ETF-Magazin mit Artikel zum Thema Sicherheit von - Börse Frankfurt
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Deutschland<br />
nicht wirklich gefährlich hoch. Deshalb muss der deutsche<br />
Finanzminister auch nicht so rigide sparen wie seine<br />
Kollegen in den Peripherieländern der Euro-Zone.<br />
Dennoch dürfte Deutschland das einzige große Euro-<br />
Land sein, das sein Haushaltsdefi zit in diesem Jahr unter<br />
die im Maastricht-Vertrag festgelegte Grenze <strong>von</strong><br />
drei Prozent des BIP zurückfahren kann. Da<strong>mit</strong> steht<br />
Deutschland im Vergleich <strong>mit</strong> anderen großen Industrieländern<br />
gut da. Auch Deutschlands Unternehmen<br />
sind solide fi nanziert. „Sie sind heute viel geringer verschuldet<br />
als 2008“, berichtet Lars Slomka, Stratege für<br />
deutsche Aktien bei der Deutschen Bank. Bei den deutschen<br />
Privathaushalten ist die Verschuldung ohnehin<br />
gering. Während in den anderen Euro-Ländern die Gesamtverschuldung<br />
des Privatsektors drastisch anstieg,<br />
blieb sie in Deutschland <strong>mit</strong> 129 Prozent des BIP über<br />
zehn Jahre hinweg unverändert.<br />
Gegenwärtig deuten zwar Frühindikatoren wie der<br />
Einkaufsmanager- oder der Ifo-Index auf ein langsameres<br />
Wachstum hin. Doch nach den vorausgegangenen<br />
starken Quartalen haken Sinn und andere Ökonomen<br />
diese Abschwächung als normale Schwankung im<br />
langfristigen Aufwärtstrend ab. „Selbst wenn wir ein<br />
Quartal <strong>mit</strong> negativem Wachstum erleben, bedeutet<br />
das noch keine Rezession“, urteilt Ulrich Kater, Chefvolkswirt<br />
der Deka-Bank. Das Kölner Institut der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) prophezeit für 2012 zwar eine<br />
merkliche Konjunkturabkühlung, „in eine Rezession<br />
dürften jedoch weder Deutschland noch die globale<br />
Konjunktur abgleiten“, heißt es in der Herbstprognose<br />
des Instituts. Auch die Volkswirte der Deutschen Bundesbank<br />
sehen keine Rezession am Horizont. Im Gegenteil:<br />
Nach der Verschnaufpause im Frühjahr sei für<br />
das dritte Quartal wieder <strong>mit</strong> einem „kräftigen Anstieg<br />
der Wirtschaftsleistung zu rechnen“, prognostiziert die<br />
Notenbank im letzten Monatsbericht.<br />
Selten preiswerte Aktien. An den <strong>Börse</strong>n ist die Rezession<br />
jedoch schon angekommen. „In den Aktienkursen<br />
sind bereits 30 Prozent Gewinnrückgang bei<br />
den Unternehmen eingepreist“, erläutert Kater. Aus<br />
Sicht mutiger Anleger ist deshalb das Glas inzwischen<br />
nicht halb leer, sondern eher halb voll. Schließlich locken<br />
deutsche und europäische Aktien nach dem brutalen<br />
Absturz jetzt <strong>mit</strong> einer selten günstigen Bewertung.<br />
Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)<br />
oder Kurs-Buchwert liegen inzwischen nahe dem Niveau<br />
vom Herbst 2008. Besonders günstig scheinen die<br />
Anteilsscheine der nach wie vor prächtig verdienenden<br />
deutschen Aktiengesellschaften. Diese sind inzwischen<br />
um rund 30 Prozent unter ihrem fairen Wert zu<br />
haben, berechnete Fondsmanager Huber. In die gleiche<br />
Richtung zeigt auch das Shiller-KGV. Diese Maß-<br />
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zahl hat inzwischen ihre Tiefs <strong>von</strong> 2008 und 1970 erreicht.<br />
Beim Shiller-KGV werden die Gewinne über<br />
zehn Jahre geglättet. Auch im Vergleich zu Anleihen<br />
zeigen sich die Anteilsscheine der Unternehmen heute<br />
so stark wie nie. Mit weit über vier Prozent liegt<br />
die Dividendenrendite der Dax-Aktien heute doppelt<br />
so hoch wie die Rendite <strong>von</strong> Bundesanleihen. Natürlich<br />
sind die hohen Dividendenrenditen und die niedrigen<br />
Renditen der Anleihen in erster Linie Ausdruck<br />
der Angst der Anleger vor Rezession oder gar Defl ation.<br />
Käme es wie befürchtet, könnten auch die Dividenden<br />
ausfallen oder <strong>zum</strong>indest sinken. Fällt das an den<br />
Finanzmärkten gespielte Horrorszenario aus, avancieren<br />
heute preiswert erworbene Aktien zu einem zuverlässigen<br />
Einkommensgenerator.<br />
Profi table Unternehmen. In der Tat wird in der aktuellen<br />
Krisenstimmung gern die tatsächliche Stärke<br />
der deutschen Unternehmen übersehen. „Deutschland<br />
ist weltweit der größte Gewinner der Globalisierung“,<br />
befi ndet Analyst Slomka. Beim Absatz helfe der deutschen<br />
Wirtschaft der zunehmende Welthandel. Bei der<br />
Produktion profi tierten deutsche Unternehmen <strong>von</strong> der<br />
internationalen Arbeitsteilung. So befänden sich heute<br />
in über 40 Prozent der deutschen Exportprodukte Teile,<br />
die in anderen Ländern zugekauft wurden. Den deutschen<br />
Unternehmen sei es dabei gelungen, <strong>mit</strong> Hilfe<br />
der internationalen Arbeitsteilung ihren Produktionsprozess<br />
derart neu zu organisieren, dass sie dabei das<br />
Optimum aus günstigen Arbeitskosten im Osten und<br />
dem hohen Know-how ihrer Stammbelegschaften im<br />
Westen gefunden haben. Wohl deshalb ist Deutschland<br />
weniger abhängig <strong>von</strong> der Dienstleistungs- oder<br />
Finanzbranche wie etwa die USA oder Großbritannien.<br />
So liegt in Deutschland der Anteil der produzierenden<br />
Industrie am Bruttoinlandsprodukt seit Mitte der<br />
90er-Jahre stabil bei 22 bis 23 Prozent. In Großbritannien<br />
hat sich dagegen der Industrie-Anteil am BIP seit<br />
1980 auf 15 Prozent halbiert.<br />
Deutsche Unternehmen fi nden offenbar genügend<br />
Vorteile daheim, um ihre Produktion nicht ins Ausland<br />
zu verlagern. Einer der Anlässe für die klassische Industrie,<br />
in Deutschland zu bleiben, ist die rückläufi -<br />
ge Entwicklung der relativen Lohnstückkosten. Diese<br />
waren bereits seit 1995 zurückgegangen und sanken<br />
nach Einführung der Hartz-Gesetzgebung 2004 weiter.<br />
Eine Rolle gespielt hat wohl auch die neue Strategie<br />
der durch Mitgliederschwund geschwächten Gewerkschaften,<br />
die bei Tarifverhandlungen heute die<br />
<strong>Sicherheit</strong> der Arbeitsplätze vor Lohnerhöhungen stellen.<br />
„Nicht nur relativ, auch absolut ist Deutschland <strong>mit</strong><br />
einem Gesamtpreis je Arbeitsstunde <strong>von</strong> 33,58 Euro<br />
in Europa konkurrenzfähig. Dieser liegt minimal über