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Heft_Schmerz_2008_12.. - Adjutum

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Interdisziplinäres <strong>Schmerz</strong>managementPsychiatrie, Psychologie und PsychotherapieStressbewältigung und Burnout-PräventionBuchebner, Ch.Dr., Psychologin, Coach, 2102 BisambergFallbeispiel:Herr K. ist 30 Jahre alt. Nach der Geburt der beiden Söhne istseine Frau zu Hause, möchte aber bald wieder als Arzthelferintätig sein. Damit dies möglich ist und die Einnahmen stimmen,arbeitet Herr K. neben seiner derzeitigen Anstellung als Versicherungsvertreterdaran, sich im Versicherungswesen selbständigzu machen. Sein blasses angespanntes Gesicht weist die Spurendes täglichen Marathon-Pensums auf. Er geht meist morgensfrüh aus dem Haus und kommt abends spät wieder. Dann ist ertodmüde. Wenn er einmal früher zu Hause ist, denkt er nichtan Ruhe. Irgendwie muss er dann der Familie gerecht werden:mit den Kindern spielen, Gäste empfangen, seine Frau unterstützen.Typisch für ihn ist, dass er für eine gute halbe Stundenach Hause kommt und dann auch schon wieder aus dem Haus„fegt“. Vielleicht ist es Zufall oder der innere Hochdruck – diesesständige unter Strom stehen, die rasenden Gedanken –, dass erin letzter Zeit häufiger mit dem Wagen einen Blechschaden hatte.Im Freundes- und Verwandtenkreis hat er mittlerweile einenschlechten Ruf, weil ihm offenbar kein Ort mehr heilig ist, umKundengewinnung zu betreiben: Bei einer großen Geburtstagspartyder Schwiegereltern mit über 50 Gästen setzte er sich untergeflissentlichem Grinsen zu Verwandten und Bekannten undfragte: „Hast du schon mal nachgedacht, wie du im Falle einesHochwassers abgesichert bist. Wir sollten uns einmal zusammensetzen.Dann gehen wir deine Polizzen durch und ich zeigedir weitere Versicherungsmöglichkeiten.“ Angesichts der Akquiseam Kaffeetisch war die Empörung groß. Ihm war es egal. Nur dieeine Frage schwirrte in seinem Kopf herum: „Wie komme ich anKunden?“ Fast alles, was er sagt, hat mit Finanzierung zu tun –so die Beobachtung von Außenstehenden. Er trennt nicht mehrBeruf und Freizeit. Sport und Geselligkeit – sie scheinen für ihnnur weitere Geschäftstermine zu sein oder zumindest eine guteMöglichkeit, Kontakte zu machen und Kunden zu akquirieren.Burnout meint einen körperlich wie geistigen Zustand desvölligen „Ausgebrannt-Sein“, eine „geistige Leere“ wie einekörperliche Erschöpfung.Stress spielt für das Verständnis des Burnout-Syndroms einezentrale Rolle. So spricht Cherniss bereits 1980 von „psychologischemRückzug von der Arbeit als Reaktion auf übermäßigenStress und Unzufriedenheit“.Burnout-Prozesse sind somit in jedem Beruf, an jedem Arbeitsplatzund in jeder Lebenssituation möglich, wobei dasSymptombild von Burnout sehr vielschichtig ist.Von Burnout spricht man, wenn geistige, emotionale und körperlicheErschöpfung über einen längeren Zeitraum hinwegbestehen. Jeder Mensch zeigt immer wieder kurzfristig einzelneBurnout-Symptome, erst wenn diese anhaltend und beientspannter Situation fortwährend bestehen, muss von einemBurnout-Syndrom gesprochen werden.Anhaltender Stress kann zu einem Burnout führen, deshalbist es bereits frühzeitig notwendig, die Warnsignale von Stressernst zu nehmen und Stress rechtzeitig mit geeigneten Maßnahmenzu begegnen (Abb.1).Bleiben die Stresssignale unbeachtet und hält der belastendeSpannungszustand an, so können sich folgende Merkmale fürBurnout zeigen.Erkennungsmerkmale für Burnout auf körperlicher, emotionalerund geistiger Ebene nach Aronson & Kafry (1989):Körperliche Erschöpfung• Energiemangel,• chronische Ermüdung, das Bedürfnis nur noch schlafen zuwollen,• Schwäche,• erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, höheres Unfallrisiko,• häufige Kopfschmerzen,• Übelkeit,• Verspannungen der Hals- und Schultermuskulatur,• Rückenschmerzen,• Veränderungen der Essgewohnheiten und im Körpergewicht,• verschiedene psychosomatische Leiden,• Schlafstörungen,• Alkohol, Zigaretten, Barbiturate (Schlaf-, Beruhigungsmittel)etc. oder übermäßiges Essen, um gegen die Erschöpfunganzukämpfen. Lange währt die Erleichterung durchBewältigungsversuche jedoch nicht.Emotionale Erschöpfung• Gefühl von Überdruss: Alles ist zu viel,• Niedergeschlagenheit,• Depressive Stimmung,• Hilf- und Hoffnungslosigkeit,• Gefühl der Ausweglosigkeit,• Manchmal unbeherrschtes Weinen,• Gefühl von innerer Leere.• Vielfach besteht das Gefühl, die verbliebene emotionaleEnergie für die täglichen Verrichtungen des Lebens zubrauchen. Man kann nichts mehr geben. Freunde und Familienmitgliedergehen einem auf die Nerven. Familie undFreunde bedeuten im Vergleich zu früher keine Kraftquellenmehr, sondern nur noch weitere Anforderungen. Manwill lieber allein sein bzw. in Ruhe gelassen werden.• Reizbarkeit und Nervosität.13

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