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Soziale Faktoren im Laufe der Kranken-Karriere Sommersemester ...

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on unterschieden. Balint nennt sie die organisierte Phase <strong>im</strong> Gegensatz zur unorganisiertenersten Phase (vgl. Lang/ Faller 1998:277).Diese Unterscheidung bezieht sich auf die Art <strong>der</strong> Institutionen, mit denen <strong>der</strong> Kranke inKontakt tritt. In <strong>der</strong> ersten Phase sind die Institutionen eher private und informelle wiedie Familie und <strong>der</strong> Freundeskreis, in <strong>der</strong> zweiten Phase handelt es sich um formelleund offizielle Institutionen, <strong>der</strong>en Handeln verbindlichere soziale Folgen nach sich zieht.Der Begriff des <strong>Kranken</strong>rollenverhaltens bei Kasl/ Cobb bezeichnet alle Verhaltensweisen,die bei erfolgter Diagnose mit dem Ziel <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Gesundheit o<strong>der</strong>zumindest Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Krankheit erfolgen (vgl. Faltermaier 1994:127). Beide Phasen zusammenwerden auch als <strong>Kranken</strong>-<strong>Karriere</strong> benannt (vgl. Wilker/Bischoff/Novak 1994:210) 3 .Welche <strong>Faktoren</strong> sind es, die Menschen einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen lassen?Den verschiedenen Theorien, die sich dem Thema widmen, ist gemeinsam, dass siediese Phase des Krankheitshandelns als einen Prozess verstehen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong>Symptomwahrnehmung bis zur Zuweisung in das professionelle Medizinsystem reicht.Siegrist fasst den allgemeinen Erkenntnisstand folgen<strong>der</strong>maßen zusammen: Eine allgemeinanerkannte Theorie für die erste Phase des Krankheitshandelns gibt es nicht,die vorliegenden teilen jedoch folgende Auffassungen.Von <strong>der</strong> Symptomwahrnehmung an werden vier Entscheidungsstufen postuliert:a) Verleugnung o<strong>der</strong> Selbstmedikation,b) Mitteilung an bedeutsame an<strong>der</strong>e Mitmenschen,c) Zuweisung zum Laiensystem,d) Zuweisung zum professionellen System.Im Allgemeinen lassen sich hierzu folgende Hypothesen formulieren:"Die Wahrscheinlichkeit, den Prozess des Hilfesuchens zu initiieren, ist um so größer,je schmerzhafter, je sichtbarer, auffälliger ein Symptom ist, je bedrohlicher die möglicherweisezugrunde liegende Krankheit erscheint, je stärker das Symptom das Alltagshandelnbehin<strong>der</strong>t, je länger ein Symptom anhält bzw. je häufiger es wie<strong>der</strong>kehrt und jegeringer das Risiko ist, dass die aus <strong>der</strong> Symptombewertung resultierende <strong>Kranken</strong>rollemit an<strong>der</strong>en zentralen Aktivitäten kollidiert“ (Siegrist 1995:204).Am Beginn steht die Wahrnehmung einer Befindlichkeitsstörung o<strong>der</strong> Beschwerde alsSymptom. Das Symptom steht für die Möglichkeit einer (ernsthaften) Erkrankung undlöst Befürchtungen aus. „Die als Krankheitssymptome gedeuteten Missempfindungenwerden zugleich als Ursache für die Einschränkung <strong>der</strong> Fähigkeit betrachtet, sozialeFunktionen wie bisher erfüllen zu können.“ (Wilker/Bischoff/Novak 1994: 209).3 Diese Einteilung ist nicht zwingend, für He<strong>im</strong> (1986) z.B. beginnt die Patientenkarriere bereits mit <strong>der</strong>Symptomwahrnehmung (vgl. Lang/ Faller 1998:275).10

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