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1/2012 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ www.ghorfa.de<br />

12. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />

Die arabischen Länder richten den Blick nach vorn<br />

Gesundheitssektor<br />

Der Markt in den GCC - Staaten wächst weiter rasant<br />

Ressourcen<br />

Arabische Länder wollen verstärkt Bodenschätze abbauen<br />

Mittelstand<br />

Familienunternehmen und der wirtschaftliche Aufstieg der VAE


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Ihr starker Partner<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

wie schon in den letzten Jahren wird Ihnen die <strong>Ghorfa</strong> auch im<br />

Jahr 2012 einmal mehr als starker Partner zur Seite stehen. Wir<br />

werden erneut eine Reihe von hochkarätigen Foren, Konferenzen,<br />

Tagungen und Reisen mit einer großen Themen- und Ländervielfalt<br />

veranstalten.<br />

Den Auftakt macht das Deutsch-Arabische Tourismusforum am 7.<br />

März 2012 im Rahmen der ITB in Berlin. Wir werden eine Reihe<br />

arabischer Tourismusminister begrüßen dürfen, zudem ist Ägypten<br />

das Gastland der diesjährigen ITB. Im April wird das VAE-<br />

Forum im Rahmen der Hannover Messe stattfinden. Es schließt<br />

sich das Deutsch-Arabische Gesundheitsforum an, das am 25. und<br />

26. April erstmals in der bayerischen Landeshauptstadt München<br />

stattfinden wird. Gerade Bayern und München gehören zu den<br />

beliebtesten Destinationen arabischer Gäste in Deutschland. Dank<br />

der hervorragenden Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium<br />

für Umwelt und Gesundheit bin ich zuversichtlich, dass<br />

dieses Forum ein Erfolg werden wird für die Teilnehmer.<br />

Im Juni steht dann – einer mittlerweile guten Tradition folgend<br />

– das 15. Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum in Berlin auf dem<br />

Programm. Das Gastland Katar wird sich in besonderem Maße<br />

präsentieren und ich kann Ihnen schon heute hochinteressante<br />

Panels mit herausragend qualifizierten Referenten versprechen.<br />

In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann unsere bewährten<br />

Foren zu Bildung und Energie veranstalten, sowie ein Irak-Forum<br />

und ein Nordafrika-Forum in Zusammenarbeit mit der Handelskammer<br />

Hamburg.<br />

In dieser ersten Souq-Ausgabe des Jahres 2012 wagen wir zu-<br />

gleich Rück- und Ausblick. Ein Jahr ist seit dem Beginn der Trans-<br />

formationen in einigen arabischen Ländern vergangen und wir<br />

ziehen eine vorsichtige wirtschaftliche Bilanz dieser grundlegenden<br />

Veränderungen. Aber wir schauen auch voraus und beleuchten<br />

die Wachstumsbranchen in der arabischen Welt. Wir geben<br />

Ihnen Einblicke in die Branchen Tourismus und Gesundheit, die<br />

von großer Wichtigkeit für die arabischen Länder sind, gerade<br />

auch vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings.<br />

SOUQ 1/2012<br />

eDiTORiAL<br />

Darüber hinaus ist das Thema „Mittelstand und Familienunternehmen“<br />

ein Schwerpunkt dieser Souq-Ausgabe. Diese Unternehmen<br />

sind nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern<br />

spielen auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine<br />

entscheidende Rolle im wirtschaftlichen Aufstieg. Im Besonderen<br />

gilt dies für den Einzelhandel, der in einem eigenen Bericht behandelt<br />

wird.<br />

Des Weiteren beschäftigen wir uns in diesem Heft mit dem Wiederaufbau<br />

des Iraks. Dort werden Milliarden-Investitionen in die<br />

Bereiche Bau, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung fließen. Einen<br />

Überblick hierzu gibt das Gespräch mit dem Präsidenten der Föderation<br />

der irakischen Handelskammern, Jaafar Al-Hamadani.<br />

Ich wünsche Ihnen eine informative und anregende Lektüre und<br />

würde mich sehr freuen, Sie auch in diesem Jahr wieder bei den<br />

Veranstaltungen der <strong>Ghorfa</strong> persönlich begrüßen zu dürfen.<br />

Ihr<br />

Thomas Bach<br />

Präsident<br />

3


editorial<br />

Thomas Bach 3<br />

Personalien 5<br />

Nachrichten 6<br />

Tourismus<br />

Report: Die arabischen Länder richten den Blick nach vorn 8<br />

Interview: Staatssekretär Ernst Burgbacher: „Für deutsche<br />

Reiseveranstalter sind die arabischen Länder ein wichtiger Markt“ 11<br />

Gesundheitstourismus: Arabische Patienten kommen gern<br />

nach Deutschland 13<br />

Gesundheit<br />

Der Markt in den GCC - Staaten wächst weiter rasant 14<br />

Report: Saudi-Arabien investiert massiv in das Gesundheitssystem 18<br />

Branchen<br />

Ressourcen: Arabische Länder wollen verstärkt Bodenschätze abbauen 20<br />

Einzelhandel: Shopping Malls und Hypermärkte liegen im Trend 23<br />

Mittelstand<br />

Familienunternehmen und der wirtschaftliche Aufstieg der VAE 25<br />

irak<br />

Interview mit Kammerpräsident Jaafar Al-Hamadani:<br />

„Der Irak lebt von seinem Ölreichtum, er ist die Basis für alle Verbesserungen“ 27<br />

Analyse<br />

Bilanz des Arabischen Frühlings: Die Prioritäten mussen stimmen 30<br />

Kooperation<br />

Außenminister Westerwelle in Nordafrika 32<br />

Aktuelles<br />

Roads of Arabia: Saudische Archäologieausstellung in Berlin 34<br />

Special Report<br />

Salalah Free Zone in Oman: Enabling Business Growth,<br />

Redefining Investment and Trade Routes 37<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />

Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />

ghorfa@ghorfa.de<br />

www.ghorfa.de<br />

Präsident: Dr. Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ralf Neubauer<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Farhan Yabroudi, Talal Al-Zaben, Anhar<br />

Alshamahi, Clemens Recker, Nicola Höfinghoff,<br />

Sabine Reinkober, Kathrin Lemke<br />

Layout: Fadhl Al-Romaima<br />

Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />

erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />

Richtigkeit der Angaben.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />

Quellenangabe gestattet.


NEUE MITGLIEDER<br />

SOUQ 1/2012<br />

Dr. Mazen Tal<br />

Neuer jordanischer Botschafter in Berlin ist seit dem 15. Dezember 2011<br />

Dr. Mazen Tal. Der 1952 in Irbid geborene Diplomat wurde an der Universität<br />

in Paris im Fach Internationale Beziehungen promoviert. Er war<br />

„Director of European Affairs” im Außenministerium des Königreiches<br />

und später in den jordanischen Auslandsvertretungen in Paris, Genf,<br />

New York und Neu-Delhi tätig. Dr. Tal wurde mit der jordanischen Al-<br />

Istiklal-Medaille erster und dritter Ordnung ausgezeichnet. Er spricht<br />

Englisch und Französisch, ist verheiratet und Vater zweier Töchter.<br />

Dr. Omar Zniber<br />

PeRSONALieN<br />

Neue arabische Botschafter<br />

in Deutschland<br />

Dr. Omar Zniber ist seit dem 16. Januar 2012 neuer marokkanischer<br />

Botschafter in Berlin. Der 1956 in Salé geborene Diplomat absolvierte<br />

den höheren Schulabschluss an der Académie de Bordeaux. Danach<br />

studierte er in Rabat und Paris Rechtswissenschaften. Den Doktortitel<br />

im Fach Internationales Recht erwarb er an der Université Paris II<br />

Panthéon-Assas. Seine berufliche Laufbahn begann Dr. Zniber 1986 im<br />

Außenministerium des Königreiches, wo er seitdem zahlreiche hochrangige<br />

Posten bekleidete. Auch war er eine Reihe von Jahren in der<br />

ständigen marokkanischen Vertretung in Genf tätig. Botschafter in Österreich<br />

wurde Dr. Zniber im April 2003. In Personalunion und mit Sitz<br />

in Wien wurde er wenig später Botschafter für die Slowakei und für<br />

Slowenien. Er spricht fließend Französisch und Englisch, ist verheiratet<br />

und Vater zweier Kinder.<br />

Unternehmen Ansprechpartner Webseite<br />

BAM Deutschland AG Herr Samuel Tomic www.bam-deutschland.de<br />

Proconsult Interim Management Herr Rainer Pommerenke www.pc-im.de<br />

Wörwag Pharma GmbH & Co.KG Herr Udo Meurle www.woerwagpharma.com<br />

BAUER Spezialtiefbau GmbH Herr Hans-Joachim Bliss www.bauer.de<br />

Herr Arnulf Christa<br />

B&T Brands and Trade Services Herr Alexander Prietz www.brandsandtrade.com<br />

LATHAM & WATKINS LLP Herr Dr. Philipp von Randow www.lw.com<br />

almeda GmbH Herrn Dr. Stefan Kottmair www.almeda.com<br />

Herrenknecht AG Herr Gebhard Lehmann www.herrenknecht.de<br />

Flughafen München GmbH Herrn Dr. Ralf Gaffal www.munich-airport.de<br />

Gerber Architekten international GmbH Herr Dipl.-Ing. Thomas Lücking www.gerberarchitekten.de<br />

5


NAcHRicHTeN<br />

Nachrichten<br />

Ägypten<br />

Land steigert Ausfuhren im<br />

Fiskaljahr 2010/2011 deutlich<br />

Ägypten hat seine Warenausfuhren im Fiskaljahr<br />

2010/2011 (30. Juni) überraschend deutlich<br />

gesteigert. Wie die Agentur Zawya berichtet,<br />

nahmen die Exporte um 13 Prozent auf<br />

umgerechnet 27 Mrd. US-Dollar gegenüber<br />

der Vorperiode zu. Die Importe legen um vier<br />

Prozent auf 50,7 Mrd. US-Dollar zu, so dass<br />

sich das Handelsvolumen auf insgesamt 77,7<br />

Mrd. US-Dollar belief. Wichtigster Handelspartner<br />

des Landes am Nil waren die Vereinigten<br />

Staaten, gefolgt von Italien, Deutschland<br />

und der Schweiz.<br />

VAE<br />

Nakheel plant Shopping Mall<br />

auf der Palm Jumeirah<br />

Dubais staatliche Immobiliengesellschaft<br />

Nakheel Properties plant laut „Gulf News“<br />

auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah eine<br />

neue Shopping Mall. Sie soll eine Fläche von<br />

136.000 Quadratmetern umfassen, sich auf<br />

gastronomische und Freizeit-Angebote fokussieren<br />

und die Insel für Touristen und die<br />

Bewohner attraktiver machen. Derzeit verhandelt<br />

Nakheel über die Finanzierung des Projektes,<br />

das voraussichtlich umgerechnet rund 82<br />

Mio. US-Dollar kosten wird. Es ist geplant, die<br />

Mall Ende 2013 zu eröffnen.<br />

Neue Pipeline von Abu Dhabi<br />

nach Fujairah geht bald in Betrieb<br />

Die neue Öl-Pipeline, die Abu Dhabi mit dem<br />

Emirat Fujairah am Golf von Oman verbindet,<br />

soll im Mai den Probebetrieb aufnehmen.<br />

Das berichtet die Tageszeitung „Emirates<br />

24/7“ unter Berufung auf die Abu Dhabi National<br />

Oil Company (ADNOC). Im Juni soll<br />

die Leitung dann endgültig in Betrieb gehen.<br />

Die Pipeline, mit der die Straße von Hormus<br />

umgangen wird, ist 370 Kilometer lang und<br />

wird anfänglich 1,4 Mio. Barrel Rohöl am Tag<br />

transportieren können. Später soll die tägliche<br />

Kapazität auf 1,8 Mio. Barrel ausgebaut werden.<br />

An dem Bau war auch die deutsche Firma<br />

Salzgitter Mannesmann beteiligt. Sie lieferte<br />

Röhren zu.<br />

Oman<br />

Sultanat sucht Investoren<br />

für Aquakulturen<br />

Das Sultanat Oman möchte seinen Fischereisektor<br />

mit Hilfe internationaler Investoren<br />

beleben. Wie Germany Trade & Invest (GTAI)<br />

berichtet, soll hierzu eine noch zu gründende<br />

staatliche Gesellschaft Modell-Fischfarmen<br />

errichten und entsprechende private Initiativen<br />

unterstützen. Geeignete Standorte für die<br />

ersten acht Garnelen-Zuchtbetriebe wurden<br />

bereist identifiziert. Zugleich will die omanische<br />

Regierung neun neue Fischereihäfen bauen.<br />

Bereits bestehende Häfen sollen modernisiert<br />

und gegebenenfalls erweitert werden.<br />

Es besteht Bedarf an Auktionshallen sowie<br />

Kühl- und Verkaufsräumen. Mit jährlich etwa<br />

164.000 Tonnen Fisch ist Oman der größte<br />

Fischproduzent der Golfregion. Der Erlös beläuft<br />

sich auf etwa 300 Mio. Dollar und soll bis<br />

2030 verdreifacht werden.<br />

Saudi-Arabien<br />

Centrotherm erhält Großauftrag<br />

für Bau einer Polysilizium-Fabrik<br />

Die centrotherm SiTec GmbH, eine hundertprozentige<br />

Tochtergesellschaft der centrotherm<br />

photovoltaics AG in Blaubeuren, hat<br />

in Saudi-Arabien einen Großauftrag gewonnen.<br />

Das Unternehmen soll in Yanbu am Roten<br />

Meer eine Polysilizium-Fabrik mit einer<br />

Jahreskapazität von 10.000 Tonnen errichten.<br />

Auftraggeber ist die saudische IDEA Polysilicon<br />

Company (IPC). „Wir freuen uns, dass wir<br />

mit centrotherm ein namhaftes Unternehmen<br />

mit viel Expertise entlang der solaren Wertschöpfungskette<br />

für unser Basic Engineering<br />

und Technologiekonzept gewonnen haben“,<br />

erklärte Marwan Al Ghurair, CEO von IPC.<br />

Centrotherm habe den Auftrag erhalten, weil<br />

die Firma über eine wettbewerbsfähige Polysilizium-Technologie<br />

verfüge und in der Lage<br />

sei, das Equipment später entlang der solaren<br />

Wertschöpfungskette bis hin zum Modul zu<br />

erweitern, heißt es in einer Pressemitteilung<br />

des deutschen Solarunternehmens.<br />

Königreich investiert in den<br />

Ausbau des Straßennetzes<br />

Die Regierung in Saudi-Arabien treibt den<br />

Ausbau des Straßennetzes voran. Wie Transportminister<br />

Jabara bin Abd Al-Seraisry laut<br />

„Arab News“ jetzt mitteilte, sind derzeit 284<br />

Projekte zum Bau von neuen Highways, Straßen<br />

zweiter Ordnung und Nebenstraßen auf<br />

dem Weg. Sie umfassen eine Länge von 4154<br />

Kilometern. Darüber hinaus seien weitere<br />

Straßen mit einer Länge von 2139 Kilometer<br />

in der Planung. Ein Schwerpunkt des Straßenbaus<br />

ist die Provinz Riad. Dort entstehen neue<br />

Straßen auf einer Länge von 814 Kilometern.<br />

Zudem seien weitere 759 Kilometer geplant.<br />

Es folgen die Provinzen Mekka (432 Kilometer<br />

neue Straßen) und Medina (372 Kilometer).<br />

Für dieses Jahr sind im Staatshaushalt umgerechnet<br />

rund 2,9 Mrd. US-Dollar reserviert.<br />

Im Irak sind die Einnahmen aus dem Ölgeschäft<br />

im vergangenen Jahr um 60 Prozent auf<br />

rund 83 Mrd. US-Dollar gestiegen – und damit<br />

deutlich stärker als erwartet. Der wesentliche<br />

Grund: Der Prognose der Regierung lag lediglich<br />

ein Exportpreis von 68 US-Dollar je Barrel<br />

zugrunde. Die tatsächlich erzielbaren Preise<br />

lagen aber deutlich höher. In diesem Jahr will<br />

das Land die Förderung und den Export von<br />

Rohöl um 500.000 Barrel täglich erhöhen, wie<br />

der stellvertretende Ministerpräsident für den<br />

Ölsektor, Hussain Al-Shahristani, gegenüber<br />

Reuters mitteilte. Die Einnahmen aus dem Öl-<br />

Geschäft werden damit voraussichtlich weiter<br />

deutlich wachsen und den Investitionsspielraum<br />

der irakischen Regierung erhöhen. Jetzt<br />

soll das für dieses Jahr ursprünglich auf umgerechnet<br />

100 Mrd. US-Dollar Haushaltsvolumen<br />

auf 115 Mrd. US-Dollar angehoben werden.<br />

Vorgesehen sind die zusätzlichen Mittel<br />

offenbar vor allem für Infrastrukturprojekte.<br />

Der Etat muss noch vom Parlament beschlossen<br />

werden.<br />

6 SOUQ 1/2012<br />

Irak<br />

Wachsende Öl-Einnahmen erhöhen<br />

Spielraum für Investitionen


SOUQ 1/2012<br />

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7


Ein Tourismusparadies im Oman: Jebel Sifah<br />

Die arabische Tourismusindustrie richtet<br />

den Blick nach vorn<br />

Nach einem zum Teil schwierigen Jahr 2011 richtet sich der Blick in der Tourismusindustrie der arabischen Länder<br />

wieder nach vorn. Mittelfristig soll der Sektor seinen Wachstumskurs fortsetzen. In Oman, Saudi-Arabien und den<br />

VAE legte die Branche auch im vergangenen Jahr deutlich zu. Marokko meldet ebenfalls wachsende Touristenzahlen.<br />

Der Souq gibt im Vorfeld des 12. Deutsch-Arabischen Tourismusforums einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen<br />

und Pläne für die Zukunft.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Endgültige Zahlen zu den Gästezahlen für<br />

das vergangene Jahr liegen überwiegend<br />

noch nicht vor. Einen groben Überblick liefert<br />

das zuletzt im Januar veröffentlichte<br />

„World Tourism Barometer“ der United Nations<br />

World Tourism Organization (UNW-<br />

TO). Danach ist die Zahl der internationalen<br />

Touristenankünfte 2011 in Nordafrika um<br />

zwölf Prozent zurückgegangen. In Mittleren<br />

Osten lag das Minus bei acht Prozent. Grund<br />

waren bekanntlich die politischen Turbulenzen<br />

in der Region.<br />

Allerdings verbergen sich hinter diesen<br />

Durchschnittszahlen unterschiedliche Entwicklungen.<br />

So verzeichneten Saudi-Arabien,<br />

das Sultanat Oman und die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate (VAE) laut UNWTO<br />

ein „nachhaltig stabiles“ Wachstum bei den<br />

internationalen Tourismusankünften. Diese<br />

Einschätzung wird durch entsprechende<br />

Nachrichten aus diesen Ländern bestätigt.<br />

So meldet aus den VAE das Dubai Department<br />

of Tourism and Commerce Marketing<br />

(DTCM) für die ersten drei Quartale 2011<br />

beeindruckende Zahlen. Danach wuchs die<br />

Zahl der Hotelgäste in dem Emirat im Vergleich<br />

zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent<br />

auf 6,64 Mio. Besucher. Die Zahl der<br />

Übernachtungen nahm um 26 Prozent auf<br />

24,68 Mio. zu, während die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer der Hotelgäste um 14<br />

Prozent zulegte. Deutlich zu nahmen auch<br />

die Umsätze der Hotels und Hotel-Apartments.<br />

Sie stiegen in den ersten neun Monaten<br />

des vergangenen Jahres um 19 Prozent<br />

auf umgerechnet rund drei Mrd. US-Dollar.<br />

In Dubai gibt es mittlerweile 573 Hotels (plus<br />

ein Prozent) mit rund 73.500 Zimmern (plus<br />

sieben Prozent). Auch die durchschnittliche<br />

Auslastung der Zimmer (72 Prozent) und Hotel<br />

Apartments (74 Prozent) war in den ersten<br />

drei Quartalen dieses Jahres hoch. Khalid bin<br />

Sulayem, der Director General der DTCM,<br />

führt die positive Tourismus-Bilanz Dubais<br />

nicht zuletzt auf das weltweite Marketing seiner<br />

Organisation zurück. Zumindest teilweise<br />

erklärt sich das Wachstum aber auch aus der<br />

Umlenkung von Touristen, die sonst in andere<br />

arabische Länder gereist sind.<br />

Auch die Abu Dhabi Tourism Authority<br />

(ADTA) wartet mit beachtlichen Erfolgsmeldungen<br />

auf: Im gesamten Jahr 2011 nahm<br />

die Zahl der Hotelgäste in dem Emirat im<br />

Vergleich zum Jahr 2010 um 6,5 Prozent auf<br />

2,11 Mio. Gäste zu. Die anderen Indikatoren<br />

zeigen ebenfalls einen deutlichen Aufwärtstrend:<br />

Die Zahl der Übernachtungen legte um<br />

22 Prozent auf 6,3 Mio. zu, die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer wuchs um fünf Prozent<br />

auf rund drei Nächte. Auch die Hotelumsätze<br />

expandierten: um drei Prozent auf umgerechnet<br />

1,2 Mrd. US-Dollar. Die durchschnittliche<br />

Auslastung der Zimmer lag bei 69 Prozent.<br />

8 SOUQ 1/2012


ADTA-Chairman Sultan Bin Tahnoon Al<br />

Nahyan führt den Aufschwung des Tourismus<br />

in Abu Dhabi auf eine Reihe von Faktoren<br />

zurück. So habe seine Organisation Büros<br />

in Russland und in den USA eröffnet und<br />

verstärkt auf den asiatischen Markt fokussiert.<br />

Auch hätten die zahlreichen Weltklasse-Events<br />

in Abu Dhabi und die Ausweitung<br />

der Flugverbindungen in das Emirat zur<br />

Belebung des Fremdenverkehrs beigetragen.<br />

Die hohe und wachsende Auslastung der Hotels<br />

(plus sieben Prozent) sei, so Al Nahyan,<br />

insofern beachtlich, als die Hotelkapazitäten<br />

im vergangenen Jahren deutlich gewachsen<br />

seien. Für das laufende Jahr rechnet er zumindest<br />

mit 2,3 Mio. Gästen.<br />

Angaben zum Tourismus in Saudi-Arabien<br />

im Jahr 2011 sind derzeit nicht verfügbar.<br />

Doch hat sich der Sektor schon in der Vergangenheit<br />

äußerst dynamisch entwickelt.<br />

So nahm die Zahl der internationalen Touristenankünfte<br />

laut saudischer Zentralbank<br />

zwischen 2006 und 2008 von 8,6 auf 14,7<br />

Mio. Gäste zu. Danach kam es infolge der<br />

Ausbreitung des H1N1-Virus und der globalen<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise zu einem<br />

Rückgang der Touristenankünfte auf 10,9<br />

Mio. Gäste in den Jahren 2009 und 2010.<br />

Doch ändert dies nichts an dem enormen Potenzial<br />

des Fremdenverkehrs in dem Königreich.<br />

Hauptwachstumstreiber sind Pilger-<br />

Reisen. Auf sie entfallen etwa 50 Prozent<br />

aller Touristenankünfte.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismussektors<br />

in dem Königreich ist nicht zu<br />

unterschätzen. Sein Anteil am nominellen<br />

Bruttoinlandsprodukt lag laut der saudischen<br />

National Commercial Bank 2009 bei immerhin<br />

4,5 Prozent und soll in Zukunft ebenso<br />

weiter zunehmen wie die Zahl der im Tourismus<br />

tätigen Beschäftigten. Diese wuchs in<br />

den Jahren 2006 bis 2009 von rund 350.000<br />

auf etwa 479.000 Arbeitskräfte. Ziel der Saudi<br />

Commission for Tourism and Antiquities<br />

(SCTA) ist es, bis zum Jahr 2020 rund 900.000<br />

neue Stellen in der Branche zu schaffen.<br />

Die Investmentbank Alpen Capital hat ein<br />

Studie zur Hotelbranche in den Staaten des<br />

Golfkooperationsrates (GCC) veröffentlicht.<br />

Darin wird auch die Entwicklung der Touristenankünfte<br />

bis zum Jahr 2020 prognostiziert<br />

(siehe Tabelle). Zwar stimmen die Angaben<br />

von Alpen Capital und der saudischen Zentralbank<br />

zu den Touristenankünften im Jahr<br />

2010 in Saudi-Arabien nicht überein. Doch<br />

SOUQ 1/2012<br />

macht das Szenario zumindest eines deutlich:<br />

Der Tourismus in dem Königreich wird seine<br />

führende Position im Vergleich der GCC-<br />

Staaten weiter ausbauen. Zugleich werden die<br />

VAE ihren zweiten Rang behaupten.<br />

Außerhalb der GCC-Staaten ist Ägypten,<br />

das diesjährige Partnerland der Internationalen<br />

Tourismusbörse in Berlin, der bedeutendste<br />

arabische Tourismusmarkt. Das Land<br />

am Nil verzeichnete noch 2010 einen neuen<br />

Besucherrekord. Die Zahl der ausländischen<br />

Touristen nahm gegenüber dem Vorjahr um<br />

17,5 Prozent auf 14,73 Mio. Menschen zu.<br />

Auch 1,33 Mio. Deutsche besuchten Ägypten.<br />

Sie lagen damit im Gäste-Ranking hinter<br />

den Russen und Briten an dritter Stelle.<br />

Im vergangenen Jahr musste Ägypten infolge<br />

der politischen Turbulenzen einen Rückgang<br />

der Besucherzahlen um gut 30 Prozent<br />

verkraften. Die Zahl der Touristenankünfte<br />

ging von 14,7 auf 9,8 Mio. Gäste zurück. Die<br />

Zahl der Übernachtungen (2010: 141 Mio.)<br />

sank um 19 Prozent auf 114 Mio. Nächte.<br />

Experten gehen allerdings davon aus, dass<br />

die Einbußen schnell kompensiert werden<br />

können. „Wenn sich die Einstellungen ändern,<br />

können wir 2012 wieder die Zahlen des<br />

TOURiSMUS<br />

Jahres 2010 erreichen, Einnahmen in Höhe<br />

von 12,5 Mrd. US-Dollar erzielen und 14,7<br />

Mio. Gäste begrüßen“, erklärte Ende Dezember<br />

der amtierende Tourismusminister<br />

Mounir Fakhry Abdel Nour in einem Interview<br />

mit der Nachrichtenagentur Reuters.<br />

Voraussetzung sei, so der Minister, dass in<br />

dem Land am Nil wieder Ruhe einkehre.<br />

Der Blick in der ägyptischen Tourismusbranche<br />

ist – wie überall in der Region – nach vorne<br />

gerichtet, und es gibt Grund für Optimismus.<br />

Der Tourismus ist für das Land eine Schlüsselbranche:<br />

Jeder siebte Ägypter lebt nach Angaben<br />

von Minister Abdel Nour direkt oder<br />

indirekt vom Fremdenverkehr. Zudem ist der<br />

Tourismus eine wichtige Devisenquelle. Jede<br />

Regierung ist daher gut beraten, den Sektor<br />

weiter auszubauen. Die massiven Investitionen<br />

der vergangenen Jahre in Hotels und Baderesorts<br />

am Roten Meer und am Mittelmeer<br />

haben die Anziehungskraft des Landes am Nil<br />

zudem weiter erhöht, und neue Projekte sind<br />

überall im Lande in der Pipeline.<br />

Auch Tunesien registrierte 2011 rückläufige<br />

Gästezahlen, nachdem im Jahr 2010 rund<br />

6,7 Mio. ausländische Touristen gekommen<br />

waren. Wie in Ägypten ist der Tourismus<br />

12. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />

Zum zwölften Mal findet am 7. März 2012 in Berlin das Deutsch-Arabische Tourismusforum<br />

statt. Es wird im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse (ITB), der weltweit<br />

größten Tourismusmesse, ausgerichtet. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltet das Event in Kooperation<br />

mit der Arab Tourism Organization, der World Tourism Organization (UNWTO) und der<br />

Messe Berlin. Erwartet werden hochrangige Vertreter aus der Tourismuswirtschaft und<br />

-politik der arabischen Länder und Deutschlands. Insgesamt rechnet die <strong>Ghorfa</strong> mit 300<br />

Teilnehmern.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach wird das Forum eröffnen. Außerdem sprechen auf der Eröffnungssitzung:<br />

Taleb Rifai, der Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO),<br />

Prof. Dr. med. Ossama Abul Majed Shobokshi, saudischer Botschaft in Berlin und Doyen des<br />

arabischen diplomatischen Korps, Ernst Burgbacher, Staatssekretär und Tourismusbeauftragter<br />

der Bundesregierung, sowie Fakhry Abdel Nour, ägyptischer Tourismusminister.<br />

In der Eröffnung wird allgemein die Frage erörtert, welche Auswirkungen der arabische<br />

Frühling auf die Tourismuswirtschaft in der arabischen Welt hat. Anschließend gliedert sich<br />

das Forum thematisch in zwei Teile. Am Vormittag stehen die Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) im Mittelpunkt. Dort wurden in den vergangenen Jahren massive Investitionen<br />

in die touristische Infrastruktur und in die Ausweitung des touristischen Angebots<br />

getätigt. Auch die Diversifizierung des touristischen Angebots wird in den Golfstaaten forciert.<br />

Konkret wird es zudem um den Oman und Katar als touristische Destinationen gehen.<br />

Am Nachmittag des 12. Deutsch-Arabischen Tourismusforums steht der Tourismus in<br />

Nordafrika und in der Levante im Mittelpunkt. Die nordafrikanischen Staaten mussten<br />

durch die Ereignisse des Jahre 2011 zum Teil starke Einbrüche in ihren Touristeneinnahmen<br />

verzeichnen, jedoch arbeiten sie bereits am Comeback. Die Chancen, insbesondere für Marokko,<br />

Tunesien und Ägypten werden in dieser Session behandelt werden.<br />

Zum Abschluss des Forums wird der Tourismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung,<br />

Ernst Burgbacher, eine Keynote über die Entwicklung der deutsch-arabischen Tourismuswirtschaft<br />

halten.<br />

9


TOURiSMUS<br />

Natur pur: Der Wadi Rum in Jordanien<br />

auch in dem Maghreb-Land ein wichtiger<br />

Sektor – weniger wegen des direkten Beitrages<br />

zum Bruttoinlandsprodukt von rund<br />

sieben Prozent, sondern vor allem wegen<br />

seiner Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Laut<br />

Germany Trade & Invest (GTAI) stehen im<br />

tunesischen Tourismussektor rund 450.000<br />

Menschen in Lohn und Brot. Das sind immerhin<br />

zwölf Prozent aller Beschäftigten.<br />

Experten gehen davon aus, dass die Tourismuswirtschaft<br />

in Tunesien ihren Wachstumskurs<br />

bald fortsetzen wird. Nach<br />

Einschätzung von Elyes Ghariani, dem tunesischen<br />

Botschafter in Berlin, befindet<br />

sich der Sektor zugleich im Umbruch: „Wir<br />

arbeiten daran, den Kultur- und Gesundheitstourismus<br />

einschließlich Thalassotherapie<br />

und Kongresstourismus auszubauen.<br />

Bei allem ist die Verbesserung der Dienstleistungsqualität<br />

eines der Hauptziele“, sagte<br />

Ghariani dem Souq.<br />

Wachsende Gästezahlen zum Halbjahr 2011<br />

meldet Marokko. Danach wurden in dem<br />

Maghreb-Land bis Ende Juni rund 4,2 Mio.<br />

Touristenankünfte registriert. Gegenüber<br />

der Vorjahresperiode (3,95 Mio. Ankünfte)<br />

war das ein Plus von 6,3 Prozent. Das berichtet<br />

MEED. Die marokkanische Tourismuswirtschaft<br />

entwickelt sich schon seit vielen<br />

Jahren positiv. Kamen im Jahr 2001 erst vier<br />

Mio. ausländische Gäste ins Land, so waren<br />

es Ende 2010 bereits 9,3 Mio. Besucher.<br />

Selbst im globalen Krisenjahr 2009 wuchs<br />

die Besucherzahl um rund zehn Prozent.<br />

Doch soll der marokkanische Tourismussektor<br />

auch in Zukunft kräftig wachsen. Wie<br />

Tourismusminister Yassir Zenagui verkündete,<br />

soll die Zahl der ausländischen Touris-<br />

ten bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden.<br />

„Eines unserer Hauptziele ist es, Marokko<br />

unter die Top 20 der Tourismusdestinationen<br />

weltweit zu bringen“, sagt Zenagui.<br />

Das Hauptaugenmerk liegt auf drei Punkten:<br />

regionale Vielfalt, Authentizität und Nachhaltigkeit.<br />

Zenagui: „Marokko ist ein vielfältiges<br />

Land. Das wollen wir vermehrt nutzen<br />

und auch Regionen stärken, die bis jetzt touristisch<br />

noch nicht sehr bekannt sind und wo<br />

die Bevölkerung damit auch noch nicht vom<br />

Tourismus profitieren konnte.“<br />

Der neue Rahmenplan der marokkanischen<br />

Regierung läuft unter dem Label „Vision<br />

2020“. Laut GTAI werden der staatliche<br />

Fonds für Tourismus (Fonds Marocain pour<br />

le Développement Touristique) und der Bankensektor<br />

für den Zeitraum 2011 bis 2016<br />

umgerechnet rund 2,2 Mrd. Euro mobilisieren.<br />

Die Regierung erhofft sich dadurch<br />

Folgeinvestitionen insbesondere aus den<br />

arabischen Golfstaaten. Ziel der Initiative ist<br />

es, bis zum Jahr 2016 rund zwei Drittel der<br />

in alten Plänen enthaltenen Tourismusprojekte<br />

zu realisieren und den Rest bis 2020 zu<br />

verwirklichen. Zunächst sollen die Ferienorte<br />

Saidia, Taghazout und Lixus fertig gestellt<br />

werden, um später neue Tourismuszentren<br />

zu entwickeln.<br />

Nach Einschätzung von GTAI haben sich die<br />

Realisierungschancen des marokkanischen<br />

Tourismusprogramms jüngst stark verbessert.<br />

Der Hintergrund: Ende November 2011<br />

legten Staatsfonds aus Katar, Kuwait und den<br />

VAE gemeinsam mit Marokko zu gleichen<br />

Teilen den Tourismusfonds Wessal Capital<br />

in Höhe von umgerechnet knapp zwei Mrd.<br />

Euro auf. Insgesamt soll dieser Fonds einmal<br />

ein Volumen von 2,6 Mrd. Euro haben.<br />

Auch Jordanien, das im vergangenen Jahr<br />

rückläufige Besucherzahlen hinnehmen<br />

musste, hat für die Zukunft große Pläne. Eine<br />

entsprechende Strategie für die Jahre 2010<br />

bis 2015 präsentierte das jordanische Tourismusministerium<br />

im vergangenen Juli. Ziel ist<br />

es danach, die Erlöse aus dem Tourismus bis<br />

zum Jahr 2015 auf 4,2 Mrd. JD (umgerechnet<br />

etwa 4,5 Mrd. Euro) zu steigern. Dies käme<br />

einer Verdoppelung der Einnahmen aus dem<br />

Fremdenverkehr gleich. Die Zahl der Gäste<br />

soll bis 2015 auf 9,4 Mio. zunehmen. Durch<br />

Werbung und Marketing soll erreicht werden,<br />

dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

der Touristen deutlich zunimmt. Auch soll die<br />

Kapazität der Airlines, die das Königreich anfliegen,<br />

um 20 Prozent erhöht werden.<br />

In der jüngeren Vergangenheit hat sich der<br />

Tourismus in Jordanien uneingeschränkt positiv<br />

entwickelt. So nahmen die Zahl der ausländischen<br />

Gäste von 5,5 Mio. im Jahr 2004<br />

auf 8,2 Mio. Besucher im Jahr 2010 zu. Auch<br />

die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr<br />

wuchsen: von 943 Mio. JD im Jahr 2004 auf<br />

2,4 Mrd. JD (etwa 2,6 Mrd. Euro) in 2010.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung des jordanischen<br />

Tourismussektors ist auch sonst groß:<br />

Er trägt etwas etwa 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt<br />

bei und gilt als zweitgrößter<br />

Arbeitgeber im Land.<br />

Touristenankünfte in den GCC-Staaten (in tausend)<br />

Land<br />

Bahrain<br />

Kuwait<br />

Oman<br />

Katar<br />

Saudi-Arabien<br />

VAE<br />

GCC<br />

2010<br />

8.568<br />

5.074<br />

1.357<br />

1.591<br />

14.143<br />

9.993<br />

40.996<br />

Quelle: Alpen Capital, GCC Hospitality Industry,<br />

April 2011<br />

2015*<br />

11.459<br />

5.473<br />

1.564<br />

1.892<br />

21.042<br />

12.206<br />

53.636<br />

2020*<br />

12.198<br />

5.860<br />

2.091<br />

2.126<br />

27.496<br />

14.502<br />

64.273<br />

10 SOUQ 1/2012


„Für die deutschen Reiseveranstalter sind die arabischen<br />

Länder ein wichtiger Markt“<br />

Die arabischen Länder bleiben für die Deutschen ein wichtiges Reiseziel mit hohem Potenzial. Auch in Ägypten und<br />

Tunesien nehmen die Gästezahlen wieder zu. Viel hängt davon ab, wie sich die politische Stabilität und Sicherheit<br />

in den Ländern gestaltet. Zu dieser Einschätzung kommt Ernst Burgbacher, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung<br />

und parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, im Interview mit dem Souq. Die<br />

Fragen stellte Dr. Ralf Neubauer.<br />

SOUQ: Herr Burgbacher, die Deutschen gelten<br />

weiter als Reiseweltmeister. Top-Reiseziele<br />

sind Spanien, die Türkei und Italien. Welches<br />

Potenzial haben nach Ihrer Einschätzung<br />

die arabischen Länder als Destinationen für<br />

deutsche Touristen?<br />

Burgbacher: Ja, Sie haben ganz recht: Wir<br />

Deutschen sind sehr reiselustig und neugierig<br />

auf andere Länder. Bei der Wahl der Reiseziele<br />

spielen natürlich die arabischen Länder eine<br />

wichtige Rolle. Rund 1,2 Mio. deutsche Touristen<br />

reisen jedes Jahr nach Ägypten, rund<br />

500.000 nach Tunesien und rund 200.000<br />

nach Marokko. Auch Reisen nach Oman und<br />

in die Vereinigten Arabischen Emirate werden<br />

immer stärker nachgefragt. Ich schätze<br />

das Potenzial der arabischen Länder auch für<br />

die Zukunft hoch ein. Für die deutschen Reiseveranstalter<br />

sind die arabischen Länder ein<br />

wichtiger Markt.<br />

SOUQ: Was macht aus Ihrer Sicht die Attraktivität<br />

der arabischen Länder für deutsche<br />

Touristen aus?<br />

Burgbacher: Diese Frage lässt sich nicht mit<br />

wenigen Worten beantworten. Sicher ist es<br />

der Mix an Angeboten, die die Touristen in<br />

den arabischen Ländern finden: Wärme, Sonne,<br />

wunderschöne Strände, aber auch alte<br />

und zum Teil noch unbekannte Kulturen und<br />

Bräuche, historische Sehenswürdigkeiten.<br />

Hinzu kommt das Moderne – exquisite Hotels<br />

und Einkaufsmöglichkeiten, hervorragende<br />

Kongresszentren. Und nicht zu vergessen –<br />

die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit<br />

der Menschen in den Ländern. All das finden<br />

wir nur wenige Flugstunden von Deutschland<br />

entfernt.<br />

SOUQ: Welche Strategie sollten die arabischen<br />

Länder vor diesem Hintergrund verfolgen,<br />

um mehr deutsche und europäische<br />

Gäste zu gewinnen?<br />

SOUQ 1/2012<br />

Staatssekretär Ernst Burgbacher<br />

Burgbacher: Lassen Sie mich vorweg schicken:<br />

Tourismus kann nur im Frieden gedeihen.<br />

Für die Touristen ist Sicherheit in den<br />

Urlaubsorten ein hohes Gut und ein wichtiges<br />

Entscheidungskriterium. Die politischen<br />

Ereignisse seit Anfang 2011 in den Ländern<br />

Nordafrikas haben wieder einmal deutlich<br />

gezeigt, wie sensibel der Tourismus reagiert.<br />

Die Menschen in den nordafrikanischen Ländern<br />

haben für ihren Mut große Sympathien<br />

und Respekt der Weltöffentlichkeit verdient.<br />

Sie sind für demokratische Reformen und<br />

eine bessere Zukunft auf die Straße gegangen.<br />

Doch der Tourismus in diesen Ländern<br />

ist eingebrochen. Gerade für Ägypten und<br />

Tunesien ist der Tourismus ein sehr wichtiger<br />

Wirtschaftsbereich. Deshalb muss das Vertrauen<br />

der Touristen schnell zurück gewonnen<br />

werden. Denn wir dürfen uns nichts vormachen:<br />

Der Wettbewerb der Destinationen<br />

hat sich weltweit verschärft.<br />

SOUQ: Was muss also geschehen?<br />

Burgbacher: Wichtig erscheint mir, dass die<br />

arabischen Länder ihre jeweiligen Werte<br />

TOURiSMUS<br />

und Besonderheiten stärker herausstellen<br />

und ein gezieltes Tourismusmarketing im<br />

Ausland organisieren. Dabei sollte sich das<br />

Marketing mit geeigneten Produkten an<br />

verschiedene Kundengruppen wenden, zum<br />

Beispiel Kunst- und Kulturinteressierte,<br />

Liebhaber von Strand und Meer oder von<br />

Wellness- und Gesundheitsreisen, Jugendliche,<br />

ältere Reisende. Auch das Thema<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit erlangt bei der<br />

Wahl von Reisezielen eine immer größere<br />

Bedeutung. Die Entscheidung der Regierung<br />

Ägyptens, ihre Zusage aufrecht zu erhalten<br />

und in diesem Jahr als Partnerland der<br />

ITB Berlin aufzutreten, war auf jeden Fall<br />

eine richtige Entscheidung. Ägypten kann<br />

dadurch der ganzen Welt sein touristisches<br />

Potenzial präsentieren. Sicher wird das auch<br />

dem Tourismus in anderen arabischen Ländern<br />

neue Impulse geben.<br />

SOUQ: Welche Bedeutung hat der Tourismus<br />

aus Ihrer Sicht für die wirtschaftliche und soziale<br />

Entwicklung der arabischen Länder?<br />

Burgbacher: Der Tourismus ist weltweit ein<br />

wichtiger Wirtschaftsfaktor mit einer hohen<br />

Dynamik. Es ist zugleich ein relativ arbeitsintensiver<br />

Bereich, der viele Arbeitsplätze<br />

schafft. Für die traditionellen Urlaubsländer<br />

im arabischen Raum spielt der Tourismus für<br />

Wachstum und Beschäftigung eine wichtige<br />

Rolle. Vor allem kleine und mittelständische<br />

Unternehmen finden hier ein Betätigungsfeld.<br />

Der Tourismus schafft Einkommen für<br />

die Unternehmen und ihre Beschäftigten.<br />

Doch nicht nur Hotels und Reiseveranstalter<br />

leben vom Tourismus. Zahlreiche Industrie-<br />

und Dienstleistungsbereiche sind direkt<br />

oder indirekt mit dem Tourismus verbunden.<br />

Ich denke dabei vor allem an die Transport-<br />

und Verkehrswirtschaft, die Lebensmittelindustrie,<br />

den Einzelhandel, aber auch an die<br />

Energie- und Wasserwirtschaft, Reinigung,<br />

Abfallbeseitigung und viele andere Bereiche.<br />

11<br />

Foto: Burgbacher


TOURiSMUS<br />

Geeignete Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />

des Tourismus unterstützen damit<br />

auch eine Vielzahl anderer Wirtschaftsbereiche<br />

der Länder.<br />

SOUQ: Von der Finanzkrise seit September<br />

2008 hat sich der Tourismussektor der arabischen<br />

Länder weitgehend abgekoppelt. Erst<br />

in diesem Jahr ist es in Nordafrika und dem<br />

Mittleren Osten infolge der politischen Umwälzungen<br />

insgesamt zu einem deutlichen<br />

Rückgang der Gästezahlen gekommen. Wie<br />

schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?<br />

Wann geht es wieder bergauf?<br />

Burgbacher: Die Entwicklung wird in den<br />

einzelnen Ländern sicher sehr unterschiedlich<br />

verlaufen. Was Ägypten und Tunesien<br />

anbetrifft, bin ich optimistisch. Zwar haben<br />

die beiden Länder noch nicht wieder die Touristenzahlen<br />

erreicht wie vor den politischen<br />

Veränderungen, doch unsere Reiseveranstalter<br />

haben mir bestätigt, dass die Buchungszahlen<br />

wieder ansteigen. Länder wie Syrien,<br />

Libyen oder Jemen werden sicher noch einen<br />

längeren Zeitraum brauchen, bis sich der<br />

Tourismus wieder erholt. Vieles hängt davon<br />

ab, wie sich politische Stabilität und Sicherheit<br />

in den Ländern gestalten.<br />

SOUQ: Ägypten, das diesjährige Partnerland<br />

der ITB und beliebteste arabische Reiseziel<br />

der Deutschen, musste ebenfalls deutliche<br />

Einbußen hinnehmen. Wie schätzen Sie die<br />

Lage dort ein? Wird das Land auch in Zukunft<br />

seine Position als führendes arabisches<br />

Urlaubsland behaupten?<br />

Burgbacher: Wie bereits gesagt: Die Kooperation<br />

zwischen den deutschen Reiseunternehmen<br />

und ihren Partnern in Nordafrika und dem<br />

Mittleren Osten ist ganz wichtig für die Wiederbelebung<br />

des Tourismus. Deshalb ermutigen<br />

wir die deutschen Reiseunternehmen, gemeinsam<br />

mit ihren Partnern in der Region, entsprechende<br />

Strategien zu entwickeln, damit sich der<br />

Tourismus schnell erholen kann. Zum Beispiel<br />

besteht ein reger Austausch zwischen dem<br />

Deutschen ReiseVerband e.V. (DRV) und dem<br />

Fremdenverkehrsamt Tunesien in Deutschland.<br />

Wichtig ist, aufeinander zuzugehen und die<br />

Stärken und Schwächen zu analysieren. Dann<br />

kann man entsprechende Maßnahmen einleiten,<br />

um die Stärken auszubauen und die Schwächen<br />

möglichst rasch zu überwinden.<br />

SOUQ: Immer beliebter als Reiseziel werden<br />

auch die Länder am Golf, vor allem die Verei-<br />

nigten Arabischen Emirate und das Sultanat<br />

Oman. Was zeichnet aus Ihrer Sicht diese Destinationen<br />

aus und wie wird sich der Tourismus<br />

dort entwickeln?<br />

Burgbacher: Die Länder am Golf befinden<br />

sich an der Schnittstelle zwischen dem arabischen<br />

Raum und Asien. Viele Touristen aus<br />

Deutschland verbinden Reisen nach Asien<br />

mit einem Kurzaufenthalt in diesen Ländern,<br />

um vielleicht später für einen längeren Aufenthalt<br />

zurück zu kehren. Beliebt sind auch<br />

Kreuzfahrten, die in diese Länder führen.<br />

Faszinierend an den Golfstaaten ist aus meiner<br />

Sicht vor allem die gekonnte Verbindung<br />

von historischen Kulturstätten mit moderner<br />

Architektur und sehr guten Einkaufsmöglichkeiten.<br />

Es ist beeindruckend, welche Vielfalt<br />

von erstklassigen Hotels in den letzten Jahren<br />

in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstanden<br />

ist. Die touristischen Angebote sind<br />

überwiegend hochwertig und sprechen vorwiegend<br />

die individuell Reisenden an.<br />

Arabische Gäste<br />

immer wichtiger für<br />

Deutschland<br />

SOUQ: Wie beurteilen Sie das Engagement<br />

der Golfstaaten, was den nachhaltigen Tourismus<br />

betrifft?<br />

Burgbacher: Es ist besonders hervorzuheben.<br />

Nachhaltigkeit wird für die Touristen immer<br />

mehr zu einem wichtigen Kriterium für die<br />

Wahl ihrer Reiseziele. Damit sind die Staaten<br />

auf dem richtigen Weg. So war Abu Dhabi im<br />

Dezember 2011 erneut Gastgeber des World-<br />

Green-Tourism-Gipfels.<br />

SOUQ: Wie entwickelt sich der Tourismus<br />

in Deutschland? Wie sind die mittelfristigen<br />

Perspektiven?<br />

Burgbacher: Der Tourismus entwickelt sich in<br />

Deutschland derzeit sehr erfolgreich. Bereits<br />

2010 konnten wir eine Rekordzahl von mehr<br />

als 380 Millionen Übernachtungen verzeichnen.<br />

Dabei wurde bei ausländischen Touristen<br />

erstmals die Schallmauer von 60 Millionen<br />

Übernachtungen überschritten. Die endgültigen<br />

Zahlen für 2011 liegen noch nicht vor,<br />

doch die Ergebnisse bis November 2011 lassen<br />

erkennen, dass das Ergebnis 2011 noch<br />

besser ausfallen wird. Bis November stiegen<br />

die Übernachtungen insgesamt gegenüber<br />

dem gleichen Vorjahreszeitraum um vier<br />

Prozent und die der ausländischen Gäste sogar<br />

um sechs Prozent.<br />

SOUQ: Welche Bedeutung haben arabische<br />

Touristen für Deutschland? Sind es vor allem<br />

arabische Medizintouristen, die nach<br />

Deutschland kommen? Hat dieses Geschäft<br />

Zukunft?<br />

Burgbacher: Im Jahr 2010 konnten wir in<br />

Deutschland rund 970.000 Übernachtungen<br />

von Gästen aus den arabischen Ländern verzeichnen.<br />

Gegenüber 2009 stiegen damit die<br />

Übernachtungen um mehr als 26 Prozent –<br />

für uns eine sehr erfreuliche Entwicklung.<br />

Die Reisemotive der Touristen aus den arabischen<br />

Ländern sind sehr verschieden: Im<br />

Jahr 2010 gehörten rund 37 % aller Deutschlandreisen<br />

aus dem arabischen Markt zu Urlaubs-<br />

und Freizeitreisen. Richtig ist, dass<br />

viele arabische Gäste Kurorte und Heilbäder<br />

aufsuchen, um sich in Deutschland zu erholen<br />

oder behandeln zu lassen. Klima, Landschaft<br />

und der gute Ruf unserer Kur- und Heilbäder<br />

bieten die Garantie für einen erholsamen<br />

Aufenthalt. Dieses Segment wird sich auch in<br />

Zukunft positiv entwickeln.<br />

SOUQ: Welche Bedeutung haben arabische<br />

Geschäftsreisende?<br />

Burgbacher: Dank der guten Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen Deutschland und den<br />

arabischen Ländern haben wir natürlich auch<br />

viele Geschäftsreisende zu Gast. Sie hatten<br />

2010 einen Anteil von rund 27 Prozent an den<br />

Deutschlandreisen von Touristen aus dem arabischen<br />

Raum. Außerdem besuchen auch viele<br />

arabische Gäste ihre Freunde und Verwandte<br />

in Deutschland.<br />

SOUQ: Wirbt Deutschland gezielt um arabische<br />

Touristen?<br />

Burgbacher: Die Deutsche Zentrale für Tourismus<br />

(DZT), die für das touristische Auslandsmarketing<br />

zuständig ist und von der Bundesregierung<br />

gefördert wird, hat seit mehreren<br />

Jahren in Dubai eine Repräsentanz und bearbeitet<br />

von dort aus den Markt der Golfregion.<br />

Sie stellt umfangreiche Informationsmaterialien<br />

zur Verfügung, organisiert Roadshows<br />

und Studienreisen und informiert im Internet<br />

in arabischer Sprache über das Reiseland<br />

Deutschland. Wir hoffen, dass sich dadurch in<br />

Zukunft noch mehr Touristen für eine Reise<br />

nach Deutschland entscheiden.<br />

12 SOUQ 1/2012


Foto: Vivantes<br />

Gesundheitstourismus: Arabische Patienten<br />

kommen gern nach Deutschland<br />

Arabische Touristen lassen das Herz deutscher<br />

Reisemanager höher schlagen. Sie kommen<br />

in immer größeren Zahlen, bleiben länger als<br />

andere, geben dabei deutlich mehr Geld aus<br />

und das wichtigste: sie kommen gerne wieder.<br />

Insbesondere die Bürger der arabischen<br />

Golfstaaten haben Deutschland als Lieblingsziel<br />

in Europa für sich entdeckt. Mit mehr<br />

als 300.000 touristischen Ankünften aus den<br />

arabischen Golfstaaten konnte Deutschland<br />

im Jahr 2010 erstmals die Spitzenposition in<br />

Europa übernehmen. Dabei bleibt der arabische<br />

Gast im Schnitt 14 Nächte, bevorzugt in<br />

Luxusherbergen (60% der Übernachtungen),<br />

und gibt dafür statistisch gesehen 2682 Euro<br />

aus. Dies ist deutlich mehr als vergleichbare<br />

Besuchergruppen. Die Rechnung für die<br />

deutsche Tourismusbranche ist einfach: Arabische<br />

Besucher kommen in größeren Zahlen<br />

und haben höhere Reisebudgets, eine hochwillkommene<br />

Klientel also.<br />

Das beliebteste Zeitfenster der arabischen<br />

Besucher, und Gesundheitstouristen sind<br />

hier keine Ausnahme, ist die Sommerzeit.<br />

Durch die Verschiebung des Ramadan vom<br />

SOUQ 1/2012<br />

Spät- in den Hochsommer, wird das Urlaubsfenster<br />

aber möglicherweise kleiner, da der<br />

Ramadan üblicherweise zuhause und in der<br />

Familie begangen wird.<br />

Gesundheit<br />

Man muss zwar nicht krank sein, um nach<br />

Deutschland in den Urlaub zu fahren, aber<br />

die in der arabischen Welt hoch angesehene<br />

deutsche Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger<br />

Anziehungsfaktor für arabische Touristen<br />

und Patienten, die das Angenehme mit<br />

dem Notwendigen verbinden. Eine Charme-<br />

und Marketingoffensive der deutschen Tourismus-<br />

und Gesundheitswirtschaft im Jahr<br />

2011 sollte noch mehr behandlungswillige<br />

Araber nach Deutschland holen.<br />

Dabei ist der Gesundheitstourismus eine<br />

kostspielige Angelegenheit für die entsendenden<br />

Länder. Allein die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate geben jährlich mehr als<br />

zwei Milliarden US-Dollar für die Behandlung<br />

ihrer Staatsbürger im Ausland aus. Die<br />

großen Investitionen in den arabischen Ge-<br />

TOURiSMUS<br />

Immer mehr arabische Touristen kommen – auch aus gesundheitlichen Gründen – nach Deutschland. Deutsche<br />

Städte, Länder und Kliniken sind sehr gut auf die arabischen Gäste eingestellt, nie kamen mehr Besucher aus der<br />

Region. Aber die Konkurrenz schläft nicht.<br />

Deutsche Medizin ist bei arabischen Patienten gefragt<br />

sundheitssystemen bieten zwar gute Chancen<br />

für deutsche Gesundheitsunternehmen,<br />

könnten aber mittelfristig dem Medizintourismus<br />

das Wasser abgraben. Denn diese Investitionen<br />

dienen auch dazu, ein größeres<br />

Spektrum von Behandlungen im Inland vornehmen<br />

zu können.<br />

Zudem gibt es bereits einen innerregionalen<br />

Gesundheitstourismus, von dem hauptsächlich<br />

Jordanien profitiert. Aber auch die<br />

arabischen Golfstaaten versuchen, Gesundheitstouristen<br />

aus anderen Ländern anzuziehen.<br />

Der lukrative Markt ist also bereits hart<br />

umkämpft und auch andere globale Player<br />

mischen mit.<br />

Korea als Vorbild?<br />

Hinter „Medical Korea“ verbirgt sich, wie<br />

ein deutscher Gesundheitsmanager dieser<br />

Tage referierte, eine „generalstabsmäßig<br />

geplante Organisation zur Anwerbung von<br />

Gesundheitstouristen nach Korea.“ In Korea<br />

haben sich Gesundheits- und Tourismusministerium<br />

mit Privatanbietern zusammengetan,<br />

um ausländische Patienten nach Korea<br />

zu locken. Die gestraffte und finanziell gut<br />

ausgestattete Initiative kann ebenso wie<br />

Deutschland auf erstklassige medizinische<br />

Infrastrukturen und Einrichtungen verweisen.<br />

Auch Malaysia, Thailand und Singapur<br />

sind zunehmend beliebte Destinationen für<br />

arabische Gesundheitstouristen.<br />

Einer koreanischen Bündelung steht hierzulande<br />

noch der deutsche Föderalismus im<br />

Wege. Bayern werben für München, Hamburg<br />

für Hamburg, Hessen für Bad Nauheim,<br />

Berlin für Berlin und so weiter. Doch<br />

gerade die Vielfalt der deutschen Tourismus-<br />

und Medizindestinationen kann ein<br />

entscheidender Vorteil sein. Jedoch sollte<br />

dabei ein gewisses Maß an Koordinierung<br />

und Kooperation erreicht werden, damit die<br />

positiven Effekte des innerdeutschen Länderwettbewerbs<br />

überwiegen.<br />

13


GeSUNDHeiT<br />

Der Gesundheitsmarkt in den GCC-Staaten<br />

wächst weiter rasant<br />

Fast 400 deutsche Aussteller waren in diesem Januar auf der Arab Health vertreten. Auch einige Politiker aus Bund und<br />

Ländern besuchten die Gesundheitsmesse in Dubai. Sie alle wissen: Der Gesundheitsmarkt am Golf bleibt auf Wachstumskurs<br />

und bietet enorme geschäftliche Chancen. Prognosen zufolge soll der Markt um jährlich elf Prozent wachsen.<br />

Die Arab Health ist nach der Düsseldorfer „Medica“<br />

die zweitgrößte Gesundheitsmesse der Welt. Für Unternehmen<br />

aus der Gesundheitsbranche, die am Golf<br />

Fuß fassen wollen, gilt sie mittlerweile als Pflichtveranstaltung.<br />

Es verwundert daher nicht, dass sich 383<br />

deutsche Firmen in Dubai präsentierten. Unter den<br />

diesjährigen Messebesuchern war auch Bundesgesundheitsminister<br />

Daniel Bahr. Er traut der Golfregion<br />

großes Wachstum zu: „Ich bin in die Emirate gekommen,<br />

um die gesundheitspolitische Kooperation noch<br />

weiter zu intensivieren“, erklärte der Minister.<br />

Begleitet wurde Bahr von einer Delegation aus Abgeordneten,<br />

Architekten, Krankenhaus- und Krankenversicherungsexperten<br />

sowie Unternehmensvertretern.<br />

Unter anderem führte er politische Gespräche mit<br />

dem VAE-Gesundheitsminister und nahm an einem<br />

Krankenhaus-Neubau in Dubai: Das deutsch-saudische Hospital entsteht<br />

Expertenworkshop zur Diabetes-Bekämpfung teil, der rate von elf Prozent entspricht. Die Zahl – gemessen an den Verhältnissen in Eu-<br />

gemeinsam von seinem Haus und dem Bundesland der Krankenhausbetten in der Region wird ropa oder den Vereinigten Staaten – noch<br />

Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet wurde. im gleichen Zeitraum um rund 8700 auf längere Zeit unterversorgt bleiben. Das<br />

etwa 94.000 zunehmen. Die Unterneh- lässt ein internationaler Vergleich erah-<br />

Auch mit Vertretern der Gesundheitsbehörde und der mensberatung McKinsey hatte bereits im nen. In den GCC-Staaten beliefen sich die<br />

Krankenversicherung in Abu Dhabi tauschte sich der Jahr 2006 vorausgesagt, dass sich die Ge- Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben im Jahr<br />

Bundesgesundheitsminister aus. Bahr: „Es ist vorbildlich, sundheitsausgaben der GCC-Staaten von 2009 auf durchschnittlich 895 US-Dollar.<br />

dass das Emirat eine verpflichtende Krankenversicherung damals zwölf Mrd. US-Dollar auf 60 Mrd. Dagegen waren es in Großbritannien 3285<br />

für die gesamte Bevölkerung aufbaut. Die Krankenver- US-Dollar im Jahr 2025 verfünffachen US-Dollar, in Deutschland 4629 US-Dollar<br />

sicherung wird durch das Tochterunternehmen eines<br />

deutschen Versicherungsunternehmens betrieben. Das �<br />

werden. Trotzdem werden die Golfstaaten und in den USA sogar 7410 US-Dollar.<br />

beweist die enge gesundheitspolitische Vertrauensbezie- �<br />

hung zwischen den Emiraten und Deutschland.“<br />

�<br />

Tatsächlich bieten sich deutschen Gesundheitsun- �<br />

ternehmen – ob nun Hersteller von Medizintechnik, �<br />

Pharmafirmen, Versicherungen, Krankenhausplaner �<br />

und -betreiber oder Ausbilder von medizinischem und �<br />

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are our highest priority. See See for for<br />

pflegerischem Personal – in den GCC-Staaten große<br />

�<br />

geschäftliche Chancen. Denn die Länder in der Region<br />

�<br />

haben beim Ausbau ihrer Gesundheitssysteme weiter<br />

einen hohen Nachholbedarf und werden in den kom- �<br />

menden Jahren massiv investieren.<br />

�<br />

�<br />

yourself how relaxed dental medicine<br />

can be.<br />

OPUS�DC OPUS�DC is is amongst the the few few<br />

organisations in in southern Germany to to<br />

offer treatement treatment under sleep sedation.<br />

Our services team team will will naturally take take<br />

Laut einer Studie der Investmentbank Alpen Capital,<br />

care of your needs around the clock.<br />

�<br />

care of your needs around the clock.<br />

die im vergangenen Dezember veröffentlicht wurde,<br />

�<br />

Phone: +49 7 31 / 1 40 16-0<br />

wird der GCC-Gesundheitsmarkt in den Jahren 2010<br />

Phone: +49 7 31 / 1 40 16-0<br />

�����<br />

Fax: +49 +49 7 7 31 31 / 1 / 1 40 40 16-60 16-16<br />

bis 2015 von 25,6 Mrd. US-Dollar auf 43,9 Mrd. US-<br />

Neue Straße 72-74 72 – 74<br />

Dollar expandieren, was einer jährlichen Wachstums- ����LET US BRING A SMILE � D-89073 Ulm�Germany Ulm � Germany<br />

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14 TO YOUR FACE www.opus-dc.com<br />

SOUQ 1/2012<br />

�<br />


SOUQ 1/2012<br />

5. Deutsch-Arabisches Gesundheitsforum<br />

Das 5. Deutsch-Arabische Gesundheitsforum findet am 25. und 26. April 2012 in<br />

München statt. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltet es in Zusammenarbeit mit dem bayerischen<br />

Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Es werden zahlreiche Experten und<br />

Entscheidungsträger aus dem Gesundheitssektor der arabischen Länder erwartet. Sie<br />

werde einen tiefen Einblick in die Trends, Entwicklungen, Kooperationsmöglichkeiten<br />

und Pläne in ihren Staaten geben. Wie alle Foren der <strong>Ghorfa</strong> bietet auch das Gesundheitsform<br />

ausgiebig Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und anzubahnen.<br />

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung sprechen <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach,<br />

der bayerische Gesundheitsminister Dr. Marcel Huber und Prof. Dr. med. Ossama bin<br />

Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen<br />

diplomatischen Korps in Deutschland. Die Hauptrede am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages<br />

hält Bundesgesundheitsminister Dr. Daniel Bahr.<br />

Auf dem Forum wird eine große Bandbreite der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

im Gesundheitsbereich diskutiert und behandelt werden: vom Planen, Bauen<br />

und Management von Krankenhäusern, über Ausbildung, Medizintourismus bis hin<br />

zu Geschäftsmöglichkeiten in Nordafrika und den arabischen Golfstaaten. Mit einer<br />

Panel-Diskussion, in deren Rahmen ein Fazit gezogen werden soll, endet das Deutsch-<br />

Arabische Gesundheitsforum am 26. April.<br />

Ähnliche Rückstände weisen die Golfstaaten<br />

bei anderen Indikatoren auf, beispielweise bei<br />

der Dichte an Krankenhausbetten oder bei der<br />

Versorgung mit Ärzten und Pflegepersonal. So<br />

kommen im Durchschnitt der GCC-Staaten<br />

auf 10.000 Einwohner nur 12,7 Ärzte. In den<br />

USA sind es 26,7, in Großbritannien 27,4 und<br />

in Deutschland 35,3 Ärzte. In der Krankenpflege<br />

und in der Geburtshilfe ist das Missverhältnis<br />

noch größer. In diesem Bereich gibt es im<br />

GCC-Schnitt 29 Fachkräfte je 10.000 Einwohner.<br />

In den USA sind es 98,2, in Großbritannien<br />

103 und in Deutschland 108,2 Fachkräfte.<br />

Das Wachstumspotenzial des Gesundheitssektors<br />

in der Region ist mithin enorm, und<br />

die Studie von Alpen Capital identifiziert die<br />

wichtigsten Nachfragetreiber. An erster Stelle<br />

steht das hohe Bevölkerungswachstum. Bereits<br />

im Zeitraum 2000 bis 2010 ist die GCC-Bevölkerung<br />

laut Internationalem Währungsfonds<br />

(IWF) um jährlich 3,3 Prozent auf 40,6 Mio.<br />

Menschen gewachsen. Bis 2015 sagt Alpen<br />

Capital ein Bevölkerungswachstum von jährlich<br />

2,4 Prozent voraus, was doppelt so hoch<br />

wäre wie der erwartete globale Durchschnitt.<br />

Hauptgrund ist die wachsende Zahl der Expatriates<br />

in den Golfstaaten. Doch nimmt mit<br />

den Jahren auch der Anteil älterer Menschen<br />

zu. Sie verursachen naturgemäß deutlich höhere<br />

Behandlungskosten als junge Menschen.<br />

Allein in den Jahren 2000 bis 2009 ist die Lebenserwartung<br />

in den GCC-Staaten um fast<br />

zwei Jahre gestiegen: von 74,4 auf 76,3 Jahre.<br />

Getrieben wird die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen<br />

überdies durch Zivili-<br />

sationskrankheiten, die in den GCC-Staaten<br />

besonders häufig auftreten. Die Lebensstile<br />

und das Essverhalten verändern sich dort rasant,<br />

wobei die Ernährung als ausgesprochen<br />

„ungesund“ einzustufen ist. In allen GCC-<br />

Staaten liegt daher laut einer Statistik der<br />

WHO der Anteil der übergewichtigen Männer<br />

und Frauen deutlich über dem globalen<br />

Durchschnitt. Beispielsweise sind in Kuwait<br />

52,4 Prozent der Frauen und 37,2 Prozent der<br />

Männer übergewichtig. Der entsprechende<br />

globale Durchschnitt liegt bei 14 bzw. zehn<br />

Prozent. Übergewicht begünstigt jedoch in<br />

hohem Maße Diabetes und Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen. Es überrascht daher nicht,<br />

dass laut International Diabetes Federation<br />

alle GCC-Staaten zu den zwölf Ländern zählen,<br />

in denen Diabetes weltweit am meisten<br />

verbreitet ist.<br />

Ein weiterer Faktor, der die Nachfrage nach<br />

Gesundheitsleistungen beflügelt, ist die zunehmende<br />

Verbreitung von Krankenversicherungen.<br />

Beispielweise sind in Abu Dhabi<br />

seit dem Jahr 2007 alle Expatriates verpflichtet,<br />

eine Krankenversicherung abzuschließen.<br />

Im Jahr 2008 wurde die Versicherungspflicht<br />

auf alle in Abu Dhabi lebenden VAE-Staatsbürger<br />

ausgeweitet. Auch in Saudi-Arabien<br />

wurde 2006 eine verpflichtende Krankenversicherung<br />

für ausländische Beschäftigte eingeführt<br />

und sukzessive auf Arbeitskräfte saudischer<br />

Nationalität ausgeweitet. Ähnliche<br />

Bestrebungen gibt es in allen GCC-Staaten,<br />

und Alpen Capital sagt voraus, dass die Verbreitung<br />

von Krankenversicherungen in den<br />

kommenden Jahren weiter zunehmen wird.<br />

GeSUNDHeiT<br />

Welche Entwicklungstrends zeichnen die<br />

Gesundheitssysteme in den Staaten des<br />

Golfkooperationsrates aus? Welche Herausforderungen<br />

müssen sie bewältigen? Unbestritten<br />

ist, dass sich die Qualität der Gesundheitsversorgung<br />

in den letzten Jahren<br />

stetig verbessert hat. Als Folge hat seit Ende<br />

der neunziger Jahre die Kindersterblichkeit<br />

abgenommen und die Lebenserwartung zugenommen.<br />

Parallel und im Gleichklang mit<br />

den globalen Preisen sind aber auch die Gesundheitskosten<br />

deutlich gestiegen. Denn<br />

der medizinisch-technische Fortschritt ist<br />

teuer.<br />

Die Gesundheitssysteme in den GCC-Staaten<br />

sind traditionell staatlich dominiert.<br />

Private Anbieter sind unterrepräsentiert.<br />

Vor allem die Regierungen investieren in<br />

Krankenhäuser und ambulante Einrichtungen<br />

und unterhalten diese. Das soll sich angesichts<br />

der steigenden Gesundheitskosten<br />

ändern. Die Regierungen setzen auf private<br />

Investoren und auf PPP-Modelle (Public<br />

Private Partnership). Das Problem besteht<br />

darin, dass entsprechende Investitionen<br />

kapitalintensiv sind und sich nur langfristig<br />

amortisieren. Laut Alpen Capital bieten<br />

Staaten wie Katar oder Bahrain daher privaten<br />

Firmen Anreize, indem sie eine gewisse<br />

Kostenabdeckung garantieren. Saudi-Arabien<br />

fördert den Privatsektor durch zinsfreie<br />

und langfristige Kredite.<br />

Zwar werden überall in den Golfstaaten<br />

große Krankenhausprojekte realisiert. Doch<br />

besteht laut Alpen Capital ein weiterer<br />

Trend darin, kleinere Kliniken und ambulante<br />

Gesundheitszentren zu schaffen. Sie<br />

erfordern einen geringen Kapitaleinsatz<br />

und amortisieren sich schneller. Insbesondere<br />

zur medizinischen Versorgung neuer<br />

Wohngebiete seien diese kleineren Einheiten<br />

ideal.<br />

Nach wie vor entsenden die Golfstaaten viele<br />

ihrer Staatsbürger zur Behandlung ins Ausland.<br />

Allein im Jahr 2009 sollen beispielsweise<br />

die VAE dafür zwei Mrd. US-Dollar ausgegeben<br />

haben. Experten gehen davon aus, dass<br />

diese kostspielige Praxis überall zurückgedrängt<br />

wird. Mit ambitionierten Projekten<br />

versuchen einige GCC-Staaten selbst zu einer<br />

bevorzugten Destination für Medizintouristen<br />

aus aller Welt zu werden. Zu nennen sind<br />

in diesem Zusammenhang beispielsweise die<br />

Dubai Healthcare City (DHCC) oder die Hamad<br />

Medical City in Doha (Katar).<br />

15


Advertorial<br />

Technische Universität<br />

Berlin Establishes a Satellite<br />

Campus in El Gouna<br />

Enroll now!<br />

Technische Universität Berlin - El Gouna Campus offers unmatched postgraduate<br />

educational opportunities in the fields of energy and water engineering and urban<br />

development, with expansion to other fields planned for the future. Applications<br />

are currently being received, and the inaugural class will study at the highest<br />

level in the first learning institution of its kind in the region.<br />

The internationally renowned Technische<br />

Universität Berlin strives to promote<br />

the dissemination of knowledge and<br />

to facilitate technological progress by<br />

adhering to the principles of excellence<br />

and quality. On a broader scope, it is<br />

dedicated to solving the problems of<br />

mankind and contributing to the welfare<br />

of societies. The El Gouna campus of<br />

Berlin’s university of technology, a<br />

nonprofit public-private partnership,<br />

acts as a scientific and academic field<br />

office on the Red Sea Coast of Egypt, with<br />

services provided directly by TU Berlin.<br />

In the initial phase, TU Berlin is launching<br />

three master’s degree pilot programs in<br />

Energy Engineering, Urban Development,<br />

and Water Engineering at the new El Gouna<br />

Campus. This marks the first time that a<br />

German university is offering programs<br />

in Egypt that are subject exclusively to<br />

German higher education standards and<br />

legislation in both content and structure.<br />

El Gouna founder and TU Berlin alumnus<br />

Samih Sawiris, who studied Economic<br />

Engineering at TU Berlin from 1976 to<br />

1980, is behind the project and advocates<br />

“THE STUDY PROGRAMS WILL<br />

WIDEN THE HORIZONS<br />

OF A NEW GENERATION<br />

OF ENGINEERS.”<br />

in favor of raising the bar for educational<br />

and social standards in Egypt: “It is quite<br />

clear that Germany is ranked at the very<br />

top when it comes to technology and<br />

quality in industry, and the campus in<br />

El Gouna will help another important<br />

connection between Germany and Egypt<br />

to grow and flourish.”<br />

16 SOUQ 1/2012


Investing in the future<br />

Curricula focus on the challenges facing<br />

the Middle East and North Africa as a<br />

region, with the objective of allowing young<br />

Egyptians and Arabs the opportunity to<br />

benefit from the high-standard German<br />

educational system here in Egypt. The<br />

education provided meets international<br />

standards and reflects the growing<br />

interest in sustainable development,<br />

thus opening up unprecedented career<br />

opportunities for graduates.<br />

TU Berlin will train highly qualified energy<br />

engineers, water engineers, and urban<br />

planners to address Egypt’s rapidly growing<br />

demands for resources and development.<br />

Beyond providing excellent qualifications<br />

that conform to market demands, the<br />

programs will widen the horizons of a<br />

new generation of Egyptian engineers by<br />

developing their problem-solving skills and<br />

preparing them to become entrepreneurs<br />

who pave the way to a brighter future.<br />

Education opportunities<br />

Master’s degree track programs, in<br />

which students are fully enrolled by TU<br />

Berlin, are currently offered in Energy<br />

Engineering, Urban Development, and<br />

Water Engineering.<br />

Beyond the three master’s programs, TU<br />

Berlin plans to offer additional educational<br />

opportunities in the future, including<br />

doctoral programs. The institution will also<br />

engage in research and development and<br />

SOUQ 1/2012<br />

‘‘BEYOND THE THREE MASTER’S<br />

PROGRAMS, TU BERLIN<br />

PLANS TO OFFER ADDITIONAL<br />

EDUCATIONAL OPPORTUNITIES<br />

IN THE FUTURE, INCLUDING<br />

DOCTORAL PROGRAMS.”<br />

pilot projects, offer continuing education<br />

seminars and summer school programs,<br />

and host conferences.<br />

What students can expect<br />

Most courses are held at the El Gouna<br />

campus, a 10,000-square-meter complex<br />

that includes a large lecture hall, a library,<br />

and seven additional buildings housing<br />

seminar rooms, offices, and laboratories.<br />

Students in Energy Engineering and<br />

Urban Development must spend the<br />

second semester of their studies in<br />

Berlin, giving them the opportunity to<br />

experience Germany’s fascinating capital<br />

city and attend courses at the university’s<br />

main campus in the heart of Berlin.<br />

Courses are taught in English. The<br />

programs are international in nature and<br />

accessible to applicants from all over the<br />

world. Course duration is four semesters,<br />

or two years full time, and programs begin<br />

each winter semester of the academic year<br />

in October with a maximum of 30 students<br />

enrolled per course and per semester.<br />

Students graduate with an official master’s<br />

degree from Technische Universität Berlin.<br />

We bring TU Berlin to you!<br />

How to apply<br />

Prerequisites for admission in a master’s<br />

program include holding a bachelor’s<br />

degree in engineering, having acquired<br />

one year of work experience in the field,<br />

and possessing adequate knowledge of<br />

the English language.<br />

Tuition fees of 5,000 Euros per semester<br />

cover all costs associated with attending<br />

the program and participating in program<br />

activities. Student housing, managed by<br />

TU Berlin’s partner Orascom Hotels &<br />

Development, is available near the TU<br />

campus. Special offers are extended<br />

to enrolled students. Scholarships will<br />

be available for qualified applicants,<br />

and prestigious organizations have<br />

announced their interest in sponsoring<br />

students.<br />

Candidates for master’s degree<br />

programs beginning in the winter<br />

semester 2012/13 are invited to<br />

submit their applications using the<br />

online downloadable form, along with<br />

supporting documents, by May 31, 2012.<br />

For more info and to download the application<br />

form, visit www.campus-elgouna.tu-berlin.de<br />

For those interested sponsors, please contact<br />

corporate@campus-elgouna.tu-berlin.de<br />

17


GeSUNDHeiT<br />

Saudi-Arabien investiert massiv<br />

in den Gesundheitssektor<br />

Bis zum Jahr 2015 will Saudi-Arabien umgerechnet rund 65 Mrd. US-Dollar in den Ausbau des staatlichen Gesundheitssystems<br />

investieren. Für deutsche Anbieter der Branche eröffnen sich lukrative geschäftliche Chancen.<br />

Saudi-Arabien hat seinen Gesundheitssektor<br />

bereits in der jüngeren Vergangenheit<br />

deutlich ausgebaut. Gab es 1970 lediglich 74<br />

Krankenhäuser mit 9000 Betten, so waren<br />

es im Jahr 2008 knapp 400 Hospitäler mit<br />

rund 54.000 Betten. Auch die Qualität der<br />

medizinischen Versorgung hat sich verbessert.<br />

Viele Krankenhäuser sind mit modernen<br />

Technologien und Laboren ausgestattet.<br />

Das schlägt sich in entsprechenden Resultaten<br />

nieder. Die Kindersterblichkeit der unter<br />

Fünfjährigen nahm von 44 Fällen je tausend<br />

Geburten im Jahr 1990 auf 21,1 Fälle im Jahr<br />

2008 ab. Die Lebenserwartung stieg von 71,4<br />

Jahren im Jahr 1999 auf 73,7 Jahre in 2008.<br />

Gleichwohl hat der Gesundheitssektor in<br />

Saudi-Arabien weiter Nachholbedarf. Denn<br />

gemessen an den Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben,<br />

der Versorgung mit Ärzten und<br />

Pflegepersonal oder der Dichte an Krankenhausbetten<br />

besteht weiter ein erheblicher<br />

Rückstand zu den europäischen Ländern<br />

oder zu den Vereinigten Staaten. Vor allem<br />

wird das hohe Bevölkerungswachstum die<br />

Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen<br />

in dem Königreich künftig weiter wachsen<br />

lassen. Zu diesen Themenkomplexen sei<br />

auf den Artikel über das Gesundheitswesen<br />

in allen Staaten des Golfkooperationsrates<br />

(GCC) verwiesen.<br />

Die mittelfristigen Planungen der saudischen<br />

Regierung sehen daher massive Investitionen<br />

in das staatliche Gesundheitssystem<br />

vor. Im neunten Entwicklungsplan<br />

der Regierung, der für die Jahre 2010 bis<br />

2014 gilt, sind hierfür umgerechnet rund 65<br />

Mrd. US-Dollar reserviert. Dies entspricht<br />

einem Anteil von etwa 17 Prozent an allen<br />

im Entwicklungsplan veranschlagten Ausgaben.<br />

Oder anders ausgedrückt: Der Ausbau<br />

des Gesundheitswesens hat in Saudi-Arabien<br />

hohe Priorität.<br />

In der Tabelle ist dargestellt, wie sich nach<br />

Das Olaya Medical Center in Riad<br />

den Plänen der saudischen Regierung die<br />

Versorgung mit Krankenhausbetten in dem<br />

Königreich bis Ende 2014 im Vergleich zu<br />

Ende 2008 entwickeln wird. Es wird deutlich,<br />

dass die Bettenkapazität um mehr als<br />

80 Prozent zunehmen soll. Auch in privat<br />

betriebenen Hospitälern wird die Zahl der<br />

Betten deutlich wachsen (plus 76 Prozent).<br />

Allerdings bleibt der Anteil privater Krankenhausbetreiber<br />

unverändert bei rund 21<br />

Prozent. Der Krankenhaussektor in Saudi-<br />

Arabien wird also – wie das gesamte Gesundheitswesen<br />

– auch in Zukunft staatlich<br />

dominiert sein.<br />

Eine für die Qualität der medizinischen Versorgung<br />

wichtige Kennziffer ist die Zahl der<br />

Betten je tausend Einwohner. Das bisherige<br />

Investitionsniveau im Krankenhaussektor<br />

hat, wie Germany Trade & Invest (GTAI)<br />

berichtet, angesichts der schnell wachsenden<br />

Bevölkerung zu einer Verschlechterung dieser<br />

Relation geführt. Dieser Trend wird jetzt<br />

jedoch umgekehrt. Laut Entwicklungsplan<br />

wird die Versorgungsquote von 2,2 auf 3,5<br />

zunehmen und sich damit deutlich verbessern.<br />

Eine wichtige Rolle in der medizinischen<br />

Versorgung der Bevölkerung spielen in Saudi-Arabien<br />

neben den Krankenhäusern die<br />

so genannten Primary Health Care Center.<br />

Sie sind mit den deutschen Polikliniken vergleichbar<br />

und stellen eine wohnortnahe medizinische<br />

Grundversorgung sicher. Im Jahr<br />

2008 umfasste dieses Netzwerk nahezu 2000<br />

Einrichtungen. Statistisch gesehen kamen<br />

auf ein Zentrum 9122 Einwohner. Künftig<br />

soll sich diese Relation auf 1:7000 belaufen.<br />

Um dies sicherzustellen, sollen bis zum Jahr<br />

2014 zusätzlich fast 972 Zentren geschaffen<br />

werden.<br />

Ambitionierte Pläne verfolgt das Königreich<br />

auch in der Personalpolitik. Ziel ist einmal<br />

die Saudisierung des Gesundheitssektors: Im<br />

Jahr 2008 belief sich der Anteil saudischer<br />

Staatsbürger bei den Ärzten lediglich auf<br />

21,6 Prozent und bei den Pflegefachkräften<br />

auf nur 28,8 Prozent. Durch verschiedene<br />

Ausbildungsinitiativen sollen diese Anteile<br />

künftig deutlich zunehmen – auch um die<br />

hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.<br />

Zugleich wird eine Verbesserung der Betreuungsrelationen<br />

in den Krankenhäusern<br />

18 SOUQ 1/2012


Ein Blick auf die Innenstadt von Riad<br />

(Ärzte je Bett bzw. Pflegefachkraft je Bett)<br />

angestrebt. Die Zahl der in Saudi-Arabien<br />

beschäftigten Ärzte soll von rund 32.000<br />

(2008) auf 66.135 (2014) steigen, die Zahl<br />

der Pflegefachkräfte von 70.500 (2008) auf<br />

131.000 (2014). Die hierfür nötigen Ausbildungsprojekte<br />

bieten auch für ausländische<br />

Firmen geschäftliche Chancen. Beispielsweise<br />

baut der „Rote Halbmond“ im ganzen<br />

Land Ausbildungszentren auf, und an allen<br />

Universitäten sollen Medical Colleges entstehen.<br />

Der massive Ausbau der Krankenhausinfrastruktur<br />

und die zahlreichen neuen Gesundheitszentren<br />

machen Saudi-Arabien<br />

auch für Hersteller von Medizintechnik zu<br />

einem interessanten Markt. Da in dem Königreich<br />

selbst kaum Medizintechnik produziert<br />

wird, ist das Land fast vollständig von<br />

Importen abhängig. Davon profitieren auch<br />

deutsche Anbieter. Sie lieferten laut GTAI<br />

im Jahr 2008 für 127 Mio. Euro Medizintechnik<br />

nach Saudi-Arabien, in den Jahren<br />

SOUQ 1/2012<br />

Ministry of Health<br />

Andere Regierungsinstitutionen<br />

Privatsektor<br />

Gesamt<br />

Quelle: Neunter Entwicklungsplan, Saudi-Arabien, S. 451.<br />

2009 und 2010 waren es 155 bzw. 153 Mio.<br />

Euro. Die Exporte scheinen ausbaufähig.<br />

Allerdings nimmt der Wettbewerb zu. Vor<br />

allem Anbieter aus Asien treten verstärkt<br />

mit Niedrigpreis-Angeboten auf. Das Qualitätssiegel<br />

„Made in Germany“ hat in dem<br />

Königreich aber nach wie vor einen hervorragenden<br />

Ruf.<br />

Der saudi-arabische Markt für pharmazeutische<br />

Erzeugnisse legt laut GTAI seit Jahren<br />

kräftig zu. Obwohl die lokale Herstellung<br />

wächst, zeigen die Einfuhren weiterhin eine<br />

starke Aufwärtstendenz. Die Länder der<br />

EU konnten ihre Lieferungen im Zeitraum<br />

2007 bis 2010 von 0,98 Mrd. auf 1,58 Mrd.<br />

Euro ausweiten. Das gegenwärtig größte<br />

Anbieterland medizinischer und pharmazeutischer<br />

Erzeugnisse in Saudi-Arabien ist<br />

Frankreich mit Exporten in Höhe von 0,37<br />

Mrd. Euro im Jahr 2010. Es folgen Deutschland<br />

(0,28 Mrd. Euro), Großbritannien (0,27<br />

Mrd. Euro) und die Handelsdrehscheibe Belgien<br />

(0,19 Mrd. Euro). Die USA verkauften<br />

2010 Pharmaprodukte im Wert von 0,19<br />

Mrd. US-Dollar nach Saudi-Arabien.<br />

Einer Schätzung der saudischen National<br />

Commercial Bank zufolge wurden 2010 fast<br />

85 Prozent des Arzneimittelbedarfs aus dem<br />

Ausland importiert (umgerechnet 2,8 Mrd.<br />

US-Dollar). Die lokale Produktion wächst<br />

zwar schneller als der Gesamtverbrauch,<br />

dennoch bleiben die Einfuhren mittelfristig<br />

dominant. In Saudi-Arabien hergestellte<br />

Pharmazeutika hatten 2008 einen Marktwert<br />

von umgerechnet rund 400 Mio. US-<br />

Dollar. Für 2012 wird mit umgerechnet 666<br />

Mio. US-Dollar gerechnet. Größte Branchenunternehmen<br />

des Landes ist mit einem<br />

Marktanteil von elf Prozent Glaxo Saudi<br />

Arabia, eine Tochter des britischen Pharmaherstellers<br />

GlaxoSmithKline. Wie GTAI<br />

weiter berichtet, entfallen auf den staatlichen<br />

Gesundheitssektor mehr als 55 Prozent<br />

des Medikamentenverbrauchs. Hauptabnehmer<br />

sind die zum Gesundheitsministerium<br />

gehörenden Einrichtungen.<br />

Entwicklung der Krankenhausbetten in Saudi-Arabien 2008 - 2014<br />

2008 2004<br />

Anzahl Betten je tausend Anzahl Betten je tausend<br />

Einwohner<br />

Einwohner<br />

31.720<br />

10.828<br />

11.271<br />

53.819<br />

1,3<br />

0,45<br />

0,47<br />

2,2<br />

56.379<br />

20.296<br />

20.860<br />

97.535<br />

2,0<br />

0,72<br />

0,74<br />

3,5<br />

Anstieg<br />

bis 2014<br />

24.659<br />

9.468<br />

9.589<br />

43.716<br />

19


BRANcHeN<br />

Arabische Länder wollen verstärkt<br />

Bodenschätze abbauen<br />

Die arabischen Länder sind nicht nur reich an Erdöl und Erdgas. Viele Staaten verfügen auch in beträchtlichem<br />

Umfang über andere mineralische Rohstoffe, die künftig verstärkt abgebaut werden sollen. Vor allem Marokko, der<br />

Weltmarktführer bei Rohphosphat, und Saudi-Arabien verfolgen ambitionierte Pläne.<br />

Phosphatförderung in Marokko<br />

Weltweit herrscht seit einiger Zeit ein wachsender<br />

Kampf um mineralische Rohstoffe.<br />

Vor allem die so genannten „seltenen Erden“<br />

sind gefragt. Doch nimmt in der Tendenz<br />

auch die Nachfrage nach anderen metallischen<br />

und nicht-metallischen Mineralien zu.<br />

Handelsbeschränkungen durch wichtige Exportländer<br />

wie China sowie stark steigende<br />

Preise machen gerade vielen Unternehmen<br />

im rohstoffarmen Deutschland zu schaffen.<br />

In Kreisen der deutschen Wirtschaft und Politik<br />

werden daher für die Zukunft ernsthafte<br />

Lieferengpässe befürchtet.<br />

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht,<br />

dass Länder, die in großem Umfang über Rohstoffe<br />

verfügen, ihre Förderung ausweiten<br />

oder überhaupt erst richtig aufnehmen. Entsprechende<br />

Pläne werden nicht zuletzt in den<br />

arabischen Ländern verfolgt. Eine besonders<br />

starke Stellung haben die arabischen Staaten<br />

in Nordafrika bei Phosphat, dem Grundstoff<br />

zur Herstellung von Dünger. Nach Schätzungen<br />

des U.S. Geological Survey verfügt<br />

allein Marokko über 70 Prozent der weltweiten<br />

Phosphatvorräte (50 Mrd. Tonnen). Doch<br />

existieren auch in Algerien (2,2 Mrd. Tonnen)<br />

und in Tunesien (100 Mio. Tonnen) Phosphatvorkommen.<br />

In der Levante haben zudem<br />

Jordanien (1,5 Mrd. Tonnen) und Syrien (1,8<br />

Mrd. Tonnen) nennenswerte Reserven.<br />

Im Jahr 2011 wurden in den marokkanischen<br />

Minen 27 Mio. Tonnen Rohphosphat<br />

abgebaut. Damit war die Produktion zwar<br />

geringer als in den Vereinigten Staaten<br />

(28,4 Mio. Tonnen) und in China (72 Mio.<br />

Tonnen). Doch verarbeiten und verbrauchen<br />

diese beiden Staaten ihr Phosphat im<br />

eigenen Land. Die USA haben sogar zusätzlichen<br />

Importbedarf. Der weltweit größte<br />

Exporteur von Rohphosphat bleibt Marokko.<br />

Das Land deckt allein etwa ein Drittel<br />

des Weltmarktes ab und will seine führende<br />

Position in Zukunft weiter ausbauen.<br />

Einem Bericht der „Oxford Business Group“<br />

(OBG) zufolge wird der Maghreb-Staat in den<br />

Jahren 2010 bis 2020 umgerechnet insgesamt 8,7<br />

Mrd. US-Dollar investierten. Die Kapazität der<br />

Phosphaterzeugung soll dadurch auf jährlich 50<br />

Mio. Tonnen zunehmen. Die staatliche marokkanische<br />

Monopolgesellschaft für den Phosphatabbau,<br />

das „Office Chérifien des Phosphates“<br />

(OCP), plant unter anderem eine so gennannte<br />

„Slurry Pipeline“. Sie soll das Phosphat einmal<br />

von dem im Landesinneren gelegenen Abbaugebiet<br />

bei Khouribga zum Chemiezentrum Jorf<br />

Lasfar an der Atlantikküste transportieren.<br />

Zugleich soll Jorf Lasfar zum weltweit wichtigsten<br />

Standort der Düngemittelherstellung<br />

erweitert werden. So plant die OCP den Bau<br />

von vier Werken zur Produktion von Phosphorsäure<br />

und Diammoniumphosphat-Dünger<br />

(DAP) sowie zwei Granulierungsanlagen.<br />

Beim Ausbau der Weiterverarbeitungskapazitäten<br />

ist ausdrücklich auch internationale<br />

Beteiligung erwünscht. Die OCP bietet<br />

ausländischen Unternehmen in Jorf Lasfar<br />

attraktive Rahmenbedingungen, um in eigener<br />

Regie Rohphosphat zu Phosphorsäure<br />

oder Dünger weiterzuverarbeiten. Namhafte<br />

Düngemittelproduzenten wie Bunge (Brasilien),<br />

Prayon (Belgien), Fauji (Pakistan) und<br />

die beiden indischen Konzerne Birla und<br />

Tata konnten bereits gewonnen werden.<br />

Der ambitionierte Ausbau der Kapazitäten<br />

durch die OCP fand und findet auch vor Eindruck<br />

der rasanten und zugleich wechselhaften<br />

Marktentwicklung in der jüngeren Vergangenheit<br />

statt. Im Durchschnitt des Jahres 2006<br />

wurde eine Tonne Rohphosphat für 44 US-<br />

Dollar gehandelt und somit zu einem Preis,<br />

der sich in vorangegangenen Jahren kaum<br />

geändert hatte. Dann explodierte der Preis jedoch<br />

und stieg bis zum August 2008 auf 410<br />

US-Dollar an. Es setzte ein regelrechtes Phosphatfieber<br />

ein. Die Produzenten in Nordafrika<br />

bauten ihre Kapazitäten mit Hochdruck aus.<br />

Infolge der globalen Wirtschaftskrise stürzte<br />

der Preis dann aber im Verlauf des Jahres 2009<br />

auf etwa 84 US-Dollar ab.<br />

20 SOUQ 1/2012


Ein Güterzug in Marokko, der Phosphat transportiert<br />

Ende vergangenen Jahres stabilisierte sich<br />

der Phosphatpreis wieder bei 200 US-Dollar,<br />

womit Marokko gut leben kann. Wie<br />

sich der Markt in den kommenden Jahren<br />

entwickeln wird, steht jedoch in den Sternen.<br />

Eines ist zumindest sicher: Auch andere<br />

Länder in Nordafrika und im Mittleren<br />

Osten bauen ihre Kapazitäten aus und verstärken<br />

somit den Angebotsdruck.<br />

So berichtet Germany Trade & Invest<br />

(GTAI), dass das algerische Ministerium für<br />

Bergbau und Energie ein umfassendes Entwicklungsprogramm<br />

für den Bergbau angekündigt<br />

hat. Im Vorfeld hierzu habe die Re-<br />

SOUQ 1/2012<br />

gierung Algier eine neue staatliche Gruppe<br />

für den Bergbau gegründet. Sie setze sich<br />

aus den staatlichen Unternehmen Ferphos<br />

(Phosphat- und Eisenerzgewinnung), Entreprise<br />

Nationale des Granulats (ENG, Förderung<br />

von Kalkstein), der ENOF (Nicht-<br />

Eisenmetalle), Ensal (Salzabbau) und dem<br />

Enterprise Nationale de Marbre (Abbau von<br />

Marmor) zusammen.<br />

Algerien weist nicht nur bei Phosphat, sondern<br />

auch bei Gold, Zink und Eisenerzen interessante<br />

Vorkommen auf. Die Regierung<br />

hat bereits in den zurückliegenden Jahren<br />

ausländischen Firmen erlaubt, gemeinsam<br />

mit algerischen Firmen Bergbaukonzessionen<br />

zu erwerben. Darunter befinden sich<br />

zahlreiche chinesische Unternehmen. Den<br />

Abbau von Phosphat will das Land frühen<br />

Angaben zufolge von jährlich 1,8 Mio. Tonnen<br />

(2011) mittelfristig auf zehn Mio. Tonnen<br />

erhöhen. Langfristig wird sogar eine<br />

Förderung von jährlich 20 Mio. Tonnen<br />

angestrebt. Wann die Pläne verwirklicht<br />

werden, ist offen. Gegenwärtig betreibt<br />

Ferphos laut GTAI im Tagebau zwei Phosphatminen<br />

und eine Verarbeitungsanlage<br />

in Djebel Onk. Der Komplex liegt etwa 250<br />

km südlich der algerischen Mittelmeerküste<br />

unweit der tunesischen Grenze.<br />

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21


Phosphatabbau in einer Mine in Saudi-Arabien<br />

Ein ehrgeiziges Phosphat-Projekt verfolgt<br />

auch die Ma‘aden Phosphate Company<br />

(MPC) in Saudi-Arabien. Die MPC ist ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen der Saudi Arabian<br />

Mining Company (Ma’aden) und des<br />

Chemie-Giganten Saudi Basic Industries<br />

Corporation (Sabic) und hat im Juni 2011<br />

die erste Linie zur Herstellung von Schwefel-<br />

und Phosphorsäure sowie Diammoniumphosphat-Dünger<br />

(DAP) in Betrieb genommen.<br />

Standort der Anlagen ist Ras Al<br />

Zour 90 Kilometer nördlich von Jubail am<br />

Arabischen Golf. Das Rohphosphat stammt<br />

von einer Mine in Al Jalamid im Norden des<br />

Königreichs und wird mit der Eisenbahn,<br />

der neuen „Mineral Line“, über eine Strecke<br />

von 1500 Kilometer nach Ras Al Zour<br />

transportiert.<br />

In der Endausbaustufe sollen die Anlagen<br />

in Ras Al Zour jährlich drei Mio. Tonnen<br />

DAP produzieren. Nach Angaben der MPC<br />

entspräche das etwa zehn Prozent der globalen<br />

Nachfrage: „Der komplexe Betrieb ist<br />

das größte integrierte Projekt zur Herstellung<br />

von Phosphatdünger in der Welt und<br />

wird das Königreich in die Weltspitze der<br />

Phosphat-Industrie führen“, erklärte Khalid<br />

Al Mudaifer, der Präsident und CEO von<br />

Ma’aden, anlässlich des Produktionsstartes<br />

in Ras Al Zour.<br />

Tatsächlich treiben die Saudis nicht nur den<br />

Aufbau der Phosphat-Industrie mit großem<br />

Aufwand voran. Auch andere Bodenschätze,<br />

die lange Zeit kaum genutzt wurden, rücken<br />

nunmehr in den Fokus. So verfügt das<br />

Königreich über bedeutende Lagerstätten<br />

metallischer Mineralien wie Gold, Silber,<br />

Kupfer, Zink, Bauxit, Uran, Blei, Magnesit,<br />

Wolfram und Blei. Außerdem gibt es Vorkommen<br />

an nicht-metallischen Mineralien<br />

wie Phosphat, Quarzsand, Feldspat, Kaolin,<br />

Basaltgestein und anderem mehr.<br />

Motor der Entwicklung ist Ma’aden. Der<br />

Bergbaukonzern wurde bereits 1997 gegründet.<br />

Im Juli 2008 wurden 30 Prozent<br />

des Kapitals von Ma’aden an der saudischen<br />

Börse (Tadawul) platziert. Der Staat ist also<br />

nach wie vor mehrheitlich Eigentümer. Für<br />

ausländische Investoren fungiert die Gesellschaft<br />

als wichtiger Geschäftspartner.<br />

In der Vergangenheit hat Ma’aden vor allem<br />

Goldminen betrieben. Jetzt verfolgt der Konzern<br />

neben dem Phosphatprojekt ein weiteres<br />

großes Vorhaben. Zusammen mit dem<br />

US-Konzern Alcoa wird in Ras Al Zour für<br />

10,8 Mrd. US-Dollar der „größte und effizienteste“<br />

integrierte Aluminium-Komplex<br />

der Welt gebaut. Er wird von einer Mine im<br />

Nord-Osten des Landes beliefert werden, die<br />

anfänglich eine jährliche Kapazität in Höhe<br />

von vier Mio. Tonnen Bauxit haben soll. Die<br />

Anlagen in Ras Al Zour werden eine Alu-<br />

miniumoxid-Raffinerie, eine Aluminiumschmelze<br />

und ein Walzwerk umfassen. Die<br />

Schmelze und das Walzwerk sollen nach Angaben<br />

von Ma’aden 2013 in Betrieb gehen,<br />

die Mine und die Raffinerie ein Jahr später.<br />

Die Großprojekte zeigen: Das Königreich<br />

verfolgt im Bereich der Nicht-Öl-Rohstoffe<br />

eine überaus ambitionierte Strategie. Das<br />

Land will hier ebenso wie bei den Kohlenwasserstoffen<br />

zu einem bedeutenden Player<br />

auf den Weltmärkten aufsteigen, und angesichts<br />

der massiven Investitionen gibt es<br />

kaum Zweifel, dass dies gelingt.<br />

Im Übrigen sind wie in allen Bereichen der<br />

saudischen Wirtschaft auch im Bergbau<br />

und in der Verarbeitung der Bodenschätze<br />

ausländische Investoren willkommen. Ihnen<br />

bietet das Königreich hervorragende<br />

Bedingungen. Im Jahr 2004 trat das neue<br />

Bergbaugesetz in Kraft. Es erlaubt ausländischen<br />

Firmen die hundertprozentige Eigentümerschaft<br />

– und die Investoren kommen.<br />

So investiert der australisch-kanadische<br />

Kupferproduzent Equinox Minerals 400<br />

Mio. US-Dollar in ein Kupferprojekt in<br />

Jabal Sayid 350 Kilometer nordöstlich von<br />

Jeddah. Die Produktion soll in der zweiten<br />

Hälfte dieses Jahres starten. Früheren Angaben<br />

zufolge wird sich die jährliche Erzeugung<br />

einmal auf 57.000 Tonnen Kupfer<br />

belaufen.<br />

22 SOUQ 1/2012


Ein Außenblick auf die Dubai Mall<br />

Shopping Malls und Hypermärkte<br />

liegen im Trend<br />

Die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) zählen zu den am stärksten<br />

wachsenden Einzelhandelsplätzen der Welt. Bis 2015 sollen die Umsätze laut<br />

einer Prognose jährlich um mehr als acht Prozent zunehmen. Im Trend liegen<br />

Shopping Malls und Hypermärkte. Das Konsumparadies am Golf bleibt Dubai.<br />

In Dubai ist immer etwas los. Das hat sich<br />

auch seit der globalen Finanzkrise nicht geändert.<br />

Das Emirat bleibt das Konsum- und<br />

Ferienparadies am Golf, das seine Besucher<br />

mit zahlreichen Attraktionen erfreut. Zum<br />

Beispiel mit dem Dubai Shopping Festival<br />

(DSF), das in diesem Jahr vom 5. Januar bis<br />

zum 5. Februar stattfand. Mehr als vier Wochen<br />

lang verwandelte sich das Emirat zu<br />

einem Paradies für Schnäppchenjäger. Etwa<br />

6000 Läden lockten mit günstigen Angeboten<br />

und Spielen, bei denen die Kunden luxuriöse<br />

Preise gewinnen konnten. Die großen<br />

Shopping Malls boten zudem Unterhaltung<br />

für Kinder und Shows für Erwachsene.<br />

Für allzu konsumfreudige Zeitgenossen<br />

birgt das jedes Jahr stattfindende Event indes<br />

auch Gefahren: „Einkaufen macht Spaß,<br />

aber die Kreditkartenabrechnung manchmal<br />

nicht. Am besten Sie lassen die Kreditkarte<br />

SOUQ 1/2012<br />

zu Hause und setzen sich ein festes Budget<br />

für das Dubai Shopping Festival. Der Kaufrausch<br />

kann andernfalls leicht ausarten“,<br />

warnte die Webpage „Dubai News.“<br />

Tatsächlich sind die Verlockungen angesichts<br />

der Angebotsvielfalt groß. Der Handel<br />

kommt trotz der günstigen Preise auf<br />

seine Kosten. Im Jahr 2011 bescherte das<br />

Festival der emiratischen Volkswirtschaft<br />

– ob nun Retailsektor, Reisebranche oder<br />

Hotels – zusätzliche Umsätze in Höhe von<br />

etwa vier Mrd. US-Dollar. Für dieses Jahr<br />

rechnete Laila Suhail, CEO des Dubai Events<br />

and Promotions Establishment (DEPE), laut<br />

der Tageszeitung „The National“ mit einem<br />

ähnlich positiven Ergebnis.<br />

Überall im Einzelhandel der Golfstaaten –<br />

nicht nur in Dubai – laufen die Geschäfte<br />

gut. Die globale Krise ist längst überwunden.<br />

BRANcHeN<br />

Hohe verfügbare Einkommen, die wachsende<br />

Bevölkerung, die hohe Konsumneigung<br />

und der stetige Zustrom an Touristen hätten<br />

neben anderen Faktoren die Auswirkungen<br />

des schwierigen globalen Wirtschaftsklimas<br />

auf die Golfländern begrenzt, urteilt die Investmentbank<br />

Alpen Capital in einer kürzlich<br />

erschienenen Studie. In Zukunft soll die<br />

Branche weiter kräftig wachsen. Laut Alpen<br />

Capital werden die Einzelhandelsumsätze<br />

in den GCC-Staaten in den Jahren 2010 bis<br />

2015 um jährlich 8,3 Prozent zunehmen und<br />

2015 einen Wert von rund 240 Mrd. US-<br />

Dollar erreichen.<br />

Die Investmentbank zeigt in ihrer Studie<br />

eine Reihe von Entwicklungstrends auf. So<br />

wird sich nach dem Urteil der Experten das<br />

Wachstum regional ausgewogener vollziehen.<br />

Bisher war die Expansion der Einzelhandelsflächen<br />

im Wesentlichen auf Dubai<br />

und Jeddah beschränkt. In anderen wichtigen<br />

Städten wie Abu Dhabi, Doha sowie Mekka<br />

und Medina sind die Verkaufsflächen dagegen<br />

relativ knapp. Beispielsweise entfielen in<br />

den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)<br />

im Jahr 2010 von der gesamten Einzelhandelsfläche<br />

(vier Mio. Quadratmeter) 65,6<br />

Prozent auf Dubai. Dagegen kam die VAE-<br />

Hauptstadt Abu Dhabi lediglich auf einen<br />

Anteil von 17 Prozent.<br />

In Zukunft soll sich das etwas ändern. Bis<br />

zum Jahr 2015 will Abu Dhabi seine Einzelhandelsfläche<br />

verdoppeln. Größtes Einzelprojekt<br />

ist die im Bau befindliche Yas Mall<br />

auf Yas Island. Sie soll letzten Angaben zufolge<br />

eine Verkaufsfläche 235.000 Quadratmetern<br />

umfassen und unter anderem 500<br />

Läden und vier Warenhäuser beherbergen.<br />

Mit dieser neuen Shopping Mall erreicht<br />

Abu Dhabi den Standard Dubais. Dort gibt<br />

es zahlreiche dieser luxuriösen Einkaufszentren,<br />

allen voran die „Mall of the Emirates“<br />

und die „Dubai Mall“. Letztere gilt als die<br />

größte Shopping Mall der Welt.<br />

Die Dubai Mall hat eine Verkaufsfläche von<br />

rund 350.000 Quadratmetern, 1200 Geschäfte<br />

und Boutiquen sowie 120 gastronomische<br />

Betriebe. Zudem wurden für die jährlich 40<br />

Mio. Besucher 16.000 Parkplätze geschaffen.<br />

Die Architektur der Mall ist eine Symbiose<br />

aus arabischen Stilelementen und moderner<br />

Bauweise. Die gesamte Anlage liegt an einem<br />

künstlich geschaffenen See direkt neben dem<br />

23


BRANcHeN<br />

Burj Khalifa, dem höchsten Wolkenkratzer<br />

der Welt.<br />

Das Warenangebot der Mall ist vom Feinsten.<br />

So finden sich hier alle berühmten Designerlabel<br />

wie Dior, Gucci, Armani, Chanel,<br />

Louis Vuitton, aber auch Versace und Dolce<br />

& Gabbana. Sie können in der so genannten<br />

„Fashion Avenue“ ihre neuesten Kollektionen<br />

zeigen, natürlich auf einem eigens dafür<br />

angelegten Laufsteg. Auch beherbergt die<br />

Dubai Mall den mit 220 Geschäften größten<br />

Gold-Souq der Welt. Doch ist die Mall nicht<br />

einfach ein Einkaufzentrum. Vielmehr lockt<br />

sie ihre Kunden mit zahlreichen weiteren<br />

Attraktionen: eine Indoor-Eislaufbahn mit<br />

olympischen Maßen, ein drei Stockwerke<br />

hohes Aquarium, ein Erlebnis- und Lerncenter<br />

für Kinder, ein Multiplex-Kino mit 22<br />

Leinwänden und anderes mehr.<br />

Die Dubai Mall liegt auch sonst im Trend.<br />

Laut Alpen Capital sind großflächige Formate<br />

im Lebensmittel- und im Non-Food-Einzelhandel<br />

überall in den GCC-Staaten auf<br />

dem Vormarsch. Der Markteintritt internationaler<br />

Handelsketten, die sich ändernden<br />

Lebensstile und Kaufgewohnheiten sowie<br />

die breite Produktauswahl hätten das Entstehen<br />

großer Shopping Malls und Hypermärkte<br />

beschleunigt. Diese Handelsformen<br />

gewinnen laufend Marktanteile zu Lasten<br />

des traditionellen Einzelhandels. Im Jahr<br />

2010 gab es in den GCC-Staaten mehr als<br />

200 Shopping Malls mit einem Jahresumsatz<br />

von 50 Mrd. US-Dollar. Insgesamt belief sich<br />

die Einzelhandelsfläche in den Staaten des<br />

Golfkooperationsrates 2010 auf 10,3 Mio.<br />

Quadratmeter. Zusätzlich war eine Fläche<br />

von 5,4 Mio. Quadratmeter in der Entwicklung<br />

und Planung, mehr als die Hälfte davon<br />

in den VAE.<br />

Ein weiterer Trend: Sortimente mit hochwertigen<br />

Produkten, wie sie in der Dubai<br />

Mall angeboten werden, sind immer stärker<br />

gefragt. Die Nachfrage nach Luxusgütern<br />

werde in der nahen Zukunft schneller<br />

wachsen als in der jüngeren Vergangenheit.<br />

Gründe sind die positive wirtschaftliche Entwicklung,<br />

die hohen Ölpreise und in den<br />

letzten Jahren zurückgestellte Käufe wegen<br />

des geringen Verbrauchervertrauens. Alpen<br />

Capital schätzt, dass in den GCC-Staaten<br />

im Jahr 2010 Luxusartikel im Wert von 5,4<br />

Mrd. US-Dollar umgesetzt wurden. Es wird<br />

erwartet, dass dieses Segment bis 2015 um<br />

jährlich 8,5 Prozent wachsen wird.<br />

Weihnachten in der Mall of the Emirates<br />

Das Konsumparadies Dubai scheint vor diesem<br />

Hintergrund als Einzelhandelsstandort<br />

hervorragend positioniert, zumal davon auszugehen<br />

ist, dass die Zahl der ausländischen<br />

Touristen in dem Emirat auch künftig kräftig<br />

zunehmen wird. Ein nicht zu unterschätzendes<br />

Handelssegment stellt in diesem Kontext<br />

der Duty-Free-Verkauf auf dem internationalen<br />

Flughafen in Dubai dar. Die Umsätze<br />

nahmen dort 2010 um 11,4 Prozent auf 1,3<br />

Mrd. US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr<br />

zu. Im vergangenen Jahr stiegen sie nach<br />

Angaben des Airports weiter auf 1,45 Mrd.<br />

US-Dollar. In Abu Dhabi beliefen sich die<br />

Duty-Free-Umsätze laut Alpen Capital 2010<br />

auf 158 Mio. US-Dollar, was einer Zunahme<br />

um 15 Prozent entsprach. Aufgrund der boomenden<br />

Passagierzahlen in der Region wird<br />

der zollfreie Verkauf nach Einschätzung<br />

von Alpen Capital überdurchschnittlich um<br />

jährlich 9,9 Prozent wachsen. Von dieser<br />

Entwicklung wird auch der Airport in Doha<br />

(Katar) profitieren. Er setzte letzten Angaben<br />

zufolge 2009 rund 200 Mio. US-Dollar<br />

um und wird der Prognose zufolge auch in<br />

Zukunft deutlich wachsen.<br />

In den VAE belief sich der Anteil des Einzel-<br />

und Großhandels am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) im Jahr 2010 auf 12,8 Prozent<br />

und war damit so hoch wie in keinem<br />

anderen GCC-Staat. Der größte und laut<br />

Alpen Capital am schnellsten wachsende<br />

Einzelhandelsmarkt am Golf ist indes Saudi-Arabien.<br />

Die Einwohnerzahl des mit Abstand<br />

bevölkerungsreichsten GCC-Staates<br />

(2010: 27,1 Mio. Menschen) nimmt jährlich<br />

um gut zwei Prozent zu. Zudem profitiert<br />

der Handelssektor von dem umfangreichen<br />

Pilger-Tourismus.<br />

2010 setzte der Einzelhandel in dem Königreich<br />

umgerechnet 67,5 Mrd. Euro um und<br />

damit acht Prozent mehr als im Vorjahr. Wie<br />

Germany Trade & Invest (GTAI) berichtet,<br />

hat sich das Konsumklima in Saudi-Arabien<br />

jüngst weiter aufgehellt, weil die Regierung<br />

mit Gehaltsanhebungen, Bonuszahlungen und<br />

die Schaffung neuer Stellen im öffentlichen<br />

Sektor die Kaufkraft im Lande gestärkt hat.<br />

Was die Einzelhandelsstruktur anbelangt, so<br />

gewinnen laut Alpen Capital auch in Saudi-<br />

Arabien große Shopping Malls laufend an<br />

Bedeutung. Warenhäuser sowie Super- und<br />

Hypermärkte, die zumeist Bestandteil der<br />

Malls sind und von europäischen Firmen<br />

etabliert wurden, dominieren die Einzelhandelslandschaft<br />

immer deutlicher. Inzwischen<br />

gibt es in den großen Städten etwa 50 Hypermärkte.<br />

Im Lebensmitteleinzelhandel haben<br />

weiter kleine Läden eine starke Stellung.<br />

Die großen Shopping Malls konzentrieren<br />

sich auf Riad und Jeddah. Doch sind jetzt<br />

auch in den anderen großen Städten wie<br />

Mekka und Medina entsprechende Projekte<br />

in der Pipeline.<br />

Die enormen Chancen, die der Einzelhandelsmarkt<br />

in den GCC-Staaten bietet, haben<br />

zahlreiche führende internationale Unternehmen<br />

und Marken angelockt. Die wachsende<br />

Zahl von Shopping-Komplexen und<br />

Hypermärkten hat jedoch den Wettbewerb<br />

angeheizt. Wer bestehen will, muss laut Alpen<br />

Capital sein Sortiment ausweiten, attraktive<br />

Preise bieten und bequem erreichbar<br />

sein. Shopping Malls dürfen nicht nur<br />

eine Ansammlung von Läden sein. Sie müssen<br />

– wie die Dubai Mall – Erlebniswelten<br />

schaffen.<br />

24 SOUQ 1/2012


Weitblick ist auch in den VAE der Schlüssel zum Unternehmenserfolg<br />

Familienunternehmen<br />

und der wirtschaftliche<br />

Aufstieg der VAE<br />

Im Windschatten des Ölbooms entwickelten sich die kleinen Handelsunternehmen<br />

der VAE zu internationalen Familienkonglomeraten. Das Wachstum<br />

geht weiter, aber die Herausforderungen steigen.<br />

Wer im Mercedes in Dubai zur Mall of the Emi-<br />

rates fährt und dort einen Espresso trinkt, hatte<br />

es wahrscheinlich mit den Familien Gargash, Al<br />

Futtaim und Al Tayer zu tun. Erstere, bereits 1918<br />

von Ali Gargash gegründet, sind Generalvertreter<br />

von Mercedes-Benz in Dubai und den nördlichen<br />

Emiraten. Die Majid Al Futtaim Holding baut gigantische<br />

Einkaufszentren, inklusive der Mall of the<br />

Emirates und die Al Tayer Group hat neben einer<br />

Vielzahl internationaler Modeketten auch Ferrari,<br />

Maserati und Kaffeehersteller im Portfolio.<br />

SOUQ 1/2012<br />

Der Aufstieg der Vereinigten Arabischen Emirate<br />

ist eng verknüpft mit dem Wachstum der<br />

Familienunternehmen im Land. Diese waren in<br />

den Anfangszeiten, vor dem Ölboom, kleinere<br />

Handelsgesellschaften, die zwischen dem irakischen<br />

Basra, dem Iran und Indien zirkulierten.<br />

Mit der Ausweitung der Ölförderung und der<br />

Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate<br />

im Jahr 1971 brach auch das goldene Zeitalter<br />

der großen emiratischen Familienunternehmen<br />

an. Größere finanzielle Spielräume des Landes<br />

MiTTeLSTAND<br />

führten zu steigender Nachfrage nach Konsumgütern.<br />

Das emiratische Recht hat hier den<br />

Familienunternehmen in die Hände gespielt.<br />

Die Notwendigkeit ausländischer Investoren,<br />

einen emiratischen Partner an Bord zu holen,<br />

der 51% am gemeinsamen Unternehmen hält,<br />

machte die exzellent vernetzten Unternehmer<br />

zu den idealen Mediatoren zwischen einheimischen<br />

Konsumenten und ausländischen Konzernen.<br />

Inzwischen sind viele der vormals kleinen Fa-<br />

milienunternehmen zu internationalen Kon-<br />

glomeraten angewachsen, mit zehntausenden<br />

Mitarbeitern und stark ausgefächerten Portfolios.<br />

Sie vertreten ausländische Marken, bauen<br />

Shopping Malls, investieren im Hotelgewerbe,<br />

bieten Dienstleistungen von Reiseunternehmen<br />

oder im Finanzbereich an. Die Beratungsgesellschaft<br />

Booz & Company zeigte in einer Erhebung<br />

von 25 großen Familienunternehmen in<br />

den Golfstaaten, dass knapp die Hälfte (48%) in<br />

mehr als fünf oder mehr Sektoren aktiv ist, 40%<br />

in drei bis vier Sektoren und 12% in nur zwei<br />

oder einem Sektor.<br />

In dieser Vielfalt liegt aber auch eine Herausforde-<br />

rung für Unternehmen, die heute in der zweiten<br />

Generation geführt werden. Die noch nicht sehr<br />

formalisierte Entscheidungsstruktur von relativ<br />

jungen Familienunternehmen kann zu Problemen<br />

beim Management so diverser Geschäftsbereiche<br />

wie Retail und Bauwirtschaft führen. Die Booz-<br />

Studie rechnet vor, dass die auf einen oder zwei<br />

Sektoren fokussierten Unternehmen jährlich die<br />

Ergebnisse der übrigen Unternehmen um 5,5%<br />

übertreffen.<br />

Eine weitere Herausforderung für die Fami-<br />

lienunternehmen liegt jedoch auch in der<br />

wirtschaftlichen Zukunft und Vision der Vereinigten<br />

Arabischen Emirate insgesamt. Es<br />

wäre für die VAE vorteilhaft, wenn sie mehr<br />

Unternehmen als bisher in industriellen Sektoren<br />

engagieren würden. Die bisherige Konzentration<br />

zielt auf Handel, Bau und Dienstleistungen<br />

ab. Die weitere Industrialisierung<br />

der VAE ist aber integraler Bestandteil einer<br />

Vision der Diversifizierung der emiratischen<br />

Wirtschaft. Im Jahr 2005 machten die kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen nur<br />

8,1% des Ölsektors in Abu Dhabi aus, aber<br />

45,9% des Nichtölsektors. Damit korreliert<br />

die Stärkung und das Wachstums der KMUs<br />

mit dem Ausbau des Nichtölsektors und damit<br />

der Diversifizierung und Privatisierung<br />

der emiratischen Wirtschaft insgesamt, was<br />

die Emirate langfristig auf eine sicherere öko-<br />

25


MiTTeLSTAND<br />

Symbol des wirtschaftlichen Aufstiegs: Der Hafen von Jebel Ali in Dubai<br />

nomische Grundlage stellt, als es die Ölwirt-<br />

schaft zu leisten vermag. Dennoch überwiegen<br />

aus naheliegenden Gründen derzeit noch die<br />

großen Ölunternehmen in ihrem Beitrag zum<br />

BIP. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

in Abu Dhabi beispielsweise trugen<br />

2005 nur 23,5% zum BIP bei, aber mit steigender<br />

Tendenz beim stärkeren Wachstum des<br />

Nichtölsektors. Dem trägt auch die Abu Dhabi<br />

Vision 2030 Rechnung, in der die strategischen<br />

Wachstumsziele des Emirats definiert<br />

werden. Man verfolgt dort eine Doppelstrategie,<br />

die auf das weitere globale Wachstum der<br />

nationalen Champions einerseits und auf den<br />

stetigen Ausbau der KMUs auf der anderen<br />

Seite setzt. Hierzu gibt es in allen Emiraten<br />

entsprechende Programme, in denen Starthilfen<br />

wie Sonderkredite, Beratungsangebote<br />

und Netzwerkbildungen gefördert werden.<br />

In Dubai ist dies der Muhammad bin Rashid<br />

Fund, benannt nach dem Herrscher von Dubai.<br />

In Abu Dhabi wird die Förderung durch<br />

das Abu Dhabi Council for Economic Development<br />

koordiniert.<br />

Neben der stärkeren Industrialisierung ist<br />

auch anzustreben, dass sich die emiratischen<br />

Familienunternehmen vermehrt hochtechnologischen<br />

Branchen zuwenden, um sich auch<br />

innerhalb der Volkswirtschaft zu Innovationsmotoren<br />

entwickeln zu können, wie es der tüftelnde<br />

deutsche Mittelstand geschafft hat.<br />

Die genannten Familienunternehmen sind in<br />

den vergangenen Jahrzehnten so sehr gewachsen,<br />

dass viele von ihnen nicht mehr zum Mittelstand<br />

gerechnet werden können, sondern<br />

Großunternehmen sind. Weniger Beachtung<br />

finden kleine- und mittelständische Betriebe,<br />

die in Familienhand sind und die in der gesamten<br />

arabischen Welt etwa 80% aller Unternehmen<br />

ausmachen.<br />

Trotz aller Wachstumsaussichten kämpfen die<br />

emiratischen Familienunternehmen mit ähnlichen<br />

strukturellen Herausforderungen wie<br />

ihre deutschen Pendants. Die wichtigste und<br />

kritischste Entscheidung ist die Nachfolgeregelung.<br />

Knapp die Hälfte der Familienunterneh-<br />

Arbeitsgruppe Bau, Infrastruktur und Transport tagt in Berlin<br />

men in den Emiraten hat noch keine endgültige<br />

Nachfolgeregelung festgelegt. Dies kann im<br />

Fall eines plötzlich notwendigen Führungswechsels<br />

zu existentiellen Problemen führen.<br />

Hinzu kommt die tendenziell zunehmende<br />

Anzahl von Familienmitgliedern und damit<br />

von Mitentscheidern, die in vielen Fällen auch<br />

die Ausschüttung teurer Familiendividenden<br />

erzwingt. Die Lösung liegt oftmals in der Entkopplung<br />

von Eigentümern und Management.<br />

Dies ist in einigen großen Familienunternehmen<br />

wie der Majid Al Futtaim Group in der<br />

Vergangenheit geschehen, ist aber noch nicht<br />

die Regel. Das Board der Al Fahim Group aus<br />

Abu Dhabi beispielsweise besteht auch den acht<br />

Al Fahim-Brüdern, die verschiedene Geschäftsbereiche<br />

koordinieren.<br />

Der Spagat zwischen notwendiger Professio-<br />

nalisierung und damit der Einbeziehung von<br />

familienfremden Management mit den Vorteilen<br />

von familiengeführten Unternehmen<br />

ist ein Zukunftsthema, das auch die deutscharabischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen betrifft.<br />

Am 2. Februar 2012 fand die 4. Sitzung der <strong>Ghorfa</strong>-Arbeitsgruppe Bau, Infrastruktur und Transport in den Räumlichkeiten der <strong>Ghorfa</strong><br />

statt. Hauptsächlich wurde sich mit der Fragestellung beschäftigt, wie Konsortienbildung/Entwicklung eines Gemeinschaftsauftritts<br />

zur Planung und Umsetzung nationaler Infrastrukturprojekte beitragen kann. Herr Hoffmann, CEO der Dorsch Holding GmbH, verdeutlichte,<br />

dass aufgrund der zahlreichen Projekte in der arabischen Welt oft keine Konkurrenzsituation zwischen deutschen Unternehmen<br />

gegeben ist. Als erfolgreiches Beispiel der Konsortienbildung wurde die German City Baghdad näher beleuchtet an der mehrere<br />

Mitglieder der <strong>Ghorfa</strong> beteiligt sind.<br />

26 SOUQ 1/2012


„Der Irak lebt von seinem Ölreichtum, er ist die Basis<br />

für alle Verbesserungen“<br />

Am 20. Januar 2012 war der Präsident der Föderation der irakischen Handelskammern, Jaafar Al-Hamadani, in der<br />

<strong>Ghorfa</strong> zu Gesprächen mit dem Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi. Neben verschiedenen Aspekten der deutschirakischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen und der Kooperation, wie die Teilnahme einer irakischen Delegation am Deutsch-<br />

Arabischen Wirtschaftsforum (13. bis 15. Juni 2012), wurde auch die Ausrichtung eines Iraq Business and Investment<br />

Forums vereinbart, das im September in Berlin stattfinden soll.<br />

Im Interview bilckt Präsident Al-Hamadani<br />

optimistisch in die Zukunft<br />

und kann gute Wachstums- und Investitionszahlen<br />

für den Irak vermelden.<br />

Nur die deutsche Wirtschaft sei<br />

noch zu zögerlich.<br />

SOUQ: Wie sehen Sie die Lage des Irak nach<br />

dem Rückzug der Amerikaner?<br />

Al-Hamadani : Der Irak hat nach dem Sturz<br />

des alten Regimes eine Reihe von Phasen<br />

durchlebt und sich seitdem zu einer Demokratie<br />

und einer Marktwirtschaft entwickelt. Die<br />

Regierung ist um dies sehr bemüht und unterstützt<br />

den irakischen Privatsektor. Viele vorher<br />

unmögliche Investitionsvorhaben können nun<br />

angegangen werden. Was das Öl betrifft, so ist<br />

der Irak eines der wichtigsten Länder der Welt,<br />

mit mehr als 140 Mrd. Barrell nachgewiesener<br />

Reserven.<br />

Ja, der Einmarsch der Amerikaner in den Irak<br />

hat die alte Diktatur beseitigt. Nun aber gibt<br />

der Abzug der Amerikaner dem irakischen<br />

Markt einen großen Anstoß. Hierzu trägt<br />

auch die relative Stabilität von Politik und<br />

Gesellschaft bei. Heute bemüht sich die irakische<br />

Regierung um die Verbesserung der<br />

Beziehungen zu den Ländern der Region und<br />

der Welt, auch um den Reichtum des Irak<br />

nutzbar zu machen. Bildung und Infrastruktur,<br />

die in den Jahren der Kriege auf der Strecke<br />

geblieben sind, müssen nun wieder auf<br />

der Tagesordnung stehen.<br />

SOUQ: Was sind die Prioritäten der irakischen<br />

Regierung und Wirtschaft heute?<br />

Al-Hamadani : Das wichtigste ist der Wiederaufbau<br />

des Irak. Wir brauchen drei bis vier<br />

Millionen neue Wohneinheiten, Training und<br />

Ausbildung im Gesundheitsbereich, eine große<br />

Anzahl neuer Krankenhäuser, der Transportsektor<br />

muss entwickelt werden, zwischen<br />

SOUQ 1/2012<br />

Jaafar Al-Hamadani<br />

den irakischen Provinzen und dem Irak und<br />

seinen Nachbarn. All dies sind heute Prioritäten<br />

des Irak. Aber die Grundlage dafür ist natürlich<br />

die Entwicklung des Ölsektors. Der Irak<br />

lebt natürlich von seinem Ölreichtum, er ist<br />

die Basis der angestrebten Verbesserungen in<br />

den genannten Branchen. Daher brauchen wir<br />

auch neue Transportwege des Öls ins Ausland.<br />

Seit dem Rückzug der Amerikaner können wir<br />

auch mehr über die stärkere Integration der<br />

irakischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft<br />

nachdenken.<br />

SOUQ: Wie können sich deutsche Unternehmen<br />

daran beteiligen?<br />

Al-Hamadani: Zunächst einmal haben wir<br />

durch einige Gesetzesänderungen ein deutlich<br />

positiveres Investitionsklima geschaffen. Ich<br />

meine hier besonders das Investitionsgesetz<br />

13(2006), das dem Investor große Freiräume<br />

schafft. Dies ist eine gute Gelegenheit für Investoren,<br />

aber auf der anderen Seite gibt es bei<br />

uns natürlich auch Bedarf nach ausländischem<br />

Kapital, das neue Märkte sucht.<br />

SOUQ: Manche deutsche Firmen haben Probleme<br />

beim Einstieg in den irakischen Markt.<br />

iRAK<br />

Woran liegt das und was raten Sie deutschen<br />

Unternehmen?<br />

Al-Hamadani: Ein großes Problem ist vielleicht<br />

die zu große Zurückhaltung oder sogar<br />

Angst, die auf deutscher Seite manchmal noch<br />

besteht. Dabei ist der irakische Markt heute ein<br />

attraktiver Markt, aber viele sehen den Irak<br />

noch als „heißes“ Land an. Aber dies spiegelt<br />

nicht die Realitäten im Irak wieder. Es gibt eine<br />

große Anzahl von internationalen Firmen, die<br />

im Irak Fuss gefasst haben. Amerikaner, Koreaner,<br />

Chinesen, Franzosen, Türken und Iraner<br />

alle sind schon auf dem irakischen Markt<br />

aktiv. Ein Grund ist sicherlich, dass auch falsche<br />

Informationen in Deutschland verbreitet<br />

werden. Der irakische Staatshaushalt in diesem<br />

Jahr beträgt mehr als 120 Milliarden US-<br />

Dollar, davon wird viel investiert werden. Die<br />

deutschen Unternehmen sollten daran danken,<br />

dass auch sie davon profitieren können. Es gibt<br />

also keinen objektiven Grund, der an Geschäften<br />

im Irak hindern würde.<br />

SOUQ: Auf der anderen Seite, was sind die<br />

Herausforderungen für irakische Geschäftsleute,<br />

wenn Sie mit oder in Deutschland Geschäfte<br />

machen wollen?<br />

27<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong>


iRAK / DeLeGATiONSReiSeN<br />

Al-Hamadani: Es gibt große Probleme bei der<br />

Visavergabe für Deutschland. Dabei ist der<br />

Irak heute sicherer als noch vor ein paar Jahren<br />

und es gibt den ausdrücklichen Wunsch<br />

der irakischen Wirtschaft, auch in und mit<br />

Deutschland aktiv zu werden. Und die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen beiden Ländern<br />

sind sehr alt. Die deutsche Regierung<br />

sollte meiner Meinung nach die Praxis der<br />

Visavergabe überdenken. Denn die gegenseitigen<br />

Besuche sind das Kernstück unserer<br />

Wirtschaftsbeziehungen. Die Föderation der<br />

irakischen Handelskammern möchte dieses<br />

Anliegen deutlich kommunizieren und damit<br />

vorantreiben, in der Partnerschaft mit der<br />

<strong>Ghorfa</strong>. Wir haben zudem große Probleme<br />

mit Messeteilnahmen in Deutschland, eben<br />

wegen der restriktiven Visavergabe. Dadurch<br />

verpassen wir und die Deutschen wichtige<br />

Gelegenheiten.<br />

SOUQ: Ist dies ein spezielles Problem mit den<br />

Deutschen oder gilt es für alle Schengenstaaten?<br />

Al-Hamadani: Das größte Problem besteht<br />

leider mit Deutschland. Wir haben recht gute<br />

Beziehungen zu anderen europäischen Botschaften<br />

, auch zur amerikanischen. Bei anderen<br />

Schengen-Staaten haben wir weniger Probleme,<br />

Visa für Besuche und Messeteilnahmen<br />

zu bekommen. Ich bin jetzt zum vierten Mal in<br />

Deutschland und konnte bisher nur Schengen-<br />

Visa über Frankreich, Italien oder die Tschechische<br />

Republik bekommen. Und wir reden<br />

hier von einem Kammerpräsidenten. Wie soll<br />

es einem normalen Geschäftsmann gehen?<br />

Dies hat negative Auswirkungen auf unseren<br />

Handelsaustausch. Auf der anderen Seiten gibt<br />

es noch Probleme aufgrund der Reisewarnung,<br />

die das Auswärtige Amt für den Irak ausspricht.<br />

Das schreckt viele Geschäftsleute ab.<br />

Unternehmensdelegation aus Palästina<br />

besucht Deutschland<br />

Das palästinensische Kunsthandwerksgewerbe<br />

präsentierte sich mit einem Gemeinschaftsstand<br />

auf der Ambiente Messe in Frankfurt. Die<br />

angebotenen Produkte stiessen insbesondere<br />

bei deutschen Fair Trade Vertriebskanälen auf<br />

großes Interesse. Landwirtschaftliche Betriebe<br />

führten im Rahmen der Fruit Logistica Messe in<br />

Berlin Gespräche mit europäischen Importeuren<br />

für Gemüse, Erdbeeren, Kräuter, Datteln und<br />

Schnittblumen. Für Unternehmer aus der Schuhindustrie<br />

werden im Rahmen der GDS Messe,<br />

die am 14.-16. März in Düsseldorf stattfindet,<br />

Kontakte mit europäischen Marken – vorwiegend<br />

im Mittelpreissegment – arrangiert, um<br />

eine mögliche Zusammenarbeit zu besprechen.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung in den Palästinensischen<br />

Gebieten ist in vielerlei Hinsicht<br />

durch die Besatzung und die israelische<br />

Kontrolle der Außengrenzen beeinträchtigt.<br />

Die Mehrzahl der palästinensischen Betriebe<br />

wickeln ihren Außenhandel über israelische<br />

Zwischenhändler ab, da der direkte Außenhandel<br />

mit Verzögerungen, Mehrkosten und und<br />

Unwägbarkeiten in der Lieferkette verbunden<br />

ist. So wurden gemäß Eurostat in 2010 lediglich<br />

Waren im Wert von 79 Mio € aus der EU<br />

in die Palästinensischen Gebiete importiert, und<br />

andersherum 32 Mio € exportiert. Im Vergleich<br />

beträgt der israelische Außenhandel mit der EU<br />

etwa das Zweihundertfache.<br />

Der indirekte<br />

Handel schmälert nicht<br />

nur die Profitmargen<br />

der palästinensischen<br />

Betriebe, er sorgt auch<br />

dafür daß ein beträchtlicher<br />

Teil der Zoll-<br />

und Steuereinnahmen<br />

des palästinensischen<br />

Marktes an den israelischen<br />

Staat abgeführt<br />

werden. Die Steuerausfälle<br />

aufgrund<br />

mangelnder Kontrolle<br />

über die Außengrenzen<br />

werden in dem<br />

aktuellen Bericht des<br />

palästinensischen Wirtschaftsministeriums<br />

auf 406 Mio US $ pro Jahr<br />

geschätzt.<br />

Um die Privatwirtschaft in den Palästinensischen<br />

Gebieten zu stärken führt die Deutsche<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ GmbH) im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ) ein „Programm zur<br />

Förderung der Privatwirtschaft“ durch. „Die<br />

nicht-tarifären Handelshemmnisse Israels für<br />

Unternehmer aus Palästina werben für Ihre Produkte<br />

Wir hoffen, dass die deutsche Regierung den<br />

Weg für einen größeren Austausch zwischen<br />

dem Irak und Deutschland öffnet.<br />

SOUQ: Der Föderation der irakischen Handelskammern<br />

wird am Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />

vom 13. bis 15. Juni in Berlin teilnehmen,<br />

ein eigenes Forum für den Irak ist im<br />

September geplant. Was sind ihre Erwartungen?<br />

Al-Hamadani: Dies ist eine sehr gute Gelegenheit<br />

für den Irak und speziell die irakische<br />

Privatwirtschaft. Es werden auch viele Regierungsstellen<br />

an den Foren teilnehmen. Hier<br />

können viele wichtige neue Beziehungen geknüpft<br />

werden. Die gemeinsamen Wirtschaftsforen<br />

sind eine der wichtigsten Plattformen,<br />

die die <strong>Ghorfa</strong> anbietet, der wir dafür auch sehr<br />

danken. Dies gibt unseren Handelsbeziehungen<br />

einen großen Schub.<br />

palästinensische Betriebe können wir nicht<br />

beeinflussen, aber wir versuchen, palästinensischen<br />

Unternehmen den Einstieg in den europäischen<br />

Markt zu erleichtern und direkte<br />

Geschäftsbeziehungen aufzubauen“ erläutert<br />

Franz von Weizsäcker, der in der GIZ die palästinensischeAußenwirtschaftsförderungsinitiative<br />

betreut. In dieser Initiative arbeitet die GIZ<br />

mit der palästinensischen Exportförderungsagentur<br />

PalTrade und dem Deutsch-Palästinensischen<br />

Wirtschaftsrat DPW e.V. zusammen.<br />

28 SOUQ 1/2012<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong>


Auf dem Weg in die Zukunft steht die arabische Welt vor<br />

großen Herausforderungen. Als deutsches Bundesunternehmen<br />

begleitet die GIZ in arabischen Ländern seit mehr als dreißig<br />

Jahren erfolgreich Veränderungsprozesse in den Bereichen<br />

Bildung, Wasser, Energie, Gesundheit und Infrastruktur.<br />

Als einer der weltweit führenden Dienstleister in der internationalen<br />

Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung kann<br />

die GIZ auf die Erfahrung aus über 15.000 Projekten in mehr<br />

als 100 Fachgebieten und über 130 Ländern zurückgreifen.<br />

Wir gestalten Veränderung.<br />

SOUQ 1/2012<br />

VERÄNDERUNGEN BRAUCHEN<br />

ERFAHRUNG UND EIN KLARES ZIEL.<br />

G E S U N D H E I T • I N F R A S T R U K T U R • E N E R G I E & K L I M A • B E R U F L I C H E B I L D U N G • WA S S E R<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

GIZ International Services<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Tel: +49 6196 79-0<br />

Fax: +49 6196 79-1115<br />

E-Mail: international-services@giz.de<br />

Internet: www.giz.de/international-services<br />

29


ANALySe<br />

Bilanz des arabischen Frühlings<br />

Seit dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Osmanischen Reiches dürfte es kein Jahr gegeben haben, das die arabischen<br />

Welt so nachhaltig verändert hat wie das Jahr 2011. Bei aller Unterstützung für politische Wenden bleiben<br />

doch einige Fragezeichen auf Seiten der Wirtschaft. Denn kurzfristig haben die Umwälzungen in Tunesien, Ägypten,<br />

Libyen und Jemen die wirtschaftlichen Herausforderungen der Länder verschärft. Das muss aber nicht so bleiben.<br />

Demonstranten in Ägypten<br />

Es ist lange her, dass Deutschland ein höheres<br />

BIP-Wachstum aufweisen konnte als Ägypten.<br />

Das Land am Nil wuchs in den vergangenen<br />

Jahren real um 5 bis 7%, selbst während<br />

der Finanzkrise. Doch im Gegensatz zu<br />

Deutschland ist Ägypten ein Land mit junger<br />

und wachsender Bevölkerung (1,8% pro Jahr),<br />

das schon deswegen ein hohes Wachstum<br />

braucht, um die heranwachsenden Generationen<br />

mit Jobs versorgen zu können. Im Jahr<br />

2011 aber ist das Wachstum auf magere 1,2%<br />

zurückgegangen, die Prognosen für die kommenden<br />

Jahre sind bisher ernüchternd. Die<br />

Auswirkungen der Revolution am Nil waren<br />

auch wirtschaftlich sofort zu spüren. Am<br />

schnellsten reagierten die in dieser Hinsicht<br />

ebenso flexiblen wie volatilen Finanzmärkte<br />

und der Tourismussektor. Der ägyptische<br />

Tourismusminister Mounir Fakhri Abdel<br />

Nour gab Anfang 2012 bekannt, dass der Tourismussektor<br />

seines Landes im Jahr 2011 um<br />

33% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen<br />

sei. Die Zahl der Übernachtungen sank dementsprechend<br />

von 141 Millionen (2010) auf<br />

114 Millionen (2011). Ähnlich sah es in Tunesien<br />

aus, dem Stammland des arabischen<br />

Frühlings, dessen Tourismussektor in ähnlichen<br />

Dimensionen schrumpfte. Auch in Sachen<br />

Wirtschaftswachstum durchlebt Tunesi-<br />

en eine Stagnation, der IWF prognostiziert für<br />

2011 genau 0,0%. Im Gegensatz zu Ägypten<br />

aber erwarten die Analysten für Tunesien eine<br />

recht schnelle Erholung, mit einem Wachstum<br />

von mehr als 3% im Jahr 2012.<br />

Noch tiefer gehen die Einschnitte in Libyen,<br />

dessen Ölproduktion im Laufe der Auseinandersetzungen<br />

fast zum Erliegen kam.<br />

Da der Export des Rohöls den Großteil der<br />

Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht,<br />

schrumpfte das BIP um bis zu 50% zusammen.<br />

Die gute Nachricht ist aber, dass bei<br />

einem zügigen Wiederanfahren der Ölproduktion<br />

das BIP schnell wieder auf vorrevolutionäre<br />

Höhen klettern wird. Zudem verfügt<br />

der nun herrschende libysche Übergangsrat<br />

über die zuvor eingefrorenen Devisenreserven<br />

des Gaddafi-Regimes. Eine weitere Konsequenz<br />

des Machtwechsels in Libyen war die<br />

vorübergehende Evakuierung von 1,5 Mio.<br />

Gastarbeitern, die meisten von ihnen Tunesier<br />

und Ägypter, deren Rücküberweisungen in<br />

ihre Heimatländer nun vorerst gestoppt sind.<br />

Vieles spricht also dafür, dass die wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen des arabischen Frühlings<br />

zunächst negativ waren. Und ungleich<br />

Defiziten in politischen Systemen lassen sich<br />

Mängel in der Wirtschaft nicht durch Revolutionen<br />

beseitigen, sondern bedürfen jahrelanger<br />

Reformen und struktureller Veränderungen.<br />

Hier wirkt die Revolution vorerst<br />

kontraproduktiv. Ausländische Investoren wie<br />

auch Touristen sind verunsichert, es gibt keine<br />

Regierungen, die sich bereits langfristige Ziele<br />

setzen können, der Druck und die Erwartungshaltung<br />

der Menschen nach Besserung<br />

jedoch steigen.<br />

Dennoch sollten nicht nur die Gefahren und<br />

Herausforderungen des arabischen Frühlings<br />

bedacht werden, sondern auch die Chancen, die<br />

sich langfristig aus offeneren, demokratischeren<br />

und transparenteren politischen Systemen<br />

ergeben können. In Ländern wie Ägypten und<br />

Tunesien hat es in der Vergangenheit nicht<br />

am Wirtschaftswachstum gemangelt, sondern<br />

eher am „Wachstumsmanagement“ und unvollständigen<br />

Liberalisierungspolitiken. Dies<br />

hatte zur Folge, dass der steigende Reichtum<br />

bei nur wenigen Eliten der Länder ankam, der<br />

Rest der Bevölkerung aber den Wachstumsnebeneffekten<br />

wie etwa der Inflation ausgesetzt<br />

war. Diese traf Ägypten am stärksten, dessen<br />

Inflationsrate in den vergangenen drei Jahren<br />

stets über 11% lag. IWF-Chefin Christine<br />

Lagarde hat in diesem Zusammenhang zutref-<br />

30 SOUQ 1/2012<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong>


Foto: Sumood Abdulhadi<br />

Die Jugend ist die Hoffnung: Junger Revolutionär im Jemen<br />

fend von einem nun wünschenswerten „inclusive<br />

growth“ gesprochen, der neben makroökonomischer<br />

und finanzpolitischer Stabilität<br />

eine der wichtigsten Konsequenzen des arabischen<br />

Frühlings werden muss. Mit der Einbeziehung<br />

breiter Bevölkerungsschichten in ein<br />

zukünftiges Wirtschaftswachstum steigt auch<br />

die Legitimität des neuen politischen Systems<br />

in den betroffenen Ländern.<br />

Neue, vom Volk gewählte Regierungen werden<br />

auf eine größere Diversifizierung der<br />

Wirtschaft und auf ein kontrolliertes Wachstum<br />

setzen müssen. Nachhaltige Themen, die<br />

für das langfristige Wachstum der arabischen<br />

Volkswirtschaften unentbehrlich sind, wie<br />

etwa Bildung, Gesundheit, Energie, Industrialisierung,<br />

lassen sich allerdings nicht über<br />

Nacht umsetzen. Dennoch wird keine neue<br />

Regierung in den betroffenen Ländern darum<br />

herumkommen, in diese Sektoren zu investieren<br />

und ehrgeizige Pläne zu verfolgen. Denn<br />

die Tatsache, dass die meisten arabischen Staaten<br />

über eine wachsende und vorwiegend junge<br />

Bevölkerung verfügen, ist auch eine große<br />

Chance. Wenn es gelingt, die nachwachsenden<br />

Generationen mit adäquaten Jobs zu versorgen,<br />

deren Kernvoraussetzung wiederum ein<br />

SOUQ 1/2012<br />

gut abgestimmter Bildungssektor ist, so wird<br />

sich dadurch das Verhältnis von ökonomisch<br />

aktiver zu ökonomisch passiver Bevölkerung<br />

zu Gunsten der arabischen Staaten entwickeln.<br />

Man spricht in diesem Zusammenhang auch<br />

von einer demographischen Dividende, die<br />

jedoch, wenn sie ungenutzt bleibt, zum sogenannten<br />

demographischen Fluch werden kann.<br />

Natürlich bedarf es bei den Investitionen in<br />

nachhaltige Sektoren größerer Kapitalbeträge<br />

als viele der arabischen Ölimporteure derzeit<br />

zu investieren in der Lage sind. Ein Teil der<br />

Lösung liegt in einer stärkeren Beteiligung<br />

des Privatsektors und des Mittelstands. Aber<br />

auch die Europäische Union und Deutschland<br />

können eine wichtige Rolle spielen, indem sie<br />

etwa das Portfolio asymmetrischer Handelspräferenzen<br />

zu den arabischen Staaten erweitern<br />

und damit der arabischen Exportindustrie<br />

größere Absatzmärkte in Europa eröffnen.<br />

Die Schwerpunktverschiebung zu nachhaltigen<br />

Branchen wie zum Privatsektor und zum<br />

Mittelstand ist für deutsche Unternehmen<br />

lukrativ, weswegen die langfristigen Auswirkungen<br />

des arabischen Frühlings auch<br />

wirtschaftlich durchaus positiv sein können.<br />

15. Deutsch-Arabisches Wirtschaftsforum vom 13. bis 15. Juni 2012 in Berlin<br />

Das Interesse seitens der arabischen Staaten<br />

an deutschen Lösungen im Bildungsbereich,<br />

Technologie im Medizinbereich, Know-How<br />

in erneuerbaren Energien und Investitionsgütern<br />

in der Industrie ist ungebrochen.<br />

Eine Folge der Umwälzungen ist eine weitere<br />

Verschiebung der wirtschaftlichen Schwerpunkte<br />

der arabischen Welt von Ölimporteuren<br />

zu Ölexporteuren, sprich: an den Golf.<br />

Die arabischen Golfstaaten, ohnehin für den<br />

größten Teil des gesamtarabischen BIPs verantwortlich,<br />

konnten aufgrund hoher Ölpreise<br />

im Jahr 2011 um mehr als 7% wachsen. Der<br />

Ölpreis lag im Jahresschnitt bei etwa 103 US-<br />

Dollar. Um den Produktionsausfall in Libyen<br />

zu kompensieren, hat zudem Saudi-Arabien<br />

seine Fördermenge im Jahr 2011 noch einmal<br />

erhöht. Somit ist es auf die arabischen Golfstaaten<br />

zurückzuführen, dass die arabischen<br />

Volkswirtschaften insgesamt im Jahr 2011 um<br />

etwa 3,6% gewachsen sind.<br />

Damit der politische arabische Frühling keinen<br />

wirtschaftlichen arabischen Winter nach sich<br />

zieht, müssen nun die richtigen Prioritäten<br />

gesetzt werden, um von der neuen Offenheit<br />

in den betroffenen Ländern zu profitieren.<br />

Mit bis zu 800 hochrangigen Teilnehmern ist das branchenübergreifende Wirtschaftsforum die größte Deutsch-<br />

Arabische Wirtschaftsplattform in Deutschland. Das Forum bietet auch in diesem Jahr einen exzellenten Rahmen<br />

für die Anbahnung und den Ausbau aussichtsreicher Geschäftsperspektiven mit der arabischen Welt. Ein<br />

besonderer Schwerpunkt wird nächstes Jahr auf das Partnerland Katar gelegt. Wie gewohnt wird die Bau- und<br />

Infrastrukturbranche stark vertreten sein, des Weiteren sollen Schwerpunkte auf die Themen Exportfinanzierung,<br />

Logisitik, Einzelhandel und Nahrungsmittel gelegt werden. Auch arabische und deutsche Geschäftsfrauen<br />

kommen bei diesem Forum zu Wort.<br />

31


KOOPeRATiON<br />

Bundesaußenminister Westerwelle sagt Maghreb-Ländern<br />

deutsche Unterstützung zu<br />

Ein Jahr nach dem Beginn des arabischen Frühlings besuchte Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle im Januar<br />

Algerien, Libyen und Tunesien. In seinen politischen Gesprächen sagte er den Maghreb-Ländern die Unterstützung<br />

Deutschlands bei den anstehenden Reformen zu und warb zugleich für den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen.<br />

Außenminister Westerwelle im Gespräch mit seinem algerischen Amtskollegen Mourat Medelci<br />

Zum Auftakt seiner Reise besuchte<br />

der deutsche Außenminister am 7.<br />

Januar 2012 Algerien und führte ein<br />

Gespräch mit seinem Amtskollegen<br />

Mourad Medelci. Dieser habe ihm, so<br />

Westerwelle, von den politischen und<br />

demokratischen Reformen berichtet,<br />

die in Algerien auf den Weg gebracht<br />

worden seien. „Wir ermutigen Algerien,<br />

diesen Weg fortzusetzen, denn<br />

politische Teilhabe und wirtschaftliche<br />

Perspektive sind zwei Seiten derselben<br />

Medaille – beides befördert sich<br />

gegenseitig“, sagte Westerwelle nach<br />

dem Gespräch. Medelci lobte Presseberichten<br />

zufolge die „exzellenten“<br />

beiderseitigen Beziehungen. Zugleich<br />

betonte er das Interesse seines Landes,<br />

die bestehende Partnerschaft in eine<br />

„Freundschaft“ weiterzuentwickeln.<br />

Die beiden Außenminister tauschten<br />

sich auch über die Potenziale der<br />

deutsch-algerischen wirtschaftlichen<br />

Beziehungen aus. Im Mittelpunkt<br />

standen Themen wie die Medizintechnik<br />

und die erneuerbaren Energien.<br />

Das Energie-Projekt Desertec „könnte<br />

ein Meilenstein für die Zusammenarbeit<br />

Europas und Nordafrikas werden“,<br />

sagte Westerwelle. Medelci betonte die<br />

Absicht Algeriens, deutsche Technik<br />

beim geplanten massiven Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien einzusetzen.<br />

In Algier traf Westerwelle zudem mit<br />

Industrieminister Mohamed Benmeradi,<br />

Premierminister Ahmed Ouyahya<br />

sowie mit dem Träger des Friedenspreises<br />

des deutschen Buchhandels<br />

2011, dem algerischen Schriftsteller<br />

Boualem Sansal, zusammen.<br />

Am 8. Januar reiste Westerwelle weiter<br />

nach Tripolis und führte in der libyschen<br />

Hauptstadt Gespräche mit der<br />

Übergangsregierung. Auf der Agenda<br />

standen unter anderem Treffen mit<br />

dem Chef des Übergangsrats Mustafa<br />

Abd Al-Jalil, dem libyschen Außenminister<br />

Aschur Bin Chajjal sowie Ministerpräsident<br />

Abdurrahim El-Kib.<br />

„Deutschland steht dem neuen Libyen<br />

als Freund und Partner zur Seite, damit<br />

der Wiederaufbau des Landes und der<br />

gesellschaftliche und politische Auf-<br />

bruch in Richtung Demokratie<br />

gelingt“, versicherte<br />

der deutsche Außenminister<br />

in Tripolis.<br />

Nach Angaben von Westerwelle<br />

leistet die Bundesregierung<br />

für den Wiederaufbau<br />

und den demokratischen<br />

Wandel in Libyen umfangreiche<br />

Unterstützung. Noch<br />

während der Kämpfe in dem<br />

Maghreb-Land habe das<br />

Auswärtige Amt unter anderem<br />

Mittel in Höhe von<br />

acht Mio. Euro humanitäre<br />

Soforthilfe zur Verfügung<br />

gestellt. Die Bundesregierung hat dem<br />

Nationalen Übergangsrat zudem einen<br />

Kredit von 100 Mio. Euro gewährt. Das<br />

Geld wurde vor allem für die medizinische<br />

Behandlung von Verwundeten<br />

eingesetzt. Mit einigen der in deutschen<br />

Krankenhäusern behandelten<br />

und mittlerweile in ihre Heimat zurückgekehrten<br />

libyschen Kriegsverletzten<br />

traf Westerwelle in Tripolis<br />

zusammen. Seit dem Ende der Kämpfe<br />

wurden auf Initiative des Auswärtigen<br />

Amts über 1000 libysche Kriegsverletzte<br />

in Deutschland medizinisch<br />

versorgt. Der libysche Außenminister<br />

Aschur Bin Chajjal bedankte sich für<br />

die politische Unterstützung Deutschlands<br />

und die geleistete humanitäre<br />

Hilfe.<br />

Deutschland steht, wie Westerwelle<br />

deutlich machte, ebenfalls bereit,<br />

den wirtschaftlichen Wiederaufbau<br />

in Libyen zu flankieren. Aus diesem<br />

Grund wurde der Außenminister von<br />

einer Unternehmerdelegation aus den<br />

Bereichen erneuerbare Energien und Amt<br />

Medizintechnik begleitet. Westerwelle<br />

hob hervor, Deutschland wolle seinen Auswärtiges<br />

„Beitrag dazu leisten, dass Libyen eine Foto:<br />

32 SOUQ 1/2012


Foto: Auswärtiges Amt<br />

Guido Westerwelle und sein Amtskollege Rafik Abdessalam unterzeichneten Absichtserklärungen<br />

für einen deutsch-tunesischen Transformationsdialog<br />

positive wirtschaftliche Entwicklung<br />

nehmen kann“. Denn gerade die junge<br />

Generation in Libyen brauche Chancen.<br />

Die deutsche Wirtschaft finde „offene<br />

Türen“ in Libyen vor.<br />

Guido Westerwelle sprach mit seinem<br />

libyschen Außenministerkollegen<br />

auch über die Eröffnung eines Goethe-<br />

Instituts in Libyen und über die Intensivierung<br />

der akademischen Zusammenarbeit<br />

beider Länder. Dabei geht<br />

es zum Beispiel um die Förderung der<br />

deutschen Sprache an den libyschen<br />

Universitäten.<br />

Abschließend besuchte Guido Westerwelle<br />

am 9. Januar Tunesien. In Tunis<br />

wurde er von Staatspräsident Moncef<br />

Marzouki empfangen. Auf dem Programm<br />

standen daneben Gespräche<br />

mit dem Vorsitzenden der verfassunggebenden<br />

Versammlung, Mustafa Ben<br />

Jaafar, sowie mit Premierminister Hamadi<br />

Jebali und Außenminister Rafik<br />

Abdessalam, die als Mitglieder der<br />

Übergangsregierung erst kürzlich in<br />

ihr Amt gekommen sind. Auch sprach<br />

Westerwelle vor dem tunesischen Unternehmerverband<br />

(UTICA) und traf<br />

mit Vertretern der Zivilgesellschaft<br />

und von Nichtregierungsorganisationen<br />

zusammen.<br />

Sein zweiter Besuch in Tunesien seit<br />

der Revolution sollte bewusst ein Zeichen<br />

dafür setzen, „dass Deutschland<br />

SOUQ 1/2012<br />

eine große Chance sieht, dass Tunesien<br />

zum Vorbild für viele andere Länder<br />

der Region werden könne“, sagte Westerwelle<br />

in der tunesischen Hauptstadt.<br />

Die Wahlen in Tunesien hätten unterschiedliche<br />

Kräfte hervorgebracht. Mit<br />

all diesen politischen Kräften werde<br />

die Bundesregierung sehr eng und gut<br />

zusammenarbeiten.<br />

„Deutschland wird Tunesien unterstützen,<br />

nicht nur mit Rat und mit<br />

Worten, sondern mit handfesten Taten“,<br />

sagte Westerwelle weiter. Investitionen<br />

würden vorbereitet – auch<br />

durch die Unternehmerdelegation,<br />

die den Minister begleitete. Etwa 280<br />

deutsche Unternehmen investierten<br />

bereits in Tunesien, rund 40.000 Arbeitsstellen<br />

seien dadurch geschaffen<br />

worden. In Zukunft müssten es noch<br />

viel mehr werden. Tunesien habe die<br />

Rahmenbedingungen dafür bereits in<br />

KOOPeRATiON<br />

weiten Teilen geschaffen.<br />

„Wenn die Demokratie gelingen<br />

soll, dann braucht<br />

sie auch wirtschaftlichen<br />

Erfolg“, betonte der Bundesaußenminister.<br />

Westerwelle und sein tunesischer<br />

Amtskollege Rafik<br />

Abdessalam unterzeichneten<br />

Absichtserklärungen<br />

für einen deutsch-tunesischenTransformationsdialog<br />

und eine Partnerschaft<br />

im Energiebereich.<br />

Die Bundesregierung stellt<br />

Tunesien im Rahmen des<br />

Tr a n s f o r m a t i o n s d i a l o g s<br />

für die Jahre 2012 und 2013<br />

zusätzliche Mittel in Höhe<br />

von 32 Mio. Euro zur Verfügung. Außerdem<br />

will die Bundesregierung mit<br />

Tunesien eine Schuldenumwandlung<br />

in der Gesamthöhe von 60 Mio. Euro<br />

vereinbaren. Die Mittel sollen zur Unterstützung<br />

von Reformen in dem Maghreb-Land<br />

eingesetzt werden. Weitere<br />

deutsche Mittel zur Unterstützung<br />

Tunesiens fließen im Rahmen der Europäischen<br />

Union.<br />

Einer der Schwerpunkte des Transformationsdialogs<br />

liegt auf dem geplanten<br />

„Netzwerk für Arbeit, Bildung und<br />

Mobilität“, an dem sich Unternehmen<br />

und Wissenschaftseinrichtungen beteiligen<br />

sollen. Dazu zählt auch ein<br />

vom Auswärtigen Amt finanzierter<br />

Beschäftigungspakt, mit dem insbesondere<br />

tunesische Ausbildungszentren<br />

in Schlüsselsektoren wie erneuerbare<br />

Energien und Tourismus gefördert<br />

werden sollen.<br />

Arbeitsgruppe Gesundheit tagt in München<br />

Bereits zum dritten Mal tagte der Round Table Gesundheit am 3. Februar 2012 im<br />

Hotel Mandarin Oriental in München. Dr. Hans-Peter Uhl, Innenpolitischer Sprecher<br />

der CDU/CSU Bundestagsfraktion berichtete, dass zwischenzeitlich die Grundlage für<br />

Visaerleichterungen geschaffen wurde, indem die „Visawarndatei“ vom Parlament beschlossen<br />

wurde. Nach der erfolgreichen technischen Umsetzung, erhofft man sich ein<br />

großzügigeres Verfahren mit Antragstellern, die nicht in der Warndatei gelistet sind.<br />

Auch das Bundesgesundheitsministerium beteiligte sich an den Diskussionen rund um<br />

das Thema Gesundheitstourismus, vertreten durch Ortwin Schulte Leiter Referat für<br />

Grundsatzfragen der europäischen und internationalen Gesundheitspolitik und Dr. Peter<br />

Pompe, Protokollchef.<br />

33


Foto: Alsauaf<br />

AKTUeLLeS<br />

Roads of Arabia:<br />

Saudische Archäologieausstellung in Berlin eröffnet<br />

Lange Zeit galt Saudi-Arabien für die deutsche Öffentlichkeit als „terra incognita“ was archäologische Funde<br />

und historische Relikte betrifft. Die ägyptischen Pyramiden, Jordaniens Petra oder die mesopotamischen Funde<br />

waren dem Publikum geläufiger als die spektakulären Stücke, die nun in einer einmaligen Ausstellung in Berlin<br />

präsentiert werden. Das Königreich Saudi-Arabien blickt auf eine lange und reiche Kulturgeschichte zurück. Die<br />

Ausstellung „Roads of Arabia“ beleuchtet mit mehr als 300 Exponaten den historischen Reichtum der arabischen<br />

Halbinsel – von der Frühgeschichte bis in die Zeit der Osmanen, von 6000 Jahre alten Steelen bis zu einer Kaabatür<br />

aus dem 17. Jahrhundert.<br />

Der regierende Bürgemeister Klaus Woworeit und Prinz Sultan bin Salman bin Abdulaziz Al Saud<br />

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit<br />

zwischen der „Saudischen Kommission für<br />

Tourismus und Antiquitäten“ und dem Islamischen<br />

Museum noch bis April gezeigt.<br />

Einige der ausgestellten Stücke wurde bei<br />

Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen<br />

Instituts im Jahr 2004 im saudischen<br />

Tayma entdeckt.<br />

So nutzte der Chairman der Saudi Commission<br />

of Tourism and Antiquities, Prinz Sultan<br />

bin Salman bin Abdulaziz Al Saud die<br />

Gelegenheit seines Besuchs in Berlin, um<br />

drei neue Ausgrabungsabkommen zu unterzeichnen.<br />

Prinz Sultan hat mit hohem persönlichem<br />

Engagement die Realisierung der<br />

Ausstellung vorangetrieben, die vor Berlin<br />

bereits in Paris, Barcelona und St. Petersburg<br />

zu sehen war. Der regierende Bürgermeister<br />

Berlins Klaus Wowereit dankte dem Prinzen<br />

in seiner Eröffnungsansprache im Pergamon-Museum<br />

und freute sich, dass Berlin<br />

zum Standort der Ausstellung geworden ist.<br />

Prinz Sultan bin Salman betonte in seinem<br />

Grußwort die engeren kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Bindungen, die durch das<br />

Kennenlernen und das Verstehen der jeweils<br />

anderen Geschichte möglich werden. Die<br />

„Roads of Arabia“ sind hier beispielhaft,<br />

sind sie doch auch „Roads between Arabia<br />

and Germany“.<br />

Zusammen mit dem Botschafter des Königreichs<br />

Saudi-Arabien, Prof. Dr. Ossama<br />

Shobokshi, lud der Präsident der <strong>Ghorfa</strong>,<br />

Dr. Thomas Bach, am 25. Januar 2012 etwa<br />

300 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und<br />

Kultur zu einem Dinner anlässlich der Eröffnung<br />

der Ausstellung „Roads of Arabia“, die<br />

vom 26. Januar bis zum 9. April 2012 im Berliner<br />

Pergamon-Museum zu bewundern ist.<br />

Ehrengast des Dinners im The Ritz Carlton<br />

Hotel war Seine Königliche Hoheit Prinz<br />

Sultan bin Salman Al-Saud. In seiner Begrüßungsansprache<br />

verwies Dr. Bach auf die entscheidende<br />

persönliche Rolle Prinz Sultans<br />

bei der Realisierung der Ausstellung „Roads<br />

of Arabia“, die nach Paris, Barcelona und St.<br />

Peterburg nun in Berlin Halt macht. Dr. Bach<br />

dankte auch Botschafter Prof. Dr. Shobokshi<br />

für seinen Einsatz und sein Engagement, die<br />

die Ausstellung ermöglicht haben.<br />

Prof. Dr. Ossama Shobokshi dankte den<br />

Teilnehmern und betonte den völkerverbindenden<br />

Charakter der Ausstellung. Er<br />

freue sich, dass die archäologischen Schätze<br />

seines Landes nun auch in Deutschland ausgestellt<br />

werden. Dies sei ein Zeichen, dass<br />

Deutschland und Saudi-Arabien nicht nur<br />

wirtschaftlich engere Beziehungen denn je<br />

haben, sondern dass auch in gesellschaftlicher<br />

und kultureller Hinsicht die Bande<br />

zwischen beiden Ländern enger geknüpft<br />

werden.<br />

Der Einladung von Prof. Dr. Shobokshi und<br />

Dr. Bach waren viele hochrangige Persönlichkeiten<br />

aus Politik, Wirtschaft und Kultur<br />

nachgekommen, unter ihnen viele arabische<br />

Botschafter, der Regierende Bürgermeister<br />

von Berlin, Klaus Wowereit, Prof. Dr. Dr.<br />

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz und Prof. Dr. Dieter<br />

Hundt, Präsident der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände und<br />

Staatsminister a.D. Dr. Otto Wiesheu Auch<br />

viele Präsidiums- und Vorstandsmitglieder<br />

der <strong>Ghorfa</strong>, sowie Mitgliedsunternehmen<br />

nahmen an der Veranstaltung teil.<br />

Auf dem Dinner präsentierte sich das Königreich<br />

Saudi-Arabien in kultureller wie kulinarischer<br />

Hinsicht. Eine Folkloregruppe bot den<br />

Teilnehmer Tanz- und Musikeinlagen aus allen<br />

Regionen des Königreichs, neben dem Menü<br />

wurde auch ein saudisches Buffet angeboten.<br />

Das Königreich Saudi-Arabien, die größte<br />

Volkswirtschaft der arabischen Welt und<br />

Mitglied der G-20, unterhält seit Jahrzehnten<br />

enge wirtschaftliche Beziehungen zu<br />

Deutschland. In den ersten neun Monaten<br />

des Jahres 2011 betrug das Handelsvolumen<br />

zwischen beiden Ländern knapp 5,4<br />

Mrd. Euro, was Saudi-Arabien zum größten<br />

Handelspartner Deutschland in diesem<br />

Zeitraum machte.<br />

34 SOUQ 1/2012


Arabische Wirtschafts– und Kulturräte<br />

besuchen Bremen und Hannover<br />

Anlässlich der weltweit größten und wichtigsten<br />

Fachmesse für die Bildungswirtschaft,“ didacta -<br />

die Bildungsmesse“, reisten die Wirtschaftsräte<br />

und Kulturattachés der arabischen Botschaften<br />

unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz<br />

Al-Mikhlafi nach Bremen und Hannover.<br />

Organisiert wurde die Reise in Kooperation mit<br />

dem Bundesverband für Logistik (BVL) und dem<br />

didacta Verband e.V.<br />

Den Auftakt bildete eine geführte Tour durch den<br />

Campus des BVL, der ein Vorbild im Bereich lebensbegleitendes<br />

Lernen für Fach- und Führungskräfte<br />

ist. Reinhard Kütter, Präsidiumsmitglied der<br />

Platzierung rechte Seite<br />

SOUQ 1/2012<br />

<strong>Ghorfa</strong>, empfing die Delegation im Anschluss beim<br />

international tätigen Logistik- und Gütertransportunternehmen<br />

Kühne + Nagel (AG & Co.) KG.<br />

Der Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Häfen der Stadt Bremen, Dr. Heiner Heseler,<br />

begrüßte die arabischen Gäste bei einem Business<br />

Lunch in der Stadthalle Bremen. Er stellte<br />

Bremen als innovativen Wirtschaftsstandort mit<br />

Schwerpunkt auf Transport und Logistik dar.<br />

Auf dem Programm stand des Weiteren ein Besuch<br />

bei der 1907 gegründeten Boots- & Yachtwerft<br />

Abeking & Rasmussen, bei dem sich die<br />

Vertreter der arabischen Botschaften von der In-<br />

Ein starker Partner –<br />

Für große Visionen<br />

AKTiviTäTeN<br />

novationskraft des Unternehmens im Bereich des<br />

Schiffsbaus überzeugen konnten.<br />

Den zweiten Teil der Delegationsreise bildete ein<br />

eintägiger Besuch auf der didacta-die Bildungsmesse<br />

am 15. Februar 2012. Die Delegation wurde<br />

vom Präsidenten des didacta Verbandes, Herrn<br />

Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis und von<br />

Geschäftsführer Reinhard Koslitz begrüßt. Während<br />

der geführten Tour durch das Messegelände<br />

ergaben sich zahlreiche interessante Gespräche<br />

mit Ausstellern aus dem Bildungsbereich. Im<br />

Rahmen des Besuchs tagte die Arbeitsgruppe Bildung<br />

der <strong>Ghorfa</strong>.<br />

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AKTiviTäTeN<br />

Roundtable-Gespräch:<br />

Das neue Libyen<br />

Rund 30 Unternehmen waren der Einladung<br />

der <strong>Ghorfa</strong> gefolgt, sich im Rahmen<br />

eines Roundtables Gespräch über die aktuellen<br />

politischen, wirtschaftlichen und<br />

rechtlichen Entwicklungen in Libyen zu<br />

informieren. Der Libyen-Experte der Stiftung<br />

Wissenschaft und Politik (SWP) Herr<br />

Wolfram Lacher, referierte über die Transformationsphase<br />

des ölreichen nordafrikanischen<br />

Staates nach der Ära Gaddafi. Im<br />

Juni dieses Jahres stehen Wahlen zur Generalversammlung<br />

zur Ausarbeitung einer<br />

neuen Verfassung an.<br />

Libyen, so Lacher, stehe im Moment vor<br />

großen Herausforderungen. So habe der<br />

Nationalen Übergangsrat (NTC) mit einem<br />

großem Vertrauensverlust im Volk zu<br />

kämpfen und sehe sich mit einer Vielzahl<br />

an lokalen, allerdings auch zersplitterten,<br />

Machtgruppen konfrontiert. Derzeit,<br />

so Lacher, könne die Übergangsregierung<br />

kaum eine langfristige Perspektive für<br />

die Wirtschaft schaffen. Lacher verwies<br />

weiter auf die noch fehlende rechtstaatliche<br />

Struktur und Transparenz, er glaube<br />

jedoch nicht „dass Libyen im Chaos versinken<br />

wird“. Wichtig zu beachten sei, so<br />

Lacher weiter, dass alle Entscheidungen im<br />

Moment deutlich mehr Zeit benötigen, da<br />

der Übergangsrat sehr zurückhaltend sei.<br />

Dr. Florian Amereller, Rechtsanwalt und<br />

Vorstandsmitglied der <strong>Ghorfa</strong>, gab den teil-<br />

nehmenden Unternehmen einen Überblick<br />

über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

in Libyen und die hier geplanten Gesetzesänderungen.<br />

Bei seinen zweifachen<br />

Libyenaufenthalten nach der Revolution,<br />

fügte er hinzu, habe er einen deutlich positiven<br />

und stabileren Eindruck des Landes<br />

erhalten, als der, den die Presse vermittle.<br />

Wichtig für die (Wieder)-Aufnahme wirtschaftlicher<br />

Aktivitäten sei insbesondere<br />

die Schaffung von unabhängigen Gerichten<br />

und internationalen Übereinkommen.<br />

Ein positives Signal sei bereits, dass das<br />

Handelsregister wieder funktioniere.<br />

Amereller Rechtsanwälte werden in Kürze<br />

in Tripolis ein gemeinsames Büro mit einer<br />

italienischen Kanzlei eröffnen, so Dr.<br />

Amereller weiter.<br />

Auch Dr. Alexander Tettenborn, Referatsleiter<br />

Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten<br />

im Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie zeichnete ein vorsichtig<br />

optimistisches Bild von Libyen. Nach einem<br />

starken Einbruch im vergangenen<br />

Jahr sei die Zeit der Krise der Wirtschaft<br />

jetzt vorbei. Für 2012 wird ein Wachstum<br />

von 14,2% erwartet, wenngleich ein Entscheidungs-<br />

und Investitionsstau noch<br />

weiter fortbestehen würde. Die libysche<br />

Wirtschaft habe „phantastische Voraussetzungen“,<br />

so Dr. Tettenborn weiter. Erforderlich<br />

sei allerdings, dass funktionierende<br />

und transparente Rahmenbedingungen<br />

geschaffen würden und die Wirtschaft sich<br />

diversifiziere.<br />

Auch Udo Volz, stellvertretender Referatsleiter<br />

Maghreb im Auswärtigen Amt, sieht<br />

langfristig mehr Chancen als Risiken für<br />

Libyen. Entscheidend sei jedoch eine stabile<br />

Sicherheitslage. Derzeit, so Volz weiter,<br />

erlaube die Situation noch keine Aufhebung<br />

der Reisewarnung nach Libyen seitens<br />

des Auswärtigen Amtes. Die Tendenz<br />

gehe in die richtige Richtung, so das einhellige<br />

Fazit der Referenten, allerdings sei<br />

im Moment viel Geduld gefragt. Die Referenten<br />

empfahlen an Libyen interessierten<br />

Unternehmen, sich keinesfalls auf einzelne<br />

Figuren zu verlassen, da beim politischen<br />

Führungspersonal in den nächsten Monaten<br />

noch mehrfache Wechsel anstünden.<br />

Arbeitsgruppe Bildung und Ausbildung<br />

tagt in Hannover<br />

Im Rahmen der weltweit größten und wichtigsten Fachmesse für die Bildungswirtschaft,<br />

didacta - die Bildungsmesse, fand das 3. Treffen der Arbeitsgruppe Bildung<br />

und Ausbildung am 15. Februar auf dem Messegelände in Hannover statt. Mehr als<br />

25 Vertreter der deutschen Bildungs- und Ausbildungsindustrie diskutierten über<br />

den Stand der Aktivitäten des Didacta International Education Supplier Consortium<br />

(DIESC) Peter Wunsch, Senior Business Developer VET, IS International Services,<br />

stellte die bildungsbezogenen Aktivitäten von GIZ IS im arabischen Raum und<br />

daraus resultierende Chancen für deutsche Unternehmen vor. Rege diskutiert wurde<br />

besonders der Standort des nächsten Bildungsforums, das in diesem Jahr in einem<br />

arabischen Land stattfinden soll.<br />

36 SOUQ 1/2012<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong>


Salalah Free Zone in Oman: Enabling Business<br />

Growth, Redefining Investment and Trade Routes<br />

SOUQ 1/2012<br />

SPeciAL RePORT<br />

The Sultanate of Oman, one of the six member states of the Gulf Cooperative Council (GCC), successfully weathered<br />

the global economic crisis that afflicted most of the world in the last three years. This large nation of only<br />

2.4 million people, which neighbours Saudi Arabia, Yemen and the United Arab Emirates, enjoys economic and<br />

political stability under its leader, Sultan Qaboos bin Said Al-Said, is driving the country’s economic expansion<br />

and diversification to reduce the country’s reliance on fossil fuels.<br />

Loading in the Port of Salalah Free Zone<br />

Under Sultan Qaboos“ leadership, Oman<br />

embarked on an extensive modernizationprogram,<br />

divided into various phases.<br />

The program goalsare outlined in the<br />

country’s“Vision 2020”, and has the stated<br />

aim of establishing the nation as a leading<br />

player in the Middle East. The Vision 2020<br />

key objectives include delivering economic<br />

and financial stability; changing the role of<br />

Government in the economy bybroadening<br />

private sector participation; diversifying<br />

sources of national income; making the Oman<br />

economy a global player; and raising the skill<br />

levels of Omani nationals.<br />

Economic diversification and social development<br />

have been complemented by political<br />

changes that will afford Omani nationals<br />

greater voice in determining the future direction<br />

of the country. The Government recently<br />

announced that it is considering establishing<br />

various judicial court systems including an<br />

upper chamber of parliament, a ‘higher administrative<br />

court’ to review judgments and an<br />

independent constitutional court.<br />

The Sultan’s vision for his nation includes<br />

opening the country to international inves-<br />

tors by pursuing various bilateral trade agreements<br />

to boost economic ties with partner<br />

nations. Among the most notable is the Free<br />

Trade Agreement that was signed with the<br />

United States in 2009, making Oman one of<br />

just two countries in the Middle East and in<br />

the Indian Ocean to enjoy this status.<br />

The Government of Oman has followed<br />

strong and responsible fiscal policies. According<br />

to the most recent statistics, the ratio of<br />

national debt to GDP was about 4% (2010),<br />

with GDP for the same year coming in at<br />

$55.62 billion. Key to the economic reform<br />

programwas a deliberate policy to diversify<br />

the economy via industrialization and privatization,<br />

with a key goal being to reduce the<br />

oil sector’s contribution to GDP to 9% by<br />

2020. The Government is also investing in its<br />

petrochemical industry to make it more efficient,<br />

and to introduce enhanced oil recovery<br />

techniques.<br />

Today, Oman is building on its significant<br />

oil revenues of approximately 850.000 barrels<br />

per day, and gas production to finance<br />

its growth and to attract other activities. In<br />

addition, other than petroleum, Oman is rich<br />

in minerals such as copper, asbestos and, limestone,<br />

and it is leveraging these natural<br />

resources to attract foreign investors into a<br />

host of joint ventures offered via its industrial<br />

zones and free zones, such as Salalah Free<br />

Zone, Sohar Free Zone andDuqmSpecial Economic<br />

Zone.<br />

The Government is encouraging foreign direct<br />

investment through a variety of incentives to<br />

further develop newleading industries, which<br />

include construction, cement production, copper,<br />

steel, chemicals,optic fibers, and shipping.<br />

In addition, Oman is a member to the WTO<br />

and enforce strict IP protection.<br />

Tourism is also proving a major source of<br />

foreign investment for Oman.In the World<br />

Investment Report 2011, issued by the UN<br />

Conference on Trade and Development<br />

(Unctad), it reported that of all the countries<br />

in the Middle East, Oman was the only one to<br />

experience foreign direct investment growth<br />

in 2010, spurred in large part by tourism investments.<br />

Furthermore the Government of Oman recognizes<br />

that inattracting foreign investment it<br />

is vital to ensure that the requisite infrastructure<br />

is in place to facilitate logistics and trade<br />

with other nations. Oman is home to the<br />

biggest Indian Ocean deep- seaport, Salalah<br />

Port acts as a gateway into the free zone, connecting<br />

it ports in the Middle East and extending<br />

out across Asia. The Government is also<br />

committing major funding to other transport<br />

linkages,such as the GCC railway - which is<br />

scheduled for completion in 2017 -including<br />

a direct linkage from Salalah to Saudi Arabia<br />

providing an alternative entry to the Kingdom.<br />

Oman is ideally located in the Indian Ocean to<br />

be a key player on the 2 Trillion Dollar equatorialtrade<br />

route. The country’s positioning as<br />

a logistics hub has been significantly enhanced<br />

by the creation in 2011 of a newsea/air/road<br />

hub by Oman Air, Port of Salalah and Salalah<br />

37


SPeciAL RePORT<br />

Free Zone. The port, which has an annual capacity<br />

of 6-million TEU, shaves five days off<br />

normal sailing times for cargo carriers that traditionally<br />

docked in other ports in the Arabian<br />

Gulf. The new intermodal air/sea hubis set to<br />

reduce connectivity times by as much as 48<br />

hours between Europe, US and Asia.<br />

About Salalah Free Zone<br />

Salalah, located in the southern tip of the<br />

Arabian Peninsulais home to the largest Indian<br />

Ocean Deep seaportdue to its equidistance–<br />

two weeks’ sailing time –to most of the<br />

world’s major ports. In addition, it also has an<br />

international airport and is well connected to<br />

the GCC by road, and soon by rail.<br />

Salalah is ideally located to become a global<br />

hub for Asian and Western investorslooking<br />

to get closer to the high growth Asian markets<br />

and allowing Asian investors access to<br />

the regional resources of the Middle East for<br />

export to the West. Furthermore, it is in close<br />

proximity to a broad and fast growing USD<br />

620-million import market spanning from<br />

the Middle East, to the Indian subcontinent<br />

and East Africa.<br />

Salalah Free Zone Offering<br />

The Salalah Free Zone (SFZ), plays an important<br />

role in helping investors achieve financial<br />

goals, while also contributing to the social and<br />

economic improvements of Oman that have<br />

been identified by the Government. SFZ, established<br />

by the Government of the Sultanate of<br />

Oman in 2006, and launched in 2009, fosters<br />

partnership and collaboration across industries<br />

and borders and offers financing.<br />

In addition, the Government is investing heavily<br />

in improving the soft infrastructure of<br />

the country, with significant budget allocated<br />

to education, vocational training and healthcare.<br />

The Government has also announced an<br />

increase in budget by 26% over the current<br />

The Intermodal Connectivity of Salalah Free Zone<br />

With an array of business-friendly incentives,<br />

the SFZ aims to become one of the most progressive<br />

and desirable business locations in the<br />

Gulf and the Indian Ocean. In terms of the financial<br />

incentives, investors setting up in the<br />

zone are entitled to 100% foreign ownership<br />

– they are not required to seek local partners –<br />

and they can repatriate 100% of their capital.<br />

All companies can apply for long term-year<br />

five-year plan cycle, raising the amount to<br />

54-billion rials ($140-billion) to create more<br />

jobs and raise living standards. This element<br />

of domestic spending supports the overall<br />

economic development plan, where the key<br />

aim is the development of Omani nationals.<br />

renewable leases, and no minimum capital requirement<br />

has been set to ensure that small<br />

businesses are also attracted to the facilities, as<br />

well as large corporations and multinationals.<br />

All companies operating in SFZ will enjoy a 30year<br />

tax holiday on profits and dividends, and<br />

there is no personal or corporate tax, as well<br />

as no customs duties on imports and exports.<br />

Other incentives are available, including very<br />

competitively priced utilities such as water and<br />

power, and labour, which SFZCO can help its<br />

customers source.<br />

The zone,is being built in multiple phases, with<br />

Phase One comprising 2km2 of distribution,<br />

logistics, freight forwarding and manufacturing<br />

facilities. Phase Two, which is currently under<br />

construction, will provide around 8km2 of additional<br />

facilities, with a focus on light and medium<br />

industrial units and the next phase to complete<br />

the remaining due to start in a few years.<br />

SFZCO has set robust targets to be met in each<br />

of the development phases. In the first phase,<br />

(2011-2015), SFZ plans to create 13,000 direct<br />

and indirect jobs, and six square kilometers<br />

of free zone land will be under development.<br />

38 SOUQ 1/2012


Salalah Free Zone offers a comprehensive ecosystem to meet the needs of companies’ distribution, material<br />

processing and assembly<br />

Foreign direct investment is expected to reach<br />

$5-billion. In Phase Two, which runs until 2020,<br />

it is expected that 21,000 direct and indirect jobs<br />

will be created, and eight square kilometers of<br />

land will be under development. FDI is likely<br />

to reach $10-billion by the end of the period.<br />

The final phase, which ends in 2025, will see the<br />

SOUQ 1/2012<br />

entire zone under development, with 54,000 direct<br />

and indirect jobs, and a total FDI number of<br />

$15-billion.<br />

The free zonewhich is operated by the Salalah<br />

Free Zone Company (SFZCO) has already attracted<br />

international recognition, achieving a<br />

Petrochemicals and Material Processing<br />

SPeciAL RePORT<br />

ranking of 17 out of more than 130 free zones in<br />

the Middle East benchmarked in an authoritative<br />

study, Middle East Free Zones of the Future<br />

2011/2012, by fDi Magazine, a division of the<br />

Financial Times.The free zone ranked ninth for<br />

both Best Incentives and Best Facilities.<br />

In the last year of operations, the free zone has<br />

been successful in attracting 3.3 Billion USD of<br />

investments (both foreign and domestic) and continues<br />

to build on its success and competitiveness.<br />

SFZCO chief commercial officer, Ali Tabouk,<br />

says “In providing an attractive environment<br />

for multinationals to operate, Oman, through<br />

SFZ, will also boost foreign direct investment<br />

which in turn will diversify the country’s income<br />

streams and promote the nation’s natural<br />

resources internationally.”<br />

SFZ will continue to develop into an industrial<br />

and logistic zone that focuses on three main industrial<br />

clusters (1) petrochemicals and materials<br />

processing; (2) manufacturing and assembly<br />

and (3) logistics and distribution. In addition,<br />

it will also offer facilities for services industries.<br />

Petrochemicals and Materials Processing activities focus on processing through non-energy intensive processes for<br />

export oriented, organic (oil and food), minerals, petrochemicals and chemicals products. This cluster utilizeslow<br />

cost resources available locallyand traded globallyon the busy equatorial trade route that passes through Oman.<br />

In addition, several companies have already set up in SFZ due to its competitive labor, land and utility offering, while<br />

many European investors are currently exploring the free zone as a destination to expand their footprint and to set<br />

up closer to customers.<br />

Salalah Methanol:<br />

• Salalah Methanol, which is part of a<br />

Government-sponsored plan to diversify<br />

the Omani economy, started production<br />

in the free zone in 2010, and current output<br />

has reached 3,000 tons per day. The<br />

factory produces liquid methanol as a value-added<br />

product of natural gas, which is<br />

then marketed internationally by the international<br />

Omani company for trading.<br />

Carmeuse Group:<br />

• Among the agreements signed was a Memorandum<br />

of Understanding (MOU) signed<br />

with Carmeuse Group of Belgium, a<br />

world leader in lime and lime-related pro-<br />

ducts, to establish a $140-million jointventure<br />

production facility in SFZ.<br />

Octal:<br />

• One of the largest investors in Salalah<br />

Free Zone is OCTAL, a privately held<br />

Omani group that manufactures PET<br />

sheets and resins for use in packaging.<br />

Octal is one of the world’s largest PET<br />

producers, and its presence in SFZ will<br />

attract a number of companies in packaging.<br />

• Fishery: A memorandum of understanding<br />

has been signed with a local<br />

fish company to set up a regional and<br />

global processing hub in the free zone.<br />

Once established, the company intends<br />

to use the cost competitive land<br />

at its new Salalah headquarters to import<br />

equipment and supplies through<br />

the port as well asexport farm-raised<br />

products viaSalalah International<br />

Airport, the port or regional ground<br />

transport.<br />

Saltic Co<br />

• Saltic Group committed USD500-million<br />

to establish a factory to produce<br />

caustic soda and hydrochloride. Construction<br />

on the facility is set to begin<br />

in the latter part of this year.<br />

39


SPeciAL RePORT<br />

Manufacturing and Assembly<br />

The Manufacturing and Assembly sector in the free zone is well placed to be a global export hub for assembly, packaging<br />

and manufacturing investors due to the significant advantage offered by the Free Trade Agreement with<br />

the United States, which enables them to reduce their customs and logistics costs as a result of free or low customs<br />

charges for products made in Oman.<br />

Dunes Oman:<br />

• Dunes Oman, a subsidiary of Brakes<br />

India (formed from a JV between TVS<br />

and Lucas Industries), established a<br />

state of the art manufacturing plant<br />

in the zone in March 2008 to manufacture<br />

and export products for vehicle<br />

braking systems. The second phase<br />

Distribution and Logistics<br />

of the factory is now completed, and<br />

capacity has increased from 18,000<br />

MTPA to 36,000 annually. Its products<br />

are currently exported to manufacturers<br />

such as BMW, Ford, Nissan, Audi,<br />

Volkswagen, Volvo, Hyundai, Suzuki,<br />

Tata and Leyland.<br />

ABI- Showatech:<br />

• ABI-Showatech Oman LLC has a manufacturing<br />

operation in SFZ to produce<br />

machinery and assemble parts for<br />

light engines. The factory is currently<br />

in its second phase of expansion.<br />

As one of the world’s most central logistics hubs, Salalah offers a competitive cost to companies looking to consolidate<br />

inbound trade flows from places such as Africa and Asia, as well as distribute goods to Africa, the Middle East<br />

and GCC, India and subcontinent, or further afield to Asia and the West.<br />

SAGA:<br />

• Another example of one company that<br />

is enjoying a number of SFZbenefits,<br />

as well as the business incentives, is<br />

SAGA. The company will have an<br />

operational and storage area of more<br />

than 600,000 cubic meters, when the<br />

full facility is handed over. Textile is<br />

one of the largest industries in the<br />

world, and SFZ-based companies exporting<br />

to the US, are able to legiti-<br />

mately produce products for this massive<br />

market with improved cost ratios,<br />

thanks to SFZ.<br />

Logistics Company:<br />

• SFZ also signed a Memorandum of<br />

Understanding with one of the world’s<br />

leading logistics groups, to set up a re-<br />

gional and global hub in the free zone.<br />

This investment will significantly raise<br />

SFZ’s profile as a global destination,<br />

and provide additional capabilities<br />

to the many multinational corporations<br />

that seek to optimize their regional<br />

and global supply chain.<br />

40 SOUQ 1/2012

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