Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration.

Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration. Sprache als Faktor der wirtschaftlichen Integration.

02.12.2012 Aufrufe

An dieser Stelle ist es interessant, sich die Unternehmen anzusehen, die keine Sprachvermittler brauchen bzw. die davon ausgehen, keine Sprachvermittler zu benötigen. So gibt ein Maschinenhersteller mit 8.300 Beschäftigten an, dass er in Tschechien 9 Mitarbeiter beschäftigt, wobei in Deutschland 4 Mitarbeiter für Tschechien zuständig sind. Eine ähnliche Konstellation findet man auch bei einer Bank mit 3.000 Beschäftigten, bei der in Deutschland 4 Mitarbeiter für Tschechien zuständig sind und die in Tschechien 3 Mitarbeiter angestellt hat. Auf Grund weiterer Angaben ein klares Beispiel dafür, dass die tschechischen Mitarbeiter neben den Marketing- und anderen Aufgaben auch die Rolle der Sprachvermittler gegenüber der Zentrale übernehmen müssen, da die Mitarbeiter in Tschechien über keine Entscheidungsbefugnisse und die Mitarbeiter in der Zentrale über keine Tschechischkenntnisse verfügen. Ähnlich sieht es bei einem Unternehmen aus, das mit dem Vertrieb von Hopfen sein Geld verdient und in Deutschland etwa 50, in Tschechien einen Mitarbeiter beschäftigt, oder bei anderen Unternehmen, zum Beispiel einem internationalen Speditionsunternehmen, einem Reifenhandelsunternehmen usw. Auch hier besteht ein Teil der Arbeitsaufgaben tschechischer Mitarbeiter in der Sprach- oder der auf der Landessprache basierenden Wissensvermittlung für die Entscheidungsträger. Dies trifft auch für weitere Unternehmen zu, deren Inhaber oder Management über keine Tschechischkenntnisse verfügen und bei Entscheidungen sowie bei der Kommunikation mit Handelspartnern, Kunden und Behörden auf die Vermittlung der deutsch und englisch sprechenden tschechischen Mitarbeiter angewiesen sind. Insgesamt handelt es sich um weitere ca. 7% der Unternehmen, oft aus den Branchen Finanz- und Beratungsunternehmen und Handel, in denen die Sprach- und Wissensvermittlung zwar nicht als solche reflektiert wird, in denen jedoch auf Grund der Verteilung von Entscheidungskompetenzen eine solche Tätigkeit im Arbeitsalltag von tschechischen Mitarbeitern regelmäßig durchgeführt werden muss, damit die deutschsprachige Leitung Entscheidungen treffen kann. Das Verhältnis sieht dann folgendermaßen aus: 328

13% Sprachvermittlertätigkeit 87% JA KEINE (oder keine Angaben) Die Umfrage hat ergeben, dass in den meisten Unternehmen, nämlich in 87%, entweder professionelle Sprachvermittler oder in einer anderen Position beschäftigte Mitarbeiter als Sprachvermittler eingesetzt werden. Das ist 15 Jahre nach der Wende und unmittelbar nach der EU-Osterweiterung ein eher bescheidenes Ergebnis. Das Ausmaß der Belastung, die durch Dolmetschen und Übersetzen entsteht, ist schon deswegen schwer zu bestimmen, weil die Angaben in den Fragebögen auf der Selbsteinschätzung der Unternehmen beruhen, die sehr subjektiv sein kann. Einer der Befragten bemerkt zu der Frage, ob in seinem Unternehmen gedolmetscht wird, Folgendes: „Nein, meine Mitarbeiter übersetzen, wenn ich an Besprechungen teilnehme.“ In diesem Fall weiß man augenscheinlich, dass ein Teil der unmittelbaren Mitarbeiter des deutschen Leiters kein Deutsch bzw. Englisch beherrscht und dass in diesem Unternehmen gedolmetscht wird, und zwar auch innerhalb des Unternehmens, nicht nur bei Verhandlungen mit Behörden, Kunden und Zulieferern. Da der deutsche Manager ohne Tschechischkenntnisse arbeitet und eine Produktion mit 60 tschechischen Mitarbeitern leitet, ist davon auszugehen, dass man in diesem Unternehmen beim konsekutiven Dolmetschen wöchentlich mehrere Stunden verliert, die man an anderer Stelle einsetzen könnte. Dieser Fall ist trotz der zitierten Selbsteinschätzung eindeutig. Es ist sicher nicht falsch, wenn man davon ausgeht, dass die Situation anderer Unternehmen ähnlich gelagert ist. Dennoch kann die Belastung durch das Dolmetschen und Übersetzen in gewissem Maß quantifiziert werden. Hier beschränken wir uns auf die etwa 80% der Unternehmen, die dazu eindeutige Aussagen gemacht haben. 329

13%<br />

Sprachvermittlertätigkeit<br />

87%<br />

JA<br />

KEINE (o<strong>der</strong> keine<br />

Angaben)<br />

Die Umfrage hat ergeben, dass in den meisten Unternehmen, nämlich in 87%, entwe<strong>der</strong><br />

professionelle Sprachvermittler o<strong>der</strong> in einer an<strong>der</strong>en Position beschäftigte<br />

Mitarbeiter <strong>als</strong> Sprachvermittler eingesetzt werden. Das ist 15 Jahre nach <strong>der</strong> Wende<br />

und unmittelbar nach <strong>der</strong> EU-Osterweiterung ein eher bescheidenes Ergebnis.<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> Belastung, die durch Dolmetschen und Übersetzen entsteht, ist<br />

schon deswegen schwer zu bestimmen, weil die Angaben in den Fragebögen auf<br />

<strong>der</strong> Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Unternehmen beruhen, die sehr subjektiv sein kann.<br />

Einer <strong>der</strong> Befragten bemerkt zu <strong>der</strong> Frage, ob in seinem Unternehmen gedolmetscht<br />

wird, Folgendes: „Nein, meine Mitarbeiter übersetzen, wenn ich an Besprechungen<br />

teilnehme.“ In diesem Fall weiß man augenscheinlich, dass ein Teil<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Mitarbeiter des deutschen Leiters kein Deutsch bzw. Englisch<br />

beherrscht und dass in diesem Unternehmen gedolmetscht wird, und zwar auch innerhalb<br />

des Unternehmens, nicht nur bei Verhandlungen mit Behörden, Kunden<br />

und Zulieferern. Da <strong>der</strong> deutsche Manager ohne Tschechischkenntnisse arbeitet<br />

und eine Produktion mit 60 tschechischen Mitarbeitern leitet, ist davon auszugehen,<br />

dass man in diesem Unternehmen beim konsekutiven Dolmetschen wöchentlich<br />

mehrere Stunden verliert, die man an an<strong>der</strong>er Stelle einsetzen könnte. Dieser<br />

Fall ist trotz <strong>der</strong> zitierten Selbsteinschätzung eindeutig. Es ist sicher nicht f<strong>als</strong>ch,<br />

wenn man davon ausgeht, dass die Situation an<strong>der</strong>er Unternehmen ähnlich gelagert<br />

ist.<br />

Dennoch kann die Belastung durch das Dolmetschen und Übersetzen in gewissem<br />

Maß quantifiziert werden. Hier beschränken wir uns auf die etwa 80% <strong>der</strong> Unternehmen,<br />

die dazu eindeutige Aussagen gemacht haben.<br />

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