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Soziale Faktoren im Laufe der Kranken-Karriere Sommersemester ...

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Eine “<strong>Kranken</strong>geschichte“ aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> “Integrierten Medizin“ erfor<strong>der</strong>t umfassendeAnamnesen <strong>im</strong> Sinne einer bio-psycho-sozialen Gesamtdiagnose.Der folgende kurze Überblick zu „reflektierten Kasuistiken“ zeigt die beson<strong>der</strong>e Sichtweise<strong>der</strong> Integrierten Medizin und gibt Einblick in das zugrunde liegende Theoriemodell.Die Systematik ähnelt einer Einteilung, wie sie aufbauend auf den Lehren MichaelBalints entstand: Krankheits-zentrierte Diagnose, Patienten-zentrierte („Gesamt“-) Diagnose(d.h. erweitert um die psychosoziale <strong>Kranken</strong>geschichte) und „Beziehungs-Diagnose“ („Interrelations-Diagnose“). (M.B. Clyne in: „6 Minuten pro Patient“ Balint und Balint:Suhrkamp, Frankfurt a.M., 1997:206-130)Der hier wie<strong>der</strong>gegebene kurze Auszug ist als Anreiz zum Selbststudium zu verstehen!Glie<strong>der</strong>ung Reflektierter KasuistikenQuelle: T. v. Uexküll u.a. Integrierte Medizin, 2002Als didaktisches Modell für Reflektierte Kasuistiken hat es sich bewährt, die <strong>Kranken</strong>geschichteeines Patienten als eine Geschichte darzustellen, die aus drei verschiedenen, aber einan<strong>der</strong>ergänzenden Kapiteln besteht:1. Die Geschichte einer Krankheit als Geschichte eines "offenen Systems": Hier werdenSymptome eines Patienten nach dem biotechnischen Modell <strong>der</strong> Medizin verstanden, also alsWirkung einer <strong>im</strong> Körper verborgenen Ursache, die es aufzufinden und zu beseitigen gilt (Modelldes Organismus als triviale Maschine bzw. als offenes System).2. Die Geschichte eines kranken Menschen als Geschichte eines "geschlossenen Systems":Hier werden Symptome eines Patienten verstanden als Zeichen für eine Passungsstörungauf o<strong>der</strong> zwischen den somatischen, psychischen und sozialen System-Ebenen, die es zuverstehen gilt.3. Die Geschichte einer Arzt-Patienten-Beziehung als Geschichte <strong>der</strong> Kommunikationzwischen zwei "geschlossenen Systemen": Welche Aufgaben muss <strong>der</strong> Arzt übernehmen,um zur Entwicklung einer neuen salutogenen Passung beizutragen? Entscheidend für den Therapieerfolgist dabei, inwieweit es Patient und Arzt gelingt, eine gemeinsame Wirklichkeit aufzubauen,einen bipersonalen Kode zu entwickeln und sich dadurch auf einen Behandlungsauftragzu einigen, <strong>der</strong> z.B. einen Eingriff in den Körper des Patienten o<strong>der</strong> – um das gesamte Spektrummedizinischer Interventionen anzudeuten – eine psychotherapeutische Behandlung o<strong>der</strong>mehrere dieser Interventionen zum Inhalt haben kann. Reflektiert wird die Beziehung zwischenArzt und Patient <strong>im</strong> Hinblick auf ein gemeinsames lernendes Modell, mithilfe dessen es gelingtbzw. misslingt, pathologische Passungsstörungen zu überwinden. Entscheidungskriterien, welcherInterpretant in welcher Situation einer Arzt-Patienten-Beziehung hilfreich ist, ergeben sichaus <strong>der</strong> Frage, wodurch Integration <strong>im</strong> Sinne von Autonomie- und Selbstorganisation auf <strong>der</strong>jeweiligen Subsystem- und Organismus-Ebene am ehesten geför<strong>der</strong>t werden kann. Dabei muss<strong>der</strong> Behandlungsauftrag zwischen Patient und Arzt unter dem Aspekt <strong>der</strong> Möglichkeiten und <strong>der</strong>Kosten stets neu ausgehandelt und formuliert werden. Die angemessene Reflexion dieses Auftrags– nämlich <strong>der</strong> Aufträge des Patienten einerseits und <strong>der</strong> Reaktion des Patient-Umweltsystems auf unsere Intervention an<strong>der</strong>erseits – unterscheidet integriertes Handeln vonpseudowissenschaftlicher Beliebigkeit. Für eine Integrierte Medizin ist die Orientierung an denBedürfnissen und Werten des Patienten wesentlich. Der Patient wird so zum aktiven Mitgestalterdes Diagnostik- und Therapieprozesses. Die jeweilige Dynamik therapeutischer Beziehungenverdichtet sich meistens in sehr intensiven kurzen Momenten, in denen Passungsstörungenzwischen Therapeut und Patient gemeinsam aktiv hergestellt, gemeinsam erfahren undevtl. gemeinsam überwunden werden können. Daher ist die Beschreibung solcher Mikroszenenin Reflektierten Kasuistiken von zentraler Bedeutung.36

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