übertragung<br />
auf das eigene Land lohnen. Juristisch ging es dabei<br />
um die Frage, ob man Formate wie „Wer wird Millionär?“<br />
überhaupt urheberrechtlich schützen kann.<br />
starthiLfe k am aus Den usa<br />
Auch nichtjuristische Experten will das Center regelmäßig<br />
in die Veranstaltungen einbinden. „Wenn man eine<br />
Marke in leicht abgewandelter Form für sein eigenes Produkt<br />
benutzt, wird die Gefahr von Verwechslungen vom<br />
Richter normativ bestimmt“, sagt Ritlewski, „aber in der<br />
Wahrnehmungspsychologie gelten zum Teil völlig andere<br />
Grundsätze. Es ist eigentlich klar, dass diese Erkenntnisse<br />
in der Rechtswissenschaft Berücksichtigung finden<br />
müssten, das ist jedoch kaum der Fall.“ Das IP-Center will<br />
genau diese Schnittstelle von fachlichem Sachverstand<br />
und der juristischen Herangehensweise stärker in den<br />
Mittelpunkt rücken. Weit verbreitet ist es in Deutschland<br />
noch nicht, einen Dialog zwischen den IP-Juristen und anderen<br />
Disziplinen zu organisieren.<br />
Unbestritten ist in Deutschland der steigende Bedarf<br />
an Expertise in diesem Bereich. Doch die entscheidende<br />
Starthilfe zur Gründung des IP-Centers kam aus den<br />
USA: Dana Beldiman, die privat wie beruflich zwischen<br />
zwei Kontinenten hin und her pendelt, konnte das Thema<br />
bei den American Friends of <strong>Bucerius</strong> platzieren. In den<br />
USA ist IP-<strong>Law</strong> eines der zentralen wirtschaftsrechtlichen<br />
Themen und wird an den dortigen <strong>Law</strong> <strong>School</strong>s großgeschrieben.<br />
Die weltweit größte angloamerikanische<br />
Anwaltskanzlei DLA Piper begeisterte sich für die Idee<br />
gemeinsamer IP-Veranstaltungen in den USA – und leistet<br />
seit letztem Jahr nun auch finanzielle Unterstützung<br />
für die Aktivitäten in Hamburg. Ohne dieses Engagement<br />
wäre die Gründung des neuen Centers nicht möglich gewesen.<br />
Nicht nur die Einbindung der American Friends of <strong>Bucerius</strong><br />
beim Aufbau des Centers ist ein Novum. Auch die<br />
Internationalität und der Netzwerkcharakter des Centers<br />
stehen für einen besonderen Ansatz beim Aufbau eines<br />
neuen Forschungsbereichs an der Hochschule. „Ohne
eigenen Lehrstuhl und daher mit überschaubarem finanziellen<br />
Aufwand, aber viel Engagement aller Beteiligten ist<br />
es gelungen, das Thema auf hohem Niveau an der Hochschule<br />
zu etablieren“, sagt auch der Geschäftsführer der<br />
Hochschule, Hariolf Wenzler.<br />
So wurde bei der Eröffnungskonferenz deutlich, wie<br />
sehr das IP-Center bereits in der Wissenschaftsgemeinde<br />
als eine Art Thinktank angenommen wird: Zur<br />
Pre miere kamen Vertreter renommierter Universitäten<br />
aus Amsterdam, Oxford, Turin, Brüssel oder Amerika<br />
nach Hamburg. Professor Jerome Reichman von der<br />
Duke University in North Carolina, einer der weltweit<br />
führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet des geistigen<br />
Eigentums, betonte, dass das Center eine ausgezeichnete<br />
Idee sei, in die er hohe Erwartungen lege. Gerne werde<br />
er sich für die Einrichtung engagieren. Ähnlich äußerte<br />
sich Roger Kampf von der World Trade Organization. Er<br />
hob zudem hervor, wie bedeutend Fragen um das geistige<br />
Eigen tumsrecht für die Weltwirtschaft noch werden.<br />
Auch der Präsident der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Professor<br />
Dr. Karsten Schmidt, lobte das Center dafür, dass es durch<br />
seine Internationalität und Praxisrelevanz dem Profil der<br />
Hochschule besonders entspreche.<br />
e xPerten für iP-L aW sinD gefragt<br />
Die zunehmende Bedeutung dieses Rechtsgebiets macht<br />
sich auch an anderer Stelle bemerkbar: „In der maßgeblichen<br />
Berufsvereinigung GRUR – der Deutschen Vereinigung<br />
für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht<br />
– sind zwar rund 5 000 Kollegen organisiert, aber es besteht<br />
erheblicher Nachwuchsbedarf“, berichtet Ritlewski.<br />
Der DLA-Piper-Anwalt Dr. Jan Geert Meents, Managing<br />
Partner für Deutschland und Leiter der Practice Group<br />
Intellectual Property and Technology, unterstreicht dies:<br />
„Die Nachfrage nach hoch qualifizierten und international<br />
orientierten Juristen mit IP-Kenntnis ist enorm.<br />
Da besteht in Deutschland noch einiger Nachholbedarf.<br />
Daher unterstützen wir auch mit großer Begeisterung den<br />
Aufbau des IP-Centers an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.“ Viele<br />
<strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Absolventen haben die Chancen in diesem<br />
Rechtsgebiet auch erkannt und arbeiten bereits im Referendariat<br />
in diesem Themenbereich.<br />
Auch aus diesem Grund soll das Center for Transnational<br />
IP, Media and Technology <strong>Law</strong> and Policy mit dem Ziel<br />
eines eigenen Stiftungslehrstuhls weiter ausgebaut werden.<br />
Im nächsten Schritt sollen deutsche und ausländische<br />
Doktoranden ermutigt werden, ihre Forschungsvorhaben<br />
am IP-Center weiterzuverfolgen.<br />
Die rechtsübergreifende und hochpolitische Natur dieses<br />
Themas beweisen ACTA und der Fall Kim Dotcom auf<br />
ganz unterschiedliche Art: So haben die Anwälte von<br />
Kim Schmitz’ Megaupload jüngst beantragt, das Strafverfahren<br />
gegen das Unternehmen ganz einzustellen. Es<br />
geht dabei um einen Formfehler: Die für einen korrekten<br />
Prozess notwendige Strafanzeige wurde ihren Angaben<br />
zufolge Megaupload nie zugestellt. Möglicherweise, weil<br />
das Unternehmen seinen Firmensitz in Hongkong hat<br />
und keine Niederlassung in den USA betreibt. „Gerade<br />
dieser Fall zeigt deutlich, wie man heute als Urheber- und<br />
Medienrechtler den Bogen zu anderen Rechtsgebieten<br />
und Rechtskreisen schlagen muss“, sagt Kristoff Ritlewski.<br />
Das ACTA-Abkommen ist nicht zuletzt durch die internationalen<br />
Proteste vom Europaparlament gestoppt<br />
worden. 478 Parlamentarier stimmten mit Nein, nur<br />
39 mit Ja. 165 Abgeordnete enthielten sich ihrer Stimme.<br />
In der EU gehört das Abkommen damit der Vergangenheit<br />
an – denn ohne Zustimmung des Europaparlaments<br />
kann es in der EU nicht in Kraft treten. Doch die Frage,<br />
ob und wie das Urheberrecht in Zukunft international<br />
noch wirkungsvoll geschützt werden kann, ist damit noch<br />
lange nicht beantwortet. Es bleibt also viel zu tun. Das<br />
IP-Center der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> will seinen Beitrag<br />
dazu leisten.<br />
Mehr Informationen zum IP-Center unter<br />
ipcenter.law-school.de<br />
24 25<br />
campus - themen - welt
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Internationale Zusammenarbeit ist bei DLA Piper Anspruch und gelebte Realität.<br />
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Copyright © 2012 DLA Piper. All rights reserved.
Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, Kai Kullen (r.u.)<br />
<strong>Bucerius</strong> Clips # 02<br />
president’s table 2012<br />
Wie lassen sich Studieninhalte reformieren,<br />
ohne das Staatsexamen abzuschaffen? Über<br />
diese Frage haben im März Partner und Donatoren<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> beim alljährlichen<br />
President’s Table debattiert. Das Ergebnis der<br />
von zwei Alumni initiierten Debatte: Die Hochschule<br />
sollte den Pflichtstoff entschlacken und<br />
noch stärker auf Kenntnis und Kreativität ihrer<br />
Studenten setzen.<br />
neuer stiFtungslehrstuhl<br />
Neuer Lehrstuhl für die neue Präsidentin: Ab<br />
Oktober 2012 richtet die Hochschule – gefördert<br />
durch die Claussen-Simon-Stiftung– einen Stiftungslehrstuhl<br />
für Internationales Recht ein.<br />
Doris König wird als neue Präsidentin der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> die Leitung übernehmen. Damit<br />
soll die Forschung über Internationales Recht<br />
weit über die Grenzen der Hochschule und Hamburgs<br />
hinaus sichtbar gemacht werden.<br />
begegnungen im recht<br />
Mit Dankesworten von Christian Bumke und<br />
mit der Überreichung des Buchs „Begegnungen<br />
im Recht“ an Karsten Schmidt – so ging am<br />
11. Januar 2012 die gleichnamige Ringvorlesung<br />
zu Ende. Durch die Veröffentlichung ihrer Vorträge<br />
ehrten die Professorinnen und Professoren<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Karsten Schmidt zu<br />
seinem 70. Geburtstag.<br />
Fotowettbewerb<br />
Eine verrostete Wassertonne steht neben einem<br />
alten Holzzaun auf einer Wiese. In der Ferne<br />
scheint der Horizont zu glühen. Mit diesem<br />
Landschaftsmotiv aus Queensland, Australien,<br />
gewann Reto Gericke im März 2012 den Wettbewerb<br />
des International Office um die besten<br />
Fotos aus dem Auslandstrimester. Den zweiten<br />
und dritten Platz belegten Lydia Rautenberg und<br />
Kilian Wegner.<br />
Forschungspartner<br />
Die Gebr. Heinemann SE sind seit dem 1. April<br />
neuer Partner der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>. Das<br />
Familienunternehmen ermöglicht der Hochschule<br />
die Einrichtung der „Heinemann Forschungsstelle<br />
Familie und Unternehmen“. Ein<br />
Jahr lang sollen dort die Besonderheiten erforscht<br />
werden, die unternehmerisches Vermögen<br />
für eine Familie mit sich bringt.<br />
erFolgreicher auFtakt<br />
Die Posaunen und Gitarren waren zwar gerade<br />
im Auslandstrimester, trotzdem sorgte die <strong>Bucerius</strong><br />
Big Band mit ihrem ersten Auftritt beim<br />
Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ im November<br />
2011 für Begeisterung. 20 Minuten lang boten<br />
die Musiker einen Mix aus Swing, Latin, Funk<br />
und Rock. Am Ende erhielten sie von der Jury<br />
den 1. Preis für „hervorragende Leistungen“.<br />
Ausblick 2013 >>><br />
16. März<br />
Bachelor-Verleihung (LL.B.)<br />
31. März<br />
Bewerbungsschluss <strong>Bucerius</strong>/<br />
WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />
Joachim Herz Program<br />
15. April<br />
Bewerbungsschluss für das<br />
International Exchange Program<br />
30. April<br />
Bewerbungsschluss für die <strong>Bucerius</strong><br />
Summer Programs<br />
15. Mai<br />
Bewerbungsschluss für das Jura-<br />
Studium (LL.B./Staatsprüfung)<br />
31. Mai – 1. Juni<br />
International Alumni Reunion in Paris<br />
21. Juli – 16. August<br />
<strong>Bucerius</strong> Summer Programs<br />
26. August<br />
Beginn <strong>Bucerius</strong>/WHU Master of<br />
<strong>Law</strong> and Business – Joachim Herz<br />
Program (Jg. 2013)<br />
Anfang September<br />
Beginn Jura-Studium<br />
(LL.B./Staatsprüfung)<br />
3. September<br />
Graduation Ceremony <strong>Bucerius</strong>/<br />
WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />
Joachim Herz Program (Jg. 2012)<br />
4. September – 20. Dezember<br />
International Exchange Program<br />
27. September<br />
Akademische Feier<br />
Erscheinungstermin re.vision 2013<br />
26 27<br />
Menschen - caMpus - theMen - Leben - weLt
campus - themen<br />
Text: Marisa Strobel. Illustrationen: Xenia Fink<br />
Ansichtssache<br />
Die HocHscHule auf Dem PrüfstanD<br />
Beim CHE-Hochschulranking bekommt die<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> Bestnoten. Zu Recht?<br />
Wir haben uns umgehört.<br />
Einen Titel zu verteidigen ist nicht leicht. Vor allem<br />
dann nicht, wenn man sich gegen ein erstklassiges Umfeld<br />
behaupten muss. Der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ist dieser<br />
Coup gelungen. Beim CHE-Hochschulranking 2011<br />
hat sie zum zweiten Mal die Spitzenposition eingenommen.<br />
Der Campus wird als hervorragender Platz für<br />
Forschung und Lehre empfohlen.<br />
Das CHE-Ranking ist die derzeit umfassendste und<br />
detaillierteste Bewertung deutscher Universitäten und<br />
Fachhochschulen. 32 Fächer untersuchen die Experten.<br />
Neben persönlichen Einschätzungen von über 200 000<br />
Studenten und 15 000 Professoren fließen auch Zahlen<br />
und Fakten ein – darunter die Höhe der Forschungsgelder<br />
pro Wissenschaftler, die Zahl der Hauptfachstudenten<br />
sowie die Habilitationen pro Jahr.<br />
Erstellt wird die Liste durch das gemeinnützige Centrum<br />
für Hochschulentwicklung (CHE). Seine Träger<br />
sind die Hochschulrektorenkonferenz sowie die Bertelsmann<br />
Stiftung. Jährlich aktualisiert erscheint das<br />
unabhängige und international anerkannte Ranking<br />
im ZEIT-Studienführer. Dafür werden die verschiedenen<br />
Fächergruppen alle drei Jahre neu bewertet, Jura<br />
zuletzt 2011.<br />
Als vorbildlich gilt der Hochschulvergleich unter anderem<br />
aufgrund des Verzichts auf eine Gesamtnote. Stattdessen<br />
teilen die Prüfer die verschiedenen Kategorien<br />
in Leistungsgruppen – Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe<br />
– ein. Dabei wurde bei der letzten Bewertung<br />
der Jura-Fakultäten erneut deutlich: Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> ist auf ihrem Gebiet eindeutig führend. Bestnoten<br />
gab es in 13 von 15 Kategorien – darunter die<br />
Bereiche Betreuung, Bibliotheksausstattung, Forschungsgelder<br />
und Studiensituation. Nur in den Feldern<br />
Forschungsreputation und Promotionen pro Professor<br />
kann sie noch aufholen.<br />
Klingt gut! Doch was steckt tatsächlich hinter den<br />
Bewertungen? re.vision hat Studenten und Jura-Professoren<br />
in und außerhalb der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gefragt,<br />
was sie von den Leistungen der Hochschule in fünf ausgewählten<br />
Kategorien halten.<br />
Prof. Dr. Henning Radtke,<br />
Universität Hannover, zu<br />
Forschungsgeldern:<br />
Wie viele Forschungsgelder einem<br />
Wissenschaftler zur Verfügung stehen,<br />
sagt natürlich nicht unmittelbar<br />
etwas über die Qualität der Lehre aus.<br />
Allerdings fließen im Idealfall bei Professoren,<br />
die auf hohem Niveau forschen, die Ergebnisse<br />
auch in die Lehre ein – vorausgesetzt der Professor<br />
ist kein völliger Versager im Hörsaal. Es<br />
ist eben faszinierender, von einem Wissenschaftler<br />
wie Frank Saliger eine Vorlesung zu<br />
seinem Spezialgebiet Umweltstrafrecht zu<br />
hören, als wenn ein Dozent fremde Forschungsergebnisse<br />
reproduziert.<br />
Prof. Dr. Anne Röthel,<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, zu Forschungsgeldern:<br />
Das Einwerben von Forschungsgeldern ist für<br />
mich ein Ansporn, aber kein Muss, denn an der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> kümmert sich eine eigene<br />
Abteilung um Drittmittel. So hat mir die Hochschule<br />
mein aktuelles Projekt „Familiale Verträge“<br />
ganz kurzfristig und unkompliziert finanziert. Normalerweise<br />
habe ich aber auch jährlich ein Thema, für das<br />
ich Zuschüsse von Institutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
erhalte. Mir ist wichtig zu zeigen,<br />
dass unsere wissenschaftliche Arbeit so interessant ist,<br />
dass sie auch von dritten Stellen gefördert wird.<br />
Prof. Dr. Wendy Perdue,<br />
University of Richmond, zur<br />
Forschungsreputation:<br />
Im Ausland ist die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> bekannt für ihre gute Forschung<br />
und Lehre. Auf internationalen<br />
Konferenzen ist sie stets vertreten.<br />
Die Publikationen und Vorträge ihrer<br />
Professoren sind immer von hoher Qualität.<br />
Deshalb habe ich die Universität auch für<br />
das Center for Transnational Legal Studies<br />
vorgeschlagen, ein internationales Konsortium,<br />
das 2008 in London gegründet wurde.<br />
In diesem gehört die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
als Affiliate-Partner zu einem kleinen Kreis<br />
weltweit hoch anerkannter Jura-Schulen.
Arne Bartelsen,<br />
7. Trimester, zur Betreuung:<br />
Ein tolles Indiz für die gute Betreuung bei uns ist, dass<br />
die Professoren so leicht erreichbar sind. Wenn ich bei<br />
einer dringenden Frage nicht weiterkomme, brauche<br />
ich nur über den Flur zu gehen. Im ersten Studienjahr haben<br />
einmal ein paar Kommilitonen und ich abends spontan<br />
bei einem Prof angeklopft und ihn um Hilfe gebeten. Obwohl<br />
es spät war, hat er sich mit uns in die Coffee Lounge gesetzt<br />
und uns eine halbe Stunde lang ein Problem zum Vertragsrecht<br />
erläutert. Ich hatte das Gefühl, dass er es sogar richtig gern<br />
gemacht hat.<br />
Tim Maciejewski,<br />
10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung:<br />
Eine gut ausgestattete Bibliothek ist gerade bei Seminararbeiten elementar.<br />
Wer seine Bücher in diversen Bibliotheken zusammensuchen muss, verliert<br />
viel Zeit. Deshalb ist es eine große Entlastung, dass die wesentlichen Kommentare<br />
bei uns vor Ort sind und wir Bücher auch digitalisiert zur Verfügung<br />
haben. Allerdings gibt es aufgrund der Größe nicht so viel Spezialliteratur. Ein<br />
weiteres Plus ist für mich, dass man sich hier nie Sorgen machen muss, keinen freien<br />
Schreibtisch mehr zu finden. Das habe ich schon anders erlebt.<br />
Prof. Dr. Dres. h.c. Theodor Baums,<br />
Goethe-Universität, Frankfurt am Main,<br />
zur Forschungsreputation:<br />
Im Wirtschaftsrecht hat die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
einen exzellenten Ruf – ganz besonders auf dem Gebiet<br />
des Aktien- und Kapitalmarktrechts. Wären einzelne<br />
Fachrichtungen bewertet worden, hätte sie hierin<br />
sicherlich eine sehr gute Note bekommen. Ein Grund, weshalb<br />
sie in der Kategorie Forschungsreputation insgesamt noch<br />
keine Spitzenposition erlangt hat, ist mit Sicherheit, dass die<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> erst seit zwölf Jahren existiert. Alte,<br />
renommierte Jura-Fakultäten wie Heidelberg oder Münster<br />
lassen sich eben schwer überholen.<br />
Jakob Haas,<br />
10. Trimester, zur Studiensituation:<br />
Man wird hier wirklich gut umsorgt: Anders als an<br />
staatlichen Universitäten nimmt die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> den Studenten viel organisatorische Arbeit ab,<br />
sodass sie sich stärker aufs Akademische konzentrieren<br />
können. Allerdings vermisse ich manchmal die Flexibilität<br />
im Studium. Wir haben Kernfächer, die man zu einem<br />
festgelegten Zeitpunkt belegen muss. Das kann zum Problem<br />
werden, wenn einer mal nicht so mitkommt. Zeit, ein Fach nach<br />
Belieben zu vertiefen, bleibt bei uns nicht.<br />
Oxana Grushetska,<br />
10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung:<br />
Unsere Bibliothek ist nicht unbedingt<br />
besser ausgestattet als andere, aber wir<br />
müssen die Bücher mit deutlich weniger<br />
Leuten teilen. Ist trotzdem mal ein Buch<br />
vergriffen, schreibt man einfach eine Rundmail<br />
und holt es sich dann beim Kommilitonen ab.<br />
Auch dass die Bibliothek rund um die Uhr geöffnet<br />
hat, finde ich komfortabel. Für mich ist es wie ein<br />
Ritterschlag, wenn zum ersten Mal morgens der<br />
Staubsauger der Reinigungskräfte den Tag einläutet.<br />
In dem Moment weiß man: Jetzt habe ich die<br />
Nacht durchgemacht. Andererseits könnten feste<br />
Schließzeiten auch mehr Schlaf bedeuten.<br />
Gesche Heidorn,<br />
7. Trimester, zur Studiensituation:<br />
Zur <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> wollte ich vor allem wegen<br />
der internationalen Ausrichtung, denn ich würde<br />
später gern für die UNO oder eine NGO arbeiten. Die<br />
Seminare über andere Rechtssysteme und die Sprachkurse<br />
sind dafür eine super Basis. Den Einstieg ins Studium<br />
haben mir die Kleingruppen erleichtert. Niemand wird<br />
allein gelassen. Aber man muss sich schon bewusst für die <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> entscheiden. Durch das strikte Curriculum mit Auslandstrimester,<br />
obligatorischen Praktika und Examensvorbereitung<br />
hat man weniger Freiheiten als an staatlichen Unis.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Richard Buxbaum,<br />
University of California, Berkeley <strong>Law</strong>,<br />
zur Betreuung:<br />
Generell lässt sich sagen, dass an kleinen Fakultäten<br />
– egal ob staatlich oder privat – die Betreuungssituation<br />
meist persönlicher und individueller<br />
ist als an großen. Das Verhältnis von einem Professor<br />
auf 25 Studenten ist an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> wirklich<br />
wunderbar und für Deutschland nahezu einzigartig. Bei solchen<br />
Bedingungen hat man mehr Zeit für seine Studenten<br />
und kann sie stärker fördern. Das schlägt sich auch in den<br />
Examensnoten nieder.<br />
28 29<br />
campus - themen
Menschen - caMpus - theMen<br />
Text: Judith-Maria Gillies. Illustrationen: Sabrina Müller-Wüsthoff<br />
Persönlichkeiten gesucht<br />
Studium generale und Studium perSonale<br />
Persönlichkeitsentwicklung war an der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> schon immer ein<br />
wichtiges Ausbildungsziel. Neben dem<br />
etablierten Studium generale bietet das<br />
neue Studium personale den Studenten<br />
nun vielfältige Möglichkeiten, ihre<br />
individuellen Potenziale zu entdecken.<br />
Ein amüsiertes Raunen geht durch den Raum. Rund<br />
30 Studenten verfolgen gebannt, wie Kindergartenkinder<br />
sich bemühen, der Versuchung eines einzelnen Marshmallows<br />
zu widerstehen. Weiß, dick und duftend liegt er vor<br />
ihnen auf einem Teller. Doch die Kids reißen sich zusammen,<br />
schließlich wurde ihnen ein weiterer Mäusespeck<br />
versprochen, wenn sie mit dem ersten warten können. Was<br />
folgt, ist rührend und lustig zugleich: sehnsüchtige Kinderaugen,<br />
schnüffelnde Kindernasen, tastende Kinderfinger.<br />
Als sich ein kleines Mädchen den Schaumzuckerklops<br />
herzhaft in den Mund stopft, geht ein Lachen durch die<br />
Reihen.<br />
Trotz der heiteren Stimmung: Die Anwesenden sind nicht<br />
etwa zum Vergnügen hier. Per Kurzfilm verfolgen sie gerade<br />
einen wissenschaftlichen Versuch: das Marshmallow-Experiment.<br />
Langzeitstudien, so erklärt der Dozent, hätten ergeben,<br />
dass die selbstdisziplinierten Kinder im Leben mehr<br />
erreicht haben als ihre ungeduldigeren Kameraden.<br />
Der Film ist Teil des Workshops „Führungsherausforderungen<br />
im 21. Jahrhundert“, der zum neuen Mentoring-<br />
Programm der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gehört. Studenten des Jahrgangs<br />
2009 haben hier die Chance, zusammen mit einem<br />
Mentor aus dem Berufsleben ihre Fragen zum Thema Studiengestaltung<br />
und Karriereplanung zu diskutieren oder<br />
Anregungen zur persönlichen Lebensplanung zu sammeln.<br />
„Die Studenten starten immer jünger ins Studium<br />
und brauchen mehr Anleitung als frühere Jahrgänge“,<br />
erklärt Dr. Ulrike Pluschke, Direktorin des Zentrums<br />
für Studium generale und Persönlichkeitsentwicklung<br />
(ZSP). „Von 17-jährigen Abiturienten können wir nicht<br />
erwarten, dass sie als ausgereifte Persönlichkeiten an die<br />
Hochschule kommen. Fachkenntnisse und Soft Skills<br />
sind längst nicht alles, um die Anforderungen der heutigen<br />
Berufswelt meistern zu können“, erklärt Pluschke.<br />
Wichtig für den beruflichen Erfolg sei immer auch die<br />
Persönlichkeit. Um deren Entwicklung künftig noch intensiver<br />
zu fördern, hat die <strong>Law</strong> <strong>School</strong> das etablierte Studium<br />
generale um ein Studium personale ergänzt, die nun<br />
beide unter dem Dach des ZSP zusammengefasst sind. Zu<br />
den bewährten Angeboten wie dem Coaching und den<br />
Workshops zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen wird<br />
nun ein knapp einjähriges Mentoring-Programm angeboten,<br />
zudem erhalten Interessierte die Gelegenheit, sich<br />
sozial zu engagieren. Startschuss dazu war der erste Gerd<br />
<strong>Bucerius</strong> Tag am 13. Juni: Rund 100 Teilnehmer unter-
stützten tatkräftig zehn gemeinnützige Projekte, die von<br />
den Studenten in Kooperation mit sozialen Einrichtungen<br />
organisiert wurden.<br />
Hochkarätige Unterstützung kommt aus der Wirtschaft.<br />
Die Siemens AG fördert das ZSP finanziell mit einer Fördersumme<br />
im sechsstelligen Bereich sowie ideell mit Input<br />
aus der Unternehmenswelt.<br />
Der Vortrag mit dem Marshmallow-Experiment ist dafür<br />
ein Beispiel, denn bei dem Dozenten handelte es sich um<br />
Dr. Nicolas von Rosty-Forgách, Leiter der Hauptabteilung<br />
Corporate Development Executives bei Siemens in München.<br />
Sein Anspruch an die kommende Führungsgeneration:<br />
„Neben exzellenten Fachkenntnissen sollten Juristen<br />
einen gesunden Menschenverstand, ein starkes Rückgrat<br />
sowie die Fähigkeit, Nein sagen zu können, mitbringen.“<br />
Ein Anspruch, der für Versuchungen aller Art gilt – von<br />
Marshmallows bis zum Management: „Juristen müssen<br />
mehr und mehr auch Manager mit starker Führungspersönlichkeit<br />
sein“, ist von Rosty-Forgách überzeugt. Dafür<br />
will sein Arbeitgeber beim potenziellen Nachwuchs schon<br />
heute die Weichen stellen.<br />
Alice Möller gehört zu diesem Nachwuchs. Frisch zurückgekehrt<br />
vom Auslandsaufenthalt in Berkeley, meldete<br />
sie sich sogleich für das neue Mentoring-Programm an.<br />
Eine wichtige Erkenntnis, die sie aus dem Leadership-<br />
Workshop des Programms mitgenommen hat: „dass Führung<br />
nicht angeboren ist, sondern dass man lernen kann,<br />
Menschen zu führen“. Möllers Mentor ist ein Rechtsanwalt,<br />
den sie beim Auftaktdinner des Mentoring-Programms<br />
im Februar kennengelernt hat. Seitdem tauschen<br />
sich die beiden etwa alle zwei Wochen per Mail aus. Und<br />
dreimal haben sie sich bereits persönlich getroffen. An<br />
das erste Mal erinnert sich die Studentin noch lebhaft. Ihr<br />
Mentor lud sie zum Mittagessen in die schicke Hamburger<br />
Brasserie „Die Bank“ ein. Man verstand sich auf Anhieb,<br />
und so konnte Möller viele ihrer Fragen gleich in offener<br />
Atmosphäre stellen. Ob man sich mit dem ersten Job<br />
schon festlegt (nein, alles findet sich). Oder wann man im<br />
Job eine Zeit lang ins Ausland gehen kann (Chancen nutzen,<br />
wenn sie kommen).<br />
Was Möller besonders beeindruckte: wie entspannt ihr<br />
Mentor war. „Bei der Arbeit in der Kanzlei erscheinen die<br />
Anwälte immer viel gestresster“, sagt die Studentin. „Mein<br />
Mentor hat mir gezeigt, dass hinter jedem Anwalt auch<br />
ein Mensch steckt, der sich mit ganz ähnlichen Fragen beschäftigt<br />
wie ich selbst.“<br />
Auch andere Branchen gewähren den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Mentees<br />
Einblicke in ihre Arbeits- und Denkwelt. Dr. Hedda<br />
von Schaumann-Werder, Alumna der <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, arbeitet<br />
heute als Beraterin bei McKinsey & Company in Hamburg<br />
und engagiert sich inzwischen auch als Mentorin.<br />
Sie erinnert sich noch gut, wie sie sich an einem Samstagnachmittag<br />
im März mit ihrer Mentee zum ersten Mal<br />
auf einen Kaffee traf. In diesen zweieinhalb Stunden hatte<br />
30 31<br />
Menschen - caMpus - theMen
Menschen - caMpus - theMen<br />
die 32-Jährige genug Zeit festzustellen, wie „wahnsinnig<br />
umtriebig“ die <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten heute seien. „Die<br />
Studenten glauben, wenn sie nicht fünf Fremdsprachen<br />
und zehn Praktika einbauen, haben sie keine Chance im<br />
Job.“ Und lachend fügt sie hinzu: „Denen muss man eher<br />
erklären, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, auch mal<br />
drei Wochen Urlaub zu machen.“ Doch „ihre“ Studentin<br />
hatte noch viel mehr Fragen – zu Praktika, Hausarbeiten<br />
und Zeitmanagement, Examensvorbereitung, Nebenjobs<br />
und Zeit für Hobbys.<br />
Von Schaumann-Werder konnte nicht nur mit Rat zur<br />
Seite stehen, sondern auch mit Tat. So vermittelte sie ihrer<br />
Mentee eine chinesische Kollegin, mit der die angehende<br />
Juristin ihre Sprachkenntnisse vervollständigen kann.<br />
Auch nach dem offiziellen Abschluss des Programms im<br />
Januar 2013 will von Schaumann-Werder gern weiter mit<br />
ihrem Schützling in Kontakt bleiben – so wie viele andere<br />
Mentoring-Tandems auch.<br />
Der Erfolg des Programms bahnte sich bereits vor dessen<br />
offiziellem Start an. Statt der angepeilten 30 Tandems<br />
fanden sich 43 Mentoring-Partner. Und das, obwohl das<br />
Mentoring als freiwilliges Angebot zusätzlichen Einsatz<br />
bedeutet. Persönlichkeitsentwicklung lässt sich nicht anordnen.<br />
„Aber wir können Rahmenbedingungen gestalten,<br />
die die Studenten zur Selbstreflexion anregen“, sagt<br />
Pluschke. „Wir suchen uns vielseitig begabte und interessierte<br />
Studenten aus und wollen sie dann an der Hochschule<br />
nicht einfach auf Jura reduzieren.“<br />
Auch im Studium generale bot das abgelaufene Studienjahr<br />
viele Höhepunkte, in denen genau dies gelungen ist.<br />
So startete im April eine Vorlesung zum 300. Geburtstag<br />
Friedrichs des Großen, bei der die Studenten in einem<br />
kurzweiligen Mix aus historischer Wissenschaftsbetrachtung<br />
und schauspielerischer Lesung Widersprüche<br />
und Missverständnisse über den Preußenkönig kennenlernten.<br />
Mitte Juni brachen 17 Studenten nach Kassel zur<br />
aktuellen Documenta 13 auf, um dort einen Einblick in<br />
die zeitgenössische Kunstszene zu erhalten. Ein weiteres<br />
Highlight folgte Ende Juni, als die ersten 14 Studenten als<br />
Anerkennung für ihre vertiefte Auseinandersetzung mit<br />
der Philosophie das Zertifikat „Philosophicum“ verliehen<br />
bekamen.<br />
Derzeit wird der weitere Ausbau des Studium personale<br />
vorbereitet. Bereits im nächsten Studienjahr können Interessierte<br />
einen wissenschaftlichen Persönlichkeitstest<br />
mit individueller Beratung durchlaufen. Zudem wird das<br />
Workshop-Angebot im Bereich Schlüsselkompetenzen<br />
fortentwickelt. Das soziale Engagement der Studenten soll<br />
im Bereich „Service Learning“ weiter gefördert werden.<br />
Auch das Mentoring-Programm soll wachsen – im 2010er<br />
Jahrgang auf voraussichtlich 50 Tandems.<br />
Dr. Antonia Küper freut das. Die Managerin bei der<br />
Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Hamburg<br />
war gleich begeistert, als ihr eine Mentorenschaft<br />
angeboten wurde. „So ein Programm hätte ich mir zu<br />
Studienzeiten auch gewünscht“, sagt die Rechtsanwältin<br />
und Steuerberaterin. „Bei abnehmender Halbwertzeit von<br />
Fachwissen gewinnen Persönlichkeit, Methodenkompetenz<br />
und Erfahrungsschatz mehr und mehr an Bedeutung<br />
im Job.“ Ein Stück ihrer Erfahrung versucht sie daher<br />
auch, ihrer Mentee weiterzugeben. Als Sparringspartner<br />
– „und nicht als altkluge Ratgeberin, die alles besser weiß,<br />
nur weil sie ein paar Jahre älter ist“, wie Küper klarstellt.<br />
Ihre wichtigste Botschaft an die <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-Studenten:<br />
„Auch mal entspannt bleiben!“<br />
Wie wichtig diese Aufforderung ist, weiß Bruno Gebhardi.<br />
„An der Uni wird uns dauernd der ideale Karriereweg<br />
geschildert“, erzählt der 23-jährige Student. „Da kann<br />
man schon mal Panik bekommen, was wohl passiert, wenn<br />
man nicht den perfekten Lebenslauf abliefert.“<br />
Sein Aha-Erlebnis im Mentoring: „als mein Gegenüber<br />
mir klarmachte, dass es im wahren Leben nicht immer die<br />
geraden Linien sind, die zum Ziel führen.“<br />
Das Mentoring sieht er wie das Studium generale als wichtige<br />
Ergänzung zu den Fachvorlesungen, „um zu unserem<br />
juristischen Selbst eine gesunde Distanz zu bekommen“,<br />
wie er sagt. Ob Orchester, politische Vorträge oder das<br />
Rhetorikseminar: „Ich habe neben Jura viele andere<br />
Dinge kennengelernt, die die Welt bunt machen“, sagt<br />
Gebhardi. „Also definitiv ein Gewinn – fürs Studium und<br />
fürs Leben.“
ankl age<br />
„da hilf t nur einS: Vertreibt die<br />
unternehmen auS den uniS!“<br />
Herzlich willkommen, wo wollen Sie Platz nehmen? Vielleicht<br />
im easyCredit-Hörsaal an der Universität Nürnberg<br />
oder im Hörsaal Aldi-Süd der Fachhochschule Würzburg?<br />
Reicht es bei Ihnen für einen Platz in der Hengeler<br />
Mueller-Bibliothek an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>? Gleich<br />
wo – wer an deutschen Hochschulen studiert, kommt um<br />
die Belästigung durch Unternehmen nicht herum.<br />
Im irren Willen, das angelsächsische Hochschulsystem<br />
zu importieren, hat auch in Deutschland die Krankheit<br />
um sich gegriffen, die Qualität einer Hochschule daran<br />
zu messen, wie gut sie sich verkaufen lässt. Welche Forschungsfrage<br />
erzielt das größte Income? Was sind die Absolventen<br />
auf den Märkten wert? Und wie viele Taler gibt<br />
es für die Namensrechte der Academia? So lautet diese<br />
Plage. Dagegen hilft nur eins: Vertreibt die Unternehmen<br />
aus den Unis!<br />
Bei der Hochschulbildung sollte es nicht nur um Profite<br />
und Karrieren gehen, sondern, um mit Humboldt<br />
zu sprechen, um eine ganzheitliche Ausbildung, frei von<br />
fremden Zwängen und Interessen. Und wissenschaftliche<br />
Forschung darf nicht dem Patentmarkt gelten, sondern<br />
schlicht dem Allgemeinwohl. Ein verlässlicher innerer<br />
Kompass – den benötigen Studierende ebenso wie ihre<br />
Professoren – entsteht nur durch größtmögliche Unabhängigkeit.<br />
Hört sich altmodisch an, stimmt aber trotzdem.<br />
Doch immer dreister halten die Universitäten ihre Taschen<br />
auf. An zwei Berliner Universitäten erhielt die<br />
Deutsche Bank etwa Einfluss auf die Lehre, in Köln hält<br />
die Universität aus Rücksicht auf die Bayer AG Wissen vor<br />
der Öffentlichkeit zurück. Und auf dem Markt der Gefälligkeitsgutachten<br />
ist zu haben, was bezahlt wird. Längst<br />
bedienen sich Unternehmen an deutschen Hochschulen<br />
frei nach Laune – die Unis machen willfährig mit.<br />
Dabei hat niemand etwas dagegen, dass Unternehmer sich<br />
engagiert in die Hochschulfinanzierung einbringen. Das<br />
beste Mittel dazu heißt: ordentliche Spitzensteuersätze,<br />
weniger Steuerschlupflöcher und mehr Geld für Bildung.<br />
Das ist nicht nur gut für den Hochschulstandort – sondern<br />
auch sozial gerecht.<br />
Martin Kaul, „taz – die tageszeitung“<br />
Verteidigung<br />
„Wo Werden denn abSolVenten<br />
Verk auf t?“<br />
Ob nun im lächerlichen „easyCredit“-Hörsaal oder wie<br />
gehabt in irgendeinem namenlosen: In der Wissenschaft<br />
zählen Tatsachen. Wie groß also ist der Anteil privater<br />
Drittmittel an den universitären Haushalten? Ein Fünftel<br />
des akademischen Budgets kommt aus Drittmitteln,<br />
20 Prozent davon steuert die Wirtschaft bei. Ein Fünftel<br />
eines Fünftels – das soll jetzt die Ökonomisierung der<br />
Universitäten sein?<br />
Wo werden denn Absolventen verkauft? In welchen Fächern<br />
wird nach dem Geldeinkommen der Forscher und<br />
nicht nach ihrer Reputation gefragt? Und den Fetisch des<br />
Drittmittelumfangs als Ausweis guter Forschung – hat<br />
ihn sich denn die Wirtschaft ausgedacht oder nicht vielmehr<br />
die Politik und die Wissenschaftsfunktionäre?<br />
Die Entgegensetzung von Privatinteresse und Gemeinwohl<br />
bringt also nicht viel. Im Namen von beidem wird<br />
Gutes und Unfug finanziert. So wenig eine staatlich finanzierte<br />
Universität deswegen „politisiert“ wäre, ist eine<br />
privatwirtschaftlich unterstützte damit schon „kommerzialisiert“.<br />
Die entscheidende Frage ist vielmehr, ob Universitäten<br />
ihre Autonomie gegenüber Finanzgebern bewahren können.<br />
Sie tun es nicht, wenn sie mit Firmen kooperieren,<br />
die verlangen, Forschungsergebnisse geheim zu halten.<br />
Auch Interventionen in die Lehre sollten zurückgewiesen<br />
werden. Kann man Unternehmen nicht klarmachen,<br />
dass sie am meisten von Universitäten haben, die das tun,<br />
was sie am besten können? Forschen Wissenschaftler hingegen,<br />
privat gefördert, an Technologien, um sich deren<br />
Erträge dann mit Firmen zu teilen, ist nicht zu sehen, was<br />
daran falsch sein sollte. Dasselbe gilt für das Interesse, das<br />
Studenten wie Firmen an der Berufsfähigkeit von Absolventen<br />
haben. Bildung meint ja nicht: Unbrauchbarwerden<br />
für praktische Zusammenhänge.<br />
Problematisch ist also nur eine dumm wirtschaftsgläubige<br />
Universität. Unproblematisch hingegen ist eine, die das<br />
Geld nimmt, das sie bekommen kann, und im Austausch<br />
dafür verspricht, wozu sie in der Lage ist: junge Leute intelligenter<br />
zu machen.<br />
Jürgen Kaube, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“<br />
32 33<br />
theMen
Menschen - caMpus - Leben<br />
Wie kann man das Wissen vernünftig<br />
sortieren? Hans Siem Schweiger,<br />
COO bei Citavi, im Kunstantiquariat Lührs<br />
Richtig verzettelt<br />
Outl aw: Hans siem scHweiger
Text: Christine Knust, Xenia von Polier. Foto: Odile Hain<br />
Ein riesiger Stapel Bücher und Fotokopien liegt auf dem<br />
Schreibtisch, darin Hunderte markierte Absätze, und zur<br />
Orientierung kleben an unterschiedlichsten Stellen bunte<br />
Post-its – nur die entscheidende Passage, die gerade in der<br />
Seminararbeit zitiert werden soll, ist nirgends auffindbar.<br />
Jeder Student kennt dieses Problem. Hans Siem Schwei-<br />
I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I II IIIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />
I I I I I<br />
„Auch wenn ich nur selten Bücher<br />
lese, ich liebe es einfach, Wissen zu<br />
organisieren.“<br />
ger hat die Lösung zu seinem Beruf gemacht – mehr aus<br />
Zufall, wie er sagt. Vermutlich lag es aber auch an seinem<br />
ungewöhnlichen Engagement.<br />
Der schlanke, dunkelhaarige Mann sitzt in seinem kleinen<br />
Hamburger Büro, das unter dem Dach seines Hauses<br />
im Stadtteil Alt-Osdorf liegt. Auf dem Schreibtisch stehen<br />
zwischen einem Haufen Skizzenblätter zwei große Monitore.<br />
Direkt dahinter hat der 33-Jährige eine Rudermaschine<br />
aufgebaut. Daneben steht ein kleiner Kinderschreibtisch, an<br />
dem seine zwei Söhne und seine Tochter gelegentlich malen.<br />
Für einen Juristen ist dies wohl eher ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz.<br />
Doch mit Jura hat der ehemalige <strong>Bucerius</strong>-<strong>Law</strong>-<br />
<strong>School</strong>-Student auch nur noch in Ausnahmefällen zu tun.<br />
Eine Seminararbeit, die Schweiger in seinem dritten Studienjahr<br />
schreiben musste, brachte ihn auf andere Wege.<br />
Den Anstoß gab sein Sinn für Systematik: „Wie kann man<br />
das Wissen vernünftig sortieren? Und auf welche Weise lassen<br />
sich Zusammenhänge so darstellen, dass man sie schnell<br />
versteht und leicht darauf zurückgreifen kann?“, fragte sich<br />
Schweiger damals, als er versuchte, das Gelesene zu ordnen.<br />
Im Internet stieß er auf eine Antwort: das Literaturverwaltungsprogramm<br />
LiteRat. „Das Programm war allerdings<br />
von 1995 und damals schon veraltet“, erzählt Schweiger.<br />
Doch eine neue Version wurde bereits angekündigt: Citavi.<br />
Eine Software, die Anwendern hilft, Ordnung in wissenschaftliche<br />
Arbeiten zu bringen – durch die Organisation<br />
von Fußnoten, Verweisen, Kategorien und Schlagwörtern.<br />
Inzwischen ist sie unter Studenten und Wissenschaftlern<br />
weit verbreitet und an über 200 Universitäten und Hochschulen<br />
im Einsatz. Längst gibt es Citavi auch auf Englisch<br />
und Polnisch. Über Händler wird die Software mittlerweile<br />
weltweit angeboten.<br />
Schweiger war schon vor der Einführung von der Idee<br />
begeistert – nicht, weil er Bücher liebt. Und auch Programmieren<br />
hat er nie gelernt. Es war vor allem die systematische<br />
Herangehensweise, die ihm gefiel. Im November<br />
2005 – über ein Jahr vor der Erstveröffentlichung<br />
– schrieb er den Entwicklern eine Mail: „Sehr geehrtes<br />
Citavi-Team, ich warte schon seit Mai auf Ihr Programm<br />
und bin so großer Erwartung, dass Weihnachten im Vergleich<br />
so einschläfernd ist wie Schafe zählen. (...) Wird<br />
das Programm auch die Möglichkeit bieten, Urteile in die<br />
Datenbank aufzunehmen? Sollte das noch nicht der Fall<br />
sein, so wünsche ich es mir hiermit und mache gleich ein<br />
paar Vorschläge für die nötigen Felder: Gericht, Urteil/<br />
Beschluss, Aktenzeichen (...).“<br />
Das ungewöhnliche Engagement machte die Citavi-Gründer<br />
neugierig. Sie boten dem Jura-Studenten an, Beta-Tester<br />
zu werden – es war der Beginn einer Zusammenarbeit, aus<br />
der im Januar 2011 eine Festanstellung wurde. Seitdem ist<br />
Schweiger Chief Operating Officer bei Swiss Academic<br />
Software, den Entwicklern des Programms.<br />
Als „Mädchen für alles“, wie er sich selbst bezeichnet, kümmert<br />
sich Schweiger um die gesamte Koordination und verantwortet<br />
das Marketing sowie die Budgetplanung und die<br />
Preisfindung für Einzel- und Campuslizenzen weltweit. Er<br />
reist zu internationalen Bibliotheksmessen und einmal pro<br />
Monat zu seinen neun Kollegen, die 900 Kilometer entfernt<br />
in Wädenswil bei Zürich arbeiten. Dort hat das Unternehmen<br />
seinen Sitz. Ein Umzug in die Schweiz wäre Schweiger<br />
allerdings schwergefallen. „Meine Familie ist in Hamburg<br />
verwurzelt“, sagt er. „Ein Ortswechsel hätte für uns alle<br />
viele Veränderungen bedeutet.“ Und dennoch: Neben der<br />
Begeisterung für Citavi machen für Schweiger vor allem das<br />
herzliche und vertrauensvolle Miteinander mit den Kollegen<br />
sowie das gemeinsame Streben nach der besten Lösung<br />
den Job so reizvoll. „Die Chemie muss stimmen“, sagt<br />
Schweiger. „Das tut sie bei uns.“<br />
Das Jura-Studium hätte Schweiger für seine aktuelle Stelle<br />
vermutlich nicht gebraucht – doch er ist überzeugt, dass<br />
er ohne das Studium wohl nicht auf Citavi gestoßen wäre.<br />
Und obwohl er kein leidenschaftlicher Jurist geworden ist,<br />
bringt er gelegentlich gern seine Rechtskenntnisse zum<br />
Einsatz: „Dank meiner juristischen Ausbildung kümmere<br />
ich mich um rechtliche Aspekte in der Firma, checke AGBs<br />
oder bin in markenrechtlichen Fragen der Ansprechpartner“,<br />
erzählt er. Für die Stelle qualifiziert hätten ihn aber<br />
auch seine kaufmännischen Kenntnisse: „Vor dem Besuch<br />
der <strong>Law</strong> <strong>School</strong> habe ich ein duales BWL-Studium absolviert<br />
und im Anschluss an das Jura-Studium kurze Zeit<br />
als Berater bei Boston Consulting gearbeitet.“ Doch viel<br />
wichtiger ist für Schweiger, dass er zum Beruf gemacht hat,<br />
wofür er sich begeistern kann: „Auch wenn ich nur selten<br />
Bücher lese, ich liebe es einfach, Wissen zu organisieren.“<br />
34 35<br />
Menschen - caMpus - Leben
Menschen - Leben - weLt<br />
*<br />
Vergleichswerte Deutschland:<br />
EinwohnEr 81 472 000<br />
BiP Pro KoPf 2011 31 500 €<br />
intErnEtnutzEr 65 125 000<br />
AnwAltshonorAr<br />
200 bis 500 € (Billable Hour in<br />
Großkanzleien)<br />
strAfmAss für morD<br />
lebenslänglicher Freiheitsentzug<br />
trunKEnhEit Am stEuEr<br />
> 0,5 Promille: 1 Monat<br />
Fahrverbot, Bußgeld von 250 €<br />
coffEE to go 3,80 €<br />
(bei Starbucks in Hamburg)<br />
hEmDrEinigung 1,30 €<br />
PorschE 55 978 € (Boxster S)<br />
Türkei<br />
EinwohnEr<br />
74 724 000<br />
währung<br />
1 Türkische Lira<br />
(TRY) = 0,45 €<br />
BiP Pro KoPf<br />
8 365 €<br />
intErnEt-<br />
nutzEr<br />
33 178 000<br />
AnwAlts-<br />
honorAr<br />
140 bis 600 €<br />
(Billable Hour<br />
je nach Größe der<br />
Kanzlei) bzw. ab<br />
4 000 € pro Monat in<br />
großen Kanzleien<br />
strAfmAss<br />
für morD<br />
mindestens 5 Jahre<br />
trunKEnhEit<br />
Am stEuEr<br />
> 0,5 Promille:<br />
Geldstrafe 120 €,<br />
6 Monate<br />
Führerscheinentzug<br />
coffEE to go<br />
3,25 €<br />
(bei Starbucks)<br />
hEmD-<br />
rEinigung<br />
1,50 €<br />
PorschE<br />
125 000 € (Boxster S)<br />
Duygu AcAr, 31,<br />
arbeitet für Caga, Istanbuls älteste Anwaltskanzlei.<br />
Während des MLB-Programms rief<br />
ihr Chef sie an und sagte: „Wenn Sie mit dem<br />
Master zurückkommen, werden Sie innerhalb<br />
von anderthalb Jahren zur Partnerin<br />
befördert.“<br />
Das Vogue –<br />
Duygus Lieblings restaurant in Istanbul<br />
Hier entlang! Der Weg zur Arbeit<br />
Lieblingsplatz: Blick auf die<br />
erste Bosporus-Brücke<br />
Masters of the …<br />
Duygu Acar, Sie sprechen fließend deutsch. Haben Sie vor<br />
dem MLB-Programm schon in Deutschland gelebt?<br />
Ja, vor sieben Jahren war ich neun Monate lang in München.<br />
Meine Kanzlei hatte dort ein Projekt mit Rechtsanwälten<br />
von Beiten Burkhardt. Deutsch habe ich aber<br />
schon vorher gelernt: Mit zwölf Jahren bin ich in Istanbul<br />
auf eine deutsche Schule gekommen und habe dort auch<br />
das Abitur gemacht. Die deutschen Schulen haben in der<br />
Türkei den besten Ruf. 90 Prozent meiner Anwaltskollegen<br />
waren auf einer.<br />
Gilt das nur für die Schulen oder auch für die<br />
Universitäten?<br />
Auch mit einem deutschen Hochschulexamen verbessert<br />
man seine Chancen. Deshalb wollte ich, nachdem ich<br />
meinen Bachelor of <strong>Law</strong> in Istanbul gemacht hatte, den<br />
Master in Deutschland absolvieren. Allerdings war es mir<br />
wichtig, auf Englisch zu studieren, denn unsere Kanzlei<br />
ist sehr international ausgerichtet. Dafür kamen nur zwei<br />
Hochschulen infrage. Ein Partner von Beiten Burkhardt<br />
empfahl mir das MLB-Programm der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong>.<br />
Sie haben vor Beginn des Masterstudiums schon gearbeitet.<br />
Wie fand Ihr Chef Ihren Plan, für ein Jahr im Ausland zu<br />
studieren?<br />
Er hat das stark unterstützt. Die Kanzlei übernahm die<br />
gesamten Studiengebühren und hat mir auch mein Gehalt<br />
fortgezahlt. Einzige Voraussetzung war, dass ich nach<br />
dem Abschluss wieder auf meine alte Stelle zurückkehre.<br />
Als ich bereits in Hamburg war, rief mich mein Chef extra<br />
noch mal an und sagte: „Wenn Sie mit dem Master<br />
zurückkommen, werden Sie innerhalb von anderthalb<br />
Jahren zur Partnerin befördert.“ Im Januar hat er sein Versprechen<br />
eingelöst.<br />
Was haben Sie im Studium für Ihren Berufsalltag gelernt?<br />
Viel. Ich berate internationale Unternehmen, darunter<br />
verschiedene Banken und Airlines, im Bereich Mergers<br />
and Acquisition. Dreimal pro Woche habe ich Meetings<br />
mit den Mandanten. Mit meinen Wirtschaftskenntnissen<br />
verstehe ich inzwischen ihre Belange deutlich besser. Aber<br />
auch auf juristischer Ebene kann ich vieles von dem, was<br />
ich gelernt habe, anwenden. Das türkische Rechtssystem<br />
ist dem deutschen sehr ähnlich.
Text: Xenia von Polier. Fotos: privat<br />
Universe<br />
Nachgefragt bei absolveNteN des Mlb-PrograMMs<br />
VereinigTes<br />
königreich<br />
EinwohnEr<br />
61 792 000<br />
währung<br />
1 Pfund Sterling<br />
(GBP) = 1,27 €<br />
BiP Pro KoPf<br />
30 681 €<br />
intErnEt-<br />
nutzEr<br />
51 444 000<br />
AnwAlts-<br />
honorAr<br />
10 000 bis 14 000 €<br />
im Monat (als junger<br />
Anwalt in einer großen<br />
Kanzlei)<br />
strAfmAss<br />
für morD<br />
lebenslänglich,<br />
mindestens 12 Jahre<br />
trunKEnhEit<br />
Am stEuEr<br />
> 0,8 Promille<br />
oder ab 4 Alkoholeinheiten<br />
(vier kleine<br />
Gläser Wein oder zwei<br />
Pints Bier zu je 0,57 Liter),<br />
Strafe: bis 7 350 €<br />
und Führerscheinentzug<br />
coffEE to go<br />
2,80 € (bei<br />
Starbucks)<br />
hEmD-<br />
rEinigung<br />
1,70 €<br />
PorschE<br />
57 550 € (Boxster S)<br />
mArK Ashurst, 42,<br />
ist Journalist und Geschäftsführer des von<br />
ihm gegründeten Medienunternehmens<br />
Black Cat Media in London. Aktuell bei ihm<br />
im Angebot: Publikationen, politische Analysen,<br />
Beratung und demnächst eine App<br />
zu Biografien berühmter Persönlichkeiten.<br />
Marks Lieblingsplatz:<br />
der Trafalgar Square<br />
Freizeit: Shopping mit dem<br />
Nachwuchs<br />
Schöner Heimweg:<br />
entlang des Beddington Park<br />
Mark, für das MLB-Programm haben Sie sich mit einem<br />
Abschluss in Englischer Literatur beworben. Das ist eher ein<br />
ungewöhnlicher Hintergrund, oder?<br />
Das stimmt. Aber ich habe vorher als Journalist einige Jahre<br />
lang für den „Economist“ und die „Financial Times“ geschrieben.<br />
Und auch bei meiner Arbeit für das Africa Research<br />
Institute, einen Thinktank, den ich 2007 gründete, habe ich<br />
mich bereits viel mit politischen und wirtschaftlichen Themen<br />
beschäftigt. Insofern hatte ich zumindest Praxiswissen.<br />
Wie sind Sie auf das MLB-Programm an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> aufmerksam geworden?<br />
Eine Anwältin aus Simbabwe hatte mir davon erzählt. Ihre<br />
Empfehlung machte mich neugierig, denn ich habe ungefähr<br />
15 Jahre lang darüber nachgedacht, einen MBA oder<br />
LL.M. zu machen. Patentrecht und geistiges Eigentum waren<br />
wichtige Themen für meine Arbeit, doch ich hatte keine<br />
Lust, ein ganzes Jura-Studium zu absolvieren. An eine Business-<strong>School</strong><br />
in den USA wollte ich aber auch nicht gehen, als<br />
ich kurz nach Ausbruch der Finanzmarktkrise konkret über<br />
ein weiteres Studium nachdachte. Als alternatives Modell<br />
zum angloamerikanischen Kapitalismus fand ich das deutsche<br />
System interessant.<br />
Und wie beurteilen Sie das MLB-Programm rückblickend?<br />
Das Studium hat eine ganze Bandbreite an Themen abgedeckt.<br />
Vor allem aber haben mich die Kurse zu Verhandlungstechniken<br />
beeindruckt. Von den Analysemethoden<br />
hatte ich zuvor noch nie gehört. Wenn Parlamente und<br />
Zivilgesellschaft Wege fänden, solche Modelle anzuwenden,<br />
könnte ihnen das sehr nützen.<br />
Sie arbeiten in London als Journalist. Was für einen Artikel<br />
würden Sie über Ihre Zeit in Deutschland schreiben?<br />
Ich würde ein Stadtporträt über Hamburg schreiben. Mich<br />
hat überrascht, wie international die Hamburger ausgerichtet<br />
sind. Vielen ist es wichtig, kosmopolitisch zu sein. Man<br />
trifft Menschen unterschiedlichster Nationalitäten. Durch<br />
den Hafen hat die Stadt natürlich enge Verbindungen zum<br />
Welthandel. Und die meisten Hamburger sind sehr fleißig<br />
und erfolgreich. Zweiter zu sein bedeutet hier, der erste<br />
Verlierer zu sein. Andererseits ist es aber auch eine sehr entspannte<br />
Stadt, und sie ist viel kleiner, als man erwartet. Ich<br />
mag diese Mischung.<br />
36 37<br />
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meinen, dass es etwas Besonderes ist, bei Hengeler Mueller<br />
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Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
Organisation<br />
Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule für Rechtswissenschaft<br />
wird getragen von der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
gemeinnützige GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die<br />
ZEITStiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong> ist. Die <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> gGmbH hat im Jahr 2005 die <strong>Bucerius</strong><br />
Education GmbH gegründet, die Executive Education<br />
und Conference & Event Management anbietet. Trägerin<br />
des Masterprogramms ist die <strong>Bucerius</strong> Master of <strong>Law</strong> and<br />
Business gemeinnützige GmbH.<br />
Hochschulleitung<br />
Präsident/in (akademische Leitung)<br />
— Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karsten Schmidt<br />
(bis 30. September 2012)<br />
— Prof. Dr. Doris König, M.C.L.<br />
(ab 1. Oktober 2012)<br />
VizePräsident<br />
— Prof. Dr. Hermann Pünder, LL.M.<br />
(akademisches Jahr 2011/12)<br />
— Prof. Dr. Rüdiger Veil (akademisches Jahr 2012/13)<br />
geschäftsführung<br />
— Dr. Hariolf Wenzler<br />
— Benedikt Landgrebe (Stv.)<br />
aufsichtsrat<br />
Der Aufsichtsrat bestellt und berät die Geschäftsführung<br />
und überwacht die finanzielle Entwicklung der Gesellschaft<br />
und der Hochschule.<br />
— Prof. Dr. Michael Göring, Vorsitzender<br />
— Dr. Henneke Lütgerath<br />
— Dr. Henning Voscherau<br />
kuratOrium<br />
— Dr. Henning Voscherau, Vorsitzender<br />
— Dr. Christoph von Bülow<br />
— Prof. Dr. Michael Göring<br />
— Dr. Tessen von Heydebreck<br />
— Prof. Dr. Michael HoffmannBecking<br />
— Rolf Hunck<br />
— Dr. Klaus Landry<br />
— Prof. Dr. Katharina Pistor<br />
— Dr. h.c. Volker Röhricht<br />
— Nicolai von Ruckteschell<br />
— Roman Strecker, LL.B.<br />
— Wolfgang Sturm<br />
— Dr. Jan Christoph Witte<br />
Studiengänge / Programme<br />
— Jura mit den Abschlüssen Bachelor of <strong>Law</strong>s (LL.B.)<br />
und Erste Prüfung<br />
— <strong>Bucerius</strong>/WHU Master of <strong>Law</strong> and Business –<br />
Joachim Herz Program<br />
— International Exchange Program<br />
(für Studenten der 95 Partnerhochschulen weltweit)<br />
— <strong>Bucerius</strong> Summer Program in International Business <strong>Law</strong><br />
— <strong>Bucerius</strong> Summer Program in Mediation<br />
— ExecutiveEducationProgramme<br />
Studenten / Absolventen<br />
— 546 JuraStudenten<br />
— 48 Masterstudenten aus 35 Ländern<br />
— 286 Promotionsstudenten<br />
— 110 Teilnehmer von 53 Partnerhochschulen aus 24 Ländern<br />
am International Exchange Program 2011<br />
— 37 Teilnehmer aus 17 Ländern am <strong>Bucerius</strong> Summer Program<br />
in International Business <strong>Law</strong> 2012<br />
— 20 Teilnehmer aus 13 Ländern am <strong>Bucerius</strong> Summer Program<br />
in Mediation 2012<br />
— 99 LL.B.Absolventen 2012<br />
— 81 Absolventen der Ersten Prüfung (September 2011 –<br />
August 2012)<br />
Forschung & Lehre<br />
— 15 Lehrstühle<br />
— 1 Juniorprofessor<br />
— 5 Affiliate Professors<br />
— 2 Honorarprofessoren<br />
— 2 Emeriti<br />
— 64 Wissenschaftliche Mitarbeiter und Assistenten<br />
— 54 Mitarbeiter im Hochschulmanagement,<br />
inkl. Hengeler MuellerBibliothek<br />
— 46 abgeschlossene Promotionen (Sept. 2011 – August 2012)<br />
— Institut für Stiftungsrecht und das Recht der NonProfit<br />
Organisationen<br />
— Institut für Unternehmens und Kapitalmarktrecht<br />
— Center for Transnational IP, Media and Technology <strong>Law</strong> and<br />
Policy<br />
— Zentrum für Studium generale und<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
— Zentrum für Juristisches Lernen<br />
— Fremdsprachenprogramm<br />
— Programm Wirtschaftswissenschaften<br />
38 39<br />
Menschen - caMpus - theMen - welt
caMpus - theMen<br />
Dem vollständigen Jahresabschluss und dem Lagebericht hat die BDO Deutsche Warentreuhand AG<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am 9. März 2012 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.<br />
Facts & Figures<br />
geSchäf TSBerichT der BuceriuS l Aw <strong>School</strong><br />
gemeinnüT zige gmBh für 2011<br />
Bil Anz<br />
AK TiVA stand 31.12.2011 euR Vorjahr euR<br />
A. ANLAGEVERMÖGEN<br />
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 274.050,00 298.489,00<br />
II. Sachanlagen<br />
Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 1.307.805,00 1.458.725,99<br />
III. Finanzanlagen 6.288.930,47 7.870.785,47 5.701.560,00<br />
B. UMLAUFVERMÖGEN<br />
I. Waren (Merchandising) 37.579,35 41.473,16<br />
II. Forderungen und sonst. Vermögensgegenstände<br />
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 386.221,76<br />
2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen 198.187,99<br />
3. Sonstige Vermögensgegenstände 372.727,25 957.137,00 556.372,86<br />
III. Kassenbestand und Guthaben<br />
bei Kreditinstituten 760.810,09 760.810,09 1.106.069,99<br />
c. REcHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 83.427,60 85.961,92<br />
D. AKTIVER UNTERScHIEDSBETRAG AUS<br />
VERMÖGENSVERREcHNUNG 0,00 45.998,00<br />
9.709.739,51 9.294.650,92<br />
PASSiVA stand 31.12.2011 euR Vorjahr euR<br />
A. EIGENKAPITAL<br />
I. Stammkapital 1.500.000,00 1.500.000,00<br />
II. Andere Gewinnrücklagen 155.608,00 155.608,00<br />
III. Gewinnvortrag 6.111.732,46 5.480.667,01<br />
IV. Jahresüberschuss 424.402,73 8.191.743,19 631.065,45<br />
B. RÜcKSTELLUNGEN<br />
1. Rückstellungen für Pensionen 595,00<br />
2. Steuerrückstellungen 6.766,42<br />
3. Sonstige Rückstellungen 262.586,09 269.947,51 311.584,44<br />
c. VERBINDLIcHKEITEN<br />
1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 312.450,55<br />
2. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen<br />
Unternehmen 760.864,00<br />
3. Sonstige Verbindlichkeiten 171.797,81 1.245.112,36 1.212.379,42<br />
D. REcHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 2.936,45 3.346,60<br />
9.709.739,51 9.294.650,92
JAhreSABSchluSS für dAS geSchäf TSJAhr<br />
Vom 1. JAnuAr BiS zum 31. dezemBer 2011<br />
ge winn- und VerluSTrechnung<br />
2011 euR Vorjahr euR<br />
1. Rohergebnis 15.803.716,35 15.374.735,95<br />
davon Zuwendungen ZEIT-Stiftung 8.397.634,00<br />
davon Studiengebühren 3.596.846,50<br />
davon Spenden /Sponsoring 1.967.613,80<br />
davon sonstige Einnahmen 1.482.514,88<br />
2. Personalaufwand<br />
a) Löhne und Gehälter 7.098.509,40 6.781.608,76<br />
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für<br />
Altersversorgung<br />
– davon für Altersversorgung: EUR 520.662,83<br />
(Vorjahr: TEUR 452)<br />
1.662.922,08 8.761.431,48 1.565.976,53<br />
3. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände<br />
des Anlagevermögens und Sachanlagen 481.945,63 480.456,46<br />
4. Sonstige betriebliche Aufwendungen 6.199.093,92 5.976.973,76<br />
5. Erträge aus Beteiligungen 0,00 0,00<br />
6. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 237.565,71 222.491,77<br />
7. Abschreibungen auf Finanzanlagen 122.115,00 71.555,00<br />
8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 6.307,00 319,00<br />
9. ERGEBNIS DER GEWÖHNLIcHEN GEScHäFTSTäTIGKEIT 470.389,03 720.338,21<br />
10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 49.787,00 68.391,93<br />
11. Sonstige Steuern -3.800,70 20.880,83<br />
12. JAHRESÜBERScHUSS 424.402,73 631.065,45<br />
54 %<br />
Personalaufwand<br />
4 %<br />
Abschreibungen<br />
Der Jahresüberschuss ist ein buchhalterischer Wert. Er entsteht durch als Erträge gebuchte Forderungen aus dem Umgekehrten<br />
Generationenvertrag (UGV), nicht verbrauchten Mitteln bzw. Minderaufwendungen bei Personal- und Sachkosten<br />
sowie durch Mehreinnahmen von Spenden; abzüglich der Abschreibungen auf Sachanlagen und Investitionen.<br />
Die <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> gemeinnützige GmbH führt keine Gewinne ab. Nicht verbrauchte Mittel werden auf folgende<br />
Haushaltsjahre vorgetragen. Die Zuwendungen der ZEIT-Stiftung werden auf Grundlage der durch den Aufsichtsrat<br />
genehmigten Haushaltspläne für jeweils ein Geschäftsjahr festgesetzt. Die hohe Bilanzsumme der GmbH spiegelt fast<br />
ausschließlich die als Finanzanlagen ausgewiesenen Forderungen aus dem Umgekehrten Generationenvertrag wider.<br />
AuSgABen einnAhmen<br />
42 %<br />
Sachaufwand<br />
54 %<br />
ZEIT-Stiftung<br />
10 %<br />
Sonstige Einnahmen<br />
13 %<br />
Spenden/Sponsoring<br />
23 %<br />
Studiengebühren<br />
40 41<br />
caMpus - theMen
caMpus - welt<br />
Unsere größten<br />
Unterstützer<br />
Gründerin und einzige Gesellschafterin<br />
— ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong><br />
Partner<br />
— Deutsche Bank AG<br />
— Commerzbank-Stiftung<br />
— Claussen-Simon-Stiftung<br />
— Clifford Chance<br />
— DLA Piper<br />
— Freshfields Bruckhaus Deringer LLP<br />
— Gebr. Heinemann SE & Co. KG<br />
— Heinz Nixdorf Stiftung<br />
— Hengeler Mueller<br />
— Joachim Herz Stiftung<br />
— Linklaters LLP<br />
— Siemens AG<br />
— The Boston Consulting Group GmbH<br />
— UBS Deutschland AG<br />
Donatoren<br />
— Allen & Overy LLP<br />
— Audi AG<br />
— Baker & McKenzie<br />
— CMS Hasche Sigle<br />
— Ernst & Young GmbH<br />
— Gleiss Lutz<br />
— Hogan Lovells International LLP<br />
— Shearman & Sterling LLP<br />
— Taylor Wessing<br />
— Notar Dr. Michael Ehlke (†)<br />
2011/2012<br />
Förderer<br />
— Alfried Krupp von Bohlen und HalbachStiftung<br />
— Beiten Burkhardt<br />
— Berenberg Bank<br />
— British American Tobacco Germany<br />
— Cleary Gottlieb Steen & Hamilton LLP<br />
— Deloitte & Touche GmbH<br />
— Deutsche Lufthansa AG<br />
— ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG<br />
— Friedrich Stiftung<br />
— Funk Gruppe GmbH<br />
— Generali Versicherung AG<br />
— Graf von Westphalen<br />
— Gustav und Catharina SchürfeldStiftung<br />
— Hamburger Sparkasse AG<br />
— Hamburgische Notarkammer<br />
— Harmsen Utescher<br />
— Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />
— Huth Dietrich Hahn<br />
— Johanna und Fritz Buch Gedächtnisstiftung<br />
— Latham & Watkins LLP<br />
— Max Kade Foundation<br />
— Noerr LLP<br />
— Norton Rose LLP<br />
— Renzenbrink Raschke von Knobelsdorff Heiser<br />
— Rolf und Sigrid Hunck<br />
— Ruge Krömer Rechtsanwälte<br />
— Schomerus & Partner<br />
— Thomas J. C. und Angelika Matzen Stiftung<br />
— White & Case LLP<br />
PriVate hOchschuLen sind ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft des deutschen Bildungswesens. Die<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> befindet sich in einer glücklichen Ausnahmesituation wie nur wenige andere private Hochschulen<br />
in Deutschland: Als forschungsorientierte Stiftungsgründung steht sie auf einem soliden wirtschaftlichen<br />
Fundament. Alleinige Gesellschafterin ist die ZEITStiftung Ebelin und Gerd <strong>Bucerius</strong>, die die Hochschule im Jahr<br />
2000 gegründet hat. Sie finanziert bis heute den überwiegenden Anteil des jährlichen Budgets der Hochschule.<br />
Die ZEITStiftung hat zudem eine Garantie gegenüber dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg abgegeben,<br />
die die Finanzierung der Hochschule auf Dauer zusichert.
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Dr. Alexander Schwarz, Partner
Menschen - theMen - Leben<br />
„Druck ist<br />
In der Coffee lounge mIt mIChael StICh<br />
etwas<br />
und SebaStIan<br />
Gutes“<br />
bong<br />
Ein Studium an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> ähnelt<br />
gelegentlich einer Karriere im Spitzensport.<br />
re.vision sprach mit Tennislegende Michael<br />
Stich und mit dem besten Bachelor-Absolventen<br />
des Jahrgangs 2008, Sebastian Bong, über<br />
das Streben nach Höchstleistung und warum<br />
Niederlagen nützlicher sein können als Erfolge.<br />
re.viSion: Herr Stich, welchen Moment auf dem Tennis-<br />
Court werden Sie nie vergessen?<br />
Michael Stich: Ach, da gibt es so drei, vier wahrscheinlich.<br />
Natürlich einmal Wimbledon, das Finale 1991. Oder<br />
diese neun vergebenen Matchbälle im Davis Cup 1995<br />
gegen Russland.<br />
re.viSion: In Spielen wie diesen standen Sie ja unter einem<br />
enormen Leistungsdruck. Wie schafft man es, sich trotzdem<br />
noch auf den Sieg zu fokussieren, obwohl gerade alles<br />
schiefläuft?<br />
Stich: Also in dem Moment denkt man sich: Na ja, du<br />
hast einen vergeben, du hast zwei vergeben, na ja, komm,<br />
du kriegst einen dritten. Aber Leistungsdruck ist auch<br />
etwas Gutes, etwas Spannendes, was uns zu höheren<br />
Leistungen antreibt, und natürlich gehört auch Verlieren<br />
dazu. In dem Moment zu scheitern und das Match zu verlieren<br />
war zwar frustrierend. Aber als viel schlimmer habe<br />
ich es damals empfunden, dass ich es nicht geschafft habe,<br />
für die Mannschaft dieses Jahrhundert-Davis-Cup-Finale<br />
gegen Sampras und Agassi in Deutschland zu erreichen.<br />
re.viSion: Herr Bong, was waren während Ihrer Zeit an der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> bislang die schwierigsten Situationen?<br />
SeBaStian Bong: Sehr anstrengend war die Schwerpunktklausur<br />
letzten Winter, außerdem die Examensseminararbeit,<br />
die wir in vier Wochen im Sommer schreiben<br />
mussten. Aber selbst da war natürlich der Druck nicht<br />
vergleichbar mit so einem Moment auf dem Tennisplatz.<br />
Insofern denke ich, dass ich vergleichbare Niederlagen<br />
noch nicht erlebt habe. Ich musste ja auch noch nichts Vergleichbares<br />
leisten.<br />
Stich: Das würde mich jetzt interessieren, weil ... Ich sage<br />
einfach mal du, wenn das o.k. ist?<br />
Bong: Ja, klar.<br />
Stich: Ich finde das spannend: Warum glaubst du, dass du<br />
weniger Druck hast?<br />
Bong: Ich denke, dass die Situation bei sportlichen Ereignissen<br />
viel einmaliger ist. Selbst beim Staatsexamen<br />
hat man ja immer noch zwei Versuche. Aber ein Finale in<br />
der Heimat gegen eine bekannte andere Mannschaft, das<br />
kommt nur einmal.<br />
re.viSion: Herr Stich, hatten Sie denn damals Angst in<br />
der Schule?<br />
Stich: Die Schule war in Ordnung, aber heute ist die Vorstellung,<br />
ich müsste noch mal mein Abitur machen, wirklich<br />
eine Horrorvorstellung.<br />
Bong: Wieso fällt es dir leichter, mit sportlichen Stresssituationen<br />
umzugehen?<br />
Stich: Wenn ich auf dem Platz stehe, kann ich mich selbst<br />
und meine Leistungsfähigkeit sehr gut einschätzen. Aber<br />
wenn ich in einer Klausur einen Blackout habe, dann ist<br />
das unwiderruflich der Moment, wo es nicht funktioniert.<br />
Das Maß der Enttäuschung ist dann für jemanden wie dich,<br />
Sebastian, wahrscheinlich gleichzusetzen mit meiner Niederlage<br />
im Finale der French Open 1996. An dem Tag habe<br />
ich nicht meine beste Leistung abgerufen, ich habe wirklich<br />
versagt. Ich bin einfach ins Match reingegangen, ohne an<br />
mich zu glauben. Dementsprechend habe ich auch verloren.
Interview: Roman Heflik. Fotos: Odile Hain<br />
re.viSion: Wie gehen Sie mit solchen Niederlagen um?<br />
Stich: Indem ich nächste Woche wieder losgehe und das<br />
nächste Match spiele. Ich kann mich immer wieder herausfordern.<br />
Das herauszufinden ist ja auch das Schwierige<br />
im Leben: Worin bin ich wirklich gut?<br />
Bong: Also hilft dir das Selbstvertrauen und der Glaube<br />
an dich selbst, diese Situation zu meistern?<br />
Stich: Man muss das Selbstbewusstsein haben, eine Herausforderung<br />
einfach anzunehmen und zu sagen: Das<br />
schaffe ich. Sonst sollte man es nicht tun. Und man muss<br />
negative Erlebnisse ins Positive drehen können und sich<br />
sagen: Nächstes Mal mache ich es besser.<br />
Bong: Also kannst du Niederlagen in Motivation umwandeln?<br />
Stich: Ja, wenn man aus Niederlagen nicht lernt, wann dann?<br />
Für mich sind Niederlagen in meiner Karriere viel einfacher<br />
gewesen, auch im realen Leben, weil sie immer beinhalten,<br />
dass ich es beim nächsten Mal besser machen kann. Einen<br />
Erfolg zu verarbeiten ist viel schwerer, weil ich zu glauben beginne,<br />
dass ich nicht mehr an mir arbeiten muss.<br />
re.viSion: Wie ist das bei Ihnen, Herr Bong? Sehen Sie in<br />
Erfolgen auch Risiken?<br />
Bong: Erfolge sind zunächst eine Belohnung, die motiviert.<br />
Sie können allerdings auch dazu verleiten, erstmal<br />
bequem zu werden. Aber im Studium kommt immer irgendeine<br />
Klausur, die einem die Grenzen aufzeigt. Der Stoff<br />
ist außerdem so umfangreich, dass man nie das Gefühl hat,<br />
man könne sicher sein. Ich versuche, auch nach einem Erfolg<br />
mir immer wieder das nächste Ziel zu stecken und mich<br />
zu motivieren, so wie jetzt für das Staats examen.<br />
Stich: Was hast du denn für eine Vision, die dich beim<br />
Examen antreibt? Du könntest ja auch sagen: „Ich will ein<br />
Einser-Examen machen, aber am Ende mache ich dann<br />
eine Arbeit für Ärzte ohne Grenzen.“ Oder ist es das Materielle,<br />
das Einkommen, das dich antreibt?<br />
Bong: Ich denke, Letzteres eher nicht. Ich möchte mir die<br />
Möglichkeit schaffen, nachher das machen zu können,<br />
was mich tagtäglich erfüllt, was mir Spaß macht und wo<br />
ich parallel noch genug Zeit zum Ausgleich habe.<br />
Stich: Also wenn du mich fragen würdest: „War es das<br />
Materielle oder das Tennisspielen?“, würde ich ganz klar<br />
sagen: Das Materielle hat keine Rolle bei meiner Entscheidung<br />
gespielt. Mein Berufswunsch war nie, Tennisprofi<br />
zu werden, ich habe nie als Kind darauf hingearbeitet. Das<br />
hat sich durch Zufall ergeben.<br />
Bong: Mir geht es auch nicht ums Geld. Aber wenn sich<br />
mir später zwei ansonsten gleichwertige Alternativen bieten,<br />
von denen eine einen materiellen Vorteil hat, dann<br />
kann ich nicht ausschließen, dass das ausschlaggebend<br />
wäre. Was war denn der Grund für dich, mit dem Leistungssport<br />
anzufangen?<br />
Stich: Dass ich das perfekte Tennis spielen wollte, aber<br />
ausschließlich für mich. Vom Platz zu gehen und zu sagen:<br />
Das war annähernd dran an dem, was perfekt ist. Dass<br />
man wirtschaftlich gut da steht, dass man Anerkennung<br />
bekommt, das sind Faktoren, die folgen dann eher nach.<br />
Ich wollte in erster Linie das Gefühl haben, dass ich meine<br />
Leistungsgrenze erreicht habe.<br />
Bong: Und das war für dich wichtiger als die Frage, ob du<br />
gewonnen hattest?<br />
Stich: Natürlich wollte ich gerne ein Grand-Slam-Turnier<br />
und den Davis Cup gewinnen. Aber verbunden damit<br />
war, möglichst stolz auf meine eigene Leistung zu sein. Es<br />
gab genügend Matches, die ich gewonnen, aber schlecht<br />
44 45<br />
Menschen - theMen - Leben
Menschen - theMen - Leben<br />
Lasso tat vendit praesenim do delEm dolent<br />
ute mincidunt praesed do eriure min utem<br />
velis nullutp atisim nulla commy nostrud<br />
magnibh euipsum quipit, sent laorper alit<br />
auguer adignia mconulp utatie feugueril dio<br />
odo odionsectem<br />
gespielt habe. Andererseits habe ich aber auch bei der<br />
ATP-Weltmeisterschaft das Finale gegen Pete Sampras gewonnen,<br />
da hätte ich nichts mehr besser machen können.<br />
Und selbst wenn ich in fünf Sätzen verloren hätte, hätte<br />
ich gesagt: Besser geht es nicht, perfekt.<br />
re.viSion: Dieses Streben nach Perfektion behindert und<br />
stresst Sie also nicht, sondern motiviert Sie?<br />
Stich: Absolut. Ich habe in meiner Karriere zwei oder drei<br />
gefühlt perfekte Tennismatches gespielt – und ich habe als<br />
Profi vielleicht 600 Matches gespielt. Der Prozentsatz der<br />
Perfektion ist also nicht so hoch (lacht). Ich finde, Druck<br />
im Sinne von Stress macht sich jeder immer erst mal selber,<br />
weil er sich entweder einer Situation aussetzt, der er nicht<br />
gewachsen ist, oder weil er sich selbst falsch eingeschätzt<br />
hat. Das Reden vom „Druck“ wird aus meiner Sicht oft als<br />
Ausrede verwendet, auch im Sport.<br />
Bong: Ich versuche, diesen Leistungsdruck beim Studium<br />
so zu kanalisieren, dass ich meine eigenen Ziele setze und<br />
dann auf diese Ziele und auf die Zwischenschritte hinarbeite.<br />
Wenn der Druck zu viel wird, überlege ich mir: O.k.,<br />
was ist jetzt schiefgelaufen und was kann ich an meinem<br />
Alltag ändern, um zufrieden zu bleiben?<br />
Stich: Ist „Druck“ als Wort etwas Negatives für dich?<br />
Bong: Es hängt davon ab, wie man selbst damit umgeht.<br />
Die gute Seite ist, dass es einen zur Leistung anspornt,<br />
aber wenn dann die eigene Motivation umschwingt und<br />
man vom Druck und nicht mehr von dem, was man selbst<br />
erreichen will, bestimmt wird, dann ist der Druck was<br />
Negatives.<br />
re.viSion: Herr Stich, Sie haben sich auch nach Ihrer<br />
Sportlerkarriere nicht ins Private zurückgezogen, sondern<br />
leiten weiter Ihre Stich-Stiftung gegen HIV, die Sie bereits<br />
während Ihrer aktiven Tenniskarriere gegründet haben.<br />
Warum wollten Sie sich um HIV-Infizierte kümmern?<br />
Stich: Ich wollte eine Stiftung gründen, um in einem Bereich<br />
zu helfen, der mich interessiert. Und es sollte etwas<br />
mit Kindern sein. Dabei war eines der Themen, die in diesem<br />
Zusammenhang auftauchten, HIV. Bevor ich mich<br />
mit dem Thema näher beschäftigt habe, hatte ich genau<br />
die gleichen Berührungsängste wie die meisten Menschen.<br />
Das hat mich wiederum herausgefordert. Ich habe mir<br />
gesagt: Da kannst du was lernen und vielleicht durch den<br />
Quereinstieg auch einen Unterschied machen, weil du<br />
Dinge anders angehst.<br />
re.viSion: Würden Sie dieses soziale Engagement auch<br />
jüngeren Menschen empfehlen, die keine Aussichten auf<br />
hohe Preisgelder haben?<br />
Stich: Absolut. Aber nicht wegen einer Pflicht zum sozialen<br />
Engagement, sondern weil das eine unglaublich gute<br />
Schule fürs Leben ist. So wie ich immer jungen Menschen<br />
sagen würde: Geht für ein Jahr irgendwo ins Ausland, da<br />
ist eine Welt, die ist so spannend und so groß und die hat<br />
so viel zu bieten.<br />
re.viSion: Herr Bong, kann man als Student von Michael<br />
Stich etwas lernen?<br />
Bong: Mit Sicherheit. Einerseits von ihm als Leistungssportler<br />
die Disziplin, sich auf ein Ziel zu fokussieren, und<br />
den Glauben an sich selbst in jeder Situation. Außerdem<br />
habe ich das Gefühl, dass er eigentlich alles, was er macht<br />
– ob Tennis oder soziales Engagement –, aus einer eigenen<br />
Schaffenskraft heraus macht und nicht, weil er sich irgendwie<br />
von außen dazu verpflichtet fühlt.<br />
re.viSion: Bleibt an der BLS genug Freiraum, um sich<br />
selbst noch zu engagieren?
„Im Studium schließen sich Teamgeist<br />
und Ehrgeiz ja auch nicht aus.“<br />
SeBaStian Bong<br />
Bong: Ich denke schon. Die Arbeitsbelastung ist natürlich<br />
hoch, aber es ist auch nicht nötig, dass man sieben Tage die<br />
Woche und jede freie Stunde des Tages mit dem Studium<br />
verbringt. Es bleibt immer genug Zeit, um auch eigenen<br />
Neigungen und Interessen nachzugehen.<br />
Stich: Ich bin da immer sehr schwarz-weiß: Ich glaube,<br />
jeder hat die Möglichkeit, sich sozial einzubringen. Aber<br />
es muss eine Herzensangelegenheit sein. Die Zeit hat jeder,<br />
beispielsweise ins Altersheim nebenan zu gehen und<br />
alten Menschen vorzulesen oder eine Rechtsberatung zu<br />
geben für Menschen, die sich das nicht leisten können.<br />
Man muss nicht erst 60 werden, um etwas Gutes zu tun.<br />
Ich selbst habe meine Stiftung mit 26 gegründet und war<br />
damals der jüngste Stifter Deutschlands. Es wäre schön,<br />
wenn junge Menschen sagen: Wir haben die finanziellen<br />
Mittel oder das Know-how, wir stellen jetzt mal unsere<br />
Zeit zur Verfügung. Wie alt bist du, Sebastian?<br />
Bong: 23.<br />
Stich: Das sind 20 Jahre zwischen uns. Eure Generation hat<br />
schon wieder ein ganz anderes Verständnis für das, was heute<br />
da draußen passiert. Deswegen wäre es toll, wenn immer wieder<br />
junge Menschen nachkommen, die sich engagieren.<br />
re.viSion: Sie haben anfangs mit Ihrer Stiftung Aufsehen<br />
erregt, indem Sie eine Schock-Werbekampagne gefahren<br />
haben, zum Beispiel ein Kinderwagen in Form eines kleinen<br />
Sarges. Warum diese Schockeffekte?<br />
Stich: Die Kampagne hat sich ja ausschließlich an Menschen<br />
gerichtet, die sich mit dem Thema sonst nie beschäftigt<br />
haben. Heute ist es fast schon gesellschaftskonform zu sagen:<br />
„Durch die Medikamentierung ist HIV ja eigentlich nur eine<br />
chronische Krankheit.“ Aber HIV ist letztlich immer noch<br />
tödlich. Die Kampagne sollte Aufmerksamkeit generieren<br />
und ein Bewusstsein schaffen, und das hat sie geschafft.<br />
re.viSion: Und wozu dient das Drachenbootrennen, das<br />
Ihre Stiftung jährlich ausrichtet?<br />
Stich: Zur Spendenakquise. Wir wollen Spaß und Sport<br />
verbinden mit dem Gedanken: „Man kann was für eine<br />
gute Sache tun.“ Ich habe die Idee zwei, drei Jahre mit<br />
mir herumgetragen, weil ich auf der Alster immer diese<br />
Drachenboote gesehen und gedacht habe: Mensch, damit<br />
kannst du mal irgendwas machen. Und dann brauchte das<br />
UKE Geld für die Immundefektambulanz, die wir schon<br />
seit fast 20 Jahren unterstützen. Da habe ich gesagt: „Jetzt<br />
machen wir ein Event daraus und holen Partner, Firmen<br />
und Freunde mit ins Boot.“<br />
„Man muss nicht erst 60 werden,<br />
um etwas Gutes zu tun.“ Michael Stich<br />
Bong: Ich habe selbst mal auf dem Wannsee und auch auf<br />
der Alster fünf Jahre gerudert, und da merkt man dann im<br />
wahrsten Sinne des Wortes, dass man nur vorankommt,<br />
wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Sitzt du auch<br />
selbst mit im Drachenboot?<br />
Stich: Ja, ich paddle schon mit. Aber wir müssen natürlich<br />
auch wahnsinnig viel organisieren: Wir haben tagsüber an<br />
der Alster etwa 500 Teilnehmer und bei der Abendveranstaltung<br />
so zwischen 1 000 und 1 100 Gäste.<br />
re.viSion: Bei den Rennen wird ja auch ziemlich viel geschrien<br />
und getrommelt. Worum geht es da, um Mannschaftsgeist<br />
oder um Konkurrenz?<br />
Stich: Die Idee dahinter war, dass die Teams, die dabei mitmachen,<br />
ihren Teamgeist fördern können. Das kann eine<br />
Abteilung sein oder eine Firma, die Gäste oder Mitarbeiter<br />
einlädt. In den ersten Jahren ging es vor allem um die Teilnahme<br />
wegen der guten Sache. Inzwischen aber sind viele<br />
Teams schon seit Jahren dabei. Eine Mannschaft ist jetzt<br />
seit vier Jahren ungeschlagen, und der sportliche Ehrgeiz bei<br />
den Teilnehmern wächst, sie endlich zu besiegen.<br />
re.viSion: Was ist aus Ihrer Sicht grundsätzlich wichtiger<br />
für eine erfolgreiche Karriere: der Mannschaftsgedanke<br />
oder der Wille zum Siegen?<br />
Stich: Das hängt ganz davon ab, wo man tätig ist. In<br />
meinem Job als Tennisprofi war Egoismus natürlich wichtig.<br />
Auf dem Platz konnte ich mich nicht darum kümmern,<br />
ob mein Gegner ein netter Kerl ist. Man sollte aber<br />
nicht vergessen, dass man einen Job nie wirklich ganz allein<br />
machen kann. Auch ich brauchte meinen Trainer und<br />
ein funktionierendes Umfeld. Allerdings glaube ich, dass<br />
auch ein Team dann am besten ist, wenn jeder versucht,<br />
sein Bestes mit einzubringen, und an seine Leistungsgrenze<br />
geht und auch eine Erwartungshaltung an seine<br />
Teammitglieder formuliert.<br />
Bong: Im Studium schließen sich Teamgeist und Ehrgeiz<br />
ja auch nicht aus. Gemeinsam kommt man am besten weiter.<br />
Natürlich will hier jeder etwas erreichen. Aber gerade<br />
das trägt dazu bei, dass die Atmosphäre sehr motivierend<br />
ist. Wichtiger ist aber noch, dass man im Gespräch und in<br />
der Zusammenarbeit mit den anderen immer etwas lernt<br />
und den Stoff erst richtig versteht.<br />
Stich: So wie du es beschreibst, sollte es auch sein: voneinander<br />
lernen, miteinander etwas entwickeln und auch<br />
dadurch wieder besser werden, also seinen Horizont erweitern.<br />
Sozusagen als Schule fürs Leben.<br />
46 47<br />
Menschen - theMen - Leben
Menschen - caMpus - theMen<br />
Compliance Check<br />
im test: Das Facilit y management<br />
Versprechen kann man viel – wir messen<br />
Einrichtungen und Unternehmen der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> an ihren eigenen<br />
Ansprüchen.<br />
Organisationsform:<br />
Teil des Hochschulmanagements der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
Tätigkeitsgebiet:<br />
Campus-Pflege, Technik, Umbau<br />
Team:<br />
Rudi Wende, Torben Behnke, Waldemar Bünger<br />
Motto:<br />
„Wir halten geräuscharm und unsichtbar eine kleine Stadt<br />
in Betrieb“<br />
Hardware:<br />
Diverse Werkzeuge: darunter 21 Zangen, 3 Bohrmaschinen,<br />
14 Kabeltrommeln, 30 neue Klobrillen pro Jahr<br />
Eigener Anspruch: „An 365 Tagen im Jahr sorgen wir dafür,<br />
dass die Infrastruktur der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> elegant<br />
und ohne große Störungen läuft. Wenn es Probleme mit der<br />
Heizung, dem Wasser, der Elektrotechnik oder der Lüftung<br />
gibt, sind wir sofort zur Stelle. Bei Umbaumaßnahmen sollen<br />
die Studenten möglichst nicht durch Lärmgeräusche belästigt<br />
werden. Wohlbefinden und Hilfsbereitschaft sind für uns keine<br />
Fremdworte.“<br />
Testfrage 1 (Probleme mit der Lüftung): Ihr Anspruch ist,<br />
stets für das richtige Raumklima zu sorgen. Nun sitzt Maria<br />
Müller in dünner Bluse und kurzem Röckchen in der Bibliothek<br />
und friert. Zwei Tische weiter bringt die Examensvorbereitung<br />
Fritz Fricke mächtig ins Schwitzen. Sie fragt: „Können wir die<br />
Heizung höherstellen?“ Er möchte, dass die Temperatur gesenkt<br />
wird. Was tun Sie?<br />
Bünger: Ich erkläre beiden Studenten, dass wir gemäß § 3<br />
Abs. 1 der Arbeitsstättenverordnung immer eine Temperatur<br />
von 21,7 Grad fahren. Mein Tipp für Maria Müller: Bring dir mal<br />
eine dicke Decke oder einen Poncho mit. Fritz Fricke beruhige<br />
ich: Das Examen haben schon einige vor dir bestanden. Und<br />
wenn du im Sommer statt eines dicken Rollkragenpullis ein<br />
T-Shirt anziehst, ist dir vielleicht nicht ganz so heiß.<br />
Testfrage 2 (Lärmgeräusche): Ein Student schreibt Ihnen<br />
eine Mail: „Lieber Herr Bünger, die Bauarbeiten im Dachgeschoss<br />
sind viel zu laut. Mittels Handy-App konnte ich feststellen,<br />
dass die Bohrungen eine Lärmbelastung von über<br />
92 Dezibel erreichen. So können wir hier im Kleingruppenraum<br />
unmöglich arbeiten.“ Was antworten Sie ihm?<br />
Bünger: Für mich sind bohrende Geräusche ja Musik in den Ohren,<br />
aber ich kann verstehen, dass der Lärm für andere anstrengend<br />
ist. Wir versuchen natürlich, die Reparaturen schnellstmöglich<br />
zu beenden.<br />
Testfrage 3 (Hilfsbereitschaft): Ein Student kommt zu Ihnen<br />
in die Werkstatt und sagt: „Ich habe mein Fahrrad am Dammtorbahnhof<br />
angeschlossen und den Schlüssel verloren. Leider<br />
ist das Schloss so sicher, dass man es nicht mit einer Zange zerbrechen<br />
kann.“ Können Sie ihm helfen?<br />
Bünger: Ich sage immer: Wir fliegen bis zum Mond, also muss<br />
auch das möglich sein. Aber zunächst frage ich natürlich noch<br />
mal nach: Ist das wirklich dein Rad? Wenn der Student das<br />
glaubhaft bestätigt, gebe ich ihm eine Kabeltrommel und eine<br />
Flex in die Hand. Das dürfte das Problem beheben.<br />
Waldemar Bünger, Leiter Facility Management<br />
Text: Xenia von Polier. Foto: Odile Hain
Fotos: <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
Gästebuch<br />
15. Mai 2012: Bundesverteidigungsminister<br />
Dr. Thomas de Maizière hält an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> einen Vortrag zu seinem Konzept moderner<br />
Sicherheitspolitik.<br />
„Sicherheit umfasst nicht nur<br />
die Verteidigung der eigenen<br />
Landesgrenzen, sondern<br />
auch die Wahrung legitimer<br />
staatlicher Interessen weltweit.“<br />
1. März 2012: Martin<br />
Hoffmann, Intendant der<br />
Berliner Philharmoniker,<br />
zu Gast an der <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />
„Aus Erfahrung und<br />
Qualität wächst dem Orchester ein<br />
großes Selbstbewusstsein.“<br />
24. Februar 2012: José Manuel<br />
Barroso spricht zu den <strong>Law</strong>-<strong>School</strong>-<br />
Studenten.<br />
„Es ist illusorisch gewesen zu denken,<br />
eine gemeinsame Währung<br />
könne funktionieren,<br />
wenn man die Wirtschaftspolitik<br />
auf nationaler<br />
Ebene belässt.“<br />
14. Mai 2012: Gregor Gysi wirbt in einem<br />
Impulsvortrag an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong><br />
für den europäischen Gedanken.<br />
„Der europäische Wirtschaftsraum muss<br />
um eine soziale Komponente erweitert<br />
werden.“<br />
10. Mai 2012: Martin Schulz, Präsident des<br />
Europäischen Parlaments, ist zu Gast an<br />
der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />
„Europa hat zwei Gründe, sich zusammenzuschließen:<br />
die Vergangenheit und<br />
die Zukunft.“<br />
IMPrEssuM<br />
HERAUSGEBER <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong> – Hochschule<br />
für Rechtswissenschaft VERANTWORTLICH FÜR<br />
DEN INHALT Benedikt Landgrebe, stellvertretender<br />
Geschäftsführer (V.i.S.d.P.) KOORDINATION Klaus Weber,<br />
Anouk Lunkenheimer, Hochschulkommunikation <strong>Bucerius</strong><br />
<strong>Law</strong> <strong>School</strong> ANZEIGEN Ingrid Herzig<br />
23. Februar 2012: Bundeswirtschaftsminister<br />
Philipp Rösler referiert zur Euro-Krise.<br />
„Sollten die Pläne von Bundesregierung und<br />
EU-Kommission, einen griechischen Bankrott<br />
abzuwenden, letztendlich nicht aufgehen, gilt<br />
es genug Zeit zu gewinnen, damit sich andere<br />
gefährdete Staaten wie Italien, Spanien oder<br />
Portugal gegen eine Ausweitung der Krise absichern können.“<br />
15. Februar 2012: Hamburgs Erster Bürgermeister<br />
Olaf Scholz zu Gast an der <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />
„Angesichts der grassierenden Wohnraumknappheit<br />
und eines Bevölkerungszuwachses<br />
von mindestens 5 000 Menschen<br />
pro Jahr muss die Erweiterung des<br />
Wohnraums im Mittelpunkt stehen.“<br />
5. Dezember 2011: Chris Steinegger, State Senator in<br />
Kansas, spricht im Rahmen der Lunchtime Lectures über<br />
die Präsidentschaftswahlen 2012 in den USA.<br />
„Wie seinerzeit Carter hat heute Obama trotz<br />
aller Sympathien mit einer Wirtschaftskrise zu<br />
kämpfen. Verglichen mit dem Beginn seiner Amtszeit<br />
geht es den Bürgern finanziell schlechter, was<br />
einen Stimmenverlust zur Folge haben könnte.“<br />
2. November 2011: Besuch des ehemaligen<br />
Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust an der<br />
<strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>.<br />
„Wenn Sie glauben, Sie säßen zu Recht auf<br />
Ihrem Stuhl, dann sitzen Sie da nicht lange.“<br />
1. November 2011: Holger Jung, Agentur Jung von Matt, berichtet über<br />
aktuelle Herausforderungen der Werbebranche.<br />
„Es geht darum, dem Konsumenten einen Handel anzubieten: eine<br />
spannende Geschichte im Tausch gegen ein wenig Aufmerksamkeit.“<br />
24. August 2012: Valéry Giscard d’Estaing, französischer<br />
Staatspräsident a .D., und Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler<br />
a. D., debattieren über Europas Rolle in der Welt.<br />
Helmut Schmidt: „Die öffentliche Meinung in<br />
den meisten europäischen Staaten wird immer<br />
nationalistischer. Der Nationalismus ist vielerorts die Antwort auf das<br />
fehlende Verständnis der Krise.“<br />
Valéry Giscard d’Estaing: „Das ist kein Nationalismus. Es<br />
ist Egoismus. Das Problem ist, dass Europa keine solidarische<br />
Struktur hat. Wir brauchen eine Kultur der Solidarität.“<br />
VERLAG TEMPUS CORPORATE GmbH – Ein Unternehmen<br />
des ZEIT Verlags, <strong>Bucerius</strong>straße/Eingang Speersort 1,<br />
20095 Hamburg GESCHÄFTSFÜHRUNG Ulrike Teschke,<br />
Manuel J. Hartung PROJEKTLEITUNG Andrea Rützel<br />
REDAKTIONSLEITUNG Roman Heflik, Xenia von Polier<br />
GESTALTUNG Kai Kullen FOTOGRAFIE Odile Hain<br />
KORREKTORAT Volker Hummel<br />
48 49<br />
HERSTELLUNG Thorsten Bastian (verantw.), Dirk Schmoll<br />
DRUCK MEDIA DRUCKWERK Gruppe GmbH, Rondenbarg 6,<br />
22525 Hamburg AUSGABE Nr. 4, Oktober 2012<br />
AUFLAGE 5 000 ERSCHEINUNGSWEISE Jährlich<br />
KONTAKT <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong> <strong>School</strong>, re.vision – <strong>Bucerius</strong> <strong>Law</strong><br />
<strong>School</strong> Magazin, Jungiusstraße 6, 20355 Hamburg<br />
re.vision@law-school.de, Tel. 040 – 30706-0<br />
Menschen - caMpus - Leben - weLt
Menschen - caMpus - Leben<br />
… und,<br />
Felix WenDenburg<br />
über seine Premiere als meDiator<br />
wie war<br />
ich?<br />
Die Aufregung überfiel mich ganz plötzlich, als die Tür<br />
zum Kunden – einer Anwaltskanzlei – aufging. Zuvor war<br />
ich eigentlich ganz entspannt gewesen. Ich hatte vormittags<br />
in der Uni an meiner Doktorarbeit geschrieben, bin dann<br />
zum Umziehen kurz heim und habe mich anschließend in<br />
den Zug gesetzt. Der Kollege, mit dem ich die Mediation<br />
leiten sollte, holte mich eine Stunde später am Bahnhof ab.<br />
Er ist Psychologe und sehr erfahren in der Vermittlung zwischen<br />
Konfliktparteien. Ich freute mich über sein Angebot,<br />
ihn bei der Mediation zu begleiten. So würde ich endlich<br />
ausprobieren können, worüber ich in der Uni schon so viel<br />
gelesen und gehört hatte. Über den Fall wusste ich nur so<br />
viel: Die Partner der Kanzlei konnten sich nicht über eine<br />
neue Vergütungsregelung einigen, manche überlegten deswegen<br />
sogar auszuscheiden. Es hatte Tränen gegeben und<br />
Türenschlagen.<br />
Bis ich die Methode der Mediation entdeckte, war mir das<br />
Studium immer etwas einseitig vorgekommen. „Wer will<br />
was von wem woraus?“ – das kennt jeder Jurist im Schlaf.<br />
Aber wer fragt nach den Hintergründen? In der Mediation<br />
sind die Antworten auf das „Warum?“ unser Motor, und<br />
das Ziel ist nicht, dass einer der Beteiligten gewinnt, sondern<br />
dass die Lösung allen Interessen gerecht wird.<br />
Die Räume der Kanzlei waren nobel und sehr repräsentativ:<br />
Am Empfang standen drei Damen, die uns begrüßten und<br />
die Mäntel abnahmen. Sie führten uns in einen Konferenzsaal<br />
mit einem ovalen Tisch für mindestens 20 Personen,<br />
von der Fensterfront aus<br />
konnte man über die<br />
ganze Stadt schauen.<br />
Als ich da so stand<br />
und über die Dächer blickte, fragte ich mich plötzlich, ob ich<br />
das überhaupt kann.<br />
Bisher wusste ich ja alles nur aus Büchern: Man muss darauf<br />
achten, wie die Stimmung zwischen allen Anwesenden ist,<br />
welche Interessen man heraushört und ob es kognitive Verzerrungen<br />
gibt.<br />
Das ist super, um Aufsätze darüber zu schreiben, aber in<br />
echt? Wie sollte ich diesen Anwälten mit so viel Berufserfahrung<br />
helfen können? Würden sie mich, der so viel jünger<br />
war, überhaupt ernst nehmen?<br />
Dann kamen sie: elf Herren zwischen 40 und 65. Ich war<br />
froh, dass mein Kollege den Small Talk übernahm. Man<br />
muss dabei gut aufpassen, nicht mit einer Partei mehr zu<br />
reden als mit der anderen – nur weiß man zu diesem Zeitpunkt<br />
ja noch nicht, wer zu wem gehört und welches Gesprächsthema<br />
den Konflikt betreffen könnte. Dann stellte<br />
mein Kollege uns vor und eröffnete die Sitzung: „Mit welchen<br />
Gedanken sitzen Sie heute hier?“ Es war faszinierend,<br />
in dieser harten und analytischen Wirtschaftswelt Menschen<br />
zu beobachten, die so deutlich emotional angespannt<br />
sind. Und wie sie, die sonst so rational und strukturiert sind,<br />
im Konflikt plötzlich alles durcheinanderbringen: Interessen,<br />
Vorwürfe, Positionen, Emotionen.<br />
Ich stand hinter meinem Kollegen am Flipchart. Ich glaube,<br />
nach einiger Zeit hatten alle vergessen, dass ich überhaupt<br />
da war. In einer Gesprächspause war dann mein erster Auftritt.<br />
Weil Streitende oft ihre eigene Position in langen Monologen<br />
vortragen, aber gleichzeitig gar nicht richtig zuhören,<br />
wenn der „Gegner“ spricht, ist es eine wichtige Aufgabe<br />
der Mediatoren, ab und an das Gesagte zusammenzufassen.<br />
„Sie meinen also ...“<br />
Als meine Stimme plötzlich unerwartet laut durch den<br />
Raum drang, erschraken alle. Ich auch. Als wäre ich aus<br />
dem Nichts aufgetaucht und erst jetzt wirklich anwesend.<br />
Meine erste Zusammenfassung war nicht brillant, eher<br />
tastend und zögerlich, aber okay. Mein Kollege zwinkerte<br />
mir aufmunternd zu, und im Laufe der Sitzung wurde ich<br />
immer sicherer.<br />
Es kam bald heraus, dass die Kanzlei überraschend schnell<br />
gewachsen war, ohne Struktur oder Konzept. Die Partner<br />
mussten sich grundlegende Gedanken machen, welches<br />
Selbstbild sie hatten und nach außen tragen wollten. Wir<br />
vereinbarten einen Strategie-Workshop in einem Tagungshotel<br />
– das Vergütungsmodell, das zum Ausbruch des Streits<br />
geführt hatte, war danach nur noch eine Formsache.<br />
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es bei dem<br />
Termin um grundlegende Konzeptfragen<br />
gehen würde, aber mittlerweile habe ich in diesem<br />
Punkt Demut gelernt: Man weiß vorher<br />
nie, worum es in den Konflikten wirklich geht.<br />
Als wir später wieder auf der Straße vor der<br />
Kanzlei standen, schwirrten 1 000 Fragen durch<br />
meinen Kopf: Hatte ich zu viel gesagt? Oder<br />
eventuell Mist erzählt? Mich in der falschen<br />
Situation eingemischt? Mein Kollege machte genau<br />
das, was ich in dem Moment brauchte: Statt<br />
alles auseinanderzunehmen, hob er die Hand,<br />
rief „High Five!“ und klatschte mich begeistert ab.<br />
Protokoll: Katrin Zeug. Foto: Odile Hain
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