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FARBENFROH - SCA Forest Products AB

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% 40% 6 1 CB5 6 15 6 1CB 5 6 15 6 180% 5 6 16 116 17 1819202122Der Hauptwunsch von Druckereien ist, dass die Farbe leicht zuhantieren ist. Oft steht dies aber im Gegensatz zur Haltbarkeit.Andererseits: Wenn Farbe trocknet, wird es unmöglich, sie in derDruckmaschine zu verarbeiten. Bei der Wahl der Zutaten müssendie Hersteller also verschiedenste Parameter abwägenFarbenfroheKompromisseVON Susanna LidströmILLUSTRATION Vivi-Anne LarssonFOTO Olle MelkerhedWO SOLL DAS Endprodukt verwendetwerden? Wie soll es hergestellt werden?Und welche Materialien müssen wiederverwertbarsein? Das sind nur einigeder Fragen, die sich die Hersteller vonDruckfarben stellen müssen, wenn siedie Wünsche ihrer Kunden erfüllenmöchten. „Jede Farbe ist ein Kompromiss,um die just hier gewünschten Eigenschaftenzu erzielen – mehr oder wenigerhart, weich, wasserbeständig undso weiter“, erklärt Bo Jansson, Technikchefbeim Farbkonzern Sun Chemical.Auch die Umweltverträglichkeit erfordertAbwägungen. So lange das Druckerzeugnisin Gebrauch ist, soll es gut aussehenund etwas aushalten. Sobald es aberausgedient hat, wünschen alle Beteiligten,dass die Farbe möglichst verschwindet,damit das Papier optimal wiederverwertetwerden kann.Farbe auf Ölbasis lässt sich beispielsweisevon Papierfasern separieren, beiFarbe auf Wasserbasis ist das schwieriger.Drucksachen mit wasserbasierter Farbekommen folglich vor allem als Rohstofffür solche Papier- oder Verpackungsherstellungzum Einsatz, bei denen es keineRolle spielt, dass die Farbe im weiterenProzess erhalten bleibt.NATÜRLICHE ZUTATENOffsetfarben haben Öl als Basis. WeitereGrundzutaten sind Pigmente und alsBindemittel Harze. Beim Bogenoffsetkommen modifizierte Naturharze zumEinsatz. Beim Coldset-Druck werdenKohlenwasserstoffharze, hergestellt ausPetroleumprodukten, verwendet undbeim Heatset eine Kombination aus beidenHarzsorten. „Beim Bogenoffset istauch Trockenmittel nötig. Die Trocknunggeschieht durch Oxidation, wofürsich Kohlenwasserstoffharze nicht eignen.Deshalb werden für Bogenoffsetfarbenausschließlich modifizierte Naturharzeverwendet“, so Eva Kjellström, Laborchefinbei Sun Chemical, zuständig fürOffsetfarben.Zur Verbesserung der Verschleißbeständigkeitwird auch Coldset-Farbenein gewisser Anteil modifizierter Naturharzebeigemischt. Die Funktion bestimmtdie Zusammensetzung. Das giltauch für den eigentlichen Farbgeber. Füralle Offsetfarben werden dieselbe Artorganischer Pigmente verwendet, aberdas Anwendungsgebiet des Endproduktesbestimmt die Wahl der Qualität. „BeimWaschmittelpaket ist es beispielsweise<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper5


80% 5 6 1 25 6 1 280% 6 1 2100% 80% 40% 6 1 2 5 1 2 3 5100%80% 40% 1 2 5 62 5 6100% 809 10 11 120B131415Digital Color Control Bar CCI-D6V7Copyright grapho metronic GmbH & Co. 1997System FOGRA PMS FOTO: Elisabet Tapio NeuwirthKollegen bei Sun Chemical: Laborchefin EvaKjellström und Technikchef Bo JanssonGESCHLOSSENESYSTEMEAuf die Darstellung des Tiefdruckverfahrensin unserem Artikel über Druckfarbenin der Ausgabe 4.02 (Druckfarbe– kein Gesundheitsrisiko, S.12) habeneinige Leser reagiert. Daher eineVerdeutlichung:.Im Tiefdruck gibt es kein Umweltproblem.Im Gegenteil, das im Illustrations-Tiefdruckeingesetzte LösemittelToluol wird – umweltfreundlich – überspezielle Rückgewinnungsanlagen aufgefangenund wieder dem Kreislauf zurVerfügung gestellt.wichtig, dass die Farbe nicht ,blutet‘,wenn Waschmittel auf die Außenseite derVerpackung gelangt. Der Grad der Alkali-Echtheit gibt an, wie widerstandsfähigdie Farbe gegen alkalische Chemikalien ist.“An die Farben für normalen Zeitungsdruckwerden solche Anforderungennormalerweise nicht gestellt, weder chemischeEchtheit noch Lichtechtheit wirdverlangt. Lichtechtheit wird auf einerSkala von eins bis acht angegeben, wobeider höchste Wert garantiert, dass die Farbevon Licht überhaupt nicht gebleichtwird. „Dank einer stabilen chemischenVerbindung weisen die Pigmente fürSchwarz und Blau, die im Vierfarbdruckverwendet werden, immer höchste Lichtechtheitauf. Bei gelb und rot reichtnormaler Weise Wert vier oder fünf, umnicht auszubleichen“, sagt Eva Kjellström.Kunden, die Zeitungen drucken, fordernvor allem, dass das Endprodukt reinist und so wenig Verwischungen wie möglichaufweist. Ihnen ist weiter eine optimaleRunability wichtig – der Druckersoll schnell und ohne viel Makulatur zueinem scharfen Druck kommen können.Schließlich muss die Farbe durch denganzen Druckprozess hindurch stabilsein. „Die Farben von heute sind entwickelt,um diese Anforderungen zu erfüllen“,erläutert Kjellström. „Weil aberdie Rohstoffe aus Naturprodukten gewonnenwerden, ist es unmöglich, siejedes Mal identisch hinzubekommen. DieRohstofflieferanten erzielen jedoch immergleichmäßigere Qualität. Außerdemwerden die Produkte bei uns Herstellerndank zunehmend besserer Messmethodenimmer besser kontrolliert. Wir haben auchbegonnen, größere Mengen auf einmal zumachen, beispielsweise zwölf Tonnen statteiner Tonne, was auch zu einer gleichmäßigerenQualität beiträgt“, sagt sie.Bei immer größeren und schnellerenPressen heißt es, die Farbe anzupassenund den Abbindegrad richtig einzustellen.„Die Farbe darf weder zu schnellnoch zu langsam ins Papier einziehen. Esist die Kombination von Harz und Öl,die die Abbindegeschwindigkeit für einenbestimmten Typ von Presse bestimmt“.ENTSCHEIDENDE DETAILSReidar Larsen ist Techniker bei dem weltweittätigen Druckkonzern Quebecor, derHersteller bei der Entwicklung neuer Farbenunterstützt. „Anfang des Jahres begannenwir beispielsweise, zwei Farbtönezu testen, die wir verändert haben wollten.Wir maßen die Farbstärke und wieviel eine gewisse Farbnuance im Druckwerkauf einer anderen haftet, wenn sienoch feucht ist“, sagt Reidar Larsen.Ziel war eine Nuancenveränderungim Blauen, also in der Kombination vonMagenta und Cyan. Die Tests werdenzunächst im Labor des Herstellers durchgeführtund dann in den Druckpressen.„Wir wollen so optimal wie möglich fahrenkönnen. Auch kleine Veränderungenkönnen klare Verbesserungen ergeben.Wir kontrollieren unter anderem die Balancevon Farbe und Feuchtwasser, sowieeventuelle Ablagerungen auf den Gummitüchern.“Umfassende Testreihen dieser Art führenReidar Larsen und seine Kollegengewöhnlich einmal pro Jahr durch. Siedauern etwa zwei Wochen. Jeder Farbtonwird auf 25 verschiedenen Druckträgerngetestet, dabei werden ungefähr vier TonnenFarbe pro Farbton verbraucht. „DieFarben für die Heatsetanlagen werden fürQuebecor in ganz Europa nach demselbenRezept gemischt. Die Idee dabei ist, nachBedarf zwischen den Ländern Aufträgeaustauschen zu können“, sagt ReidarLarsen.Um bessere Preise aushandeln zukönnen kauft der Konzern, der weltweit45 000 Mitarbeiter in 150 Druckereienbeschäftigt, einen großen Teil der Farbenzentral ein. „Das Wichtigste in der Produktionist, dass die Farbe voraussagbarist. Wir messen die Druckdichte und kontrollieren,dass sich der Punktzuwachs6 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○% 40% 2 5 6 1CB5 6 1100% 80% 40%5 6 1 2CB 5 6 1 25 6 1 280% 5 6 1 25 6 1 216 17 1819202122innerhalb der vom Hersteller angegebenenakzeptablen Grenzwerte hält.“ Das setzteine gleichmäßige Temperatur in denDruckwerken voraus. Die Farbe ist füreine bestimmte Optimaltemperatur gemachtund Quebecor hält rund ums Jahrin seinen Maschinen 30 Grad Celsius.Während beim Heatset Farbe auf Mineralölbasisverwendet wird, dominierenbeim Bogenoffset seit langem vegetabilischeÖle. „Auch für Heatset-Farbensind vegetabilische Öle getestet worden,aber es ist schwierig, die Trockenöfenmit diesen Farben zum Funktionieren zubringen. Mineralöl erfordert nicht so vielEnergie, um schnell genug zu trocknen“,erklärt Reidar Larsen.Farbverbrauch und Nuancen werdendurch kontinuierliche Probenentnahmenbei den Druckereien kontrolliert. „Heatsetist ein schnelles Verfahren. UnsereMaschinen laufen 15 Meter pro Sekunde.Für einige Punkte im Druck handeltes sich also um Millisekunden, in denenalles perfekt laufen muss. Wir untersuchengenau, wie sich die Farbe imDruckwerk auf dem Papier verhält“.Beim Bogendruck, wo Abbinden undTrocknen in der Reaktion mit der Luftgeschehen, hat Quebecor mehrere Vorteilemit den vegetabilischen Ölen ausgemacht.„Sie funktionieren in der Weiterverarbeitungbesser. Das Öl trocknet schnellerund schmiert weniger als Mineralöl, sodass die Bögen in der Druckerei schnellergefahren werden können“, sagt ReidarLarsen.FLEXODRUCK KONKURRIERTBeim Druck von Weichverpackungenkommen in erster Linie Flexodruck undTiefdruck zum Einsatz. Der Tiefdruck istdabei wegen der höheren Kosten in derDruckformherstellung eher für große Seriengeeignet, beispielsweise Film- undFoliendruck auf Kunststoffverpackungenfür Chips und Süßigkeiten, die in großenMengen hergestellt werden. Der Druckliegt zwischen zwei aroma- und luftdichtenFilmen, um nicht auf Geruch undGeschmack einzuwirken. „Für Flexodruckauf Papier werden zu 99 ProzentFarben auf Wasserbasis verwendet. BeimTiefdruck für Verpackungsmaterial dominiertEthanol als Lösungsmittel“, erklärtBo Jansson bei Sun Chemical.Bis vor etwa 20 Jahren war Flexodruckeine grobe Druckmethode, die sich fürden Zeitungsdruck nicht eignete. Heutewird bereits eine beachtliche Qualitäterzielt. Flexo wird auch für den Druckauf Papier verwendet (siehe Kasten).Was die Farbtypen unterscheidet, istvor allem das Bindemittel, das die Beständigkeitder Farbe bestimmt. FürWasserfarben werden Bindemittel ausAcrylaten verwendet, also Kunststoffen.Wenn die Farbe trocknet, verschwindetdas Wasser und das Bindemittel bildeteinen Acrylatfilm. Acrylate können, jenach Anwendungsbereich und Anwendungsumgebungdes Endproduktes, mitFLEXO AUF DEM VORMARSCHDie Qualität des Flexodruckes ist deutlich gestiegen. Dadurch hat diesesDruckverfahren neue Anwendungen gefunden. So wird beispielsweise inItalien eine große Tageszeitung mit Farben auf Wasserbasis im Flexodruckhergestellt: La Repubblica mit einer Auflage von über 700 000 Exemplarentäglich. „Mehrere andere Verleger haben ebenfalls Interesse für diese Technikgezeigt“, erzählt Romano Miato, Leiter des <strong>SCA</strong> Graphic PaperVerkaufsbüros in Mailand.Zu den lockenden Vorteilen gehören unter anderem eine einfacheDrucktechnik mit einem gleichmäßigen Endergebnis und wenig Ausschuss,dank rascher Einstellungen der Maschine. Außerdem schmiert dieFarbe nicht, denn wasserbasierte Flexofarbe haftet besser als Farbe imColdset-Verfahren, bei dem das Öl nicht richtig trocken wird. „Es ist aucheinfacher, falls nötig, zusätzliche Vollfarbseiten hinzuzufügen und zuplatzieren. Das ist nicht zuletzt wichtig, um Anzeigenkunden anzulocken“,so Miato.Ein Veteran auf dem Gebiet Flexografie für die Tagespresse ist derbritische Verlag Associated Newspapers, der Zeitungen wie Daily Mail,Evening Standard und The Mail on Sunday herausgibt. „Wir sind die einzigeProduktionsanlage in Großbritannien, die im Flexodruck-Verfahren Tageszeitungendruckt“, sagt James Wyke, Papiereinkäufer bei AssociatedNewspapers. Die Anlage ist seit 15 Jahren in Betrieb und steht für 60Prozent der 2,2 Millionen-Auflage der Daily Mail. Auch Teile der Auflagendes Evening Standard und der Mail on Sunday werden in den Flexomaschinengedruckt. „Wir halten gleichmäßige Qualität und mit dem Flexodrucksinkt die Makulatur in der Produktion. Wir liegen bei unter 3 Prozent,verglichen mit 8 bis 9 Prozent beim Offset.“Zu den Nachteilen gehören die Schwierigkeiten beim so genanntenDe-Inking wasserbasierter Farben.<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper7


80% 40% 5 6 1 2 3 80% 5 6 1 2 3 5 6 1 2 3 80% 6 1 2 3100% 80% 40% 6 1 2 3 5 80 %1 2 3 5100%80% 40% 1 2 38910 11 120B1314Digital Color Control Bar CCI-D6V7Copyright grapho metronic GmbH & Co. 1997System FOGRA PMS FOTO: Luise Steinbergerverschiedenen Eigenschaften hergestelltwerden. Aspekte wie Beständigkeit desDruckes in Wasser oder Alkohol, wie vieldie Farbe schmieren darf und ähnliches,werden berücksichtigt. „Wir machen vieleSpezialanpassungen für Kunden“, sagtBo Jansson. „Für die Wellpapp-Industrieist zum Beispiel Friktion ein wichtigerAspekt – die Kisten dürfen beim Stapelnund Transportieren nicht zu glatt sein.Die Farbe muss Friktion geben und daswird mit dem Bindemittel gesteuert.“Fast allen Tiefdruckfarben ist gemeinsam,dass sie lösungsmittelbasiert sind.„Es gibt auch wasserbasierte Varianten„Für Heatset-Farben sind vegetabilischeÖle getestet worden, aber es ist schwierig,Trockenöfen mit diesen Farben zum Funktionierenzu bringen. Mineralöl erfordertnicht so viel Energie, um schnell genugzu trocknen“für den Druck auf Papier, aber es ist einkomplizierter Prozess, dies beim Tiefdruckzum Funktionieren zu bringen“, sagt BoJansson. „Bei den großen Farbmengen,die verwendet werden, ist es schwierig,das Wasser ordentlich zum Verfließenzu bringen. Außerdem muss die Farbeschneller trocknen“, so Jansson.Es gibt jedoch Druckereien, die eventuelleSchwierigkeiten meistern undmit viel Erfolg Farben auf Wasserbasisanwenden.Beim Tiefdruck von Magazinen wirdFarbe auf Toluolbasis verwendet, einschnelles Lösungsmittel das bei hohenAuflagen in hohen Produktionsgeschwindigkeitengefahren werden kann.Die Systeme sind geschlossen, so dass dasaromatische Lösungsmittel nicht in dieUmgebung gelangen kann, sondern imProzess rückgewonnen wird. Bei Tiefdruckfür Verpackungen werden stattdessen Druckfarben auf Ethanolbasisverwendet. Die ethanolhaltige Abluftaus dem Druckprozess wird aufgefangenund einer Nachverbrennungsanlagezugeführt. Dabei zerfällt Ethanol inKohlendioxid und Wasser.REIDAR LARSENWENN DIE FARBE WIEDERWEG SOLLDe-Inking bedeutet, alte Druckerzeugnisse wieder verwertbarzu machen, indem die Papierfasern von Farbegereinigt werden. „Der Flotationsprozess funktioniertheute für ölbasierte Farben am besten. WasserbasierteFarben sind schwieriger zu entfernen, wobei auch vonihnen ein gewisser Teil durch Flotation verschwindet“,sagt Eva Wikström, Laboringenieurin, die bei <strong>SCA</strong> chemischeAnalysen durchführt. „Drucksachen mit wasserbasierterFlexodruck-farbe kann man auch wiederverwerten,das Papier wird allerdings etwas dunkler, denn die Farbeverschwindet nicht aus den rückgewonnenen Fasern.Das Beste wäre, man könnte den Flotationsprozessden rückzugewinnenden Materialien anpassen, sodass das gereinigte Produkt immer eine gute Helligkeiterreichen könnte“, so Wikström. „Die Technik wirdderzeit weiter entwickelt, aber momentan müssenwir noch improvisieren.“8 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


2 36100% 80% 40% 2 3De-inking6 1CB 36 1100% 80% 40% 3 6 1 2CB6 1 2 100% 80% 40%6 1 2 3 80% 5 6 1 2 316 17 1819202115 1620in der PraxisWiedergewonnene Fasern sind vielfältig verwendbar.Da immer mehr Papierprodukte gesammelt und recyceltwerden, steht damit Rohmaterial für neue Produkte zurVerfügung. Aber zuvor muss das Altpapier, wie etwaZeitungen und Zeitschriften, entfärbt werdenVON Jonas RehnbergDIE VERWENDUNG von wiedergewonnenenFasern hat viele Vorteile. Dazu gehörtnicht nur die Reduzierung des Energieverbrauchs,sondern auch die Entlastung derUmwelt. Da das Altpapier aus vielen verschiedenenQuellen stammt und für dieHerstellung unterschiedlichster Papierproduktegenutzt wird, arbeitet <strong>SCA</strong> mitverschiedenen Recyclingverfahren.„Letztlich entscheidet der Bedarf derKunden, welches Verfahren jeweils dasbeste ist“, sagt Donald Charlesworth,Leiter Kommunikation bei der ZeitungspapierfabrikAylesford Newsprint inSüdengland, an der <strong>SCA</strong> beteiligt ist.Ein Schritt ist vielen Recyclingverfahrengemein – das De-inken oder Entfärbendes Papiers. Diese Vorgehensweise wurdein den Siebzigerjahren üblich und ermöglichteeinen höheren Anteil an wiedergewonnenenFasern. Zum Entfärben gibt esverschiedene Methoden, die oft kombiniertwerden.Der Recyclingprozess beginnt mit demEingang des Altpapiers in der Fabrik. Dortwird es in Wasser zu Papierbrei aufgelöst.Beim De-inken sollen die kleinen Farbpartikelin einem Prozess, den man Flotationnennt, entfernt werden. Dabei wirddie Druckfarbe mit Seife, Luft und Wasserausgewaschen und von kleinen Luftblasenan die Oberfläche getrieben.Der genaue Ablauf richtet sich nachdem herzustellenden Produkt. AbsorbierendePapierprodukte wie Küchenrolleoder Toilettenpapier dürfen keinerleiTonrückstände enthalten, deshalb müssendie Fasern mit reichlich Wasser gespültwerden. Bei Verpackungs- und Druckpapierenist aber ein gewisser Tongehaltvorteilhaft, da er die Druckeigenschaftenverbessert.NEUE TECHNOLOGIEDie <strong>SCA</strong> Hygiene <strong>Products</strong>-Fabrik inLilla Edet stellt Toiletten-Tissue undTissue für den Away From Home-Bereichher. Als Rohmaterialien werden dafürzwei Sorten wiedergewonnene Fasernverwendet: Zeitungen und Zeitschriften ausPrivat-haushalten und bedrucktes, gebleichtes,holzfreies Papier, das vonDruckereien gekauft wird. Zurzeit werdenwiedergewonnene Fasern ausschließlichfür Toi-lettenpapier, Küchenrollen undeinige Papierhandtücher verwendet.„Um die Qualität zu verbessern und dieProduktionskapazität für wiedergewonneneFasern zu steigern, hat <strong>SCA</strong> kürzlich dieProduktionsanlagen für diese Fasern inLilla Edet modernisiert“, erklärt UmweltmanagerGunnar Johansson. „Unsere neueTechnologie bietet so hochwertige Ergebnisse,dass der recycelte Zellstoff praktischdem gebleichten Sulfatzellstoff entspricht,den wir normalerweise einkaufen. Allerdingsist der Faserverlust durch denintensiven Reinigungsprozess größer.“Die Modernisierung hatte das Ziel,mehr Reinigungsstufen zu integrieren.Deshalb wurden die Anlagen mit Doppelschleifensystemenfür Flotation undWäsche sowie einer Zwei-Stufen-Bleicheausgestattet. Das Resultat: große Festigkeit,Helligkeit und Saugkraft beimEndprodukt.Die im De-inking- und Reinigungsprozessentfernten Unreinheiten werden vomSpülwasser aufgenommen und teilgetrocknetund ergeben dann einen Bodensatzoder Abfallmaterial. Dieser Rückstandwird eingedickt und auf rund 35 ProzentTrockenmasse komprimiert, sodass erfür die Verbrennung oder Deponierunggeeignet ist. Zum Teil wird er auch alsEnergiequelle genutzt. Die <strong>SCA</strong>-Fabrik inLilla Edet baut derzeit einen Heizkesselausschließlich für diesen Schlamm. „15Prozent der Betriebsenergie für AylesfordNewsprint werden aus internen Rückständengewonnen“, sagt Donald Charlesworth.„Wenn wir sie für die Dampferzeugungnutzen, sind wir praktisch Selbstversorger“,erklärt Johansson. „Wir beliefernauch das öffentliche Wärmenetz mitEnergie.“ Er sieht darin eine langfristigeLösung für Umwelt- wie auch Energieprobleme.Die Deponie beim Werk umfasstmehr als eine Million KubikmeterSchlamm – ausreichend Brennstoff für20 Jahre.AUS ALT MACH NEUAlte Zeitungen werden nicht nur fürHygieneprodukte verwendet – man stelltdaraus auch neue Zeitungen her. Jährlichverwendet Aylesford Newsprint 500 000<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper9


80% 5 6 1 2 3 100% 80% 40% 5 6 1 2 3 4 80%6 1 2 3 4 100% 80% 40% 6 1 2 3 4 5 80 %1 2 3 4 5100%80% 40%1 2 3 4 5 6 80%2 3 4 5 6100%809 10 11 120B131415Digital Color Control Bar CCI-D6V7Copyright grapho metronic GmbH & Co. 1997System FOGRA PMS Tonnen altes Zeitungs- und Zeitschriftenpapier,um daraus 400 000 Tonnen Zeitungspapierherzustellen.„Wir recyceln etwa jede siebte aller inGroßbritannien gedruckten Zeitungen“,so Charlesworth. „In mancher Hinsichtist unser Produkt besser als Zeitungspapieraus Frischfaser. WiedergewonneneFasern aus LWC- und SC-Papieren sindlänger und tragen zu besseren Papiereigenschaftenbei, was immer wichtigerwird, weil die Zeitungen zunehmend mitFarben und Grafiken arbeiten.“ DieTatsache, dass immer mehr Zeitungenund Zeitschriften recycelt werden, führelangfristig zu einer Faserknappheit inEuropa, erklärt Charlesworth. Es gibtGrenzen, wie oft Fasern wieder verwertetwerden können, obwohl man nicht genausagen kann, wie oft die einzelne Faser denProzess durchlaufen hat. Nach mehrerenRecyclingprozessen werden die Fasernkürzer und verlieren ihre Bindefähigkeit.Im Moment gibt es damit jedoch keineProbleme.Die <strong>SCA</strong> Laakirchen AG in Österreichstellt SC-Papier her, das höhere Anforderungenan das Rohmaterial stellt alsdie Zeitungspapierproduktion.„SC-Papier ist dünn und enthält einenhohen Anteil an Füllstoffen“, sagt BjörnLyngfelt, Leiter Kommunikation bei<strong>SCA</strong> <strong>Forest</strong> <strong>Products</strong>. „Deshalb müssenHolzstoff und recycelter Zellstoff durchstärkeren, gebleichten Sulfatzellstoff ergänztwerden, um dem Papier die erforderlichenEigenschaften zu verleihen.“UNGEWÖHNLICHES MATERIAL<strong>SCA</strong> Packaging Argovia in der Schweizist auf ein ziemlich ungewöhnliches Recyclingmaterialspezialisiert: unbenutzteEtiketten für Wein- und Bierflaschen oderandere Verbraucherverpackungen. Danur wenige Fabriken Etiketten recyceln,stehen davon ausreichend zur Verfügung.Das ist wichtig, weil die Fabrik rund fünfTonnen Etiketten pro Stunde verbraucht,erklärt Hans Johansson, Manager derProzesseinheit bei <strong>SCA</strong> PackagingResearch.„Sechs Tonnen Etiketten ergeben fastfünf Tonnen Liner (die Oberflächenschichtder Wellpappe),“sagt er. „Nahezu100 Prozent des eingehenden Materialswird wieder verwertet, und wirhaben eine exzellente Materialbilanz,speziell beim Etikettenpapier. Wir könnenpraktisch alles nutzen, weil es relativsauber ist und nicht so viel Kunststoffenthält.“Aus ökologischer Sicht handelt essich bei der <strong>SCA</strong>-Fabrik Argovia um eingeschlossenes System, aus dem nichteinmal Wasser austritt. Die Rückständeaus dem De-inking-Prozess werden wiederfür die Herstellung der Wellenbahngenutzt, die wellige Mittelschicht derWellpappe. Außer Etiketten nutzt dieFabrik auch recycelte Wellpappenverpackungenals Rohmaterial. Im Frühjahr2003 installiert die Fabrik eine neueFlotationsanlage, damit das Produktheller wird als bisher möglich.„Einige Verpackungen haben einenextrem hochwertigen Aufdruck“, sagtFolke Österberg, Vice President Forschungund Entwicklung bei <strong>SCA</strong> PackagingResearch. „Der Einzelhandel nutzt dieseVerpackungen zu Promotion-Zwecken,sodass die Druckqualität eine wichtigeRolle spielt. Die Herausforderung bestehtdarin, gute Druckeigenschaften bei einemMaterial auf Sekundärfaserbasis zuerzielen.“In den üblichen Konzentrationenschädigen die für das De-inking verwendetenSubstanzen die Umwelt kaum.„Jedenfalls nicht mehr als die Waschmaschinein einem Privathaushalt“,sagt Lyngfelt.ALTPAPIER AUFLÖSUNG SEPARATION ENTFÄRBEN BLEICHEN ZELLSTOFF(FÜR RECYCLINGPAPIER)Der genaue Ablauf des Entfärbens richtet sich nach demVerwendungszweck des Endprodukts. Die Illustration stellt dasVerfahren schematisch dar. Nach Auflösung des Altpapiers inWasser werden Abfälle und grobe Verunreinigungen entfernt,manchmal in mehreren Schritten. In dieser Phase wird demProzess beim Erwärmen Energie zugeführt, um Druckfarbe undPartikel fein zu verteilen. Das eigentliche Entfärben erfolgt inFlotationszellen, wo kleine Partikel wie Druckfarbe und Ton mitSeife, Luft und Wasser ausgewaschen werden. Der entfärbteZellstoff wird gereinigt und schließlich von Bindemitteln undKunststoffen befreit.10 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


% 40% 2 3 4 5 6 1CB 3 4 5 6 1 100% 80% 40% 3 4 5 6 1 2CB 4 5 6 1 2 100% 80% 40%4 5 6 1 2 3 80%5 6 1 2 3 100% 80% 40%5 6 1 2 3 416 17 1819202122Kinderstube derDruckfarbenAm Anfang war der Ruß– und Leinöl. Das genügtezu Gutenbergs Zeit, umDruckfarbe zu erhalten.Doch dann wurde derRuf nach schnellererAuslieferung lautDIE HAUPTBESTANDTEILE von Druckfarbensind Bindemittel und Pigmente.Wenn das Bindemittel nicht flüssig ist,kommen Lösungsmittel hinzu. Im Unterschiedzu früher besteht heute einebedeutend größere Auswahl verschiedenerPigmente und Bindemittel, was einebessere Anpassung an verschiedeneAnforderungen ermöglicht: Farbtöne,Nuancen, Widerstandsfähigkeit desDrucks gegen Licht, Chemikalien undmechanische Einwirkungen.Zu Gutenbergs Zeit gab es lediglichDruckerschwärze. Als Pigment wurdeRuß verwendet. Leinöl als Bindemittelwurde hinzugesetzt. Der Vorteil trocknenderÖle ist, dass sie sich leicht mitRuß mischen und zu Druckerschwärzeverarbeiten lassen. Während des Drucksist die Druckerschwärze flüssig. Auf demPapier reagiert sie durch Oxidation/Polymerisationmit dem Sauerstoff derLuft zu einem Feststoff. Der Prozesswird chemische Trocknung genannt.Eine funktionstaugliche Schwärze zuerhalten, ist nicht einfach. Vor allemkonnte die Herstellung des Bindemittelsaus Leinöl Probleme machen. Das Öl istzu dünnflüssig für sofortige Verwendung– es zieht zu schnell ins Papier einund der Druck schlägt durch. Deshalbließ man das Öl einige Wochen ingroßen Fässern zähflüssiger werden.Der Vater der Druckkunst konnte nur vonFarben träumen. Zu seinen Zeiten gab esnur eine, nämlich schwarzDie Anforderungen waren damalsjedoch nicht so hoch. Druckerschwärzesollte tiefschwarz sein und die Rückseitedes Papiers nicht verfärben. Die Farbesollte trocknen und beim Buchbindernicht verschmieren, aber Eile hatte mannicht. Das langsam trocknende Leinölwar daher als Bindemittel völlig ausreichend.Mit dem Druck der ersten Zeitungenwurde im 17. Jahrhundert der Ruf nachrascherem Trocknen laut. Die neubedrucktenBögen sollten nach kurzerZeit hantierbar sein, damit die Zeitungrasch ausgeliefert werden konnte. Nachund nach wurden aus Mineralöl/Petroleumund Pech neue, schnellere Bindemittelentwickelt. Das Trocknen geschah,indem das Papier den Ölanteildes Bindemittels absorbierte, physikalischeTrocknung. Die Druckbögen warensofort hantierbar, aber der Preis derschnellen Trocknung war, dass dieDruckerschwärze leicht abfärbte.Parallel zur Weiterentwicklung vonDruckverfahren, Maschinen, Trägermaterialienund Kundenwünschenwerden auch Druckfarben weiterentwickelt. Moderne Offsetfarben –strahlungstrocknende Farben ausgenommen– bauen auf einer Kombinationaus chemisch und physikalisch trocknendenBindemitteln auf, um die Vorteilebeider Bindemittel nutzen zukönnen: keine Trocknung in der Presse,schnelle Trocknung auf dem Druckträgerstoffund gute Widerstandskraftdes Druckfarbenfilms gegen äußereEinwirkungen.(Quelle: Tryckt med tryckfärg [Mit Druckfarbegedruckt], herausgegeben von derVereinigung schwedischer FarbenherstellerSVEFF)<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper11


Schickelinke WeltL’espresso heißt das italienische Nachrichtenmagazin,das keinen Hehl aus seiner Platzierung imlinken politischen Spektrum macht. Feministensind die Redakteure deshalb noch lange nicht.Zur Verkaufsförderung hat man lange Zeitnackte Frauen auf der Titelseite abgebildetVON Kristina Wallin FOTO Olle MelkerhedEIN LINKES Nachrichtenmagazin, dadenkt so mancher an ein langweiligesschwarz-weißes Blatt. Nichts trifftweniger zu auf eine der wichtigstenitalienischen Wochenzeitschriften,L’espresso. Ganz in Farbe auf geglättetesPapier gedruckt, schmückt sie sich miteinem nagelneuen coolen Design.L’espresso erinnert an große amerikanischeNachrichtenmagazine. Der Inhaltdeckt Hintergründe zu weltpolitischenProblemen ebenso ab wie Berichte überneue Modetrends. Welt und Szene, könnteman den Mix nennen. In einer der letztenNummern geht es beispielsweise umWassermangel in der Welt, und gleichzeitigerfahren die Leser, dass IsabellaRossellini in New York umgezogen ist.In Italien ist ein Magazin dieser Art eingutes Geschäft. Nie weniger als 450 000verkaufte Exemplare, mit Spitzenauflagenvon 600 000 im Januar 2003. Dieses All-Time-High beruht auf einer besondersgeglückten Werbekampagne. Für einenAufschlag von fünf bis acht Euro auf denAbo-Preis kann man CDs, DVDs,Bücher und Lexika erwerben. Damitversucht L’espresso neue Lesergruppenzu erreichen, denn der Großteil derheutigen Leser blättert schon seit denAchtzigerjahren in dem Nachrichtenmagazin.KRITISCH NACH ALLEN SEITENDie Marketingabteilung entschied, welcheProdukte angeboten werden, die Redaktionsleitunghatte ein Vetorecht. „Esmüssen Dinge sein, die auf der Linie unseresMagazins liegen, also hohe Qualitäthaben“, erklärt Chef vom DienstAlessandro De Feo.Er ist schon seit Ende der Siebzigerjahremit dabei. Damals erlebte Italieneine Terrorwelle und L’espresso warwesentlich weniger etabliert als heute.„Ja, damals waren wir wohl eherradikal-schick. Selbstverständlich habenwir uns verändert – wie die italienischeGesellschaft auch. Aber wir sind weiterhinkritisch, nach links wie nach rechts“,erklärt er.Die kritische Haltung ist in der Tateines der Markenzeichen der Zeitschrift,Weltgeschehen in jeder Hinsicht: L’espressobietet den Lesern einen Mix aus Politik undPromi-Newsbesonders in den letzten Jahren. L’espressoschreibt natürlich eine Mengeüber Berlusconi, seine Geschäfte undseine Politik. Gleichzeitig ist dieZeitschrift aber auch sehr kritischgegenüber der Linkskoalition undihrem Tun eingestellt. Der stellvertretendeChefredakteur der Zeitschrift istbekannt dafür, einer der größtenKritiker des Sozialistenchefs undehemaligen Premierministers MassimoD’Alema zu sein. „Hier fragt keinernach einem Parteibuch. Unabhängiggegenüber allen zu sein, das ist dasWichtigste“, sagt De Feo.SKANDAL-COVERSBis vor ganz Kurzem war L’espresso„die Linkszeitschrift mit den nacktenFrauen auf dem Umschlag“. „Die Frauenauf dem Cover waren dazu da, die Auflagezu heben“, gibt Alessandro Da Feoohne Umschweife zu. „Ich persönlichhatte nichts dagegen. Hauptsache ist,dass es nicht vulgär wird, und daswaren wir nie“, findet er. „Auch wir12 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


wir fanden, dass auch L’espresso so war.Wir wollten ein weicheres Design, sowie amerikanische Nachrichtenmagazinees haben“, erzählt Paolo Residori.Bei der grafischen Neugestaltung ginges nicht nur um Form. Die Redaktionwill künftig mehr mit Bildern arbeiten,unter anderem, indem man bei derAuswahl sorgfältiger vorgeht. ReinePersonenfotos sind selten und dieQualität des Bildmaterials ist hoch.Genau wie bei fast allen italienischenRedaktionen kauft L’espresso beiFotoagenturen ein. Nur selten werdeneigene Fotografen losgeschickt. Einebesondere Abteilung nimmt eine ersteAuswahl vor, dann treffen die Layouterdie letztendliche Entscheidung.Die sechs Layouter sind sämtlichJournalisten, aber nicht sie machen dieÜberschriften. Dazu haben sie keineZeit. Jede Woche wird eine neue Ausgabemit im Schnitt 200 Seiten zusammengebaut.„Wir montieren dieZeitschrift in Blöcken, die einzeln andie Druckerei geschickt werden“,erzählt Paolo Residori.Linken mögen schöne Frauen. Warumsollen wir dies den Rechten überlassen?“lacht Da Feo.Aber die neue Chefredakteurin undHerausgeberin Daniela Hamaui schafftediese Tradition rasch ab. Selbstverständlichist auch weiterhin ab und zu eineschöne Frau auf dem Umschlag zu sehen,aber selten nackt und immer in einemKontext. „Die Covers sind mehr in Liniemit dem Inhalt, das ist klar“, sagt derstellvertretende Layoutchef Paolo Residori.Er hatte die Neugestaltung der Zeitschrift,die im Oktober durchgeführtwurde, federführend geleitet.EINFACHERES LAYOUTAuch wenn das Format noch dasselbeist, sind zahlreiche Veränderungendurchgeführt worden. Das Layout istgeradliniger und übersichtlicher. DieBilder sind meist zu Gruppen zusammengefasst.Rahmen und andereStörelemente sind verschwunden.„Italienisches Zeitungsdesign ist imAllgemeinen ziemlich aufdringlich und„Wenn Berlusconi verdächtigt wird, mit derMaffia zusammenzuarbeiten, heben die Leutenicht mal die Augenbraue“ALESSANDRO DE FEOSKANDALMÜDE LESERWas ist der größte Unterschied zumAnfang der Achtzigerjahre? „Vor allem,dass es heute schwierig ist, die Leser fürEnthüllungen und Skandale zu interessieren“,sagt Alessandro Da Feo.„Davon hatten wir in den letzten Jahrezuviel. Wenn Berlusconi verdächtigt wird,mit der Maffia zusammenzuarbeiten,heben die Leute nicht mal die Augenbraue“,sagt er.Die Antriebskraft allerdings istdieselbe. „Wir wollen die Leser neugierigmachen, damit sie mehr über verschiedeneThemen erfahren möchten.Wir wollen ihnen die Augen öffnen undeine ehrliche Diskussion in der Linkenin Gang halten“, erklärt Da Feo.<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper13


Märchenstunde fürManche Zeitschriften sind wie Süßigkeiten.Wenn das Verlangen einsetzt, kann man dasBlättern und Lesen nicht sein lassen. DiePsychologin Eva Rusz Malmberg erklärt,warum wir mehr Regenbogenpresse lesen,als wir zugebenVON Imke Janoschek ILLUSTRATION Pia KoskelaES IST UNGLAUBLICH schwer, es sein zulassen. Da liegen sie, beim Friseur, beimZahnarzt oder Arzt. Oft schon rechtzerfleddert; mehr als andere Zeitungen.Stellen Sie sich vor, Sie haben dieWahl: Das goldene Blatt, Frau im Spiegel,Gala, Der Spiegel und ein Exemplarder Ärztezeitung. Na, zu welcherZeitung greifen Sie? Zur Ärztezeitung?Oder?Beim Friseur sieht nur das Mädelmit der Schere was man liest, das istnicht so schlimm. Sie ist’s gewöhnt,außerdem wuschelt sie in den Haarenherum, die Situation ist also sowiesoschon ziemlich intim. Für Klatsch fastwie geschaffen. Man braucht sich nichteinmal zu schämen. Etwas schwierigerist es beim Zahnarzt. Hier sieht jeder imWartezimmer, dass man sich mit demWohl und Weh diverser Prinzessinnenbeschäftigt. Da gilt es, beim Blättern dasrichtige Minenspiel zu zeigen. Die Zeitungauf dem Tisch liegen lassen und nur miteiner Fingerspitze ein bisschen darin piekenist ein Kunstgriff. Oder: Mit einemhalben Auge lesen und dabei etwas überlegenzu seufzen, das geht auch.Am einfachsten ist der Klatschgenussbei Oma. Ich darf mich ungehindert anden Zeitungsstapeln gütlich tun. Nacheiner Stunde Lektüre ist mir leichtschlecht, so als ob ich zuviel in michhinein gestopft hätte. Aber gleich beimnächsten Besuch stürze ich mich wiederauf die neuesten Neuigkeiten über Bobbele,Barbara und Monaco-Carolinesburschikosen Gemahl.KOLLEKTIVER SCHMAUSEin kleiner Trost ist immerhin: Man istnicht allein. Frau im Spiegel verkaufteine knappe halbe Million Exemplare,die Kollegin Gala, mit mehr Neuemaus Hollywood und etwas raffinierterenModetipps, erreicht 383 000 Exemplare14 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


Erwachsenepro Woche. Neue Post aus dem HeinrichBauer-Verlag kommt gar auf 1,2Millionen Leser. Die typische Frau imSpiegel-Leserin ist eine Frau (89 Prozent)zwischen 35 und 64 Jahren. Esbesteht also ein echtes Interesse, dasnicht mit Ausflüchten wie „einmaligerAusrutscher im Wartezimmern desZahnarztes“ weg geredet werden kann.Ganz offenbar kaufen Millionen MenschenRegenbogenpresse, auch wennkaum jemand wagt, es zuzugeben.Was ist aber das Verlockende an denoft betrüblichen Geschichten über dengebrochenen Zeh von Claudia Schifferoder den Winterschnupfen des dänischenPrinzen Nikolai?Die Regenbogenpresse funktioniertwie ein Türspion in eine andere Welt.„In diesen Zeitungen kann ich dasElend der Prominenz sehen und fühlen:Sieh mal an, die haben auch Probleme.Deren Welt ist der meinen gar nicht sounähnlich“, sagt die Psychologin EvaRusz Malmberg, die mit der Promiwelteine Menge Erfahrung hat.Unter anderem hat sie die Teilnehmerlisteder schwedischen Version derTV-Dokusoap Big Brother zusammengestellt.Und sie hat als Sportpsychologinviele Jahre lang bekannte Leistungssportlerbehandelt.FERN UND DOCH SO NAHVom Elend anderer zu lesen bedeutetnicht nur, sich wiederzuerkennen oderschadenfroh mit dem Finger zu zeigen.Es kann auch ein Weg sein, eigene Problemein Worte zu fassen. „In der heutigenGesellschaft wird über Vieles nichtgesprochen“, sagt Rusz Malmberg.„Essstörungen oder andere schwereKrankheiten sind beispielsweise tabu.Am Arbeitsplatz muss man das Gesichtwahren. Da kann es schön sein, vonMenschen zu lesen, die mit den gleichenProblemen kämpfen. Es kann sogar soerlösend wirken, dass man sich traut, sichseiner Umgebung gegenüber zu öffnen.“Als der schwedische Hof öffentlichzugab, dass Kronprinzessin Victoria anEssstörungen litt, bedeutete das für jungeMädchen in der gleichen Lage sehr viel.Manchmal sind die Protagonistender Regenbogenpresse den Lesern sonah, als hätte man sie ein Leben langgekannt. Die Nachricht von PrinzessinDianas Tod schockierte Menschen allerGesellschaftsschichten. Hunderttausendetrauerten und vor dem Buckinghampalastwuchs der Blumenberg auf verkehrsgefährdendeAusmaße. „Dianagestaltete alles: Glück, Wohlstand, Tragik,Mutterschaft, Untreue, Mobbing.So gesehen war sie sehr speziell. Sie botIdentifikationsmöglichkeiten für Alle.Außerdem brach sie aus und schwammgegen den Strom. Sie ließ sich scheidenund liierte sich mit einem Outsider. Dassind die besten Geschichten, wenn derPromi wagt, was wir uns nicht trauen“,sagt Eva Rusz Malmberg.<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper15


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○„Das Verlockende der Regenbogenpresseliegt in ihrem Konzept: Fern unddoch so nah.“ Einerseits werden wir mitAlltagsdramatik gefüttert: Scheidungen,Alkoholprobleme, Liebeskummer. Themen,die wir alle kennen, die unser Lebenspiegeln. Andererseits wird eineunerreichbare Welt gezeigt, mit Prinzen,Prinzessinnen, Geld, Jetset, Partys, Diamantenund Juwelen.In Gedanken begibt sich der Leser ineine Fantasiewelt – zur Entspannung.Diesen Trick haben Menschen zu allenZeiten angewandt. Früher erzählte manMärchen von Drachen und mutigen Rittern.Heute lesen wir von königlichenHochzeiten und Taufen. Vielleicht, umden Glauben an ewige Liebe und Glückzurück zu erobern. Die Regenbogenpresseliefert die Märchen von heute.FIKTION AUSSER KONTROLLEOftmals handelt es sich allerdings umreine Fiktion. Wie viel die Redakteurespekulieren und erfinden hängt nicht nurvon der Zeitschrift ab, sondern auch vonkulturellen Unterschieden. Die deutscheRegenbogenpresse gilt beispielsweise alsziemlich unberührt von ethischen Bedenkenbei ihrer Berichterstattung überKönigshäuser. Und die britische yellowpress hat den Ruf, die rücksichtslosestenReporter und Papparazzi zu besitzen.Die schwedische Kronprinzessin sagteneulich in einem Interview mit einemdeutschen Fernsehkanal, die deutscheRegenbogenpresse lese sie nicht mehr,denn diese sei „totally out of control“.Da hatte eine deutsche Zeitung justüber ihr Kind mit einem spanischen Prinzberichtet. „Auf eine Art akzeptieren wirdie fiktiven Elemente, wenn wir die Zeitungenlesen“, sagt Eva Rusz Malmberg.„Sie sind ein Teil der Wirklichkeitsflucht.Die Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen,Liebe, Heirat, Kindern, werdenja ungefähr so gestaltet, wie inGroschenromanen. Sie werden nur ineinem anderen Format präsentiert.“SÜSSIGKEITEN OHNE VARIATIONAber woher kommt das ungesunde Völlegefühlnach allzu eifrigem Konsum derRegenbogenzeitschriften?Einmal davon, dass es immer dasselbeist. Liebe, Enttäuschung und so weiter.Zum anderen ist das Frauenbild derZeitschriften etwas veraltet. Nehmenwir Prinz Charles Freundin Camilla alsBeispiel. Hier könnte man ein Prachtexempelvon lebenslanger Liebe darstellen,eigentlich also wirklich etwas Berichtenswertes.Aber Camilla ist kein gutesThema, denn sie entspricht der Schablonenicht. Sie ist nicht jung, und auch nichthübsch genug. So einfach ist das.Stellt sich die Frage, ob es direktschädlich ist, Regenbogenpresse zu lesen?„Ja und nein. Einerseits besitzenMenschen einen Schutzmechanismus.Er sagt uns, dass wir nicht alles glaubendürfen, was wir lesen. Aber wenn dieserMechanismus nicht funktioniert, könnenfalsche Erwartungen an menschlicheBeziehungen entstehen“, sagt EvaRusz Malmberg. „Man ist schließlichselten selbst so romantisch verliebt, wiedie Paare im Goldenen Blatt.“„In diesen Zeitungen kann ich das Elend derProminenz sehen und fühlen:Sieh mal an, die habenauch Probleme“EVA RUSZ MALMBERGEVA RUSZ MALMBERGPsychologin und Psychotherapeutin(kognitive Psychotherapie), Expertinfür Stress- und Krisenmanagementbei der schwedischen Armee. Hat 15Nationalmannschaften betreut undist Chefin einer kinder- und jugendpsychiatrischenKlinik gewesen. Hatdie Teilnehmer der Dokusoaps BigBrother, Villa Medusa und Friendspsychologisch betreut. Hat heuteeine Praxis in Stockholm und liestgerade Korrektur ihres Buches überdas Leben als Single – oder wie manaufhört, Single zu sein.16 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<strong>SCA</strong> führend im EuropeanWebranking 2002DIE WEBSITES DER größten Unternehmen Europas sind zum zweiten Malin Folge einer jährlichen Beurteilung unterzogen worden. Die Ergebnisseveröffentlichte die Financial Times am 6. November. <strong>SCA</strong> wurde erstmalseinbezogen und kam mit 80 von 100 möglichen Punkten auf Platz eins,gefolgt von Sandvik und Swedish Match. Das Webranking 2002 wurdevon Hallvarsson&Halvarsson in Zusammenarbeit mit der Financial Timesdurchgeführt.Die <strong>SCA</strong>-Website, www.sca.com, verzeichnet ständig steigende Besucherzahlenund zieht derzeit monatlich fast 100 000 Interessenten an.„Ich betrachte die Website als unseren wichtigsten Kanal für die externeKommunikation, und wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung derInhalte“, sagt Peter Nyquist, <strong>SCA</strong>-Vorstand für Kommunikation und InvestorRelations. „Da Europa unser Hauptmarkt ist, ist es überaus wichtig, hier gutanzukommen.“Investitionen in DeutschlandIM BEREICH PACKAGING investiert <strong>SCA</strong> 18 MillionenEuro in die Wellpappenfabrik im westfälischenMinden. Zum Zweck einer deutlichen Produktionserhöhungwerden eine neue Wellpappenmaschineund neue Verarbeitungsausrüstung installiert. AuchMaßnahmen zur Effizienzsteigerung des Produktionsprozessessind geplant.Mit einer Jahresproduktion von 110 MillionenQuadratmetern Wellpappenverpackungen ist dasWerk Minden einer der größten <strong>SCA</strong>-Verpackungsbetriebe.Bessere Koordinationim Sägewerkbereich<strong>SCA</strong> wird den Sägewerkbereich des verbundenenUnternehmens Scaninge erwerben, um die Koordinationzwischen <strong>SCA</strong> und Scaninge zu optimieren.Der Preis für die vier in Nordschweden gelegenenSägewerke (Bollsta, Vilhelmina, Rundvikund Graningebruk) beträgt umgerechnet 30 MillionenEuro. Hinzu kommt ein separater Ausgleichfür vorhandenes Betriebskapital. Nach der Akquisition,die noch durch die Wettbewerbsaufsichtgenehmigt werden muss, verfügt <strong>SCA</strong> über eineSägewerkkapazität von 1,4 Millionen Kubikmetern.Bester Umweltbericht des JahresFAR, das Institut der Wirtschaftsprüferbranchein Schweden, hat Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichtein Schweden seit 1996 ausgewertet.Im vergangenen Herbst erkor dasInstitut den CER 2001 von <strong>SCA</strong> zum bestenUmweltbericht des Jahres. Über die nationaleAnerkennung hinaus vertritt der <strong>SCA</strong>-UmweltreportSchweden beim Wettbewerb um dieEuropean Sustainability Reporting Awards2002. An <strong>SCA</strong>s Bericht beeindruckten insbesondereThemenwahl, Offenheit der Berichterstattungund die umfassenden Angabenüber RMS – ein Ressourcen-Management-System, das Daten über den Umgang mitEnergie, Wasser und anderen Rohstoffensowie den Gütertransport enthält.Britischer Tissue-Erwerberhöht Marktanteil<strong>SCA</strong> hat den britischen Tissuehersteller BenedettiPaper Division für 14,5 Millionen Euro erworben.Die Akquisition wird die Position von <strong>SCA</strong> auf dembritischen Tissuemarkt erheblich stärken: <strong>SCA</strong>erreicht damit einen Marktanteil von rund 17Prozent.Benedetti ist der drittgrößte Tissueherstellerim britischen Segment Away-From-Home (AFH)und erzielt im Bereich Verarbeitung einen Umsatzvon rund 42 Millionen Euro. Durch den Erwerbvervollständigt <strong>SCA</strong> sein Produktsortiment.Neuer Standort in den USAIm Rahmen seiner Kundenfokus-Strategie wird<strong>SCA</strong> Tissue North America einen neuen Betriebfür Verarbeitung, Papierherstellung und Distributionin Alabama errichten. Die neue Anlage, eineInvestition von 240 Millionen US-Dollar, wird denKundenservice in der Region verbessern sowiedie Effizienz steigern. Zudem fördert sie <strong>SCA</strong>sUnabhängigkeit von externen Papierlieferanten.Der Standort in der Nähe von Florence, Alabama,wurde wegen der Nähe zum Kunden und derhohen Qualifikation der Arbeitskräfte gewählt.<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper17


MIT BLICKFÜR GUTES DESIGNVON Carl Johard FOTO Bo FernströmFÜR DESIGN HAT SICH Svenåke Boströmschon immer interessiert. Als kleinerBub bastelte der Schwede Zeitungenaus Papier. Dann arbeitete er als Zeitungsjunge,machte eine Lehre als Offsetdrucker,arbeitete in einer Druckerei, undschließlich als Reporter und Redakteurbei der Zeitung Dagen. 1984 wurde erals Redakteur bei Sundsvalls Tidningangestellt. Und da ist er geblieben. Heuteist der 54-Jährige dort Qualitätschef.Es ist also kein Zufall, dass sich Boström1988 in der internationalen Societyfor News Design (SND) engagierte. DieOrganisation ist weltweit in 19 Regionenuntergliedert, von denen die skandinavischebisher die erfolgreichste war – zumgroßen Teil dank Svenåke Boström unddessen Talent, Kontakte zu anderen Organisationenzu knüpfen.Der Erfolg brachte Anerkennung und1998 wurde Svenåke Boström in den Vorstandder SND gewählt – als erster Nicht-Amerikaner in der Geschichte der Organisation.Vor zwei Jahren wurde er Vorsitzender,ein Posten, den er nach diesemAmtsjahr abgibt.Als Vorsitzender der internationalen Society forNews Design weiß Svenåke Boström, was guterGeschmack ist. Auch über die Trends imZeitungsdesign ist er im BildeLESER WOLLEN EFFIZIENZDurch sein Wirken im SND hat sich SvenåkeBoström tiefe Einblicke in die Qualitätsbegriffevon Design verschafft. Erweiß, welche Trends momentan angesagtsind und was Zeitungskulturen unterscheidet.„In Skandinavien ist derzeit vorallem der Trend zum Tabloidformat deutlich“,sagt er. „Immer mehr Tageszeitungengehen dazu über. Im übrigen Europaund in den USA wird dieses Format mitBoulevardzeitung und schlechtem Journalismusassoziiert. Deswegen sitzt dieAngst vor dem kleineren Format tief“.Laut Boström ist jedoch der Wunsch derLeser eindeutig: Sie wollen kleinereZeitungen. „In den USA reduziert mandeshalb die Breiten. Der Übergang geschiehtgradweise und vor zwei Jahrengingen viele zum so genanten 50-inchwebüber.“ Das heißt, man druckt dieZeitungen heute auf 50 Zoll breite Papierrollen,statt auf 54 Zoll breite wie früher.Ein weiterer Trend ist, dass der Fotojournalismusan Gewicht zunimmt, sowiedie redaktionelle Zusammensetzungdes Inhalts. „Untersuchungen haben gezeigt,dass 85 bis 90 Prozent der Texteeiner Zeitung niemals gelesen werden.Das wird sicher Folgen haben,“ glaubtBoström. „Wir konkurrieren ständig mitanderen Medien um die Zeit der Leser.Deshalb glaube ich, dass Zeitungen zunehmendkompakter werden. Es wirdimmer wichtiger, den redaktionellenMix so zu präsentierten, dass sich derLeser leicht orientieren kann.“ Boströmsieht vor seinem inneren Auge vieleZugänge zum Material, Zwischenüberschriften,Kästen, eine einfachere Grafik,Bilder und Bildtexte. „Das bedeutetnatürlich, dass redaktionelle Planung„Wir konkurrieren um die Zeit der Leser. Deshalbwerden Zeitungen zunehmend kompakter werden“wichtiger wird, sowie ein aktiverer Fotojournalismus.Fotograf, Reporter, Redakteurund Nachrichtengrafiker werdenvon Anfang an in Projektform zusammenarbeiten, so wie man das bereits beivielen amerikanischen Zeitungen tut.“WAS IST GUTES ZEITUNGSDESIGN?Svenåke Boström sieht Kulturunterschiede.„In den USA ist eine Gleichrichtungdeutlich. Das große Problem istderzeit das schwierige Format, das denDesignern aufgezwungen wurde. Verglichenbeispielsweise mit deutschen,französischen und spanischen Zeitungen,die kompakter sind, enthalten amerikanischeZeitungen mehr ,Luft‘. Sie bietendem Leser mehr verschiedene Eingängeins Material und eine größere Überschriftenvariation.“Als Beispiel für ausgesprochen gutesZeitungsdesign nennt Boström den mehrfachausgezeichneten The Scotsman, sowiedie schwedische Göteborgs-Posten.Auch spanische Zeitungen haben seinerAnsicht nach in den letzten Jahren erfolgreichesDesign entwickelt. Von beispielsweiseamerikanischen Zeitungen unterscheidensie sich durch eine Ausdrucksweisemit viel Farbe und großzügigerGrafik.Während die Artikel in den Papierzeitungenkürzer werden, sorgt das Internetfür Vertiefung, glaubt Boström. „DieInternet-Auftritte der Zeitungen werdenimmer wichtiger, wenn es darum geht, dasMarkenzeichen und den Leserservice derZeitung zu stärken. Deshalb ist es wichtig,dass die Zeitungen das Design vonWeb-Auftritt und Papierausgabe synchronisieren.“Am erfolgreichsten sind imWeb die Zeitungen, deren Marke deutlichkenntlich ist. „Eigentlich hätten wir schonweiter sein müssen im Ausnutzen derSynergien von Printausgabe und Web.Denn das Internet ist heute ein sehrwichtiges Massenmedium.“Svenåke Boström gefallenThe Scotsman und Göteborgs-Posten18 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


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ingt sie Nachrichten aus aller Welt“.Da die meisten Passagiere in den USAund Großbritannien Zuhause sind, erscheintdie Bordzeitung immer in englischerSprache. Neben dem Weltgeschehengreift sie Aktuelles aus den beidenLändern auf. Die drittgrößte Gruppesind die Deutschen, daher wird oft aucheine deutschsprachige Version angeboten.„Die Zeitungen gehören zum Verantwortungsbereichdes Kreuzfahrtdirektors,der sie jedoch nicht selbstmacht, sondern seine Leute dafür hat“,erzählt Rene Kluge. „Die deutscheVersion beispielsweise wird von derdeutschsprachigen Hostess gemacht.“NEWS AUF DEMTRAUMSCHIFFAn Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth 2befinden sich die Gäste oft mehrere Wochen. Deshalbsind sie aber keineswegs von der Welt abgeschnitten,dafür sorgt die Bord-TageszeitungVON Luise Steinberger FOTO Rederei CunardEINE KREUZFAHRT in der Karibik, eineWeltreise oder „nur“ die klassischeTransatlantikroute von Southamptonnach New York: 1777 Passagiere erfüllensich auf dem 963 Fuß langen und105 Fuß breiten Traumschiff QueenElizabeth 2 diesen Wunsch. Die meistenbleiben ein bis zwei Wochen an Bord,einige notorische Weltumsegler reihenmehrere Paketangebote aneinander undbleiben bis zu mehreren Monaten. Abgesehenvon ein paar Landausflügen sehensie tagaus tagein vor allem eines: dasBlau der Weltmeere.Zwar gibt es Fernsehgeräte, aber aufgrundder großen Entfernungen zur Zivilisationkommen die meisten Programmevon Videobändern. Der einzige Kanalmit „frischen“ Informationen ist deramerikanische NachrichtensenderCNN, der über Satellit an Bord empfangenwird.NACHRICHTEN VON ZUHAUSEDamit die Reisenden aber dennoch dasGeschehen in der Heimat verfolgenkönnen, gibt die Besatzung eine täglicheBordzeitung heraus. „Sie informiert dasPublikum über das tägliche Geschehen“,sagt Rene Kluge von der PR-Agentur IT-PR GmbH in Hamburg, diefür die Reederei Cunard arbeitet. „ZumEinen enthält sie das Tagesprogramman Bord, die Ausflüge und das Unterhaltungsprogramm,aber auch den Speiseplander Restaurants. Zum AnderenMATERIAL AUS DEM TICKERDas Material kommt aus dem Nachrichtenticker.Verarbeitet werden unter anderemMeldungen der großen AgenturenAP und AFP. Daraus wählen die Zeitungsmacherdie wichtigsten Meldungen ausund sammeln sie auf vier DIN A4-Seiten,die dann an Bord direkt gedrucktwerden – Auflage flexibel, je nach Zahlder Passagiere. Die druckfrischen Zeitungenwerden den Passagieren dannunter der Kajütentür durchgeschoben.„Wenn man aufwacht soll die Zeitungbereits da sein“, sagt Rene Kluge.„Ein ausgezeichneter und völlig unerwarteterService“, kommentiert die 72-jährige in Amerika gebürtige DeutscheGerda Nixdorf, die im Herbst 2002 mitder Queen Elizabeth 2 den Atlantiküberquerte. „Ich war völlig darauf eingestellt,eine Woche lang keinen Tonvom Geschehen Zuhause zu erfahren“,sagt sie, „denn so war das bei meiner vorigenAtlantiküberquerung.“ Doch dieliegt 64 Jahre zurück – und seitdem hatsich ja bekanntlich einiges verändert,nicht nur auf dem Atlantik.20 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


In Slowenien wird nicht gefeilscht, jedenfalls nicht bei Printmedien.Die Wirtschaft ist stabil und Eigenständigkeit ist ein historischerBegriff im LandeSTARKE AlleingängerSlowenien – ein kleines Land mit minimaler Mittelmeerküste– macht selten von sich reden. Der EU-Mitgliedschaftsanwärter gehört zu den wohlhabendstenLändern des ehemaligen Ostblockes. Das spiegeltsich auch in der Medienwelt wider: SloweniensZeitungsverlage sind nicht verkäuflichVON Tadeuz Rawa FOTO MiraIN DEN NEUNZIGERJAHREN wechseltenfast alle zentraleuropäischen Zeitungenund Zeitschriften den Eigentümer. Meistsind die neuen Herren Verlage aus Deutschland,Frankreich, den USA, Italien oderden nordischen Ländern. SloweniensZeitungen jedoch blieben in heimischenHänden. Da sind sie noch heute, undnichts deutet darauf hin, dass sich diesändert. „Das hat drei Gründe“, sagtGregor Repovz, politischer Kommentatorbei der größten Tageszeitung desLandes, Delo, und zugleich Vorsitzenderdes Journalistenverbandes Drustvo NovinarjevSlovenije. „Als wir vor zwölfJahren selbständig wurden, waren unsereZeitungen und Zeitschriften – genauwie der Rest der slowenischen Wirtschaft– ungeheuer stark. Sie brauchten mitanderen Worten keine Kapitalspritzenzum Überleben, wie das in Polen oderTschechien nötig war. Die Zeitungenwaren für Investoren auch nicht besonderspreisgünstig, im Vergleich mitBlättern in den anderen neuen Demokratien.Dort boten sich außerdem wesentlichgrößere Märkte als die knapp zweiMillionen Einwohner Sloweniens.“Die ausländischen Investoren warenalso anfangs nicht interessiert. Jetzt, daalles andere, was in Zentraleuropa imAngebot war, aufgekauft ist, ändert sichdies langsam. Jedoch: Die slowenischenZeitungen sind stabil und fahren Gewinneein, und sie sind heute wesentlich größerals vor zehn Jahren. Deshalb werdennicht zum Verkauf angeboten.„VON OBEN“-MENTALITÄT UNBELIEBTEs gibt allerdings eine Ausnahme. Voreinigen Jahren erwarb der schwedischeBonnier-Konzern die WirtschaftszeitungFinance. Dass dies möglich war, beruht<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 4/2002 Graphic Paper21


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○„Als wir vor zwölf Jahren selbständig wurden,waren unsere Zeitungen ungeheuerstark. Sie brauchten keine Kapitalspritzenzum Überleben“GREGOR REPOVZzum großen Teil auf der Tatsache, dassSchweden ein Land in weiter Ferne ist.Italienische, österreichische oder deutscheUnternehmen erhalten meist Abfuhren,egal, wie viel Geld sie bieten. „Wir mögeneinfach nicht, dass da jemand miteiner ,von oben-Einstellung‘ kommt undglaubt, er kann bekommen, was er will“,sagt Gregor Repovz.bereits den Unionsgesetzen angeglichen.Die Abneigung gegen ausländische Investorenhat ihren Ursprung eher im kollektivenBewusstsein der Slowenen, imWunsch, das einheimische Eigentum zuschützen, damit nicht das ganze Landvon ausländischen Multis aufgekauftwird.Gregor Repovz gibt zu, dass sichSlowenien glücklich schätzen kann, sichdiese Einstellung leisten zu können. „Wiegesagt, unsere Wirtschaft war und istsehr stark. Ich reise oft nach Italienund sehe, dass beispielsweise Süditaliendeutlich unter unserem Niveau liegt.“Hinzuzufügen ist auch noch, dass Sloweniender einzige EU-Beitrittskandidat ist,der den EU-Wohlstands-Durchschnitterreicht und sogar überschreitet.PRINTMEDIEN IN SLOWENIENWenig überraschend hat diese Abneigungeinen historischen Hintergrund.Durch die Jahrhunderte ist Slowenienzumeist von einem seiner Nachbarn beherrschtgewesen. Erst gehörte es zummittelalterlichen deutschen Reich, dannzum Habsburgerreich und in modernerZeit zu Jugoslawien. Im ersten Weltkriegwar das Land zwischen Deutschlandund Italien aufgeteilt.Es existieren keine Gesetze, die ausländischeInvestitionen in Slowenienerschweren. Im Gegenteil. Das künftigeEU-Mitglied hat seine Juristikation• Sechs Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 345 000 Exemplaren• Die größte Tageszeitung, Delo, hat eine Auflage von 90 000 Exemplaren• Sieben Regionalzeitungen (vor allem Wochenzeitungen). Auflage: 125 000Exemplare• 18 Illustrierte, vor allem Wochenzeitschriften für die ganze Familie.Auflage: 345 000 Exemplare• 28 Jugendzeitschriften, meist Monatszeitschriften• 33 Monatszeitschriften mit kulturellem Inhalt. Gesamtauflage:30 000 Exemplare• Etwa 50 Unterhaltungszeitungen im Tabloidformat. Gesamtauflage:530 000 ExemplareInsgesamt werden in Slowenien 750 Publikationen mit einer Gesamtauflagevon 5,8 Millionen Exemplaren herausgegebenSTAATSEIGENTUM WURDEARBEITEREIGENTUMIn der Jugoslawien-Ära waren slowenischeZeitungen und Zeitschriften inStaatsbesitz. Offiziell hieß es, sie warenim Besitz der Arbeiter. Kurz nach derSelbständigkeit wurden alle Massenmedienprivatisiert und gingen, wie alleanderen Unternehmen des Landes auch,wirklich ins Eigentum der Mitarbeiterüber. Die Angestellten von Delo erhieltenbeispielsweise 60 Prozent der Aktien. 20Prozent gingen an staatliche Pensionsfondsund 20 Prozent an andere staatlicheFonds. Der Wert der Aktien stiegrasch auf 15 Mal ihren Ausgangspreis.Zu diesem Zeitpunkt verkauften dieMitarbeiter ihre Anteile. Heute ist Deloim Besitz einer Hand voll großer Eigner:Banken, Pensionsfonds und Finanzinstitutionen.Etwa 15 Prozent der Aktiensind weiterhin in Mitarbeiterbesitz unddie Eigentümerstrukturen bei anderenPrintmedien sind ähnlich.Internationale Illustrierte, wie Cosmopolitanoder Playboy, gaben natürlichslowenische Ausgaben heraus, jedochmit wenig Erfolg. Gregor Repovz siehtden begrenzten Markt als Ursache. DieZeitschriften enthalten meist übersetztesMaterial aus den internationalen Ausgabenund kommen beim Publikum nichtso gut an. Aber auch einheimischen Versuchen,neue Zeitungen zu starten, ist es22 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○nicht besser ergangen. Drei Neuerscheinungen– sämtlich mit starken Financiersim Rücken – sind innerhalbweniger Jahre wieder eingestellt worden.SERIÖSE LESERDer Grund dafür liegt in den stabilenLesegewohnheiten der Slowenen, meintGregor Repovz. Vor allem die sechs Tageszeitungenhaben einen stabilen Leserkreis.75 Prozent der Auflage von Delogeht an Abonnenten. „Unsere Lesersind außergewöhnlich, denn sie möchtenvon ernsten Themen lesen“, sagtRepovz. Sogar die einzige Boulevardzeitung,Slovenske Novice (im Besitz vonDelo) ist, verglichen mit ihren Kolleginnenin anderen europäischen Ländern,äußerst ernsthaft. „Das ist natürlich eineausgezeichnete Lage für die Redaktionenund für uns Journalisten“, freut sichRepovz.Aber gibt es an diesem azurblauenHimmel nicht das kleinste Wölkchen?Die enorme Expansion von Funk undFernsehen, mit mehreren neuen Radiostationenund Fernsehkanälen hat – lautRepovz – nicht so viel ausgemacht.Zwar schauen Slowenen viel fern, abersie lesen auch viel Zeitung. „Bei denErwachsenen besteht kein Risiko. DieZukunft kann für die Printmedien allerdingsProbleme bringen, denn die jungeGeneration hat andere Gewohnheiten.Hier dominieren Funk, Fernsehen undInternet.“GESETZ GEGENEIGENTÜMERKONZENTRATIONAuf einem kleinen Markt mit wenigZeitungen und Zeitschriften bestehtleicht eine Tendenz zu Monopolen. Einim Juni 2001 beschlossenes Gesetz sollEigentümerkonzentrationen entgegenwirken.Unter anderem muss ein Investor,der mehr als 20 Prozent einer Zeitung,Radio- oder TV-Station erwerben möchte,bei der Regierung eine Sondererlaubniseinholen. Weiter begrenzt das Gesetzden kreuzweisen Besitz von Print- undEthermedien, respektive Medien- undWerbeunternehmen. „Im kommendenhalben Jahr werden wir den gesamtenMedienmarkt gründlich durchleuchten“,erklärt Saso Gazdic, Chef der Medienabteilungim Kulturministerium.„Aber wir haben schon jetzt denEindruck, dass sich die Massenmedienunternehmenvon selbst an dasneue Gesetzt angepasst haben.“SLOWENIENFläche: 20 273QuadratkilometerBevölkerung: 1 966 000 (davon 50Prozent auf dem Land wohnhaft)Küstenlänge: 46,6 KilometerHauptstadt: Ljubljana, 330 000 EinwohnerVerwaltungseinheiten: 193 Gemeinden(davon 11 Städte)BIP/capita: 8 728 Euro (2001)BIP-Zuwachs: 4,6 Prozent (2000)Arbeitslosigkeit: 6,4 Prozent (2001)Inflation: 8,4 Prozent (2001)Export: 8,544 Milliarden Euro (2001)Import: 9,368 Milliarden Euro (2000)<strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper23


Hallo,ich bin wiederhier!Zurückin die WälderVON Elisabet Tapio Neuwirth FOTO Peter Lilja/NaturfotografernaER ERINNERT AN EINEN KLEINEN BÄR, wenn er mit buschigem Schwanz überStock und Stein hüpft. In Europa hat der Vielfraß, Gulo gulo, seine letzte Bastionim schwedischen und norwegischen Gebirge, in Nordfinnland sowie in Russland,westlich des Urals. Seit 1969 steht die Art unter Naturschutz und Wissenschaftlerschätzen die Population in Nordeuropa auf nur noch 2 000 Individuen.Der Vielfraß ernährt sich von Mäusen und Beeren, aber auch von Aas, dasandere Raubtiere übrig lassen. Obwohl ein ziemlich schlechter Jäger, erwischter Schafe und Rentiere, wenn die Voraussetzungen gut sind. Ren- undSchafzüchter sehen den Vielfraß daher nicht besonders gern. In dem Zusammenhangbekommt der Ausdruck „des einen Tod, des andern Brot“ einenrealistischen Klang.Seit einigen Jahren sind Vielfraße auch wieder in weiter südlich gelegenenschwedischen Wäldern gesichtet worden – zur Freude der Wissenschaftler. Derscheue Vielfraß erobert seine alteingesessenen Jagdgründe. Und er vermehrtsich. Ein Zeichen, dass er bleiben wird.24 <strong>SCA</strong> Customer Magazine 1/2003 Graphic Paper

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