engagierte junge Menschen im Kultur – und Verwaltungsbereich
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neue Form einer zugehenden Unterstützung<br />
für Angehörige ins Leben gerufen<br />
haben.<br />
An Ideentischen wurde die Kreativität einzelner<br />
Standorte sichtbar, um die Idee<br />
greifbar zu machen: einen Pflegebegleitungsquiz<br />
gibt es in Nürtingen. In Karlsruhe<br />
spendet eine Klangmassage Wohlbefinden.<br />
In Esslingen regt ein Schatzkästlein<br />
zur Selbstsorge an. Und in Bad Rappenau<br />
sind Pflegebegleiterinnen <strong>und</strong> Pflegebegleiter<br />
mit einer professionellen Powerpoint-Präsentation<br />
unterwegs.<br />
Gewinnung von Interessierten <strong>und</strong> wirksame<br />
Zugänge zu Angehörigen sind das<br />
Ergebnis von Engagement, Beteiligung<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit mehrerer Akteure.<br />
Das machte Martin Link klar, Geschäftsführer<br />
des Paritätischen Bildungswerks, wo<br />
das Regionalbüro Süd angesiedelt ist.<br />
Jochen Schnizler, Geschäftsführer der Diakoniestation<br />
Nürtingen zeigte, wie Partner,<br />
die von der Idee überzeugt sind <strong>und</strong> ideell<br />
<strong>und</strong> materiell investieren einen Schulterschluss<br />
<strong>im</strong> Gemeinwesen schaffen <strong>und</strong><br />
neue Kooperationen gerade in diesem<br />
Feld entstehen. Die ersten Ergebnisse der<br />
wissenschaftlichen Begleitung zur Pflegebegleiterpraxis<br />
belegten die Vielfalt von<br />
Begleitungssituationen, mit denen die<br />
Engagierten zu tun haben.<br />
Fünf Konstellationen zeigen sich bisher:<br />
1. Familien, die über Nacht <strong>und</strong> völlig unerwartet<br />
in die Pflegesituation hineinrutschen.<br />
Für sie steht die Welt erst mal still. Es gilt,<br />
unter Zeitdruck viele Fragen zu klären <strong>und</strong><br />
Dinge zu erledigen, damit die Pflege übernommen<br />
werden kann. Sie fühlen sich<br />
überfordert <strong>und</strong> die Nerven liegen blank.<br />
Von der Pflegebegleiterin benötigen sie<br />
besonders Informationen, praktische Hinweise<br />
<strong>und</strong> die Ermutigung, dass sie die<br />
Situation bewältigen können. Diese Angehörigen<br />
sind froh, wenn sie zu jeder Zeit<br />
anrufen dürfen. Sie sind offen für die<br />
Begleitung <strong>und</strong> Veränderungen ihrer Situation.<br />
Mit einer gelungenen Übernahme der<br />
Pflege kann für sie die Begleitung auch<br />
abgeschlossen sein.<br />
2. Angehörige, die schon lange pflegen<br />
<strong>und</strong> sich dabei verausgabt haben.<br />
Sie möchten gerne weiter pflegen, aber<br />
durch eine aktuelle Verschlechterung<br />
scheint die Situation nicht mehr zu bewältigen.<br />
Sie leiden oftmals unter Erschöpfung,<br />
Depression, Einsamkeit, Frustration <strong>und</strong><br />
auch an finanziellen Problemen. Es sind<br />
reflektierte Persönlichkeiten. Von der Pflegebegleiterin<br />
suchen sie das Gesprächsangebot:<br />
Zuhören, menschliche Nähe,<br />
Bestätigung, Bestärkung, Mut machen. Es<br />
geht nicht in erster Linie darum, die Situa-<br />
Bürger engagiert | 2/3 - 2008 Seite 12<br />
tion zu verändern. Die Pflegesituation soll<br />
unbedingt aufrecht erhalten werden.<br />
3. <strong>Menschen</strong>, die die Pflegesituation nicht<br />
als solche wahrhaben möchten.<br />
Sie „kümmern“ sich um nahestehende<br />
Angehörige, versuchen, die Situation unter<br />
Kontrolle zu haben. Sie finden es anstrengend,<br />
verharmlosen aber eher <strong>und</strong> „glätten“<br />
die Situation <strong>im</strong> Gespräch. Dadurch<br />
fehlt eine klare Perspektive in der Begleitung.<br />
Sie könnten Besuche zu Hause nicht<br />
ertragen. Gespräche <strong>im</strong> Treppenflur, am<br />
Gartenzaun oder offenen Pflegebegleitertreffs<br />
gekoppelt an andere Themen sind<br />
hier angezeigt. Die Pflegebegleiterin muss<br />
Abstand bewahren.<br />
4. <strong>Menschen</strong>, die unfreiwillig pflegen. Die<br />
nahe Beziehung zum Gepflegten <strong>und</strong> die<br />
finanziellen Umstände nötigen sie dazu.<br />
Es geht eher schlecht als recht. Dem<br />
Gepflegten geht es nicht gut. Gewalt oder<br />
Verletzlichkeit können mitschwingen. Die<br />
Pflegebegleitung kann von (öffentlichen)<br />
Fach-Stellen vermittelt worden sein, ist oft<br />
nicht selbst gesucht. Die Pflegebegleiterin<br />
hört zu, baut auf <strong>und</strong> sorgt mit dafür, dass<br />
der Alltag läuft. Oftmals ist die Pflegebegleiterin<br />
die einzige Ansprechpartnerin.<br />
5. Personen, die die Pflegebegleiterin<br />
gerne <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong> haben.<br />
Aktuell läuft alles gut. Das Verhältnis zum<br />
Gepflegten ist gut. Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />
sind vorhanden. Die Angehörigen kennen<br />
ihre Grenzen! (Alter, eigene Gebrechen,<br />
Unberechenbare Pflegesituation). Die Treffen<br />
mit dem Pflegebegleiter sind gesellig<br />
<strong>und</strong> schön. Angehörige fühlen sich sicher,<br />
weil sie für den Notfall jemanden <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong><br />
haben.<br />
Aus sozialpolitischer Sicht könnte der<br />
Ansatz der freiwilligen Pflegebegleitung für<br />
Baden-Württemberg in Zukunft eine ähnliche<br />
Bedeutung gewinnen wie die Betreuungsgruppen<br />
für <strong>Menschen</strong> mit Demenz.<br />
Nach dem Entwurf des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes<br />
sollen für die Förderung<br />
der Selbsthilfe <strong>und</strong> des Ehrenamts in<br />
der Pflege zusätzlich 15 Mio. Euro aus Mitteln<br />
der Pflegekassen bereitgestellt werden.<br />
Voraussetzung ist allerdings, dass<br />
sich Land <strong>und</strong> Kommunen an dieser Finanzierung<br />
beteiligen. Zusammen würde dies<br />
rd. 3,8 Mio. Euro für Baden-Württemberg<br />
ergeben. Die zusätzlichen Mittel könnten,<br />
falls das Gesetz in dieser Form in Kraft tritt,<br />
unter anderem auch den Pflegebegleiterinnen<br />
<strong>und</strong> Pflegebegleitern zugute kommen.<br />
Diese Perspektive unterstützte Dr. Johannes<br />
Warmbrunn, zuständig für die ambulante<br />
Altenhilfe <strong>im</strong> Ministerium für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Soziales.<br />
Anregungen zum Lachen präsentierte am<br />
Nachmittag Dr. Iren Bischofsberger, Fach-<br />
hochschule Aarau kurzweilig zum Thema<br />
“Das kann ja heiter werden <strong>–</strong> Humor in der<br />
Pflegebegleitung”. Heiße Eisen <strong>und</strong> Stoff<br />
für weitere Treffen ergaben 9 Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />
der Anwesenden <strong>im</strong> “Wiener Kaffeehaus”.<br />
Kompetent <strong>und</strong> vertrauensvoll begleitet<br />
von Projektinitiatorinnen befassten sich die<br />
Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer an den<br />
Thementischen u.a. wahlweise mit Fragen<br />
aus der Praxis: Wie wirken wir in den<br />
Familien <strong>und</strong> in den Gemeinden? Was<br />
„darf“ ich tun als Flugbegleiterin? Wenn es<br />
scheitert, was sind die Hintergründe? „Das<br />
geht zu weit“: ethische Fragen in der Pflegebegleiterpraxis.<br />
Wie verändert mich<br />
Begleitung? Unsere Zukunft: Ein Pflegebegleiternetzwerk<br />
Baden-Württemberg?<br />
Das Treffen hat eindrücklich gezeigt, dass<br />
solche Plattformen notwendig, sinnvoll,<br />
<strong>und</strong> bereichernd sind für eine nachhaltige<br />
Umsetzung des Pflegebegleiterprojekts in<br />
Baden-Württemberg. Was die örtlichen<br />
Initiativen bis heute aufgebaut haben, kann<br />
antreten unter dem Motto “Was wir tun, ist<br />
unbezahlbar...“ Um den gesellschaftlichen<br />
Wert für das Feld der häuslichen Pflege<br />
wirkungsvoll in die lokale Öffentlichkeit zu<br />
bringen, beschlossen die Anwesenden, in<br />
den letzten Monaten für eine gemeinsame<br />
Berichterstattung mit vielen lokalen Handschriften<br />
zu sorgen. Das Regionalbüro Süd<br />
übern<strong>im</strong>mt die Koordination.<br />
⌦ Weitere Infos: Iren Steiner,<br />
Regionalbüro Süd,<br />
Paritätisches Bildungswerk<br />
Haussmannstr. 6, 70188 Stuttgart<br />
E-Mail: Iren.Steiner@gmx.de<br />
Mentoren<br />
<strong>und</strong> Initiativen<br />
<strong>im</strong> Landkreis Karlsruhe<br />
Der Landkreis Karlsruhe setzt sehr stark<br />
auf die innovative Kraft seiner Mentorinnen<br />
<strong>und</strong> Initiativen. Hier eine kurze Bilanz des<br />
Jahres 2007: Mentoren der ersten St<strong>und</strong>e,<br />
des Kurses 2005/06 wurden zu Mentorentrainern<br />
ausgebildet. Sie haben in Ettlingen<br />
selbständig Mentorenkurse durchgeführt.<br />
In Stutensee wurde am 7. November 2007<br />
das Mehrgenerationenhaus von B<strong>und</strong>esministerin<br />
von der Leyen eingeweiht. Dieses<br />
hat sich aus der Bürgerwerkstatt heraus<br />
entwickelt <strong>und</strong> beherbergt diese heute<br />
noch. Die Familienzentren <strong>im</strong> Landkreis<br />
Karlsruhe haben ihr Netzwerk gefestigt<br />
<strong>und</strong> mischen sich <strong>im</strong>mer mehr aktiv <strong>und</strong><br />
konstruktiv in die familienpolitischen Entwicklungen<br />
des Landkreises <strong>und</strong> der<br />
Gemeinden ein.