Theorie und Praxis des Judo - Universität Flensburg
Theorie und Praxis des Judo - Universität Flensburg
Theorie und Praxis des Judo - Universität Flensburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Theorie</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>des</strong> <strong>Judo</strong><br />
RL Günther Hammann<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Flensburg</strong><br />
Institut für Bewegungswissenschaften <strong>und</strong> Sport (IBUS)
Herkunft <strong>des</strong> <strong>Judo</strong>sports<br />
�� Deutscher Gelehrter Erwin Bälz <strong>und</strong> sein<br />
Student Jigoro Kano entwickeln an der<br />
<strong>Universität</strong> Tokio aus den Jui- Jui Jitsu das <strong>Judo</strong>.<br />
�� 1882: Jigoro Kano gründet in Tokio den „Kodokan“, die erste <strong>Judo</strong>-Schule Jud Schule<br />
�� 1905: <strong>Judo</strong>lehrer Higaschi bringt <strong>Judo</strong><br />
erstmalig nach Europa (England)
Entwicklung in Deutschland<br />
1922: Gründung <strong>des</strong> ersten Vereins Deutschlands (in Frankfurt)<br />
1934: Austragung der ersten Europameisterschaften (in Dresden)<br />
1953: Gründung <strong>des</strong> Deutschen <strong>Judo</strong>b<strong>und</strong>es<br />
1964: <strong>Judo</strong> erstmalig olympische Sportart<br />
1970: erste Meisterschaft für Frauen
Prinzipien <strong>des</strong> <strong>Judo</strong>sports<br />
�� Prinzip <strong>des</strong> „Siegens durch Nachgeben“<br />
�� Prinzip <strong>des</strong> gegenseitigen Helfens
Das Gleichgewichtbrechen<br />
seitlich<br />
links<br />
hinten links<br />
Kuzushi<br />
hinten<br />
Kuzushi<br />
vorne<br />
links vorne<br />
hinten rechts<br />
seitlich rechts<br />
vorne rechts
Te-waza<br />
Hand- <strong>und</strong><br />
Schulterwürfe<br />
Das <strong>Judo</strong>-System <strong>Judo</strong> System<br />
Tachi-waza<br />
Würfe aus dem Stand<br />
Koshi-waza<br />
Hüftwürfe<br />
Nage-waza<br />
Wurftechnik<br />
Ashi-waza<br />
Fuß- <strong>und</strong><br />
Beinwürfe<br />
Kaeshi-waza<br />
Gegentechniken<br />
Sutemi-waza<br />
Würfe beim zu Boden gehen<br />
Ma-sutemi-waza<br />
Würfe in<br />
Rückenlage<br />
Yoko-sutemi-waza<br />
Würfe in Seitlage
Osae-komi-waza<br />
Haltetechnik<br />
Das <strong>Judo</strong> System<br />
Ne-waza<br />
Bodentechnik<br />
Shime-waza<br />
Würgetechnik<br />
Ude-hishigi-waza<br />
Streckhebel<br />
Kansetsu-waza<br />
Hebeltechnik<br />
Ude-garami-waza<br />
Beugehebel
Fallen<br />
rückwärts<br />
Die <strong>Judo</strong>-Fallschule<br />
<strong>Judo</strong> Fallschule<br />
<strong>Judo</strong>rolle<br />
(Fallrolle)<br />
vorwärts<br />
rechts-links<br />
Freier<br />
Fall<br />
vorwärts<br />
rechts-links<br />
Fallen<br />
seitwärts<br />
rechts-links
Kyu- Kyu <strong>und</strong> Dangrade im <strong>Judo</strong><br />
Die Schüler-Kyugrade<br />
5.Kyu (1.Stufe):gelber Gürtel<br />
4.Kyu (2.Stufe): oranger Gürtel<br />
3.Kyu (3.Stufe): grüner Gürtel<br />
2.Kyu (4.Stufe): blauer Gürtel<br />
1.Kyu (5.Stufe): brauner Gürtel<br />
Die Meister-Dangrade<br />
1.-5. Dan schwarzer Gürtel<br />
Ab 6.Dan wahlweise schwarz<br />
oder rot/weißer Gürtel
�� Frauen:<br />
Die Gewichtsklassen im <strong>Judo</strong><br />
- 48kg, - 52kg, - 57kg, - 63kg, - 70kg, - 78kg, +78kg<br />
�� Männer:<br />
- 60kg, - 66kg, - 73kg, - 81kg, - 90kg, - 100kg, + 100kg
Schema eines <strong>Judo</strong>kampfes<br />
Ippon<br />
Ippon<br />
Bei Kampf beginn<br />
befindet sich Tori<br />
<strong>und</strong> Uke im Stand<br />
Wurf oder Wurfversuche<br />
Teilerfolg<br />
Koka Yuko<br />
Waza -Ari<br />
Hebeltechnik Haltegrifftechnik<br />
Haltezeit<br />
Kampferfolg oder<br />
Teilerfolg<br />
Würgegrifftechnik<br />
Ippon
Konditionelle Fähigkeiten im <strong>Judo</strong><br />
Kraft Ausdauer Schnelligkeit Beweglichkeit<br />
- Maximalkraft<br />
- Schnellkraft<br />
- Kraftausdauer<br />
- Gr<strong>und</strong>lagenausdauer<br />
- Kurzzeitausdauer<br />
- Reaktionsschnelligkeit<br />
- Bewegungsgeschwindigkeit<br />
- überdurchschnittlich
konditioneller<br />
Faktor<br />
Leistungsfaktoren im <strong>Judo</strong><br />
technischer<br />
Faktor<br />
taktischer<br />
Faktor<br />
psychischer<br />
Faktor<br />
-Kraft - koordinative -Kampfstil -Körpergefühl<br />
-Ausdauer Fähigkeiten -Kampftempo -Selbstwertgefühl<br />
-Schnelligkeit - judospezifische -Kampffinten -Aggressionsabbau<br />
-Beweglichkeit Bewegungstechniken -Konzentration<br />
-Entschlusskraft<br />
-Selbstbeherrschung
Gr<strong>und</strong>sätze der <strong>Judo</strong>methodik<br />
<strong>Judo</strong> Methodik<br />
�� Werfen <strong>und</strong> Fallen als Einheit unterrichten.<br />
�� Alle Techniken sollen gr<strong>und</strong>sätzlich nach beiden Seiten unterrichtet unterrichtet<br />
werden,<br />
besonders die Fallübungen.<br />
�� Haltegriffe <strong>und</strong> Befreiungen als Einheit unterrichten.<br />
�� Alle Techniken sollen möglichst früh aus unterschiedlichen<br />
Bewegungsrichtungen, mit vielen unterschiedlichen Partnern erlernt werden.<br />
Nur so wird ein "Wurfgefühl" entwickelt.
<strong>Judo</strong> Methodik<br />
�� Beim Erlernen einer Technik sollte mit einem etwa gleichgroßen/schweren<br />
gleichgroßen/schweren<br />
Partner geübt werden.<br />
�� Es soll frühzeitig problemorientiert bzw. situationsgemäß unterrichtet unterrichtet<br />
werden: Techniktraining im taktischen Zusammenhang. Dabei soll die die<br />
Kreativität durch selbstständiges Suchen von Lösungsmöglichkeiten<br />
Lösungsmöglichkeiten<br />
unterstützt werden, z.B. durch Stellen von Bewegungsaufgaben.<br />
�� Unterschiedliche Lernvoraussetzungen <strong>und</strong> -fortschritte, fortschritte, verschiedene<br />
Interessenlagen innerhalb einer Trainingsgruppe müssen durch<br />
Differenzierung aufgefangen werden.
<strong>Judo</strong> Methodik<br />
<strong>Judo</strong> Anfänger Methodik<br />
Lehrerdemonstration:<br />
�� Demonstration in realer Geschwindigkeit<br />
(=Schaffen einer ersten Bewegungsvorstellung)<br />
�� Zerlegen der Technik in wichtige Funktionsphasen<br />
�� Akzentuierung der Teilbewegungen<br />
�� 2- bis 3malige Demonstration in verlangsamter Form; dabei<br />
werden die wichtigsten Details mit Schlagworten (sog.<br />
Basaltext) versehen.<br />
�� Je jünger die Teilnehmer sind, <strong>des</strong>to mehr tritt die<br />
visuelle Information (Vorzeigen) in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
�� Nach einer längeren Übungsphase erfolgt die umgehende Fehlerkorrektur.<br />
Fehlerkorrektur.
Fehlerkorrektur beim <strong>Judo</strong><br />
<strong>Judo</strong> Methodik<br />
�� Fehler möglichst frühzeitig verbessern.<br />
�� Fehler individuell verbessern.<br />
�� Stets nur einen Fehler (nie mehrere gleichzeitig) verbessern.<br />
�� Die wichtigen Hauptfehler zuerst korrigieren.<br />
�� Kontrollmechanismen einbauen (z.B. Linien, die man beim Eindrehen Eindrehen<br />
berühren muss).<br />
�� Auf gegenseitiges Helfen <strong>und</strong> Korrigieren der Partner hinweisen.<br />
�� Dem Schüler ausreichend Zeit zum Abstellen <strong>des</strong> Fehlers lassen.<br />
�� Die Schüler ermuntern <strong>und</strong> loben...<br />
[Vgl. Lippmann/R. 2004]
Erziehender Sportunterricht<br />
�� Ges<strong>und</strong>heitserziehung (Fitness, Wohlbefinden)<br />
�� Entwicklung sozialer Kompetenzen<br />
�� Bereitschaft zur Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation<br />
�� Akzeptieren individueller Fähigkeiten<br />
�� Bereitschaft zu partnerschaftlichen Verhalten<br />
�� Entwicklung von konditionellen bzw. koordinativen<br />
Fähigkeiten<br />
�� Spaß <strong>und</strong> Freude an der körperlichen Auseinandersetzung
Historische Entwicklung:<br />
<strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
�� 1945: Besatzungsmächte verbieten die<br />
Ausübung jeglichen Kampfsports (auch <strong>Judo</strong>)<br />
�� 1948: Aufhebung <strong>des</strong> Verbots<br />
�� Ende der 60er-Jahre: 60er Jahre: Öffnung <strong>des</strong> Schulsports<br />
für neue Sportarten (<strong>Judo</strong> als Wahlfach)<br />
�� ab 1970: Bildung von AG`s <strong>und</strong> Neigungsgruppen an Schulen
<strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
<strong>Judo</strong> als Schulsport wird auch heute noch<br />
nicht ausreichend gefördert.<br />
�� exotische, unbekannte Sportart<br />
�� besondere Rituale, Geisteshaltungen schrecken ab<br />
�� sportmedizinische Bedenken<br />
�� emotionale Vorbehalte gegen Zweikampf<br />
�� Mangel an qualifizierten Lehrkräften
Pädagogische Perspektiven im <strong>Judo</strong><br />
�� Kooperieren, wettkämpfen <strong>und</strong> sich verständigen.<br />
�� Wahrnehmungsfähigkeiten verbessern, Bewegungserfahrungen<br />
erweitern.<br />
�� Das Leisten erfahren, verstehen <strong>und</strong> einschätzen.<br />
�� Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten.<br />
[vgl. LSB/ NRW (Hrsg.) 2002].
Pro <strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
�� direkte, körperliche Auseinandersetzung<br />
unterscheidet <strong>Judo</strong> von allen anderen<br />
Schulsportarten (elementare Bewegungen<br />
wie Raufen, Ziehen, Schieben, Schleudern,....)<br />
�� <strong>Judo</strong> ermöglicht die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Förderung sozialer, motorischer, emotionaler<br />
<strong>und</strong> kognitiver Aspekte
Pro <strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
Soziale Aspekte (Sozialkompetenz)<br />
�� Kampf in geregelten Bahnen<br />
�� Kooperation (kennen lernen, Partnerschaft,<br />
Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl)<br />
�� Koedukation (Stärkung <strong>des</strong> Wir-Gefühls)<br />
Wir Gefühls)<br />
�� Sicherheit (<strong>Judo</strong> als Selbstverteidigung)<br />
�� Hygiene (enger Körperkontakt)
Pro <strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
Motorische Aspekte (Selbstkompetenz)<br />
�� Ausbildung vielfältiger konditioneller Fähigkeiten<br />
(insbesondere Kraft <strong>und</strong> Schnelligkeit)<br />
�� Ausbildung vielfältiger koordinativer Fähigkeiten<br />
Emotionale Aspekte (Selbstkompetenz)<br />
�� „besonderes“ Körpergefühl<br />
�� Selbstwertgefühl<br />
�� Konzentration<br />
�� Entschlusskraft<br />
�� Aggressionsabbau
Pro <strong>Judo</strong> als Schulsport<br />
Kognitive Aspekte ( Sach-<strong>und</strong> Sach <strong>und</strong> Methodenkompetenz)<br />
�� Fachsprache<br />
�� Regelk<strong>und</strong>e<br />
�� Verhaltensnormen<br />
Unfall- Unfall <strong>und</strong> Verletzungsprophylaxe<br />
(Fallübungen, Regelwerk, Verbot von Würge- Würge <strong>und</strong><br />
Hebeltechniken bei 8-14jährigen)<br />
8 14jährigen)
Sicherheit im <strong>Judo</strong><br />
�� Rücksichtnahme <strong>und</strong> Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber dem Anderen.<br />
�� Verzicht auf eigene Vorteile.<br />
�� Hinweise auf mögliche Gefährdungspotentiale (Matten,<br />
Heizkörper, Fingernägel, Schmuck etc.).<br />
�� Bei direkter direkter<br />
Partnerarbeit auf gleichschwere Partner achten.<br />
�� Erarbeiten der „Stopp Regel“ bei direktem Körperkontakt.<br />
Körperkontakt
Stoppampel<br />
Sobald die Lehrkraft deutlich „Stopp“ ruft oder<br />
ein anderes vereinbartes Signal gibt, müssen alle<br />
Schüler sofort sämtliche Handlungen unterlassen<br />
<strong>und</strong> ihre gesamte Aufmerksamkeit der Lehrkraft<br />
zuwenden.
Spiel- Spiel <strong>und</strong> Übungsformen ohne direkten<br />
Körperkontakt<br />
In Gruppen <strong>und</strong> mit dem Partner<br />
Jeder Schüler kann selbstständig entscheiden, wie stark er<br />
sich in die Gruppe einbringen bzw. auf den Partnereinlassen will. will.<br />
�� Keine Überforderung/ Unterforderung <strong>des</strong> Einzelnen.<br />
�� Erlebnis in der Gruppe „öffnet“ für den kommenden<br />
Bezug zum Partner.<br />
�� Langsame Steigerung <strong>des</strong> Kontaktniveaus baut<br />
Hemmungen ab <strong>und</strong> hilft den Körperkontakt mit einem<br />
Partner zu akzeptieren.
Spiel- Spiel <strong>und</strong> Übungsformen mit direktem<br />
In Gruppen <strong>und</strong> mit dem Partner:<br />
Körperkontakt<br />
�� Jeder Schüler sollte Vertrauen aufbauen <strong>und</strong> bereit sein<br />
Körperkontakt zu akzeptieren.<br />
�� Raufen in der Gruppe ermöglicht den „informellen“ direkten<br />
Körperkontakt für den Einzelnen.<br />
�� Steigerung ist das direkte „formelle“ Raufen mit dem<br />
Partner.
Literaturhinweise<br />
DELING/ BÖRN, B RN, HEDDA/ SANDER 2000: JUOD, das Bodenprogramm weißgelb wei gelb bis orange.<br />
MAYER/MAYER Verlag – Aachen.<br />
DELING/BÖRN,HEDDA/SANDER DELING/B RN,HEDDA/SANDER 2000: JUOD, das Standprogramm. MAYER/MAYER<br />
Verlag – Aachen.<br />
HIRTZ/ P.: Koordinative Fähigkeiten F higkeiten im Schulsport. Berlin 1988.<br />
LIPPMANN/R.: <strong>Judo</strong> Anfänger Anf nger Methodik. Handreichung DJB 2004<br />
LANDESSPORTBUND/SPORTJUGEND NRW (Hrsg.) 2002: Ringen <strong>und</strong> Kämpfen K mpfen -<br />
Zweikampfsport - Handreichung für f r die Schulen der Primarstufe <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />
1.Auflage.- 1.Auflage. Dortm<strong>und</strong>.<br />
WEIMANN/ WOLFGANG 2003: Das <strong>Judo</strong> Brevier. MAYER/MAYER Verlag – Aachen
Vielen Dank für f Eure Aufmerksamkeit ....