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Soziale Faktoren im Laufe der Kranken-Karriere Sommersemester ...

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den gesellschaftlichen und organisatorischen Rahmen <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehungnotwendig.Gesellschaftliche Institutionen wie das <strong>Kranken</strong>versorgungssystem und die Ärzteschaftsind auf den „Erhalt <strong>der</strong> zentralen Werte einer Gesellschaft bezogen“ (Schachtner1999:40), <strong>im</strong> Falle <strong>der</strong> Ärzteschaft heißt <strong>der</strong> zu erhaltende Zentralwert Gesundheit, dessenhohe Wertschätzung sich an seiner Spitzenposition in sämtlichen einschlägigenBevölkerungsbefragungen in <strong>der</strong> BRD ablesen lässt. Zum Schutz des Wertes Gesundheitist <strong>der</strong> ärztliche Berufstand mit einer Reihe von Vollmachten und Sanktionsmittelnausgestattet. Die Ärzteschaft erfüllt so u.a. die gesellschaftliche Funktion als Agenten<strong>der</strong> sozialen Kontrolle. Insgesamt wird dadurch die Arzt-Patienten-Beziehung zu einerasymmetrischen sozialen Beziehung, die von einem deutlichen Kompetenzgefälle gekennzeichnetist. Von dieser Voraussetzung ist die Interaktion zwischen Arzt und Patientgeprägt. Der Arzt hat Experten-, Definitions- und Steuerungsmacht in <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung. Als Experte hat er einen allgemein anerkannten Wissensvorsprungund das staatlich zuerkannte Definitionsmonopol darüber, wer als krank zu geltenhat. Das Definitionsmonopol hat Folgen, aus ihnen ergibt sich die Steuerungsmacht.Sie betrifft Rahmen und Gestaltung <strong>der</strong> Begegnung, wie die Wartezeit, Unterbrechungenund Beendigung des Kontaktes. Daneben aber auch die Konsequenzen <strong>der</strong> Begegnung,die einschneidende Wirkungen auf alle Lebensbereiche des <strong>Kranken</strong> habenkönnen (z.B. Anerkennung einer Berufsunfähigkeit).Die Patienten verfügen allerdings über eine gewisse „Gegenmacht“: zumindest dieSteuerungsmacht <strong>der</strong> Ärzteschaft schwindet bei größerer Konkurrenz und in Abhängigkeitvom Grad <strong>der</strong> Spezialisierung des Arztes. Untersuchungen belegen, dass die Patientenzentriertheitvon Ärzten unter Wettbewerbsbedingungen steigt. Zum Zusammenhangvon Ärzteangebot und Inanspruchnahme lässt sich allgemein feststellen: „Je mehrÄrzte pro Einwohner verfügbar sind, desto höher ist die Inanspruchnahme; je höher <strong>der</strong>Anteil von Fachärzten an <strong>der</strong> gesamten Ärzteschaft, desto höher ist die Inanspruchnahme;Personen, die einen spezifischen Arzt (gleichviel, ob Hausarzt o<strong>der</strong> Spezialist)ausgewählt haben, weisen eine höhere Zahl von Arztkonsultationen auf“ (Siegrist1995:209). Auch die Expertenmacht <strong>der</strong> Ärzteschaft reduziert sich in den Augen <strong>der</strong> Öffentlichkeitmehr und mehr auf Fragen <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Medizin. AlternativeMedizinen bieten alternatives Expertenwissen und <strong>im</strong> Zweifelsfall steht es dem <strong>Kranken</strong>frei, einer ihm genehmen Lesart „Glauben zu schenken“.In <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung treffen unter einem soziologischen Blickwinkel zweisich ergänzende Rollenerwartungen aufeinan<strong>der</strong>.Rollenerwartungen an Ärzte:♦ universale Hilfsbereitschaft♦ fachliche Kompetenz♦ Uneigennützigkeit♦ reine Sachlichkeit♦ affektive NeutralitätRollenerwartungen an Kranke:♦ Befreiung von Alltagspflichten/Verantwortung♦ Wille zur Gesundung♦ Verpflichtung, professionelle Hilfein Anspruch zu nehmenDiese Rollenerwartungen sind charakterisiert als Sätze, die sagen was sein soll. <strong>Soziale</strong>Normen haben einerseits einen Ordnungsaspekt, d.h. sie geben uns Verhaltensorien-15

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