new business 18/2011
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28 Special – Supplements<br />
Vermarktung<br />
Gutes Umfeld für Luxusprodukte<br />
Mit Supplements wollen Zeitungsverleger ihren Werbekunden ein magaziniges Hochglanzumfeld bieten.<br />
Doch welche Relevanz haben diese Beilagen heute noch – vor dem Hintergrund eines gesättigten<br />
Zeitschriftenmarkts und eines gerade entstehenden Tablet-App-Booms?<br />
Diese Frage beantworten Jochen Preusche, Managing<br />
Director Optimedia, Lisette Hermans, Managing Director<br />
MediaCom, und Katja Kahlfuss, Managing Director<br />
Carat Deutschland.<br />
nb: Mit Blick auf die Anzeigenkundschaft werden Zeitungen<br />
wie die 'FAZ', 'Süddeutsche Zeitung' oder die<br />
wöchentliche 'Zeit' regelmäßig durch Magazine ergänzt.<br />
Welche Kriterien muss eine Zeitungsbeilage erfüllen, um<br />
als Werbeträger attraktiv zu sein?<br />
Jochen Preusche: Sie muss von den richtigen Personen<br />
gelesen werden, nach Art, Qualität und Aufmachung das<br />
passende Umfeld liefern, ihre Wirkungsweise für die Anzeigenbotschaft<br />
nach Art und Umfang belegen können<br />
und ihre Insertionskosten daran bemessen lassen.<br />
Lisette Hermans: Zeitungen werden gelesen von einer<br />
älteren, meistens einkommensstarken Zielgruppe. Diese<br />
Zielgruppe ist hoch relevant für 'High Involvement' und<br />
Luxus-Produkte. Image ist für diese Marken sehr wichtig,<br />
und dies lässt sich eben nur eingeschränkt auf Zeitungspapier<br />
ausdrücken. Die Idee der Zeitungsmagazine ist<br />
also nicht unlogisch.<br />
Die Kriterien, die sie erfüllen müssen, sind genau die<br />
gleichen wie für erfolgreiche Magazine: Qualität der<br />
Jochen Preusche, Managing Director<br />
Optimedia: "Ein Supplement muss von den<br />
richtigen Personen gelesen werden."<br />
Lisette Hermans, Managing Director Media-<br />
Com: "Auf Tablet-Computern werden Supplements<br />
sehr interessant für Werbekunden."<br />
Inhalte unterstützt durch die Qualität des Papiers. Zeitungsmagazine<br />
haben aber einen Nachteil: Die Verteilung<br />
ist meistens stark regional eingeschränkt. Damit können<br />
Zeitungsmagazine für nationale Werbetreibende nie so<br />
relevant werden wie nationale Publikumszeitschriften.<br />
Eine Möglichkeit wäre, dass die Verlage gemeinsam ein<br />
Magazin produzieren, um dieses dann national zu verteilen.<br />
Katja Kahlfuss: Grundsätzlich sollte zunächst der Trägertitel<br />
eine attraktive Leserschaft und Auflage ausweisen,<br />
um in der Selektion berücksichtigt werden zu können.<br />
Das Supplement kann sich dann durch die qualitative<br />
Aufmachung (Farbigkeit, Layout, Papierqualität, Opulenz)<br />
und durch einen hohen editorialen Anspruch qualifizieren.<br />
Der Lifestyle-Charakter der Supplements bietet<br />
auch gerade für hochwertige Produkte eine attraktive<br />
Werbeplattform. Zusätzlich bieten die Themenspecials<br />
ein geeignetes und planbares Anzeigenumfeld. Eine möglichst<br />
stabile Auflage und ein adäquates Pricing sollten<br />
auch gegeben sein.<br />
nb: Zeitungsverlage haben Supplements einst eingeführt,<br />
um Werbekunden ein farbiges Hochglanz-Umfeld zu bieten.<br />
Welche Bedeutung haben sie heute in der veränderten<br />
Medienlandschaft überhaupt noch?<br />
Katja Kahlfuss, Managing Director Carat<br />
Deutschland: "Für Luxuskunden ist die Bedeutung<br />
der Supplements noch gestiegen."<br />
<strong>new</strong> <strong>business</strong> Nr. <strong>18</strong> • 02.05.11 www.<strong>new</strong>-<strong>business</strong>.de
Preusche: Niemand ist auf Zeitungs-Supplements<br />
angewiesen. Aber das gilt in unserer an Angeboten<br />
reichen Medienlandschaft natürlich nicht nur für<br />
Supplements, sondern für jedes einzelne Medium.<br />
Wenn die Supplements in Angebot und Vermarktung<br />
die Anforderungen der Anzeigenkunden und<br />
ihrer Agenturen besser erfüllen als die vorhandenen<br />
Alternativangebote, werden sie auch Erfolg haben.<br />
Mit 'Schicksal' hat das nichts zu tun, mit 'Wollen' und<br />
'Können' umso mehr.<br />
Hermans: In den USA gibt es traditionelle Printverlage,<br />
die jetzt schon mehr Einkommen online generieren<br />
als mit ihren Print-Auflagen. Es ist klar, dass die<br />
Medien-Nutzung sich geändert hat und sich weiter<br />
ändern wird. Es wird aber immer einen Markt für gedruckte<br />
Zeitungen geben: Die Leser erleben jeden Tag<br />
einen persönlichen Moment mit ihrer Zeitung und<br />
bezahlen dafür.<br />
Ob Zeitungsmagazine in diesem Markt relevant<br />
sind, ist die Frage. Es gibt fast keinen Verlag, der<br />
heutzutage nichts rund um iPad testet. Wir sind noch<br />
längst nicht da, aber irgendwann wird die kritische<br />
Grenze der Penetration von Tablet-Computern überschritten<br />
sein. Dann wird das Medium sehr interessant<br />
für Werbekunden. Mit Bewegbild, Audio und<br />
Interaktivität kann dann Engagement kombiniert mit<br />
direkten Handlungsmöglichkeiten angeboten werden.<br />
Content bleibt aber auch hier King.<br />
Kahlfuss: Gerade für Luxuskunden ist die Bedeutung<br />
der Supplements noch gestiegen, da dort die gebildete,<br />
'sophisticated' Leserschaft angesprochen werden<br />
kann. Dies bietet die Möglichkeit, hohe Reichweiten<br />
in einem attraktiven Umfeld zu erzielen. Gerade<br />
der seriöse Qualitätsjournalismus kombiniert mit<br />
hochwertiger Bildersprache und durchaus auch unkonventionelleren<br />
Themen macht die Attraktivität<br />
der Supplements aus. Die Leser schätzen die Supplements<br />
als ein anspruchsvolles Unterhaltungsmedium<br />
mit durchaus künstlerischem Anspruch. Diese Titel<br />
haben inzwischen eine breite Fangemeinde, sowohl<br />
bei den Lesern als auch bei den Werbungtreibenden,<br />
und werden sich weiterhin in dem hart umkämpften<br />
Wettbewerbsumfeld behaupten können.<br />
(Margit Mair)<br />
Mehr Zipperlein.<br />
Mehr Zaster.<br />
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30 Special – Supplements<br />
Zeitungen + Magazine<br />
"Wer First Class fliegt,<br />
der sollte auch First Class bezahlen"<br />
Interview mit Andreas Formen, FAZ-Verlagsgeschäftsführer, über die Möglichkeiten und<br />
Grenzen innovativer Werbeformen<br />
nb: Herr Formen, Anfang April brachte die 'taz' eine sogenannte<br />
'Undercover-Recherche' und fühlte nach Wallraff-<br />
Methode ausgewählten Zeitungen und Magazinen auf<br />
den Zahn, wie sie es mit der Trennung zwischen Anzeigen-<br />
und Redaktionsteil halten. Wie sehen bei Ihnen die<br />
Regeln aus?<br />
Andreas Formen: "Bei uns gibt es keinen Gefälligkeitsjournalismus<br />
und keine Vermischung von redaktionellem und Anzeigenteil."<br />
Andreas Formen: Wir wurden von der 'taz' in dieser<br />
verdeckten Recherche nicht befragt, das ist ja eigentlich<br />
schon Einschätzung genug. Unsere Antwort wäre für<br />
alle unsere Objekte klar und eindeutig gewesen: Bei uns<br />
gibt es keinen Gefälligkeitsjournalismus und keine Vermischung<br />
von redaktionellem und Anzeigenteil. Kein<br />
werbendes Unternehmen könnte sich bei uns das Recht<br />
erkaufen, z.B. Anzeigen zu platzieren, die dem Leser Inhalt<br />
und Optik des redaktionellen Teils suggerieren. Für<br />
diesen Grundsatz stehen wir seit Jahrzehnten: Redaktion<br />
ist Redaktion und Anzeigen sind Anzeigen. Das gilt auch<br />
für alle neuen Sonderwerbeformen – ob Print oder Digital<br />
– über die wir im Einzelfall einen Konsens mit den Herausgebern<br />
herbeiführen.<br />
nb: Trotzdem haben Sie in den letzten Jahren neue Akzente<br />
in der Werbevermarktung Ihrer Titel gesetzt.<br />
Formen: Sicher. Denn die Voraussetzung für erfolgreiche<br />
Vermarktung sind in gleicher Weise hohe Ansprüche<br />
an Ideenreichtum, Spürsinn, an Kreativität und neuen<br />
Ideen. Die Qualitätsorientierung für den redaktionellen<br />
Inhalt unserer Titel ist die Herausforderung für den Anspruch<br />
unserer Vermarktung.<br />
nb: Wie sieht dieser in Ihrem Hause konkret aus?<br />
Formen: Die redaktionelle Qualität unserer Titel ist und<br />
bleibt für alle Aktivitäten der FAZ-Vermarktung der entscheidende<br />
Erfolgsfaktor. Wir haben aber in unserer Vermarktung<br />
deutlich zugelegt mit der Entwicklung neuer<br />
originärer, innovativer Konzepte. Der Markt erwartet<br />
heute von uns als Marktführer im Segment der Qualitätszeitungen<br />
rasche, adäquate – kurz die besten – Lösungen<br />
in Fragen der Werbung, von pfiffigen kreativen Ideen bis<br />
hin zu attraktiven kundenspezifischen Paketen.<br />
nb: Können Werbungstreibende denn bei Ihnen jede kreative<br />
Idee durchsetzen?<br />
Formen: Nein, aber wir suchen jeweils nach Lösungen,<br />
die sie letztlich akzeptieren und zufrieden stellen<br />
und mit unserem Qualitätsjournalismus im Einklang<br />
stehen. Ich verstehe mich als der für die Vermarktung<br />
verantwortliche FAZ-Verlagsgeschäftsführer mit meinem<br />
Vermarktungsteam in diesem Diskussionsprozess<br />
als Moderator zwischen den Positionen von Redaktion/<br />
Verlag und Kunden/Agentur bei der Bewertung neuer<br />
werblicher Ideen.<br />
<strong>new</strong> <strong>business</strong> Nr. <strong>18</strong> • 02.05.11 www.<strong>new</strong>-<strong>business</strong>.de
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Special – Supplements<br />
<strong>new</strong> <strong>business</strong> Nr. <strong>18</strong> • 02.05.11 www.<strong>new</strong>-<strong>business</strong>.de<br />
31
32 Special – Supplements<br />
nb: Also doch ein Einfluss auf die Redaktion?<br />
Formen: Nein. Die strikte Trennung zwischen Redaktion<br />
und Werbung ist bei all unseren Werbeformen das Maß<br />
aller Dinge. Unser Ehrgeiz ist es, dass unsere Kunden kreativ<br />
stets als 'first mover' eine Nasenlänge vorne liegen.<br />
Denn wir wollen den Markt steuern, nicht umgekehrt.<br />
Wir haben ebenso kein Interesse daran, innovative Aktionen<br />
massenhaft zu inflationieren. Stattdessen setzen<br />
wir sie dosiert ein, jeweils gemeinsam mit den passenden<br />
Kunden.<br />
nb: Das wäre früher in Ihrem Verlag kaum denkbar gewesen.<br />
Formen: Früher waren die Rahmenbedingungen für die<br />
Vermarktung von Qualitätstiteln völlig andere: Wir haben<br />
uns mit unserer neuen Unit 'Media Solutions' innovativer<br />
und schlagkräftiger mit branchen- und kundenorientiertem<br />
Know-how aufgestellt. Das gilt ebenso für<br />
die Vermarktung unserer digitalen Angebote, die bei uns<br />
nach dem crossmedialen Prinzip zusammenspielen.<br />
nb: Wie steuern Sie die Nachfrage nach besonderen Werbeformen?<br />
Formen: Wir halten viel von Lufthansa-Philosophie: Wer<br />
First Class fliegt, der sollte auch First Class<br />
bezahlen. Ebenso bieten<br />
wir aber auch – um<br />
in diesem Bild zu bleiben<br />
– attraktive 'Angebots-Flüge'<br />
an, für die<br />
der Werbungstreibende<br />
allerdings eine Reihe<br />
von Einschränkungen<br />
akzeptieren muss. In der<br />
First Class hingegen bieten<br />
wir große Flexibilität<br />
und innovative Auftritte<br />
zu entsprechend hohen<br />
Preisen. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass Qualitätsjournalismus<br />
nicht<br />
mit Dumpingpreisen finanzierbar<br />
ist.<br />
nb: Wie verträgt sich<br />
diese offensive Vermarktungsstrategie<br />
mit dem<br />
Markenkern Ihrer Titel?<br />
Formen: Da sieht intern niemand ein Konfliktpotenzial:<br />
Denn der eigentliche Markenkern unserer Objekte ist die<br />
Auseinandersetzung engagierter Journalisten mit gesellschaftlichen<br />
Strömungen. Das hat die FAZ zum Qualitätsführer<br />
im deutschen Zeitungsmarkt gemacht, das ist ihr<br />
Markenkern. Dabei teilen sich die drei Marken FAZ, faz.<br />
net und FAS einen gemeinsamen Kern, sozusagen ihre<br />
unverwechselbaren Marken-Gene: ihre Glaubwürdigkeit<br />
und Kompetenz bei Lesern und Inserenten. Daher ist es<br />
entscheidend, dass die Marken-Gene aller FAZ-Produkte<br />
als unverwechselbar bleiben: Neben der Glaubwürdigkeit<br />
ebenso die Kompetenz und Qualität der journalistischen<br />
Inhalte. Und das gilt nicht nur für FAZ und FAS,<br />
sondern ebenso für die Palette unserer Specials und Sonderprojekte<br />
wie z.B. das Magazin Z.<br />
(Interview: Volker Scharninghausen)<br />
FAZ MIT NEuEM MuSIKMAgAZIN<br />
Ein neues Supplement mit dem Titel 'taktvoll – das Magazin<br />
für Ereignisse und Klänge' wurde am 16. April erstmals der<br />
'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' beigelegt. Als Ergebnis einer<br />
Initiative der FAZ konnten diverse<br />
Konzerthäuser des deutschsprachigen<br />
Raums gewonnen werden, sich gemeinsam<br />
den Zeitungslesern zu präsentieren.<br />
Die redaktionelle Leitung hat der Musikexperte<br />
Prof. Dr. Wolfgang Sandner<br />
übernommen.<br />
Das großformatige 44-seitige Magazin<br />
beschäftigt sich, wie der Titel bereits<br />
andeutet, nicht nur mit Klängen, sondern<br />
ebenso mit musikalischen Ereignissen,<br />
die weit in die Gesellschaft hineinragen.<br />
Zudem beschreibt die Startausgabe<br />
die hohe Bedeutung von Musikerziehung.<br />
Darüber hinaus werden<br />
wichtige Philharmonien vorgestellt,<br />
und in der Heftmitte stehen alle Saison-Highlights<br />
<strong>2011</strong>/12.<br />
Zwölf Anzeigenkunden sind im Debütheft<br />
dabei. Partner der Ausgabe sind<br />
die Bamberger Konzerthalle, die Berliner<br />
Philharmonie, das Dortmunder<br />
Konzerthaus, die Tonhalle Düsseldorf,<br />
die Philharmonie Essen, die Alte Oper<br />
Frankfurt, das Gewandhaus Leipzig<br />
und die Philharmonie Luxembourg.<br />
Die zweite Ausgabe erscheint im<br />
Herbst <strong>2011</strong>.<br />
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34 Special – Supplements<br />
TV-Supplements<br />
"Programminfos werden auch in<br />
Zukunft ein wichtiges Segment bilden"<br />
Die Programm-Beilage 'rtv' feiert 50-jähriges Jubiläum. Aus dem 1961 gegründeten Radio und Television<br />
Verlag (rtv) ist heute ein internationaler Mediendienstleister entstanden.<br />
Sie sei "zeitungsfremd", eine "problematische Angelegenheit"<br />
und mache das Fernsehen "ihren Lesern nur noch<br />
schmackhafter". So dachten Anfang der 60 Jahre viele<br />
Zeitungsverleger über die Neugründung von 'rtv', einer<br />
überregional verbreiteten Programmbeilage in Tageszeitungen.<br />
Heute können die meisten Verleger über ihre damaligen<br />
Bedenken wohl nur den Kopf schütteln.<br />
Der damals 39-jährige Hannsheins Porst, Gründer der<br />
'rtv' und seinerzeit Juniorchef von Photo Porst hatte es<br />
anfangs schwer, seine Idee einer über Anzeigen finanzierten<br />
farbigen Illustrierten mit einer übersichtlichen<br />
Programmvorschau durchzusetzen. Inzwischen ist 'rtv'<br />
jedoch fester Bestandteil des redaktionellen Angebots von<br />
rund 200 Trägermedien. Seit Ende der 60er Jahre gehört<br />
der Verlag zum Medienkonzern Bertelsmann AG.<br />
Gegenwind erhielt Porst aber nicht nur von den Zeitungsverlegern,<br />
sondern auch von den damals vier größten<br />
Programmzeitschriften-Verlagen (Springer, Bauer,<br />
Burda sowie Sebaldus (heute Gong), die eine Gegenbeilage<br />
mit dem Titel 'Wochenschau' auf den Markt brachten.<br />
Neue Herausforderungen meistern<br />
Um gegen die massiven Widerstände vorzugehen, gründete<br />
man 1962 die Verleger-Interessensgemeinschaft rtv<br />
(VIG) e.V., Frankfurt, mit der sich die Zeitungsverleger<br />
Mitspracherechte in wirtschaftlichen und inhaltlichen<br />
Fragen zu 'rtv' bis heute sichern.<br />
Doch auch die kommenden Jahre brachten neue Herausforderungen.<br />
Etwa mit Aufkommen des Kabelfernsehens<br />
und dem steigendem Angebot privater Programme.<br />
Entsprechend wuchs der Heftumfang und machte eine<br />
neue Kalkulation von rtv notwendig. Weiteres Wachstum<br />
ergab sich mit der politischen Wende 1989/90. Wegen der<br />
verschiedenen Senderauswahl und des anders strukturierten<br />
Anzeigenmarktes konnte 'rtv' nicht einfach auf<br />
die neuen Länder übertragen werden, sondern erforderte<br />
eine Ost-Ausgabe.<br />
Heute ist der Markt klar umrissen und zwischen dem<br />
Marktführer rtv sowie dem Düsseldorfer prisma Verlag<br />
(gehört zur Rheinischen Post) aufgeteilt. 'prisma' ist vor<br />
allem im Verbreitungsgebiet Nordrhein-Westfalten und<br />
den neuen Bundesländern aktiv und erreicht insgesamt<br />
eine Auflage von rund 4,01 Millionen Exemplaren (IVW<br />
I/<strong>2011</strong>) und eine Reichweite von 7,68 Millionen Lesern (MA<br />
II/2010). Beide Titel setzen als Werbemedien auf ihre Re-<br />
sponsestärke und das Thema Abverkauf. Zum Vergleich:<br />
'rtv' kommt insgesamt auf eine Auflage von über 8,94 Millionen<br />
Exemplare (IVW I/<strong>2011</strong>) und 13 Millionen Leser.<br />
Vom Supplement zum Mediendienstleister<br />
Während die Auflagen der Tageszeitungen schrumpfen<br />
und ihre Leser älter werden, bieten neue Medien wie<br />
Internet und Mobil Möglichkeiten, jüngere Zielgruppen<br />
und neue Anzeigenmärkte zu erschließen. Grund für 'rtv'<br />
mit seiner Digital-Tochter TV Information Services 2009<br />
zu fusionieren und sich in rtv Media Group umzubenennen.<br />
Damals unter der Führung von 'rtv'-Geschäftsführer<br />
Matthias Schönwandt (heute Herausgeber und Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung bei News in Österreich). Die<br />
Fusion hatte zum Ziel, allen Kunden cross-mediale Kommunikationslösungen<br />
aus einer Hand anzubieten. Wichtigster<br />
Aspekt der Fusion war die Zusammenführung<br />
der Vermarktungsabteilungen zum Bereich rtv Media<br />
Solutions, den seither Martin Schumacher leitet und die<br />
Bereiche Corporate, Dialogservice und Mehrwertdienste<br />
(z.B. Marktforschung) umfasst.<br />
Für den Vermarktungschef Schumacher steht dieses<br />
Jahr ganz im Zeichen des Jubiläums, zu dem es zahlreiche<br />
Werbeaktivitäten geben soll. Anlässlich des Events gibt<br />
der Verlag eine Jubiläumsausgabe heraus (Heft 36/<strong>2011</strong>)<br />
inklusive einer umfangreichen Berichterstattung zum 50.<br />
Geburtstag. "Für unsere Jubiläumsausgabe haben wir unseren<br />
Kunden ein besonders Tortenstück reserviert und<br />
bieten einen einmaligen Sonderrabatt von 50 Prozent auf<br />
alle Glückwunschanzeigen an", sagt Schumacher.<br />
Pünktlich zum Jubiläum soll auch die aktuelle Kampagne<br />
von 'rtv' neuen Glanz erhalten (aktueller Claim: 'Das Kaufkraftmedium).<br />
Gemeinsam mit der Hamburger Werbeagentur<br />
Vasata Schröder Florenz soll die Kampagne weiterentwickelt,<br />
das Thema Kaufkraftmagazin mit dem Fokus auf<br />
die Zielgruppe Best Ager aber fortgesetzt werden.<br />
Seit Beginn des Jahres leitet Matthias Körner als Geschäftsführer<br />
die rtv Media Group GmbH, Nürnberg. Wir<br />
sprachen mit ihm über die Zukunft von Programminformationen<br />
hinsichtlich der steigenden Digitalisierung im<br />
Medienmarkt. Körner kommt von der Hamburger Bauer<br />
Media KG, dem Vermarkter der Bauer Media Group, wo<br />
er zuletzt die Position des Geschäftsleiters innehatte. Er ist<br />
davon überzeugt, dass Programminformationen auch in<br />
Zukunft ein wichtiges Segment bilden.<br />
<strong>new</strong> <strong>business</strong> Nr. <strong>18</strong> • 02.05.11 www.<strong>new</strong>-<strong>business</strong>.de
nb: Herr Körner, TV-Supplements unterscheiden sich<br />
von Programmzeitschriften darin, dass ihr Nutzwert vom<br />
Zeitungsleser und nicht vom Kiosk-Käufer bestimmt<br />
wird. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus?<br />
Matthias Körner: Von unseren Trägermedien wissen<br />
wir, dass an den Beilagetagen ein deutlicher Impuls im<br />
Abverkauf gegeben ist. Die Akzeptanz unserer Leser ist<br />
sehr hoch, insofern scheuen wir nicht den Vergleich mit<br />
Kauftiteln oder Abozeitschriften. Wir sind ein sehr nutzwertorientiertes<br />
Medium, sehr stark auf unsere Kernkompetenz<br />
Programminformationen fokussiert. Das schätzen<br />
die Zeitungsleser.<br />
nb: Und wie sehen das ihre Anzeigenkunden?<br />
Körner: Die Akzeptanz von 'rtv' ist hoch, zunehmend<br />
auch bei Kunden, die bei uns bisher nicht vertreten waren,<br />
etwa aus dem FMCG-Bereich. In den vergangenen<br />
Monaten ist es uns gelungen, einige Neukunden zu gewinnen,<br />
wie L'Oreal, Nestlé und aus dem Automobilbereich<br />
Suzuki. Das zeigt, dass auch Markenartikler die<br />
hohe Reichweite und Auflagenstärke von 'rtv' schätzen.<br />
nb: Nimmt 'rtv' der Tageszeitung nicht das Anzeigengeschäft<br />
weg?<br />
Körner: Nein. Wir haben eine klare Vereinbarung mit<br />
den Zeitungsverlegern getroffen. 'rtv' konzentriert sich<br />
ausschließlich auf das nationale und nicht auf das regionale/lokale<br />
Geschäft. Insofern kommen wir uns nicht ins<br />
Gehege, weil das zwei komplett unterschiedliche Felder<br />
sind.<br />
nb: 'rtv' besteht hauptsächlich aus der Programmvorschau,<br />
Redaktion findet kaum statt. In der Vergangenheit<br />
gab es aber schon mal themenbezogene Beilagen. Können<br />
Sie sich solche Produkte künftig wieder vorstellen?<br />
Körner: Wir legen den Fokus klar auf Programminformationen.<br />
Es ist allerdings nicht ausgeschlossen,<br />
dass wir künftig auch mal themenspezifische<br />
Schwerpunkte umsetzen, um Werbefelder<br />
zu schaffen. Das ist durchaus denkbar.<br />
nb: Gibt es schon konkrete Anfragen?<br />
Körner: Noch nicht.<br />
nb: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?<br />
Körner: Wir sind der führende Programmanbieter<br />
in Deutschland. Diese<br />
Position wollen wir weiter ausbauen.<br />
Ich bin jetzt seit etwa acht Wochen<br />
Geschäftsführer der rtv Media<br />
Group. Vieles andere entwickeln<br />
wir gerade. Da bitte ich noch um<br />
etwas Geduld.<br />
nb: Wo sehen Sie die größten<br />
Wachstumsmöglichkeiten für den<br />
Verlag?<br />
Special – Supplements<br />
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35<br />
Körner: Neben 'rtv' sind wir im Bereich content solutions<br />
aktiv. In diesem Programmservicebereich sind wir mit<br />
Abstand Marktführer. Auch im digitalen Bereich wachsen<br />
wir sehr stark. Darüber hinaus sind wir auch im Ausland<br />
in Tschechien und in Österreich unterwegs.<br />
nb: Fernsehen und Internet wachsen immer mehr zusammen.<br />
Sind Programmzeitschriften ein Auslaufmodell?<br />
Körner: Verändertes Mediennutzungsverhalten, bedingt<br />
durch die Digitalisierung, ist sicherlich eine Herausforderung<br />
der Zukunft. Allerdings wurde schon vor zehn<br />
Jahren der bevorstehende Tod dieses Segments vorhergesagt.<br />
Doch Programminformationen sind nach wie vor<br />
ein sehr wichtiges Zeitschriftensegment. Insofern sind<br />
wir optimistisch, dass es auch mindestens die nächsten<br />
zehn Jahre so sein wird. Wir greifen die Themen Digitalisierung<br />
und non-lineares TV auf und machen sie für die<br />
Marke rtv nutzbar. Das ist für uns ein sehr wichtiges Geschäftsfeld.<br />
nb: Hat 'rtv' schon eine eigene App?<br />
Körner: Wir stehen kurz vor dem Launch.<br />
nb: Prisma ist Ihnen da voraus.<br />
Körner: Ja, aber uns geht es nicht darum, eine möglichst<br />
schnell gestrickte Lösungen für Teilsegmente der mobilen<br />
Nutzung zu schaffen. Wir wollen unserer Zielgruppe<br />
und unseren Anzeigenkunden eine hochwertige Lösung<br />
auf allen mobilen Services bieten.<br />
nb: Stichwort iPad, wie weit sind Sie damit?<br />
Körner: Das ist ein Thema, das wir auf der Agenda haben<br />
und damit sicherlich noch in diesem Jahr an den Start<br />
gehen.<br />
nb: Welche Aktionen planen Sie anlässlich<br />
des diesjährigen Jubiläums?<br />
Körner: Wir setzen auf die Marke 'rtv'. Höhepunkt<br />
wird die Gala am 15. September in<br />
Babelsberg sein. Hier geht es um fünf Jahrzehnte<br />
TV-Geschichte und die Zusammenarbeit<br />
mit den Tageszeitungen. Wir wollen<br />
aber auch einen Ausblick wagen: Wie<br />
sieht die Zukunft aus? Wie wird<br />
'rtv' diese gemeinsam mit den<br />
Tageszeitungen gestalten?<br />
nb: Und wie sieht diese Zukunft<br />
aus?<br />
Körner: Das verraten wir dann.<br />
(lacht)<br />
Matthias Körner, GF rtv Media Group