PorTräT 14 caMPiello meisTerliCh E<strong>in</strong> wildes weib, diese Lucietta <strong>in</strong> Peter Turr<strong>in</strong>is goldoni- Neufassung des italienischen grätzlstücks »campiello«. silvia Meisterle gibt ihr Temperament und ihr rotes haar.
Foto s Ruth Urban »muss Gehen, muss raus. Um auf Distanz zu mir selbst zu kommen. im grünen, im Wald.« frischluftig, die roten locken lustig verwuschelt, tanzt silvia Meisterle <strong>in</strong>s café. <strong>in</strong> <strong>der</strong> stadt fährt sie rad, sommers wie w<strong>in</strong>ters. zehn Jahre hat sie getanzt, ausdruckstanz, showdance, als 7-Jährige mit Wettbewerben begonnen. hätte jeden Drill auf sich genommen. auch im staatsopernballett. »Doch so viel mich me<strong>in</strong>e Mutter auch entscheiden ließ, da kam das e<strong>in</strong>zige Veto: ›Me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d soll e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit haben.‹« zusatz: »ich hatte bioaff<strong>in</strong>e hippie-eltern.« Das Biobewusstse<strong>in</strong> blieb <strong>der</strong> Tochter, stärker noch das Körperbewusstse<strong>in</strong>: »ich fang immer beim Körper e<strong>in</strong>er figur an.« Die lucietta ist e<strong>in</strong> wildes Weib, sagt Meisterle. »e<strong>in</strong>e, die mit lachen und Tränen um ihr glück kämpft, aber auch um ihre selbstbestimmung. Bei aller liebe zu anzoleto. sie tögeln sich, e<strong>in</strong> brachiales Paar. schön, das italienisch schnelle, das Peter Turr<strong>in</strong>i im alten goldoni-stück präzisiert. Da kann man alles rauslassen.« In heldenplatz das hausmädchen, und bald eIne Von dreI schwestern selbstbestimmung. Der angelpunkt im leben <strong>der</strong> 32-Jährigen: »B<strong>in</strong> als ›Waage‹ harmoniesüchtig, um ausgleich bemüht. Musste hart daran arbeiten, ne<strong>in</strong> zu sagen. Jetzt geh’ ich <strong>in</strong> Konfrontation, steh’ zu me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung.« <strong>in</strong> Perchtoldsdorf aufgewachsen, wusste silvia mit 15, als sie shakespeares »romeo und Julia« sah: »Das ist es.« erkannte, wie sie ihre k<strong>in</strong>dliche lust, <strong>in</strong> rollen zu schlüpfen, geschichten zu erzählen, sich zu verkleiden, <strong>in</strong>s erwachsenenleben h<strong>in</strong>überretten konnte. Vergangenen sommer kehrte die <strong>in</strong> graz zur schauspieler<strong>in</strong> ausgebildete als »ophelia« nach Perchtoldsdorf zurück. nach e<strong>in</strong>er nestroy-nom<strong>in</strong>ierung als beste nachwuchsschauspieler<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven rollenreichen zeit am <strong>Theater</strong> <strong>der</strong> Jugend. Und nach dem Versuch e<strong>in</strong>er ehe mit dem autor und regisseur Volker schmidt. »ich war 25, viel zu jung.« erst jetzt hat sie das gefühl, »endlich dort angelangt zu se<strong>in</strong>, wo ich h<strong>in</strong>gehöre«. <strong>in</strong> <strong>der</strong> arbeit und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen liebe: »e<strong>in</strong> architekt. Der vorher nie mit <strong>Theater</strong> zu tun hatte, aber so e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es gefühl für echte und für verkünstelte Töne hat. für das, was stimmt.« Die Knoten haben sich beim gehen gelöst: alle<strong>in</strong>e g<strong>in</strong>g sie vier Tage nach Mariazell: »zuerst war’ s noch <strong>der</strong> Wald, den ich kenne. Dann hat sich die landschaft verän<strong>der</strong>t, und es wurde ganz still. Ungewohnt. Begann mit mir selber zu reden.« reif für die Klapsmühle? sie lacht: »ne<strong>in</strong>, es war e<strong>in</strong> Weg zu mir selber. ich war glücklich nach diesen vier Tagen. losgelöst. froh über die eigene entwicklung: als ob ich das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> mir beim heranwachsen beobachten würde.« Ro Raftl/Profil Campiello Peter Turr<strong>in</strong>i frei nach Carlo Goldoni Regie: Herbert Fött<strong>in</strong>ger Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass Musik: Michael Rüggeberg Mit Daniela Golpash<strong>in</strong>, Andrea Händler, Sigrid Hauser, Therese Lohner, Silvia Meisterle, Gundula Rapsch, Stefano Bernard<strong>in</strong>/Roman Blumensche<strong>in</strong>, Ljubiša Lupo Grujĉić, André Pohl, Siegfried Walther, Mart<strong>in</strong> Zauner premiere am 13. Jänner 2<strong>01</strong>1, TheaTer <strong>in</strong> <strong>der</strong> JosefsTadT PorTräT Das Magaz<strong>in</strong> des <strong>Theater</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 15