FAZIOSKAPULO- HUMERALE MUSKEL- DYSTROPHIE

FAZIOSKAPULO- HUMERALE MUSKEL- DYSTROPHIE FAZIOSKAPULO- HUMERALE MUSKEL- DYSTROPHIE

12.07.2015 Aufrufe

DGM·INFOFAZIOSKAPULO-HUMERALEMUSKEL-DYSTROPHIEDGM·Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V.

DGM·INFO<strong>FAZIOSKAPULO</strong>-<strong>HUMERALE</strong><strong>MUSKEL</strong>-<strong>DYSTROPHIE</strong>DGM·Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V.


2 3Die fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD)Die fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD) ist eineerbliche Muskelerkrankung. Sie wurde erstmals 1885 von denfranzösischen Neurologen L. Landouzy und J. Déjerine beschrieben.Sie wird daher auch als Muskeldystrophie vom TypLandouzy-Déjerine bezeichnet. Die lateinische Bezeichnungdieser Muskeldystrophie leitet sich aus den betroffenen Muskelgruppenher: die Muskelschwäche zeigt sich im Gesicht(fazio-), im Schultergürtel (-skapulo-) und an den Oberarmen(-humeral). Die durchschnittliche Häufigkeit der FSHD wirdauf mindestens einen Erkrankten auf 20.000 Einwohner(1:20000) geschätzt.MuskelsymptomeDie Erkrankung beginnt im jugendlichen Alter oder im jungenErwachsenenalter. In der Regel zeigt sich der muskelabbauendeProzeß frühzeitig in den runden Gesichtsmuskeln um Augenund Mund. Betroffene können ihre Augen nur unvollständigschließen und geben häufig an, daß sie niemals pfeifen konnten.Bei einigen ist die Schwäche der Gesichtsmuskeln allerdingsso schwach ausgeprägt, daß sie leicht übersehen werdenkann. Alle Erkrankten zeigen eine Muskelschwäche des Schultergürtelsund der Oberarme. Es bestehen Schwierigkeiten beiÜberkopfarbeiten (Wäscheaufhängen, Tapezieren usw.). Imweiteren Verlauf kann die Muskelschwäche auf die Beinmuskeln(Gang auf der Hacke ist nicht mehr möglich), später auchauf die Beckenmuskulatur (Schwierigkeiten beim Treppensteigen)und auf die Rumpfmuskulatur (Probleme beim Aufrichtenaus dem Liegen) übergehen. Nicht selten bildet sich die Muskelschwächeunterschiedlich im Bereich der linken und rechtenKörperhälfte aus. Die Krankheit schreitet in der Regel langsamvoran. Nur etwa 20% der Erkrankten benutzen später für längereGehstrecken einen Rollstuhl. Betroffen ist nur die quergestreifteMuskulatur (Skelettmuskulatur), nicht aber die Herzmuskulatur.Bei sorgfältiger neurologischer Untersuchungzeigt sich die Muskelschwäche bei den meisten Betroffenen imAlter zwischen 20 und 30 Jahren. Die Lebenserwartung ist inder Regel nicht vermindert.Bei 10–30% aller Erkrankten mit FSHD beginnt die Muskelschwächebereits im Säuglingsalter oder frühen Kindesalter.Meist handelt es sich bei dieser kindlichen Form um ein erstmaligesAuftreten der Erkrankung in einer Familie. Weitere Familienmitgliedersind nicht erkrankt. Typisch für die kindlicheForm der FSHD ist eine ausgeprägte Muskelschwäche vor dem5. Lebensjahr. Insbesondere ist eine Muskelschwäche im Gesichtauffällig. Manchmal wird deshalb der Verdacht auf eineLähmung der Gesichtsnerven geäußert. Es kommt zu einemrasch fortschreitenden Verlauf des muskelabbauenden Prozessesmit einer Schwäche im Schulter- und Beckengürtel. Auchdie Beinmuskulatur ist schon vor dem 10. Lebensjahr mitbetroffen.Deshalb benötigen viele Erkrankte mit der kindlichenForm als Erwachsene einen Rollstuhl.Narkoserisiken im Sinne eines Malignen-Hyperthermie-Syndromssind bei Erkrankten mit FSHD nicht beschrieben. Trotzdemsollte jeder Betroffene im Rahmen von Allgemeinnarkosendie behandelnden Ärzte auf seine Muskelkrankheit aufmerksammachen.Schwerhörigkeit und Veränderungen an derNetzhautNeben der fortschreitenden Muskelschwäche kann bei einigenBetroffenen zusätzlich eine Hochtonschwerhörigkeit auftreten.Dies wird insbesondere bei Betroffenen mit der kindlichenForm beobachtet. Eine Versorgung mit Hörgeräten sollte möglichstfrühzeitig erfolgen. Veränderungen der Netzhautgefäße(retinale Mikroangiopathie) sind bisher nur in wenigen Familienmit FSHD beobachtet worden. Um diese Veränderungenim Auge nachzuweisen, sind besondere Untersuchungen derNetzhautgefäße mit einem Kontrastmittel (Fluoreszenzangiographie)durch einen spezialisierten Augenarzt notwendig. Zueiner Verschlechterung des Sehens führen diese Gefäßveränderungennicht. Das Auftreten von Schwerhörigkeit und Augenhintergrundsveränderungensagt nichts über den Verlauf derMuskelerkrankung aus.


6 7MolekulargenetikDer Genort für die Erkrankung FSHD liegt auf dem langenArm von Chromosom 4 (4q35). Das verantwortliche Gen istnoch nicht bekannt. Man weiß aber inzwischen, daß es beiFSHD-Erkrankten zu einer Verkürzung von Erbsubstanz(DNA) am äußersten Ende des langen Arms von Chromosom 4kommt. Bei gesunden Personen haben entsprechende DNA-Abschnitte auf beiden Chromosomen 4 eine Länge von50–300 Kilobasenpaaren. Bei Betroffenen ist dieser DNA-Abschnitt auf einem Chromosom 4 auf 10 –35 Kilobasenpaareverkürzt. Diese Verkürzung der DNA wird für den molekulargenetischenNachweis der Erkrankung aus den weißen Blutzellengenutzt.Hat ein Patient typische Symptome einer FSHD und zeigt dieErbsubstanz auf einem Chromosom 4 eine Verkürzung auf unter35 Kilobasenpaare, so liegt nach heutigen Erkenntnissen eineFSHD vor. Für den molekulargenetischen Test ist nur eineBlutentnahme erforderlich, da die Erbsubstanz der weißenBlutkörperchen die gesamte genetische Information einesMenschen enthält. Der Test ist insbesondere für Erkrankte mittypischen Zeichen der FSHD geeignet. Damit kann die Diagnoseabgesichert werden. Dieser Test ist auch hilfreich, wennder untersuchende Arzt eine FSHD ausschließen möchte.Durchgeführt wird der Test in darauf spezialisierten Zentrenfür Humangenetik. Eine genetische Beratung des Erkranktenund seiner Familie ist in allen Fällen anzustreben.Bei etwa 2% der FSHD-Erkrankten findet sich der Genort derKrankheit nicht auf Chromosom 4. Für diese Patientengruppegibt es derzeit keinen molekulargenetischen Test.Therapeutische MöglichkeitenEs ist bisher nicht bekannt, wie es zu dem langsamen Muskelabbaukommt. Daher ist eine ursächliche Therapie der FSHDnoch nicht möglich. Versuche durch Einnahme der SubstanzKreatin die Muskelkraft zu verbessern und zu erhalten sindverschiedentlich durchgeführt worden. Sie befinden sich imAnfangsstadium von klinischen Studien, die von Neurologenund Neuropädiatern an Muskelzentren durchgeführt werden.Bevor ein Erkrankter Kreatin oder eine andere Substanz ausprobiert,ist es ratsam, Rücksprache mit den behandelndenÄrzten zu nehmen. Häufig ist über Vor- und Nachteile vonSubstanzen, die in der Presse gelobt werden, sehr wenig bekannt.Insbesondere ist die Wirkung auf den geschwächtenMuskel meist unzureichend geklärt.Im Vordergrund der Behandlung steht die krankengymnastischeTherapie. Neben einem maßvollen Training der geschwächtenMuskulatur können Krankengymnasten/innenauch darüber beraten, wie im Alltag Überanstrengungen desMuskels und damit auch Muskelschmerzen vermieden werdenkönnen. Die DGM führt Weiterbildungen für Krankengymnastendurch, die Muskelkranke behandeln. Patienten können beider DGM erfragen, welche Therapeuten in ihrer Nähe entsprechendfortgebildet sind. Für Jugendliche ist empfehlenswert,die Berufsausbildung so zu planen, daß der Beruf auch nachJahren mit langsam zunehmender Muskelschwäche noch ausgeübtwerden kann.Stand der ForschungDie Ursache für den langsamen Muskelabbau ist bei derErkrankung FSHD bisher nicht geklärt. Wahrscheinlich beeinflußtdie verkürzte Erbsubstanz auf dem langen Arm vonChromosom 4 das regelrechte Ablesen des verantwortlichenGens. Die weitere Erforschung der Grundlagen und Ursachender FSHD wird weltweit von mehreren Forschergruppen betrieben.

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