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1/2 - Verein österreichischer Gießereifachleute

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HEFT 1/2 GIESSEREI-RUNDSCHAU 49 (2002)An dem einfachen Beispiel der Absenkung der Staubgrenzwerte imLaufe der Zeit und in Abhängigkeit des Standes der Entstaubungstechnikwird in Abb. 8 die oben angesprochene Problematik schematischaufgezeigt. Lagen zum Beispiel die Staubgrenzwerte für dieKupolöfen 1970 noch bei 150 mg/m 3 , so liegen sie derzeit bei20 mg/m 3 . Nach dem heutigen Stand der Entstaubungstechnik könntedieser Wert noch weiter abgesenkt werden; nur ist die Sinnhaftigkeiteines solchen Schrittes sowohl aus wirtschaftlicher als auch ausökologischer Sicht höchst fragwürdig, da damit gleichzeitig die Energieverbräucheund die CO 2 -Emissionen in die Höhe getrieben würden.Eine derartige Maßnahme richtet sich damit eindeutig gegen dieKlima-Strategie und mit den erhöhten Energieverbräuchen sowie zusätzlichenInvestitionsaufwendungen auch gegen eine nachhaltigeUmweltpolitik. Weiters ist zu bedenken, dass in der Folge oft moderneFertigungseinrichtungen an unseren Standorten unwirtschaftlichwerden und in Länder mit geringeren Umweltauflagen sowie einfacheremGesetzesvollzug verlagert werden. Durch diesen Rückschrittleiden nicht nur die Umwelt, sondern auch jene Volkswirtschaften,die nicht bereit sind, Herstellungsprozesse, den Ressourceneinsatzbis hin zu den Produkten sowie deren Einsatz ganzheitlich zuerfassen und zu bewerten.wie vor nur die Emissionsgrenzwerte als Kriterium kennt, abgedecktwird. Neben den Emissionen sollten auch die Parameter: Primär- undSekundärrohstoffe, Energie, Ausbringen, Recycling, Wirtschaftlichkeitu.a.m. gewichtet und berücksichtigt werden; erst auf diese Weisekommt man zu Verfahren, die dem Begriff „beste verfügbare Techniken“(BAT) gerecht werden. Eine konsequente Umsetzung solltenatürlich auch dazu führen, dass der eine oder andere Grenzwertnach oben oder unten revidiert wird.Die Flächen innerhalb der Ellipsen im Bild sollen in etwa das Potenzialfür die nachhaltige Entwicklung von Herstellungsprozessen aufzeigen.Ein besonderes Augenmerk wird in Zukunft auch auf die Produkte –in unserem Fall sind es die Gussteile, Komponenten, Module aberauch Fertigprodukte wie Rohre, Fittings oder Walzen – hinsichtlichihrer Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus gelegt werden.Das „Gießen“ als der direkteste Weg von der Schmelze zum hochfestenBauteil hat sowohl aus energetischer als auch ökologischer Sichtgroße Vorteile. Durch die hohe Recyclierbarkeit z.B. ausgedienterFahrzeug- oder Maschinenteile und die Möglichkeit. auch anderenmetallischen Schrott einer Wiederverwendung zuzuführen, zählt dasGießen zu den ressourcenschonensten Verfahren.Abb. 9: Inhalte der Begriffe „Stand der Technik“ (StdT) oder „beste verfügbareTechnik“ (BAT).Abb. 8: Schematische Darstellung der Wechselwirkung zwischen den Staubgrenzwerten,den Energieverbräuchen und den CO 2 -Emissionen.In Abb. 8 ist auch ein Bereich skizzenhaft angedeutet, der den Begriff„beste verfügbare Technik“ (BAT) veranschaulichen soll. Selbst diesesBeispiel zeigt sehr anschaulich, dass es auch bei dieser einfachen Verknüpfungzwischen Staub- und CO 2 -Emissionen ein Optimum gibt unddass das vielfach praktizierte kontinuierliche Reduzieren der Staubgrenzwerteohne Bewertung der Sekundäremissionen und der zusätzlichenEnergieaufwendungen in die falsche Richtung führt.Den Autoren ist bewusst, dass die realen Herstellungsprozesse umvieles komplexer sind und eine Optimierung unter Einbeziehung allerMedien um vieles schwieriger ist. Mit diesem simplen Beispiel soll jedochein Anstoß für diese ganzheitliche Denkweise gegeben werden.Um konkrete Umsetzungen in der Praxis tatsächlich voranzutreiben,liegt noch ein großes Stück Arbeit in Wissenschaft, Wirtschaft und imsozialen Bereich vor uns.In der IPPC-Richtlinie findet man im Anhang IV eine Liste von Maßnahmen,die unter Berücksichtigung der Kosten und ihres Nutzenssowie des Grundsatzes der Vorsorge und der Vorbeugung zur Festlegungder „besten verfügbaren Techniken“ führen. Leider wurdenbei der letzten Novelle der Gewerbeordnung im Jahr 2000 die integrativenAnsätze der IPPC-Richtlinie kaum übernommen. Es wurdelediglich der Inhalt des „Standes der Technik“ (StdT) um die Verhältnismäßigkeitzwischen dem Aufwand und dem dadurch bewirktenNutzen erweitert. Es ist dies sicherlich ein positiver Schritt und einezarte Aufforderung in Richtung einer ganzheitlichen Bewertung vonAnlagen. Auswirkungen der Novelle auf die praktische Handhabungbei der Genehmigung von Anlagen durch die Behörden konnten bisherjedoch nicht festgestellt werden.In Abb. 9 wird schematisch und sehr grob gezeigt, was unter BATzu verstehen wäre und wie wenig eigentlich mit dem StdT, der nach6. Literatur[1] „Emissionserhebung der Industrie für 1993 und 1994“; BundessektionIndustrie der WKÖ und des VÖI, Mai 1997[2] BGBl. Nr. 447 / 1994: Begrenzung der Emission von luftverunreinigendenStoffen aus Gießereien[3] BGBl. I Nr. 115 / 1997: Immissionsschutzgesetz-Luft, IG-L[4] BGBl. I Nr. 62 / 2001: Änderung des Immissionsschutzgesetzes-Luft und Aufhebung des Smogalarmgesetzes[5] BGBl. II Nr. 298/2001: Immissionsgrenzwerte und Immissionszielwertezum Schutz der Ökosysteme und der Vegetation[6] LGBl. Nr. 72 / 86: NÖ Luftreinhaltegesetz[7] LGBl. Nr. 5 / 1987: Immissionsgrenzwerteverordnung der SteiermärkischenLandesregierung[8] Interner Bericht IB-645 „Vorbereitende Arbeiten zur Erfüllung derBerichtspflicht auf Grund von Art. 15 (3) der IPPC-RL (96/61/EG),Europäisches Schadstoffemissionsregister, UmweltbundesamtGmbH, Wien, Dezember 2000[9] „Jahresbericht 2000“, Fachverband der Gießereiindustrie Österreichs,A-1045 Wien[10] „Grundsatzuntersuchung über die Ermittlung der Korngrößenverteilungim Abgas verschiedener Emittenten (< PM 2,5 und < PM10), Projekt I“; Bayerisches Landesamt für Umweltschutz,D-86179 Augsburg, TÜV Ecoplan Umwelt GmbH, D-80686 München;Dezember 2000[11] „Spalt- und Reaktionsprodukte organischer Formstoffbestandteilein Gießgasen (Formstoff-Emissionen)“; J. Winterhalter, H. Bautz,W. Siefer; Gießereiforschung 41, 1989, Nr. 2, S 66–76[12–16] Jahresberichte 1995, 1996, 1997, 1998 und 1999; Fachverbandder Gießereiindustrie Österreichs, A-1045 Wien[17] Bericht BE-165 „Luftschadstoff-Trends in Österreich“, UmweltbundesamtGmbH, Wien, Dezember 1999[18] „Umweltsituation in Österreich“, Umweltkontrollbericht des Bundesministersfür Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaftan den Nationalrat, Umweltbundesamt GmbH, Wien,20017

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