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Soziale Faktoren im Laufe der Kranken-Karriere Sommersemester ...

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II Sozialisationstheoretische AnsätzeAus <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> hier vorgelegten Ansätze soll stellvertretend das Modell „<strong>der</strong> produktivenRealitätsverarbeitung“ von Hurrelmann (1986) vorgestellt werden. HurrelmannsAnsatz bemüht sich, an<strong>der</strong>e Ansätze zu integrieren und setzt ihn explizit in Bezugzur Gesundheit. Im Konsens mit den meisten an<strong>der</strong>en, neueren Sozialisationstheoriengeht Hurrelmann davon aus, dass die Persönlichkeitsbildung sich in <strong>der</strong> Wechselwirkungvon sozialen und natürlichen Umweltfaktoren und bio-psychischen Personenfaktorenvollzieht. Das Individuum setzt sich nach diesem Modell sowohl suchend alsauch gestaltend mit den jeweiligen Umweltbedingungen auseinan<strong>der</strong> und ist um einenAusgleich <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessenbemüht. Die Gesellschaft wie<strong>der</strong>um gilt als ein von Menschen geschaffenes und permanentweiterentwickeltes soziales System. Die Gesellschaft gibt einen von Menschengeschaffenen Rahmen vor, <strong>der</strong> gleichzeitig durch die Handlungen <strong>der</strong> Menschen aufrechterhaltenund weiterentwickelt wird. Anhand <strong>der</strong> Pubertät lässt sich das Gesagteverdeutlichen: „Biophysische und biochemische Prozesse beeinflussen psychische Dispositionen,gesellschaftliche und ökologische <strong>Faktoren</strong> beeinflussen zeitliche Abläufeund Mikrostrukturen dieses Entwicklungsprozesses.“ (Hurrelmann 1994:154f.) Die Transitionvom Kind zum Jugendlichen, die Ablösung von <strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> Anschluss aneine Peer-Gruppe, die Krise des Selbstkonzeptes und Selbstwertgefühls stellen latenteGefährdungen für eine gelungene Sozialisation dar, insofern ist die Adoleszenz einebeson<strong>der</strong>s vulnerable Lebensphase. Bei Krisen in <strong>der</strong> Entwicklung kann es zu psychischenErkrankungen kommen, selbst bei „normaler“ Entwicklung ist die Annahme vongesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen wie Rauchen möglich (vgl. Siegrist 1998:112).Neben psychologischen Merkmalen <strong>der</strong> Eltern spielen <strong>der</strong>en sozialökonomische Verhältnisse(Bildung, Einkommen, berufliche Position) eine wesentliche Rolle.Abb. 1.3: Modell Entstehungsprozess Verhaltensauffälligkeit und Krankheit(Hurrelmann 1994: 159)Persönlichkeits- und UmweltmerkmaleStufe 1) Entwicklungsaufgaben, Anfor<strong>der</strong>ungen des Statusübergangs (Schulleistungen, Ablösung vomElternhaus Gleichaltrigenbeziehungen, usw.)Personale und <strong>Soziale</strong> Ressourcen bei <strong>der</strong>Bewältigung von Anfor<strong>der</strong>ungenStufe 2) Risikofaktoren für Verhaltensauffälligkeiten/ Krankheit <strong>im</strong> Jugendalter (Schulversagen, Konflikte mitEltern, Isolation von Freunden, usw.)Personale und <strong>Soziale</strong> Ressourcen bei <strong>der</strong>Bewältigung von RisikofaktorenStufe 3) Auftreten von Symptomen <strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeit / Krankheit (Delinquenz, Drogenmißbrauch,psychosomatische Beschwerden)Personale und <strong>Soziale</strong> Ressourcen bei <strong>der</strong> Bewältigungvon Verhaltensauffälligkeiten / KrankheitStufe 4) Verfestigung und Verstärkung <strong>der</strong> Symptome und Entwicklung einer "abweichenden <strong>Karriere</strong>" (alsKranker, Delinquenter, usw.)5

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