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Lexikalisch-phonematische Störungen - NAT-Verlag

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Claudia Neubert Norbert Rüffer Michaela Zeh-Hau<br />

NEUROLINGUISTISCHE<br />

APHASIETHERAPIE<br />

Materialien<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

<strong>NAT</strong> <strong>Verlag</strong>


Copyright © 1994 by <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> Hofheim<br />

Dieser Band (Arbeitsblätter und Begleitheft) ist urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Vervielfältigung ist ohne Zustimmung des <strong>Verlag</strong>s unzulässig.<br />

Der rechtmäßige Erwerb des Bandes erlaubt die Nutzung der Arbeitsblätter<br />

als Kopiervorlagen zum eigenen Gebrauch.<br />

Claudia Neubert, Dr. Norbert Rüffer und Dr. Michaela Zeh-Hau studierten<br />

theoretische Linguistik und Psycho- und Neurolinguistik bei Prof. Dr. Helen<br />

Leuninger in Frankfurt am Main. Sie verfügen über eine langjährige Erfahrung<br />

als Klinische Linguisten im Bereich der Diagnostik und Behandlung<br />

von Aphasien.<br />

Michaela Bautz arbeitete jahrelang als Logopädin im Bereich der neurologischen<br />

Rehabilitation von Aphasiepatienten. Heute ist sie unter anderem als<br />

Künstlerin und Grafikerin tätig.<br />

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme<br />

Neubert, Claudia:<br />

Neurolinguistische Aphasietherapie : Materialien / Claudia Neubert ;<br />

Norbert Rüffer ; Michaela Zeh-Hau. - Hofheim : <strong>NAT</strong>-Verl.<br />

NE: Rüffer, Norbert:; Zeh-Hau, Michaela:<br />

Teil 3. <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>.<br />

Begleith. 1. Aufl., 1. Nachdr. - 1995<br />

ISBN 3-929450-02-X (Arbeitsbl. und Begleith.)<br />

Neubert, Claudia:<br />

Neurolinguistische Aphasietherapie : Materialien / Claudia Neubert ;<br />

Norbert Rüffer ; Michaela Zeh-Hau. - Hofheim : <strong>NAT</strong>-Verl.<br />

NE: Rüffer, Norbert:; Zeh-Hau, Michaela:<br />

Teil 3. <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>.<br />

Arbeitsbl. 1. Aufl., 1. Nachdr. – 1995<br />

ISBN 3-929450-02-X (Arbeitsbl. und Begleith.)<br />

Umschlag: Ulrich Hau Grafik-Design, D-65830 Kriftel<br />

<strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> ®<br />

Claudia Neubert<br />

Norbert Rüffer<br />

Michaela Zeh-Hau<br />

Fuchsweg 10<br />

D-65719 Hofheim<br />

Germany<br />

<strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong> ist ein eingetragenes Warenzeichen


INHALT<br />

Vorbemerkung 1<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong> 2<br />

Therapie phonologischer <strong>Störungen</strong> über Schrift? 9<br />

Struktur und Verwendung des Materials 12<br />

Evaluation des Materials 17<br />

Materialbeschreibungen 18<br />

1 Segmentale Merkmale 20<br />

2 Minimalpaare 34<br />

3 Cluster und andere Konsonantenverbindungen 45<br />

4 Sequenzierung 53<br />

5 Segmentale Umgebung 61<br />

Literatur 74


Wir danken unseren Kolleginnen vom Bad Schwalbacher Linguisten-Team,<br />

Petra Pluschinski und Margret Eckold, sowie Monika Klein für sachkundiges,<br />

geduldiges Korrekturlesen und wichtige Anregungen und Änderungsvorschläge.


VORBEMERKUNG 1<br />

VORBEMERKUNG<br />

Mit dem vorliegenden Band <strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong> liegt der<br />

dritte Teil der Reihe Neurolinguistische Aphasietherapie vor, die den Versuch<br />

unternimmt, linguistisch systematisches und kontrolliertes Therapiematerial<br />

für die Behandlung von Aphasien aller Syndrome und jedweden<br />

Schweregrads vorzustellen. Dabei handelt es sich jeweils um Sammlungen<br />

von Arbeitsblättern mit einem Begleitheft, das den theoretischen und therapeutischen<br />

Hintergrund des Materials angibt und ausführliche Materialbeschreibungen<br />

für jedes Arbeitsblatt enthält.<br />

Die ersten beiden der bisher vorliegenden Materialsammlungen sind ausgerichtet<br />

auf die Behandlung lexikalisch-semantischer <strong>Störungen</strong>, wie sie<br />

im Rahmen der verschiedenen aphasischen Syndrome vorkommen (Teil 1),<br />

sowie auf die Behandlung agrammatischer <strong>Störungen</strong>, wie sie vor allem im<br />

Rahmen einer Broca Aphasie auftreten (Teil 2). Der vorliegende Teil 3 ist<br />

nun wieder störungsspezifisch konzipiert und eignet sich für die Behandlung<br />

lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong>, die im Rahmen der bekannten<br />

aphasischen Syndrome in unterschiedlicher Ausprägung und Schwere vorkommen<br />

können.<br />

Im Einzelfall kann die lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Symptomatik entweder<br />

Teil der Gesamtsymptomatik neben lexikalisch-semantischen oder syntaktischen<br />

<strong>Störungen</strong> sein oder den eigentlichen Störungsschwerpunkt bilden.<br />

Wie dies schon für die ersten beiden Teile der <strong>NAT</strong>-Materialien gilt, ist auch<br />

bei dem vorliegenden Band das individuelle Störungsbild maßgebend für<br />

die Verwendung des Materials: es kann sinnvoll sein, die gesamte Materialsammlung<br />

- und im wesentlichen nur diese - für die Arbeit mit einem Patienten<br />

zu verwenden, ebenso möglich ist aber auch die Verwendung nur<br />

einzelner Arbeitsblätter im Rahmen einer Therapie, die einen anderen Störungsschwerpunkt<br />

als den lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n akzentuiert, also<br />

z.B. auf lexikalisch-semantische Defizite ausgerichtet ist. Entscheidend als<br />

Indikation für die Verwendung des Materials gilt das Vorkommen <strong>phonematische</strong>r<br />

Paraphasien und/oder Neologismen in einer oder in mehreren<br />

sprachproduktiven Modalitäten oder das Vorkommen lexikalisch-phonematisch<br />

zu interpretierender rezeptiver Fehlleistungen.<br />

Das vorliegende Material kann sowohl in besonders schweren Fällen als<br />

auch in Fällen gut rückgebildeter phonologischer <strong>Störungen</strong> eingesetzt werden.<br />

Es ist verwendbar, wenn die Lautsprache weitgehend restituiert ist, so<br />

dass sich <strong>phonematische</strong> Fehlleistungen nur noch in der Schriftsprache als<br />

scheinbar graphematische Paraphasien zeigen, wie dies im Rahmen einer<br />

Reststörung möglich ist, aber ebenso sinnvoll ist die Anwendung bei völligem<br />

Ausfall sprachproduktiver Fähigkeiten im Rahmen einer Globalen Aphasie.<br />

© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>


2 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />

LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE<br />

STÖRUNGEN<br />

Die Verarbeitung der lautlichen Form von Wörtern basiert auf einem aus<br />

dem Spracherwerb hervorgegangenen neuronalen System, das es gesunden<br />

Sprechern einer Sprache ermöglicht, bestimmte auditive Reize als<br />

Wörter ihrer Sprache wahrzunehmen und lautlich korrekte Äußerungen in<br />

dieser Sprache zu produzieren. Die phonologische Komponente der Sprachverarbeitung<br />

hat die Eigenschaften eines Input-Systems im Sinne von Fodor<br />

(1983), d.h. sie ist hochspezialisiert, operiert sehr schnell und quasi<br />

reflexhaft und entzieht sich der bewussten Kontrolle. Die lautliche Verarbeitung<br />

wird automatisch aktiviert, sobald auditive Reize, die der sprachlichen<br />

Verarbeitung zugänglich sind, wahrgenommen werden. Insofern hat die<br />

phonologische Verarbeitung - und das gilt für die Sprachverarbeitung generell<br />

- eher den Charakter von durch Reifung entstandenen kognitiven<br />

Systemen, wie z.B. der visuellen Wahrnehmung, als dass sie<br />

Wissenssystemen vergleichbar wäre, die durch Instruktion und Lernen erworben<br />

werden, wie z.B. Algebra.<br />

Schädigungen der neuronalen Substanz der Areale des Gehirns, die auf die<br />

lautliche Verarbeitung spezialisiert sind, führen zu charakteristischen Funktionsausfällen,<br />

die <strong>phonematische</strong> Paraphasien genannt werden. Phonematische<br />

Paraphasien können sowohl die Wahrnehmung der lautlichen<br />

Form von Äußerungen als auch die verbale Sprachproduktion betreffen und<br />

sind von zentralorganischen <strong>Störungen</strong> der Artikulation zu unterscheiden.<br />

Solche auf Schädigungen der neuronalen Substanz des Sprachverarbeitungssystems<br />

zurückgehende Funktionsausfälle lassen sich nicht durch ein<br />

Neulernen von Teilen der Sprache in Analogie zum Erwerb des Lautsystems<br />

einer Fremdsprache kompensieren. Erfolgreiche Aphasietherapie basiert<br />

nicht auf Lernprozessen, sondern auf einer unbewussten Reaktivierung von<br />

Sprachverarbeitung, die bei geeigneter therapeutischer Intervention nicht<br />

nur in der Phase der Spontanrückbildung (bis 6 Monate nach der Schädigung),<br />

sondern auch bei chronischen Aphasien - wenn auch eingeschränkt<br />

- möglich ist. Hierbei erweist sich die Schriftsprache auf Grund ihrer spezifischen<br />

Verarbeitungsbedingungen als besonders geeignetes Medium der<br />

therapeutischen Intervention.<br />

Phonematische Paraphasien kommen im Rahmen von allen Aphasiesyndromen<br />

vor. Eine herausragend gestörte Phonologie gehört zum Symptomenkomplex<br />

der Broca Aphasie, der Globalen Aphasie, der Wernicke Aphasie<br />

mit <strong>phonematische</strong>m Störungsschwerpunkt und der Leitungsaphasie (Huber<br />

u.a. 1983, Beispiele aus Klein/Leuninger 1990):<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 3<br />

Phonematische Paraphasien<br />

Aphasie-Typ Ziel-Item produziertes Item<br />

Wernicke Aphasie Stenotypistin Stenfistin<br />

Schaumgummipolster Schaugummipolister<br />

Dolch Deuts<br />

Kirche K/i:/ne<br />

Schirm Schirf<br />

Broca Aphasie Zwiebel Zwirdel<br />

Leiter T/a:/ter<br />

Schmetterling Schmeckerlerling<br />

Liliputaner Lilputaner<br />

Krawatte Karlwatte<br />

Globale Aphasie Elefant Helderiarm<br />

Gärtner Kenden<br />

Ente Mente<br />

Fracht Freik<br />

Traktor Pr/u:/kol<br />

In modernen phonologischen<br />

Theorien wird angenommen,<br />

dass die lautliche Form von<br />

Wörtern als hierarchische<br />

Struktur repräsentiert ist, die<br />

Silbenstrukturen auf Folgen von<br />

Segmenten mit bestimmten<br />

phonologischen Merkmalen abbildet<br />

(Wiese 1988). Phonematische<br />

Paraphasien lassen<br />

sich nach der Art der Veränderung<br />

solcher Wortstrukturen<br />

klassifizieren. Bei Auslassungen<br />

entfällt ein Segment der phonologischen<br />

Struktur, bei Hinzufügungen<br />

wird ein Segment<br />

addiert, und Umgebungsfehler<br />

betreffen zwei Segmente<br />

gleichzeitig - entweder wird ein<br />

Wort<br />

σ Silben-<br />

Ebene<br />

C V C C CV-Ebene<br />

[š] [i] [R] [m] Segment-<br />

Ebene<br />

[š] [i] [R] [f]<br />

C V C C<br />

in der segmentalen Struktur sequentiell späteres Segment vorweggenommen<br />

(Antizipation) oder ein sequentiell früheres wiederholt (Reiteration),<br />

oder es werden zwei Segmente vertauscht (Metathese) (vgl.<br />

Blumstein 1973, Beispiele aus Klein/Leuninger 1990):<br />

σ<br />

Wort<br />

Phonologische Struktur von Schirm und der <strong>phonematische</strong>n<br />

Paraphasie Schirf (vgl. Wiese 1988)<br />

© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>


4 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />

Typen <strong>phonematische</strong>r<br />

Ziel-Item produziertes<br />

Paraphasien<br />

Item<br />

Ersetzungen Schirm Schirf<br />

Auslassungen Kirche K/i:/ne<br />

Hinzufügungen<br />

Umgebungsfehler<br />

-Assimilation<br />

Ente Mente<br />

-progressiv (Antizipation) Leiter<br />

T/a:/ter<br />

-regressiv (Reiteration) Dolch<br />

Deuts<br />

-Umstellung (Metathese) Krawatte Karlwatte<br />

Ob nur die segmentale<br />

Struktur oder auch die<br />

Silbenstruktur bei einer<br />

Fehlleistung tangiert ist,<br />

hängt von der Art der<br />

<strong>phonematische</strong>n Abweichung<br />

ab. Eine <strong>phonematische</strong><br />

Paraphasie wie<br />

Schirm � Schirf zum<br />

Beispiel verändert nur<br />

die segmentale Struktur<br />

des Wortes (das letzte<br />

Segment [m] ist durch<br />

das Segment [f] ersetzt),<br />

während eine<br />

Paraphasie wie Krawatte<br />

� Karlwatte auch die<br />

Silbenstruktur verändert<br />

(CCV vs. CVCC in der<br />

ersten Silbe). Deforma-<br />

tionen der Wortstruktur über die segmentale Ebene hinaus sind ein Merkmal<br />

<strong>phonematische</strong>r Paraphasien, das diese von phonologischen Versprechern<br />

Sprachgesunder unterscheidet (Klein/Leuninger 1990). Das in dem<br />

vorliegenden Band zusammengefasste Therapiematerial berücksichtigt unterschiedliche<br />

Formen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien sowohl auf der segmentalen<br />

als auch auf der silbenstrukturellen Ebene von Wörtern.<br />

Aphasisch-phonologische <strong>Störungen</strong> sind zu unterscheiden von sprechmotorischen<br />

<strong>Störungen</strong>, wie sie für Dysarthrien oder Sprechapraxien kennzeichnend<br />

sind. Dysarthrien sind Beeinträchtigungen elementar-motorischer<br />

Funktionen der Sprechmuskulatur (Verlangsamung, Schwäche, Dyskoordination<br />

oder Tonusänderung), die normalerweise kombiniert mit <strong>Störungen</strong><br />

im Bereich von Sprechatmung, Phonation, Resonanz und Prosodie<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

Wort<br />

σ σ σ<br />

C C V C V C C V<br />

[k] [R] [a] [v] [a] [t] [e]<br />

[k] [a] [R] [l] [v] [a] [t] [e]<br />

C V C C C V C C V<br />

σ σ σ<br />

Wort<br />

Phonologische Struktur von Krawatte und der <strong>phonematische</strong>n<br />

Paraphasie Karlwatte (vgl. Wiese 1988)


LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 5<br />

auftreten. Sprechapraxien betreffen demgegenüber die artikulatorische<br />

Planung, ohne dass elementar-motorische Funktionen der Artikulationsorgane<br />

beeinträchtigt wären.<br />

Im Prozess der Sprachproduktion geht die Verarbeitung der lautlichen Form<br />

von Wörtern der Planung und Realisierung von Artikulationsbewegungen<br />

voran, d.h. die Artikulation setzt die lautliche Verarbeitung von Wörtern<br />

voraus. Das Umgekehrte ist nicht der Fall: die Sprachwahrnehmung und<br />

das Lesen bzw. Schreiben können auf einer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n<br />

Verarbeitung ohne Artikulation basieren. Artikulatorische Beeinträchtigungen<br />

sind modalitätsspezifisch, d.h. sie betreffen nur die verbale Sprachproduktion,<br />

während phonologische <strong>Störungen</strong> wie andere <strong>Störungen</strong> bei<br />

Aphasie auch - z.B. lexikalisch-semantische <strong>Störungen</strong> - im Prinzip supra-<br />

oder multimodal auftreten, d.h. die verbale Sprachproduktion, die auditive<br />

Sprachwahrnehmung und die Schriftsprache gleichermaßen tangieren können<br />

(zur Supramodalität phonologischer <strong>Störungen</strong> s.u.).<br />

Die Abgrenzung von phonologischen und sprechapraktischen <strong>Störungen</strong> ist<br />

dennoch nicht unproblematisch, weil auch bei Sprechapraxien segmentale<br />

Fehler vorkommen (Ziegler 1991):<br />

Segmentale Fehler bei Sprechapraxie<br />

Ziel-Item produziertes Item<br />

Modemesse Modebesse Substitution [m]�[b]<br />

Stechmücke /t/stechmücke Addition von [t]<br />

Spiegel Piegel Auslassung von [š]<br />

Differentialdiagnostisch relevant für die Unterscheidung von Sprechapraxie<br />

und phonologischen <strong>Störungen</strong> ist das Vorkommen von Lautentstellungen<br />

und bestimmten nichtsegmentalen Symptomen bzw. Symptomen, die das<br />

Sprechverhalten betreffen (Ziegler 1991):<br />

Lautentstellungen bei Sprechapraxie<br />

Ziel-Item produziertes<br />

Item<br />

Löwe (�l)öwe Dehnung von [l]<br />

Biene Bie(�n)e Denasalierung von [n]<br />

Bude Bu(�d)e Entstimmung von [d]<br />

Kasse (�k)asse übermäßige Aspiration<br />

von [k]<br />

© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>


6 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />

Nichtsegmentale <strong>Störungen</strong> bei Sprechapraxie<br />

Suprasegmentale Ebene: silbisches Sprechen<br />

Sprechpausen<br />

Dehnungen, Iterationen<br />

Sprechverhalten: Suchbewegungen<br />

Initiierungsstörung<br />

Sprechanstrengung<br />

Lautentstellte Äußerungen, die sich nicht mehr vollständig im Segmentsystem<br />

einer Sprache beschreiben lassen (ein übermäßig aspiriertes [k] wie<br />

in [(�k)asse] existiert im Lautsystem des Deutschen nicht), sind von <strong>phonematische</strong>n<br />

Neologismen zu unterscheiden, d.h. <strong>phonematische</strong>n Paraphasien<br />

mit so starken segmentalen (bzw. wortstrukturellen) Abweichungen,<br />

dass die intendierte Äußerung nicht mehr erkennbar ist. Phonematische<br />

Paraphasien können die Struktur von Wörtern bis zur Unkenntlichkeit<br />

verändern, aber diese Veränderungen bleiben in der Regel im Lautsystem<br />

der Sprache (Dressler 1988). Allerdings kommt es insbesondere bei<br />

Broca Aphasie und Globaler Aphasie vielfach zu Überschneidungen, d.h.<br />

einem gleichzeitigen Auftreten von phonologischen und sprechapraktischen<br />

bzw. dysarthrischen <strong>Störungen</strong>, was die Abgrenzung phonologischer und<br />

artikulatorischer <strong>Störungen</strong> stark erschweren kann.<br />

Das vorliegende Therapiematerial ist ausgerichtet auf die Behandlung von<br />

phonologischen, und nicht von artikulatorischen <strong>Störungen</strong>. Die Therapie<br />

von Dysarthrien und Sprechapraxien erfordert störungsspezifische Interventionen,<br />

die sich von der Behandlung <strong>phonematische</strong>r Paraphasien unterscheiden.<br />

Die Ursachen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien können in unterschiedlichen<br />

Komponenten der Sprachverarbeitung lokalisiert sein. Orientiert man sich<br />

am Logogenmodell der Einzelwortverarbeitung (z.B. Patterson 1988), dann<br />

ist von einer funktionalen Unabhängigkeit von Laut- und Schriftsprache einerseits<br />

und von Sprachwahrnehmung und Sprachproduktion andererseits<br />

auszugehen. Für diese Annahme spricht, dass <strong>phonematische</strong> Paraphasien<br />

modalitätsspezifisch - z.B. nur in der auditiven Sprachwahrnehmung - vorkommen<br />

können.<br />

Die rezeptive Verarbeitung der phonologischen Form von Wörtern beginnt<br />

dem Logogenmodell zufolge mit einer prälexikalischen auditiven Analyse<br />

und aktiviert über einen Input-Buffer (Arbeitsspeicher) das phonologische<br />

Input-Lexikon, in dem phonologische Wortformen gespeichert sind:<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 7<br />

Für die rezeptive Verarbeitung der schriftlichen Form von Wörtern wird eine<br />

funktional unabhängige Route über eine prälexikalische visuelle Analyse,<br />

einen visuellen Input-Buffer und ein graphematisches Input-Lexikon, in<br />

dem graphematische Wortformen gespeichert sind, angenommen, und<br />

ähnliche, ebenfalls funktional unabhängige Komponenten werden für die<br />

Sprachproduktion postuliert (Output-Lexika bzw. Output-Buffer).<br />

Sowohl auf Seiten der lautsprachlichen als auch auf Seiten der schriftsprachlichen<br />

Verarbeitung wird außerdem eine einzelheitlich-sequentielle<br />

Verarbeitung über auditiv-phonologische, phonologisch-graphematische<br />

bzw. graphematisch-phonologische Korrespondenzregeln (APK/PGK/GPK)<br />

angenommen, die von lexikalisch-wortformbezogenen Prozessen unabhängig<br />

ist.<br />

Im Rahmen des Logogenmodells können <strong>phonematische</strong> Paraphasien in<br />

den folgenden Verarbeitungskomponenten beziehungsweise Zugängen zu<br />

diesen Komponenten entstehen:<br />

• auditiver Input-Buffer<br />

• phonologisches Input-Lexikon<br />

• phonologisches Output-Lexikon<br />

• phonologischer Output-Buffer<br />

• auditiv-phonologische Korrespondenz (APK)<br />

• Pfad 12: Zugriff von der auditiven Analyse auf den auditiven Input-<br />

Buffer<br />

• Pfad 25: Zugriff vom auditiven Input-Buffer auf das phonologische Input-Lexikon<br />

© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>


8 LEXIKALISCH-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN<br />

• Pfad 17: Zugriff vom phonologischen Input-Lexikon auf das phonologische<br />

Output-Lexikon<br />

• Pfad 27: Verbindung zwischen phonologischem Output-Lexikon und phonologischem<br />

Output-Buffer<br />

<strong>Störungen</strong> im Bereich des phonologischen Input-Lexikons beeinträchtigen<br />

die Wahrnehmung der lautlichen Form von Wörtern, d.h. sie verursachen<br />

rezeptive <strong>phonematische</strong> Paraphasien, ohne dass die prälexikalische auditive<br />

Analyse oder das Hören bzw. die verbale Sprachproduktion gestört sein<br />

muss. Analog dazu führen <strong>Störungen</strong> im Bereich des phonologischen Output-Lexikons<br />

zu Beeinträchtigungen der verbalen Sprachproduktion, verursachen<br />

also produktive <strong>phonematische</strong> Paraphasien, wobei sowohl die Artikulation<br />

als auch die Sprachwahrnehmung intakt sein können.<br />

Grundsätzlich können <strong>phonematische</strong> Paraphasien sowohl durch <strong>Störungen</strong><br />

im Bereich der lexikalischen Repräsentation phonologischer Strukturen<br />

(phonologisches Input- und Output-Lexikon) als auch durch <strong>Störungen</strong> des<br />

Zugriffs auf diese Lexika im Prozess der Sprachverarbeitung (Pfade 25, 17)<br />

verursacht sein. Defizitäre lexikalische Repräsentationen und Beeinträchtigungen<br />

im lexikalischen Zugriff führen zu jeweils spezifischen Störungsbildern.<br />

Zum Beispiel hat eine Zugriffsstörung auf das phonologische<br />

Output-Lexikon (Pfad 17) isolierte Beeinträchtigungen beim Nachsprechen<br />

über die lexikalische Route 5-17-8 zur Folge, wobei das mündliche Benennen<br />

über die lexikalische Route 7-23-8 oder das laute Lesen über die lexikalische<br />

Route 26-20-8 erhalten bleibt, während <strong>Störungen</strong> im Bereich des<br />

phonologischen Output-Lexikons selbst sowohl das Nachsprechen als auch<br />

das mündliche Benennen bzw. laute Lesen tangieren.<br />

Neben lexikalischen <strong>Störungen</strong> beziehungsweise Zugriffsstörungen auf die<br />

phonologischen Lexika können Beeinträchtigungen im Bereich der auditivphonologischen<br />

Korrespondenz (APK) vorkommen, d.h. der einzelheitlichsegmentalen<br />

Verarbeitung, die zur Sicherung lexikalischer Abrufprozesse<br />

bei der Verarbeitung längerer Wörter (z.B. Komposita) zugeschaltet ist<br />

bzw. die Verarbeitung nicht lexikalisierter Items (z.B. beim Nachsprechen<br />

von Neologismen) ermöglicht.<br />

Schließlich können <strong>phonematische</strong> Paraphasien auch aus genuin verarbeitungsspezifischen<br />

Gründen entstehen, nämlich bei <strong>Störungen</strong> im Bereich<br />

des Eingangs- beziehungsweise Ausgangsspeichers der phonologischen<br />

Verarbeitung (auditiver Input-Buffer, phonologischer Output-Buffer) bzw.<br />

des Zugriffs auf diese Speicher (Pfade 12 und 27). <strong>Störungen</strong> in diesem<br />

Bereich führen zu Sequenzierungsproblemen.<br />

Das in dem vorliegenden Band zusammengestellte Material berücksichtigt<br />

sowohl modalitätsspezifische als auch supra- bzw. multimodale phonologische<br />

<strong>Störungen</strong>. Es ist verwendbar bei Beeinträchtigungen der phonologischen<br />

Lexika und bei <strong>Störungen</strong> des Zugangs zu diesen Lexika sowie<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT? 9<br />

bei <strong>Störungen</strong> im Bereich der auditiv-phonologischen Korrespondenz (APK)<br />

oder im Bereich des phonologischen-Input- bzw. Output-Buffers und bei<br />

Kombinationen dieser <strong>Störungen</strong>.<br />

THERAPIE PHONOLOGISCHER<br />

STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT?<br />

Wenn die phonologische und die graphematische Wortverarbeitung funktionell<br />

unabhängig voneinander sind, dann stellt sich die Frage, ob eine<br />

Therapie lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> mit schriftsprachlichem Material<br />

wie in dem vorliegenden Band überhaupt möglich ist. Die Antwort ist<br />

einfach: sie ist möglich, wenn das Material sowohl schriftsprachlich als auch<br />

lautsprachlich verwendet wird. Nehmen wir als Beispiel das folgende Arbeitsblatt<br />

aus dem Kapitel Segmentale Merkmale:<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />

Welches Wort ist richtig? Streichen Sie bitte an:<br />

Land Pand Pult Gult<br />

Pürtel Gürtel Leder Peder<br />

Das Arbeitsblatt stellt paarweise Wörter und legale Neologismen, d.h. im<br />

Deutschen nicht existierende, aber mögliche Wörter einander gegenüber,<br />

und es soll entschieden werden, welche Wörter grammatisch sind (d.h. im<br />

Deutschen vorkommen). Wird es schriftlich bearbeitet, dann erfordert es<br />

einen lexikalischen Entscheidungsprozess, der - legt man das Logogenmodell<br />

zugrunde - die folgenden Verarbeitungskomponenten mit einbezieht:<br />

prälexikalische visuelle Analyse, visuellen Input-Buffer und graphematisches<br />

Input-Lexikon. In diesen lexikalischen Entscheidungsprozess ist die<br />

Verarbeitung der phonologischen Form der Wörter nicht notwendigerweise<br />

involviert.<br />

Das Arbeitsblatt sollte daher parallel zur schriftlichen Form auditiv eingesetzt<br />

werden. Grundsätzlich ist dies in den folgenden Bearbeitungsmodalitäten<br />

möglich:<br />

• lautes Lesen<br />

• auditives Unterscheiden<br />

• Nachsprechen<br />

• Laut-Schrift-Zuordnung<br />

• Schreiben nach Diktat<br />

© <strong>NAT</strong>-<strong>Verlag</strong>


10 THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT?<br />

Lässt man die Stimuli des Arbeitsblattes z.B. im Anschluss an die schriftliche<br />

Bearbeitung laut lesen, dann sind zusätzlich zu den Komponenten visuelle<br />

Analyse, visueller Input Buffer und graphematisches Input-Lexikon das<br />

phonologische Output-Lexikon (lautes Lesen von Wörtern) bzw. die nichtlexikalische<br />

Graphem-Phonem-Konvertierung (GPK) (lautes Lesen von<br />

Nicht-Wörtern und optional von Wörtern) involviert.<br />

Eine andere Möglichkeit, die Verarbeitung der Phonologie der Wörter mit<br />

einzubeziehen, besteht darin, die Items des Arbeitsblattes - Wörter und<br />

Nicht-Wörter - nach auditiver Vorgabe unterscheiden zu lassen und so die<br />

auditive Analyse, den auditiven Input-Buffer und das phonologische Input-<br />

Lexikon zu aktivieren.<br />

Alternativ lassen sich mit Nachsprechen das phonologische Input- und Output-Lexikon<br />

aktivieren und durch Laut-Schrift-Zuordnung Korrespondenzen<br />

zwischen dem graphematischen und phonologischen Input-Lexikon abrufen.<br />

Weiterhin ist es möglich, Items nach Diktat schreiben zu lassen. In diesem<br />

Fall sind zusätzlich zu auditiver Analyse, auditivem Input-Buffer und phonologischem<br />

Input-Lexikon das graphematische Output-Lexikon (Schreiben<br />

von Wörtern) bzw. die nicht-lexikalische Phonem-Graphem-Konvertierung<br />

(PGK) (Schreiben von Nicht-Wörtern und optional von Wörtern) beteiligt.<br />

Im Unterschied zu den anderen beschriebenen Modalitäten lässt sich allerdings<br />

vom Schreiben nach Diktat im Rahmen des vorliegenden Bandes nur<br />

mit der Einschränkung Gebrauch machen, dass in dem nach phonologischen<br />

Gesichtspunkten konstruierten Material nicht immer gleichzeitig auch<br />

orthographische Aspekte kontrollierbar waren (obwohl orthographische<br />

Komplexität vermieden wurde).<br />

Eine schriftvermittelte Therapie wie in dem vorliegenden Band ist jedoch<br />

mehr als bloß verträglich mit der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Ausrichtung -<br />

sie ist im Gegenteil häufig sogar wirksamer als eine Behandlung auf lautsprachlichem<br />

Weg. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn auch die rezeptive<br />

lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Verarbeitung (auditive Analyse, auditiver<br />

Input-Buffer, phonologisches Input-Lexikon) gestört ist, was bei Globaler<br />

Aphasie und Wernicke Aphasie mit herausragenden <strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong><br />

häufig vorkommt. In solchen Fällen bietet die schriftvermittelte Behandlung<br />

insbesondere in der Anfangsphase der Therapie häufig den einzigen<br />

Zugang zu defizitären phonologischen Verarbeitungsroutinen. Der<br />

Grund hierfür liegt in den besonderen Verarbeitungsbedingungen der<br />

Schriftsprache.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


THERAPIE PHONOLOGISCHER STÖRUNGEN ÜBER SCHRIFT? 11<br />

Die Verarbeitung phonologischer Informationen auf der Basis auditiver Stimuli<br />

unterliegt engen zeitlichen Beschränkungen, weil die Kapazität des<br />

auditiven Input-Buffers beschränkt ist und der Arbeitsspeicher während des<br />

Verarbeitungsvorgangs in kurzen Zeitabständen für den nachfolgenden<br />

auditiven Input freigemacht werden muss. Eine solche Verarbeitung zu online-Bedingungen<br />

erfordert ein intaktes System sprachlichen Wissens,<br />

funktionierende lexikalische Abrufprozesse sowie ausreichende Verarbeitungskapazitäten<br />

- Voraussetzungen, die bei Aphasie nicht mehr oder nur<br />

noch teilweise gegeben sind.<br />

Die Verarbeitung phonologischer Informationen auf der Basis schriftlicher<br />

Stimuli ermöglicht es demgegenüber, die zeitlichen Beschränkungen für die<br />

Sprachverarbeitung durch wiederholtes Lesen des Stimulus fast beliebig<br />

herabzusetzen (Verarbeitung zu off-line-Bedingungen) und schafft so Zugangsmöglichkeiten<br />

zu defizitären Verarbeitungsroutinen.<br />

Im einzelnen hat die schriftvermittelte Therapie im Unterschied zu einer<br />

Behandlung auf der Grundlage auditiver Stimulierung die folgenden therapiebegünstigenden<br />

Eigenschaften (Zeh-Hau u.a. 1993):<br />

• Eingeschränkte Verarbeitungskapazitäten (Arbeitsspeicher) haben keinen<br />

oder nur noch einen marginalen Effekt auf die Analyse des sprachlichen<br />

Stimulus.<br />

• Erfolgreiche lexikalische Abrufprozesse (bottom-up-Analysen) setzen<br />

voraus, dass lexikalische Suchprozesse nach der phonologischen Repräsentation<br />

des gestörten Wortes nahezu simultan mit dessen Wahrnehmung<br />

erfolgen. Gelingt es nicht, seinen Eintrag in der entsprechenden<br />

Zeit aus dem Lexikon abzurufen, muss die Analyse des Stimulus<br />

scheitern. Ein zeitlich nicht begrenzter Stimulus wie der schriftsprachliche<br />

kann dagegen so lange wie nötig rekonstruiert werden, damit genau<br />

der Lexikoneintrag gefunden wird, der mit dem relevanten Wort übereinstimmt.<br />

• Bei der Verarbeitung gesprochener Sprache haben Verarbeitungsprozesse<br />

auf der Grundlage sprachlicher Wissenssysteme (top-down-<br />

Analysen) zwei wesentliche Funktionen: zum einen helfen sie dabei,<br />

auch defizitäre Inputs interpretierbar zu machen, zum anderen liefern<br />

sie kategoriale und kontextuelle Informationen, welche den Abruf des<br />

betreffenden Wortes aus dem Lexikon beschleunigen. Selektive <strong>Störungen</strong><br />

sprachlichen Wissens beeinträchtigen somit auch diese erwartungsgeleiteten<br />

Verarbeitungsprozesse, die ja nur auf der Grundlage intakter<br />

Wissensrepräsentationen erfolgreich sein können. Die therapeutische<br />

Stimulierung eines gestörten Moduls mithilfe von Schriftsprache hat hier<br />

den Vorteil gegenüber der lautsprachlichen, dass der Patient durch die<br />

Permanenz des Stimulus, dessen Intensität und Rekonstruierbarkeit defizitäres<br />

sprachliches Wissen eventuell kompensieren kann.<br />

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12 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />

• Neben den Vorzügen, die eine schriftorientierte Aphasietherapie im<br />

direkten Vergleich gegenüber der gezielten lautsprachlichen Stimulierung<br />

hat, existiert ein weiterer wesentlicher Aspekt, der sich unmittelbar<br />

aus der zeitlich unbegrenzten (off-line) Verarbeitung von<br />

Sprache ergibt. Wie durch einschlägige Experimente belegt wird, gelingt<br />

es nämlich unter off-line-Bedingungen, die zentralen Komponenten<br />

sprachlichen Wissens direkt zu aktivieren (Huber 1991, 76).<br />

Dieser direkte Zugang, der sich öffnet, sobald der Zeitfaktor entfällt,<br />

macht u.E. nicht nur intakte, sondern auch defizitäre Wissenskomponenten<br />

und ihre Subsysteme erreichbar.<br />

• Aus diesen Gründen ist eine schriftvermittelte neurolinguistische Therapie<br />

aphasischer <strong>Störungen</strong> aussichtsreicher als Formen auditiver<br />

Stimulierung. Schrift hat diesen ausgezeichneten Status in der Behandlung<br />

von allen Formen aphasischer <strong>Störungen</strong> und insbesondere<br />

auch in der Behandlung von rezeptiven oder produktiven phonologischen<br />

<strong>Störungen</strong> bei Aphasie.<br />

STRUKTUR UND VERWENDUNG DES<br />

MATERIALS<br />

Modulare Kapitel-Anordnung<br />

Intern ist auch diese Materialsammlung nicht hierarchisch, sondern modular<br />

angeordnet, so dass an jedweder Stelle der Sammlung in die Arbeit<br />

mit dem Material eingestiegen werden kann. Weder ist die Reihenfolge der<br />

Kapitel noch die Anordnung innerhalb derselben bindend für die Verwendung<br />

einer Aufgabe. Die 155 Arbeitsblätter umfassende Materialsammlung<br />

ist gegliedert in die fünf - vom Umfang her vergleichbaren - Kapitel Segmentale<br />

Merkmale, Minimalpaare, Cluster und andere Konsonantenverbindungen,<br />

Sequenzierung und Segmentale Umgebung. Jedes<br />

Kapitel setzt einen bestimmten Schwerpunkt in der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n<br />

Verarbeitung von Wörtern und ist sowohl linguistisch-theoretisch<br />

als auch therapeutisch motiviert.<br />

Bearbeitungsmodalitäten<br />

Wie schon in den beiden anderen Materialsammlungen wird auch im vorliegenden<br />

Teil 3 wieder unterschieden zwischen Arbeitsblättern, die rein rezeptive<br />

Anforderungen stellen (UNT / Unterscheiden), solchen, in denen<br />

unter Rückgriff auf vorgegebene Auswahlmengen rezeptive und produktive<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS 13<br />

Anforderungen kombiniert sind (AUS / Auswählen) und solchen, die selbständige<br />

produktive Leistungen fordern (KON / Konstruieren). Die Unterscheidung<br />

zwischen diesen drei Bearbeitungsmodalitäten trägt unter anderem<br />

auch der Tatsache Rechnung, dass der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe<br />

für den einzelnen Patienten nicht nur aus deren linguistischen Eigenschaften<br />

resultiert, sondern teilweise abhängt von den Bearbeitungsanforderungen<br />

und handlungspraktischen Eigenschaften.<br />

Verwendungsprinzipien und therapeutisches Setting<br />

Die vorliegenden Materialien sind - wie bereits an anderer Stelle ausführlich<br />

begründet wurde - nicht für die rein schriftsprachliche Verwendung gedacht,<br />

sondern verstehen sich gleichzeitig als Sammlung, auf die der Therapeut<br />

für linguistisch systematische und kontrollierte lautsprachliche Übungen<br />

zurückgreifen kann. Nach unserer Erfahrung bietet die Verwendung<br />

desselben Materials einerseits für stärker lautsprachlich orientierte Übungen<br />

in der Einzeltherapie, andererseits, möglicherweise daran anschließend,<br />

in Form selbständiger schriftlicher Bearbeitung, z.B. in einer Gruppe<br />

von Patienten, gute Möglichkeiten, den Patienten optimal zu fördern. In der<br />

Einzeltherapie kann der Therapeut die Situation nutzen, um möglichst umfangreiche<br />

diagnostisch relevante Beobachtungen zu machen. Er kann mit<br />

dem Patienten in den Sprachverarbeitungsmodalitäten arbeiten, die besonders<br />

gut zugänglich sind, ihm andererseits alle Hilfsmittel anbieten, die individuell<br />

fazilitierend wirken. Diese Arbeit wird den Therapeuten in die Lage<br />

versetzen, die Fehlleistungen des Patienten, die in einer selbständigen<br />

schriftlichen Bearbeitung desselben Materials auftreten, genauer zu bewerten<br />

als dies ohne vorbereitende Arbeit in der Einzeltherapie möglich wäre.<br />

Für die Arbeit mit denjenigen Patienten, deren Störungsschwerpunkt im<br />

Bereich lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> liegt, empfehlen wir deshalb,<br />

das Material parallel in Einzel- und Gruppentherapie sowohl laut- als auch<br />

schriftsprachlich zu verwenden. Bei Patienten, deren Störungsschwerpunkt<br />

in anderen Bereichen liegt oder bei denen lediglich eine Restsymptomatik<br />

vorliegt, können dem Patienten Ausschnitte aus dem Material zur selbständigen<br />

schriftlichen Bearbeitung angeboten werden.<br />

Multimodale Verwendung<br />

Je nach Aufgabentyp sind die Arbeitsblätter (AB) in unterschiedlicher Weise<br />

geeignet, neben der schriftlichen Bearbeitung als Grundlage/Materialsammlung<br />

für lautsprachliche oder kombinierte Aufgaben zu dienen.<br />

UNT-Aufgaben vom Typ 1.1 z.B. eignen sich einerseits für auditive oder visuelle,<br />

aber auch simultane laut- und schriftsprachliche Präsentation, andererseits<br />

können die Stimuli laut gelesen, nachgesprochen und nach Diktat<br />

zusammengesetzt oder geschrieben werden. Die unterschiedliche Bewälti-<br />

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14 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />

gung derselben Aufgabe quer durch unterschiedliche Modalitäten ist geeignet,<br />

therapiebegleitende Diagnostik zu betreiben. Die Arbeit in verschiedenen<br />

Modalitäten eröffnet therapeutisch andererseits Deblockierungswege<br />

oder verringert/erhöht Kompensationsmöglichkeiten. Es ist für die Stimulation<br />

aller Prozesse und Systeme, die beim phonematisch-lexikalischen Verarbeiten<br />

beteiligt sind oder sein können, wichtig, pathologische Vernachlässigungen<br />

oder Bevorzugungen von Verarbeitungsrouten aufzudecken<br />

und therapeutisch anzugehen.<br />

Einsatz von Hilfsmitteln<br />

Es kann oft beobachtet werden, dass Patienten zwar von einer bestimmten<br />

Aufgabe profitieren, sie auch im Prinzip bewältigen können, aber (zunächst)<br />

auf Hilfsmittel angewiesen sind. Diese sollten dem Patienten zur<br />

Verfügung gestellt werden, allerdings erst, nachdem ihre Notwendigkeit<br />

und vor allem auch ihre fazilitierende Wirkung in diesem Einzelfall vorab<br />

geklärt wurden. Es sind vor allen Dingen drei Hilfsmittel, die immer wieder<br />

Verwendung finden: Hervorheben kritischer Grapheme/Wörter auf einem<br />

Arbeitsblatt, um die perzeptuelle Prominenz zu erhöhen, Zerschneiden von<br />

Arbeitsblättern oder Herstellen entsprechender Kärtchen, um Bearbeitungen<br />

ohne Stift zu ermöglichen und drittens Zurverfügungstellen von Alphabet<br />

oder Buchstabenkasten, um einen Teil der geforderten Leistung vom<br />

Gedächtnis nach außen zu verlagern. Im folgenden seien einige Beispiele<br />

für den Einsatz dieser Hilfsmittel angeführt:<br />

• Hat ein Patient z.B. große Schwierigkeiten mit den lexikalischen Entscheidungsaufgaben<br />

in der vorliegenden Form (etwa 1.1), sollten die<br />

kritischen Grapheme (hier: Anlaut) farbig hervorgehoben werden.<br />

• Fällt es einem Patienten sehr schwer, bei den AUS-AB (etwa 1.2) das<br />

korrekte einzusetzende Graphem zu finden, sollten ihm für einen ersten<br />

Bearbeitungsdurchgang entsprechende Buchstaben aus dem Buchstabenkasten<br />

zur Verfügung gestellt werden, mit deren Hilfe er die AUS-<br />

in eine UNT-Aufgabe verwandeln kann.<br />

• Farbige Hervorhebungen der distinkten Anlaute zweier Minimalpaarwörter<br />

oder von Schlüsselwörtern des Satzkontextes kommen als Hilfsmittel<br />

für AB des Typs 2.1 oder 2.4 in Frage. Für manche Patienten ist die Aufgabe<br />

auch dann leichter zu lösen, wenn die beiden Minimalpaarwörter<br />

jeweils in Form von Kärtchen anzulegen sind.<br />

• Bei Problemen mit der Bearbeitung von AB des Typs 2.2 ist es manchmal<br />

sinnvoll, die rechten Spalten zu zerschneiden, um ein aktives Ausprobieren<br />

zu erleichtern.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS 15<br />

• Aufgaben, bei denen Graphem/Phonem-Alternativen systematisch<br />

durchvariiert werden müssen, stellen viele Patienten vor Probleme. Es<br />

fällt ihnen schwer, gleichzeitig die - um den Anlaut reduzierte - Buchstabenkette<br />

und das Inventar möglicher Grapheme präsent zu haben<br />

und zu bearbeiten. Dazu kommen Schwierigkeiten, die oft aus Perseverationsneigungen<br />

erwachsen. Derartige Aufgaben (etwa 2.6 oder<br />

2.9) können für manchen Patienten erleichtert werden, wenn ihm eine<br />

Auswahlliste von Graphemen, ein Alphabet oder ein Buchstabenkasten<br />

zur Verfügung steht.<br />

• Grammatikalitätsbeurteilungen, bei denen jeder Stimulus nach richtig/falsch<br />

beurteilt werden muss, sind ebenfalls für viele Patienten<br />

schwierig. Oft spielt dabei das Verwechseln der Begriffe richtig und<br />

falsch eine Rolle, dem man gut begegnen kann, wenn die Spalte "richtig"<br />

grün, die Spalte "falsch" rot markiert wird.<br />

Vor allem bei apraktischen Patienten, die Hilfsmittel oftmals nötig haben,<br />

sei davor gewarnt, sie ohne vorheriges Ausprobieren zu verwenden. Hilfsmittel<br />

können bei Apraxie die Probleme reduzieren, aber auch vergrößern<br />

und ersetzen natürlich nicht die notwendigen Hilfestellungen durch den<br />

Therapeuten.<br />

Bewertung und Korrektur von Fehlern<br />

Wie der Therapeut sinnvollerweise mit den Fehlern verfährt, die dem Patienten<br />

bei der Bearbeitung eines AB unterlaufen, hängt von etlichen Faktoren<br />

ab und kann deshalb nicht pauschal beantwortet werden. Die offene<br />

Korrektur von Fehlern ist nur gegenüber denjenigen Patienten sinnvoll, die<br />

davon profitieren. Patienten, die rezeptiv schwer beeinträchtigt sind und<br />

über mangelndes Monitoring verfügen, d.h. auch über nur mangelhafte<br />

Möglichkeiten zur Selbstkorrektur, nutzt es oft wenig, auf Fehler hingewiesen<br />

zu werden. Mit den Fehlern des Patienten sollte unserer Auffassung<br />

nach generell weniger pädagogisch als diagnostisch umgegangen werden.<br />

Sie sollten den Therapeuten in die Lage versetzen zu beurteilen, ob und<br />

warum die gestellte Aufgabe für den Patienten geeignet, zu schwierig oder<br />

zu leicht war und welche nächste Aufgabe sinnvoll ist.<br />

Grob gesagt ist der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe nur dann richtig gewählt,<br />

wenn der Patient sie nicht vollständig richtig lösen kann, sie aber<br />

andererseits deutlich besser bewältigt als im Bereich des Zufalls zu erwarten<br />

wäre. Findet der Patient - trotz Hilfestellung und Hilfsmitteln - bei der<br />

Bearbeitung eines AB keine richtigen Lösungen, sollte die Aufgabe nicht zu<br />

spät gegen eine andere ausgetauscht werden.<br />

Findet der Patient Lösungen, die nicht der Intention der Aufgabe entsprechen,<br />

aber auch nicht durch die Instruktion ausgeschlossen sind (er<br />

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16 STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS<br />

wechselt z.B. die syntaktische Kategorie und findet zu beben das Reimwort<br />

Reben), sind diese - vielleicht mit Kommentar - zu akzeptieren.<br />

Verarbeitungsanforderungen<br />

Mit den Arbeitsblättern des vorliegenden Bandes sind unterschiedliche Verarbeitungsanforderungen<br />

verbunden, die von den folgenden Faktoren<br />

abhängen:<br />

• Verarbeitungsschwerpunkt des Kapitels (segmentale Merkmale, Sequenzierung<br />

etc.)<br />

• Bearbeitungsmodalität (UNT/AUS/KON)<br />

• Auswahl der Stimuli (konkrete vs. abstrakte Nomina, einfache vs. komplexe<br />

Nomina etc.)<br />

• therapeutische Verwendung (nur schriftlich, schriftlich mit lautem Lesen,<br />

etc.)<br />

• spezifische Verarbeitungsstörungen auf Seiten des Patienten<br />

Die Verarbeitungskomplexität eines Arbeitsblattes kann durch den Verarbeitungsschwerpunkt<br />

des jeweiligen Kapitels beeinflusst sein, aber auch<br />

durch seine Bearbeitungsmodalität sowie durch das jeweils verwendete<br />

Stimulusmaterial. So ist z.B. die phonologische Verarbeitung komplexer<br />

Nomina (Komposita), die in Arbeitsblättern der Kapitel Cluster, Sequenzierung<br />

und Segmentale Umgebung verwendet wurden, aufwendiger als die<br />

einfacher Nomina, weil die lexikalische Aktivierung komplexer Wortformen<br />

nicht direkt erfolgen kann, sondern teilweise eine einzelheitlich-segmentale<br />

Verarbeitung zur Sicherung des lexikalischen Abrufs voraussetzt, was u.a.<br />

zu zusätzlichen Belastungen des verbalen Arbeitsspeichers (Input-Buffer)<br />

führt. Detaillierte Hinweise auf die mit einzelnen AB verbundenen Verarbeitungsanforderungen<br />

finden sich in den Materialbeschreibungen (s.u.).<br />

Entscheidend für die mit einem AB verbundenen Verarbeitungsanforderungen<br />

ist aber insbesondere auch seine spezifische therapeutische Verwendung.<br />

Jedes Arbeitsblatt lässt sich unabhängig von der vorgegebenen Bearbeitungsmodalität<br />

sowohl schriftsprachlich als auch auditiv und sowohl rezeptiv<br />

als auch produktiv verwenden und so hinsichtlich der Verarbeitungsanforderungen<br />

variieren.<br />

Schließlich ist es für die Verarbeitungskomplexität eines Arbeitsblattes von<br />

Bedeutung, welche Verarbeitungsstörungen auf Seiten des Patienten vorliegen.<br />

Es hängt wesentlich von den Verarbeitungsstörungen des jeweiligen<br />

Patienten ab, wie ein Arbeitsblatt bearbeitet werden kann und welche subjektiven<br />

Verarbeitungsanforderungen mit ihm verbunden sind. Z.B. erfordern<br />

einfache Arbeitsblätter des Unterscheiden-Typs zwar normalerweise<br />

ganzheitliche Aktivierungen lexikalischer Wortformen und keine einzelheitlich-segmentale<br />

Verarbeitung, aber Patienten mit gestörtem Zugang zu den<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


EVALUATION DES MATERIALS 17<br />

Input-Lexika werden auch bei diesen AB zur Sicherung des lexikalischen<br />

Abrufs auf nichtlexikalische Korrespondenzregeln und eine einzelheitlichsequentielle<br />

Verarbeitung ausweichen, was den Verarbeitungsaufwand erhöht.<br />

EVALUATION DES MATERIALS<br />

Der vorliegende Band basiert auf einem Korpus von Therapiematerial, das<br />

von einem Team Klinischer Linguisten über Jahre hinweg für die eigene<br />

therapeutische Praxis zusammengestellt wurde. i Die lexikalischphonematisch<br />

ausgerichteten Arbeitsblätter dieser Sammlung wurden für<br />

den vorliegenden Band vollständig überarbeitet und durch umfangreiches<br />

Material ergänzt.<br />

Das Material zur Therapie lexikalisch-<strong>phonematische</strong>r <strong>Störungen</strong> kann insofern<br />

als klinisch evaluiert gelten, als es teilweise jahrelang systematisch in<br />

der klinischen Praxis eingesetzt und auf seine Wirksamkeit hin überprüft<br />

wurde. Es entsprach und entspricht der Praxis des Teams, Aphasien aller<br />

Syndrome vorwiegend mit schriftsprachlichem Material zu therapieren und<br />

den Therapieerfolg systematisch durch Wiederholung und Vergleich geeigneter<br />

diagnostischer Verfahren (Aachener Aphasie Test/AAT, Huber u.a.<br />

1983, und ergänzende Untersuchungen) zu überprüfen. Das vorliegende<br />

Material hat sich in diesem Kontext als wirksam in der Behandlung aller<br />

Formen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien erwiesen.<br />

In einer Studie mit 97 Patienten unterschiedlicher Syndrome untersuchten<br />

einige aus dem Team den Erfolg einer intensiven neurolinguistisch orientierten<br />

Aphasiebehandlung bei älteren Patienten (der Altersdurchschnitt<br />

lag bei 68 Jahren) (Neubert u.a. 1988). Verglichen wurden die Ergebnisse<br />

von AAT-Untersuchungen am Anfang und Ende einer stationären Therapiephase<br />

von durchschnittlich 8 Wochen bei einer Behandlungsintensität von<br />

7.5 Stunden wöchentlich. Auf Grund der durchgängig schriftorientierten<br />

Ausrichtung der Behandlung kann die Studie auch als Test für die Wirksamkeit<br />

der <strong>NAT</strong>-Materialien gelten. Das Ergebnis der Studie war, dass bei<br />

allen Aphasieformen nach der stationären Behandlung deutliche Verbesserungen<br />

gegenüber dem Eingangsbefund zu verzeichnen (waren), die eindeutig<br />

als Behandlungserfolg interpretiert werden müssen, da sie nicht<br />

mehr als das Ergebnis spontaner Rückbildung erklärbar sind (S. 68). ii<br />

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18 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Die Kopfzeile jedes Arbeitsblattes enthält eine Reihe von Informationen, die<br />

im folgenden erläutert werden sollen. Der erste Eintrag der Kopfzeile informiert<br />

über die Bearbeitungsmodalität: UNT/Unterscheiden, AUS/Auswählen<br />

und KON/Konstruieren.<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret<br />

�<br />

Bearbeitungsmodalität<br />

1.1<br />

In Unterscheiden-Arbeitsblättern sind grammatische von ungrammatischen<br />

Wörtern zu unterscheiden, in Auswählen-Arbeitsblättern sind fragmentarische<br />

Wortkontexte zu ergänzen, wobei eine kleine Auswahlmenge an ergänzbaren<br />

Elementen vorgegeben ist, und in Konstruieren-Arbeitsblättern<br />

geht es darum, Lücken in fragmentarischen Wortkontexten frei zu ergänzen<br />

bzw. Wörter frei zu konstruieren.<br />

Der zweite Eintrag der Kopfzeile jedes Arbeitsblattes gibt an, zu welchem<br />

Kapitel ein Arbeitsblatt gehört (Segmentale Merkmale etc.).<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />

�<br />

Kapitel<br />

Der dritte Eintrag der Kopfzeile ist eine Strukturbeschreibung, die über<br />

die segmentale Struktur bzw. Silbenstruktur der verwendeten Stimuli des<br />

Arbeitsblattes und über den jeweiligen Verarbeitungsschwerpunkt (z.B.:<br />

erste C-Position des Wortes) informiert.<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />

�<br />

Wortstruktur<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 19<br />

Die folgende Tabelle erläutert diese Strukturbeschreibungen: iii<br />

[ ]<br />

+<br />

Wortgrenzen<br />

Silbengrenze<br />

Kompositum mit zwei<br />

Nominalbestandteilen<br />

C Konsonant<br />

CL Cluster<br />

Cluster<br />

Cluster<br />

Konsonantenverbindung<br />

über eine<br />

Silbengrenze hinweg<br />

Land<br />

stramm<br />

Filz<br />

Bügelbrett<br />

[Land]<br />

[Mar+me+la+de]<br />

[[Glatz]+[kopf]]<br />

[C...]<br />

[CL...]<br />

[...CL]<br />

[[...]+[CL...]]<br />

Bürste [...CC+C...]<br />

V Vokal Pumpe [...V...+...]<br />

X...__ alternative Sequen- Kabel/Klabe [C__...C]<br />

__...X zierungen<br />

( ) Zusammenfassung<br />

struktureller Varianten<br />

z.B.: ein- und<br />

zweisilbige<br />

Wörter<br />

Pult [...]<br />

[...(+...)]<br />

Leder [...+...]<br />

Der vorletzte Eintrag der Kopfzeile informiert über die syntaktische<br />

Kategorie der verwendeten Wörter und darüber, ob die Wörter eine<br />

einfache oder komplexe Wortstruktur aufweisen:<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...C...]+[...C...]], N Komp 5.6<br />

�<br />

syntaktische Kategorie, einfache vs. komplexe<br />

Wortstruktur<br />

Das Ende der Kopfzeile jedes Arbeitsblattes bildet eine Zahlenkombination,<br />

die die Nummer des Kapitels und die Stelle des AB in der numerischen<br />

Reihenfolge der Arbeitsblätter dieses Kapitels angibt.<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...C...]+[...C...]], N Komp 5.6<br />

�<br />

�<br />

5. Kapitel (Segmentale Umgebung)<br />

6. Arbeitsblatt<br />

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20 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

1 Segmentale Merkmale<br />

Das Kapitel Segmentale Merkmale enthält Unterscheiden- und Auswählen-<br />

Varianten von Arbeitsblättern, in denen entweder paarweise kontrastierte<br />

Wörter und Nicht-Wörter unterschieden oder Grapheme in Wortkontexte<br />

eingesetzt werden sollen. Die Unterscheiden-Versionen der Arbeitsblätter<br />

erfordern lexikalische Entscheidungsprozesse, die Auswählen-Versionen<br />

erfordern zusätzlich eine Verarbeitung der sequentiellen Struktur der Wörter:<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />

Land - Pand<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt (BKL), N konkret 1.16<br />

Bi b el<br />

Variiert ist in jedem Arbeitsblatt jeweils ein Element in der segmentalen<br />

Struktur der Wörter bzw. Nicht-Wörter (Kuchen-*Fuchen / Keule-*Keube),<br />

und zwar so, dass die variierten Segmente entweder alle eine distinkte oder<br />

alle eine ähnliche Merkmalsstruktur aufweisen. Die folgende Tabelle<br />

zeigt die Merkmalsstrukturen von [l] (Land) und [p] (Pilz):<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

[l] und [p] haben die distinktiven Merkmale [+kons] (konsonantisch), [hint]<br />

(hinten), [-hoch] (hoch) und [-nas] (nasal) gemeinsam und unterscheiden<br />

sich in den distinktiven Merkmalen [son] (sonorant), [lab] (labial),<br />

[kor] (koronal), [dau] (dauernd) und [gesp] (gespannt). iv<br />

Als phonologisch ähnlich gelten Segmente, wenn sie sich in maximal zwei<br />

distinktiven Merkmalen unterscheiden, und als phonologisch distinkt solche<br />

Segmente, die sich in mehr als zwei Merkmalen unterscheiden; [t]<br />

(Kröte) und [z] (Glaser) sind ähnlich, [l] (Land) und [p] (Pilz) sind distinkt:<br />

Ähnliche Segmente (in maximal zwei Merkmalen unterschieden)<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[t] + - - - - + - - +<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 21<br />

Distinkte Segmente (in mehr als zwei Merkmalen unterschieden)<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

In den Unterscheiden-Arbeitsblättern des Kapitels Segmentale Merkmale<br />

sind Wörter mit Nicht-Wörtern kontrastiert, die durch Substitution einer<br />

Segmentposition durch ein ähnliches oder distinktes Segment abgeleitet<br />

wurden, in den Auswählen-Varianten stehen ähnliche oder distinkte Segmente<br />

für eine zu ergänzende Segment-Position eines Wortes zur Auswahl.<br />

Die Nicht-Wörter in den Unterscheiden-Arbeitsblättern sind legale Neologismen,<br />

d.h. mit den segmentalen, silbenstrukturellen und orthographischen<br />

Beschränkungen des Deutschen verträgliche, aber gleichwohl nicht<br />

existierende Formen (Land-*Nand [legaler Neologismus]; Land-*Ntant<br />

[nicht legaler Neologismus]).<br />

Die zu verarbeitenden Segment-Positionen wurden systematisch nach silbenstrukturellen<br />

Kontexten variiert. Sie kommen vor:<br />

• in der wortinitialen Konsonanten-Position (C-Position) der ersten Silbe<br />

bei ein- oder zweisilbigen Wörtern (Land-Pand, Geige-Leige;<br />

[C...(+...)])<br />

• in der initialen C-Position der zweiten Silbe in zweisilbigen Wörtern<br />

(Keule-Keube; [...+C...])<br />

• in der finalen C-Position der ersten Silbe in zweisilbigen Wörtern (Tante-<br />

Talte; [...C+...])<br />

• in der finalen C-Position in zweisilbigen Wörtern (Boder-Boden;<br />

[..+...C])<br />

• in der ersten Vokal-Position (V-Position) bei ein- oder zweisilbigen Wörtern<br />

(Mecke-Mücke; [...V(+...)])<br />

Kontrolliert sind die Arbeitsblätter des Kapitels darüber hinaus nach folgenden<br />

Aspekten:<br />

• syntaktische Kategorie (in der Regel Nomina, vier AB mit Verben)<br />

• Konkretheit (in der Regel konkret, 6 AB mit abstrakten Nomina)<br />

• Frequenz (insgesamt relativ hochfrequent, keine sehr starken Frequenzunterschiede<br />

auf einem Arbeitsblatt)<br />

• Wortakzent (bei zweisilbigen Wörtern auf der ersten Silbe)<br />

• Orthographie (möglichst einfach)<br />

Syntaktische Kategorie, Konkretheit bzw. Abbildbarkeit und Frequenz sind<br />

Faktoren, die die Verarbeitung der lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n bzw. lexikalisch-graphematischen<br />

Struktur von Wörtern - z.B. beim Lesen - beeinflussen<br />

können. Konkrete, hochfrequente Nomina sind im Hinblick auf die lexikalische<br />

Verarbeitung von Wortstrukturen verarbeitungseinfacher als ab-<br />

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22 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

strakte und/oder niederfrequente Nomina und/oder andere syntaktische<br />

Kategorien.<br />

Insgesamt sind die Unterscheiden-AB deutlich einfacher als die Auswählen-<br />

AB, da eine relativ oberflächennahe Verarbeitung der Stimuli (lexikalisches<br />

Entscheiden) ausreicht, um die Aufgaben erfolgreich zu lösen. Dazu kommen<br />

relativ niedrige Handlungsanforderungen, die auch von apraktischen<br />

Patienten bewältigt werden. Die erfolgreiche Bearbeitung der UNT-<br />

Versionen sollte der Verwendung der AUS-Versionen daher in der Regel vorausgehen.<br />

Die angebotenen Stimuli sollten stets auch in anderen Modalitäten verwendet<br />

werden. Alle denkbaren Modalitäten wie Nach- und Mitsprechen,<br />

laut Lesen, Abschreiben oder nach Diktat schreiben, Laut-Schrift-Zuordnung<br />

usw. können und müssen - je nach individuellem Störungsbild - eingesetzt<br />

werden. Der Therapeut sollte auch - sofern diesbezüglich Unsicherheiten<br />

bestehen - immer wieder das semantische Wortverständnis der Stimuli<br />

beim Patienten überprüfen und sichern, wobei die lexikalisch-<strong>phonematische</strong><br />

Verarbeitung der Stimuli natürlich auch unabhängig vom semantischen<br />

System erfolgen kann, also kein intaktes Verständnis der Wortbedeutung<br />

voraussetzt.<br />

Als Hilfsmittel für die Bearbeitung können farbige Markierungen bei den<br />

UNT-AB für besonders schwer gestörte Patienten dienen oder Buchstaben<br />

aus einem Buchstabenkasten bei den AUS-AB für diejenigen Patienten, die<br />

auch einzelne Buchstaben nicht schreiben können.<br />

Zwischen die Bearbeitung einer UNT- und einer AUS-Version kann ein weiterer<br />

Schritt eingeschaltet werden, durch den sich der Schwierigkeitsgrad<br />

weniger drastisch erhöht, indem man die UNT-AB in einer spaltenweise abgedeckten<br />

oder zerschnittenen Version verwendet, auf der der Patient ohne<br />

den direkten Kontrast zwischen Wort und Nicht-Wort die grammatischen<br />

Wörter anstreichen soll.<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (LPG), N konkret 1.1<br />

Land - Pand, Ginsel - Pinsel, ...<br />

Das AB kontrastiert paarweise Wörter mit legalen Neologismen. Es handelt<br />

sich um eine lexikalische Entscheidungsaufgabe: Wörter und Nicht-Wörter<br />

sollen unterschieden und die Wörter angestrichen werden.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 23<br />

Verwendet wurde eine Wortliste mit ein- und zweisilbigen konkreten Nomina,<br />

deren Initial entweder L oder P oder G ist. In der phonologischen<br />

Struktur entsprechen diesen Graphemen distinkte, d.h. in mehr als zwei<br />

Merkmalen unterschiedene Segmente:<br />

[l] - [p] -[g]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[g] + - + + - - - + +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

[g] + - + + - - - + +<br />

Die Wörter wurden so ausgewählt, dass in jedem Wortkontext jeweils nur<br />

eine Auswahl aus der Triplette L, P und G ein existierendes Wort des Deutschen<br />

ergibt (Land, *Pand, *Gand), und die neologistischen Varianten der<br />

Wörter wurden dadurch gebildet, dass der Initial durch einen anderen<br />

Buchstaben der Triplette ersetzt wurde. Dem kritischen Segment/Graphem<br />

folgt jeweils ein Vokal.<br />

Kontrolliert wurden neben Silbenstruktur, segmentaler Struktur, syntaktischer<br />

Kategorie und Konkretheit auch die Frequenz der Wörter (hochfrequent)<br />

und der Wortakzent (erste Silbe).<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.2<br />

L and, P ilz, ...<br />

1.2 ist eine Auswählen-Variante von 1.1, in der Wortkontexte ohne Initial<br />

vorgegeben sind. Diese sollen aus der vorgegebenen Auswahlmenge der<br />

drei Grapheme L,P,G vom Patienten ergänzt werden. Verwendet wurden<br />

die gleichen Wörter wie in 1.1.<br />

Das AB unterscheidet sich in den Verarbeitungsanforderungen von der Unterscheiden-Version<br />

1.1 darin, dass nicht nur lexikalisch zwischen Wort und<br />

Nicht-Wort unterschieden, sondern darüber hinaus die sequentielle Struktur<br />

der Wörter verarbeitet werden muss.<br />

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24 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (NFK), N konkret 1.3<br />

Kuchen - Fuchen, Forb - Korb, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.4<br />

N onne, F ell, ...<br />

Die Arbeitsblätter enthalten wie 1.1 und 1.2 einsilbige bzw. zweisilbige<br />

konkrete Nomina, und zu unterscheiden bzw. zu ergänzen ist die erste<br />

Konsonantenposition der Wörter. Variiert wurden die phonologisch distinkten<br />

Konsonanten N, F und K:<br />

[n] - [f] - [k]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

[f] + - - - + - - + +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

[k] + - + + - - - - +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[f] + - - - + - - + +<br />

[k] + - + + - - - - +<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.5<br />

K asse, L atte, ...<br />

Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten Nomina,<br />

in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen ist. Variiert wurden<br />

die phonologisch distinkten Konsonanten B, K und L:<br />

[b] - [k] - [l]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[b] + - - - + - - - -<br />

[k] + - + + - - - - +


MATERIALBESCHREIBUNGEN 25<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[b] + - - - + - - - -<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[k] + - + + - - - - +<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N konkret 1.6<br />

K ern, M aske, ...<br />

Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten Nomina,<br />

in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen ist. Variiert wurden<br />

die phonologisch distinkten Konsonanten M, K und S ([z]):<br />

[m] - [k] - [z]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[m] + + - - + - + - -<br />

[k] + - + + - - - - +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[m] + + - - + - + - -<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[k] + - + + - - - - +<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt (MKS), N abstrakt 1.7<br />

Sakel - Makel, Kurs - Surs, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], distinkt, N abstrakt 1.8<br />

M ut, K unst, ...<br />

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26 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Zwei Arbeitsblätter des UNT- bzw. AUS-Typs mit einsilbigen und zweisilbigen<br />

abstrakten Nomina, in denen die erste Konsonantenposition zu ergänzen<br />

ist. Abstraktheit ist ein Faktor, der die lexikalische Verarbeitung der<br />

<strong>phonematische</strong>n Struktur von Wörtern beeinflusst: abstrakte Nomina sind -<br />

auch für gesunde Sprecher - verarbeitungsschwieriger als konkrete Nomina.<br />

Variiert wurden die phonologisch distinkten Konsonanten M, K und S ([z]).<br />

Zur Merkmalsstruktur dieser Segmente vgl. 1.6.<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich (TSD), N konkret 1.9<br />

Tunnel - Sunnel, Sohn - Dohn, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.10<br />

T ier, S enf, ...<br />

Ein Unterscheiden- und ein Auswählen-Arbeitsblatt mit einsilbigen und<br />

zweisilbigen konkreten Nomina, in denen die erste Konsonantenposition zu<br />

ergänzen ist. Im Unterschied zu den Arbeitsblättern 1.1 bis 1.7 sind hier<br />

phonologisch ähnliche Segmente zu verarbeiten, die sich in maximal zwei<br />

distinktiven Merkmalen unterscheiden - T, S ([z]) und D:<br />

[t] - [z] - [d]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[t] + - - - - + - - +<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[t] + - - - - + - - +<br />

[d] + - - - - + - - -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

[d] + - - - - + - - -


MATERIALBESCHREIBUNGEN 27<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich (NDL), N konkret 1.11<br />

Degen - Negen, Deim - Leim, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.12<br />

D attel, L ampe, ...<br />

Auch dieses UNT/AUS-Paar variiert phonologisch ähnliche Segmente in<br />

wortinitialer Konsonanten-Position von einsilbigen bzw. zweisilbigen konkreten<br />

Nomina - N, D, L:<br />

[n] - [d] - [l]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

[d] + - - - - + - - -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[d] + - - - - + - - -<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N konkret 1.13<br />

P olster, F aust, ...<br />

Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit konkreten ein- bzw. zweisilbigen Nomina<br />

und phonologisch ähnlichen Segmentvarianten in der initialen Konsonantenposition<br />

- P, B, F:<br />

[p] - [b] - [f]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

[b] + - - - + - - - -<br />

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28 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[p] + - - - + - - - +<br />

[f] + - - - + - - + +<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[b] + - - - + - - - -<br />

[f] + - - - + - - + +<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...(+...)], ähnlich, N abstrakt 1.14<br />

L ob, D ienst, ...<br />

Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit abstrakten ein- bzw. zweisilbigen Nomina<br />

und phonologisch ähnlichen Segmentvarianten in der initialen Konsonantenposition<br />

- L, D, S ([z])<br />

[l]- [d]- [z]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[d] + - - - - + - - -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[d] + - - - - + - - -<br />

[z] + - - - - + - + -<br />

Der Faktor Abstraktheit erschwert wie in den AB 1.7 und 1.8 die lexikalische<br />

Verarbeitung der <strong>phonematische</strong>n bzw. graphematischen Struktur,<br />

wobei hier im Unterschied zu 1.7 und 1.8 die phonologische Ähnlichkeit der<br />

auszuwählenden Grapheme die Verarbeitungsanforderungen zusätzlich erhöht.<br />

Die nun folgenden 13 AB unterscheiden sich von den vorangegangenen dadurch,<br />

dass bei ihnen nicht die initiale Position, sondern eine mediale Kon-


MATERIALBESCHREIBUNGEN 29<br />

sonantenposition, genauer gesagt die initiale Position der zweiten Silbe, fokussiert<br />

wird. Der Verarbeitungsschwerpunkt liegt bei diesen AB stärker auf<br />

dem sequentiellen Aspekt als bei den AB mit initialen Segment-Alternativen,<br />

was die Verarbeitungsanforderungen erhöht.<br />

UNT Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt (BKL), N konkret 1.15<br />

Keule - Keube, Bibel - Bikel, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.16<br />

Bi b el, Mus k el, ...<br />

Zwei Arbeitsblätter mit konkreten zweisilbigen Nomina, in denen die erste<br />

Konsonanten-Position der zweiten Silbe zu unterscheiden bzw. zu ergänzen<br />

ist. Variiert wurden die phonologisch distinkten Elemente B, K und L (zur<br />

Merkmalsstruktur vgl. 1.5).<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.17<br />

La m a, La k en, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.18<br />

Lei n en, Pfei f e, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N konkret 1.19<br />

Spu l e, Hu p e, ...<br />

Drei Auswählen-Arbeitsblätter mit zweisilbigen konkreten Nomina und zu<br />

ergänzender erster Konsonantenposition der zweiten Silbe. Zu ergänzen<br />

sind die folgenden phonologisch distinkten Segmente:<br />

− m, k, s ([z]) in 1.17 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.7, 1.8)<br />

− n, f, k in 1.18 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.3, 1.4)<br />

− l, p, g in 1.19 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.1, 1.2)<br />

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30 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], distinkt, N abstrakt 1.20<br />

Tei l ung, Wir k ung, ...<br />

Ein verarbeitungskomplexeres Arbeitsblatt mit abstrakten Nomina und der<br />

phonologisch distinkten Auswahlmenge b, k und l für die erste C-Position<br />

der zweiten Silbe.<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.21<br />

Va t er, Wir s ing, ...<br />

UNT Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich (NLD), N konkret 1.22<br />

Ruder - Runer, Krode - Krone, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.23<br />

Schie n e, Soh l e, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.24<br />

Knos p e, Ra b e, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N konkret 1.25<br />

Spü l e, Pu d el, ...<br />

Vier Auswählen- und ein Unterscheiden-Arbeitsblatt mit konkreten zweisilbigen<br />

Nomina, in denen phonologisch ähnliche Segmente in der ersten C-<br />

Position der zweiten Silbe zu verarbeiten sind:<br />

− t, s ([z]), d in 1.21 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.9, 1.10)<br />

− n, l d in 1.22 und 1.23 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.11, 1.12)<br />

− p, b, f in 1.24 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.13)<br />

− l, d, s [[z]) in 1.25 (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.14)<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 31<br />

UNT Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich (TSD), N abstrakt 1.26<br />

Porso - Porto, Liser - Liter, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+C...], ähnlich, N abstrakt 1.27<br />

Mie t e, Kri s e, ...<br />

Zwei verarbeitungskomplexere Unterscheiden- bzw. Auswählen-AB mit abstrakten<br />

Nomina und ähnlichen Segmentvarianten - t, s ([z]), d (zur Merkmalsstruktur<br />

vgl. 1.9, 1.10).<br />

Es folgen nun 4 Arbeitsblätter, bei denen Kontraste zwischen distinkten und<br />

ähnlichen Vokal-Segmenten im Mittelpunkt stehen.<br />

AUS Segm. Merkmale, [...V(+...)], distinkt, N konkret 1.28<br />

K o pf, B i rne, ...<br />

UNT Segm. Merkmale, [...V(+...)], ähnlich (IEÜ), N konkret 1.29<br />

Mecke - Mücke, Schüff - Schiff, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...V(+...)], ähnlich, N konkret 1.30<br />

Qu i tte, Schn e cke, ...<br />

Drei Auswählen- bzw. Unterscheiden-Arbeitsblätter mit ein- bzw. zweisilbigen<br />

konkreten Nomina, in denen die erste Vokalposition zu diskriminieren<br />

ist. In 1.28 betrifft der Kontrast die phonologisch distinkten Vokale i ([i]), o<br />

([o]) und a ([a:]):<br />

[i] - [o] - [a:]<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[i] - - - + - -<br />

[o] - + - - + -<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[i] - - - + - -<br />

[a:] - + + - - +<br />

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32 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[o] - + - - + -<br />

[a:] - + + - - +<br />

1.29 und 1.30 thematisieren den Kontrast zwischen den phonologisch ähnlichen<br />

Vokalen i ([i]), e ([e]) und ü ([ü]):<br />

[i] - [e] - [ü]<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[i] - - - + - -<br />

[e] - - - - - -<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[i] - - - + - -<br />

[ü] - - - + + -<br />

segmentale<br />

kons hint nied hoch lab gesp<br />

Merkmale:<br />

r<br />

[e] - - - - - -<br />

[ü] - - - + + -<br />

UNT Segm. Merkmale, [...VV(+...)], N konkret 1.31<br />

Teuch - Teich, Leube - Laube, ...<br />

1.31 ist ein Unterscheiden-Arbeitsblatt mit ein- bzw. zweisilbigen konkreten<br />

Nomina und variierten Diphtongen.<br />

UNT Segm. Merkmale, [...C+...], dist./ähnlich (LNR), N konkret 1.32<br />

Sarto - Salto, Tante - Talte, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...C+...], dist./ähnlich, N konkret 1.33<br />

Si l be, So n de, ...<br />

Zwei Unterscheiden- bzw. Auswählen-Arbeitsblätter mit konkreten zweisilbigen<br />

Nomina, in denen die letzte Konsonanten-Position der ersten Silbe zu<br />

diskriminieren ist. In dieser Position zu unterscheiden bzw. für diese Positi-<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 33<br />

on auszuwählen ist eine Kombination von phonologisch ähnlichen und distinkten<br />

Segmenten, die im Deutschen bevorzugt an dieser Stelle vorkommen<br />

- l, n und r:<br />

[l] - [n] - [R]<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[l] + + - - - + - + -<br />

[R] + + + - - - - + -<br />

segmentale<br />

Merkmale:<br />

kons son hint hoch lab kor nas dau gesp<br />

[n] + + - - - + + - -<br />

[R] + + + - - - - + -<br />

[l] und [n] bzw. [l] und [R] sind phonologisch ähnlich (unterschieden in<br />

zwei Merkmalen), [n] und [R] sind phonologisch distinkt (unterschieden in<br />

vier Merkmalen).<br />

UNT Segm. Merkmale, [...+...C], dist./ähnlich (LNR), N konkret 1.34<br />

Boder - Boden, Kiefer - Kiefel, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [...+...C], dist./ähnlich, N konkret 1.35<br />

Hake n , Schaufel l , ...<br />

Wie 1.32 und 1.33, mit dem Unterschied, dass die letzte Konsonanten-<br />

Position der zweiten Silbe - also die finale C-Position des Wortes - thematisiert<br />

ist.<br />

Es folgen nun zum Schluss die 4 AB, bei denen keine Nomina, sondern Verben<br />

verwendet wurden. Der Schwierigkeitsgrad eines solchen AB ist deutlich<br />

höher als der des vergleichbaren AB mit Nomina.<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...+...], distinkt (lpg), V 1.36<br />

gähnen - lähnen, ...<br />

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34 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...+...], distinkt, V 1.37<br />

g ehen, p ilgern, ...<br />

UNT Segm. Merkmale, [C...+...], ähnlich (pfb), V 1.38<br />

pökeln - bökeln, ...<br />

AUS Segm. Merkmale, [C...+...], ähnlich, V 1.39<br />

p addeln, f ilmen, ...<br />

Vier Unterscheiden- bzw. Auswählen-Arbeitsblätter mit zweisilbigen Verben.<br />

Zu unterscheiden bzw. zu ergänzen ist jedes Mal die erste Konsonanten-Position<br />

der Wörter. In 1.36 und 1.37 wurden die phonologisch distinkten<br />

Segmente [l], [p] und [g] verwendet (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.1,<br />

1.2), in 1.38 und 1.39 die phonologisch ähnlichen Segmente [p], [b] und<br />

[f] (zur Merkmalsstruktur vgl. 1.13).<br />

Die syntaktische Kategorie ist ein Faktor, der die lexikalische Verarbeitung<br />

der phonologischen bzw. graphematischen Struktur von Wörtern beeinflusst.<br />

Nomina sind für lexikalisch-<strong>phonematische</strong> bzw. lexikalisch-graphematische<br />

Prozesse verarbeitungseinfacher als andere syntaktische Kategorien,<br />

wie z.B. Verben.<br />

2 Minimalpaare<br />

Im Kapitel Minimalpaare sind 26 Arbeitsblätter (AB) zusammengefasst, davon<br />

6 vom Typ Unterscheiden (UNT) und je 10 vom Typ Auswählen (AUS)<br />

bzw. Konstruieren (KON).<br />

Unter einem Minimalpaar versteht man ein Paar von Wörtern, zwischen<br />

denen ein Bedeutungsunterschied bei einem minimalen <strong>phonematische</strong>n<br />

Kontrast zwischen lediglich einem Segment des einen zu dem in der Sequenz<br />

analogen Segment eines anderen Wortes besteht. Überwiegend haben<br />

wir Minimalpaare verwendet, deren Kontrast im Initial liegt, es gibt aber<br />

auch einige AB, bei denen der Kontrast in der Wortmitte (Initial der<br />

zweiten Silbe) oder im Auslaut liegt. Abgesehen von Minimal-Paaren gibt es<br />

im Deutschen auch etliche Minimal-Tripletten, -Quartette usw. Darüber<br />

hinaus haben wir mit der Instruktion Finden Sie Reimwörter bei einigen<br />

AB über die eigentlichen Minimalpaare hinaus auch schwächere <strong>phonematische</strong><br />

Ähnlichkeiten, beruhend auf Reim (hier unterscheiden sich die Paare<br />

oft in mehr als einem Segment), einbezogen. Für viele Patienten ist diese<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 35<br />

Instruktion leichter zu verstehen und auch zu befolgen als die Aufforderung,<br />

einen Laut/Buchstaben des vorgegebenen Wortes zu ersetzen, und<br />

die eine Instruktion setzt auch einen anderen Prozess in Gang als die andere:<br />

während im letzteren Fall der Initial von der Segmentfolge abgetrennt<br />

werden muss, um neue Initiale vor die verbliebene Lautkette postieren<br />

zu können (was assoziativ-zufällig oder auch systematisch, z.B. nach<br />

dem Alphabet geschehen kann), ist das Finden von Reimwörtern<br />

(Maus/Haus) nicht notwendig mit der Auflösung der Segmentkette eines<br />

Wortes verbunden, da auch durch Clusterbildung am Wortanfang Reimpaare<br />

entstehen können (Maus/Schmaus), ebenso wie durch Weglassen des<br />

Initials (Maus/aus). Die Aufgabe, Reimpaare zu bilden, ist insgesamt einfacher<br />

zu lösen, vor allem, da die Minimalpaare eine Teilmenge der Reimwörter<br />

darstellen. Andererseits ist die Bildung von Reimen störungsspezifisch<br />

für die einen Patienten schwieriger (etwa Broca Aphasiker<br />

mit Problemen bei der Verarbeitung von Clustern), für andere naheliegender<br />

als die Bildung von Minimalpaaren (etwa Amnestiker, denen es schwerer<br />

fällt, das vorgegebene Wortmaterial aufzulösen als zu ergänzen). Der<br />

Therapeut sollte also die störungsspezifischen Reaktionen seiner Patienten<br />

entsprechend kennen/beachten und aus den von Patienten bevorzugten<br />

Strategien diagnostische und therapeutische Schlüsse ziehen.<br />

Minimalpaare sind natürlich recht unterschiedlich bezüglich ihres phonologischen,<br />

syntaktischen und semantischen Kontrasts. So können die<br />

betreffenden Laute sich in wenigen oder vielen segmentalen Merkmalen<br />

unterscheiden, die beiden Wörter ein- oder mehrsilbig, phonematisch einfach<br />

oder komplex strukturiert sein, sie können bezüglich Vorkommenshäufigkeit,<br />

Konkretheit, Wortkategorie etc. gleich, ähnlich oder distinkt sein.<br />

Während es unmöglich ist, die Stimuli bezüglich der segmentalen Merkmale<br />

zu kontrollieren, haben wir die semantischen Aspekte so weitgehend wie<br />

möglich zu kontrollieren versucht und prinzipiell den Wortkategorie-<br />

Effekt beachtet, indem einerseits Kategorienshifts fast immer ausgeschlossen<br />

sind, Minimalpaare also prinzipiell innerhalb einer Wortkategorie präsentiert/gefordert<br />

sind, andererseits das Spektrum des Kapitels nicht nur<br />

AB mit Nomina (15), sondern auch solche mit Verben (6) und Adjektiven<br />

(5) umfasst.<br />

Wenn sich die Wörter eines Minimalpaares sehr stark bezüglich ihrer Vorkommenshäufigkeit<br />

unterscheiden, haben wir bei KON-Aufgaben jeweils<br />

das niederfrequentere vorgegeben, während das höherfrequente vom Patienten<br />

zu finden ist. Minimalpaare, in denen eines der Wörter konkret, das<br />

andere abstrakt ist, haben wir gesondert behandelt, indem entweder die<br />

Konkreta oder die Abstrakta vorgegeben bzw. zu suchen sind. Ein- und<br />

mehrsilbige Stimuli haben wir im Prinzip auf unterschiedlichen AB präsentiert,<br />

sind aber, um genügend Stimuli zur Verfügung zu haben, von dieser<br />

Regel in den drei Fällen abgewichen, wo der Aspekt Abstraktheit maßgeblich<br />

war.<br />

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36 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Der phonologische Komplexitätsgrad der Stimuli auf einem AB ist als<br />

Ergebnis der Kontrolle von Wortkategorie und Silbigkeit meistens vergleichbar<br />

(Ausnahmen gibt es vor allem bei AB, wo andere als nominale<br />

Wortkategorien verwendet worden sind).<br />

Während bei den AB 2.1 bis 2.11 nominale Minimalpaare und Reimwörter<br />

durch Ersetzung des Initials entstehen, fokussieren die AB 2.12 bis 2.15 die<br />

mediale Position bei Nomina und sind deshalb als deutlich schwieriger einzustufen.<br />

In 2.16 bis 2.21 wurden nicht Nomina, sondern Verben verwendet,<br />

deren Minimalpaar- und Reimwörter wieder durch Austausch des Initials<br />

entstehen. Am Ende des Kapitels stehen drei AB (2.22 bis 2.24), in denen<br />

ausschließlich adjektivische Stimuli verwendet wurden, wobei der Fokus<br />

einmal am Wortanfang, einmal am Wortende und einmal in der Mitte<br />

(Vokal) liegt.<br />

Bei neun AB werden Stimuli noch einmal im Satzkontext präsentiert, die<br />

auch in AB mit reiner Wortverarbeitung verwendet wurden. Bei der Konstruktion<br />

der Satzkontexte haben wir darauf geachtet, dass die Satzergänzung<br />

semantisch naheliegend, aber nicht zwingend oder automatisiert ist.<br />

Die SATZ-Versionen in den Bearbeitungs-Modalitäten UNT und AUS sind<br />

besonders für Patienten mit schweren Störungsgraden geeignet, da bei ihrer<br />

Bearbeitung kein freies Schreiben und nicht unbedingt eine <strong>phonematische</strong><br />

Diskrimination der Minimalpaare erforderlich ist, sondern die Lösung<br />

der Aufgabe über semantische Routen gelingen kann. Patienten, die in der<br />

Lage sind, die SATZ-AB fehlerfrei zu bearbeiten, können demnach bei<br />

WORT-AB mit denselben Stimuli erhebliche Probleme haben. Die SATZ-AB<br />

sollten dazu dienen, bei schwer gestörten Patienten eine graphematisch/<strong>phonematische</strong><br />

Diskrimination anzubahnen, indem die Minimalpaare durch<br />

Hintereinanderschalten unterschiedlicher Bearbeitungsweisen schrittweise<br />

aus dem Satzkontext gelöst und schließlich isoliert diskriminiert werden<br />

können. Dabei kann die Verwendung verschiedener Verarbeitungsmodalitäten<br />

und Hilfsmittel sinnvoll sein, die dem jeweiligen Patienten<br />

die Diskrimination erleichtern (z.B. gleichzeitiger graphischer und<br />

auditiver Input durch den Therapeuten, lautes Lesen, Mit- und Nachsprechen<br />

der Sätze, farbiges Markieren der Anlaute, übertriebenes Artikulieren<br />

derselben, Nachlegen aus Buchstaben, Abschreiben der Minimalpaarwörter<br />

auf Kärtchen usw.). Es kann demnach für bestimmte Patienten sinnvoll<br />

sein, sich zunächst auf das Angebot der SATZ-AB zu beschränken, während<br />

bei anderen Patienten deren Verwendung eventuell ganz entfällt. Intern<br />

sind die AB der Gruppe der SATZ-AB insofern von unterschiedlichem<br />

Schwierigkeitsgrad, als nur bei drei von neun konkrete Nomina, bei einem<br />

auch abstrakte und bei je zwei AB Verben bzw. Adjektive thematisiert werden,<br />

wobei die bekannten Kategorieneffekte zu erwarten sind.<br />

Die WORT-AB sind von sehr unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, abhängig<br />

vom Bearbeitungsmodus (UNT/AUS/KON), der genauen Aufgabenstellung<br />

(ersetzen Sie den Buchstaben/finden Sie Reimwörter), sowie<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 37<br />

den genauen Eigenschaften der verwendeten und der Ziel-Stimuli (Konkretheit,<br />

Frequenz, Wortkategorie). Auf diese Aspekte wird jeweils in den<br />

Materialbeschreibungen hingewiesen.<br />

UNT MinPaare, [C...+...], N konkret 2.1<br />

Die Wurst hat eine harte Delle - Pelle<br />

In der Endposition einfacher Sätze präsentiert dieses AB ein Minimalpaar<br />

einfacher Nomina, von denen das passende markiert werden soll. Die Ziel-<br />

Stimuli sind zweisilbig und konkret und unterscheiden sich im Initial.<br />

Wegen der einfachen Durchführung, der Eigenschaften der Stimuli und der<br />

Präsentation im Satzkontext mit leicht zu identifizierenden Schlüsselwörtern<br />

ist dieses AB auch für schwer beeinträchtigte Patienten und als<br />

Einstieg in die Arbeit mit Minimalpaaren gut geeignet.<br />

Die Satz- bzw. Minimalpaarspalte des AB kann bei Bedarf abgedeckt/abgeschnitten<br />

werden, um das Wortmaterial in anderen Bearbeitungsmodalitäten<br />

zu verwenden (Laut-Schrift-Zuordnung, Lautes Lesen, Nachsprechen,<br />

Ab- oder nach Diktat schreiben, eventuell auch mündliche/schriftliche<br />

Satzergänzung). Für schwer beeinträchtigte und/oder konstruktiv-apraktische<br />

Patienten können die Minimalpaare manchmal besser<br />

in ausgeschnittener Form verwendet werden. Sinnvoll ist auch oftmals farbiges<br />

Markieren der Initiale, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren.<br />

AUS MinPaare, [C...+...], N konkret 2.2<br />

MÖWE: WE LÖ MÖ NÖ<br />

AUS MinPaare, [C...+...], N konkret 2.3<br />

NICHTE: NICH MICH TE FICH<br />

Aufgabe des Patienten ist es, die Teile eines vorgegebenen Wortes in einer<br />

randomisierten Gruppe von Silben wiederzufinden und zu markieren. Die<br />

Ziel-Stimuli (einfache, konkrete Zweisilber) müssen also in Silben zerlegt<br />

bzw. mit Silben in Übereinstimmung gebracht werden. Als Ablenker wurde<br />

einerseits die Anfangssilbe eines existierenden Minimalpaar-Wortes (LÖ/MÖ<br />

von Löwe/Möwe) gewählt, andererseits eine Silbe, die sich ebenfalls nur im<br />

initialen Segment, und zwar in nicht mehr als zwei segmentalen Merkmalen<br />

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38 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

vom Initial des Ziel-Stimulus unterscheidet, aber in keiner Kombination mit<br />

einer der drei anderen vorgegebenen Silben ein deutsches Wort ergibt<br />

(NÖ/MÖ).<br />

Der rechte und linke Teil des AB kann auch getrennt für verschiedene Aufgaben<br />

verwendet werden, z.B. für Laut-Schrift-Zuordnung (links) oder freies<br />

Konstruieren von ein oder zwei Wörtern (rechts) und vieles andere.<br />

Der freie Platz neben dem Zielitem ist ausreichend groß, um den Patienten<br />

das Wort noch einmal abschreiben zu lassen.<br />

AUS Min Paare, [C...+...],N konkret 2.4<br />

Möwe - Löwe<br />

Über dem Schiff fliegt eine Möwe .<br />

Bei der Bearbeitung dieses ABs hat der Patient jeweils ein Wort aus einem<br />

vorgegebenen Minimalpaar (gebräuchliche, konkrete zweisilbige Nomina) in<br />

einen der beiden vorgegebenen Sätze als Ergänzung einzusetzen. Es gelten<br />

dieselben Überlegungen wie bei 2.1, auch was weitere Verwendungsmöglichkeiten<br />

angeht.<br />

AUS MinPaare, [C...(+...)], N konkret/N abstrakt 2.5<br />

Dampf - Kampf<br />

Aus der Küche kommt viel Dampf .<br />

Die Bearbeitungsweise ist dieselbe wie bei 2.4, Unterschiede gibt es im<br />

verwendeten Wortmaterial. Die Minimalpaare bestehen hier jeweils aus einem<br />

konkreten und einem abstrakten Wort, was den Schwierigkeitsgrad<br />

gegenüber 2.4 erhöht. Auf diesem AB wurden Ein- und Zweisilber gemischt.<br />

Vgl. 2.1, 2.4.<br />

KON MinPaare, [C...+...], N konkret 2.6<br />

Kammer Hammer .<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 39<br />

Dieses erste KON-AB stellt nun deutlich höhere Anforderungen an den Patienten<br />

als die vorangegangenen AB. Vorgegeben sind konkrete Zweisilber,<br />

zu denen das existierende Minimalpaarwort gefunden werden soll. Bestehen<br />

Frequenzunterschiede, so erscheint das ungebräuchlichere Wort in der<br />

vorgegebenen Liste. Es gibt jeweils nur ein mögliches Zielwort, das der Patient<br />

durch Ersetzen des Initials finden soll, wobei außer einfachen Graphemen<br />

auch sch zu verwenden ist. Alle Zielwörter sind konkret und gebräuchlich.<br />

Für Patienten, die sich nur schwer vom Initial lösen können oder Probleme<br />

mit der internen Repräsentation der (unvollständigen) Buchstabenkette haben,<br />

hat sich die gleichzeitige Verwendung eines Buchstabenkastens bewährt<br />

(das vorgegebene Wort wird nachgelegt, der Initial durch systematisches<br />

Ausprobieren ausgewechselt; sollte erst in der Einzeltherapie ausprobiert<br />

werden). Bei leichter gestörten Patienten erfüllt die Vorlage eines<br />

Alphabets denselben Zweck. Die Wortliste kann für die Arbeit mit dem<br />

Buchstabenkasten darüber hinaus vielfach verwendet werden. Natürlich<br />

eignen sich die Wörter oder Paare für alle anderen Modalitäten wie auditive<br />

Vorgabe, Lesen, Abschreiben, Diktatschreiben etc.<br />

Je nach Verwendungsweise und Hilfsmitteln kann der Schwierigkeitsgrad<br />

variiert werden.<br />

KON MinPaare, [C...(+...)], N konkret/N abstrakt 2.7<br />

Dampf Kampf .<br />

KON MinPaare, [C...(+...)], N abstrakt/N konkret 2.8<br />

Recht Hecht .<br />

Die hier verwendeten Minimalpaare setzen sich aus je einem konkreten und<br />

einem abstrakten Wort zusammen. Zielwort ist in 2.7 das konkrete, in 2.8<br />

das abstrakte Wort. Es handelt sich je zur Hälfte um Ein- bzw. Zweisilber.<br />

Etliche Stimuli fanden bereits in anderen AB Verwendung. Die Gebräuchlichkeit<br />

der Wörter ist im Durchschnitt geringer als bei 2.6, was den<br />

Schwierigkeitsgrad zusätzlich erhöht .<br />

Zu allen anderen Überlegungen siehe 2.6.<br />

KON MinPaare, [C...], N 2.9<br />

Milz Pilz, Filz, ...<br />

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40 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

KON MinPaare, [C...+...], N 2.10<br />

Piste Liste, Kiste, ...<br />

KON MinPaare, [C...+...], N 2.11<br />

Puder Ruder, Luder, ...<br />

Für die vorliegenden AB haben wir Stimuli ausgesucht, zu denen mühelos<br />

mehrere reguläre Minimalpaare gefunden werden können. Darüber hinaus<br />

sind manchmal weitere Reimwörter möglich, die durch Clusterbildung<br />

(Tank/Trank, Band/Brand) entstehen. Vorgegeben sind konkrete,<br />

gebräuchliche Nomina, in der ersten Liste Ein-, in der zweiten und dritten<br />

Zweisilber. Als Zielwörter können auch Abstrakta (Gicht/Sicht) auftauchen,<br />

Wörter, die in der Schreibung von der Vorgabe abweichen (Schal/Zahl) oder<br />

u.U. auch Kategorienshifts wie Schal/schmal.<br />

Die Verwendung der Wortlisten oder der entsprechenen Paare/Tripletten<br />

etc. kann in allen denkbaren anderen Modalitäten sinnvoll sein.<br />

UNT MinPaare, [...+C...], N konkret 2.12<br />

Der Gärtner pflanzt eine Blume-Bluse<br />

Während in den bisherigen AB jeweils der Initial fokussiert wurde, haben<br />

wir in den nun folgenden vier AB Minimalpaare verwendet, bei denen die<br />

initiale Position der zweiten Wortsilbe variiert.<br />

Bei dem vorliegenden SATZ-AB, das gebräuchliche und konkrete Minimalpaare<br />

im Satzkontext vorstellt, hat der Patient die Aufgabe, die passende<br />

Satzergänzung zu markieren. Die graphematisch/<strong>phonematische</strong> Differenzierung<br />

der vorgegebenen Minimalpaar-Wörter erfordert mehr Aufmerksamkeit<br />

als bei dem bereits besprochenen parallel konstruierten AB 2.1,<br />

ansonsten gelten aber dieselben Überlegungen.<br />

AUS MinPaare, [...+C...], N konkret 2.13<br />

DÜNE: LE DÜ SE NE<br />

Dieses AB ist parallel zu den bereits bekannten 2.2 und 2.3 konstruiert, nur<br />

dass es sich bei den Stimuli um Minimalpaare mit medialem Kontrast handelt.<br />

Der Patient hat die Aufgabe, aus einer Menge von vier vorgegebenen<br />

Silben die beiden Silben auszuwählen, die das am Zeilenanfang aufgeführte<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 41<br />

Wort ergeben. Für die Eigenschaften der Stimuli und der Ablenker gilt dasselbe<br />

wie bei 2.2 und 2.3.<br />

AUS MinPaare, [...+C...], N konkret 2.14<br />

Paddel - Pappel<br />

Im Park steht eine Pappel .<br />

Parallel zu 2.4 wurde dieses AB mit Kontrast im Initial der zweiten Silbe<br />

konstruiert, das aufgrund dieser Stimulus-Eigenschaft etwas schwieriger<br />

ist. Es gelten ansonsten dieselben Überlegungen wie dort (s.a. 2.1).<br />

KON MinPaare, [...+C...], N konkret 2.15<br />

Köter Köder .<br />

Das vorliegende KON-AB bildet das Pendant zu dem bereits bekannten 2.6,<br />

ist aber aufgrund der anderen Kontrastposition (zweite Silbe) etwas<br />

schwieriger. Vorgegeben wurden gebräuchliche konkrete Nomina, z.T. mit<br />

langem, z.T. mit kurzem Vokal am Ende der ersten Silbe. Im Unterschied<br />

zu 2.6 hat der Patient oftmals mehrere Lösungsmöglichkeiten (Stufe/-<br />

Stute/Stube).<br />

Es können dieselben Hilfsmittel sinnvoll sein wie bei 2.6 (Buchstabenkasten,<br />

Alphabet). Die Stimuli sind für viele andere Aufgabenstellungen<br />

und Modalitäten verwendbar.<br />

Bei den nun folgenden sechs AB wurden jeweils Verb-Minimalpaare verwendet.<br />

Die Konstruktion ist parallel zu den bereits bekannten AB mit Nomina.<br />

Das vorliegende UNT-AB mit Minimalpaaren im Satzkontext entspricht<br />

z.B. 2.1. Die Stimuli sind gebräuchlich, von einfacher Struktur und<br />

werden infinitivisch überwiegend in Modalverb-Konstruktionen präsentiert.<br />

Abgesehen von bekannten Kategorieneffekten gelten für dieses AB dieselben<br />

Überlegungen wie für 2.1.<br />

UNT MinPaare, [C...+...], V 2.16<br />

Die Kundin will das rote Kleid taufen – kaufen<br />

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42 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

AUS MinPaare, [C...+...], V 2.17<br />

dösen: lö sö sen dö<br />

Es handelt sich um denselben Typ von AUS-AB wie 2.2, 2.3 und 2.13, nur<br />

dass hier Verben verwendet wurden. Wieder wurden die Silben zweier Minimalpaarwörter<br />

randomisiert und durch einen phonematisch kontrollierten<br />

Ablenker ergänzt. Von den vier Silben hat der Patient die beiden zu markieren,<br />

die das vorgegebene Zielitem ergeben. Zu allen übrigen Überlegungen<br />

siehe 2.2.<br />

AUS MinPaare, [C...+...], V 2.18<br />

hinken - winken<br />

Das Pferd mit dem verletzten Bein muss hinken .<br />

Dieses AUS-AB ist parallel zu 2.4, 2.5 und 2.14 konstruiert. Der Patient ist<br />

hier aufgefordert, jeweils jedes der beiden vorgegebenen Minimalpaar-Verben<br />

für den richtigen Satzkontext auszuwählen. Die Zielwörter überschneiden<br />

sich partiell mit denen vorangegangener AB und sind durchweg einfach<br />

strukturierte, konkrete, gebräuchliche Verben. Bei den Sätzen handelt es<br />

sich um verschiedene Infinitiv-Konstruktionen mit semantisch eindeutigen<br />

Schlüsselwörtern (s.a. 2.1).<br />

KON MinPaare, [C...+...], V 2.19<br />

mähen nähen .<br />

Die nun folgenden drei AB sind entsprechend der Bearbeitungsmodalität<br />

und zusätzlich aufgrund des Kategorieneffektes als schwierig einzustufen.<br />

Der Aufbau des vorliegenden AB ist bereits von 2.6/7/8 bekannt. Zu vorgegebenen<br />

Verben soll ein existierendes Minimalpaarwort gefunden werden,<br />

wobei es jeweils nur eine Möglichkeit gibt, ein "echtes" Minimalpaar-Verb<br />

im Infinitiv zu finden. Ganz auszuschließen sind aber weder Tempus-Shifts<br />

(singen/gingen etc.) noch Kategorienshifts (leiten/Zeiten). Verwendet wurde<br />

- wie bereits vorher erläutert - von unterschiedlich frequenten Wörtern<br />

eines Paares das weniger gebräuchliche in der vorgegebenen Liste, um<br />

dem Patienten die Suche nicht zusätzlich zu erschweren.<br />

Ausführliche Überlegungen unter 2.6.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 43<br />

KON MinPaare, [C...+...], V 2.20<br />

wecken lecken, decken, ...<br />

KON MinPaare, [C...+...], V 2.21<br />

lauschen rauschen, tauschen, ...<br />

Die beiden KON-AB sind deutlich einfacher als das vorangegangene, weil es<br />

jeweils mehrere Möglichkeiten gibt, zu den vorgegebenen Verben Minimalpaarwörter<br />

oder andere Reimwörter zu finden. Kategorienshifts können<br />

auch hier nicht ganz ausgeschlossen werden (hegen/Degen). Die AB sind<br />

parallel zu den bereits bekannten AB 2.9/10/11 mit Nomina konstruiert,<br />

wegen des Kategorieneffekts aber deutlich schwieriger.<br />

Die Worttripletten/quartette, die zu der vorgegebenen Liste gebildet werden<br />

können, eignen sich für die Verwendung in allen denkbaren Sprachverarbeitungs-Modalitäten,<br />

vor allem für die Laut-Schrift-Zuordnung, für<br />

Lautes Lesen, Nachsprechen, Nachlegen, Ab- bzw. auf Diktat schreiben<br />

usw. Alle diese Verwendungsarten können - abhängig vom individuellen<br />

Störungsbild und vom beabsichtigten Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung<br />

- angezeigt und sinnvoll sein.<br />

Die letzten fünf AB des Minimalpaar-Kapitels haben Adjektive zum Gegenstand,<br />

eine Wortkategorie, deren Verarbeitung schwieriger ist als die der<br />

zuvor verwendeten Nomina und Verben. Präsentiert werden sie in den vorliegenden<br />

drei Fällen allerdings in Form lexikalischer Entscheidungsaufgaben<br />

als UNT-AB. Trotzdem sollten diese AB nur Verwendung finden bei Patienten,<br />

die keine prinzipiellen Probleme speziell mit dem Verständnis von<br />

Adjektiven haben.<br />

UNT MinPaare, [C(C)(C)...], A 2.22<br />

groß-broß-bloß-froß-gloß<br />

UNT MinPaare, [...C(C)(C)], A 2.23<br />

steil-steich-steif-steib-steisch<br />

UNT MinPaare, [...V...(+...)], A 2.24<br />

blond-blund-blind-bland-blend<br />

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44 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Unter fünf vorgegebenen Graphemketten soll der Patient jeweils die beiden<br />

lexikalisierten Wörter herausfinden und markieren. Die verwendeten Adjektive<br />

sind im Fall von 2.22 und 2.23 jeweils einsilbig, von unterschiedlich<br />

komplexer Struktur und überwiegend gebräuchlich.<br />

Bei den Stimuli von 2.22 handelt es sich um Wortpaare, die sich am Wortanfang<br />

unterscheiden, also um Reimwörter. Die drei Ablenker wurden systematisch<br />

anhand des Phonem/Graphem-Bestands der Zielwörter als legale<br />

Neologismen konstruiert. Ebenso verhält es sich mit den Ablenkern bei<br />

2.23. Hier unterscheiden sich die beiden Zielwörter allerdings nicht am<br />

Wortanfang, sondern im Auslaut des Wortes.<br />

Bei 2.24 besteht der Kontrast zwischen den beiden Ziel-Stimuli im Wortakzent-tragenden<br />

Vokal. Bei den Ablenkern wurde ebenfalls die Vokalposition<br />

variiert.<br />

Die lexikalischen Entscheidungsaufgaben sollten auch mit auditivem Input<br />

bearbeitet werden. Zur Verdeutlichung und Sicherung des Wortverständnisses<br />

kann es wichtig sein, die Zielwörter in Satzkontexte zu stellen - s.<br />

2.25, 2.26.<br />

AUS MinPaare, [...C(C)], A 2.25<br />

reich - reif<br />

Diese Äpfel werden im September reif .<br />

AUS MinPaare, [...C(C)(C)], A 2.26<br />

hoch - hohl<br />

Der Turm des Ulmer Münsters ist sehr hoch .<br />

Der Aufbau der beiden AB ist von den Pendants mit Nomina und Verben<br />

(z.B. 2.4 und 2.18) bekannt. Im vorliegenden Fall wurden die in dem UNT-<br />

AB 2.23 verwendeten adjektivischen Minimalpaare (der Kontrast liegt am<br />

Wortende) noch einmal verwendet und sollen vom Patienten in die richtigen<br />

Satzkontexte gestellt werden (s. 2.23 und 2.4).<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 45<br />

3 Cluster und andere Konsonantenverbindungen<br />

Das Kapitel thematisiert die Verarbeitung von Konsonantenverbindungen<br />

innerhalb von Silben (Clustern) und über Silbengrenzen hinweg (andere<br />

Konsonantenverbindungen). Die Arbeitsblätter sind wiederum nach Verarbeitungsmodalität<br />

variiert - es gibt Unterscheiden-, Auswählen- und Konstruieren-Versionen.<br />

In den Unterscheiden-Versionen geht es darum,<br />

Grammatikalitätsunterschiede zwischen Wörtern mit Konsonantenverbindungen<br />

und daraus durch Tilgung oder Hinzufügung von Konsonanten<br />

abgeleitete legale Neologismen zu erkennen. Solche durch Tilgung oder<br />

Hinzufügung veränderte Konsonantenverbindungen sind eine häufige Form<br />

<strong>phonematische</strong>r Paraphasien. In<br />

den Auswählen-Arbeitsblättern<br />

Wort<br />

wird die Verarbeitung einer Konsonantenverbindung<br />

dadurch the-<br />

σ σ<br />

matisiert, dass Elemente aus einer<br />

Auswahlmenge in einen Wortkon- C C V C C V<br />

text einzusetzen sind, und in den<br />

Konstruieren-Arbeitsblättern sind<br />

[b] [R] [i] [l] [e]<br />

Konsonantenverbindungen teilweise<br />

oder vollständig in Wortkon-<br />

[b] [i] [l] [e]<br />

texten frei zu ergänzen.<br />

C V C C V<br />

Paraphasische Veränderungen von<br />

Konsonantenverbindungen sind<br />

nicht auf die segmentale Ebene<br />

beschränkt, sondern betreffen<br />

immer auch die silbenstrukturelle<br />

Ebene von Wörtern - hierin unterscheidet<br />

sich das vorliegende Ka-<br />

σ σ<br />

Wort<br />

Phonologische Struktur von Brille und der <strong>phonematische</strong>n<br />

Paraphasie Bille (vgl. Wiese 1988)<br />

pitel von den Kapiteln Segmentale Merkmale und Minimalpaare, in denen<br />

ausschließlich segmentale Kontraste thematisiert wurden. Die Hinzufügung<br />

oder Tilgung von Konsonanten im Kontext von Konsonantenverbindungen<br />

wie z.B. in Rille-*Bille-Brille (Arbeitsblatt 3.1) führt immer zu einer einfacheren<br />

oder komplexeren Silbenstruktur.<br />

Die zu verarbeitenden Konsonantenverbindungen sind systematisch nach<br />

silben- und wortstrukturellen Kontexten variiert. Sie kommen vor<br />

• in der initialen Position einsilbiger bzw. zweisilbiger Wörter (Brille-*Bille,<br />

Schnabel-Nabel; [CL...(+...)]<br />

• in der finalen Position einsilbiger Wörter (Mond-*Mod; [...CL])<br />

• in der medialen Position zweisilbiger Wörter als Konsonantenverbindung<br />

über die mittlere Silbengrenze hinweg (Ginster-*Ginter; [...CC+C...])<br />

• in der initialen Position des ersten oder zweiten Nominalbestandteils von<br />

Komposita (Traubensaft-*Taubensaft; [[CL...]+[...]] / Bügelbrett-*Bügelbett;<br />

[[...]+[CL...]])<br />

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46 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Kontrolliert wurden die Arbeitsblätter des Kapitels darüber hinaus nach folgenden<br />

Aspekten:<br />

• syntaktische Kategorie (in der Regel Nomina, zwei Arbeitsblätter mit<br />

Verben und zwei mit Adjektiven)<br />

• Konkretheit (in der Regel konkrete Nomina)<br />

• Frequenz (möglichst hochfrequente Wörter)<br />

• Wortakzent (bei zweisilbigen Wörtern auf der ersten Silbe)<br />

• Orthographie (möglichst einfach)<br />

UNT Cluster, [CL...(+...)], N 3.1<br />

Rille-Bille-Brille<br />

Bei diesem UNT-Arbeitsblatt kommt es darauf an, aus einer Triplette ähnlicher<br />

Stimuli (sie unterscheiden sich nur im Initial/initialen Cluster) eine lexikalische<br />

Entscheidung zu treffen. Zu markieren sind jeweils zwei Stimuli:<br />

derjenige mit initialem Cluster (Glocke) sowie einer der beiden durch Tilgung<br />

eines Clusterbestandteils daraus abgeleiteten Stimuli (Locke). Beim<br />

zweiten, durch Tilgung des anderen Clusterbestandteils entstandenen Item<br />

handelt es sich um einen legalen Neologismus (Gocke). Verwendet wurden<br />

für dieses AB ein- und zweisilbige, möglichst geläufige und konkrete Nomina.<br />

Eine erfolgreiche Bearbeitung verlangt - bedingt auch durch die große visuelle<br />

Ähnlichkeit der Tripletten - eine genaue sequentielle Bearbeitung des<br />

Inputs.<br />

UNT Konsonantenverbindung, [...CC+C...], N 3.2<br />

Ginter-Ginster-Ginser<br />

Das Arbeitsblatt enthält Tripletten zweisilbiger Nomina mit Konsonantenverbindungen<br />

über die mittlere Silbengrenze hinweg: Gins+ter, Förs+ter,<br />

Pols+ter etc. Eine grammatische Wortform ist jeweils von zwei ungrammatischen<br />

Wortformen zu unterscheiden, in denen die Konsonantenverbindung<br />

durch Auslassung eines der Konsonanten vereinfacht wurde.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 47<br />

UNT Cluster, [...CL], N 3.3<br />

Mod-Mon-Mond<br />

UNT Cluster, [...CL], N 3.4<br />

Jagd-Jad-Jag<br />

UNT Cluster, [...CL], N 3.5<br />

Herbt-Herst-Herbst<br />

Auch bei diesen drei AB wurden wieder Tripletten zur lexikalischen Entscheidung<br />

vorgegeben. Verwendet wurden hier aber einsilbige Nomina mit<br />

einem aus zwei (3.3 und 3.4) oder mehr (3.5) Konsonanten bestehenden<br />

End-Cluster. Diese müssen jeweils markiert werden im Kontrast mit den<br />

ungrammatischen, durch Tilgung eines der Clusterbestandteile entstandenen<br />

Neologismen (Mod - Mon - Mond). Die Wortstruktur stand bei der<br />

Auswahl der Wörter im Vordergrund, so dass auch weniger gebräuchliche<br />

(Balg) und bei 3.5 auch einige abstrakte Nomina (Furcht) mit aufgenommen<br />

wurden.<br />

UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.6<br />

Bügelbett-Bügelbrett-Ehebett-Ehebrett<br />

Bei diesem AB geht es um den Kontrast zwischen Wörtern, von denen eines<br />

ein initiales Cluster enthält (Brett, Strand, Krampf), das andere durch<br />

Tilgung daraus abgeleitet werden kann (Bett, Stand, Kampf), die aber beide<br />

existieren. Diese Wortpaare wurden jeweils als erster oder zweiter Teil<br />

eines Kompositums verwendet (Bügelbrett/Ehebett, Standlicht/Strandkorb).<br />

Durch Vertauschung der Kompositabestandteile entstanden parallele<br />

ungrammatische Formen (Bügelbett, Ehebrett). Zu bearbeiten sind also<br />

jeweils Wortquartette, bei denen zwei grammatische von zwei ungrammatischen<br />

Wortformen zu unterscheiden sind. Dadurch, dass alle Komposita-<br />

Bestandteile lexikalisierte Wortformen sind, verlangt eine erfolgreiche Bearbeitung<br />

eine genaue sequentielle Abarbeitung der Graphem-<br />

/Phonemkette mit Fokus auf den initialen Clustern.<br />

Der Schwierigkeitsgrad dieses AB ist wesentlich höher als der der vorangegangenen,<br />

zum einen, weil es sich um Quartette, nicht Tripletten handelt,<br />

zum zweiten, weil lange und komplexe Wörter zu bearbeiten sind, und vor<br />

allem aufgrund dessen, dass bei der lexikalischen Entscheidung sequentielle<br />

Aspekte, auch bezüglich der Kombination der zwei Nominalbestandteile,<br />

eine entscheidende Rolle spielen.<br />

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48 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Die hier verwendeten Wortpaare eignen sich - als Simplizia oder Komposita-<br />

für vielerlei Aufgaben quer durch laut - und schriftsprachliche Modalitäten,<br />

z.B. Nachlegen oder frei Zusammensetzen aus Buchstaben, durch<br />

Tilgung/Hinzufügung auseinander Ableiten, Diktatschreiben, Nachsprechen,<br />

laut Lesen, Buchstabieren usw.<br />

Siehe auch 3.7 bis 3.9.<br />

UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], Vereinfachung, N Komp 3.7<br />

Brandherd richtig-falsch<br />

UNT Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], Vereinfachung, N Komp 3.8<br />

Schachtfest richtig-falsch<br />

UNT Cluster, [[...]+[CL...]], Hinzufügung, N Komp 3.9<br />

Ziegenblock richtig-falsch<br />

Für eine anders aufbereitete UNT-Aufgabe (Grammatikalitätsbeurteilung<br />

einzelner Stimuli) wurden vergleichbare (z.T. identische, aber neu kombinierte)<br />

Wortpaare (Band-/Brand-) wie in 3.6 verwendet und wieder als Bestandteile<br />

für grammatische und ungrammatische Komposita (Bandblase/Brandherd)<br />

kombiniert. Jedes dieser Komposita ist einzeln nach seiner<br />

Grammatikalität zu beurteilen, ohne dass wie in 3.6 ein direkter Vergleich<br />

zwischen Wortpaaren möglich ist, da die Stimuli randomisiert wurden. Im<br />

Fall von 3.7 und 3.8 ist immer dasjenige Kompositum eines verwendeten<br />

Wortpaares ungrammatisch, bei dem das initiale Cluster vereinfacht wurde<br />

(Bandblase), das andere ist grammatisch (Brandherd), während im Fall<br />

von 3.9 dasjenige ungrammatisch ist, das durch Hinzufügung eines Konsonanten<br />

zum einfachen Initial (Ziegenblock) entsteht, während das andere<br />

als richtig zu bewerten ist (Rehbock) .<br />

Störungsspezifische Aspekte und Begleitstörungen (Gedächtnis, Apraxie)<br />

können eine Rolle bei der Frage spielen, ob ein AB wie 3.6 oder eines wie<br />

3.7-3.9 für den jeweiligen Patienten einfacher ist. Es gibt Patienten, für die<br />

der direkte Kontrast bzw. Vergleich hilfreich ist, für andere ist die gleichzeitige<br />

Bearbeitung von vier komplexen Stimuli zu belastend für den Arbeitsspeicher.<br />

Außerdem gibt es Patienten, die mit der richtig/falsch-Unterscheidung<br />

oder dem in Übereinstimmung bringen von Zeilen und Spalten<br />

z.B. wegen apraktischer Begleitstörungen Probleme haben. Siehe auch 3.6.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 49<br />

AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.10<br />

Topf-/Tropf-: Topf deckel Tropf stein<br />

AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.11<br />

Back-/Brack-: Brack wasser Back ofen<br />

AUS Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp, N abstrakt 3.12<br />

Fecht-/Flecht-: Fecht kampf Flecht werk<br />

Dieselben bzw. vergleichbare Stimuli (s. 3.6 bis 3.9) haben wir noch einmal,<br />

diesmal für AUS-Aufgaben, verwendet. Bei diesen AB wird der Kontrast<br />

zwischen dem Item mit initialem Cluster und dem ohne in den Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit gestellt. Das Wortpaar als Ganzes (Topf-/Tropf-<br />

)wird vorgegeben und jedes dieser Wörter soll vom Patienten einem zweiten<br />

Nominalbestandteil (__deckel/__stein) korrekt zugeordnet werden. Es<br />

sind also jeweils vier Wörter zu zwei Komposita zu kombinieren.<br />

Während bei 3.10 und 3.11 nur konkrete Wörter verwendet wurden, ist bei<br />

3.12 mindestens eines der beiden Komposita abstrakt (Krampfanfall, Planquadrat),<br />

manche Wortbedeutungen beruhen auf nichtwörtlicher Wortverwendung<br />

(Stumpfsinn, Schlussstrich). 3.12 ist deshalb deutlich schwieriger<br />

als die beiden anderen AB.<br />

Siehe auch 3.6 bis 3.9.<br />

AUS Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.13<br />

-band/-brand: Sonnen brand Geschenk band .<br />

AUS Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.14<br />

-kasse/-klasse: Schul klasse Einkaufs kasse .<br />

Wie 3.10 bis 3.12, nur mit Komposita, in die nicht der erste, sondern der<br />

zweite Teil des Kompositums einzusetzen ist.<br />

Siehe 3.6 bis 3.12.<br />

AUS Cluster, [CL...+...], N 3.15<br />

Pfl/Str/Spr: Pfl aume<br />

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50 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

Im Unterschied zu den bisherigen AB dieses Kapitels, bei denen die Bestandteile<br />

von Clustern durch Zerlegung thematisiert wurden, soll bei diesem<br />

AB ein ganzes initiales Cluster (Pfl- / Br- / Schn-) in einen Wortkontext<br />

eingesetzt werden. Aus jeweils drei vorgegebenen Clustern, deren Lautmaterial<br />

möglichst ähnlich ist, soll dasjenige ausgewählt werden, das in den<br />

vorgegebenen Wortkontext paßt. Zielwörter sind konkrete, hochfrequente<br />

Nomina (Simplizia) mit den unterschiedlichsten im Deutschen wortinitial<br />

möglichen Clustern.<br />

Die Zielwörter können bei vielen weiteren Aufgabenstellungen in unterschiedlichen<br />

laut- und schriftsprachlichen Modalitäten Verwendung finden,<br />

insbesondere eignen sie sich für Nachsprechen, lautes Lesen, Abschreiben,<br />

Zusammensetzen oder Schreiben nach Diktat.<br />

Den Schwierigkeitsgrad des AB kann man herabsetzen, indem von Patienten,<br />

die nicht (ab-)schreiben können, nur das Markieren des ausgewählten<br />

Clusters verlangt wird.<br />

AUS Cluster, [CL...], N 3.16<br />

Fleisch: F l eisch<br />

AUS Kons.verb., [...C+C...], N 3.17<br />

Perle: Pe r le<br />

AUS Kons.verb., [...C+C...], N 3.18<br />

Mantel: Man t el<br />

AUS Cluster, [...CL], N 3.19<br />

Filz: Fil z .<br />

Bei diesen vier AUS-AB sind Wörter mit Konsonantenverbindungen in unterschiedlichen<br />

Wortpositionen vorgegeben: Cluster in wortinitialer Position<br />

bei 3.16 (Fleisch), silbenübergreifende Konsonantenverbindungen in medialer<br />

Position bei 3.17 (Per+le) und 3.18 (Man+tel) und Wort-Endcluster<br />

bei 3.19 (Filz). Jedes Wort ist kombiniert mit einem Wortkontext, der durch<br />

Auslassung eines Konsonanten der Konsonantenverbindung (F__eisch/-<br />

Pe__le/Man__el/Fil__) abgeleitet wurde, wobei die Auslassung durch eine<br />

Lücke kenntlich gemacht ist. Die vorgegebenen Wörter sollen abgeschrieben<br />

und die in den Wortkontexten ausgelassenen Konsonanten ergänzt<br />

werden.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 51<br />

Abgesehen von den produktiven Bearbeitungsanforderungen sind die vorliegenden<br />

AB wegen der linguistischen Eigenschaften der verwendeten Stimuli<br />

einfach und auch für schwer beeinträchtigte Patienten verwendbar.<br />

Während Abschreiben allein oft keine Wirkung zeigt, da eine tiefere sequentielle<br />

Berechnung des Stimulus ausbleiben kann, führt die Aufgabe in<br />

der vorliegenden Form zu einer Isolierung bestimmter kritischer Grapheme/Phoneme<br />

und damit zu einer besseren Durchgliederung des Wortes.<br />

Die Stimuli sollten parallel unbedingt in lautsprachlichen Modalitäten verwendet<br />

werden und eignen sich für vielerlei Aufgabenstellungen.<br />

KON Cluster, [CL...], N 3.20<br />

G r af<br />

KON Cluster, [CL...+...], N 3.21<br />

K r agen<br />

KON Kons.verb., [...C+C...], N 3.22<br />

Ka n te<br />

KON Kons.verb., [...C+C...], N 3.23<br />

Man t el<br />

KON Cluster, [...CL], N 3.24<br />

Mon d .<br />

Fünf Konstruieren-Arbeitsblätter, in denen Cluster bzw. Konsonantenverbindungen<br />

in unterschiedlichen wortstrukturellen Positionen durch jeweils<br />

einen Konsonanten zu ergänzen sind. 3.20 enthält einsilbige, 3.21 zweisilbige<br />

Nomina mit initialem Cluster (G__af, K___agen), 3.22 und 3.23 zweisilbige<br />

Nomina mit medialer Konsonantenverbindung über die Silbengrenze<br />

hinweg, wobei in 3.22 der erste und in 3.23 der zweite Konsonant zu ergänzen<br />

ist (Ka___+te, Man+___el); 3.24 enthält einsilbige Nomina mit<br />

Cluster am Wortende (Mon___). Die konkreten, geläufigen Nomina wurden<br />

so ausgewählt, dass die kombinatorische Variationsbreite von deutschen<br />

Clustern und Konsonantenverbindungen erfaßt werden konnte.<br />

Entsprechend den produktiven Verarbeitungsanforderungen sind diese AB<br />

als schwierig einzustufen. Vor der selbständigen schriftsprachlichen Ver-<br />

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52 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

wendung steht oftmals sinnvollerweise eine gemeinsame Bearbeitung, bei<br />

der der Therapeut gleichzeitig den entsprechenden auditiven Input hinzufügt,<br />

das Wort quasi "diktiert" und Hilfsmittel zur Isolierung des Ziellautes/graphems<br />

gibt.<br />

Wie immer können und sollen auch hier wieder die Stimuli in vielen anderen<br />

Aufgabenstellungen und Modalitäten verwendet werden.<br />

KON Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.25<br />

Sch l angenleder<br />

KON Cluster, [[(CL)...]+[(CL)...]], N Komp 3.26<br />

Gummisch l auch<br />

Zwei Konstruieren-Arbeitsblätter mit Komposita, in denen ein Cluster am<br />

Anfang des ersten oder zweiten Wortteils vorkommt. Der letzte Konsonant<br />

des Clusters ist jeweils ausgelassen worden und soll ergänzt werden. Verwendet<br />

wurden jeweils alle im Deutschen möglichen initialen Cluster am<br />

Beginn des ersten bzw. zweiten Nominalbestandteils.<br />

KON Cluster, [[CL...]+[...]], N Komp 3.27<br />

Schw einebraten<br />

KON Cluster, [[...]+[CL...]], N Komp 3.28<br />

Ordens schw ester<br />

Zwei Arbeitsblätter mit Komposita, bei denen das gesamte Cluster am Anfang<br />

des ersten bzw. am Anfang des zweiten Wortteils zu ergänzen ist. Variationsbreite<br />

der Cluster wie in 3.25/26.<br />

AUS Cluster, [CL...+...], V 3.29<br />

reiben/schreiben: einen Brief schreiben einen Apfel reiben .<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 53<br />

AUS Cluster, [CL...+...], V 3.30<br />

fechten/flechten: mit dem Degen fechten Zöpfe flechten .<br />

Zwei Auswählen-Arbeitsblätter mit Verben, die in den Kontext einer Verbalphrase<br />

einzusetzen sind. Eines der Verben enthält ein wortinitiales Cluster,<br />

das andere ist durch Clustervereinfachung abgeleitet, ist aber gleichwohl<br />

eine grammatische Wortform (schreiben-reiben).<br />

AUS Cluster, [CL...], A 3.31<br />

bl/br: bl ond<br />

Ein Auswählen-Arbeitsblatt mit Adjektiven, in denen ein wortinitiales<br />

Cluster zu ergänzen ist. Vorgegeben sind zwei ähnliche Konsonantenverbindungen,<br />

von denen die richtige auszuwählen ist (brond/blond).<br />

Das AB ist wegen des Wortkategorie-Effektes als schwierig einzustufen und<br />

sollte nur Patienten angeboten werden, die keine herausragenden Schwierigkeiten<br />

mit Adjektiven oder mit der Berechnung von Ketten ohne Initial<br />

haben.<br />

KON Cluster, [CL...], A 3.32<br />

b l ond<br />

Ein Konstruieren-Arbeitsblatt mit Adjektiven, die ein wortinitiales Cluster<br />

enthalten. Frei zu ergänzen ist der letzte Konsonant des Clusters. Es besteht<br />

tatsächlich nur die Wahl zwischen den Segmenten [l]-[R]-[n]-[m]-<br />

[v], die eventuell zusätzlich vorgegeben werden können, um die Lösung zu<br />

erleichtern.<br />

4 Sequenzierung<br />

Das Kapitel Sequenzierung enthält 29 Arbeitsblätter unterschiedlicher Bearbeitungsmodalität,<br />

die die segmentale bzw. silbenstrukturelle Sequenzierung<br />

von Wörtern thematisieren. Die schnelle Verarbeitung der lautlichen<br />

Form von Wörtern - z.B. beim lauten Lesen - ist nicht segmental-se-<br />

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54 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

quentiell, sondern basiert normalerweise auf einer automatisierten lexikalischen<br />

Aktivierung von graphematischen bzw. phonologischen Wortformen.<br />

Die sequentielle Verarbeitung über Korrespondenzregeln unterstützt die<br />

Prozesse der lexikalischen Aktivierung von Wortformen - z.B. beim lauten<br />

Lesen längerer Wörter, die nicht simultan wahrgenommen werden können.<br />

Aphasisch-phonologische <strong>Störungen</strong> können zu einer pathologischen Bevorzugung<br />

der lexikalischen bzw. einzelheitlich-sequentiellen Verarbeitung<br />

führen.<br />

Veränderungen der Wortsequenzierung<br />

können die Relation segmentale<br />

Struktur/Silbenstruktur,<br />

aber auch die Silbenstruktur<br />

selbst betreffen. Eine <strong>phonematische</strong><br />

Paraphasie der Form Sünde<br />

� *Dünse (AB 4.5) verändert<br />

nicht die CV-Schicht des Wortes,<br />

d.h. die Silbenstruktur, sondern<br />

nur die Zuordnung der Segmente<br />

[z], [ü] etc. zu den C- und V-<br />

Positionen der beiden Silben,<br />

während eine Paraphasie der<br />

Form Kabel � *Klabe (AB 4.1)<br />

auch die Silbenstruktur modifiziert.<br />

Das vorliegende Kapitel enthält<br />

wiederum Arbeitsblätter in unterschiedlichen Bearbeitungsmodalitäten: Unterscheiden,<br />

Auswählen, Konstruieren. Verwendet wurden einfache und<br />

komplexe Nomina (Komposita), die nach Konkretheit (in der Regel konkret),<br />

Frequenz (möglichst hochfrequent), Wortakzent (bei einfachen Nomina<br />

auf der ersten Silbe) und Orthographie (möglichst einfach) kontrolliert<br />

wurden.<br />

Die vier letzten Arbeitsblätter thematisieren alphabetisches Sequenzieren.<br />

Obwohl die alphabetische Ordnung von Buchstaben einer Sprache auf den<br />

ersten Blick rein äußerlichen Charakter zu haben scheint, ist die Fähigkeit<br />

alphabetischen Sequenzierens zumindest aus kompensatorischen Gründen<br />

hilfreich und wichtig, indem sie eine systematische Abarbeitung des mentalen<br />

Wortspeichers unter Verwendung eines lautlichen Kriteriums erlaubt.<br />

Wenn ein auditiver (visueller) Input mit einem mentalen Lexikoneintrag in<br />

Übereinstimmung gebracht werden soll, müssen entsprechende Kohorten -<br />

möglicherweise analog zur Suche in einem alphabetisch sortierten Wörterbuch<br />

- systematisch abgearbeitet werden.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong><br />

Wort<br />

σ σ<br />

C V C C V C<br />

[k] [a:] [b] [e] [l]<br />

[k] [l] [a:] [b] [e]<br />

C C V C C V<br />

σ σ<br />

Wort<br />

Phonologische Struktur von Kabel und der <strong>phonematische</strong>n<br />

Paraphasie Klabe (vgl. Wiese 1988)


MATERIALBESCHREIBUNGEN 55<br />

UNT Sequenzierung, [CC...+...__]/[...__...+...C], N 4.1<br />

Kabel - Klabe<br />

UNT Sequenzierung, [CC...+...__]/[...__...+...C], N 4.2<br />

Biller – Brille<br />

Die ersten beiden Arbeitsblätter des Kapitels enthalten zweisilbige Wort/-<br />

Nicht-Wort-Paare, die nach Grammatikalität beurteilt werden sollen (Unterscheiden).<br />

Die ungrammatischen Wortformen wurden durch Umstellung<br />

des Endkonsonanten der zweiten Silbe in die erste Silbe (Ka+bel-*Kla+be;<br />

Ho+bel-*Hol+be) oder umgekehrt durch Umstellung des zweiten Konsonanten<br />

der ersten Silbe in die Endposition der zweiten Silbe (Kna+be-<br />

*Ka+ben; Lar+ve-*La+ver) abgeleitet. Die entstandenen Pseudowörter<br />

sind legale Neologismen.<br />

Wie an anderer Stelle bereits mehrfach ausgeführt, eignen sich auch die in<br />

diesen und den folgenden UNT-AB verwendeten Wörter für vielerlei Aufgabenstellungen<br />

quer durch die Modalitäten. Für die Verbesserung sequentieller<br />

Fähigkeiten haben sich insbesondere rezeptives und produktives<br />

Buchstabieren und das Zusammensetzen von Wörtern (mithilfe eines Buchstabenkastens)<br />

ohne oder mit auditiver Vorgabe des Zielwortes bewährt.<br />

Natürlich sind auch Nachsprechen, Schreiben, Laut-Schrift-Zuordnung etc.<br />

sinnvoll.<br />

UNT Sequenzierung, [C(C)__VCL], N 4.3<br />

Durst - Drust<br />

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen AB wurden für diese lexikalische<br />

Entscheidungsaufgabe einsilbige Stimuli ausgewählt. Alle Wörter haben ein<br />

Auslaut-Cluster, alle Pseudowörter ein wortinitiales Cluster, das durch Antizipation<br />

eines der Konsonanten vom Wortende an den Wortanfang konstruiert<br />

wurde (Durst/Drust).<br />

Die phonologische Kontrolle hatte hier den Vorrang über die semantische,<br />

so dass wir auch abstrakte und weniger gebräuchliche Stimuli verwendet<br />

haben, wodurch der Schwierigkeitsgrad gegenüber 4.1 und 4.2 erhöht ist.<br />

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56 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

UNT Sequenzierung, [CLV__...], N 4.4<br />

Spurch - Spruch<br />

Wie 4.3 (siehe dort), nur mit Clustern am Wortanfang und Konsonantenumstellungen<br />

nach rechts hinter den Vokal beim Pseudowort.<br />

UNT Sequenzierung, [...+...], N 4.5<br />

Dünse - Süden - Endüs - Nüdes - Sünde<br />

UNT Sequenzierung, [...+...], N 4.6<br />

Holbe - Bohle - Lohbe - Blohe - Hobel<br />

Zwei Arbeitsblätter, in denen jeweils fünf Wörter bzw. Pseudowörter zu unterscheiden<br />

sind: zwei zweisilbige Nomina, die durch Permutation der<br />

Segmentreihenfolge auseinander ableitbar sind, also Anagramme (Süden-<br />

Sünde), und drei ungrammatische Permutationsvarianten. Die Arbeitsblätter<br />

enthalten auch einige abstrakte Nomina.<br />

Das Überblicken von fünf gleichzeitig präsentierten Stimuli fällt manchen<br />

Patienten schwer, doch bieten diese AB gerade wegen dieses Aufbaus die<br />

Möglichkeit, gute Ergebnisse bei den vorherigen AB dieses Kapitels zu überprüfen,<br />

bei denen die Zufallstrefferquote hoch ist. Viele Patienten werden<br />

(die Instruktion wurde bewußt offen formuliert) vielleicht zunächst nur<br />

eines der beiden Anagramm-Wörter finden und sollten dann - z.B. mithilfe<br />

eines Buchstabenkastens - auf die Umstellungsoperation hingewiesen werden.<br />

UNT Sequenz., [[CL...]+[C__...]]/[[C__...]+[CL...]], N Komp 4.7<br />

Blechbüchse - Bechblüchse<br />

Die lexikalische Entscheidung ist hier zwischen zwei Wortformen zu treffen,<br />

die sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Komposita der Struktur,<br />

dass eines der beiden Teilwörter über ein initiales Cluster verfügt (jeweils<br />

X[l]-oder X[R]-), das andere über einen einfachen Initial (Blechbüchse,<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 57<br />

Kinderstrumpf), sind kontrastiert mit abgeleiteten Pseudowörtern, bei denen<br />

der entsprechende Konsonant ([R] oder [l]) in die Initialposition des<br />

anderen Wortteils verschoben wurde (Bechblüchse, Krinderstumpf). Die<br />

Pseudowörter sind analog zu Antizipationen und Reiterationen bei Versprechern<br />

und <strong>phonematische</strong>n Paraphasien konstruiert, indem ein Segment<br />

aus einem tatsächlichen initialen Cluster heraus in eine potentielle initiale<br />

Clusterposition hinein verschoben wird.<br />

Die Ähnlichkeit zwischen Wort und Pseudowort erzwingt eine einzelheitliche,<br />

sequentielle Abarbeitung der Stimuli. Unterstützend wirkt für manche<br />

Patienten der gleichzeitige auditive und visuelle (graphematische) Input.<br />

Hilfreich kann es für manche Patienten auch sein, wenn sie die beiden<br />

Wortformen so lange vergleichen, bis sie den kritischen Buchstaben markieren<br />

können. Ebenfalls nützlich kann das Nachvollziehen der Graphemverschiebung<br />

durch Nachlegen (Buchstabenkasten) sein.<br />

Selbstverständlich eignen sich die Wörter für die Verwendung in anderen<br />

Modalitäten/Aufgabenstellungen in Einzel- und Gruppentherapie.<br />

AUS Sequenzierung, [C...+...]/[...V...+...]/[...+C...]/[...+...C], N 4.8<br />

Käfer: K äfer, Besen: Be s en<br />

AUS Sequenzierung, [C...+...]/[...V...+...]/[...+C...]/[...+...C], N 4.9<br />

Wagen: W a gen, Jäger: Jäge r .<br />

Bei diesen auch für schwer beeinträchtigte Patienten geeigneten AUS-AB ist<br />

eine Liste mit einfachen, gleich strukturierten zweisilbigen Nomina (offene+geschlossene<br />

Silbe CV+CVC) vorgegeben. Jedes Wort ist kombiniert<br />

mit seinem Wortkontext, der durch Auslassung eines Segments in wechselnden<br />

Positionen abgeleitet wurde, nämlich in der ersten C-Position des<br />

Wortes (Käfer), der V-Position der ersten Silbe (Hügel), der ersten C-Position<br />

der zweiten Silbe (Besen) oder der letzten C-Position des Wortes (Gabel).<br />

Die vorgegebenen Wörter sind zunächst abzuschreiben, anschließend<br />

sollen die in den Wortkontexten ausgelassenen und durch Striche markierten<br />

Segmente - ggf. auf der Grundlage eines Vergleichs der Wortkontexte<br />

mit den Wortvorgaben - ergänzt werden.<br />

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58 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

AUS Sequenzierung, [...+...__VC]/[...+...CV__], N 4.10<br />

le/el: Zieg el .<br />

Bei diesem AB liegt das Augenmerk speziell auf den Auslaut-Positionen einfacher<br />

Nomina, die auf -er/-re, -el/-le, -en/-ne enden. Erfahrungsgemäß<br />

kommt es hier häufig zu Fehlleistungen.<br />

Es handelt sich um ein AB des Auswählen-Typs: der Patient hat jeweils die<br />

richtige Abfolge der beiden vorgegebenen Wort-Enden auszuwählen und an<br />

den vorgegebenen Wortkontext anzuhängen.<br />

KON Sequenzierung, � [CV+CV], N 4.11<br />

F-S-A-O: SOFA<br />

KON Sequenzierung, � [CV+CVC], N 4.12<br />

B-N-S-E-E: BESEN<br />

KON Sequenzierung, � [CVC+CVC], N 4.13<br />

A-T-L-E-N-M: MANTEL<br />

KON Sequenzierung, � [CV+CV+CV], N 4.14<br />

T-E-M-O-T-A: TOMATE<br />

Bei diesen vier Konstruieren-Arbeitsblättern hat der Patient die Aufgabe,<br />

bei Vorgabe randomisierter Graphem-Mengen zweisilbige bzw. dreisilbige<br />

Nomina zu konstruierten, wobei sich die Blätter in der silbenstrukturellen<br />

Komplexität der verwendeten Stimuli unterscheiden. In 4.11 haben die zu<br />

konstruierenden Nomina die Silbenstruktur [CV+CV] (Sofa), in 4.12 [CV+-<br />

CVC] (Besen), in 4.13 [CVC+CVC] (Mantel) und in 4.14 [CV+CV+CV] (Tomate).<br />

Die Einheitlichkeit der Struktur der Stimuli bei einer Aufgabe hat<br />

erfahrungsgemäß oft eine deblockierende Wirkung auf analog strukturierte<br />

Wortformen, was oft schon im Verlauf der Bearbeitung eines AB beobachtet<br />

werden kann. Es kann sinnvoll sein, weitere analog strukturierte Stimuli für<br />

eine Fortsetzung der Aufgabe oder die Weiterarbeit in einer anderen Modalität<br />

(z.B. Schreiben nach Diktat) im Anschluss zu verwenden (siehe dazu<br />

die Stimuli auf 2.2/3, 2.10/11, 3.23 und 4.8/9).<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 59<br />

Als Hilfsmittel kann bei der Lösung der Aufgaben ein Buchstabenkasten<br />

sinnvoll sein, wenn der Patient mit dem rein mentalen Verschieben überfordert<br />

ist. Das Markieren des Initials bei einem ersten Durchgang oder als<br />

Hilfestellung bei Nullreaktionen hilft ebenfalls vielen Patienten.<br />

KON Sequenzierung, N 4.15<br />

R-S-SCH-T-W-E-E: SCHWESTER, ...<br />

E-F-P-M-L-U-A: LUPE, ...<br />

KON Sequenzierung, N 4.16<br />

R-E-A-M-S-T-H: MAST, ...<br />

E-I-D-R-L-E-F: EI, ...<br />

KON Sequenzierung, N 4.17<br />

T-U-E-E-L-B: TEE, ...<br />

I-E-R-Z-T-N-O: ZITRONE, ...<br />

KON Sequenzierung, N 4.18<br />

A-L-U-E-D-SCH-B: SCHUBLADE, ...<br />

K-R-T-S-A-E-N-I: KRAN, ...<br />

KON Sequenzierung, N 4.19<br />

A-P-E-S-M-M-E-P-L-U: MUS, ...<br />

SCH-T-N-E-R-I-O-S-N: TIER, ...<br />

KON Sequenzierung, N 4.20<br />

R-W-E-K-E-R-D-H-A-N: HANDWERKER, ...<br />

A-T-A-R-Z-M-E-T: ARZT, ...<br />

Diese KON-AB sind für die meisten Patienten recht schwierig, da sie über<br />

die bei den vorangegangenen AB geforderten Fähigkeiten hinaus eine hohe<br />

Flexibilität verlangen. Für Patienten mit Perseverationsneigung sind sie daher<br />

ungeeignet.<br />

Aus einer größeren Menge von Graphemen (6 bis maximal 10) sollen so<br />

viele Wortformen erstellt werden wie möglich, wobei es keine Vorgaben bezüglich<br />

der Wortkategorie oder der Wortlänge gibt. Die Schwierigkeit besteht<br />

vor allem darin, dass dieselben Buchstaben immer wieder verwendet<br />

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60 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

und umgruppiert werden müssen. Das tatsächliche Hantieren mit den entsprechenden<br />

Buchstaben (aus einem Buchstabenkasten) erleichtert die<br />

Aufgabe.<br />

Die vorgelegte Graphem-Auswahl resultiert jeweils aus der Zerlegung längerer<br />

oder komplexerer Nomina, die im folgenden aufgeführt seien:<br />

Schwester, Pflaume (4.15), Hamster, Flieder (4.16), Beutel, Zitrone (4.17),<br />

Schublade, Kanister (4.18), Pampelmuse, Schornstein (4.19), Handwerker<br />

und Matratze (4.20).<br />

KON Sequenzierung, � [CV+CV], Silben, N 4.21<br />

SE-RO: ROSE<br />

KON Sequenzierung, � [CV+CV], Silben, N 4.22<br />

SE-TÜ-DA-NE-TU-ME..: DAME, ...<br />

KON Sequenzierung, � [CV(C)+CV(C)+CV(C)], Silben, N 4.23<br />

NA-TE-GRA: GRA<strong>NAT</strong>E<br />

KON Sequenzierung, � [CV(C)+CV(C)+CV(C)], Silben, N 4.24<br />

SAU-LOG-TE-GAR-NE-TA-DI...: GARDINE, ...<br />

KON Sequenzierung, � [[CV+CV(C)]+[(C)V+CV(C)]], Silben, N 4.25<br />

BO-RE-GEN-GEN: REGENBOGEN<br />

Analog zu den zehn vorangegangenen AB, bei denen jeweils aus vorgegebenen<br />

Einzel-Graphemen Wörter zu konstruieren waren, wurden diese fünf<br />

KON-AB erstellt, bei denen dieselben Aufgaben durch Kombination von<br />

ganzen Silben gelöst werden sollen. Die silbenstrukturelle Komplexität der<br />

Zielwörter ist von AB zu AB verschieden, intern aber einheitlich. In 4.21<br />

und 4.22 haben die Ziel-Stimuli die Silbenstruktur Ro+se, in 4.23 und 4.24<br />

die Sibenstruktur Dy+na+mo, und in 4.25 handelt es sich um Komposita<br />

aus jeweils zwei zweisilbigen Nominalbestandteilen: Re+gen+bo+gen.<br />

Während bei einigen AB das Zielwort aus zwei (4.21), aus drei (4.23) oder<br />

aus vier (4.25) vorgegebenen Silben gebildet werden soll, ist bei 4.22 und<br />

4.24 jeweils eine größere, nicht leicht überschaubare Menge randomisierter<br />

Silben vorgegeben, aus denen etliche zweisilbige (4.22) bzw. dreisilbige<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 61<br />

(4.24) Wörter konstruiert werden sollen. Diese beiden AB sind als besonders<br />

schwierig einzustufen (siehe dazu 4.15 bis 4.20).<br />

UNT Sequenzierung, alphabetisch 4.26<br />

tastbar-Übermaß-Stufe-Vene-Warte<br />

UNT Sequenzierung, alphabetisch 4.27<br />

Träger-Tragödie-tragen-Trainer-Traktat<br />

AUS Sequenzierung, alphabetisch 4.28<br />

Sekunde, Docht, kauen, ...: Docht, kauen, Sekunde, ...<br />

AUS Sequenzierung, alphabetisch 4.29<br />

Kehle, Kartoffel, Katalog, Karies, ...: Karies, Kartoffel, Katalog, Kehle,<br />

...<br />

Diese zwei Unterscheiden- und zwei Auswählen-Arbeitsblätter erfordern jeweils<br />

alphabetisches Sequenzieren. In den leichteren Varianten 4.26 und<br />

4.28 unterscheiden sich die zu diskriminierenden Stimuli bereits im Anfangsbuchstaben,<br />

in den schwierigeren Versionen 4.27 und 4.29 dagegen<br />

erst in späteren Graphempositionen. Im Unterschied zu den meisten anderen<br />

Beispielen in diesem Band sind in diesem Fall die UNT-AB schwieriger<br />

als die entsprechenden KON-AB. Sie verlangen nämlich eine hohe Memorierungsfähigkeit,<br />

die viele Patienten überfordert (fünf Stimuli müssen mental<br />

alphabetisch geordnet, das falsch einsortierte gefunden und markiert werden).<br />

Als Hilfsmittel kann die Vorlage eines Alphabets dienen.<br />

5 Segmentale Umgebung<br />

In diesem Kapitel werden diejenigen Phonemsubstitutionen thematisiert,<br />

die durch den lautlichen Kontext des betroffenen Segments entstehen<br />

(Blumstein 1973). Bei diesen Umgebungsirrtümern wird zum einen zwischen<br />

Assimilation (Antizipation oder Reiteration eines Segments) und Metathese<br />

(Lautvertauschung) unterschieden, zum anderen wird differenziert,<br />

ob die Lautersetzung innerhalb eines Morphems erfolgt (intramorphemisch)<br />

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62 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

oder ob sie über eine, vielleicht auch mehr als eine Morphemgrenze hinweg<br />

stattfindet (intramorphemisch). Da viele <strong>phonematische</strong> Paraphasien in<br />

aphasischen Äußerungen (ebenso wie übrigens zahlreiche Versprecher<br />

Sprachgesunder) als kontextinduzierte phonologische Fehlleistungen interpretierbar<br />

sind, scheint es sinnvoll, den segmentalen Kontext mithilfe spezifischen<br />

linguistischen Stimulusmaterials gesondert zu thematisieren, wobei<br />

die Systematik dieser AB der genannten Klassifikation der Umgebungsirrtümer<br />

folgt.<br />

Umgebungsfehler betreffen im Unterschied zu Sequenzierungsstörungen<br />

oder Clusterveränderungen immer die segmentale Ebene der Wortstruktur.<br />

Insgesamt befassen sich 29 AB mit dem segmentalen Kontext. Differenziert<br />

nach Bearbeitungsmodalitäten gibt es 20 UNT- und 9 AUS-AB, wobei letztere<br />

Verarbeitungsvarianten der Stimuli eines vorausgegangenen UNT-AB<br />

sind. Als Stimuli werden einfache Nomina sowie Komposita verwendet, die<br />

nach den bekannten Komplexitäts- und Frequenzkriterien kontrolliert wurden.<br />

Um den möglichen Einfluß lexikalisch-morphologischer Faktoren auf<br />

die Verarbeitung der komplexen Nomina möglichst gering zu halten, wurden<br />

hier ausschließlich solche Stimuli ausgewählt, die aus zwei Nominalteilen<br />

zusammengesetzt sind, wobei zwischen diesen nur eine Morphemgrenze<br />

interveniert; sie haben also die interne Struktur [[...]+[...]] ([[Nudel]+<br />

[Suppe]]).<br />

Wie schon erwähnt, wird in dieser Gruppe von AB eine linguistisch motivierte<br />

Unterscheidung zwischen Assimilation (AB 5.1 bis 5.14) und Metathese<br />

(AB 5.15 bis 5.29) getroffen. Die eine Hälfte der AB thematisiert dabei<br />

jeweils intra-, die andere intermorphemische Umgebungsirrtümer. Eine<br />

ähnliche Verteilung ergibt sich im Hinblick darauf, ob es sich bei den Segmenten<br />

in den kritischen Wortpositionen um Konsonanten oder Vokale<br />

handelt. Die segmentalen Positionen selbst, die bei der Verarbeitung der<br />

Stimuli aufeinander bezogen werden müssen, wurden natürlich auch hier<br />

nach silbenstrukturellen Aspekten ausgewählt. So können beispielsweise<br />

bei einem zweisilbigen Nomen der Anlaut der ersten und der Anlaut der<br />

zweiten Silbe per Assimilation oder Vertauschung aufeinander bezogen<br />

werden (*Sesen - Besen; *Fatel - Tafel), oder - als Beispiel für einen intermorphemischen<br />

Umgebungsfehler - es geht um den Anlaut der ersten<br />

Silbe des ersten Nominalteils und den Anlaut der ersten Silbe des zweiten<br />

Nominalteils eines Kompositums (*Keberkäse - Leberkäse; *Tegenronne -<br />

Regentonne). Innerhalb der Stimuli eines AB sind die relevanten segmentalen<br />

Positionen konstant, und die Auswahl der Segmente, die sie einnehmen,<br />

folgt den phonotaktischen Beschränkungen des Deutschen.<br />

Insgesamt erfassen die AB dieser Gruppe die folgenden segmentalen Positionen:<br />

• Anlaut und Auslaut bei einsilbigen N (Baum, Fleisch; [C...C])<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 63<br />

• Anlaut der ersten und Anlaut der zweiten Silbe bei zweisilbigen N (Besen,<br />

Jäger; [C...+C...])<br />

• Anlaut der ersten Silbe des ersten und Anlaut der ersten Silbe des zweiten<br />

Nominalteils eines Kompositums (Motorroller, Leberkäse;<br />

[[C...]+[C...]])<br />

• Vokal der ersten und Vokal einer folgenden Silbe bei drei- und mehrsilbigen<br />

N (Sonate, Ozean)<br />

• Vokal der ersten Silbe des ersten und Vokal der ersten Silbe des zweiten<br />

Nominalteils eines Kompositums (Segeltuch, Berghütte;<br />

[[...V...(+...)]+[...V...(+...)]]).<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [C...C], N 5.1<br />

Baub-Maum-Baum<br />

Bei dieser Aufgabe sollen einsilbige konkrete Nomina von Nicht-Wörtern<br />

unterschieden werden, die als lautliche Assimilationen konstruiert sind. Das<br />

Zielwort (Baum) wird dabei mit zwei Neologismen kontrastiert, bei denen<br />

es sich zum einen um eine Antizipation des konsonantischen Auslauts<br />

(*Maum), zum anderen um eine Wiederholung des Anfangskonsonanten<br />

(*Baub) handelt. Geeignet ist diese lexikalische Entscheidungsaufgabe vor<br />

allem für Patienten mit schweren lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong>.<br />

AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [C...C], N 5.2<br />

S/F: SEN F .<br />

5.2 ist die AUS-Variante von 5.1. Es werden dieselben einsilbigen Nomina<br />

verwendet, allerdings in modifizierter Reihenfolge. Die thematisierte strukturelle<br />

Position ist das Wortende, das durch einen Konsonanten zu vervollständigen<br />

ist. Zur Auswahl erhält der Patient den korrekten sowie den Anfangskonsonanten;<br />

entscheidet er sich für letzteren, entsteht eine Perseveration,<br />

die zu einem Neologismus führt.<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [C...+C...], N 5.3<br />

Sesen-Besen<br />

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64 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

5.3 ist eine lexikalische Entscheidungsaufgabe für schwer bis sehr schwer<br />

beeinträchtigte Patienten. Als Stimuli verwendet werden hier frequente<br />

konkrete Nomina, die zweisilbig sind und die folgende Struktur haben:<br />

[CV+CV(C)]. Jedes Nomen wird paarweise mit einer neologistischen Variante<br />

dargeboten, die durch eine segmentale Assimilation zwischen der ersten<br />

C-Position der ersten und der ersten C-Position der zweiten Silbe entstanden<br />

ist. Die eine Hälfte der Umgebungsirrtümer umfasst dabei Antizipationen<br />

(*Sesen-Besen), die andere sind Reiterationen (Nadel - *Nanel).<br />

Um zur richtigen lexikalischen Entscheidung zu gelangen, darf der Patient<br />

sowohl die segmentale Unterschiedlichkeit als auch die Reihenfolge der<br />

Konsonanten in den hervorgehobenen silbenstrukturellen Positionen nicht<br />

ignorieren.<br />

AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [C...+C...], N 5.4<br />

D/P: PU D EL<br />

Dieses AB ist die AUS-Variante von 5.3. Die verwendeten Nomina sind eine<br />

Auswahl der Stimuli des vorangegangenen AB. Bei den insgesamt 16 zu<br />

vervollständigenden Wörtern soll achtmal der Wortanfang, also der Anfangskonsonant<br />

der ersten Silbe, und ebensooft der Medial, also der Anfangskonsonant<br />

der zweiten Silbe, eingesetzt werden. Dem Patienten werden<br />

zwei Konsonanten zur Auswahl vorgegeben, und zwar einmal der korrekte,<br />

zum anderen derjenige, der eine Antizipation des Medials bzw. eine<br />

Reiteration des Initials zur Folge hätte.<br />

UNT Segm. Umg., Assimilation, wechselnde C-Positionen, N 5.5<br />

Schletterling-Schmetterling-Schnetterling<br />

Diese lexikalische Entscheidungsaufgabe ist deutlich komplexer als die vorherigen.<br />

Die Stimuli werden hier als Tripletten präsentiert, die folgendermaßen<br />

aufgebaut sind: das zwei- bis viersilbige Zielwort (Schmetterling)<br />

wird zum einen mit einer Assimilation (*Schletterling) zum anderen mit<br />

einem Ablenker (*Schnetterling) kontrastiert, der in der kritischen Position<br />

einen Konsonanten aufweist, der nicht im Segmentbestand des Wortes<br />

enthalten, aber phonotaktisch an dieser Stelle zugelassen ist. In einigen<br />

Fällen haben die Ablenker zudem auch eine veränderte Silbenstruktur (Pinsel-*Pinstel).<br />

Die Assimilationen sind gleichmäßig auf Antizipationen und<br />

Reiterationen verteilt. Die aufeinander zu beziehenden Lautpositionen sind<br />

auf diesem AB ausschließlich solche, die nicht verarbeitungsprominent sind,<br />

also wie im angeführten Beispiel die zweite Konsonantenposition innerhalb<br />

des Anfangsclusters. Insgesamt tragen die folgenden Faktoren zur Komple-<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 65<br />

xität dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe bei, die daher für Patienten<br />

mit schweren lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n <strong>Störungen</strong> nicht geeignet ist:<br />

Wortlänge, Variabilität der kritischen Positionen von Triplette zu Triplette<br />

und geringere Verarbeitungsprominenz der kontrastierten Konsonantenpositionen.<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[C...]+[C...]], N Komp 5.6<br />

Motorroller-Motormoller<br />

Auf diesem AB werden Konsonantenassimilationen innerhalb komplexer<br />

Nomina thematisiert. Wie schon erwähnt, haben die Stimuli eine möglichst<br />

einfache interne Struktur, nämlich [[...(+...)]+[...(+...)]]. Die relevanten<br />

segmentalen Positionen, die hier aufeinander bezogen werden sollen, sind<br />

die Anfangskonsonanten der beiden Nominalteile des Kompositums. Die<br />

Stimuli werden wieder paarweise dargeboten, sie enthalten also das korrekte<br />

Wort und seine durch einen assimilatorischen Umgebungsirrtum veränderte<br />

Variante, wobei die eine Hälfte der Assimilationen Antizipationen<br />

(*Keberkäse), die andere Reiterationen (*Motormoller) sind.<br />

AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [[C...]+[C...]], N Komp 5.7<br />

M/R: MOTOR R OLLER<br />

Hier sollen komplexe Nomina wie die aus 5.6 in der Bearbeitungsmodalität<br />

AUS verarbeitet werden. Der Stimulus enthält entweder am Wortanfang<br />

oder in der Anfangsposition des zweiten Nominalteils eine Lücke, in die der<br />

fehlende Konsonant eingesetzt werden soll. Zur Auswahl erhält der Patient<br />

hierfür den korrekten Laut sowie denjenigen Konsonanten, der eine kontextinduzierte<br />

<strong>phonematische</strong> Paraphasie zur Folge hätte, also die abweichende<br />

Wortversion aus 5.6.<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, wechselnde C-Positionen, N 5.8<br />

Taschenschlampe richtig-falsch<br />

Anders als bei den lexikalischen Entscheidungsaufgaben, bei denen der Patient<br />

sowohl die korrekte als auch die lautlich veränderte Stimulusversion<br />

vorgegeben bekommt und miteinander vergleichen kann, werden die<br />

komplexen Nomina hier einzeln zur Beurteilung vorgegeben, und der<br />

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66 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

plexen Nomina hier einzeln zur Beurteilung vorgegeben, und der Patient<br />

muss für jedes einzelne Wort entscheiden, ob es phonematisch bzw.<br />

graphematisch korrekt (richtig) ist oder nicht (falsch). Von den insgesamt<br />

15 zwei- bis fünfsilbigen Stimuli sind nur fünf korrekt; fünf enthalten eine<br />

lautliche Antizipation, die restlichen fünf eine Lautwiederholung. Das relevante<br />

Kriterium für die Konstruktion der Assimilationen ist bei diesem AB<br />

weniger die Konstanz der nach silbenstrukturellen Erwägungen festgelegten<br />

wortinternen Positionen als vielmehr die aus der Struktur und dem<br />

Segmentbestand jedes einzelnen Kompositums folgende Wahrscheinlichkeit<br />

für einen bestimmten Umgebungsfehler an einer bestimmten Stelle innerhalb<br />

des Wortes (*Taschenschlampe, *Schweineschwalz, *Blodenblech).<br />

Im Unterschied zu allen vorangegangenen AB zur Lautassimilation, bei denen<br />

konsequent ein ganz bestimmtes positional definiertes Segment durch<br />

ein ebenso festgelegtes Segment aus dem Lautbestand des Wortes ersetzt<br />

wurde, entstehen hier häufig Konsonantencluster, welche die Silbenstruktur<br />

verändern. Um bei dieser Aufgabe zum richtigen Ergebnis zu kommen,<br />

muss der Patient jeden einzelnen Stimulus sequentiell verarbeiten und diese<br />

Analyse lexikalisch-phonematisch bewerten. Damit sollte dieses AB nur<br />

bei solchen Patienten eingesetzt werden, die mit den Übungen 5.1 bis 5.7<br />

keine Probleme (mehr) haben.<br />

UNT Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.9<br />

Sonate-Sanate<br />

Mit diesem AB beginnt die Reihe der Übungen, in denen die Assimilation<br />

eines Vokals aus dem Lautbestand des betreffenden Wortes thematisiert<br />

wird. Die hier als Stimuli verwendeten Nomina sind drei bis vier Silben<br />

lang, wobei der Wortakzent variiert (vgl. Ameise vs. Polizei; Schokolade<br />

vs. Akkordeon). Die Stimuli werden hier wieder paarweise dargeboten, so<br />

dass das Zielwort direkt mit seiner phonematisch bzw. graphematisch veränderten<br />

Form verglichen werden kann. Die Assimilationen sind dabei so<br />

konstruiert, dass sich die betroffenen Vokale in adjazenten Silben befinden.<br />

Dabei ist bei fast allen Stimuli derjenige Vokal in den Umgebungsirrtum involviert,<br />

der den Wortakzent trägt.<br />

AUS Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.10<br />

A/O: S O <strong>NAT</strong>E<br />

Dieses AB ist die AUS-Version von 5.10. Dieselben Nomina werden hier als<br />

Lückenwörter dargeboten, und die Aufgabe des Patienten besteht darin,<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 67<br />

durch Einsetzen des fehlenden Vokals das Wort zu vervollständigen. Zur<br />

Auswahl vorgegeben sind der tatsächlich fehlende sowie ein Vokal aus dem<br />

Lautbestand des Stimulusworts, der in der Position der Lücke als Umgebungsfehler<br />

zu analysieren wäre.<br />

UNT Segm. Umg., Assimilation, adjazente V-Positionen, N 5.11<br />

Sekinde-Sekunde-Sekende<br />

Hier sollen - wie in der entsprechenden Version für Konsonanten (5.5) -<br />

Tripletten von Nomina verarbeitet werden. Die Stimuluswörter sind zwischen<br />

zwei und vier Silben lang, und die Aufgabe des Patienten besteht<br />

darin, das Zielwort gegenüber einer assimilatorischen Veränderung seiner<br />

Lautstruktur und einer nicht kontextbezogenen Modifikation seines Lautinventars<br />

perzeptiv abzugrenzen. Die eine der beiden thematisierten Positionen<br />

ist in den meisten Fällen die desjenigen Vokals, der den Wortakzent<br />

trägt, die andere Stelle variiert abhängig davon, ob es sich um eine Antizipation<br />

oder eine Reiteration handelt. Die Assimilationen in den Tripletten<br />

sind phonematisch so konstruiert, dass der den Wortakzent tragende Vokal<br />

entweder selbst durch einen vorhergehenden oder nachfolgenden Vokal<br />

ersetzt wird (Reiteration wie z.B. *Sekende; Antizipation wie z.B.<br />

*Olkohol) oder selbst einen vorangehenden oder nachfolgenden unbetonten<br />

Vokal ersetzt (es entstehen auf diese Weise Antizipationen wie<br />

*Leterne, *Antolope und Reiterationen wie *Anarak). Der in einer Triplette<br />

enthaltene Ablenker entsteht dadurch, dass die relevante Wortposition von<br />

einem Vokal eingenommen wird, der nicht im Segmentinventar des betreffenden<br />

Nomens enthalten ist (*Sekinde).<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, [[...V...(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.12<br />

Segeltuch-Sugeltuch<br />

Die paarweise dargebotenen komplexen Nomina haben die bekannte interne<br />

Struktur. Die Aufgabe des Patienten besteht im Vergleich zwischen<br />

der korrekten und der durch eine intermorphemische Lautassimilation veränderten<br />

lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wortform. Thematisiert werden dabei<br />

der Vokal, der den Wortakzent trägt, und der erste Vokal nach der Morphemgrenze.<br />

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68 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

AUS Segm. Umgebung, Assimilation, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.13<br />

e/a: Nagelb e tt<br />

Dieses AB ist die AUS-Version zum Thema intermorphemische Vokalassimilationen.<br />

Die Komposita werden als Lückenwörter dargeboten, in denen<br />

ein Vokal fehlt. Zur Auswahl stehen dem Patienten wieder zwei Segmente,<br />

wobei der eine zur korrekten Wortform führt, während der andere einen<br />

Umgebungsirrtum in Form einer Antizipation oder Perseveration bedingen<br />

würde.<br />

UNT Segm. Umgebung, Assimilation, wechselnde V-Positionen, N Komp 5.14<br />

Fotoapparat richtig-falsch<br />

Bei diesem AB sollen relativ lange Komposita hinsichtlich der Korrektheit<br />

ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n bzw. graphematischen Realisierung einzeln<br />

beurteilt werden. Als Stimuli wurden für diese Übung vor allem solche<br />

Nomina ausgewählt, deren besondere Vokalstruktur Lautassimilationen begünstigt<br />

(z.B. Gänseleberpastete; *Ananastarte).<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [C...+C...], N 5.15<br />

Besen - Seben<br />

Mit diesem AB beginnt die Übungsreihe, in der der zweite Typ von <strong>phonematische</strong>n<br />

Umgebungsirrtümern, die Metathese oder Lautvertauschung,<br />

thematisiert wird. 5.15 ist eine relativ einfache lexikalische Entscheidungsaufgabe,<br />

bei der ein einfaches konkretes Nomen mit einem Neologismus<br />

konfrontiert wird, der durch die Vertauschung zweier Konsonanten in festgelegten<br />

Wortpositionen entstanden ist. Alle Stimuli haben die interne<br />

Struktur [CV+CVC], thematisiert sind die Konsonanten in den hervorgehobenen<br />

Positionen, also die beiden Silbenanfänge.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [...C+...C], N 5.16<br />

Mantel - Malten<br />

Dieses AB erfordert eine lexikalische Unterscheidung zwischen Wort und<br />

Nicht-Wort in der Art des vorhergehenden, ist jedoch nach unseren Erfah-<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 69<br />

rungen für die Patienten deutlich schwieriger zu verarbeiten. Die hier verwendeten<br />

Nomina sind etwas komplexer als die Stimuli aus 5.15; sie haben<br />

die interne Struktur [C(C)(C)VC+CVC]. Thematisiert werden die Endkonsonanten<br />

der beiden Silben, deren sequentielle Abfolge bei der <strong>phonematische</strong>n<br />

bzw. graphematischen Verarbeitung besonders beachtet werden<br />

muss.<br />

AUS Segm. Umgebung, Metathese, [C...+C...], N 5.17<br />

G/Z: Z IE G EL<br />

Hier werden zweisilbige konkrete Nomina der Form [CV+CVC] als Lückenwörter<br />

vorgegeben, in denen der Initial und der Medial, also die beiden Silbenanlaute<br />

zu ergänzen sind. Die beiden relevanten Konsonanten sind dem<br />

Patienten vorgegeben, der nun ihre korrekte Abfolge innerhalb des Wortes<br />

festlegen muss. Bei falscher Sequenzierung entsteht eine Metathese.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, wechselnde C-Positionen, N 5.18<br />

Spurdel - Sprudel - Spudel<br />

Bei dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe werden zwei- und dreisilbige<br />

Nomina mit unterschiedlicher interner Wort- und Silbenstruktur als Stimuli<br />

verwendet. Der Patient soll dabei innerhalb jeder Triplette das Zielwort<br />

durch die entsprechende lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Analyse von den beiden<br />

Nicht-Wörtern unterscheiden. Einer dieser beiden Neologismen ist als<br />

Metathese konstruiert, der andere entsteht durch eine nicht kontextuelle<br />

<strong>phonematische</strong> Veränderung des betreffenden Nomens, also z.B. durch Tilgung<br />

bzw. Hinzufügung eines Segments (Sprudel-*Spudel; Erbse-*Erbsel)<br />

oder durch Substitution eines relevanten Segments durch ein anderes, das<br />

nicht zum Lautinventar des Zielworts gehört (Schmetterling- *Schretterling).<br />

Die Positionen der Metathesen, die in den drei vorhergehenden Übungen<br />

konstant gehalten wurden, wechseln auf diesem AB von einem<br />

Stimulus zum andern. Dadurch soll der Patient dazu gebracht werden, die<br />

sequentielle Abfolge der einzelnen Segmente möglichst genau und vor allem<br />

vollständig zu verarbeiten. Eine weitere Schwierigkeit dieses AB besteht<br />

darin, dass nicht nur zwei konsonantische Segmente oder zwei Vokale<br />

positional miteinander vertauscht werden, sondern dass es hierbei auch<br />

Metathesen gibt, wo ein Konsonant und ein Vokal aus der Lautkette des<br />

Zielworts umgestellt werden, was zu einer veränderten Silbenstruktur<br />

führt. So erhält z.B. eine Silbe der Form CCV die Struktur CVC oder umgekehrt<br />

(Kragen - *Kargen; Karte-*Krate). Aufgrund dieser erhöhten Ver-<br />

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70 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

arbeitungskomplexität des Stimulusmaterials sollte dieses AB erst dann in<br />

der Therapie eingesetzt werden, wenn ein Patient mit den Übungen 5.15<br />

bis 5.17 mühelos zurechtkommt.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.19<br />

Spatenstich - Statenspich<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.20<br />

Fischernetz - Nischerfetz<br />

Auf diesen beiden AB soll der Patient ein Kompositum der bekannten Form<br />

lexikalisch-phonematisch von einer durch Lautvertauschung modifizierten<br />

Version unterscheiden. Von der metathetischen Veränderung betroffen sind<br />

hier die Anfangskonsonanten bzw. auch die initialen Cluster der beiden<br />

Nominalbestandteile des Kompositums.<br />

AUS Segm. Umgebung, Metathese, [[C(C)...]+[C(C)...]], N Komp 5.21<br />

M/B: B UTTER M ILCH<br />

Auf 5.21 sind komplexe Nomina aus dem Stimulusmaterial der beiden vorherigen<br />

Übungen als Lückenwörter präsentiert, wobei der Patient die beiden<br />

relevanten konsonantischen Segmente bzw. Cluster aus den genannten<br />

Initialpositionen vorgegeben bekommt. Seine Aufgabe besteht darin,<br />

sie in korrekter Reihenfolge in die Lückenpositionen einzusetzen, sie also<br />

nicht zu vertauschen.<br />

UNT Segm. Umgebung, Matathese, wechselnde C/V-Positionen 5.22<br />

Tefelonbuch richtig-falsch<br />

Dem Patienten werden insgesamt 15 komplexe Nomina vorgegeben, die<br />

hinsichtlich ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wohlgeformtheit als richtig<br />

oder falsch beurteilt werden sollen. Die nicht korrekten Wörter enthalten<br />

eine metathetische Veränderung der Segmentstruktur, wobei die von der<br />

Vertauschung betroffenen Lautpositionen sowohl zwischen intra- und inter-<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 71<br />

silbisch (*Krezenleuchter vs. *Tefelonbuch) als auch zwischen intra- und<br />

intermorphemisch variieren.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen 5.23<br />

Zagirre-Zigarre<br />

Mit 5.23 beginnt die Serie der AB, die metathetische Vokalveränderungen<br />

thematisieren. Vorgegeben werden einfache zwei- bis viersilbige Nomina,<br />

und der Patient soll innerhalb eines Wortpaares die korrekte Wortform von<br />

derjenigen unterscheiden, welche die genannte Vertauschung zweier Vokale<br />

enthält. Diese stammen immer aus adjazenten Silben, und einer von beiden<br />

trägt in der Regel den Wortakzent.<br />

AUS Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen 5.24<br />

a/e: El e f a nt<br />

Dieses AB ist die AUS-Version des vorhergehenden, d.h. der Patient soll<br />

festlegen, in welcher Reihenfolge die beiden vorgegebenen Vokale in die als<br />

solche markierten Lücken eingesetzt werden sollen.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, adjazente V-Positionen, N 5.25<br />

Trempote-Trompate-Trompete<br />

Die hier verwendeten mehrsilbigen Nomina, die tendenziell eine etwas<br />

komplexere <strong>phonematische</strong> Struktur haben als die Wörter aus 5.23, sollen<br />

bei dieser lexikalischen Entscheidungsaufgabe über den Vergleich mit zwei<br />

phonematisch vom Zielwort abweichenden Segmentketten identifiziert<br />

werden. Die beiden nicht wohlgeformten Versionen sind durch die Vertauschung<br />

zweier Vokale aus benachbarten Silben bzw. durch die Ersetzung<br />

eines Vokals durch einen anderen entstanden, der im Segmentinventar des<br />

betreffenden Nomens nicht enthalten ist. Nicht nur wegen seiner<br />

Triplettenform, sondern vor allem aufgrund der Variation von Wortlänge,<br />

Silbigkeit, <strong>phonematische</strong>r Struktur und Akzentkontur der Stimuli ist dieses<br />

AB für den Patienten nach unserer Erfahrung schwieriger zu bearbeiten als<br />

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72 MATERIALBESCHREIBUNGEN<br />

5.23 und 5.24 und sollte dementsprechend diesen beiden in der Therapie<br />

nachgeordnet werden.<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.26<br />

Gürtelschnalle - Gartelschnülle<br />

UNT Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.27<br />

Hanigglos - Honigglas<br />

Diese AB thematisieren anhand von zusammengesetzten Nomina mit der<br />

bekannten Wortstruktur intermorphemische Vokalmetathesen. Die Stimuli<br />

werden wieder paarweise vorgegeben, und der Patient soll die korrekte<br />

Wortform von derjenigen unterscheiden, bei der zwei Vokale vertauscht<br />

wurden. Die relevanten Segmentpositionen sind konstant die akzentuierten<br />

Vokale der beiden Nominalteile, variiert wird allerdings die Wortlänge der<br />

Stimuli.<br />

AUS Segm. Umgebung, Metathese, [[...V...(+...)(+...)]+[...V...(+...)]], N Komp 5.28<br />

U/A: G U RKENS A LAT<br />

Hier wird eine Auswahl der Stimuli aus den beiden vorhergehenden AB in<br />

der Bearbeitungsmodalität AUS vorgegeben. Der Patient soll in die gekennzeichneten<br />

Wortlücken die beiden fehlenden Vokale einsetzen. Die zu ergänzenden<br />

Segmente sind ihm dabei vorgegeben, doch muss er die richtige<br />

Reihenfolge auswählen, was nur bei korrekter lexikalisch<strong>phonematische</strong>r<br />

Verarbeitung des Stimulusworts gelingt.<br />

UNT Segm. Merkmale, Metathese, wechselnde V-Positionen 5.29<br />

Tamatensolat richtig-falsch<br />

Hier werden dem Patienten komplexe Nomina vorgegeben, die einzeln hinsichtlich<br />

ihrer lexikalisch-<strong>phonematische</strong>n Wohlgeformtheit als richtig oder<br />

falsch beurteilt werden sollen. Die abweichenden Formen enthalten Vokalvertauschungen,<br />

die einesteils intra-, andernteils intermorphemisch sind,<br />

auch ist diesmal nicht immer derjenige Vokal betroffen, der den Wortakzent<br />

trägt (vgl. z.B. *Suppentirrene). Diese Alternationen zwischen intra-<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


MATERIALBESCHREIBUNGEN 73<br />

und intermorphemischer Metathese sowie die wechselnde Akzentuiertheit<br />

der von der Vertauschung betroffenen Vokale stellen einige Ansprüche an<br />

die lexikalisch-<strong>phonematische</strong> Verarbeitung dieser komplexen Nomina, so<br />

dass dieses AB nur bei solchen Patienten eingesetzt werden sollte, die 5.26<br />

bis 5.28 ohne größere Schwierigkeiten bearbeiten können.<br />

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74 LITERATUR<br />

LITERATUR<br />

Blumstein, S. E. (1973): A Phonological Investigation of Aphasic Speech.<br />

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Dressler, W. U. (1988): A linguistic classification of phonological paraphasias.<br />

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der Geriatrie. In: Frankfurter Linguistische Forschungen 4/88, 53-69.<br />

Patterson, K.E. (1988): Aquired disorders of spelling. In: G. Denes, C. Semenza<br />

& P. Bissiachi (eds.): Perspectives on Cognitive Neuropsychology.<br />

London: Lea.<br />

Rüffer, N., Stanschus, S. (1994): Agrammatismustherapie: Zur Evaluation<br />

des Agrammatismus-Teils der <strong>NAT</strong>-Materialien. Eine Fallstudie. Frankfurter<br />

Linguistische Forschungen 15/94, S. 58-78.<br />

Wiese, R. (1988): Silbische und lexikalische Phonologie - Studien zum Chinesischen<br />

und Deutschen. Tübingen.<br />

Zeh-Hau, M., Rüffer, N., Neubert, C. (1993): Schriftorientierte Aphasietherapie.<br />

Frankfurter Linguistische Forschungen 14/93, 45-56.<br />

Ziegler, W. (1991): Sprechapraktische <strong>Störungen</strong> bei Aphasie. In: G. Blanken<br />

(Hrsg.): Einführung in die linguistische Aphasiologie. Freiburg:<br />

Hochschulverlag.<br />

<strong>Lexikalisch</strong>-<strong>phonematische</strong> <strong>Störungen</strong>


i<br />

Margret Eckold, Ulrike Kling-Lünser, Claudia Neubert, Dagmar Wiegand, Michaela Zeh-Hau am Otto-<br />

Fricke-Krankenhaus, Bad Schwalbach.<br />

ii<br />

Zum Agrammatismus-Band der <strong>NAT</strong>-Materalien (Teil 2) existiert inzwischen eine Einzelfallstudie, in<br />

der gezeigt werden konnte, dass sich unter einer Therapie mit diesem Material agrammatische Symptome<br />

in der Spontansprache zurückbilden lassen (Rüffer/Stanschus, 1994).<br />

iii<br />

Die in den Kopfzeilen der Arbeitsblätter verwendeten Strukturbeschreibungen sind vereinfachend an<br />

der Oberfläche der Wortstruktur orientiert und stimmen nicht immer mit der nichtlinearen Phonologie<br />

von Wiese (Wiese 1988) überein, an der die Strukturbeschreibungen <strong>phonematische</strong>r Paraphasien in<br />

den Textteilen des vorliegenden Bandes orientiert sind. Wir sehen von diesen Unterschieden aus<br />

Gründen einer einfacheren Beschreibung ab.<br />

iv<br />

Die folgenden Charakterisierungen der segmentalen Merkmalsstruktur sind an der linearen phonologischen<br />

Theorie von Kloecke (1982) orientiert. Die Merkmalsstrukturen in dieser Theorie stimmen<br />

nicht in allen Punkten mit den Merkmalsstrukturen in der nichtlinearen Phonologie von Wiese überein.<br />

Die Unterschiede zwischen den beiden Theorien sind jedoch in dem Beschreibungszusammenhang<br />

des vorliegenden Kapitels vernachlässigbar.<br />

75<br />

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