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Hans-Peter Büttner Marx revisted. Geschichte ... - Das Kapital lesen

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prozessierende Einheit. „Wert und Preissind ein und das Selbe in verschiedenenPhasen der Existenz des <strong>Kapital</strong>s“ 33 , fasstAlan Freeman diesen Standpunkt zusammen.<strong>Das</strong> <strong>Marx</strong>sche Verfahren arbeitet indieser Interpretation also „succesivistisch“statt simultan, denn die Voraussetzungendes Produktionsprozesses sind nicht identischmit ihrem Resultat. <strong>Das</strong> Produktionsergebniskann nicht simultan mit demProduktionsprozess und seinen Voraussetzungenvorliegen, vielmehr findet einkausal-zeitförmiger Produktionsprozessstatt, in dessen Verlauf neben ProduktionsauchVerteilungsprozesse stattfinden. DerProduktionspreis markiert dann am Endeder Verwertungsbewegung den für die jeweiligenProduzenten realisierbaren„Gleichgewichtspreis“ 34 . <strong>Das</strong> Geld kommthier an zwei Stellen der Kausalkette insSpiel: Erstens beim Erwerb des konstantenbzw. des variablen <strong>Kapital</strong>s und zweitensbei der Realisierung des Produktionspreisesin der Zirkulationssphäre. Ein „Kostpreis-Irrtum“ ist hier also schlichtweg unmöglich,denn der „Wert“ der Elemente deskonstanten und variablen <strong>Kapital</strong>s ist dermonetäre Wert, der mit dem Erwerb derProduktions-Inputs (bzw. -Voraussetzungen)abgegolten wird. <strong>Das</strong>s diese Inputsde facto preisförmig vorliegen, betrifft abernach <strong>Marx</strong> nur die vorhergehendeProduktionsperiode und nicht die gegenwärtige.In der laufenden Periode hat aberein „vergangener Irrtum“ keinen Rückkoppelungseffekt– dies ist lediglich ein derbürgerlichen Neoklassik entlehnterGedanke. <strong>Marx</strong> hat eine neoklassischeInterpretation seiner Werttheorie aber ausdrücklichabgelehnt:„Denn wie auch der Kostpreis der Warevon dem Wert der in ihr konsumiertenProduktionsmittel abweichen mag, für den<strong>Kapital</strong>isten ist dieser vergangene(!) Irrtumgleichgültig. Der Kostpreis der Ware ist eingegebener, eine von seiner, des <strong>Kapital</strong>isten,Produktion unabhängige Voraussetzung(!),während das Resultat(!) seiner Produktioneine Ware ist, die Mehrwert enthält, also einenWertüberschuss über ihren Kostpreis„ 35 .Ein „Kostpreis-Irrtum“ ist also aus<strong>Marx</strong>ens Sicht gar nicht möglich, da „Voraussetzung“und „Resultat“ der Verwertungsbewegungdes <strong>Kapital</strong>s nicht ineins fallen. <strong>Marx</strong> wies selber im zweitenBand des „<strong>Kapital</strong>“ in seiner Kritik an demsubjektiven Werttheoretiker Bailey explizitdarauf hin,„dass Wert nur als <strong>Kapital</strong>wert oder<strong>Kapital</strong> fungiert, sofern er in den verschiedenenPhasen seines Kreislaufs, die keineswegscontemporary sind(!!!), sondern nacheinander(!!!)fallen, mit sich selbst identischbleibt und mit sich selbst verglichenwird“ 36 .Wird der „Wert“ bzw. „<strong>Kapital</strong>wert“ simultanistischoder „contemporary“ gefasst,verflüchtigt er sich logischerweise, dennmit den „verschiedenen Phasen seinesKreislaufs“ zerbricht die Identität undgleichzeitige Differenz von Wert- undPreisebene. Statt Wert und Preis alsMomente eines dialektischen, kausal-zeitförmigenKreislaufprozesses zu betrachten,werden sie durch einen bewegungslosen,undialektischen Dualismus auseinander gerissen.Die Problemstellung und MethodeBortkiewicz’ (bzw. Morishimas undSteedmans) ist also mit der <strong>Marx</strong>schenAnalyse des Produktions- und Zirkulationsprozessesüberhaupt nicht vereinbarund stellt folglich auch keine immanenteKritik, sondern eine radikale, neoklassischeUmformulierung <strong>Marx</strong>ens dar. Im Rahmeneiner kausal-zeitförmigen Betrachtungkann es keine zwei streng getrenntenBewertungssysteme „Wertebene“ bzw.„Preisebene“ geben, denn der Unterschiedzwischen Wert und Preis bezieht sich hierauf die jeweilige Stellung im Verwertungsprozess.„Werte“ sind hier Voraussetzungendes Produktionsprozesses, welcheselber quantitativ determiniert sind zuBeginn der Verwertungsbewegung und dieim Verlaufe des Produktionsprozesses keinerUmbewertung unterliegen. „Preise“sind Resultate des Produktionsprozessesund können erst am Beginn der nächstenProduktionsperiode als Voraussetzung gelten.Weil hier statt eines dualen Wert-Preis-Systems wie im zeitlosen Simultanmodellein zeitförmig-kausales Verständnis vorherrscht,welches an jedem Punkt der<strong>Kapital</strong>zirkulation die innere Verzahnungvon Wert- und Preisebene aufweist, wurdedieses Modell „Temporal Single System“(TSS) genannt.5<strong>Marx</strong> <strong>revisted</strong> ~ Probleme der neoklassischen <strong>Marx</strong>-Interpretationgrundrisse_18_2006<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> Büttnerseite_21

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