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Nr. 10 / April 2009 - Cemex Deutschland AG

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auwerkForum für Kunden und Partner der CEMEX <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>10</strong> /<strong>April</strong> <strong>2009</strong>Sichtbeton– eine Teamleistung// Wie entstehen Normen?// Verfüllung in der Renaissance-Residenz// Strukturierte Abläufe statt Optimierung des Chaos


EditorialBranche & Unternehmen03 Konjunkturprogramme <strong>2009</strong>: Lichtblick fürdie Bauwirtschaft?04 Herausforderungen zum JahresanfangDr. Volker SchübelVice President Materialsder CEMEX <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>Titel06 Sichtbeton – eine TeamleistungSehr geehrte Leserinnen und Leser,Technologie & Projekte<strong>10</strong> Wie entstehen Normen?12 Verfüllung in der Renaissance-Residenz14 Vom Einspänner zum Fünfachser:Die Geschichte des FahrmischersDialog & Service16 Strukturierte Abläufestatt Optimierung des Chaos18 Arbeitssicherheit: „Der Pumpschlauch kannmit Wucht ausschlagen“International20 Wohnhaus für Genießer– das Maison ChocolatTitelfoto:Schule Pfeuferstraße, München (© Prof. Dr. Rudolf Hierl,Architekt BDA DWB, München/Stefan Müller-Naumann,München)Impressum:Herausgeber: CEMEX <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, Abt. Communications& Public Affairs, Daniel-Goldbach-Str. 25, 40880 Ratingen /Verantwortlich: Christiane Grahlke, CEMEX <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> /Redaktion: Dr. Helmut Littek, Mechthild May-Jakoby / Kontakt:0 21 02 / 4 01-332 / E-Mail: kundenservice.de@cemex.com /Redaktionelle Mitarbeit / Grafik / Satz: Beckmann & WaltherKommunikationsdienstleistungen GbR, Köln / Druck: DCMDruck Center Meckenheim GmbH, Meckenheim / Bildquellen:CEMEX <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, S. 8, <strong>10</strong>: Prof. Dr. Rudolf Hierl,Architekt BDA DWB, München/Stefan Müller-Naumann,München, S. 6: Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH,Maisach, S. 9: privat, S. 12: Tourist-Info Vohenstrauß /Erscheinungsweise: zwei Ausgaben pro Jahr / Namentlichgekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinungder Redaktion wieder.viele komplexe Bauwerke lassen sich nur mit Beton konstruieren– und heute übernimmt dieser Baustoff oft zusätzlicheine architektonisch-ästhetische Funktion. Das GestaltungselementSichtbeton erfreut sich wachsender Beliebtheit.Immer mehr Bauherren und Architekten schätzen die Sachlichkeitdieses Werkstoffs, seine vielseitige Formbarkeit undHaltbarkeit, die innovativen Möglichkeiten der Farbgebung,die gute Kombinierbarkeit mit anderen Materialien wie Glasund Edelstahl.Gelungener Sichtbeton fordert von den Baubeteiligten vielAufmerksamkeit. Wie wird Beton zu Sichtbeton und welchessind die Voraussetzungen für anspruchsvolle Sichtbetonbauteile?Dieser Frage widmen wir uns im Titelthema. Dabeigeht es weniger um einzelne Bauprojekte als um allgemeineErfolgsgrundlagen und konkrete Hinweise für die PlanungsundBauphase. Erfahrungen aus der Transportbetonpraxislegen es nahe, frühzeitig ein „Sichtbetonteam“ aus allen Projektpartnernzu bilden, besetzt mit Architekt, Tragwerks -planer, Bauunternehmung, Schalungshersteller und Beton -lieferant. Wie sich unerwünschte Hell-Dunkel-Verfärbungenvermeiden lassen, die gelegentlich an Sichtbetonflächenauftreten, erläutert Dipl.-Ing. Doris Strehlein im Interviewauf Seite 9. Sie hat das Phänomen für die TU Münchenuntersucht.Ich denke, auch in dieser Ausgabe finden Sie viele spannendeThemen und nutzbringende Informationen. Viel Spaß beimLesen.IhrDr. Volker Schübel2 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


Ein Lichtblick für dieBauwirtschaft?Die Bundesregierung wird die Verkehrsinfrastruktur ausbauen, die Wärmeeffizienzvon Gebäuden und die Modernisierung von Bildungseinrichtungen fördern.Inwieweit profitiert die deutsche Bauwirtschaft vom Investitionsprogramm deröffentlichen Hand?Konjunkturprogramme <strong>2009</strong>Was mit einer Immobilienkrise in denUSA begann, hat sich inzwischen zueiner weltweiten Rezession entwickelt,für die es kein historisches Beispiel gibt.Die Bundesregierung reagiert mit massivenHilfen für die Banken und zweiKonjunkturprogrammen mit einemVo lumen von insgesamt ca. 80 Mrd. €.Ei nen Schwerpunkt darin bilden dieInvestitionen: Ausbau der Verkehrsinfra -struktur, Verbesserung der Wärme -effizienz von Gebäuden und die Modernisierungder Bildungseinrichtungen.Der Bundesverband Baustoffe, Steineund Erden hat folgende Eckdaten für dieBaubranche ermittelt:■ 25,3 Mrd. € Investitionen gesamt■ davon 24,1 Mrd. € Bauinvestitionen■ davon 18,4 Mrd. € mit hoher und 5,7Mrd. € mit mittlerer Bau stoff relevanzObwohl diese Investitionen auf die Jahre<strong>2009</strong> und 20<strong>10</strong> verteilt werden, bleibenimmerhin rund 12 Mrd. € Bauinves -titionen pro Jahr. Gemessen an den31 Mrd. € öffentlicher Bauinvestitionenim Jahr 2008 ein Zuwachs von knapp40%!Der Teufel steckt im DetailEs lässt sich nicht eindeutig sagen, wieviel der Investitionen auf Neubau, Ausbau,Umbau, Renovierung oder einfachauf Reparaturen entfällt. Damit bleibtoffen, in welchem Umfang das Bau hauptgewerbeund das Bauhandwerk profitieren.Eine Herausforderung wirdsein, den Planungsprozess zu beschleunigen.Gelingt dies nicht, verpufft die Wirkung,zumindest für <strong>2009</strong>. Wir befürchtenauch Mitnahmeeffekte. Schon imNo vember 2008 sind die Auftrags -eingänge im öffentlichen Bau um 27%gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen,und dieser Rückgang hat sich imDezember mit – 12% fort gesetzt. ImKlartext: Die öffentlichen Auftraggeberhielten sich im Vorgriff auf das erwarteteKonjunkturprogramm mit Aufträgenzurück.Abschwung gedämpft, mehr nichtUnter dem Strich dürfte nur ein kleinererTeil der 12 Mrd. € für <strong>2009</strong> im Bauhauptgewerbebauwirksam ankommen.Damit wird der Abschwung gedämpft.Es reicht aber nicht aus, den starken Einbruchim Wirtschaftsbau und die anhaltendeFlaute im Wohnbau voll auszugleichen.Preisbereinigt rechnen wir miteinem Rückgang des baugewerblichenUmsatzes von 3 bis 5%. Erst wenn imJahr 20<strong>10</strong> die Konjunkturprogrammeihre volle Wirkung erreichen, wird eswieder aufwärtsgehen. /3


Herausforderungenzum JahresanfangZum Ende des Jahres 2008 bekommen alle drei Bausegmente die erstenAuswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren.Wohnbau weiterhin ohne ImpulseIm Jahr 2008 ist der deutsche Wohnbaumit weniger als 88.000 neu genehmigtenGebäuden an einem weiteren Tiefpunktangelangt. Das ohnehin schon schwacheVorjahr wurde nochmals um 7% unterboten.Im 4. Quartal sank die Zahl derBaugenehmigungen sogar um 12%, eineTrendwende ist also noch nicht absehbar.Auch die extrem günstigen Finanzierungsbedingungenkönnen derzeit diepotenziellen Bauherren nicht zum Hausbauanimieren. Die Unsicherheit hinsichtlichder weiteren wirtschaftlichenEntwicklung und der vielfach drohendeVerlust des Arbeitsplatzes wirken lähmend.Von dieser augenblicklichen Starresind fast alle Bundesländer gleicher -maßen erfasst.Nichtwohnbau stabil mit RisikenDer Nichtwohnbau schloss das Jahr 2008bezogen auf die Anzahl neu genehmigterGebäude mit einem Plus von 7% ab.Ost- und Westdeutschland lagen dabeifast gleichauf. Am besten schnitten derBau von landwirtschaftlichen Gebäudenmit +16% sowie der Bau von Büro- undVerwaltungsgebäuden mit +5% ab.Fabrik- und Werkstattgebäude konnten3% zulegen. Die Zuwächse resultiertenallerdings ausschließlich aus dem erstenHalbjahr, während im 3. und 4. Quartaldie Anzahl der Genehmigungen nurnoch knapp über dem Niveau des Vorjahresblieb. Die Gesamtentwicklungerscheint angesichts der Wirtschaftskrise,restriktiverer Kreditvergaben und schwindenderKapazitätsauslastung als zu positiv.Es besteht zunehmend die Gefahr,dass einige Bauprojekte, die noch vordem Hintergrund der Hochkonjunkturgeplant wurden, nun zeitlich verschobenoder ganz storniert werden. Ein Absinkender Bauquote ist daher wahrscheinlich.Auf kleinräumiger Ebene lässt sich dieEntwicklung des Wohn- und Nichtwohnbausan den nebenstehenden StadtundLandkreiskarten ablesen.Tiefbau in WartestellungDie realen Auftragseingänge im Tiefbaubrachen im 4. Quartal 2008 mit –24%deutlich ein. Offensichtlich haben sichvor allem Länder und Kommunen mitder Auftragsvergabe zurückgehalten, umgeplante Projekte in das bevorstehendeKonjunkturprogramm einzubinden. Insgesamtergibt sich für 2008 deutschlandweitein Minus von 7%. Der hohe Verlustin Hamburg resultiert aus demVer gleich mit einem starken Vorjahreswert.Ausblick <strong>2009</strong>Mit halbjährlicher Verzögerung geben dieBaugenehmigungen und AuftragseingängeHinweise auf die zukünftigen realenBauaktivitäten. Die Zahlen des3. und 4. Quartals 2008 sowie die sichständig verschlechternden konjunktu -rellen Erwartungen deuten daher aufein schwie riges und herausforderndesJahr <strong>2009</strong> für die Bauwirtschaft hin.Die Kon junkturprogramme der Bundesregierungwerden die rückläufige Ent -wicklung zwar nicht komplett aus -gleichen, aber in der zweiten Jahreshälftezu mindest ab mildern können. (Siehehier zu auch Seite 3.) /4 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


TitelSichtbeton erfordert AufmerksamkeitKaum ein Baustoff ist authentischer, ist„ehrlicher“ als Sichtbeton: Das Materialzeigt sich unverhüllt und unverkleidet,der Tragwerksentwurf bleibt am fertigenGebäude sichtbar. Doch Beton ist einsensibler Baustoff, der von den Bau -beteiligten große Aufmerksamkeit verlangt.Was sind die Voraussetzungen fürwunschgemäße Sichtbetonbauteile?Planung im „Sichtbetonteam“Nachdem die Entscheidung für Sicht -beton gefallen ist, sollten sich die Projektpartner– Architekt, Tragwerksplaner,Bauunternehmung, Schalungsherstellerund Betonlieferant – so früh wie möglichdetailliert abstimmen. Zu besprechen sindneben Vorstellungen von der Sichtflächeauch Bauteilgeometrie und -dimensionierung,Bewehrungsanteil, Konsis tenzen,Schalung, Farbgebung, Nachbehandlungund Schutz, Termine/Jahreszeiten undBauzeiten sowie Baustellenbedingungen.Seit 2004 liegt das „Merkblatt Sicht -beton“ vor, herausgegeben vom Bundes -verband der Deutschen Zementindustrieund dem Deutschen Beton- und Bau -technik-Verein. Es be schreibt vier Sichtbetonklassenmit den jeweiligen An -forderungen an Schalhaut (Textur),Arbeits- und Schalhautfugen sowie Porigkeit,Farbtongleichmäßigkeit und Ebenheitdes Betons und ist heute alsGrundlage von Vereinbarungen un ver -zichtbar.Einige wesentliche Eckpunkte sollten diePartner in einem einfachen, praktikablenQualitätssicherungsplan festhalten, insbesondereVerantwortlichkeiten, z.B. werüber die Abnahme des Betons entscheidet,Übergabekriterien auf der Baustelle,einzuhaltende Konsistenz- und Temperaturbereiche,Maßnahmen bei Nichteinhaltung,Betonierfolgen/Fahrmischertaktzeiten,Ausschalfristen, Nachbehandlungund Schutzmaßnahmen.Die BetonrezepturDie ideale Sichtbetonrezeptur gibt esnicht. Der Beton ist in Abhängigkeitvom Bauwerk und von der gewünschtenästhetischen Wirkung zu wählen.Der Betonhersteller hat einen Beton zukonzipieren und zu liefern, der sich imkonkreten Fall als Sichtbeton eignet.Dazu muss er wissen, wie das entsprechendeBauteil dimensioniert ist. DieErfahrungen aus der Transportbetonpraxiszeigen: Für massige Bauteile miteinfacher Geometrie und relativ geringemBewehrungsgrad eignen sich wasserarmeBetone im Grenzbereich der Konsistenzklassenvon F2 (plastisch) zu F3(weich) am besten. Ist das Bauteil filigran,extrem bewehrt und von komplizierterForm, ist idealerweise einbesonders fließfähiger selbstverdichtenderBeton (SVB) zu empfehlen.Merkblatt SichtbetonFestigkeitsklasse C 80/95, Sicht beton klasse SB 2:Stütze im Biomedizinischen Forschungs zentrumSeltersberg der Universität GießenStadt haus Grevesmühlen (siehe Abbildung Seite 6)Die Auswahl der Rohstoffe entscheidetüber die Farbe des Betons und trägtwesentlich zum Vermeiden von Fehlstellenbei. Einen hellen Sichtbeton erzieltman zum Beispiel unter Verwendungeines Komposit- oder Hochofenzementsmit hohem Hüttensand- bzw. Kalksteinanteil,einer hellen Flugasche und ggf.durch weitere Betonzusatzstoffe.Die aktuelle Broschüre des BDZ/DBV können Sie im Internet bestellen:www.betonshop.de/merkblatt_sichtbeton_<strong>10</strong>84.htmlDas neue Treppenhaus im denkmalgeschützten Stadthaus des mecklenburgischen Gre -vesmühlen entstand als zweischalige Stahlbetonkonstruktion in Sichtbetonqualität.Gesamtmenge:70 m³ leichtverdichtbarer BetonRezeptur:Festigkeitsklasse C 30/37, Größtkorn 8 mm, Konsistenzklasse F6Unsere Empfehlung:Die besten Ergebnisse für Sichtbeton erzielen wir mit aaton ultra ® , einembesonders fließfähigen, selbstverdichtenden Beton.7


Schule Pfeuferstraße,München: Ihre mar kanteGebäudehülle besteht auseinem selbst verdichtendenBeton C 30/37, Konsistenz -klasse F6. Ein Portland -kalksteinzement trägtzum hellen Farbton derBetonoberfläche bei.Beton und SchalungDer Beton muss zum Bauwerk passen,und er muss mit der Schalung abgestimmtsein. Im Falle von Normalbetonwird der Frischbetondruck zum großenTeil in den Untergrund abgeleitet, währendbeim SVB der hydrostatische Drucknach allen Seiten wirkt – dafür ist dieSchalung zu bemessen. Der Schalungsherstellermuss eine besonders dichte undstabile Schalung konzipieren.Wichtig ist die Abstimmung zwischenBeton, Schalhaut und Trennmittel. Wennkeine Erfahrungswerte vorliegen, empfehlensich gerade bei SVB dringendProbe betonagen, nicht zuletzt da verschiedeneBetone mit unterschiedlichenSchalungsoberflächen jeweils anders reagieren.So nimmt eine BrettschalungLuftporen und Wasser aus dem Baustoffauf. Bei nichtsaugenden Kunststoffschalungenhingegen besteht das Risiko vonDunkelverfärbungen des Betons (sieheInterview auf Seite 9).Betonieren mit SVBBei Sichtbeton ist das „Bluten“, dieAbgabe von Wasser, unerwünscht. Sieführt zu optischen Abweichungen in derBauteiloberfläche. Die Mischung musseinen besonders stabilen Bindemittelleimaufweisen, damit kein Wasser durch dieSchalungsstöße sickert und keine Wasserläuferauftreten. Auch Nester sind nurmit einer stabilen Betonrezeptur zu vermeiden.Die Konsistenz muss so eingestelltsein, dass sich der Beton selbst entlüftetund weitestgehend selbst nivelliert,dass Lunker verhindert, sichtbare Porenminimiert und die Farbgleichheit gefördertwerden.Mit der Wahl des richtigen Betonierverfahrensverhindert man Betonierabsätze.Der Beton ist vorzugsweise per Pumpeund ohne Unterbrechung einzubauen,damit im Nachhinein keine Schüttlagenzu sehen sind. Oft bietet es sich an, dieHerstellung von Sichtbetonbauteilen indie verkehrsarme Nacht zu legen.Nachträglicher SchutzNicht selten stehen Sichtbetonwändenach ihrer Fertigstellung während desweiteren Bauprozesses für längere Zeit imFreien, der Witterung und den Bedingungeneiner Baustelle ausgesetzt. WerdenSchutzmaßnahmen für den jungenBeton nicht rechtzeitig bedacht undmöglichst schon in der Ausschreibungfestgelegt, kann das erhebliche Auswirkungenauf die Qualität der Sichtbetonoberflächenhaben und viele Bemühungenum Beton und Schalung zunichtemachen. Abträglich sind insbesondereStaub und Regen, letzterer auch in Verbindungmit Rostfahnen aus ungeschützterAnschlussbewehrung. Ein Abhängendes Sichtbetonbauteils mit Folie und dasStreichen von Anschlusseisen können hierAbhilfe schaffen. Das beste Mittel ge genKalkausblühungen ist, die Herstellungvon Sichtbetonbauteilen nicht in dennotorisch feuchten Spätherbst zu legen.FazitWie erzielt man hochwertige Sichtbetonflächen?Zunächst muss der Beton in sichstabil und gut zu verarbeiten sein. Dochdie gewünschte Qualität ist allein durchdie Festlegung einer „Sichtbeton-Misch -rezeptur“ nicht zu erreichen, sondern nurim Zusammenspiel von fachgerechterGestaltung, Planung, Bau stofftechnikund Ausführung. Die rechtzeitige Ab -stimmung zwischen den beteiligten Partnernentscheidet über den Erfolg. /8 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


TitelInterview„Verfärbungen lassen sichzielsicher vermeiden“Trotz fachgerechter Planung und Ausführung kommtes im Winter bei der Erstellung von Sicht betonflächenimmer wieder zu fleckigen Hell-Dunkel-Verfärbungen.Dipl.-Ing. Doris Strehlein hat das Phänomen untersucht.Dipl.-Ing. Doris Strehleinehem. wissenschaftliche Mitarbeiterinim Centrum Baustoffe und Material -prüfung (cbm), Technische UniversitätMünchenFrau Strehlein, welche Ergebnissehaben Sie gesehen und zu welchemSchluss sind Sie gekommen?Die dunkel verfärbten Bereiche sinddurch eine ebenere Oberflächenstruktur,ein dichteres oberflächennahes Gefügesowie ein erhöhtes Vorkommen von Calciumhydroxidcharakterisiert.Es ließ sich ein kausaler Zusammenhangzwischen den Kenngrößen Mineral -be stand, Oberflächenstruktur und Farb -erscheinung ableiten: Fleckige Dunkelverfärbungentreten nur dann auf, wenndie Ver duns tungsrate an der Betonober-fläche sehr gering ist, zumBeispiel beiniedrigen Tem peraturen und hohen re -lativen Luft feuchten, also bei „typischenWinterbedingungen“.Was empfehlen Sie für die Baupraxis?Am effektivsten lassen sich Dunkelverfärbungenvermeiden, wenn man auf dieHerstellung von Sichtbetonbauteilen beiniedrigen Temperaturen und gleichzeitighohen relativen Luftfeuchten verzichtet.Ist dies aufgrund des Bauablaufs nichtmöglich, sind Nachbehandlungsmaßnahmensinnvoll, die ein „künstliches Sommerklima“schaffen, z.B. mittels einerTransport- und Kristallisations vor gänge während der Aus trocknung bei verschiedenenklimatischen Be dingungenvorgehängten Folie mit zirkulierenderWarmluft im Spalt Folie/Betonober -fläche. Da mit zunehmendem Hydra -tationsgrad die Menge der in derPoren lösung gelösten Calciumionen ab -nimmt und das Gefüge sich gleichzeitigverdichtet, ist es auch ratsam, den Betonmöglichst spät auszuschalen und somitdie im Beton für die Dunkelverfär -bungen ur sächlichen Transportmechanismenund Kristallisationseffekte zu minimieren.Spielt auch die Betonrezeptureine Rolle?Zwar ist ein ungünstiges Umgebungsklimadie Grundvoraussetzung für Dunkelverfärbungen,doch das Potenzial desBetons für Verfärbungen lässt sich möglicherweisedurch betontechnologischeMaßnahmen signifikant verringern.Ca 2+Ca 2+Ca 2+Ca 2+ Ca 2+ Ca 2+Ca 2+ Ca 2+ Ca 2+Ca 2+ Ca 2+ Ca 2+In weiteren umfangreichen Forschungs -arbeiten wird derzeit geklärt, welchePara meter der Betonzusammensetzungsich positiv auswirken. Künftig werdenwir Empfehlungen geben können, wieauch bei ungünstigen klimatischen Um -gebungsbedingungen Verfärbungen ziel -sicher zu vermeiden sind. /9


Wie entstehenNormen?Normen spielen in der täglichen Baupraxis eine grundlegende Rolle. Doch wie werdendie allgemein anerkannten Standardisierungen für Produkte und Verfahren entwickelt?Normen machen das Leben leichterNormen sind Standardisierungen, diedas Leben enorm erleichtern. Nebendeutschen Normen, sogenannten DIN-Normen, spielen mit dem Zusammenwachsender Staaten im europäischenWirtschaftsraum Europa-Normen (EN-Normen) eine immer größere Rolle.Benötigt ein Bauunternehmer Betoneiner bestimmten Qualität und mit be -stimmten Eigenschaften, müsste er ohneNormen in allen Einzelheiten die Merkmalebeschreiben. Dies alles wird demBauunternehmer abgenommen, weil dieeinzelnen Betonsorten in der BetonnormEN 206 (in Verbindung mit DIN<strong>10</strong>45-2) beschrieben sind.Der lange Weg zur NormViele Normen haben eine jahrzehntelangeEntwicklung hinter sich, so dasssich ihre Ursprünge kaum noch zurückverfolgenlassen. Aber es gibt auch immerwieder neue Produkte auf dem Markt, andenen sich der Entstehungsprozess einerNorm nachvollziehen lässt, wie zum Beispielselbstverdichtender Beton (SVB).SVB wurde erstmals 1995 in Japan eingesetzt.Grundlage für die Herstellungdes SVB waren sehr leistungsfähige Fließmittel.Bald darauf setzte in Europa eineintensive Beschäftigung mit dem neuartigenBeton ein, denn selbstverdichtenderBeton erleichtert das Arbeiten auf derBaustelle erheblich: Es bedarf keiner Verdichtungmehr. Praktisch wird damit einGewerk von der Bau stelle in das Transportbetonwerkverlagert.Schritt 1: Zustimmung im EinzelfallZunächst wurde für SVB keine Normerstellt, es durften nur Einzelfall-Er -probungen an Bauobjekten stattfinden.Hierfür bedurfte es jeweils einer Zustimmungim Einzelfall durch die ObersteBaubehörde des entsprechenden Bundeslandes.Begleitet wurden die Einzel -fall erprobungen durch Hochschulins -titute.Schritt 2: AllgemeineBauaufsichtliche ZulassungEine Zustimmung im Einzelfall ist in derRegel aufwendig und hat den Nachteil,dass sie nur für das eine vorgeseheneBauobjekt gilt. Daher kam sehr schnellbei einigen Transport betonherstellern derWunsch auf, selbstverdichtenden Betongenerell liefern zu dürfen: Die Lö sungdafür war eine Allgemeine Bauauf sicht -liche Zulassung. Diese wird vom DeutschenInstitut für Bautechnik in Berlinerteilt, sie ist üblicherweise auf eine Firmalimitiert. CEMEX hatte beispielsweisesechs Zulassungen für SVB er wirkt, umbundesweit lieferfähig zu sein.Schritt 3: Richtlinie oder NormNach etwa zwei Jahren meldete die Baubrancheihren Wunsch an, generell selbstverdichtendenBeton herstellen, liefernund einbauen zu können – eine Normmusste her.Zu diesem Zeitpunkt schaltete sich derDeutsche Ausschuss für Stahlbeton(DAfStb) ein. Der DAfStb vertritt dieInteressen der Beton-, Stahlbeton- undSpannbetonbauweise z.B. im Wettstreitmit anderen Bauweisen wie dem Stahl-,Holz-, Glas- oder Mauerwerksbau. Zu -<strong>10</strong> bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


Technologie & Projektedem engagiert sich der DAfStb sehr starkim Bereich der Forschung und wirkt beiNormungsarbeiten mit. Organisatorischist der DAfStb an das Deutsche Institutfür Normung (DIN) in Berlin angebunden.2007 feierte er sein einhundertjährigesJubiläum.Regelungslücken wie beim SVB werdendurch Erarbeitung einer Richtlinie geschlossen.Diese Kompetenz hat derDAfStb, weil seine Arbeitsausschüsse zu -gleich große DIN-Normenausschüsse sind.Der DAfStb begann also eine SVB-Richtlinie zu erarbeiten. Dazu wurde einUnterausschuss gegründet, dem Mitgliederaus den sogenannten „interessiertenKreisen“ angehören:■ Industrie und Gewerbe (Bauindustrie,Baugewerbe, Transportbeton- undZementindustrie, Fertigteilindustrie)■ Forschung (Universitäten, Hochschulen)■ Bauaufsicht und Baubehörden■ große Bauherren (z.B. Bundesanstaltfür Straßenwesen BAST; Bundesanstaltfür Wasserbau BAW)■ Tragwerksplaner, beratende Ingenieureim jeweiligen Unterausschuss, sondernauch in den betroffenen großen Normenausschüssenverteilt. In diesen ar -beiten Vertreter der interessierten Kreisemit und geben die Schlussentwürfe anihre Organisationen weiter. Das Dokumentwird so breit gestreut und inder Fach öffentlichkeit zur Diskussiongestellt.Nach einer Frist von zwei bis drei Monatenwerden alle eingegangenen Kommen -tare zusam men gestellt und in derEinspruch sitzung diskutiert. Zur Einspruchsitzungsind alle Mitglieder desjeweiligen Normenausschusses sowie alleEinsprecher eingeladen.Nach der Sit zung werden die Dis -kussionsergebnisse eingearbeitet. An -schließend ist die Norm oder Richtliniefertig, kann im Beuth-Verlag veröffentlichtwerden und ist damit für jedermannerhältlich.Entstehungsprozess einer NormDie SVB-Richtlinie wurde beispielsweisemit Ausgabedatum November 2003 imBeuth-Verlag veröffentlicht. Bauaufsichtlichwurde sie im Dezember 2004 zurAnwendung eingeführt. Mit einem kleinenzeitlichen Überschneidungsbereichsind die Allgemeinen BauaufsichtlichenZulassungen ausgelaufen und verlorendann ihre Gültigkeit.Schritt 4: Europäische NormDer Normungsprozess ist damit allerdingsnoch nicht zu Ende. Momentan istdie Normung des selbstverdichtendenBetons auf europäischer Ebene in Gang.In ein bis zwei Jahren sind die EN 206,Teil 9: Self-compacting Concrete, sowieeine europäische Bauausführungsnormzu erwarten.FazitNormen vereinfachen die Kommunikationund geben Sicherheit. Sie sind in derBaubranche unverzichtbar. /Die Erarbeitung einer Norm oder einerRichtlinie ist ein mehrjähriger Prozess;der entsprechende Ausschuss tagt üblicherweisemehrmals im Jahr, um die In -halte des Regelwerks zu formulieren. Beiganz neuen Themen wird zunächst einSachstandsbericht erstellt. Darin werdender nationale und der internationale Wissensstandüber das Sachthema festgehaltenund der Forschungsbedarf aufgezeigt.Danach laufen die Forschungs- undRichtlinienarbeiten parallel.Die Forschungsergebnisse werden direktin das Regelwerk eingearbeitet. Nach undnach werden einzelne Kapitel der Normgeschrieben und im Normenausschussdiskutiert, revidiert und überarbeitet.Nach Klärung aller technischen Fragenbeginnt das sogenannte Einspruchverfahren:Der Schlussentwurf wird nicht nur11


Verfüllung in derRenaissance-ResidenzSchloss Friedrichsburg in der Oberpfalz errichtete man 1586 in einer damalszeitgemäßen Bautechnik: Bruchsteinwerk mit Hausteindetails. Die Sanierungerfolgte vor kurzem mit einem heute zeitgemäßen Baustoff.Landschloss erhält neue FußbödenDas Staatliche Hochbauamt Ambergsuchte ein Material zur Verfüllung vonZwickeln über einem Tonnengewölbe,um den Fußboden des Erdgeschosses zuerneuern. Nach Vorversuchen und einerEignungsprüfung fiel die Entscheidungfür einen fließfähigen Verfüllbaustoff.Der feinkörnige Porenleichtbeton verteiltsich gleichmäßig und bindet hydraulischab. Er wird im Transportbetonwerk ge -mischt und mit dem Fahrmischer direktzur Einbaustelle geliefert.Verfüllungen ohne HohlräumeFließfähige Verfüllbaustoffe bieten viel -fältige Vorteile. Konventionelle Verfüll -bau stoffe wie Sand führen nicht zu ei nervollständigen und hohlraumfreien Verfüllung.Eine Stabilität des zu verfüllendenBauteils ist somit nicht gewährleistet.Beim Einbau konventioneller Materialienentsteht zwangsweise ein Schüttkegel, derdie vollständige Ausbreitung des Bau -stoffes behindert. Fließ fähige Verfüllbau -stoffe dringen dagegen buchstäblich biszur letzten Ecke vor. Ein Verdichten ent-12 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


Technologie & ProjekteTipps für den Einbau vonVerfüllbaustoffen■ Für den Erfolg der Verfüllung ist zu be -achten, dass die im Hohlraum enthalteneLuft entweichen können muss.■ Mindestens eine Entlüftungsöffnungmuss daher bei jeder Art der Verfüllungvorhanden sein.■ Sollte die Verfüllung sich nur auf Teile vonKanälen oder Rohrleitungen erstrecken,sind Abmauerungen oder Abdichtungenvorzusehen. Diese Sperren müssen so stabilausgebildet werden, dass sie demDruck des Verfüllbaustoffs standhalten.links – Schloss Friedrichsburg vor der Sanierung: Blick auf das freigelegte Tonnengewölberechts – Nach der Verfüllung: das Erdgeschoss mit neuem Fußbodenfällt. Das im Baustoff enthaltene Wasserwird durch Hydratation gebunden, undnach der Aushärtung ist der Hohlraumvollständig ausgefüllt. Je nach Anforderungder Bauaufgabe sind die Dichte und– in Abhängigkeit von der Dichte – dieFestigkeit zwischen 1,0 und 8,0 N/mm²gezielt einstellbar. Auch Frischrohdichten< 1,0 kg/dm³ können mit Porenleicht -betonen hergestellt werden. Auf dieseWeise lassen sich Auftriebskräfte bei eingebettetenHohlkörpern, z.B. Leitungen,reduzieren. Fließfähige Verfüllbaustoffesind stein frei und damit auch fürempfind liche Oberflächen geeignet. Mitihrer alkalischen Eigenschaft sorgen siefür er höhten Korrosionsschutz bei Rohrenoder Leitungen.Einsturzgefahr gebanntDie Anwendungsgebiete sind vielfältig:Die Verfüllung stillgelegter Kanäle, vonRingräumen, Bergbauschächten, Durchlässen,ausgedienten Kellern oder anderenHohlräumen steht dabei im Vordergrund.Die Gefahr durch Einsturz oder■ Bei Ringraumverfüllungen sind die resultierendenAuftriebskräfte zu berücksichtigen.Dies erfolgt durch eine Auftriebs -sicherung der neu verlegten Rohrleitungbei gleichzeitiger Auswahl eines Verfüllbaustoffsmit einer niedrigen Frischrohdichte.■ Flüssiger Verfüllbaustoff verdichtet sichvon selbst, weitere Maßnahmen zur Verdichtungsind nicht erforderlich.Setzung von über den Hohlräumen liegendenSchichten kann vermieden werden.Auch die Verfüllung von Gräbenund das Einbetten von Rohrleitungensind mit speziell wieder lösbaren Verfüllbaustoffenfehlerfrei zu realisieren. So lassensich Rohre und Leitungen sicher undlanglebig betten. /Verfüllung stillgelegter Durchlässe: ein Anwendungsgebiet fließfähiger VerfüllbaustoffeUnser ProduktangebotGleiskörperEinfüllrohrfür füma ® EntlüftungCEMEX <strong>Deutschland</strong> produziert und vertreibtfließfähige Verfüllbaustoffe für Hohlräumeunter dem Markennamen füma ® .Sie können mit dem Fahrmischer angeliefertwerden. Wichtige Eigenschaften sind:Abmauerungevtl. AnschüttungGefälleGesteinfüma ®Durchlasshöhe■ Hohe Fließfähigkeit■ Geringes Sedimentieren(Wasserabsetzen)■ Volumenbeständigkeit■ Selbsttätige Nivellierung■ Hydraulische Erhärtung13


Vom Einspännerzum FünfachserDie Entwicklung des Transportbetons ist untrennbar mit der Erfindung geeigneterLieferfahrzeuge verbunden. Ein kurzer Ausflug in die über einhundertjährigeGeschichte des Transport betonfahrmischers.Die erste Lieferung„Mörtel oder Beton als einbaufähigesMaterial auf die Baustelle zu bringen,dürfte zweifellos einen großen Vorteildarstellen“, erkannte der britische IngenieurGeorge Deacon bereits im Jahr 1872.Doch erst dreißig Jahre später war es so -weit: In <strong>Deutschland</strong> brachte der ersteFahr mischer die erste Charge Transportbetonzum Kunden. Jürgen-HinrichMagens, Bauunternehmer und HamburgerRegierungsbaumeister a. D., hatte eininnovatives Kühlverfahren entwickelt,um „fertigen Zementbeton ohne Beeinträchtigungseiner Bindefähigkeit aufzu -be wahren“. Am <strong>10</strong>. Januar 1903 erhielter da für ein Kaiserliches Patent. Magens’Mit arbeiter lieferten die einbaufertigeMix tur per Pferdefuhrwerk auf dieBaustelle (siehe Abbildung oben).PS-Leistung steigtSeit den 1930er Jahren gehörten moto -risierte zweiachsige Fahrmischer inDeutsch land zum Straßenbild, zunächstallerdings noch sehr selten. Auf der anderenSeite des Atlantiks setzte sich diebreite industrielle Anwendung des Prinzipsschneller durch. Die erste Lieferfahrteines „Truck Mixers“ ist 1926 belegt, undder erste Horizontalachsfahrmischerging im Jahre 1929 in Seattle auf dieStrecke. 1930 gründete sich die NationaleTransportbetonvereinigung. Die in -novativste Ingenieurkunst und Betontechnologieihrer Zeit stellten sich beimbis dahin weltweit größten Beton -bauwerk unter Beweis: Der 1936 ein -geweihte Hoover-Damm besteht aus3,33 Millionen m³ Beton und zählt zuden sieben Weltwundern der Moderne.In <strong>Deutschland</strong> entdeckte man denTransportbeton erst richtig in den Zeitendes Wirtschaftswunders, als das Bauvolumenund die Betonnachfrage sprunghaftstiegen. Jetzt standen wirtschaftlichereund technisch ausgereiftere Fahrzeuge zurVerfügung: die ersten Fahrmischer nachheutigem Prinzip. Die Zahl der Transportbetonwerkenahm in den 1950er14 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


Technologie & Projekteoben – Nürnberg 1961: einer von vier 3,5-m³-Fahrmischern der Mixbeton GmbHbei einer der ersten Lieferungenlinks – Düsseldorf 1955: Fahrmischer Faun/Stetter mit 3 m³ Fassungsvermögender Firma „Fertigmischbeton“Jahren stetig zu. Eines der ersten produzierteab Frühjahr 1955 in Düsseldorf.Die Firma Fertigmischbeton setzte beispielsweiseStetter-Mischer mit einer Ladekapazitätvon 3 m³ auf Fahrgestellen vonFaun ein. Der erste rollte am 4. Juli 1955vom Werksgelände. Das Bauvorhaben:ein Taufbecken in einer nahen Kirche.Bauwirtschaft erkenntRationalisierungspotenzialAus Gründen der Qualitätssicherungsetzte sich die einbaufertige Anlieferungvon im Werk gemischtem Frischbetongegen die Fahrmischerlieferung trockenerBetonbestandteile mit Wasserzugabe undMischvorgang vor Ort durch. Nicht nurbei der Düsseldorfer Fertigmischbetonreichten die anfangs eingesetzten Fahrmischergrößenbald nicht mehr aus.Neben Fahrzeugen mit 4 m³ Ladekapazitätkamen zunehmend 6-m³-Fahrzeugezum Einsatz, in Ballungszentren auchschon Großraummischer mit <strong>10</strong> m³ Fassungsvermögen.Inzwischen produzieren in <strong>Deutschland</strong>an die 2.000 Transportbetonwerke. Dergeltenden Norm zufolge dürfen Frisch -betone der Konsistenzklassen F2 (plastisch)bis F6 (sehr fließfähig) nur in Fahrzeugenmit Mischer oder Rührwerktransportiert werden, lediglich Betonemit steifer bis sehr steifer Konsistenz auchin anderen Fahrzeugen wie Muldenkippern.Verschiedene spezialisierte Herstellerbieten standardmäßig Mischer von6 bis 15 m³ Nennvolumen an, teils alsSattel auflieger mit bis zu drei Achsen.Für Mindermengen gibt es leichte Zweiachser.Intelligente Steuerungenverbessern MischwirkungBis heute stellen sich die Mischerkon -s trukteure immer neuen Herausforderungen.Innovativ geformte Trommelspiralensteigern zusammen mit intelligentenMischersteuerungen die Mischwirkung,senken den Kraftstoffverbrauch und denVerschleiß. Ein wichtiger Trend sind Auf -bauten und Fahrgestelle in Leicht -bauausführung. Hoch verschleißfeste Spezialstähleerlauben eine Konstruktiongewichtsreduzierter Trommeln undSchneckenbleche – und eine höhereNutz last auf jeder Fahrt zur Baustelle. /S P I E LG E W I N NFahrmischermodell zu gewinnenWie viele Transportbetonwerke gibt es in <strong>Deutschland</strong>?Antwort A: ca. 1.000Antwort B: ca. 2.000Antwort C: ca. 3.000Welche der Antworten ist die richtige? Bitte schicken Sie uns Ihre Lösung! Am besten nutzen Sie dazu das beiliegende Faxblattoder Sie senden uns eine E-Mail an kundenservice.de@cemex.com.Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Fahrmischer modelle im Maßstab 1:50.Einsendeschluss ist der 29. Mai <strong>2009</strong>. Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.15


Strukturierte Abläufestatt Optimierung des ChaosGelungene Logistik rund um die Baustelle ist schon lange als Erfolgsbaustein füreine effiziente Bauabwicklung bekannt. Übliche Anstrengungen gehen in Richtungweiterer Flexibilisierung der Abläufe. Doch dieser Weg führt kaum zum Ziel.Entscheidender ZeitfaktorEinschlägige Untersuchungen zur Logistikrund um die Baustelle kommen zuzwei grundlegenden Aussagen:1. Die zentralen, unmittelbar wertschaffendenArbeiten der ausführendenHandwerker machen häufig nur ca.30–35% der insgesamt aufgewendetenArbeitsstunden aus.2. Logistische Kernleistungen wie Transportieren,Umschlagen und Lagern,aber auch Suchen, benötigen mit ca.40–45% des Gesamtzeitaufwandsmehr Zeit als die eigentlichen Ge werkeleistungen.Viele Baupraktiker bestätigen intuitivdiese Erkenntnisse, sind aber überraschthinsichtlich der Größenordnungen.Unterschiedliche Akteure der Baubrancheversuchen seit einigen Jahren, etwasfür eine Verbesserung in Sachen Baustellenlogistikzu tun. Beispielsweise gibt esBaustoffhändler, die als Ergänzung zu derreinen Materiallieferung „frei Baustelle“weitergehende Dienstleistungen wie etwaEtagenlogistik oder Nacht anlieferung an -bieten. Auch die Entsorgung wird beieinigen größeren Projekten durch spezi -alisierte Dienstleister durch geführt. Diesesicher interessanten An sätze konnten aberbisher für das Gros der Baustellen keinenDurchbruch er zielen.Ursachen liegen tiefer„Schnelligkeit und Variabilität sind dieAnforderungen an eine erfolgreiche Baustellenlogistik.Wechselnde Einsatzorte,16 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>


Dialog & ServiceZeitaufwand rund um die Baustelle (in Prozent)Gewerkeleistung31,3SonstigesAbwesenheit20,2<strong>10</strong>,0 14,3<strong>10</strong>,4Wege8,94,9Persönlich bedingtesUnterbrechenTransporteAufräumenwird die Grundlage geschaffen, echteProduktivitätsfortschritte zu er reichen.Das belegt exemplarisch der Neubau desTerminals 5 am Londoner FlughafenHeathrow: Durch rein organisatorischeMaßnahmen zur Ablaufstrukturierung,verbunden mit tagesgenauen Material -anlieferungen mit einer Liefertreue von98% (Verlässlichkeit), konnten folgendeWirkungen er zielt werden:1. Produktivitätssteigerung bis 40%2. Kostenreduzierung bis 20%3. Unfälle minus 70%4. Planungsflexibilisierung durch Vorlaufverkürzungvon 12 Wochen auf5 Tagekurzfristige Arbeitsvorbereitung undkaum planbare Witterungseinflüsse prägendie Rahmenbedingungen in der Bauwirtschaft“– eine typische Aussage, nachder die Lösung in noch mehr Flexibilisierungund Beschleunigung von Baustellen -logistik liegt. Doch dieser Weg führt indie Irre, wie sich am Beispiel des logistischenUmfelds von Transportbeton zeigt.Die materialspezifischen Eigenschaftendes Betons zwingen alle Akteure – vonder Frischbetonherstellung und der An -lieferung bis zum Baustellentransportund zum Einbau – verlässlich zu sam -menzuwirken. Für jeden Rohbaupolierist es selbstverständlich, ein bis zwei Tagevorher seinen voraussichtlichen Materialbedarfbeim Betonwerk, seinem Lieferanten,anzumelden. Natürlich weiß er nochnicht endgültig die exakte Menge, aberder letzte Fahrmischer wird ohnehinimmer operativ zum Schluss des Einbausgeordert. Die Disposition des Poliers istin der Regel genauso verlässlich wie dieFahrzeugkette des Lieferanten, der nie zuviele Fahrzeuge an der Baustelle wartenlassen kann, genauso wenig wie die Ketteabreißen darf. Auch die Frage der Verkehrslogistik,des Betontransports auf derBaustelle und die voraussichtlich erzielbareBetoniergeschwindigkeit sind ge plantund besprochen. Die Material eigen -schaften erfordern von den BeteiligtenVerlässlichkeit und gute Kommunikation.Beides sind wesentliche Voraussetzungenfür die Planung und Organisationeffizienter Prozesse und der damitverbundenen Logistik.Strukturierte und verlässlicheBauabläufe sind der SchlüsselEs liegen reichlich Hinweise dafür vor,dass es in der Baustellenabwicklung ge -nügend Zeitreserven gibt, die es problemlosermöglichen würden, Abläufe zuentschleunigen, um sie so klarer und stabilerzu gestalten. Je verlässlicher die Zeitfensterfür daraus entstehende Arbeits -pakete eingehalten werden, desto kleinerkönnen sie werden, und umso engerlassen sie sich zusammenschieben. Da mitFazitNicht die Beherrschung des Chaos ist dieLösung, sondern die Schaffung trans -parenter und stabiler Produktionsrand -be dingungen und -abläufe, passenderZeitfenster und die allseitig verlässlicheEinhaltung derselben. Und genau daranmangelt es auf vielen, wahrscheinlich denmeisten Baustellen. /GastautorDipl.-Ing. Frank SanderManagementberater inder mittelständischen Bau -industrie und Geschäfts -führender Gesellschafter derKompetenz-Akademie Bau(www.k-a-bau.de)17


Interview„Der Pumpschlauch kannmit Wucht ausschlagen“Bei der Anlieferung und Verarbeitung von Beton gibt es auf der Baustelle einigepotenzielle Gefahrenquellen. Viele Unfälle lassen sich durch einfache Vorsichts -maßnahmen und angemessene Schutzkleidung vermeiden. Dipl.-Ing. Stefan Merklegibt Auskunft.Dipl.-Ing. Stefan MerkleBerufsgenossenschaft Bauwirtschaft,Fachausschuss Bau,BöblingenHerr Merkle, wie passieren die häu -figsten Unfälle rund um den BaustoffBeton auf der Baustelle?Der häufigste Unfallschwerpunkt ist ei -gentlich banal: Stolpern, Rutschen, Stürzen– sie machen mindestens die Hälftealler Unfälle aus. Deshalb sollten herumliegendeBaumaterialien und Versorgungsleitungenentfernt oder gesichertwerden. Außerdem: nie aus einem Baufahrzeugherausspringen, sondern immerfesthalten und alle Tritte benutzen.Eigentlich selbstverständlich: auf Fahrzeugen gut festhalten, nicht herunterspringenWegen des oftmals unebenen Untergrundsist trittsicheres Schuhwerk notwendig,das im Knöchelbereich Haltgeben sollte.Was ist beim Einsatz von Autobetonpumpenzu beachten?Abstützeinrichtungen der Betonpumpemüssen sicher auf festem Untergrund stehen.Ausreichend dimensionierte lastverteilendeBeläge gewährleisten dies. DieAbstützungen dürfen nur aus- und einge -fahren werden, wenn sich keine Personenim Gefahrenbereich befinden. EinseitigesAusfahren von Abstützungen darf nur er -folgen, wenn der Hersteller der Betonpumpedies in der Betriebsanleitung aus -drücklich vorsieht. In diesem Fall darf sichder Verteilermast nur innerhalb des dafürvorgesehenen Schwenkbereichs bewegen.Bei beengten Verhältnissen darf man dieBetonpumpe nicht zu nah an der Bö -schung abstützen, die Böschungskantekönnte nachgeben und die Betonpumpeumstürzen. Eine gute Koordination zwischenBaustellenleiter und Betonpumpen-Disponentist unerlässlich, um ge -fährliche Situationen von vornhereinauszuschließen. Eine besondere Gefahrstellen Freileitungen dar, in die der Verteilermasthineingeraten könnte. Es drohenschwere Elektrounfälle.18


Dialog & ServiceGibt es weitere Gefahrenpunkte?Beim Anpumpen darf der Gefahrenbereichum den Schlauch nicht betreten werden.Auf keinen Fall sollte versucht werden, denSchlauch beim Anpumpen festzuhalten.Denn in der Anpumpphase kann derSchlauch mit Wucht ausschlagen, so stark,dass er einem Menschen schwere innereVerletzungen zufügen kann. Dies ist auchder Grund, weshalb der freihängende End -schlauch nicht mit Verlängerungskupp -lungen, Auslaufteilen oder anderen Metallstückenbetrieben werden darf. DerMa schinenführer darf Verteilermaste nichtüber die in der Betriebsanleitung angegebenenLängen hinaus verlängern. Insbesonderedürfen weiterführende Leitungenden Mast nicht zusätzlich belasten.Welche Vorsichtsmaßnahmen sindrund um den Fahrmischer nötig?Während des Umgangs mit dem am Kranhängenden Betonkübel sollte man sichkeinesfalls unterhalb der Last aufhalten.Bei der Annahme des Kübels zur Befüllungist erhöhte Vorsicht geboten.HelmSchutzbrilleJacke oder geschlossenesHemd mit WarnwesteHandschuhelange HoseFahrmischer fahren normalerweise rückwärtsauf die Betonpumpe zu. Für Fahrten,bei denen der rückwärtige Bereich nichtgut einsehbar ist, wird unbedingt ein Ein -weiser benötigt. Was eigentlich selbstverständlichsein sollte: Der Einweiser mussimmer im Blickfeld des Fahrers stehen.Wenn das nicht der Fall ist, muss der Fahrersofort anhalten. Außerdem darf sich imBereich zwischen Fahrmischer und Betonpumpeauf keinen Fall jemand aufhalten.Kann der Einzelne etwas tun, um sichzu schützen?Was den Chromatgehalt in Beton an -geht, haben wir in den letzten JahrenRiesenfortschritte erzielt. Die heute ausschließlichverwendeten chromatreduziertenZemente sind nicht mehr allergie -erregend, aber dennoch hautreizend. DerWerkstoff Zement und damit auchfrischer Beton, Estrich oder Mörtel solltenmöglichst nicht direkt mit der Haut inKontakt kommen. Ausgehärteter Beton istSicherheitsschuhedagegen unbedenklich. Um Hautkontaktzu vermeiden, sollten stets geeigneteSchutzhandschuhe – nitril getränkteBaumwollhandschuhe – getragen werden,die das Eindringen von Chromateneffektiv verhindern. Hautschutzsalbenkönnen zusätzlich schützen und dieHände pflegen.Durch die richtige persönliche Sicherheitsausstattungkönnen Sie Verletzungen bei Unfällen vermeiden.S3-Sicherheitsschuhe mit Zehenschutzund durchtrittsicherer Sohle gegen Nageleintrittesind ebenfalls ein Muss. Sieerweisen sich als höchst wichtig, wennbeispielsweise der Fuß unter einenBetonkübel gerät. Ein Schutzhelm istgenerell nötig, wenn die Gefahr besteht,dass man mit dem Kopf irgendwo an -stoßen kann. Dies ist zum Beispiel beimUmgang mit Betonkübeln und beimArbeiten unter Verteilermasten beziehungsweiseam Endschlauch von Betonpumpender Fall. /19


InternationalWohnhaus für Genießer –das Maison ChocolatIn der Mitte der Seine liegt westlich von Parisdie Ile Saint Germain. Die Insel gehört zuden bevorzugten Wohngegenden und ist nurdurch eine zentrale Brücke zugänglich. Indiesem außergewöhnlichen Umfeld schuf derfranzösische Architekt Eric-Daniel Lacombeein dreistöckiges Wohn- und Bürohaus, dashöchsten ästhetischen und funktionellen An -sprüchen genügt. Die Grundform ist einKubus mit großzügigen Öffnungen und Fens -terfronten. Der auffälligste Blickfang sinddie Außenfassaden aus schokoladebraunemBeton. Sie verhalfen dem Haus zu seinemappetitlichen Namen: Maison Chocolat.Für die Fassade wurde braun eingefärbter,selbstverdichtender Beton eingebaut. Dieserhomogene Architekturbeton fließt ohne weitereVerdichtung in jede vorgegebene Form.Er gibt die leichte Holzstruktur der Schalungperfekt wieder und sorgt für scharfe Kantenan den Öffnungen.Ausgestattet ist das rund 1.000 Quadrat -meter große Einfamilienhaus plus Bürotraktmit Solarium, Heimkino und einem Außen-Swimmingpool, der ebenerdig in die Terrasseaus Teakholz eingelassen ist. Ein Zuhause fürGenießer. /20 bauwerk <strong>10</strong> / <strong>April</strong> <strong>2009</strong>

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