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Workshop - Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung ...

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Vortrag Neubauer – Lernen hochbegabte Kinder anders?<br />

34<br />

kognitive) unter dem Begriff der Hochbegabung zulassen, fokussieren andere wiederum<br />

auf den Intelligenzbegriff <strong>und</strong> definieren Hochbegabung als eine hoch überdurchschnittliche<br />

Intelligenz (IQ >130 oder die obersten 2 Prozent der Normalverteilung der Intelligenz).<br />

1.1 Was ist Intelligenz?<br />

r = 0,5<br />

Während bis vor 20 Jahren noch das Diktum galt,<br />

dass es so viele Intelligenzdefinitionen wie Intelligenzforscher<br />

gibt, kann heutzutage auf eine einheitliche<br />

Sichtweise der Definition der kognitiven Intelligenz<br />

geschlossen werden. Intelligenz wird dabei wie folgt<br />

definiert: “Intelligence is a very general capability that,<br />

among other things, involves the ability to reason, plan,<br />

solve problems, think abstractly, comprehend complex<br />

ideas, learn quickly, and learn from experience…<br />

Intelligence, so defined, can be measured, and intelligence<br />

tests measure it well.” (Gottfredson, 1997).<br />

Häufig wird Intelligenz auch als Lernfähigkeit betrach-<br />

Abbildung 2: Validitätskoeffizient<br />

tet, unter der Annahme, dass Intelligentere schneller<br />

lernen, Wissen flexibler einsetzen können <strong>und</strong> besser abstrakte Konzepte verstehen können<br />

(vergleiche Neubauer & Stern, 2007). Die beiden letztgenannten Autoren weisen zudem darauf<br />

hin, dass Intelligenz im heute verstandenen Sinne nicht sinnvoll messbar ist, ohne dass vorher<br />

Schulbesuch/Lernen bzw. Wissenserwerb stattgef<strong>und</strong>en haben: „In einer Gesellschaft, in<br />

der es keine Schule, keine Schrift <strong>und</strong> keine Mathematik gibt, kann sich keine Intelligenz entwickeln.“<br />

Intelligenz kann mit heute verfügbaren Intelligenztests objektiv, reliabel <strong>und</strong> valide gemessen<br />

werden. Die meisten (strukturellen) Intelligenztests enthalten dabei Aufgaben zur Messung<br />

sprachlicher Fähigkeiten (wie z.B. Wortschatzaufgaben: „Was bedeutet anonym?“ Oder<br />

Analogien: „Gramm zu Gewicht wie St<strong>und</strong>e zu …?“). Numerische bzw. mathematisch-rechnerische<br />

Intelligenz werden häufig erfasst über praktische Rechenaufgaben oder die Aufgabe<br />

Zahlenreihen fortsetzen (beispielsweise muss die nächste Zahl in folgender Serie gef<strong>und</strong>en<br />

werden 57, 60, 30, 34, 17, 22, 11, ?). Schließlich wird die figural-räumliche Fähigkeit über verschiedene<br />

Aufgaben des Figuren-Zusammensetzens oder des mentalen Rotierens von Würfeln<br />

erfasst.<br />

Intelligenztests sind nachweislich objektiv, reliabel <strong>und</strong> valide, wobei sich das letztgenannte<br />

Kriterium auf die empirisch ermittelten Zusammenhänge zwischen Intelligenz <strong>und</strong> schulischem<br />

bzw. beruflichem Erfolg bezieht. Die hierbei (auch vielfach meta-analytisch) nachgewiesenen<br />

Zusammenhänge liegen zumeist im Bereich von 0,5 <strong>und</strong> stellen somit die höchsten<br />

Validitätskoeffizienten in der Psychologie dar bzw. gehören zu den höchsten Zusammenhängen,<br />

die man gemeinhin in sozialwissenschaftlichen empirischen Untersuchungen findet (vgl.<br />

Neubauer & Stern, 2007).<br />

2 Das hochbegabte Gehirn: Strukturelle <strong>und</strong> funktionale Korrelate<br />

der Intelligenz<br />

Bereits frühe bedeutende Theoretiker der Intelligenz wie z.B. Spearman (1927) nahmen an,<br />

dass die Gr<strong>und</strong>lage der menschlichen Intelligenz in Eigenschaften des Gehirns zu suchen sei.<br />

Aber wie untersucht man das Gehirn, das komplexeste Gebilde auf Erden, welches bei einem<br />

Gewicht von nur 1400 Gramm aus bis zu 100 Milliarden Neuronen besteht, die untereinander<br />

bis zu 100 Billionen (10 14 ) Verbindungen aufweisen? Bereits in den 1920er Jahren wurde von<br />

Hans Berger die Methode der Elektroenzephalographie (EEG) vorgeschlagen, bei welcher mittels<br />

Elektroden von der unversehrten Kopfhaut die darunterliegenden, durch Synapsen generierten<br />

elektrischen Signale erfasst bzw. gemessen werden.<br />

Diese werden durch sensitive Messapparaturen verstärkt <strong>und</strong> weiteren Analysen hinsichtlich<br />

Frequenzen <strong>und</strong> Amplituden unterworfen. Eine Methode der 1980er Jahre stellt die Positronen-<br />

Emissions-Tomographie (PET) dar, bei welcher die topographische Verteilung der Isotopen im<br />

Gehirn gemessen wird, nachdem der Versuchsperson eine schwach radioaktive Substanz injiziert<br />

wurde. Über den Blutfluss bzw. den damit assoziierten Glukose-Metabolismus lässt sich<br />

feststellen, welche Teile des Gehirns bei bestimmten Tätigkeiten besonders aktiv sind <strong>und</strong> welche<br />

weniger beansprucht werden. Aufgr<strong>und</strong> der enormen Kosten dieser Methode sowie der

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