Lexikalisch-phonematische Störungen - NAT-Verlag
Lexikalisch-phonematische Störungen - NAT-Verlag
Lexikalisch-phonematische Störungen - NAT-Verlag
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Claudia Neubert Norbert Rüffer Michaela Zeh-Hau<br />
NEUROLINGUISTISCHE<br />
APHASIETHERAPIE<br />
Materialien<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
<strong>NAT</strong> <strong>Verlag</strong>
Copyright © 1994 by <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> Hofheim<br />
Dieser Band (Arbeitsblätter und Begleitheft) ist urheberrechtlich geschützt.<br />
Jede Vervielfältigung ist ohne Zustimmung des <strong>Verlag</strong>s unzulässig.<br />
Der rechtmäßige Erwerb des Bandes erlaubt die Nutzung der Arbeitsblätter<br />
als Kopiervorlagen zum eigenen Gebrauch.<br />
Claudia Neubert, Dr. Norbert Rüffer und Dr. Michaela Zeh-Hau studierten<br />
theoretische Linguistik und Psycho- und Neurolinguistik bei Prof. Dr. Helen<br />
Leuninger in Frankfurt am Main. Sie verfügen über eine langjährige Erfahrung<br />
als Klinische Linguisten im Bereich der Diagnostik und Behandlung<br />
von Aphasien.<br />
Michaela Bautz arbeitete jahrelang als Logopädin im Bereich der neurologischen<br />
Rehabilitation von Aphasiepatienten. Heute ist sie unter anderem als<br />
Künstlerin und Grafikerin tätig.<br />
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme<br />
Neubert, Claudia:<br />
Neurolinguistische Aphasietherapie : Materialien / Claudia Neubert ;<br />
Norbert Rüffer ; Michaela Zeh-Hau. - Hofheim : <strong>NAT</strong>-Verl.<br />
NE: Rüffer, Norbert:; Zeh-Hau, Michaela:<br />
Teil 3. <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>.<br />
Begleith. 1. Aufl., 1. Nachdr. - 1995<br />
ISBN 3-929450-02-X (Arbeitsbl. und Begleith.)<br />
Neubert, Claudia:<br />
Neurolinguistische Aphasietherapie : Materialien / Claudia Neubert ;<br />
Norbert Rüffer ; Michaela Zeh-Hau. - Hofheim : <strong>NAT</strong>-Verl.<br />
NE: Rüffer, Norbert:; Zeh-Hau, Michaela:<br />
Teil 3. <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>.<br />
Arbeitsbl. 1. Aufl., 1. Nachdr. – 1995<br />
ISBN 3-929450-02-X (Arbeitsbl. und Begleith.)<br />
Umschlag: Ulrich Hau Grafik-Design, D-65830 Kriftel<br />
<strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> ®<br />
Claudia Neubert<br />
Norbert Rüffer<br />
Michaela Zeh-Hau<br />
Fuchsweg 10<br />
D-65719 Hofheim<br />
Germany<br />
<strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> ist ein eingetragenes Warenzeichen
INHALT<br />
Vorbemerkung 1<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong> 2<br />
Therapie phonologischer <strong>Störungen</strong> über Schrift? 9<br />
Struktur und Verwendung des Materials 12<br />
Evaluation des Materials 17<br />
Materialbeschreibungen 18<br />
1 Segmentale Merkmale 20<br />
2 Minimalpaare 34<br />
3 Cluster und andere Konsonantenverbindungen 45<br />
4 Sequenzierung 53<br />
5 Segmentale Umgebung 61<br />
Literatur 74
Wir danken unseren Kolleginnen vom Bad Schwalbacher Linguisten-Team,<br />
Petra Pluschinski und Margret Eckold, sowie Monika Klein für sachkundiges,<br />
geduldiges Korrekturlesen und wichtige Anregungen und Änderungsvorschläge.
VORBEMERKUNG 1<br />
VORBEMERKUNG<br />
Mit dem vorliegenden Band <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong> liegt der<br />
dritte Teil der Reihe Neurolinguistische Aphasietherapie vor, die den Versuch<br />
unternimmt, linguistisch systematisches und kontrolliertes Therapiematerial<br />
für die Behandlung von Aphasien aller Syndrome und jedweden<br />
Schweregrads vorzustellen. Dabei handelt es sich jeweils um Sammlungen<br />
von Arbeitsblättern mit einem Begleitheft, das den theoretischen und therapeutischen<br />
Hintergrund des Materials angibt und ausführliche Materialbeschreibungen<br />
für jedes Arbeitsblatt enthält.<br />
Die ersten beiden der bisher vorliegenden Materialsammlungen sind ausgerichtet<br />
auf die Behandlung lexikalisch-semantischer <strong>Störungen</strong>, wie sie<br />
im Rahmen der verschiedenen aphasischen Syndrome vorkommen (Teil 1),<br />
sowie auf die Behandlung agrammatischer <strong>Störungen</strong>, wie sie vor allem im<br />
Rahmen einer Broca Aphasie auftreten (Teil 2). Der vorliegende Teil 3 ist<br />
nun wieder störungsspezifisch konzipiert und eignet sich für die Behandlung<br />
lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong>, die im Rahmen der bekannten<br />
aphasischen Syndrome in unterschiedlicher Ausprägung und Schwere vorkommen<br />
können.<br />
Im Einzelfall kann die lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Symptomatik entweder<br />
Teil der Gesamtsymptomatik neben lexikalisch-semantischen oder syntaktischen<br />
<strong>Störungen</strong> sein oder den eigentlichen Störungsschwerpunkt bilden.<br />
Wie dies schon für die ersten beiden Teile der <strong>NAT</strong>-Materialien gilt, ist auch<br />
bei dem vorliegenden Band das individuelle Störungsbild maßgebend für<br />
die Verwendung des Materials: es kann sinnvoll sein, die gesamte Materialsammlung<br />
- und im wesentlichen nur diese - für die Arbeit mit einem Patienten<br />
zu verwenden, ebenso möglich ist aber auch die Verwendung nur<br />
einzelner Arbeitsblätter im Rahmen einer Therapie, die einen anderen Störungsschwerpunkt<br />
als den lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n akzentuiert, also<br />
z.B. auf lexikalisch-semantische Defizite ausgerichtet ist. Entscheidend als<br />
Indikation für die Verwendung des Materials gilt das Vorkommen <strong>phonematische</strong>r<br />
Paraphasien und/oder Neologismen in einer oder in mehreren<br />
sprachproduktiven Modalitäten oder das Vorkommen lexikalisch-phonematisch<br />
zu interpretierender rezeptiver Fehlleistungen.<br />
Das vorliegende Material kann sowohl in besonders schweren Fällen als<br />
auch in Fällen gut rückgebildeter phonologischer <strong>Störungen</strong> eingesetzt werden.<br />
Es ist verwendbar, wenn die Lautsprache weitgehend restituiert ist, so<br />
dass sich <strong>phonematische</strong> Fehlleistungen nur noch in der Schriftsprache als<br />
scheinbar graphematische Paraphasien zeigen, wie dies im Rahmen einer<br />
Reststörung möglich ist, aber ebenso sinnvoll ist die Anwendung bei völligem<br />
Ausfall sprachproduktiver Fähigkeiten im Rahmen einer Globalen Aphasie.<br />
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2 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />
LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE<br />
STÖRUNGEN<br />
Die Verarbeitung der lautlichen Form von Wörtern basiert auf einem aus<br />
dem Spracherwerb hervorgegangenen neuronalen System, das es gesunden<br />
Sprechern einer Sprache ermöglicht, bestimmte auditive Reize als<br />
Wörter ihrer Sprache wahrzunehmen und lautlich korrekte Äußerungen in<br />
dieser Sprache zu produzieren. Die phonologische Komponente der Sprachverarbeitung<br />
hat die Eigenschaften eines Input-Systems im Sinne von Fodor<br />
(1983), d.h. sie ist hochspezialisiert, operiert sehr schnell und quasi<br />
reflexhaft und entzieht sich der bewussten Kontrolle. Die lautliche Verarbeitung<br />
wird automatisch aktiviert, sobald auditive Reize, die der sprachlichen<br />
Verarbeitung zugänglich sind, wahrgenommen werden. Insofern hat die<br />
phonologische Verarbeitung - und das gilt für die Sprachverarbeitung generell<br />
- eher den Charakter von durch Reifung entstandenen kognitiven<br />
Systemen, wie z.B. der visuellen Wahrnehmung, als dass sie<br />
Wissenssystemen vergleichbar wäre, die durch Instruktion und Lernen erworben<br />
werden, wie z.B. Algebra.<br />
Schädigungen der neuronalen Substanz der Areale des Gehirns, die auf die<br />
lautliche Verarbeitung spezialisiert sind, führen zu charakteristischen Funktionsausfällen,<br />
die <strong>phonematische</strong> Paraphasien genannt werden. Phonematische<br />
Paraphasien können sowohl die Wahrnehmung der lautlichen<br />
Form von Äußerungen als auch die verbale Sprachproduktion betreffen und<br />
sind von zentralorganischen <strong>Störungen</strong> der Artikulation zu unterscheiden.<br />
Solche auf Schädigungen der neuronalen Substanz des Sprachverarbeitungssystems<br />
zurückgehende Funktionsausfälle lassen sich nicht durch ein<br />
Neulernen von Teilen der Sprache in Analogie zum Erwerb des Lautsystems<br />
einer Fremdsprache kompensieren. Erfolgreiche Aphasietherapie basiert<br />
nicht auf Lernprozessen, sondern auf einer unbewussten Reaktivierung von<br />
Sprachverarbeitung, die bei geeigneter therapeutischer Intervention nicht<br />
nur in der Phase der Spontanrückbildung (bis 6 Monate nach der Schädigung),<br />
sondern auch bei chronischen Aphasien - wenn auch eingeschränkt<br />
- möglich ist. Hierbei erweist sich die Schriftsprache auf Grund ihrer spezifischen<br />
Verarbeitungsbedingungen als besonders geeignetes Medium der<br />
therapeutischen Intervention.<br />
Phonematische Paraphasien kommen im Rahmen von allen Aphasiesyndromen<br />
vor. Eine herausragend gestörte Phonologie gehört zum Symptomenkomplex<br />
der Broca Aphasie, der Globalen Aphasie, der Wernicke Aphasie<br />
mit <strong>phonematische</strong>m Störungsschwerpunkt und der Leitungsaphasie (Huber<br />
u.a. 1983, Beispiele aus Klein/Leuninger 1990):<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 3<br />
Phonematische Paraphasien<br />
Aphasie-Typ Ziel-Item produziertes Item<br />
Wernicke Aphasie Stenotypistin Stenfistin<br />
Schaumgummipolster Schaugummipolister<br />
Dolch Deuts<br />
Kirche K/i:/ne<br />
Schirm Schirf<br />
Broca Aphasie Zwiebel Zwirdel<br />
Leiter T/a:/ter<br />
Schmetterling Schmeckerlerling<br />
Liliputaner Lilputaner<br />
Krawatte Karlwatte<br />
Globale Aphasie Elefant Helderiarm<br />
Gärtner Kenden<br />
Ente Mente<br />
Fracht Freik<br />
Traktor Pr/u:/kol<br />
In modernen phonologischen<br />
Theorien wird angenommen,<br />
dass die lautliche Form von<br />
Wörtern als hierarchische<br />
Struktur repräsentiert ist, die<br />
Silbenstrukturen auf Folgen von<br />
Segmenten mit bestimmten<br />
phonologischen Merkmalen abbildet<br />
(Wiese 1988). Phonematische<br />
Paraphasien lassen<br />
sich nach der Art der Veränderung<br />
solcher Wortstrukturen<br />
klassifizieren. Bei Auslassungen<br />
entfällt ein Segment der phonologischen<br />
Struktur, bei Hinzufügungen<br />
wird ein Segment<br />
addiert, und Umgebungsfehler<br />
betreffen zwei Segmente<br />
gleichzeitig - entweder wird ein<br />
Wort<br />
σ Silben-<br />
Ebene<br />
C V C C CV-Ebene<br />
[š] [i] [R] [m] Segment-<br />
Ebene<br />
[š] [i] [R] [f]<br />
C V C C<br />
in der segmentalen Struktur sequentiell späteres Segment vorweggenommen<br />
(Antizipation) oder ein sequentiell früheres wiederholt (Reiteration),<br />
oder es werden zwei Segmente vertauscht (Metathese) (vgl.<br />
Blumstein 1973, Beispiele aus Klein/Leuninger 1990):<br />
σ<br />
Wort<br />
Phonologische Struktur von Schirm und der <strong>phonematische</strong>n<br />
Paraphasie Schirf (vgl. Wiese 1988)<br />
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4 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />
Typen <strong>phonematische</strong>r<br />
Ziel-Item produziertes<br />
Paraphasien<br />
Item<br />
Ersetzungen Schirm Schirf<br />
Auslassungen Kirche K/i:/ne<br />
Hinzufügungen<br />
Umgebungsfehler<br />
-Assimilation<br />
Ente Mente<br />
-progressiv (Antizipation) Leiter<br />
T/a:/ter<br />
-regressiv (Reiteration) Dolch<br />
Deuts<br />
-Umstellung (Metathese) Krawatte Karlwatte<br />
Ob nur die segmentale<br />
Struktur oder auch die<br />
Silbenstruktur bei einer<br />
Fehlleistung tangiert ist,<br />
hängt von der Art der<br />
<strong>phonematische</strong>n Abweichung<br />
ab. Eine <strong>phonematische</strong><br />
Paraphasie wie<br />
Schirm � Schirf zum<br />
Beispiel verändert nur<br />
die segmentale Struktur<br />
des Wortes (das letzte<br />
Segment [m] ist durch<br />
das Segment [f] ersetzt),<br />
während eine<br />
Paraphasie wie Krawatte<br />
� Karlwatte auch die<br />
Silbenstruktur verändert<br />
(CCV vs. CVCC in der<br />
ersten Silbe). Deforma-<br />
tionen der Wortstruktur über die segmentale Ebene hinaus sind ein Merkmal<br />
<strong>phonematische</strong>r Paraphasien, das diese von phonologischen Versprechern<br />
Sprachgesunder unterscheidet (Klein/Leuninger 1990). Das in dem<br />
vorliegenden Band zusammengefasste Therapiematerial berücksichtigt unterschiedliche<br />
Formen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien sowohl auf der segmentalen<br />
als auch auf der silbenstrukturellen Ebene von Wörtern.<br />
Aphasisch-phonologische <strong>Störungen</strong> sind zu unterscheiden von sprechmotorischen<br />
<strong>Störungen</strong>, wie sie für Dysarthrien oder Sprechapraxien kennzeichnend<br />
sind. Dysarthrien sind Beeinträchtigungen elementar-motorischer<br />
Funktionen der Sprechmuskulatur (Verlangsamung, Schwäche, Dyskoordination<br />
oder Tonusänderung), die normalerweise kombiniert mit <strong>Störungen</strong><br />
im Bereich von Sprechatmung, Phonation, Resonanz und Prosodie<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
Wort<br />
σ σ σ<br />
C C V C V C C V<br />
[k] [R] [a] [v] [a] [t] [e]<br />
[k] [a] [R] [l] [v] [a] [t] [e]<br />
C V C C C V C C V<br />
σ σ σ<br />
Wort<br />
Phonologische Struktur von Krawatte und der <strong>phonematische</strong>n<br />
Paraphasie Karlwatte (vgl. Wiese 1988)
LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 5<br />
auftreten. Sprechapraxien betreffen demgegenüber die artikulatorische<br />
Planung, ohne dass elementar-motorische Funktionen der Artikulationsorgane<br />
beeinträchtigt wären.<br />
Im Prozess der Sprachproduktion geht die Verarbeitung der lautlichen Form<br />
von Wörtern der Planung und Realisierung von Artikulationsbewegungen<br />
voran, d.h. die Artikulation setzt die lautliche Verarbeitung von Wörtern<br />
voraus. Das Umgekehrte ist nicht der Fall: die Sprachwahrnehmung und<br />
das Lesen bzw. Schreiben können auf einer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n<br />
Verarbeitung ohne Artikulation basieren. Artikulatorische Beeinträchtigungen<br />
sind modalitätsspezifisch, d.h. sie betreffen nur die verbale Sprachproduktion,<br />
während phonologische <strong>Störungen</strong> wie andere <strong>Störungen</strong> bei<br />
Aphasie auch - z.B. lexikalisch-semantische <strong>Störungen</strong> - im Prinzip supra-<br />
oder multimodal auftreten, d.h. die verbale Sprachproduktion, die auditive<br />
Sprachwahrnehmung und die Schriftsprache gleichermaßen tangieren können<br />
(zur Supramodalität phonologischer <strong>Störungen</strong> s.u.).<br />
Die Abgrenzung von phonologischen und sprechapraktischen <strong>Störungen</strong> ist<br />
dennoch nicht unproblematisch, weil auch bei Sprechapraxien segmentale<br />
Fehler vorkommen (Ziegler 1991):<br />
Segmentale Fehler bei Sprechapraxie<br />
Ziel-Item produziertes Item<br />
Modemesse Modebesse Substitution [m]�[b]<br />
Stechmücke /t/stechmücke Addition von [t]<br />
Spiegel Piegel Auslassung von [š]<br />
Differentialdiagnostisch relevant für die Unterscheidung von Sprechapraxie<br />
und phonologischen <strong>Störungen</strong> ist das Vorkommen von Lautentstellungen<br />
und bestimmten nichtsegmentalen Symptomen bzw. Symptomen, die das<br />
Sprechverhalten betreffen (Ziegler 1991):<br />
Lautentstellungen bei Sprechapraxie<br />
Ziel-Item produziertes<br />
Item<br />
Löwe (�l)öwe Dehnung von [l]<br />
Biene Bie(�n)e Denasalierung von [n]<br />
Bude Bu(�d)e Entstimmung von [d]<br />
Kasse (�k)asse übermäßige Aspiration<br />
von [k]<br />
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6 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />
Nichtsegmentale <strong>Störungen</strong> bei Sprechapraxie<br />
Suprasegmentale Ebene: silbisches Sprechen<br />
Sprechpausen<br />
Dehnungen, Iterationen<br />
Sprechverhalten: Suchbewegungen<br />
Initiierungsstörung<br />
Sprechanstrengung<br />
Lautentstellte Äußerungen, die sich nicht mehr vollständig im Segmentsystem<br />
einer Sprache beschreiben lassen (ein übermäßig aspiriertes [k] wie<br />
in [(�k)asse] existiert im Lautsystem des Deutschen nicht), sind von <strong>phonematische</strong>n<br />
Neologismen zu unterscheiden, d.h. <strong>phonematische</strong>n Paraphasien<br />
mit so starken segmentalen (bzw. wortstrukturellen) Abweichungen,<br />
dass die intendierte Äußerung nicht mehr erkennbar ist. Phonematische<br />
Paraphasien können die Struktur von Wörtern bis zur Unkenntlichkeit<br />
verändern, aber diese Veränderungen bleiben in der Regel im Lautsystem<br />
der Sprache (Dressler 1988). Allerdings kommt es insbesondere bei<br />
Broca Aphasie und Globaler Aphasie vielfach zu Überschneidungen, d.h.<br />
einem gleichzeitigen Auftreten von phonologischen und sprechapraktischen<br />
bzw. dysarthrischen <strong>Störungen</strong>, was die Abgrenzung phonologischer und<br />
artikulatorischer <strong>Störungen</strong> stark erschweren kann.<br />
Das vorliegende Therapiematerial ist ausgerichtet auf die Behandlung von<br />
phonologischen, und nicht von artikulatorischen <strong>Störungen</strong>. Die Therapie<br />
von Dysarthrien und Sprechapraxien erfordert störungsspezifische Interventionen,<br />
die sich von der Behandlung <strong>phonematische</strong>r Paraphasien unterscheiden.<br />
Die Ursachen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien können in unterschiedlichen<br />
Komponenten der Sprachverarbeitung lokalisiert sein. Orientiert man sich<br />
am Logogenmodell der Einzelwortverarbeitung (z.B. Patterson 1988), dann<br />
ist von einer funktionalen Unabhängigkeit von Laut- und Schriftsprache einerseits<br />
und von Sprachwahrnehmung und Sprachproduktion andererseits<br />
auszugehen. Für diese Annahme spricht, dass <strong>phonematische</strong> Paraphasien<br />
modalitätsspezifisch - z.B. nur in der auditiven Sprachwahrnehmung - vorkommen<br />
können.<br />
Die rezeptive Verarbeitung der phonologischen Form von Wörtern beginnt<br />
dem Logogenmodell zufolge mit einer prälexikalischen auditiven Analyse<br />
und aktiviert über einen Input-Buffer (Arbeitsspeicher) das phonologische<br />
Input-Lexikon, in dem phonologische Wortformen gespeichert sind:<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 7<br />
Für die rezeptive Verarbeitung der schriftlichen Form von Wörtern wird eine<br />
funktional unabhängige Route über eine prälexikalische visuelle Analyse,<br />
einen visuellen Input-Buffer und ein graphematisches Input-Lexikon, in<br />
dem graphematische Wortformen gespeichert sind, angenommen, und<br />
ähnliche, ebenfalls funktional unabhängige Komponenten werden für die<br />
Sprachproduktion postuliert (Output-Lexika bzw. Output-Buffer).<br />
Sowohl auf Seiten der lautsprachlichen als auch auf Seiten der schriftsprachlichen<br />
Verarbeitung wird außerdem eine einzelheitlich-sequentielle<br />
Verarbeitung über auditiv-phonologische, phonologisch-graphematische<br />
bzw. graphematisch-phonologische Korrespondenzregeln (APK/PGK/GPK)<br />
angenommen, die von lexikalisch-wortformbezogenen Prozessen unabhängig<br />
ist.<br />
Im Rahmen des Logogenmodells können <strong>phonematische</strong> Paraphasien in<br />
den folgenden Verarbeitungskomponenten beziehungsweise Zugängen zu<br />
diesen Komponenten entstehen:<br />
• auditiver Input-Buffer<br />
• phonologisches Input-Lexikon<br />
• phonologisches Output-Lexikon<br />
• phonologischer Output-Buffer<br />
• auditiv-phonologische Korrespondenz (APK)<br />
• Pfad 12: Zugriff von der auditiven Analyse auf den auditiven Input-<br />
Buffer<br />
• Pfad 25: Zugriff vom auditiven Input-Buffer auf das phonologische Input-Lexikon<br />
© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>
8 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />
• Pfad 17: Zugriff vom phonologischen Input-Lexikon auf das phonologische<br />
Output-Lexikon<br />
• Pfad 27: Verbindung zwischen phonologischem Output-Lexikon und phonologischem<br />
Output-Buffer<br />
<strong>Störungen</strong> im Bereich des phonologischen Input-Lexikons beeinträchtigen<br />
die Wahrnehmung der lautlichen Form von Wörtern, d.h. sie verursachen<br />
rezeptive <strong>phonematische</strong> Paraphasien, ohne dass die prälexikalische auditive<br />
Analyse oder das Hören bzw. die verbale Sprachproduktion gestört sein<br />
muss. Analog dazu führen <strong>Störungen</strong> im Bereich des phonologischen Output-Lexikons<br />
zu Beeinträchtigungen der verbalen Sprachproduktion, verursachen<br />
also produktive <strong>phonematische</strong> Paraphasien, wobei sowohl die Artikulation<br />
als auch die Sprachwahrnehmung intakt sein können.<br />
Grundsätzlich können <strong>phonematische</strong> Paraphasien sowohl durch <strong>Störungen</strong><br />
im Bereich der lexikalischen Repräsentation phonologischer Strukturen<br />
(phonologisches Input- und Output-Lexikon) als auch durch <strong>Störungen</strong> des<br />
Zugriffs auf diese Lexika im Prozess der Sprachverarbeitung (Pfade 25, 17)<br />
verursacht sein. Defizitäre lexikalische Repräsentationen und Beeinträchtigungen<br />
im lexikalischen Zugriff führen zu jeweils spezifischen Störungsbildern.<br />
Zum Beispiel hat eine Zugriffsstörung auf das phonologische<br />
Output-Lexikon (Pfad 17) isolierte Beeinträchtigungen beim Nachsprechen<br />
über die lexikalische Route 5-17-8 zur Folge, wobei das mündliche Benennen<br />
über die lexikalische Route 7-23-8 oder das laute Lesen über die lexikalische<br />
Route 26-20-8 erhalten bleibt, während <strong>Störungen</strong> im Bereich des<br />
phonologischen Output-Lexikons selbst sowohl das Nachsprechen als auch<br />
das mündliche Benennen bzw. laute Lesen tangieren.<br />
Neben lexikalischen <strong>Störungen</strong> beziehungsweise Zugriffsstörungen auf die<br />
phonologischen Lexika können Beeinträchtigungen im Bereich der auditivphonologischen<br />
Korrespondenz (APK) vorkommen, d.h. der einzelheitlichsegmentalen<br />
Verarbeitung, die zur Sicherung lexikalischer Abrufprozesse<br />
bei der Verarbeitung längerer Wörter (z.B. Komposita) zugeschaltet ist<br />
bzw. die Verarbeitung nicht lexikalisierter Items (z.B. beim Nachsprechen<br />
von Neologismen) ermöglicht.<br />
Schließlich können <strong>phonematische</strong> Paraphasien auch aus genuin verarbeitungsspezifischen<br />
Gründen entstehen, nämlich bei <strong>Störungen</strong> im Bereich<br />
des Eingangs- beziehungsweise Ausgangsspeichers der phonologischen<br />
Verarbeitung (auditiver Input-Buffer, phonologischer Output-Buffer) bzw.<br />
des Zugriffs auf diese Speicher (Pfade 12 und 27). <strong>Störungen</strong> in diesem<br />
Bereich führen zu Sequenzierungsproblemen.<br />
Das in dem vorliegenden Band zusammengestellte Material berücksichtigt<br />
sowohl modalitätsspezifische als auch supra- bzw. multimodale phonologische<br />
<strong>Störungen</strong>. Es ist verwendbar bei Beeinträchtigungen der phonologischen<br />
Lexika und bei <strong>Störungen</strong> des Zugangs zu diesen Lexika sowie<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT? 9<br />
bei <strong>Störungen</strong> im Bereich der auditiv-phonologischen Korrespondenz (APK)<br />
oder im Bereich des phonologischen-Input- bzw. Output-Buffers und bei<br />
Kombinationen dieser <strong>Störungen</strong>.<br />
THERAPIE PHONOLOGISCHER<br />
STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT?<br />
Wenn die phonologische und die graphematische Wortverarbeitung funktionell<br />
unabhängig voneinander sind, dann stellt sich die Frage, ob eine<br />
Therapie lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> mit schriftsprachlichem Material<br />
wie in dem vorliegenden Band überhaupt möglich ist. Die Antwort ist<br />
einfach: sie ist möglich, wenn das Material sowohl schriftsprachlich als auch<br />
lautsprachlich verwendet wird. Nehmen wir als Beispiel das folgende Arbeitsblatt<br />
aus dem Kapitel Segmentale Merkmale:<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />
Welches Wort ist richtig? Streichen Sie bitte an:<br />
Land Pand Pult Gult<br />
Pürtel Gürtel Leder Peder<br />
Das Arbeitsblatt stellt paarweise Wörter und legale Neologismen, d.h. im<br />
Deutschen nicht existierende, aber mögliche Wörter einander gegenüber,<br />
und es soll entschieden werden, welche Wörter grammatisch sind (d.h. im<br />
Deutschen vorkommen). Wird es schriftlich bearbeitet, dann erfordert es<br />
einen lexikalischen Entscheidungsprozess, der - legt man das Logogenmodell<br />
zugrunde - die folgenden Verarbeitungskomponenten mit einbezieht:<br />
prälexikalische visuelle Analyse, visuellen Input-Buffer und graphematisches<br />
Input-Lexikon. In diesen lexikalischen Entscheidungsprozess ist die<br />
Verarbeitung der phonologischen Form der Wörter nicht notwendigerweise<br />
involviert.<br />
Das Arbeitsblatt sollte daher parallel zur schriftlichen Form auditiv eingesetzt<br />
werden. Grundsätzlich ist dies in den folgenden Bearbeitungsmodalitäten<br />
möglich:<br />
• lautes Lesen<br />
• auditives Unterscheiden<br />
• Nachsprechen<br />
• Laut-Schrift-Zuordnung<br />
• Schreiben nach Diktat<br />
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10 THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT?<br />
Lässt man die Stimuli des Arbeitsblattes z.B. im Anschluss an die schriftliche<br />
Bearbeitung laut lesen, dann sind zusätzlich zu den Komponenten visuelle<br />
Analyse, visueller Input Buffer und graphematisches Input-Lexikon das<br />
phonologische Output-Lexikon (lautes Lesen von Wörtern) bzw. die nichtlexikalische<br />
Graphem-Phonem-Konvertierung (GPK) (lautes Lesen von<br />
Nicht-Wörtern und optional von Wörtern) involviert.<br />
Eine andere Möglichkeit, die Verarbeitung der Phonologie der Wörter mit<br />
einzubeziehen, besteht darin, die Items des Arbeitsblattes - Wörter und<br />
Nicht-Wörter - nach auditiver Vorgabe unterscheiden zu lassen und so die<br />
auditive Analyse, den auditiven Input-Buffer und das phonologische Input-<br />
Lexikon zu aktivieren.<br />
Alternativ lassen sich mit Nachsprechen das phonologische Input- und Output-Lexikon<br />
aktivieren und durch Laut-Schrift-Zuordnung Korrespondenzen<br />
zwischen dem graphematischen und phonologischen Input-Lexikon abrufen.<br />
Weiterhin ist es möglich, Items nach Diktat schreiben zu lassen. In diesem<br />
Fall sind zusätzlich zu auditiver Analyse, auditivem Input-Buffer und phonologischem<br />
Input-Lexikon das graphematische Output-Lexikon (Schreiben<br />
von Wörtern) bzw. die nicht-lexikalische Phonem-Graphem-Konvertierung<br />
(PGK) (Schreiben von Nicht-Wörtern und optional von Wörtern) beteiligt.<br />
Im Unterschied zu den anderen beschriebenen Modalitäten lässt sich allerdings<br />
vom Schreiben nach Diktat im Rahmen des vorliegenden Bandes nur<br />
mit der Einschränkung Gebrauch machen, dass in dem nach phonologischen<br />
Gesichtspunkten konstruierten Material nicht immer gleichzeitig auch<br />
orthographische Aspekte kontrollierbar waren (obwohl orthographische<br />
Komplexität vermieden wurde).<br />
Eine schriftvermittelte Therapie wie in dem vorliegenden Band ist jedoch<br />
mehr als bloß verträglich mit der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Ausrichtung -<br />
sie ist im Gegenteil häufig sogar wirksamer als eine Behandlung auf lautsprachlichem<br />
Weg. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn auch die rezeptive<br />
lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Verarbeitung (auditive Analyse, auditiver<br />
Input-Buffer, phonologisches Input-Lexikon) gestört ist, was bei Globaler<br />
Aphasie und Wernicke Aphasie mit herausragenden <strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong><br />
häufig vorkommt. In solchen Fällen bietet die schriftvermittelte Behandlung<br />
insbesondere in der Anfangsphase der Therapie häufig den einzigen<br />
Zugang zu defizitären phonologischen Verarbeitungsroutinen. Der<br />
Grund hierfür liegt in den besonderen Verarbeitungsbedingungen der<br />
Schriftsprache.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT? 11<br />
Die Verarbeitung phonologischer Informationen auf der Basis auditiver Stimuli<br />
unterliegt engen zeitlichen Beschränkungen, weil die Kapazität des<br />
auditiven Input-Buffers beschränkt ist und der Arbeitsspeicher während des<br />
Verarbeitungsvorgangs in kurzen Zeitabständen für den nachfolgenden<br />
auditiven Input freigemacht werden muss. Eine solche Verarbeitung zu online-Bedingungen<br />
erfordert ein intaktes System sprachlichen Wissens,<br />
funktionierende lexikalische Abrufprozesse sowie ausreichende Verarbeitungskapazitäten<br />
- Voraussetzungen, die bei Aphasie nicht mehr oder nur<br />
noch teilweise gegeben sind.<br />
Die Verarbeitung phonologischer Informationen auf der Basis schriftlicher<br />
Stimuli ermöglicht es demgegenüber, die zeitlichen Beschränkungen für die<br />
Sprachverarbeitung durch wiederholtes Lesen des Stimulus fast beliebig<br />
herabzusetzen (Verarbeitung zu off-line-Bedingungen) und schafft so Zugangsmöglichkeiten<br />
zu defizitären Verarbeitungsroutinen.<br />
Im einzelnen hat die schriftvermittelte Therapie im Unterschied zu einer<br />
Behandlung auf der Grundlage auditiver Stimulierung die folgenden therapiebegünstigenden<br />
Eigenschaften (Zeh-Hau u.a. 1993):<br />
• Eingeschränkte Verarbeitungskapazitäten (Arbeitsspeicher) haben keinen<br />
oder nur noch einen marginalen Effekt auf die Analyse des sprachlichen<br />
Stimulus.<br />
• Erfolgreiche lexikalische Abrufprozesse (bottom-up-Analysen) setzen<br />
voraus, dass lexikalische Suchprozesse nach der phonologischen Repräsentation<br />
des gestörten Wortes nahezu simultan mit dessen Wahrnehmung<br />
erfolgen. Gelingt es nicht, seinen Eintrag in der entsprechenden<br />
Zeit aus dem Lexikon abzurufen, muss die Analyse des Stimulus<br />
scheitern. Ein zeitlich nicht begrenzter Stimulus wie der schriftsprachliche<br />
kann dagegen so lange wie nötig rekonstruiert werden, damit genau<br />
der Lexikoneintrag gefunden wird, der mit dem relevanten Wort übereinstimmt.<br />
• Bei der Verarbeitung gesprochener Sprache haben Verarbeitungsprozesse<br />
auf der Grundlage sprachlicher Wissenssysteme (top-down-<br />
Analysen) zwei wesentliche Funktionen: zum einen helfen sie dabei,<br />
auch defizitäre Inputs interpretierbar zu machen, zum anderen liefern<br />
sie kategoriale und kontextuelle Informationen, welche den Abruf des<br />
betreffenden Wortes aus dem Lexikon beschleunigen. Selektive <strong>Störungen</strong><br />
sprachlichen Wissens beeinträchtigen somit auch diese erwartungsgeleiteten<br />
Verarbeitungsprozesse, die ja nur auf der Grundlage intakter<br />
Wissensrepräsentationen erfolgreich sein können. Die therapeutische<br />
Stimulierung eines gestörten Moduls mithilfe von Schriftsprache hat hier<br />
den Vorteil gegenüber der lautsprachlichen, dass der Patient durch die<br />
Permanenz des Stimulus, dessen Intensität und Rekonstruierbarkeit defizitäres<br />
sprachliches Wissen eventuell kompensieren kann.<br />
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12 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />
• Neben den Vorzügen, die eine schriftorientierte Aphasietherapie im<br />
direkten Vergleich gegenüber der gezielten lautsprachlichen Stimulierung<br />
hat, existiert ein weiterer wesentlicher Aspekt, der sich unmittelbar<br />
aus der zeitlich unbegrenzten (off-line) Verarbeitung von<br />
Sprache ergibt. Wie durch einschlägige Experimente belegt wird, gelingt<br />
es nämlich unter off-line-Bedingungen, die zentralen Komponenten<br />
sprachlichen Wissens direkt zu aktivieren (Huber 1991, 76).<br />
Dieser direkte Zugang, der sich öffnet, sobald der Zeitfaktor entfällt,<br />
macht u.E. nicht nur intakte, sondern auch defizitäre Wissenskomponenten<br />
und ihre Subsysteme erreichbar.<br />
• Aus diesen Gründen ist eine schriftvermittelte neurolinguistische Therapie<br />
aphasischer <strong>Störungen</strong> aussichtsreicher als Formen auditiver<br />
Stimulierung. Schrift hat diesen ausgezeichneten Status in der Behandlung<br />
von allen Formen aphasischer <strong>Störungen</strong> und insbesondere<br />
auch in der Behandlung von rezeptiven oder produktiven phonologischen<br />
<strong>Störungen</strong> bei Aphasie.<br />
STRUKTUR UND VERWENDUNG DES<br />
MATERIALS<br />
Modulare Kapitel-Anordnung<br />
Intern ist auch diese Materialsammlung nicht hierarchisch, sondern modular<br />
angeordnet, so dass an jedweder Stelle der Sammlung in die Arbeit<br />
mit dem Material eingestiegen werden kann. Weder ist die Reihenfolge der<br />
Kapitel noch die Anordnung innerhalb derselben bindend für die Verwendung<br />
einer Aufgabe. Die 155 Arbeitsblätter umfassende Materialsammlung<br />
ist gegliedert in die fünf - vom Umfang her vergleichbaren - Kapitel Segmentale<br />
Merkmale, Minimalpaare, Cluster und andere Konsonantenverbindungen,<br />
Sequenzierung und Segmentale Umgebung. Jedes<br />
Kapitel setzt einen bestimmten Schwerpunkt in der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n<br />
Verarbeitung von Wörtern und ist sowohl linguistisch-theoretisch<br />
als auch therapeutisch motiviert.<br />
Bearbeitungsmodalitäten<br />
Wie schon in den beiden anderen Materialsammlungen wird auch im vorliegenden<br />
Teil 3 wieder unterschieden zwischen Arbeitsblättern, die rein rezeptive<br />
Anforderungen stellen (UNT / Unterscheiden), solchen, in denen<br />
unter Rückgriff auf vorgegebene Auswahlmengen rezeptive und produktive<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS 13<br />
Anforderungen kombiniert sind (AUS / Auswählen) und solchen, die selbständige<br />
produktive Leistungen fordern (KON / Konstruieren). Die Unterscheidung<br />
zwischen diesen drei Bearbeitungsmodalitäten trägt unter anderem<br />
auch der Tatsache Rechnung, dass der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe<br />
für den einzelnen Patienten nicht nur aus deren linguistischen Eigenschaften<br />
resultiert, sondern teilweise abhängt von den Bearbeitungsanforderungen<br />
und handlungspraktischen Eigenschaften.<br />
Verwendungsprinzipien und therapeutisches Setting<br />
Die vorliegenden Materialien sind - wie bereits an anderer Stelle ausführlich<br />
begründet wurde - nicht für die rein schriftsprachliche Verwendung gedacht,<br />
sondern verstehen sich gleichzeitig als Sammlung, auf die der Therapeut<br />
für linguistisch systematische und kontrollierte lautsprachliche Übungen<br />
zurückgreifen kann. Nach unserer Erfahrung bietet die Verwendung<br />
desselben Materials einerseits für stärker lautsprachlich orientierte Übungen<br />
in der Einzeltherapie, andererseits, möglicherweise daran anschließend,<br />
in Form selbständiger schriftlicher Bearbeitung, z.B. in einer Gruppe<br />
von Patienten, gute Möglichkeiten, den Patienten optimal zu fördern. In der<br />
Einzeltherapie kann der Therapeut die Situation nutzen, um möglichst umfangreiche<br />
diagnostisch relevante Beobachtungen zu machen. Er kann mit<br />
dem Patienten in den Sprachverarbeitungsmodalitäten arbeiten, die besonders<br />
gut zugänglich sind, ihm andererseits alle Hilfsmittel anbieten, die individuell<br />
fazilitierend wirken. Diese Arbeit wird den Therapeuten in die Lage<br />
versetzen, die Fehlleistungen des Patienten, die in einer selbständigen<br />
schriftlichen Bearbeitung desselben Materials auftreten, genauer zu bewerten<br />
als dies ohne vorbereitende Arbeit in der Einzeltherapie möglich wäre.<br />
Für die Arbeit mit denjenigen Patienten, deren Störungsschwerpunkt im<br />
Bereich lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> liegt, empfehlen wir deshalb,<br />
das Material parallel in Einzel- und Gruppentherapie sowohl laut- als auch<br />
schriftsprachlich zu verwenden. Bei Patienten, deren Störungsschwerpunkt<br />
in anderen Bereichen liegt oder bei denen lediglich eine Restsymptomatik<br />
vorliegt, können dem Patienten Ausschnitte aus dem Material zur selbständigen<br />
schriftlichen Bearbeitung angeboten werden.<br />
Multimodale Verwendung<br />
Je nach Aufgabentyp sind die Arbeitsblätter (AB) in unterschiedlicher Weise<br />
geeignet, neben der schriftlichen Bearbeitung als Grundlage/Materialsammlung<br />
für lautsprachliche oder kombinierte Aufgaben zu dienen.<br />
UNT-Aufgaben vom Typ 1.1 z.B. eignen sich einerseits für auditive oder visuelle,<br />
aber auch simultane laut- und schriftsprachliche Präsentation, andererseits<br />
können die Stimuli laut gelesen, nachgesprochen und nach Diktat<br />
zusammengesetzt oder geschrieben werden. Die unterschiedliche Bewälti-<br />
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14 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />
gung derselben Aufgabe quer durch unterschiedliche Modalitäten ist geeignet,<br />
therapiebegleitende Diagnostik zu betreiben. Die Arbeit in verschiedenen<br />
Modalitäten eröffnet therapeutisch andererseits Deblockierungswege<br />
oder verringert/erhöht Kompensationsmöglichkeiten. Es ist für die Stimulation<br />
aller Prozesse und Systeme, die beim phonematisch-lexikalischen Verarbeiten<br />
beteiligt sind oder sein können, wichtig, pathologische Vernachlässigungen<br />
oder Bevorzugungen von Verarbeitungsrouten aufzudecken<br />
und therapeutisch anzugehen.<br />
Einsatz von Hilfsmitteln<br />
Es kann oft beobachtet werden, dass Patienten zwar von einer bestimmten<br />
Aufgabe profitieren, sie auch im Prinzip bewältigen können, aber (zunächst)<br />
auf Hilfsmittel angewiesen sind. Diese sollten dem Patienten zur<br />
Verfügung gestellt werden, allerdings erst, nachdem ihre Notwendigkeit<br />
und vor allem auch ihre fazilitierende Wirkung in diesem Einzelfall vorab<br />
geklärt wurden. Es sind vor allen Dingen drei Hilfsmittel, die immer wieder<br />
Verwendung finden: Hervorheben kritischer Grapheme/Wörter auf einem<br />
Arbeitsblatt, um die perzeptuelle Prominenz zu erhöhen, Zerschneiden von<br />
Arbeitsblättern oder Herstellen entsprechender Kärtchen, um Bearbeitungen<br />
ohne Stift zu ermöglichen und drittens Zurverfügungstellen von Alphabet<br />
oder Buchstabenkasten, um einen Teil der geforderten Leistung vom<br />
Gedächtnis nach außen zu verlagern. Im folgenden seien einige Beispiele<br />
für den Einsatz dieser Hilfsmittel angeführt:<br />
• Hat ein Patient z.B. große Schwierigkeiten mit den lexikalischen Entscheidungsaufgaben<br />
in der vorliegenden Form (etwa 1.1), sollten die<br />
kritischen Grapheme (hier: Anlaut) farbig hervorgehoben werden.<br />
• Fällt es einem Patienten sehr schwer, bei den AUS-AB (etwa 1.2) das<br />
korrekte einzusetzende Graphem zu finden, sollten ihm für einen ersten<br />
Bearbeitungsdurchgang entsprechende Buchstaben aus dem Buchstabenkasten<br />
zur Verfügung gestellt werden, mit deren Hilfe er die AUS-<br />
in eine UNT-Aufgabe verwandeln kann.<br />
• Farbige Hervorhebungen der distinkten Anlaute zweier Minimalpaarwörter<br />
oder von Schlüsselwörtern des Satzkontextes kommen als Hilfsmittel<br />
für AB des Typs 2.1 oder 2.4 in Frage. Für manche Patienten ist die Aufgabe<br />
auch dann leichter zu lösen, wenn die beiden Minimalpaarwörter<br />
jeweils in Form von Kärtchen anzulegen sind.<br />
• Bei Problemen mit der Bearbeitung von AB des Typs 2.2 ist es manchmal<br />
sinnvoll, die rechten Spalten zu zerschneiden, um ein aktives Ausprobieren<br />
zu erleichtern.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS 15<br />
• Aufgaben, bei denen Graphem/Phonem-Alternativen systematisch<br />
durchvariiert werden müssen, stellen viele Patienten vor Probleme. Es<br />
fällt ihnen schwer, gleichzeitig die - um den Anlaut reduzierte - Buchstabenkette<br />
und das Inventar möglicher Grapheme präsent zu haben<br />
und zu bearbeiten. Dazu kommen Schwierigkeiten, die oft aus Perseverationsneigungen<br />
erwachsen. Derartige Aufgaben (etwa 2.6 oder<br />
2.9) können für manchen Patienten erleichtert werden, wenn ihm eine<br />
Auswahlliste von Graphemen, ein Alphabet oder ein Buchstabenkasten<br />
zur Verfügung steht.<br />
• Grammatikalitätsbeurteilungen, bei denen jeder Stimulus nach richtig/falsch<br />
beurteilt werden muss, sind ebenfalls für viele Patienten<br />
schwierig. Oft spielt dabei das Verwechseln der Begriffe richtig und<br />
falsch eine Rolle, dem man gut begegnen kann, wenn die Spalte "richtig"<br />
grün, die Spalte "falsch" rot markiert wird.<br />
Vor allem bei apraktischen Patienten, die Hilfsmittel oftmals nötig haben,<br />
sei davor gewarnt, sie ohne vorheriges Ausprobieren zu verwenden. Hilfsmittel<br />
können bei Apraxie die Probleme reduzieren, aber auch vergrößern<br />
und ersetzen natürlich nicht die notwendigen Hilfestellungen durch den<br />
Therapeuten.<br />
Bewertung und Korrektur von Fehlern<br />
Wie der Therapeut sinnvollerweise mit den Fehlern verfährt, die dem Patienten<br />
bei der Bearbeitung eines AB unterlaufen, hängt von etlichen Faktoren<br />
ab und kann deshalb nicht pauschal beantwortet werden. Die offene<br />
Korrektur von Fehlern ist nur gegenüber denjenigen Patienten sinnvoll, die<br />
davon profitieren. Patienten, die rezeptiv schwer beeinträchtigt sind und<br />
über mangelndes Monitoring verfügen, d.h. auch über nur mangelhafte<br />
Möglichkeiten zur Selbstkorrektur, nutzt es oft wenig, auf Fehler hingewiesen<br />
zu werden. Mit den Fehlern des Patienten sollte unserer Auffassung<br />
nach generell weniger pädagogisch als diagnostisch umgegangen werden.<br />
Sie sollten den Therapeuten in die Lage versetzen zu beurteilen, ob und<br />
warum die gestellte Aufgabe für den Patienten geeignet, zu schwierig oder<br />
zu leicht war und welche nächste Aufgabe sinnvoll ist.<br />
Grob gesagt ist der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe nur dann richtig gewählt,<br />
wenn der Patient sie nicht vollständig richtig lösen kann, sie aber<br />
andererseits deutlich besser bewältigt als im Bereich des Zufalls zu erwarten<br />
wäre. Findet der Patient - trotz Hilfestellung und Hilfsmitteln - bei der<br />
Bearbeitung eines AB keine richtigen Lösungen, sollte die Aufgabe nicht zu<br />
spät gegen eine andere ausgetauscht werden.<br />
Findet der Patient Lösungen, die nicht der Intention der Aufgabe entsprechen,<br />
aber auch nicht durch die Instruktion ausgeschlossen sind (er<br />
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16 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />
wechselt z.B. die syntaktische Kategorie und findet zu beben das Reimwort<br />
Reben), sind diese - vielleicht mit Kommentar - zu akzeptieren.<br />
Verarbeitungsanforderungen<br />
Mit den Arbeitsblättern des vorliegenden Bandes sind unterschiedliche Verarbeitungsanforderungen<br />
verbunden, die von den folgenden Faktoren<br />
abhängen:<br />
• Verarbeitungsschwerpunkt des Kapitels (segmentale Merkmale, Sequenzierung<br />
etc.)<br />
• Bearbeitungsmodalität (UNT/AUS/KON)<br />
• Auswahl der Stimuli (konkrete vs. abstrakte Nomina, einfache vs. komplexe<br />
Nomina etc.)<br />
• therapeutische Verwendung (nur schriftlich, schriftlich mit lautem Lesen,<br />
etc.)<br />
• spezifische Verarbeitungsstörungen auf Seiten des Patienten<br />
Die Verarbeitungskomplexität eines Arbeitsblattes kann durch den Verarbeitungsschwerpunkt<br />
des jeweiligen Kapitels beeinflusst sein, aber auch<br />
durch seine Bearbeitungsmodalität sowie durch das jeweils verwendete<br />
Stimulusmaterial. So ist z.B. die phonologische Verarbeitung komplexer<br />
Nomina (Komposita), die in Arbeitsblättern der Kapitel Cluster, Sequenzierung<br />
und Segmentale Umgebung verwendet wurden, aufwendiger als die<br />
einfacher Nomina, weil die lexikalische Aktivierung komplexer Wortformen<br />
nicht direkt erfolgen kann, sondern teilweise eine einzelheitlich-segmentale<br />
Verarbeitung zur Sicherung des lexikalischen Abrufs voraussetzt, was u.a.<br />
zu zusätzlichen Belastungen des verbalen Arbeitsspeichers (Input-Buffer)<br />
führt. Detaillierte Hinweise auf die mit einzelnen AB verbundenen Verarbeitungsanforderungen<br />
finden sich in den Materialbeschreibungen (s.u.).<br />
Entscheidend für die mit einem AB verbundenen Verarbeitungsanforderungen<br />
ist aber insbesondere auch seine spezifische therapeutische Verwendung.<br />
Jedes Arbeitsblatt lässt sich unabhängig von der vorgegebenen Bearbeitungsmodalität<br />
sowohl schriftsprachlich als auch auditiv und sowohl rezeptiv<br />
als auch produktiv verwenden und so hinsichtlich der Verarbeitungsanforderungen<br />
variieren.<br />
Schließlich ist es für die Verarbeitungskomplexität eines Arbeitsblattes von<br />
Bedeutung, welche Verarbeitungsstörungen auf Seiten des Patienten vorliegen.<br />
Es hängt wesentlich von den Verarbeitungsstörungen des jeweiligen<br />
Patienten ab, wie ein Arbeitsblatt bearbeitet werden kann und welche subjektiven<br />
Verarbeitungsanforderungen mit ihm verbunden sind. Z.B. erfordern<br />
einfache Arbeitsblätter des Unterscheiden-Typs zwar normalerweise<br />
ganzheitliche Aktivierungen lexikalischer Wortformen und keine einzelheitlich-segmentale<br />
Verarbeitung, aber Patienten mit gestörtem Zugang zu den<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
EVALUATION DES MATERIALS 17<br />
Input-Lexika werden auch bei diesen AB zur Sicherung des lexikalischen<br />
Abrufs auf nichtlexikalische Korrespondenzregeln und eine einzelheitlichsequentielle<br />
Verarbeitung ausweichen, was den Verarbeitungsaufwand erhöht.<br />
EVALUATION DES MATERIALS<br />
Der vorliegende Band basiert auf einem Korpus von Therapiematerial, das<br />
von einem Team Klinischer Linguisten über Jahre hinweg für die eigene<br />
therapeutische Praxis zusammengestellt wurde. i Die lexikalischphonematisch<br />
ausgerichteten Arbeitsblätter dieser Sammlung wurden für<br />
den vorliegenden Band vollständig überarbeitet und durch umfangreiches<br />
Material ergänzt.<br />
Das Material zur Therapie lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> kann insofern<br />
als klinisch evaluiert gelten, als es teilweise jahrelang systematisch in<br />
der klinischen Praxis eingesetzt und auf seine Wirksamkeit hin überprüft<br />
wurde. Es entsprach und entspricht der Praxis des Teams, Aphasien aller<br />
Syndrome vorwiegend mit schriftsprachlichem Material zu therapieren und<br />
den Therapieerfolg systematisch durch Wiederholung und Vergleich geeigneter<br />
diagnostischer Verfahren (Aachener Aphasie Test/AAT, Huber u.a.<br />
1983, und ergänzende Untersuchungen) zu überprüfen. Das vorliegende<br />
Material hat sich in diesem Kontext als wirksam in der Behandlung aller<br />
Formen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien erwiesen.<br />
In einer Studie mit 97 Patienten unterschiedlicher Syndrome untersuchten<br />
einige aus dem Team den Erfolg einer intensiven neurolinguistisch orientierten<br />
Aphasiebehandlung bei älteren Patienten (der Altersdurchschnitt<br />
lag bei 68 Jahren) (Neubert u.a. 1988). Verglichen wurden die Ergebnisse<br />
von AAT-Untersuchungen am Anfang und Ende einer stationären Therapiephase<br />
von durchschnittlich 8 Wochen bei einer Behandlungsintensität von<br />
7.5 Stunden wöchentlich. Auf Grund der durchgängig schriftorientierten<br />
Ausrichtung der Behandlung kann die Studie auch als Test für die Wirksamkeit<br />
der <strong>NAT</strong>-Materialien gelten. Das Ergebnis der Studie war, dass bei<br />
allen Aphasieformen nach der stationären Behandlung deutliche Verbesserungen<br />
gegenüber dem Eingangsbefund zu verzeichnen (waren), die eindeutig<br />
als Behandlungserfolg interpretiert werden müssen, da sie nicht<br />
mehr als das Ergebnis spontaner Rückbildung erklärbar sind (S. 68). ii<br />
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18 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Die Kopfzeile jedes Arbeitsblattes enthält eine Reihe von Informationen, die<br />
im folgenden erläutert werden sollen. Der erste Eintrag der Kopfzeile informiert<br />
über die Bearbeitungsmodalität: UNT/Unterscheiden, AUS/Auswählen<br />
und KON/Konstruieren.<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret<br />
�<br />
Bearbeitungsmodalität<br />
1.1<br />
In Unterscheiden-Arbeitsblättern sind grammatische von ungrammatischen<br />
Wörtern zu unterscheiden, in Auswählen-Arbeitsblättern sind fragmentarische<br />
Wortkontexte zu ergänzen, wobei eine kleine Auswahlmenge an ergänzbaren<br />
Elementen vorgegeben ist, und in Konstruieren-Arbeitsblättern<br />
geht es darum, Lücken in fragmentarischen Wortkontexten frei zu ergänzen<br />
bzw. Wörter frei zu konstruieren.<br />
Der zweite Eintrag der Kopfzeile jedes Arbeitsblattes gibt an, zu welchem<br />
Kapitel ein Arbeitsblatt gehört (Segmentale Merkmale etc.).<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />
�<br />
Kapitel<br />
Der dritte Eintrag der Kopfzeile ist eine Strukturbeschreibung, die über<br />
die segmentale Struktur bzw. Silbenstruktur der verwendeten Stimuli des<br />
Arbeitsblattes und über den jeweiligen Verarbeitungsschwerpunkt (z.B.:<br />
erste C-Position des Wortes) informiert.<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />
�<br />
Wortstruktur<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 19<br />
Die folgende Tabelle erläutert diese Strukturbeschreibungen: iii<br />
[ ]<br />
+<br />
Wortgrenzen<br />
Silbengrenze<br />
Kompositum mit zwei<br />
Nominalbestandteilen<br />
C Konsonant<br />
CL Cluster<br />
Cluster<br />
Cluster<br />
Konsonantenverbindung<br />
über eine<br />
Silbengrenze hinweg<br />
Land<br />
stramm<br />
Filz<br />
Bügelbrett<br />
[Land]<br />
[Mar+me+la+de]<br />
[[Glatz]+[kopf]]<br />
[C...]<br />
[CL...]<br />
[...CL]<br />
[[...]+[CL...]]<br />
Bürste [...CC+C...]<br />
V Vokal Pumpe [...V...+...]<br />
X...__ alternative Sequen- Kabel/Klabe [C__...C]<br />
__...X zierungen<br />
( ) Zusammenfassung<br />
struktureller Varianten<br />
z.B.: ein- und<br />
zweisilbige<br />
Wörter<br />
Pult [...]<br />
[...(+...)]<br />
Leder [...+...]<br />
Der vorletzte Eintrag der Kopfzeile informiert über die syntaktische<br />
Kategorie der verwendeten Wörter und darüber, ob die Wörter eine<br />
einfache oder komplexe Wortstruktur aufweisen:<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...C...]+[...C...]], N Komp 5.6<br />
�<br />
syntaktische Kategorie, einfache vs. komplexe<br />
Wortstruktur<br />
Das Ende der Kopfzeile jedes Arbeitsblattes bildet eine Zahlenkombination,<br />
die die Nummer des Kapitels und die Stelle des AB in der numerischen<br />
Reihenfolge der Arbeitsblätter dieses Kapitels angibt.<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...C...]+[...C...]], N Komp 5.6<br />
�<br />
�<br />
5. Kapitel (Segmentale Umgebung)<br />
6. Arbeitsblatt<br />
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20 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
1 Segmentale Merkmale<br />
Das Kapitel Segmentale Merkmale enthält Unterscheiden- und Auswählen-<br />
Varianten von Arbeitsblättern, in denen entweder paarweise kontrastierte<br />
Wörter und Nicht-Wörter unterschieden oder Grapheme in Wortkontexte<br />
eingesetzt werden sollen. Die Unterscheiden-Versionen der Arbeitsblätter<br />
erfordern lexikalische Entscheidungsprozesse, die Auswählen-Versionen<br />
erfordern zusätzlich eine Verarbeitung der sequentiellen Struktur der Wörter:<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />
Land - Pand<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt (BKL), N konkret 1.16<br />
Bi b el<br />
Variiert ist in jedem Arbeitsblatt jeweils ein Element in der segmentalen<br />
Struktur der Wörter bzw. Nicht-Wörter (Kuchen-*Fuchen / Keule-*Keube),<br />
und zwar so, dass die variierten Segmente entweder alle eine distinkte oder<br />
alle eine ähnliche Merkmalsstruktur aufweisen. Die folgende Tabelle<br />
zeigt die Merkmalsstrukturen von [l] (Land) und [p] (Pilz):<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
[l] und [p] haben die distinktiven Merkmale [+kons] (konsonantisch), [hint]<br />
(hinten), [-hoch] (hoch) und [-nas] (nasal) gemeinsam und unterscheiden<br />
sich in den distinktiven Merkmalen [son] (sonorant), [lab] (labial),<br />
[kor] (koronal), [dau] (dauernd) und [gesp] (gespannt). iv<br />
Als phonologisch ähnlich gelten Segmente, wenn sie sich in maximal zwei<br />
distinktiven Merkmalen unterscheiden, und als phonologisch distinkt solche<br />
Segmente, die sich in mehr als zwei Merkmalen unterscheiden; [t]<br />
(Kröte) und [z] (Glaser) sind ähnlich, [l] (Land) und [p] (Pilz) sind distinkt:<br />
Ähnliche Segmente (in maximal zwei Merkmalen unterschieden)<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[t] + - - - - + - - +<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 21<br />
Distinkte Segmente (in mehr als zwei Merkmalen unterschieden)<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
In den Unterscheiden-Arbeitsblättern des Kapitels Segmentale Merkmale<br />
sind Wörter mit Nicht-Wörtern kontrastiert, die durch Substitution einer<br />
Segmentposition durch ein ähnliches oder distinktes Segment abgeleitet<br />
wurden, in den Auswählen-Varianten stehen ähnliche oder distinkte Segmente<br />
für eine zu ergänzende Segment-Position eines Wortes zur Auswahl.<br />
Die Nicht-Wörter in den Unterscheiden-Arbeitsblättern sind legale Neologismen,<br />
d.h. mit den segmentalen, silbenstrukturellen und orthographischen<br />
Beschränkungen des Deutschen verträgliche, aber gleichwohl nicht<br />
existierende Formen (Land-*Nand [legaler Neologismus]; Land-*Ntant<br />
[nicht legaler Neologismus]).<br />
Die zu verarbeitenden Segment-Positionen wurden systematisch nach silbenstrukturellen<br />
Kontexten variiert. Sie kommen vor:<br />
• in der wortinitialen Konsonanten-Position (C-Position) der ersten Silbe<br />
bei ein- oder zweisilbigen Wörtern (Land-Pand, Geige-Leige;<br />
[C...(+...)])<br />
• in der initialen C-Position der zweiten Silbe in zweisilbigen Wörtern<br />
(Keule-Keube; [...+C...])<br />
• in der finalen C-Position der ersten Silbe in zweisilbigen Wörtern (Tante-<br />
Talte; [...C+...])<br />
• in der finalen C-Position in zweisilbigen Wörtern (Boder-Boden;<br />
[..+...C])<br />
• in der ersten Vokal-Position (V-Position) bei ein- oder zweisilbigen Wörtern<br />
(Mecke-Mücke; [...V(+...)])<br />
Kontrolliert sind die Arbeitsblätter des Kapitels darüber hinaus nach folgenden<br />
Aspekten:<br />
• syntaktische Kategorie (in der Regel Nomina, vier AB mit Verben)<br />
• Konkretheit (in der Regel konkret, 6 AB mit abstrakten Nomina)<br />
• Frequenz (insgesamt relativ hochfrequent, keine sehr starken Frequenzunterschiede<br />
auf einem Arbeitsblatt)<br />
• Wortakzent (bei zweisilbigen Wörtern auf der ersten Silbe)<br />
• Orthographie (möglichst einfach)<br />
Syntaktische Kategorie, Konkretheit bzw. Abbildbarkeit und Frequenz sind<br />
Faktoren, die die Verarbeitung der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n bzw. lexikalisch-graphematischen<br />
Struktur von Wörtern - z.B. beim Lesen - beeinflussen<br />
können. Konkrete, hochfrequente Nomina sind im Hinblick auf die lexikalische<br />
Verarbeitung von Wortstrukturen verarbeitungseinfacher als ab-<br />
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22 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
strakte und/oder niederfrequente Nomina und/oder andere syntaktische<br />
Kategorien.<br />
Insgesamt sind die Unterscheiden-AB deutlich einfacher als die Auswählen-<br />
AB, da eine relativ oberflächennahe Verarbeitung der Stimuli (lexikalisches<br />
Entscheiden) ausreicht, um die Aufgaben erfolgreich zu lösen. Dazu kommen<br />
relativ niedrige Handlungsanforderungen, die auch von apraktischen<br />
Patienten bewältigt werden. Die erfolgreiche Bearbeitung der UNT-<br />
Versionen sollte der Verwendung der AUS-Versionen daher in der Regel vorausgehen.<br />
Die angebotenen Stimuli sollten stets auch in anderen Modalitäten verwendet<br />
werden. Alle denkbaren Modalitäten wie Nach- und Mitsprechen,<br />
laut Lesen, Abschreiben oder nach Diktat schreiben, Laut-Schrift-Zuordnung<br />
usw. können und müssen - je nach individuellem Störungsbild - eingesetzt<br />
werden. Der Therapeut sollte auch - sofern diesbezüglich Unsicherheiten<br />
bestehen - immer wieder das semantische Wortverständnis der Stimuli<br />
beim Patienten überprüfen und sichern, wobei die lexikalisch-<strong>phonematische</strong><br />
Verarbeitung der Stimuli natürlich auch unabhängig vom semantischen<br />
System erfolgen kann, also kein intaktes Verständnis der Wortbedeutung<br />
voraussetzt.<br />
Als Hilfsmittel für die Bearbeitung können farbige Markierungen bei den<br />
UNT-AB für besonders schwer gestörte Patienten dienen oder Buchstaben<br />
aus einem Buchstabenkasten bei den AUS-AB für diejenigen Patienten, die<br />
auch einzelne Buchstaben nicht schreiben können.<br />
Zwischen die Bearbeitung einer UNT- und einer AUS-Version kann ein weiterer<br />
Schritt eingeschaltet werden, durch den sich der Schwierigkeitsgrad<br />
weniger drastisch erhöht, indem man die UNT-AB in einer spaltenweise abgedeckten<br />
oder zerschnittenen Version verwendet, auf der der Patient ohne<br />
den direkten Kontrast zwischen Wort und Nicht-Wort die grammatischen<br />
Wörter anstreichen soll.<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />
Land - Pand, Ginsel - Pinsel, ...<br />
Das AB kontrastiert paarweise Wörter mit legalen Neologismen. Es handelt<br />
sich um eine lexikalische Entscheidungsaufgabe: Wörter und Nicht-Wörter<br />
sollen unterschieden und die Wörter angestrichen werden.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 23<br />
Verwendet wurde eine Wortliste mit ein- und zweisilbigen konkreten Nomina,<br />
deren Initial entweder L oder P oder G ist. In der phonologischen<br />
Struktur entsprechen diesen Graphemen distinkte, d.h. in mehr als zwei<br />
Merkmalen unterschiedene Segmente:<br />
[l] - [p] -[g]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[g] + - + + - - - + +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
[g] + - + + - - - + +<br />
Die Wörter wurden so ausgewählt, dass in jedem Wortkontext jeweils nur<br />
eine Auswahl aus der Triplette L, P und G ein existierendes Wort des Deutschen<br />
ergibt (Land, *Pand, *Gand), und die neologistischen Varianten der<br />
Wörter wurden dadurch gebildet, dass der Initial durch einen anderen<br />
Buchstaben der Triplette ersetzt wurde. Dem kritischen Segment/Graphem<br />
folgt jeweils ein Vokal.<br />
Kontrolliert wurden neben Silbenstruktur, segmentaler Struktur, syntaktischer<br />
Kategorie und Konkretheit auch die Frequenz der Wörter (hochfrequent)<br />
und der Wortakzent (erste Silbe).<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.2<br />
L and, P ilz, ...<br />
1.2 ist eine Auswählen-Variante von 1.1, in der Wortkontexte ohne Initial<br />
vorgegeben sind. Diese sollen aus der vorgegebenen Auswahlmenge der<br />
drei Grapheme L,P,G vom Patienten ergänzt werden. Verwendet wurden<br />
die gleichen Wörter wie in 1.1.<br />
Das AB unterscheidet sich in den Verarbeitungsanforderungen von der Unterscheiden-Version<br />
1.1 darin, dass nicht nur lexikalisch zwischen Wort und<br />
Nicht-Wort unterschieden, sondern darüber hinaus die sequentielle Struktur<br />
der Wörter verarbeitet werden muss.<br />
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24 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (NFK), N konkret 1.3<br />
Kuchen - Fuchen, Forb - Korb, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.4<br />
N onne, F ell, ...<br />
Die Arbeitsblätter enthalten wie 1.1 und 1.2 einsilbige bzw. zweisilbige<br />
konkrete Nomina, und zu unterscheiden bzw. zu ergänzen ist die erste<br />
Konsonantenposition der Wörter. Variiert wurden die phonologisch distinkten<br />
Konsonanten N, F und K:<br />
[n] - [f] - [k]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
[f] + - - - + - - + +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
[k] + - + + - - - - +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[f] + - - - + - - + +<br />
[k] + - + + - - - - +<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.5<br />
K asse, L atte, ...<br />
Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten Nomina,<br />
in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen ist. Variiert wurden<br />
die phonologisch distinkten Konsonanten B, K und L:<br />
[b] - [k] - [l]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[b] + - - - + - - - -<br />
[k] + - + + - - - - +
MATERIALBESCHREIBUNGEN 25<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[b] + - - - + - - - -<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[k] + - + + - - - - +<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.6<br />
K ern, M aske, ...<br />
Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten Nomina,<br />
in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen ist. Variiert wurden<br />
die phonologisch distinkten Konsonanten M, K und S ([z]):<br />
[m] - [k] - [z]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[m] + + - - + - + - -<br />
[k] + - + + - - - - +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[m] + + - - + - + - -<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[k] + - + + - - - - +<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (MKS), N abstrakt 1.7<br />
Sakel - Makel, Kurs - Surs, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N abstrakt 1.8<br />
M ut, K unst, ...<br />
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26 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Zwei Arbeitsblätter des UNT- bzw. AUS-Typs mit einsilbigen und zweisilbigen<br />
abstrakten Nomina, in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen<br />
ist. Abstraktheit ist ein Faktor, der die lexikalische Verarbeitung der<br />
<strong>phonematische</strong>n Struktur von Wörtern beeinflusst: abstrakte Nomina sind -<br />
auch für gesunde Sprecher - verarbeitungsschwieriger als konkrete Nomina.<br />
Variiert wurden die phonologisch distinkten Konsonanten M, K und S ([z]).<br />
Zur Merkmalsstruktur dieser Segmente vgl. 1.6.<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich (TSD), N konkret 1.9<br />
Tunnel - Sunnel, Sohn - Dohn, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.10<br />
T ier, S enf, ...<br />
Ein Unterscheiden- und ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen und<br />
zweisilbigen konkreten Nomina, in denen die erste Konsonantenposition zu<br />
ergänzen ist. Im Unterschied zu den Arbeitsblättern 1.1 bis 1.7 sind hier<br />
phonologisch ähnliche Segmente zu verarbeiten, die sich in maximal zwei<br />
distinktiven Merkmalen unterscheiden - T, S ([z]) und D:<br />
[t] - [z] - [d]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[t] + - - - - + - - +<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[t] + - - - - + - - +<br />
[d] + - - - - + - - -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
[d] + - - - - + - - -
MATERIALBESCHREIBUNGEN 27<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich (NDL), N konkret 1.11<br />
Degen - Negen, Deim - Leim, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.12<br />
D attel, L ampe, ...<br />
Auch dieses UNT/AUS-Paar variiert phonologisch ähnliche Segmente in<br />
wortinitialer Konsonanten-Position von einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten<br />
Nomina - N, D, L:<br />
[n] - [d] - [l]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
[d] + - - - - + - - -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[d] + - - - - + - - -<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.13<br />
P olster, F aust, ...<br />
Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit konkreten ein- bzw. zweisilbigen Nomina<br />
und phonologisch ähnlichen Segmentvarianten in der initialen Konsonantenposition<br />
- P, B, F:<br />
[p] - [b] - [f]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
[b] + - - - + - - - -<br />
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28 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[p] + - - - + - - - +<br />
[f] + - - - + - - + +<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[b] + - - - + - - - -<br />
[f] + - - - + - - + +<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N abstrakt 1.14<br />
L ob, D ienst, ...<br />
Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit abstrakten ein- bzw. zweisilbigen Nomina<br />
und phonologisch ähnlichen Segmentvarianten in der initialen Konsonantenposition<br />
- L, D, S ([z])<br />
[l]- [d]- [z]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[d] + - - - - + - - -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[d] + - - - - + - - -<br />
[z] + - - - - + - + -<br />
Der Faktor Abstraktheit erschwert wie in den AB 1.7 und 1.8 die lexikalische<br />
Verarbeitung der <strong>phonematische</strong>n bzw. graphematischen Struktur,<br />
wobei hier im Unterschied zu 1.7 und 1.8 die phonologische Ähnlichkeit der<br />
auszuwählenden Grapheme die Verarbeitungsanforderungen zusätzlich erhöht.<br />
Die nun folgenden 13 AB unterscheiden sich von den vorangegangenen dadurch,<br />
dass bei ihnen nicht die initiale Position, sondern eine mediale Kon-
MATERIALBESCHREIBUNGEN 29<br />
sonantenposition, genauer gesagt die initiale Position der zweiten Silbe, fokussiert<br />
wird. Der Verarbeitungsschwerpunkt liegt bei diesen AB stärker auf<br />
dem sequentiellen Aspekt als bei den AB mit initialen Segment-Alternativen,<br />
was die Verarbeitungsanforderungen erhöht.<br />
UNT Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt (BKL), N konkret 1.15<br />
Keule - Keube, Bibel - Bikel, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.16<br />
Bi b el, Mus k el, ...<br />
Zwei Arbeitsblätter mit konkreten zweisilbigen Nomina, in denen die erste<br />
Konsonanten-Position der zweiten Silbe zu unterscheiden bzw. zu ergänzen<br />
ist. Variiert wurden die phonologisch distinkten Elemente B, K und L (zur<br />
Merkmalsstruktur vgl. 1.5).<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.17<br />
La m a, La k en, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.18<br />
Lei n en, Pfei f e, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.19<br />
Spu l e, Hu p e, ...<br />
Drei Auswählen-Arbeitsblätter mit zweisilbigen konkreten Nomina und zu<br />
ergänzender erster Konsonantenposition der zweiten Silbe. Zu ergänzen<br />
sind die folgenden phonologisch distinkten Segmente:<br />
− m, k, s ([z]) in 1.17 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.7, 1.8)<br />
− n, f, k in 1.18 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.3, 1.4)<br />
− l, p, g in 1.19 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.1, 1.2)<br />
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30 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N abstrakt 1.20<br />
Tei l ung, Wir k ung, ...<br />
Ein verarbeitungskomplexeres Arbeitsblatt mit abstrakten Nomina und der<br />
phonologisch distinkten Auswahlmenge b, k und l für die erste C-Position<br />
der zweiten Silbe.<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.21<br />
Va t er, Wir s ing, ...<br />
UNT Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich (NLD), N konkret 1.22<br />
Ruder - Runer, Krode - Krone, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.23<br />
Schie n e, Soh l e, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.24<br />
Knos p e, Ra b e, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.25<br />
Spü l e, Pu d el, ...<br />
Vier Auswählen- und ein Unterscheiden-Arbeitsblatt mit konkreten zweisilbigen<br />
Nomina, in denen phonologisch ähnliche Segmente in der ersten C-<br />
Position der zweiten Silbe zu verarbeiten sind:<br />
− t, s ([z]), d in 1.21 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.9, 1.10)<br />
− n, l d in 1.22 und 1.23 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.11, 1.12)<br />
− p, b, f in 1.24 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.13)<br />
− l, d, s [[z]) in 1.25 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.14)<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 31<br />
UNT Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich (TSD), N abstrakt 1.26<br />
Porso - Porto, Liser - Liter, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N abstrakt 1.27<br />
Mie t e, Kri s e, ...<br />
Zwei verarbeitungskomplexere Unterscheiden- bzw. Auswählen-AB mit abstrakten<br />
Nomina und ähnlichen Segmentvarianten - t, s ([z]), d (zur Merkmalsstruktur<br />
vgl. 1.9, 1.10).<br />
Es folgen nun 4 Arbeitsblätter, bei denen Kontraste zwischen distinkten und<br />
ähnlichen Vokal-Segmenten im Mittelpunkt stehen.<br />
AUS Segm. Merkmale, [...V(+...)], distinkt, N konkret 1.28<br />
K o pf, B i rne, ...<br />
UNT Segm. Merkmale, [...V(+...)], ähnlich (IEÜ), N konkret 1.29<br />
Mecke - Mücke, Schüff - Schiff, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...V(+...)], ähnlich, N konkret 1.30<br />
Qu i tte, Schn e cke, ...<br />
Drei Auswählen- bzw. Unterscheiden-Arbeitsblätter mit ein- bzw. zweisilbigen<br />
konkreten Nomina, in denen die erste Vokalposition zu diskriminieren<br />
ist. In 1.28 betrifft der Kontrast die phonologisch distinkten Vokale i ([i]), o<br />
([o]) und a ([a:]):<br />
[i] - [o] - [a:]<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[i] - - - + - -<br />
[o] - + - - + -<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[i] - - - + - -<br />
[a:] - + + - - +<br />
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32 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[o] - + - - + -<br />
[a:] - + + - - +<br />
1.29 und 1.30 thematisieren den Kontrast zwischen den phonologisch ähnlichen<br />
Vokalen i ([i]), e ([e]) und ü ([ü]):<br />
[i] - [e] - [ü]<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[i] - - - + - -<br />
[e] - - - - - -<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[i] - - - + - -<br />
[ü] - - - + + -<br />
segmentale<br />
kons hint nied hoch lab gesp<br />
Merkmale:<br />
r<br />
[e] - - - - - -<br />
[ü] - - - + + -<br />
UNT Segm. Merkmale, [...VV(+...)], N konkret 1.31<br />
Teuch - Teich, Leube - Laube, ...<br />
1.31 ist ein Unterscheiden-Arbeitsblatt mit ein- bzw. zweisilbigen konkreten<br />
Nomina und variierten Diphtongen.<br />
UNT Segm. Merkmale, [...C+...], dist./ähnlich (LNR), N konkret 1.32<br />
Sarto - Salto, Tante - Talte, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...C+...], dist./ähnlich, N konkret 1.33<br />
Si l be, So n de, ...<br />
Zwei Unterscheiden- bzw. Auswählen-Arbeitsblätter mit konkreten zweisilbigen<br />
Nomina, in denen die letzte Konsonanten-Position der ersten Silbe zu<br />
diskriminieren ist. In dieser Position zu unterscheiden bzw. für diese Positi-<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 33<br />
on auszuwählen ist eine Kombination von phonologisch ähnlichen und distinkten<br />
Segmenten, die im Deutschen bevorzugt an dieser Stelle vorkommen<br />
- l, n und r:<br />
[l] - [n] - [R]<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[l] + + - - - + - + -<br />
[R] + + + - - - - + -<br />
segmentale<br />
Merkmale:<br />
kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />
[n] + + - - - + + - -<br />
[R] + + + - - - - + -<br />
[l] und [n] bzw. [l] und [R] sind phonologisch ähnlich (unterschieden in<br />
zwei Merkmalen), [n] und [R] sind phonologisch distinkt (unterschieden in<br />
vier Merkmalen).<br />
UNT Segm. Merkmale, [...+...C], dist./ähnlich (LNR), N konkret 1.34<br />
Boder - Boden, Kiefer - Kiefel, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [...+...C], dist./ähnlich, N konkret 1.35<br />
Hake n , Schaufel l , ...<br />
Wie 1.32 und 1.33, mit dem Unterschied, dass die letzte Konsonanten-<br />
Position der zweiten Silbe - also die finale C-Position des Wortes - thematisiert<br />
ist.<br />
Es folgen nun zum Schluss die 4 AB, bei denen keine Nomina, sondern Verben<br />
verwendet wurden. Der Schwierigkeitsgrad eines solchen AB ist deutlich<br />
höher als der des vergleichbaren AB mit Nomina.<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...+...], distinkt (lpg), V 1.36<br />
gähnen - lähnen, ...<br />
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34 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...+...], distinkt, V 1.37<br />
g ehen, p ilgern, ...<br />
UNT Segm. Merkmale, [C...+...], ähnlich (pfb), V 1.38<br />
pökeln - bökeln, ...<br />
AUS Segm. Merkmale, [C...+...], ähnlich, V 1.39<br />
p addeln, f ilmen, ...<br />
Vier Unterscheiden- bzw. Auswählen-Arbeitsblätter mit zweisilbigen Verben.<br />
Zu unterscheiden bzw. zu ergänzen ist jedes Mal die erste Konsonanten-Position<br />
der Wörter. In 1.36 und 1.37 wurden die phonologisch distinkten<br />
Segmente [l], [p] und [g] verwendet (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.1,<br />
1.2), in 1.38 und 1.39 die phonologisch ähnlichen Segmente [p], [b] und<br />
[f] (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.13).<br />
Die syntaktische Kategorie ist ein Faktor, der die lexikalische Verarbeitung<br />
der phonologischen bzw. graphematischen Struktur von Wörtern beeinflusst.<br />
Nomina sind für lexikalisch-<strong>phonematische</strong> bzw. lexikalisch-graphematische<br />
Prozesse verarbeitungseinfacher als andere syntaktische Kategorien,<br />
wie z.B. Verben.<br />
2 Minimalpaare<br />
Im Kapitel Minimalpaare sind 26 Arbeitsblätter (AB) zusammengefasst, davon<br />
6 vom Typ Unterscheiden (UNT) und je 10 vom Typ Auswählen (AUS)<br />
bzw. Konstruieren (KON).<br />
Unter einem Minimalpaar versteht man ein Paar von Wörtern, zwischen<br />
denen ein Bedeutungsunterschied bei einem minimalen <strong>phonematische</strong>n<br />
Kontrast zwischen lediglich einem Segment des einen zu dem in der Sequenz<br />
analogen Segment eines anderen Wortes besteht. Überwiegend haben<br />
wir Minimalpaare verwendet, deren Kontrast im Initial liegt, es gibt aber<br />
auch einige AB, bei denen der Kontrast in der Wortmitte (Initial der<br />
zweiten Silbe) oder im Auslaut liegt. Abgesehen von Minimal-Paaren gibt es<br />
im Deutschen auch etliche Minimal-Tripletten, -Quartette usw. Darüber<br />
hinaus haben wir mit der Instruktion Finden Sie Reimwörter bei einigen<br />
AB über die eigentlichen Minimalpaare hinaus auch schwächere <strong>phonematische</strong><br />
Ähnlichkeiten, beruhend auf Reim (hier unterscheiden sich die Paare<br />
oft in mehr als einem Segment), einbezogen. Für viele Patienten ist diese<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 35<br />
Instruktion leichter zu verstehen und auch zu befolgen als die Aufforderung,<br />
einen Laut/Buchstaben des vorgegebenen Wortes zu ersetzen, und<br />
die eine Instruktion setzt auch einen anderen Prozess in Gang als die andere:<br />
während im letzteren Fall der Initial von der Segmentfolge abgetrennt<br />
werden muss, um neue Initiale vor die verbliebene Lautkette postieren<br />
zu können (was assoziativ-zufällig oder auch systematisch, z.B. nach<br />
dem Alphabet geschehen kann), ist das Finden von Reimwörtern<br />
(Maus/Haus) nicht notwendig mit der Auflösung der Segmentkette eines<br />
Wortes verbunden, da auch durch Clusterbildung am Wortanfang Reimpaare<br />
entstehen können (Maus/Schmaus), ebenso wie durch Weglassen des<br />
Initials (Maus/aus). Die Aufgabe, Reimpaare zu bilden, ist insgesamt einfacher<br />
zu lösen, vor allem, da die Minimalpaare eine Teilmenge der Reimwörter<br />
darstellen. Andererseits ist die Bildung von Reimen störungsspezifisch<br />
für die einen Patienten schwieriger (etwa Broca Aphasiker<br />
mit Problemen bei der Verarbeitung von Clustern), für andere naheliegender<br />
als die Bildung von Minimalpaaren (etwa Amnestiker, denen es schwerer<br />
fällt, das vorgegebene Wortmaterial aufzulösen als zu ergänzen). Der<br />
Therapeut sollte also die störungsspezifischen Reaktionen seiner Patienten<br />
entsprechend kennen/beachten und aus den von Patienten bevorzugten<br />
Strategien diagnostische und therapeutische Schlüsse ziehen.<br />
Minimalpaare sind natürlich recht unterschiedlich bezüglich ihres phonologischen,<br />
syntaktischen und semantischen Kontrasts. So können die<br />
betreffenden Laute sich in wenigen oder vielen segmentalen Merkmalen<br />
unterscheiden, die beiden Wörter ein- oder mehrsilbig, phonematisch einfach<br />
oder komplex strukturiert sein, sie können bezüglich Vorkommenshäufigkeit,<br />
Konkretheit, Wortkategorie etc. gleich, ähnlich oder distinkt sein.<br />
Während es unmöglich ist, die Stimuli bezüglich der segmentalen Merkmale<br />
zu kontrollieren, haben wir die semantischen Aspekte so weitgehend wie<br />
möglich zu kontrollieren versucht und prinzipiell den Wortkategorie-<br />
Effekt beachtet, indem einerseits Kategorienshifts fast immer ausgeschlossen<br />
sind, Minimalpaare also prinzipiell innerhalb einer Wortkategorie präsentiert/gefordert<br />
sind, andererseits das Spektrum des Kapitels nicht nur<br />
AB mit Nomina (15), sondern auch solche mit Verben (6) und Adjektiven<br />
(5) umfasst.<br />
Wenn sich die Wörter eines Minimalpaares sehr stark bezüglich ihrer Vorkommenshäufigkeit<br />
unterscheiden, haben wir bei KON-Aufgaben jeweils<br />
das niederfrequentere vorgegeben, während das höherfrequente vom Patienten<br />
zu finden ist. Minimalpaare, in denen eines der Wörter konkret, das<br />
andere abstrakt ist, haben wir gesondert behandelt, indem entweder die<br />
Konkreta oder die Abstrakta vorgegeben bzw. zu suchen sind. Ein- und<br />
mehrsilbige Stimuli haben wir im Prinzip auf unterschiedlichen AB präsentiert,<br />
sind aber, um genügend Stimuli zur Verfügung zu haben, von dieser<br />
Regel in den drei Fällen abgewichen, wo der Aspekt Abstraktheit maßgeblich<br />
war.<br />
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36 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Der phonologische Komplexitätsgrad der Stimuli auf einem AB ist als<br />
Ergebnis der Kontrolle von Wortkategorie und Silbigkeit meistens vergleichbar<br />
(Ausnahmen gibt es vor allem bei AB, wo andere als nominale<br />
Wortkategorien verwendet worden sind).<br />
Während bei den AB 2.1 bis 2.11 nominale Minimalpaare und Reimwörter<br />
durch Ersetzung des Initials entstehen, fokussieren die AB 2.12 bis 2.15 die<br />
mediale Position bei Nomina und sind deshalb als deutlich schwieriger einzustufen.<br />
In 2.16 bis 2.21 wurden nicht Nomina, sondern Verben verwendet,<br />
deren Minimalpaar- und Reimwörter wieder durch Austausch des Initials<br />
entstehen. Am Ende des Kapitels stehen drei AB (2.22 bis 2.24), in denen<br />
ausschließlich adjektivische Stimuli verwendet wurden, wobei der Fokus<br />
einmal am Wortanfang, einmal am Wortende und einmal in der Mitte<br />
(Vokal) liegt.<br />
Bei neun AB werden Stimuli noch einmal im Satzkontext präsentiert, die<br />
auch in AB mit reiner Wortverarbeitung verwendet wurden. Bei der Konstruktion<br />
der Satzkontexte haben wir darauf geachtet, dass die Satzergänzung<br />
semantisch naheliegend, aber nicht zwingend oder automatisiert ist.<br />
Die SATZ-Versionen in den Bearbeitungs-Modalitäten UNT und AUS sind<br />
besonders für Patienten mit schweren Störungsgraden geeignet, da bei ihrer<br />
Bearbeitung kein freies Schreiben und nicht unbedingt eine <strong>phonematische</strong><br />
Diskrimination der Minimalpaare erforderlich ist, sondern die Lösung<br />
der Aufgabe über semantische Routen gelingen kann. Patienten, die in der<br />
Lage sind, die SATZ-AB fehlerfrei zu bearbeiten, können demnach bei<br />
WORT-AB mit denselben Stimuli erhebliche Probleme haben. Die SATZ-AB<br />
sollten dazu dienen, bei schwer gestörten Patienten eine graphematisch/<strong>phonematische</strong><br />
Diskrimination anzubahnen, indem die Minimalpaare durch<br />
Hintereinanderschalten unterschiedlicher Bearbeitungsweisen schrittweise<br />
aus dem Satzkontext gelöst und schließlich isoliert diskriminiert werden<br />
können. Dabei kann die Verwendung verschiedener Verarbeitungsmodalitäten<br />
und Hilfsmittel sinnvoll sein, die dem jeweiligen Patienten<br />
die Diskrimination erleichtern (z.B. gleichzeitiger graphischer und<br />
auditiver Input durch den Therapeuten, lautes Lesen, Mit- und Nachsprechen<br />
der Sätze, farbiges Markieren der Anlaute, übertriebenes Artikulieren<br />
derselben, Nachlegen aus Buchstaben, Abschreiben der Minimalpaarwörter<br />
auf Kärtchen usw.). Es kann demnach für bestimmte Patienten sinnvoll<br />
sein, sich zunächst auf das Angebot der SATZ-AB zu beschränken, während<br />
bei anderen Patienten deren Verwendung eventuell ganz entfällt. Intern<br />
sind die AB der Gruppe der SATZ-AB insofern von unterschiedlichem<br />
Schwierigkeitsgrad, als nur bei drei von neun konkrete Nomina, bei einem<br />
auch abstrakte und bei je zwei AB Verben bzw. Adjektive thematisiert werden,<br />
wobei die bekannten Kategorieneffekte zu erwarten sind.<br />
Die WORT-AB sind von sehr unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, abhängig<br />
vom Bearbeitungsmodus (UNT/AUS/KON), der genauen Aufgabenstellung<br />
(ersetzen Sie den Buchstaben/finden Sie Reimwörter), sowie<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 37<br />
den genauen Eigenschaften der verwendeten und der Ziel-Stimuli (Konkretheit,<br />
Frequenz, Wortkategorie). Auf diese Aspekte wird jeweils in den<br />
Materialbeschreibungen hingewiesen.<br />
UNT MinPaare, [C...+...], N konkret 2.1<br />
Die Wurst hat eine harte Delle - Pelle<br />
In der Endposition einfacher Sätze präsentiert dieses AB ein Minimalpaar<br />
einfacher Nomina, von denen das passende markiert werden soll. Die Ziel-<br />
Stimuli sind zweisilbig und konkret und unterscheiden sich im Initial.<br />
Wegen der einfachen Durchführung, der Eigenschaften der Stimuli und der<br />
Präsentation im Satzkontext mit leicht zu identifizierenden Schlüsselwörtern<br />
ist dieses AB auch für schwer beeinträchtigte Patienten und als<br />
Einstieg in die Arbeit mit Minimalpaaren gut geeignet.<br />
Die Satz- bzw. Minimalpaarspalte des AB kann bei Bedarf abgedeckt/abgeschnitten<br />
werden, um das Wortmaterial in anderen Bearbeitungsmodalitäten<br />
zu verwenden (Laut-Schrift-Zuordnung, Lautes Lesen, Nachsprechen,<br />
Ab- oder nach Diktat schreiben, eventuell auch mündliche/schriftliche<br />
Satzergänzung). Für schwer beeinträchtigte und/oder konstruktiv-apraktische<br />
Patienten können die Minimalpaare manchmal besser<br />
in ausgeschnittener Form verwendet werden. Sinnvoll ist auch oftmals farbiges<br />
Markieren der Initiale, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren.<br />
AUS MinPaare, [C...+...], N konkret 2.2<br />
MÖWE: WE LÖ MÖ NÖ<br />
AUS MinPaare, [C...+...], N konkret 2.3<br />
NICHTE: NICH MICH TE FICH<br />
Aufgabe des Patienten ist es, die Teile eines vorgegebenen Wortes in einer<br />
randomisierten Gruppe von Silben wiederzufinden und zu markieren. Die<br />
Ziel-Stimuli (einfache, konkrete Zweisilber) müssen also in Silben zerlegt<br />
bzw. mit Silben in Übereinstimmung gebracht werden. Als Ablenker wurde<br />
einerseits die Anfangssilbe eines existierenden Minimalpaar-Wortes (LÖ/MÖ<br />
von Löwe/Möwe) gewählt, andererseits eine Silbe, die sich ebenfalls nur im<br />
initialen Segment, und zwar in nicht mehr als zwei segmentalen Merkmalen<br />
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38 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
vom Initial des Ziel-Stimulus unterscheidet, aber in keiner Kombination mit<br />
einer der drei anderen vorgegebenen Silben ein deutsches Wort ergibt<br />
(NÖ/MÖ).<br />
Der rechte und linke Teil des AB kann auch getrennt für verschiedene Aufgaben<br />
verwendet werden, z.B. für Laut-Schrift-Zuordnung (links) oder freies<br />
Konstruieren von ein oder zwei Wörtern (rechts) und vieles andere.<br />
Der freie Platz neben dem Zielitem ist ausreichend groß, um den Patienten<br />
das Wort noch einmal abschreiben zu lassen.<br />
AUS Min Paare, [C...+...],N konkret 2.4<br />
Möwe - Löwe<br />
Über dem Schiff fliegt eine Möwe .<br />
Bei der Bearbeitung dieses ABs hat der Patient jeweils ein Wort aus einem<br />
vorgegebenen Minimalpaar (gebräuchliche, konkrete zweisilbige Nomina) in<br />
einen der beiden vorgegebenen Sätze als Ergänzung einzusetzen. Es gelten<br />
dieselben Überlegungen wie bei 2.1, auch was weitere Verwendungsmöglichkeiten<br />
angeht.<br />
AUS MinPaare, [C...(+...)], N konkret/N abstrakt 2.5<br />
Dampf - Kampf<br />
Aus der Küche kommt viel Dampf .<br />
Die Bearbeitungsweise ist dieselbe wie bei 2.4, Unterschiede gibt es im<br />
verwendeten Wortmaterial. Die Minimalpaare bestehen hier jeweils aus einem<br />
konkreten und einem abstrakten Wort, was den Schwierigkeitsgrad<br />
gegenüber 2.4 erhöht. Auf diesem AB wurden Ein- und Zweisilber gemischt.<br />
Vgl. 2.1, 2.4.<br />
KON MinPaare, [C...+...], N konkret 2.6<br />
Kammer Hammer .<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 39<br />
Dieses erste KON-AB stellt nun deutlich höhere Anforderungen an den Patienten<br />
als die vorangegangenen AB. Vorgegeben sind konkrete Zweisilber,<br />
zu denen das existierende Minimalpaarwort gefunden werden soll. Bestehen<br />
Frequenzunterschiede, so erscheint das ungebräuchlichere Wort in der<br />
vorgegebenen Liste. Es gibt jeweils nur ein mögliches Zielwort, das der Patient<br />
durch Ersetzen des Initials finden soll, wobei außer einfachen Graphemen<br />
auch sch zu verwenden ist. Alle Zielwörter sind konkret und gebräuchlich.<br />
Für Patienten, die sich nur schwer vom Initial lösen können oder Probleme<br />
mit der internen Repräsentation der (unvollständigen) Buchstabenkette haben,<br />
hat sich die gleichzeitige Verwendung eines Buchstabenkastens bewährt<br />
(das vorgegebene Wort wird nachgelegt, der Initial durch systematisches<br />
Ausprobieren ausgewechselt; sollte erst in der Einzeltherapie ausprobiert<br />
werden). Bei leichter gestörten Patienten erfüllt die Vorlage eines<br />
Alphabets denselben Zweck. Die Wortliste kann für die Arbeit mit dem<br />
Buchstabenkasten darüber hinaus vielfach verwendet werden. Natürlich<br />
eignen sich die Wörter oder Paare für alle anderen Modalitäten wie auditive<br />
Vorgabe, Lesen, Abschreiben, Diktatschreiben etc.<br />
Je nach Verwendungsweise und Hilfsmitteln kann der Schwierigkeitsgrad<br />
variiert werden.<br />
KON MinPaare, [C...(+...)], N konkret/N abstrakt 2.7<br />
Dampf Kampf .<br />
KON MinPaare, [C...(+...)], N abstrakt/N konkret 2.8<br />
Recht Hecht .<br />
Die hier verwendeten Minimalpaare setzen sich aus je einem konkreten und<br />
einem abstrakten Wort zusammen. Zielwort ist in 2.7 das konkrete, in 2.8<br />
das abstrakte Wort. Es handelt sich je zur Hälfte um Ein- bzw. Zweisilber.<br />
Etliche Stimuli fanden bereits in anderen AB Verwendung. Die Gebräuchlichkeit<br />
der Wörter ist im Durchschnitt geringer als bei 2.6, was den<br />
Schwierigkeitsgrad zusätzlich erhöht .<br />
Zu allen anderen Überlegungen siehe 2.6.<br />
KON MinPaare, [C...], N 2.9<br />
Milz Pilz, Filz, ...<br />
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40 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
KON MinPaare, [C...+...], N 2.10<br />
Piste Liste, Kiste, ...<br />
KON MinPaare, [C...+...], N 2.11<br />
Puder Ruder, Luder, ...<br />
Für die vorliegenden AB haben wir Stimuli ausgesucht, zu denen mühelos<br />
mehrere reguläre Minimalpaare gefunden werden können. Darüber hinaus<br />
sind manchmal weitere Reimwörter möglich, die durch Clusterbildung<br />
(Tank/Trank, Band/Brand) entstehen. Vorgegeben sind konkrete,<br />
gebräuchliche Nomina, in der ersten Liste Ein-, in der zweiten und dritten<br />
Zweisilber. Als Zielwörter können auch Abstrakta (Gicht/Sicht) auftauchen,<br />
Wörter, die in der Schreibung von der Vorgabe abweichen (Schal/Zahl) oder<br />
u.U. auch Kategorienshifts wie Schal/schmal.<br />
Die Verwendung der Wortlisten oder der entsprechenen Paare/Tripletten<br />
etc. kann in allen denkbaren anderen Modalitäten sinnvoll sein.<br />
UNT MinPaare, [...+C...], N konkret 2.12<br />
Der Gärtner pflanzt eine Blume-Bluse<br />
Während in den bisherigen AB jeweils der Initial fokussiert wurde, haben<br />
wir in den nun folgenden vier AB Minimalpaare verwendet, bei denen die<br />
initiale Position der zweiten Wortsilbe variiert.<br />
Bei dem vorliegenden SATZ-AB, das gebräuchliche und konkrete Minimalpaare<br />
im Satzkontext vorstellt, hat der Patient die Aufgabe, die passende<br />
Satzergänzung zu markieren. Die graphematisch/<strong>phonematische</strong> Differenzierung<br />
der vorgegebenen Minimalpaar-Wörter erfordert mehr Aufmerksamkeit<br />
als bei dem bereits besprochenen parallel konstruierten AB 2.1,<br />
ansonsten gelten aber dieselben Überlegungen.<br />
AUS MinPaare, [...+C...], N konkret 2.13<br />
DÜNE: LE DÜ SE NE<br />
Dieses AB ist parallel zu den bereits bekannten 2.2 und 2.3 konstruiert, nur<br />
dass es sich bei den Stimuli um Minimalpaare mit medialem Kontrast handelt.<br />
Der Patient hat die Aufgabe, aus einer Menge von vier vorgegebenen<br />
Silben die beiden Silben auszuwählen, die das am Zeilenanfang aufgeführte<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 41<br />
Wort ergeben. Für die Eigenschaften der Stimuli und der Ablenker gilt dasselbe<br />
wie bei 2.2 und 2.3.<br />
AUS MinPaare, [...+C...], N konkret 2.14<br />
Paddel - Pappel<br />
Im Park steht eine Pappel .<br />
Parallel zu 2.4 wurde dieses AB mit Kontrast im Initial der zweiten Silbe<br />
konstruiert, das aufgrund dieser Stimulus-Eigenschaft etwas schwieriger<br />
ist. Es gelten ansonsten dieselben Überlegungen wie dort (s.a. 2.1).<br />
KON MinPaare, [...+C...], N konkret 2.15<br />
Köter Köder .<br />
Das vorliegende KON-AB bildet das Pendant zu dem bereits bekannten 2.6,<br />
ist aber aufgrund der anderen Kontrastposition (zweite Silbe) etwas<br />
schwieriger. Vorgegeben wurden gebräuchliche konkrete Nomina, z.T. mit<br />
langem, z.T. mit kurzem Vokal am Ende der ersten Silbe. Im Unterschied<br />
zu 2.6 hat der Patient oftmals mehrere Lösungsmöglichkeiten (Stufe/-<br />
Stute/Stube).<br />
Es können dieselben Hilfsmittel sinnvoll sein wie bei 2.6 (Buchstabenkasten,<br />
Alphabet). Die Stimuli sind für viele andere Aufgabenstellungen<br />
und Modalitäten verwendbar.<br />
Bei den nun folgenden sechs AB wurden jeweils Verb-Minimalpaare verwendet.<br />
Die Konstruktion ist parallel zu den bereits bekannten AB mit Nomina.<br />
Das vorliegende UNT-AB mit Minimalpaaren im Satzkontext entspricht<br />
z.B. 2.1. Die Stimuli sind gebräuchlich, von einfacher Struktur und<br />
werden infinitivisch überwiegend in Modalverb-Konstruktionen präsentiert.<br />
Abgesehen von bekannten Kategorieneffekten gelten für dieses AB dieselben<br />
Überlegungen wie für 2.1.<br />
UNT MinPaare, [C...+...], V 2.16<br />
Die Kundin will das rote Kleid taufen – kaufen<br />
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42 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
AUS MinPaare, [C...+...], V 2.17<br />
dösen: lö sö sen dö<br />
Es handelt sich um denselben Typ von AUS-AB wie 2.2, 2.3 und 2.13, nur<br />
dass hier Verben verwendet wurden. Wieder wurden die Silben zweier Minimalpaarwörter<br />
randomisiert und durch einen phonematisch kontrollierten<br />
Ablenker ergänzt. Von den vier Silben hat der Patient die beiden zu markieren,<br />
die das vorgegebene Zielitem ergeben. Zu allen übrigen Überlegungen<br />
siehe 2.2.<br />
AUS MinPaare, [C...+...], V 2.18<br />
hinken - winken<br />
Das Pferd mit dem verletzten Bein muss hinken .<br />
Dieses AUS-AB ist parallel zu 2.4, 2.5 und 2.14 konstruiert. Der Patient ist<br />
hier aufgefordert, jeweils jedes der beiden vorgegebenen Minimalpaar-Verben<br />
für den richtigen Satzkontext auszuwählen. Die Zielwörter überschneiden<br />
sich partiell mit denen vorangegangener AB und sind durchweg einfach<br />
strukturierte, konkrete, gebräuchliche Verben. Bei den Sätzen handelt es<br />
sich um verschiedene Infinitiv-Konstruktionen mit semantisch eindeutigen<br />
Schlüsselwörtern (s.a. 2.1).<br />
KON MinPaare, [C...+...], V 2.19<br />
mähen nähen .<br />
Die nun folgenden drei AB sind entsprechend der Bearbeitungsmodalität<br />
und zusätzlich aufgrund des Kategorieneffektes als schwierig einzustufen.<br />
Der Aufbau des vorliegenden AB ist bereits von 2.6/7/8 bekannt. Zu vorgegebenen<br />
Verben soll ein existierendes Minimalpaarwort gefunden werden,<br />
wobei es jeweils nur eine Möglichkeit gibt, ein "echtes" Minimalpaar-Verb<br />
im Infinitiv zu finden. Ganz auszuschließen sind aber weder Tempus-Shifts<br />
(singen/gingen etc.) noch Kategorienshifts (leiten/Zeiten). Verwendet wurde<br />
- wie bereits vorher erläutert - von unterschiedlich frequenten Wörtern<br />
eines Paares das weniger gebräuchliche in der vorgegebenen Liste, um<br />
dem Patienten die Suche nicht zusätzlich zu erschweren.<br />
Ausführliche Überlegungen unter 2.6.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 43<br />
KON MinPaare, [C...+...], V 2.20<br />
wecken lecken, decken, ...<br />
KON MinPaare, [C...+...], V 2.21<br />
lauschen rauschen, tauschen, ...<br />
Die beiden KON-AB sind deutlich einfacher als das vorangegangene, weil es<br />
jeweils mehrere Möglichkeiten gibt, zu den vorgegebenen Verben Minimalpaarwörter<br />
oder andere Reimwörter zu finden. Kategorienshifts können<br />
auch hier nicht ganz ausgeschlossen werden (hegen/Degen). Die AB sind<br />
parallel zu den bereits bekannten AB 2.9/10/11 mit Nomina konstruiert,<br />
wegen des Kategorieneffekts aber deutlich schwieriger.<br />
Die Worttripletten/quartette, die zu der vorgegebenen Liste gebildet werden<br />
können, eignen sich für die Verwendung in allen denkbaren Sprachverarbeitungs-Modalitäten,<br />
vor allem für die Laut-Schrift-Zuordnung, für<br />
Lautes Lesen, Nachsprechen, Nachlegen, Ab- bzw. auf Diktat schreiben<br />
usw. Alle diese Verwendungsarten können - abhängig vom individuellen<br />
Störungsbild und vom beabsichtigten Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung<br />
- angezeigt und sinnvoll sein.<br />
Die letzten fünf AB des Minimalpaar-Kapitels haben Adjektive zum Gegenstand,<br />
eine Wortkategorie, deren Verarbeitung schwieriger ist als die der<br />
zuvor verwendeten Nomina und Verben. Präsentiert werden sie in den vorliegenden<br />
drei Fällen allerdings in Form lexikalischer Entscheidungsaufgaben<br />
als UNT-AB. Trotzdem sollten diese AB nur Verwendung finden bei Patienten,<br />
die keine prinzipiellen Probleme speziell mit dem Verständnis von<br />
Adjektiven haben.<br />
UNT MinPaare, [C(C)(C)...], A 2.22<br />
groß-broß-bloß-froß-gloß<br />
UNT MinPaare, [...C(C)(C)], A 2.23<br />
steil-steich-steif-steib-steisch<br />
UNT MinPaare, [...V...(+...)], A 2.24<br />
blond-blund-blind-bland-blend<br />
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44 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Unter fünf vorgegebenen Graphemketten soll der Patient jeweils die beiden<br />
lexikalisierten Wörter herausfinden und markieren. Die verwendeten Adjektive<br />
sind im Fall von 2.22 und 2.23 jeweils einsilbig, von unterschiedlich<br />
komplexer Struktur und überwiegend gebräuchlich.<br />
Bei den Stimuli von 2.22 handelt es sich um Wortpaare, die sich am Wortanfang<br />
unterscheiden, also um Reimwörter. Die drei Ablenker wurden systematisch<br />
anhand des Phonem/Graphem-Bestands der Zielwörter als legale<br />
Neologismen konstruiert. Ebenso verhält es sich mit den Ablenkern bei<br />
2.23. Hier unterscheiden sich die beiden Zielwörter allerdings nicht am<br />
Wortanfang, sondern im Auslaut des Wortes.<br />
Bei 2.24 besteht der Kontrast zwischen den beiden Ziel-Stimuli im Wortakzent-tragenden<br />
Vokal. Bei den Ablenkern wurde ebenfalls die Vokalposition<br />
variiert.<br />
Die lexikalischen Entscheidungsaufgaben sollten auch mit auditivem Input<br />
bearbeitet werden. Zur Verdeutlichung und Sicherung des Wortverständnisses<br />
kann es wichtig sein, die Zielwörter in Satzkontexte zu stellen - s.<br />
2.25, 2.26.<br />
AUS MinPaare, [...C(C)], A 2.25<br />
reich - reif<br />
Diese Äpfel werden im September reif .<br />
AUS MinPaare, [...C(C)(C)], A 2.26<br />
hoch - hohl<br />
Der Turm des Ulmer Münsters ist sehr hoch .<br />
Der Aufbau der beiden AB ist von den Pendants mit Nomina und Verben<br />
(z.B. 2.4 und 2.18) bekannt. Im vorliegenden Fall wurden die in dem UNT-<br />
AB 2.23 verwendeten adjektivischen Minimalpaare (der Kontrast liegt am<br />
Wortende) noch einmal verwendet und sollen vom Patienten in die richtigen<br />
Satzkontexte gestellt werden (s. 2.23 und 2.4).<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 45<br />
3 Cluster und andere Konsonantenverbindungen<br />
Das Kapitel thematisiert die Verarbeitung von Konsonantenverbindungen<br />
innerhalb von Silben (Clustern) und über Silbengrenzen hinweg (andere<br />
Konsonantenverbindungen). Die Arbeitsblätter sind wiederum nach Verarbeitungsmodalität<br />
variiert - es gibt Unterscheiden-, Auswählen- und Konstruieren-Versionen.<br />
In den Unterscheiden-Versionen geht es darum,<br />
Grammatikalitätsunterschiede zwischen Wörtern mit Konsonantenverbindungen<br />
und daraus durch Tilgung oder Hinzufügung von Konsonanten<br />
abgeleitete legale Neologismen zu erkennen. Solche durch Tilgung oder<br />
Hinzufügung veränderte Konsonantenverbindungen sind eine häufige Form<br />
<strong>phonematische</strong>r Paraphasien. In<br />
den Auswählen-Arbeitsblättern<br />
Wort<br />
wird die Verarbeitung einer Konsonantenverbindung<br />
dadurch the-<br />
σ σ<br />
matisiert, dass Elemente aus einer<br />
Auswahlmenge in einen Wortkon- C C V C C V<br />
text einzusetzen sind, und in den<br />
Konstruieren-Arbeitsblättern sind<br />
[b] [R] [i] [l] [e]<br />
Konsonantenverbindungen teilweise<br />
oder vollständig in Wortkon-<br />
[b] [i] [l] [e]<br />
texten frei zu ergänzen.<br />
C V C C V<br />
Paraphasische Veränderungen von<br />
Konsonantenverbindungen sind<br />
nicht auf die segmentale Ebene<br />
beschränkt, sondern betreffen<br />
immer auch die silbenstrukturelle<br />
Ebene von Wörtern - hierin unterscheidet<br />
sich das vorliegende Ka-<br />
σ σ<br />
Wort<br />
Phonologische Struktur von Brille und der <strong>phonematische</strong>n<br />
Paraphasie Bille (vgl. Wiese 1988)<br />
pitel von den Kapiteln Segmentale Merkmale und Minimalpaare, in denen<br />
ausschließlich segmentale Kontraste thematisiert wurden. Die Hinzufügung<br />
oder Tilgung von Konsonanten im Kontext von Konsonantenverbindungen<br />
wie z.B. in Rille-*Bille-Brille (Arbeitsblatt 3.1) führt immer zu einer einfacheren<br />
oder komplexeren Silbenstruktur.<br />
Die zu verarbeitenden Konsonantenverbindungen sind systematisch nach<br />
silben- und wortstrukturellen Kontexten variiert. Sie kommen vor<br />
• in der initialen Position einsilbiger bzw. zweisilbiger Wörter (Brille-*Bille,<br />
Schnabel-Nabel; [CL...(+...)]<br />
• in der finalen Position einsilbiger Wörter (Mond-*Mod; [...CL])<br />
• in der medialen Position zweisilbiger Wörter als Konsonantenverbindung<br />
über die mittlere Silbengrenze hinweg (Ginster-*Ginter; [...CC+C...])<br />
• in der initialen Position des ersten oder zweiten Nominalbestandteils von<br />
Komposita (Traubensaft-*Taubensaft; [[CL...]+[...]] / Bügelbrett-*Bügelbett;<br />
[[...]+[CL...]])<br />
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46 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Kontrolliert wurden die Arbeitsblätter des Kapitels darüber hinaus nach folgenden<br />
Aspekten:<br />
• syntaktische Kategorie (in der Regel Nomina, zwei Arbeitsblätter mit<br />
Verben und zwei mit Adjektiven)<br />
• Konkretheit (in der Regel konkrete Nomina)<br />
• Frequenz (möglichst hochfrequente Wörter)<br />
• Wortakzent (bei zweisilbigen Wörtern auf der ersten Silbe)<br />
• Orthographie (möglichst einfach)<br />
UNT Cluster, [CL...(+...)], N 3.1<br />
Rille-Bille-Brille<br />
Bei diesem UNT-Arbeitsblatt kommt es darauf an, aus einer Triplette ähnlicher<br />
Stimuli (sie unterscheiden sich nur im Initial/initialen Cluster) eine lexikalische<br />
Entscheidung zu treffen. Zu markieren sind jeweils zwei Stimuli:<br />
derjenige mit initialem Cluster (Glocke) sowie einer der beiden durch Tilgung<br />
eines Clusterbestandteils daraus abgeleiteten Stimuli (Locke). Beim<br />
zweiten, durch Tilgung des anderen Clusterbestandteils entstandenen Item<br />
handelt es sich um einen legalen Neologismus (Gocke). Verwendet wurden<br />
für dieses AB ein- und zweisilbige, möglichst geläufige und konkrete Nomina.<br />
Eine erfolgreiche Bearbeitung verlangt - bedingt auch durch die große visuelle<br />
Ähnlichkeit der Tripletten - eine genaue sequentielle Bearbeitung des<br />
Inputs.<br />
UNT Konsonantenverbindung, [...CC+C...], N 3.2<br />
Ginter-Ginster-Ginser<br />
Das Arbeitsblatt enthält Tripletten zweisilbiger Nomina mit Konsonantenverbindungen<br />
über die mittlere Silbengrenze hinweg: Gins+ter, Förs+ter,<br />
Pols+ter etc. Eine grammatische Wortform ist jeweils von zwei ungrammatischen<br />
Wortformen zu unterscheiden, in denen die Konsonantenverbindung<br />
durch Auslassung eines der Konsonanten vereinfacht wurde.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 47<br />
UNT Cluster, [...CL], N 3.3<br />
Mod-Mon-Mond<br />
UNT Cluster, [...CL], N 3.4<br />
Jagd-Jad-Jag<br />
UNT Cluster, [...CL], N 3.5<br />
Herbt-Herst-Herbst<br />
Auch bei diesen drei AB wurden wieder Tripletten zur lexikalischen Entscheidung<br />
vorgegeben. Verwendet wurden hier aber einsilbige Nomina mit<br />
einem aus zwei (3.3 und 3.4) oder mehr (3.5) Konsonanten bestehenden<br />
End-Cluster. Diese müssen jeweils markiert werden im Kontrast mit den<br />
ungrammatischen, durch Tilgung eines der Clusterbestandteile entstandenen<br />
Neologismen (Mod - Mon - Mond). Die Wortstruktur stand bei der<br />
Auswahl der Wörter im Vordergrund, so dass auch weniger gebräuchliche<br />
(Balg) und bei 3.5 auch einige abstrakte Nomina (Furcht) mit aufgenommen<br />
wurden.<br />
UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.6<br />
Bügelbett-Bügelbrett-Ehebett-Ehebrett<br />
Bei diesem AB geht es um den Kontrast zwischen Wörtern, von denen eines<br />
ein initiales Cluster enthält (Brett, Strand, Krampf), das andere durch<br />
Tilgung daraus abgeleitet werden kann (Bett, Stand, Kampf), die aber beide<br />
existieren. Diese Wortpaare wurden jeweils als erster oder zweiter Teil<br />
eines Kompositums verwendet (Bügelbrett/Ehebett, Standlicht/Strandkorb).<br />
Durch Vertauschung der Kompositabestandteile entstanden parallele<br />
ungrammatische Formen (Bügelbett, Ehebrett). Zu bearbeiten sind also<br />
jeweils Wortquartette, bei denen zwei grammatische von zwei ungrammatischen<br />
Wortformen zu unterscheiden sind. Dadurch, dass alle Komposita-<br />
Bestandteile lexikalisierte Wortformen sind, verlangt eine erfolgreiche Bearbeitung<br />
eine genaue sequentielle Abarbeitung der Graphem-<br />
/Phonemkette mit Fokus auf den initialen Clustern.<br />
Der Schwierigkeitsgrad dieses AB ist wesentlich höher als der der vorangegangenen,<br />
zum einen, weil es sich um Quartette, nicht Tripletten handelt,<br />
zum zweiten, weil lange und komplexe Wörter zu bearbeiten sind, und vor<br />
allem aufgrund dessen, dass bei der lexikalischen Entscheidung sequentielle<br />
Aspekte, auch bezüglich der Kombination der zwei Nominalbestandteile,<br />
eine entscheidende Rolle spielen.<br />
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48 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Die hier verwendeten Wortpaare eignen sich - als Simplizia oder Komposita-<br />
für vielerlei Aufgaben quer durch laut - und schriftsprachliche Modalitäten,<br />
z.B. Nachlegen oder frei Zusammensetzen aus Buchstaben, durch<br />
Tilgung/Hinzufügung auseinander Ableiten, Diktatschreiben, Nachsprechen,<br />
laut Lesen, Buchstabieren usw.<br />
Siehe auch 3.7 bis 3.9.<br />
UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], Vereinfachung, N Komp 3.7<br />
Brandherd richtig-falsch<br />
UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], Vereinfachung, N Komp 3.8<br />
Schachtfest richtig-falsch<br />
UNT Cluster, [[...]+[CL...]], Hinzufügung, N Komp 3.9<br />
Ziegenblock richtig-falsch<br />
Für eine anders aufbereitete UNT-Aufgabe (Grammatikalitätsbeurteilung<br />
einzelner Stimuli) wurden vergleichbare (z.T. identische, aber neu kombinierte)<br />
Wortpaare (Band-/Brand-) wie in 3.6 verwendet und wieder als Bestandteile<br />
für grammatische und ungrammatische Komposita (Bandblase/Brandherd)<br />
kombiniert. Jedes dieser Komposita ist einzeln nach seiner<br />
Grammatikalität zu beurteilen, ohne dass wie in 3.6 ein direkter Vergleich<br />
zwischen Wortpaaren möglich ist, da die Stimuli randomisiert wurden. Im<br />
Fall von 3.7 und 3.8 ist immer dasjenige Kompositum eines verwendeten<br />
Wortpaares ungrammatisch, bei dem das initiale Cluster vereinfacht wurde<br />
(Bandblase), das andere ist grammatisch (Brandherd), während im Fall<br />
von 3.9 dasjenige ungrammatisch ist, das durch Hinzufügung eines Konsonanten<br />
zum einfachen Initial (Ziegenblock) entsteht, während das andere<br />
als richtig zu bewerten ist (Rehbock) .<br />
Störungsspezifische Aspekte und Begleitstörungen (Gedächtnis, Apraxie)<br />
können eine Rolle bei der Frage spielen, ob ein AB wie 3.6 oder eines wie<br />
3.7-3.9 für den jeweiligen Patienten einfacher ist. Es gibt Patienten, für die<br />
der direkte Kontrast bzw. Vergleich hilfreich ist, für andere ist die gleichzeitige<br />
Bearbeitung von vier komplexen Stimuli zu belastend für den Arbeitsspeicher.<br />
Außerdem gibt es Patienten, die mit der richtig/falsch-Unterscheidung<br />
oder dem in Übereinstimmung bringen von Zeilen und Spalten<br />
z.B. wegen apraktischer Begleitstörungen Probleme haben. Siehe auch 3.6.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 49<br />
AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.10<br />
Topf-/Tropf-: Topf deckel Tropf stein<br />
AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.11<br />
Back-/Brack-: Brack wasser Back ofen<br />
AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp, N abstrakt 3.12<br />
Fecht-/Flecht-: Fecht kampf Flecht werk<br />
Dieselben bzw. vergleichbare Stimuli (s. 3.6 bis 3.9) haben wir noch einmal,<br />
diesmal für AUS-Aufgaben, verwendet. Bei diesen AB wird der Kontrast<br />
zwischen dem Item mit initialem Cluster und dem ohne in den Mittelpunkt<br />
der Aufmerksamkeit gestellt. Das Wortpaar als Ganzes (Topf-/Tropf-<br />
)wird vorgegeben und jedes dieser Wörter soll vom Patienten einem zweiten<br />
Nominalbestandteil (__deckel/__stein) korrekt zugeordnet werden. Es<br />
sind also jeweils vier Wörter zu zwei Komposita zu kombinieren.<br />
Während bei 3.10 und 3.11 nur konkrete Wörter verwendet wurden, ist bei<br />
3.12 mindestens eines der beiden Komposita abstrakt (Krampfanfall, Planquadrat),<br />
manche Wortbedeutungen beruhen auf nichtwörtlicher Wortverwendung<br />
(Stumpfsinn, Schlussstrich). 3.12 ist deshalb deutlich schwieriger<br />
als die beiden anderen AB.<br />
Siehe auch 3.6 bis 3.9.<br />
AUS Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.13<br />
-band/-brand: Sonnen brand Geschenk band .<br />
AUS Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.14<br />
-kasse/-klasse: Schul klasse Einkaufs kasse .<br />
Wie 3.10 bis 3.12, nur mit Komposita, in die nicht der erste, sondern der<br />
zweite Teil des Kompositums einzusetzen ist.<br />
Siehe 3.6 bis 3.12.<br />
AUS Cluster, [CL...+...], N 3.15<br />
Pfl/Str/Spr: Pfl aume<br />
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50 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
Im Unterschied zu den bisherigen AB dieses Kapitels, bei denen die Bestandteile<br />
von Clustern durch Zerlegung thematisiert wurden, soll bei diesem<br />
AB ein ganzes initiales Cluster (Pfl- / Br- / Schn-) in einen Wortkontext<br />
eingesetzt werden. Aus jeweils drei vorgegebenen Clustern, deren Lautmaterial<br />
möglichst ähnlich ist, soll dasjenige ausgewählt werden, das in den<br />
vorgegebenen Wortkontext paßt. Zielwörter sind konkrete, hochfrequente<br />
Nomina (Simplizia) mit den unterschiedlichsten im Deutschen wortinitial<br />
möglichen Clustern.<br />
Die Zielwörter können bei vielen weiteren Aufgabenstellungen in unterschiedlichen<br />
laut- und schriftsprachlichen Modalitäten Verwendung finden,<br />
insbesondere eignen sie sich für Nachsprechen, lautes Lesen, Abschreiben,<br />
Zusammensetzen oder Schreiben nach Diktat.<br />
Den Schwierigkeitsgrad des AB kann man herabsetzen, indem von Patienten,<br />
die nicht (ab-)schreiben können, nur das Markieren des ausgewählten<br />
Clusters verlangt wird.<br />
AUS Cluster, [CL...], N 3.16<br />
Fleisch: F l eisch<br />
AUS Kons.verb., [...C+C...], N 3.17<br />
Perle: Pe r le<br />
AUS Kons.verb., [...C+C...], N 3.18<br />
Mantel: Man t el<br />
AUS Cluster, [...CL], N 3.19<br />
Filz: Fil z .<br />
Bei diesen vier AUS-AB sind Wörter mit Konsonantenverbindungen in unterschiedlichen<br />
Wortpositionen vorgegeben: Cluster in wortinitialer Position<br />
bei 3.16 (Fleisch), silbenübergreifende Konsonantenverbindungen in medialer<br />
Position bei 3.17 (Per+le) und 3.18 (Man+tel) und Wort-Endcluster<br />
bei 3.19 (Filz). Jedes Wort ist kombiniert mit einem Wortkontext, der durch<br />
Auslassung eines Konsonanten der Konsonantenverbindung (F__eisch/-<br />
Pe__le/Man__el/Fil__) abgeleitet wurde, wobei die Auslassung durch eine<br />
Lücke kenntlich gemacht ist. Die vorgegebenen Wörter sollen abgeschrieben<br />
und die in den Wortkontexten ausgelassenen Konsonanten ergänzt<br />
werden.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 51<br />
Abgesehen von den produktiven Bearbeitungsanforderungen sind die vorliegenden<br />
AB wegen der linguistischen Eigenschaften der verwendeten Stimuli<br />
einfach und auch für schwer beeinträchtigte Patienten verwendbar.<br />
Während Abschreiben allein oft keine Wirkung zeigt, da eine tiefere sequentielle<br />
Berechnung des Stimulus ausbleiben kann, führt die Aufgabe in<br />
der vorliegenden Form zu einer Isolierung bestimmter kritischer Grapheme/Phoneme<br />
und damit zu einer besseren Durchgliederung des Wortes.<br />
Die Stimuli sollten parallel unbedingt in lautsprachlichen Modalitäten verwendet<br />
werden und eignen sich für vielerlei Aufgabenstellungen.<br />
KON Cluster, [CL...], N 3.20<br />
G r af<br />
KON Cluster, [CL...+...], N 3.21<br />
K r agen<br />
KON Kons.verb., [...C+C...], N 3.22<br />
Ka n te<br />
KON Kons.verb., [...C+C...], N 3.23<br />
Man t el<br />
KON Cluster, [...CL], N 3.24<br />
Mon d .<br />
Fünf Konstruieren-Arbeitsblätter, in denen Cluster bzw. Konsonantenverbindungen<br />
in unterschiedlichen wortstrukturellen Positionen durch jeweils<br />
einen Konsonanten zu ergänzen sind. 3.20 enthält einsilbige, 3.21 zweisilbige<br />
Nomina mit initialem Cluster (G__af, K___agen), 3.22 und 3.23 zweisilbige<br />
Nomina mit medialer Konsonantenverbindung über die Silbengrenze<br />
hinweg, wobei in 3.22 der erste und in 3.23 der zweite Konsonant zu ergänzen<br />
ist (Ka___+te, Man+___el); 3.24 enthält einsilbige Nomina mit<br />
Cluster am Wortende (Mon___). Die konkreten, geläufigen Nomina wurden<br />
so ausgewählt, dass die kombinatorische Variationsbreite von deutschen<br />
Clustern und Konsonantenverbindungen erfaßt werden konnte.<br />
Entsprechend den produktiven Verarbeitungsanforderungen sind diese AB<br />
als schwierig einzustufen. Vor der selbständigen schriftsprachlichen Ver-<br />
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52 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
wendung steht oftmals sinnvollerweise eine gemeinsame Bearbeitung, bei<br />
der der Therapeut gleichzeitig den entsprechenden auditiven Input hinzufügt,<br />
das Wort quasi "diktiert" und Hilfsmittel zur Isolierung des Ziellautes/graphems<br />
gibt.<br />
Wie immer können und sollen auch hier wieder die Stimuli in vielen anderen<br />
Aufgabenstellungen und Modalitäten verwendet werden.<br />
KON Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.25<br />
Sch l angenleder<br />
KON Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.26<br />
Gummisch l auch<br />
Zwei Konstruieren-Arbeitsblätter mit Komposita, in denen ein Cluster am<br />
Anfang des ersten oder zweiten Wortteils vorkommt. Der letzte Konsonant<br />
des Clusters ist jeweils ausgelassen worden und soll ergänzt werden. Verwendet<br />
wurden jeweils alle im Deutschen möglichen initialen Cluster am<br />
Beginn des ersten bzw. zweiten Nominalbestandteils.<br />
KON Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.27<br />
Schw einebraten<br />
KON Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.28<br />
Ordens schw ester<br />
Zwei Arbeitsblätter mit Komposita, bei denen das gesamte Cluster am Anfang<br />
des ersten bzw. am Anfang des zweiten Wortteils zu ergänzen ist. Variationsbreite<br />
der Cluster wie in 3.25/26.<br />
AUS Cluster, [CL...+...], V 3.29<br />
reiben/schreiben: einen Brief schreiben einen Apfel reiben .<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 53<br />
AUS Cluster, [CL...+...], V 3.30<br />
fechten/flechten: mit dem Degen fechten Zöpfe flechten .<br />
Zwei Auswählen-Arbeitsblätter mit Verben, die in den Kontext einer Verbalphrase<br />
einzusetzen sind. Eines der Verben enthält ein wortinitiales Cluster,<br />
das andere ist durch Clustervereinfachung abgeleitet, ist aber gleichwohl<br />
eine grammatische Wortform (schreiben-reiben).<br />
AUS Cluster, [CL...], A 3.31<br />
bl/br: bl ond<br />
Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit Adjektiven, in denen ein wortinitiales<br />
Cluster zu ergänzen ist. Vorgegeben sind zwei ähnliche Konsonantenverbindungen,<br />
von denen die richtige auszuwählen ist (brond/blond).<br />
Das AB ist wegen des Wortkategorie-Effektes als schwierig einzustufen und<br />
sollte nur Patienten angeboten werden, die keine herausragenden Schwierigkeiten<br />
mit Adjektiven oder mit der Berechnung von Ketten ohne Initial<br />
haben.<br />
KON Cluster, [CL...], A 3.32<br />
b l ond<br />
Ein Konstruieren-Arbeitsblatt mit Adjektiven, die ein wortinitiales Cluster<br />
enthalten. Frei zu ergänzen ist der letzte Konsonant des Clusters. Es besteht<br />
tatsächlich nur die Wahl zwischen den Segmenten [l]-[R]-[n]-[m]-<br />
[v], die eventuell zusätzlich vorgegeben werden können, um die Lösung zu<br />
erleichtern.<br />
4 Sequenzierung<br />
Das Kapitel Sequenzierung enthält 29 Arbeitsblätter unterschiedlicher Bearbeitungsmodalität,<br />
die die segmentale bzw. silbenstrukturelle Sequenzierung<br />
von Wörtern thematisieren. Die schnelle Verarbeitung der lautlichen<br />
Form von Wörtern - z.B. beim lauten Lesen - ist nicht segmental-se-<br />
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54 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
quentiell, sondern basiert normalerweise auf einer automatisierten lexikalischen<br />
Aktivierung von graphematischen bzw. phonologischen Wortformen.<br />
Die sequentielle Verarbeitung über Korrespondenzregeln unterstützt die<br />
Prozesse der lexikalischen Aktivierung von Wortformen - z.B. beim lauten<br />
Lesen längerer Wörter, die nicht simultan wahrgenommen werden können.<br />
Aphasisch-phonologische <strong>Störungen</strong> können zu einer pathologischen Bevorzugung<br />
der lexikalischen bzw. einzelheitlich-sequentiellen Verarbeitung<br />
führen.<br />
Veränderungen der Wortsequenzierung<br />
können die Relation segmentale<br />
Struktur/Silbenstruktur,<br />
aber auch die Silbenstruktur<br />
selbst betreffen. Eine <strong>phonematische</strong><br />
Paraphasie der Form Sünde<br />
� *Dünse (AB 4.5) verändert<br />
nicht die CV-Schicht des Wortes,<br />
d.h. die Silbenstruktur, sondern<br />
nur die Zuordnung der Segmente<br />
[z], [ü] etc. zu den C- und V-<br />
Positionen der beiden Silben,<br />
während eine Paraphasie der<br />
Form Kabel � *Klabe (AB 4.1)<br />
auch die Silbenstruktur modifiziert.<br />
Das vorliegende Kapitel enthält<br />
wiederum Arbeitsblätter in unterschiedlichen Bearbeitungsmodalitäten: Unterscheiden,<br />
Auswählen, Konstruieren. Verwendet wurden einfache und<br />
komplexe Nomina (Komposita), die nach Konkretheit (in der Regel konkret),<br />
Frequenz (möglichst hochfrequent), Wortakzent (bei einfachen Nomina<br />
auf der ersten Silbe) und Orthographie (möglichst einfach) kontrolliert<br />
wurden.<br />
Die vier letzten Arbeitsblätter thematisieren alphabetisches Sequenzieren.<br />
Obwohl die alphabetische Ordnung von Buchstaben einer Sprache auf den<br />
ersten Blick rein äußerlichen Charakter zu haben scheint, ist die Fähigkeit<br />
alphabetischen Sequenzierens zumindest aus kompensatorischen Gründen<br />
hilfreich und wichtig, indem sie eine systematische Abarbeitung des mentalen<br />
Wortspeichers unter Verwendung eines lautlichen Kriteriums erlaubt.<br />
Wenn ein auditiver (visueller) Input mit einem mentalen Lexikoneintrag in<br />
Übereinstimmung gebracht werden soll, müssen entsprechende Kohorten -<br />
möglicherweise analog zur Suche in einem alphabetisch sortierten Wörterbuch<br />
- systematisch abgearbeitet werden.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />
Wort<br />
σ σ<br />
C V C C V C<br />
[k] [a:] [b] [e] [l]<br />
[k] [l] [a:] [b] [e]<br />
C C V C C V<br />
σ σ<br />
Wort<br />
Phonologische Struktur von Kabel und der <strong>phonematische</strong>n<br />
Paraphasie Klabe (vgl. Wiese 1988)
MATERIALBESCHREIBUNGEN 55<br />
UNT Sequenzierung, [CC...+...__]/[...__...+...C], N 4.1<br />
Kabel - Klabe<br />
UNT Sequenzierung, [CC...+...__]/[...__...+...C], N 4.2<br />
Biller – Brille<br />
Die ersten beiden Arbeitsblätter des Kapitels enthalten zweisilbige Wort/-<br />
Nicht-Wort-Paare, die nach Grammatikalität beurteilt werden sollen (Unterscheiden).<br />
Die ungrammatischen Wortformen wurden durch Umstellung<br />
des Endkonsonanten der zweiten Silbe in die erste Silbe (Ka+bel-*Kla+be;<br />
Ho+bel-*Hol+be) oder umgekehrt durch Umstellung des zweiten Konsonanten<br />
der ersten Silbe in die Endposition der zweiten Silbe (Kna+be-<br />
*Ka+ben; Lar+ve-*La+ver) abgeleitet. Die entstandenen Pseudowörter<br />
sind legale Neologismen.<br />
Wie an anderer Stelle bereits mehrfach ausgeführt, eignen sich auch die in<br />
diesen und den folgenden UNT-AB verwendeten Wörter für vielerlei Aufgabenstellungen<br />
quer durch die Modalitäten. Für die Verbesserung sequentieller<br />
Fähigkeiten haben sich insbesondere rezeptives und produktives<br />
Buchstabieren und das Zusammensetzen von Wörtern (mithilfe eines Buchstabenkastens)<br />
ohne oder mit auditiver Vorgabe des Zielwortes bewährt.<br />
Natürlich sind auch Nachsprechen, Schreiben, Laut-Schrift-Zuordnung etc.<br />
sinnvoll.<br />
UNT Sequenzierung, [C(C)__VCL], N 4.3<br />
Durst - Drust<br />
Im Gegensatz zu den beiden vorherigen AB wurden für diese lexikalische<br />
Entscheidungsaufgabe einsilbige Stimuli ausgewählt. Alle Wörter haben ein<br />
Auslaut-Cluster, alle Pseudowörter ein wortinitiales Cluster, das durch Antizipation<br />
eines der Konsonanten vom Wortende an den Wortanfang konstruiert<br />
wurde (Durst/Drust).<br />
Die phonologische Kontrolle hatte hier den Vorrang über die semantische,<br />
so dass wir auch abstrakte und weniger gebräuchliche Stimuli verwendet<br />
haben, wodurch der Schwierigkeitsgrad gegenüber 4.1 und 4.2 erhöht ist.<br />
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56 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
UNT Sequenzierung, [CLV__...], N 4.4<br />
Spurch - Spruch<br />
Wie 4.3 (siehe dort), nur mit Clustern am Wortanfang und Konsonantenumstellungen<br />
nach rechts hinter den Vokal beim Pseudowort.<br />
UNT Sequenzierung, [...+...], N 4.5<br />
Dünse - Süden - Endüs - Nüdes - Sünde<br />
UNT Sequenzierung, [...+...], N 4.6<br />
Holbe - Bohle - Lohbe - Blohe - Hobel<br />
Zwei Arbeitsblätter, in denen jeweils fünf Wörter bzw. Pseudowörter zu unterscheiden<br />
sind: zwei zweisilbige Nomina, die durch Permutation der<br />
Segmentreihenfolge auseinander ableitbar sind, also Anagramme (Süden-<br />
Sünde), und drei ungrammatische Permutationsvarianten. Die Arbeitsblätter<br />
enthalten auch einige abstrakte Nomina.<br />
Das Überblicken von fünf gleichzeitig präsentierten Stimuli fällt manchen<br />
Patienten schwer, doch bieten diese AB gerade wegen dieses Aufbaus die<br />
Möglichkeit, gute Ergebnisse bei den vorherigen AB dieses Kapitels zu überprüfen,<br />
bei denen die Zufallstrefferquote hoch ist. Viele Patienten werden<br />
(die Instruktion wurde bewußt offen formuliert) vielleicht zunächst nur<br />
eines der beiden Anagramm-Wörter finden und sollten dann - z.B. mithilfe<br />
eines Buchstabenkastens - auf die Umstellungsoperation hingewiesen werden.<br />
UNT Sequenz., [[CL...]+[C__...]]/[[C__...]+[CL...]], N Komp 4.7<br />
Blechbüchse - Bechblüchse<br />
Die lexikalische Entscheidung ist hier zwischen zwei Wortformen zu treffen,<br />
die sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Komposita der Struktur,<br />
dass eines der beiden Teilwörter über ein initiales Cluster verfügt (jeweils<br />
X[l]-oder X[R]-), das andere über einen einfachen Initial (Blechbüchse,<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 57<br />
Kinderstrumpf), sind kontrastiert mit abgeleiteten Pseudowörtern, bei denen<br />
der entsprechende Konsonant ([R] oder [l]) in die Initialposition des<br />
anderen Wortteils verschoben wurde (Bechblüchse, Krinderstumpf). Die<br />
Pseudowörter sind analog zu Antizipationen und Reiterationen bei Versprechern<br />
und <strong>phonematische</strong>n Paraphasien konstruiert, indem ein Segment<br />
aus einem tatsächlichen initialen Cluster heraus in eine potentielle initiale<br />
Clusterposition hinein verschoben wird.<br />
Die Ähnlichkeit zwischen Wort und Pseudowort erzwingt eine einzelheitliche,<br />
sequentielle Abarbeitung der Stimuli. Unterstützend wirkt für manche<br />
Patienten der gleichzeitige auditive und visuelle (graphematische) Input.<br />
Hilfreich kann es für manche Patienten auch sein, wenn sie die beiden<br />
Wortformen so lange vergleichen, bis sie den kritischen Buchstaben markieren<br />
können. Ebenfalls nützlich kann das Nachvollziehen der Graphemverschiebung<br />
durch Nachlegen (Buchstabenkasten) sein.<br />
Selbstverständlich eignen sich die Wörter für die Verwendung in anderen<br />
Modalitäten/Aufgabenstellungen in Einzel- und Gruppentherapie.<br />
AUS Sequenzierung, [C...+...]/[...V...+...]/[...+C...]/[...+...C], N 4.8<br />
Käfer: K äfer, Besen: Be s en<br />
AUS Sequenzierung, [C...+...]/[...V...+...]/[...+C...]/[...+...C], N 4.9<br />
Wagen: W a gen, Jäger: Jäge r .<br />
Bei diesen auch für schwer beeinträchtigte Patienten geeigneten AUS-AB ist<br />
eine Liste mit einfachen, gleich strukturierten zweisilbigen Nomina (offene+geschlossene<br />
Silbe CV+CVC) vorgegeben. Jedes Wort ist kombiniert<br />
mit seinem Wortkontext, der durch Auslassung eines Segments in wechselnden<br />
Positionen abgeleitet wurde, nämlich in der ersten C-Position des<br />
Wortes (Käfer), der V-Position der ersten Silbe (Hügel), der ersten C-Position<br />
der zweiten Silbe (Besen) oder der letzten C-Position des Wortes (Gabel).<br />
Die vorgegebenen Wörter sind zunächst abzuschreiben, anschließend<br />
sollen die in den Wortkontexten ausgelassenen und durch Striche markierten<br />
Segmente - ggf. auf der Grundlage eines Vergleichs der Wortkontexte<br />
mit den Wortvorgaben - ergänzt werden.<br />
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58 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
AUS Sequenzierung, [...+...__VC]/[...+...CV__], N 4.10<br />
le/el: Zieg el .<br />
Bei diesem AB liegt das Augenmerk speziell auf den Auslaut-Positionen einfacher<br />
Nomina, die auf -er/-re, -el/-le, -en/-ne enden. Erfahrungsgemäß<br />
kommt es hier häufig zu Fehlleistungen.<br />
Es handelt sich um ein AB des Auswählen-Typs: der Patient hat jeweils die<br />
richtige Abfolge der beiden vorgegebenen Wort-Enden auszuwählen und an<br />
den vorgegebenen Wortkontext anzuhängen.<br />
KON Sequenzierung, � [CV+CV], N 4.11<br />
F-S-A-O: SOFA<br />
KON Sequenzierung, � [CV+CVC], N 4.12<br />
B-N-S-E-E: BESEN<br />
KON Sequenzierung, � [CVC+CVC], N 4.13<br />
A-T-L-E-N-M: MANTEL<br />
KON Sequenzierung, � [CV+CV+CV], N 4.14<br />
T-E-M-O-T-A: TOMATE<br />
Bei diesen vier Konstruieren-Arbeitsblättern hat der Patient die Aufgabe,<br />
bei Vorgabe randomisierter Graphem-Mengen zweisilbige bzw. dreisilbige<br />
Nomina zu konstruierten, wobei sich die Blätter in der silbenstrukturellen<br />
Komplexität der verwendeten Stimuli unterscheiden. In 4.11 haben die zu<br />
konstruierenden Nomina die Silbenstruktur [CV+CV] (Sofa), in 4.12 [CV+-<br />
CVC] (Besen), in 4.13 [CVC+CVC] (Mantel) und in 4.14 [CV+CV+CV] (Tomate).<br />
Die Einheitlichkeit der Struktur der Stimuli bei einer Aufgabe hat<br />
erfahrungsgemäß oft eine deblockierende Wirkung auf analog strukturierte<br />
Wortformen, was oft schon im Verlauf der Bearbeitung eines AB beobachtet<br />
werden kann. Es kann sinnvoll sein, weitere analog strukturierte Stimuli für<br />
eine Fortsetzung der Aufgabe oder die Weiterarbeit in einer anderen Modalität<br />
(z.B. Schreiben nach Diktat) im Anschluss zu verwenden (siehe dazu<br />
die Stimuli auf 2.2/3, 2.10/11, 3.23 und 4.8/9).<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 59<br />
Als Hilfsmittel kann bei der Lösung der Aufgaben ein Buchstabenkasten<br />
sinnvoll sein, wenn der Patient mit dem rein mentalen Verschieben überfordert<br />
ist. Das Markieren des Initials bei einem ersten Durchgang oder als<br />
Hilfestellung bei Nullreaktionen hilft ebenfalls vielen Patienten.<br />
KON Sequenzierung, N 4.15<br />
R-S-SCH-T-W-E-E: SCHWESTER, ...<br />
E-F-P-M-L-U-A: LUPE, ...<br />
KON Sequenzierung, N 4.16<br />
R-E-A-M-S-T-H: MAST, ...<br />
E-I-D-R-L-E-F: EI, ...<br />
KON Sequenzierung, N 4.17<br />
T-U-E-E-L-B: TEE, ...<br />
I-E-R-Z-T-N-O: ZITRONE, ...<br />
KON Sequenzierung, N 4.18<br />
A-L-U-E-D-SCH-B: SCHUBLADE, ...<br />
K-R-T-S-A-E-N-I: KRAN, ...<br />
KON Sequenzierung, N 4.19<br />
A-P-E-S-M-M-E-P-L-U: MUS, ...<br />
SCH-T-N-E-R-I-O-S-N: TIER, ...<br />
KON Sequenzierung, N 4.20<br />
R-W-E-K-E-R-D-H-A-N: HANDWERKER, ...<br />
A-T-A-R-Z-M-E-T: ARZT, ...<br />
Diese KON-AB sind für die meisten Patienten recht schwierig, da sie über<br />
die bei den vorangegangenen AB geforderten Fähigkeiten hinaus eine hohe<br />
Flexibilität verlangen. Für Patienten mit Perseverationsneigung sind sie daher<br />
ungeeignet.<br />
Aus einer größeren Menge von Graphemen (6 bis maximal 10) sollen so<br />
viele Wortformen erstellt werden wie möglich, wobei es keine Vorgaben bezüglich<br />
der Wortkategorie oder der Wortlänge gibt. Die Schwierigkeit besteht<br />
vor allem darin, dass dieselben Buchstaben immer wieder verwendet<br />
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60 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
und umgruppiert werden müssen. Das tatsächliche Hantieren mit den entsprechenden<br />
Buchstaben (aus einem Buchstabenkasten) erleichtert die<br />
Aufgabe.<br />
Die vorgelegte Graphem-Auswahl resultiert jeweils aus der Zerlegung längerer<br />
oder komplexerer Nomina, die im folgenden aufgeführt seien:<br />
Schwester, Pflaume (4.15), Hamster, Flieder (4.16), Beutel, Zitrone (4.17),<br />
Schublade, Kanister (4.18), Pampelmuse, Schornstein (4.19), Handwerker<br />
und Matratze (4.20).<br />
KON Sequenzierung, � [CV+CV], Silben, N 4.21<br />
SE-RO: ROSE<br />
KON Sequenzierung, � [CV+CV], Silben, N 4.22<br />
SE-TÜ-DA-NE-TU-ME..: DAME, ...<br />
KON Sequenzierung, � [CV(C)+CV(C)+CV(C)], Silben, N 4.23<br />
NA-TE-GRA: GRA<strong>NAT</strong>E<br />
KON Sequenzierung, � [CV(C)+CV(C)+CV(C)], Silben, N 4.24<br />
SAU-LOG-TE-GAR-NE-TA-DI...: GARDINE, ...<br />
KON Sequenzierung, � [[CV+CV(C)]+[(C)V+CV(C)]], Silben, N 4.25<br />
BO-RE-GEN-GEN: REGENBOGEN<br />
Analog zu den zehn vorangegangenen AB, bei denen jeweils aus vorgegebenen<br />
Einzel-Graphemen Wörter zu konstruieren waren, wurden diese fünf<br />
KON-AB erstellt, bei denen dieselben Aufgaben durch Kombination von<br />
ganzen Silben gelöst werden sollen. Die silbenstrukturelle Komplexität der<br />
Zielwörter ist von AB zu AB verschieden, intern aber einheitlich. In 4.21<br />
und 4.22 haben die Ziel-Stimuli die Silbenstruktur Ro+se, in 4.23 und 4.24<br />
die Sibenstruktur Dy+na+mo, und in 4.25 handelt es sich um Komposita<br />
aus jeweils zwei zweisilbigen Nominalbestandteilen: Re+gen+bo+gen.<br />
Während bei einigen AB das Zielwort aus zwei (4.21), aus drei (4.23) oder<br />
aus vier (4.25) vorgegebenen Silben gebildet werden soll, ist bei 4.22 und<br />
4.24 jeweils eine größere, nicht leicht überschaubare Menge randomisierter<br />
Silben vorgegeben, aus denen etliche zweisilbige (4.22) bzw. dreisilbige<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 61<br />
(4.24) Wörter konstruiert werden sollen. Diese beiden AB sind als besonders<br />
schwierig einzustufen (siehe dazu 4.15 bis 4.20).<br />
UNT Sequenzierung, alphabetisch 4.26<br />
tastbar-Übermaß-Stufe-Vene-Warte<br />
UNT Sequenzierung, alphabetisch 4.27<br />
Träger-Tragödie-tragen-Trainer-Traktat<br />
AUS Sequenzierung, alphabetisch 4.28<br />
Sekunde, Docht, kauen, ...: Docht, kauen, Sekunde, ...<br />
AUS Sequenzierung, alphabetisch 4.29<br />
Kehle, Kartoffel, Katalog, Karies, ...: Karies, Kartoffel, Katalog, Kehle,<br />
...<br />
Diese zwei Unterscheiden- und zwei Auswählen-Arbeitsblätter erfordern jeweils<br />
alphabetisches Sequenzieren. In den leichteren Varianten 4.26 und<br />
4.28 unterscheiden sich die zu diskriminierenden Stimuli bereits im Anfangsbuchstaben,<br />
in den schwierigeren Versionen 4.27 und 4.29 dagegen<br />
erst in späteren Graphempositionen. Im Unterschied zu den meisten anderen<br />
Beispielen in diesem Band sind in diesem Fall die UNT-AB schwieriger<br />
als die entsprechenden KON-AB. Sie verlangen nämlich eine hohe Memorierungsfähigkeit,<br />
die viele Patienten überfordert (fünf Stimuli müssen mental<br />
alphabetisch geordnet, das falsch einsortierte gefunden und markiert werden).<br />
Als Hilfsmittel kann die Vorlage eines Alphabets dienen.<br />
5 Segmentale Umgebung<br />
In diesem Kapitel werden diejenigen Phonemsubstitutionen thematisiert,<br />
die durch den lautlichen Kontext des betroffenen Segments entstehen<br />
(Blumstein 1973). Bei diesen Umgebungsirrtümern wird zum einen zwischen<br />
Assimilation (Antizipation oder Reiteration eines Segments) und Metathese<br />
(Lautvertauschung) unterschieden, zum anderen wird differenziert,<br />
ob die Lautersetzung innerhalb eines Morphems erfolgt (intramorphemisch)<br />
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62 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
oder ob sie über eine, vielleicht auch mehr als eine Morphemgrenze hinweg<br />
stattfindet (intramorphemisch). Da viele <strong>phonematische</strong> Paraphasien in<br />
aphasischen Äußerungen (ebenso wie übrigens zahlreiche Versprecher<br />
Sprachgesunder) als kontextinduzierte phonologische Fehlleistungen interpretierbar<br />
sind, scheint es sinnvoll, den segmentalen Kontext mithilfe spezifischen<br />
linguistischen Stimulusmaterials gesondert zu thematisieren, wobei<br />
die Systematik dieser AB der genannten Klassifikation der Umgebungsirrtümer<br />
folgt.<br />
Umgebungsfehler betreffen im Unterschied zu Sequenzierungsstörungen<br />
oder Clusterveränderungen immer die segmentale Ebene der Wortstruktur.<br />
Insgesamt befassen sich 29 AB mit dem segmentalen Kontext. Differenziert<br />
nach Bearbeitungsmodalitäten gibt es 20 UNT- und 9 AUS-AB, wobei letztere<br />
Verarbeitungsvarianten der Stimuli eines vorausgegangenen UNT-AB<br />
sind. Als Stimuli werden einfache Nomina sowie Komposita verwendet, die<br />
nach den bekannten Komplexitäts- und Frequenzkriterien kontrolliert wurden.<br />
Um den möglichen Einfluß lexikalisch-morphologischer Faktoren auf<br />
die Verarbeitung der komplexen Nomina möglichst gering zu halten, wurden<br />
hier ausschließlich solche Stimuli ausgewählt, die aus zwei Nominalteilen<br />
zusammengesetzt sind, wobei zwischen diesen nur eine Morphemgrenze<br />
interveniert; sie haben also die interne Struktur [[...]+[...]] ([[Nudel]+<br />
[Suppe]]).<br />
Wie schon erwähnt, wird in dieser Gruppe von AB eine linguistisch motivierte<br />
Unterscheidung zwischen Assimilation (AB 5.1 bis 5.14) und Metathese<br />
(AB 5.15 bis 5.29) getroffen. Die eine Hälfte der AB thematisiert dabei<br />
jeweils intra-, die andere intermorphemische Umgebungsirrtümer. Eine<br />
ähnliche Verteilung ergibt sich im Hinblick darauf, ob es sich bei den Segmenten<br />
in den kritischen Wortpositionen um Konsonanten oder Vokale<br />
handelt. Die segmentalen Positionen selbst, die bei der Verarbeitung der<br />
Stimuli aufeinander bezogen werden müssen, wurden natürlich auch hier<br />
nach silbenstrukturellen Aspekten ausgewählt. So können beispielsweise<br />
bei einem zweisilbigen Nomen der Anlaut der ersten und der Anlaut der<br />
zweiten Silbe per Assimilation oder Vertauschung aufeinander bezogen<br />
werden (*Sesen - Besen; *Fatel - Tafel), oder - als Beispiel für einen intermorphemischen<br />
Umgebungsfehler - es geht um den Anlaut der ersten<br />
Silbe des ersten Nominalteils und den Anlaut der ersten Silbe des zweiten<br />
Nominalteils eines Kompositums (*Keberkäse - Leberkäse; *Tegenronne -<br />
Regentonne). Innerhalb der Stimuli eines AB sind die relevanten segmentalen<br />
Positionen konstant, und die Auswahl der Segmente, die sie einnehmen,<br />
folgt den phonotaktischen Beschränkungen des Deutschen.<br />
Insgesamt erfassen die AB dieser Gruppe die folgenden segmentalen Positionen:<br />
• Anlaut und Auslaut bei einsilbigen N (Baum, Fleisch; [C...C])<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 63<br />
• Anlaut der ersten und Anlaut der zweiten Silbe bei zweisilbigen N (Besen,<br />
Jäger; [C...+C...])<br />
• Anlaut der ersten Silbe des ersten und Anlaut der ersten Silbe des zweiten<br />
Nominalteils eines Kompositums (Motorroller, Leberkäse;<br />
[[C...]+[C...]])<br />
• Vokal der ersten und Vokal einer folgenden Silbe bei drei- und mehrsilbigen<br />
N (Sonate, Ozean)<br />
• Vokal der ersten Silbe des ersten und Vokal der ersten Silbe des zweiten<br />
Nominalteils eines Kompositums (Segeltuch, Berghütte;<br />
[[...V...(+...)]+[...V...(+...)]]).<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [C...C], N 5.1<br />
Baub-Maum-Baum<br />
Bei dieser Aufgabe sollen einsilbige konkrete Nomina von Nicht-Wörtern<br />
unterschieden werden, die als lautliche Assimilationen konstruiert sind. Das<br />
Zielwort (Baum) wird dabei mit zwei Neologismen kontrastiert, bei denen<br />
es sich zum einen um eine Antizipation des konsonantischen Auslauts<br />
(*Maum), zum anderen um eine Wiederholung des Anfangskonsonanten<br />
(*Baub) handelt. Geeignet ist diese lexikalische Entscheidungsaufgabe vor<br />
allem für Patienten mit schweren lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong>.<br />
AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [C...C], N 5.2<br />
S/F: SEN F .<br />
5.2 ist die AUS-Variante von 5.1. Es werden dieselben einsilbigen Nomina<br />
verwendet, allerdings in modifizierter Reihenfolge. Die thematisierte strukturelle<br />
Position ist das Wortende, das durch einen Konsonanten zu vervollständigen<br />
ist. Zur Auswahl erhält der Patient den korrekten sowie den Anfangskonsonanten;<br />
entscheidet er sich für letzteren, entsteht eine Perseveration,<br />
die zu einem Neologismus führt.<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [C...+C...], N 5.3<br />
Sesen-Besen<br />
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64 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
5.3 ist eine lexikalische Entscheidungsaufgabe für schwer bis sehr schwer<br />
beeinträchtigte Patienten. Als Stimuli verwendet werden hier frequente<br />
konkrete Nomina, die zweisilbig sind und die folgende Struktur haben:<br />
[CV+CV(C)]. Jedes Nomen wird paarweise mit einer neologistischen Variante<br />
dargeboten, die durch eine segmentale Assimilation zwischen der ersten<br />
C-Position der ersten und der ersten C-Position der zweiten Silbe entstanden<br />
ist. Die eine Hälfte der Umgebungsirrtümer umfasst dabei Antizipationen<br />
(*Sesen-Besen), die andere sind Reiterationen (Nadel - *Nanel).<br />
Um zur richtigen lexikalischen Entscheidung zu gelangen, darf der Patient<br />
sowohl die segmentale Unterschiedlichkeit als auch die Reihenfolge der<br />
Konsonanten in den hervorgehobenen silbenstrukturellen Positionen nicht<br />
ignorieren.<br />
AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [C...+C...], N 5.4<br />
D/P: PU D EL<br />
Dieses AB ist die AUS-Variante von 5.3. Die verwendeten Nomina sind eine<br />
Auswahl der Stimuli des vorangegangenen AB. Bei den insgesamt 16 zu<br />
vervollständigenden Wörtern soll achtmal der Wortanfang, also der Anfangskonsonant<br />
der ersten Silbe, und ebensooft der Medial, also der Anfangskonsonant<br />
der zweiten Silbe, eingesetzt werden. Dem Patienten werden<br />
zwei Konsonanten zur Auswahl vorgegeben, und zwar einmal der korrekte,<br />
zum anderen derjenige, der eine Antizipation des Medials bzw. eine<br />
Reiteration des Initials zur Folge hätte.<br />
UNT Segm. Umg., Assimilation, wechselnde C-Positionen, N 5.5<br />
Schletterling-Schmetterling-Schnetterling<br />
Diese lexikalische Entscheidungsaufgabe ist deutlich komplexer als die vorherigen.<br />
Die Stimuli werden hier als Tripletten präsentiert, die folgendermaßen<br />
aufgebaut sind: das zwei- bis viersilbige Zielwort (Schmetterling)<br />
wird zum einen mit einer Assimilation (*Schletterling) zum anderen mit<br />
einem Ablenker (*Schnetterling) kontrastiert, der in der kritischen Position<br />
einen Konsonanten aufweist, der nicht im Segmentbestand des Wortes<br />
enthalten, aber phonotaktisch an dieser Stelle zugelassen ist. In einigen<br />
Fällen haben die Ablenker zudem auch eine veränderte Silbenstruktur (Pinsel-*Pinstel).<br />
Die Assimilationen sind gleichmäßig auf Antizipationen und<br />
Reiterationen verteilt. Die aufeinander zu beziehenden Lautpositionen sind<br />
auf diesem AB ausschließlich solche, die nicht verarbeitungsprominent sind,<br />
also wie im angeführten Beispiel die zweite Konsonantenposition innerhalb<br />
des Anfangsclusters. Insgesamt tragen die folgenden Faktoren zur Komple-<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 65<br />
xität dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe bei, die daher für Patienten<br />
mit schweren lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong> nicht geeignet ist:<br />
Wortlänge, Variabilität der kritischen Positionen von Triplette zu Triplette<br />
und geringere Verarbeitungsprominenz der kontrastierten Konsonantenpositionen.<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[C...]+[C...]], N Komp 5.6<br />
Motorroller-Motormoller<br />
Auf diesem AB werden Konsonantenassimilationen innerhalb komplexer<br />
Nomina thematisiert. Wie schon erwähnt, haben die Stimuli eine möglichst<br />
einfache interne Struktur, nämlich [[...(+...)]+[...(+...)]]. Die relevanten<br />
segmentalen Positionen, die hier aufeinander bezogen werden sollen, sind<br />
die Anfangskonsonanten der beiden Nominalteile des Kompositums. Die<br />
Stimuli werden wieder paarweise dargeboten, sie enthalten also das korrekte<br />
Wort und seine durch einen assimilatorischen Umgebungsirrtum veränderte<br />
Variante, wobei die eine Hälfte der Assimilationen Antizipationen<br />
(*Keberkäse), die andere Reiterationen (*Motormoller) sind.<br />
AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [[C...]+[C...]], N Komp 5.7<br />
M/R: MOTOR R OLLER<br />
Hier sollen komplexe Nomina wie die aus 5.6 in der Bearbeitungsmodalität<br />
AUS verarbeitet werden. Der Stimulus enthält entweder am Wortanfang<br />
oder in der Anfangsposition des zweiten Nominalteils eine Lücke, in die der<br />
fehlende Konsonant eingesetzt werden soll. Zur Auswahl erhält der Patient<br />
hierfür den korrekten Laut sowie denjenigen Konsonanten, der eine kontextinduzierte<br />
<strong>phonematische</strong> Paraphasie zur Folge hätte, also die abweichende<br />
Wortversion aus 5.6.<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, wechselnde C-Positionen, N 5.8<br />
Taschenschlampe richtig-falsch<br />
Anders als bei den lexikalischen Entscheidungsaufgaben, bei denen der Patient<br />
sowohl die korrekte als auch die lautlich veränderte Stimulusversion<br />
vorgegeben bekommt und miteinander vergleichen kann, werden die<br />
komplexen Nomina hier einzeln zur Beurteilung vorgegeben, und der<br />
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66 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
plexen Nomina hier einzeln zur Beurteilung vorgegeben, und der Patient<br />
muss für jedes einzelne Wort entscheiden, ob es phonematisch bzw.<br />
graphematisch korrekt (richtig) ist oder nicht (falsch). Von den insgesamt<br />
15 zwei- bis fünfsilbigen Stimuli sind nur fünf korrekt; fünf enthalten eine<br />
lautliche Antizipation, die restlichen fünf eine Lautwiederholung. Das relevante<br />
Kriterium für die Konstruktion der Assimilationen ist bei diesem AB<br />
weniger die Konstanz der nach silbenstrukturellen Erwägungen festgelegten<br />
wortinternen Positionen als vielmehr die aus der Struktur und dem<br />
Segmentbestand jedes einzelnen Kompositums folgende Wahrscheinlichkeit<br />
für einen bestimmten Umgebungsfehler an einer bestimmten Stelle innerhalb<br />
des Wortes (*Taschenschlampe, *Schweineschwalz, *Blodenblech).<br />
Im Unterschied zu allen vorangegangenen AB zur Lautassimilation, bei denen<br />
konsequent ein ganz bestimmtes positional definiertes Segment durch<br />
ein ebenso festgelegtes Segment aus dem Lautbestand des Wortes ersetzt<br />
wurde, entstehen hier häufig Konsonantencluster, welche die Silbenstruktur<br />
verändern. Um bei dieser Aufgabe zum richtigen Ergebnis zu kommen,<br />
muss der Patient jeden einzelnen Stimulus sequentiell verarbeiten und diese<br />
Analyse lexikalisch-phonematisch bewerten. Damit sollte dieses AB nur<br />
bei solchen Patienten eingesetzt werden, die mit den Übungen 5.1 bis 5.7<br />
keine Probleme (mehr) haben.<br />
UNT Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.9<br />
Sonate-Sanate<br />
Mit diesem AB beginnt die Reihe der Übungen, in denen die Assimilation<br />
eines Vokals aus dem Lautbestand des betreffenden Wortes thematisiert<br />
wird. Die hier als Stimuli verwendeten Nomina sind drei bis vier Silben<br />
lang, wobei der Wortakzent variiert (vgl. Ameise vs. Polizei; Schokolade<br />
vs. Akkordeon). Die Stimuli werden hier wieder paarweise dargeboten, so<br />
dass das Zielwort direkt mit seiner phonematisch bzw. graphematisch veränderten<br />
Form verglichen werden kann. Die Assimilationen sind dabei so<br />
konstruiert, dass sich die betroffenen Vokale in adjazenten Silben befinden.<br />
Dabei ist bei fast allen Stimuli derjenige Vokal in den Umgebungsirrtum involviert,<br />
der den Wortakzent trägt.<br />
AUS Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.10<br />
A/O: S O <strong>NAT</strong>E<br />
Dieses AB ist die AUS-Version von 5.10. Dieselben Nomina werden hier als<br />
Lückenwörter dargeboten, und die Aufgabe des Patienten besteht darin,<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 67<br />
durch Einsetzen des fehlenden Vokals das Wort zu vervollständigen. Zur<br />
Auswahl vorgegeben sind der tatsächlich fehlende sowie ein Vokal aus dem<br />
Lautbestand des Stimulusworts, der in der Position der Lücke als Umgebungsfehler<br />
zu analysieren wäre.<br />
UNT Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.11<br />
Sekinde-Sekunde-Sekende<br />
Hier sollen - wie in der entsprechenden Version für Konsonanten (5.5) -<br />
Tripletten von Nomina verarbeitet werden. Die Stimuluswörter sind zwischen<br />
zwei und vier Silben lang, und die Aufgabe des Patienten besteht<br />
darin, das Zielwort gegenüber einer assimilatorischen Veränderung seiner<br />
Lautstruktur und einer nicht kontextbezogenen Modifikation seines Lautinventars<br />
perzeptiv abzugrenzen. Die eine der beiden thematisierten Positionen<br />
ist in den meisten Fällen die desjenigen Vokals, der den Wortakzent<br />
trägt, die andere Stelle variiert abhängig davon, ob es sich um eine Antizipation<br />
oder eine Reiteration handelt. Die Assimilationen in den Tripletten<br />
sind phonematisch so konstruiert, dass der den Wortakzent tragende Vokal<br />
entweder selbst durch einen vorhergehenden oder nachfolgenden Vokal<br />
ersetzt wird (Reiteration wie z.B. *Sekende; Antizipation wie z.B.<br />
*Olkohol) oder selbst einen vorangehenden oder nachfolgenden unbetonten<br />
Vokal ersetzt (es entstehen auf diese Weise Antizipationen wie<br />
*Leterne, *Antolope und Reiterationen wie *Anarak). Der in einer Triplette<br />
enthaltene Ablenker entsteht dadurch, dass die relevante Wortposition von<br />
einem Vokal eingenommen wird, der nicht im Segmentinventar des betreffenden<br />
Nomens enthalten ist (*Sekinde).<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...V...(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.12<br />
Segeltuch-Sugeltuch<br />
Die paarweise dargebotenen komplexen Nomina haben die bekannte interne<br />
Struktur. Die Aufgabe des Patienten besteht im Vergleich zwischen<br />
der korrekten und der durch eine intermorphemische Lautassimilation veränderten<br />
lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wortform. Thematisiert werden dabei<br />
der Vokal, der den Wortakzent trägt, und der erste Vokal nach der Morphemgrenze.<br />
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68 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.13<br />
e/a: Nagelb e tt<br />
Dieses AB ist die AUS-Version zum Thema intermorphemische Vokalassimilationen.<br />
Die Komposita werden als Lückenwörter dargeboten, in denen<br />
ein Vokal fehlt. Zur Auswahl stehen dem Patienten wieder zwei Segmente,<br />
wobei der eine zur korrekten Wortform führt, während der andere einen<br />
Umgebungsirrtum in Form einer Antizipation oder Perseveration bedingen<br />
würde.<br />
UNT Segm. Umgebung, Assimilation, wechselnde V-Positionen, N Komp 5.14<br />
Fotoapparat richtig-falsch<br />
Bei diesem AB sollen relativ lange Komposita hinsichtlich der Korrektheit<br />
ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n bzw. graphematischen Realisierung einzeln<br />
beurteilt werden. Als Stimuli wurden für diese Übung vor allem solche<br />
Nomina ausgewählt, deren besondere Vokalstruktur Lautassimilationen begünstigt<br />
(z.B. Gänseleberpastete; *Ananastarte).<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [C...+C...], N 5.15<br />
Besen - Seben<br />
Mit diesem AB beginnt die Übungsreihe, in der der zweite Typ von <strong>phonematische</strong>n<br />
Umgebungsirrtümern, die Metathese oder Lautvertauschung,<br />
thematisiert wird. 5.15 ist eine relativ einfache lexikalische Entscheidungsaufgabe,<br />
bei der ein einfaches konkretes Nomen mit einem Neologismus<br />
konfrontiert wird, der durch die Vertauschung zweier Konsonanten in festgelegten<br />
Wortpositionen entstanden ist. Alle Stimuli haben die interne<br />
Struktur [CV+CVC], thematisiert sind die Konsonanten in den hervorgehobenen<br />
Positionen, also die beiden Silbenanfänge.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [...C+...C], N 5.16<br />
Mantel - Malten<br />
Dieses AB erfordert eine lexikalische Unterscheidung zwischen Wort und<br />
Nicht-Wort in der Art des vorhergehenden, ist jedoch nach unseren Erfah-<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 69<br />
rungen für die Patienten deutlich schwieriger zu verarbeiten. Die hier verwendeten<br />
Nomina sind etwas komplexer als die Stimuli aus 5.15; sie haben<br />
die interne Struktur [C(C)(C)VC+CVC]. Thematisiert werden die Endkonsonanten<br />
der beiden Silben, deren sequentielle Abfolge bei der <strong>phonematische</strong>n<br />
bzw. graphematischen Verarbeitung besonders beachtet werden<br />
muss.<br />
AUS Segm. Umgebung, Metathese, [C...+C...], N 5.17<br />
G/Z: Z IE G EL<br />
Hier werden zweisilbige konkrete Nomina der Form [CV+CVC] als Lückenwörter<br />
vorgegeben, in denen der Initial und der Medial, also die beiden Silbenanlaute<br />
zu ergänzen sind. Die beiden relevanten Konsonanten sind dem<br />
Patienten vorgegeben, der nun ihre korrekte Abfolge innerhalb des Wortes<br />
festlegen muss. Bei falscher Sequenzierung entsteht eine Metathese.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, wechselnde C-Positionen, N 5.18<br />
Spurdel - Sprudel - Spudel<br />
Bei dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe werden zwei- und dreisilbige<br />
Nomina mit unterschiedlicher interner Wort- und Silbenstruktur als Stimuli<br />
verwendet. Der Patient soll dabei innerhalb jeder Triplette das Zielwort<br />
durch die entsprechende lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Analyse von den beiden<br />
Nicht-Wörtern unterscheiden. Einer dieser beiden Neologismen ist als<br />
Metathese konstruiert, der andere entsteht durch eine nicht kontextuelle<br />
<strong>phonematische</strong> Veränderung des betreffenden Nomens, also z.B. durch Tilgung<br />
bzw. Hinzufügung eines Segments (Sprudel-*Spudel; Erbse-*Erbsel)<br />
oder durch Substitution eines relevanten Segments durch ein anderes, das<br />
nicht zum Lautinventar des Zielworts gehört (Schmetterling- *Schretterling).<br />
Die Positionen der Metathesen, die in den drei vorhergehenden Übungen<br />
konstant gehalten wurden, wechseln auf diesem AB von einem<br />
Stimulus zum andern. Dadurch soll der Patient dazu gebracht werden, die<br />
sequentielle Abfolge der einzelnen Segmente möglichst genau und vor allem<br />
vollständig zu verarbeiten. Eine weitere Schwierigkeit dieses AB besteht<br />
darin, dass nicht nur zwei konsonantische Segmente oder zwei Vokale<br />
positional miteinander vertauscht werden, sondern dass es hierbei auch<br />
Metathesen gibt, wo ein Konsonant und ein Vokal aus der Lautkette des<br />
Zielworts umgestellt werden, was zu einer veränderten Silbenstruktur<br />
führt. So erhält z.B. eine Silbe der Form CCV die Struktur CVC oder umgekehrt<br />
(Kragen - *Kargen; Karte-*Krate). Aufgrund dieser erhöhten Ver-<br />
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70 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
arbeitungskomplexität des Stimulusmaterials sollte dieses AB erst dann in<br />
der Therapie eingesetzt werden, wenn ein Patient mit den Übungen 5.15<br />
bis 5.17 mühelos zurechtkommt.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.19<br />
Spatenstich - Statenspich<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.20<br />
Fischernetz - Nischerfetz<br />
Auf diesen beiden AB soll der Patient ein Kompositum der bekannten Form<br />
lexikalisch-phonematisch von einer durch Lautvertauschung modifizierten<br />
Version unterscheiden. Von der metathetischen Veränderung betroffen sind<br />
hier die Anfangskonsonanten bzw. auch die initialen Cluster der beiden<br />
Nominalbestandteile des Kompositums.<br />
AUS Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.21<br />
M/B: B UTTER M ILCH<br />
Auf 5.21 sind komplexe Nomina aus dem Stimulusmaterial der beiden vorherigen<br />
Übungen als Lückenwörter präsentiert, wobei der Patient die beiden<br />
relevanten konsonantischen Segmente bzw. Cluster aus den genannten<br />
Initialpositionen vorgegeben bekommt. Seine Aufgabe besteht darin,<br />
sie in korrekter Reihenfolge in die Lückenpositionen einzusetzen, sie also<br />
nicht zu vertauschen.<br />
UNT Segm. Umgebung, Matathese, wechselnde C/V-Positionen 5.22<br />
Tefelonbuch richtig-falsch<br />
Dem Patienten werden insgesamt 15 komplexe Nomina vorgegeben, die<br />
hinsichtlich ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wohlgeformtheit als richtig<br />
oder falsch beurteilt werden sollen. Die nicht korrekten Wörter enthalten<br />
eine metathetische Veränderung der Segmentstruktur, wobei die von der<br />
Vertauschung betroffenen Lautpositionen sowohl zwischen intra- und inter-<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 71<br />
silbisch (*Krezenleuchter vs. *Tefelonbuch) als auch zwischen intra- und<br />
intermorphemisch variieren.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen 5.23<br />
Zagirre-Zigarre<br />
Mit 5.23 beginnt die Serie der AB, die metathetische Vokalveränderungen<br />
thematisieren. Vorgegeben werden einfache zwei- bis viersilbige Nomina,<br />
und der Patient soll innerhalb eines Wortpaares die korrekte Wortform von<br />
derjenigen unterscheiden, welche die genannte Vertauschung zweier Vokale<br />
enthält. Diese stammen immer aus adjazenten Silben, und einer von beiden<br />
trägt in der Regel den Wortakzent.<br />
AUS Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen 5.24<br />
a/e: El e f a nt<br />
Dieses AB ist die AUS-Version des vorhergehenden, d.h. der Patient soll<br />
festlegen, in welcher Reihenfolge die beiden vorgegebenen Vokale in die als<br />
solche markierten Lücken eingesetzt werden sollen.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen, N 5.25<br />
Trempote-Trompate-Trompete<br />
Die hier verwendeten mehrsilbigen Nomina, die tendenziell eine etwas<br />
komplexere <strong>phonematische</strong> Struktur haben als die Wörter aus 5.23, sollen<br />
bei dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe über den Vergleich mit zwei<br />
phonematisch vom Zielwort abweichenden Segmentketten identifiziert<br />
werden. Die beiden nicht wohlgeformten Versionen sind durch die Vertauschung<br />
zweier Vokale aus benachbarten Silben bzw. durch die Ersetzung<br />
eines Vokals durch einen anderen entstanden, der im Segmentinventar des<br />
betreffenden Nomens nicht enthalten ist. Nicht nur wegen seiner<br />
Triplettenform, sondern vor allem aufgrund der Variation von Wortlänge,<br />
Silbigkeit, <strong>phonematische</strong>r Struktur und Akzentkontur der Stimuli ist dieses<br />
AB für den Patienten nach unserer Erfahrung schwieriger zu bearbeiten als<br />
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72 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />
5.23 und 5.24 und sollte dementsprechend diesen beiden in der Therapie<br />
nachgeordnet werden.<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.26<br />
Gürtelschnalle - Gartelschnülle<br />
UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.27<br />
Hanigglos - Honigglas<br />
Diese AB thematisieren anhand von zusammengesetzten Nomina mit der<br />
bekannten Wortstruktur intermorphemische Vokalmetathesen. Die Stimuli<br />
werden wieder paarweise vorgegeben, und der Patient soll die korrekte<br />
Wortform von derjenigen unterscheiden, bei der zwei Vokale vertauscht<br />
wurden. Die relevanten Segmentpositionen sind konstant die akzentuierten<br />
Vokale der beiden Nominalteile, variiert wird allerdings die Wortlänge der<br />
Stimuli.<br />
AUS Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.28<br />
U/A: G U RKENS A LAT<br />
Hier wird eine Auswahl der Stimuli aus den beiden vorhergehenden AB in<br />
der Bearbeitungsmodalität AUS vorgegeben. Der Patient soll in die gekennzeichneten<br />
Wortlücken die beiden fehlenden Vokale einsetzen. Die zu ergänzenden<br />
Segmente sind ihm dabei vorgegeben, doch muss er die richtige<br />
Reihenfolge auswählen, was nur bei korrekter lexikalisch<strong>phonematische</strong>r<br />
Verarbeitung des Stimulusworts gelingt.<br />
UNT Segm. Merkmale, Metathese, wechselnde V-Positionen 5.29<br />
Tamatensolat richtig-falsch<br />
Hier werden dem Patienten komplexe Nomina vorgegeben, die einzeln hinsichtlich<br />
ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wohlgeformtheit als richtig oder<br />
falsch beurteilt werden sollen. Die abweichenden Formen enthalten Vokalvertauschungen,<br />
die einesteils intra-, andernteils intermorphemisch sind,<br />
auch ist diesmal nicht immer derjenige Vokal betroffen, der den Wortakzent<br />
trägt (vgl. z.B. *Suppentirrene). Diese Alternationen zwischen intra-<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
MATERIALBESCHREIBUNGEN 73<br />
und intermorphemischer Metathese sowie die wechselnde Akzentuiertheit<br />
der von der Vertauschung betroffenen Vokale stellen einige Ansprüche an<br />
die lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Verarbeitung dieser komplexen Nomina, so<br />
dass dieses AB nur bei solchen Patienten eingesetzt werden sollte, die 5.26<br />
bis 5.28 ohne größere Schwierigkeiten bearbeiten können.<br />
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74 LITERATUR<br />
LITERATUR<br />
Blumstein, S. E. (1973): A Phonological Investigation of Aphasic Speech.<br />
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Huber, W. (1991): Ansätze in der Aphasietherapie. Neurolinguistik, 2/91,<br />
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& P. Bissiachi (eds.): Perspectives on Cognitive Neuropsychology.<br />
London: Lea.<br />
Rüffer, N., Stanschus, S. (1994): Agrammatismustherapie: Zur Evaluation<br />
des Agrammatismus-Teils der <strong>NAT</strong>-Materialien. Eine Fallstudie. Frankfurter<br />
Linguistische Forschungen 15/94, S. 58-78.<br />
Wiese, R. (1988): Silbische und lexikalische Phonologie - Studien zum Chinesischen<br />
und Deutschen. Tübingen.<br />
Zeh-Hau, M., Rüffer, N., Neubert, C. (1993): Schriftorientierte Aphasietherapie.<br />
Frankfurter Linguistische Forschungen 14/93, 45-56.<br />
Ziegler, W. (1991): Sprechapraktische <strong>Störungen</strong> bei Aphasie. In: G. Blanken<br />
(Hrsg.): Einführung in die linguistische Aphasiologie. Freiburg:<br />
Hochschulverlag.<br />
<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>
i<br />
Margret Eckold, Ulrike Kling-Lünser, Claudia Neubert, Dagmar Wiegand, Michaela Zeh-Hau am Otto-<br />
Fricke-Krankenhaus, Bad Schwalbach.<br />
ii<br />
Zum Agrammatismus-Band der <strong>NAT</strong>-Materalien (Teil 2) existiert inzwischen eine Einzelfallstudie, in<br />
der gezeigt werden konnte, dass sich unter einer Therapie mit diesem Material agrammatische Symptome<br />
in der Spontansprache zurückbilden lassen (Rüffer/Stanschus, 1994).<br />
iii<br />
Die in den Kopfzeilen der Arbeitsblätter verwendeten Strukturbeschreibungen sind vereinfachend an<br />
der Oberfläche der Wortstruktur orientiert und stimmen nicht immer mit der nichtlinearen Phonologie<br />
von Wiese (Wiese 1988) überein, an der die Strukturbeschreibungen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien in<br />
den Textteilen des vorliegenden Bandes orientiert sind. Wir sehen von diesen Unterschieden aus<br />
Gründen einer einfacheren Beschreibung ab.<br />
iv<br />
Die folgenden Charakterisierungen der segmentalen Merkmalsstruktur sind an der linearen phonologischen<br />
Theorie von Kloecke (1982) orientiert. Die Merkmalsstrukturen in dieser Theorie stimmen<br />
nicht in allen Punkten mit den Merkmalsstrukturen in der nichtlinearen Phonologie von Wiese überein.<br />
Die Unterschiede zwischen den beiden Theorien sind jedoch in dem Beschreibungszusammenhang<br />
des vorliegenden Kapitels vernachlässigbar.<br />
75<br />
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