02.12.2012 Aufrufe

Grafschafter Schulgeschichte Schulchronik der Ev. Volksschule ...

Grafschafter Schulgeschichte Schulchronik der Ev. Volksschule ...

Grafschafter Schulgeschichte Schulchronik der Ev. Volksschule ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Grafschafter</strong> <strong>Schulgeschichte</strong><br />

<strong>Schulchronik</strong><br />

<strong>der</strong><br />

<strong>Ev</strong>. <strong>Volksschule</strong> Uelsen<br />

Chr-G01: <strong>Volksschule</strong> Uelsen<br />

Glie<strong>der</strong>ung des Originals<br />

Bd. 1: 1894 - 1935<br />

Aufbewahrung <strong>der</strong> Originalfassung:<br />

Schularchiv <strong>der</strong> Gemeinde Uelsen<br />

Transkription:<br />

Achim Rö<strong>der</strong>, Neuenhaus, im Sommer 1912<br />

Auswertung:<br />

Internetprojekt <strong>Grafschafter</strong> <strong>Schulgeschichte</strong><br />

Anmerkung: Rechtschreibung und Grammatik sind in ihrer ursprünglichen Form<br />

beibehalten worden, wenn <strong>der</strong> Text verständlich bleibt.<br />

1


I. Die Schulgemeinde bis zur Gegenwart<br />

1. Lage.<br />

Die Schulgemeinde Uelsen ist ein anmutiger Flecken und liegt im<br />

südlichen Teile <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>grafschaft Bentheim eine Stunde von <strong>der</strong><br />

holländischen Grenze entfernt. Die Gemeinde Bauerhausen, welche rings<br />

herum liegt, bildet mit Uelsen zusammen eine Schulgemeinde. Sie ist so<br />

ziemlich <strong>der</strong> Mittelpunkt des Kirchspiels Uelsen und gehört zum Kreis<br />

Grafschaft Bentheim in Hannover. Es liegt in einem Kesselthale. Schöne<br />

Hügel, die zum größten Teile bebaut sind, umgeben es nach allen Seiten und<br />

lassen nur nach Osten hin ein schmales, ungemein fruchtbares Thal offen,<br />

das sich bald in ein schönes Wiesenthal erweitert und fruchtbaren<br />

Marschboden aufzuweisen hat. Dieses Thal, das durch Höhenzüge<br />

stellenweise verengt ist, setzt sich bis zur Stadt Neuenhaus hin fort, wo es<br />

sich zur Ebene ausbreitet. Die Höhenzüge um Uelsen haben zahlreiche<br />

Quellen und versenden nach verschiedenen Richtungen hin muntere Bächlein<br />

mit kristallklarem Wasser. Eins dieser Bäche durchfließt Uelsen von Westen<br />

nach Osten. Im Westen Uelsen’s versieht es den sogenannten Kirchenteich<br />

mit Wasser zum Löschen für eventuelle Brände. In seinem ferneren Laufe<br />

berieselt er die Wiesen, nimmt an<strong>der</strong>es Bächlein in sich auf und mündet<br />

nördlich von Neuenhaus in Buitenborg in die Dinkel. Parallel mit dem<br />

Hauptthale Uelsen’s laufen noch drei an<strong>der</strong>e Thäler, die von den Bächlein,<br />

die fruchtbare Sinkstoffe mit sich führen, beflößt werden. Zwei Thäler, de<br />

beckedaal und das Uelser-Holt, liegen nördlich und eines, die sog.<br />

Lindenbecke, südlich von Uelsen. Sämtliche Thäler erweitern sich nach Osten<br />

hin und sind durch Querthäler mit einan<strong>der</strong> verbunden. Während Uelsen im<br />

fruchtbarsten Hauptthale liegt, liegen die einzelnen Gehöfte von<br />

Bauerhausen in den an<strong>der</strong>n Thälern mit ihren Nebenthälern versteckt.<br />

Uelsen ist ein Knotenpunkt für vier Landstraßen, eine führt nach<br />

Neuenhaus, eine nach Wilsum, die dritte über Itterbeck nach Hardenberg im<br />

benachbarten Holland und die vierte über Getelo nach Tubbergen und dem<br />

hübschen und sauberen Städtchen Almelo. Ferner führen Fuhr- und Fußwege<br />

kreuz und quer nach allen Seiten hin und zeigen dem Spaziergänger, <strong>der</strong><br />

4


Auge und Sinn für die schöne Natur hat, immer neue Aussichten. Namentlich<br />

gewähren die Höhepunkte prachtvolle Ausblicke. Sogar nach Bentheim,<br />

Schüttorf und ins Westfälische hinein reicht bei klarem Wetter das Auge.<br />

2. Vermutungen über die Entstehung Uelsen’s.<br />

Die Entstehung Uelsen’s mit <strong>der</strong> Bauerschaft Bauerhausen reicht<br />

jedenfalls bis ins graue Mittelalter hinein. Genaueres ist hierüber nicht in<br />

Erfahrung zu bringen. Es heißt, daß Karl <strong>der</strong> Große zur Bekehrung <strong>der</strong><br />

heidnischen Sachsen mehrere englische Prediger hat kommen lassen. Unter<br />

diesen werden in <strong>der</strong> Grafschaft <strong>der</strong> weiße und <strong>der</strong> schwarze Ewaldi<br />

genannt. ∗<br />

Vielleicht hat man dann auch bald angefangen in <strong>der</strong> Grafschaft die<br />

ersten Kirchen zu bauen und Kirchengemeinden zu gründen. Jedenfalls ist<br />

die dem „heiligen Werenfridus“ geweihte Kirche zu Uelsen eine mit <strong>der</strong><br />

ältesten unter diesen. Für dieselben hat man die fruchtbarsten zur Gründung<br />

einer Kirchengemeinde geeignetsten Stellen ausgesucht. Von <strong>der</strong> in unserer<br />

Gemeinde heißt es im Volksmunde noch heutigen Tages: „Tot Uelsen<br />

tuschen de dre hülsen in den depen dal door steet de karke alsonal.“<br />

Vermutlich ist die Kirche anfangs nur halb so groß gewesen und später die<br />

östliche Hälfte angebaut. Der Augenschein zeugt wenigstens für diese<br />

Annahme, denn <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> letzten Hälfte ist mit weniger Sorgfalt<br />

ausgeführt. Während das Turmende schöner gearbeitete Bogengänge am<br />

Gewölbe hat, sind letztere bei <strong>der</strong> östlichen Hälfte einfacher. Auch befinden<br />

sich nach dem Turmende zu zwischen dem Haupt- und Nebenschiff schöne<br />

runde Säulen, am an<strong>der</strong>en Ende hingegen hat man sich mit einem<br />

vierkantigen Pfeiler begnügt. Sonst ist <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Kirche im gothischen<br />

Stile ausgeführt. Schade ist es, daß man die altertümlichen Bleifenster, wie<br />

die Kirche sie an <strong>der</strong> Südseite sie aufzuweisen hat, an <strong>der</strong> Ost- und<br />

Nordseite durch an<strong>der</strong>e ersetzt hat. Merkwürdig ist <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong><br />

Kirche befindliche hübsche Ausbau, den viele „Grafen- an<strong>der</strong>e<br />

Grobbenkerken“ nennen. Man sagt, daß <strong>der</strong> Graf von Thurn o<strong>der</strong> Thorn, <strong>der</strong><br />

∗ Gesch. d. Grafsch. Bentheim von Möller: „Werenfried lehrte ebenfalls in den hiesigen Gegenden und<br />

legte den Grund zu <strong>der</strong> christlichen Gemeinde zu Uelsen in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>grafschaft, wo ihm zu Ehren<br />

später eine Kirche erbaut wurde.“<br />

5


früher in Uelsen wohnte, sich den Luxus gestattet habe, für sich und seine<br />

Familie denselben auf eigene Kosten zu bauen. An<strong>der</strong>erseits wird behauptet,<br />

daß ein Gutsbesitzer namens Grobbe, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte zwischen Uelsen und<br />

Höcklenkamp gelegen haben soll, diesen Bau habe ausführen lassen.<br />

Diesbezügliche Quellen sind aber nicht vorhanden, und man weiß daher<br />

lei<strong>der</strong> nicht, ob <strong>der</strong> Ausdruck „Grafen – o<strong>der</strong> Grobbenkerken“ <strong>der</strong> richtige ist.<br />

Jedenfalls ist die Kirche in Uelsen vor dem Jahre 1131 gegründet, denn in<br />

dem Jahre wurde von dem Utrecht’schen Bischof Andreas van Kuik die<br />

Pfarrei zu Uelsen, welche damals noch zu Twente gerechnet wurde, an das<br />

Petersstift zu Utrecht vergeben mit <strong>der</strong> Bedingung, daß dieses Stift dem<br />

Domcapitel jährlich eine Abgabe von vier Mark entrichte. Im Jahre 1327<br />

unter <strong>der</strong> Regierung des Papstes Johannes XXII empfing die alte Kirche zum<br />

heiligen Werenfried in Uelsen – Uetrechtischen Diöces – und unter dem<br />

Dekanat o<strong>der</strong> Archidiakonat Ootmarsum einen Ablassbrief, durch zwölf<br />

Bischöfe zu Avignon ausgefertigt. Iungius, Codex Diplom No. 64.<br />

1332. Die Kirche zu Uelsen erhielt einen Zehnten von <strong>der</strong> Familie<br />

Meierink aus dem Hause Sonnenbergrink, zu einem ewigen Lichte zur Ehre<br />

<strong>der</strong> seligsten Jungfrau Maria, wie <strong>der</strong> Bentheimsche Burgmann und Knappe<br />

Swe<strong>der</strong> von Bretlare mit seinem Siegel beurkundete.<br />

Ob nun <strong>der</strong> Flecken Uelsen als solcher mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Kirche<br />

nach und nach entstanden ist, wie die im Mittelalter durch Gründung <strong>der</strong><br />

Bistümer entstandenen Städte, o<strong>der</strong> ob sein Bestehen vor die Zeit<br />

zurückgreift, ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen.<br />

3. Sagen über den Namen „Uelsen“.<br />

Was den Namen Uelsen betrifft, so steht ebenfalls nicht fest, woraus<br />

<strong>der</strong>selbe hergeleitet wird. Es wird behauptet, <strong>der</strong>selbe sei von <strong>der</strong> wilden<br />

Völkerschaft <strong>der</strong> Wilsen, Wilzen o<strong>der</strong> Wilten abgeleitet, welche früher an <strong>der</strong><br />

Elbe wohnten und infolge einer Empörung von Karl dem Großen ins<br />

Frankenland verpflanzt wurden. Der Name <strong>der</strong> Nachbargemeinde Wilsum<br />

spricht fast für diese Annahme. ∗<br />

∗ Nunning in seiner Sepulchr. Westph. Pag.23<br />

6


Dann wird behauptet, daß bei Uelsen früher ein Siegelring und eine<br />

Urne ausgegraben seien mit den Buchstaben: U.L.S., welch letzteren die<br />

Bedeutung „Quintae legionis statione“, Standort <strong>der</strong> fünften Legion,<br />

beigelegt wurden. Diese Buchstaben hat man Uls gelesen und so soll <strong>der</strong><br />

Name Uelsen entstanden sein. Ferner will man Uelsen von Ullen herleiten,<br />

welches so viel heißt als Quellen, weil diese in und um Uelsen herum vielfach<br />

vorkommen. Thatsächlich giebt es noch ältere Leute in Ratzel, welche für<br />

Quelle den Namen Ulle haben. Auch giebt es daselbst eine Wiese, welche die<br />

Ullenmate genannt wird, weil in <strong>der</strong>selben mehrere Quellen entspringen. Am<br />

meisten findet aber die Meinung Annahme, daß Uelsen von Hülsen<br />

abstamme. Hülsen nennt man hier allgemein die Stechpalme, welche in den<br />

Bauerschaften unsers Kirchspiels noch vielfach vorkommen. Zur Zeit <strong>der</strong><br />

Entstehung unseres Ortes sollen auch hier viele Stechpalmen gewachsen<br />

sein. Auch das Wappen Uelsens, welches drei Stechpalmenblätter im Schilde<br />

führt und an <strong>der</strong> Frontseite <strong>der</strong> Orgel und in <strong>der</strong> Wetterfahne auf dem<br />

Kirchturme zu sehen ist, spricht für diese Annahme. Früher führte auch ein<br />

Schenkwirt Engbers, das letzte Haus rechts am Wege nach Höcklenkamp,<br />

das Wappen Uelsens in seinem Aushängeschild.<br />

4. Familie von Turn o<strong>der</strong> Toren.<br />

Merkwürdig ist in Uelsen ein kleines altes Gebäudezwischen dem<br />

Wesen des Wedekind (Jetzt vom Zigarrenfabrikanten v. Nes bewohnt) und<br />

dem Wesen von Pastor emer. Lampmann (Jetzt bewohnt von <strong>der</strong> Familie des<br />

verstorbenen Johannes Kloppenburg). Diese Gebäude, welches schon seit<br />

Jahren von einer kleinen, armen Arbeiterfamilie bewohnt wird, ist noch ein<br />

kläglicher Rest <strong>der</strong> früheren Burg des Grafen ten Tooren o<strong>der</strong> von Thurn. In<br />

<strong>der</strong> Mitte des 19 ten Jahrhun<strong>der</strong>ts diente dieses Gebäude, welches damals<br />

noch mehrere Räume enthielt, den Juden in Uelsen als Synagoge. In <strong>der</strong> Zeit<br />

gab es in Uelsen nämlich mehrere jüd. Familien, die später nach und nach<br />

bis auf eine Familie ausgewan<strong>der</strong>t sind. Diese vormals mächtige<br />

Grafenfamilie muß früher bedeutende Besitztümer gehabt haben. Den<br />

Namen führte diese Familie wohl von ihrem Turm auf <strong>der</strong> Burg. „Den<br />

größten Zuwachs erhielt aber die Grafschaft Bentheim durch die Besitzungen<br />

7


<strong>der</strong> vormaligen wichtigen Familie von Thurn o<strong>der</strong> Thorne, welche wohl von<br />

ihren noch in etwa übrigen Schloßturme und ihrer meist verschwundenen<br />

Burg zu Uelsen in <strong>der</strong> heutigen Nie<strong>der</strong>grafschaft den Namen und drei<br />

Schloßtürme im Wappen führte. Mit Eilard von Thurn schloß dieser Graf von<br />

Bentheim 1312 einen Vergleich des Inhalts: daß <strong>der</strong>selbe sein Gericht in <strong>der</strong><br />

Pfarrei Uelsen für gewisse Zehnten daselbst, als auch in Hardinkhausen,<br />

Hilten, Hardingen, Halle, Ostergette, in <strong>der</strong> Pfarrei Velthusen, in<br />

Gravesdorpe, in Breckinchen, in Tübberg, dem Grafen überlassen sollte;<br />

diese Zehnten sollte er und seine Erben nach Burgmanns Recht zum<br />

Burglehen tragen. Das Bauergericht zu Uelsen und Hilten, mit den Abgaben<br />

von Bier, auch das Holzgerichte in Tinholte, wie alle seine Güter im Gerichte<br />

Uelsen, nebst <strong>der</strong> Freiheit <strong>der</strong>selben von diesem Gerichte, welche Freiheit<br />

auch die von ihm an die von Laer verkauften Güter zu Gravestorpe, zu<br />

Golichem, Hocklinchen und Groninckhusen genießen sollten, sollte für sich<br />

und seine Erben behalten. Diese vom Grafen Johann von Bentheim und von<br />

seinen Brü<strong>der</strong>n Egbert Vicedom zu Münster, Christian und Balduin Domherrn<br />

zu Bremen und Osnabrück, und Otto, in Gegenwart aller Bentheimischen<br />

Bürgermänner ausgestellte Urkunde ward von Hubert von Lar Dechant zu<br />

Oldensel, von den Pfarren zu Emmindrenn (Emmingen = od. Emmons =<br />

Haus, Emlichheim) und Nienkerken (Gildehaue), von Welveloe, Johann von<br />

Lare und an<strong>der</strong>en mehr bezeugt.“<br />

„Der Graf Bernard von Bentheim belehnte den Henrich von Thorrne<br />

1399, mit allen sothanen Lehen, als er mit Recht von ihm und von <strong>der</strong><br />

Herrschaft zu Bentheim zu Lehen halten sollte, und auf solche Art, seine<br />

Voreltern diese von den gräflichen Vorfahren zu halten pflegten. Ohne<br />

Arglist. Zeugen waren Arend von Dedem, Ortwyn de Boze, Herman von<br />

Ghodelinchem. Dann machte <strong>der</strong> Graf den Henrich von dem Torrne für alle<br />

seine in den Gerichten <strong>der</strong> Herrschaft Bentheim liegenden Güter richterfreij,<br />

(Befreite seine Güter von <strong>der</strong> Jurisdiction <strong>der</strong> Untergerichte), wie vom<br />

Küheschlagen, jedoch sollten diese Freiheiten sich nicht weiter als auf seine<br />

Leiberben erstrecken, dabei wurde den herrschaftlichen Amtleuten, Dienern<br />

und Knechten bedeutet, diese Freiheiten nicht zu kränken, widrigen Falles<br />

sollten die Grafen solches innerhalb vierzehn Nächten verbessern. Des<br />

8


Grafen Bernards Gehülfe in <strong>der</strong> Regierung in seinem hohen Alter, Arnold von<br />

Güterswyk, seiner Schwester Hadewig und <strong>Ev</strong>erwyns von Güterswyk Sohn,<br />

<strong>der</strong> aber niemals Graf von Bentheim wurde, son<strong>der</strong>n vor seinem Oheim<br />

starb, befreite 1400, den Heinrich von dem Torne nicht nur im Ansehen<br />

seiner bentheimischen Güter von <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Gerichtsbarkeit und von <strong>der</strong><br />

Küheschatzung, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Folge des Glockenschlages und von<br />

<strong>der</strong> Bier-Accise im Dorfe Uelsen. (Diese Bier-Accise und die Gerichtsbarkeit<br />

hatten seine Vorfahren bekanntlich an die Gräflichkeit verkauft, wäre diese<br />

nicht geschehen und die Familie von Thorne nicht ausgestorben, so wäre<br />

<strong>der</strong> Thurm zu Uelsen vielleicht so unabhängig geworden, als <strong>der</strong> Thurm zu<br />

Lage. Mit dem Glockenschlage wurden die Landesdienste angekündigt, wie<br />

ehemals mit dem Waffengeschrei in Marken: To Wopen!) Aber wie es<br />

gekommen, daß <strong>der</strong> Erzbischof Otto zu Bremen den edlen Mann Herrn Bernd<br />

von Gottes Gnaden Grafen zu Bentheim seinen und seines Stifts edlen Mann<br />

(Lehnmann) mit dem Wildforste in <strong>der</strong> Brechte bei <strong>der</strong> Burg zu Bentheim<br />

1401 so damit belehnte, als wie des Grafen Vater und seine Brü<strong>der</strong> den von<br />

seinen Vorfahren und seinem Stifte empfangen und gehalten hätten o<strong>der</strong><br />

sollten? Der Graf verkaufte mit Zustimmung seines Bru<strong>der</strong>s Christian und<br />

seines Vetters Arnd von Gütterswyk an Christian von dem Toerne das Gut<br />

zum Schotbrinke mit allem Zubehör, nebst <strong>der</strong> Zebelinger großen Maaße<br />

o<strong>der</strong> Wiese in <strong>der</strong> Bauerschaft Sudendorpe im Kirchspiele Schüttorf, mit dem<br />

Bedinge, daß zur Umzäunung dieses Gutes und dieser Wiese jährlich das<br />

Holz o<strong>der</strong> Dörner vom Grafen und seinen Nachfolgern könnte gefragt<br />

werden; nach Verlauf von 12 Jahren sollte er o<strong>der</strong> einer seiner Nachfolger<br />

dieses Gut und Wiese für fünfzig Marken Münsterischen Gehaltes jährlich<br />

acht Tage vor und nach Martini wie<strong>der</strong> kaufen können, ohne daß dieses<br />

Recht verjähren könnte. Zeugen waren die aus <strong>der</strong> Stiftung des Klosters<br />

Frenswegen bekannten Henrich Crull Kerkher to Schuttorpe und Johann te<br />

Monninch (vorm. Burgmannsfamilie zu Haselünne), wie auch Johann<br />

Roloeves.“ ∗<br />

∗ Aus Urkunden von F. Frau Roet von Bögelscamp.<br />

5. Reformation in Uelsen<br />

9


In <strong>der</strong> Zeit, als die Reformation in Deutschland überhand nahm, war in<br />

Uelsen ein Pastor, <strong>der</strong> wegen seiner Gelehrtheit und Gottesfurcht in hohem<br />

Ansehen stand. Er hieß Johann Hasenhart. Zu diesem faßte <strong>der</strong> Graf Arnold<br />

I. ein festes Zutrauen, ließ ihn zu sich kommen und fragte ihn auf sein<br />

Gewissen, ob nach seiner Meinung die Lehren Luthers die richtigen seien,<br />

und ob es ratsam sei, den alten Gottesdienst abzuschaffen. Dieser brave<br />

Hasenhart, <strong>der</strong> sich für Luther und Melanchthon entschloß, ermutigte den<br />

Grafen je eher, desto besser mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> neuen Lehre in <strong>der</strong><br />

Grafschaft zu beginnen und gab ihm den Katechismus von Luther, das<br />

Augsburgische Glaubensbekenntnis und die Schmalkaldischen Artikel zu<br />

lesen. Als nun Karl Arnold die Namen von so vielen Fürsten und Grafen unter<br />

dem Glaubensbekenntnis sah und vernahm, daß noch täglich viele Städte<br />

und Län<strong>der</strong> die neue Lehre annahmen, ließ er im Jahre 1544 alle Geistlichen<br />

zusammenrufen und gab ihnen durch seine Ratsherren und die Pastöre van<br />

Loen in Bentheim und Hasenhart in Uelsen zu verstehen, daß sie mit<br />

Weglassen <strong>der</strong> Messen, Vigilien, Prozessionen pp., daß sie den Gottesdienst<br />

und die Feier <strong>der</strong> heiligen Sakramente und alle übrigen gottesdienstlichen<br />

Angelegenheiten nach dem Augsburgischen Glaubensbekenntnis einzurichten<br />

hätten. Im Jahre 1569 wurde die Turmspitze mit einem Hahn geziert, an<br />

dessen Stelle später eine Wetterfahne mit dem Wappen Uelsen’s (Seite 6)<br />

trat.<br />

Nach 25-30 Jahren aber wurde unter Arnold II. nach und nach die<br />

reformierte Lehre eingeführt. Die Altäre, Kruzifixe und Bil<strong>der</strong> wurden aus den<br />

Kirchen geräumt und vom Jahre 1597 ab war die 1544 eingeführte<br />

lutherische Lehre vollständig in die reformierte umgewandelt.<br />

6. Heimsuchungen während des spanischen pp. Krieges.<br />

Zur Zeit des Spanisch-Nie<strong>der</strong>ländischen 80jährigen Krieges lag <strong>der</strong><br />

Oberst Emanuel da Vagos o<strong>der</strong> de la Vega im Monat April 1591 mit einem<br />

Corp, bestehend aus 3000 Mann Infanterie und 800 Mann Kavallerie beinahe<br />

3 Wochen in Uelsen. Da es eine teure Zeit war, litten die Eingesessenen des<br />

Kirchspiels, die von ihren Habseligkeiten beraubt waren, große Not. Graf<br />

Arnold aber sandte daher Wagen mit Bier, Brot und an<strong>der</strong>en Lebensmitteln<br />

10


an die Kriegsleute, damit die armen Unterthanen desto mehr verschont<br />

werden möchten. ∗<br />

7. Drangsale während des 30jährigen Krieges.<br />

Zur Zeit des 30jährigen Krieges hat die Gemeinde Uelsen wie die<br />

ganze Grafschaft furchtbar gelitten. Als im Jahre 1634 die Grafschaft<br />

Bentheim mit einer Eskadron Lüneburgischer Reiterei besetzt war, mußte<br />

das Gericht Uelsen wöchentlich 74 müdden Hafer und 1122 Pfund Heu als<br />

Fourage liefern. Im Jahre 1635 hatte unser Dorf und Kirchspiel zur<br />

Aufbringung einer Contribution von 2188 Rthlr, welche Summe in unserer<br />

Grafschaft ausgesetzt werden mußte, monatlich 525 Rthlr beizutragen.<br />

1640 wurden für den Monat Mai wie<strong>der</strong> 4000 Rthlr. gefor<strong>der</strong>t, wozu<br />

das Gericht Uelsen 690 Rthlr. beisteuern mußte. Da dies Gericht aber<br />

inzwischen, wie es in einem gräflichen Rescript heißt, ruiniert war, so<br />

wurden auf Befehl des General-Wachtmeisters von Vehlen von dieser<br />

Summe 200 Rthlr. gekürzt. Der Prediger Gerhardus Perezonius zu Uelsen<br />

wurde wegen rückständiger Contribution nach Rheine geführt und dort so<br />

lange gefangen gehalten, bis er für seine Gemeinden bezahlt o<strong>der</strong> Bürge<br />

gestellt hatte. Der Prediger Hoedt zu Uelsen verzog, ohne seine Entlassung<br />

gefor<strong>der</strong>t zu haben, nach Zelhem.<br />

Aus dieser Zeit gewalthätiger Drangsale ist noch eine Dankpredigt von<br />

Gerhard Perezonius, Prediger zu Uelsen, vorhanden unter dem Titel:<br />

„Dankpredigt über die Erlösung <strong>der</strong> siebenundzwanzigjährigen Gefängnis,<br />

womit unser liebes Vaterland, die Grafschaft Bentheim insgemein und das<br />

Gericht Uelsen, inson<strong>der</strong>heit, elendig ist gepresset worden, gehalten in <strong>der</strong><br />

christlichen Gemeinde zu Uelsen, am 2. März 1654, gedruckt zu Amsterdam<br />

bei N. von Ravestein 1654.<br />

8. Nieuhoff.<br />

In dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t lebte zu Uelsen <strong>der</strong> berühmte Johann<br />

Nieuhoff, welcher an dem Nie<strong>der</strong>ländischen Seehandel die wichtigsten<br />

∗ Picard, Drentsche Chronik<br />

11


Dienste bewies und die Wissenschaft mit zwei unschätzbaren Werken<br />

bereichert hat, auch wurde er in Uelsen, wo sein Vater Bürgermeister war,<br />

geboren. Er machte als Kaufmann in dem Dienste <strong>der</strong> West- und<br />

Ostindischen Kompagnie verschiedene wichtige Reisen nach den<br />

entferntesten Gegenden; ebenso wurde er als Abgesandter gebraucht. Seine<br />

Reise nach Brasilien (1682 herausgegeben) und seine Gesandtschaftsbriefe<br />

nach dem Kaiser von China, zwei Bücher mit den schönsten Tafeln versehen<br />

und mit seinen eigenen Zeichnungen graviert, sind bleibende Denkstücke<br />

von seinen hervorragenden Kenntnissen und seinem Mut.<br />

Aber schade, N. wurde durch seinen Eifer ein Schlachtopfer des<br />

Nie<strong>der</strong>ländischen Handels. Mit zwei Schiffen, <strong>der</strong> Pfeil und <strong>der</strong> Bogen<br />

genannt, wird N. nach <strong>der</strong> Küste von Mosambique gesandt, und nachdem<br />

<strong>der</strong>selbe in einem Boote den Fluß hinauffährt landeinwärts, um mit einem<br />

König <strong>der</strong> Wilden einen Vertrag (über Tauschhandel) abzuschließen, kommt<br />

er nicht wie<strong>der</strong> zurück. Die Besatzung <strong>der</strong> Schiffe, als sie verschiedene Tage<br />

ihn vergeblich zurückerwartet hatte, segelten endlich weg. Alle<br />

Nachforschungen auf Kosten <strong>der</strong> Kompagnie waren fruchtlos und N. ist aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach, wie einst <strong>der</strong> berühmte Cook, von den Wilden<br />

ermordet. (Als Nachkömmling dieses Geschlechts ist noch zu verzeichnen<br />

<strong>der</strong> Herr Nieuhoff zu Echteler, Grafsch. Bentheim.)<br />

9. Blitz, Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Kirche.<br />

12


„Anno 1606 de 15 martii van saterdagh up den sondagh des nachtens<br />

tusschen elf und twelf uhren schloegh datt wed<strong>der</strong> alhier in den toren<br />

warvan die toren ontstaek unde begunde tho brenen dan wardt durch<br />

göthlicher hulpe und <strong>der</strong> menschen flyth wed<strong>der</strong> gelösschet und gereddet<br />

unde waß darby ein sehr schrecklich windstorm sodatet somige vor eine<br />

erdbewinge hielden<br />

Anno 1609 in november ist die Cantzel o<strong>der</strong> predighstoell affgebrocken unnd<br />

an <strong>der</strong> an<strong>der</strong> syden van <strong>der</strong> doren hoger up gesett na dem Chore daer he nu<br />

vell better und bequemer stehett<br />

Anno 1632 is dath Nie gemeine kerckengestolte üp dath Chor to beför<strong>der</strong>ung<br />

des gehöreß, und to ein ornament <strong>der</strong> kercken, mett genadige Bewilligung<br />

Unserer Christlicken Regierung verordneth, wartho ihr Gräflich Gnaden ein<br />

holt uth dem Innholth genadig verehreth, und alle vornehme<br />

amptspersohnen, in politischen und kercklicken densten deses orthes, voort<br />

oek meest alle borgerst, ein Je<strong>der</strong> voir höveth eine vrijwillige bystuir leüt<br />

gedahn, alß davan in einem beson<strong>der</strong>en Register bij <strong>der</strong> kercken schrifftenn<br />

wie<strong>der</strong> iß befindlick.<br />

Anno 1634 is tho ehren Godes, und to befor<strong>der</strong>ung deß Gehörß daß Heijligen<br />

wordes, als ock to einen uterlickenn wolstandt und ehrliken Zijrath <strong>der</strong><br />

kercken, an stedde unnde in <strong>der</strong>e platze des olden steinern Predigstöels, ein<br />

Nier holtener Cantzell verordneth und bestelleth worden, welcken met den<br />

koppenningen unnd unkosten in alles met dem pülmente üp dem chor<br />

gekostet hefft -133. daler, dartho <strong>der</strong> Pastor wegen deß Kerspels -50 daler<br />

uthgelechth, unnd die rest die kerckmeister wegen <strong>der</strong> kerckenn betaleth<br />

hefft.“<br />

∗ 1<br />

∗ Aus dem Mönchenbuch. (Die Kopie des Originals ist mit dieser Fußnote versehen)<br />

1 In „das Bentheimer Land“ Band 149 führt Gerhard Plasger u. a . aus: “Das Einnahmeverzeichnis <strong>der</strong><br />

Kirche „beatae marie virginis“ zu Uelsen - Das älteste Kirchenbuch <strong>der</strong> Gemeinde Uelsen ist unter<br />

dem Namen „Mönchsbuch“ bekannt. Vermutlich ist dieser Name in einer Zeit entstanden, als man <strong>der</strong><br />

15


10. Großer Brand in Uelsen.<br />

Montags, den 15. Juni 1676 zwischen zwölf und ein Uhr mittags ist zu<br />

Uelsen ein heftiger Brand entstanden und sind in <strong>der</strong> kurzen Zeit von drei<br />

Stunden 84 Häuser in Asche gelegt.<br />

11. Der Brand des Turmes.<br />

Mittwoch, den 17. Februar 1683 ungefähr 7 Uhr abends zog ein<br />

furchtbares Gewitter unter Blitz und Donner über Uelsen hinweg. Ein<br />

Blitzstrahl fuhr in den 288 Fuß hohen Kirchturm. Die Spitze geriet in Brand<br />

und war am an<strong>der</strong>en Tage gegen 11 Uhr bis auf das Mauerwerk<br />

nie<strong>der</strong>gebrannt. Vier große Glocken schmolzen. Die größte von diesen wog<br />

5000 Pfund. Unter diesen befand sich auch eine Brandglocke. Welche<br />

ungefähr auf dasselbe Gewicht geschätzt wurde. Die an<strong>der</strong>n waren nach<br />

Verhältnis kleiner.<br />

In dem Schutthaufen fand man beim Aufräumen an brauchbarer<br />

Glockenspeise gegen 9000 Pfund.<br />

Die Kirche ist trotz des Brandes erhalten geblieben, aber doch mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger beschädigt. Das Vierkant des Turmes litt erheblichen Schaden.<br />

Eine Zeitlang wurde die Gemeinde, welche ihrer Glocken beraubt war, durch<br />

Trommelschlag zusammengerufen. Endlich kaufte man am 4. April 1683 zu<br />

Amsterdam ein kleines Glöckchen von 172 Pfund für 109 Gulden 10 Stüber.<br />

Dies Glöckchen wurde vorläufig in eine Linde gehängt um läuten zu können<br />

bis man ein kleines Türmchen o<strong>der</strong> Glockenhäschen auf die Schule (o<strong>der</strong><br />

Rathaus) baute und das Glöckchen, gewöhnlich Schulglöckchen genannt,<br />

hineinhängte.<br />

12. Neubau des Turmes.<br />

Meinung war, nur Mönche seien des Schreibens kundig. Ein Hinweis auf einen Mönch als Schreiber<br />

dieses Buches ist in <strong>der</strong> Handschrift nicht zu finden. Das Buch diente zur Dokumentierung und Erfassung<br />

<strong>der</strong> Einnahmen und Ausgaben <strong>der</strong> Uelser Kirche. Wahrscheinlich ist es von einem Priester o<strong>der</strong> von<br />

einem „Rathluide“, eines Ratsherrn o<strong>der</strong> Verwalters <strong>der</strong> kirchlichen Einnahmen und Ausgaben, angelegt<br />

und geführt worden. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Buch sinnvoller mit dem Namen<br />

Rechnungsbuch o<strong>der</strong> auch Kirchmeisterbuch <strong>der</strong> Kirche zu Uelsen zu bezeichnen.“<br />

Nach diesem „Einnahmeverzeichnis …“ ist die Übertragung vorgenommen worden. (AR)<br />

16


Im Jahre 1686, den 18. September wurden die Reparaturen <strong>der</strong> Kirche<br />

und des Kirchturmes und <strong>der</strong> Bau einer neuen Kirchturmspitze, welche<br />

letztere 66 Fuß lang wurde, beendet.<br />

Das Ganze hat gekostet an Reparaturen <strong>der</strong> Kirche für Schieferplatten<br />

und Arbeitslohn im Jahre 1683 = 911 Gülden 8 Stüber, an Holz innerhalb<br />

des Turmes zum Glockenstuhl im Jahre 1684 = 800 Gülden, an Arbeitslohn<br />

für die Zimmerleute = 335 Gülden. Ausverdingung des Turmes am 28.<br />

Dezem. 1685 = 660 Gulden und vier Tonnen Bier für die Knechte. An<br />

Auslagen für Holz 975 Gulden. 100 Gulden für Steigerholz (gekauft zu<br />

Amsterdam) und Bretter. 1 Gülden 12 St. 400 Gulden an sonstigen<br />

Unkosten, 1100 Gulden an Arbeitslohn. 268 Gulden 14 St. an Eisen und 60<br />

Gulden an Nägeln aus Holland.<br />

In demselben Jahre wurden auch noch drei neue Glocken gegossen.<br />

Was an Glockenspeise <strong>der</strong> beim Brande des Turmes geschmolzenen Glocken<br />

noch da war, kam mit zur Verwendung. Die größte <strong>der</strong> neuen Glocken hatte<br />

ein Gewicht von 4500 Pfund, die zweite 3000 Pfund und die dritte 1200<br />

Pfund. Die Auslagen für diese drei Glocken haben sich auf 700 Gulden<br />

belaufen. Dazu kommt für Herstellung des Mauerwerkes, das beim Brande<br />

gelitten hatte = 170 Gulden. Im Jahre 1687 die neue Turmspitze mit einem<br />

Schieferdach versehen, was eine Summe von 1150 Gulden erfor<strong>der</strong>te (und<br />

drei Tonnen Bier für die Knechte des Schieferdeckers). Im selben Jahre<br />

wurden ebenfalls an<strong>der</strong>e Ausbesserungen an <strong>der</strong> Kirche vorgenommen und<br />

für dieselben sowie für Sparren und Dachziegel 280 Gulden 7 St.<br />

verausgabt. Alles in allem belaufen sich die durch den Brand verursachten<br />

Ausgaben von 1683 – 1687 für die Kirche auf 7232 Gulden 1 St.<br />

13. Aus dem 7jährigen Kriege.<br />

Den 11. Febr. 1762, also zur Zeit des 7jährigen Krieges, wurden<br />

Kavallerie- und Infanterie-Abteilungen in alle Teile <strong>der</strong> Grafschaft geschickt,<br />

um 210 Treinknechte für den Dienst <strong>der</strong> alliierten Armee zu pressen. Da<br />

aber die junge Mannschaft beizeiten das Land verlassen hatte o<strong>der</strong> sich<br />

17


sonst versteckt hielt, so wurden Hausväter mitgenommen und zwar aus dem<br />

Dorfe und Kirchspiel Uelsen 27 Mann.<br />

18


14. Nachricht über das Rathaus.<br />

Das Rathaus, welches südlich von <strong>der</strong> Hauptstraße, <strong>der</strong> Kirche<br />

gegenüber liegt, ist an <strong>der</strong> Frontseite mit <strong>der</strong> Jahreszahl 1650 versehen.<br />

Vermutlich ist es in dem Jahre erbaut. In den alten „nachrichten über das<br />

Rathaus“ heißt es: „ Es hat früher oben und unten je nur einen Raum<br />

gehabt, so daß oben und unten Schulunterricht erteilt wurde. Der<br />

Schornstein, welche auf dem Ende nach Osten zu stand, begann sich im<br />

Jahre 1774, während d. Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule waren, auszusetzen, worauf er<br />

sofort abgebrochen wurde. Da schon seit einigen Jahren eine ganze Strecke<br />

desselben gesunken und geborsten war, so wurde mit 1775 mit Conrad<br />

Petersen aus Gildehaus unterhandelt und durch denselben nicht nur<br />

einneuer Schornstein gemauert, son<strong>der</strong>n das Rathaus wurde auch nach<br />

Westen zu um ein Gebind größer gemacht, so daß oben und unten je zwei<br />

Räume entstanden.<br />

1775 wurde wie<strong>der</strong> mit Petersen unterhandelt über den Umbau des<br />

östlichen Teils. Derselbe sollte abgebrochen und wie<strong>der</strong> aufgemauert und als<br />

dann ein Gebind auf 6 Fuß größer gemacht werden für die Summe für 200<br />

Gulden und 1 Ducaten. Die Platten rundum wurden abgenommen und einen<br />

Fuß niedriger gelegt und dann sollten nach <strong>der</strong> Westseite die Mauern über<br />

die Balkenlage, was nicht mit im Accord war, abgenommen und neu bis<br />

unter die Platten wie<strong>der</strong> geradeauf gesetzt werden. Hierauf wurde am 2.<br />

August wie<strong>der</strong> mit Petersen accordiert, daß <strong>der</strong>selbe eine steinerne Treppe<br />

errichte für die Summe von 40 Gulden. ∗ Am 8. Dezember wurden die<br />

Mauer- und Zimmerarbeiten vollendet. 1776 wurde die Rechnung für Maurer<br />

und Zimmerleute, Kalk und Stein und was sonst dazu gebraucht ist, mit <strong>der</strong><br />

Summe von 1162 Gülden 1 Stüber und 3 Pfennigen bezahlt, doch für mich<br />

hier oben gegeben für den großen Vorschuß in den drei Jahren über 3000<br />

Gulden als mit für beson<strong>der</strong>e Mühen und Besorgungen 75 Gulden, so daß es<br />

dann zusammen in einer Summe betrug 1237 Gulden 1 Stüber und 6<br />

Pfennige.“<br />

∗ Die steinernen Treppenstufen haben zu Bentheim das Stk. 8 Pg. gekostet.<br />

19<br />

Uelsen, den 20 Dezember 1777.


20<br />

gez. Gerh. Crull.<br />

Zu bemerken ist noch, daß früher <strong>der</strong> Eingang des Rathauses an <strong>der</strong><br />

Südseite war. Als aber später die Hauptstraße über den Kirchhof neben <strong>der</strong><br />

Kirche her gelegt wurde, verlegte man den Eingang nach <strong>der</strong> Nordseite. Vor<br />

<strong>der</strong> früheren Eingangsthür aber befindet sich jetzt noch ein Torfraum. Die<br />

früheren steinernen Thürschwellen sieht man, wenn man von außen in<br />

Torfraum sieht. Auf <strong>der</strong> oberen ist noch die Inschrift zu lesen: „Pax<br />

intrantibus, salus exeuntibus.“ zu deutsch: „Friede denen, die eintreten, Heil<br />

denen, die hinausgehen.“<br />

15. Die Windmühle.<br />

Die prächtige, das Dorf Uelsen überschauende, auf einem Hügel an <strong>der</strong><br />

Südseite Uelsens gelegene und aus Qua<strong>der</strong>steinen aufgeführte Windmühle<br />

ist von einem Uelser Bürger Namens Cramer erbaut. Es wird erzählt, daß <strong>der</strong><br />

damalige Graf von Bentheim ihm auferlegt habe, den Wind für einen ihm<br />

unerschwinglichen Betrag zu pachten, wodurch er sich genötigt sah, die<br />

Mühle an den Grafen zu verkaufen. Dieselbe sowie auch die beiden zehn<br />

Minuten südlich von Uelsen gelegenen Wassermühlen, von denen die eine<br />

seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist, sind noch heutigen Tages im Besitz des<br />

Fürsten von Bentheim. Auch die sogenannten Mühlenwiesen und die in <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> Mühle gelegenen Tannenforsten sind fürstliches Besitztum.<br />

16. Sonstiges über Uelsen.<br />

Uelsen ist im Laufe des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts in mancher Beziehung<br />

zurückgegangen. Während es früher 1200 Einwohner zählte, betrug die Zahl<br />

<strong>der</strong>selben bei <strong>der</strong> letzten Zählung 806. Ebenfalls sind in den Häuserreihen<br />

viele Lücken entstanden. Manche Häuser sind zum Abbruch verkauft; an<strong>der</strong>e<br />

sind abgebrannt und nicht wie<strong>der</strong> aufgebaut. Viele Arbeiterfamilien, die hier<br />

nur kümmerliche Existenz hatten, sind ausgewan<strong>der</strong>t, teils nach den<br />

Fabrikstädten Nordhorn und Schüttorf, teils nach Holland teils nach Amerika.<br />

In <strong>der</strong> Mitte dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts fanden diese Leute ihren Erwerb in den<br />

Fabriken für Handweberei. Der Betrieb <strong>der</strong>selben hörte auf, als in Nordhorn<br />

und Schüttorf die Dampffabrikation in größerem Stile betrieben wurde.


Ferner hat es hier in <strong>der</strong> Blütezeit Uelsen’s eine Schnapsbrennerei, eine<br />

Bierbrauerei und eine Cichorienfabrik gegeben. Von allen diesen war aber<br />

gegen Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nichts mehr vorhanden. Einen<br />

wesentlichen Schaden namentlich für die Gewerbetreibenden in Uelsen<br />

verursachte Eisenbahn von Salzbergen über Bentheim nach Holland. Denn<br />

bevor die arbeitssuchenden Heumacher aus Hessen, die Stuccateure aus<br />

Oldenburg und die Torf- und zugleich Heumacher („Pikmäier“ genannt) aus<br />

dem Amte Lingen die genannte Bahn nach Holland benutzen konnten,<br />

nahmen dieselben ihre Reiseroute über Uelsen.<br />

Es ist häufig vorgekommen, daß in einer Nacht über 300 Personen in<br />

unsrem Orte ihr Nachtquartier nahmen. Bei <strong>der</strong> Hin- und Rückreise machten<br />

diese Leute in Uelsen bei den Bäckern, den Kaufleuten und einigen<br />

Handwerkern bedeutende Einkäufe.<br />

Einige <strong>der</strong> älteren Häuser in Uelsen tragen folgende Inschriften: „Soli<br />

deo gloria 1676“ (Allein Gott die Ehre.)<br />

„Bewat uns Heer voer vuer en braent en ut des bosen viants hant – Anno<br />

1734.“<br />

„Afgunst van menschen kann ons niet deeren, als wy maar hebben den<br />

zegen des Heeren.“<br />

Ein Haus, das jetzt nicht mehr vorhanden ist, trug die Inschrift:<br />

„Gott, laß dir befohlen sein<br />

dies Haus und die Leute, die da<br />

wohnen ein,<br />

daß deine allmächtige Hand<br />

bewahre vor Brand.“<br />

21


Außer den genannten Predigern: Johann Hasenhardt<br />

haben in Uelsen gewirkt:<br />

Pastor Lippinkhoff,<br />

Pastor Stevens,<br />

Pastor van Leeuwen,<br />

Pastor Amshof,<br />

Pastor Stavermann,<br />

Pastor Scholten,<br />

Pastor Cappenberg sen.,<br />

Pastor Damsteé,<br />

Pastor Lampmann,<br />

Pastor Cappenberg jun.,<br />

Pastor van Nes,<br />

Pastor Schulte,<br />

Gerhardus Perezonius<br />

Hoed<br />

Pastor Bode (versetzt nach Neuenhaus)<br />

Pastor Schumacher � 7.1.50<br />

22


Pastor Dr. Berends, vermisst<br />

Pastor Wever (1950 – 1966)<br />

Pastor Schäfer (1950 –<br />

Pastor Herrenbrück (seit 1966 – 1978)<br />

Pastor Schrö<strong>der</strong> (seit 1971 –<br />

Pastor Brouwer (seit<br />

23


Die Schule bis zur Gegenwart.<br />

Zu Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war Boekholt (senior) Lehrer und<br />

Küster in Uelsen. Nach dessen Tode etwa 1824 wurde die Stelle seinem<br />

Sohne Mannes Boekholt durch den Kirchenrat mit <strong>der</strong> Bedingung übertragen,<br />

daß <strong>der</strong> damalige Lehrer und Organist Pohlmann die Schule oft besuchen<br />

und für Ordnung sorgen solle. Als <strong>der</strong> genannte Boekholt (jun.) etwa 1840<br />

mit dem Tode abging, wurde an dessen Stelle <strong>der</strong> Schullehrer Roosenboom,<br />

seit 1826 Lehrer in Halle, durch den Kirchenrat zu Uelsen in Gemeinschaft<br />

mit dem Oberkirchenrat <strong>der</strong> Grafschaft Bentheim als Lehrer und Küster an<br />

dessen Stelle gewählt. Nachdem <strong>der</strong>selbe die Stelle angenommen und vor<br />

dem Oberkirchenrat die Prüfung abgelegt, wurde er im Februar 1841 durch<br />

das Oberkirchenratsmitglied, Pastor Sluiter in Lage installiert.<br />

Zur Zeit, als Boekholt (Sen.) Lehrer und Küster in Uelsen war, wurde<br />

ein gewisser Pohlmann aus Amsterdam, damals Privatlehrer in fremden<br />

Sprachen (beson<strong>der</strong>s französischer) als Lehrer und Organist in Uelsen<br />

gewählt. Dieser verband mit <strong>der</strong> Organisten- und Schulstelle eine Kostschule<br />

und hatte oft 25 bis 30 Kostschüler aus Holland. Da aber die<br />

Schulinteressenten Uelsen’s <strong>der</strong> Meinung waren, daß er die Kostschüler<br />

bevorzugte, wurden sie unzufrieden mit ihm. Es wurde ihm daher<br />

anheimgegeben, entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksschule</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kostschule zu entsagen.<br />

Er legte daher sein Amt als Volksschullehrer nie<strong>der</strong> und behielt die<br />

Kostschule bei. An seine Stelle wurde <strong>der</strong> damalige Hilfslehrer Hilbink in<br />

Emlichheim als Lehrer und Organist nach Uelsen berufen.<br />

Anfangs seiner Lehrtätigkeit in Uelsen waltete in Hilbinks Schule noch<br />

<strong>der</strong> holländische Unterricht vor, <strong>der</strong> aber später dem deutschen Unterricht<br />

allmählich den Platz räumte.<br />

Bis dahin wurde <strong>der</strong> Unterricht in den beiden Räumen unter dem<br />

Rathause erteilt. Beide Räume waren höchst unzweckmäßig; <strong>der</strong> eine hatte<br />

- und hat noch - ein immerwährend falsches Licht, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Mangel an Licht hatte; dazu waren sie für die Anzahl <strong>der</strong> Schüler zu enge.<br />

Die beiden Lehrerstellen bildeten Parallelklassen, und es stand jedem<br />

24


Schulinteressenten frei, seine Kin<strong>der</strong> bei Rooseboom o<strong>der</strong> bei Hilbink in die<br />

Schule zu schicken.<br />

Nach und nach gestaltete sich aber die Verteilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> so, daß<br />

die Klasse Hilbink von größeren Kin<strong>der</strong>n und die des Rooseboom von<br />

kleineren und größeren Kin<strong>der</strong>n besucht wurde. Folge davon war, daß die<br />

Schule Rooseboom’s bald überfüllt war und seine 180 Schüler zum großen<br />

Teil in den Gängen stehend am Unterricht teilnahmen. Der damalige<br />

Oberschulinspektor Fokke aus Neuenhaus äußerte auf einer Lehrerkonferenz<br />

in Wilsum: „Ich habe die Schule Rosseboom’s besucht, da saßen die Kin<strong>der</strong><br />

wie Heringe in <strong>der</strong> Tonne; ich mußte an <strong>der</strong> Thüre stehen bleiben.“<br />

Da indes <strong>der</strong> Lehrer Hilbink im Januar mit dem Tode abging und Lehrer<br />

Rodow aus Ostfriesland als Lehrer und Organist an seine Stelle gewählt<br />

wurde, mußte für denselben eine Lehrerwohnung beschafft und wegen<br />

Raummangels eine neue Schule gebaut werden. Zu dem Zwecke kaufte die<br />

Gemeinde das Haus unter No. 137 als Lehrerwohnung an und baute an<br />

dasselbe in den Garten hinein eine neue (billige aber schwache) Schule. Der<br />

neue Lehrer Rodow bezog die Lehrerwohnung und unterrichtete die größeren<br />

Kin<strong>der</strong>, die von jetzt an die erste Klasse bildeten, in <strong>der</strong> neuen Schule,<br />

welche sich jedoch nach einigen Jahren als zu klein erwies und erweitert<br />

werden mußte.<br />

Aus den zwei Schullokalen unter dem Rathause wurde die Mittelwand<br />

weggenommen und dieselben in ein Schullokal verwandelt, in welchem<br />

Rooseboom die zweite Klasse unterrichtete. Da er <strong>der</strong> großen Anzahl Kin<strong>der</strong><br />

nicht allein vorstehen konnte, wurde ihm ein Gehilfe zugeordnet, an den er<br />

100 Thlr. von seinem Gehalt zu zahlen hatte. Folgende Gehilfen haben<br />

nacheinan<strong>der</strong> auf kürzere Zeit in Uelsen mit unterrichten helfen: Wieking,<br />

Akkerstaff, Kwade und Steinbach.<br />

Darauf quittierte Rooseboom seinen Dienst als Lehrer und und nun<br />

wurde Lehrer Beckmann, aus Itterbeck gebürtig, 186? Als II. Lehrer in<br />

Uelsen mit 150 Thlr. provisorisch angestellt und später adjungiert. Als dieser<br />

1872 starb, wurde Lehrer Hartger an <strong>der</strong> zweiten Klasse in Uelsen mit nur<br />

120 Thlr. provisorisch angestellt. Nachdem <strong>der</strong>selbe seine Stelle mit <strong>der</strong> zu<br />

25


Wielen vertauschte, wurde Lehrer Wiegmink aus Geteloo in Uelsen mit 150<br />

Thlr. im Jahre 1874 adjungiert. Die Küsterstelle behielt Rooseboom bei und<br />

verwaltete dieselbe noch. (August 1886.)<br />

Der I. Lehrer und Organist Rodow hielt in Schule stramme Zucht und<br />

erzielte, indem er das Selbstdenken durch seinen Unterricht kräftig pflegte,<br />

ausgezeichnete Resultate. Lei<strong>der</strong> wurde er im Winter 1869 auf 1870<br />

geisteskrank und litt an Größenwahn, dem er 1871 in <strong>der</strong> Irrenanstalt zu<br />

Osnabrück erlag. Ihm folgte im Jahre 1870 als 1. Lehrer und Organist <strong>der</strong><br />

damalige Privatlehrer Lüppe aus Neuenhaus. Auf seine Anregung wurde im<br />

Winter 1876 auf 77 die zweiklassige Schule Uelsen’s mit Genehmigung des<br />

Oberkirchenrats <strong>der</strong> Grafschaft Bentheim in eine dreiklassige mit zwei<br />

Lehrern umgewandelt. Vom Jahre 1876 an kränkelte Lehrer Lüppe<br />

andauernd an Erkältung, verbunden mit Husten und Heiserkeit. Im Jahre<br />

darauf genaß er anscheinend wie<strong>der</strong>. Jedoch kehrte die Krankheit später<br />

wie<strong>der</strong> und hatte Schwindsucht im Gefolge, <strong>der</strong> er zum allgemeinen<br />

Leidwesen Uelsen’s am 29. Dezember 1878 erlag.<br />

Im Jahre 1879 am 16. Juni folgte ihm als I. Lehrer und Organist <strong>der</strong><br />

Lehrer J.H. Körner aus Süd-Bun<strong>der</strong>hammerich (Ostfriesland) aus Gölenkamp<br />

gebürtig. Seine Anstellung war bis zum Herbst 1881 provisorisch. Nach<br />

Ablegung seiner II. Lehrerprüfung im Juni 1881 wurde er im Herbst<br />

desselben Jahres definitiv angestellt. Lehrer Körner führte 1880 in <strong>der</strong><br />

Unterklasse, Abteilung B an Stelle <strong>der</strong> Buchstabiermethode die<br />

Schreiblesemethode ein. Bei seiner vorgesetzten Behörde drang er aus<br />

mehreren Gründen mehrmals auf Anstellung eines dritten Lehrers, konnte<br />

aber lei<strong>der</strong>, da <strong>der</strong> Schulvorstand Uelsen’s stets auf die Dürftigkeit <strong>der</strong><br />

Schulgemeinde hinwies, nicht durchdringen. Somit blieb es mit <strong>der</strong><br />

Schuleinrichtung nach wie vor beim alten. (3 Klassen und 2 Lehrer).<br />

Einen Übelstand erblickten die Lehrer Körner und Wiegmink darin, daß<br />

bis dahin die Kin<strong>der</strong> um Ostern von einer Klasse in die an<strong>der</strong>e versetzt<br />

wurden, und auf diese Weise das Schuljahr, je nachdem die Ostern früh o<strong>der</strong><br />

spät fielen, länger o<strong>der</strong> kürzer ausfallen konnte, was jedes Mal eine<br />

Än<strong>der</strong>ung des Lehrplans nötig machte. Durchaus ungeregelt war die<br />

26


Aufnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Die erfolgte mit dem Tage des Eintritts ins siebente<br />

Lebensjahr. Die Entlassung gestaltet sich noch heutigen Tages auf dieselbe<br />

Weise. Die letztgenannten Lehrer regelten aber Aufnahme und Versetzung<br />

dahin, daß beides jedes Jahr am 1. April erfolgt. Später hat auch die Königl.<br />

Regierung solches verfügt.<br />

Die vom königl. Oberkirchenrat zu Nordhorn unter dem 24. Januar<br />

1884 vorgeschriebene Prüfung <strong>der</strong> 14jährigen Schüler wurde in Uelsen zum<br />

erstenmale am 21. Januar 1885 mit 22 teils schon aus <strong>der</strong> Schule<br />

entlassenen Kin<strong>der</strong>n abgehalten und dieselben mit Entlassungszeugnissen<br />

versehen. Am 17. Juni 1885 wurden 8, am 11. November 1885 5 und am 5.<br />

April 1886 8 Schüler geprüft und mit Zeugnissen versehen. Mittwoch, den<br />

15. Dezember 1886 wurden in <strong>der</strong> I. Volksschulklasse 5 vierzehnjährige<br />

Kin<strong>der</strong> geprüft: Minna Weerd, Pauline Deppe, Janna ten Bosch, Jan Albert<br />

Klün<strong>der</strong>, aus Höcklenkamp und Georg Hesselink. Der Lokal-Schulinspektor<br />

Herr Pastor Schulte dafür prüfte in Religion, Deutsch, Rechnen, Geographie<br />

und<br />

Geschichte. In ihren Entlassungszeugnissen erhielten die<br />

beiden erstgenannten in ihren Leistungen die Prädikate<br />

„recht gut“, das dritte „ungenügend“, das vierte<br />

„genügend“ und das fünfte „fast genügend“.<br />

Die von <strong>der</strong> Königlichen Regierung zu Osnabrück für<br />

die Schulen bestimmten „130 ein- und mehrstimmigen<br />

Lie<strong>der</strong> für den Schulgebrauch - Gütersloh - wurden am<br />

24. Januar 1887 in <strong>der</strong> hiesigen <strong>Volksschule</strong> eingeführt.<br />

Den Lehrern wurde hierdurch die Einübung <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>texte<br />

bedeutend erleichtert. Die Elementarübungen<br />

(Notenkenntnis, Rhythmus pp.) erhielt dadurch einen<br />

bestimmteren Zweck.<br />

Am 5. Febr. 1887 wurde <strong>der</strong> 1. Klasse <strong>der</strong><br />

<strong>Volksschule</strong> dahier ein treuer und allgemein beliebter<br />

Schüler, Gerrit Bergmann, Sohn des Schenkwirts Jeremias<br />

Bergmann, durch den Tod entrissen. Sein Krankenlager<br />

27


Anzahl <strong>der</strong><br />

Schüler im Jahre<br />

1887<br />

= 80.<br />

war kurz aber schmerzvoll. Er hatte sich durch eine<br />

schwere Erkältung vielleicht infolge einer Schlittschuhtour<br />

nach Ootmarsum, Gelenkrheumatismus zugezogen,<br />

welcher ihm das Herz lähmte. Außer einem großen<br />

Trauergefolge gaben ihm die beiden Lehrer mit <strong>der</strong> 1. und<br />

2. Klasse das letzte Geleite und sangen zweistimmig an<br />

seinem Grabe das Lied „Wie sie so sanft ruhn“.<br />

Am 23. März 1884 wurden diejenigen Kin<strong>der</strong>, welche<br />

von Ostern 1873 ab die Schule dahier besucht hatten,<br />

durch den Lokalschulinspektor Herrn Pastor Schulte und<br />

den 1. Lehrer Körner geprüft. Die Anzahl <strong>der</strong>selben betrug<br />

diesmal zehn: sieben Knaben und drei Mädchen. Die<br />

Prüfung erstreckte sich auf: Religion, Deutsch, Rechnen,<br />

Geschichte und Geographie. In den übrigen<br />

Unterrichtsfächern erteilte <strong>der</strong> Lehrer Censuren nach<br />

Gutdünken. Auf Grund <strong>der</strong> Prüfung erhielten 1 Kind das<br />

Prädikat „sehr gut“, eins „gut“, vier „fast gut“, <strong>der</strong><br />

„genügend“ und eines „fast genügend“.<br />

Zum 1. April 1887 wurden aus <strong>der</strong> Mittelklasse in die<br />

Oberklasse 29 Kin<strong>der</strong> versetzt und zwar 17 Knaben und 12<br />

Mädchen, sodaß die Anzahl <strong>der</strong> Schüler in <strong>der</strong> Oberklasse<br />

rund 80 betrug. Im Laufe des Schuljahres verließen aber<br />

21 vierzehnjährige Schüler die Schule, zwei besuchten von<br />

da ab die höhere Bürgerschule in Neuenhaus und an<strong>der</strong>e<br />

wan<strong>der</strong>ten mit ihren Eltern nach Schüttorf und Nordhorn<br />

aus.<br />

Am 9 Novemb. 1887 wurden elf schulpflichtige<br />

Kin<strong>der</strong>, die vierzehn Jahr wurden, vorschriftsmäßig vom<br />

Lokalschulinspektor und ersten Lehrer geprüft. Sieben<br />

bestanden die Prüfung im ganzen gut, vier bestanden<br />

ungenügend, einer von diesen war sehr schwach begabt<br />

und lernte stets mit Unlust, während die an<strong>der</strong>en drei die<br />

28


Im Jahre 1888<br />

= 76.<br />

Im Jahre 1889<br />

= 75.<br />

Im Jahre 1890<br />

Schule sehr unregelmäßig besucht hatten, sodaß eines<br />

nicht einmal Aufnahme in die Oberklasse gefunden hatte.<br />

Im Januar 1888 wurde <strong>der</strong> erste Lehrer von einer<br />

bösen, schmerzvollen Krankheit (vermutlich<br />

Rippenfellentzündung) heimgesucht. Zehn Wochen lang<br />

hat er den Unterricht nicht wahrnehmen können. Vier<br />

Wochen hatte die Oberklasse gar keinen und sechs<br />

Wochen lang durch die benachbarten Lehrer Rotmann aus<br />

Gölenkamp und Roter aus Höcklenkamp wöchentlich 16<br />

Stunden Unterricht.<br />

Am 28. März 1888 prüfte <strong>der</strong> Lokalschulinspektor<br />

Herr Pastor Schulte im Beisein des noch kaum wie<strong>der</strong><br />

hergestellten Lehrers Körner zehn vierzehnjährige<br />

Schüler; 8 bestanden durchweg mit dem Prädikat „Gut“<br />

bis „Recht gut“ und „Genügend“, während zwei wegen<br />

ungenügen<strong>der</strong> Leistung als nicht bestanden entlassen<br />

wurden. Dieselben hatten nur sehr unregelmäßig und ein<br />

Jahr die Schule besucht.<br />

Zum April dieses Jahres fanden 17 Schüler <strong>der</strong><br />

Mittelklasse Aufnahme in die Oberklasse. Die Anzahl <strong>der</strong><br />

Schüler betrug nach <strong>der</strong> Aufnahme 76, von welchen am<br />

28. September 5 ihre Entlassungsprüfung machten.<br />

Drei erhielten die Prädikate „genügend“ bis „gut“<br />

und zwei bestanden in <strong>der</strong> Prüfung nicht, einer wegen<br />

Verwahrlosung seitens <strong>der</strong> Stiefeltern, die ihn im Sommer<br />

schon vom ersten Jahre an als Hütekind auf die<br />

Bauerschaft schickten, daß er aus <strong>der</strong> Mittelklasse nicht<br />

herausgekommen ist. Der an<strong>der</strong>e bestand nicht wegen<br />

mangelhafter Begabung.<br />

Am 26. März 1889 wurden 8 Schüler, 5 Knaben und<br />

drei Mädchen geprüft, 7 <strong>der</strong>selben bestanden mit<br />

29


= 60.<br />

durchweg genügend, während eine Schülerin nicht<br />

bestand.<br />

In <strong>der</strong> Herbstprüfung, am 18. September d. J.,<br />

wurden 10 schulpflichtige Schüler im Alter von bald 14<br />

Jahren und zwar 8 Mädchen und 2 Knaben geprüft. Ein<br />

Mädchen, welches schwach begabt war, bestand die<br />

Prüfung nicht, während die an<strong>der</strong>n mit „recht gut“, „gut“<br />

und „genügend“ bestanden.<br />

Das Jahr 1890.<br />

Den 26. März d. J. unterzogen sich 18<br />

vierzehnjährige Schüler <strong>der</strong> Entlassungsprüfung. Eines<br />

<strong>der</strong>selben bestand dieselbe mit „recht gut“, zwei mit „gut“,<br />

vier mit „fast gut“, drei mit genügend und 8 mit „fast<br />

genügend“. Die letzteren wurden als nicht bestanden<br />

erachtet. Von denselben hatten die Schule besucht 6<br />

regelmäßig, 6 fast regelmäßig, 2 unregelmäßig und vier<br />

sehr unregelmäßig.<br />

Versetzt wurden am 1. April aus <strong>der</strong> Mittel- in die<br />

Oberklasse 18 Kin<strong>der</strong> und zwar 6 Knaben und 12<br />

Mädchen. Der Bestand <strong>der</strong> Klasse betrug 60, also 15<br />

weniger als im Jahr vorher. Die Anzahl <strong>der</strong> schulpflichtigen<br />

Kin<strong>der</strong> hat in den Jahren 1887 – 1890 um circa 40<br />

abgenommen, weil verschiedene Arbeiterfamilien nach den<br />

Fabrikstädten Schüttorf und Nordhorn gezogen sind.<br />

30


Im Sommer d. J. richtete <strong>der</strong> erste Lehrer eine Eingabe an die Königl.<br />

Regierung in Osnabrück. In <strong>der</strong> <strong>der</strong>selben hob er hervor, daß bis dahin die<br />

schulpflichtigen Knaben ohne jeglichen Turnunterricht seien, weil <strong>der</strong>zeitigen<br />

Lehrer nicht im stande seien, solchen zu erteilen, und daß <strong>der</strong> benachbarte<br />

Lehrer Herr Ebberfeld in Höcklenkamp sich erbötig gestellt habe, gegen eine<br />

mäßige Vergütung denselben <strong>der</strong> Uelsener Jugend zu erteilen und sprach<br />

schließlich die Bitte aus, Hohe Königl. Regierung wolle dies genehmigen und<br />

zu diesem Zwecke dem Lehrer E. aus Staatsmitteln eine entsprechende<br />

Vergütung angedeihen lassen.<br />

Auf Umwegen hat <strong>der</strong> Petent erfahren, daß die Königl. Regierung ein<br />

Antwortschreiben an den <strong>der</strong>zeitigen Lokalschulinspektor gerichtet habe mit<br />

dem Bemerken, daß gegen den bezüglichen Vorschlag nichts einzuwenden,<br />

aber für den Turnlehrer keine Gel<strong>der</strong> zur Unterstützung disponibel habe.<br />

Darauf sind die Schulvorstandsmitglie<strong>der</strong> zusammenberufen und soll in<br />

<strong>der</strong> Sitzung beschlossen worden sein, mit Herrn Lehrer Ebberfeld wegen des<br />

Turnunterrichts in Unterhandlung zu treten, woraus aber nichts geworden<br />

ist.<br />

Im Herbste d. J. richtete Lehrer Körner eine Petition an den hies.<br />

Schulvorstand. Er hob hervor, daß sein Amtsvorgänger, <strong>der</strong> frühere Lehrer<br />

Herr Lüppe, 90 M mehr an Gehalt aus <strong>der</strong> Schulkasse erhalten habe und bat<br />

den Schulvorstand, ihm 90 M herabgesetztes Einkommen um 100 M jährlich<br />

zu erhöhen. Die Schulgemeinde würde dazu jetzt eher imstande sein, da<br />

dieselbe zur Entlastung 500 M jährlich aus Staatsmitteln erhalte. Ferner bat<br />

Petent, ihn von <strong>der</strong> Pflicht des Läutens mit <strong>der</strong> Rathausglocke morgens um 8<br />

und mittags um 1 Uhr zu entbinden, da sein Vorgänger diese Pflicht<br />

ebenfalls nicht gehabt habe. Aber <strong>der</strong> Bittsteller wurde, wie er das erwarten<br />

durfte, abschlägig beschieden.<br />

Am 29. September 1890 fand die Entlassungsprüfung <strong>der</strong> 14jährigen<br />

Schüler und Schülerinnen statt. Drei Knaben und drei Mädchen unterzogen<br />

sich <strong>der</strong>selben. Fünf von diesen erhielten das Zeugnis „gut“ bis „recht gut“,<br />

während ein Mädchen die Prüfung nicht genügend bestand. Dieselbe hatte<br />

31


teils wegen Kränklichkeit, teils wegen Nachlässigkeit seitens <strong>der</strong> Eltern den<br />

Unterricht recht oft versäumt.<br />

Das Jahr 1891.<br />

Die Frühjahrsprüfung <strong>der</strong> 14jährigen Kin<strong>der</strong> fand in diesem Jahre am<br />

26. März statt. An <strong>der</strong>selben nahmen 12 Kin<strong>der</strong> teil und zwar 10 Knaben<br />

zwei Mädchen. 4 Knaben bestanden dieselbe mit „recht gut“, 2 Knaben mit<br />

„gut“ bis „recht gut“, 1 Knabe und 1 Mädchen mit „fast gut“ bis „gut“, 1<br />

Knabe und 1 Mädchen mit fast genügend und 2 Knaben aus <strong>der</strong> Mittelklasse<br />

mit ungenügend. Die beiden letzteren hatten den Unterricht sehr oft<br />

versäumt.<br />

Im Jahre 1891<br />

= 56.<br />

Nach einer<br />

nachträglichen<br />

Erklärung des<br />

Lokalschulinspek<br />

tors soll das<br />

betreffende<br />

Lesebuch auf<br />

höheren Befehl<br />

Zum neuen Schuljahr, April 1891 bis dahin 1892,<br />

wurden aus <strong>der</strong> Mittelklasse 11 Kin<strong>der</strong>, 3 Knaben und 8<br />

Mädchen, in die Oberklasse versetzt. Zwei von denselben<br />

verzogen bald als Hütekin<strong>der</strong>, im Herbste auch ein drittes.<br />

Die erste Klasse hatte im Sommerhalbjahr 56 schulpflichtige<br />

Kin<strong>der</strong>, 24 Knaben und 32 Mädchen. Im Herbste verließen 6<br />

Kin<strong>der</strong>, die den 25. November geprüft wurden, nach und<br />

nach die Schule. Es waren 3 Mädchen und drei Knaben. Mit<br />

Ausnahme von einem Schüler, <strong>der</strong> kaum genügend leistete<br />

und die Schule mangelhaft besucht hatte, bestanden sie mit<br />

„fast gut“ bis „fast recht gut“.<br />

Im Monat Dezember mußte nicht weniger als an 9<br />

Tagen die Schule ausgesetzt werden wegen <strong>der</strong><br />

Voreinschätzung in die Staats- und Kommunalsteuern, da<br />

<strong>der</strong> Lehrer von <strong>der</strong> Königlichen Regierung zu Osnabrück als<br />

Mitglied <strong>der</strong> Voreinschätzung ernannt war.<br />

32<br />

Nach den Herbstferien d. J. wurde in <strong>der</strong> ersten Klasse<br />

auf Befehl des Lokalschulinspektors entgegen aller<br />

Vorstellungen des Lehrers das Lesebuch von Bock für Mittel-<br />

und Oberstufe eingeführt und ein für die Klasse passen<strong>der</strong>es<br />

von Flügge, weil dasselbe nichts über Zwingli und Calvin


eingeführt sein.<br />

Das Lesestück<br />

über Zwingli und<br />

Calvin soll für<br />

Bock’s Lesebuch<br />

kein Schade<br />

sein. -<br />

Im Jahre 1892<br />

= 55.<br />

enthielt, verdrängt, und weil in den Bauerschaften unseres<br />

Kreises erstgenanntes Lesebuch eingeführt war.<br />

Das Jahr 1892.<br />

Die Lehrer <strong>der</strong> Schule zu Uelsen wurden zu Anfang<br />

des Jahres mit <strong>der</strong> frohen Hoffnung gespeist, daß im<br />

Frühjahr <strong>der</strong> Bau einer neuen dreiklassigen Schule in<br />

Angriff genommen werden solle. Jedoch mußten sie, was<br />

sie schon bei <strong>der</strong> Ankündigung ahnten, dieselbe wie<br />

frühere diesbezügliche Hoffnungen zu Grabe tragen.<br />

Glücklicherweise verschmerzten sie diese Täuschung um<br />

so eher, weil ihnen <strong>der</strong> ausersehene Bauplatz ganz am<br />

Ostende Uelsen’s, sehr abgelegen von den Wohnungen <strong>der</strong><br />

Lehrer, an einer ungesunden, feuchten mit Dunghaufen<br />

und Schlammgraben mit Mo<strong>der</strong>geruch geschmückten<br />

Stelle unter Eichbäumen sehr wenig zusagen wollte. Ein<br />

neu in Aussicht genommenes Projekt, nämlich das alte<br />

Rathaus nie<strong>der</strong> zu reißen und an dessen Stelle ein neues<br />

mit drei Schulklassen, einem Unterrichtszimmer für den<br />

Konfirmandenunterricht nebst einem Rathauszimmer zu<br />

bauen, berechtigt ebenfalls zu wenig optimistischen<br />

Hoffnungen.<br />

Zum 1. April d. J. wurden aus <strong>der</strong> Mittelklasse 19<br />

Kin<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Oberklasse versetzt und zwar 8 Knaben<br />

und 11 Mädchen. Die Anzahl <strong>der</strong> schulpflichtigen Kin<strong>der</strong><br />

betrug 55; 23 Knaben und 32 Mädchen.<br />

Entlassen wurden im Laufe des ersten Halbjahres 3<br />

33


Knaben, ein vierter zog als Hütekind in eine an<strong>der</strong>e<br />

Schulgemeinde, kam aber in einem geistig verkommenen<br />

Zustande wie<strong>der</strong> zurück und war nicht imstande, mit den<br />

Fortschritten <strong>der</strong> Klasse gleichen Schritt zu halten.<br />

Am Schuljahresende - 29. März 1893 - fand die<br />

übliche Entlassungsprüfung <strong>der</strong>jenigen Schüler und<br />

Schülerinnen statt, die im folgenden Halbjahr, also bis<br />

Michaelis das 14. Lebensjahr vollendeten. 9 Schüler - 7<br />

Knaben und 2 Mädchen - wurden geprüft. Obwohl die<br />

Leistungen <strong>der</strong>selben sowohl qualitativ wie quantitativ<br />

sehr verschieden waren, so bestanden doch sämtliche 9<br />

Kin<strong>der</strong> die Prüfung.<br />

34


im Jahre 1893<br />

= 64.<br />

Das Schuljahr 1893/94.<br />

Bei <strong>der</strong> diesmaligen Versetzungsprüfung, welche bei<br />

Anwesenheit <strong>der</strong> beiden Lehrer durch den<br />

Lokalschulinspektor abgehalten wurde, wurden 16 Kin<strong>der</strong><br />

- 7 Knaben und 9 Mädchen - aus <strong>der</strong> Mittel- in die<br />

Oberklasse versetzt. Außerdem wurden mit Genehmigung<br />

des Lokalschulinspektors 2 Knaben im Alter von 12 bis 13<br />

Jahren aus <strong>der</strong> Schulgemeinde Getelo in die hiesige I.<br />

Klasse aufgenommen, desgleichen ein Mädchen aus<br />

Höcklenkamp, welches im Monat November das 14.<br />

Lebensjahr erreichte. Ein Mädchen und ein Knabe<br />

hingegen verzogen als Hütekin<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>e<br />

Schulgemeinden. Der Stand <strong>der</strong> Klasse betrug zu Anfang<br />

des Schuljahres 64 und zwar 26 schulpflichtige Knaben<br />

und 38 schulpflichtige Mädchen.<br />

Im Frühjahr 1893 suchte Herr Lehrer Wiegmink bei <strong>der</strong> Königl.<br />

Regierung zu Osnabrück um seine Entlassung nach, die ihm zum 1. Oktober<br />

d. J. unter Anerkennung seiner Treue im Amte gewährt wurde. Sein<br />

Ruhegehalt wurde von <strong>der</strong> Königl. Regierung auf 1172 M jährlich bemessen.<br />

Zum Nachfolger des Lehrers Wiegmink wurde Herr Lehrer Slatmann<br />

aus Hesepe bei Nordhorn, gebürtig aus Haftenkamp, ernannt. Seine ganze<br />

jährliche Einnahme war auf 750 M und 75 M Wohnungsentschädigung<br />

bemessen. Mit <strong>der</strong> Pensionierung seines Vorgängers, <strong>der</strong> in den letzten<br />

Jahren neben seinem Schulamte auch das Küsteramt verwaltete, wurde<br />

letzteres von <strong>der</strong> zweiten Lehrerstelle getrennt, wodurch das Einkommen <strong>der</strong><br />

zweiten Lehrerstelle wesentlich verringert wurde.<br />

Im September 1893 wurde Lehrer Körner bei <strong>der</strong> Königl. Regierung zu<br />

Osnabrück vorstellig, ihn von <strong>der</strong> Verpflichtung des Läutens mit <strong>der</strong><br />

Rathausglocke um 8 Uhr morgens und um 1 Uhr mittags zu entbinden. Er<br />

glaubte dieses mit Recht beanspruchen zu können, da im Laufe des Jahres<br />

35


die nie<strong>der</strong>en Küsterdienste, wozu auch das Läuten gerechnet wurde, auf<br />

ministerielle Verfügung vom Lehrerberufe getrennt waren. Da aber in <strong>der</strong><br />

betreffenden Eingabe die Ausdrücke „Hohn, lästige, entehrende Fessel“<br />

vorkamen, so erhielt er auf dieselbe einen <strong>der</strong>ben Verweis mit <strong>der</strong><br />

Bemerkung, das Läuten mit <strong>der</strong> Rathausglocke sei kein Küsterdienst,<br />

son<strong>der</strong>n ein einfaches Schulläuten. Im übrigen habe die Königl. Regierung<br />

nichts dabei einzuwenden, wenn <strong>der</strong> Schulvorstand den pp. Körner von <strong>der</strong><br />

Pflicht des Läutens entbinden wolle, was bislang aber nicht geschehen ist.<br />

Das Schuljahr 1894/95.<br />

Zu Anfang des Schuljahres, 18. April 1894, wurden 18 Kin<strong>der</strong>, die teils<br />

das 14. Lebensjahr erreicht und teils im folgenden Halbjahr erreichten,<br />

geprüft. 15 <strong>der</strong>selben bestanden die Prüfung, 3 aber wurden wegen<br />

mangeln<strong>der</strong> Begabung und Leistungen als nicht bestanden entlassen.<br />

Im Jahre 1894<br />

I. Klasse 59<br />

Schüler<br />

2. Klasse 39<br />

Schüler<br />

3. Klasse 48<br />

Schüler<br />

Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden 19<br />

schulpflichtige Kin<strong>der</strong> und zwar 9 Knaben und 10 Mädchen<br />

in <strong>der</strong> dritten Klasse aufgenommen. Versetzt wurden von<br />

<strong>der</strong> dritten in die zweite Klasse 7 Knaben und 7 Mädchen,<br />

von <strong>der</strong> zweiten nach <strong>der</strong> ersten 4 Knaben und 10<br />

Mädchen. Die Anzahl <strong>der</strong> Schüler betrug zu Anfang des<br />

Schuljahres 146. Sie war in folgen<strong>der</strong> Weise auf die<br />

Klassen verteilt: die erste Klasse hatte 59 Schüler, 23<br />

Knaben und 36 Mädchen, die zweite Klasse 39 Schüler, 20<br />

Knaben und 19 Mädchen und die dritte Klasse 48 Schüler,<br />

22 Knaben und 26 Mädchen<br />

Im Sommer d. J. wurden zur allgemeinen Freude <strong>der</strong> Lehrer die<br />

Schulgemeinden im Regierungsbezirk Osnabrück aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Lehrergehälter aufzubessern. Die Einnahmen <strong>der</strong> ersten Lehrerstelle in<br />

Uelsen sollte von 1135 M und freie Wohnung auf 1750 und freie Wohnung<br />

und die <strong>der</strong> zweiten von 750 M und 75 Wohnungsentschädigung auf 1200 M<br />

und Wohnung erhöht werden. Lei<strong>der</strong> aber wurden sie nur um je 100 M und<br />

36


zwar vom 1. Oktober d. J. ab erhöht, was für die Lehrer wie<strong>der</strong> eine arge<br />

Enttäuschung war.<br />

Von 12 Kin<strong>der</strong>n, die am 27. September 1894 die Entlassungsprüfung<br />

machten, bestanden 11. Eins bestand wegen ungenügen<strong>der</strong> Leistungen<br />

nicht. Dasselbe hatte zwar regelmäßig die Schule besucht, aber ihm fehlte<br />

die Begabung.<br />

Im Sommer 1894 hoffte man in Uelsen auf den lange erwarteten<br />

Neubau einer Schule, umsomehr da <strong>der</strong> Schulvorstand im Frühjahr vorher<br />

ein geeignetes Grundstück südlich von Uelsen gegenüber <strong>der</strong> altreformierten<br />

Kirche zu diesem Zwecke angekauft hatte. Da aber die betreffenden Pläne,<br />

nach welcher <strong>der</strong> Bau ausgeführt werden sollte, bei <strong>der</strong> Königl. Regierung in<br />

Osnabrück lagen und die Genehmigung erst im Herbste erfolgte, so mußte<br />

<strong>der</strong>selbe bis zum folgenden Sommer hinausgeschoben werden. Jedoch fand<br />

die Ausverdingung des Baues noch im November d. J. statt. Da sich aber im<br />

Laufe des letzten Jahrzehnts die Schülerzahl in unserer Schulgemeinde<br />

bedeutend verringert hat, so war <strong>der</strong> Plan, eine dreiklassige Schule zu<br />

bauen, aufgegeben worden und entschloß man sich, statt dessen eine<br />

zweiklassige mit Wohnung für einen alleinstehenden Lehrer zu bauen.<br />

Wie alljährlich so strahlten auch diesmal am Weihnachtsabende in <strong>der</strong><br />

ersten und zweiten Schulklasse die Gesichter <strong>der</strong> Schüler aller drei Klassen<br />

sowie auch mancher Erwachsener im Lichterglanze des Weihnachtsbaumes.<br />

Ansprache <strong>der</strong> Lehrer, Deklamationen seitens <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

Weihnachtsgesänge und Verteilung <strong>der</strong> Gaben, welche vorzugsweise in<br />

Backwerk bestanden, wechselten miteinan<strong>der</strong> ab.<br />

Am 27 März 1895 wurden durch den Lokalschulinspektor Herrn Pastor<br />

Schulte unter Beisein des ersten Lehrers neun Schüler, fünf Knaben und vier<br />

Mädchen, die im Laufe des nächsten Vierteljahres das 14. Lebensjahr<br />

erreichten, geprüft. Eins unter diesen, dessen Mutter eine dürftige Witwe ist,<br />

leistete wegen Schulebesuchs kaum genügendes.<br />

Schuljahr 1895/96.<br />

37


Zum 1. April d. J. gelangten hier wie in sämtlichen Schulen <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>grafschaft auf Anordnung des Kreisschulinspektors Herrn Pastor<br />

Nijhuis in Arkel die Sprachhefte, herausgegeben vom Vorstande <strong>der</strong><br />

Schürenstiftung, zur Einführung. Die vielen und mannigfachen Aufgaben<br />

<strong>der</strong>selben werden zweifellos die Sprach-Kraft und –Gewandtheit <strong>der</strong> Schüler<br />

för<strong>der</strong>n, ohne ihr Gedächtnis mit unnützen Regeln zu überladen. Die<br />

Büchlein sind daher mit Freuden begrüßt worden.<br />

38


Behufs Neuregelung <strong>der</strong> Klassen wurden zum neuen Schuljahr 20<br />

Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Mittel- in die Oberklasse und 21 aus <strong>der</strong> Unter- in Mittelklasse<br />

versetzt. In <strong>der</strong> Unterklasse wurden 16 Kin<strong>der</strong> neu aufgenommen. Die<br />

Anzahl sämtlicher schulpflichtigen Kin<strong>der</strong> betrug anfangs April 140.<br />

Dieselben verteilten sich auf die einzelnen Klassen wie folgt:<br />

I. Oberklasse 57 Schüler<br />

2. Mittelklasse 41 Schüler<br />

3. Unterklasse 42 Schüler<br />

Anfangs Mai zogen als Hütekin<strong>der</strong> auf die Bauerschaften 4 Kin<strong>der</strong>, aus<br />

<strong>der</strong> Oberklasse 1, aus <strong>der</strong> Mittelklasse 1 und aus <strong>der</strong> Unterklasse 2. Eine<br />

Familie verließ unsere Gemeinde mit 2 schulpflichtigen Kin<strong>der</strong>n, eine an<strong>der</strong>e<br />

ist mit 1 schulpflichtigen wie<strong>der</strong> zugezogen.<br />

Zu Anfang des Juni verließen wegen Versetzung eines Grenzbeamten<br />

ein Mädchen die Mittelklasse und ein Knabe die Unterklasse. Durch<br />

Besetzung seiner Stelle wurden wie<strong>der</strong> 3 Kin<strong>der</strong> und zwar je<strong>der</strong> Klasse 1<br />

Kind zugeführt.<br />

Am 15. Juni zog eine Familie aus Nordhorn nach hier und führte<br />

unserer Schule 4 Kin<strong>der</strong> zu; 2 von diesen wurden <strong>der</strong> Ober-, 1 <strong>der</strong> Mittel-<br />

und 1 <strong>der</strong> Unterklasse überwiesen.<br />

Ende Juni machten die beiden Lehrer wie üblich mit den Kin<strong>der</strong>n aller<br />

drei Klassen einen Ausflug und zwar diesmal nach Lage. In sechs großen mit<br />

grünen Zweigen bekränzten Leiterwagen ging die Fahrt um 1½ Uhr<br />

nachmittags vor sich. Mundvorrat, bestehend in Butterkuchen, wurde von<br />

Uelsen aus mitgenommen. In Lage angekommen, wurde zunächst ein<br />

Spaziergang durch den sogenannten Lager-Busch unternommen. Unter den<br />

Bäumen desselben entdeckten die Kin<strong>der</strong> Heidelbeeren. Mit einer Gier wurde<br />

jedes Sträuchlein nach reifen Beeren untersucht. Jedoch wurde ihre Esslust<br />

in Anbetracht <strong>der</strong> geringen Ernte nur allzukärglich gestillt. Nach dem<br />

Spaziergange wurde bei Gastwirt v. d. Bosch Rast gemacht und <strong>der</strong> Appetit<br />

<strong>der</strong> lustigen Spaziergänger mit Butterkuchen und Bier gestillt. Nach<br />

Besichtigung <strong>der</strong> Schlossruine und <strong>der</strong> sie umgebenen Parkanlagen, machten<br />

39


die Lehrer mit den Kin<strong>der</strong>n unter Gesang und Klang einen Gang durchs<br />

freundliche Dorf. Darauf wurden die Wagen wie<strong>der</strong> bestiegen und unter<br />

Freudengesängen die Heimfahrt angetreten. Bei <strong>der</strong> Gastwirtschaft <strong>der</strong><br />

Wtw. Timmerhuis wurde angehalten, um den Durst <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

Erwachsenen zu stillen. Ausgedehnt wurde die Rast durch zufälliges<br />

Erscheinen von Musikern, welche für wenige Groschen verschiedene heitere<br />

Weisen aufspielten, in welche Große und Kleine nach Herzenslust<br />

einstimmten. Alsdann ging die Fahrt weiter nach Uelsen. Nach Absingung<br />

mehrerer Abendlie<strong>der</strong> auf dem Marktplatze ging dann das kleine Volk um 10<br />

Uhr mit den Gefühlen, einen herrlichen Nachmittag verlebt zu haben,<br />

auseinan<strong>der</strong>, um die ersehnte Ruhestätte aufzusuchen.<br />

Die diesjährige Sedanfeier wurde, da Musik nicht eher zu haben war,<br />

am 3. September veranstaltet. Da mit diesem Tage 25 Jahre seit dem<br />

ereignisvollen Tage verflossen waren, so wurde <strong>der</strong>selbe in für unsere<br />

Verhältnisse glorreicher Weise gefeiert. Am Morgen des 3. Septembers<br />

prangten sämtliche Straßen in frischem Grün. Viele Häuser waren mit<br />

Ehrenpforten und Girlanden geschmückt. Während <strong>der</strong> vorhergehenden<br />

Nacht und in <strong>der</strong> Morgenfrühe war das Ganze durch rege Thätigkeit vieler<br />

großen und kleinen Hände fertig gestellt worden. Um 11 Uhr traten<br />

Kriegerverein, Gesangverein und die Schulkin<strong>der</strong> auf dem Marktplatze an.<br />

Die Veteranen wurden durch die größeren Schulmädchen mit Eichenkränzen<br />

geschmückt. Herr Dr. med. Regenbogen hier hielt die Festrede, in <strong>der</strong> er die<br />

Bedeutung des Tages und die ruhmvolle Kriegsthat vor 25 Jahren sowie die<br />

für Deutschland erzielte Einigkeit in würdevoller Weise hervor(hob). Darauf<br />

war Parademarsch und um 12½ Uhr Pause. Um 2 Uhr traten die Vereine und<br />

Schulkin<strong>der</strong> zum Festzuge durchs Dorf zusammen. Nach demselben fand<br />

Scheibenschießen und Kin<strong>der</strong>belustigung in und bei den Tannen am Wege<br />

nach Itterbeck und Getelo 1 km von Uelsen statt. Die Kin<strong>der</strong> führten unter<br />

Anleitung des ersten Lehrers - <strong>der</strong> zweite Lehrer diente während dieser Zeit<br />

4 Wochen im Militär - und einiger Herren Grenzaufseher allerlei Spiele auf,<br />

als Wettlauf, Stangenklettern, Seilziehen, Sacklaufen pp. Den Siegern<br />

wurden als Geschenke: Bücher, Dominokästen, Schachteln mit Farbstiften,<br />

Taschenbücher u. a. m. zugeteilt. Als Erquickung wurde ihnen Limonade mit<br />

40


Wasser verdünnt, Chokolade, Butterkuchen und Korintenbrötchen<br />

verabreicht. Abends fand ein Fackelzug durchs Dorf statt. Als dann noch<br />

allerlei Feuerwerk auf dem Marktplatze abgebrannt worden war, ging es um<br />

11 Uhr abends zum Tanze im Saale des Gastwirts Büssemaker. Die erste<br />

halbe Stunde tanzten die Kin<strong>der</strong>, welche dann entlassen wurden, worauf das<br />

Tanzvergnügen für Erwachsene seinen Anfang nahm.<br />

Am 24. September wurden 8 Mädchen, die im Laufe des nächsten<br />

Halbjahres ihr 14. Lebensjahr vollendeten, geprüft. Alle bestanden die<br />

Prüfung, einige mit „recht gut“.<br />

Neue Schule.<br />

In den letzten Jahren wurde es immer mehr eingesehen, daß die alten<br />

Schulgebäude, sowohl die Rathausschule als die mit <strong>der</strong> Lehrerwohnung<br />

verbundene, ihrem Zwecke nicht mehr entsprachen. Die Lehrer führten<br />

fortwährend Klage über falsches und zum Teil ungenügendes Licht, über<br />

schlechte Ventilation, schlechte Tische, kalte steinerne Fußböden pp. Die<br />

Regierung drängte daher die Gemeinde wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> zum Bau einer<br />

neuen Schule.<br />

Nach jahrelanger, öfterer Beratung seitens des Schulvorstandes wurde<br />

endlich im Jahre 1894 <strong>der</strong> Neubau einer Schule beschlossen. Anfangs des<br />

Jahres 1895 wurde zu diesem Zwecke ein geeignetes Grundstück an <strong>der</strong><br />

Südseite Uelsen’s für 1500 M angekauft. Im Sommer d. Jahres wurde dann<br />

im Einverständnis mit <strong>der</strong> Königl. Regierung zu Osnabrück <strong>der</strong> Bauplan<br />

bestimmt. Darauf sollte ein Schulgebäude mit zwei Schulklassen und über<br />

diesen eine Wohn- und Schlafstube für einen alleinstehenden Lehrer nebst<br />

einem Abortsgebäude, verbunden mit einem Raume für Brennmaterialien<br />

gebaut werden. Die Regierung erwirkte für die Gemeinde aus Staatsmitteln<br />

eine Beihilfe von 4000 M. Im Herbste gelangte dann <strong>der</strong> Bau zur<br />

Ausverdingung. Die Baumeister Tischler Wigger, Zimmermeister Niehoff und<br />

Maurer Len<strong>der</strong>ink übernahmen den Bau für die Summe von 9575 M. Zur<br />

Bestreitung <strong>der</strong> Kosten wurden. M aus <strong>der</strong> Hannover’schen Landes-<br />

41


Kreditkasse auf Amortisation angeliehen. Da <strong>der</strong> Zinsfuß … % beträgt, die<br />

Schulkasse aber … % bezahlt, so ist das Kapital mit … Jahren getilgt.<br />

Im Frühjahr 1895 wurde <strong>der</strong> Bau in Angriff genommen. Als die<br />

Fundamente fertig und die Mauern aus <strong>der</strong> Erde waren, wurde <strong>der</strong><br />

Schulvorstand behufs üblicher Steinlegung von den Baumeistern zum<br />

Bauplatz beschieden. Die Namen <strong>der</strong> damaligen Schulvorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

sind in einem Qua<strong>der</strong>steine an <strong>der</strong> westlichen Giebelseite <strong>der</strong> Nachwelt<br />

erhalten. Sie sind in folgenden Buchstaben nach dem Alter <strong>der</strong> Personen<br />

angegeben: DS. JAA. WJ. JHK. JB. GJ. Und bedeuten: Pastor und<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> D. Schulte, Landwirt J. A. Arink, Bürgermeister W. Jacobs,<br />

Lehrer J. H. Körner, Schenkwirt J. Bremann und Kaufmann G. Jacobs.<br />

Michaelis war <strong>der</strong> Bau fertig und wurde am 22. Oktober feierlich eingeweiht.<br />

Nachdem Lehrer und Schüler die Lie<strong>der</strong>strophen: „Lob, Ehr’ und Preis dem<br />

höchsten Gut“ und „Was unser Gott erschaffen hat“ gesungen, hielt Herr<br />

Pastor Schulte die Einweihungsrede, in <strong>der</strong> er den Zweck <strong>der</strong> neuen Schule<br />

und die Verpflichtungen <strong>der</strong> Lehrer, Schüler und Schulgemeindemitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Schule gegenüber in würdevoller Weise hervorhob und sie so ihrer<br />

Bestimmung übergab. Mit neuer Schaffenslust arbeiten Lehrer und Schüler<br />

in den schönen, luftigen und hellen Räumen.<br />

Weihnachtsfeier.<br />

Wie alljährlich so wurde auch dies Jahr mit den Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Schule<br />

am heil. Weihnachtsabend beim Lichterglanz <strong>der</strong> geschmückten Tannen das<br />

frohe Fest gefeiert. Da aber die neuen Klassen weniger Raum haben als die<br />

früheren alten, so feierte <strong>der</strong> zweite Lehrer mit <strong>der</strong> Mittelklasse und einem<br />

Teil <strong>der</strong> Unterklasse in <strong>der</strong> alten Schule unter dem Rathause, während <strong>der</strong><br />

erste Lehrer mit <strong>der</strong> Ober- und einem Teil <strong>der</strong> Unterklasse in <strong>der</strong> neuen<br />

Schule feierte. Als Weihnachtsgaben wurden Bücher, Backwerk, Äpfel und<br />

Nüsse unter die frohen Kin<strong>der</strong> verteilt.<br />

Kiesanfahren auf den Spielplatz.<br />

Da <strong>der</strong> Spielplatz wegen seiner Ackererde namentlich bei Regenwetter<br />

stark schmutzte, so wurde im Schulvorstande beschlossen, denselben ½ dm<br />

42


hoch mit Kies bedecken zu lassen. Um aber <strong>der</strong> Schulgemeinde neue Kosten<br />

zu sparen, stellten die Fuhrwerksbesitzer unserer Schulgemeinde sich<br />

erbötig, unentgeltlich anzufahren. Durch denselben erhielt <strong>der</strong> Spielplatz ein<br />

bedeutend schöneres Aussehen, und die Schulzimmer blieben einer, da sich<br />

kein Schmutz mehr übertrug.<br />

Schuljahr 1896/97.<br />

Zum 1, April d. J. wurden 26 Kin<strong>der</strong>, 12 Knaben und 14 Mädchen neu<br />

aufgenommen. Versetzt wurden von <strong>der</strong> Unter- in die Mittelklasse 17 Kin<strong>der</strong>,<br />

8 Knaben und 9 Mädchen und von <strong>der</strong> Mittel- nach er Oberklasse 15 Kin<strong>der</strong>,<br />

6 Knaben und 9 Mädchen.<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> schulpflichtigen Kin<strong>der</strong> betrug zu Anfang des<br />

Schuljahres 156. Von diesen entfielen auf die<br />

Oberklasse 62 Schüler,<br />

Mittelklasse 43 Schüler,<br />

Unterklasse 51 Schüler<br />

Lehrerwechsel.<br />

Der zweite Lehrer, Herr Slatmann, welcher ein Jahr und sechs Monate<br />

segensreich an unserer Schule gewirkt hatte, folgt zum 1. April d. J. einem<br />

Rufe <strong>der</strong> Schulgemeinde Altendorf bei Nordhorn.<br />

Für die zweite Stelle wählte die Ge- die Gemeinde Uelsen Herrn Lehrer<br />

Bleumer aus Wielen, gebürtig aus Tinholt. Derselbe nahm die Wahl an und<br />

wurde, nachdem er von <strong>der</strong> Königlichen Regierung zu Osnabrück hier<br />

bestätigt war, durch Herrn Pastor Schulte in Gegenwart des Schulvorstandes<br />

feierlichst in sein neues Amt eingeführt.<br />

Am 30. Juni wurden 10 Kin<strong>der</strong>, 6 Knaben und 4 Mädchen, 14.<br />

Lebensjahr zurücklegten, geprüft und mit entsprechenden Zeugnissen<br />

versehen. Sieben <strong>der</strong>selben wurden als bestanden und drei als nicht<br />

bestanden erachtet.<br />

43


Um dem schönen, geräumigen Spielplatz bei <strong>der</strong> Schule mit <strong>der</strong> Zeit<br />

Schatten zu geben wurde <strong>der</strong>selbe auf Schulvorstandsbeschluß in diesem<br />

Frühjahr mit zwanzig Bäumen, vier Ahorn, zwölf Kastanien und vier Ulmen<br />

bepflanzt. Diese entwickelten im Laufe des Sommers sämtlich fröhliches<br />

Gedeihen.<br />

Schülerausflug nach Bentheim.<br />

Ende Juni d. J. machten die Lehrer wie alle Jahre im Sommer mit den<br />

Kin<strong>der</strong>n sämtlicher Klassen einen Ausflug und zwar diesmal nach Bentheim.<br />

Auf 8 mit Grün geschmückten, großen Leiterwagen Lehrer, Kin<strong>der</strong> und<br />

verschiedene Eltern und Geschwister <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> um 10 Uhr von Uelsen ab<br />

nach dem Bahnhofe in Neuenhaus. Um 11½ Uhr ging’s mit dem Zuge weiter<br />

nach Bad Bentheim. Unter Gesang und Klang wurde die Eisenbahnfahrt, vom<br />

schönsten Wetter begünstigt, zurück gelegt. Da die meisten Kin<strong>der</strong> noch<br />

keine Eisenbahn gesehen, so war die Fahrt für sie ein beson<strong>der</strong>s frohes<br />

Ereignis. Nach kurzem Aufenthalt am Bade wurde eine Fußtour nach <strong>der</strong><br />

Stadt Bentheim unternommen. Als Jung und Alt im Hotel Zevenhuizen<br />

erquickt hatte, wurde die Burg Bentheim und darauf <strong>der</strong> nächste Steinbruch<br />

besichtigt. Darauf gings wie<strong>der</strong> nach dem Brunnen zurück. Kin<strong>der</strong> und<br />

Erwachsene nahmen an den verschiedenen Tischen und Bänken, welche<br />

zerstreut unter dem Schatten schöner und großer Bäume standen, Platz und<br />

lauschten den herrlichen Klängen <strong>der</strong> ausgezeichneten Badekapelle. Nach<br />

dem Aufhören <strong>der</strong> Musik führten die Kin<strong>der</strong> unter Anführung des zweiten<br />

Lehrers mehrere turnerische Übungen und Spiele auf. Abwechselnd sangen<br />

sie auch einige mehrstimmigen Lie<strong>der</strong>. Turnen, Spiel und Gesang machten<br />

beson<strong>der</strong>s den anwesenden Eltern Freude. - Die Eisenbahn, <strong>der</strong> Wald, <strong>der</strong><br />

Brunnen, das Schloß und die Steinbrüche waren den lustigen Kleinen<br />

gewissermaßen ein neues Stück Welt und verfehlten nicht ihre Eindrücke auf<br />

die Gemüter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Übermüde, <strong>der</strong> Ruhe und des Schlafes bedürftig<br />

langte die ganze Schar <strong>der</strong> Ausflügler um 1½ Uhr nachts auf denselben<br />

Wagen, mit denen sie fortgefahren waren, wie<strong>der</strong> in unser trautes Dorf an.<br />

Umbau an <strong>der</strong> Lehrerwohnung.<br />

44


In diesem Sommer hat die Lehrerwohnung durch teilweisen Umbau an<br />

<strong>der</strong> Nordseite eine wesentliche Verbesserung erfahren. Nachdem die alte<br />

Schule, welche unmittelbar mit <strong>der</strong> Lehrerwohnung verbunden war, schon im<br />

Herbste weggebrochen und für … M Baumaterial davon verkauft war, wurde<br />

nach dem Garten zu ein kleines Arbeitsstübchen und daneben eine<br />

Schlafkammer eingerichtet. Da die frühere Speisekammer und <strong>der</strong><br />

daranliegende Ziegenstall nebst einem Teil des früheren Schulganges hierzu<br />

verwendet wurden, so wurden erstere weiter nach <strong>der</strong> Mitte des Hauses hier<br />

neu eingerichtet. Zum Bau wurden alte Steine und Bretter von <strong>der</strong><br />

abgebrochenen Schule verwendet. Zu Balken, Fenstern und Flur wurde<br />

neues Holz genommen.<br />

Im Spätherbste d. J. wurde dann noch an <strong>der</strong> Stelle, wo früher die<br />

Außenmauer <strong>der</strong> Schule gestanden hatte, also zwischen dem Schulgarten<br />

und dem Hofraume nächsten Nachbars eine 12 m lange und 1 m hohe Mauer<br />

aufgeführt, wodurch die bauliche Angelegenheit ihren Abschluß fand.<br />

Die diesjährige Entlassungsprüfung <strong>der</strong> vierzehnjährigen Kin<strong>der</strong> fand<br />

am 2. Dezember statt. Sechs Kin<strong>der</strong>, und zwar zwei Knaben und vier<br />

Mädchen nahmen an <strong>der</strong>selben teil. Von diesen wurden drei mit durchweg<br />

„recht gut“, zwei mit „gut“ und „genügend“ und eins mit „fast genügend“<br />

entlassen.<br />

Wie bisher üblich feierten die beiden Lehrer in zwei Abteilungen mit<br />

den Schulkin<strong>der</strong>n in den beiden Klassenzimmer <strong>der</strong> Schule beim<br />

Kerzenschein <strong>der</strong> geschmückten Tannenbäume am 24. Dezember abends<br />

unter den feierlichen Klängen <strong>der</strong> Kirchenglocken die heilige Weihnacht.<br />

Lei<strong>der</strong> aber verursachten ungebetene Zuschauer, namentlich junge Leute<br />

aus den benachbarten Ortschaften, eine unliebsame Störung, wodurch die<br />

weihevolle Feier für die Zukunft in Frage gestellt ist.<br />

Schuljahr 1897/98.<br />

Zur Neuregelung <strong>der</strong> einzelnen Klassen wurden zum April d. J. 21<br />

Kin<strong>der</strong>, 10 Knaben und 11 Mädchen, aufgenommen, versetzt wurden 18<br />

45


Kin<strong>der</strong>, 12 Knaben und 6 Mädchen, nach <strong>der</strong> Mittelklasse und 19 Kin<strong>der</strong>, 9<br />

Knaben und 10 Mädchen, nach <strong>der</strong> Oberklasse.<br />

Zum neuen Schuljahr betrug die Gesamtschülerzahl 162, welche sich<br />

auf die einzelnen Klassen in folgen<strong>der</strong> Weise verteilten:<br />

Oberklasse 66,<br />

Mittelklasse 44,<br />

Unterklasse 55.<br />

Ausflug nach dem Waldschlößchen.<br />

In den schönen, sonnigen Tagen des Junimonats machten die Lehrer<br />

mit den Schulkin<strong>der</strong>n aller drei Klassen einen Ausflug, an welchem sich auch<br />

viele Eltern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> beteiligten, nach dem sogenannten Waldschlößchen<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Schüttorf. Auf großen Leiterwagen wurden die Ausflügler<br />

zum Bahnhofe nach Neuenhaus gebracht. Von hier gings mit <strong>der</strong><br />

Eisen(bahn) nach Bad Bentheim und dann zu Fuß durch die schattigen<br />

Laubgänge des Bentheimer Waldes nach dem Waldschlößchen. Hier wurde<br />

erst Rast gemacht. Nachdem die Kin<strong>der</strong> teils an Bier und teils an Limonade<br />

und ihren mitgebrachten Mundvorräten erquickt hatten, ging einer <strong>der</strong><br />

Lehrer mit den größeren Kin<strong>der</strong>n nach Schüttorf, um ihnen das Getriebe<br />

einer Fabrik zu zeigen, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mit den kleineren spielend am<br />

Waldschlößchen verbrachte. Herr Fabrikant ten Wolde in Schüttorf war nicht<br />

nur so freundlich, den Kin<strong>der</strong>n in seiner Fabrik alles zu zeigen, son<strong>der</strong>n kam<br />

auch noch mit nach dem Waldschlößchen und ließ auf seine Kosten jedem<br />

Kinde ein Glas Limonade verabfolgen. Nach abermaliger Fußtour vom<br />

Waldschlößchen bis zum Bade wurde auf einige Stunden dort Aufenthalt<br />

genommen, bis endlich <strong>der</strong> Eisenbahnzug sämtliche Ausflügler wie<strong>der</strong> nach<br />

Neuenhaus brachte, von wo sie in Leiterwagen wie<strong>der</strong> nach Uelsen gefahren<br />

wurden.<br />

Prüfung.<br />

46


Die diesjährige Frühjahrsprüfung wurde am 2. Juni abgehalten. Acht<br />

vierzehnjährige, zwei Knaben und sechs Mädchen, wurden mit den<br />

Prädikaten „fast gut“, „genügend“ und einer mit „fast genügend“ entlassen.<br />

Neuregelung des Gehalts.<br />

Im Herbste d. J. wurden die Lehrergehälter nach dem<br />

Lehrerdotationsgesetz von 1896 neu geregelt. Die Königl. Regierung zu<br />

Osnabrück schlug für Uelsen die niedrigsten <strong>der</strong> in Hannover festgestellten<br />

Sätze vor. Danach sollte das Grundgehalt mit 1000 M, die Altersstufen mit je<br />

120 M und eine Wohnungsentschädigung mit 120 M bemessen werden. Dem<br />

Schulvorstande jedoch wollten diese Sätze zu niedrig erscheinen. Derselbe<br />

beschloß daher, in <strong>der</strong> Voraussetzung, die Königl. Regierung werde die<br />

Schulgemeinde mit staatlichen Unterstützungen dazu in Stand setzen, das<br />

Grundgehalt auf 1100 M zu erhöhen, und falls die Königl. Regierung mit<br />

staatlichen Zulagen entsprechend zu Hilfe kommen werde, auch die<br />

Altersstufen auf 140 M zu bringen. Indessen lautete <strong>der</strong> Bescheid des Königl.<br />

Landratsamtes zu Bentheim dahin, daß bei Bemessung des Grundgehaltes<br />

dasselbe von staatlichen Unterstützungen nicht abhängig gemacht werden<br />

solle, und daß solche überhaupt voraussichtlich nicht gewährt werden<br />

könnten. Zugleich wurde dem Schulvorstande anheimgestellt, auf den von<br />

<strong>der</strong> Königl. Regierung vorgeschlagenen Minimalsatz zurückzugehen, was in<br />

<strong>der</strong> nächsten Schulvorstandssitzung in Anbetracht <strong>der</strong> geringen Steuerkraft<br />

<strong>der</strong> Schulgemeinde auch geschah. Es wurde mithin<br />

ein Grundgehalt von 1000 M,<br />

Alterszulagestufen von je 120 M und<br />

eine Wohnungsentschädigung von 120 M festgesetzt. Für den ersten<br />

Lehrer kommen für den Organistendienst 300 M hinzu<br />

Entlassungsprüfung.<br />

Zum Jahresschluß wurden die 14jährigen Schüler und Schülerinnen<br />

vorschriftsmäßig geprüft. Von 17 Prüflingen war ein Knabe Namens Johann<br />

Lükenbreur fern geblieben. Derselbe hatte schon am 19. Oktober 1897 sein<br />

14 ten Lebensjahr zurückgelegt, vorher aber erklärt, bis zu den folgenden<br />

47


Ostern die Schule noch besuchen zu wollen, was er jedoch nicht that.<br />

Vielmehr ließen ihn die Eltern in einer Cigarrenfabrik arbeiten. Infolgedessen<br />

erhielt <strong>der</strong> Knabe kein Zeugnis. Von den übrigen wurden 12 als bestanden<br />

und 4 als nicht bestanden aus <strong>der</strong> Schule entlassen.<br />

Das Schuljahr 1898/99.<br />

Neu aufgenommen wurden zum 1. April d. J. 29 Schüler und<br />

Schülerinnen, versetzt wurden aus <strong>der</strong> Unter- nach er Mittelklasse 20 und<br />

aus <strong>der</strong> Mittel- nach <strong>der</strong> Oberklasse 13.<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> schulpflichtigen Kin<strong>der</strong> betrug zu Anfang d. J. 165.<br />

Diese verteilten sich auf die einzelnen Klassen folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

Oberklasse 55,<br />

Mittelklasse 46,<br />

Unterklasse 64.<br />

Lehrerwechsel.<br />

Zum 1. Oktober d. J. wurde Lehrer Bleumer, <strong>der</strong> seit April 1896 hier<br />

mit treuem Fleiße und gutem Erfolge seinem Berufe vorgestanden hat, auf<br />

seinen Wunsch nach Grasdorf versetzt. Sein Nachfolger wurde Lehrer Simon<br />

aus Ratzel, gebürtig aus Lotte b. Osnabr.. Derselbe wurde am 4. Oktober auf<br />

10 Wochen zum Militärdienste eingezogen.<br />

Schulentlassungsprüfung.<br />

Am 24. September 1898 wurden drei Kin<strong>der</strong>, welche 14 Jahre alt<br />

waren resp. wurden, geprüft. Alle drei bestanden dieselbe.<br />

48


Das Schuljahr 1899/1900.<br />

Behufs Versetzung und Entlassung wurden am 1. April d. J. die Kin<strong>der</strong><br />

aller drei Klassen geprüft. Entlassen wurden 15 14jährige Kin<strong>der</strong> und zwar 8<br />

Knaben und 7 Mädchen. Drei von diesen wurden als nicht bestanden<br />

erachtet.<br />

Aufgenommen wurden in die Unterklasse 29 Kin<strong>der</strong>. Versetzt wurden<br />

von <strong>der</strong> Unter- in die Mittelklasse 24 und von <strong>der</strong> Mittel- in die Oberklasse<br />

17 Schüler. Nach Neubildung <strong>der</strong> einzelnen Klassen umfaßte die Oberklasse<br />

54 schulpfl. Kin<strong>der</strong>,<br />

die Mittelklasse 48 schulpfl. Kin<strong>der</strong>,<br />

die Unterklasse 64 schulpfl. Kin<strong>der</strong>,<br />

mithin im ganzen 166 schulpfl.<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Schülerausflug.<br />

Am 20. Juni d. J. unternahmen und <strong>der</strong> die Lehrer und <strong>der</strong><br />

Lokalschulinspektor mit den drei Schulklassen einen Ausflug. Teils auf<br />

Leiterwagen, teils zu Fuß gings zunächst nach Neuenhaus zum Bahnhofe.<br />

Von hier trug sie <strong>der</strong> Eisenbahnzug nach dem Bade Bentheim. Zu Fuß gings<br />

darauf bei <strong>der</strong> angenehmsten Witterung durch die schattigen Waldwege nach<br />

dem eine halbe Stunde entfernten sogenannten Waldschlößchen in <strong>der</strong> Nähe<br />

Schüttorfs. Nach zweistündiger Rast, während welcher sämtliche Ausflügler<br />

sich durch Speise und Trank erquickten, wurde <strong>der</strong> Heimweg durch dem<br />

Wald nach dem Bade Bentheim wie<strong>der</strong> angetreten. Hier erfreuten sie sich<br />

an den schönen Anlagen, namentlich aber an <strong>der</strong> herrlichen Musik <strong>der</strong><br />

Badekapelle. Reichlich 10 Uhr abends kamen alle Ausflügler wohlbehalten<br />

aber müde in unserem lieben Uelsen an. Alle hatten das Gefühl, einen<br />

schönen und angenehmen Tag verlebt zu haben.<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schüler durch Versetzung von Grenzbeamten.<br />

Zum Herbste 1899 wurden zwei Beamtenfamilien mit zahlreichen<br />

Kin<strong>der</strong>n versetzt. Unserer Schule wurden dadurch 6 Kin<strong>der</strong> entzogen. Durch<br />

49


Neubesetzung <strong>der</strong> Beamtenstellen wurden ihr aber 2 Schüler wie<strong>der</strong><br />

zugeführt, sodaß die Zahl <strong>der</strong> Schüler im Winterhalbjahr 4 weniger beträgt<br />

als im Sommerhalbjahr.<br />

Schuljahr 1900.<br />

Behufs Neuregulierung <strong>der</strong> Schulklassen wurden diese am 31. März<br />

vom Lokalschulinspektor geprüft. Entlassen wurden aus <strong>der</strong> I. Klasse 20<br />

Schüler und zwar 10 Knaben und 10 Mädchen, versetzt wurden von <strong>der</strong> II.<br />

nach <strong>der</strong> I. Klasse 15 Kin<strong>der</strong> und von <strong>der</strong> III. nach <strong>der</strong> II. Kl. 22; neu<br />

aufgenommen wurden in die III. Kl. 29 schulpflichtige Kin<strong>der</strong>.<br />

Die I. Kl. hatte im Sommerhalbjahr 48 Kin<strong>der</strong>, 19 Knaben und 29<br />

Mädchen, die II. Kl. 52 Kin<strong>der</strong>, 25 Knaben und 26 Mädchen ∗ und die III. Kl.<br />

62 Kin<strong>der</strong>, 30 Knaben und 32 Mädchen. Alle drei Klassen hatten mithin<br />

162 schulpflichtige Kin<strong>der</strong>.<br />

∗ Dies sind in <strong>der</strong> Summe nur 51 Kin<strong>der</strong>. Der Übertrag ist aber korrekt. AR<br />

50


Vertretung des II. Lehrers.<br />

Zum 1. Oktober wurde <strong>der</strong> II. Lehrer, Herr Simon, nach Osterwald im<br />

Kirchspiel Veldhausen versetzt. An seine Stelle kam Herr Goldstein, gebürtig<br />

aus Hiddenhausen in Westfalen. Derselbe hatte zwei Jahre die II. Stelle in<br />

Gaste bei Osnabrück inne gehabt.<br />

Weihnachtsfeier <strong>der</strong> Schule.<br />

Am 2. Weihnachtstage wurde vom Schützenverein im<br />

Storteboom’schen Saale für alle drei Schulklassen eine Weihnachtsfeier<br />

veranstaltet. Beim Kerzenschein des geschmückten Tannenbaums wurden<br />

von den einzelnen Klassen abwechselnd ein-, zwei- und dreistimmige<br />

vorgetragen und <strong>der</strong> Feier entsprechende Gedichte deklamiert. In den<br />

Pausen wurde fleißig Backwerk an die Kin<strong>der</strong> verteilt. Der Saal jedoch erwies<br />

sich als kaum groß genug für sämtliche Kin<strong>der</strong>, zumal auch viele Eltern und<br />

Geschwister <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> sich eingefunden hatten. Infolgedessen war die<br />

Ordnung kaum aufrecht zu erhalten, sodaß die rechte Weihe nicht ordentlich<br />

zum Ausdruck gelangte.<br />

I. Kl. 60.<br />

II. Kl. 49.<br />

Ostern 1901.<br />

Zum neuen Schuljahr, 1. April 1901, stieg die<br />

Schülerzahl auf 182. Sie betrug mithin rund 20 mehr als<br />

im Jahre vorher. Am … März wurden durch den<br />

Lokalschulinspektor, Herrn Pastor Schulte dahier,<br />

sämtliche Klassen geprüft. Entlassen wurden aus <strong>der</strong> I.<br />

resp. II. Klasse … Schüler, … Knaben und … Mädchen.<br />

Versetzt wurden aus <strong>der</strong> II. in die I. Klasse 25 Kin<strong>der</strong>, 11<br />

Knaben und 14 Mädchen. Die Anzahl <strong>der</strong> Schüler in <strong>der</strong> I.<br />

Klasse betrug 60 und zwar 24 Knaben und 36 Mädchen.<br />

Aus <strong>der</strong> III. Klasse wurden 24 Kin<strong>der</strong>, 12 Knaben<br />

und 12 Mädchen nach <strong>der</strong> II. Klasse versetzt, sodaß ihre<br />

Anzahl an schulpflichtigen Kin<strong>der</strong>n 49 betrug und zwar 25<br />

51


III. Kl. 73<br />

Ganze Anzahl<br />

182 Kin<strong>der</strong><br />

I. Kl. 55 Schüler<br />

II. Kl. 59<br />

Schüler<br />

III. Kl. 74<br />

Schüler<br />

zusammen 188<br />

Schüler<br />

Knaben und 24 Mädchen.<br />

Neu aufgenommen wurden in die III. Klasse 35<br />

Kin<strong>der</strong>, 16 Knaben und 19 Mädchen. Bestand dieser Klasse<br />

73 Kin<strong>der</strong>, 33 Knaben und 40 Mädchen.<br />

Schuljahr 1902.<br />

Zum 1. April 1902 wurden aus <strong>der</strong> Oberklasse 18<br />

vierzehnjährige Kin<strong>der</strong> entlassen.<br />

Aufgenommen wurden aus <strong>der</strong> II. in die I. Kl. 15 Kin<strong>der</strong><br />

52<br />

aus <strong>der</strong> III. in die II. Kl. 23 Kin<strong>der</strong><br />

Neu aufgenommen wurden in die III. Kl. 39 Kin<strong>der</strong><br />

Der Bestand <strong>der</strong> I. Kl. bezifferte sich auf 55 Schüler,<br />

Der Bestand <strong>der</strong> II. Kl. bezifferte sich auf 59 Schüler,<br />

Der Bestand <strong>der</strong> III. Kl. bezifferte sich auf 74 Schüler.<br />

Mithin umfassten alle drei Klassen 188 schulpflichtige<br />

Kin<strong>der</strong> und zwar 89 Knaben und 99 Mädchen.<br />

Lehrerwechsel.<br />

Der zweite Lehrer, Herr Goldstein, wurde zum 1. April 1902 nach <strong>der</strong><br />

benachbarten Schulgemeinde Höcklenkamp und <strong>der</strong> Lehrer Herr<br />

Birkenkämper von dort nach Uelsen versetzt.<br />

Weihnachtsfeier.<br />

Wie alljährlich feierten auch in diesem Jahre die Lehrer mit den<br />

Schülern aller drei Klassen Weihnachten. Am 23. Dezember abends hielt


Lehrer Birkenkämper mit <strong>der</strong> II. Klasse und einem Teile <strong>der</strong> III. im zweiten<br />

Klassenzimmer und am 24 . Lehrer Körner mit <strong>der</strong> I. und einem Teile <strong>der</strong> III.<br />

Klasse im ersten Klassenzimmer unter Beteiligung vieler Eltern die<br />

Weihnachtsfeier ab.<br />

Beim Kerzenschein des festlich geschmückten Weihnachtsbaumes<br />

wechselten Ansprache des Lehrers, mehrstimmige Weihnachtsgesänge,<br />

Deklamationen und Verteilung von Backwerk miteinan<strong>der</strong> ab.<br />

201 Schüler<br />

Schuljahr 1903.<br />

Bei <strong>der</strong> Jahresschlussprüfung am 31. März 1903<br />

wurden … vierzehnjährige, … Knaben und … Mädchen aus<br />

<strong>der</strong> Schule entlassen. 33 schulpflichtige Kin<strong>der</strong> wurden am<br />

1. April neu aufgenommen. Nach Versetzung <strong>der</strong> Schüler<br />

aus <strong>der</strong> III. in die II. und aus <strong>der</strong> II. in die I. Klasse war<br />

<strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong> Klassen 201 Schüler, 102 Mädchen und<br />

99 Knaben, die sich auf die verschiedenen folgen<strong>der</strong>maßen<br />

verteilten:<br />

I. Klasse 67 und zwar 31 Knaben und 36 Mädchen,<br />

II. Klasse 54 und zwar 27 Knaben und 27 Mädchen<br />

III. Klasse 80 und zwar 41 Knaben und 39 Mädchen<br />

Schülerausflug.<br />

zusammen wie oben 201 Schüler<br />

Am 5. Juli d. J. machten die beiden Lehrer und <strong>der</strong> Lokalschulinspektor<br />

mit den Schulkin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> I. und II. Klasse sowie einige aus <strong>der</strong> III. Klasse<br />

unter Obhut ihrer Eltern o<strong>der</strong> größere Geschwister einen Ausflug. Nach<br />

Bentheim. Auch <strong>der</strong> Lehrer aus Höcklenkamp schloß sich mit seinen beiden<br />

53


ersten Klassen dem Ausfluge an. Auf elf mit frischem Grün bekränzten<br />

Leiterwagen gings zum Neuenhauser Bahnhofe. Kin<strong>der</strong>, Lehrer und Eltern<br />

wurden dann auf vier Eisenbahnwagen verteilt. Unter frohem Schülergesang<br />

gings dann bis zum Bahnhof Bentheim. Zu Fuß begab sich dann die ganze<br />

Schaar zum Schlosse. Nachdem dort alles Sehenswerte in Augenschein<br />

genommen worden war, gings durch die Straßen <strong>der</strong> Stadt. Beson<strong>der</strong>s<br />

wurde das Bismarckdenkmal längere Zeit angestaunt. Als nach<br />

Durchwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stadtstraßen sich endlich Müdigkeit und Durst<br />

einstellten, machte man Rast beim Gastwirt Zevenhuisen. Hier erquickte<br />

man sich durch Speise und Trank und ruhte sich eine Zeitlang aus. Darauf<br />

gings zum Bade, wo sich die Kin<strong>der</strong> bei schönster Witterung und unter dem<br />

Genusse <strong>der</strong> herrlichen Musik <strong>der</strong> Badekapelle ungezwungen ihren<br />

Vergnügungen hingeben durften. Der Achtuhrzug brachte uns dann wie<strong>der</strong><br />

nach Neuenhaus, wo unsere Wagen, uns abzuholen wie<strong>der</strong> bereitstanden. Elf<br />

Uhr abends kam alt und jung froh und wohlgemut in Uelsen wie<strong>der</strong> an, und<br />

bald ruhten sämtliche Teilnehmer in Morpheus Armen.<br />

Lehrerwechsel.<br />

Zum 1. Oktober d. J. wurde <strong>der</strong> zweite Lehrer, Herr Birkenkämper, von<br />

hier nach Schüttorf versetzt, nachdem er ein und ein halbes Jahr<br />

segensreich an unserer Schule gewirkt hatte. Herr Klinge aus Lintorf, Kreis<br />

Wittlage, <strong>der</strong> im August 1903 das Osnabrücker Seminar verlassen hatte,<br />

wurde zum 1. Oktober als II. Lehrer hier wie<strong>der</strong> angestellt.<br />

Das Schuljahr 1904.<br />

Im Februar 1904 erkrankte <strong>der</strong> I. Lehrer. Bei <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Untersuchung am 20. d. M. wurde eine Herzstörung festgestellt und dem<br />

Patienten zunächst auf 4 Wochen <strong>der</strong> Unterricht sowie die Wahrnehmung<br />

des Kirchedienstes verboten. Die absolute Ruhe wirkte zwar wohltätig auf<br />

den Kranken, jedoch wurde ihm die Aufnahme seiner Tätigkeit noch auf<br />

fernere 2 Wochen untersagt. Vier Wochen lang hatte <strong>der</strong> Lehrer Vertretung<br />

durch seinen zweiten Sohn Johannes Körner, <strong>der</strong> anfangs März d. J. vom<br />

Seminar in Aurich als bestanden entlassen wurde. Nach Oster 1904<br />

54


unterrichtete <strong>der</strong> I. Lehrer mit ärztlicher Erlaubnis zunächst 4 Stunden<br />

täglich, von Pfingsten ab aber übernahm er wie<strong>der</strong> den vollen Unterricht.<br />

Osterprüfung und Versetzungen.<br />

Am 30. März 1904 fand wie alljährlich die Osterprüfung statt. Bei<br />

dieser wurden 7 Knaben und 8 Mädchen, die acht volle Jahre die Schule<br />

besucht hatten, aus <strong>der</strong>selben entlassen.<br />

Neu aufgenommen wurden zum 1. April d. J. … schulpflichtige Kin<strong>der</strong><br />

und zwar … Knaben und … Mädchen.<br />

I. Kl. 64<br />

II. Kl. 60<br />

III. Kl. 82<br />

zusammen 206<br />

Schüler<br />

Nach den üblichen Versetzungen von <strong>der</strong> III. in die<br />

II. und von <strong>der</strong> II. in die I. Klasse hatten die einzelnen<br />

Klassen folgende Anzahl Schüler: I. Klasse 64 (32 Knaben<br />

und 32 Mädchen), II. Klasse 60 (28 Knaben und 32<br />

Mädchen), III. Klasse 82 (46 Knaben und 36 Mädchen)<br />

mithin im ganzen 206 Schüler und Schülerinnen.<br />

Jubiläum des ersten Lehrers.<br />

Am 16. Juni d. J. feierte <strong>der</strong> erste Lehrer seine 25jährige Amtstätigkeit<br />

in <strong>der</strong> vereinigten Schulgemeinde Uelsen – Bauerhausen. Der diesbezügliche<br />

Zeitungsbericht lautet folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Uelsen, 17. Juni. Gestern beging Herr Lehrer Körner den Tag seiner<br />

25jährigen Lehrertätigkeit an <strong>der</strong> Schule Uelsen – Bauerhausen. Der<br />

Gesangsverein brachte seinem Leiter in <strong>der</strong> frühen Morgenstunde ein<br />

Ständchen und überreichte ihm einen geschmückten Sessel. Am Nachmittag<br />

versammelten sich die Schulkin<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> festlich geschmückte Schule, um<br />

unter Vorantritt <strong>der</strong> vier Spielleute des Kriegervereins einen Durchzug durch<br />

die Ortsstraßen zu machen. Geplant war nachher eine Bewirtung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

mit Limonade und Backwerk auf dem Nackenberge, aber wegen des Regens<br />

mußte dieser Teil <strong>der</strong> Feier im Bushemaker’schen Saale stattfinden. Hier<br />

wurde dem Jubilar ein Schreibtischstän<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Barometer, Weckuhr und<br />

Thermometer trägt, sowie eine goldene Uhr mit Kette als Geschenk <strong>der</strong><br />

55


Schulgemeinde überreicht. Bei mehrfachen Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verging die<br />

Zeit angenehm und rasch, später klärte sich das Wetter auf, sodaß die<br />

Schuljugend sich auf dem Kirchplatze am Wettlaufen, Sacklaufen und an<br />

an<strong>der</strong>en spielen vergnügen konnte. Die große Beteiligung aus <strong>der</strong><br />

Schulgemeinde und die zahlreichen Glückwunsche, die Herrn Körner<br />

schriftlich und mündlich zuteil wurden, zeugten von <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Beliebtheit des Lehrers; aus Schüttorf war ihm sogar einen Gruppenbild<br />

ehemaliger Schüler gesandt. Möge sich die hiesige Schulgemeinde noch<br />

lange <strong>der</strong> Tätigkeit von Herrn Körner erfreuen!“<br />

Am 28. März 1905 fand die Entlassungsprüfung <strong>der</strong> 14jährigen Schüler<br />

und Schülerinnen statt. 15 Schüler - 7 Knaben und 8 Mädchen -<br />

unterzogen sich <strong>der</strong>selben. Der Ortsschulinspektor, Herr Pastor Schulte hier,<br />

prüfte die Kin<strong>der</strong> 1½ Stunde in Religion, Deutsch, Rechnen – Raumlehre,<br />

Geschichte und Geographie. Die Prüfungs-Zeugnisse fielen wie gewöhnlich<br />

sehr verschieden aus. Sie wechselten zwischen „recht gut“, „gut“,<br />

„genügend“ und „fast genügend“.<br />

I. Kl. 68 Schüler<br />

II. Kl. 71<br />

Schüler<br />

III. Kl. 83<br />

Schüler<br />

zusammen 222<br />

Schüler<br />

Schuljahr 1905.<br />

Nach den üblichen Versetzungen und <strong>der</strong> Aufnahme<br />

<strong>der</strong> sechsjährigen Kin<strong>der</strong> betrug die Schülerzahl aller drei<br />

Klassen zusammen 219, mithin 13 mehr als im Jahre<br />

vorher. Diese verteilten sich auf die einzelnen Klassen wie<br />

folgt:<br />

I. Klasse 68 (33 Knaben und 35 Mädchen)<br />

II. Klasse 71 (33 Knaben und 38 Mädchen)<br />

III. Klasse 83 (50 Knaben und 33 Mädchen)<br />

Mit den 4 Kin<strong>der</strong>n, die nach den Osterferien noch<br />

hinzukamen und nicht in <strong>der</strong> Schulgemeinde Uelsen –<br />

Bauerhausen geboren waren, war <strong>der</strong> Schülerbestand auf<br />

222 gestiegen. ∗<br />

∗ Anm.: Wahrscheinlich stimmt die Zahl 219 nicht. Es müsste wohl 218 heißen. AR<br />

56


Während des Sommerhalbjahres dienten mehrere Schüler und<br />

Schülerinnen aus <strong>der</strong> Ober- und Mittelklasse als Hütekin<strong>der</strong> auf den<br />

benachbarten Bauerschaften.<br />

In den Monaten Juni, Juli und August wurde an allen Wochentagen von<br />

morgens 7 bis mittags 12 Uhr unterrichtet, Dienstags und Freitags<br />

nachmittags je eine Stunde in <strong>der</strong> Ober- und Mittelklasse. Diese Einrichtung<br />

gefällt in sofern besser, als die Kin<strong>der</strong> in den heißeren Tagen in den<br />

Nachmittagsstunden frischer sind und sich lebhafter am Unterricht<br />

beteiligen. Auf diese Weise gehen auch weniger Unterrichtsstunden verloren<br />

bei über 25º Wärme.<br />

Lehrerwechsel.<br />

Zum 1. Oktober d. J. fand an <strong>der</strong> hiesigen Schule wie<strong>der</strong> ein<br />

Lehrerwechsel statt; denn <strong>der</strong> II. Lehrer Herr Klinge wurde zum<br />

Militärdienste nach Hannover eingezogen. Als sein Nachfolger wurde <strong>der</strong><br />

Lehramtsbewerber Herr Specht aus Diemke bei Spenge in Westfalen, <strong>der</strong> in<br />

Osnabrück das Seminar absolviert hatte, hier angestellt.<br />

Weihnachten.<br />

Am Abend des 23. Dezembers hielt <strong>der</strong> Lehrer Specht mit <strong>der</strong> Mittel-<br />

und einem Teile <strong>der</strong> Unterklasse im Konfirmandensale die Weihnachtsfeier<br />

ab. Herr Specht hielt als Einleitung Feier am hellstrahlenden Lichterbaum<br />

eine längere Rede über die Bedeutung <strong>der</strong> Weihnachten. Darauf sprachen<br />

mehrere Kin<strong>der</strong> passende Festgedichte. Zum Schluß wurden allerhand<br />

Backwaren unter die frohe Kin<strong>der</strong>schar verteilt. Die ganze Feier ging würdig<br />

von statten. Strahlende Kin<strong>der</strong>augen und mancher dankbare Händedruck<br />

seitens verschiedener Eltern an den Lehrer gaben Zeugnis von allseitiger<br />

Befriedigung. – Am 24. abends feierte in üblicher Weise <strong>der</strong> älteste Lehrer<br />

mit <strong>der</strong> Ober- und einem Teil <strong>der</strong> Unterklasse in demselben Saale<br />

Weihnachten.<br />

Schuljahr 1906.<br />

57


Die diesjährige Entlassungs-Prüfung und Versetzung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Klassen wurde durch den Lokalschulinspektor Herrn Pastor Schulte dahier<br />

am 31. März 1905 vorgenommen. Aus <strong>der</strong> Schule entlassen wurden 17<br />

Schüler und Schülerinnen. Am 1. April 1906 setzten sich nach Aufnahme des<br />

Sechsjährigen die einzelnen Klassen folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />

I. Klasse 67 Kin<strong>der</strong> und zwar 30 Knaben und 37 Mädchen<br />

II. Klasse 77 Kin<strong>der</strong> und zwar 43 Knaben und 34 Mädchen<br />

III. Klasse 85 Kin<strong>der</strong> und zwar 44 Knaben und 41 Mädchen<br />

Das macht im ganzen 229 Kin<strong>der</strong>.<br />

Bau <strong>der</strong> III. Schulklasse.<br />

In den letzten 11 Jahren hat sich die Anzahl <strong>der</strong> Schüler um 89<br />

schulpflichtige Kin<strong>der</strong> vermehrt. 1895 betrug sie 140 und war im Jahre 1906<br />

auf 229 gestiegen. Dies nötigte die Schulgemeinde in diesem Jahre eine<br />

dritte Schulklasse zu bauen. Am 28. Juni wurde in Gegenwart des<br />

Schulvorstandes <strong>der</strong> Grundstein gelegt. Mitte Oktober wurde <strong>der</strong> Bau in<br />

Gegenwart des Bauführers Coolhaas van de Woude und des Schulvorstandes<br />

abgenommen. Schulklasse und Lehrerwohnung über <strong>der</strong>selben sowie <strong>der</strong><br />

Ausbau am Abortsgebäude wurden als solide und dem Bauplan entsprechend<br />

gefunden.<br />

Schulbrunnen.<br />

Da im Jahre 1895 <strong>der</strong> beim Bau <strong>der</strong> beiden ersten Schulklassen<br />

angelegte Brunnen kein trinkbares Wasser lieferte, so machte man im<br />

Herbste 1906 den Versuch, einen neuen Brunnen anzulegen. Ein<br />

Brunnenmacher Namens Heitjemaar aus Dedemsfaart in Holland wurde mit<br />

<strong>der</strong> Anlage eines Brunnens betraut. Mit Mut und Geschick wurde ans Werk<br />

gegangen. Jedoch stellten sich bald Schwierigkeiten ein; denn als man mit<br />

<strong>der</strong> Bohrmaschine einige Meter in die Tiefe gedrungen war, konnte man<br />

wegen <strong>der</strong> festen und zähen Tonschichten nur sehr langsam tiefer dringen.<br />

Wenn stellenweise die Tonmassen weicher und schlammiger wurden,<br />

schöpfte man neue Hoffnung. Aber nur zu bald sah man sich getäuscht,<br />

indem man immer wie<strong>der</strong> auf neue fast undurchdringliche Schichten bald<br />

58


feineren und bald gröberen Tones stieß. Als sich aber bei einer Tiefe von 100<br />

m immer noch kein Wasser zeigte, gab man den Versuch auf. Somit war die<br />

Hoffnung auf gutes Trinkwasser abermals gescheitert.<br />

59


Anstellung des III. Lehrers.<br />

Am 1. Oktober d. J. wurde als III. Lehrer Herr Klinge, <strong>der</strong> vom Oktober<br />

1905 bis dahin 1906 seiner Militärpflicht genügte und als Unteroffizier<br />

abging, hier angestellt. Zum 15. November jedoch wurde er an die<br />

einklassige Schule in Adorf und <strong>der</strong> Lehrer Sager aus Geteloer-Moor,<br />

gebürtig aus Schüttorf, als III. Lehrer nach Uelsen versetzt.<br />

Klasseneinteilung.<br />

Da die bisherigen drei Klassen stark überfüllt waren, so wurde mit<br />

Anstellung des III. Lehrers die Schule in eine vierklassige umgewandelt. Die<br />

Durchschnittsziffer <strong>der</strong> einzelnen Klassen betrug gegen früher 76 jetzt 57<br />

Schüler.<br />

Weihnachtsfeier in <strong>der</strong> Schule.<br />

Am Weihnachtsabend wurde von allen drei Lehrern zugleich in den drei<br />

schulklassen mit sämtlichen Schulkin<strong>der</strong>n die Weihnachtsfeier begangen. Am<br />

hellglänzenden Tannenbaum wurden nach einleitenden Ansprachen <strong>der</strong><br />

Lehrer von einzelnen Kin<strong>der</strong>n abwechselnd entsprechende Gedichte<br />

vorgetragen und von den Klassen Weihnachtslie<strong>der</strong> gesungen. In den<br />

einzelnen Pausen kamen Backwaren und sonstige Süßigkeiten zur<br />

Verteilung. Etwa eine Stunde dauerte die Feier in den einzelnen Klassen.<br />

Zahlreiche Eltern und Geschwister waren zugegen, um sich an dem Glück<br />

ihrer Lieblinge zu weiden.<br />

Das Schuljahr 1907.<br />

Nach <strong>der</strong> üblichen Schulprüfung am 27. März 1907 wurden 16<br />

vierzehnjährige Schüler und zwar 10 Knaben und 6 Mädchen aus <strong>der</strong> I.<br />

Klasse mit Zeugnissen versehen entlassen. 24 sechsjährige Schüler wurden<br />

neu aufgenommen. Neuordnung <strong>der</strong> Schule setzten sich die einzelnen<br />

Klassen folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />

I. Klasse = 26 Knaben, 30 Mädchen = 56 Schüler<br />

II. Klasse = 36 Knaben, 27 Mädchen = 63 Schüler<br />

60


III. Klasse = 35 Knaben, 30 Mädchen = 65 Schüler<br />

IV. Klasse = 21 Knaben, 19 Mädchen = 40 Schüler<br />

Gesamtschülerzahl = 224 Schüler<br />

Schülerausflug nach Bentheim.<br />

Am 22. Juni machten die Lehrer Uelsens mit den drei oberen<br />

Schulklassen einen Ausflug nach Bentheim. Vom schönsten Wetter<br />

begünstigt Lehrer, Kin<strong>der</strong> und verschiedene Erwachsene in grün<br />

geschmückten Leiterwagen nach dem Bahnhofe in Neuenhaus. Um ½11 Uhr<br />

bestiegen sämtliche Ausflügler den Zug und stiegen Punkt 12 Uhr am Bade –<br />

Bentheim aus. Zu Fuß gings dann durch den herrlichen, grünen Wald nach<br />

<strong>der</strong> Stadt. Nach Besichtigung des Schlosses und des Steinbruchs östlich von<br />

Bentheim wurde dann eine Fußtour von <strong>der</strong> Bentheim – Schüttorfer<br />

Chaussee quer durch den Wald nach dem sogenannten Waldschlößchen,<br />

einer Waldwirtschaft in <strong>der</strong> Nähe Schüttorfs gemacht. Hier ruhten alle<br />

Teilnehmer am Ausfluge von den ermüdenden Wan<strong>der</strong>ungen aus und<br />

verzehrte beim Kaffee die letzten Reste <strong>der</strong> mitgenommenen Mundvorräte.<br />

Als darauf nach gehöriger Ruhepause noch einige Spiele gespielt im<br />

Anschluß daran einige Lie<strong>der</strong> gesungen worden waren, traten Erwachsene<br />

und Kin<strong>der</strong> den Heimweg durch den Wald nach dem Bade an. In den<br />

herrlichen Parkanlagen erquickte man sich noch eine halbe Stunde an <strong>der</strong><br />

lieblichen Musik <strong>der</strong> Badekapelle und fuhr darauf mit <strong>der</strong> Kreisbahn wie<strong>der</strong><br />

nach Neuenhaus, von wo unsere Fuhrleute uns wie<strong>der</strong> nach Uelsen abholten.<br />

Es war ein ermüden<strong>der</strong> aber genussreicher Tag, <strong>der</strong> den Kin<strong>der</strong>n<br />

manchen neuen Eindruck vermittelt hatte, gewesen.<br />

Lehrerwechsel.<br />

Zum 1. Oktober 1907 wurde <strong>der</strong> zweite Lehrer Herr Specht von hier<br />

nach Hesepe bei Nordhorn versetzt. An seine Stelle trat <strong>der</strong> bisherige dritte<br />

Lehrer Herr Sager. Als dritter Lehrer wurde <strong>der</strong> Lehramtsbewerber Herr<br />

Block, gebürtig aus Bielefeld, hier angestellt.<br />

61


Schuljahr 1908.<br />

Die diesmalige Schulentlassung <strong>der</strong> 14jährigen sowie die Neubildung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Klassen und Aufnahme <strong>der</strong> 6jährigen zum 1. April d. J.<br />

geschah in <strong>der</strong> bisher üblichen Weise. Die neugebildeten Klassen hatten<br />

folgende Stärke:<br />

Klasse I. = 61 Schüler<br />

Klasse II. = 58 Schüler<br />

Klasse III. = 68 Schüler<br />

Klasse IV. = 41 Schüler<br />

Zusammen = 228 Schüler.<br />

Einschulung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von Höcklenkamp.<br />

Da <strong>der</strong> Lehrer Herr Kehlmann von Höcklenkamp erkrankte, wurden die<br />

Kin<strong>der</strong> dieser Schulgemeinde mit Ausnahme untere Abteilung von Ostern bis<br />

Pfingsten hier eingeschult. Von da ab wurde in Hardingen d Höcklenkamp<br />

durch die Herren Block in Uelsen und Horstmann in Hardingen<br />

Vertretungsunterricht erteilt.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Kirche in Uelsen.<br />

Im Jahre 1906 wurden in <strong>der</strong> reformierten Kirche in Uelsen wesentliche<br />

Verbesserungen vorgenommen. Jahrelang schon plante man im Kirchspiel<br />

Uelsen, die Kirche mit einer Heizungsanlage zu versehen. Zwecks <strong>der</strong>selben<br />

veranstaltete man probeweise eine Kollekte. Da sich indessen die<br />

gezeichneten Gel<strong>der</strong> als nicht hinreichend erwiesen; so übernahm es das<br />

Kirchenratsmitglied, Gutsbesitzer Herr Krull in Vennebrügge in edelmütiger<br />

Weise, den Kostenpunkt zu bestreiten.<br />

Zugleich mit <strong>der</strong> Heizungsanlage spendete <strong>der</strong> <strong>der</strong>selbe an <strong>der</strong> Ost-,<br />

Süd- und Westseite <strong>der</strong> Kirche neue Fenster mit durchsichtigem Glas, was<br />

beson<strong>der</strong>s zur Verschönerung <strong>der</strong> Kirche beitrug. Die Türen wurden so<br />

eingerichtet, daß sie sich nach jedesmaliger Benutzung von selber schließen,<br />

wodurch im Winter beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> scharfe Luftzug vermieden wird. Durch<br />

62


diese Verbesserungen, namentlich durch die Kirchenheizung wurde <strong>der</strong><br />

Kirchenbesuch im Winter bedeutend besser. Denn manche altersschwache<br />

o<strong>der</strong> sonst schwächliche Leute und Rekonvaleszenten mußten an kalten<br />

Wintertagen wegen eisiger Kälte und scharfen Luftzuges dem<br />

Kirchenbesuche fern bleiben.<br />

63


Verschönerung Uelsens<br />

Im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte ist das Dorf Uelsen in mancher<br />

Beziehung verschönert. Die Hauptstraßen haben statt <strong>der</strong> früheren<br />

holperigen Pflaster aus Kieselsteinen solche aus Kopfpflastersteinen<br />

erhalten. Im Westen des Dorfes ist die früher stark ansteigende Straße ½ m<br />

tiefer gelegt, wodurch <strong>der</strong> Fuhrwerksverkehr in <strong>der</strong>selben bedeutend<br />

gehoben wurde.<br />

Ein wesentlicher Fortschritt für unser Dorf ist ferner die<br />

Straßenbeleuchtung, die Jahre … angelegt wurde. … Laternen erleuchten an<br />

nichthellen Mondabenden sämtliche Haupt- und Nebenstraßen. Dem<br />

Marktplatze in unmittelbarer Nähe <strong>der</strong> großen Kirch ist durch Anpflanzung<br />

von Linden, Kastanien und Ulmen und durch Aufführung einer beson<strong>der</strong>s<br />

hübschen Prachtlaterne mit drei Lichtern, die den ganzen Platz erleuchten,<br />

mehr Ansehen verliehen, wozu beson<strong>der</strong>s auch <strong>der</strong> Aufputz des<br />

gegenüberliegenden Rathauses mit beiträgt.<br />

Die meisten Häuser haben ein freundlicheres Aussehen erhalten.<br />

Verschiedene alte, unansehnliche und feuchte Wohnhäuser sind<br />

verschwunden und durch neue, trockene, gesün<strong>der</strong>e und nette Häuser<br />

ersetzt worden. An<strong>der</strong>e haben durch Cementanwurf, durch Anstrich o<strong>der</strong><br />

durch Aufführung einer neuen Frontfläche bedeutend mehr Ansehen<br />

erhalten. Verschiedene Lücken längs <strong>der</strong> Straßen sind durch Errichtung<br />

neuer Häuser aufgefüllt, sodaß Uelsen mehr und mehr ein neues und<br />

angenehmeres Gepräge bekommt.<br />

Ackerbau und Viehzucht haben sich in letzter Zeit infolge <strong>der</strong><br />

künstlichen Düngemittel in unserer in unserer ländlichen Bevölkerung<br />

wesentlich gehoben. Hierdurch und durch die durchweg guten Viehpreise<br />

macht sich in je<strong>der</strong> Hinsicht eine Hebung des Wohlstandes wohltuend<br />

bemerkbar, was bei den Handwerkern und <strong>der</strong> dienenden und arbeitenden<br />

Bevölkerungsklasse eine Steigerung <strong>der</strong> Löhne zur Folge gehabt hat.<br />

Unsere Arbeiterbevölkerung findet namentlich in den Ton- und<br />

Cementziegeleien, davon letztere binnen einigen Jahren hier mehrere<br />

64


entstanden sind, dauernd Beschäftigung und gute Löhne, wodurch sie <strong>der</strong><br />

vormals oft drückenden Not enthoben sind.<br />

Der Gesundheitszustand hat sich infolge besserer Ernährung, Kleidung<br />

und Wohnung gegen früher bedeutend gebessert. Schmutzkrankheiten, wie<br />

Kopfgrind u. a., kennt man jetzt kaum noch dem Namen nach, während<br />

früher mancher damit behaftet war.<br />

Das Interesse für das allgemeine Wohl ist in stetem Wachsen<br />

begriffen. Durch Gründung einer Volksbücherei, die von Erwachsenen, den<br />

Schülern <strong>der</strong> I. und II. Klasse beson<strong>der</strong>s im Winterhalbjahr fleißig benutzt<br />

wird, ist die Leselust in mancher Familie rege geworden.<br />

Beson<strong>der</strong>s verdient die Wertschätzung des Volksschulunterrichts<br />

hervorgehoben zu werden. Während vor 30 Jahren die <strong>Volksschule</strong> in den<br />

Frühlings-, Sommer- und Herbstmonaten als ein notwendiges Übel<br />

angesehen wurde und manche unentschuldigte Schulversäumnisse<br />

vorkamen, ist <strong>der</strong> Schulbesuch im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte ein<br />

regelmäßiger und <strong>der</strong> Lernbetrieb ein regerer geworden.<br />

65


Die 25-Jahrfeier des Herrn Pastor Schulte.<br />

Am 9. November 1909 feierte Herr Pastor Schulte den Gedenktag<br />

seiner 25jährigen Wirksamkeit in hiesiger Gemeinde. Der Kirchenrat und die<br />

Gemeindevertretung nebst Diakone pp. Überreichten ihm am Vormittage als<br />

Ausdruck ihres Dankes und ihrer Hochschätzung eine hübsche Wanduhr<br />

bezw. Einen silbernen Tafelaufsatz. Glockenläuten und Gesang <strong>der</strong> Uelser<br />

Schulkin<strong>der</strong> verschönerten die Feier. Um auch einem weiteren Kreise die<br />

Mitfeier zu ermöglichen, hatten die Gemeindeorgane ein gemeinsames<br />

Mittagessen angeordnet, das lebhafte Beteiligung fand. Durch ernste und<br />

heitere Reden wurde das Mahl gewürzt und <strong>der</strong> unermüdlichen und<br />

erfolgreichen Tätigkeit des Jubilars auf dem Gebiete <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong> Schule<br />

und des Armenwesens dankbar gedacht. Die Gemeinde hat an <strong>der</strong> Feier<br />

herzlichen Anteil genommen und wünscht Herrn Pastor Schulte, daß er noch<br />

eine lange Reihe von Jahren in <strong>der</strong> bisherigen Kraft und Frische sich ihr<br />

widmen möge.<br />

Das Schuljahr 1909.<br />

Nachdem am letzten Schultage im März die 14jährigen Schüler und<br />

Schülerinnen geprüft und mit Zeugnissen versehen aus <strong>der</strong> Schule<br />

entlassen, die in diesem Jahre schulpflichtig gewordenen Kin<strong>der</strong><br />

aufgenommen und die Klassen neu geordnet waren, ergab sich eine<br />

Schülerzahl von 211 Kin<strong>der</strong>n und zwar 111 Knaben und 100 Mädchen. Diese<br />

verteilten sich auf die einzelnen Klassen folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

I. Klasse 62 Kin<strong>der</strong> 33 Knaben,<br />

29 Mädchen,<br />

II. Klasse 49 Kin<strong>der</strong> 28 Knaben,<br />

21 Mädchen,<br />

III. Klasse 66 Kin<strong>der</strong> 35 Knaben,<br />

31 Mädchen,<br />

66


IV. Klasse 34 Kin<strong>der</strong> 15 Knaben,<br />

Gesamtzahl 211 Kin<strong>der</strong>.<br />

19 Mädchen,<br />

Schulausflug nach Frenswegen.<br />

An einem schönen Maitage machten die Lehrer mit den drei oberen<br />

Klassen einen Ausflug nach Frenswegen. Herr Sager machte mit den<br />

kräftigsten und tüchtigsten Turnern die Tour über Lage zu Fuß. Herr Block<br />

legte mit den meisten Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> I. und II. Klasse den Weg zu fuß nach<br />

Neuenhaus zum Bahnhofe zurück. Lehrer Körner, <strong>der</strong> einen schweren Gang<br />

hat und an Jahren schon vorgeschritten ist, fuhr mit den zarteren Kin<strong>der</strong>n im<br />

Wagen nach Neuenhaus. Von da gings mit dem Zuge nach Frenswegen. Die<br />

kurze Strecke zum Kloster wurde zu Fuß zurückgelegt. Als bald darauf auch<br />

Herr Sager mit den Turnern eintraf, wurde ein Rundgang durchs Kloster<br />

gemacht. Dann erquickten sich Schüler und Lehrer in den schönen Anlagen<br />

beim Hôtel durch Butterbrot und Milch, Limonade o<strong>der</strong> Bier. Nach einem<br />

herrlichen Spaziergang durchs Gehölz, gab man den Kin<strong>der</strong>n die Erlaubnis,<br />

sich in den Anlagen frei herumzutummeln, wovon sie ausgiebigen Gebrauch<br />

machten. Mit dem Abendzuge fuhren Lehrer und Schüler mit dem<br />

Bewusstsein, einen angenehmen Nachmittag verlebt zu haben, nach<br />

Neuenhaus zurück, von wo sie von den Fuhrwerksbesitzern in großen<br />

Leiterwagen wie<strong>der</strong> nach Uelsen gebracht wurden.<br />

Beför<strong>der</strong>ung des Lehrers Körner zum Hauptlehrer.<br />

Die Königliche Regierung Abteilung II in Osnabrück hat den <strong>der</strong>zeitigen<br />

ersten Lehrer Körner durch Verfügung vom 14. Oktober 1909 die Befugnisse<br />

eines Hauptlehrers vom 1. Oktober d. gen. Jahres ab übertragen.<br />

Entlassungs-Prüfung.<br />

Die diesjährige Entlassungs-Prüfung <strong>der</strong> 14jährigen Schüler fand am<br />

23. März statt. 19 Schüler, 13 Knaben und 6 Mädchen wurden aus <strong>der</strong> I.<br />

Klasse als bestanden entlassen und mit Zeugnissen versehen. Einige<br />

67


Schüler, die in <strong>der</strong> II. resp. III. Klasse hängen geblieben waren, mithin das<br />

Ziel <strong>der</strong> Schule nicht erreicht hatten, nahmen an <strong>der</strong> Prüfung nicht teil.<br />

Das Schuljahr 1910.<br />

Bei Wie<strong>der</strong>beginn des Schulunterrichts nach Ostern d. J. wurden 24<br />

schulpflichtig gewordene Kin<strong>der</strong> neu aufgenommen. Die Schülerzahl<br />

sämtlicher 4 Klassen betrug 210 Kin<strong>der</strong>. Durch Zuzug zweier Familien kamen<br />

im Monat Mai 4 Kin<strong>der</strong> hinzu, und ein Kind wurde durch Wegzug einer<br />

Familie entlassen, sodaß die Gesamtschülerzahl Ende Mai 213 betrug. Diese<br />

verteilten sich auf die einzelnen Klassen wie folgt:<br />

I. Klasse 30 Knaben und 27 Mädchen = 57 Schüler,<br />

II. Klasse 25 Knaben und 31 Mädchen = 56 Schüler<br />

III. Klasse 40 Knaben und 30 Mädchen = 70 Schüler<br />

IV. Klasse 14 Knaben und 16 Mädchen = 30 Schüler<br />

Zusammen109 Knaben und 104 Mädchen = 213 Kin<strong>der</strong>.<br />

Vergrößerung und Verschönerung Uelsens durch Anbau neuer Häuser.<br />

Seit einigen Jahren herrscht in Uelsen eine rege Baulust. Infolgedessen<br />

sind manche Lücken an den Straßen durch neue Häuser ausgefüllt.<br />

Verschiedene alte Häuser sind nie<strong>der</strong>gerissen und durch neue ersetzt<br />

worden. Im Nordwesten Uelsens sind von <strong>der</strong> Wilsumer Straße in den beiden<br />

letzten Jahren nicht weniger als neun neue Gebäude, 6 Wohnhäuser, eine<br />

Molkerei, ein Gebäude zum Aufstapeln von Bauholz und eine Cementziegelei,<br />

aufgeführt worden, sodaß dort gewissermaßen ein ganzes, neues Vordorf<br />

entstanden ist. –<br />

Da die Zimmerleute, Maurer, Tischler, Anstreicher und Tapezierer pp.<br />

die Arbeiten nicht alle bewältigen können, so arbeiten Hier vielfach<br />

Handwerker aus Neuenhaus, Lage und Holland. Einige holländische Familien<br />

haben sich hier sogar dauernd nie<strong>der</strong>gelassen.<br />

68


Die Wahl des Lehrers Klinge.<br />

Im Februar 1911 wurde dem Schulvorstande von <strong>der</strong> Königlichen<br />

Regierung mitgeteilt, daß <strong>der</strong> Lehrer Herr Block hierselbst nach Holt und<br />

Haar in <strong>der</strong> Obergrafschaft versetzt werde. Von den zwei Bewerbern Herrn<br />

Lehrer Klinge in Bimolten und Herrn Lehrer Timmer in Echteler –<br />

Hesterkante wurde ersterer vom Schulvorstande einstimmig gewählt und<br />

von <strong>der</strong> Königlichen Regierung zum 1. April hier bestätigt.<br />

Das Schuljahr 1911.<br />

Wie üblich wurden Ende März d. J. die 14 jährigen Kin<strong>der</strong> und zwar 25<br />

an <strong>der</strong> Zahl durch den Lokalschulinspektor Herrn Pastor Schulte hier geprüft<br />

und die Versetzungen in den einzelnen Klassen vorgenommen. Nachdem<br />

erstere mit Zeugnissen versehen und entlassen und die einzelnen Klassen<br />

neu gebildet wurden, betrug die Frequenz <strong>der</strong> Schule 215 schulpflichtige<br />

Kin<strong>der</strong> und zwar<br />

I. Klasse 28 Knaben und 24 Mädchen,<br />

II. Kasse 28 Knaben und 27 Mädchen<br />

III. Kasse 35 Knaben und 29 Mädchen<br />

IV. Kasse 22 Knaben und 22 Mädchen<br />

Zusammen 113 Knaben und 102 Mädchen<br />

215 Kin<strong>der</strong><br />

Herrn Pastor Bode’s Versetzung nach Neuenhaus.<br />

Der in unserer Kirchengemeinde 22 Jahre wirksam gewesene II. Pastor<br />

S. Bode wurde zum Frühjahr 1911 als I. Pastor vom Konsistorium nach<br />

Neuenhaus berufen. Herr Pastor Bode hat es verstanden, sich durch seine<br />

seelsorgerische Tätigkeit sowohl als durch seinen Lebenswandel, sowie durch<br />

seine Milde und Freundlichkeit die Liebe und Hochachtung in seiner<br />

Gemeinde in solchem Grade zu erwerben, daß sein Scheiden aus Uelsen<br />

allgemein bedauert wurde. Eine große Menschenmenge hatte sich daher<br />

69


versammelt, als Herr Pastor Bode am 1. Pfingsttage nachmittags zum<br />

letztenmal als Pastor in unserer Gemeinde mit ihr den Gottesdienst feierte.<br />

Nach <strong>der</strong> Predigt nahm er in kurzen Worten recht herzlichen Abschied von<br />

seiner bisherigen ihm liebgewordenen Gemeinde. Möge auch in Neuenhaus<br />

seine Arbeit gesegnet werden! –<br />

Herrn Pastor Schuhmacher’s Wie<strong>der</strong>wahl und Anstellung in Uelsen.<br />

An die erledigte II Pfarrstelle erwählte <strong>der</strong> Kirchenrat zu Uelsen<br />

einstimmig Herrn Pastor Schuhmacher aus Laar. Zur Freude <strong>der</strong> Gemeinde<br />

nahm <strong>der</strong>selbe die Wahl an und wurde am 3. September durch Herrn<br />

Konsistorialrat Nijhuis in Arkel bei gefüllter Kirche vormittags hier<br />

eingeführt. Nachmittags hielt Herr Pastor Schuhmacher seine Antrittspredigt.<br />

Eine solche Menschenmenge hatte sich angesammelt, daß viele Zuhörer<br />

nicht mehr Platz bekommen konnten und daher stehend dem Gottesdienst<br />

beiwohnten.<br />

–<br />

Möge Gottes Segen das Wirken des neuen Predigers fruchtbar machen!<br />

70


Ausflug <strong>der</strong> Schule am 20. Juni.<br />

Am 20. Juni machten die Lehrer Uelsen’s mit den beiden oberen<br />

Klassen einen Ausflug nach dem Waldschlößchen bei Schüttorf. Verschiedene<br />

Mütter schlossen sich mit kleineren Kin<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> III. resp. IV. Klasse an.<br />

Auf verschiedenen mit Grün bekränzten Leiterwagen fuhr die frohe Jugend<br />

bei herrlichem Wetter nach Neuenhaus zum Bahnhofe, von wo <strong>der</strong> Zug sie<br />

nach dem Bade Bentheim beför<strong>der</strong>te. Zu Fuß wurde dann die Strecke durch<br />

den grünen Wald nach dem Waldschlößchen zurück gelegt.<br />

Am Waldschlößchen wurde eine mehrstündige Rast gemacht, während<br />

welcher Kin<strong>der</strong> und Erwachsene sich an Butterbrot und Kaffee o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Getränken erquickten, worauf erstere allerlei Spiele spielten und die<br />

Erwachsenen plau<strong>der</strong>nd die Herrlichkeit <strong>der</strong> sie umgebenden Natur<br />

genossen.<br />

Etwa vier Uhr nachmittags brach die ganze Gesellschaft auf und begab<br />

sich nach dem Bade bei Bentheim. Die beiden jüngeren Herren Lehrer<br />

machten mit den größeren und stärkeren Kin<strong>der</strong>n eine anstrengende Tour<br />

über die Steinbrüche, einige schöne Aussichtspunkte und die Stadt Bentheim<br />

nach dem Bade. Währenddessen begaben sich <strong>der</strong> ältere Lehrer, die<br />

Erwachsenen und die kleineren und schwächeren Schüler auf geradem Wege<br />

dahin.<br />

Nach mehrstündigem Aufenthalt am Bade bestiegen die Ausflügler den<br />

letzten Zug von nach Neuenhaus. Kaum war <strong>der</strong> Zug in Bewegung, so brach<br />

ein heftiges Gewitter los, dem ein zweistündiger Regen folgte, sodaß <strong>der</strong><br />

sonst so schöne Ausflug als eine Wasserpartie endigte.<br />

Einweihung des Kriegerdenkmals.<br />

Jahrelang schon waren im Kriegerverein Beratungen gepflogen, anstatt<br />

des alten, einfachen Kriegerdenkmal auf dem Kirchhofe ein neues,<br />

zierlicheres und würdiges Denkmal auf dem Marktplatze neben dem<br />

Rathause zu errichten. Da <strong>der</strong> angeregte Gedanke in <strong>der</strong> Kirchengemeinde<br />

lebhafte Zustimmung fand, so war dieselbe nicht nur bereit, den<br />

betreffenden Platz zu einem Denkmal herzugeben, son<strong>der</strong>n veranstaltete<br />

71


auch eine Kollekte, um den Plan durch Geldunterstützung zur Ausführung<br />

bringen zu helfen. Ferner flossen Geldsendungen von geborenen Uelsern in<br />

die Kriegervereinskasse aus Amsterdam, Schüttorf, Bentheim, Nordhorn,<br />

Bremen und an<strong>der</strong>n Städten, sodaß <strong>der</strong> Kriegerverein im Frühjahr 1911<br />

pekuniär in <strong>der</strong> Lage war, den lange geplanten Wunsch, das Dorf Uelsen mit<br />

einem den Verhältnissen entsprechenden, würdigen Kriegerdenkmal zur<br />

Erinnerung an den Krieg 1870 – 71 zu schmücken. Die Vorarbeiten wurden<br />

bald eingeleitet und das Denkmal soweit fertig gestellt, daß am 28. Juni die<br />

feierliche Enthüllung stattfinden konnte.<br />

Da <strong>der</strong> zur Feierfestgesetzte Tag sich durch das denkbar schönste<br />

Wetter auszeichnete, so fanden sich nicht allein Kriegervereine von nah und<br />

fern, son<strong>der</strong>n auch sonst viele Festteilnehmer sogar aus den Nachbarstädten<br />

Hollands ein. Eine solche Menschenmenge hatte sich angesammelt, wie sie<br />

das Dorf Uelsen jedenfalls noch nie auf einmal beisammen gesehen hatte.<br />

Die Enthüllungsrede hielt Herr Pastor Schulte. Auf ein gegebenes Zeichen fiel<br />

die Hülle, und ein nettes, gefälliges dem Dorfe und dem Platze<br />

entsprechendes Kriegerdenkmal wurde sichtbar. Ein jubelndes Hoch auf den<br />

Kaiser, in welches die Militärmusik aus Osnabrück mit einem Tusch<br />

einstimmte, endete die begeisternde Rede. Die Musikkapelle intonierte<br />

darauf die National-Hymne „Heil dir im Siegerkranz“, wobei die umstehende<br />

Menschenmenge kräftig einstimmte.<br />

Darauf hielt <strong>der</strong> Vorsitzende des Kriegervereins Herr Dr. Regenbogen<br />

eine Ansprache an die Kriegervereine und ermahnte beson<strong>der</strong>s die jüngeren<br />

Krieger treu und fest fürs Vaterland zu stehen, wie die brave Armee im Jahre<br />

1870 – 71.<br />

Aus <strong>der</strong> stattlichen Reihe <strong>der</strong> Erwachsenen bestieg sodann Fräulein<br />

Alide Vorrink die Rednertribüne und trug klar und deutlich mit guter<br />

Betonung ein längeres patriotisches Gedicht unter spannen<strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeit aller Zuhörer vor. Nach dem Vortrage heftete sie ein von<br />

den Ehrendamen gewidmetes Fahnenband an die Fahne.<br />

Sämtliche Kriegervereine machten nun einen Umzug durch das Dorf,<br />

wobei unsere Veteranen in bekranzten Wagen vorausgefahren wurden. Nach<br />

72


dem Parademarsch, <strong>der</strong> sich daran anschloß, fand ein Festessen beim<br />

Gastwirt Hölters statt. Nachmittags wurde auf dem Nackenberge gefeiert.<br />

Bei Wein und Bier genossen die Festteilnehmer die herrlichen Musikvorträge<br />

<strong>der</strong> Osnabrücker Militärkapelle. Den Schluß <strong>der</strong> Einweihungsfeier bildete ein<br />

Ball bei den Gastwirten Hölters und Storteboom. Die ganze Feier verlief ohne<br />

irgendwelche Störung harmonisch schon.<br />

Hitzeferien.<br />

In den Tagen vom 8. bis 14. August mußte die Schule von 10 Uhr ab<br />

ständig Hitzeferien machen. Bei Schulanfang morgens 8 Uhr zeigte das<br />

Thermometer meistens schon 25 -26º Celsius und stieg gegen 10 Uhr auf 26<br />

- 28º Celsius. Daher wurde in diesen Tagen von 10 Uhr ab ausgesetzt.<br />

Schuljahr 1912.<br />

Nach Entlassung <strong>der</strong> 14jährigen Schüler und Schülerinnen, die durch<br />

den Ortsschulinspektor, Herrn Pastor Schulte am 30. März 1912 geprüft und<br />

am folgenden Tage vom Lehrer mit entsprechenden Zeugnissen (entlassen)<br />

wurden, wurden zum 1. April d. Jhrs. Die klassen neu formiert. Die<br />

Gesamtzahl aller Schüler betrug 210. Davon entfielen<br />

59 (28 Knaben und 31 Mädchen) auf Klasse I,<br />

55 (30 Knaben und 25 Mädchen) auf Klasse II,<br />

67 (36 Knaben und 31 Mädchen) auf Klasse III,<br />

29 (13 Knaben und 16 Mädchen) auf Klasse IV.<br />

Schulausflug.<br />

Am 5. Mai 1912 machten die Lehrer mit den oberen Klassen einen<br />

Ausflug nach Nordhorn und Frenswegen. In Nordhorn besichtigten die Kin<strong>der</strong><br />

unter Anleitung <strong>der</strong> Lehrer die Schleuse, die Kanäle und die Hafenanlage<br />

sowie die neue Brauerei und die im Bau befindliche neue Spinnerei<br />

Buschmate. Zu Fuß ging es dann nach Frenswegen. Hier ergötzten sich die<br />

Kin<strong>der</strong> am lustigen Spiele. Im Kloster wurden die Sehenswürdigkeiten in<br />

Augenschein genommen und im Klosterhofe einige mehrstimmige Lie<strong>der</strong><br />

73


gesungen, die sich in einiger Entfernung nett anhörten. Um 8 Uhr abends<br />

traf die frohe Gesellschaft wie<strong>der</strong> auf dem Bahnhofe in Neuenhaus ein. Da<br />

aber nicht Wagen genug vorhanden waren, die Ausflügler alle aufzunehmen,<br />

so machten die beiden jüngeren Herren Kollegen mit verschiedenen<br />

größeren Kin<strong>der</strong>n den Weg von Neuenhaus nach Uelsen zu Fuß.<br />

74


Kürzung des Unterrichts wegen <strong>der</strong> Hitze.<br />

Wegen zu großer Hitze wurde in den Tagen vom 12. bis 17. Juli um<br />

einige Stunden gekürzt.<br />

Schulschluß des Jahres 1912 – 13.<br />

Nach Ablauf des Schuljahres am 19. März 1913 wurden 23 Schüler -<br />

14 Knaben und 9 Mädchen - nachdem sie durch Ortsschulinspektor Herrn<br />

Pastor Schulte geprüft aus <strong>der</strong> Schule entlassen und mit Zeugnissen<br />

versehen.<br />

Schuljahr 1913.<br />

Das neue Schuljahr nahm am 1. April 1913 seinen Anfang. Neu<br />

aufgenommen wurden 35 Sechsjährige. Bei <strong>der</strong> Neubildung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Klassen ergaben sich folgende Klassenfrequenzen:<br />

I. Kl. = 59 Schüler und zwar 30 Knaben und 29 Mädchen,<br />

II. Kl. = 58 Schüler und zwar 32 Knaben und 26 Mädchen,<br />

III. Kl. = 65 Schüler und zwar 30 Knaben und 35 Mädchen,<br />

IV. Kl. = 40 Schüler und zwar 19 Knaben und 21 Mädchen,<br />

Gesamtzahl 222 und 111 Knaben und 111 Mädchen.<br />

Schülerausflug.<br />

Am 29. Mai, einem herrlichen Frühlingstage, machten die Lehrer mit<br />

den beiden oberen Klassen und einem Teil <strong>der</strong> dritten Klasse einen Ausflug<br />

nach Gildehaus und Bentheim. Mehrere Erwachsene schlossen sich dem<br />

Ausflug an. Auf verschiedenen Wagen fuhr die lustige Gesellschaft um 7 Uhr<br />

morgens von Uelsen ab, um mit dem 8 Uhrzuge von Neuenhaus nach<br />

Gildehaus zu fahren. In Gildehaus besuchten die Lehre mit den Schülern die<br />

Steinbrüche. Dann wurde bei Gastwirt Bräggemann Rast gemacht, während<br />

welcher die Ausflügler sich mit Butterbrot und Limonade o<strong>der</strong> Bier<br />

erquickten, worauf die Gesellschaft eine Fußwan<strong>der</strong>ung über Sieringhoek<br />

75


nach Bentheim machte. Nach etwa zweistündigem Aufenthalt am Bade gings<br />

dann per Bahn wie<strong>der</strong> nach Neuenhaus und von da nach Uelsen.<br />

Lehrerwechsel in Uelsen.<br />

Zum 1. Juni wurde Herr Lehrer Sager aus Uelsen als Lehrer und<br />

Organist in Lage angestellt. Als dritter Lehrer folgte ihm Herr Lehrer Schmidt<br />

gebürtig aus Versmold.<br />

Gedenkfeuer <strong>der</strong> 25jährigen Regierung Kaiser Wilhelms II.<br />

Die Gedenkfeier <strong>der</strong> 25jährigen Regierung Kaiser Wilhelms II. wurde<br />

von <strong>der</strong> Schule statt am 16. am 17. Juni gefeiert, weil an dem Tage das vom<br />

Kriegerverein und <strong>der</strong> Gemeinde Uelsen errichtete Denkmal auf dem<br />

sogenannten Rönneberg eingeweiht und dem Schutz des Magistrats<br />

übergeben wurde. In <strong>der</strong> letzten Unterrichtstunde des vorhergehenden<br />

Tages wurde in den ersten beiden Klassen die Bedeutung des Tages<br />

hervorgehoben. Sodann wurden unter die Kin<strong>der</strong> verschiedene von <strong>der</strong><br />

Regierung gespendete Jubiläumsschriften verteilt.<br />

76


Versetzung des Lehrers.<br />

Herr Lehrer Schmidt, <strong>der</strong> nur 6 Monate an unserer Schule mitwirkte,<br />

wurde zum 1. Dezember dieses Jahre im Interesse des Dienstes nach<br />

Georgsdorf und Herr Lehrer Jördens aus Georgsdorf, gebürtig aus Hannover,<br />

nach Uelsen versetzt.<br />

Schuljahr 1914.<br />

Entlassung, Versetzung und Aufnahme.<br />

Die diesjährige Entlassungsprüfung <strong>der</strong> Vierzehnjährigen hielt wie<br />

üblich Herr Pastor am 30. März ab. 25 Schüler und Schülerinnen wurden aus<br />

<strong>der</strong> I. Klasse entlassen und mit Entlassungs-Zeugnissen, die im Durchschnitt<br />

auf reichlich genügend lauteten, versehen.<br />

Am folgenden Tage wurden die Versetzungen von <strong>der</strong> II. in die I., von<br />

<strong>der</strong> III. in die II. und von <strong>der</strong> IV. in die III. Klasse vorgenommen.<br />

Neu aufgenommen wurden nach den Osterferien 26 Kin<strong>der</strong>. Nach <strong>der</strong><br />

neuen Konstitutionierung stellte sich heraus, daß unsere Schule 20 Kin<strong>der</strong><br />

weniger hatte als im Jahre vorher nämlich 202, die sich auf die einzelnen<br />

Klassen folgen<strong>der</strong>maßen verteilten:<br />

I. Klasse 29 Knaben, 25 Mädchen = 52 Kin<strong>der</strong><br />

II. Klasse 31 Knaben, 25 Mädchen = 56 Kin<strong>der</strong><br />

III. Klasse 27 Knaben, 35 Mädchen = 62 Kin<strong>der</strong><br />

IV. Klasse 16 Knaben, 16 Mädchen = 32 Kin<strong>der</strong><br />

Und zwar 101 Knaben, 101 Mädchen. Durch Ab- und Zugang aber<br />

verschoben sich die Zahlen, sodaß die Schule 105 Knaben und 98, also 203<br />

Kin<strong>der</strong> faßte. ∗<br />

Schülerausflug nach Frenswegen.<br />

∗ Die Zahlen wurden so aus <strong>der</strong> Originalchronik übernommen, auch wenn die Summen nicht immer<br />

stimmen. AR<br />

77


Unser diesjähriger Schülerausflug fand am 11. Juni statt. Der Billigkeit<br />

halber wurde Frenswegen gewählt. Von dort wurde eine Fußtour nach<br />

Nordhorn unternommen.<br />

Bei Ausbruch des Weltkrieges wurde Herr Lehrer Klinge, <strong>der</strong> bereits<br />

Uffz. d. Res. war, sofort zum Heeresdienst einberufen. Da Lehrer Jördens am<br />

… Okt. Zum Dienst fürs Vaterland eingezogen wurde, wurde die Lehrerin Frl.<br />

Freund mit <strong>der</strong> vertretungsweisen Verwaltung einer Schulstelle in Uelsen<br />

betraut. Da die Schule nun nur über 2 Lehrkräfte verfügte, wurden zunächst<br />

wie<strong>der</strong> 3 Klassen eingerichtet. Der Hauptleh. Körner war infolge einer<br />

schweren Herzerkrankung lei<strong>der</strong> gezwungen, sich im Jan. 1916 für ein<br />

Vierteljahr beurlauben zu lassen. Da beauftragte die Königl. Reg. Den Lehrer<br />

Schievink im benachbarten Höcklenkamp von dort aus in Uelsen zu<br />

vertreten. Lei<strong>der</strong> sollte wie<strong>der</strong> bald ein Wechsel erfolgen. Am 9. Febr. Wurde<br />

nämlich <strong>der</strong> kriegsbeschädigte Uffz. Lehrer Joh. Körner aus Bentheim zwecks<br />

Übernahme einer Stelle im Civildienst vom Militär freigegeben und von <strong>der</strong><br />

Königl. Reg. Mit <strong>der</strong> vertretungsweisen Übernahme <strong>der</strong> Stelle in<br />

Höcklenkamp und einer gleichzeitigen Vertretung in Uelsen betraut. Da aber<br />

<strong>der</strong> Lehrer Schievink in Höcklenkamp noch nicht zum Heeresdienst<br />

eingezogen war, nahm <strong>der</strong> Lehrer Körner zunächst den Dienst in Uelsen<br />

allein auf. Doch lange dauerte auch dieser Zustand nicht, da die Einberufung<br />

des Lehrers Schievink am 3. April erfolgte und von diesem Zeitpunkte ab <strong>der</strong><br />

Lehrer Körner Höcklenkamp auch zu versorgen hatte.<br />

Da <strong>der</strong> Zustand des Hauptlehrers Körner sich inzwischen nicht<br />

geän<strong>der</strong>t hatte, beantragte dieser bei <strong>der</strong> Königl. Reg. Seine Pensionierung<br />

und wurde nach 37jähriger Arbeit an <strong>der</strong> Uelser Schule zum 1. Mai 1916 in<br />

den Ruhestand versetzt. Die 1. Stelle wurde nun von <strong>der</strong> Königl. Reg.<br />

Ausgeschrieben, aber zunächst nicht wie<strong>der</strong> besetzt.<br />

Das Schuljahr 1916/17.<br />

Nach Abgang <strong>der</strong> 14jährigen und Aufnahme <strong>der</strong> 6jährigen Kin<strong>der</strong><br />

Ostern 1916 betrug die Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>der</strong> <strong>Volksschule</strong> zu Uelsen<br />

78


Kl. I<br />

Knaben 34 Knaben 33 Knaben 39<br />

Kl. II<br />

Kl. III<br />

Mädchen 28 Mädchen 48 Mädchen 21<br />

mithin besuchten … Knaben und … Mädchen die Schule.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Lehrkräfte trat lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> ein Wechsel ein. Fräulein<br />

Freund wurde Michaelis 1916 nach Badbergen versetzt und <strong>der</strong>en Stelle dem<br />

Schulamtsbewerber Herrn Priehs vom Osn. Seminar übertragen. Als aber die<br />

Königl. Reg. Am 11. Nov. Der Schulamtsbewerberin Frl. Heil auch eine Stelle<br />

in Uelsen übertrug, mußte vom selben Zeitpunkte ab <strong>der</strong> Lehrer Pries in dem<br />

benachbarten Getelo unterrichten.<br />

1917<br />

Lehrer Körner wird zum 1. Juli nach Bentheim zurückbeor<strong>der</strong>t, und <strong>der</strong><br />

nach einer Verwundung vom Militär entlassene Lehrer Lahmann übernimmt<br />

vertretungsweise seine Stelle. Lahmann vertritt ebenfalls in Höcklenkamp.<br />

Die Ernte ist hier in diesem Jahr gut ausgefallen; beson<strong>der</strong>s Kartoffeln<br />

können reichlich abgeliefert werden. September – Oktober war die<br />

Zeichnungsfrist für die 7. Kriegsanleihe. Durch die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> hiesigen<br />

Schule wurden 1800 M. gezeichnet.<br />

1918.<br />

Die ersten Wochen des Jahres brachten uns Schneemengen, wie man<br />

sie seit langem nicht erlebt hatte. In einer einzigen Nacht türmte sich eine<br />

im Durchschnitt 1 m hohe Schneedecke empor. Die Wege auf dem Lande<br />

waren unpassierbar, so daß in den Bauerschaften <strong>der</strong> Unterricht einige Tage<br />

ausgesetzt werden mußte, während im Dorfe selbst gleich am Morgen Pfade<br />

geschaufelt wurde. Mit dem eintretenden Tauwetter verband sich ein<br />

ausgiebiger Regen, so daß ein so gewaltiges Hochwasser eintrat, wie es<br />

selbst alte Greise noch nicht erlebt hatten. Infolge <strong>der</strong> günstigen Lage wurde<br />

jedoch Uelsen nicht in dem Maße wie z. B. Neuenhaus in Mitleidenschaft<br />

gezogen, wo sich zum teil <strong>der</strong> Straßenverkehr auf Kähnen abspielte. -<br />

Ostern 1918 wurden 20 Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Schule entlassen. Es besuchen jetzt<br />

214 Kin<strong>der</strong>, 111 Knaben und 103 Mädchen die hiesige Schule. Während die<br />

79


I. Klasse eine normale Schülerzahl, 58 Kin<strong>der</strong>, hat, sind die beiden folgenden<br />

Klassen überfüllt.<br />

Pfingsten 1918 wird die kath. Lehrerin Frl. Heil, nach Schüttorf versetzt<br />

und ihre Stelle Frl. Hillebrand übertragen. Am 1. Juli 1918 wird Lehrer<br />

Lahmann in Uelsen endgültig angestellt.<br />

80


In diesem Sommer sind von den hiesigen Schülern<br />

kriegswirtschaftliche Arbeiten in ausgedehntem Maße geleistet worden. Die<br />

Arbeit gestaltete sich beson<strong>der</strong>s schwierig, weil infolge <strong>der</strong> anhaltenden<br />

feuchten Witterung das Trocknen <strong>der</strong> „Wildfrucht“ beson<strong>der</strong>s schwierig war.<br />

Kirschlaub konnte infolge des weiten Weges bis zur Sammelstelle Nordhorn<br />

nicht abgegeben werden, darum wurde Laubheu bereitet. Ein erheblicher Teil<br />

ist aber durch den Regen verdorben worden. Das trifft ferner für alle<br />

Brennesseln zu. Abgeliefert wurden Laubheu, Rainfarn, Schafgarbe,<br />

Brombeerblätter und Mutterkorn.<br />

M.<br />

Die 8. Kriegsanleihe hatte an Schulzeichnungen ein Ergebnis von 8000<br />

81


Es starben den Heldentod aus Uelsen: aus Bauerhausen:<br />

Res. G. Rotmann<br />

gef. 23.8.14<br />

Frankreich<br />

Wehr. Z. Hüls gef. 11.2.15 „<br />

Musk. H. Böhning gef. 2.7.15 „<br />

Wehrmann H.<br />

Hilbink<br />

Ers.Res. J.<br />

Brinkmann<br />

Musk. J.H.<br />

Brinkmann<br />

82<br />

gef. 28.9.16<br />

Frankreich<br />

gef. 29.5.18 „<br />

verm. 22.4.18 „<br />

„ H. Kösters gef. 26.9.15 „ Schütze H. Elferink verm. 16.6.18 „<br />

„ G. Hamberg gef. 8.11.15 „ Loht. Stöltink<br />

Gefr. A. Meistede gef. 8.2.17 „<br />

„ A. Wigger gef. 25.2.17 „<br />

Wehrm. J.A.<br />

Hin<strong>der</strong>ink<br />

Untffz. J.W.<br />

Zwafelink<br />

Res. D. Veurink gef. 26.5.17 „ Musk.<br />

J.H.Daalmann<br />

„ 8.11.17<br />

Rußl.<br />

gef. 29.1.15<br />

Belgien<br />

gest. 7.6.17 „<br />

„ 6.1.19<br />

Meschede<br />

Pion. A. Mossink gef. 8.11.17 „ Bauerhausen 8 Krieger<br />

Gefr. F. Gaalmann gef. 24.3.18 „<br />

Wpfl. L.A. Veddeler gef. 24.4.18 „<br />

Gefr. H. Veddeler gef. 25.4.18 „<br />

Untffz. H. Hesselink gef. 3.9.18 „<br />

Jost. W. Körner verm. 16.6.16 „<br />

Musk. J. Bergmann verm. 14.7.16 „<br />

„ J.J. Stiepel verm. 29.9.18 „<br />

Gefr. G. Hoegen verm. 30.9.18 „<br />

Jäger H. Veddeler<br />

gef. 13.4.15<br />

Rußland


Ers.Res. J.J. Eilers gef. 13.6.15 „<br />

Wehrmann G. Lottmann gef. 26.6.15 „<br />

Kriegsfrw. F.W. Pohlmann gef. 26.7.15 „<br />

Untffz. O. Körner gef. 11.8.16 „<br />

Wehrm. G. Bremmer gef. 14.8.15 „<br />

Ers.Res. J. Ekkel gef. 3.10.16 „<br />

Musk. L.J. Spalink<br />

gef. 7.11.14<br />

Belgien<br />

Untffz. G.J. Feldkamp gestorben<br />

20.11.15 in Uelsen<br />

Musk. G. Veldhuis gestorben 20.7.15<br />

Saarlouis<br />

Uelsen 27 Krieger<br />

83


Schuljahr 1919/20<br />

Schülerzahl 215.<br />

Mit dem 1. Mai 1919 wurde die hiesige vierklassige Volkschule wie<strong>der</strong><br />

ordnungsmäßig besetzt. Für den im Jahre 1915 in den Ruhestand tretenden<br />

Hauptlehrer Körner wurde Hauptlehrer Blekker aus Hoogstede gewählt.<br />

Am 3. Juli wurde mit den Klassen I und II ein Ausflug nach Osnabrück<br />

unternommen. Auf <strong>der</strong> Station Lotte stiegen Schüler und Lehrer aus, um<br />

eine Fußwan<strong>der</strong>ung über Atter nach dem Piesberge zu machen. Am<br />

Stüveschacht ging es vorbei, bis zu den Johannissteinen. Dann wurde <strong>der</strong><br />

Karlstein im Hone in Augenschein genommen und den Kin<strong>der</strong>n als Rest eines<br />

Hünengrabs vor Augen gestellt. Im Dunkel des Tannenwaldes ihnen das<br />

geheimnisvolle des Opfers auf diesen Steinen bis zur Zeit des Großen Karl in<br />

wun<strong>der</strong>barer Anschaulichkeit geschil<strong>der</strong>t werden. Auch <strong>der</strong> alten Sagen<br />

wurde dabei gedacht. Die Zähigkeit eines Wittekind im Kampf gegen den<br />

neuen Glauben, die Schönheit <strong>der</strong> Osnabrücker Umgegend machten einen<br />

Wi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> 30 Jahre gegen die fränkischen Eindringlinge sich geltend<br />

machte, erklärlich. – In <strong>der</strong> Stadt selbst wurden die alten<br />

Befestigungswerke, die Anlagen im Bürgerpark, <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>bare Friedhof,<br />

das Museum, <strong>der</strong> Dom und die Katharinenkirche besichtigt. Trotzdem die<br />

müden Beine verschiedener Kin<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> drückenden Hitze kaum mehr<br />

trugen, hatten die Augen doch alles Sehenswerte bewun<strong>der</strong>t. Auch die<br />

elektrische Straßenbahn erregte Staunen. Lei<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Tag zu schnell<br />

dahingegangen, um auch noch das Leben und Treiben in <strong>der</strong> Hauptstraße<br />

und vor den Geschäften beobachten zu können. Jedoch soll dieses mehr im<br />

nächsten Jahre bei dem Ausfluge nach dem altehrwürdigen Münster<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Lei<strong>der</strong> hatten einige Eltern ihre Kin<strong>der</strong> nicht mitzugeben gewagt,<br />

vielleicht wohl, weil auf den vorjährigen Ausflügen manchmal ein Kind<br />

zurückgeblieben war. Um 12 Uhr langte alles wohlbehalten auf<br />

frischbekänzten Leiterwagen auf dem Marktplatze wie<strong>der</strong> an.<br />

Schuljahr 1920. Schülerzahl 217.<br />

84


Zum 1. April d. J. wurde <strong>der</strong> Lehrer Lahmann nach<br />

Hustede versetzt, an seine Stelle trat <strong>der</strong> aus<br />

Gefangenschaft zurückgekehrte Lehrer Jördens, <strong>der</strong><br />

bereits vor dem Kriege die hiesige 3. Stelle inne hatte.<br />

85<br />

Schülerzahl 217<br />

Kl I 65<br />

Schüler<br />

Kl II 48<br />

Schüler<br />

Kl III 70<br />

Schüler<br />

Kl IV 34<br />

Schüler<br />

217<br />

Im Jahre 1919 wurden an verschiedenen Stellen in <strong>der</strong> Gemarkung<br />

Uelsen – Bauerhausen Bohrungen vorgenommen, um die hiesigen<br />

Senkungen auf Rohphosphate zu durchsuchen. Aus dem benachbarten<br />

Holland (Ootmarsum) war bereits in den Jahren vor dem Kriege mit <strong>der</strong><br />

Gewinnung des phosphorsauren Dungstoffes begonnen worden. An den<br />

westlichen Abhängen <strong>der</strong> Höhenzüge fand man auch einige Lager in nicht<br />

allzugroßer Tiefe. Am ergiebigsten war im Acker des Landwirts Siemelink<br />

gen. Bennecke in Lemke. Die Phosphorsäure hat sich in Gestalt von ei- bis<br />

handgroßen blauen bzw. gelben Steinen im Lehm- und Tonboden<br />

abgelagert. Verschiedentlich sitzen Zähne von Tieren bzw. Fischen (Haifisch)<br />

in den Steinen. Interessant ist <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Schicht, die diese Steine<br />

enthalten. Bald können die Steine, die teilweise 95 % Phosphor enthalten,<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche aufgelesen werden. Beim Landwirt Arink in Bauerhausen.<br />

Gewöhnlich müssen die Schürfungen tiefer stattfinden. Nicht selten kommt<br />

es vor, daß die Schicht, die 10 cm bis 1 m Dicke hat, plötzlich senkrecht in<br />

die Tiefe geht, so daß Schacht genügt, um sämtliches Gestein zu bergen. Da<br />

es Uelsen lei<strong>der</strong> an Bahnverbindung fehlt, werden die Steine mittels<br />

Feldbahnen mit Pferdebetrieb an die Straße geschafft und dann per Achse<br />

nach Neuenhaus beför<strong>der</strong>t, um von dort an die Rohphosphatgesellschaft<br />

geschickt zu werden.<br />

Für unseren Ort Uelsen ist dieses Vorkommen von Rohphosphaten von<br />

nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Bedeutung, finden doch unsere sämtlichen


Arbeiter, soweit sie nicht auf den Ziegeleien beschäftigt sind, hier lohnende<br />

Beschäftigung, so daß von <strong>der</strong> Arbeitslosenunterstützung verschont bleibt.<br />

Seitdem nun die Arbeiter an <strong>der</strong> Grenze auch noch Lebensmittel einkaufen<br />

können, kann z. Zt. von Not hier keine Rede sein, verdient doch mancher<br />

Arbeiter pro Stunde 3 – 4 M. Allerdings tauchten auch allerhand fremde<br />

Elemente aus Nordhorn und Schüttorf, ja sogar Berlin hier auf, die die<br />

hiesige ruhige Arbeiterschaft auf ihre Weise politisch aufzuklären versuchten,<br />

was so recht bei <strong>der</strong> Reichstagswahl aufgemerkt werden konnte, wo 10<br />

Kommunisten, 26 U.S.P und 97 Mehrheitssozialistische Stimmen abgegeben<br />

wurden, während bei <strong>der</strong> Wahl zur Nationalversammlung nur insgesamt 28<br />

Stimmen auf die Linke entfielen. - Vor allen Dingen war es Sonntags in<br />

unserem sonst ruhigen und stillen Uelsen manchmal durch die fremden<br />

Arbeiter recht unruhig.<br />

100 Arbeiter<br />

wurden<br />

entlassen!<br />

Seitdem aber vom Phosphatbetrieb die jugendlichen<br />

Arbeiter und die zugewan<strong>der</strong>ten entlassen sind, haben die<br />

Verhältnisse sich wesentlich geän<strong>der</strong>t. Da nämlich eine<br />

Kommission die Rentabilität des hiesigen Betriebs<br />

abgewogen hat, scheint ihm eine lange Dauer nicht mehr<br />

beschieden zu sein, was in Hinblick auf die finanzielle Lage<br />

unserer Arbeiter von großen Nachteil wäre.<br />

Mit dem 1. September ist dann auch die Kriegsphosphatgesellschaft<br />

aufgelöst und z. Zt. wird für eine an<strong>der</strong>e Gesellschaft gearbeitet. Ob unter<br />

dieser neuen Firma <strong>der</strong> Staat auch noch Zuschüsse zahlt, wie bei <strong>der</strong><br />

vorigen, ist wohl anzunehmen, da die För<strong>der</strong>ung infolge <strong>der</strong> dünnen Lager<br />

und <strong>der</strong> manchmal recht tiefen Schürfungen keine große ist und aus<br />

Rohphosphat vom Ausland wegen <strong>der</strong> niedrigen Valuta zu fast<br />

unerschwinglichen Preisen angeboten werden. Möchte man bei neuen<br />

Bohrungen noch recht ergiebige Lager entdecken, um <strong>der</strong> bitteren Not<br />

unseres schwer danie<strong>der</strong>liegenden Vaterlandes zu steuern, zum Segen<br />

unserer blühenden Landwirtschaft, zum Broterwerb <strong>der</strong> Arbeiter.<br />

86<br />

25.11.20<br />

Valentin


Lei<strong>der</strong> ging am 9. Dezember 1920 <strong>der</strong> ganze Phosphatbetrieb ein. Von<br />

Seiten <strong>der</strong> Arbeiterschaft wurde versucht, den Kreis zum Weiterbetrieb<br />

anzuregen. Eine Kreistagsabordnung nahm die Werke in Augenschein, das<br />

Für und Wi<strong>der</strong> war leicht zu beurteilen; denn die dünnen Schichten mit<br />

höchstens 35 % Gehalt machten keinen guten Eindruck auf die Kommission.<br />

Daraufhin haben etwa 30 Arbeiter sich zu einer Gesellschaft (Kultura)<br />

zusammengeschlossen und führen nun auf eigene Rechnung den Betrieb<br />

weiter.<br />

Am 28. Mai machten Kl. I und II einen<br />

Ausflug nach Münster. Spannendes Interesse <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> zeigte sich bei allen, als die Tiere in<br />

Augenschein genommen wurden. Am meisten<br />

fand <strong>der</strong> Elefant Beachtung, beson<strong>der</strong>s als er den<br />

Kin<strong>der</strong>n Brotkrusten und dgl. aus <strong>der</strong> Hand<br />

nahm. Der Friedenssaal mit den Abgesandten <strong>der</strong><br />

kriegführenden Mächte wurde in Augenschein<br />

genommen. Auch waren die Waffen <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>täufer zu sehen, beson<strong>der</strong>es Aufsehen<br />

erregte das Paradeschwert des Königs von Zion.<br />

(Jan van Leyden) Da auch <strong>der</strong> Pastor Krechting<br />

aus Gildehaus in diesen Glaubensstreit verwickelt<br />

war und somit als Landsmann den Kin<strong>der</strong>n<br />

erschien, war dieser heimatliche Stoff den<br />

Schülern interessant.<br />

Schuljahr 1921.<br />

Statistik <strong>der</strong> Klassen<br />

Kl I 25 Knaben 28 M<br />

87<br />

Kl II 38 Knaben 26 M<br />

Kl III 33 Knaben 24 M<br />

Kl IV 16 Knaben 19 M<br />

112 Knaben 97 M<br />

insgesamt 209 Schüler<br />

Am 17. Juli erkrankte Herr Lehrer Jördens an seinem alten<br />

Nervenleiden, so daß er von seinen Eltern in die Heilanstalt zu Hildesheim<br />

überführt werden mußte. Die Vertretung durch Herrn Berlink aus Balkum<br />

(Kreis Bersenbrück) übertragen.<br />

Durch Beschluß des Schulvorstandes und<br />

20. Oktober 1921.


auf Wunsch des Elternbeirates wurde<br />

beschlossen, zum Oktober 1921 für die<br />

Handarbeit eine Lehrerin zu berufen, die auch<br />

den Unterricht in Kl IV zu erteilen hatte. Lei<strong>der</strong><br />

schickte die Regierung uns eine Kraft, die sich<br />

durch Teilnahme an einem Kursus erst das<br />

Diplom beschaffen mußte.<br />

Mit dem 1. April 1922 wurde die 3.<br />

Lehrerstelle wie<strong>der</strong> ordnungsmäßig besetzt, da<br />

<strong>der</strong> geisteskranke Lehrer Jördens mit dem Datum<br />

pensioniert wurde. Herr Timmer, gebürtig aus<br />

Uelsen, trat in die Stelle des Vertreters des Herrn<br />

Jördens. Gleichzeitig wurden die beiden<br />

Grundschulklassen eingerichtet, so daß keine<br />

Versetzungen vorgenommen werden konnten,<br />

daher die Schülerzahl in Kl I.<br />

Einführung <strong>der</strong> Lehrerin,<br />

Frl. Stokmann.<br />

1922<br />

Schülerzahl<br />

K M<br />

Kl I 12 + 15 = 27<br />

Kl II 37 + 24 = 61<br />

Kl III 29 + 22 = 51<br />

Kl IV 24 + 29 = 53<br />

insgesamt 192<br />

Mit dem 1. Juli wurde auf Antrag des Organisten Blekker <strong>der</strong><br />

Kirchendienst vom Schulamte getrennt. Anlaß zu diesem Schritt gab das<br />

Verhalten des Kirchenrates unter Vorsitz des Herrn Pastor Schulte, <strong>der</strong> es<br />

nicht übers Herz bringen konnte, für die neu zu erbauende Lehrerwohnung<br />

einen Bauplatz von 900 qm gegen eine Wiesenfläche von 9000 qm gelegen<br />

an <strong>der</strong> Landstraße nach Itterbeck umzutauschen. Eine solche<br />

Handlungsweise verletzte auch die Schulgemeinde, da sie die alte<br />

Lehrerwohnung verkaufte, um eine neue zu bauen. Der ganze Bauplan<br />

mußte aufgegeben werden. Der Erlös ein Betrag von 105000 mußte in<br />

Kriegsanleihe angelegt werden. Bei dem fortwährenden Suchen des<br />

Marktwertes schrumpfte dieser Betrag schließlich in ein Nichts zusammen.<br />

Einem Eingesessenen hatte <strong>der</strong> Kirchenrat einen Bauplatz zum Tausch<br />

bewilligt. Daß, nachdem <strong>der</strong> Kirchenrat abgelehnt hatte, ein an<strong>der</strong>er einen<br />

Bauplatz anbot, war selbstverständlich nicht zu erwarten. Die Folge davon<br />

88


war, daß <strong>der</strong> Schulvorstand eine Wohnung für 4000 M jährlich mieten<br />

mußte.<br />

Im Laufe des Jahres hat Uelsen sich durch Neubauten bedeutend<br />

vergrößert. Geschäftsleute, die Ausfuhr nach Holland hatten, waren<br />

beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Lage, Umbauten vorzunehmen. Der Fremdenverkehr ist<br />

wegen <strong>der</strong> nahen Grenze sehr stark. Tag für Tag rollen Fuhrwerke mit Eisen-<br />

und Stahlwaren, Möbeln, landwirtschaftlichen Maschinen <strong>der</strong> Grenze zu.<br />

Lei<strong>der</strong> aber wurden auch Waren, die zur Volkernährung so bitter notwendig<br />

sind, nach Holland verschoben, z. B. Eier, Wild, Schweine, Rin<strong>der</strong>, Ponys, ja<br />

sogar Butter. Auf <strong>der</strong> Straße handeln, trotz Devisenverordnung, kaum <strong>der</strong><br />

Schule entwachsene Burschen mit Gulden. Wüste Zechgelage stören die<br />

nächtliche Ruhe ehrenwerter Bürger. Schnaps- und Cognacschmuggler<br />

grölen nach Mitteernacht auf <strong>der</strong> Straße herum. Die Moral hat einen<br />

bedenklichen Tiefstand erreicht. Leute, die ihr tägliches Brot mit Mühe<br />

erringen, sehen, wie Schieber mit Leichtigkeit Millionen einstreichen und<br />

werden verbittert, wenn sie sehen, wie die Regierung tatenlos diesem<br />

Treiben zusieht und nicht wagt, endlich durchzufassen und durch<br />

unnachsichtliche Kontrolle dem Schieberunwesen zu steuern. Die<br />

Dienstauffassung <strong>der</strong> Grenzbeamten muß durch die gehaltliche Einstufung<br />

bedenklich gelitten haben.<br />

Mit dem 1. Dezember 1922 wurde eine Fortbildungsschule errichtet,<br />

die von 30 Schülern besucht wird. Der Unterricht muß lei<strong>der</strong> in<br />

Abendstunden verlegt werden. Die geistige Spannkraft hat aber infolge <strong>der</strong><br />

tagsüber zu leistenden Arbeit am Amboß und an <strong>der</strong> Hobelbank nicht das<br />

Maß, welches zur gründlichen Bearbeitung <strong>der</strong> Stoffe notwendig ist. Hinzu<br />

kommt auch noch, daß man da Lehrer für eine Stunde 322 M zahlt, während<br />

<strong>der</strong> ungelernte Arbeiter über 1000 M Stundenlohn als Handlanger beim<br />

Neubau verdient. Der Herr Minister für Landwirtschaft und Forsten scheint<br />

Friedrich II. Wort: „Alle Kultur geht durch den Magen“ noch nicht genügend<br />

durchdacht zu haben, sonst müßte er wissen, daß ein Lehrer, <strong>der</strong> für 15<br />

Unterrichtstunden ein Pfund Butter erhält, mit Unwillen an die Arbeit geht,<br />

bzw. sich nach Möglichkeit zu drücken versucht. Der Herr Minister wird in<br />

89


Deutschland wohl so ziemlich allein glauben, daß bei einem solchen Honorar<br />

dem Fortbildungsschulwesen gedient wird.<br />

1923<br />

Kl I 31 + 29 = 60<br />

Kl II 31 + 21 = 52<br />

Kl III 21 + 29 = 50<br />

Kl IV 15 + 7 = 22<br />

98 K 86 M<br />

insgesamt 184 Schüler<br />

90<br />

14.III.23.<br />

Valentin.<br />

Mit dem Anfange des neuen Schuljahres wurde<br />

ein neuer Klassenraum für die IV Klasse<br />

geschaffen. Da nämlich die Dachstube nicht<br />

bewohnt wurde und nur Frl. Stokmann zwei<br />

Stuben gebrauchte, konnten die beiden an<strong>der</strong>n<br />

Zimmer benutzt werden, so daß gleichzeitig <strong>der</strong><br />

„Wan<strong>der</strong>vogel“ Schlafgelegenheit erhielt.<br />

Infolge <strong>der</strong> Besetzung des Ruhrgebietes durch die brutale französische<br />

Soldateska mußten viele Eltern ihre Kin<strong>der</strong> aus dortiger Gegend auf das<br />

Land senden. In Uelsen ließen sich lei<strong>der</strong> nur 15 Kin<strong>der</strong> unterbringen. In<br />

dieser Angelegenheit scheint unsere Gegend, die das Wort Gottes von Liebe<br />

und Barmherzigkeit so gern im Munde führt, völlig versagen zu wollen. Das<br />

Hinüberschieben von Lebensmitteln nach Holland, das trotz Strafe lustig<br />

weitergeht, bringt freilich auch ja die vielgepriesenen und begehrten Gulden,<br />

und das fleißige Kirchengehen muß alles wie<strong>der</strong> gutmachen.<br />

Im Oktober wurden die Ruhrkin<strong>der</strong> zurückgerufen. Vier Familien hatten<br />

sich aber in dankenswerter Weise erboten, ihre Pfleglinge auch noch durch<br />

den Winter zu bringen. Es betraf die Geschwister Großmann und Kühn.


1924 Knaben Mädchen<br />

Schülerzahl Kl I 17" 22"<br />

12.II.25.<br />

Valentin.<br />

" Kl II 27" 17"<br />

" Kl III 22" 25"<br />

" Kl IV 29" 19"<br />

95 83 Insgesamt 178 Schüler<br />

Knaben Mädchen<br />

Schülerzahl Kl I 31 24<br />

Kl II 20 23<br />

Ostern 1925<br />

Kl III 26 15 Insgesamt 163 Schüler<br />

Kl IV 14 10<br />

91 72<br />

Die II. Klasse machte einen Ausflug nach Münster i. W. Das Ziel <strong>der</strong><br />

Reise war <strong>der</strong> Tiergarten. Vom Bahnhofe Münster wurde <strong>der</strong> weg durch die<br />

Alleen auf dem alten Festungswall genommen, <strong>der</strong> noch teils erhaltene<br />

Stadtgraben mit seiner großen Breite zeigte den Kin<strong>der</strong>n die Stärke <strong>der</strong><br />

früheren Festung (Sprichwort: „So fest wie Münster“). Die Macht des<br />

Erzbischofs von Münster war innerhalb solcher Feste eine kaum zu<br />

bemessende. Der Kampf dieses Kirchenfürsten (Bernhard von Galen) gegen<br />

die reformierte Grafschaft bzw. in früheren Zeiten gegen das Fürstbistum<br />

Utrecht zeigt die Macht des Katholizismus in seiner ganzen Größe, zeigt aber<br />

auch an<strong>der</strong>erseits den Glaubensmut <strong>der</strong> Gräfin Gertrud, die sich und ihre<br />

Söhne aus Roms Krallen zu befreien wußte. Die Lambertikirche wurde auch<br />

in Augenschein genommen.<br />

91


Uelsens Verbindung mit Neuenhaus durch die neueingerichtete<br />

Autolinie Wilsum – Lingen ließ die Schülerzahl nicht sinken, da nur 2<br />

Schülerinnen die Rektorschule besuchten. Wegen <strong>der</strong> schlechten Verbindung<br />

und <strong>der</strong> ziemlich teuren Strecke legen aber die Schüler trotzdem den Weg<br />

per Rad zurück. Auch sorgt Uelsen für bessere Ausbildung <strong>der</strong> Jugend, als es<br />

sich aufraffte, im Laufe des Winters eine regelrechte Haushaltungsschule zu<br />

gründen. Die Hauswirtschaftslehrerin ist bereits verpflichtet und soll am 1.<br />

Januar die Tätigkeit in einem bereits gemieteten Gebäude beginnen.<br />

Gleichfalls wurde beschlossen, bei <strong>der</strong> Zentrale eine Badeeinrichtung von<br />

Wannen und Brausebä<strong>der</strong>n einzurichten. Es ist sehr zu begrüßen, daß auf<br />

diese Weise <strong>der</strong> Körperpflege die genügende Beachtung geschenkt wird.<br />

Beide Einrichtungen wurden durch Herrn Dr. Heinmüllers Anregung ins<br />

Leben gerufen, <strong>der</strong> ja in dieser Hinsicht durch seine Praxis als Arzt Blicke in<br />

die Haushaltungen tun kann, die uns als Lehrer nicht vergönnt sind.<br />

Die Besichtigung <strong>der</strong> Haushaltungsschule durch den Herrn Landrat in<br />

Begleitung <strong>der</strong> Herren Schulräte Ohlms und Valentin ergab, daß <strong>der</strong> Kreis die<br />

Lehrerin zu besolden gedenkt, um Uelsen unter die Arme zu greifen, welches<br />

bereits eine Lehrkraft für die kein Beschulungsgeld infolge <strong>der</strong> unter 180<br />

stehenden Schülerzahl gezahlt wird, mit zu besolden hat. Um auch den<br />

entfernt gelegenen Landwirtstöchtern in <strong>der</strong> Haushaltungsschule Unterricht<br />

zu erteilen, soll sie eine Wan<strong>der</strong>haushaltungsschule werde. Es werden zu<br />

jedem Kursus 20 Schülerinnen zugelassen. Die beiden ersten Kurse haben<br />

bereits volle Teilungszahlen erreicht.<br />

Mit dem Monat Februar steht für das Dorf Uelsen ein frohes Ereignis<br />

bevor, die neuen Kirchenglocken, geziert mit den alten holländischen<br />

Sprüchen, sollen im Laufe des Monats aus Apolda eintreffen. Die auf B, Des<br />

und Es gestimmten Glocken sind durch Haussammlungen vonseiten des<br />

Kirchenrats zusammengetragen worden. Eine bereits früher abgehaltene<br />

Kollekte zerfloß in <strong>der</strong> Inflationszeit in <strong>der</strong> Hand des wenig mitschauenden<br />

Kirchenrats. Als einige Geschäfte sich erboten, <strong>der</strong> Kirche das Geld solange<br />

on Gulden vorschießen zu wollen. Hatte <strong>der</strong> Kirchenrat hierin Bedenken, da<br />

die Initiative von <strong>der</strong> Kirche auszugehen habe. Man spürte aber wenig von<br />

einer solchen, bis endlich nach langer, langer Zeit die größte<br />

92


Kirchengemeinde <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>grafschaft sich zur Tat aufraffte und die Glocken<br />

bestellte. Lei<strong>der</strong> hatte die Kollekte in den Bauerschaften wenig Erfolg, die<br />

Landwirte äußerten sich dahin, daß Uelsen für das Geläut die Kosten zu<br />

tragen habe, da sie doch den Ton nur selten hörten. In früheren Zeiten, als<br />

man die Steine von Bentheim für den gewaltigen Bau zusammenschleppte<br />

auf Wegen, die nur bei starkem Frost gut zu befahren waren, haben die<br />

Landwirte aber an<strong>der</strong>s gedacht; denn sonst wäre <strong>der</strong> stolze Bau nicht fertig<br />

geworden. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß damals ein<br />

katholischer Pastor (Werenfried) die Sache leitete. Wehe dem, <strong>der</strong> sein<br />

Scherflein nicht dazu beigetragen hätte! Unsere ev. rf. Gemeinde kann aus<br />

jener Zeit des Katholizismus die Lehre entnehmen, das Einigkeit und guter<br />

Wille das Werk geschaffen haben, was heute vielleicht nicht entstehen<br />

würde. Da Zerrissenheit innerhalb <strong>der</strong>selben (hier Kohlbrügge , hier<br />

Liberalismus) die Spaltung in <strong>der</strong> Gemeinde von Jahr zu Jahr größer machen<br />

zum Schaden für Kirche und Schule. Ja, <strong>der</strong> Haus- und eheliche Frieden ist<br />

durch diese Spaltung in verschiedenen Familien bereits mehrfach gestört<br />

worden. Ja, den Lehrern, die die Kin<strong>der</strong> zu Weihnachtsaufführungen<br />

heranziehen wollten, hat man Schwierigkeiten zu bereiten versucht, welche<br />

noch dadurch vergrößert wurden, daß <strong>der</strong> Pastor Schumacher als Vertreter<br />

<strong>der</strong> Kohlbrüggianer dreimal in seiner Weihnachtsandacht über<br />

Tannenbaumfeiern und Beschenkung wenig Schmeichelhaftes von <strong>der</strong> Kanzel<br />

höre ließ. Wer den Herrn auf <strong>der</strong> Kanzel so schon hörte war sehr enttäuscht,<br />

als er nach den Festtagen hören mußte, daß <strong>der</strong> Herr Pastor bei<br />

Tannenbaumfeiern mit Geschenken in <strong>der</strong> Tasche zugegen gewesen ist. Den<br />

Lehrern werden aber solche Feiern verübelt, wenn irgend eine theatralische<br />

Aufführung dabei gemacht wird.<br />

25.2.26<br />

Valentin.<br />

1926<br />

Klassenbestand am 6. April (Schulanfang)<br />

Kl I 11 Knaben 12 Mädchen Die Mittelschule in Neuenhaus<br />

93


Kl II 13 Knaben 20 Mädchen besuchten aus Kl I ein Knabe,<br />

Kl III 22 Knaben 16 Mädchen aus Kl II vier Knaben, 3<br />

Mädchen<br />

Kl IV 33 Knaben 28 Mädchen<br />

79 76<br />

155<br />

Auf Anregung <strong>der</strong> Regierung wurde beschlossen, daß die Mädchen des<br />

8. Jahrganges den Haushaltungsunterricht in <strong>der</strong> neuerrichteten Schule<br />

besuchen sollten. Am Freitag je<strong>der</strong> Woche findet vom 3 bis 6 Uhr<br />

nachmittags für die Mädchen <strong>der</strong> <strong>Volksschule</strong> <strong>der</strong> Unterricht statt. Der<br />

Schulvorstand erklärte sich bereit, Haushaltungsschule hierfür eine<br />

Unterstützung in Geld zu gewähren.<br />

Am 18. Juli machte Herr Lehrer Timmer mit 11 Schülern und 11<br />

an<strong>der</strong>en Reisegenossen eine Fahrt nach <strong>der</strong> Nordsee. Der Ausflug dauerte<br />

drei Tage und zwar war Nor<strong>der</strong>ney als Ziel gesetzt. Lei<strong>der</strong> war es nicht<br />

möglich, die ganze Klasse an <strong>der</strong> Teilnahme zu bewegen. Genauso war es in<br />

klasse II, die eine Tour nach Osnabrück plante. Weil mehr als die halbe<br />

Klasse nicht teilnehmen wollten, wurde von einem größeren Ausfluge<br />

Abstand genommen. Die leidliche Geldfrage bringt alle Pläne zum Scheitern.<br />

Bei Schützenfesten und Markttagen ist aber immer reichlich Geld für Alkohol<br />

vorhanden, und die liebe Schuljugend hat für Näscherei von den Eltern Geld<br />

genug in Händen.<br />

Infolge <strong>der</strong> stetig steigenden Schullasten wollen <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

Jacob, Uelsen und <strong>der</strong> Vorsteher Dijk, Bauerhausen beim Schulrat Valentin<br />

um einen Ergänzungszuschuß vorstellig werden, da sonst an einen<br />

vorläufigen Abbau <strong>der</strong> vierten Lehrkraft gedacht werden muß. Die<br />

Bemühungen des Herrn Schulrates stießen lei<strong>der</strong> beim Landratsamte auf<br />

Wi<strong>der</strong>stand, so daß Ostern 1927 zum großen Leidwesen des Schulleiters die<br />

vierte Stelle eingehen wird. Da die Landesschulkassenbeiträge von Oktober<br />

an auch wie<strong>der</strong> erhöht wurden, ist es dem Vorsitzenden des<br />

94


Schulvorstandes, Hauptlehrer Blekker, nicht möglich, den Schulvorstand zu<br />

bewegen, den Abbau einzustellen. Eine vom Landratsamte eingefor<strong>der</strong>te<br />

Statistik zeigt, daß die Schülerzahl in den nächsten 6 Jahren von 156 auf<br />

über 200 steigt, so daß das Landratsamt hier wohl ein Veto einzulegen<br />

imstande wäre. Laut Beschluß <strong>der</strong> Regierung vom 10. Februar wird die vierte<br />

Lehrkraft nicht abgebaut, weil Uelsens Kin<strong>der</strong>zahl über 50 pro Lehrkraft<br />

beträgt.<br />

Klassenbestand nach den Osterferien<br />

1927<br />

Kl I Knaben Mädchen Nach <strong>der</strong> Mittelschule<br />

Neuenhaus<br />

Kl II Knaben Mädchen insgesamt gingen in diesem Jahre 2<br />

Schüler<br />

Kl III Knaben Mädchen 161 Schüler aus Kl II, 2 aus Kl III.<br />

Kl IV Knaben Mädchen Ein dreizehnjähriger Knabe<br />

nach<br />

Nordhorn<br />

<strong>der</strong> Oberrealschule i.<br />

Der Besuch <strong>der</strong> Oberrealschule in Nordhorn wird von Jahr zu Jahr<br />

reger. Aus Uelsen besuch 3, aus Wilsum 2, Itterbeck 3 Schüler / darunter 2<br />

Mädchen die Schule. Die in Uelsen ins Leben gerufene<br />

Omnibusverkehrsgesellschaft hat mit 4 Autos einen Fahrplan aufgestellt, <strong>der</strong><br />

es den Eltern ermöglicht, ihre Kin<strong>der</strong> rechtzeitig dem Unterricht in<br />

Neuenhaus (Rektorschule) und Nordhorn (Oberrealschule) zuzuführen. Nach<br />

dem Unterricht holt ein Omnibus die Schüler von Neuenhaus ab. Es ist zu<br />

hoffen, daß die Genossenschaft nicht eingeht, da sonst hier <strong>der</strong> Plan<br />

erwogen wird, eine sogenannte Begabtenklasse als Aufbauklasse auf unsere<br />

4klassige <strong>Volksschule</strong> einzurichten, die ein Studienrat zu leiten hätte. Für<br />

manche Eltern ist es mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden, ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n eine höhere Bildung zu verschaffen. Eine schon wie<strong>der</strong>holt<br />

eingerufene Versammlung in <strong>der</strong> die Gründung einer Begabtenklasse<br />

95


eraten und besprochen werden sollte, hatte noch nicht Besucher und<br />

Interessenten in genügen<strong>der</strong> Weise aufzuweisen. Der Plan als solcher bleibt<br />

bestehen und wird im Laufe dieses Winters zur weiteren Beratung<br />

überwiesen; Uelsen stände ja hinter verflossenen Jahrzehnten hinter seinen<br />

Dorfgenossen zurück, die damals aus Amsterdam den Herrn Pohlmann zum<br />

Sprachlehrer nach hier beriefen und schon bald eine höhere Klasse gründen<br />

konnten, die dann lei<strong>der</strong> später einging, als Neuenhaus unter Rektor<br />

Hauptmann Stähle seine Mittelschule aufmachte.<br />

Am Montag. 5. Sept., fanden die Reichsjugendwettkämpfe gegen die<br />

Schule Haftenkamp, Gölenkamp, Höcklenkamp und Hardingen (statt). Von<br />

den 12 Diplomen wurden Uelsen 3 überwiesen, die an<strong>der</strong>en erhielten je 2.<br />

Der Schule Hardingen wurde für höchste Durchschnittsleistungen ein<br />

beson<strong>der</strong>es Diplom überreicht. Aus Uelsen erhielten Diplom: Ditrich Schoo<br />

(1925 u. 1926 gleichfalls), Alida Westerhoff und Gerhardien Beckhuis. Die<br />

Punktzahl betrug 58, 57, 57. Außerdem wurden 16 Schüler mit Kränzen<br />

geziert. Es handelte sich um die Kin<strong>der</strong>, die eine Punktzahl von 49 56<br />

aufzuweisen hatten.<br />

1928<br />

Schülerzahl Knaben Mädchen<br />

Am 17. April 180 Schüler Kl I 24 19<br />

Kl II 30 23<br />

Kl III 24 98 18 82<br />

Kl IV 20 22<br />

96<br />

15.9.27<br />

Valentin<br />

Von den Schülern aus Kl I machten 2 Mädchen die Aufnahmeprüfung<br />

für die Untertertia <strong>der</strong> Oberrealschule in Nordhorn. 3 Knaben und 1 Mädchen<br />

aus Kl II traten in die Sechsta <strong>der</strong> Mittelschule Neuenhaus ein. Zur<br />

Entlassung kommen 20 Schüler, neu aufgenommen wurden 41 Kin<strong>der</strong>, so


daß sich die Schülerzahl um 19 Kin<strong>der</strong> hob. 4 Knaben besuchen freiwillig bis<br />

zum 15 Lebensjahre die <strong>Volksschule</strong>. Es sind Wilhelm Blekker, Gert Veldhof,<br />

Heinrich Schlieper und Hermann Hagmann.<br />

Durch die Versetzung des Herrn Schulrats Valentin nach Osnabrück<br />

fand eine Neubesetzung durch den Herrn Stuhlmacher aus Schnerverdingen<br />

statt. Es ist sehr zu begrüßen, daß <strong>der</strong> Schulrat inmitten <strong>der</strong> <strong>Grafschafter</strong><br />

Lehrerschaft seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat; denn <strong>der</strong> Kreis Bentheim<br />

mit seinen weiten Heide- und Moorflächen übt nur auf den Kenner seinen<br />

beson<strong>der</strong>en Reiz aus. Als solchen muß man den neuen Aufsichtsbeamten<br />

unbedingt ansprechen; denn seine schwere Kriegsverstümmelung zwingt ihn<br />

an das bequeme Pflaster. Die oft grundlosen Wege zu den Bauerschaften<br />

setzen einen Idealismus voraus, <strong>der</strong> über den Materialismus unserer Zeit<br />

himmelhoch erhaben ist.<br />

Für Uelsen ist das Jahr 1928 von großer Bedeutung; denn das Dorf<br />

erhält seine Wasserleitung. Viele Dorfbrunnen erweisen sich als recht<br />

baufällig. Da die Brunnen offen sind, wird durch die staubaufwirbelnden<br />

Autos das Wasser sehr bestaubt und verschmutzt, dazu kommt noch daß<br />

das Wasser teils geradezu gesundheitsschädlich ist. Die „Flegen Pütte“ (S.<br />

121) bei Bernhard Leemhuis mußte wegen hohen Chlorgehalts polizeilich<br />

geschlossen werden. Da aber gerade dieser Dorfbrunnen stark benutzt wird,<br />

setzte ein energischer Protest <strong>der</strong> Interessenten ein. Kurzerhand wurde das<br />

Schloß zerschlagen, alles blieb beim alten, die Polizei war machtlos.<br />

Schließlich stellte sich heraus, daß in <strong>der</strong> sogenannten „Lindenbecke“ bei<br />

Derk Blekker (früher Elshuis) ausgezeichnetes Quellwasser aus kiesigem<br />

Grunde hervorsprudelte. Nach mehrmaligen Untersuchen des Wassers und<br />

häufigen Messen <strong>der</strong> Ergiebigkeit fand man denn, daß dies die richtige<br />

Quelle sei, um Uelsen mit Trinkwasser zu versorgen. Die Achimwerke<br />

erhielten für 71000 M den Zuschlag des Magistrats. Da verschiedene<br />

Eingesessene sich aus finanziellen Gründen anzuschließen wagten, soll eine<br />

Zwangsgenossenschaft gegründet werden, die in 10 Jahren den Zuschuß<br />

<strong>der</strong> pol. Gemeinde amortisieren soll. Je<strong>der</strong> Dorfbewohner zahlt etwa 3 M pro<br />

Monat. Die Hälfte <strong>der</strong> Unkosten trägt <strong>der</strong> Staat. Auch für unsere Schule rückt<br />

die Zeit heran, daß sie endlich mit Wasser versorgt wird. 33 Jahre steht das<br />

97


Hauptgebäude und an Trinkwasser hat es immer gefehlt. Wenn nicht die alte<br />

gute bekannte Treu gewesen wäre, die durstigen Kin<strong>der</strong>n das Trinken aus<br />

dem Brunnen gewährt hätte. Nun geht also in Bälde wie<strong>der</strong> ein Stück alter<br />

Dorfpoesie, <strong>der</strong> Dorfbrunnen, verloren. Über kurz o<strong>der</strong> lang wird auch dies<br />

von <strong>der</strong> lebenden Generation vergessen sein, hoffentlich sind noch einige<br />

Eingesessene da, die echt konservativer Weise den segen- und<br />

lebenspendenden Dorfbrunnen in Ehren halten, kommenden Geschlechtern<br />

ein Bild unseres alten Uelsen erhaltend.<br />

Der Winter 1929 war <strong>der</strong> strengste, den das Dorf im Laufe vieler<br />

Jahrzehnte erlebte. Er begann Anfang Dezember, setzte um die<br />

Weihnachtszeit einige Tage aus, um dann mit ganzer Strenge von Neujahr<br />

1929 an aufzutreten. Die vorjährige, reiche Kartoffelernte wird zum größten<br />

Teil vernichtet sein. In Itterbeck erfroren junge Ferkel bei <strong>der</strong> Sau im Stalle.<br />

Einem Fabrikarbeiter, <strong>der</strong> wegen Verspätung den Omnibus verpasste,<br />

erfroren auf dem Wege bis Hilten beide Ohren. Der Schulunterricht mußte<br />

wegen <strong>der</strong> großen Kälte um die erste Morgenstunde gekürzt werden. Eine<br />

Klasse, die im Dachgeschoß untergebracht war, kam nachmittags zum<br />

Unterricht. Sehr schlecht erging es den Arbeitslosen, die alle Woche von<br />

Veldhausen 28 M abholen konnten. Für viele reichten diese Notgroschen<br />

nicht aus, bald waren die Kassen erlöscht, so daß die Zahlung <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong><br />

eingestellt werden mußte, Den Arbeitwilligen wurde Beschäftigung in Lohne<br />

und Brandlecht zugewiesen.<br />

Fürchterlich hatte die arme Vogelwelt zu leiden. Wilde Schwäne kamen<br />

auf die Gehöfte vom Wirt Geerlink in Bauerhausen und auf den Hof vom<br />

Pächter Boll in Haftenkamp. Die Schüler nahmen den verwundeten Schwan<br />

des Herrn Boll in Augenschein. Er war total abgemagert und wies an zwei<br />

Stellen Schusswunden auf, seine Nahrung bestand aus Roggen und<br />

Kartoffeln, die er gern von seinen Pflegern entgegennahm. Scharen von<br />

Wildgänsen konnte man auf den verschneiten Roggenfel<strong>der</strong>n antreffen. Der<br />

vom Winde teils entblößte Roggen wurde gierig aufgenommen. Der<br />

vollständig erfrorene Grünkohl wurde von Hasen und Kaninchen nicht mehr<br />

angenommen. Die Wildkaninchen kamen nachts bis ins Dorf und suchten im<br />

Keller vor <strong>der</strong> grimmigen Kälte Schutz. Da <strong>der</strong> Roggen auf weite Strecken<br />

98


vom Schnee entblößt war, steht das Schlimmste zu befürchten, treten doch<br />

bis 22 Kältegrade auf. Da die umliegenden Landwirte wegen <strong>der</strong> niedrigen<br />

Ferkelpreise viele Schwierigkeiten zu überwinden haben, bringt dies<br />

Kältejahr noch manche Not für den kleinen Landwirt bzw. Pächter, die<br />

eingesessenen Gewerbetreibenden erhalten keine Aufträge, so daß sie<br />

bereits mit einer Resolution zwecks Unterstützung bei <strong>der</strong> Regierung<br />

vorstellig wurden. Hoffentlich tritt nach diesem strengen Winter wie<strong>der</strong> eine<br />

Rekor<strong>der</strong>nte wie nach dem kalten Winter 1917 ein, damit die Landwirtschaft<br />

unter <strong>der</strong> Steuerlast nicht zusammenbricht.<br />

99


Kl I 46<br />

K M<br />

1929<br />

Klassenbestand<br />

Kl II 60 196 Schüler, Zuwachs 18 Schüler<br />

Kl III 45<br />

Kl IV 45<br />

Im Laufe des Winters und Sommers wurde an <strong>der</strong> Wasserleitung<br />

gearbeitet, so daß unsere Schule nach 34jährigen Warten endlich mit<br />

Wasser versorgt wird. Zunächst wird eine einzige Zapfstelle eingerichtet, um<br />

nachher beim Neubau Wasser zur Verfügung zu haben. Der Umbau unserer<br />

Schule wird dringen<strong>der</strong>, da die Schülerzahl bis zum Jahre 1932 auf 250<br />

steigt. Eine fünfte Klasse muß unbedingt in den nächsten Jahren eingerichtet<br />

werden, da bei den schwachen Abgängen von nur 10 Schülern ein Zuwachs<br />

von jährlich 20 Kin<strong>der</strong>n zu erwarten ist. Außerdem muß die neue<br />

Berufsschule untergebracht werden, so daß eine Aufstockung des<br />

Hauptgebäudes zu empfehlen ist. Die Kostenanschläge belaufen sich auf<br />

27000 M, das Baudrittel nebst 2000 M Zuschuß ist von <strong>der</strong> Regierung<br />

gewählt bewilligt. Zur Unterstützung <strong>der</strong> Berufsschule sind 4000 M vom<br />

Herrn Regierungspräsidenten in Aussicht gestellt. Für 1929 + 30 sollen je<br />

2000 M angewiesen werden. Gemeinde hätte also 12000 zu bestreiten,<br />

außerdem sind 4000 – 5000 M für neue Schulbänke u. s. w. vorgesehen.<br />

1930.<br />

Schülerzahl. Knaben Mädchen<br />

Kl I 18 16<br />

Kl II 28 26<br />

Kl III 24 19 insgesamt 211 Schüler<br />

Kl IV 16 24<br />

Kl V 25 15<br />

111 100<br />

100


Durch die kleine Zahl <strong>der</strong> Schulentlassenen stieg die Kin<strong>der</strong>zahl auf<br />

211, so daß die 5. Klasse eingerichtet werden mußte.<br />

Hauptl. Blekker wurde am 1. August im Interesse des Dienstes nach<br />

Georgsdorf versetzt; Hauptl. Behrends von Georgsdorf nach Uelsen.<br />

Die beschränkten Schulverhältnisse <strong>der</strong> bisherigen <strong>Volksschule</strong><br />

zwangen unsere Schulgemeinde, einen Erweiterungsbau vorzunehmen.<br />

Durch diesen Bau wurden zwei Klassenräume, ein Konferenz- und ein<br />

Lehrerzimmer, eine Drei-Zimmer –Wohnung für unsere Lehrerin gewonnen.<br />

Die alten Klassenräume wurden gleichzeitig neuzeitlichen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

angepasst; sie erhielten große Fenster, neue Schulbänke und an <strong>der</strong><br />

Vor<strong>der</strong>wand an die Wand angebrachte Wandtafeln. Für das ganze Haus ist<br />

eine Zentralheizung eingebaut. Gleichzeitig hat man einen Raum für die<br />

Berufsschule mit vorgesehen, <strong>der</strong> mit Tischen und Stühlen eingerichtet<br />

wurde und in dem Lichtbil<strong>der</strong> und Filme vorgeführt werden können. Dies ist<br />

eine vorbildliche Lösung <strong>der</strong> Berufsschulfrage auf dem platten Lande.<br />

Räumlich zusammen, wird die erfor<strong>der</strong>liche Zusammenarbeit zwischen<br />

Volks- und Berufsschule wesentlich erleichtert und die gegenseitige Hilfe<br />

inbezug auf gemeinsame Ausnutzung <strong>der</strong> Lehrmittel, Beobachtung <strong>der</strong><br />

Schüler, Berufsberatung in idealster Weise ermöglicht. Der Schulhof wird<br />

noch mit einem Drahtzaun umgeben; sodaß <strong>der</strong> Vorplatz sich würdig dem<br />

ruhigen und schönen Bild anpasst, das die Fassade <strong>der</strong> Schule bildet.<br />

Die Schuleinweihungsfeier fand am 11. Aug. statt. Um 10 Uhr<br />

versammelten sich die Schüler und Schülerinnen, das Lehrerkollegium,<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeindevertretungen, des Schulvorstandes,<br />

Gemeindeangehörige und geladene Gäste im Schulhof. Hauptl. Behrends<br />

hielt die Einweihungsrede, die in einer feierlichen Würdigung <strong>der</strong> Verfassung<br />

des Deutschen reiches ausklang. Dafür, daß man diesen Schulbau heute<br />

einweihen könne, gebühre den Behörden, Schulvorstande und den<br />

Gemeindevertretungen Dank. Sie hätten gemeinsam zusammengewirkt, um<br />

dieses schöne Haus errichten zu können. Unsere heutige Jugend bedarf einer<br />

solchen Stätte, <strong>der</strong> ihr mit allen Mitteln <strong>der</strong> neuzeitlichen Technik die<br />

Arbeitsfreudigkeit und das Arbeitskönnen vermittelt werde, <strong>der</strong>en sie<br />

101


edürfen, um in <strong>der</strong> heutigen schweren Wirtschaftskrise bestehen zu<br />

können. Religiöse Gesinnung, staatsbürgerliche Tugend und<br />

Berufstüchtigkeit seien das Dreigestirn, das über dem Hause als Ziel<br />

schwebe.<br />

Der heutige Verfassungstag zeige <strong>der</strong> ganzen Gemeinde, beson<strong>der</strong>s<br />

aber <strong>der</strong> Jugend, wie eine Verfassung notwendig sei, um dem politischen,<br />

sozialen und kulturellen Leben Richtung zu geben. Die Verfassung, die 1919<br />

dem deutschen Volke von deutschen Männern gegeben sei, habe in <strong>der</strong><br />

damaligen Zeit des politischen Chaos das deutsche Volk vor dem Untergang<br />

bewahrt. Sie soll auch heute uns voranleuchten, damit wir in Einigkeit den<br />

Weg beschreiten können, <strong>der</strong> zu besseren Zeiten für unser Land und unser<br />

Volk führe. Hauptl. Behrends ließ seine Rede in ein dreifaches Hoch auf<br />

unser geliebtes Vaterland ausklingen. Dann wurde gemeinsam die erste<br />

Strophe des Deutschlandliedes gesungen.<br />

Hierauf sprach Herr Berufsschuldirektor und- revisor Emmel –<br />

Nordhorn zu den Versammelten und überbrachte Grüße und Glückwünsche<br />

des Reg.- u. Schulrats Ohlms – Osnabrück zu dem schönen, wohlgelungenen<br />

Bau. Es sei beson<strong>der</strong>s hervorzuheben, daß in diesem Schulneubau ein Raum<br />

für die Berufsschule eingerichtet worden sei. Nach <strong>der</strong> Reichsverfassung,<br />

<strong>der</strong>en 11. Jahrestag wir heute begehen, soll sich das Schulwesen des<br />

Deutschen Reiches organisch aufbauen, d. h., alle einzelnen Schulgattungen<br />

sollen nicht nebeneinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n miteinan<strong>der</strong> an dem großen Ziel, <strong>der</strong><br />

Ertüchtigung unserer Jugend zu einem zukunftsreichen Geschlecht, arbeiten.<br />

Dieses Ziel <strong>der</strong> Reichsverfassung sei hier in Uelsen – Bauerhausen vorbildlich<br />

verwirklicht. Die Ausbildung <strong>der</strong> Volksschuljugend schließe hier nicht mehr<br />

mit dem 14. Lebensjahr ab, son<strong>der</strong>n die <strong>Volksschule</strong> hat Gelegenheit, im<br />

eigenen Hause beobachten zu können, was aus <strong>der</strong> von ihr vorgebildeten<br />

Jugend im späteren Berufsleben wird. Volksschul- und<br />

Berufsschullehrerschaft reichen sich die Hände, um das gesteckte Ziel zu<br />

erreichen, Bildung und Schulung unserer Jugend, wie sie die<br />

Reichsverfassung vorschreibt: Erziehung zur sittlichen Kraft, zur<br />

staatsbürgerlichen Gesinnung und zur beruflichen Tüchtigkeit. Elternschaft,<br />

Lehrerschaft und Lehrmeister müssen gemeinsam an <strong>der</strong> Erreichung dieses<br />

102


Zieles arbeiten. Das neue Schulhaus sei nicht nur für die Jugend da, son<strong>der</strong>n<br />

bilde für die Gemeinden Uelsen – Bauerhausen den Mittelpunkt geistigen<br />

Lebens. Anschließend wurde die dritte Strophe des Deutschlandliedes<br />

gesungen.<br />

103


Der Geburtstag <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>tjährigen.<br />

„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s<br />

achtzig Jahre“ Währet es aber gar hun<strong>der</strong>t Jahre, so ist wahrlich Anlaß zu<br />

allseitiger, freudiger Teilnahme. Beson<strong>der</strong>s, wenn das Geburtstagskind wie<br />

die Uelserin Ww. Frantzen das Wiegenfest in solcher geistigen Frische<br />

begeht. So wurde <strong>der</strong> Tag zum Freuden- und Ehrentage des Dorfes Uelsen.<br />

Nach dem Morgengottesdienst erfreute <strong>der</strong> Posaunenchor Neuenhaus<br />

die Greisin mit dem Liede: „Lobe den Herrn, o meine Seele“, <strong>der</strong><br />

Männergesangverein Uelsen sang vor ihrem Fenster. „Schon die<br />

Abendglocken klangen“. Die alte Dame war sichtlich davon gerührt und<br />

dankte herzlich für diesen Beweis <strong>der</strong> Liebe und Verehrung. Herr Pastor<br />

Schumacher überbrachte die Glückwünsche <strong>der</strong> Kirchengemeinde und<br />

überreichte im Auftrage des Landeskirchenrats eine Prachtbibel mit<br />

Widmung. Herr Bürgermeister Timmer gratulierte im Namen des Dorfes<br />

Uelsen; gleichzeitig ein Schlummerkissen als sinniges Geschenk übergebend.<br />

Von Goldfäden durchwirkt, trägt es die Zahl „100“ über dem eingestickten<br />

Uelser Wappen, den drei Hülskrabbenblättern. Als Vertreter <strong>der</strong> preußischen<br />

Staatsregierung erschien Herr Landrat Dr. Böninger und überbrachte außer<br />

herzlichen Glückwünschen ein Schreiben des Herrn Staatspräsidenten Braun<br />

und eine Festtasse mit Inschrift aus <strong>der</strong> Berliner Porzellan-Manufaktur.<br />

Ungezählte Gratulationen, Geschenke, Blumen kamen von lieben Bekannten,<br />

Freunden und Nachbarn, und wer die Greisin damit zu erfreuen hoffte, <strong>der</strong><br />

hatte sich wahrlich nicht getäuscht. In dankbarer Freude begrüßte sie jeden<br />

Besucher, und es waren ihrer nicht wenig. Bis zum Abend saß sie plau<strong>der</strong>nd<br />

inmitten fröhlicher Menschen, und in manch heiterem Scherzworte ließ sie<br />

ihr gutes Gedächtnis aufleuchten, und wo eine Familiengeschichte in<br />

wohltuende Vergessenheit geraten, erinnerte sie mit Geist und Humor durch<br />

eine versöhnende Bemerkung an die Tatsache, ihr die Vorgeschichte noch<br />

lebendig vor Augen stehe. Sie fühlt sich recht wohl bei ihrer Tochter und<br />

kennt kaum Kummer und Krankheit. Daß ihr Erdenwallen noch weitere 100<br />

Jahre überdauern möge, scheint sie aber selbst nicht zu wünschen, sagte sie<br />

104


doch beim Empfang <strong>der</strong> schweren, großen Bibel: Ick will dann nich hoppen,<br />

dat ick de noch verschliete.<br />

Winter-Halbjahr.<br />

Unsere Heizung entspricht noch nicht den gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen. In<br />

Kl. II ist die Temperatur stets 5° als in den an<strong>der</strong>en Klassenräumen. Bei <strong>der</strong><br />

am 8. August 30 wurden von unseren Architekten Baumann und Dinning<br />

Nordhorn folgende Mängel festgestellt:<br />

1. Der Warmwasserspeicher ist noch anzuschließen.<br />

2. An dem einen Kessel ist an <strong>der</strong> Muffenverbindung eine Leckstelle;<br />

desgl. leckt eine Verschraubung am Heizkörper im Dachgeschoß.<br />

3. Die Durchbrüche im Fußboden und in den Wänden des alten<br />

Lehrerzimmers und im Zimmer daneben sind zu dichten.<br />

4. Die Entlüftungsleitungen im Dachgeschoß sind noch frostsicher zu<br />

isolieren.<br />

5. Die Steckschlüssel zu den Heizkörpern und <strong>der</strong> Trinksprudelanlage<br />

fehlen<br />

Schürrer wurde durch die Architekten wie<strong>der</strong>holt aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Mängel abzustellen.<br />

Da Schürrer trotz aller Auffor<strong>der</strong>ungen nichts unternahm, wurde vom<br />

Schulvorstande einstimmig beschlossen, nunmehr alle Arbeiten durch einen<br />

Spezialisten ausführen zu lassen, um endlich Ordnung zu bekommen. Der<br />

Firma Schürrer erwächst dadurch kein Schaden, da ihm lt. Beschluß nichts<br />

abgezogen werden soll.<br />

In einer Sitzung des Schulvorstandes machte <strong>der</strong> Verbandvorsteher die<br />

Mitglie<strong>der</strong> darauf aufmerksam, daß nach Regenfällen sich im Keller stets<br />

gößere Wassermengen ansammelten.<br />

Da we<strong>der</strong>, Koks, Holz noch Torf gelagert werden konnten und das<br />

Wasser bereits im Fuchs unter den Kesseln stand, beschloß <strong>der</strong><br />

Schulvorstand einstimmig, die Abdichtung unverzüglich vornehmen zu<br />

lassen. Die Arbeiten wurden Schillig (Bauunternehmer) u. Keuf (Installateur<br />

105


– Rheine) übertragen. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 910 RM. (620<br />

+ 290 R.) Die Herrn übernahmen die volle Garantie.<br />

Es muß mit Bedauern festgestellt werden, daß in den letzten Jahren in<br />

vielen Schulen, Vereinen aller Art öffentliche Weihnachtsfeiern veranstaltet<br />

werden, die sich allmählich zu Schaustellungen ausweiten, die mit den<br />

Familienfeiern garnichts mehr gemeinsam hatten, letztere sogar oft<br />

verhin<strong>der</strong>ten. Die öffentlichen Feiern führten auch nicht selten zu einer<br />

starken Überlastung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und beunruhigten und schädigten eine<br />

fruchtbringende, stille Schularbeit. Die Konferenz beschloß deswegen,<br />

Weihnachtsfeier in <strong>der</strong> Schule abzusehen.<br />

Ostern 1931 kamen 11 Kin<strong>der</strong> zur Entlassung.<br />

106<br />

Behrends.


Schuljahr 1931/32<br />

1. Allgemeines.<br />

Zu Beginn des Schuljahres wurden 32 Schulneulinge aufgenommen;<br />

die Schülerzahl beträgt nunmehr 232. Es mußte sogar die 6. Klasse<br />

eingerichtet werden.<br />

Religion<br />

Deutsch<br />

Schreiben<br />

Kl. I = 35<br />

" II = 40<br />

" III = 39 232.<br />

" IV = 44<br />

" V = 39<br />

" VI = 35<br />

Geschichte u.<br />

Bürgerkunde<br />

Erdkunde<br />

Naturgeschichte<br />

Naturlehre<br />

Rechnen<br />

Raumlehre<br />

Zeichnen<br />

2. Unterricht<br />

a) Lehrverfassung.<br />

107<br />

Klasse I II III IV V VI<br />

Jahrgang 6 – 8 5 4 3 2 1


Gesang<br />

Turnen<br />

Werkunterricht<br />

Nadelarbeit<br />

Hauswirtschaft<br />

108


Name, Vorname<br />

u. Amtscharakter<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

No.1. Behrends,<br />

Heinrich<br />

Hauptlehrer<br />

" 2. Timmer, Arnold<br />

Lehrer<br />

" 3. Klinge, Hermann<br />

Lehrer<br />

" 4. Stokmann,<br />

Agnes<br />

Lehrerin<br />

" 5. Drewes<br />

Schulamtsbewerber<br />

Ab 1.4.1931<br />

Dunkmann<br />

Lehrer.<br />

Ab 1.X.1931<br />

Dessin,<br />

Schulamtsbewerber<br />

b) Unterrichtsverteilung.<br />

Klassenleiter<br />

<strong>der</strong> Klasse<br />

I<br />

II<br />

IV + V<br />

III + IV<br />

Turn- u.<br />

Sportlehrer<br />

109<br />

Kl. I II III IV V VI<br />

Relg.<br />

4<br />

Dt. 6<br />

c) Übersicht über die im Schuljahr gelesenen Werke.<br />

Deutsch: Lesebuch - Schiller, Tell.<br />

-<br />

Kl. I.<br />

Kl. II.


Kl. III.<br />

Lesebuch: Von Vaterhaus u. Heimatland.<br />

Kl. IV.<br />

-<br />

Kl. V.<br />

-<br />

Kl. VI.<br />

-<br />

Lehrer <strong>der</strong> Schule.<br />

In das Kollegium traten neu ein Lehrer Dunkmann aus Ratzel,<br />

Schulamtsbewerber Drewes u. Schulamtsbewerber Dessin.<br />

Lehrer Arnold Timmer wurde zum 1. August im Interesse des Dienstes<br />

von hier nach Venne, Kreis Wittlage versetzt.<br />

110


1932.<br />

Durchschnittsalter <strong>der</strong> Schüler <strong>der</strong> einzelnen Klassen am 1. Februar<br />

Kl. I 13 Jahre<br />

" II 11½ "<br />

" III 10 "<br />

" IV 8½ "<br />

" V 7½ "<br />

" VI 6½ "<br />

<strong>Ev</strong>. Ref. ev.<br />

Religion, Staatsangehörigkeit und Heimat<br />

<strong>der</strong> Schüler nach dem Stande vom 1. Februar 1932.<br />

1. Religion 2. Staatsangehörigkeit 3. Heimat<br />

altref.<br />

ev.<br />

luth.<br />

Preußen Auslän<strong>der</strong> Uelsen -<br />

199 26 Hollän<strong>der</strong><br />

3 Schweizer<br />

Teilnahme am freiwilligen Unterricht.<br />

Französisch: Schüler <strong>der</strong> 1. und 2. Klasse.<br />

Gesundheitszustand.<br />

Bauerhausen<br />

Der Gesundheitszustand <strong>der</strong> Schüler war im allgemeinen gut. Die<br />

Jahrgänge I, III, V + VIII wurden vom Kreisarzt untersucht; die Zahl <strong>der</strong><br />

Überwegungskin<strong>der</strong> hat sich bedeutend gemin<strong>der</strong>t.<br />

Den Elternbeirat bildeten:<br />

Der Elternbeirat.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Hermann Hesselink, Kaufmann, Uelsen,<br />

Mitglie<strong>der</strong>: 1. Alber Koning, Colon, Bauerhausen.<br />

111


2. Robert Schillig, Bauunternehmer, Uelsen.<br />

3. Jan ten Hagen, Anstreicher, Uelsen.<br />

4. Wilhelm Grewe, Gastwirt, Uelsen.<br />

Ersatzmänner:<br />

1. Harm Hin<strong>der</strong>ink, Colon, Bauerhausen.<br />

2. Jakobus Velsink, Klempner, Uelsen.<br />

3. Zwier Slomp, Kötter, "<br />

4. Eduard Jakobs, Zementwarenhdl. " .<br />

112


Verschiedenes.<br />

Lern- und Lehrmittel wurden aus den im Haushaltsplan vorgesehenen Mitteln<br />

vermehrt.<br />

Angeschafft wurden:<br />

Turnen:<br />

Musik<br />

1 Handball 13,50<br />

2 Schlagbälle à 1,60 3,20<br />

1 Fußball 11,75<br />

1 Faustball 11,25<br />

1 Schleu<strong>der</strong>ball 12,00<br />

2 Völkerbälle 6,50 Wilh. Fleer, Osnabrück<br />

1 5kg Kugel 3,15<br />

1 Grenzball 10,50<br />

1 Pumpe m. Schnurnadel 2,40<br />

2 Leinenfalter 1,60<br />

2 Barren à 36,00 72,00<br />

1 neuer Turnpfahl 12,00<br />

2 neue Sprungstän<strong>der</strong> 12,50 Meistee, Hier<br />

1 Sprungholz aus Eichenholz 3,50<br />

1 Sprungseil 3,00 Heemann Hier<br />

1 Tau 1,20<br />

1 Spaten Klün<strong>der</strong>, Hier.<br />

1 neue Turnstange<br />

1 Geige 34,00 Pestal. Fröbel-Verlag<br />

Nadelarbeit: 1 Nähfläche 17,50<br />

Naturlehre.<br />

1 neues Stativ (S. 133) 20,00<br />

1 ???? (S. 133) 15,00<br />

113


Zeichnen:<br />

1 Hebelapparat 7,20 M<br />

2 Rollen 2,00 "<br />

2 Dtp. 3,30 "<br />

1 Spiritus Lampe 1,00 "<br />

1 Kompaß 3,50 "<br />

1 Hartgummistab 1,30 " Pestal. Fröbel-Verlag<br />

1 Glasstab 0,85 „<br />

1 Glasprisma 1,00 „<br />

1 Kugel mit Ring 3,75 „<br />

1 Kochflasche 1,30 „<br />

1 Elektromagnet 4,00<br />

Die Versicherung <strong>der</strong> gesamten Schüler gegen Unfall und <strong>der</strong> Lehrer<br />

gegen Unfall und Haftpflicht im Dienste wurde beibehalten (Prov.<br />

Lebensversicherungs-Anstalt-Hannover).<br />

Chronik <strong>der</strong> Schule.<br />

Das Schuljahr begann Montag, den 13. April 1931; geschlossen wurde<br />

es am 19.III.32.<br />

Behin<strong>der</strong>ungen von Lehrern kommen in folgenden Fällen vor, in<br />

welchen die Vertretung von dem Kollegium übernommen wurde:<br />

Lehrer Timmer wurde wegen Erkrankung vom 15.VI. – 18.VII. beurlaubt.<br />

Zum 1.8. erfolgte seine Versetzung im Interesse des Dienstes nach Venne,<br />

Kreis Wittlage.<br />

Frl. Stokmann wurde wegen des Todes ihres Vaters 8 Tage beurlaubt.<br />

Lehrer Klinge erkrankte am 24. Februar; da er körperlich vollkommen<br />

zusammenbrach, reichte er seine Pensionierung ein.<br />

begangen.<br />

Am 11. August wurde die Verfassungsfeier in üblicher Weise<br />

114


Am 31. Oktober fiel wegen des Reformationstages <strong>der</strong> Unterricht nach<br />

einer kurzen Feier aus.<br />

115<br />

26.8.32 Dr. W. Stuhlmacher<br />

Ges. 30.11.32 Meiners.<br />

Am 14. Juli 31 fand in unserer ref. Kirche die Pastorenwahl statt.<br />

Dabei wurden für Herrn Pastor Beer 686, für Herrn Pastor Horn 88 und für<br />

Pastor Theine 112 Stimmen abgegeben. Pastor Beer wurde somit gewählt;<br />

er nahm die Wahl an und wurde am … November feierlich eingeholt. Die<br />

Neuenhäuser Zeitung berichtete: „Nachdem feststand, an welchem Tage <strong>der</strong><br />

neue Pastor in seine neue Gemeinde einziehen wollte, nahm man die<br />

Vorarbeiten für einen festlichen Empfang auf. Der Reitverein hatte seine<br />

Teilnahme zugesagt. Im Orte waren 14 Ehrenbogen errichtet. Von <strong>der</strong><br />

Haltestelle <strong>der</strong> Bentheimer Eisenbahn in Grasdorf wurde Pastor B. abgeholt.<br />

Nach Eintreffen des großen Zuges wurde er von Jan Reurick, Höcklenkamp<br />

namens <strong>der</strong> Jugend <strong>der</strong> Kirchengemeinde U. herzlich Willkommen geheißen.<br />

Lehrer Verbeck – Hilten begrüßte den neuen Prediger an <strong>der</strong> Grenze des<br />

Kirchspiels.<br />

Gegen 1 Uhr erreichte <strong>der</strong> Zug die Uelser Grenze. Zur Feier des Tages<br />

wurde „gebeiert“. Hauptlehrer Behrends begrüßte hier den Geistlichen und<br />

bat ihn dringend, das reine Wort Gottes in <strong>der</strong> hiesigen Gemeinde zur Ehre<br />

Gottes zu verkündigen. Darnach sang <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chor: „Lobet den Herren …..<br />

Danach begann <strong>der</strong> Durchzug durch den Ort zum Pastorat, wo Herr<br />

Pastor Schumacher eine Ansprache hielt und seinen Kollegen willkommen<br />

hieß.<br />

Bei <strong>der</strong> am 31. Dez. 31 vorgenommenen Verpachtung <strong>der</strong> Kirchensitze<br />

wurden im Vergleich zu vergangenen Jahren recht hohe Preise erzielt.<br />

Plätze, die im letzten Jahre mit 10 Mk bewertet wurden, konnten jetzt zu 60<br />

M, 95 und sogar zu 101 Mk verpachtet werden.<br />

Die Gemeinden Uelsen u. Bauerhausen wurden im Winter-Halbjahr <strong>der</strong><br />

Überlandszentrale angeschlossen. Der Lichtstrompreis beträgt nach dem


Anschluß an die Nike 38½ Pfg., <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kraftstrompreis 18½ Pfg. Die Uelser<br />

Elektrizitäts-Genossenschaft, die rund 220 Genossen umfaßt, wird aufgelöst.<br />

Die Kosten für die Instandsetzung <strong>der</strong> Hausinstallationen werden zu 45%<br />

durch das Genossenschaftsvermögen gedeckt.<br />

Schuljahr 1932/33.<br />

Zu Beginn des Schuljahres wurden … Knaben und …Mädchen<br />

aufgenommen. Die Schülerzahl beträgt nunmehr insgesamt 241.<br />

Jahrgang)<br />

" )<br />

" )<br />

" )<br />

" )<br />

" )<br />

Kl. I: 17 Knaben, 16 Mädchen. (6.7.8.<br />

116<br />

Behrends.<br />

" II: 27 " , 19 " . (5./6.<br />

" III: 27 " , 22 " . (4./5.<br />

" IV: 22 " , 19 " . (3.<br />

" V: 18 " , 17 " . (2.<br />

" VI: 17 " , 20 " . (1.<br />

Lehrverfassung.<br />

Klasse I II III IV V VI<br />

Klassenlehrer Behrends Dunkmann Dessin<br />

Vertretung,<br />

ab 1.8.<br />

Baß<br />

Religion 4 3 3 2 2<br />

Deutsch 7 8 6 6<br />

Schreiben - - 2 2<br />

9<br />

Frl. Heise<br />

"Stokmann


Geschichte u.<br />

Staatsbürgerkunde<br />

Erdkunde 2 2<br />

Naturgeschichte<br />

Naturl.<br />

2<br />

2<br />

3 2<br />

Rechnen 4 4 4<br />

5 5<br />

Rauml.<br />

- -<br />

Zeichnen 2 1 2 1<br />

Musik 2 2 2 1<br />

Turnen 3 2 2 1 1<br />

Nadelarbeit 2 2 2 2 1<br />

Hauswirtschaft<br />

3 Std. im<br />

Winter<br />

3<br />

2<br />

117<br />

15


Name, Vorname<br />

u. Amtscharakter<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte.<br />

Behrends, Heinrich<br />

Hauptlehrer<br />

Dunkmann,<br />

Rudolf, Lehrer<br />

Dessin, Friedrich<br />

Hilfslehrer<br />

Bork, Gustav<br />

Lehrer<br />

Agnes Stokmann,<br />

Lehrerin<br />

Unterrichtsverteilung.<br />

Klassenleite<br />

r<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV + V<br />

VI<br />

Rlg. 4<br />

Dt. 7<br />

Rch 4<br />

Rml 1<br />

Mk 2<br />

T 3<br />

Gsch.<br />

2<br />

Erd. 2<br />

118<br />

I II III IV V VI<br />

Nkd. 3<br />

sämtl.<br />

Std.<br />

Rlg 3<br />

Schr.<br />

2<br />

T 2<br />

Zch. 2<br />

Dt. 6<br />

Re 4<br />

Msk 2<br />

Gsch.<br />

Erd.<br />

3<br />

Nkd.<br />

Übersicht über die im Schuljahr gelesenen Werke.<br />

Kl. I: Lesebuch, Pole Poppenspäler, Hermann und Dorothea.<br />

" II: Die Regentrude, Spiegel <strong>der</strong> Kätzchen<br />

" III: Peter Peine<br />

" IV-VI: Lesebücher


Lehrer <strong>der</strong> Schule.<br />

Lehrer Hermann Klinge ist zum 1. Juli 32 wegen eingetretener<br />

Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt worden. Lehrer Bork aus<br />

Scheerhorn zum Nachfolger ernannt. Fräulein Stokmann wurde auf Wunsch<br />

½ Jahr beurlaubt. Die Vertretung wurde <strong>der</strong> Schulamtsbewerberin Fräulein<br />

Heise aus Nordhorn übertragen.<br />

Durchschnittsalter <strong>der</strong> Schüler <strong>der</strong> einzelnen Klassen am 1. Februar 1933.<br />

Kl. I = 13 J., Kl. II = 11 J., Kl. III = 9½, Kl IV = 8½ J. Kl. V = 7½ J. Kl VI =<br />

6½ J.<br />

Gesundheitszustand.<br />

In Deutschland wurden in den Monaten Januar und Februar jung und<br />

alt von einer Grippe-Epidemie heimgesucht. Ganze Familien erkrankten,<br />

Handel und Verkehr erlitt Störungen, viele Schulen wurden geschlossen.<br />

Ende Januar erreichte die Epidemie in unserm Orte ihren Höhepunkt. In <strong>der</strong><br />

Schule erkrankten insgesamt 142 Kin<strong>der</strong>. Der Unterricht litt sehr, wurde<br />

aber nicht ausgesetzt. Die Krankheit verlief im allgemeinen harmlos.<br />

119


Der Elternbeirat.<br />

Der Elternbeirat unserer Schule setzt sich aus folgenden Personen<br />

zusammen:<br />

1. Völlink, Gerrit, Schmiedemeister, Uelsen, Vorsitzen<strong>der</strong>.<br />

2. Beckmann, Hermann, Landwirt, "<br />

3. Eilert, Derk, Schuhmachermeister, "<br />

4. Vorrink, Bernhard, Konditormeister, "<br />

5. Vrielmann, Albert, Landwirt, Bauerhausen.<br />

Lehr- und Lernmittel.<br />

Der Lehrmittelbestand wurde in folgen<strong>der</strong> Weise ergänzt:<br />

1 Auflösungen zu Rechentafel V/VI 2,90 RM Ratzolf; Osnabrück<br />

1 Stiehler, Zeichen- und Kunstunterricht 18,00 " Zukfeldt<br />

25 Jugendschriften, Regentrude 5,00 " Dyk<br />

3 Pilztafeln 7,50 " Pestalozzi-Fröbel<br />

1 Meyer, Osnabrücker Sprachbuch 0,90 " Meyer, Hannover<br />

80 Fensterchen, Diktate 1,30 " Huhle, Dresden<br />

30 Jugendschriften, … Pole Poppenspäler 6,00 " Dyk, Uelsen<br />

1 Ersatzlampe zum Episkop 20,70 " Pestalozzi-Fröbel<br />

1 Escher, Glockenguß mit Topf 4,46 " " "<br />

1 Kubikdezimeter 5,00 " " "<br />

1 Heimatkarte des Kreises Bentheim 2,50 " Kreislehrerverein<br />

1 Tisch mit Ansatz für Lichtbil<strong>der</strong>apparat 35,00 " Plescher, Uelsen<br />

1 Sandkasten 12,50 " " "<br />

1 Brinkmann, Heimatkunde 3,60 " Wunsch, Osnabrück<br />

1 Harms, Europa 7,00 " " "<br />

1 Radio-Vorsatzgerät 65,40 " Dyk, Uelsen<br />

37 Lesebogen, 7 Jugendschriften 19,77 " " "<br />

1 Zeugnisbuch, 1 Schüler… 13,40 " Kisling<br />

Schülerversicherung.<br />

120


Die Versicherung <strong>der</strong> Schüler gegen Unfall und <strong>der</strong> Lehrer gegen Unfall<br />

und Haftpflicht beibehalten.<br />

Chronik <strong>der</strong> Schule.<br />

Das Schuljahr begann am 5.4.32 und endete am 31.3.1933. Im<br />

Sommerhalbjahr besuchten die Lehrer mit den beiden oberen Klassen die<br />

Freilichtbühne in Bentheim.<br />

Die Reichsjugendwettkämpfe wurden am 11. September zwischen den<br />

Schulen Uelsen, Gölenkamp, Haftenkamp u. Höcklenkamp auf dem<br />

Sportplatz des Uelser Fußballvereins ausgetragen. Schule Uelsen hatte 81<br />

Wettkämpfer angemeldet. Die Leistungen waren gut.<br />

Ostern kamen 9 Knaben und 7 Mädchen zur Entlassung.<br />

121<br />

Behrends.


Schuljahr 1933/34.<br />

Zu Beginn des Schuljahres wurden 22 Knaben und 15 Mädchen<br />

aufgenommen. Die Schülerzahl beträgt nunmehr insgesamt 253.<br />

Kl. I, 7.+ 8. Jahrgang: 41<br />

" II, 5.+ 6. " : 58<br />

" III 4. " : 43<br />

" IV 3. " : 35<br />

" V 2. " : 33<br />

" VI 1. " : 43<br />

253.<br />

Die Osterferien wurden auf Anordnung des Herrn Ministers bis zum 1.<br />

Mai verlängert.<br />

Lehrverfassung.<br />

Klasse I II III IV V VI<br />

Klassenlehrer<br />

Behrend<br />

s<br />

Dunkma<br />

nn<br />

Wüppe<br />

Religion 4 3 3 2 2<br />

Deutsch 6 8 6<br />

Schreiben - - 2 2<br />

Geschichte 2 2<br />

Erdkunde 2 2<br />

Naturgeschichte<br />

Naturl.<br />

3 2<br />

Rechnen 4 4 4 4 4<br />

Raumlehre 1 1 - -<br />

Zeichnen 2 1 2 1<br />

Musik 2 2 1 1 1<br />

Turnen 3 2 1 1 1<br />

Nadelarbeit 2 2 2 2 1<br />

n<br />

3<br />

122<br />

Bock Bock Stokman<br />

2<br />

9<br />

n<br />

15


Unterrichtsverteilung.<br />

Name, Vorname und Amtscharakter <strong>der</strong> Lehrkräfte Klassenleiter<br />

Behrends, Heinrich Hauptlehrer I<br />

Dunkmann, Rudolf Lehrer II<br />

Bock, Gustav Lehrer III<br />

Wüppen, Bernhard Hilfslehrer IV<br />

Stokmann, Agnes Lehrerin VI.<br />

123


Chronik <strong>der</strong> Schule.<br />

Das Schuljahr begann am 2. Mai 1933; geschlossen wurde es am<br />

28.III.1934.<br />

Behin<strong>der</strong>ungen von Lehrern kamen nicht vor.<br />

Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Oberstufe unternahmen einen Ausflug nach Münster;<br />

am 14.8. weilten wir in Bentheim.<br />

Am … starb im Stadtkrankenhaus zu Osnabrück <strong>der</strong> Lehrer Arnold<br />

Timmer. Letzterer war vom 1.4.22 – 31.7.31 an <strong>der</strong> hiesigen Schule tätig.<br />

Am 1.8.31 wurde er im Interesse des Dienste nach Venne und von dort<br />

wegen seines alten Leidens (Leukämie) nach Hellern bei Osnabrück versetzt.<br />

Mit ihm ist ein ganz beson<strong>der</strong>s befähigter Lehrer von uns gegangen, <strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> Entwicklung unserer Schule und <strong>der</strong> Gemeinde - Timmer war<br />

gleichzeitig Bürgermeister - hervorragenden Anteil hatte. U. a. ging die<br />

Initiative zwecks Anlegung <strong>der</strong> Wasserleitung von ihm aus. Rund 20<br />

Personen aus Uelsen u. Bauerhausen nahmen an <strong>der</strong> Beerdigung teil; <strong>der</strong><br />

Verbandsvorsteher legte an seinem Sarge im Namen des Schulvorstands<br />

einen Kranz nie<strong>der</strong>. Ehre seinem Andenken!<br />

Schuljahr 1934/35.<br />

124<br />

Behrends.<br />

Aufgenommen wurden 15 Mädchen und 18 Knaben. Die Schülerzahl<br />

beträgt nunmehr insgesamt 254.<br />

Kl. I: 21 Mädchen u. 23 Knaben<br />

Kl. II: 25 " " 34 "<br />

Kl. III: 19 " " 15 "<br />

Kl. IV: 15 " " 19 "<br />

Kl. V: 19 " " 26 "<br />

Kl. VI: 17 " " 21 "<br />

Lehrer Bock erkrankte zu Beginn des Schuljahres an schwerer<br />

septischer Lungen-, Rippenfell- und Nierenentzündung. Seine<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung hat lange Zeit in Anspruch genommen.


In Zukunft sollen die weiblichen Bildungsarbeiten in <strong>der</strong> <strong>Volksschule</strong><br />

stärker betont werden. Hierbei kommt dem praktischen<br />

Hauswirtschaftsunterricht erhöhte Bedeutung zu, da er beson<strong>der</strong>s geeignet<br />

ist, die Mädchen auf ihre künftige Aufgaben in Haus und Familie<br />

vorzubereiten. Auf Anordnung des Herrn Ministers soll überall da, wo es<br />

irgend möglich ist, in den Schulen <strong>der</strong> praktische Hauswirtschaftsunterricht<br />

durchgeführt werden.<br />

Für die Mädchen unserer Schule bietet sich in <strong>der</strong> hiesigen<br />

Haushaltungsschule hervorragende Gelegenheit, da eine gut eingerichtete<br />

Küche, ausreichende Nebenräume, sowie eine Hauswirtschaftslehrerin durch<br />

das Entgegenkommen des Kreises kostenlos zur Verfügung stehen. Der<br />

Schulrat hat angeordnet, daß die Mädchen des letzten Schuljahres - für<br />

unsere Schule 17, vom 1. Mai bis zu den Herbstferien an einem Nachmittage<br />

in <strong>der</strong> Woche von 15 – 18 Uhr in <strong>der</strong> Haushaltungsschule praktischen<br />

Hauswirtschaftsunterricht erhalten.<br />

Die letzten Wochen haben ungemein interessante Funde in unserer<br />

Grafschaft zu Tage gebracht. Der bedeutendste Fund im Tale <strong>der</strong><br />

Linnenbeeke erregte allgemeines Aufsehen. Der Bauer Veldhoff-Daalmann in<br />

Bauerhausen war im Begriff, in unmittelbarer Nähe des Hofes einen Pfahl<br />

einzurammen. In etwa 1 m Tiefe stieß er plötzlich auf einen Wi<strong>der</strong>stand. Er<br />

gab dem Pfahl einen heftigen Schlag, und nun fuhr dieser sofort etwa 40 cm<br />

in das Erdreich. Dadurch aufmerksam gemacht, grub Veldhoff vorsichtig den<br />

Boden auf, und es gelang ihm, ein großes Gefäß zu bergen, das mit dem<br />

Boden nach oben 1 m tief im Erdreich gesessen hatte. Bei dem letzten<br />

Schlag auf den Pfahl hatte dieser den Boden des Gefäßes zertrümmert, und<br />

infolgedessen war <strong>der</strong> Pfahl dann ohne weiteren Wi<strong>der</strong>stand in das Erdreich<br />

gedrungen. Veldhoff barg das seltsame Gefäß und erfreulicher Weise auch<br />

die entstandenen Scherben. Als er sie einige Tage später dem Schulleiter<br />

aushändigte, gelang es diesem, das Gefäß wie<strong>der</strong> vollständig<br />

zusammenzustellen.<br />

Der Topf, <strong>der</strong> auf diese Weise für die Wissenschaft und die<br />

heimatkundlichen Sammlungen gerettet wurde, weist elegant geschwungene<br />

125


Formen auf, ist 38 cm hoch, etwa 20 cm im Durchmesser. Das Gefäß aus<br />

Ton ist vor dem Brennen hübsch verziert worden und zwar sind die<br />

Verzierungen in gleichmäßigen Abständen mit dem Daumnagel angebracht<br />

worden.<br />

Das Gefäß wurde dem Heimatmuseum Bentheim zugeführt. Es handelt<br />

sich um einen sog. „geschweiften Becher“, <strong>der</strong> Ausdruck für die<br />

Einzelgräberkultur ist. Das Fundstück stammt dem Ende <strong>der</strong> Steinzeit, sodaß<br />

man das Alter ziemlich genau auf 2000 v. Chr. ansetzen kann. Der große<br />

Becher hat also das Alter von rund 4000 Jahren.<br />

Leichenverbrennungen und Beisetzung <strong>der</strong> Asche in Urnen gab es in<br />

<strong>der</strong> Steinzeit noch nicht. Man bestattete die Toten damals in Massengräbern<br />

o<strong>der</strong> Einzelgräbern und zwar begrub man die Toten in <strong>der</strong> sog.<br />

Hockerstellung und gab ihnen außer einem Steinbeil o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en<br />

Waffe stets Nahrungsmittel mit ins Grab, die man in Tongefäßen den Toten<br />

mit auf den Weg „ins unbekannte Land“ gab.<br />

Ein einziges Stück eines solchen geschweiften Bechers befand sich<br />

bislang im Heimatmuseum, das vor vielen Jahren in Getelo gefunden wurde.<br />

Es kommt dem Uelser Fundstück aber nicht annähernd gleich. Der Fund<br />

sollte wie<strong>der</strong>um eine Mahnung sein, bei allen Fundstücken im Heimatboden<br />

Obacht zu geben und ihre Sicherstellung zu veranlassen.<br />

Unser Hilfslehrer Bernhard Wüppen aus Emlichheim zum 1. Oktober<br />

nach Georgsdorf versetzt.<br />

Der häufige Lehrerwechsel, wie er höchstbedauerlicherweise in den<br />

letzten Jahren an unserem System hat vorgenommen werden müssen, wirkt<br />

sich nunmehr sehr nachteilig für unsere Schule aus. Es stehen jetzt nur noch<br />

3 Lehrkräfte unserer 6klassigen Schule mit 256 Kin<strong>der</strong>n zur Verfügung.<br />

Aus diesem Grunde hat erneut eine große Än<strong>der</strong>ung des Stundenplans<br />

vorgenommen werden müssen.<br />

Kl I hat jetzt wöchentlich nur noch 20 Std, Kl II 19, Kl III 17, Kl IV 16,<br />

Kl V 112 und Kl 6 12 Std.<br />

126


Das Unterrichtsziel läßt sich selbstverständlich bei einer <strong>der</strong>art<br />

geringen Stundenzahl ganz unmöglich erreichen. Verschiedene dbzgl.<br />

Blieben lei<strong>der</strong> unberücksichtigt. Am 20. November 1934 wurde endlich <strong>der</strong><br />

Schulamtsbewerber Kip aus Vorwald nach hier versetzt. Derselbe erkrankte<br />

am 12. Dezember 34 an Diphterie; er nahm erst kurz vor Ostern den<br />

Unterricht wie<strong>der</strong> auf.<br />

Ende Januar erkrankte Lehrer Dunkmann für einige Tage an<br />

Mandelentzündung.<br />

Am 1. Februar wurde die Schulamtsbewerberin Fräulein Warlich aus<br />

Emlichheim nach Uelsen versetzt.<br />

Lehrer Henninghaus aus Hilten wurde am 29.1.35 bis auf weiteres mit<br />

<strong>der</strong> Vertretung <strong>der</strong> erkrankten Lehrpersonen mit 10 Std. wöchentlich<br />

beauftragt.<br />

Am 1. Februar wurde ein Elternabend veranstaltet. Die Kin<strong>der</strong> führten<br />

u. a. einige Szenen aus Tell auf.<br />

127


Drei Wochen vor Ostern erkrankte Lehrer Dunkmann abermals an …<br />

Kehlkopfkatarrh; er mußte bis zu den Ferien den Unterricht aussetzen.<br />

Fräulein Stokmann erkrankte wegen Überlastung ebenfalls; auch sie<br />

war acht Tage dienstunfähig.<br />

Acht Tage vor Ostern wurde durch Verfügung des Kreisarztes unsere<br />

Schule wegen Diphterieerkrankung vieler Kin<strong>der</strong> geschlossen. Die Schule<br />

mußte später desinfiziert werden.<br />

Behrends.<br />

Ostern kamen 18 Knaben und 16 Mädchen zur Entlassung.<br />

128


Schuljahr 1935/36.<br />

Das neue Schuljahr begann am 24. April. Es wurden insgesamt …<br />

Schulneulinge aufgenommen, … Knaben und Mädchen. Die Schülerzahl<br />

beträgt 255.<br />

Jahrgang<br />

Kl. I, 7 + 8. Jahrgang … , Kl. II, 6. Jahrgang … , Kl. III, 4. + 5.<br />

Kl. IV 3. " … , Kl. V, 2. " … , Kl. VI, 1. "<br />

Lehrverfassung.<br />

I II III IV V VI<br />

Religion 3 3 3 2 2<br />

Deutsch 7 7 6 6 7<br />

Schreiben - - 1 2 2<br />

Rechnen 4 4 4 4 4<br />

Raumlehre 1 1 - - -<br />

Erdkunde 2 2<br />

Naturkunde<br />

Naturlehre<br />

2<br />

Zeichnen 1 1 1 1<br />

Musik 2 2 1 1 1<br />

Nadelarbeit 2 2 2 2<br />

Hauswirtsch. 3 - - - -<br />

2<br />

4<br />

2<br />

129<br />

15


An<br />

Herrn Lehrer Körner<br />

Uelsen<br />

Zur sofortigen Kenntnisnahme und Vorheftung<br />

130<br />

Uelsen, den 3. März 1898<br />

Königliche Regierung, Osnabrück, den 19. Februar 1898.<br />

Abteilung für Kirchen und Schulwesen.<br />

II. 833.<br />

Es hat sich als nothwendig herausgestellt, daß behufs<br />

Bewahrung und Beaufsichtigung des je<strong>der</strong> Schule<br />

zugehörigen Inventars ein vollständiges<br />

Verzeichnis aller vorhandenen Gegenstände aufgestellt wird. Das in einem<br />

festen Umschlage gebundene Buch enthält eine für jede Schule ausreichende<br />

Zahl von Formularbogen, wie sie für solche Inventar-Nachweise üblich, und,<br />

wenn nicht an<strong>der</strong>s, wo, durch die Klindworth’sche Hofbuchhandlung in<br />

Hannover zu beziehen sind.<br />

Das Inventar ist von dem Lehrer bezw. ersten o<strong>der</strong> Hauptlehrer zu führen<br />

und im Schulschrank aufzubewahren.<br />

In dieses Verzeichnis sind alle in <strong>der</strong> Schule bezw. Schulstube befindlichen<br />

beweglichen Gegenstände in folgen<strong>der</strong> Ordnung aufzunehmen: I. Mobiliar (§<br />

8 <strong>der</strong> Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872.), II. Lehrmittel (§<br />

9 a.a.O.), III. Lehrbücher (§ 11 a.a.O.) und sonstige Bücher, IV. Tabellen<br />

und Listen (§ 10 a.a.O.), V. Schülerbibliothek. Zwischen den einzelnen<br />

Abteilungen ist genügen<strong>der</strong> Raum für Nachträge frei zu lassen.<br />

Bei zwei- und mehrklassigen Schulen ist für jede Klasse ein Auszug<br />

herzustellen, in welchen die in dem betreffenden Zimmer enthaltenen<br />

Gegenstände verzeichnet sind.<br />

Bei je<strong>der</strong> Osterprüfung ist das Inventarverzeichniß auf seine Richtigkeit<br />

seitens des Schulvorstandes zu prüfen und insbeson<strong>der</strong>e darauf zu achten,


daß die Zu- und Abgänge richtig eingetragen sind. Über den Befund des<br />

Inventars ist in dem Protokoll über die Prüfung Mittheilung zu machen.<br />

Bei eintretendem Lehrerwechsel hat <strong>der</strong> abgehende Leh. Vor dem<br />

Schulvorstande das Inventar nach vorgenommener Prüfung, ob alle<br />

Gegenstände vorhanden sind, zu übergeben. Der nun eintretende Lehrer hat<br />

das Inventar zu übernehmen und eine Bescheinigung dem Schulvorstande<br />

auszustellen, in welchem er die Richtigkeit anerkennt.<br />

Die Inventarienverzeichnisse sind bis zum 1. Juli d. J. aufzustellen.<br />

Die Herren Kreis- und Ortsschulinspektoren wollen bei Ihren Inspektionen<br />

sich davon überzeugen, daß die Inventarienverzeichnisse richtig geführt<br />

werden.<br />

Für jede Schule folgt hierneben ein Exemplar dieser Verfügung, welches dem<br />

Inventarverzeichnisse vorzuheften ist.<br />

An die Herren Kreis- und Ortsschulinspektoren<br />

des Bezirks und den Herrn Landrabbiner<br />

zu Emden<br />

131


132


133

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!