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V E R E H R T E S<br />
P U b L I K U M !<br />
Wir nähern uns mit Riesenschritten dem doppelten<br />
WagnerGedenkjahr, dem 200. Geburtstag<br />
und zugleich dem 130. Todestag. Es hat<br />
seinen guten Grund, dass die szenischen Auseinandersetzungen<br />
mit dem Werk Richard<br />
Wagners zu Meilensteinen in der Entwicklung<br />
eines Neuen Musiktheaters wurden, oft genug<br />
gegen wütenden Protest. Ja, sie wurden<br />
zu einem Kriterium für die künstlerische Leistungsfähigkeit<br />
eines Operntheaters. So nimmt<br />
es nicht wunder, dass fast alle mittleren und<br />
großen Häuser in den nächsten Jahren mit Neuinszenierungen<br />
von Richard Wagners Hauptwerk,<br />
dem Ring des Nibelungen, auf sich aufmerksam<br />
machen. Voran das Nationaltheater,<br />
das zu den ausgewiesenen WagnerBühnen<br />
zählt. Das Rheingold und Die Walküre stehen in<br />
dieser Spielzeit auf dem Spielplan und in der<br />
nächsten Siegfried und Götterdämmerung. Mit<br />
dem Regisseur Christof Nel und einem jungen<br />
Ausstatterteam freuen wir uns auf einen sicher<br />
aufregenden neuen Ring und auf die musikalische<br />
Konzeption von Dan Ettinger, der bereits<br />
mit seiner Gestaltung des Lohengrin das Publikum<br />
begeisterte.<br />
Mit dem Ring im Zentrum bietet unser Spielplan<br />
eine musikalische Spannbreite von<br />
240 Jahren, von 1772 bis 2012. Die Oper wird<br />
einmal mehr in diesem Jahr lebendig und<br />
aktuell ihre Lebensfähigkeit über die Jahrhunderte<br />
hinweg unter Beweis stellen. Es sind<br />
die Grundbedingungen menschlicher Existenz,<br />
die in allen Opern zu allen Zeiten die Themen<br />
bestimmen. In der konzertanten Aufführung von<br />
Camille SaintSaëns’ Samson et Dalila geht es<br />
28 VORwORT OPER<br />
um einen interkulturellen Konflikt, der operntypisch<br />
mit persönlichen Schicksalen verwoben<br />
ist und dessen fatales Ende Samson als<br />
Selbstmordattentäter herbeiführt. Diese Oper<br />
eignet sich besonders für das Konzert, da sie<br />
zunächst als Oratorium konzipiert war.<br />
Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor, eine<br />
Inszenierung in Zusammenarbeit mit der Oper<br />
Dortmund, bereichert den Spielplan mit einer<br />
wilden BelcantoOper, wie sie typisch ist für<br />
die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der die<br />
Primadonna im Zentrum steht und Hass, Liebe,<br />
Grausamkeit, Reue und düstere Leidenschaft<br />
auch die Hauptrollen spielen.<br />
In Vorbereitung auch auf den 200. Geburts<br />
tag Verdis, der im selben Jahr geboren wurde<br />
wie Richard Wagner, inszeniert Regula Gerber<br />
die selten aufgeführte Oper Stiffelio, die erst<br />
in den letzten Jahren wieder auf den Bühnen<br />
Erfolge feiert. Stiffelio gebührt ein gleichberechtigter<br />
Platz neben Rigoletto, Il trovatore und<br />
La traviata. Wie La traviata basiert Stiffelio<br />
auf einem Stoff aus Verdis Zeit und hatte die<br />
entsprechenden Schwierigkeiten mit der Zensur,<br />
die hier Anstoß nahm an dem religiösen<br />
Milieu, in dem die Oper spielt. Für die Figur des<br />
Stiffelio schuf Verdi eine seiner schönsten<br />
Tenorpartien.<br />
Das preisgekrönte BroadwayMusical<br />
Avenue Q erlebt bei uns seine deutsche Erstaufführung.<br />
Darsteller und Puppen verschmelzen<br />
zu frechen Charakteren, die kein<br />
Blatt vor den Mund nehmen. Die Produktion<br />
entsteht in Zusammenarbeit mit dem Theater<br />
St. Gallen und BB Promotion.<br />
Am 25. Mai 2012 werden wir Olga Neuwirths<br />
The Outcast uraufführen. The Outcast ist eine<br />
Oper über Hermann Melville und seinen weltberühmten<br />
Roman Moby Dick. Olga Neuwirth –<br />
eine der wichtigsten Komponistinnen, die für<br />
ein avanciertes Musiktheater stehen – hat das<br />
Werk in unserem Auftrag geschrieben. Bary<br />
Gifford, der das Drehbuch zu dem Film Lost<br />
High way von David Lynch verfasst hat, ist der<br />
Librettist. Wir führen damit unsere Reihe der<br />
Uraufführungen fort, die in der vorvergan ge nen<br />
Spielzeit mit Bernhard Langs Monte zuma −<br />
Fallender Adler so erfolgreich begonnen hat<br />
und in der letzten Spielzeit mit Salvatore<br />
Sciarrinos Superflumina ihre Fortsetzung fand.<br />
Sechs Wochen später schlagen wir den Bogen<br />
zurück ins 18. Jahrhundert zu Johann Christian<br />
Bach. Achim Freyer wird Temistocle inszenieren,<br />
ein Werk, das Johann Christian Bach<br />
zum Namenstag des Kurfürsten Carl Theodor<br />
für die Mannheimer Hofoper geschrieben hat.<br />
Bach hat sich die enormen Qualitäten des<br />
Prof. Dr. KlausPeter Kehr<br />
Operndirektor<br />
Mannheimer Orchesters und der Mannheimer<br />
Sänger zunutze gemacht und eine Partitur<br />
geschrieben, die allen Beteiligten eine ungeheure<br />
Virtuosität abverlangt. Drei dieser Sänger<br />
wurden später mit großen Rollen bei der<br />
Uraufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts<br />
Idomeneo in München bedacht.<br />
In der ersten Juliwoche laden wir Sie wieder<br />
zu ganz besonderen MozartErlebnissen nach<br />
Mannheim und Schwetzingen im Rahmen<br />
des Mannheimer Mozartsommers 2012 ein.<br />
Lassen Sie sich anregen und aufregen,<br />
bleiben Sie neugierig und vergnügt!<br />
Ihr<br />
KlausPeter Kehr<br />
VORwORT OPER 29