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Download als PDF - Immobilien Profi

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Der Makler aus dem ersten Beispiel folgert nun, dass die<br />

Interessenten schon eine Vorauswahl getroffen haben und nun<br />

ergänzende Informationen benötigen. Dienstbeflissen wird<br />

das Exposé zugestellt, der Interessent zeigt sich geneigt, die<br />

Immobilie zu besichtigen, und anschließend kann schon der<br />

Notartermin gebucht werden.<br />

So mag es hier und da schon einmal passiert sein, aber wozu<br />

braucht man dann noch einen Makler? In Zeiten des Internets<br />

besteht an dieser Leistung, insbesondere wenn man deren<br />

Preis zum Maßstab nimmt, kein Bedarf mehr. Der reine Nachweismakler<br />

gehört zur aussterbenden Gattung.<br />

Die tägliche Maklerpraxis zeigt dagegen, dass Interessenten<br />

sich zwar das Exposé schicken lassen, sich aber dann an<br />

irgendeinem Detail stören und die Exposés zur Seite legen.<br />

Hier muss man berücksichtigen, dass die <strong>Immobilien</strong>suchenden<br />

beim Studium der Annoncen und auch bei der Auswertung<br />

der Exposés ausfiltern, um die Informationsflut (Angebote)<br />

auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.<br />

Schon aus diesem Grund können Makler mit dem Exposéversand<br />

nur verlieren. Denn erstens werden die Interessenten auch<br />

von anderen Makler beliefert und zweitens sind mindestens<br />

wöchentlich neue Anzeigen in der Zeitung. Aber solange diese<br />

Informationsquelle reichlich sprudelt, werden die Interessenten<br />

ihre Strategie nicht ändern.<br />

Wenn sich die Maklerzunft über die mangelnde Entschlussfreudigkeit<br />

der Interessenten beklagt, dann muss sie sich auch<br />

fragen lassen, ob sie nicht die Interessenten zu „Dauer-Überlegern“<br />

erzogen hat.<br />

Verheerender ist jedoch die Wirkung des Exposés auf die<br />

Makler-Käufer-Beziehung. Solange die Interessenten sich<br />

beliebige Exposés bestellen können, tritt der Makler <strong>als</strong><br />

Dienstleister nicht in Erscheinung. Gefällt das Exposé nicht,<br />

ist der Makler auch uninteressant.<br />

Wer das nicht glaubt, der braucht nur den Exposés hinterherzutelefonieren,<br />

um zu überprüfen, wie begeistert die Interessenten<br />

reagieren. Solange es nicht zu einem persönlichen Kontakt<br />

kommt, stellt der Makler aus Käufersicht nicht mehr dar<br />

<strong>als</strong> jemand, der für ein mehr oder minder gelungenes Exposé<br />

und eine Besichtigung eine fünfstellige Summe kassieren will.<br />

Der Makler hat die Wunschimmobilie quasi <strong>als</strong> Geisel und<br />

gibt sie nur gegen Lösegeld (Courtage) her. So sieht nun einmal<br />

die Realität aus Sicht der Interessenten aus.<br />

Nun könnte es dem Makler zwar gelingen, den Interessenten<br />

ein weiteres Exposé anzubieten, aber damit beginnt das Spiel<br />

nur wieder aufs Neue.<br />

Zwar ist es nie ausgeschlossen, dass das Exposé trotzdem zu<br />

einer Besichtigung führt, aber da vorher kein persönlicher<br />

Kontakt stattfand, steht auch diese Veranstaltung unter einem<br />

unguten Stern.<br />

Und doch werden auf diese Art immer noch <strong>Immobilien</strong> an<br />

zufällige Käufer vermittelt. Diese Vorgehensweise aber ist<br />

kein Verkauf, sondern eine Sachbearbeitertätigkeit, für die<br />

es billigere Arbeitskräfte <strong>als</strong> Makler gibt.<br />

Gibt es schon wenig Argumente für den Versand von Unterlagen<br />

an „wildfremde Interessenten“, so sollte man auch den<br />

zweiten Kunden des Maklers berücksichtigen – den Verkäufer<br />

der Immobilie.<br />

Diesem wird mit dem unkontrollierten Exposéversand ein<br />

Bärendienst erwiesen. Nun erhalten beliebige Neugierige die<br />

13<br />

WWW.IMMOBILIEN-PROFI.DE<br />

VERKAUFSUNTERLAGEN<br />

Pläne des Hauses und erfahren, dass die Immobilie verkauft<br />

werden soll, zu welchem Preis und vielleicht sogar warum.<br />

Auch dafür braucht kein Veräußerer einen Makler.<br />

Es kommt aber noch schlimmer: Erfolgreiche Makler wissen,<br />

dass Interessenten mit hoher Wahrscheinlichkeit (man spricht<br />

von über 80%) etwas anderes kaufen <strong>als</strong> das, wofür sie sich<br />

ursprünglich interessiert haben.<br />

Für dieses „Phänomen“ gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten:<br />

Beispiel 1: Familie Müller sucht ein Haus in einer bestimmten<br />

Gegend. Hintergrund dieses Wunsches ist, dass die Freunde in<br />

der Nähe wohnen. Erst nach längeren erfolglosen Versuchen,<br />

eine passende Immobilie zu finden, überlegt sie sich, ob es<br />

wirklich so wichtig ist, dass die Bekannten im Umkreis von<br />

einem Kilometer leben. Bis zu dieser Erkenntnis haben die<br />

Müllers zahlreiche Exposés gesammelt – ein guter Makler<br />

hätte dies vermieden.<br />

Beispiel 2: Ein gutverdienender Single möchte unbedingt in<br />

der Innenstadt wohnen.<br />

Durch die Zustellung zahlreicher Exposés auf entsprechende<br />

Anfragen kommt der Käufer erst spät auf die Idee, dass man<br />

mit einer guten Straßenbahnanbindung auch in der Vorstadt<br />

angemessen leben kann. Der persönliche Termin mit einem<br />

<strong>Profi</strong>-Makler hätte diese Erkenntnis schneller gebracht.<br />

Beispiel 3: Ein Flughafen-Mitarbeiter möchte in einem<br />

bestimmten Ortsteil kaufen, weil er sich vorstellt, von dort

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