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Soziale Faktoren im Laufe der Kranken-Karriere Sommersemester ...

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a) Verleugnung o<strong>der</strong> SelbstmedikationVerleugnung o<strong>der</strong> Selbstmedikation ist selbst kein Hilfesuchen bei an<strong>der</strong>en, eher eineeigenständige Suche nach Abhilfe, die sich aus eigenen Erfahrungen und Wissen e-benso wie aus Verhaltensdispositionen speist. Die erste Reaktionsmöglichkeit auf eineSymptomwahrnehmung besteht darin, die eigene Wahrnehmung zu leugnen und keineBehandlung einzuleiten. Ein Schritt weiter ist die zweite Reaktionsmöglichkeit: DieSymptomwahrnehmung wird akzeptiert, aber verharmlost. Handlungsbedarf wird zwarprinzipiell gesehen, aber als (noch) nicht nötig eingeschätzt. Als dritte Möglichkeit bleibtdie Selbstbehandlung. Je nach <strong>der</strong> persönlichen Laienätiologie, Vorstellungen die sichPatienten über die Krankheitsursache machen, können Ausruhen, Spazieren gehen,Hausmittel, frei erhältliche o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> letzten Krankheitsepisode übrig gebliebeneverschreibungspflichtige Medikamente Bestandteile <strong>der</strong> Behandlung sein.b) Mitteilung an bedeutsame MitmenschenEine Mitteilung an bedeutsame Mitmenschen thematisiert die weitere Suche <strong>der</strong> Betroffenennach Informationen und/ o<strong>der</strong> Entlastungen innerhalb <strong>der</strong> Familie, des FreundesundBekanntenkreises. Die Mitteilung bedeutet aber mehr: Aus einer int<strong>im</strong>en, privateAngelegenheit wird ein „sozialer Tatbestand“ (Lang/ Faller 1998:271). Der Betroffene giltzumindest Teilen seines sozialen Umfelds als krank, er erhält die soziale Rolle des<strong>Kranken</strong>. Damit verbunden ist die mehr o<strong>der</strong> weniger ausgesprochene Erwartung, dass<strong>der</strong> Kranke sich um Heilung bemüht.c) Zuweisung zum LaiensystemEs findet eine Zuweisung zum „Laiensystem“ statt. Die soziale Umwelt reagiert, Informationenund Behandlungsangebote folgen. Weiter oben wurde auf die Studie von Eisenstadtverwiesen, die feststellte, dass das Laiengesundheitssystem 75- 90% allerBeschwerden/ Symptome/ Erkrankungen behandelt. Es darf vermutet werden, dass dieErgebnisse <strong>der</strong> Behandlungen zumindest für die Betroffenen befriedigend waren.d) Zuweisung zum professionellen SystemNeben dem näheren Verwandten- und Bekanntenkreis lassen sich <strong>im</strong> Laiengesundheitssystemauch Personen finden, die in best<strong>im</strong>mten Gesundheitsfragen als beson<strong>der</strong>skompetent gelten. Sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Behandlungen <strong>im</strong> Laiengesundheitssystemunbefriedigend o<strong>der</strong> werden die Symptome als zu schwerwiegend für die in diesemSystem zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bewertet, kann das Laien-Zuweisungssystem 4 zu einer Arztkonsultation raten o<strong>der</strong> drängen. Selbstverständlichkönnen vom Laiensystem auch an<strong>der</strong>e Vertreter des professionellen Medizinsystemswie psychologische Psychotherapeuten, Apotheker, Physiotherapeuten o.ä. o<strong>der</strong> alternativeHeiler empfohlen werden.4 Laien-Zuweisungssystem (lay referral system) ist ein etwas unklarer Begriff von Freidson (1970 zit.nach Siegrist 1995:205). Ob es sich dabei um die in Gesundheitsfragen als beson<strong>der</strong>s kompetent undzuständig geltenden Personen und Institutionen handelt, wie es bei Wilker/Bischoff/Novak (1994:209f.)und Lang/Faller (1998:273) scheint o<strong>der</strong> um jeden bedeutsamen an<strong>der</strong>en, wie es bei Siegrist(1995:205) aussieht, bleibt ungeklärt.11

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