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1/2012 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ www.ghorfa.de<br />
12. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />
Die arabischen Länder richten den Blick nach vorn<br />
Gesundheitssektor<br />
Der Markt in den GCC - Staaten wächst weiter rasant<br />
Ressourcen<br />
Arabische Länder wollen verstärkt Bodenschätze abbauen<br />
Mittelstand<br />
Familienunternehmen und der wirtschaftliche Aufstieg der VAE
Bosch worldwide.<br />
Innovative solutions<br />
to improve quality of life.<br />
As an international leader in technology and services, Bosch is committed to improving<br />
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more than 4 billion euros annually in research and development, and why it applies for<br />
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Ihr starker Partner<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
wie schon in den letzten Jahren wird Ihnen die <strong>Ghorfa</strong> auch im<br />
Jahr 2012 einmal mehr als starker Partner zur Seite stehen. Wir<br />
werden erneut eine Reihe von hochkarätigen Foren, Konferenzen,<br />
Tagungen und Reisen mit einer großen Themen- und Ländervielfalt<br />
veranstalten.<br />
Den Auftakt macht das Deutsch-Arabische Tourismusforum am 7.<br />
März 2012 im Rahmen der ITB in Berlin. Wir werden eine Reihe<br />
arabischer Tourismusminister begrüßen dürfen, zudem ist Ägypten<br />
das Gastland der diesjährigen ITB. Im April wird das VAE-<br />
Forum im Rahmen der Hannover Messe stattfinden. Es schließt<br />
sich das Deutsch-Arabische Gesundheitsforum an, das am 25. und<br />
26. April erstmals in der bayerischen Landeshauptstadt München<br />
stattfinden wird. Gerade Bayern und München gehören zu den<br />
beliebtesten Destinationen arabischer Gäste in Deutschland. Dank<br />
der hervorragenden Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium<br />
für Umwelt und Gesundheit bin ich zuversichtlich, dass<br />
dieses Forum ein Erfolg werden wird für die Teilnehmer.<br />
Im Juni steht dann – einer mittlerweile guten Tradition folgend<br />
– das 15. Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum in Berlin auf dem<br />
Programm. Das Gastland Katar wird sich in besonderem Maße<br />
präsentieren und ich kann Ihnen schon heute hochinteressante<br />
Panels mit herausragend qualifizierten Referenten versprechen.<br />
In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann unsere bewährten<br />
Foren zu Bildung und Energie veranstalten, sowie ein Irak-Forum<br />
und ein Nordafrika-Forum in Zusammenarbeit mit der Handelskammer<br />
Hamburg.<br />
In dieser ersten Souq-Ausgabe des Jahres 2012 wagen wir zu-<br />
gleich Rück- und Ausblick. Ein Jahr ist seit dem Beginn der Trans-<br />
formationen in einigen arabischen Ländern vergangen und wir<br />
ziehen eine vorsichtige wirtschaftliche Bilanz dieser grundlegenden<br />
Veränderungen. Aber wir schauen auch voraus und beleuchten<br />
die Wachstumsbranchen in der arabischen Welt. Wir geben<br />
Ihnen Einblicke in die Branchen Tourismus und Gesundheit, die<br />
von großer Wichtigkeit für die arabischen Länder sind, gerade<br />
auch vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings.<br />
SOUQ 1/2012<br />
eDiTORiAL<br />
Darüber hinaus ist das Thema „Mittelstand und Familienunternehmen“<br />
ein Schwerpunkt dieser Souq-Ausgabe. Diese Unternehmen<br />
sind nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern<br />
spielen auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine<br />
entscheidende Rolle im wirtschaftlichen Aufstieg. Im Besonderen<br />
gilt dies für den Einzelhandel, der in einem eigenen Bericht behandelt<br />
wird.<br />
Des Weiteren beschäftigen wir uns in diesem Heft mit dem Wiederaufbau<br />
des Iraks. Dort werden Milliarden-Investitionen in die<br />
Bereiche Bau, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung fließen. Einen<br />
Überblick hierzu gibt das Gespräch mit dem Präsidenten der Föderation<br />
der irakischen Handelskammern, Jaafar Al-Hamadani.<br />
Ich wünsche Ihnen eine informative und anregende Lektüre und<br />
würde mich sehr freuen, Sie auch in diesem Jahr wieder bei den<br />
Veranstaltungen der <strong>Ghorfa</strong> persönlich begrüßen zu dürfen.<br />
Ihr<br />
Thomas Bach<br />
Präsident<br />
3
editorial<br />
Thomas Bach 3<br />
Personalien 5<br />
Nachrichten 6<br />
Tourismus<br />
Report: Die arabischen Länder richten den Blick nach vorn 8<br />
Interview: Staatssekretär Ernst Burgbacher: „Für deutsche<br />
Reiseveranstalter sind die arabischen Länder ein wichtiger Markt“ 11<br />
Gesundheitstourismus: Arabische Patienten kommen gern<br />
nach Deutschland 13<br />
Gesundheit<br />
Der Markt in den GCC - Staaten wächst weiter rasant 14<br />
Report: Saudi-Arabien investiert massiv in das Gesundheitssystem 18<br />
Branchen<br />
Ressourcen: Arabische Länder wollen verstärkt Bodenschätze abbauen 20<br />
Einzelhandel: Shopping Malls und Hypermärkte liegen im Trend 23<br />
Mittelstand<br />
Familienunternehmen und der wirtschaftliche Aufstieg der VAE 25<br />
irak<br />
Interview mit Kammerpräsident Jaafar Al-Hamadani:<br />
„Der Irak lebt von seinem Ölreichtum, er ist die Basis für alle Verbesserungen“ 27<br />
Analyse<br />
Bilanz des Arabischen Frühlings: Die Prioritäten mussen stimmen 30<br />
Kooperation<br />
Außenminister Westerwelle in Nordafrika 32<br />
Aktuelles<br />
Roads of Arabia: Saudische Archäologieausstellung in Berlin 34<br />
Special Report<br />
Salalah Free Zone in Oman: Enabling Business Growth,<br />
Redefining Investment and Trade Routes 37<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />
Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />
ghorfa@ghorfa.de<br />
www.ghorfa.de<br />
Präsident: Dr. Thomas Bach<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ralf Neubauer<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Farhan Yabroudi, Talal Al-Zaben, Anhar<br />
Alshamahi, Clemens Recker, Nicola Höfinghoff,<br />
Sabine Reinkober, Kathrin Lemke<br />
Layout: Fadhl Al-Romaima<br />
Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />
erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />
Richtigkeit der Angaben.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />
Quellenangabe gestattet.
NEUE MITGLIEDER<br />
SOUQ 1/2012<br />
Dr. Mazen Tal<br />
Neuer jordanischer Botschafter in Berlin ist seit dem 15. Dezember 2011<br />
Dr. Mazen Tal. Der 1952 in Irbid geborene Diplomat wurde an der Universität<br />
in Paris im Fach Internationale Beziehungen promoviert. Er war<br />
„Director of European Affairs” im Außenministerium des Königreiches<br />
und später in den jordanischen Auslandsvertretungen in Paris, Genf,<br />
New York und Neu-Delhi tätig. Dr. Tal wurde mit der jordanischen Al-<br />
Istiklal-Medaille erster und dritter Ordnung ausgezeichnet. Er spricht<br />
Englisch und Französisch, ist verheiratet und Vater zweier Töchter.<br />
Dr. Omar Zniber<br />
PeRSONALieN<br />
Neue arabische Botschafter<br />
in Deutschland<br />
Dr. Omar Zniber ist seit dem 16. Januar 2012 neuer marokkanischer<br />
Botschafter in Berlin. Der 1956 in Salé geborene Diplomat absolvierte<br />
den höheren Schulabschluss an der Académie de Bordeaux. Danach<br />
studierte er in Rabat und Paris Rechtswissenschaften. Den Doktortitel<br />
im Fach Internationales Recht erwarb er an der Université Paris II<br />
Panthéon-Assas. Seine berufliche Laufbahn begann Dr. Zniber 1986 im<br />
Außenministerium des Königreiches, wo er seitdem zahlreiche hochrangige<br />
Posten bekleidete. Auch war er eine Reihe von Jahren in der<br />
ständigen marokkanischen Vertretung in Genf tätig. Botschafter in Österreich<br />
wurde Dr. Zniber im April 2003. In Personalunion und mit Sitz<br />
in Wien wurde er wenig später Botschafter für die Slowakei und für<br />
Slowenien. Er spricht fließend Französisch und Englisch, ist verheiratet<br />
und Vater zweier Kinder.<br />
Unternehmen Ansprechpartner Webseite<br />
BAM Deutschland AG Herr Samuel Tomic www.bam-deutschland.de<br />
Proconsult Interim Management Herr Rainer Pommerenke www.pc-im.de<br />
Wörwag Pharma GmbH & Co.KG Herr Udo Meurle www.woerwagpharma.com<br />
BAUER Spezialtiefbau GmbH Herr Hans-Joachim Bliss www.bauer.de<br />
Herr Arnulf Christa<br />
B&T Brands and Trade Services Herr Alexander Prietz www.brandsandtrade.com<br />
LATHAM & WATKINS LLP Herr Dr. Philipp von Randow www.lw.com<br />
almeda GmbH Herrn Dr. Stefan Kottmair www.almeda.com<br />
Herrenknecht AG Herr Gebhard Lehmann www.herrenknecht.de<br />
Flughafen München GmbH Herrn Dr. Ralf Gaffal www.munich-airport.de<br />
Gerber Architekten international GmbH Herr Dipl.-Ing. Thomas Lücking www.gerberarchitekten.de<br />
5
NAcHRicHTeN<br />
Nachrichten<br />
Ägypten<br />
Land steigert Ausfuhren im<br />
Fiskaljahr 2010/2011 deutlich<br />
Ägypten hat seine Warenausfuhren im Fiskaljahr<br />
2010/2011 (30. Juni) überraschend deutlich<br />
gesteigert. Wie die Agentur Zawya berichtet,<br />
nahmen die Exporte um 13 Prozent auf<br />
umgerechnet 27 Mrd. US-Dollar gegenüber<br />
der Vorperiode zu. Die Importe legen um vier<br />
Prozent auf 50,7 Mrd. US-Dollar zu, so dass<br />
sich das Handelsvolumen auf insgesamt 77,7<br />
Mrd. US-Dollar belief. Wichtigster Handelspartner<br />
des Landes am Nil waren die Vereinigten<br />
Staaten, gefolgt von Italien, Deutschland<br />
und der Schweiz.<br />
VAE<br />
Nakheel plant Shopping Mall<br />
auf der Palm Jumeirah<br />
Dubais staatliche Immobiliengesellschaft<br />
Nakheel Properties plant laut „Gulf News“<br />
auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah eine<br />
neue Shopping Mall. Sie soll eine Fläche von<br />
136.000 Quadratmetern umfassen, sich auf<br />
gastronomische und Freizeit-Angebote fokussieren<br />
und die Insel für Touristen und die<br />
Bewohner attraktiver machen. Derzeit verhandelt<br />
Nakheel über die Finanzierung des Projektes,<br />
das voraussichtlich umgerechnet rund 82<br />
Mio. US-Dollar kosten wird. Es ist geplant, die<br />
Mall Ende 2013 zu eröffnen.<br />
Neue Pipeline von Abu Dhabi<br />
nach Fujairah geht bald in Betrieb<br />
Die neue Öl-Pipeline, die Abu Dhabi mit dem<br />
Emirat Fujairah am Golf von Oman verbindet,<br />
soll im Mai den Probebetrieb aufnehmen.<br />
Das berichtet die Tageszeitung „Emirates<br />
24/7“ unter Berufung auf die Abu Dhabi National<br />
Oil Company (ADNOC). Im Juni soll<br />
die Leitung dann endgültig in Betrieb gehen.<br />
Die Pipeline, mit der die Straße von Hormus<br />
umgangen wird, ist 370 Kilometer lang und<br />
wird anfänglich 1,4 Mio. Barrel Rohöl am Tag<br />
transportieren können. Später soll die tägliche<br />
Kapazität auf 1,8 Mio. Barrel ausgebaut werden.<br />
An dem Bau war auch die deutsche Firma<br />
Salzgitter Mannesmann beteiligt. Sie lieferte<br />
Röhren zu.<br />
Oman<br />
Sultanat sucht Investoren<br />
für Aquakulturen<br />
Das Sultanat Oman möchte seinen Fischereisektor<br />
mit Hilfe internationaler Investoren<br />
beleben. Wie Germany Trade & Invest (GTAI)<br />
berichtet, soll hierzu eine noch zu gründende<br />
staatliche Gesellschaft Modell-Fischfarmen<br />
errichten und entsprechende private Initiativen<br />
unterstützen. Geeignete Standorte für die<br />
ersten acht Garnelen-Zuchtbetriebe wurden<br />
bereist identifiziert. Zugleich will die omanische<br />
Regierung neun neue Fischereihäfen bauen.<br />
Bereits bestehende Häfen sollen modernisiert<br />
und gegebenenfalls erweitert werden.<br />
Es besteht Bedarf an Auktionshallen sowie<br />
Kühl- und Verkaufsräumen. Mit jährlich etwa<br />
164.000 Tonnen Fisch ist Oman der größte<br />
Fischproduzent der Golfregion. Der Erlös beläuft<br />
sich auf etwa 300 Mio. Dollar und soll bis<br />
2030 verdreifacht werden.<br />
Saudi-Arabien<br />
Centrotherm erhält Großauftrag<br />
für Bau einer Polysilizium-Fabrik<br />
Die centrotherm SiTec GmbH, eine hundertprozentige<br />
Tochtergesellschaft der centrotherm<br />
photovoltaics AG in Blaubeuren, hat<br />
in Saudi-Arabien einen Großauftrag gewonnen.<br />
Das Unternehmen soll in Yanbu am Roten<br />
Meer eine Polysilizium-Fabrik mit einer<br />
Jahreskapazität von 10.000 Tonnen errichten.<br />
Auftraggeber ist die saudische IDEA Polysilicon<br />
Company (IPC). „Wir freuen uns, dass wir<br />
mit centrotherm ein namhaftes Unternehmen<br />
mit viel Expertise entlang der solaren Wertschöpfungskette<br />
für unser Basic Engineering<br />
und Technologiekonzept gewonnen haben“,<br />
erklärte Marwan Al Ghurair, CEO von IPC.<br />
Centrotherm habe den Auftrag erhalten, weil<br />
die Firma über eine wettbewerbsfähige Polysilizium-Technologie<br />
verfüge und in der Lage<br />
sei, das Equipment später entlang der solaren<br />
Wertschöpfungskette bis hin zum Modul zu<br />
erweitern, heißt es in einer Pressemitteilung<br />
des deutschen Solarunternehmens.<br />
Königreich investiert in den<br />
Ausbau des Straßennetzes<br />
Die Regierung in Saudi-Arabien treibt den<br />
Ausbau des Straßennetzes voran. Wie Transportminister<br />
Jabara bin Abd Al-Seraisry laut<br />
„Arab News“ jetzt mitteilte, sind derzeit 284<br />
Projekte zum Bau von neuen Highways, Straßen<br />
zweiter Ordnung und Nebenstraßen auf<br />
dem Weg. Sie umfassen eine Länge von 4154<br />
Kilometern. Darüber hinaus seien weitere<br />
Straßen mit einer Länge von 2139 Kilometer<br />
in der Planung. Ein Schwerpunkt des Straßenbaus<br />
ist die Provinz Riad. Dort entstehen neue<br />
Straßen auf einer Länge von 814 Kilometern.<br />
Zudem seien weitere 759 Kilometer geplant.<br />
Es folgen die Provinzen Mekka (432 Kilometer<br />
neue Straßen) und Medina (372 Kilometer).<br />
Für dieses Jahr sind im Staatshaushalt umgerechnet<br />
rund 2,9 Mrd. US-Dollar reserviert.<br />
Im Irak sind die Einnahmen aus dem Ölgeschäft<br />
im vergangenen Jahr um 60 Prozent auf<br />
rund 83 Mrd. US-Dollar gestiegen – und damit<br />
deutlich stärker als erwartet. Der wesentliche<br />
Grund: Der Prognose der Regierung lag lediglich<br />
ein Exportpreis von 68 US-Dollar je Barrel<br />
zugrunde. Die tatsächlich erzielbaren Preise<br />
lagen aber deutlich höher. In diesem Jahr will<br />
das Land die Förderung und den Export von<br />
Rohöl um 500.000 Barrel täglich erhöhen, wie<br />
der stellvertretende Ministerpräsident für den<br />
Ölsektor, Hussain Al-Shahristani, gegenüber<br />
Reuters mitteilte. Die Einnahmen aus dem Öl-<br />
Geschäft werden damit voraussichtlich weiter<br />
deutlich wachsen und den Investitionsspielraum<br />
der irakischen Regierung erhöhen. Jetzt<br />
soll das für dieses Jahr ursprünglich auf umgerechnet<br />
100 Mrd. US-Dollar Haushaltsvolumen<br />
auf 115 Mrd. US-Dollar angehoben werden.<br />
Vorgesehen sind die zusätzlichen Mittel<br />
offenbar vor allem für Infrastrukturprojekte.<br />
Der Etat muss noch vom Parlament beschlossen<br />
werden.<br />
6 SOUQ 1/2012<br />
Irak<br />
Wachsende Öl-Einnahmen erhöhen<br />
Spielraum für Investitionen
SOUQ 1/2012<br />
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7
Ein Tourismusparadies im Oman: Jebel Sifah<br />
Die arabische Tourismusindustrie richtet<br />
den Blick nach vorn<br />
Nach einem zum Teil schwierigen Jahr 2011 richtet sich der Blick in der Tourismusindustrie der arabischen Länder<br />
wieder nach vorn. Mittelfristig soll der Sektor seinen Wachstumskurs fortsetzen. In Oman, Saudi-Arabien und den<br />
VAE legte die Branche auch im vergangenen Jahr deutlich zu. Marokko meldet ebenfalls wachsende Touristenzahlen.<br />
Der Souq gibt im Vorfeld des 12. Deutsch-Arabischen Tourismusforums einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen<br />
und Pläne für die Zukunft.<br />
von Dr. Ralf Neubauer<br />
Endgültige Zahlen zu den Gästezahlen für<br />
das vergangene Jahr liegen überwiegend<br />
noch nicht vor. Einen groben Überblick liefert<br />
das zuletzt im Januar veröffentlichte<br />
„World Tourism Barometer“ der United Nations<br />
World Tourism Organization (UNW-<br />
TO). Danach ist die Zahl der internationalen<br />
Touristenankünfte 2011 in Nordafrika um<br />
zwölf Prozent zurückgegangen. In Mittleren<br />
Osten lag das Minus bei acht Prozent. Grund<br />
waren bekanntlich die politischen Turbulenzen<br />
in der Region.<br />
Allerdings verbergen sich hinter diesen<br />
Durchschnittszahlen unterschiedliche Entwicklungen.<br />
So verzeichneten Saudi-Arabien,<br />
das Sultanat Oman und die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate (VAE) laut UNWTO<br />
ein „nachhaltig stabiles“ Wachstum bei den<br />
internationalen Tourismusankünften. Diese<br />
Einschätzung wird durch entsprechende<br />
Nachrichten aus diesen Ländern bestätigt.<br />
So meldet aus den VAE das Dubai Department<br />
of Tourism and Commerce Marketing<br />
(DTCM) für die ersten drei Quartale 2011<br />
beeindruckende Zahlen. Danach wuchs die<br />
Zahl der Hotelgäste in dem Emirat im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent<br />
auf 6,64 Mio. Besucher. Die Zahl der<br />
Übernachtungen nahm um 26 Prozent auf<br />
24,68 Mio. zu, während die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer der Hotelgäste um 14<br />
Prozent zulegte. Deutlich zu nahmen auch<br />
die Umsätze der Hotels und Hotel-Apartments.<br />
Sie stiegen in den ersten neun Monaten<br />
des vergangenen Jahres um 19 Prozent<br />
auf umgerechnet rund drei Mrd. US-Dollar.<br />
In Dubai gibt es mittlerweile 573 Hotels (plus<br />
ein Prozent) mit rund 73.500 Zimmern (plus<br />
sieben Prozent). Auch die durchschnittliche<br />
Auslastung der Zimmer (72 Prozent) und Hotel<br />
Apartments (74 Prozent) war in den ersten<br />
drei Quartalen dieses Jahres hoch. Khalid bin<br />
Sulayem, der Director General der DTCM,<br />
führt die positive Tourismus-Bilanz Dubais<br />
nicht zuletzt auf das weltweite Marketing seiner<br />
Organisation zurück. Zumindest teilweise<br />
erklärt sich das Wachstum aber auch aus der<br />
Umlenkung von Touristen, die sonst in andere<br />
arabische Länder gereist sind.<br />
Auch die Abu Dhabi Tourism Authority<br />
(ADTA) wartet mit beachtlichen Erfolgsmeldungen<br />
auf: Im gesamten Jahr 2011 nahm<br />
die Zahl der Hotelgäste in dem Emirat im<br />
Vergleich zum Jahr 2010 um 6,5 Prozent auf<br />
2,11 Mio. Gäste zu. Die anderen Indikatoren<br />
zeigen ebenfalls einen deutlichen Aufwärtstrend:<br />
Die Zahl der Übernachtungen legte um<br />
22 Prozent auf 6,3 Mio. zu, die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer wuchs um fünf Prozent<br />
auf rund drei Nächte. Auch die Hotelumsätze<br />
expandierten: um drei Prozent auf umgerechnet<br />
1,2 Mrd. US-Dollar. Die durchschnittliche<br />
Auslastung der Zimmer lag bei 69 Prozent.<br />
8 SOUQ 1/2012
ADTA-Chairman Sultan Bin Tahnoon Al<br />
Nahyan führt den Aufschwung des Tourismus<br />
in Abu Dhabi auf eine Reihe von Faktoren<br />
zurück. So habe seine Organisation Büros<br />
in Russland und in den USA eröffnet und<br />
verstärkt auf den asiatischen Markt fokussiert.<br />
Auch hätten die zahlreichen Weltklasse-Events<br />
in Abu Dhabi und die Ausweitung<br />
der Flugverbindungen in das Emirat zur<br />
Belebung des Fremdenverkehrs beigetragen.<br />
Die hohe und wachsende Auslastung der Hotels<br />
(plus sieben Prozent) sei, so Al Nahyan,<br />
insofern beachtlich, als die Hotelkapazitäten<br />
im vergangenen Jahren deutlich gewachsen<br />
seien. Für das laufende Jahr rechnet er zumindest<br />
mit 2,3 Mio. Gästen.<br />
Angaben zum Tourismus in Saudi-Arabien<br />
im Jahr 2011 sind derzeit nicht verfügbar.<br />
Doch hat sich der Sektor schon in der Vergangenheit<br />
äußerst dynamisch entwickelt.<br />
So nahm die Zahl der internationalen Touristenankünfte<br />
laut saudischer Zentralbank<br />
zwischen 2006 und 2008 von 8,6 auf 14,7<br />
Mio. Gäste zu. Danach kam es infolge der<br />
Ausbreitung des H1N1-Virus und der globalen<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise zu einem<br />
Rückgang der Touristenankünfte auf 10,9<br />
Mio. Gäste in den Jahren 2009 und 2010.<br />
Doch ändert dies nichts an dem enormen Potenzial<br />
des Fremdenverkehrs in dem Königreich.<br />
Hauptwachstumstreiber sind Pilger-<br />
Reisen. Auf sie entfallen etwa 50 Prozent<br />
aller Touristenankünfte.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismussektors<br />
in dem Königreich ist nicht zu<br />
unterschätzen. Sein Anteil am nominellen<br />
Bruttoinlandsprodukt lag laut der saudischen<br />
National Commercial Bank 2009 bei immerhin<br />
4,5 Prozent und soll in Zukunft ebenso<br />
weiter zunehmen wie die Zahl der im Tourismus<br />
tätigen Beschäftigten. Diese wuchs in<br />
den Jahren 2006 bis 2009 von rund 350.000<br />
auf etwa 479.000 Arbeitskräfte. Ziel der Saudi<br />
Commission for Tourism and Antiquities<br />
(SCTA) ist es, bis zum Jahr 2020 rund 900.000<br />
neue Stellen in der Branche zu schaffen.<br />
Die Investmentbank Alpen Capital hat ein<br />
Studie zur Hotelbranche in den Staaten des<br />
Golfkooperationsrates (GCC) veröffentlicht.<br />
Darin wird auch die Entwicklung der Touristenankünfte<br />
bis zum Jahr 2020 prognostiziert<br />
(siehe Tabelle). Zwar stimmen die Angaben<br />
von Alpen Capital und der saudischen Zentralbank<br />
zu den Touristenankünften im Jahr<br />
2010 in Saudi-Arabien nicht überein. Doch<br />
SOUQ 1/2012<br />
macht das Szenario zumindest eines deutlich:<br />
Der Tourismus in dem Königreich wird seine<br />
führende Position im Vergleich der GCC-<br />
Staaten weiter ausbauen. Zugleich werden die<br />
VAE ihren zweiten Rang behaupten.<br />
Außerhalb der GCC-Staaten ist Ägypten,<br />
das diesjährige Partnerland der Internationalen<br />
Tourismusbörse in Berlin, der bedeutendste<br />
arabische Tourismusmarkt. Das Land<br />
am Nil verzeichnete noch 2010 einen neuen<br />
Besucherrekord. Die Zahl der ausländischen<br />
Touristen nahm gegenüber dem Vorjahr um<br />
17,5 Prozent auf 14,73 Mio. Menschen zu.<br />
Auch 1,33 Mio. Deutsche besuchten Ägypten.<br />
Sie lagen damit im Gäste-Ranking hinter<br />
den Russen und Briten an dritter Stelle.<br />
Im vergangenen Jahr musste Ägypten infolge<br />
der politischen Turbulenzen einen Rückgang<br />
der Besucherzahlen um gut 30 Prozent<br />
verkraften. Die Zahl der Touristenankünfte<br />
ging von 14,7 auf 9,8 Mio. Gäste zurück. Die<br />
Zahl der Übernachtungen (2010: 141 Mio.)<br />
sank um 19 Prozent auf 114 Mio. Nächte.<br />
Experten gehen allerdings davon aus, dass<br />
die Einbußen schnell kompensiert werden<br />
können. „Wenn sich die Einstellungen ändern,<br />
können wir 2012 wieder die Zahlen des<br />
TOURiSMUS<br />
Jahres 2010 erreichen, Einnahmen in Höhe<br />
von 12,5 Mrd. US-Dollar erzielen und 14,7<br />
Mio. Gäste begrüßen“, erklärte Ende Dezember<br />
der amtierende Tourismusminister<br />
Mounir Fakhry Abdel Nour in einem Interview<br />
mit der Nachrichtenagentur Reuters.<br />
Voraussetzung sei, so der Minister, dass in<br />
dem Land am Nil wieder Ruhe einkehre.<br />
Der Blick in der ägyptischen Tourismusbranche<br />
ist – wie überall in der Region – nach vorne<br />
gerichtet, und es gibt Grund für Optimismus.<br />
Der Tourismus ist für das Land eine Schlüsselbranche:<br />
Jeder siebte Ägypter lebt nach Angaben<br />
von Minister Abdel Nour direkt oder<br />
indirekt vom Fremdenverkehr. Zudem ist der<br />
Tourismus eine wichtige Devisenquelle. Jede<br />
Regierung ist daher gut beraten, den Sektor<br />
weiter auszubauen. Die massiven Investitionen<br />
der vergangenen Jahre in Hotels und Baderesorts<br />
am Roten Meer und am Mittelmeer<br />
haben die Anziehungskraft des Landes am Nil<br />
zudem weiter erhöht, und neue Projekte sind<br />
überall im Lande in der Pipeline.<br />
Auch Tunesien registrierte 2011 rückläufige<br />
Gästezahlen, nachdem im Jahr 2010 rund<br />
6,7 Mio. ausländische Touristen gekommen<br />
waren. Wie in Ägypten ist der Tourismus<br />
12. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />
Zum zwölften Mal findet am 7. März 2012 in Berlin das Deutsch-Arabische Tourismusforum<br />
statt. Es wird im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse (ITB), der weltweit<br />
größten Tourismusmesse, ausgerichtet. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltet das Event in Kooperation<br />
mit der Arab Tourism Organization, der World Tourism Organization (UNWTO) und der<br />
Messe Berlin. Erwartet werden hochrangige Vertreter aus der Tourismuswirtschaft und<br />
-politik der arabischen Länder und Deutschlands. Insgesamt rechnet die <strong>Ghorfa</strong> mit 300<br />
Teilnehmern.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach wird das Forum eröffnen. Außerdem sprechen auf der Eröffnungssitzung:<br />
Taleb Rifai, der Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO),<br />
Prof. Dr. med. Ossama Abul Majed Shobokshi, saudischer Botschaft in Berlin und Doyen des<br />
arabischen diplomatischen Korps, Ernst Burgbacher, Staatssekretär und Tourismusbeauftragter<br />
der Bundesregierung, sowie Fakhry Abdel Nour, ägyptischer Tourismusminister.<br />
In der Eröffnung wird allgemein die Frage erörtert, welche Auswirkungen der arabische<br />
Frühling auf die Tourismuswirtschaft in der arabischen Welt hat. Anschließend gliedert sich<br />
das Forum thematisch in zwei Teile. Am Vormittag stehen die Staaten des Golfkooperationsrates<br />
(GCC) im Mittelpunkt. Dort wurden in den vergangenen Jahren massive Investitionen<br />
in die touristische Infrastruktur und in die Ausweitung des touristischen Angebots<br />
getätigt. Auch die Diversifizierung des touristischen Angebots wird in den Golfstaaten forciert.<br />
Konkret wird es zudem um den Oman und Katar als touristische Destinationen gehen.<br />
Am Nachmittag des 12. Deutsch-Arabischen Tourismusforums steht der Tourismus in<br />
Nordafrika und in der Levante im Mittelpunkt. Die nordafrikanischen Staaten mussten<br />
durch die Ereignisse des Jahre 2011 zum Teil starke Einbrüche in ihren Touristeneinnahmen<br />
verzeichnen, jedoch arbeiten sie bereits am Comeback. Die Chancen, insbesondere für Marokko,<br />
Tunesien und Ägypten werden in dieser Session behandelt werden.<br />
Zum Abschluss des Forums wird der Tourismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung,<br />
Ernst Burgbacher, eine Keynote über die Entwicklung der deutsch-arabischen Tourismuswirtschaft<br />
halten.<br />
9
TOURiSMUS<br />
Natur pur: Der Wadi Rum in Jordanien<br />
auch in dem Maghreb-Land ein wichtiger<br />
Sektor – weniger wegen des direkten Beitrages<br />
zum Bruttoinlandsprodukt von rund<br />
sieben Prozent, sondern vor allem wegen<br />
seiner Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Laut<br />
Germany Trade & Invest (GTAI) stehen im<br />
tunesischen Tourismussektor rund 450.000<br />
Menschen in Lohn und Brot. Das sind immerhin<br />
zwölf Prozent aller Beschäftigten.<br />
Experten gehen davon aus, dass die Tourismuswirtschaft<br />
in Tunesien ihren Wachstumskurs<br />
bald fortsetzen wird. Nach<br />
Einschätzung von Elyes Ghariani, dem tunesischen<br />
Botschafter in Berlin, befindet<br />
sich der Sektor zugleich im Umbruch: „Wir<br />
arbeiten daran, den Kultur- und Gesundheitstourismus<br />
einschließlich Thalassotherapie<br />
und Kongresstourismus auszubauen.<br />
Bei allem ist die Verbesserung der Dienstleistungsqualität<br />
eines der Hauptziele“, sagte<br />
Ghariani dem Souq.<br />
Wachsende Gästezahlen zum Halbjahr 2011<br />
meldet Marokko. Danach wurden in dem<br />
Maghreb-Land bis Ende Juni rund 4,2 Mio.<br />
Touristenankünfte registriert. Gegenüber<br />
der Vorjahresperiode (3,95 Mio. Ankünfte)<br />
war das ein Plus von 6,3 Prozent. Das berichtet<br />
MEED. Die marokkanische Tourismuswirtschaft<br />
entwickelt sich schon seit vielen<br />
Jahren positiv. Kamen im Jahr 2001 erst vier<br />
Mio. ausländische Gäste ins Land, so waren<br />
es Ende 2010 bereits 9,3 Mio. Besucher.<br />
Selbst im globalen Krisenjahr 2009 wuchs<br />
die Besucherzahl um rund zehn Prozent.<br />
Doch soll der marokkanische Tourismussektor<br />
auch in Zukunft kräftig wachsen. Wie<br />
Tourismusminister Yassir Zenagui verkündete,<br />
soll die Zahl der ausländischen Touris-<br />
ten bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden.<br />
„Eines unserer Hauptziele ist es, Marokko<br />
unter die Top 20 der Tourismusdestinationen<br />
weltweit zu bringen“, sagt Zenagui.<br />
Das Hauptaugenmerk liegt auf drei Punkten:<br />
regionale Vielfalt, Authentizität und Nachhaltigkeit.<br />
Zenagui: „Marokko ist ein vielfältiges<br />
Land. Das wollen wir vermehrt nutzen<br />
und auch Regionen stärken, die bis jetzt touristisch<br />
noch nicht sehr bekannt sind und wo<br />
die Bevölkerung damit auch noch nicht vom<br />
Tourismus profitieren konnte.“<br />
Der neue Rahmenplan der marokkanischen<br />
Regierung läuft unter dem Label „Vision<br />
2020“. Laut GTAI werden der staatliche<br />
Fonds für Tourismus (Fonds Marocain pour<br />
le Développement Touristique) und der Bankensektor<br />
für den Zeitraum 2011 bis 2016<br />
umgerechnet rund 2,2 Mrd. Euro mobilisieren.<br />
Die Regierung erhofft sich dadurch<br />
Folgeinvestitionen insbesondere aus den<br />
arabischen Golfstaaten. Ziel der Initiative ist<br />
es, bis zum Jahr 2016 rund zwei Drittel der<br />
in alten Plänen enthaltenen Tourismusprojekte<br />
zu realisieren und den Rest bis 2020 zu<br />
verwirklichen. Zunächst sollen die Ferienorte<br />
Saidia, Taghazout und Lixus fertig gestellt<br />
werden, um später neue Tourismuszentren<br />
zu entwickeln.<br />
Nach Einschätzung von GTAI haben sich die<br />
Realisierungschancen des marokkanischen<br />
Tourismusprogramms jüngst stark verbessert.<br />
Der Hintergrund: Ende November 2011<br />
legten Staatsfonds aus Katar, Kuwait und den<br />
VAE gemeinsam mit Marokko zu gleichen<br />
Teilen den Tourismusfonds Wessal Capital<br />
in Höhe von umgerechnet knapp zwei Mrd.<br />
Euro auf. Insgesamt soll dieser Fonds einmal<br />
ein Volumen von 2,6 Mrd. Euro haben.<br />
Auch Jordanien, das im vergangenen Jahr<br />
rückläufige Besucherzahlen hinnehmen<br />
musste, hat für die Zukunft große Pläne. Eine<br />
entsprechende Strategie für die Jahre 2010<br />
bis 2015 präsentierte das jordanische Tourismusministerium<br />
im vergangenen Juli. Ziel ist<br />
es danach, die Erlöse aus dem Tourismus bis<br />
zum Jahr 2015 auf 4,2 Mrd. JD (umgerechnet<br />
etwa 4,5 Mrd. Euro) zu steigern. Dies käme<br />
einer Verdoppelung der Einnahmen aus dem<br />
Fremdenverkehr gleich. Die Zahl der Gäste<br />
soll bis 2015 auf 9,4 Mio. zunehmen. Durch<br />
Werbung und Marketing soll erreicht werden,<br />
dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Touristen deutlich zunimmt. Auch soll die<br />
Kapazität der Airlines, die das Königreich anfliegen,<br />
um 20 Prozent erhöht werden.<br />
In der jüngeren Vergangenheit hat sich der<br />
Tourismus in Jordanien uneingeschränkt positiv<br />
entwickelt. So nahmen die Zahl der ausländischen<br />
Gäste von 5,5 Mio. im Jahr 2004<br />
auf 8,2 Mio. Besucher im Jahr 2010 zu. Auch<br />
die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr<br />
wuchsen: von 943 Mio. JD im Jahr 2004 auf<br />
2,4 Mrd. JD (etwa 2,6 Mrd. Euro) in 2010.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung des jordanischen<br />
Tourismussektors ist auch sonst groß:<br />
Er trägt etwas etwa 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt<br />
bei und gilt als zweitgrößter<br />
Arbeitgeber im Land.<br />
Touristenankünfte in den GCC-Staaten (in tausend)<br />
Land<br />
Bahrain<br />
Kuwait<br />
Oman<br />
Katar<br />
Saudi-Arabien<br />
VAE<br />
GCC<br />
2010<br />
8.568<br />
5.074<br />
1.357<br />
1.591<br />
14.143<br />
9.993<br />
40.996<br />
Quelle: Alpen Capital, GCC Hospitality Industry,<br />
April 2011<br />
2015*<br />
11.459<br />
5.473<br />
1.564<br />
1.892<br />
21.042<br />
12.206<br />
53.636<br />
2020*<br />
12.198<br />
5.860<br />
2.091<br />
2.126<br />
27.496<br />
14.502<br />
64.273<br />
10 SOUQ 1/2012
„Für die deutschen Reiseveranstalter sind die arabischen<br />
Länder ein wichtiger Markt“<br />
Die arabischen Länder bleiben für die Deutschen ein wichtiges Reiseziel mit hohem Potenzial. Auch in Ägypten und<br />
Tunesien nehmen die Gästezahlen wieder zu. Viel hängt davon ab, wie sich die politische Stabilität und Sicherheit<br />
in den Ländern gestaltet. Zu dieser Einschätzung kommt Ernst Burgbacher, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung<br />
und parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, im Interview mit dem Souq. Die<br />
Fragen stellte Dr. Ralf Neubauer.<br />
SOUQ: Herr Burgbacher, die Deutschen gelten<br />
weiter als Reiseweltmeister. Top-Reiseziele<br />
sind Spanien, die Türkei und Italien. Welches<br />
Potenzial haben nach Ihrer Einschätzung<br />
die arabischen Länder als Destinationen für<br />
deutsche Touristen?<br />
Burgbacher: Ja, Sie haben ganz recht: Wir<br />
Deutschen sind sehr reiselustig und neugierig<br />
auf andere Länder. Bei der Wahl der Reiseziele<br />
spielen natürlich die arabischen Länder eine<br />
wichtige Rolle. Rund 1,2 Mio. deutsche Touristen<br />
reisen jedes Jahr nach Ägypten, rund<br />
500.000 nach Tunesien und rund 200.000<br />
nach Marokko. Auch Reisen nach Oman und<br />
in die Vereinigten Arabischen Emirate werden<br />
immer stärker nachgefragt. Ich schätze<br />
das Potenzial der arabischen Länder auch für<br />
die Zukunft hoch ein. Für die deutschen Reiseveranstalter<br />
sind die arabischen Länder ein<br />
wichtiger Markt.<br />
SOUQ: Was macht aus Ihrer Sicht die Attraktivität<br />
der arabischen Länder für deutsche<br />
Touristen aus?<br />
Burgbacher: Diese Frage lässt sich nicht mit<br />
wenigen Worten beantworten. Sicher ist es<br />
der Mix an Angeboten, die die Touristen in<br />
den arabischen Ländern finden: Wärme, Sonne,<br />
wunderschöne Strände, aber auch alte<br />
und zum Teil noch unbekannte Kulturen und<br />
Bräuche, historische Sehenswürdigkeiten.<br />
Hinzu kommt das Moderne – exquisite Hotels<br />
und Einkaufsmöglichkeiten, hervorragende<br />
Kongresszentren. Und nicht zu vergessen –<br />
die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit<br />
der Menschen in den Ländern. All das finden<br />
wir nur wenige Flugstunden von Deutschland<br />
entfernt.<br />
SOUQ: Welche Strategie sollten die arabischen<br />
Länder vor diesem Hintergrund verfolgen,<br />
um mehr deutsche und europäische<br />
Gäste zu gewinnen?<br />
SOUQ 1/2012<br />
Staatssekretär Ernst Burgbacher<br />
Burgbacher: Lassen Sie mich vorweg schicken:<br />
Tourismus kann nur im Frieden gedeihen.<br />
Für die Touristen ist Sicherheit in den<br />
Urlaubsorten ein hohes Gut und ein wichtiges<br />
Entscheidungskriterium. Die politischen<br />
Ereignisse seit Anfang 2011 in den Ländern<br />
Nordafrikas haben wieder einmal deutlich<br />
gezeigt, wie sensibel der Tourismus reagiert.<br />
Die Menschen in den nordafrikanischen Ländern<br />
haben für ihren Mut große Sympathien<br />
und Respekt der Weltöffentlichkeit verdient.<br />
Sie sind für demokratische Reformen und<br />
eine bessere Zukunft auf die Straße gegangen.<br />
Doch der Tourismus in diesen Ländern<br />
ist eingebrochen. Gerade für Ägypten und<br />
Tunesien ist der Tourismus ein sehr wichtiger<br />
Wirtschaftsbereich. Deshalb muss das Vertrauen<br />
der Touristen schnell zurück gewonnen<br />
werden. Denn wir dürfen uns nichts vormachen:<br />
Der Wettbewerb der Destinationen<br />
hat sich weltweit verschärft.<br />
SOUQ: Was muss also geschehen?<br />
Burgbacher: Wichtig erscheint mir, dass die<br />
arabischen Länder ihre jeweiligen Werte<br />
TOURiSMUS<br />
und Besonderheiten stärker herausstellen<br />
und ein gezieltes Tourismusmarketing im<br />
Ausland organisieren. Dabei sollte sich das<br />
Marketing mit geeigneten Produkten an<br />
verschiedene Kundengruppen wenden, zum<br />
Beispiel Kunst- und Kulturinteressierte,<br />
Liebhaber von Strand und Meer oder von<br />
Wellness- und Gesundheitsreisen, Jugendliche,<br />
ältere Reisende. Auch das Thema<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit erlangt bei der<br />
Wahl von Reisezielen eine immer größere<br />
Bedeutung. Die Entscheidung der Regierung<br />
Ägyptens, ihre Zusage aufrecht zu erhalten<br />
und in diesem Jahr als Partnerland der<br />
ITB Berlin aufzutreten, war auf jeden Fall<br />
eine richtige Entscheidung. Ägypten kann<br />
dadurch der ganzen Welt sein touristisches<br />
Potenzial präsentieren. Sicher wird das auch<br />
dem Tourismus in anderen arabischen Ländern<br />
neue Impulse geben.<br />
SOUQ: Welche Bedeutung hat der Tourismus<br />
aus Ihrer Sicht für die wirtschaftliche und soziale<br />
Entwicklung der arabischen Länder?<br />
Burgbacher: Der Tourismus ist weltweit ein<br />
wichtiger Wirtschaftsfaktor mit einer hohen<br />
Dynamik. Es ist zugleich ein relativ arbeitsintensiver<br />
Bereich, der viele Arbeitsplätze<br />
schafft. Für die traditionellen Urlaubsländer<br />
im arabischen Raum spielt der Tourismus für<br />
Wachstum und Beschäftigung eine wichtige<br />
Rolle. Vor allem kleine und mittelständische<br />
Unternehmen finden hier ein Betätigungsfeld.<br />
Der Tourismus schafft Einkommen für<br />
die Unternehmen und ihre Beschäftigten.<br />
Doch nicht nur Hotels und Reiseveranstalter<br />
leben vom Tourismus. Zahlreiche Industrie-<br />
und Dienstleistungsbereiche sind direkt<br />
oder indirekt mit dem Tourismus verbunden.<br />
Ich denke dabei vor allem an die Transport-<br />
und Verkehrswirtschaft, die Lebensmittelindustrie,<br />
den Einzelhandel, aber auch an die<br />
Energie- und Wasserwirtschaft, Reinigung,<br />
Abfallbeseitigung und viele andere Bereiche.<br />
11<br />
Foto: Burgbacher
TOURiSMUS<br />
Geeignete Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />
des Tourismus unterstützen damit<br />
auch eine Vielzahl anderer Wirtschaftsbereiche<br />
der Länder.<br />
SOUQ: Von der Finanzkrise seit September<br />
2008 hat sich der Tourismussektor der arabischen<br />
Länder weitgehend abgekoppelt. Erst<br />
in diesem Jahr ist es in Nordafrika und dem<br />
Mittleren Osten infolge der politischen Umwälzungen<br />
insgesamt zu einem deutlichen<br />
Rückgang der Gästezahlen gekommen. Wie<br />
schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?<br />
Wann geht es wieder bergauf?<br />
Burgbacher: Die Entwicklung wird in den<br />
einzelnen Ländern sicher sehr unterschiedlich<br />
verlaufen. Was Ägypten und Tunesien<br />
anbetrifft, bin ich optimistisch. Zwar haben<br />
die beiden Länder noch nicht wieder die Touristenzahlen<br />
erreicht wie vor den politischen<br />
Veränderungen, doch unsere Reiseveranstalter<br />
haben mir bestätigt, dass die Buchungszahlen<br />
wieder ansteigen. Länder wie Syrien,<br />
Libyen oder Jemen werden sicher noch einen<br />
längeren Zeitraum brauchen, bis sich der<br />
Tourismus wieder erholt. Vieles hängt davon<br />
ab, wie sich politische Stabilität und Sicherheit<br />
in den Ländern gestalten.<br />
SOUQ: Ägypten, das diesjährige Partnerland<br />
der ITB und beliebteste arabische Reiseziel<br />
der Deutschen, musste ebenfalls deutliche<br />
Einbußen hinnehmen. Wie schätzen Sie die<br />
Lage dort ein? Wird das Land auch in Zukunft<br />
seine Position als führendes arabisches<br />
Urlaubsland behaupten?<br />
Burgbacher: Wie bereits gesagt: Die Kooperation<br />
zwischen den deutschen Reiseunternehmen<br />
und ihren Partnern in Nordafrika und dem<br />
Mittleren Osten ist ganz wichtig für die Wiederbelebung<br />
des Tourismus. Deshalb ermutigen<br />
wir die deutschen Reiseunternehmen, gemeinsam<br />
mit ihren Partnern in der Region, entsprechende<br />
Strategien zu entwickeln, damit sich der<br />
Tourismus schnell erholen kann. Zum Beispiel<br />
besteht ein reger Austausch zwischen dem<br />
Deutschen ReiseVerband e.V. (DRV) und dem<br />
Fremdenverkehrsamt Tunesien in Deutschland.<br />
Wichtig ist, aufeinander zuzugehen und die<br />
Stärken und Schwächen zu analysieren. Dann<br />
kann man entsprechende Maßnahmen einleiten,<br />
um die Stärken auszubauen und die Schwächen<br />
möglichst rasch zu überwinden.<br />
SOUQ: Immer beliebter als Reiseziel werden<br />
auch die Länder am Golf, vor allem die Verei-<br />
nigten Arabischen Emirate und das Sultanat<br />
Oman. Was zeichnet aus Ihrer Sicht diese Destinationen<br />
aus und wie wird sich der Tourismus<br />
dort entwickeln?<br />
Burgbacher: Die Länder am Golf befinden<br />
sich an der Schnittstelle zwischen dem arabischen<br />
Raum und Asien. Viele Touristen aus<br />
Deutschland verbinden Reisen nach Asien<br />
mit einem Kurzaufenthalt in diesen Ländern,<br />
um vielleicht später für einen längeren Aufenthalt<br />
zurück zu kehren. Beliebt sind auch<br />
Kreuzfahrten, die in diese Länder führen.<br />
Faszinierend an den Golfstaaten ist aus meiner<br />
Sicht vor allem die gekonnte Verbindung<br />
von historischen Kulturstätten mit moderner<br />
Architektur und sehr guten Einkaufsmöglichkeiten.<br />
Es ist beeindruckend, welche Vielfalt<br />
von erstklassigen Hotels in den letzten Jahren<br />
in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstanden<br />
ist. Die touristischen Angebote sind<br />
überwiegend hochwertig und sprechen vorwiegend<br />
die individuell Reisenden an.<br />
Arabische Gäste<br />
immer wichtiger für<br />
Deutschland<br />
SOUQ: Wie beurteilen Sie das Engagement<br />
der Golfstaaten, was den nachhaltigen Tourismus<br />
betrifft?<br />
Burgbacher: Es ist besonders hervorzuheben.<br />
Nachhaltigkeit wird für die Touristen immer<br />
mehr zu einem wichtigen Kriterium für die<br />
Wahl ihrer Reiseziele. Damit sind die Staaten<br />
auf dem richtigen Weg. So war Abu Dhabi im<br />
Dezember 2011 erneut Gastgeber des World-<br />
Green-Tourism-Gipfels.<br />
SOUQ: Wie entwickelt sich der Tourismus<br />
in Deutschland? Wie sind die mittelfristigen<br />
Perspektiven?<br />
Burgbacher: Der Tourismus entwickelt sich in<br />
Deutschland derzeit sehr erfolgreich. Bereits<br />
2010 konnten wir eine Rekordzahl von mehr<br />
als 380 Millionen Übernachtungen verzeichnen.<br />
Dabei wurde bei ausländischen Touristen<br />
erstmals die Schallmauer von 60 Millionen<br />
Übernachtungen überschritten. Die endgültigen<br />
Zahlen für 2011 liegen noch nicht vor,<br />
doch die Ergebnisse bis November 2011 lassen<br />
erkennen, dass das Ergebnis 2011 noch<br />
besser ausfallen wird. Bis November stiegen<br />
die Übernachtungen insgesamt gegenüber<br />
dem gleichen Vorjahreszeitraum um vier<br />
Prozent und die der ausländischen Gäste sogar<br />
um sechs Prozent.<br />
SOUQ: Welche Bedeutung haben arabische<br />
Touristen für Deutschland? Sind es vor allem<br />
arabische Medizintouristen, die nach<br />
Deutschland kommen? Hat dieses Geschäft<br />
Zukunft?<br />
Burgbacher: Im Jahr 2010 konnten wir in<br />
Deutschland rund 970.000 Übernachtungen<br />
von Gästen aus den arabischen Ländern verzeichnen.<br />
Gegenüber 2009 stiegen damit die<br />
Übernachtungen um mehr als 26 Prozent –<br />
für uns eine sehr erfreuliche Entwicklung.<br />
Die Reisemotive der Touristen aus den arabischen<br />
Ländern sind sehr verschieden: Im<br />
Jahr 2010 gehörten rund 37 % aller Deutschlandreisen<br />
aus dem arabischen Markt zu Urlaubs-<br />
und Freizeitreisen. Richtig ist, dass<br />
viele arabische Gäste Kurorte und Heilbäder<br />
aufsuchen, um sich in Deutschland zu erholen<br />
oder behandeln zu lassen. Klima, Landschaft<br />
und der gute Ruf unserer Kur- und Heilbäder<br />
bieten die Garantie für einen erholsamen<br />
Aufenthalt. Dieses Segment wird sich auch in<br />
Zukunft positiv entwickeln.<br />
SOUQ: Welche Bedeutung haben arabische<br />
Geschäftsreisende?<br />
Burgbacher: Dank der guten Wirtschaftsbeziehungen<br />
zwischen Deutschland und den<br />
arabischen Ländern haben wir natürlich auch<br />
viele Geschäftsreisende zu Gast. Sie hatten<br />
2010 einen Anteil von rund 27 Prozent an den<br />
Deutschlandreisen von Touristen aus dem arabischen<br />
Raum. Außerdem besuchen auch viele<br />
arabische Gäste ihre Freunde und Verwandte<br />
in Deutschland.<br />
SOUQ: Wirbt Deutschland gezielt um arabische<br />
Touristen?<br />
Burgbacher: Die Deutsche Zentrale für Tourismus<br />
(DZT), die für das touristische Auslandsmarketing<br />
zuständig ist und von der Bundesregierung<br />
gefördert wird, hat seit mehreren<br />
Jahren in Dubai eine Repräsentanz und bearbeitet<br />
von dort aus den Markt der Golfregion.<br />
Sie stellt umfangreiche Informationsmaterialien<br />
zur Verfügung, organisiert Roadshows<br />
und Studienreisen und informiert im Internet<br />
in arabischer Sprache über das Reiseland<br />
Deutschland. Wir hoffen, dass sich dadurch in<br />
Zukunft noch mehr Touristen für eine Reise<br />
nach Deutschland entscheiden.<br />
12 SOUQ 1/2012
Foto: Vivantes<br />
Gesundheitstourismus: Arabische Patienten<br />
kommen gern nach Deutschland<br />
Arabische Touristen lassen das Herz deutscher<br />
Reisemanager höher schlagen. Sie kommen<br />
in immer größeren Zahlen, bleiben länger als<br />
andere, geben dabei deutlich mehr Geld aus<br />
und das wichtigste: sie kommen gerne wieder.<br />
Insbesondere die Bürger der arabischen<br />
Golfstaaten haben Deutschland als Lieblingsziel<br />
in Europa für sich entdeckt. Mit mehr<br />
als 300.000 touristischen Ankünften aus den<br />
arabischen Golfstaaten konnte Deutschland<br />
im Jahr 2010 erstmals die Spitzenposition in<br />
Europa übernehmen. Dabei bleibt der arabische<br />
Gast im Schnitt 14 Nächte, bevorzugt in<br />
Luxusherbergen (60% der Übernachtungen),<br />
und gibt dafür statistisch gesehen 2682 Euro<br />
aus. Dies ist deutlich mehr als vergleichbare<br />
Besuchergruppen. Die Rechnung für die<br />
deutsche Tourismusbranche ist einfach: Arabische<br />
Besucher kommen in größeren Zahlen<br />
und haben höhere Reisebudgets, eine hochwillkommene<br />
Klientel also.<br />
Das beliebteste Zeitfenster der arabischen<br />
Besucher, und Gesundheitstouristen sind<br />
hier keine Ausnahme, ist die Sommerzeit.<br />
Durch die Verschiebung des Ramadan vom<br />
SOUQ 1/2012<br />
Spät- in den Hochsommer, wird das Urlaubsfenster<br />
aber möglicherweise kleiner, da der<br />
Ramadan üblicherweise zuhause und in der<br />
Familie begangen wird.<br />
Gesundheit<br />
Man muss zwar nicht krank sein, um nach<br />
Deutschland in den Urlaub zu fahren, aber<br />
die in der arabischen Welt hoch angesehene<br />
deutsche Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger<br />
Anziehungsfaktor für arabische Touristen<br />
und Patienten, die das Angenehme mit<br />
dem Notwendigen verbinden. Eine Charme-<br />
und Marketingoffensive der deutschen Tourismus-<br />
und Gesundheitswirtschaft im Jahr<br />
2011 sollte noch mehr behandlungswillige<br />
Araber nach Deutschland holen.<br />
Dabei ist der Gesundheitstourismus eine<br />
kostspielige Angelegenheit für die entsendenden<br />
Länder. Allein die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate geben jährlich mehr als<br />
zwei Milliarden US-Dollar für die Behandlung<br />
ihrer Staatsbürger im Ausland aus. Die<br />
großen Investitionen in den arabischen Ge-<br />
TOURiSMUS<br />
Immer mehr arabische Touristen kommen – auch aus gesundheitlichen Gründen – nach Deutschland. Deutsche<br />
Städte, Länder und Kliniken sind sehr gut auf die arabischen Gäste eingestellt, nie kamen mehr Besucher aus der<br />
Region. Aber die Konkurrenz schläft nicht.<br />
Deutsche Medizin ist bei arabischen Patienten gefragt<br />
sundheitssystemen bieten zwar gute Chancen<br />
für deutsche Gesundheitsunternehmen,<br />
könnten aber mittelfristig dem Medizintourismus<br />
das Wasser abgraben. Denn diese Investitionen<br />
dienen auch dazu, ein größeres<br />
Spektrum von Behandlungen im Inland vornehmen<br />
zu können.<br />
Zudem gibt es bereits einen innerregionalen<br />
Gesundheitstourismus, von dem hauptsächlich<br />
Jordanien profitiert. Aber auch die<br />
arabischen Golfstaaten versuchen, Gesundheitstouristen<br />
aus anderen Ländern anzuziehen.<br />
Der lukrative Markt ist also bereits hart<br />
umkämpft und auch andere globale Player<br />
mischen mit.<br />
Korea als Vorbild?<br />
Hinter „Medical Korea“ verbirgt sich, wie<br />
ein deutscher Gesundheitsmanager dieser<br />
Tage referierte, eine „generalstabsmäßig<br />
geplante Organisation zur Anwerbung von<br />
Gesundheitstouristen nach Korea.“ In Korea<br />
haben sich Gesundheits- und Tourismusministerium<br />
mit Privatanbietern zusammengetan,<br />
um ausländische Patienten nach Korea<br />
zu locken. Die gestraffte und finanziell gut<br />
ausgestattete Initiative kann ebenso wie<br />
Deutschland auf erstklassige medizinische<br />
Infrastrukturen und Einrichtungen verweisen.<br />
Auch Malaysia, Thailand und Singapur<br />
sind zunehmend beliebte Destinationen für<br />
arabische Gesundheitstouristen.<br />
Einer koreanischen Bündelung steht hierzulande<br />
noch der deutsche Föderalismus im<br />
Wege. Bayern werben für München, Hamburg<br />
für Hamburg, Hessen für Bad Nauheim,<br />
Berlin für Berlin und so weiter. Doch<br />
gerade die Vielfalt der deutschen Tourismus-<br />
und Medizindestinationen kann ein<br />
entscheidender Vorteil sein. Jedoch sollte<br />
dabei ein gewisses Maß an Koordinierung<br />
und Kooperation erreicht werden, damit die<br />
positiven Effekte des innerdeutschen Länderwettbewerbs<br />
überwiegen.<br />
13
GeSUNDHeiT<br />
Der Gesundheitsmarkt in den GCC-Staaten<br />
wächst weiter rasant<br />
Fast 400 deutsche Aussteller waren in diesem Januar auf der Arab Health vertreten. Auch einige Politiker aus Bund und<br />
Ländern besuchten die Gesundheitsmesse in Dubai. Sie alle wissen: Der Gesundheitsmarkt am Golf bleibt auf Wachstumskurs<br />
und bietet enorme geschäftliche Chancen. Prognosen zufolge soll der Markt um jährlich elf Prozent wachsen.<br />
Die Arab Health ist nach der Düsseldorfer „Medica“<br />
die zweitgrößte Gesundheitsmesse der Welt. Für Unternehmen<br />
aus der Gesundheitsbranche, die am Golf<br />
Fuß fassen wollen, gilt sie mittlerweile als Pflichtveranstaltung.<br />
Es verwundert daher nicht, dass sich 383<br />
deutsche Firmen in Dubai präsentierten. Unter den<br />
diesjährigen Messebesuchern war auch Bundesgesundheitsminister<br />
Daniel Bahr. Er traut der Golfregion<br />
großes Wachstum zu: „Ich bin in die Emirate gekommen,<br />
um die gesundheitspolitische Kooperation noch<br />
weiter zu intensivieren“, erklärte der Minister.<br />
Begleitet wurde Bahr von einer Delegation aus Abgeordneten,<br />
Architekten, Krankenhaus- und Krankenversicherungsexperten<br />
sowie Unternehmensvertretern.<br />
Unter anderem führte er politische Gespräche mit<br />
dem VAE-Gesundheitsminister und nahm an einem<br />
Krankenhaus-Neubau in Dubai: Das deutsch-saudische Hospital entsteht<br />
Expertenworkshop zur Diabetes-Bekämpfung teil, der rate von elf Prozent entspricht. Die Zahl – gemessen an den Verhältnissen in Eu-<br />
gemeinsam von seinem Haus und dem Bundesland der Krankenhausbetten in der Region wird ropa oder den Vereinigten Staaten – noch<br />
Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet wurde. im gleichen Zeitraum um rund 8700 auf längere Zeit unterversorgt bleiben. Das<br />
etwa 94.000 zunehmen. Die Unterneh- lässt ein internationaler Vergleich erah-<br />
Auch mit Vertretern der Gesundheitsbehörde und der mensberatung McKinsey hatte bereits im nen. In den GCC-Staaten beliefen sich die<br />
Krankenversicherung in Abu Dhabi tauschte sich der Jahr 2006 vorausgesagt, dass sich die Ge- Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben im Jahr<br />
Bundesgesundheitsminister aus. Bahr: „Es ist vorbildlich, sundheitsausgaben der GCC-Staaten von 2009 auf durchschnittlich 895 US-Dollar.<br />
dass das Emirat eine verpflichtende Krankenversicherung damals zwölf Mrd. US-Dollar auf 60 Mrd. Dagegen waren es in Großbritannien 3285<br />
für die gesamte Bevölkerung aufbaut. Die Krankenver- US-Dollar im Jahr 2025 verfünffachen US-Dollar, in Deutschland 4629 US-Dollar<br />
sicherung wird durch das Tochterunternehmen eines<br />
deutschen Versicherungsunternehmens betrieben. Das �<br />
werden. Trotzdem werden die Golfstaaten und in den USA sogar 7410 US-Dollar.<br />
beweist die enge gesundheitspolitische Vertrauensbezie- �<br />
hung zwischen den Emiraten und Deutschland.“<br />
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pflegerischem Personal – in den GCC-Staaten große<br />
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geschäftliche Chancen. Denn die Länder in der Region<br />
�<br />
haben beim Ausbau ihrer Gesundheitssysteme weiter<br />
einen hohen Nachholbedarf und werden in den kom- �<br />
menden Jahren massiv investieren.<br />
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Laut einer Studie der Investmentbank Alpen Capital,<br />
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die im vergangenen Dezember veröffentlicht wurde,<br />
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wird der GCC-Gesundheitsmarkt in den Jahren 2010<br />
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bis 2015 von 25,6 Mrd. US-Dollar auf 43,9 Mrd. US-<br />
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SOUQ 1/2012<br />
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SOUQ 1/2012<br />
5. Deutsch-Arabisches Gesundheitsforum<br />
Das 5. Deutsch-Arabische Gesundheitsforum findet am 25. und 26. April 2012 in<br />
München statt. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltet es in Zusammenarbeit mit dem bayerischen<br />
Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Es werden zahlreiche Experten und<br />
Entscheidungsträger aus dem Gesundheitssektor der arabischen Länder erwartet. Sie<br />
werde einen tiefen Einblick in die Trends, Entwicklungen, Kooperationsmöglichkeiten<br />
und Pläne in ihren Staaten geben. Wie alle Foren der <strong>Ghorfa</strong> bietet auch das Gesundheitsform<br />
ausgiebig Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und anzubahnen.<br />
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung sprechen <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach,<br />
der bayerische Gesundheitsminister Dr. Marcel Huber und Prof. Dr. med. Ossama bin<br />
Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen<br />
diplomatischen Korps in Deutschland. Die Hauptrede am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages<br />
hält Bundesgesundheitsminister Dr. Daniel Bahr.<br />
Auf dem Forum wird eine große Bandbreite der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
im Gesundheitsbereich diskutiert und behandelt werden: vom Planen, Bauen<br />
und Management von Krankenhäusern, über Ausbildung, Medizintourismus bis hin<br />
zu Geschäftsmöglichkeiten in Nordafrika und den arabischen Golfstaaten. Mit einer<br />
Panel-Diskussion, in deren Rahmen ein Fazit gezogen werden soll, endet das Deutsch-<br />
Arabische Gesundheitsforum am 26. April.<br />
Ähnliche Rückstände weisen die Golfstaaten<br />
bei anderen Indikatoren auf, beispielweise bei<br />
der Dichte an Krankenhausbetten oder bei der<br />
Versorgung mit Ärzten und Pflegepersonal. So<br />
kommen im Durchschnitt der GCC-Staaten<br />
auf 10.000 Einwohner nur 12,7 Ärzte. In den<br />
USA sind es 26,7, in Großbritannien 27,4 und<br />
in Deutschland 35,3 Ärzte. In der Krankenpflege<br />
und in der Geburtshilfe ist das Missverhältnis<br />
noch größer. In diesem Bereich gibt es im<br />
GCC-Schnitt 29 Fachkräfte je 10.000 Einwohner.<br />
In den USA sind es 98,2, in Großbritannien<br />
103 und in Deutschland 108,2 Fachkräfte.<br />
Das Wachstumspotenzial des Gesundheitssektors<br />
in der Region ist mithin enorm, und<br />
die Studie von Alpen Capital identifiziert die<br />
wichtigsten Nachfragetreiber. An erster Stelle<br />
steht das hohe Bevölkerungswachstum. Bereits<br />
im Zeitraum 2000 bis 2010 ist die GCC-Bevölkerung<br />
laut Internationalem Währungsfonds<br />
(IWF) um jährlich 3,3 Prozent auf 40,6 Mio.<br />
Menschen gewachsen. Bis 2015 sagt Alpen<br />
Capital ein Bevölkerungswachstum von jährlich<br />
2,4 Prozent voraus, was doppelt so hoch<br />
wäre wie der erwartete globale Durchschnitt.<br />
Hauptgrund ist die wachsende Zahl der Expatriates<br />
in den Golfstaaten. Doch nimmt mit<br />
den Jahren auch der Anteil älterer Menschen<br />
zu. Sie verursachen naturgemäß deutlich höhere<br />
Behandlungskosten als junge Menschen.<br />
Allein in den Jahren 2000 bis 2009 ist die Lebenserwartung<br />
in den GCC-Staaten um fast<br />
zwei Jahre gestiegen: von 74,4 auf 76,3 Jahre.<br />
Getrieben wird die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen<br />
überdies durch Zivili-<br />
sationskrankheiten, die in den GCC-Staaten<br />
besonders häufig auftreten. Die Lebensstile<br />
und das Essverhalten verändern sich dort rasant,<br />
wobei die Ernährung als ausgesprochen<br />
„ungesund“ einzustufen ist. In allen GCC-<br />
Staaten liegt daher laut einer Statistik der<br />
WHO der Anteil der übergewichtigen Männer<br />
und Frauen deutlich über dem globalen<br />
Durchschnitt. Beispielsweise sind in Kuwait<br />
52,4 Prozent der Frauen und 37,2 Prozent der<br />
Männer übergewichtig. Der entsprechende<br />
globale Durchschnitt liegt bei 14 bzw. zehn<br />
Prozent. Übergewicht begünstigt jedoch in<br />
hohem Maße Diabetes und Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen. Es überrascht daher nicht,<br />
dass laut International Diabetes Federation<br />
alle GCC-Staaten zu den zwölf Ländern zählen,<br />
in denen Diabetes weltweit am meisten<br />
verbreitet ist.<br />
Ein weiterer Faktor, der die Nachfrage nach<br />
Gesundheitsleistungen beflügelt, ist die zunehmende<br />
Verbreitung von Krankenversicherungen.<br />
Beispielweise sind in Abu Dhabi<br />
seit dem Jahr 2007 alle Expatriates verpflichtet,<br />
eine Krankenversicherung abzuschließen.<br />
Im Jahr 2008 wurde die Versicherungspflicht<br />
auf alle in Abu Dhabi lebenden VAE-Staatsbürger<br />
ausgeweitet. Auch in Saudi-Arabien<br />
wurde 2006 eine verpflichtende Krankenversicherung<br />
für ausländische Beschäftigte eingeführt<br />
und sukzessive auf Arbeitskräfte saudischer<br />
Nationalität ausgeweitet. Ähnliche<br />
Bestrebungen gibt es in allen GCC-Staaten,<br />
und Alpen Capital sagt voraus, dass die Verbreitung<br />
von Krankenversicherungen in den<br />
kommenden Jahren weiter zunehmen wird.<br />
GeSUNDHeiT<br />
Welche Entwicklungstrends zeichnen die<br />
Gesundheitssysteme in den Staaten des<br />
Golfkooperationsrates aus? Welche Herausforderungen<br />
müssen sie bewältigen? Unbestritten<br />
ist, dass sich die Qualität der Gesundheitsversorgung<br />
in den letzten Jahren<br />
stetig verbessert hat. Als Folge hat seit Ende<br />
der neunziger Jahre die Kindersterblichkeit<br />
abgenommen und die Lebenserwartung zugenommen.<br />
Parallel und im Gleichklang mit<br />
den globalen Preisen sind aber auch die Gesundheitskosten<br />
deutlich gestiegen. Denn<br />
der medizinisch-technische Fortschritt ist<br />
teuer.<br />
Die Gesundheitssysteme in den GCC-Staaten<br />
sind traditionell staatlich dominiert.<br />
Private Anbieter sind unterrepräsentiert.<br />
Vor allem die Regierungen investieren in<br />
Krankenhäuser und ambulante Einrichtungen<br />
und unterhalten diese. Das soll sich angesichts<br />
der steigenden Gesundheitskosten<br />
ändern. Die Regierungen setzen auf private<br />
Investoren und auf PPP-Modelle (Public<br />
Private Partnership). Das Problem besteht<br />
darin, dass entsprechende Investitionen<br />
kapitalintensiv sind und sich nur langfristig<br />
amortisieren. Laut Alpen Capital bieten<br />
Staaten wie Katar oder Bahrain daher privaten<br />
Firmen Anreize, indem sie eine gewisse<br />
Kostenabdeckung garantieren. Saudi-Arabien<br />
fördert den Privatsektor durch zinsfreie<br />
und langfristige Kredite.<br />
Zwar werden überall in den Golfstaaten<br />
große Krankenhausprojekte realisiert. Doch<br />
besteht laut Alpen Capital ein weiterer<br />
Trend darin, kleinere Kliniken und ambulante<br />
Gesundheitszentren zu schaffen. Sie<br />
erfordern einen geringen Kapitaleinsatz<br />
und amortisieren sich schneller. Insbesondere<br />
zur medizinischen Versorgung neuer<br />
Wohngebiete seien diese kleineren Einheiten<br />
ideal.<br />
Nach wie vor entsenden die Golfstaaten viele<br />
ihrer Staatsbürger zur Behandlung ins Ausland.<br />
Allein im Jahr 2009 sollen beispielsweise<br />
die VAE dafür zwei Mrd. US-Dollar ausgegeben<br />
haben. Experten gehen davon aus, dass<br />
diese kostspielige Praxis überall zurückgedrängt<br />
wird. Mit ambitionierten Projekten<br />
versuchen einige GCC-Staaten selbst zu einer<br />
bevorzugten Destination für Medizintouristen<br />
aus aller Welt zu werden. Zu nennen sind<br />
in diesem Zusammenhang beispielsweise die<br />
Dubai Healthcare City (DHCC) oder die Hamad<br />
Medical City in Doha (Katar).<br />
15
Advertorial<br />
Technische Universität<br />
Berlin Establishes a Satellite<br />
Campus in El Gouna<br />
Enroll now!<br />
Technische Universität Berlin - El Gouna Campus offers unmatched postgraduate<br />
educational opportunities in the fields of energy and water engineering and urban<br />
development, with expansion to other fields planned for the future. Applications<br />
are currently being received, and the inaugural class will study at the highest<br />
level in the first learning institution of its kind in the region.<br />
The internationally renowned Technische<br />
Universität Berlin strives to promote<br />
the dissemination of knowledge and<br />
to facilitate technological progress by<br />
adhering to the principles of excellence<br />
and quality. On a broader scope, it is<br />
dedicated to solving the problems of<br />
mankind and contributing to the welfare<br />
of societies. The El Gouna campus of<br />
Berlin’s university of technology, a<br />
nonprofit public-private partnership,<br />
acts as a scientific and academic field<br />
office on the Red Sea Coast of Egypt, with<br />
services provided directly by TU Berlin.<br />
In the initial phase, TU Berlin is launching<br />
three master’s degree pilot programs in<br />
Energy Engineering, Urban Development,<br />
and Water Engineering at the new El Gouna<br />
Campus. This marks the first time that a<br />
German university is offering programs<br />
in Egypt that are subject exclusively to<br />
German higher education standards and<br />
legislation in both content and structure.<br />
El Gouna founder and TU Berlin alumnus<br />
Samih Sawiris, who studied Economic<br />
Engineering at TU Berlin from 1976 to<br />
1980, is behind the project and advocates<br />
“THE STUDY PROGRAMS WILL<br />
WIDEN THE HORIZONS<br />
OF A NEW GENERATION<br />
OF ENGINEERS.”<br />
in favor of raising the bar for educational<br />
and social standards in Egypt: “It is quite<br />
clear that Germany is ranked at the very<br />
top when it comes to technology and<br />
quality in industry, and the campus in<br />
El Gouna will help another important<br />
connection between Germany and Egypt<br />
to grow and flourish.”<br />
16 SOUQ 1/2012
Investing in the future<br />
Curricula focus on the challenges facing<br />
the Middle East and North Africa as a<br />
region, with the objective of allowing young<br />
Egyptians and Arabs the opportunity to<br />
benefit from the high-standard German<br />
educational system here in Egypt. The<br />
education provided meets international<br />
standards and reflects the growing<br />
interest in sustainable development,<br />
thus opening up unprecedented career<br />
opportunities for graduates.<br />
TU Berlin will train highly qualified energy<br />
engineers, water engineers, and urban<br />
planners to address Egypt’s rapidly growing<br />
demands for resources and development.<br />
Beyond providing excellent qualifications<br />
that conform to market demands, the<br />
programs will widen the horizons of a<br />
new generation of Egyptian engineers by<br />
developing their problem-solving skills and<br />
preparing them to become entrepreneurs<br />
who pave the way to a brighter future.<br />
Education opportunities<br />
Master’s degree track programs, in<br />
which students are fully enrolled by TU<br />
Berlin, are currently offered in Energy<br />
Engineering, Urban Development, and<br />
Water Engineering.<br />
Beyond the three master’s programs, TU<br />
Berlin plans to offer additional educational<br />
opportunities in the future, including<br />
doctoral programs. The institution will also<br />
engage in research and development and<br />
SOUQ 1/2012<br />
‘‘BEYOND THE THREE MASTER’S<br />
PROGRAMS, TU BERLIN<br />
PLANS TO OFFER ADDITIONAL<br />
EDUCATIONAL OPPORTUNITIES<br />
IN THE FUTURE, INCLUDING<br />
DOCTORAL PROGRAMS.”<br />
pilot projects, offer continuing education<br />
seminars and summer school programs,<br />
and host conferences.<br />
What students can expect<br />
Most courses are held at the El Gouna<br />
campus, a 10,000-square-meter complex<br />
that includes a large lecture hall, a library,<br />
and seven additional buildings housing<br />
seminar rooms, offices, and laboratories.<br />
Students in Energy Engineering and<br />
Urban Development must spend the<br />
second semester of their studies in<br />
Berlin, giving them the opportunity to<br />
experience Germany’s fascinating capital<br />
city and attend courses at the university’s<br />
main campus in the heart of Berlin.<br />
Courses are taught in English. The<br />
programs are international in nature and<br />
accessible to applicants from all over the<br />
world. Course duration is four semesters,<br />
or two years full time, and programs begin<br />
each winter semester of the academic year<br />
in October with a maximum of 30 students<br />
enrolled per course and per semester.<br />
Students graduate with an official master’s<br />
degree from Technische Universität Berlin.<br />
We bring TU Berlin to you!<br />
How to apply<br />
Prerequisites for admission in a master’s<br />
program include holding a bachelor’s<br />
degree in engineering, having acquired<br />
one year of work experience in the field,<br />
and possessing adequate knowledge of<br />
the English language.<br />
Tuition fees of 5,000 Euros per semester<br />
cover all costs associated with attending<br />
the program and participating in program<br />
activities. Student housing, managed by<br />
TU Berlin’s partner Orascom Hotels &<br />
Development, is available near the TU<br />
campus. Special offers are extended<br />
to enrolled students. Scholarships will<br />
be available for qualified applicants,<br />
and prestigious organizations have<br />
announced their interest in sponsoring<br />
students.<br />
Candidates for master’s degree<br />
programs beginning in the winter<br />
semester 2012/13 are invited to<br />
submit their applications using the<br />
online downloadable form, along with<br />
supporting documents, by May 31, 2012.<br />
For more info and to download the application<br />
form, visit www.campus-elgouna.tu-berlin.de<br />
For those interested sponsors, please contact<br />
corporate@campus-elgouna.tu-berlin.de<br />
17
GeSUNDHeiT<br />
Saudi-Arabien investiert massiv<br />
in den Gesundheitssektor<br />
Bis zum Jahr 2015 will Saudi-Arabien umgerechnet rund 65 Mrd. US-Dollar in den Ausbau des staatlichen Gesundheitssystems<br />
investieren. Für deutsche Anbieter der Branche eröffnen sich lukrative geschäftliche Chancen.<br />
Saudi-Arabien hat seinen Gesundheitssektor<br />
bereits in der jüngeren Vergangenheit<br />
deutlich ausgebaut. Gab es 1970 lediglich 74<br />
Krankenhäuser mit 9000 Betten, so waren<br />
es im Jahr 2008 knapp 400 Hospitäler mit<br />
rund 54.000 Betten. Auch die Qualität der<br />
medizinischen Versorgung hat sich verbessert.<br />
Viele Krankenhäuser sind mit modernen<br />
Technologien und Laboren ausgestattet.<br />
Das schlägt sich in entsprechenden Resultaten<br />
nieder. Die Kindersterblichkeit der unter<br />
Fünfjährigen nahm von 44 Fällen je tausend<br />
Geburten im Jahr 1990 auf 21,1 Fälle im Jahr<br />
2008 ab. Die Lebenserwartung stieg von 71,4<br />
Jahren im Jahr 1999 auf 73,7 Jahre in 2008.<br />
Gleichwohl hat der Gesundheitssektor in<br />
Saudi-Arabien weiter Nachholbedarf. Denn<br />
gemessen an den Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben,<br />
der Versorgung mit Ärzten und<br />
Pflegepersonal oder der Dichte an Krankenhausbetten<br />
besteht weiter ein erheblicher<br />
Rückstand zu den europäischen Ländern<br />
oder zu den Vereinigten Staaten. Vor allem<br />
wird das hohe Bevölkerungswachstum die<br />
Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen<br />
in dem Königreich künftig weiter wachsen<br />
lassen. Zu diesen Themenkomplexen sei<br />
auf den Artikel über das Gesundheitswesen<br />
in allen Staaten des Golfkooperationsrates<br />
(GCC) verwiesen.<br />
Die mittelfristigen Planungen der saudischen<br />
Regierung sehen daher massive Investitionen<br />
in das staatliche Gesundheitssystem<br />
vor. Im neunten Entwicklungsplan<br />
der Regierung, der für die Jahre 2010 bis<br />
2014 gilt, sind hierfür umgerechnet rund 65<br />
Mrd. US-Dollar reserviert. Dies entspricht<br />
einem Anteil von etwa 17 Prozent an allen<br />
im Entwicklungsplan veranschlagten Ausgaben.<br />
Oder anders ausgedrückt: Der Ausbau<br />
des Gesundheitswesens hat in Saudi-Arabien<br />
hohe Priorität.<br />
In der Tabelle ist dargestellt, wie sich nach<br />
Das Olaya Medical Center in Riad<br />
den Plänen der saudischen Regierung die<br />
Versorgung mit Krankenhausbetten in dem<br />
Königreich bis Ende 2014 im Vergleich zu<br />
Ende 2008 entwickeln wird. Es wird deutlich,<br />
dass die Bettenkapazität um mehr als<br />
80 Prozent zunehmen soll. Auch in privat<br />
betriebenen Hospitälern wird die Zahl der<br />
Betten deutlich wachsen (plus 76 Prozent).<br />
Allerdings bleibt der Anteil privater Krankenhausbetreiber<br />
unverändert bei rund 21<br />
Prozent. Der Krankenhaussektor in Saudi-<br />
Arabien wird also – wie das gesamte Gesundheitswesen<br />
– auch in Zukunft staatlich<br />
dominiert sein.<br />
Eine für die Qualität der medizinischen Versorgung<br />
wichtige Kennziffer ist die Zahl der<br />
Betten je tausend Einwohner. Das bisherige<br />
Investitionsniveau im Krankenhaussektor<br />
hat, wie Germany Trade & Invest (GTAI)<br />
berichtet, angesichts der schnell wachsenden<br />
Bevölkerung zu einer Verschlechterung dieser<br />
Relation geführt. Dieser Trend wird jetzt<br />
jedoch umgekehrt. Laut Entwicklungsplan<br />
wird die Versorgungsquote von 2,2 auf 3,5<br />
zunehmen und sich damit deutlich verbessern.<br />
Eine wichtige Rolle in der medizinischen<br />
Versorgung der Bevölkerung spielen in Saudi-Arabien<br />
neben den Krankenhäusern die<br />
so genannten Primary Health Care Center.<br />
Sie sind mit den deutschen Polikliniken vergleichbar<br />
und stellen eine wohnortnahe medizinische<br />
Grundversorgung sicher. Im Jahr<br />
2008 umfasste dieses Netzwerk nahezu 2000<br />
Einrichtungen. Statistisch gesehen kamen<br />
auf ein Zentrum 9122 Einwohner. Künftig<br />
soll sich diese Relation auf 1:7000 belaufen.<br />
Um dies sicherzustellen, sollen bis zum Jahr<br />
2014 zusätzlich fast 972 Zentren geschaffen<br />
werden.<br />
Ambitionierte Pläne verfolgt das Königreich<br />
auch in der Personalpolitik. Ziel ist einmal<br />
die Saudisierung des Gesundheitssektors: Im<br />
Jahr 2008 belief sich der Anteil saudischer<br />
Staatsbürger bei den Ärzten lediglich auf<br />
21,6 Prozent und bei den Pflegefachkräften<br />
auf nur 28,8 Prozent. Durch verschiedene<br />
Ausbildungsinitiativen sollen diese Anteile<br />
künftig deutlich zunehmen – auch um die<br />
hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.<br />
Zugleich wird eine Verbesserung der Betreuungsrelationen<br />
in den Krankenhäusern<br />
18 SOUQ 1/2012
Ein Blick auf die Innenstadt von Riad<br />
(Ärzte je Bett bzw. Pflegefachkraft je Bett)<br />
angestrebt. Die Zahl der in Saudi-Arabien<br />
beschäftigten Ärzte soll von rund 32.000<br />
(2008) auf 66.135 (2014) steigen, die Zahl<br />
der Pflegefachkräfte von 70.500 (2008) auf<br />
131.000 (2014). Die hierfür nötigen Ausbildungsprojekte<br />
bieten auch für ausländische<br />
Firmen geschäftliche Chancen. Beispielsweise<br />
baut der „Rote Halbmond“ im ganzen<br />
Land Ausbildungszentren auf, und an allen<br />
Universitäten sollen Medical Colleges entstehen.<br />
Der massive Ausbau der Krankenhausinfrastruktur<br />
und die zahlreichen neuen Gesundheitszentren<br />
machen Saudi-Arabien<br />
auch für Hersteller von Medizintechnik zu<br />
einem interessanten Markt. Da in dem Königreich<br />
selbst kaum Medizintechnik produziert<br />
wird, ist das Land fast vollständig von<br />
Importen abhängig. Davon profitieren auch<br />
deutsche Anbieter. Sie lieferten laut GTAI<br />
im Jahr 2008 für 127 Mio. Euro Medizintechnik<br />
nach Saudi-Arabien, in den Jahren<br />
SOUQ 1/2012<br />
Ministry of Health<br />
Andere Regierungsinstitutionen<br />
Privatsektor<br />
Gesamt<br />
Quelle: Neunter Entwicklungsplan, Saudi-Arabien, S. 451.<br />
2009 und 2010 waren es 155 bzw. 153 Mio.<br />
Euro. Die Exporte scheinen ausbaufähig.<br />
Allerdings nimmt der Wettbewerb zu. Vor<br />
allem Anbieter aus Asien treten verstärkt<br />
mit Niedrigpreis-Angeboten auf. Das Qualitätssiegel<br />
„Made in Germany“ hat in dem<br />
Königreich aber nach wie vor einen hervorragenden<br />
Ruf.<br />
Der saudi-arabische Markt für pharmazeutische<br />
Erzeugnisse legt laut GTAI seit Jahren<br />
kräftig zu. Obwohl die lokale Herstellung<br />
wächst, zeigen die Einfuhren weiterhin eine<br />
starke Aufwärtstendenz. Die Länder der<br />
EU konnten ihre Lieferungen im Zeitraum<br />
2007 bis 2010 von 0,98 Mrd. auf 1,58 Mrd.<br />
Euro ausweiten. Das gegenwärtig größte<br />
Anbieterland medizinischer und pharmazeutischer<br />
Erzeugnisse in Saudi-Arabien ist<br />
Frankreich mit Exporten in Höhe von 0,37<br />
Mrd. Euro im Jahr 2010. Es folgen Deutschland<br />
(0,28 Mrd. Euro), Großbritannien (0,27<br />
Mrd. Euro) und die Handelsdrehscheibe Belgien<br />
(0,19 Mrd. Euro). Die USA verkauften<br />
2010 Pharmaprodukte im Wert von 0,19<br />
Mrd. US-Dollar nach Saudi-Arabien.<br />
Einer Schätzung der saudischen National<br />
Commercial Bank zufolge wurden 2010 fast<br />
85 Prozent des Arzneimittelbedarfs aus dem<br />
Ausland importiert (umgerechnet 2,8 Mrd.<br />
US-Dollar). Die lokale Produktion wächst<br />
zwar schneller als der Gesamtverbrauch,<br />
dennoch bleiben die Einfuhren mittelfristig<br />
dominant. In Saudi-Arabien hergestellte<br />
Pharmazeutika hatten 2008 einen Marktwert<br />
von umgerechnet rund 400 Mio. US-<br />
Dollar. Für 2012 wird mit umgerechnet 666<br />
Mio. US-Dollar gerechnet. Größte Branchenunternehmen<br />
des Landes ist mit einem<br />
Marktanteil von elf Prozent Glaxo Saudi<br />
Arabia, eine Tochter des britischen Pharmaherstellers<br />
GlaxoSmithKline. Wie GTAI<br />
weiter berichtet, entfallen auf den staatlichen<br />
Gesundheitssektor mehr als 55 Prozent<br />
des Medikamentenverbrauchs. Hauptabnehmer<br />
sind die zum Gesundheitsministerium<br />
gehörenden Einrichtungen.<br />
Entwicklung der Krankenhausbetten in Saudi-Arabien 2008 - 2014<br />
2008 2004<br />
Anzahl Betten je tausend Anzahl Betten je tausend<br />
Einwohner<br />
Einwohner<br />
31.720<br />
10.828<br />
11.271<br />
53.819<br />
1,3<br />
0,45<br />
0,47<br />
2,2<br />
56.379<br />
20.296<br />
20.860<br />
97.535<br />
2,0<br />
0,72<br />
0,74<br />
3,5<br />
Anstieg<br />
bis 2014<br />
24.659<br />
9.468<br />
9.589<br />
43.716<br />
19
BRANcHeN<br />
Arabische Länder wollen verstärkt<br />
Bodenschätze abbauen<br />
Die arabischen Länder sind nicht nur reich an Erdöl und Erdgas. Viele Staaten verfügen auch in beträchtlichem<br />
Umfang über andere mineralische Rohstoffe, die künftig verstärkt abgebaut werden sollen. Vor allem Marokko, der<br />
Weltmarktführer bei Rohphosphat, und Saudi-Arabien verfolgen ambitionierte Pläne.<br />
Phosphatförderung in Marokko<br />
Weltweit herrscht seit einiger Zeit ein wachsender<br />
Kampf um mineralische Rohstoffe.<br />
Vor allem die so genannten „seltenen Erden“<br />
sind gefragt. Doch nimmt in der Tendenz<br />
auch die Nachfrage nach anderen metallischen<br />
und nicht-metallischen Mineralien zu.<br />
Handelsbeschränkungen durch wichtige Exportländer<br />
wie China sowie stark steigende<br />
Preise machen gerade vielen Unternehmen<br />
im rohstoffarmen Deutschland zu schaffen.<br />
In Kreisen der deutschen Wirtschaft und Politik<br />
werden daher für die Zukunft ernsthafte<br />
Lieferengpässe befürchtet.<br />
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht,<br />
dass Länder, die in großem Umfang über Rohstoffe<br />
verfügen, ihre Förderung ausweiten<br />
oder überhaupt erst richtig aufnehmen. Entsprechende<br />
Pläne werden nicht zuletzt in den<br />
arabischen Ländern verfolgt. Eine besonders<br />
starke Stellung haben die arabischen Staaten<br />
in Nordafrika bei Phosphat, dem Grundstoff<br />
zur Herstellung von Dünger. Nach Schätzungen<br />
des U.S. Geological Survey verfügt<br />
allein Marokko über 70 Prozent der weltweiten<br />
Phosphatvorräte (50 Mrd. Tonnen). Doch<br />
existieren auch in Algerien (2,2 Mrd. Tonnen)<br />
und in Tunesien (100 Mio. Tonnen) Phosphatvorkommen.<br />
In der Levante haben zudem<br />
Jordanien (1,5 Mrd. Tonnen) und Syrien (1,8<br />
Mrd. Tonnen) nennenswerte Reserven.<br />
Im Jahr 2011 wurden in den marokkanischen<br />
Minen 27 Mio. Tonnen Rohphosphat<br />
abgebaut. Damit war die Produktion zwar<br />
geringer als in den Vereinigten Staaten<br />
(28,4 Mio. Tonnen) und in China (72 Mio.<br />
Tonnen). Doch verarbeiten und verbrauchen<br />
diese beiden Staaten ihr Phosphat im<br />
eigenen Land. Die USA haben sogar zusätzlichen<br />
Importbedarf. Der weltweit größte<br />
Exporteur von Rohphosphat bleibt Marokko.<br />
Das Land deckt allein etwa ein Drittel<br />
des Weltmarktes ab und will seine führende<br />
Position in Zukunft weiter ausbauen.<br />
Einem Bericht der „Oxford Business Group“<br />
(OBG) zufolge wird der Maghreb-Staat in den<br />
Jahren 2010 bis 2020 umgerechnet insgesamt 8,7<br />
Mrd. US-Dollar investierten. Die Kapazität der<br />
Phosphaterzeugung soll dadurch auf jährlich 50<br />
Mio. Tonnen zunehmen. Die staatliche marokkanische<br />
Monopolgesellschaft für den Phosphatabbau,<br />
das „Office Chérifien des Phosphates“<br />
(OCP), plant unter anderem eine so gennannte<br />
„Slurry Pipeline“. Sie soll das Phosphat einmal<br />
von dem im Landesinneren gelegenen Abbaugebiet<br />
bei Khouribga zum Chemiezentrum Jorf<br />
Lasfar an der Atlantikküste transportieren.<br />
Zugleich soll Jorf Lasfar zum weltweit wichtigsten<br />
Standort der Düngemittelherstellung<br />
erweitert werden. So plant die OCP den Bau<br />
von vier Werken zur Produktion von Phosphorsäure<br />
und Diammoniumphosphat-Dünger<br />
(DAP) sowie zwei Granulierungsanlagen.<br />
Beim Ausbau der Weiterverarbeitungskapazitäten<br />
ist ausdrücklich auch internationale<br />
Beteiligung erwünscht. Die OCP bietet<br />
ausländischen Unternehmen in Jorf Lasfar<br />
attraktive Rahmenbedingungen, um in eigener<br />
Regie Rohphosphat zu Phosphorsäure<br />
oder Dünger weiterzuverarbeiten. Namhafte<br />
Düngemittelproduzenten wie Bunge (Brasilien),<br />
Prayon (Belgien), Fauji (Pakistan) und<br />
die beiden indischen Konzerne Birla und<br />
Tata konnten bereits gewonnen werden.<br />
Der ambitionierte Ausbau der Kapazitäten<br />
durch die OCP fand und findet auch vor Eindruck<br />
der rasanten und zugleich wechselhaften<br />
Marktentwicklung in der jüngeren Vergangenheit<br />
statt. Im Durchschnitt des Jahres 2006<br />
wurde eine Tonne Rohphosphat für 44 US-<br />
Dollar gehandelt und somit zu einem Preis,<br />
der sich in vorangegangenen Jahren kaum<br />
geändert hatte. Dann explodierte der Preis jedoch<br />
und stieg bis zum August 2008 auf 410<br />
US-Dollar an. Es setzte ein regelrechtes Phosphatfieber<br />
ein. Die Produzenten in Nordafrika<br />
bauten ihre Kapazitäten mit Hochdruck aus.<br />
Infolge der globalen Wirtschaftskrise stürzte<br />
der Preis dann aber im Verlauf des Jahres 2009<br />
auf etwa 84 US-Dollar ab.<br />
20 SOUQ 1/2012
Ein Güterzug in Marokko, der Phosphat transportiert<br />
Ende vergangenen Jahres stabilisierte sich<br />
der Phosphatpreis wieder bei 200 US-Dollar,<br />
womit Marokko gut leben kann. Wie<br />
sich der Markt in den kommenden Jahren<br />
entwickeln wird, steht jedoch in den Sternen.<br />
Eines ist zumindest sicher: Auch andere<br />
Länder in Nordafrika und im Mittleren<br />
Osten bauen ihre Kapazitäten aus und verstärken<br />
somit den Angebotsdruck.<br />
So berichtet Germany Trade & Invest<br />
(GTAI), dass das algerische Ministerium für<br />
Bergbau und Energie ein umfassendes Entwicklungsprogramm<br />
für den Bergbau angekündigt<br />
hat. Im Vorfeld hierzu habe die Re-<br />
SOUQ 1/2012<br />
gierung Algier eine neue staatliche Gruppe<br />
für den Bergbau gegründet. Sie setze sich<br />
aus den staatlichen Unternehmen Ferphos<br />
(Phosphat- und Eisenerzgewinnung), Entreprise<br />
Nationale des Granulats (ENG, Förderung<br />
von Kalkstein), der ENOF (Nicht-<br />
Eisenmetalle), Ensal (Salzabbau) und dem<br />
Enterprise Nationale de Marbre (Abbau von<br />
Marmor) zusammen.<br />
Algerien weist nicht nur bei Phosphat, sondern<br />
auch bei Gold, Zink und Eisenerzen interessante<br />
Vorkommen auf. Die Regierung<br />
hat bereits in den zurückliegenden Jahren<br />
ausländischen Firmen erlaubt, gemeinsam<br />
mit algerischen Firmen Bergbaukonzessionen<br />
zu erwerben. Darunter befinden sich<br />
zahlreiche chinesische Unternehmen. Den<br />
Abbau von Phosphat will das Land frühen<br />
Angaben zufolge von jährlich 1,8 Mio. Tonnen<br />
(2011) mittelfristig auf zehn Mio. Tonnen<br />
erhöhen. Langfristig wird sogar eine<br />
Förderung von jährlich 20 Mio. Tonnen<br />
angestrebt. Wann die Pläne verwirklicht<br />
werden, ist offen. Gegenwärtig betreibt<br />
Ferphos laut GTAI im Tagebau zwei Phosphatminen<br />
und eine Verarbeitungsanlage<br />
in Djebel Onk. Der Komplex liegt etwa 250<br />
km südlich der algerischen Mittelmeerküste<br />
unweit der tunesischen Grenze.<br />
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21
Phosphatabbau in einer Mine in Saudi-Arabien<br />
Ein ehrgeiziges Phosphat-Projekt verfolgt<br />
auch die Ma‘aden Phosphate Company<br />
(MPC) in Saudi-Arabien. Die MPC ist ein<br />
Gemeinschaftsunternehmen der Saudi Arabian<br />
Mining Company (Ma’aden) und des<br />
Chemie-Giganten Saudi Basic Industries<br />
Corporation (Sabic) und hat im Juni 2011<br />
die erste Linie zur Herstellung von Schwefel-<br />
und Phosphorsäure sowie Diammoniumphosphat-Dünger<br />
(DAP) in Betrieb genommen.<br />
Standort der Anlagen ist Ras Al<br />
Zour 90 Kilometer nördlich von Jubail am<br />
Arabischen Golf. Das Rohphosphat stammt<br />
von einer Mine in Al Jalamid im Norden des<br />
Königreichs und wird mit der Eisenbahn,<br />
der neuen „Mineral Line“, über eine Strecke<br />
von 1500 Kilometer nach Ras Al Zour<br />
transportiert.<br />
In der Endausbaustufe sollen die Anlagen<br />
in Ras Al Zour jährlich drei Mio. Tonnen<br />
DAP produzieren. Nach Angaben der MPC<br />
entspräche das etwa zehn Prozent der globalen<br />
Nachfrage: „Der komplexe Betrieb ist<br />
das größte integrierte Projekt zur Herstellung<br />
von Phosphatdünger in der Welt und<br />
wird das Königreich in die Weltspitze der<br />
Phosphat-Industrie führen“, erklärte Khalid<br />
Al Mudaifer, der Präsident und CEO von<br />
Ma’aden, anlässlich des Produktionsstartes<br />
in Ras Al Zour.<br />
Tatsächlich treiben die Saudis nicht nur den<br />
Aufbau der Phosphat-Industrie mit großem<br />
Aufwand voran. Auch andere Bodenschätze,<br />
die lange Zeit kaum genutzt wurden, rücken<br />
nunmehr in den Fokus. So verfügt das<br />
Königreich über bedeutende Lagerstätten<br />
metallischer Mineralien wie Gold, Silber,<br />
Kupfer, Zink, Bauxit, Uran, Blei, Magnesit,<br />
Wolfram und Blei. Außerdem gibt es Vorkommen<br />
an nicht-metallischen Mineralien<br />
wie Phosphat, Quarzsand, Feldspat, Kaolin,<br />
Basaltgestein und anderem mehr.<br />
Motor der Entwicklung ist Ma’aden. Der<br />
Bergbaukonzern wurde bereits 1997 gegründet.<br />
Im Juli 2008 wurden 30 Prozent<br />
des Kapitals von Ma’aden an der saudischen<br />
Börse (Tadawul) platziert. Der Staat ist also<br />
nach wie vor mehrheitlich Eigentümer. Für<br />
ausländische Investoren fungiert die Gesellschaft<br />
als wichtiger Geschäftspartner.<br />
In der Vergangenheit hat Ma’aden vor allem<br />
Goldminen betrieben. Jetzt verfolgt der Konzern<br />
neben dem Phosphatprojekt ein weiteres<br />
großes Vorhaben. Zusammen mit dem<br />
US-Konzern Alcoa wird in Ras Al Zour für<br />
10,8 Mrd. US-Dollar der „größte und effizienteste“<br />
integrierte Aluminium-Komplex<br />
der Welt gebaut. Er wird von einer Mine im<br />
Nord-Osten des Landes beliefert werden, die<br />
anfänglich eine jährliche Kapazität in Höhe<br />
von vier Mio. Tonnen Bauxit haben soll. Die<br />
Anlagen in Ras Al Zour werden eine Alu-<br />
miniumoxid-Raffinerie, eine Aluminiumschmelze<br />
und ein Walzwerk umfassen. Die<br />
Schmelze und das Walzwerk sollen nach Angaben<br />
von Ma’aden 2013 in Betrieb gehen,<br />
die Mine und die Raffinerie ein Jahr später.<br />
Die Großprojekte zeigen: Das Königreich<br />
verfolgt im Bereich der Nicht-Öl-Rohstoffe<br />
eine überaus ambitionierte Strategie. Das<br />
Land will hier ebenso wie bei den Kohlenwasserstoffen<br />
zu einem bedeutenden Player<br />
auf den Weltmärkten aufsteigen, und angesichts<br />
der massiven Investitionen gibt es<br />
kaum Zweifel, dass dies gelingt.<br />
Im Übrigen sind wie in allen Bereichen der<br />
saudischen Wirtschaft auch im Bergbau<br />
und in der Verarbeitung der Bodenschätze<br />
ausländische Investoren willkommen. Ihnen<br />
bietet das Königreich hervorragende<br />
Bedingungen. Im Jahr 2004 trat das neue<br />
Bergbaugesetz in Kraft. Es erlaubt ausländischen<br />
Firmen die hundertprozentige Eigentümerschaft<br />
– und die Investoren kommen.<br />
So investiert der australisch-kanadische<br />
Kupferproduzent Equinox Minerals 400<br />
Mio. US-Dollar in ein Kupferprojekt in<br />
Jabal Sayid 350 Kilometer nordöstlich von<br />
Jeddah. Die Produktion soll in der zweiten<br />
Hälfte dieses Jahres starten. Früheren Angaben<br />
zufolge wird sich die jährliche Erzeugung<br />
einmal auf 57.000 Tonnen Kupfer<br />
belaufen.<br />
22 SOUQ 1/2012
Ein Außenblick auf die Dubai Mall<br />
Shopping Malls und Hypermärkte<br />
liegen im Trend<br />
Die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) zählen zu den am stärksten<br />
wachsenden Einzelhandelsplätzen der Welt. Bis 2015 sollen die Umsätze laut<br />
einer Prognose jährlich um mehr als acht Prozent zunehmen. Im Trend liegen<br />
Shopping Malls und Hypermärkte. Das Konsumparadies am Golf bleibt Dubai.<br />
In Dubai ist immer etwas los. Das hat sich<br />
auch seit der globalen Finanzkrise nicht geändert.<br />
Das Emirat bleibt das Konsum- und<br />
Ferienparadies am Golf, das seine Besucher<br />
mit zahlreichen Attraktionen erfreut. Zum<br />
Beispiel mit dem Dubai Shopping Festival<br />
(DSF), das in diesem Jahr vom 5. Januar bis<br />
zum 5. Februar stattfand. Mehr als vier Wochen<br />
lang verwandelte sich das Emirat zu<br />
einem Paradies für Schnäppchenjäger. Etwa<br />
6000 Läden lockten mit günstigen Angeboten<br />
und Spielen, bei denen die Kunden luxuriöse<br />
Preise gewinnen konnten. Die großen<br />
Shopping Malls boten zudem Unterhaltung<br />
für Kinder und Shows für Erwachsene.<br />
Für allzu konsumfreudige Zeitgenossen<br />
birgt das jedes Jahr stattfindende Event indes<br />
auch Gefahren: „Einkaufen macht Spaß,<br />
aber die Kreditkartenabrechnung manchmal<br />
nicht. Am besten Sie lassen die Kreditkarte<br />
SOUQ 1/2012<br />
zu Hause und setzen sich ein festes Budget<br />
für das Dubai Shopping Festival. Der Kaufrausch<br />
kann andernfalls leicht ausarten“,<br />
warnte die Webpage „Dubai News.“<br />
Tatsächlich sind die Verlockungen angesichts<br />
der Angebotsvielfalt groß. Der Handel<br />
kommt trotz der günstigen Preise auf<br />
seine Kosten. Im Jahr 2011 bescherte das<br />
Festival der emiratischen Volkswirtschaft<br />
– ob nun Retailsektor, Reisebranche oder<br />
Hotels – zusätzliche Umsätze in Höhe von<br />
etwa vier Mrd. US-Dollar. Für dieses Jahr<br />
rechnete Laila Suhail, CEO des Dubai Events<br />
and Promotions Establishment (DEPE), laut<br />
der Tageszeitung „The National“ mit einem<br />
ähnlich positiven Ergebnis.<br />
Überall im Einzelhandel der Golfstaaten –<br />
nicht nur in Dubai – laufen die Geschäfte<br />
gut. Die globale Krise ist längst überwunden.<br />
BRANcHeN<br />
Hohe verfügbare Einkommen, die wachsende<br />
Bevölkerung, die hohe Konsumneigung<br />
und der stetige Zustrom an Touristen hätten<br />
neben anderen Faktoren die Auswirkungen<br />
des schwierigen globalen Wirtschaftsklimas<br />
auf die Golfländern begrenzt, urteilt die Investmentbank<br />
Alpen Capital in einer kürzlich<br />
erschienenen Studie. In Zukunft soll die<br />
Branche weiter kräftig wachsen. Laut Alpen<br />
Capital werden die Einzelhandelsumsätze<br />
in den GCC-Staaten in den Jahren 2010 bis<br />
2015 um jährlich 8,3 Prozent zunehmen und<br />
2015 einen Wert von rund 240 Mrd. US-<br />
Dollar erreichen.<br />
Die Investmentbank zeigt in ihrer Studie<br />
eine Reihe von Entwicklungstrends auf. So<br />
wird sich nach dem Urteil der Experten das<br />
Wachstum regional ausgewogener vollziehen.<br />
Bisher war die Expansion der Einzelhandelsflächen<br />
im Wesentlichen auf Dubai<br />
und Jeddah beschränkt. In anderen wichtigen<br />
Städten wie Abu Dhabi, Doha sowie Mekka<br />
und Medina sind die Verkaufsflächen dagegen<br />
relativ knapp. Beispielsweise entfielen in<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)<br />
im Jahr 2010 von der gesamten Einzelhandelsfläche<br />
(vier Mio. Quadratmeter) 65,6<br />
Prozent auf Dubai. Dagegen kam die VAE-<br />
Hauptstadt Abu Dhabi lediglich auf einen<br />
Anteil von 17 Prozent.<br />
In Zukunft soll sich das etwas ändern. Bis<br />
zum Jahr 2015 will Abu Dhabi seine Einzelhandelsfläche<br />
verdoppeln. Größtes Einzelprojekt<br />
ist die im Bau befindliche Yas Mall<br />
auf Yas Island. Sie soll letzten Angaben zufolge<br />
eine Verkaufsfläche 235.000 Quadratmetern<br />
umfassen und unter anderem 500<br />
Läden und vier Warenhäuser beherbergen.<br />
Mit dieser neuen Shopping Mall erreicht<br />
Abu Dhabi den Standard Dubais. Dort gibt<br />
es zahlreiche dieser luxuriösen Einkaufszentren,<br />
allen voran die „Mall of the Emirates“<br />
und die „Dubai Mall“. Letztere gilt als die<br />
größte Shopping Mall der Welt.<br />
Die Dubai Mall hat eine Verkaufsfläche von<br />
rund 350.000 Quadratmetern, 1200 Geschäfte<br />
und Boutiquen sowie 120 gastronomische<br />
Betriebe. Zudem wurden für die jährlich 40<br />
Mio. Besucher 16.000 Parkplätze geschaffen.<br />
Die Architektur der Mall ist eine Symbiose<br />
aus arabischen Stilelementen und moderner<br />
Bauweise. Die gesamte Anlage liegt an einem<br />
künstlich geschaffenen See direkt neben dem<br />
23
BRANcHeN<br />
Burj Khalifa, dem höchsten Wolkenkratzer<br />
der Welt.<br />
Das Warenangebot der Mall ist vom Feinsten.<br />
So finden sich hier alle berühmten Designerlabel<br />
wie Dior, Gucci, Armani, Chanel,<br />
Louis Vuitton, aber auch Versace und Dolce<br />
& Gabbana. Sie können in der so genannten<br />
„Fashion Avenue“ ihre neuesten Kollektionen<br />
zeigen, natürlich auf einem eigens dafür<br />
angelegten Laufsteg. Auch beherbergt die<br />
Dubai Mall den mit 220 Geschäften größten<br />
Gold-Souq der Welt. Doch ist die Mall nicht<br />
einfach ein Einkaufzentrum. Vielmehr lockt<br />
sie ihre Kunden mit zahlreichen weiteren<br />
Attraktionen: eine Indoor-Eislaufbahn mit<br />
olympischen Maßen, ein drei Stockwerke<br />
hohes Aquarium, ein Erlebnis- und Lerncenter<br />
für Kinder, ein Multiplex-Kino mit 22<br />
Leinwänden und anderes mehr.<br />
Die Dubai Mall liegt auch sonst im Trend.<br />
Laut Alpen Capital sind großflächige Formate<br />
im Lebensmittel- und im Non-Food-Einzelhandel<br />
überall in den GCC-Staaten auf<br />
dem Vormarsch. Der Markteintritt internationaler<br />
Handelsketten, die sich ändernden<br />
Lebensstile und Kaufgewohnheiten sowie<br />
die breite Produktauswahl hätten das Entstehen<br />
großer Shopping Malls und Hypermärkte<br />
beschleunigt. Diese Handelsformen<br />
gewinnen laufend Marktanteile zu Lasten<br />
des traditionellen Einzelhandels. Im Jahr<br />
2010 gab es in den GCC-Staaten mehr als<br />
200 Shopping Malls mit einem Jahresumsatz<br />
von 50 Mrd. US-Dollar. Insgesamt belief sich<br />
die Einzelhandelsfläche in den Staaten des<br />
Golfkooperationsrates 2010 auf 10,3 Mio.<br />
Quadratmeter. Zusätzlich war eine Fläche<br />
von 5,4 Mio. Quadratmeter in der Entwicklung<br />
und Planung, mehr als die Hälfte davon<br />
in den VAE.<br />
Ein weiterer Trend: Sortimente mit hochwertigen<br />
Produkten, wie sie in der Dubai<br />
Mall angeboten werden, sind immer stärker<br />
gefragt. Die Nachfrage nach Luxusgütern<br />
werde in der nahen Zukunft schneller<br />
wachsen als in der jüngeren Vergangenheit.<br />
Gründe sind die positive wirtschaftliche Entwicklung,<br />
die hohen Ölpreise und in den<br />
letzten Jahren zurückgestellte Käufe wegen<br />
des geringen Verbrauchervertrauens. Alpen<br />
Capital schätzt, dass in den GCC-Staaten<br />
im Jahr 2010 Luxusartikel im Wert von 5,4<br />
Mrd. US-Dollar umgesetzt wurden. Es wird<br />
erwartet, dass dieses Segment bis 2015 um<br />
jährlich 8,5 Prozent wachsen wird.<br />
Weihnachten in der Mall of the Emirates<br />
Das Konsumparadies Dubai scheint vor diesem<br />
Hintergrund als Einzelhandelsstandort<br />
hervorragend positioniert, zumal davon auszugehen<br />
ist, dass die Zahl der ausländischen<br />
Touristen in dem Emirat auch künftig kräftig<br />
zunehmen wird. Ein nicht zu unterschätzendes<br />
Handelssegment stellt in diesem Kontext<br />
der Duty-Free-Verkauf auf dem internationalen<br />
Flughafen in Dubai dar. Die Umsätze<br />
nahmen dort 2010 um 11,4 Prozent auf 1,3<br />
Mrd. US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr<br />
zu. Im vergangenen Jahr stiegen sie nach<br />
Angaben des Airports weiter auf 1,45 Mrd.<br />
US-Dollar. In Abu Dhabi beliefen sich die<br />
Duty-Free-Umsätze laut Alpen Capital 2010<br />
auf 158 Mio. US-Dollar, was einer Zunahme<br />
um 15 Prozent entsprach. Aufgrund der boomenden<br />
Passagierzahlen in der Region wird<br />
der zollfreie Verkauf nach Einschätzung<br />
von Alpen Capital überdurchschnittlich um<br />
jährlich 9,9 Prozent wachsen. Von dieser<br />
Entwicklung wird auch der Airport in Doha<br />
(Katar) profitieren. Er setzte letzten Angaben<br />
zufolge 2009 rund 200 Mio. US-Dollar<br />
um und wird der Prognose zufolge auch in<br />
Zukunft deutlich wachsen.<br />
In den VAE belief sich der Anteil des Einzel-<br />
und Großhandels am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) im Jahr 2010 auf 12,8 Prozent<br />
und war damit so hoch wie in keinem<br />
anderen GCC-Staat. Der größte und laut<br />
Alpen Capital am schnellsten wachsende<br />
Einzelhandelsmarkt am Golf ist indes Saudi-Arabien.<br />
Die Einwohnerzahl des mit Abstand<br />
bevölkerungsreichsten GCC-Staates<br />
(2010: 27,1 Mio. Menschen) nimmt jährlich<br />
um gut zwei Prozent zu. Zudem profitiert<br />
der Handelssektor von dem umfangreichen<br />
Pilger-Tourismus.<br />
2010 setzte der Einzelhandel in dem Königreich<br />
umgerechnet 67,5 Mrd. Euro um und<br />
damit acht Prozent mehr als im Vorjahr. Wie<br />
Germany Trade & Invest (GTAI) berichtet,<br />
hat sich das Konsumklima in Saudi-Arabien<br />
jüngst weiter aufgehellt, weil die Regierung<br />
mit Gehaltsanhebungen, Bonuszahlungen und<br />
die Schaffung neuer Stellen im öffentlichen<br />
Sektor die Kaufkraft im Lande gestärkt hat.<br />
Was die Einzelhandelsstruktur anbelangt, so<br />
gewinnen laut Alpen Capital auch in Saudi-<br />
Arabien große Shopping Malls laufend an<br />
Bedeutung. Warenhäuser sowie Super- und<br />
Hypermärkte, die zumeist Bestandteil der<br />
Malls sind und von europäischen Firmen<br />
etabliert wurden, dominieren die Einzelhandelslandschaft<br />
immer deutlicher. Inzwischen<br />
gibt es in den großen Städten etwa 50 Hypermärkte.<br />
Im Lebensmitteleinzelhandel haben<br />
weiter kleine Läden eine starke Stellung.<br />
Die großen Shopping Malls konzentrieren<br />
sich auf Riad und Jeddah. Doch sind jetzt<br />
auch in den anderen großen Städten wie<br />
Mekka und Medina entsprechende Projekte<br />
in der Pipeline.<br />
Die enormen Chancen, die der Einzelhandelsmarkt<br />
in den GCC-Staaten bietet, haben<br />
zahlreiche führende internationale Unternehmen<br />
und Marken angelockt. Die wachsende<br />
Zahl von Shopping-Komplexen und<br />
Hypermärkten hat jedoch den Wettbewerb<br />
angeheizt. Wer bestehen will, muss laut Alpen<br />
Capital sein Sortiment ausweiten, attraktive<br />
Preise bieten und bequem erreichbar<br />
sein. Shopping Malls dürfen nicht nur<br />
eine Ansammlung von Läden sein. Sie müssen<br />
– wie die Dubai Mall – Erlebniswelten<br />
schaffen.<br />
24 SOUQ 1/2012
Weitblick ist auch in den VAE der Schlüssel zum Unternehmenserfolg<br />
Familienunternehmen<br />
und der wirtschaftliche<br />
Aufstieg der VAE<br />
Im Windschatten des Ölbooms entwickelten sich die kleinen Handelsunternehmen<br />
der VAE zu internationalen Familienkonglomeraten. Das Wachstum<br />
geht weiter, aber die Herausforderungen steigen.<br />
Wer im Mercedes in Dubai zur Mall of the Emi-<br />
rates fährt und dort einen Espresso trinkt, hatte<br />
es wahrscheinlich mit den Familien Gargash, Al<br />
Futtaim und Al Tayer zu tun. Erstere, bereits 1918<br />
von Ali Gargash gegründet, sind Generalvertreter<br />
von Mercedes-Benz in Dubai und den nördlichen<br />
Emiraten. Die Majid Al Futtaim Holding baut gigantische<br />
Einkaufszentren, inklusive der Mall of the<br />
Emirates und die Al Tayer Group hat neben einer<br />
Vielzahl internationaler Modeketten auch Ferrari,<br />
Maserati und Kaffeehersteller im Portfolio.<br />
SOUQ 1/2012<br />
Der Aufstieg der Vereinigten Arabischen Emirate<br />
ist eng verknüpft mit dem Wachstum der<br />
Familienunternehmen im Land. Diese waren in<br />
den Anfangszeiten, vor dem Ölboom, kleinere<br />
Handelsgesellschaften, die zwischen dem irakischen<br />
Basra, dem Iran und Indien zirkulierten.<br />
Mit der Ausweitung der Ölförderung und der<br />
Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate<br />
im Jahr 1971 brach auch das goldene Zeitalter<br />
der großen emiratischen Familienunternehmen<br />
an. Größere finanzielle Spielräume des Landes<br />
MiTTeLSTAND<br />
führten zu steigender Nachfrage nach Konsumgütern.<br />
Das emiratische Recht hat hier den<br />
Familienunternehmen in die Hände gespielt.<br />
Die Notwendigkeit ausländischer Investoren,<br />
einen emiratischen Partner an Bord zu holen,<br />
der 51% am gemeinsamen Unternehmen hält,<br />
machte die exzellent vernetzten Unternehmer<br />
zu den idealen Mediatoren zwischen einheimischen<br />
Konsumenten und ausländischen Konzernen.<br />
Inzwischen sind viele der vormals kleinen Fa-<br />
milienunternehmen zu internationalen Kon-<br />
glomeraten angewachsen, mit zehntausenden<br />
Mitarbeitern und stark ausgefächerten Portfolios.<br />
Sie vertreten ausländische Marken, bauen<br />
Shopping Malls, investieren im Hotelgewerbe,<br />
bieten Dienstleistungen von Reiseunternehmen<br />
oder im Finanzbereich an. Die Beratungsgesellschaft<br />
Booz & Company zeigte in einer Erhebung<br />
von 25 großen Familienunternehmen in<br />
den Golfstaaten, dass knapp die Hälfte (48%) in<br />
mehr als fünf oder mehr Sektoren aktiv ist, 40%<br />
in drei bis vier Sektoren und 12% in nur zwei<br />
oder einem Sektor.<br />
In dieser Vielfalt liegt aber auch eine Herausforde-<br />
rung für Unternehmen, die heute in der zweiten<br />
Generation geführt werden. Die noch nicht sehr<br />
formalisierte Entscheidungsstruktur von relativ<br />
jungen Familienunternehmen kann zu Problemen<br />
beim Management so diverser Geschäftsbereiche<br />
wie Retail und Bauwirtschaft führen. Die Booz-<br />
Studie rechnet vor, dass die auf einen oder zwei<br />
Sektoren fokussierten Unternehmen jährlich die<br />
Ergebnisse der übrigen Unternehmen um 5,5%<br />
übertreffen.<br />
Eine weitere Herausforderung für die Fami-<br />
lienunternehmen liegt jedoch auch in der<br />
wirtschaftlichen Zukunft und Vision der Vereinigten<br />
Arabischen Emirate insgesamt. Es<br />
wäre für die VAE vorteilhaft, wenn sie mehr<br />
Unternehmen als bisher in industriellen Sektoren<br />
engagieren würden. Die bisherige Konzentration<br />
zielt auf Handel, Bau und Dienstleistungen<br />
ab. Die weitere Industrialisierung<br />
der VAE ist aber integraler Bestandteil einer<br />
Vision der Diversifizierung der emiratischen<br />
Wirtschaft. Im Jahr 2005 machten die kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen nur<br />
8,1% des Ölsektors in Abu Dhabi aus, aber<br />
45,9% des Nichtölsektors. Damit korreliert<br />
die Stärkung und das Wachstums der KMUs<br />
mit dem Ausbau des Nichtölsektors und damit<br />
der Diversifizierung und Privatisierung<br />
der emiratischen Wirtschaft insgesamt, was<br />
die Emirate langfristig auf eine sicherere öko-<br />
25
MiTTeLSTAND<br />
Symbol des wirtschaftlichen Aufstiegs: Der Hafen von Jebel Ali in Dubai<br />
nomische Grundlage stellt, als es die Ölwirt-<br />
schaft zu leisten vermag. Dennoch überwiegen<br />
aus naheliegenden Gründen derzeit noch die<br />
großen Ölunternehmen in ihrem Beitrag zum<br />
BIP. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
in Abu Dhabi beispielsweise trugen<br />
2005 nur 23,5% zum BIP bei, aber mit steigender<br />
Tendenz beim stärkeren Wachstum des<br />
Nichtölsektors. Dem trägt auch die Abu Dhabi<br />
Vision 2030 Rechnung, in der die strategischen<br />
Wachstumsziele des Emirats definiert<br />
werden. Man verfolgt dort eine Doppelstrategie,<br />
die auf das weitere globale Wachstum der<br />
nationalen Champions einerseits und auf den<br />
stetigen Ausbau der KMUs auf der anderen<br />
Seite setzt. Hierzu gibt es in allen Emiraten<br />
entsprechende Programme, in denen Starthilfen<br />
wie Sonderkredite, Beratungsangebote<br />
und Netzwerkbildungen gefördert werden.<br />
In Dubai ist dies der Muhammad bin Rashid<br />
Fund, benannt nach dem Herrscher von Dubai.<br />
In Abu Dhabi wird die Förderung durch<br />
das Abu Dhabi Council for Economic Development<br />
koordiniert.<br />
Neben der stärkeren Industrialisierung ist<br />
auch anzustreben, dass sich die emiratischen<br />
Familienunternehmen vermehrt hochtechnologischen<br />
Branchen zuwenden, um sich auch<br />
innerhalb der Volkswirtschaft zu Innovationsmotoren<br />
entwickeln zu können, wie es der tüftelnde<br />
deutsche Mittelstand geschafft hat.<br />
Die genannten Familienunternehmen sind in<br />
den vergangenen Jahrzehnten so sehr gewachsen,<br />
dass viele von ihnen nicht mehr zum Mittelstand<br />
gerechnet werden können, sondern<br />
Großunternehmen sind. Weniger Beachtung<br />
finden kleine- und mittelständische Betriebe,<br />
die in Familienhand sind und die in der gesamten<br />
arabischen Welt etwa 80% aller Unternehmen<br />
ausmachen.<br />
Trotz aller Wachstumsaussichten kämpfen die<br />
emiratischen Familienunternehmen mit ähnlichen<br />
strukturellen Herausforderungen wie<br />
ihre deutschen Pendants. Die wichtigste und<br />
kritischste Entscheidung ist die Nachfolgeregelung.<br />
Knapp die Hälfte der Familienunterneh-<br />
Arbeitsgruppe Bau, Infrastruktur und Transport tagt in Berlin<br />
men in den Emiraten hat noch keine endgültige<br />
Nachfolgeregelung festgelegt. Dies kann im<br />
Fall eines plötzlich notwendigen Führungswechsels<br />
zu existentiellen Problemen führen.<br />
Hinzu kommt die tendenziell zunehmende<br />
Anzahl von Familienmitgliedern und damit<br />
von Mitentscheidern, die in vielen Fällen auch<br />
die Ausschüttung teurer Familiendividenden<br />
erzwingt. Die Lösung liegt oftmals in der Entkopplung<br />
von Eigentümern und Management.<br />
Dies ist in einigen großen Familienunternehmen<br />
wie der Majid Al Futtaim Group in der<br />
Vergangenheit geschehen, ist aber noch nicht<br />
die Regel. Das Board der Al Fahim Group aus<br />
Abu Dhabi beispielsweise besteht auch den acht<br />
Al Fahim-Brüdern, die verschiedene Geschäftsbereiche<br />
koordinieren.<br />
Der Spagat zwischen notwendiger Professio-<br />
nalisierung und damit der Einbeziehung von<br />
familienfremden Management mit den Vorteilen<br />
von familiengeführten Unternehmen<br />
ist ein Zukunftsthema, das auch die deutscharabischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen betrifft.<br />
Am 2. Februar 2012 fand die 4. Sitzung der <strong>Ghorfa</strong>-Arbeitsgruppe Bau, Infrastruktur und Transport in den Räumlichkeiten der <strong>Ghorfa</strong><br />
statt. Hauptsächlich wurde sich mit der Fragestellung beschäftigt, wie Konsortienbildung/Entwicklung eines Gemeinschaftsauftritts<br />
zur Planung und Umsetzung nationaler Infrastrukturprojekte beitragen kann. Herr Hoffmann, CEO der Dorsch Holding GmbH, verdeutlichte,<br />
dass aufgrund der zahlreichen Projekte in der arabischen Welt oft keine Konkurrenzsituation zwischen deutschen Unternehmen<br />
gegeben ist. Als erfolgreiches Beispiel der Konsortienbildung wurde die German City Baghdad näher beleuchtet an der mehrere<br />
Mitglieder der <strong>Ghorfa</strong> beteiligt sind.<br />
26 SOUQ 1/2012
„Der Irak lebt von seinem Ölreichtum, er ist die Basis<br />
für alle Verbesserungen“<br />
Am 20. Januar 2012 war der Präsident der Föderation der irakischen Handelskammern, Jaafar Al-Hamadani, in der<br />
<strong>Ghorfa</strong> zu Gesprächen mit dem Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi. Neben verschiedenen Aspekten der deutschirakischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen und der Kooperation, wie die Teilnahme einer irakischen Delegation am Deutsch-<br />
Arabischen Wirtschaftsforum (13. bis 15. Juni 2012), wurde auch die Ausrichtung eines Iraq Business and Investment<br />
Forums vereinbart, das im September in Berlin stattfinden soll.<br />
Im Interview bilckt Präsident Al-Hamadani<br />
optimistisch in die Zukunft<br />
und kann gute Wachstums- und Investitionszahlen<br />
für den Irak vermelden.<br />
Nur die deutsche Wirtschaft sei<br />
noch zu zögerlich.<br />
SOUQ: Wie sehen Sie die Lage des Irak nach<br />
dem Rückzug der Amerikaner?<br />
Al-Hamadani : Der Irak hat nach dem Sturz<br />
des alten Regimes eine Reihe von Phasen<br />
durchlebt und sich seitdem zu einer Demokratie<br />
und einer Marktwirtschaft entwickelt. Die<br />
Regierung ist um dies sehr bemüht und unterstützt<br />
den irakischen Privatsektor. Viele vorher<br />
unmögliche Investitionsvorhaben können nun<br />
angegangen werden. Was das Öl betrifft, so ist<br />
der Irak eines der wichtigsten Länder der Welt,<br />
mit mehr als 140 Mrd. Barrell nachgewiesener<br />
Reserven.<br />
Ja, der Einmarsch der Amerikaner in den Irak<br />
hat die alte Diktatur beseitigt. Nun aber gibt<br />
der Abzug der Amerikaner dem irakischen<br />
Markt einen großen Anstoß. Hierzu trägt<br />
auch die relative Stabilität von Politik und<br />
Gesellschaft bei. Heute bemüht sich die irakische<br />
Regierung um die Verbesserung der<br />
Beziehungen zu den Ländern der Region und<br />
der Welt, auch um den Reichtum des Irak<br />
nutzbar zu machen. Bildung und Infrastruktur,<br />
die in den Jahren der Kriege auf der Strecke<br />
geblieben sind, müssen nun wieder auf<br />
der Tagesordnung stehen.<br />
SOUQ: Was sind die Prioritäten der irakischen<br />
Regierung und Wirtschaft heute?<br />
Al-Hamadani : Das wichtigste ist der Wiederaufbau<br />
des Irak. Wir brauchen drei bis vier<br />
Millionen neue Wohneinheiten, Training und<br />
Ausbildung im Gesundheitsbereich, eine große<br />
Anzahl neuer Krankenhäuser, der Transportsektor<br />
muss entwickelt werden, zwischen<br />
SOUQ 1/2012<br />
Jaafar Al-Hamadani<br />
den irakischen Provinzen und dem Irak und<br />
seinen Nachbarn. All dies sind heute Prioritäten<br />
des Irak. Aber die Grundlage dafür ist natürlich<br />
die Entwicklung des Ölsektors. Der Irak<br />
lebt natürlich von seinem Ölreichtum, er ist<br />
die Basis der angestrebten Verbesserungen in<br />
den genannten Branchen. Daher brauchen wir<br />
auch neue Transportwege des Öls ins Ausland.<br />
Seit dem Rückzug der Amerikaner können wir<br />
auch mehr über die stärkere Integration der<br />
irakischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft<br />
nachdenken.<br />
SOUQ: Wie können sich deutsche Unternehmen<br />
daran beteiligen?<br />
Al-Hamadani: Zunächst einmal haben wir<br />
durch einige Gesetzesänderungen ein deutlich<br />
positiveres Investitionsklima geschaffen. Ich<br />
meine hier besonders das Investitionsgesetz<br />
13(2006), das dem Investor große Freiräume<br />
schafft. Dies ist eine gute Gelegenheit für Investoren,<br />
aber auf der anderen Seite gibt es bei<br />
uns natürlich auch Bedarf nach ausländischem<br />
Kapital, das neue Märkte sucht.<br />
SOUQ: Manche deutsche Firmen haben Probleme<br />
beim Einstieg in den irakischen Markt.<br />
iRAK<br />
Woran liegt das und was raten Sie deutschen<br />
Unternehmen?<br />
Al-Hamadani: Ein großes Problem ist vielleicht<br />
die zu große Zurückhaltung oder sogar<br />
Angst, die auf deutscher Seite manchmal noch<br />
besteht. Dabei ist der irakische Markt heute ein<br />
attraktiver Markt, aber viele sehen den Irak<br />
noch als „heißes“ Land an. Aber dies spiegelt<br />
nicht die Realitäten im Irak wieder. Es gibt eine<br />
große Anzahl von internationalen Firmen, die<br />
im Irak Fuss gefasst haben. Amerikaner, Koreaner,<br />
Chinesen, Franzosen, Türken und Iraner<br />
alle sind schon auf dem irakischen Markt<br />
aktiv. Ein Grund ist sicherlich, dass auch falsche<br />
Informationen in Deutschland verbreitet<br />
werden. Der irakische Staatshaushalt in diesem<br />
Jahr beträgt mehr als 120 Milliarden US-<br />
Dollar, davon wird viel investiert werden. Die<br />
deutschen Unternehmen sollten daran danken,<br />
dass auch sie davon profitieren können. Es gibt<br />
also keinen objektiven Grund, der an Geschäften<br />
im Irak hindern würde.<br />
SOUQ: Auf der anderen Seite, was sind die<br />
Herausforderungen für irakische Geschäftsleute,<br />
wenn Sie mit oder in Deutschland Geschäfte<br />
machen wollen?<br />
27<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong>
iRAK / DeLeGATiONSReiSeN<br />
Al-Hamadani: Es gibt große Probleme bei der<br />
Visavergabe für Deutschland. Dabei ist der<br />
Irak heute sicherer als noch vor ein paar Jahren<br />
und es gibt den ausdrücklichen Wunsch<br />
der irakischen Wirtschaft, auch in und mit<br />
Deutschland aktiv zu werden. Und die Wirtschaftsbeziehungen<br />
zwischen beiden Ländern<br />
sind sehr alt. Die deutsche Regierung<br />
sollte meiner Meinung nach die Praxis der<br />
Visavergabe überdenken. Denn die gegenseitigen<br />
Besuche sind das Kernstück unserer<br />
Wirtschaftsbeziehungen. Die Föderation der<br />
irakischen Handelskammern möchte dieses<br />
Anliegen deutlich kommunizieren und damit<br />
vorantreiben, in der Partnerschaft mit der<br />
<strong>Ghorfa</strong>. Wir haben zudem große Probleme<br />
mit Messeteilnahmen in Deutschland, eben<br />
wegen der restriktiven Visavergabe. Dadurch<br />
verpassen wir und die Deutschen wichtige<br />
Gelegenheiten.<br />
SOUQ: Ist dies ein spezielles Problem mit den<br />
Deutschen oder gilt es für alle Schengenstaaten?<br />
Al-Hamadani: Das größte Problem besteht<br />
leider mit Deutschland. Wir haben recht gute<br />
Beziehungen zu anderen europäischen Botschaften<br />
, auch zur amerikanischen. Bei anderen<br />
Schengen-Staaten haben wir weniger Probleme,<br />
Visa für Besuche und Messeteilnahmen<br />
zu bekommen. Ich bin jetzt zum vierten Mal in<br />
Deutschland und konnte bisher nur Schengen-<br />
Visa über Frankreich, Italien oder die Tschechische<br />
Republik bekommen. Und wir reden<br />
hier von einem Kammerpräsidenten. Wie soll<br />
es einem normalen Geschäftsmann gehen?<br />
Dies hat negative Auswirkungen auf unseren<br />
Handelsaustausch. Auf der anderen Seiten gibt<br />
es noch Probleme aufgrund der Reisewarnung,<br />
die das Auswärtige Amt für den Irak ausspricht.<br />
Das schreckt viele Geschäftsleute ab.<br />
Unternehmensdelegation aus Palästina<br />
besucht Deutschland<br />
Das palästinensische Kunsthandwerksgewerbe<br />
präsentierte sich mit einem Gemeinschaftsstand<br />
auf der Ambiente Messe in Frankfurt. Die<br />
angebotenen Produkte stiessen insbesondere<br />
bei deutschen Fair Trade Vertriebskanälen auf<br />
großes Interesse. Landwirtschaftliche Betriebe<br />
führten im Rahmen der Fruit Logistica Messe in<br />
Berlin Gespräche mit europäischen Importeuren<br />
für Gemüse, Erdbeeren, Kräuter, Datteln und<br />
Schnittblumen. Für Unternehmer aus der Schuhindustrie<br />
werden im Rahmen der GDS Messe,<br />
die am 14.-16. März in Düsseldorf stattfindet,<br />
Kontakte mit europäischen Marken – vorwiegend<br />
im Mittelpreissegment – arrangiert, um<br />
eine mögliche Zusammenarbeit zu besprechen.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung in den Palästinensischen<br />
Gebieten ist in vielerlei Hinsicht<br />
durch die Besatzung und die israelische<br />
Kontrolle der Außengrenzen beeinträchtigt.<br />
Die Mehrzahl der palästinensischen Betriebe<br />
wickeln ihren Außenhandel über israelische<br />
Zwischenhändler ab, da der direkte Außenhandel<br />
mit Verzögerungen, Mehrkosten und und<br />
Unwägbarkeiten in der Lieferkette verbunden<br />
ist. So wurden gemäß Eurostat in 2010 lediglich<br />
Waren im Wert von 79 Mio € aus der EU<br />
in die Palästinensischen Gebiete importiert, und<br />
andersherum 32 Mio € exportiert. Im Vergleich<br />
beträgt der israelische Außenhandel mit der EU<br />
etwa das Zweihundertfache.<br />
Der indirekte<br />
Handel schmälert nicht<br />
nur die Profitmargen<br />
der palästinensischen<br />
Betriebe, er sorgt auch<br />
dafür daß ein beträchtlicher<br />
Teil der Zoll-<br />
und Steuereinnahmen<br />
des palästinensischen<br />
Marktes an den israelischen<br />
Staat abgeführt<br />
werden. Die Steuerausfälle<br />
aufgrund<br />
mangelnder Kontrolle<br />
über die Außengrenzen<br />
werden in dem<br />
aktuellen Bericht des<br />
palästinensischen Wirtschaftsministeriums<br />
auf 406 Mio US $ pro Jahr<br />
geschätzt.<br />
Um die Privatwirtschaft in den Palästinensischen<br />
Gebieten zu stärken führt die Deutsche<br />
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />
(GIZ GmbH) im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ) ein „Programm zur<br />
Förderung der Privatwirtschaft“ durch. „Die<br />
nicht-tarifären Handelshemmnisse Israels für<br />
Unternehmer aus Palästina werben für Ihre Produkte<br />
Wir hoffen, dass die deutsche Regierung den<br />
Weg für einen größeren Austausch zwischen<br />
dem Irak und Deutschland öffnet.<br />
SOUQ: Der Föderation der irakischen Handelskammern<br />
wird am Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />
vom 13. bis 15. Juni in Berlin teilnehmen,<br />
ein eigenes Forum für den Irak ist im<br />
September geplant. Was sind ihre Erwartungen?<br />
Al-Hamadani: Dies ist eine sehr gute Gelegenheit<br />
für den Irak und speziell die irakische<br />
Privatwirtschaft. Es werden auch viele Regierungsstellen<br />
an den Foren teilnehmen. Hier<br />
können viele wichtige neue Beziehungen geknüpft<br />
werden. Die gemeinsamen Wirtschaftsforen<br />
sind eine der wichtigsten Plattformen,<br />
die die <strong>Ghorfa</strong> anbietet, der wir dafür auch sehr<br />
danken. Dies gibt unseren Handelsbeziehungen<br />
einen großen Schub.<br />
palästinensische Betriebe können wir nicht<br />
beeinflussen, aber wir versuchen, palästinensischen<br />
Unternehmen den Einstieg in den europäischen<br />
Markt zu erleichtern und direkte<br />
Geschäftsbeziehungen aufzubauen“ erläutert<br />
Franz von Weizsäcker, der in der GIZ die palästinensischeAußenwirtschaftsförderungsinitiative<br />
betreut. In dieser Initiative arbeitet die GIZ<br />
mit der palästinensischen Exportförderungsagentur<br />
PalTrade und dem Deutsch-Palästinensischen<br />
Wirtschaftsrat DPW e.V. zusammen.<br />
28 SOUQ 1/2012<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong>
Auf dem Weg in die Zukunft steht die arabische Welt vor<br />
großen Herausforderungen. Als deutsches Bundesunternehmen<br />
begleitet die GIZ in arabischen Ländern seit mehr als dreißig<br />
Jahren erfolgreich Veränderungsprozesse in den Bereichen<br />
Bildung, Wasser, Energie, Gesundheit und Infrastruktur.<br />
Als einer der weltweit führenden Dienstleister in der internationalen<br />
Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung kann<br />
die GIZ auf die Erfahrung aus über 15.000 Projekten in mehr<br />
als 100 Fachgebieten und über 130 Ländern zurückgreifen.<br />
Wir gestalten Veränderung.<br />
SOUQ 1/2012<br />
VERÄNDERUNGEN BRAUCHEN<br />
ERFAHRUNG UND EIN KLARES ZIEL.<br />
G E S U N D H E I T • I N F R A S T R U K T U R • E N E R G I E & K L I M A • B E R U F L I C H E B I L D U N G • WA S S E R<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />
GIZ International Services<br />
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />
65760 Eschborn<br />
Tel: +49 6196 79-0<br />
Fax: +49 6196 79-1115<br />
E-Mail: international-services@giz.de<br />
Internet: www.giz.de/international-services<br />
29
ANALySe<br />
Bilanz des arabischen Frühlings<br />
Seit dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Osmanischen Reiches dürfte es kein Jahr gegeben haben, das die arabischen<br />
Welt so nachhaltig verändert hat wie das Jahr 2011. Bei aller Unterstützung für politische Wenden bleiben<br />
doch einige Fragezeichen auf Seiten der Wirtschaft. Denn kurzfristig haben die Umwälzungen in Tunesien, Ägypten,<br />
Libyen und Jemen die wirtschaftlichen Herausforderungen der Länder verschärft. Das muss aber nicht so bleiben.<br />
Demonstranten in Ägypten<br />
Es ist lange her, dass Deutschland ein höheres<br />
BIP-Wachstum aufweisen konnte als Ägypten.<br />
Das Land am Nil wuchs in den vergangenen<br />
Jahren real um 5 bis 7%, selbst während<br />
der Finanzkrise. Doch im Gegensatz zu<br />
Deutschland ist Ägypten ein Land mit junger<br />
und wachsender Bevölkerung (1,8% pro Jahr),<br />
das schon deswegen ein hohes Wachstum<br />
braucht, um die heranwachsenden Generationen<br />
mit Jobs versorgen zu können. Im Jahr<br />
2011 aber ist das Wachstum auf magere 1,2%<br />
zurückgegangen, die Prognosen für die kommenden<br />
Jahre sind bisher ernüchternd. Die<br />
Auswirkungen der Revolution am Nil waren<br />
auch wirtschaftlich sofort zu spüren. Am<br />
schnellsten reagierten die in dieser Hinsicht<br />
ebenso flexiblen wie volatilen Finanzmärkte<br />
und der Tourismussektor. Der ägyptische<br />
Tourismusminister Mounir Fakhri Abdel<br />
Nour gab Anfang 2012 bekannt, dass der Tourismussektor<br />
seines Landes im Jahr 2011 um<br />
33% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen<br />
sei. Die Zahl der Übernachtungen sank dementsprechend<br />
von 141 Millionen (2010) auf<br />
114 Millionen (2011). Ähnlich sah es in Tunesien<br />
aus, dem Stammland des arabischen<br />
Frühlings, dessen Tourismussektor in ähnlichen<br />
Dimensionen schrumpfte. Auch in Sachen<br />
Wirtschaftswachstum durchlebt Tunesi-<br />
en eine Stagnation, der IWF prognostiziert für<br />
2011 genau 0,0%. Im Gegensatz zu Ägypten<br />
aber erwarten die Analysten für Tunesien eine<br />
recht schnelle Erholung, mit einem Wachstum<br />
von mehr als 3% im Jahr 2012.<br />
Noch tiefer gehen die Einschnitte in Libyen,<br />
dessen Ölproduktion im Laufe der Auseinandersetzungen<br />
fast zum Erliegen kam.<br />
Da der Export des Rohöls den Großteil der<br />
Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht,<br />
schrumpfte das BIP um bis zu 50% zusammen.<br />
Die gute Nachricht ist aber, dass bei<br />
einem zügigen Wiederanfahren der Ölproduktion<br />
das BIP schnell wieder auf vorrevolutionäre<br />
Höhen klettern wird. Zudem verfügt<br />
der nun herrschende libysche Übergangsrat<br />
über die zuvor eingefrorenen Devisenreserven<br />
des Gaddafi-Regimes. Eine weitere Konsequenz<br />
des Machtwechsels in Libyen war die<br />
vorübergehende Evakuierung von 1,5 Mio.<br />
Gastarbeitern, die meisten von ihnen Tunesier<br />
und Ägypter, deren Rücküberweisungen in<br />
ihre Heimatländer nun vorerst gestoppt sind.<br />
Vieles spricht also dafür, dass die wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen des arabischen Frühlings<br />
zunächst negativ waren. Und ungleich<br />
Defiziten in politischen Systemen lassen sich<br />
Mängel in der Wirtschaft nicht durch Revolutionen<br />
beseitigen, sondern bedürfen jahrelanger<br />
Reformen und struktureller Veränderungen.<br />
Hier wirkt die Revolution vorerst<br />
kontraproduktiv. Ausländische Investoren wie<br />
auch Touristen sind verunsichert, es gibt keine<br />
Regierungen, die sich bereits langfristige Ziele<br />
setzen können, der Druck und die Erwartungshaltung<br />
der Menschen nach Besserung<br />
jedoch steigen.<br />
Dennoch sollten nicht nur die Gefahren und<br />
Herausforderungen des arabischen Frühlings<br />
bedacht werden, sondern auch die Chancen, die<br />
sich langfristig aus offeneren, demokratischeren<br />
und transparenteren politischen Systemen<br />
ergeben können. In Ländern wie Ägypten und<br />
Tunesien hat es in der Vergangenheit nicht<br />
am Wirtschaftswachstum gemangelt, sondern<br />
eher am „Wachstumsmanagement“ und unvollständigen<br />
Liberalisierungspolitiken. Dies<br />
hatte zur Folge, dass der steigende Reichtum<br />
bei nur wenigen Eliten der Länder ankam, der<br />
Rest der Bevölkerung aber den Wachstumsnebeneffekten<br />
wie etwa der Inflation ausgesetzt<br />
war. Diese traf Ägypten am stärksten, dessen<br />
Inflationsrate in den vergangenen drei Jahren<br />
stets über 11% lag. IWF-Chefin Christine<br />
Lagarde hat in diesem Zusammenhang zutref-<br />
30 SOUQ 1/2012<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong>
Foto: Sumood Abdulhadi<br />
Die Jugend ist die Hoffnung: Junger Revolutionär im Jemen<br />
fend von einem nun wünschenswerten „inclusive<br />
growth“ gesprochen, der neben makroökonomischer<br />
und finanzpolitischer Stabilität<br />
eine der wichtigsten Konsequenzen des arabischen<br />
Frühlings werden muss. Mit der Einbeziehung<br />
breiter Bevölkerungsschichten in ein<br />
zukünftiges Wirtschaftswachstum steigt auch<br />
die Legitimität des neuen politischen Systems<br />
in den betroffenen Ländern.<br />
Neue, vom Volk gewählte Regierungen werden<br />
auf eine größere Diversifizierung der<br />
Wirtschaft und auf ein kontrolliertes Wachstum<br />
setzen müssen. Nachhaltige Themen, die<br />
für das langfristige Wachstum der arabischen<br />
Volkswirtschaften unentbehrlich sind, wie<br />
etwa Bildung, Gesundheit, Energie, Industrialisierung,<br />
lassen sich allerdings nicht über<br />
Nacht umsetzen. Dennoch wird keine neue<br />
Regierung in den betroffenen Ländern darum<br />
herumkommen, in diese Sektoren zu investieren<br />
und ehrgeizige Pläne zu verfolgen. Denn<br />
die Tatsache, dass die meisten arabischen Staaten<br />
über eine wachsende und vorwiegend junge<br />
Bevölkerung verfügen, ist auch eine große<br />
Chance. Wenn es gelingt, die nachwachsenden<br />
Generationen mit adäquaten Jobs zu versorgen,<br />
deren Kernvoraussetzung wiederum ein<br />
SOUQ 1/2012<br />
gut abgestimmter Bildungssektor ist, so wird<br />
sich dadurch das Verhältnis von ökonomisch<br />
aktiver zu ökonomisch passiver Bevölkerung<br />
zu Gunsten der arabischen Staaten entwickeln.<br />
Man spricht in diesem Zusammenhang auch<br />
von einer demographischen Dividende, die<br />
jedoch, wenn sie ungenutzt bleibt, zum sogenannten<br />
demographischen Fluch werden kann.<br />
Natürlich bedarf es bei den Investitionen in<br />
nachhaltige Sektoren größerer Kapitalbeträge<br />
als viele der arabischen Ölimporteure derzeit<br />
zu investieren in der Lage sind. Ein Teil der<br />
Lösung liegt in einer stärkeren Beteiligung<br />
des Privatsektors und des Mittelstands. Aber<br />
auch die Europäische Union und Deutschland<br />
können eine wichtige Rolle spielen, indem sie<br />
etwa das Portfolio asymmetrischer Handelspräferenzen<br />
zu den arabischen Staaten erweitern<br />
und damit der arabischen Exportindustrie<br />
größere Absatzmärkte in Europa eröffnen.<br />
Die Schwerpunktverschiebung zu nachhaltigen<br />
Branchen wie zum Privatsektor und zum<br />
Mittelstand ist für deutsche Unternehmen<br />
lukrativ, weswegen die langfristigen Auswirkungen<br />
des arabischen Frühlings auch<br />
wirtschaftlich durchaus positiv sein können.<br />
15. Deutsch-Arabisches Wirtschaftsforum vom 13. bis 15. Juni 2012 in Berlin<br />
Das Interesse seitens der arabischen Staaten<br />
an deutschen Lösungen im Bildungsbereich,<br />
Technologie im Medizinbereich, Know-How<br />
in erneuerbaren Energien und Investitionsgütern<br />
in der Industrie ist ungebrochen.<br />
Eine Folge der Umwälzungen ist eine weitere<br />
Verschiebung der wirtschaftlichen Schwerpunkte<br />
der arabischen Welt von Ölimporteuren<br />
zu Ölexporteuren, sprich: an den Golf.<br />
Die arabischen Golfstaaten, ohnehin für den<br />
größten Teil des gesamtarabischen BIPs verantwortlich,<br />
konnten aufgrund hoher Ölpreise<br />
im Jahr 2011 um mehr als 7% wachsen. Der<br />
Ölpreis lag im Jahresschnitt bei etwa 103 US-<br />
Dollar. Um den Produktionsausfall in Libyen<br />
zu kompensieren, hat zudem Saudi-Arabien<br />
seine Fördermenge im Jahr 2011 noch einmal<br />
erhöht. Somit ist es auf die arabischen Golfstaaten<br />
zurückzuführen, dass die arabischen<br />
Volkswirtschaften insgesamt im Jahr 2011 um<br />
etwa 3,6% gewachsen sind.<br />
Damit der politische arabische Frühling keinen<br />
wirtschaftlichen arabischen Winter nach sich<br />
zieht, müssen nun die richtigen Prioritäten<br />
gesetzt werden, um von der neuen Offenheit<br />
in den betroffenen Ländern zu profitieren.<br />
Mit bis zu 800 hochrangigen Teilnehmern ist das branchenübergreifende Wirtschaftsforum die größte Deutsch-<br />
Arabische Wirtschaftsplattform in Deutschland. Das Forum bietet auch in diesem Jahr einen exzellenten Rahmen<br />
für die Anbahnung und den Ausbau aussichtsreicher Geschäftsperspektiven mit der arabischen Welt. Ein<br />
besonderer Schwerpunkt wird nächstes Jahr auf das Partnerland Katar gelegt. Wie gewohnt wird die Bau- und<br />
Infrastrukturbranche stark vertreten sein, des Weiteren sollen Schwerpunkte auf die Themen Exportfinanzierung,<br />
Logisitik, Einzelhandel und Nahrungsmittel gelegt werden. Auch arabische und deutsche Geschäftsfrauen<br />
kommen bei diesem Forum zu Wort.<br />
31
KOOPeRATiON<br />
Bundesaußenminister Westerwelle sagt Maghreb-Ländern<br />
deutsche Unterstützung zu<br />
Ein Jahr nach dem Beginn des arabischen Frühlings besuchte Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle im Januar<br />
Algerien, Libyen und Tunesien. In seinen politischen Gesprächen sagte er den Maghreb-Ländern die Unterstützung<br />
Deutschlands bei den anstehenden Reformen zu und warb zugleich für den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen.<br />
Außenminister Westerwelle im Gespräch mit seinem algerischen Amtskollegen Mourat Medelci<br />
Zum Auftakt seiner Reise besuchte<br />
der deutsche Außenminister am 7.<br />
Januar 2012 Algerien und führte ein<br />
Gespräch mit seinem Amtskollegen<br />
Mourad Medelci. Dieser habe ihm, so<br />
Westerwelle, von den politischen und<br />
demokratischen Reformen berichtet,<br />
die in Algerien auf den Weg gebracht<br />
worden seien. „Wir ermutigen Algerien,<br />
diesen Weg fortzusetzen, denn<br />
politische Teilhabe und wirtschaftliche<br />
Perspektive sind zwei Seiten derselben<br />
Medaille – beides befördert sich<br />
gegenseitig“, sagte Westerwelle nach<br />
dem Gespräch. Medelci lobte Presseberichten<br />
zufolge die „exzellenten“<br />
beiderseitigen Beziehungen. Zugleich<br />
betonte er das Interesse seines Landes,<br />
die bestehende Partnerschaft in eine<br />
„Freundschaft“ weiterzuentwickeln.<br />
Die beiden Außenminister tauschten<br />
sich auch über die Potenziale der<br />
deutsch-algerischen wirtschaftlichen<br />
Beziehungen aus. Im Mittelpunkt<br />
standen Themen wie die Medizintechnik<br />
und die erneuerbaren Energien.<br />
Das Energie-Projekt Desertec „könnte<br />
ein Meilenstein für die Zusammenarbeit<br />
Europas und Nordafrikas werden“,<br />
sagte Westerwelle. Medelci betonte die<br />
Absicht Algeriens, deutsche Technik<br />
beim geplanten massiven Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien einzusetzen.<br />
In Algier traf Westerwelle zudem mit<br />
Industrieminister Mohamed Benmeradi,<br />
Premierminister Ahmed Ouyahya<br />
sowie mit dem Träger des Friedenspreises<br />
des deutschen Buchhandels<br />
2011, dem algerischen Schriftsteller<br />
Boualem Sansal, zusammen.<br />
Am 8. Januar reiste Westerwelle weiter<br />
nach Tripolis und führte in der libyschen<br />
Hauptstadt Gespräche mit der<br />
Übergangsregierung. Auf der Agenda<br />
standen unter anderem Treffen mit<br />
dem Chef des Übergangsrats Mustafa<br />
Abd Al-Jalil, dem libyschen Außenminister<br />
Aschur Bin Chajjal sowie Ministerpräsident<br />
Abdurrahim El-Kib.<br />
„Deutschland steht dem neuen Libyen<br />
als Freund und Partner zur Seite, damit<br />
der Wiederaufbau des Landes und der<br />
gesellschaftliche und politische Auf-<br />
bruch in Richtung Demokratie<br />
gelingt“, versicherte<br />
der deutsche Außenminister<br />
in Tripolis.<br />
Nach Angaben von Westerwelle<br />
leistet die Bundesregierung<br />
für den Wiederaufbau<br />
und den demokratischen<br />
Wandel in Libyen umfangreiche<br />
Unterstützung. Noch<br />
während der Kämpfe in dem<br />
Maghreb-Land habe das<br />
Auswärtige Amt unter anderem<br />
Mittel in Höhe von<br />
acht Mio. Euro humanitäre<br />
Soforthilfe zur Verfügung<br />
gestellt. Die Bundesregierung hat dem<br />
Nationalen Übergangsrat zudem einen<br />
Kredit von 100 Mio. Euro gewährt. Das<br />
Geld wurde vor allem für die medizinische<br />
Behandlung von Verwundeten<br />
eingesetzt. Mit einigen der in deutschen<br />
Krankenhäusern behandelten<br />
und mittlerweile in ihre Heimat zurückgekehrten<br />
libyschen Kriegsverletzten<br />
traf Westerwelle in Tripolis<br />
zusammen. Seit dem Ende der Kämpfe<br />
wurden auf Initiative des Auswärtigen<br />
Amts über 1000 libysche Kriegsverletzte<br />
in Deutschland medizinisch<br />
versorgt. Der libysche Außenminister<br />
Aschur Bin Chajjal bedankte sich für<br />
die politische Unterstützung Deutschlands<br />
und die geleistete humanitäre<br />
Hilfe.<br />
Deutschland steht, wie Westerwelle<br />
deutlich machte, ebenfalls bereit,<br />
den wirtschaftlichen Wiederaufbau<br />
in Libyen zu flankieren. Aus diesem<br />
Grund wurde der Außenminister von<br />
einer Unternehmerdelegation aus den<br />
Bereichen erneuerbare Energien und Amt<br />
Medizintechnik begleitet. Westerwelle<br />
hob hervor, Deutschland wolle seinen Auswärtiges<br />
„Beitrag dazu leisten, dass Libyen eine Foto:<br />
32 SOUQ 1/2012
Foto: Auswärtiges Amt<br />
Guido Westerwelle und sein Amtskollege Rafik Abdessalam unterzeichneten Absichtserklärungen<br />
für einen deutsch-tunesischen Transformationsdialog<br />
positive wirtschaftliche Entwicklung<br />
nehmen kann“. Denn gerade die junge<br />
Generation in Libyen brauche Chancen.<br />
Die deutsche Wirtschaft finde „offene<br />
Türen“ in Libyen vor.<br />
Guido Westerwelle sprach mit seinem<br />
libyschen Außenministerkollegen<br />
auch über die Eröffnung eines Goethe-<br />
Instituts in Libyen und über die Intensivierung<br />
der akademischen Zusammenarbeit<br />
beider Länder. Dabei geht<br />
es zum Beispiel um die Förderung der<br />
deutschen Sprache an den libyschen<br />
Universitäten.<br />
Abschließend besuchte Guido Westerwelle<br />
am 9. Januar Tunesien. In Tunis<br />
wurde er von Staatspräsident Moncef<br />
Marzouki empfangen. Auf dem Programm<br />
standen daneben Gespräche<br />
mit dem Vorsitzenden der verfassunggebenden<br />
Versammlung, Mustafa Ben<br />
Jaafar, sowie mit Premierminister Hamadi<br />
Jebali und Außenminister Rafik<br />
Abdessalam, die als Mitglieder der<br />
Übergangsregierung erst kürzlich in<br />
ihr Amt gekommen sind. Auch sprach<br />
Westerwelle vor dem tunesischen Unternehmerverband<br />
(UTICA) und traf<br />
mit Vertretern der Zivilgesellschaft<br />
und von Nichtregierungsorganisationen<br />
zusammen.<br />
Sein zweiter Besuch in Tunesien seit<br />
der Revolution sollte bewusst ein Zeichen<br />
dafür setzen, „dass Deutschland<br />
SOUQ 1/2012<br />
eine große Chance sieht, dass Tunesien<br />
zum Vorbild für viele andere Länder<br />
der Region werden könne“, sagte Westerwelle<br />
in der tunesischen Hauptstadt.<br />
Die Wahlen in Tunesien hätten unterschiedliche<br />
Kräfte hervorgebracht. Mit<br />
all diesen politischen Kräften werde<br />
die Bundesregierung sehr eng und gut<br />
zusammenarbeiten.<br />
„Deutschland wird Tunesien unterstützen,<br />
nicht nur mit Rat und mit<br />
Worten, sondern mit handfesten Taten“,<br />
sagte Westerwelle weiter. Investitionen<br />
würden vorbereitet – auch<br />
durch die Unternehmerdelegation,<br />
die den Minister begleitete. Etwa 280<br />
deutsche Unternehmen investierten<br />
bereits in Tunesien, rund 40.000 Arbeitsstellen<br />
seien dadurch geschaffen<br />
worden. In Zukunft müssten es noch<br />
viel mehr werden. Tunesien habe die<br />
Rahmenbedingungen dafür bereits in<br />
KOOPeRATiON<br />
weiten Teilen geschaffen.<br />
„Wenn die Demokratie gelingen<br />
soll, dann braucht<br />
sie auch wirtschaftlichen<br />
Erfolg“, betonte der Bundesaußenminister.<br />
Westerwelle und sein tunesischer<br />
Amtskollege Rafik<br />
Abdessalam unterzeichneten<br />
Absichtserklärungen<br />
für einen deutsch-tunesischenTransformationsdialog<br />
und eine Partnerschaft<br />
im Energiebereich.<br />
Die Bundesregierung stellt<br />
Tunesien im Rahmen des<br />
Tr a n s f o r m a t i o n s d i a l o g s<br />
für die Jahre 2012 und 2013<br />
zusätzliche Mittel in Höhe<br />
von 32 Mio. Euro zur Verfügung. Außerdem<br />
will die Bundesregierung mit<br />
Tunesien eine Schuldenumwandlung<br />
in der Gesamthöhe von 60 Mio. Euro<br />
vereinbaren. Die Mittel sollen zur Unterstützung<br />
von Reformen in dem Maghreb-Land<br />
eingesetzt werden. Weitere<br />
deutsche Mittel zur Unterstützung<br />
Tunesiens fließen im Rahmen der Europäischen<br />
Union.<br />
Einer der Schwerpunkte des Transformationsdialogs<br />
liegt auf dem geplanten<br />
„Netzwerk für Arbeit, Bildung und<br />
Mobilität“, an dem sich Unternehmen<br />
und Wissenschaftseinrichtungen beteiligen<br />
sollen. Dazu zählt auch ein<br />
vom Auswärtigen Amt finanzierter<br />
Beschäftigungspakt, mit dem insbesondere<br />
tunesische Ausbildungszentren<br />
in Schlüsselsektoren wie erneuerbare<br />
Energien und Tourismus gefördert<br />
werden sollen.<br />
Arbeitsgruppe Gesundheit tagt in München<br />
Bereits zum dritten Mal tagte der Round Table Gesundheit am 3. Februar 2012 im<br />
Hotel Mandarin Oriental in München. Dr. Hans-Peter Uhl, Innenpolitischer Sprecher<br />
der CDU/CSU Bundestagsfraktion berichtete, dass zwischenzeitlich die Grundlage für<br />
Visaerleichterungen geschaffen wurde, indem die „Visawarndatei“ vom Parlament beschlossen<br />
wurde. Nach der erfolgreichen technischen Umsetzung, erhofft man sich ein<br />
großzügigeres Verfahren mit Antragstellern, die nicht in der Warndatei gelistet sind.<br />
Auch das Bundesgesundheitsministerium beteiligte sich an den Diskussionen rund um<br />
das Thema Gesundheitstourismus, vertreten durch Ortwin Schulte Leiter Referat für<br />
Grundsatzfragen der europäischen und internationalen Gesundheitspolitik und Dr. Peter<br />
Pompe, Protokollchef.<br />
33
Foto: Alsauaf<br />
AKTUeLLeS<br />
Roads of Arabia:<br />
Saudische Archäologieausstellung in Berlin eröffnet<br />
Lange Zeit galt Saudi-Arabien für die deutsche Öffentlichkeit als „terra incognita“ was archäologische Funde<br />
und historische Relikte betrifft. Die ägyptischen Pyramiden, Jordaniens Petra oder die mesopotamischen Funde<br />
waren dem Publikum geläufiger als die spektakulären Stücke, die nun in einer einmaligen Ausstellung in Berlin<br />
präsentiert werden. Das Königreich Saudi-Arabien blickt auf eine lange und reiche Kulturgeschichte zurück. Die<br />
Ausstellung „Roads of Arabia“ beleuchtet mit mehr als 300 Exponaten den historischen Reichtum der arabischen<br />
Halbinsel – von der Frühgeschichte bis in die Zeit der Osmanen, von 6000 Jahre alten Steelen bis zu einer Kaabatür<br />
aus dem 17. Jahrhundert.<br />
Der regierende Bürgemeister Klaus Woworeit und Prinz Sultan bin Salman bin Abdulaziz Al Saud<br />
Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit<br />
zwischen der „Saudischen Kommission für<br />
Tourismus und Antiquitäten“ und dem Islamischen<br />
Museum noch bis April gezeigt.<br />
Einige der ausgestellten Stücke wurde bei<br />
Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen<br />
Instituts im Jahr 2004 im saudischen<br />
Tayma entdeckt.<br />
So nutzte der Chairman der Saudi Commission<br />
of Tourism and Antiquities, Prinz Sultan<br />
bin Salman bin Abdulaziz Al Saud die<br />
Gelegenheit seines Besuchs in Berlin, um<br />
drei neue Ausgrabungsabkommen zu unterzeichnen.<br />
Prinz Sultan hat mit hohem persönlichem<br />
Engagement die Realisierung der<br />
Ausstellung vorangetrieben, die vor Berlin<br />
bereits in Paris, Barcelona und St. Petersburg<br />
zu sehen war. Der regierende Bürgermeister<br />
Berlins Klaus Wowereit dankte dem Prinzen<br />
in seiner Eröffnungsansprache im Pergamon-Museum<br />
und freute sich, dass Berlin<br />
zum Standort der Ausstellung geworden ist.<br />
Prinz Sultan bin Salman betonte in seinem<br />
Grußwort die engeren kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Bindungen, die durch das<br />
Kennenlernen und das Verstehen der jeweils<br />
anderen Geschichte möglich werden. Die<br />
„Roads of Arabia“ sind hier beispielhaft,<br />
sind sie doch auch „Roads between Arabia<br />
and Germany“.<br />
Zusammen mit dem Botschafter des Königreichs<br />
Saudi-Arabien, Prof. Dr. Ossama<br />
Shobokshi, lud der Präsident der <strong>Ghorfa</strong>,<br />
Dr. Thomas Bach, am 25. Januar 2012 etwa<br />
300 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und<br />
Kultur zu einem Dinner anlässlich der Eröffnung<br />
der Ausstellung „Roads of Arabia“, die<br />
vom 26. Januar bis zum 9. April 2012 im Berliner<br />
Pergamon-Museum zu bewundern ist.<br />
Ehrengast des Dinners im The Ritz Carlton<br />
Hotel war Seine Königliche Hoheit Prinz<br />
Sultan bin Salman Al-Saud. In seiner Begrüßungsansprache<br />
verwies Dr. Bach auf die entscheidende<br />
persönliche Rolle Prinz Sultans<br />
bei der Realisierung der Ausstellung „Roads<br />
of Arabia“, die nach Paris, Barcelona und St.<br />
Peterburg nun in Berlin Halt macht. Dr. Bach<br />
dankte auch Botschafter Prof. Dr. Shobokshi<br />
für seinen Einsatz und sein Engagement, die<br />
die Ausstellung ermöglicht haben.<br />
Prof. Dr. Ossama Shobokshi dankte den<br />
Teilnehmern und betonte den völkerverbindenden<br />
Charakter der Ausstellung. Er<br />
freue sich, dass die archäologischen Schätze<br />
seines Landes nun auch in Deutschland ausgestellt<br />
werden. Dies sei ein Zeichen, dass<br />
Deutschland und Saudi-Arabien nicht nur<br />
wirtschaftlich engere Beziehungen denn je<br />
haben, sondern dass auch in gesellschaftlicher<br />
und kultureller Hinsicht die Bande<br />
zwischen beiden Ländern enger geknüpft<br />
werden.<br />
Der Einladung von Prof. Dr. Shobokshi und<br />
Dr. Bach waren viele hochrangige Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Wirtschaft und Kultur<br />
nachgekommen, unter ihnen viele arabische<br />
Botschafter, der Regierende Bürgermeister<br />
von Berlin, Klaus Wowereit, Prof. Dr. Dr.<br />
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz und Prof. Dr. Dieter<br />
Hundt, Präsident der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände und<br />
Staatsminister a.D. Dr. Otto Wiesheu Auch<br />
viele Präsidiums- und Vorstandsmitglieder<br />
der <strong>Ghorfa</strong>, sowie Mitgliedsunternehmen<br />
nahmen an der Veranstaltung teil.<br />
Auf dem Dinner präsentierte sich das Königreich<br />
Saudi-Arabien in kultureller wie kulinarischer<br />
Hinsicht. Eine Folkloregruppe bot den<br />
Teilnehmer Tanz- und Musikeinlagen aus allen<br />
Regionen des Königreichs, neben dem Menü<br />
wurde auch ein saudisches Buffet angeboten.<br />
Das Königreich Saudi-Arabien, die größte<br />
Volkswirtschaft der arabischen Welt und<br />
Mitglied der G-20, unterhält seit Jahrzehnten<br />
enge wirtschaftliche Beziehungen zu<br />
Deutschland. In den ersten neun Monaten<br />
des Jahres 2011 betrug das Handelsvolumen<br />
zwischen beiden Ländern knapp 5,4<br />
Mrd. Euro, was Saudi-Arabien zum größten<br />
Handelspartner Deutschland in diesem<br />
Zeitraum machte.<br />
34 SOUQ 1/2012
Arabische Wirtschafts– und Kulturräte<br />
besuchen Bremen und Hannover<br />
Anlässlich der weltweit größten und wichtigsten<br />
Fachmesse für die Bildungswirtschaft,“ didacta -<br />
die Bildungsmesse“, reisten die Wirtschaftsräte<br />
und Kulturattachés der arabischen Botschaften<br />
unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz<br />
Al-Mikhlafi nach Bremen und Hannover.<br />
Organisiert wurde die Reise in Kooperation mit<br />
dem Bundesverband für Logistik (BVL) und dem<br />
didacta Verband e.V.<br />
Den Auftakt bildete eine geführte Tour durch den<br />
Campus des BVL, der ein Vorbild im Bereich lebensbegleitendes<br />
Lernen für Fach- und Führungskräfte<br />
ist. Reinhard Kütter, Präsidiumsmitglied der<br />
Platzierung rechte Seite<br />
SOUQ 1/2012<br />
<strong>Ghorfa</strong>, empfing die Delegation im Anschluss beim<br />
international tätigen Logistik- und Gütertransportunternehmen<br />
Kühne + Nagel (AG & Co.) KG.<br />
Der Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Häfen der Stadt Bremen, Dr. Heiner Heseler,<br />
begrüßte die arabischen Gäste bei einem Business<br />
Lunch in der Stadthalle Bremen. Er stellte<br />
Bremen als innovativen Wirtschaftsstandort mit<br />
Schwerpunkt auf Transport und Logistik dar.<br />
Auf dem Programm stand des Weiteren ein Besuch<br />
bei der 1907 gegründeten Boots- & Yachtwerft<br />
Abeking & Rasmussen, bei dem sich die<br />
Vertreter der arabischen Botschaften von der In-<br />
Ein starker Partner –<br />
Für große Visionen<br />
AKTiviTäTeN<br />
novationskraft des Unternehmens im Bereich des<br />
Schiffsbaus überzeugen konnten.<br />
Den zweiten Teil der Delegationsreise bildete ein<br />
eintägiger Besuch auf der didacta-die Bildungsmesse<br />
am 15. Februar 2012. Die Delegation wurde<br />
vom Präsidenten des didacta Verbandes, Herrn<br />
Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis und von<br />
Geschäftsführer Reinhard Koslitz begrüßt. Während<br />
der geführten Tour durch das Messegelände<br />
ergaben sich zahlreiche interessante Gespräche<br />
mit Ausstellern aus dem Bildungsbereich. Im<br />
Rahmen des Besuchs tagte die Arbeitsgruppe Bildung<br />
der <strong>Ghorfa</strong>.<br />
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Roundtable-Gespräch:<br />
Das neue Libyen<br />
Rund 30 Unternehmen waren der Einladung<br />
der <strong>Ghorfa</strong> gefolgt, sich im Rahmen<br />
eines Roundtables Gespräch über die aktuellen<br />
politischen, wirtschaftlichen und<br />
rechtlichen Entwicklungen in Libyen zu<br />
informieren. Der Libyen-Experte der Stiftung<br />
Wissenschaft und Politik (SWP) Herr<br />
Wolfram Lacher, referierte über die Transformationsphase<br />
des ölreichen nordafrikanischen<br />
Staates nach der Ära Gaddafi. Im<br />
Juni dieses Jahres stehen Wahlen zur Generalversammlung<br />
zur Ausarbeitung einer<br />
neuen Verfassung an.<br />
Libyen, so Lacher, stehe im Moment vor<br />
großen Herausforderungen. So habe der<br />
Nationalen Übergangsrat (NTC) mit einem<br />
großem Vertrauensverlust im Volk zu<br />
kämpfen und sehe sich mit einer Vielzahl<br />
an lokalen, allerdings auch zersplitterten,<br />
Machtgruppen konfrontiert. Derzeit,<br />
so Lacher, könne die Übergangsregierung<br />
kaum eine langfristige Perspektive für<br />
die Wirtschaft schaffen. Lacher verwies<br />
weiter auf die noch fehlende rechtstaatliche<br />
Struktur und Transparenz, er glaube<br />
jedoch nicht „dass Libyen im Chaos versinken<br />
wird“. Wichtig zu beachten sei, so<br />
Lacher weiter, dass alle Entscheidungen im<br />
Moment deutlich mehr Zeit benötigen, da<br />
der Übergangsrat sehr zurückhaltend sei.<br />
Dr. Florian Amereller, Rechtsanwalt und<br />
Vorstandsmitglied der <strong>Ghorfa</strong>, gab den teil-<br />
nehmenden Unternehmen einen Überblick<br />
über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
in Libyen und die hier geplanten Gesetzesänderungen.<br />
Bei seinen zweifachen<br />
Libyenaufenthalten nach der Revolution,<br />
fügte er hinzu, habe er einen deutlich positiven<br />
und stabileren Eindruck des Landes<br />
erhalten, als der, den die Presse vermittle.<br />
Wichtig für die (Wieder)-Aufnahme wirtschaftlicher<br />
Aktivitäten sei insbesondere<br />
die Schaffung von unabhängigen Gerichten<br />
und internationalen Übereinkommen.<br />
Ein positives Signal sei bereits, dass das<br />
Handelsregister wieder funktioniere.<br />
Amereller Rechtsanwälte werden in Kürze<br />
in Tripolis ein gemeinsames Büro mit einer<br />
italienischen Kanzlei eröffnen, so Dr.<br />
Amereller weiter.<br />
Auch Dr. Alexander Tettenborn, Referatsleiter<br />
Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten<br />
im Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie zeichnete ein vorsichtig<br />
optimistisches Bild von Libyen. Nach einem<br />
starken Einbruch im vergangenen<br />
Jahr sei die Zeit der Krise der Wirtschaft<br />
jetzt vorbei. Für 2012 wird ein Wachstum<br />
von 14,2% erwartet, wenngleich ein Entscheidungs-<br />
und Investitionsstau noch<br />
weiter fortbestehen würde. Die libysche<br />
Wirtschaft habe „phantastische Voraussetzungen“,<br />
so Dr. Tettenborn weiter. Erforderlich<br />
sei allerdings, dass funktionierende<br />
und transparente Rahmenbedingungen<br />
geschaffen würden und die Wirtschaft sich<br />
diversifiziere.<br />
Auch Udo Volz, stellvertretender Referatsleiter<br />
Maghreb im Auswärtigen Amt, sieht<br />
langfristig mehr Chancen als Risiken für<br />
Libyen. Entscheidend sei jedoch eine stabile<br />
Sicherheitslage. Derzeit, so Volz weiter,<br />
erlaube die Situation noch keine Aufhebung<br />
der Reisewarnung nach Libyen seitens<br />
des Auswärtigen Amtes. Die Tendenz<br />
gehe in die richtige Richtung, so das einhellige<br />
Fazit der Referenten, allerdings sei<br />
im Moment viel Geduld gefragt. Die Referenten<br />
empfahlen an Libyen interessierten<br />
Unternehmen, sich keinesfalls auf einzelne<br />
Figuren zu verlassen, da beim politischen<br />
Führungspersonal in den nächsten Monaten<br />
noch mehrfache Wechsel anstünden.<br />
Arbeitsgruppe Bildung und Ausbildung<br />
tagt in Hannover<br />
Im Rahmen der weltweit größten und wichtigsten Fachmesse für die Bildungswirtschaft,<br />
didacta - die Bildungsmesse, fand das 3. Treffen der Arbeitsgruppe Bildung<br />
und Ausbildung am 15. Februar auf dem Messegelände in Hannover statt. Mehr als<br />
25 Vertreter der deutschen Bildungs- und Ausbildungsindustrie diskutierten über<br />
den Stand der Aktivitäten des Didacta International Education Supplier Consortium<br />
(DIESC) Peter Wunsch, Senior Business Developer VET, IS International Services,<br />
stellte die bildungsbezogenen Aktivitäten von GIZ IS im arabischen Raum und<br />
daraus resultierende Chancen für deutsche Unternehmen vor. Rege diskutiert wurde<br />
besonders der Standort des nächsten Bildungsforums, das in diesem Jahr in einem<br />
arabischen Land stattfinden soll.<br />
36 SOUQ 1/2012<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong>
Salalah Free Zone in Oman: Enabling Business<br />
Growth, Redefining Investment and Trade Routes<br />
SOUQ 1/2012<br />
SPeciAL RePORT<br />
The Sultanate of Oman, one of the six member states of the Gulf Cooperative Council (GCC), successfully weathered<br />
the global economic crisis that afflicted most of the world in the last three years. This large nation of only<br />
2.4 million people, which neighbours Saudi Arabia, Yemen and the United Arab Emirates, enjoys economic and<br />
political stability under its leader, Sultan Qaboos bin Said Al-Said, is driving the country’s economic expansion<br />
and diversification to reduce the country’s reliance on fossil fuels.<br />
Loading in the Port of Salalah Free Zone<br />
Under Sultan Qaboos“ leadership, Oman<br />
embarked on an extensive modernizationprogram,<br />
divided into various phases.<br />
The program goalsare outlined in the<br />
country’s“Vision 2020”, and has the stated<br />
aim of establishing the nation as a leading<br />
player in the Middle East. The Vision 2020<br />
key objectives include delivering economic<br />
and financial stability; changing the role of<br />
Government in the economy bybroadening<br />
private sector participation; diversifying<br />
sources of national income; making the Oman<br />
economy a global player; and raising the skill<br />
levels of Omani nationals.<br />
Economic diversification and social development<br />
have been complemented by political<br />
changes that will afford Omani nationals<br />
greater voice in determining the future direction<br />
of the country. The Government recently<br />
announced that it is considering establishing<br />
various judicial court systems including an<br />
upper chamber of parliament, a ‘higher administrative<br />
court’ to review judgments and an<br />
independent constitutional court.<br />
The Sultan’s vision for his nation includes<br />
opening the country to international inves-<br />
tors by pursuing various bilateral trade agreements<br />
to boost economic ties with partner<br />
nations. Among the most notable is the Free<br />
Trade Agreement that was signed with the<br />
United States in 2009, making Oman one of<br />
just two countries in the Middle East and in<br />
the Indian Ocean to enjoy this status.<br />
The Government of Oman has followed<br />
strong and responsible fiscal policies. According<br />
to the most recent statistics, the ratio of<br />
national debt to GDP was about 4% (2010),<br />
with GDP for the same year coming in at<br />
$55.62 billion. Key to the economic reform<br />
programwas a deliberate policy to diversify<br />
the economy via industrialization and privatization,<br />
with a key goal being to reduce the<br />
oil sector’s contribution to GDP to 9% by<br />
2020. The Government is also investing in its<br />
petrochemical industry to make it more efficient,<br />
and to introduce enhanced oil recovery<br />
techniques.<br />
Today, Oman is building on its significant<br />
oil revenues of approximately 850.000 barrels<br />
per day, and gas production to finance<br />
its growth and to attract other activities. In<br />
addition, other than petroleum, Oman is rich<br />
in minerals such as copper, asbestos and, limestone,<br />
and it is leveraging these natural<br />
resources to attract foreign investors into a<br />
host of joint ventures offered via its industrial<br />
zones and free zones, such as Salalah Free<br />
Zone, Sohar Free Zone andDuqmSpecial Economic<br />
Zone.<br />
The Government is encouraging foreign direct<br />
investment through a variety of incentives to<br />
further develop newleading industries, which<br />
include construction, cement production, copper,<br />
steel, chemicals,optic fibers, and shipping.<br />
In addition, Oman is a member to the WTO<br />
and enforce strict IP protection.<br />
Tourism is also proving a major source of<br />
foreign investment for Oman.In the World<br />
Investment Report 2011, issued by the UN<br />
Conference on Trade and Development<br />
(Unctad), it reported that of all the countries<br />
in the Middle East, Oman was the only one to<br />
experience foreign direct investment growth<br />
in 2010, spurred in large part by tourism investments.<br />
Furthermore the Government of Oman recognizes<br />
that inattracting foreign investment it<br />
is vital to ensure that the requisite infrastructure<br />
is in place to facilitate logistics and trade<br />
with other nations. Oman is home to the<br />
biggest Indian Ocean deep- seaport, Salalah<br />
Port acts as a gateway into the free zone, connecting<br />
it ports in the Middle East and extending<br />
out across Asia. The Government is also<br />
committing major funding to other transport<br />
linkages,such as the GCC railway - which is<br />
scheduled for completion in 2017 -including<br />
a direct linkage from Salalah to Saudi Arabia<br />
providing an alternative entry to the Kingdom.<br />
Oman is ideally located in the Indian Ocean to<br />
be a key player on the 2 Trillion Dollar equatorialtrade<br />
route. The country’s positioning as<br />
a logistics hub has been significantly enhanced<br />
by the creation in 2011 of a newsea/air/road<br />
hub by Oman Air, Port of Salalah and Salalah<br />
37
SPeciAL RePORT<br />
Free Zone. The port, which has an annual capacity<br />
of 6-million TEU, shaves five days off<br />
normal sailing times for cargo carriers that traditionally<br />
docked in other ports in the Arabian<br />
Gulf. The new intermodal air/sea hubis set to<br />
reduce connectivity times by as much as 48<br />
hours between Europe, US and Asia.<br />
About Salalah Free Zone<br />
Salalah, located in the southern tip of the<br />
Arabian Peninsulais home to the largest Indian<br />
Ocean Deep seaportdue to its equidistance–<br />
two weeks’ sailing time –to most of the<br />
world’s major ports. In addition, it also has an<br />
international airport and is well connected to<br />
the GCC by road, and soon by rail.<br />
Salalah is ideally located to become a global<br />
hub for Asian and Western investorslooking<br />
to get closer to the high growth Asian markets<br />
and allowing Asian investors access to<br />
the regional resources of the Middle East for<br />
export to the West. Furthermore, it is in close<br />
proximity to a broad and fast growing USD<br />
620-million import market spanning from<br />
the Middle East, to the Indian subcontinent<br />
and East Africa.<br />
Salalah Free Zone Offering<br />
The Salalah Free Zone (SFZ), plays an important<br />
role in helping investors achieve financial<br />
goals, while also contributing to the social and<br />
economic improvements of Oman that have<br />
been identified by the Government. SFZ, established<br />
by the Government of the Sultanate of<br />
Oman in 2006, and launched in 2009, fosters<br />
partnership and collaboration across industries<br />
and borders and offers financing.<br />
In addition, the Government is investing heavily<br />
in improving the soft infrastructure of<br />
the country, with significant budget allocated<br />
to education, vocational training and healthcare.<br />
The Government has also announced an<br />
increase in budget by 26% over the current<br />
The Intermodal Connectivity of Salalah Free Zone<br />
With an array of business-friendly incentives,<br />
the SFZ aims to become one of the most progressive<br />
and desirable business locations in the<br />
Gulf and the Indian Ocean. In terms of the financial<br />
incentives, investors setting up in the<br />
zone are entitled to 100% foreign ownership<br />
– they are not required to seek local partners –<br />
and they can repatriate 100% of their capital.<br />
All companies can apply for long term-year<br />
five-year plan cycle, raising the amount to<br />
54-billion rials ($140-billion) to create more<br />
jobs and raise living standards. This element<br />
of domestic spending supports the overall<br />
economic development plan, where the key<br />
aim is the development of Omani nationals.<br />
renewable leases, and no minimum capital requirement<br />
has been set to ensure that small<br />
businesses are also attracted to the facilities, as<br />
well as large corporations and multinationals.<br />
All companies operating in SFZ will enjoy a 30year<br />
tax holiday on profits and dividends, and<br />
there is no personal or corporate tax, as well<br />
as no customs duties on imports and exports.<br />
Other incentives are available, including very<br />
competitively priced utilities such as water and<br />
power, and labour, which SFZCO can help its<br />
customers source.<br />
The zone,is being built in multiple phases, with<br />
Phase One comprising 2km2 of distribution,<br />
logistics, freight forwarding and manufacturing<br />
facilities. Phase Two, which is currently under<br />
construction, will provide around 8km2 of additional<br />
facilities, with a focus on light and medium<br />
industrial units and the next phase to complete<br />
the remaining due to start in a few years.<br />
SFZCO has set robust targets to be met in each<br />
of the development phases. In the first phase,<br />
(2011-2015), SFZ plans to create 13,000 direct<br />
and indirect jobs, and six square kilometers<br />
of free zone land will be under development.<br />
38 SOUQ 1/2012
Salalah Free Zone offers a comprehensive ecosystem to meet the needs of companies’ distribution, material<br />
processing and assembly<br />
Foreign direct investment is expected to reach<br />
$5-billion. In Phase Two, which runs until 2020,<br />
it is expected that 21,000 direct and indirect jobs<br />
will be created, and eight square kilometers of<br />
land will be under development. FDI is likely<br />
to reach $10-billion by the end of the period.<br />
The final phase, which ends in 2025, will see the<br />
SOUQ 1/2012<br />
entire zone under development, with 54,000 direct<br />
and indirect jobs, and a total FDI number of<br />
$15-billion.<br />
The free zonewhich is operated by the Salalah<br />
Free Zone Company (SFZCO) has already attracted<br />
international recognition, achieving a<br />
Petrochemicals and Material Processing<br />
SPeciAL RePORT<br />
ranking of 17 out of more than 130 free zones in<br />
the Middle East benchmarked in an authoritative<br />
study, Middle East Free Zones of the Future<br />
2011/2012, by fDi Magazine, a division of the<br />
Financial Times.The free zone ranked ninth for<br />
both Best Incentives and Best Facilities.<br />
In the last year of operations, the free zone has<br />
been successful in attracting 3.3 Billion USD of<br />
investments (both foreign and domestic) and continues<br />
to build on its success and competitiveness.<br />
SFZCO chief commercial officer, Ali Tabouk,<br />
says “In providing an attractive environment<br />
for multinationals to operate, Oman, through<br />
SFZ, will also boost foreign direct investment<br />
which in turn will diversify the country’s income<br />
streams and promote the nation’s natural<br />
resources internationally.”<br />
SFZ will continue to develop into an industrial<br />
and logistic zone that focuses on three main industrial<br />
clusters (1) petrochemicals and materials<br />
processing; (2) manufacturing and assembly<br />
and (3) logistics and distribution. In addition,<br />
it will also offer facilities for services industries.<br />
Petrochemicals and Materials Processing activities focus on processing through non-energy intensive processes for<br />
export oriented, organic (oil and food), minerals, petrochemicals and chemicals products. This cluster utilizeslow<br />
cost resources available locallyand traded globallyon the busy equatorial trade route that passes through Oman.<br />
In addition, several companies have already set up in SFZ due to its competitive labor, land and utility offering, while<br />
many European investors are currently exploring the free zone as a destination to expand their footprint and to set<br />
up closer to customers.<br />
Salalah Methanol:<br />
• Salalah Methanol, which is part of a<br />
Government-sponsored plan to diversify<br />
the Omani economy, started production<br />
in the free zone in 2010, and current output<br />
has reached 3,000 tons per day. The<br />
factory produces liquid methanol as a value-added<br />
product of natural gas, which is<br />
then marketed internationally by the international<br />
Omani company for trading.<br />
Carmeuse Group:<br />
• Among the agreements signed was a Memorandum<br />
of Understanding (MOU) signed<br />
with Carmeuse Group of Belgium, a<br />
world leader in lime and lime-related pro-<br />
ducts, to establish a $140-million jointventure<br />
production facility in SFZ.<br />
Octal:<br />
• One of the largest investors in Salalah<br />
Free Zone is OCTAL, a privately held<br />
Omani group that manufactures PET<br />
sheets and resins for use in packaging.<br />
Octal is one of the world’s largest PET<br />
producers, and its presence in SFZ will<br />
attract a number of companies in packaging.<br />
• Fishery: A memorandum of understanding<br />
has been signed with a local<br />
fish company to set up a regional and<br />
global processing hub in the free zone.<br />
Once established, the company intends<br />
to use the cost competitive land<br />
at its new Salalah headquarters to import<br />
equipment and supplies through<br />
the port as well asexport farm-raised<br />
products viaSalalah International<br />
Airport, the port or regional ground<br />
transport.<br />
Saltic Co<br />
• Saltic Group committed USD500-million<br />
to establish a factory to produce<br />
caustic soda and hydrochloride. Construction<br />
on the facility is set to begin<br />
in the latter part of this year.<br />
39
SPeciAL RePORT<br />
Manufacturing and Assembly<br />
The Manufacturing and Assembly sector in the free zone is well placed to be a global export hub for assembly, packaging<br />
and manufacturing investors due to the significant advantage offered by the Free Trade Agreement with<br />
the United States, which enables them to reduce their customs and logistics costs as a result of free or low customs<br />
charges for products made in Oman.<br />
Dunes Oman:<br />
• Dunes Oman, a subsidiary of Brakes<br />
India (formed from a JV between TVS<br />
and Lucas Industries), established a<br />
state of the art manufacturing plant<br />
in the zone in March 2008 to manufacture<br />
and export products for vehicle<br />
braking systems. The second phase<br />
Distribution and Logistics<br />
of the factory is now completed, and<br />
capacity has increased from 18,000<br />
MTPA to 36,000 annually. Its products<br />
are currently exported to manufacturers<br />
such as BMW, Ford, Nissan, Audi,<br />
Volkswagen, Volvo, Hyundai, Suzuki,<br />
Tata and Leyland.<br />
ABI- Showatech:<br />
• ABI-Showatech Oman LLC has a manufacturing<br />
operation in SFZ to produce<br />
machinery and assemble parts for<br />
light engines. The factory is currently<br />
in its second phase of expansion.<br />
As one of the world’s most central logistics hubs, Salalah offers a competitive cost to companies looking to consolidate<br />
inbound trade flows from places such as Africa and Asia, as well as distribute goods to Africa, the Middle East<br />
and GCC, India and subcontinent, or further afield to Asia and the West.<br />
SAGA:<br />
• Another example of one company that<br />
is enjoying a number of SFZbenefits,<br />
as well as the business incentives, is<br />
SAGA. The company will have an<br />
operational and storage area of more<br />
than 600,000 cubic meters, when the<br />
full facility is handed over. Textile is<br />
one of the largest industries in the<br />
world, and SFZ-based companies exporting<br />
to the US, are able to legiti-<br />
mately produce products for this massive<br />
market with improved cost ratios,<br />
thanks to SFZ.<br />
Logistics Company:<br />
• SFZ also signed a Memorandum of<br />
Understanding with one of the world’s<br />
leading logistics groups, to set up a re-<br />
gional and global hub in the free zone.<br />
This investment will significantly raise<br />
SFZ’s profile as a global destination,<br />
and provide additional capabilities<br />
to the many multinational corporations<br />
that seek to optimize their regional<br />
and global supply chain.<br />
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