02.12.2012 Aufrufe

Hochwürdigste Herr Abt em. Dr. Edelbert Hörhammer OSB

Hochwürdigste Herr Abt em. Dr. Edelbert Hörhammer OSB

Hochwürdigste Herr Abt em. Dr. Edelbert Hörhammer OSB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn wir Christus gleich geworden sind in sein<strong>em</strong> Tod,<br />

dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.<br />

- Röm 6,5 -<br />

Für uns völlig unerwartet verstarb in den frühen Morgenstunden des<br />

Karsamstags, 7. April 2012, unser lieber Mitbruder, der<br />

�<br />

<strong>Hochwürdigste</strong> <strong>Herr</strong><br />

<strong>Abt</strong> <strong>em</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Edelbert</strong> <strong>Hörhammer</strong> <strong>OSB</strong><br />

<strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> stand im 77. Jahr seines Lebens, im 54. seiner monastischen Profess, im 50. seines priesterlichen<br />

Dienstes. Am 19. März 1973 zum 37. <strong>Abt</strong> von Ettal gewählt, erhielt er am 14. April 1973 die <strong>Abt</strong>sbenediktion<br />

durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner, und leitete unser Kloster<br />

bis zum 27. Mai 2005.<br />

Die Erinnerungen an unseren verstorbenen Mitbruder sind so vielseitig, dass sie aus unserer menschlichen<br />

Sicht nur schwer beurteilt werden können. Gerade der Todestag aber, ja die letzte Woche insgesamt, im Leben<br />

unseres <strong>Abt</strong>es <strong>Edelbert</strong>, erscheint wie ein Schlüssel, um wenigstens einige große Linien in sein<strong>em</strong> Leben,<br />

vielleicht sogar ähnliche Linien in unser aller Leben zu erahnen.<br />

Unseres Verstorbenen letzte Lebenswoche war die Karwoche, die Woche, in der unsere Ettaler Mönchsg<strong>em</strong>einschaft<br />

seit Jahrzehnten schon g<strong>em</strong>einsame Exerzitien hält, Tage, an denen wir vor Gottes Angesicht<br />

zurückschauen auf unser Leben, auf den Anfang des Lebens und auf den Weg, den wir genommen haben, auf<br />

das, was uns gelingen durfte, und auf das, was bruchstückhaft geblieben, wo wir gefehlt haben.<br />

In diesen Tagen nun mag auch <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> zurückgeschaut und sich dankbar seiner Wurzeln erinnert haben,<br />

des Elternhauses, wo er als zweiter von drei Söhnen am 14. Mai 1935 geboren wurde, und inmitten des<br />

landwirtschaftlichen Anwesens und der Mühle von Unterzolling, nahe der alten Domstadt Freising, aufwachsen<br />

durfte. Die Eltern, Josef und Maria <strong>Hörhammer</strong>, gaben unser<strong>em</strong> Mitbruder den heiligen Täufer Johannes als<br />

Namenspatron und hier im Elternhaus wurde wohl der Glaube der Kirche und die bis zuletzt lebendige Liebe zur<br />

Natur grundgelegt. <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> mag sich in unseren Exerzitientagen auch des Weges zum Theologiestudium<br />

und zum Eintritt in unser Kloster erinnert haben. Stationen waren da das Domgymnasium und das Schülerheim<br />

der Pallottiner in Freising, das Gymnasium und erste Noviziatsmonate in St. Ottilien, dann Studien wieder auf<br />

d<strong>em</strong> Freisinger Domberg, denen später Studien auf d<strong>em</strong> römischen Aventin folgen sollten, und schließlich am<br />

Scholastikatag des Jahres 1958 die Aufnahme in das Noviziat unseres Klosters, am 12. Oktober desselben<br />

Jahres die Ablegung der zeitlichen Profess vor <strong>Abt</strong> Johannes Hoeck und dann drei Jahre später die der feierlichen<br />

Profess nunmehr vor <strong>Abt</strong> Karl Groß, der seit 1961 unser<strong>em</strong> Kloster Vater war.<br />

Besonders an die beiden Professtage hat sich <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> gewiss erinnert, als er am Mittwoch der Karwoche<br />

hier in unserer Klosterkirche zusammen mit seinen Mitbrüdern die Profess erneuert und jenen Psalmvers gesungen<br />

hat, der Ausdruck unserer Hingabe aber auch unseres Angewiesenseins auf Gott ist, der alleine ein<br />

hörendes Herz, Oboedientia, und Christusverbundenheit, Stabilitas, zu geben vermag und stets neue Umkehr,<br />

Conversatio morum, möglich machen kann: Nimm mich an, <strong>Herr</strong>, nach dein<strong>em</strong> Wort und ich werde leben. Und<br />

lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern (Ps 119,116 nach RB 58,21). Es mag gut sein, dass <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong>,<br />

als er diesen Vers mit seinen Brüdern wieder singen durfte, zurückschaute auf die mehr als 54 Jahre seiner<br />

Suche nach Gott, auf die steilen Wegstrecken, die kein<strong>em</strong> erspart bleiben, und auf die Umkehrwege, die er<br />

machen musste und durfte, und auf jene Wegstrecken, die unbeschwert verlaufen sind und die es auch gab.<br />

Die Erneuerung unserer Profess am Mittwoch in der Karwoche führte uns hin zur Gedenkfeier des letzten Mahles<br />

Jesu mit seinen Jüngern am Gründonnerstag, des Tages, an d<strong>em</strong> die Kirche der Einsetzung der Eucharistie und<br />

des priesterlichen Dienstes gedenkt.<br />

Dieser Tag wird unser<strong>em</strong> <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> Erinnerung an den 11. Juli 1962 gewesen sein, als er in unserer Basilika<br />

durch den Benediktinerbischof Simon Konrad Landersdorfer zum Priester geweiht wurde. Und er wird sich daran<br />

erinnert haben, dass knapp elf Jahre später seine Mitbrüder den damals erst 37jährigen zum Nachfolger von <strong>Abt</strong><br />

Karl gewählt haben. Er mag sich erinnert haben an die vielen schweren Tage, die dieser Dienst mit sich brachte,


Tage an denen es angesichts eigenen Unvermögens und angesichts der Hinfälligkeit der Brüder mühsam und<br />

schwer war, das Sakrament des Altares zu feiern, obwohl gerade an solchen Tagen dieses Sakrament dann<br />

die einzige Kraftquelle sein kann. Dies gilt wohl besonders für die letzten beiden Jahre, die <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> und<br />

unser Kloster insgesamt mit unserer schuldhaften Vergangenheit im erzieherischen Dienst konfrontierten. Der<br />

Aufforderung des Psalmisten, die unser <strong>Abt</strong> als Leitwort für seinen Hirtendienst wählte, Dient d<strong>em</strong> <strong>Herr</strong>n in<br />

Freude (Ps 100,2), ist ja nicht alle Tage so leicht nachzukommen.<br />

Vielleicht aber durfte sich <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> am Gründonnerstag auch jener Tage erinnern, an denen er frohen<br />

Herzens Danksagung feierte, wenn er Novizen – und das waren in über 30 Jahren äbtlichen Dienstes viele –<br />

in der Profess hinführen durfte in die G<strong>em</strong>einschaft der Brüder, wenn immer wieder einige von diesen durch<br />

Handaufl egung und Gebet des Bischofs zu Diakonen und Priestern geweiht wurden.<br />

An drei Dankfeiern mag er sich besonders erinnert haben: 1980 durfte unser Kloster auf 650 Jahre seit seiner<br />

ersten und im Jahr 2000 auf 100 Jahre seit seiner zweiten Gründung zurückschauen.<br />

Und zwischen diesen großen Jubiläen lag das Jahr 1991, das mit d<strong>em</strong> Raub unseres Gnadenbildes zuerst<br />

bange Monate der Ungewissheit und dann die frohe Feier der unversehrten Rückkehr Unserer Lieben Frau<br />

Stifterin an ihren angestammten Platz brachte. Der Dank für diese glückliche Fügung fand unterstützt durch<br />

manch andere Fügung nicht zuletzt in der Gründung einer benediktinischen Cella in Wechselburg zwei Jahre<br />

später Ausdruck. Hier sollte ein Ort des Gottsuchens in Gebet und Arbeit und in der unablässigen Feier des<br />

<strong>Herr</strong>enmahles wachsen.<br />

Die Feier des letzten Mahles des <strong>Herr</strong>n mit seinen Jüngern führt uns hinüber in die Ölbergnacht, in der unsere<br />

Klosterg<strong>em</strong>einschaft in der Gedächtniskapelle betet, die wie viele andere Bereiche unseres Klosters, seiner<br />

Betriebe und Einrichtungen auch während der Amtszeit von <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> neu gestaltet oder grundlegend renoviert<br />

wurden. Die diesjährige Gebetsnacht führte zu d<strong>em</strong> Karfreitag, der zum letzten ganzen Tag im irdischen Leben<br />

unseres Mitbruders werden sollte. Mit uns hörte er die Leidensgeschichte und schaute so auf den geschlagenen,<br />

den verspotteten, den mit Dornen gekrönten <strong>Herr</strong>n und bekannte mit d<strong>em</strong> Propheten von Jesus: Er wurde<br />

durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unser<strong>em</strong> Heil lag die Strafe auf ihm,<br />

durch seine Wunden sind wir geheilt (Jes 53,5).<br />

Mit uns auch ging <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> an dies<strong>em</strong> Karfreitag zum heiligen Kreuz und kniete sich davor hin. Was alles<br />

und wen vor all<strong>em</strong> mag er da vor das Kreuz hingetragen haben aus den fast 77 Jahren seines Lebens, aus den<br />

vielen Dienstjahren als <strong>Abt</strong>? Wir wissen es nicht. Das weiß nur der, der am Kreuz hängt.<br />

Der Mensch jedenfalls, der vor d<strong>em</strong> Kreuz sich hinkniet, der bekennt seine Schuld und sein Versagen. Der<br />

Mensch, der vor d<strong>em</strong> Kreuz kniet, der bringt aber auch gläubig zum Ausdruck, dass die Liebe dessen, der am<br />

Kreuz hängt, immer größer ist als alle Menschenschuld, und dass es Versöhnung gibt zwischen Gott und den<br />

Menschen und von Mensch zu Mensch, Versöhnung, die, wenn sie echt ist, immer von Gott kommt und von<br />

Gott gewirkt ist, von Gott, der sich ja längst, ehe wir uns vor d<strong>em</strong> Kreuz hinknien, vor uns, vor d<strong>em</strong> Menschen<br />

hingekniet und ihm die Füße gewaschen hat, damit er, der Mensch, Anteil hat an ihm, an Christus (vgl. Joh 13,8).<br />

Der Karfreitag ist ein ganz stiller Tag. Nach der Nachmittagsliturgie unterbrechen wir Mönche diese Stille nur<br />

noch am Abend, zur Komplet, zu d<strong>em</strong> Gebet, das den Tag beschließt. Für <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> ist dieses Gebet mit<br />

seinen Brüdern zum Schlussgebet seines Lebens geworden. Der letzte Vers, den wir da g<strong>em</strong>einsam mit ihm<br />

gesungen haben, ist das Wort, das der <strong>Herr</strong> selbst unmittelbar vor sein<strong>em</strong> Tod gebetet hat: Vater, in deine Hände<br />

befehle ich meinen Geist (Lk 23,46).<br />

Im Tod von <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong> in der Nacht, da die Kirche des Hinabsteigens Jesu in die Nacht des Todes gedenkt,<br />

dürfen wir unübersehbar ein Zeichen der Hoffnung erkennen. Denn diese Nacht ist die Nacht, in der Christus<br />

die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger <strong>em</strong>porstieg (Osterlob). Die Nacht des Todes, in die<br />

Christus hinabstieg, ist die Nacht, die den Ostermorgen hervorbringt, jenen Morgen, an d<strong>em</strong> die Tränen der<br />

Maria von Magdala getrocknet wurden, weil sie den sah, den sie gesucht hat.<br />

Der heilige Benedikt bezeichnet den Mönch als einen, der Gott sucht. Wir dürfen hoffen, dass unser langjähriger<br />

<strong>Abt</strong>, unser Mitbruder <strong>Edelbert</strong> im Tod den fi nden durfte, den er ein Leben lang bewusst und unbewusst gesucht<br />

hat, weil Gott sich selber aufg<strong>em</strong>acht hat, ihn zu suchen wie Jesus die Maria aus d<strong>em</strong> Evangelium, wie der<br />

gute Hirte sein Schaf. IHM, d<strong>em</strong> guten Hirten, von dessen Hirtensorge jeder menschliche Hirtendienst stets nur<br />

schwacher Widerschein sein kann, IHM, d<strong>em</strong> Sieger über Sünde und Tod, sei die Ehre in Ewigkeit.<br />

Für unseren verstorbenen <strong>Abt</strong> <strong>Edelbert</strong>, dessen Leichnam wir am 11. April 2012 in unserer Basilika beisetzten,<br />

bitten wir um das Gedenken im Gebet und bei der Feier der Eucharistie, gerne zu gleich<strong>em</strong> brüderlichen Dienst<br />

bereit.<br />

Ettal, im April 2012 <strong>Abt</strong> Barnabas und Konvent<br />

der Benediktinerabtei Ettal

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!