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1000 Jahre Kultur in Karthaus-Prüll - Cartusiana

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O bwohl Clm 12121 im Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek als "Liber choralis" ersche<strong>in</strong>t, enthältes ke<strong>in</strong>e Mu sik, sondern lediglich die zu s<strong>in</strong>genden Texte. Der erste Teil des Buches ist - <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erheuti gen Form - e<strong>in</strong> gedruc kter litu rgischer Psalter, der zweite Teil e<strong>in</strong> handschr iftliches Breviar.Sämtliche Texte für die Offiziumsstunden, <strong>in</strong>clu sive der Lesungen, Gebete und Gesänge ohneNotation aus <strong>Prüll</strong>, s<strong>in</strong>d im H andschriftenpaar C lm 12115 und Clm 26811 - 1503 von Ulrich Cerdogeschr ieben - vorhanden.C lm 12122 ist e<strong>in</strong> aus 204 Fo lien bestehend es Antipho nar des ausgehenden 16. Jahrhunderts, das dasO ffizium <strong>in</strong> abgek ürzter Form mitteilt. D er erst e Teil des Temporale (bis Karsamstag) fehlt. E<strong>in</strong>Sanctorale oder Co mmune Sancto rum existiert nich t: Di ese müssen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em and eren Bandbefunden haben, der heut e verloren ist. Die hand geschriebene Notation ahmt die Q uadratno ten derzeit genössischen gedruckten Bücher nach.E<strong>in</strong> weiteres großformatiges Antiphonar wurde von zwei verschiedenen Schreibern angefertig t. Clm27315 ist der W<strong>in</strong>terte il und wur de von dem selben Schr eiber wie C lm 12122 geschrieben. Se<strong>in</strong>eletzten Fo lien wurden irrtümlicherw eise <strong>in</strong> Clm 27314 e<strong>in</strong>gebunden. Clm 27314 ist der Sommerteildes Antiphonars, er wurde von e<strong>in</strong>er ande ren H and geschr ieben. Die Blätter, die aus Clm 27315 <strong>in</strong>Cl m 27314 gewandert s<strong>in</strong>d, tragen das Datu m 1589 un d ermöglichen damit die D atierung der H and ­schriften Clm 12122 un d C lm 27314. 9Über C lm 26770 schw ebt bislang e<strong>in</strong> Frag ezeichen. Obwohl im H and schriftenkatalog als "Ritualemo nasterii Pruel" bezei chnet, ist der erste Teil der H and schrift e<strong>in</strong> Prozessionar, mit noti ertenGesängen für die feierlichen Prozession en im Laufe des Kirchenjahres bis Pf<strong>in</strong> gsten. Dort hat derSchr eiber nach der ersten Pf<strong>in</strong>gstrubrik se<strong>in</strong>e Arbeit abgebrochen (fol. 43r). Di e leergebliebenenSeiten wurden dann für musik theoretisc he Texte benutzt, wie z. B. die Guido nische H and und e<strong>in</strong>Di agramm mit den Solmisationssilben G- ut, A-re, B-mi usw.'?Auf den ersten Blick sche<strong>in</strong>t es, als ob das Pro zession ar für <strong>Prüll</strong> bestimmt gewesen wäre. Man liestz. B. "Ad <strong>in</strong>troitu rn ecclesie <strong>in</strong> Pruel" (fol. 33v) und "I n exitu de monasterio Pruel canitur antipho naSalvato r mundi" (fol. 35v). Aber: Als Schreiber der mu siktheoretischen Texte wurde Di on ysiu sMenger (1465- 1530), Prior des Klost ers St. Emmeram ab 1507, identifiziert . Menger ist als Schreiberand erer H andschriften (C lm 14667, 1467-5, 14678 und 14892) und vor allem als Kompilato r e<strong>in</strong>esKatalogs der Bibliothek <strong>in</strong> St. Emmeram 1500-1501 bekan nt. Aus der Schrift alle<strong>in</strong> kann nicht mitletzter Sicher heit geschlossen werden, ob das Prozession ar vor oder nach dem E<strong>in</strong>zug der Kart äuser<strong>in</strong> Pr üll im <strong>Jahre</strong> 1484 geschrieben wurde. Viel später als 1484 wird die Schrift kaum entstanden se<strong>in</strong>,wahrsche<strong>in</strong>lich deutlich früh er. Im letzteren Fall wäre die Tätigkeit Mengers leicht er zu verstehen.Di e H ands chrift wäre für die Benedikt<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>Prüll</strong> vor 1484 bestimmt gewesen. Sie ist nicht ferti ggeschrieben worden, sie gelangte verm utlich kurze Zeit nach 1484 nach St. Emmeram, wo Mengersie für elementare musikalische Lehrschriften benutzte . (Erst e<strong>in</strong>e genauere Prüfung der Rubrikenwird entsc heiden, ob wir vielleicht doch eher mit e<strong>in</strong>er dritten Möglichk eit rechnen müssen, nämlichdaß die H and schrift e<strong>in</strong> Emrneramer-Prozessionar gewesen se<strong>in</strong> könnte und daß die EmmeramerMönche zu gegebe ner Zeit die Kirche ihrer Benedikt<strong>in</strong>er-Mit brü der <strong>in</strong> PrüH <strong>in</strong> feierlichem Zug besuchenmußt en.)Obwohl ke<strong>in</strong>e Zeugnisse musiktheoretischer Schriften der Kart ause PrüH zuges chrieben werdenkönnen, mehren sich besonders während des Spatmittelalters die H<strong>in</strong>weise auf bet rächtli chesInteresse der Kart äuser an Musiktheorie und sogar praktischer Mus ikausübung über die str engen9 Neue Beschreibung <strong>in</strong> H. Hauke, Katalog der late<strong>in</strong>ischen Fragmente der Bayerischen StaatsbibliothekMünchen. Clm 27270--27499(= Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis. Tomus IV, Pars5, Codices Lat<strong>in</strong>os 27270--27499 cont<strong>in</strong>ens), Wiesbaden 1975, S. 40-43.- Fr. Rosa Micus, Institut für Germanistik,Universität Regensburg, lenkte me<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit auf Clm 27314- 15. Fr. Micus rekonstruiertden Gesamtbestand der Bibliothek der Kartause <strong>Prüll</strong>. Sieheferner R. Micus, Anmerkungen zur Literatur kartäusischerAutoren (...) <strong>in</strong> diesem Band.[ 0 M. Huglo/Ch. Meyer, Federal Republic of Germany. The Theory of Music from the Carol<strong>in</strong>gian Era up to1400: Descriptive Catalogue of Manuscripts, Repertoire International des Sources Musicales, Bd. B/lII/3,Duisburg 1987, S. 159.241

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