Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration.

Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration. Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration.

02.12.2012 Aufrufe

auf den Bedarf im Wirtschaftssektor sichtbar. Daher sollte zugunsten der Wirtschaft interveniert werden. Wenn man nur einen Teil des so errechneten negativen Wertes (d.h. der ständig anfallenden Kosten fürs Dolmetschen und Übersetzen) in die Sprachqualifizierung bereits während der Ausbildung positiv investieren würde, wäre schon viel getan. Ganz abgesehen von positiven Auswirkungen derselben auf den Außenhandel (vgl. VANDERMEEREN 1998), das Arbeitsklima und Arbeitsproduktivität usw. Wie bereits oben erwähnt, geht aus der Fragebogenbefragung hervor, dass beinahe 2/3 der gemischten Unternehmen allein Deutsch als Firmensprache vorsehen, während nur in 14% der Unternehmen Tschechisch bzw. Tschechisch und Deutsch als Firmensprache zugelassen werden. Präferiert wird also eine asymmetrische Adaptation auf das Deutsche (die Standardisierungsvariante mit Englisch ist mit 15% vertreten). Die Sprachpolitik des Unternehmens richtet sich somit – zumindest in großen Unternehmen – nach den Machtverhältnissen. Die Richtung des Investitions-, Technologie-, Wissenstransfers sowie die Dominierung der Chefetage bzw. des Managements durch ausländische Mitarbeiter bestimmt in der Regel auch die Firmensprache. So verbindet sich die Sprache mit der Statuskategorie und wird selbst zum Statusmerkmal. Die Wahl des Deutschen als Firmensprachen in den gemischten Unternehmen führt zudem zur sog. kommunikativen Dominanz (des Muttersprachlers) und Subdominanz (des Fremdsprachlers), was die Hierarchisierung in diesen Unternehmen verhärten und bis hin zur negativen sprachlich-ethnischen Stereotypisierung führen kann. Dies ist für ein positives Klima in den Unternehmen sowie für die Arbeitsproduktivität derselben nicht zuträglich, denn die Unternehmen sind, wie wir eingangs erwähnt haben, Organisationen, die als Ganzheit von Interaktionen verstanden werden können, die ihre Mitglieder v.a. in der internen, aber auch in der externen Kommunikation ausführen. Die Kommunikation, in denen sich diese Interaktionen konkret umsetzen, ist von ganz zentraler Bedeutung. Für die interkulturellen Unternehmen gilt dies doppelt. Auf der Basis der in der zweiten Phase unseres Projektes in den Unternehmen durchgeführten Interviews sollen Wege aufgezeigt werden, wie eine kommunikative Polarisierung in der interkulturellen Kommunikation wahrgenommen wird, ob und wie dabei die sprachlich-ethnische Komponente eine Rolle spielt, ob und wie diese mit anderen sozialen Kategorien kombiniert werden und ob und wie eine Hierarchisierung (Asymmetrie) entsteht und wie dieser entgegengewirkt werden kann. Die bereits durchgeführten und bisher nur teilweise ausgewerteten Interviews zeigen, dass die Neutralisierungsstrategien sehr vielfältig sind. In kleineren Unternehmen, in bestimmten Fällen auch in großen wird die symmetrische Adaptation oder Standardisierung als Neutrali- 334

sierungsstrategie eingesetzt, bei der zwar sprachlich-ethnische Kategorien in der interkulturellen Kommunikation durch die Sprache (phonetische, grammatische, pragmatische Besonderheiten) ebenfalls aktualisiert, nicht aber hierarchisiert werden (jeweils in der Fremdsprache). Die Symmetrie, die bei der asymmetrischen (mit Status kombinierten) Adaptation fehlt, kann durch paritätische Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat, durch Schaffung von deklariert symmetrischen Tandems oder durch Aufrechterhaltung der tschechischen Merkmale im Logo nach innen und nach außen kommuniziert werden. Auch die Bevorzugung von kooperativen statt konfrontativen Tandems wurde appliziert, in denen die kommunikative Polarisierung und damit auch die ethnische Polarisierung und Stereotypisierung geschwächt werden konnte. Bewusst überwunden wird die Aktualisierung von ethnischen Kategorien und Stereotypen durch kollegiale Kategorisierungen usw. All diese Neutralisierungsstrategien können beim integrierten Kommunikationsmanagement bewusst zusammengefasst werden. In kleineren gemischten Unternehmen, wo man intensiver aufeinander angewiesen ist und wo die Aufteilung in die Domänen ‚Management‘ und ‚Produktion‘ nicht so stark ausgeprägt ist, trägt übrigens die Unternehmenspolitik der tatsächlichen Sprachwirklichkeit Rechnung. Nicht allein die tschechischen Mitarbeiter sollen sich an das Deutsche anpassen, wünschenswert und nötig sind ebenso Tschechisch-Kenntnisse der deutschen Mitarbeiter, was sich dann auch in der personellen Arbeit kleinerer Unternehmen bemerkbar macht (vgl. NEKULA 2002). Die Wege und Methoden im Hinblick auf die Größe des Unternehmens und die Komplexität der Produktion sind also unterschiedlich, doch ist das Ziel identisch: die Unternehmenskommunikation zu optimieren, die Spannungen, die sich auf die interne Interaktion negativ auswirken können, zu minimalisieren, die direkten negativen Kosten zu senken. Ein bewusstes Kommunikationsmanagement in den Unternehmen sowie eine vorausschauende Sprachpolitik der mitteleuropäischen Staaten können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Literatur HÖHNE, Steffen (1995): Vom kontrastiven Management zum interkulturellen. Ein Überblick über kontrastive und interkulturelle Management-Analysen. – In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 21, 75-106. 335

auf den Bedarf im Wirtschaftssektor sichtbar. Daher sollte zugunsten <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

interveniert werden. Wenn man nur einen Teil des so errechneten negativen Wertes<br />

(d.h. <strong>der</strong> ständig anfallenden Kosten fürs Dolmetschen und Übersetzen) in die Sprachqualifizierung<br />

bereits während <strong>der</strong> Ausbildung positiv investieren würde, wäre schon<br />

viel getan. Ganz abgesehen von positiven Auswirkungen <strong>der</strong>selben auf den Außenhandel<br />

(vgl. VANDERMEEREN 1998), das Arbeitsklima und Arbeitsproduktivität<br />

usw.<br />

Wie bereits oben erwähnt, geht aus <strong>der</strong> Fragebogenbefragung hervor, dass beinahe 2/3<br />

<strong>der</strong> gemischten Unternehmen allein Deutsch <strong>als</strong> Firmensprache vorsehen, während nur<br />

in 14% <strong>der</strong> Unternehmen Tschechisch bzw. Tschechisch und Deutsch <strong>als</strong> Firmensprache<br />

zugelassen werden. Präferiert wird <strong>als</strong>o eine asymmetrische Adaptation auf das<br />

Deutsche (die Standardisierungsvariante mit Englisch ist mit 15% vertreten). Die<br />

Sprachpolitik des Unternehmens richtet sich somit – zumindest in großen Unternehmen<br />

– nach den Machtverhältnissen. Die Richtung des Investitions-, Technologie-,<br />

Wissenstransfers sowie die Dominierung <strong>der</strong> Chefetage bzw. des Managements durch<br />

ausländische Mitarbeiter bestimmt in <strong>der</strong> Regel auch die Firmensprache. So verbindet<br />

sich die <strong>Sprache</strong> mit <strong>der</strong> Statuskategorie und wird selbst zum Statusmerkmal. Die<br />

Wahl des Deutschen <strong>als</strong> Firmensprachen in den gemischten Unternehmen führt zudem<br />

zur sog. kommunikativen Dominanz (des Muttersprachlers) und Subdominanz (des<br />

Fremdsprachlers), was die Hierarchisierung in diesen Unternehmen verhärten und bis<br />

hin zur negativen sprachlich-ethnischen Stereotypisierung führen kann. Dies ist für ein<br />

positives Klima in den Unternehmen sowie für die Arbeitsproduktivität <strong>der</strong>selben nicht<br />

zuträglich, denn die Unternehmen sind, wie wir eingangs erwähnt haben, Organisationen,<br />

die <strong>als</strong> Ganzheit von Interaktionen verstanden werden können, die ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

v.a. in <strong>der</strong> internen, aber auch in <strong>der</strong> externen Kommunikation ausführen. Die Kommunikation,<br />

in denen sich diese Interaktionen konkret umsetzen, ist von ganz zentraler<br />

Bedeutung. Für die interkulturellen Unternehmen gilt dies doppelt.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> in <strong>der</strong> zweiten Phase unseres Projektes in den Unternehmen durchgeführten<br />

Interviews sollen Wege aufgezeigt werden, wie eine kommunikative Polarisierung<br />

in <strong>der</strong> interkulturellen Kommunikation wahrgenommen wird, ob und wie dabei<br />

die sprachlich-ethnische Komponente eine Rolle spielt, ob und wie diese mit an<strong>der</strong>en<br />

sozialen Kategorien kombiniert werden und ob und wie eine Hierarchisierung (Asymmetrie)<br />

entsteht und wie dieser entgegengewirkt werden kann. Die bereits durchgeführten<br />

und bisher nur teilweise ausgewerteten Interviews zeigen, dass die Neutralisierungsstrategien<br />

sehr vielfältig sind. In kleineren Unternehmen, in bestimmten Fällen<br />

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