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1000 Jahre Kultur in Karthaus-Prüll - Cartusiana

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Genres wie dem Alleluia oder dem Meßord<strong>in</strong>arium. Polyphonie und der G ebrauch von Instrumentenwurden 1326 vom G eneralkapitel ausdrüc klich untersagt.In den Jahrhunderten als der Choral noch ausw endiggelern t und mündlich tradiert wurde, existie rtevo n Kirche zu Kirche Raum für kle<strong>in</strong>e Variante n musikalis cher Praxis. Wir dürfen annehmen, daßdies <strong>in</strong> den ersten Kartausen ebenfalls der Fall war. In der Tat wisse n wi r sehr we nig üb er den Cho ral,der währe nd der Zeitspanne der ersten vier Prioren der Grand e C hart reuse gesu ngen wur de: allemu sikalischen Quellen s<strong>in</strong>d spätere n D atums.' Die C on suetud<strong>in</strong>es allerd<strong>in</strong>gs, die der fünfte PriorGuigo 1127 aufstellte, schlossen det ailliert e Vor schriften zu mu sikalischen Belangen e<strong>in</strong>. Währ endGu igos Priorat wurde e<strong>in</strong> Tonar zusa mmenges tellt (das ist e<strong>in</strong>e Liste von O ffiziumsantipho nen, dienach dem mit ihnen <strong>in</strong> der Aufführung verb undenen Psalmto n geordnet werden )." D as Generalkapitelvon 1140 schr ieb die Liturgie der G rande C hart reuse für alle Kartausen fest. Man kann e<strong>in</strong>ebe<strong>in</strong>ahe perfekte Ü bere<strong>in</strong>stimmung zw ischen e<strong>in</strong>zelnen liturgischen Gesa ngsquellen der Kartäuserfeststellen. Di es deutet wahrsche<strong>in</strong>lich an, daß (wie bei den Zist erziensern und später bei den Dom<strong>in</strong>ikanern) die hands chriftliche Überlieferung durch autorisierte Mu sterexemplare reguliert wurde.H<strong>in</strong>sichtli ch der melodischen Version en ihrer G esänge war der Brauch der Kartäus er nicht mit e<strong>in</strong>ersolch radikalen Reform verbunden, w ie sie die Zisterziense r durchführten. In e<strong>in</strong>em Unternehmen,das zurückführen sollte zu dem, was man als "re<strong>in</strong>e" Gesangspraxis ansah, revidierten und rek om ­poniertcn diese viele Gesangsmelodien nach festgesetzten theoreti schen Pr<strong>in</strong>zipien.Es best eht die Möglichkeit, Handschriften der Kartäuser mit denen anderer Kirchen unter demAsp ekt allgeme<strong>in</strong>er Ähnlichkeiten und Unterschiede, sowohl <strong>in</strong> der Repert oir eauswahl als auch derMelodielesungen, zu vergleichen. Kart äuserquellen wurden zu e<strong>in</strong>e r An zahl von Proben dazu ­geno mmen, die man auf der Grundlage von Quellen aus ganz Eu rop a bei ausgewählten Teilen desRepert oires machte und die man für e<strong>in</strong>e Di agno se der G esamtsitu ation als gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend erach ­tete. Wie man erwarten konnte, s<strong>in</strong>d die Kart äuserquellen am stärksten mit geographisch benachbarten Gegenden verwandt. Im Bereich der Meßgesän ge gleicht die Auswahl der Alleluias nachPf<strong>in</strong> gsten der vo n Grenoble und Valence, während die Melodielesungen im Bereich des Meßpropriumsdenen von Valence ents prechen. (Melodievergleiche <strong>in</strong>n erh alb von Offiziumsgesängenwurden noch nicht angestellt.) Di e musikalische Notation <strong>in</strong> den frühesten Mu sikhand schriften derKart äuser besteht vorn ehmlich aus e<strong>in</strong>zel nen Punkten, e<strong>in</strong>em Typus, der <strong>in</strong> Süd frankreich weitverb reitet war (der geographisch aber nicht weiter nö rdlich als bis nach Vicnne od er Lyo n reichte)und gewö hnlich "aquitanisch" genannt wird."Zwei Kartä userantiphonarien enthalten e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressa nten Text, der mit "Prologus antipho narii"üb erschrieben ist: Gren oble 338 (79), kartusianischer Psalter und Anti pho nar des 12.-13 . Jahrhundert s und Loches 3, e<strong>in</strong> Anti phonar des 14. Jahrhundert s aus der Kart ause Liget. Obwo hl dieQuellen relativ spät datiert s<strong>in</strong>d , sche<strong>in</strong>t die Schlu ßreferenz zu Bischof Hugo von Grenoble (1084­1132) und der Inhalt des Dokuments e<strong>in</strong>e Zu schreibung an Guigo I. (1109- 1136) nahezulegen- diesist allerd<strong>in</strong>gs nicht beweisbar. Anklänge an die Wortwahl von Agob ard s Pr olog s<strong>in</strong>d kaum zu üb ersehen."4 Wie Becker (1971, S. 83) schon gezeigt hat, ist die Behauptung irrig, daß die Kartäuse r vor der Zeit Gui gos ke<strong>in</strong>enChoral sangen. (Siehe z. B. H. Hüschen, Kartäuser, <strong>in</strong>: F.Blume (Hg .), Die Musik <strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart7, 1958, Sp. 706-714, leider wiederholt von H. Hüschen, Kartäuser, <strong>in</strong>: L. F<strong>in</strong>scher (Hg .), Die Musik <strong>in</strong>Geschichte und Gegenwart 4 (1996), S. 1804-1 810.)5 Die Consuetud<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>d ediert <strong>in</strong> J.-P. Migne, Patrologia lat<strong>in</strong>a Bd. 153, Sp. 635-760. Der Tonar ist vonH . Becker 1975 herausgegeben worden.6 Die folgenden Faksimiles früh er Qu ellen wurden ediert :- Archives de La Gr ande Chartreuse C Ir 828: Das Fragment von sechs Seiten des ältesten noch existierendenKartäuserantip honars, vor 1151: e<strong>in</strong>e Seite bei H. Becker 1971, vollständig bei H . Becker 1990- Grenob le, Bibliotheque muni cipale 467 (124): Tonar etc., La Grande Chartreuse, 12. Jh. (Mitte oder 2. Hälfte):e<strong>in</strong>e Seite bei H. Becker 1976.- Manchmal wird <strong>in</strong> der Sekundärliteratur die Ansicht geäußert, die Kartäu ser hättenke<strong>in</strong>e liqueszenten Ne umen verwendet. Das ist falsch.7 Vgl. das Faksimile von Grenoble 338 bei H . Becker 1990, S. 383. Die H andschrift aus Loches war häufigerGegenstand von Ausgaben und Editionen, vgl. z. B. A. Degand, Chartre ux (Liturgie des), <strong>in</strong>: Dictionnaired'Archeologie Chrctienne et de Liturgie 3.1, Paris 1913, Sp. 1045-1 071; und bes. H . Becker 1971, S. 183.237

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