02.12.2012 Aufrufe

Hepatorenales Syndrom - PULSION Medical Systems SE

Hepatorenales Syndrom - PULSION Medical Systems SE

Hepatorenales Syndrom - PULSION Medical Systems SE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anaesthesist 2006 · 55:XXX–XXX<br />

DOI 10.1007/s00101-005-0957-4<br />

Online publiziert: 22. Dezember 2005<br />

© Springer Medizin Verlag 2005<br />

Redaktion<br />

H.J. Bardenheuer · Heidelberg<br />

H. Forst · Augsburg<br />

R. Rossaint · Aachen<br />

D. Spahn · Lausanne<br />

CME.springer.de<br />

Zertifizierte Fortbildung für<br />

Kliniker und Niedergelassene!<br />

Die CME-Teilnahme an diesem Fortbildungsbeitrag<br />

erfolgt online auf CME.springer.de und ist<br />

Bestandteil des Individualabonnements dieser<br />

Zeitschrift. Abonnenten können somit ohne zusätzliche<br />

Kosten teilnehmen.<br />

Unabhängig von einem Zeitschriftenabonnement<br />

ermöglichen Ihnen CME.Tickets die Teilnahme<br />

an allen CME-Beiträgen auf CME.springer.de.<br />

Weitere Informationen zu CME.Tickets finden Sie<br />

auf CME.springer.de.<br />

Registrierung/Anmeldung<br />

Haben Sie sich bereits mit Ihrer Abonnementnummer<br />

bei CME.springer.de registriert? Dann<br />

genügt zur Anmeldung und Teilnahme die<br />

Angabe Ihrer persönlichen Zugangsdaten. Zur<br />

erstmaligen Registrierung folgen Sie bitte den<br />

Hinweisen auf CME.springer.de.<br />

Online teilnehmen<br />

und 3 CME-Punkte sammeln<br />

Die CME-Teilnahme ist nur online möglich. Nach<br />

erfolgreicher Beantwortung von mindestens 7<br />

der 10 CME-Fragen senden wir Ihnen umgehend<br />

eine Bestätigung der Teilnahme und der 3 CME-<br />

Punkte per E-Mail zu.<br />

Zertifizierte Qualität<br />

Diese Fortbildungseinheit ist zertifiziert von<br />

der Landesärztekammer Hessen und der Nordrheinischen<br />

Akademie für Ärztliche Fort- und<br />

Weiterbildung und damit auch für andere Ärztekammern<br />

anerkennungsfähig.<br />

Folgende Maßnahmen dienen der Qualitätssicherung<br />

aller Fortbildungseinheiten auf<br />

CME.springer.de: Langfristige Themenplanung<br />

durch erfahrene Herausgeber, renommierte<br />

Autoren, unabhängiger Begutachtungsprozess,<br />

Erstellung der CME-Fragen nach Vorgaben des<br />

IMPP mit Vorabtestung durch ein 22-köpfiges<br />

Board von Fachärzten.<br />

Für Fragen und Anmerkungen stehen wir Ihnen<br />

jederzeit zur Verfügung:<br />

Springer Medizin Verlag GmbH<br />

Fachzeitschriften Medizin/Psychologie<br />

CME-Helpdesk, Tiergartenstraße 17<br />

69121 Heidelberg<br />

E-Mail: cme@springer.com<br />

CME.springer.de<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

I. Kürer 1 · A. Sommerer 2 · G. Puhl 3 · U. Kaisers 1 · W. Boemke 1<br />

1 Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Charité,<br />

Campus Virchow-Klinikum, Universitätsmedizin Berlin<br />

2 Abteilung X, Anästhesie und Intensivmedizin, Bundeswehrkrankenhaus, Berlin<br />

3 Klinik für Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Charité,<br />

Campus Virchow-Klinikum, Universitätsmedizin Berlin<br />

<strong>Hepatorenales</strong> <strong>Syndrom</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Das hepatorenale <strong>Syndrom</strong> (HRS) ist definiert als das Auftreten einer Niereninsuffizienz<br />

bei fortgeschrittener Lebererkrankung nach Ausschluss anderer Ursachen einer renalen<br />

Funktionsstörung. Die Inzidenz des HRS beträgt bei Patienten mit Aszites 8%, die Gesamthäufigkeit<br />

des Nierenversagens liegt in der Endphase des Leberversagens bei 75%. Das<br />

<strong>Syndrom</strong> ist bei fortgeschrittener Lebererkrankung ein wesentlicher prognostischer Faktor.<br />

Die Pathogenese des HRS ist komplex, und ihre Aufklärung ist aktuell Gegenstand<br />

der Forschung.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Hepatorenales</strong> <strong>Syndrom</strong> · Nierenversagen · Leberversagen · Leberzirrhose · Aszites<br />

Hepatorenal syndrome<br />

Abstract<br />

Hepatorenal syndrome (HRS) is defined as the development of renal insufficiency in<br />

chronic liver disease with portal hypertension when other causes of functional renal failure<br />

are excluded. Incidence in patients with refractory ascites is 8%, with an overall incidence<br />

of renal failure in end stage liver disease being 75%. HRS is predictive for the prognosis<br />

of end stage liver failure but its pathogenesis is complex and currently not fully understood.<br />

Keywords<br />

Hepatorenal syndrome · Renal failure · Liver failure · Liver cirrhosis · Ascites<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

95


7 Intravaskulärer Volumenmangel<br />

7 Herabsetzung des effektiven<br />

Blutvolumens<br />

Die Lebertransplantation stellt die<br />

einzige kausale Therapie dar<br />

Typischerweise kommt es zu einer<br />

ausgeprägten Erniedrigung der<br />

glomerulären Filtrationsrate und des<br />

renalen Plasmaflusses<br />

7 Funktionelles Nierenversagen<br />

Die Diagnose HRS wird durch<br />

Ausschluss anderer Ursachen gestellt<br />

7 Akute tubuläre Nekrose<br />

96 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

Es werden 2 Typen des HRS unterschieden:<br />

F der Typ 1 mit schlechter Prognose und mittlerer Überlebenszeit von 2 Wochen und<br />

F der Typ 2 mit eher protrahiertem Verlauf und einer mittlerer Überlebenszeit von<br />

6 Monaten.<br />

Gemeinsam ist beiden ein 7intravaskulärer Volumenmangel mit Verschlechterung der<br />

kardiozirkulatorischen Situation und Nierenfunktion. Pathogenetisch werden eine Vasodilatation<br />

im Splanchnikusgebiet mit 7Herabsetzung des effektiven Blutvolumens sowie<br />

eine Reduktion des venösen Rückflusses und des Herzzeitvolumens angenommen.<br />

Intrarenale Mechanismen wie eine kortikale Vasokonstriktion sind ebenfalls von Bedeutung.<br />

Die Therapie mit Albumin und Vasokonstriktoren und die Anlage eines transjugulären<br />

intrahepatischen Shunts (TIPSS) stellen aktuelle Behandlungsoptionen dar. Diese<br />

Maßnahmen können das Überleben verbessern und als „Bridging“ bis zur Durchführung<br />

einer Lebertransplantation, der einzigen kausalen Behandlungsmethode, dienen.<br />

Die Prognose des HRS ist, sofern es nicht gelingt, die Leberfunktion zu verbessern, mit<br />

einer Letalität von 90% ungünstig.<br />

Definition und Diagnose<br />

Als hepatorenales <strong>Syndrom</strong> (HRS) wird ein funktionelles Nierenversagen bezeichnet, das<br />

bei Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung und portaler Hypertension auftritt.<br />

Eine Korrelation zwischen Schweregrad der Lebererkrankung nach Child­Pugh und der<br />

Entwicklung eines HRS ist jedoch nicht nachgewiesen. Typischerweise kommt es bei der<br />

Erkrankung zu einer ausgeprägten Erniedrigung der glomerulären Filtrationsrate (GFR)<br />

und des renalen Plasmaflusses (RPF), ohne dass eine andere Ursache für das Nierenversagen<br />

gefunden werden kann [2, 31].<br />

Obwohl ein 7funktionelles Nierenversagen das charakteristische Symptom des HRS<br />

ist, handelt es sich um einen generalisierten Prozess, der Herz, zentrales Nervensystem<br />

und Splanchnikusorgane betrifft. Das progrediente Nierenversagen beim HRS ist prinzipiell<br />

reversibel und zeigt keine auffällige renale Histologie [39]. Es liegen Berichte vor, dass<br />

Spendernieren von Patienten, die an einem HRS litten, erfolgreich transplantiert werden<br />

konnten [25]. Die Diagnose HRS wird durch den Ausschluss anderer Ursachen eines Nierenversagens<br />

gestellt [4].<br />

Niereninsuffizienz bei Leberversagen<br />

Eine Niereninsuffizienz stellt bei Patienten mit fortgeschrittener Leberinsuffizienz eine<br />

häufige Komplikation dar [16]. Ursachen können hierfür neben dem HRS z. B. ein durch<br />

eine Blutung des oberen Gastrointestinaltraktes ausgelöstes prärenales Nierenversagen,<br />

eine relative Hypovolämie oder Infektionen, insbesondere die spontane bakterielle Peritonitis<br />

sein. In der Mehrzahl der Fälle von akutem Nierenversagen beim Leberversagen<br />

handelt es sich um eine 7akute tubuläre Nekrose mit Nierenparenchymschaden, nicht<br />

um ein HRS [39].<br />

In der größten bisher veröffentlichten Studie zum HRS wird für Patienten mit Zirrhose<br />

und Aszites eine Inzidenz von 40% innerhalb von 5 Jahren angegeben [16].<br />

Hauptkriterien<br />

Das HRS war lange Zeit unscharf definiert. In einer Konsensuskonferenz des „International<br />

Ascites Club“ wurden 1996 verbindliche Kriterien zur Diagnosestellung des HRS<br />

erarbeitet [4]. Von den folgenden Kriterien müssen für die Diagnosestellung eines HRS<br />

alle erfüllt sein:<br />

1. chronische oder akute Lebererkrankung mit fortgeschrittener Leberinsuffizienz und<br />

portaler Hypertension,


Tabelle 1<br />

Differenzialdiagnosen des HRS<br />

Ikterus und akutes Nierenversagen • Hämolytisch urämisches <strong>Syndrom</strong><br />

• Unverträglichkeitsreaktion bei Bluttransfusionen<br />

• Leptospirose<br />

• Malaria tropica<br />

Akutes prärenales Nierenversagen • Exzessive Diuretikatherapie<br />

• Gastrointestinale Blutung (Ösophagus, Ulzera)<br />

• Diarrhö (inklusive Induktion durch Laktulose)<br />

Toxisch • Paracetamol<br />

• Inhalationsanästhetika (v. a. Halothan)<br />

• Tetrachlorkohlenstoff<br />

• Phosphor (z. B. in Rattengift)<br />

• Tetrazykline (besonders im 3. Trimenon der<br />

Schwangerschaft)<br />

Glomerulonephritis bei chronischen<br />

Lebererkrankungen<br />

2. eine erniedrigte glomeruläre Filtrationsrate mit einem Serumkreatinin >1,5 mg/dl<br />

oder einer Kreatininclearance


7 Vasodilatationstheorie<br />

Erhöhte Spiegel vasodilatatorischer<br />

Substanzen führen zu einer<br />

Vasodilatation und zu einer Eröffnung<br />

portovenöser und portosystemischer<br />

Shunts<br />

7 Hämodynamische Befunde<br />

98 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

Abb. 1 9 Pathogenese des HRS und mögliche<br />

therapeutische Optionen<br />

Pathophysiologie<br />

Abb. 2 9 Je nach Schweregrad<br />

und Fortschreiten des<br />

Nierenversagens unterscheidet<br />

man zwei Arten von<br />

HRS hinsichtlich Verlauf und<br />

Prognose, wobei Überschneidungen<br />

möglich sind<br />

Es sind sehr unterschiedliche Modelle zur Erklärung der Pathogenese des HRS entwickelt<br />

worden, das derzeit favorisierte Modell ist die sog. 7Vasodilatationstheorie ([16];<br />

. Abb. 1).<br />

Nach dieser Theorie stellt die portale Hypertension das initiale Ereignis in der Pathogenese<br />

des HRS dar. Durch Mechanismen, die noch nicht vollständig geklärt sind, kommt<br />

es zu erhöhten Spiegeln vasodilatatorischer Substanzen, dies führt zu einer Vasodilatation<br />

v. a. im Splanchnikusgebiet und zu einer Eröffnung portovenöser und portosystemischer<br />

Shunts.<br />

Stickstoffmonoxid (NO) scheint eine wesentliche Bedeutung für die Vasodilatation<br />

im Splanchnikusgebiet zu spielen, aber auch andere Faktoren wie Kohlenmonoxid (CO),<br />

Prostaglandine und vasodilatierende Peptide (z. B. Glukagon) sind involviert [27]; letztlich<br />

kommt es zu einer generalisierten Vasodilatation.<br />

Typische 7hämodynamische Befunde bei Patienten mit Leberzirrhose sind ein erniedrigter<br />

peripherer Widerstand mit konsekutiv erniedrigtem mittlerem arteriellen


Druck (MAP) und erniedrigten kardialen Füllungsdrücken [zentraler Venendruck<br />

(ZVD) und Lungenkapillarverschlussdruck (PCWP)]. Durch die Volumenverschiebung<br />

in das Splanchnikusgebiet (7„blood pooling“) verringert sich das effektive arterielle Blutvolumen.<br />

Der erniedrigte arterielle Blutdruck scheint bei dekompensierter Zirrhose ein<br />

Risikofaktor für die Entwicklung des HRS zu sein [16].<br />

Die relative Hypovolämie führt zur Minderperfusion der Niere mit Aktivierung des<br />

Renin­Angiotensin­Aldosteron­<strong>Systems</strong> (RAAS) und des sympathischen Nervensystems.<br />

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass die 7Autoregulation der Niere so verändert<br />

wird, dass der renale Blutfluss in viel stärkerem Maß vom Blutdruck abhängig wird<br />

[34]. Dadurch kann bei Patienten mit HRS und bestehender renaler Vasokonstriktion bereits<br />

eine geringe Abnahme des mittleren arteriellen Drucks zu einem deutlichen Abfall<br />

des renalen Blutflusses führen. Die Zunahme der Aktivität der Vasokonstriktorsysteme<br />

macht sich als Vasokonstriktion nicht nur im Vas afferens der Niere, sondern auch in den<br />

peripheren Gefäßen der Extremitäten und des ZNS feststellbar [16].<br />

In der frühen Phase der portalen Hypertonie ist die Nierenperfusion noch nicht wesentlich<br />

beeinträchtigt. Die Effekte der Vasodilatation und des „blood poolings“ werden<br />

durch eine Erhöhung der Aktivität der Vasokonstriktoren im peripheren Gefäßbett kompensiert.<br />

In der Niere begrenzen u. a. lokale „niereneigene“ Autoregulationsmediatoren<br />

wie NO und Prostaglandine die Wirkungen der Vasokonstriktoren.<br />

In dem Maß, in dem die Leberinsuffizienz fortschreitet, steigt auch die Aktivität der<br />

Vasokonstriktorensysteme, dies führt zur Minderperfusion der Nieren mit Entwicklung<br />

eines HRS. Gleichzeitig aggraviert die Natrium­ und Wasserretention über eine Expansion<br />

des Extrazellularraums die Aszitesbildung.<br />

Die Vasodilatationstheorie wird durch die Beobachtung gestützt, dass es bei Anwendung<br />

eines Vasopressors (Ornipressin oder Terlipressin), der besonders über die Vasopressinrezeptoren<br />

(V1­Rezeptoren) im Splanchnikusbereich wirkt, bei gleichzeitiger Auffüllung<br />

des Intravasalvolumens mit kolloidalem Volumenersatzmittel zu einer signifikanten<br />

Besserung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) kommt [19].<br />

Klinisches Bild<br />

Beim HRS Typ 1 tritt die Niereninsuffizienz mit rascher Progredienz auf und ist in ca.<br />

25% der Fälle assoziiert mit einer spontanen bakteriellen Peritonitis, die häufig trotz adäquater<br />

antibiotischer Therapie persistiert. Sie ist gekennzeichnet durch den Anstieg des<br />

Plasmakreatininwerts auf mindestens das Doppelte des Ausgangswertes innerhalb von<br />

2 Wochen oder durch einen raschen mindestens 50%igen Abfall der 7Kreatininclearance.<br />

Dieser Typ tritt am häufigsten beim akuten Leberversagen, der alkoholtoxischen Fettleberhepatitis<br />

und bei einer akuten Dekompensation einer fortgeschrittenen Leberzirrhose<br />

auf. Meist zeigen die Patienten einen ausgeprägten Ikterus, eine Enzephalopathie und<br />

schwere Gerinnungsstörungen.<br />

Im Gegensatz dazu handelt es sich beim HRS Typ 2 um eine mildere Verlaufsform,<br />

mit einem langsam progredienten Nierenversagen. Die Nierenfunktion verschlechtert<br />

sich über Wochen und bleibt chronisch eingeschränkt. Bei diesen Patienten steht meist<br />

die Salz­ und Wasserretention mit 7therapierefraktärem Aszites bei relativ gut erhaltener<br />

Leberfunktion im Vordergrund (. Abb. 2).<br />

Mediatoren<br />

Stickstoffmonoxid<br />

Sowohl im Tierversuch als auch bei Patienten mit Leberzirrhose kann eine 7induzierte<br />

NO-Synthese beobachtet werden [27]. Diese vermehrte Produktion des Vasodilatators<br />

NO könnte Folge von Scherkräften im Rahmen der portalen Hypertension oder einer endotoxininduzierten<br />

Zytokinexpression sein. Für die 7Endotoxintheorie sprechen die erhöhten<br />

Endotoxinspiegel. Auch können durch Hemmung der NO­Synthese die zirkulatorischen<br />

Störungen gebessert werden, dies geht mit einem Abfall der Plasma­Renin­Ak­<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

7 „blood pooling“<br />

Die relative Hypovolämie führt zur<br />

Minderperfusion der Niere<br />

7 Autoregulation<br />

Die Effekte der Vasodilatation und des<br />

„blood poolings“ werden durch eine<br />

Erhöhung der Aktivität der<br />

Vasokonstriktoren im peripheren<br />

Gefäßbett kompensiert<br />

Die Natrium- und Wasserretention führt<br />

zur Zunahme des extrazellulären Flüssigkeitsraums<br />

und zur Aszitesbildung<br />

HRS Typ 1 zeichnet sich durch rasche<br />

Progression aus<br />

7 Kreatininclearance<br />

HRS Typ 2 zeigt eine mildere Verlaufsform<br />

als HRS Typ 1<br />

7 Therapierefraktärer Aszites<br />

7 Induzierte NO-Synthese<br />

7 Endotoxintheorie<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

99


7 Gesteigerte Angiotensin-II-<br />

Bildung<br />

Angiotensin II führt zu einer<br />

Umverteilung des renalen Blutflusses<br />

7 Aldosteron<br />

7 ACE-Hemmer<br />

7 Intravasale Volumenexpansion<br />

Über eine nicht nichtosmotische<br />

hypovoläme Stimulation persistiert die<br />

Vasopressinausschüttung<br />

7 Peptidhormone<br />

7 Verminderung der GFR<br />

100 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

tivität, der Aldosteron­ und Vasopressinkonzentration einher [12]. Im Rattenmodel konnte<br />

nach Hemmung der NO­Produktion ein signifikanter Anstieg der Natrium­ und Wasserausscheidung<br />

verzeichnet werden, der mit einer Abnahme des Aszites verbunden war<br />

[10]. Obwohl mittlerweile allgemein die Bedeutung von NO für die primäre Vasodilatation<br />

akzeptiert ist, gibt es noch keinen Konsens hinsichtlich der Rolle von NO bei der<br />

hyperdynamen Dysregulation und der renalen Funktionsstörung der Patienten mit Zirrhose<br />

[27].<br />

Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)<br />

Bei 80% der Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose ist das RAAS stimuliert, bei<br />

Patienten mit HRS ist diese Stimulation noch ausgeprägter [45]. Teleologisch ist dies zunächst<br />

hilfreich, denn die 7gesteigerte Angiotensin-II-Bildung wirkt bei einem Blutdruckabfall<br />

durch Vasokonstriktion efferenter Nierenarteriolen (vermittelt über den Angiotensin­II­AT1­Rezeptor)<br />

einem Abfall der GFR entgegen. Vermutlich spielt jedoch<br />

die gesteigerte Aktivität des RAAS eine entscheidende Rolle für die Entwicklung eines<br />

HRS, da diese zu einer ausgeprägten Engstellung nicht nur der efferenten Arteriolen, sondern<br />

der renalen Gefäße insgesamt mit konsekutiver renaler Minderdurchblutung führen<br />

kann [4]. Angiotensin II fördert die tubuläre Natriumrückresorption und führt über<br />

die renale Vasokonstriktion zu einer Umverteilung des renalen Blutflusses von kortikal<br />

nach medullär. Zudem kommt es in Folge der Angiotensin­II­induzierten mesangialen<br />

Kontraktion zur Verkleinerung der Filtrationsoberfläche (Kf), woraus ein weiterer Abfall<br />

der GFR resultiert.<br />

Auch die Bildung von 7Aldosteron wird angeregt, was ebenfalls zu einer verstärkten<br />

Natriumrückresorption führt. Eine Hemmung der Angiotensin­II­Synthese durch<br />

7ACE-Hemmer erbrachte jedoch nicht die gewünschten Resultate. Die im Vordergrund<br />

stehende Blutdrucksenkung führte im Gegenteil zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion.<br />

Lediglich im frühen Stadium der Natriumretention ohne Nierenfunktionseinschränkung<br />

konnte bei therapierefraktärem Aszites eine Erhöhung der Natriumausscheidung<br />

erreicht werden, allerdings nur, wenn ein gleichzeitiger Blutdruckabfall verhindert<br />

werden konnte [13].<br />

Vasopressin<br />

Vasopressin führt über die Stimulation von V1­Rezeptoren zu einer Vasokonstriktion und<br />

über V2­Rezeptoren im Bereich der medullären Sammelrohre zu einer renalen tubulären<br />

Wasserresorption. Dies induziert zunächst eine 7intravasale Volumenexpansion und<br />

stabilisiert den arteriellen Blutdruck. Über eine nicht nichtosmotische hypovoläme Stimulation<br />

persistiert beim Patienten mit Leberzirrhose trotz der meist bestehenden Hyponatriämie<br />

die Vasopressinausschüttung. Dieser Mechanismus spielt ebenfalls eine Rolle<br />

bei der im Rahmen fortgeschrittener Lebererkrankungen auftretenden Wasserretention<br />

und aggraviert die häufig vorbestehende Hyponatriämie, da die Fähigkeit der Nieren, eine<br />

Hypervolämie durch Bildung eines hypotonen Urins auszugleichen, bei hohen ADH­<br />

Spiegeln stark eingeschränkt ist [16].<br />

Endothelin<br />

Endotheline sind 7Peptidhormone mit starker vasokonstriktorischer Wirkung an den<br />

Nierengefäßen. Die Bedeutung der teilweise erheblich erhöhten Plasmaspiegel der Endotheline<br />

beim HRS ist bisher nicht geklärt [10]. Bei Gesunden wird bei entsprechend erhöhten<br />

Konzentrationen bereits eine 7Verminderung der GFR gefunden. Eine Studie bei Patienten<br />

mit HRS zeigte signifikant höhere ET­1­Spiegel in den Nierenvenen im Vergleich<br />

zur Konzentration in den Nierenarterien. Dies könnte entweder auf eine verstärkte Produktion<br />

oder aber einen verminderten Abbau von ET­1 in den Nieren beim HRS hinweisen.<br />

Somit liegt es nahe, dass die Endotheline in der Pathogenese des HRS eine wichtige<br />

Rolle spielen könnten [30].


Prostanoide<br />

Die Ausscheidung von renal vasodilatatorischen Prostanoiden wie dem Prostaglandin E2<br />

und den Metaboliten des Prostazyklins ist bei Patienten mit Leberzirrhose erhöht [29].<br />

Dies wird als reflektorische Antwort auf die vermehrte Vasokonstriktorenaktivität gedeutet.<br />

Patienten mit HRS produzieren jedoch weniger Prostanoide als Patienten mit Leberzirrhose<br />

ohne HRS, sodass diese relative Minderproduktion ein weiterer Faktor für das<br />

Entstehen eines HRS sein könnte.<br />

Bedeutender als die Gesamtkonzentration scheint jedoch die Balance von dilatatorischen<br />

und vasokonstriktorischen Prostanoiden zu sein. So ist die Synthese von Thromboxan<br />

A2, welches eine renale Vasokonstriktion verursacht, bei Patienten mit Zirrhose<br />

deutlich erhöht. Eine alleinige Hemmung von Thromboxan A2 erbrachte allerdings klinisch<br />

keine Besserung der Nierenfunktion [29].<br />

Urodilatin<br />

Das renal synthetisierte Urodilatin, das 7natriuretische Effekte besitzt, wird beim Patienten<br />

mit Leberzirrhose unabhängig von den genannten Mediatoren gebildet. Bei Patienten<br />

mit normaler Natriumausscheidung und Aszites konnte mittels exogen appliziertem<br />

Urodilatin eine Steigerung der Urinnatriumausscheidung erzielt werden. Jedoch war<br />

bei Patienten mit Aszites und eingeschränkter Natriumausscheidung bei Urodilationinfusion<br />

kein Unterschied bezüglich Natrium­ und Wasserausscheidung zu einer placebokontrollierten<br />

Kontrollgruppe zu verzeichnen. Auch hier bedarf es zur Feststellung des<br />

Stellenwertes von intravasal appliziertem Urodilatin in der Behandlung des HRS weiterer<br />

Untersuchungen [8].<br />

Sympathisches Nervensystem<br />

Auf eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems weisen deutlich erhöhte Katecholaminkonzentrationen<br />

v. a. in den renalen Gefäßen und im Splanchnikusgebiet hin. Verschiedene<br />

Mechanismen können dieser Aktivierung zugrunde liegen. Einerseits reagieren<br />

7Barorezeptoren im Aortenbogen und den Glomus carotici auf die Hypotonie, andererseits<br />

reagieren 7Volumenrezeptoren in den Vorhöfen auf Hypovolämie. Auch sekundäre<br />

Störungen wie eine Reaktion auf die durch die fehlende Glukoneogenese in der Leber bedingte<br />

Hypoglykämie kommen ursächlich in Frage. Eine Aktivierung des renalen sympathischen<br />

Nervensystems führt zu einer Vasokonstriktion v. a. der afferenten Arteriolen, einer<br />

Abnahme des renalen Plasmaflusses und der GFR sowie zu einer Natriumretention.<br />

Ein Anstieg der glomerulären Filtrationsrate wurde nach temporärer 7lumbaler Sympathikusblockade<br />

durch Lokalanästhetika bei Patienten mit HRS beschrieben [22].<br />

Therapie<br />

Eine Besserung der Nierenfunktion beim HRS ist nur selten ohne Besserung der Leberfunktion<br />

möglich. Bisher führte keine der therapeutischen Maßnahmen außer der Lebertransplantation<br />

langfristig zu einer völligen Normalisierung der Nierenfunktion [19, 21].<br />

Grund dafür könnten Faktoren sein, die nicht die zirkulatorische Funktion betreffen. Auch<br />

sind die Ergebnisse der medikamentösen Behandlung des HRS bisher nicht eindeutig. So<br />

ist eine Reihe der vorgeschlagenen Therapien eher experimenteller Natur, und die notwendigen<br />

kontrollierten Studien fehlen bislang. Die derzeit als gesichert geltenden Therapieoptionen<br />

wie die Anlage eines TIPSS, die Applikation von Vasopressinanaloga sowie die Aszitespunktion<br />

in Kombination mit Albumingabe werden im Folgenden dargestellt.<br />

Normalisierung des intravaskulären Volumens<br />

Zur Optimierung der hämodynamischen Situation sollte bei Patienten mit HRS ein 7ausgeglichener<br />

Flüssigkeitshaushalt angestrebt werden. Patienten mit HRS müssen auf ei­<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

Wichtig ist die Ausgewogenheit der<br />

dilatatorischen und der<br />

vasokonstriktorischen Prostanoide<br />

7 Natriuretische Effekte<br />

7 Barorezeptoren<br />

7 Volumenrezeptoren<br />

7 Lumbale Sympathikusblockade<br />

Die Ergebnisse der medikamentösen<br />

Behandlung des HRS sind bisher nicht<br />

eindeutig<br />

7 Ausgeglichener<br />

Flüssigkeitshaushalt<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

101


Patienten mit HRS müssen auf einer<br />

Intensivstation aufgenommen werden<br />

7 Strenge Bilanzierung<br />

Die Frage nach dem idealen<br />

Volumenersatzmittel bleibt weiterhin<br />

offen<br />

7 Abdominelles<br />

Compartmentsyndrom<br />

Durch die Anlage eines TIPSS kann die<br />

im Splanchnikusgebiet „gefangene“<br />

Blutmenge wieder der systemischen<br />

Zirkulation zugeführt werden<br />

Die Anlage der selbstexpandierenden<br />

Stents erfolgt radiologisch<br />

interventionell<br />

7 Hepatische Enzephalopathie<br />

102 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

ner Intensivstation (ICU) oder einer Intensivüberwachungsstation (IMCU) aufgenommen<br />

werden; arterieller Mitteldruck und zentralvenöser Druck (ZVD) sollten hier engmaschig<br />

überwacht werden. Unter diesem Monitoring sollte der Patient kolloidale Flüssigkeit,<br />

bevorzugt Humanalbumin, erhalten. Als Richtwert wird ein ZVD von 8–12 mm­<br />

Hg angestrebt. [16, 31].<br />

Weitere Messwerte für die Beurteilung der hämodynamischen Situation und des Flüssigkeitshaushaltes<br />

können mittels Pulmonalarterienkatheter bzw. PICCO gewonnen werden.<br />

Ein Blasenkatheter ist in der Akutphase bei Patienten mit Restdiurese zur 7strengen<br />

Bilanzierung indiziert.<br />

Gut belegt ist, dass bei Auftreten einer spontanen bakteriellen Peritonitis die Behandlung<br />

mit Albumin in Kombination mit dem Antibiotikum Cefotaxim die Wahrscheinlichkeit<br />

für das Auftreten einer Nierenfunktionsstörung senken kann. Auch die Dreimonatsletalität<br />

konnte hierdurch gesenkt werden.<br />

Die Frage nach dem idealen Volumenersatzmittel ist weiterhin Gegenstand kontroverser<br />

Debatten. Es gibt Hinweise, dass außer dem kostenintensiven Albumin auch kolloidale<br />

Volumenersatzmittel (z. B. Hydroxyethylstärke 200/6%) eingesetzt werden können<br />

[39, 42].<br />

Aszitesentlastung<br />

Bei ausgeprägtem Aszites mit Ausbildung eines 7abdominellen Compartmentsyndroms<br />

kann eine Entlastung des Aszites zu einer Verbesserung der Nierenfunktion beitragen.<br />

Dies kann entweder als Einmalpunktion erfolgen oder als Parazentese mittels<br />

Tenkhoff­Katheter, der belassen und intermittierend zur Drainage geöffnet werden kann.<br />

Das dadurch verlorene Eiweiß sollte mit 6–8 g Albumin pro drainiertem Liter Aszites substituiert<br />

werden. Die Entfernung von Aszites ohne anschließende adäquate Albuminsubstitution<br />

kann in 15% der Fälle die Entwicklung eines HRS zur Folge haben [15].<br />

Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPSS)<br />

Durch die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts<br />

(TIPSS) kann die im Splanchnikusgebiet „gefangene“ Blutmenge wieder effektiv der systemischen<br />

Zirkulation zugeführt werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Normalisierung<br />

des effektiven arteriellen Blutflusses mit Normalisierung der kardialen Funktion<br />

zur Verbesserung der Nierenfunktion beiträgt. Die Anlage eines TIPSS ist assoziiert mit<br />

einem deutlichen Anstieg des bereits erhöhten Herzzeitvolumens (HZV) und einem Anstieg<br />

des zentralen Blutvolumens [47].<br />

Die Anlage der selbstexpandierenden Stents erfolgt meist radiologisch interventionell<br />

über die V. jugularis interna dextra zwischen einer Lebervene und einem parenchymatösen<br />

Pfortaderrast (meist rechte bzw. mittlere Lebervene und rechter Pfortader). Dadurch<br />

wird der Druck im Pfortadersystem gesenkt. Dies wirkt sich günstig auf die Blutungswahrscheinlichkeit<br />

aus Ösophagusvarizen sowie die Kontrolle des Aszites aus [32]. Die Anlage<br />

eines TIPSS kann bei Patienten mit HRS die Nierenfunktion innerhalb von 1–4 Wochen<br />

nachhaltig verbessern [19]. Bei einigen Patienten gelang es dadurch, die chronische Dialyse<br />

zu beenden, da sie wieder eine nahezu normale Nierenfunktion erlangten. Vor allem<br />

scheint bei Patienten nach TIPSS­Anlage die fraktionelle Natriumexkretion deutlich verbessert<br />

zu sein [14]. Das Risiko, dass ein HRS Typ 2 in ein HRS Typ 1 übergeht, verringert<br />

sich ebenfalls [15]. Gegenüber der Parazentese mit Albuminersatz scheint die Anlage eines<br />

TIPSS Vorteile zu bieten. So zeigten sich in einer im Jahre 2000 publizierten Studie<br />

bei Patienten mit therapierefraktärem Aszites deutliche Vorteile bezüglich Letalität und<br />

Morbidität [37]. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei Patienten mit einem HRS Typ 1 die<br />

Prognose insgesamt ungünstig ist.<br />

Bei fortgeschrittener Lebererkrankung und drohendem bzw. bestehendem HRS besteht<br />

allerdings die Gefahr, durch die TIPSS­Implantation ein irreversibles Leberversagen,<br />

Blutungen sowie eine Verschlechterung der 7hepatischen Enzephalopathie zu induzieren.<br />

Da ein Teil des Blutes an der Leber vorbeifließt, kann sich v. a. die hepatische Enze­


phalopathie verschlechtern. Auch bei Patienten mit kardialer Vorschädigung und Leberinsuffizienz<br />

ist die Anlage eines TIPPS zu überdenken, da es durch den verstärkten venösen<br />

Rückfluss zu einer 7akuten kardialen Dekompensation kommen kann [16].<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Zahlreiche Pharmaka sind in der letzten Zeit zur Therapie eines HRS geprüft worden. Diejenigen,<br />

die bisher günstige Effekte gezeigt haben, werden im Folgenden vorgestellt.<br />

Vasokonstriktoren/Vasopressoren<br />

Die ersten Berichte über den Einsatz von Vasokonstriktoren bei der Behandlung von Patienten<br />

mit Zirrhose und renaler Dysfunktion datieren aus den 50er­Jahren, allerdings<br />

mit so geringem Erfolg, dass diese Therapie bald wieder verlassen wurde. In den letzten<br />

Jahren kam es jedoch zu einer Renaissance unter der Vorstellung, dass das initiale Ereignis<br />

die Vasodilatation im Splanchnikusbereich ist. Zudem wird angenommen, dass mit<br />

der Gabe von exogen applizierten Vasokonstriktoren die Aktivität der endogenen Vasokonstriktorsysteme<br />

gehemmt werden kann [17].<br />

Wichtig für die Optimierung der renalen Hämodynamik ist die Aufrechterhaltung eines<br />

ausreichenden arteriellen Mitteldrucks mit einer Vasokonstriktion v. a. im Splanchnikusgebiet,<br />

ohne den renalen Blutfluss zu vermindern. Dabei ist ein arterieller Mitteldruck<br />

von 75 mmHg anzustreben. Die üblicherweise in der Intensivmedizin eingesetzten Vasokonstriktoren<br />

wie Noradrenalin führen jedoch beim HRS infolge der verstärkten renalen<br />

Vasokonstriktion zur weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion. In erster Näherung<br />

scheinen Vasopressin­V1­Rezeptoragonisten geeignet. Die Vasokonstriktion durch 7synthetische<br />

Vasopressinanaloga wie Ornipressin, Terlipressin etc. scheint systemisch und<br />

im Splanchnikusgebiet ausgeprägter zu sein als im renalen Gefäßsystem. Auf V2­Rezeptoren<br />

haben sie eine geringe Wirkung [5]. Hierdurch lassen sich die Effekte dieser Substanzen<br />

auf die hyperdyname Zirkulation, die gesteigerte Natriurese und Diurese erklären.<br />

Terlipressin konnte in einer kontrollierten Studie in einer Dosierung von 2 mg/Tag die<br />

GFR verbessern, ohne dabei so häufig ischämische Effekte am Herzen zu zeigen wie Ornipressin<br />

[21]. Die durch Terlipressin hervorgerufene Vasokonstriktion im Splanchnikusgebiet<br />

geht beim HRS mit einer Verbesserung der systemischen Hämodynamik einher und<br />

vermindert die Aktivität der übrigen Vasokonstriktorsysteme. Dadurch werden Nierenfunktion<br />

und renale Hämodynamik günstig beeinflusst, besonders wenn simultan eine<br />

Volumensubstitution mit Albumin erfolgt [31, 33]. Die Verbesserung der Nierenfunktion<br />

mit Anstieg der GFR zeigt sich normalerweise einige Tage nach Beginn der Therapie im<br />

7Abfall des Serumkreatinins.<br />

Relevante Nebenwirkungen, die zum Absetzten der Vasopressinanaloga zwingen können,<br />

sind Ischämien in verschiedenen Organsystemen. So traten in einer Studie Ischämien<br />

der Zunge bei 5 von 16 Patienten auf, die mit Ornipressin und kolloidalen Volumenersatzmitteln<br />

behandelt wurden [19]. Bei 7 anderen Patienten mit HRS, die Terlipressin erhalten<br />

hatten, wurden hingegen keine ischämischen Komplikationen beobachtet [44]. Allerdings<br />

lässt die kleine Fallzahl keine abschließende Bewertung zu. Üblicherweise bessern sich die<br />

ischämischen Symptome nach Absetzen der Vasopressinanaloga schnell wieder [19].<br />

Das frühzeitige Wiederauftreten eines HRS nach Beendigung einer mehrtägigen Terlipressin­/Albumintherapie<br />

scheint relativ selten zu sein, sollte aber konsequent beobachtet<br />

und dann behandelt werden. Ein Erfolg dieser Therapie konnte auch bei wiederholten<br />

Behandlungen gezeigt werden.<br />

Das lange Zeit routinemäßig auf Intensivstationen verabreichte 7Dopamin bewirkt<br />

bei gesunden Probanden einen Abfall des Widerstandsindex in den Aa. lobulares des Nierenparenchyms<br />

(der Widerstandsindex in den Aa. lobulares wird als Maß für den renal<br />

vaskulären Widerstand genutzt). Bei Intensivpatienten mit akutem Nierenversagen wurde<br />

demgegenüber eine Erhöhung des Resistenzindex verzeichnet, der bei dem Patienten<br />

unter Dopamingabe weiter anstieg. Eine kürzlich publizierte Studie zeigte bei Intensivpatienten<br />

generell keinen Vorteil von niedrig dosiertem Dopamin bei der Therapie der Niereninsuffizienz<br />

[7].<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

7 Akute kardiale Dekompensation<br />

Exogen applizierte Vasokonstriktoren<br />

sollen die Aktivität der endogenen<br />

Vasokonstriktorsysteme senken<br />

7 Synthetische Vasopressinanaloga<br />

7 Abfall des Serumkreatinins<br />

Ischämien in verschiedenen<br />

Organsystemen können zum Absetzten<br />

der Vasopressinanaloga zwingen<br />

7 Dopamin<br />

Der Widerstandsindex in den Aa.<br />

lobulares wird als Maß für den renal<br />

vaskulären Widerstand genutzt<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

103


In 25% der Fälle ist ein HRS Typ I<br />

assoziiert mit einer spontanen<br />

bakteriellen Peritonitis<br />

7 Zelldifferenzierung<br />

7 Bakterienkultur und<br />

Resistenztestung<br />

Eine Routineantibiotikatherapie wird<br />

nicht empfohlen<br />

7 Somatostatinanalogon<br />

7 α1-Rezeptorantagonisten<br />

Der Wirkmechanismus für NAC ist beim<br />

ARS nicht geklärt<br />

Eine apparative Nierenersatztherapie<br />

sollte bei klinischen Indikationen wie<br />

Hypervolämie, tubulärer Azidose und<br />

Hyperkaliämie eingesetzt werden<br />

104 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

Die Studienlage bei Patienten mit HRS ist uneinheitlich. In frühen Studien konnte keine<br />

Verbesserung der GFR gezeigt werden. Eine ältere Untersuchung aus dem Jahre 1991<br />

zeigte demgegenüber eine Verbesserung der Nierenfunktion [6]. Erfolgreich wurde Dopamin<br />

in einer Studie mit Ornipressin kombiniert [20]. Dopamin mag daher probatorisch<br />

bis zu 24 h eingesetzt werden. Sollte nach dieser Zeit keine Verbesserung der Nierenfunktion<br />

eingetreten sein, sollte der Versuch abgebrochen werden.<br />

Antibiotika<br />

In 25% der Fälle ist ein HRS Typ I assoziiert mit einer spontanen bakteriellen Peritonitis<br />

(SBP; [42]). Die American Association for the Study of Liver Disease (AASLD) gab 1998<br />

Richtlinien für die initiale Untersuchung des Aszites bei nicht hospitalisierten Patienten<br />

heraus. Diese empfehlen eine 7Zelldifferenzierung aus dem initialen Aszitespunktat<br />

[38]. Wenn in dem Erstpunktat mehr als 250 Neutrophile Zellen pro mm 3 gefunden werden,<br />

wird eine weitere Punktion mit anschließender 7Bakterienkultur und Resistenztestung<br />

empfohlen. Für Patienten, die sich bereits im Krankenhaus befinden, empfiehlt<br />

der Internationale Aszites Club eine Routineuntersuchung des Aszites auf Bakterien und<br />

ein Antibiogramm [36]. Bei nicht hospitalisierten Patienten findet sich eher ein grampositives<br />

Keimspektrum, während stationäre Patienten häufig ein gramnegatives Keimspektrum<br />

mit Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae aufweisen [11].<br />

Eine Routineantibiotikatherapie wird nicht empfohlen. Liegen jedoch Hinweise auf<br />

eine Infektion vor, sollte unverzüglich mit einem Breitspektrumantibiotikum therapiert<br />

werden [16].<br />

Midodrin- und Octreotid-Kombination<br />

In einer kleineren nicht randomisierten Studie zeigten sich für die Kombination von Octreotid,<br />

einem synthetischen 7Somatostatinanalogon, und Midodrin, einem 7α1-Rezeptorantagonisten,<br />

im Vergleich mit Dopamin deutliche Vorteile, wobei beide Gruppen<br />

gleiche Mengen an Albumin erhielten. Es kam zu einem Anstieg des renalen Blutflusses,<br />

der glomerulärer Filtrationsrate und der Urinnatriumausscheidung [3]. In einer<br />

weiteren Untersuchung an 14 Patienten konnte bei 10 Patienten eine Verbesserung der<br />

Nierenfunktion durch die Kombination von Midodrin, Octreotid, Albumin und TIPSS<br />

erreicht werden [47]. Jedoch lässt die kleine Fallzahl keine abschließende Therapieempfehlung<br />

zu.<br />

N-Acetylcystein<br />

Für den Einsatz von N­Acetylcystein (NAC) beim HRS gibt es Erfolg versprechende<br />

Berichte, auch wenn der Wirkmechanismus nicht geklärt ist. In Tierversuchen konnte<br />

NAC ein ischämisches Nierenversagen durch Verbesserung der renalen Hämodynamik<br />

und Verminderung der direkten oxidativen Gewebeschädigung verhindern. In einer<br />

kleinen, nicht kontrollierten Studie bei 12 Patienten mit HRS konnte durch die hoch dosierte<br />

Gabe von NAC in einer Dosis von 150 mg/kg über 2 h, gefolgt von einer kontinuierlichen<br />

Infusion von 100 mg/kg über 5 Tage, eine deutliche Besserung von Kreatininclearance<br />

und Serumkreatinin erzielt werden [23]. Da auch bei Patienten mit einem Risiko<br />

für die Entwicklung eines akuten Nierenversagens, die Kontrastmittel erhalten hatten,<br />

eine Verschlechterung der Nierenfunktion verhindert werden konnte [43], könnte<br />

NAC auch beim HRS wirksam sein. Aussagekräftige prospektive Studien dazu liegen jedoch<br />

derzeit nicht vor.<br />

Organersatztherapien<br />

Da das HRS insgesamt eine ungünstige Prognose hat, sind Nierenersatzverfahren indiziert,<br />

wenn entweder eine Verbesserung der Leberfunktion zu erwarten oder eine Lebertransplantation<br />

geplant ist. Eine apparative Nierenersatztherapie sollte bei Patienten<br />

mit klinischen Indikationen wie einer Hypervolämie, tubulärer Azidose und Hyperkaliämie<br />

eingesetzt werden. Die hohe Letalitätsrate der an HRS erkrankten Patienten<br />

scheint weder durch eine Hämodialyse noch eine Hämofiltration nachhaltig verbesser­


ar zu sein. Zudem tolerieren viele Patienten eine Dialyse nicht und entwickeln schwere<br />

Nebenwirkungen wie einen akuten Abfall des arteriellen Druckes, Blutungen oder Infektionen<br />

[46].<br />

Bezüglich der Stabilität der kardiovaskulären Funktion und damit auch des systemischen<br />

Sauerstoffangebots scheint bei Patienten mit HRS die 7kontinuierliche Hämofiltration<br />

der intermittierenden Dialyse überlegen zu sein. Dabei ist der Einsatz von 7biokompatiblen<br />

Filtermembranen wegen der geringeren Komplementaktivierung vorzuziehen<br />

[9].<br />

Die Überlegung, dass für die vielfältigen klinischen Symptome beim Leberversagen<br />

vorwiegend die mangelnde Entgiftungsfunktion der Leber verantwortlich ist, führte zur<br />

Entwicklung komplexer 7Filtrations- und Adsorptionssysteme. Diese Konzepte basieren<br />

auf der Hypothese, dass sich die Elimination von lipophilen, albumingebundenen<br />

Stoffen wie Bilirubin, Gallensäuren, aromatischen Aminosäuren, kurzkettigen Fettsäuren<br />

und Zytokinen günstig auf den klinischen Verlauf der Erkrankung auswirken könnte<br />

[28, 40, 41]. Kontrollierte Studien zur Therapie des HRS mit diesen Adsorptionssystemen<br />

stehen jedoch noch aus.<br />

Lebertransplantation<br />

Patienten mit einem HRS sollten in einem Transplantationszentrum vorgestellt werden,<br />

da die Lebertransplantation bislang die einzig kausale Therapie des HRS darstellt. Die Indikation<br />

zur Lebertransplantation sowie die Dringlichkeit des Eingriffes werden in diesen<br />

Zentren interdisziplinär festgelegt. Patienten mit einem HRS Typ 1 sollten mit höchster<br />

Dringlichkeit gemeldet werden [16]. In den USA wurde, um dem Schweregrad des HRS<br />

bei Meldung Rechnung zu tragen, kürzlich ein Model of Endstage Liver Disease (MELD)<br />

Score implementiert und bei der Allokation von Spenderorganen berücksichtigt. Basierend<br />

auf den amerikanischen Erfahrungen, wird dieser Score derzeit in vielen Ländern,<br />

jedoch noch nicht in Deutschland, bei der Vergabe von Organen für Patienten mit Zirrhose<br />

verwendet. Der MELD­Score basiert auf den unterschiedlich gewichteten laborchemischen<br />

Parametern Serumkreatinin, Bilirubin (total) sowie der International Normalized<br />

Ratio (INR) und bezieht somit die Nierenfunktion mit ein [2].<br />

Die 3­Jahres­Letalität des HRS ohne Transplantation beträgt nahezu 100%. Durch eine<br />

Lebertransplantation kann sowohl die Leber­ als auch die Niereninsuffizienz im Rahmen<br />

des HRS kausal behandelt werden [26]. Für Patienten mit einem HRS Typ 1 ist die Prognose<br />

infolge des raschen Fortschreitens der Erkrankung unabhängig vom MELD­Score,<br />

für Patienten mit HRS Typ 2 korreliert ein hoher MELD­Score mit einer ungünstigen<br />

Prognose [2].<br />

Unmittelbar postoperativ verschlechtert sich bei der Mehrzahl der Patienten mit HRS<br />

zunächst die Nierenfunktion. Mehr als 30% der Patienten benötigen übergangsweise ein<br />

Nierenersatzverfahren. Etwa 5% der Patienten entwickeln eine 7chronische Niereninsuffizienz,<br />

die eine langjährige Dialyse notwendig macht. Aufgrund der Nephrotoxizität von<br />

Cyclosporin A und Tacrolimus bestehen Empfehlungen, diese Immunsuppressiva erst<br />

nach Besserung der Nierenfunktion zu applizieren. Dies ist in der Regel innerhalb von<br />

48–72 h nach der Lebertransplantation der Fall [16, 19].<br />

Patienten mit HRS erleiden nach Transplantation im Vergleich zu Patienten mit präoperativ<br />

normaler Nierenfunktion häufiger Komplikationen, verbringen mehr Tage auf<br />

der Intensivstation und weisen eine höhere Krankenhaussterblichkeit auf. Im Gegensatz<br />

dazu scheint das Langzeitüberleben nur geringfügig beeinträchtigt. So beträgt die 3­Jahres­Überlebensrate<br />

nach Lebertransplantation mit vorherigem HRS 60%. Diese Zahl ist<br />

geringfügig niedriger als die 3­Jahres­Überlebensrate von Lebertransplantierten ohne<br />

HRS, die international mit 70–80% angegeben wird und die in unserem Zentrum bei einem<br />

Kollektiv von 1850 Patienten 84% beträgt [18].<br />

Eine kürzlich publizierte Studie zeigte, dass HRS­Patienten eine ähnlich gute Prognose<br />

aufweisen wie Patienten, die transplantiert wurden, ohne dass zuvor ein HRS vorlag,<br />

sofern sie vor der Lebertransplantation mit dem Vasokonstriktor Terlipressin behandelt<br />

wurden [35]. Daraus resultiert die Empfehlung, Patienten mit einem HRS vor einer Lebertransplantation<br />

gezielt zu behandeln. Eine kombinierte Nieren­ und Lebertransplantati­<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

7 Kontinuierliche Hämofiltration<br />

7 Biokompatible Filtermembranen<br />

7 Filtrations- und<br />

Adsorptionssysteme<br />

Die Lebertransplantation stellt derzeit<br />

die einzig kausale Therapie des HRS dar<br />

Der MELD-Score basiert auf den<br />

laborchemischen Parametern<br />

Serumkreatinin, Bilirubin sowie der<br />

International Normalized Ratio<br />

Unmittelbar nach der<br />

Lebertransplantationverschlechtert sich<br />

bei der Mehrzahl der Patienten mit HRS<br />

zunächst die Nierenfunktion<br />

7 Chronische Niereninsuffizienz<br />

Patienten mit HRS erleiden nach<br />

Lebertransplantation häufiger<br />

Komplikationen als Patienten mit<br />

normaler Nierenfunktion<br />

Eine kombinierte Nieren- und<br />

Lebertransplantation verbessert den<br />

Erfolg bei Patienten mit HRS nicht<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

105


Von allen Komplikationen einer<br />

Zirrhose hat das HRS die schlechteste<br />

Prognose<br />

7 Einteilung nach Child-Pugh<br />

7 Cefotaxim<br />

7 Pentoxyphillin<br />

106 | Der Anaesthesist 1 · 2006<br />

on verbessert den Erfolg bei diesen Patienten jedoch nicht und ist bei Patienten mit diesem<br />

Krankheitsbild nicht indiziert [24].<br />

Prognose<br />

Von allen Komplikationen einer Zirrhose hat das HRS die schlechteste Prognose. Die<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit ist gering und spontane Erholung eine Rarität. Vor allem<br />

für das HRS Typ 1 ist die Prognose mit einer mittleren Überlebenszeit von etwa 2 Wochen<br />

sehr ungünstig. Nahezu alle Patienten versterben innerhalb von 10 Wochen. Für<br />

das HRS Typ 2 ist die Prognose mit einer mittleren Überlebenszeit von 6–12 Monaten<br />

günstiger [5].<br />

Eine weitere Determinante für das Überleben ist der Grad der Leberfunktionsstörung.<br />

Patienten mit Child­Pugh­C­Stadium haben eine deutlich ungünstigere Prognose als Patienten<br />

mit Stadium A oder B [16]. Da in die 7Einteilung nach Child-Pugh die Nierenfunktion<br />

nicht eingeht, sind die prognostischen Angaben mittels dieses Scores unabhängig<br />

vom HRS.<br />

Prävention<br />

Zwei kürzlich veröffentlichte klinische Studien zeigten, dass in bestimmten klinischen Situationen<br />

die Entwicklung eines HRS zumindest verzögert werden kann.<br />

In einer Untersuchung bei Patienten mit spontaner bakterieller Peritonitis (SBP) verbesserte<br />

die Gabe von Albumin in einer Dosierung von zunächst 1,5 g/kg i.v. und 1 g/kg<br />

i.v. 48 h später zusammen mit 7Cefotaxim deutlich die Kreislauffunktion und die Inzidenz<br />

eines HRS Typ 1 verglichen mit der Kontrollgruppe, die nur Cefotaxim erhalten hatten.<br />

Die Inzidenz des HRS betrug 10% in der Albumingruppe vs. 33% in der Kontrollgruppe<br />

(p


Die derzeitigen Theorien zur Pathogenese des HRS stellen eine Verringerung des effektiven<br />

Blutvolumens in den Vordergrund, ausgelöst durch eine Vasodilatation v. a. im<br />

Splanchnikusgebiet mit Reduktion des venösen Rückflusses und Abnahme des Herzzeitvolumens.<br />

Im letzten Jahrzehnt konnte für verschiedene Behandlungsansätze gezeigt werden, dass<br />

die Ausbildung eines HRS verzögert werden kann. So sind die längerfristige Applikation<br />

von i.v. Albumin und Vasokonstriktoren oder die Korrektur einer portalen Hypertension<br />

mit Hilfe eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts effektive Methoden<br />

zur Behandlung des HRS. Sie verbessern das Überleben und stellen ein „Bridging“<br />

bis zur Durchführung einer Lebertransplantation, der bisher einzigen kausalen Therapieoption,<br />

dar.<br />

Korrespondierender Autor<br />

Prof. Dr. U. Kaisers<br />

Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Charité, Campus Virchow-Klinikum,<br />

Universitätsmedizin Berlin, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin<br />

E-Mail: udo.kaisers@charite.de<br />

Interessenkonflikt: Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass<br />

keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein<br />

Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation des Themas ist unabhängig und die Darstellung<br />

der Inhalte produktneutral.<br />

Literatur<br />

2. Alessandria C, Ozdogan O, Guevara M et al. (2005)<br />

MELD score and clinical type predict prognosis<br />

in hepatorenal syndrome: relevance to liver transplantation.<br />

Hepatology 41(6):1282–1289<br />

4. Arroyo V, Gines P, Gerbes AL et al. (1996) Definition<br />

and diagnostic criteria of refractory ascites and hepatorenal<br />

syndrome in cirrhosis. International Ascites<br />

Club. Hepatology 23(1):164–176<br />

10. Epstein M, Goligorsky MS (1997) Endothelin and<br />

nitric oxide in hepatorenal syndrome: a balance reset.<br />

J Nephrol 10(3):120–135<br />

14. Gerbes AL, Gulberg V, Waggershauser T et al.<br />

(1998) Renal effects of transjugular intrahepatic<br />

portosystemic shunt in cirrhosis: comparison of<br />

patients with ascites, with refractory ascites, or without<br />

ascites. Hepatology 28(3):683–688<br />

16. Gines P, Guevara M, Arroyo V, Rodes J (2003) Hepatorenal<br />

syndrome. Lancet 362(9398):1819–1827<br />

19. Guevara M, Rodes J (2005) Hepatorenal syndrome.<br />

Int J Biochem Cell Biol 37(1):22–26<br />

23. Holt S, Goodier D, Marley R et al. (1999) Improvement<br />

in renal function in hepatorenal syndrome<br />

with N-acetylcysteine. Lancet 353(9149):294–295<br />

26. Klupp J, Kohler S, Pascher A, Neuhaus P (2005) Liver<br />

transplantation as ultimate tool to treat portal<br />

hypertension. Dig Dis 23(1):65–71<br />

27. Martin PY, Gines P, Schrier RW (1998) Nitric oxide<br />

as a mediator of hemodynamic abnormalities and<br />

sodium and water retention in cirrhosis. N Engl J<br />

Med 339(8):533–541<br />

30. Moore K, Wendon J, Frazer M et al. (1992) Plasma<br />

endothelin immunoreactivity in liver disease<br />

and the hepatorenal syndrome. N Engl J Med<br />

327(25):1774–1778<br />

36. Rimola A, Garcia-Tsao G, Navasa M et al. (2000) Diagnosis,<br />

treatment and prophylaxis of spontaneous<br />

bacterial peritonitis: a consensus document. International<br />

Ascites Club. J Hepatol 32(1):142–153<br />

39. Saner F, Hertl M, Broelsch CE (2001) Das hepatorenale<br />

<strong>Syndrom</strong>. Internist 42(12):1666–1671<br />

42. Sort P, Navasa M, Arroyo V et al. (1999) Effect of intravenous<br />

albumin on renal impairment and mortality<br />

in patients with cirrhosis and spontaneous<br />

bacterial peritonitis. N Engl J Med 341(6):403–409<br />

44. Uriz J, Gines P, Cardenas A et al. (2000) Terlipressin<br />

plus albumin infusion: an effective and safe therapy<br />

of hepatorenal syndrome. J Hepatol 33(1):43–<br />

48<br />

47. Wong F, Pantea L, Sniderman K (2004) Midodrine,<br />

octreotide, albumin, and TIPS in selected patients<br />

with cirrhosis and type 1 hepatorenal syndrome.<br />

Hepatology 40(1):55–64<br />

Das komplette Literaturverzeichnis ...<br />

... finden Sie in der elektronischen Version<br />

dieses Beitrags unter XXX.de<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

107


Fragen zur Zertifizierung<br />

Welche Antwort zur Kreislauf-<br />

situation beim HRS trifft zu?<br />

HRS-Patienten weisen einen hohen<br />

mittleren arteriellen Druck auf.<br />

Die das Splanchnikusgebiet versorgenden<br />

Gefäßen sind eng gestellt.<br />

Die Kreislaufsituation ist durch einen<br />

Mangel an effektivem arteriellen<br />

Blutvolumen gekennzeichnet.<br />

Initial zeigen die Patienten einen hohen<br />

zentralen Venendruck.<br />

Der renale Blutfluss ist erhöht.<br />

Welche Antwort zur Lebertransplantation<br />

in der Therapie des<br />

HRS trifft zu?<br />

Die Lebertransplantation ist die einzige<br />

kausale Therapie des HRS.<br />

Die isolierte Lebertransplantation ist<br />

der kombinierten Leber- und Nierentransplantation<br />

beim HRS unterlegen.<br />

Die Lebertransplantation ist keine<br />

kausale Therapie des HRS.<br />

Beim HRS Typ 2 ist eine Lebertransplantation<br />

nicht als Therapie erforderlich.<br />

Das Langzeitüberleben ist bei Patienten<br />

mit HRS deutlich geringer als bei Patienten<br />

ohne vorangehende Nierenfunktionsstörungen.<br />

Welche Antwort zu Mediatorenveränderungen<br />

beim HRS trifft zu?<br />

Das Endothelinsystem ist supprimiert.<br />

Die Stickstoffmonoxidproduktion (NO)<br />

ist erhöht.<br />

Die Aldosteronbildung ist reduziert.<br />

Die Katecholaminkonzentrationen sind<br />

erniedrigt.<br />

Die Angiotensin-II-Plasmakonzentration<br />

ist reduziert.<br />

Welches Kriterium zählt nicht zu<br />

den Hauptkriterien des HRS?<br />

Die chronische oder akute Lebererkrankung<br />

mit fortgeschrittener Leberinsuffizienz<br />

und portaler Hypertension.<br />

Ein Serum-Kreatinin 40 ml/min.<br />

Ausschluss von Schock, persistierenden<br />

bakteriellen Infektionen, exzessiven<br />

Flüssigkeitsverlusten (inklusive gastrointestinalen<br />

Blutungen) oder einer Therapie<br />

mit nephrotoxischen Substanzen.<br />

Keine deutliche Verbesserung der Nierenfunktion<br />

nach Absetzen von Diuretika<br />

und Gabe von 1,5 l isotoner Kochsalzlösung.<br />

Eine Proteinurie


Beim HRS Typ 2 ist eine TIPSS-Anlage<br />

unnötig.<br />

Die Anlage eines TIPSS findet meist<br />

radiologisch interventionell statt.<br />

Ein TIPSS induziert einen Abfall des<br />

Herzminutenvolumens.<br />

Welche Antwort zum HRS Typ 1<br />

trifft zu?<br />

Die mittlere Überlebenszeit beträgt 6<br />

Monate.<br />

Der Verlauf ist langsam schleichend.<br />

Eine dringliche Meldung zur Lebertransplantation<br />

ist nicht erforderlich.<br />

Das HRS Typ 1 zeichnet sich durch eine<br />

schlechte Prognose aus.<br />

Die Kreatininclearance beim HRS Typ 1<br />

ist normal.<br />

Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate<br />

auf CME.springer.de verfügbar.<br />

Den genauen Einsendeschluss erfahren<br />

Sie unter CME.springer.de.<br />

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung<br />

Der Anaesthesist 1 · 2006 |<br />

109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!