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WIST Aktuell Nr. 12

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Der marmorne Schneemann repräsentiert eine bestimmte Zeit im Jahr (diejenige,wo Brunnen still gelegt sind) – wie eine Uhr, die einmal pro Tag die richtige Zeitanzeigt. Das Problem der Inhaltsleere und Nicht-Funktionalität von Brunnen währendder kalten Jahreszeit löst sich hiermit.Im Winter ist die Installation „getarnt“ und sie verschwindet in der Normalität.Gleichzeitig beansprucht und okkupiert sie den gesamten Platz. Sie befindet sichin einem winterlichen Innenhof, vielleicht unter ihresgleichen. Erst bei genauererBetrachtung enttarnt sich die Fälschung.Von der integrierten Figur entwickelt sich die Skulptur hin zu einem stummenZeugen der Veränderung. Dadurch kippt auch die inhaltliche Positionierung – aus derTarnung oder vermeintlichen Integration entsteht ein Außenseiter und Fremdkörper.Für mich bedeutet dies kein Fehler, im Gegenteil – eine zwingende Verstärkung – derAuseinandersetzung mit unseren Zeitbegriff. Ein Parameter für das ganze Jahr.Es wird der Stringenz und dem ästhetischen Kanon der historischen Architekturein Kontrapunkt entgegengesetzt. Der Schneemann und die fremde Pfütze dienenals Vehikel, grundlegende Fragen zur eigenen Existenz zu stellen. Der Brunnen sollzum Auslöser von Gedanken über die Zeit und deren Vergänglichkeit werden. Der Zeitbegriffim Areal wird inhaltlich gedehnt, komprimiert und immer wieder neu gestellt.Im Sommer betrachtet der Schneemann aus geringer Entfernung diese lapidarePfütze, die offensichtlich nicht von ihm stammt. Seine Gestalt spiegelt sich imleicht bewegten Wasser; wie auch die Architektur und der Himmel.Es entsteht eine unmittelbare und gleichzeitig paradoxe Beziehung zwischendem künstlichen Schneemann und der künstlichen Pfütze.Wie bei einer Quelle, können Menschen ihre Beine in das kühle Wasser streckenund auf dem Schotter sitzen. Wenn es regnet, tarnt sich die Pfütze, wie derSchneemann im Schnee. Andere natürliche Pfützen entstehen temporär.Im Herbst nähert sich die Skulptur wiederum zu früh seiner Tarnung, währenddie Pfütze verschwindet oder vereist – es entsteht ein zeitlich verschobenesEigenleben des Schneemannes, der suchend zu Boden blickt.Material:Maße:Frostsicherer Marmor, Aluminiumguss, Edelstahl, Lack;Umwälz+Frischwasserpumpe, Filteranlage, Hydrosenor,Beton, Schotter, WasserSchneemann ca. 185 x 90 x 90 cmPfütze ca. 500 x 300 x 40 cmManfred Erjautz ©VBK, Wien 2009Fotos: Caroline HeiderP.S.: Eine Aufnahme der Komposition „Snowman`s tales“ befindet sich auf der CD„Work Stations“ (Extraplatte EX 326) des Jazztett Forum Graz und ist in der zentralenGeschäftsstelle der <strong>WIST</strong> Steiermark zum Sonderpreis von € 10,- erhältlich

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